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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 369

1854 - Münster : Aschendorff
369 Als hätt' er nur bisher ge- spickt. Verdoppelt er der Streiche Macht. Und drängt, und läßt nicht nach zu stürmen. Bis er den Gegner so betäubt. Daß dem, unfähig sich zu schir- men. Nichts als Ergebung übrig bleibt. Er senkt das Schwert, steht um sein Leben, Und will, nach des Vertrages Kraft, Sich nach des Kaisers Hofbegebcn, Gewärtig ritterlicher Haft. Da reicht, zur Milde schnell gewendet. Ihm Max die kaiserliche Hand, Und glorreich ist der Kampf geen- det. Den er für Deutschlands Wohl bestand. Jetzt schmettern jubelnd die Tvvm- peten. Und Alles preist des Herrschers That, Der, seines Volkes Ruhm zu retten. Als Kämpfer in die Schranken trat. 21. Die Kirchenspaltung im sechszehnten Jahrhundert. Unter der Negierung des Papstes Leo X. ward an der überaus merkwürdigen Peterskirche in Rom gebaut. Freudig gab er seine Einkünfte und sein großes Privatvermögen zur Förderung dieses Prachtbaues hüt. Beides indessen reichte nicht aus; der herrliche Tempel schien noch manches Jahr unvol- lendet bleiben zu müssen. Da schrieb Leo um 1517 einen Ablaß aus. Vorzüglich wollte er dadurch die Gläubigen in drangvoller Zeit zur Tugendübung ermuntern und ihnen neue Gelegenheit zur Vervollkommnung bieten, zugleich aber auch für die Mittel sorgen, bald dem Herrn ein Haus vollenden zu können, welches zu dessen Verherrlichung im Hauptorte der Christenheit einzig in seiner Art dastehen sollte. Die Kirche schreibt, wie bekannt, zur Gewinnung eines Ablasses bestimmte Verpflichtungen vor, als: den würdigen Empfang des heili- gen Buß-und Altar-Sakraments, Gebete, Werke der Ab- tödtung und der christlichen Barmherzigkeit. So war's von jeher, so besteht es noch. Deshalb bestimmte der Papst bei Ausschreibung dieses Ablasses, daß die daran sich Betheiligen- den, als ein Almosen, freiwillige Beiträge zur Vollerwung der Peterskirche geben möchten. An verschiedene Bischöfe der ganzen Christenheit erging die Aufforderung, den Ablaß zu verkündigen und die Gaben zu sammeln. In Deutschland traf 24

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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 116

1909 - Hamburg : Boysen
— 116 — lateinischer Poesie und wohllautender Verse Lebensbedürfnis. Als damals Tacitus neu aufgefunden und gedruckt wurde, schrieb Leo: die großen Autoren seien eine Richtschnur für das Leben, ein Trost im Unglück; die Beförderung der Gelehrten und der Erwerb trefflicher Bücher habe ihm von jeher als ein höchstes Ziel gegolten, und auch jetzt danke er dem Himmel, den Nutzen des Menschengeschlechtes durch Begünstigung dieses Buches fördern zu können. Der Humanismus in Deutschland. Von Italien aus gelangte die neue Bildung nach Deutschland. Denn viele begabte und eifrige Deutsche gingen nach Italien, um dort zu lernen. Italiener waren ihre Meister, denen sie nacheiferten; ihnen es gleich zu tun, ja sie zu übertreffen, war ihr Streben. Aber in Deutschland zeigte die Bewegung der Geister ein anderes Bild als in Italien. Während in Italien das Wiedererwachen des Altertums die gesamte Lebensanschauung und Lebensführung änderte, beeinflußte der Humanismus in Deutschland nur die Schule und die gelehrte Welt. Bis über die Mitte des 15. Jahrhunderts war die Zahl der Schulen in Deutschland gering. Die Zucht war überaus hart. Die Knaben wurden auch dann aufs grausamste geprügelt, wenn sie sich nichts hatten zu schulden kommen lassen; ,,sie mußten gedemütigt werden.’* Abgesehen von den Schreib- und Rechenschulen in den Handelsstädten wurde überall das Hauptgewicht auf religiöse Unterweisung gelegt. Freilich trieb man in den mittelalterlichen Schulen auch Latein, aber nicht um dem Schüler die Geistesschätze des Altertums zu übermitteln, sondern um ihn zu befähigen, die mittelalterlichen Kirchenschriftsteller zu verstehen. Die grammatischen Handbücher und die Wörterbücher waren wenig übersichtlich, und da sie sich auf das entartete Latein der Kirchenschriftsteller gründeten, durchaus fehlerhaft und unvollständig. Die Humanisten bemühten sich, diesen Übeln abzuhelfen, Sie gründeten lateinische Schulen, gaben Anleitung zum Unterricht und zur Erziehung, traten selber als Lehrer auf, fingen an, den Wortschatz der römischen Klassiker zu sammeln und zu ordnen, schrieben Lehrbücher und Wörterbücher, welche auf das Verständnis der Alten hinarbeiteten, und versuchten, ihre ungelehrten Landsleute durch Übersetzungen in das fremde Gebiet einzuführen. Die bedeutendsten Schulen entstanden in Schlettstadt, Deventer und Münster. Auch auf den Hochschulen versuchten die Humanisten Einfluß zu gewinnen. War das Lernen fremder Sprachen bisher nur die Vorstufe gewesen, wenn man sich einem höheren Beruf hatte widmen wollen, so sollte fortan die verständige und hingebende Beschäftigung mit dem Altertum die Hauptaufgabe der Hochschule sein. Neben den festgeordneten Lehrkörpern der Universitäten bildeten sich unter dem Einfluß der Humanisten freie Vereine, welche sich als Ziel setzten, die alten Wege zu verlassen. Diese freien Vereine beschränkten sich jedoch nicht auf die eine oder die andere Universitätsstadt, sondern sie hatten ihre Mitglieder in ganz Deutschland zerstreut. Unter den Gesellschaften, welche damals entstanden, traten zwei ganz besonders hervor: die Donaugesellschaft, welche in engster

2. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 94

1882 - Mainz : Kirchheim
— 94 - tern, was ihm auch teilweise gelang. Sein Name verdient mit Ehrfurcht in der Geschichte der Menschheit genannt zu werden. Fünfzehntes Kapitel. Geschichte der neueren Zeit. Zeitalter der sogenannten Deformation. Die kirchlichen Zustände bedurften am Anfange des 16. Jahrhunderts einer Verbesserung. Nicht der alte von dem Sohne Gottes selbst ererbte Glaube hatte sich verschlechtert, sondern die Sitten waren bei Klerus und Volk nicht rein geblieben. Eine Reform innerhalb der Kirche im Geiste des Glaubens wurde von allen gutgesinnten Christen gewünscht, und durch das Concil von Trient (1545—1563) auch wirklich erreicht. Im Jahre 1513 hatte Leo X. den päpstlichen Thron bestiegen. Er stammte aus dem Hause der Medici und hatte mit dem Namen auch den Kunstsinn seines Hauses ererbt. Selbst seine Gegner erkennen an, daß Leo ein wohlwollender, sittenreiner Kirchenfürst war. Schon von seinen Vorgängern war der Plan gefaßt worden, dem heiligen Apostelfürsten Petrus eine Kirche zu erbauen, die an Pracht und Größe alle übrigen des Erdkreises übertreffen sollte. Dieselbe sollte zugleich ein Symbol (Sinnbild) der Einheit der Kirche sein. Damit es auch dem fermsten möglich sei, sein Scherflein zu diesem Riesenbau beizutragen, schrieb Leo einen Ablaß aus. (Ablaß, Nachlaß zeitlicher Sündenstrafen für bereits vergebene Sünden, nicht aber Nachlaß der Sünden um Geld, wie der Ablaß oft in Wörterbüchern erklärt wird). Außer dem vorgeschriebenen würdigen Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares und dem Gebete für die Kirche, bestand auch eine Bedingung zur Gewinnung des Ablasses darin, daß man ein Almosen gebe, und dieses sollte zum Baue der Peterskirche verwandt werden. In Deutschland wurde der Ablaß durch die Dominikaner verkündigt, unter denen sich besonders der Pater Johann T e tz e l durch seinen Eifer auszeichnete. Daß Unwissende vielfach mit dem Ablaß Mißbrauch trieben, darf man nicht

3. Von der Reformation bis zur Gegenwart - S. 3

1877 - Kattowitz O.-S. : Siwinna
3 In seiner Einfalt und Herzensfrömmigkeit hatte sich Luther unter Rom und dem Papste den Inbegriff aller Frömmigkeit auf Erden vorgestellt und voll tiefer Andacht seine Fahrt nach der heiligen Stadt angetreten. Er sollte arg enttäuscht werden. Statt eines frommen Statthalters Gottes auf Erden fand er in dem Papst Julius Ii. einen in Sünden versunkenen Soldaten; statt frommer Kirchenfürsten meist Lügner und Betrüger; die herrschende Unsittlichkeit und Unchristlichkeit, die er allenthalben zu sehen bekam, erfüllte ihn mit Entsetzen. Als er nach Deutschland zurückkehrte, hatte er sich in seinen Ansichten sehr verändert, seine Ehrfurcht vor der heiligen Stadt und dem Papste hatte einen gewaltigen Stoß erlitten. „Der Menschen Werke," predigte er fortan, „sind viel zu unvollkommen, als daß irgend jemand für sich, viel weniger denn für andere, dadurch Ruhm und Glück bei Gott verdienen könnte. Am wenigsten taugen aber diejenigen Werke, die nur nach außen glänzen, aber innen wertlos sind, wie Fasten, Wallfahrten, Geißelungen und dergleichen. Der Mensch muß zuvor in sich fromm sein oder böse, ehe er gute oder böse Werke thut. Seine Werke machen ihn nicht gut oder böse, sondern er macht seine Werke gut oder böse. Darum ist erst der Glaube und darnach die Werke, erst die Quelle und dann der Bach." Immer lebendiger wurde in Luther der Gedanke, gegen das sündhafte Leben der Geistlichen öffentlich aufzutreten und die Beseitigung der kirchlichen Mißbräuche herbeizuführen. Die passende Gelegenheit dazu sollte bald kommen. Den päpstlichen Stuhl hatte Leo X. bestiegen, der an Pracht und Verschwendung alle seine Vorgänger übertraf. Weil er mit Vorliebe die bildenden Künste (Malerei und Bildhauerkunst) und die Wiedererweckung der griechischen und römischen Bildung beförderte, nannte man ihn den heidnischen Papst. Um Kunst und Altertümer hat sich Leo in der That Verdienste erworben, aber um die Pflege des religiösen Lebens, was doch zunächst seine Auf-Iii.

4. Der südteutsche Schulfreund - S. 139

1842 - Karlsruhe [u.a.] : Herder
139 von Monselice, von Pavia, von Mailand, nichts übrig war, als die rauchenden Trümmer, bereitete der bar- barische Held in seinem Lager am Flusse Menzo der Stadt Rom seine Rache. Kein Kaiser, keine Legion, kein Senat, unternahm die Errettung des Vaterlandes der alten Beherrscher der Welt. Aber der Papst Leo nahm den Bischofstab in seine Hand, und wagte sich in das hunnische Lager. Er brachte rührende Vorstellungen vor den König, und sagte ihm, Rom, von Gott beschirmt, könne nicht ungestraft einge- nommen werden; Alarich habe dieses weiland erfahren, da er diese Eroberung wenige Tage überlebt; auch At- hanlf sei in der Blüthe seiner Waffen gefallen. Attila ließ ab: und so wurde Rom durch Leo gerettet. Eben dieser Papst beschirmte Rom wider die Flammen Genserichs, Königs der Vandalen, dessen Wuth Car- thago empfunden. Der ganze Adel und ein großer Theil des Volks nahm Flucht in das Gebirge, in die Felsen- höhlen und Wälder. Ganz Campanien, alle Palläste, die berühmten Gärten und schönen Landhäuser, wurden durch diese neuen Afrikaner von Grund aus umgekehrt; verbrannt wurde Nola, die Geburtsstadt des Augustus. Als nun Schwert und Feuer keine Sache noch Person schonten, erhielt Leo durch Flehen, daß Nom nicht in einen Steinhaufen verwandelt würde. Wenn, ohne einzugehen auf höhere göttliche Gründe, auch nur obenhin die natürliche Billigkeit entscheidet, so ist wahrlich der Papst mit Recht Herr von Nom, denn ohne ihn wäre Rom nicht mehr vorhanden. Das Christenthum in Deutschland. Vonifacius. In unserm teutschen Vaterland waren seit dem Jahre 500, die Franken das mächtigste Volk; sie besaßen das nördliche Frankreich und einen bedeutenden Theil des westlichen Deutschlands. Um das Jahr 600 war Chlod- wig, König der Franken, ein großer Eroberer. Er ver- jagte die lezten Römer aus Frankreich, nahm den West-

5. G. G. Bredows Leitfaden für die Weltgeschichte - S. 33

1889 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
Ii. Deutsche Geschichte. L Deutschland vor 3000 Jahren. a. Land und Volk. Deutschland (Germanien) war vor 2000 Iahren mit Waldungen und Smpfen bedeckt; daher war es feuchter, klter und unfruchtbarer, als es jetzt ist. Man fand keinen einzigen Obstbaum; unter den wildwachsenden Krutern nennen die Rmer wilden Spargel und groe Rettiche; von Getreidearten baueteu die Deutschen nur Hafer und Gerste; aus jenem bereiteten sie ein Mus zum Essen, aus der Gerste Bier, Gerstenwein. Der einzige und liebste Reichtum der Deutschen waren zahlreiche Herden von Pferden und Ochsen. Pferde dienten nicht blo zum Fahren und Rettert im Kriege und auf Reisen, sondern auch zur Nahrung, und aus dem Wiehern einiger heiliger Pferde sagte man die Zukunft vorher. Auch fanden sich in Deutschland wilde Pferde, Elentiere und Auerochsen; die Hrner der letzteren gebrauchte man zu Trinkgeschirren. Die Jagden und die anwachsende Menschenzahl haben die Menge der wilden Tiere jetzt sehr vermindert. Auch war die Zahl der Vgel sonst weit grer. Salzquellen schtzten die alten Deutschen sehr hoch; doch war ihr Salz nicht wei, sondern schwarz. Die alten Deutschen werden von den Rmern gerhmt wegen ihrer Gre, ihrer blauen Augen und ihres rtlichen Haares, und sie waren gefrchtet wegen ihrer lebhaften Neigung zum Kriege. Waffen trugen sie im Hause, auf den Feldern, bei Gastmhlern, vor Gericht; mit Waffen legten sie sich schlafen; Waffen legte man den Toten ins Grab. Auch die Frauen waren kriegerisch. Daher wurden die alten deutschen Namen hufig von starken und raubenden Tieren herge-nommen, z. B. Br, Leo, Fuchs, Wolf. Ie strker und kriegerischer aber ein Deutscher war, desto weniger arbeitete er: Bestellung des Ackers und Besorgung des Hauswesens wurde den Frauen und Greisen berlassen. Der freie kraftvolle Mann ging auf die Jagd, zum Gast-mahl, spielte und verspielte wohl sich selbst und trank Tage und Nchte Bredow v. d. Laan, Ausg. A. 3

6. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 724

1888 - Berlin : Hertz
724 Der geistliche Kampf (der sogenannte Cultnrkampf). Heiligkeit Macht steht, jetzt einen Prinzipienstreit zu schlichten, der seit einem Jahrtansenb in der Geschichte Deutschlands sich mehr als in der anderer Länder fühlbar gemacht hat, so bin Ich doch gern bereit, die Schwierigkeiten, welche sich aus diesem von den Vorfahren überkommenen Conflicte für beide Theile ergeben, in dem Geiste der Liebe zum Frieden und der Versöhnlichkeit zu behandeln, welcher das Ergebniß Meiner christlichen Ueberzeugungen ist. Unter der Voraussetzung, Mich mit Ew. Heiligkeit in solcher Geneigtheit zu begegnen, werde Ich die Hoffnung nicht aufgeben, daß da, wo eine grundsätzliche Verständigung nicht erreichbar ist, doch versöhnliche Gesinnung beider Theile auch für Preußen den Weg zum Frieden eröffnen werde, der anderen Staaten niemals verschlossen war." Als nun die Katholiken im Landtage die Aushebung der ganzen neuen Gesetzgebung verlangten, erklärte der Minister, davon könne nicht die Rede sein, wenn der Friede ein dauernder sein und der Kampf nicht bei erster Gelegenheit wieder entbrennen solle: die neue Gesetzgebung sei in der Hauptsache zum Schutz des Staats gegeben. Diesen Standpunkt könne die Regierung nicht aufgeben; innerhalb dieser Linien würde sie es an Entgegenkommen nicht fehlen lassen, innerhalb dieser Linien werde sie nicht ablassen, Uebereinstimmung zu suchen mit der anderen Seite und werde nicht aufhören, dahin zu wirken, daß sie diese Uebereinstimmung finde. Nach vielfachen vertraulichen Vorverhandlungen kam es endlich zu wirklichen Verhandlungen mit dem päpstlichen Nuntius zu Wien, auf deren glücklichen Ausgang man um so mehr rechnen zu dürfen glaubte, als der Papst geneigt schien, in dem Punkte, auf welchen die preußische Regierung den Hauptwerth legte, der Anzeige der zu ernennenden Geistlichen in Preußen das zuzulassen, was anderen Regierungen gegenüber bereits zugestanden war. Die päpstliche Curie nahm jedoch während der Verhandlungen dieses Zugeständniß zurück. Daran scheiterten die Verhandlungen. Die Regierung suchte nun ihrerseits selbstständig gewisse Erleichterungen gegenüber der bisherigen Gesetzgebung festzustellen, fand aber hierin überraschender Weise theilweise bei der katholischen Partei selbst Widerstand, welche eine gänzliche Aufhebung, nicht eine Revision dieser Gesetzgebung verlangte. Des Kaisers Streben blieb darauf gerichtet, feinen katholischen Unterthanen, nöthigen Falls auch ohne die Mitwirkung des Papstes, die Wohlthaten friedlicher Zustände wieder zu verschaffen: er gab allerdings die Hoffnung nicht auf, daß beim Papst Leo die milde und versöhnliche eigene Gesinnung den Sieg über die schroffen Auffaffungen in feiner Umgebung schließlich davontragen würden. Bis dahin aber wollte die preußische Regierung ihre wohlwollenden Absichten für die katholische Bevölkerung, auch ohne vorherige Zusage einer Gegenleistung, auf dem Wege der Gesetzgebung durchführen, indem sie vom preußischen Landtage Vollmachten zur milderen Handhabung der in Kraft bleibenben Maigesetze erbat. Sie meinte babei auf die volle Unterstützung der einflußreichen Katholiken rechnen zu können. Diese Hoffnung scheiterte jeboch

7. Von Böhmen, Oesterreich, Bayern, Francken, Schwaben, Ober-Rhein, Nieder-Rhein, Westphalen, Nieder-Sachsen und Ober-Sachsen - S. 891

1753 - Leipzig] [Frankfurt : [S.n.]
ru Deutschland. $91 Die wenden sind zwar noch eine geraume Zeit bey ihrer Abgötterei) geblieben, und haben auch die Christen abscheulich verfolget: Aber im zwölften Seeulo hat ihnen der Heil. Vicelinus mit seinem Bischofs? Stabe; und dersachsischehertzog, Ken. rico Leo, mit dem Schwerde das Handwerck ge- leget. Der Xll. Articul. Vom Christenthum in Deutsihland. In der ersten Kirche sind verschiedene Bißthü- mer am Rhein-Strome und an der Donau auf- gerichtet worden: Aber die grosse Migratio Gen- tium hat alles wieder verwüstet. Endlich ist der heilige Bgnifaclus so glücklich gewesen, und hat im achten Seculo verschiedene neue Bißthümer angeleget,und den8tatnm Eccle- fiafticum am Rhein und an der Donau ziemlich in Ordnung gebracht. Er hat zwar bey solcher Gelegenheit dft Deutsche Clerifty unter das Joch des Römischen Stuhls ge- zogen , davor ihm wol kein Deutscher Patriote ei- nen Panegyricum schreiben wird: Aber er würde vermutblich auch mit seinem Bekehrungs-Wercke nicht fortkommm seyn, wenn er nicht dem Pabste zu Rom unter die Flügel gekrochen wäre. Der Xlh. Articul. Vom Pabstthum in Deutschland: So weit hat es der Pabst nicht bringet! können, daß er die Deutschen Bißthümer seines Gefallens hätte besetzen können; sondern dieganoniei haben das Recht einen neuen Bischof zu erwählen oder zu postuliren behauptet. Er

8. Deutsche Kriegslieder aus den Jahren 1914/16 - S. 1

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
1914.1 Deutschland starrt im Waffenglanze, Deutschlands Hecht liegt in der rechten, Deutschland grollt im Ungewitter, in der andern Schale lastend Brot wird hart und Liebe bitter, liegt die Welt. Tränen keltern wir statt wein. (Bott ersteht im (Eisentanze, Trommeln laden ein zum Tanze, (Bott ersteht im schweren Wetter, und der Tod, der dürre Bitter, (Eiche, laß dem Sturm die Blätter, führt den Reihn. — opfre, Deutschland, wie er will! Über Deutschland in den Nächten Deinem Rächer, deinem Retter, hör' ich schwarze Vögel hastend, der dich glüht zu neuem Glanze, seh ich einen Schatten rastend, halt ihm still! der die blanke wage hält. -Sna Seiöet. wir wollen. . .* wir wollen in den Tagen schaut sie in West und (Dsten der steilsten Lebensfahrt den Feind. nicht säumen — und nicht fragen: Sie spürt ein Wipfelbeben wie alles ward. und hört ein Flügelwehn. wenn auf des Hauses Pfosten Deutschland kämpft um fein Leben; die Sonne morgen scheint, es wird nicht untergehn. Alfred Herr. Das Vaterland.3 Trauer darf nicht trauern; Liebe darf nicht lieben; mütter dürfen nicht mehr Mütter sein. Vaterland allein, Vaterland allein soll auf unserer Fahne stehn geschrieben. Schöpfer darf nicht schaffen — muß sein Werk zerstören. Niemand darf mehr dienen seinem Stern. Keinem andern Herrn, keinem andern Herrn sollst du, als dem Vaterland, gehören. Glut zur Glut des Volkes... Ausgelöscht dein Harne. 3n die Lüfte fährt die Flamme steil. Alle nur ein Teil, alle nur ein Teil — aufgegangen in der großen Flamme. Darfst nicht für dich sterben; mußt zu Glanz zerfliegen überm Vaterland — du bist nicht dein. Friede darf nicht sein, Friede darf nicht sein, bis wir mit dem Licht die Welt besiegen. Leo Sternberg. 1 ctus „Gedichte" von Ina Seidel. 2 3m ,,Tag" vom 2. fluguft 1914. 3 Kus Leo Sternberg, „Krtegslieber aus 1914/15". Wiesbadener Volksbücher 177. Queuenjammlung Ii, 175: Peper, Die Rriegsdichtung 1

9. Abriß der deutschen Geschichte - S. 107

1798 - München : Lindauer
107 geholfen, und alles wieder gutgemacht sey. Sogar der erschreckliche hussitische Krieg (1419—1436), nebst andern Begebenheiten, welche eine Folge von der Hinrichtung des Huß waren, machte niemand klüger, und in den hundert darauf erfolgten Jahren erreichte endlich die Unwissenheit und allgemeine Lauigkeit in Glaubenssachen, nebst unzähligen Mißbräuchen, den höchsten Grad, so daß, gemäß dem natürlichen Lauf der Dinge, ein betrübter Ausbruch von was immer für einer Unordnung und Zerrüttung, im nahen Anzug, und daß darüber jeder Verständige und Gutgesinnte bekümmert war. Eine ganz gewöhnliche Sache gab nun endlich im Jahr 1517 die Veranlassung zu Bege- benheiten , worüber das Blut der Deutschen in Strö- men geflossen, die Freyheit der deutschen Stände mehr, als Einmal, in die Gefahr einer neuen Unterdrückung, gerathen, und Deutschland in Rücksicht auf Religi- ousgrundsätze, Begriffe, und Absichten, und auf wechselseitiges Zutrauen gleichsam in zwo Hälften ge- Iherlt, der Fortschritt der Wissenschaften aber neu- erdings, beynahe bis auf unser Zeitalter, gehemmt worden ist. Pabst Leo Xte ließ zur Erbauung der prächtigen Peterskirche zu Rom bey den Gläubigen Geldbeträge sammeln, und denjenigen, welche sich dazu willig finden würden, m seinem Namen Ablaß ertheilen, welches letztere eine gar nicht ungewöhnliche Sache war. Der Auftrag der Ablaßverkündigung wurde in Deutschland dem Chnrfürften Albert von Mainz, der zu- gleich Erzbischof von Magdeburg war, und von diesem zur weitern Besorgung einem sächsischen Dominikaner Tezel überlassen. Wie nun Tezel mit seinem Geschäft in die Gegend von Wittenberg kam, fiel ein, auf der Universität daselbst öffentlich lehrender, Professor der Theologie, und Augustinermönch, Martin Luther (geb. 1483 zu Eisleben in Sachsen, und daselbst ^ 1546) auf den Einfall, wider den Ablaß, und die dabey vorkommende Mißbräuche sogenannte Schul- theseö

10. Abth. 1 - S. 17

1818 - Elberfeld : Büschler
Ausbruch der Reformation. *7 Lehrer der Theologie an her Wittenberger Univer- (U«f, öffentlich gegen die Ablgsse auf,finden« er am Allerheiligenabend 1617 an der Stiftskirche zw Wittenberg 90 Satze anschug, worin er den Ablaßhandel heftig angriff und alle Gelehrte auf. forderte, dieselben in einer öffentlichen Disputa- tion zu prüfen Eine solche öffentliche Behaup- tung gewisser Glaubenssätze wer nichts Seltenes, aber in denen Luthers herrschte ¿me so kühne Sprache und solcher Geist der Freiheit, daß ste sebr begierig i> ganz Deutschland gelesen wurden. Er 'behauptete: ,,Der Papst habe keine Gewalt, die Sünden nachzulassen, sondern nur, zu erklären, daß sie schon nachgelassen seyen; was der Papst in Ansehung derselben für Gewalt habe, eben so viel habe auch jeder Bischof und Pfarrer; wer seine Sünden wahrhaft bereue, erhalte auch Nachlaß der Strafe ohne 'Ablaß; die Schätze des Heilandes und der Kirche gehörten den Gläubigen dergestalt zw, daß ihnen der Papst kein neues Recht dazu erlheilen könne, u. s. w." Uebrigens war es damahls noch gar nicht itt seinem Sinne, des Papstes Ansehn selbst oder die alte Kirche anzu. tasten. Allein schon seine Lehre vom Ablaß mußte den heftigsten Widerspruch von Seiten Tezels und seiner Freunde, besonders der Dominikaner, er- wecken; ste schrieen ihn als einen Ketzer aus und redeten schon von Schwerdt und Scheiterhaufen. In Rom schwieg Matt, obschon die Streitig- keiten bereits 9 Monate gedauert hatten. Die Sache war dort wohl bekannt, allein der Papst Leo soll sie nur für eine Mönchszankerei angese- hen haben; und überhaupt kannte man in Rom Deutschland nicht, sondern hielt es noch immer für ein halb barbarisches Land, dessen Volk geduldig, zum Gehorchen gewöhnt, und langsames Ent- schlusses sey. Diese Nlchtkenntniß und Nichtach- tung unseres Volkes ist dem römischen Stuhle vor- derblich geworden, und hat über uns selbst unsäg- liche Verwirrung gebracht. B

11. Deutsche Kriegslieder aus den Jahren 1914/16 - S. 13

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Kampf 13 Kein Hurra, kein Alarmsignal, kein rasender Kurier, der jubelnd die Zahne schwingt! Der Hebeltag kommt; der Abend sinkt mit einer blutigen Binde um das Haupt .. . verwundete tauchen an Krücken und wegbestaubt aus undurchdringlichem Grau . .. (Ein Heer von Schatten kommt ins Land gedrängt... vorangesprengt Rosse mit ledigen Sätteln und blutigen Mähnen ... Die Glocken der Feinde frohlocken und künden die Lüge von unsrem vernichteten Heer: Deutschland — nicht mehr als ein Haufen von Leichen! .. . Dann aufrecht stehn und auch in diesem Kampf nicht weichen, der sich entscheidet in den Sternen .. . Das sind die Tage, wo wir beten lernen. Leo Sternberg. Im Schützengraben? vor dem Bois des Chevaliers, im Oktober 1914. 3n Frankreichs Erde haben wir uns hinabgewühlt und lauern im Schützengraben, von welscher Erde durchkühlt. Wir lauern nachtdurchfroftet und regenüberbrauft; die treue Büchse rostet; am Kolben liegt die Faust. tdir lauern am Waldesrasen; Altweibersommer weht; der Mond baut Silberstraßen zum Feind, der drüben steht. Mir liegen wie in Grüften unter Inond und Sonnenschein und saugen das fremde Düften der welschen Erde ein. Granaten gurgeln und krachen und streuen Tod umher; wir lauern und warten und wachen; die Augen werden uns schwer. wir hören des Nachts im Walde die Totenkäuze schrein; der Graben kann uns, wie balde, zum Grab bereitet sein. Die Uebel fallen und steigen; die Blätter treiben ihr Spiel, herz, herz, du solltest schweigen und redest, ach, so viel! herz, herz, warum dich kränken mit Schatten goldener Zeit? Du sollst nichts anderes denken als deines Volkes Leid! wir mögen in Lumpen lungern durch Frost und Feindesland; nur du, du sollst nicht hungern, mein Volk und Vaterland! Walter Flex. 1 klus „Der Kampf". Tatbücher für die Feldpost, heft 4.

12. Bd. 2 - S. 234

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
234 Vii. Das drutsche Reich. deutschen Krieger heimgehen ließ, so griffen ihn darnach die Römer unversehens an. Er schlug sie jedoch mit seinem Häuflein zurückgebliebener Deutschen, und sie schwuren ihm abernials ewige Treue. Kaum aber hat er sich daraus aus Rom entfernt, so jagen sie seinen Papst Leo davon und rufen den abgesetzten Johann auf „Petri Stuhl" zurück, und als dieser schnell stirbt, wählen sie flugs einen andern, Benedict V. Da kehrt der Kaiser mit verstärktem Heere zurück, erobert Rom. setzt den Leo wieder ein und schickt den Benedict in die Verbannung bis »ach dem nördlichen Hamburg hinaus, während er- den Berengar, dessen er endlich habhaft geworden, sammt seinem rohen Wetbe Willa nach Bamberg in Gefan- genschaft sendet. Im Ucbrigen schont er noch. Aber nicht lange darnach, als er ganz nach Deutschland heim- gekehrt ist, empören sich die elenden Römer aufs neue. Nun erwacht sein Zorn in seiner ganzen Stärke; er geht zum drittenmal über die Alpen, fährt wie ein Wetter Gottes über Rom her und läßt viele der Frevler hängen, köpfen und auf andere Weise hart strafe». Otto's letzte Lebensfrist, wohl nur eine kurze, war schön und erquicklich. Es war ihm vieles gelungen. Er- blickte hin auf gefriedigte Lande. Er sah namentlich Deutschlands Wohlfahrt gehoben. Er hatte viel zur Ausbreitung des Christenthums, die ihm besonders am Herzen lag, thun können. Die von ihm für seine sla- vische» Völker gestifteten Bisthümer, Brandenburg, Havelberg, Merseburg, Zeiz, Meißen, bestanden und wirkten; auch die von ihm für die Normannen ge- gründeten zu Schleswig und zu Ripeu und Aarhus im Dänischen. Tie Großen seines Reichs umringten ihn mit Freude und Huldigung. Von allen Ländern her kamen Gesandte an seinen Hof, brachten Geschenke, Glück- wünsche und Freundschaftsanträge. Er war geehrt und gefürchtet im In- nud Auslande. Nack 37jähriger Ne- gierung starb er, 6l Jahre alt, im Lehnstuhle sitzend, eines sausten Todes und zwar auf demselben Gute Mein-

13. Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 89

1913 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 89 — Nationalliberalen, sich von ihm loszusagen. Da indessen auch die Massen der Sozialisten in einer für das Reich gefahrdrohenden Weise angewachsen waren, die Partei des Zentrums aber in erbittertem, grundsätzlichem Widerstande gegen die Regierung verharrte, und dieser innere Unfriede das Ansehen des Reiches auch nach außen schädigen mußte, so gab Bismarck den Kampf gegen die Kirche auf und lenkte zum Frieden ein. 77) In den Jahren von 1880 bis 1887 wurden vom preußischen Landtage die sogenannten „Friedensgesetze" genehmigt; worauf Papst Leo den Kulturkampf als beendigt ansah (Mai 1887). b) Die Sozialistengefahr*). a) Die Ursachen. Als nach dem Frankfurter Frieden der französische Milliardensegen über Deutschland kam, da bemächtigte sich insbesondere der industriellen Kreise ein Gründergeist, wie ihn frühere Zeiten nie gekannt hatten. Dabei konnte es nicht ausbleiben, daß auch Unternehmungen entstanden, die sich von vornherein als lebensunfähig erwiesen; aber auch sonst hatten Industrie und Landwirtschaft bei dem herrschenden Freihandelssystem schwer zu leiden. Die Folge war, daß Tausende deutscher Arbeiter brotlos, und durch unerhörte Verhetzung der sozialistischen Führer deren Partei in die Arme getrieben wurden. ß) i)a die Regierung dieser Gefahr gegenüber nicht länger untätig bleiben wollte, so legte sie dem Reichstage nach den fluchwürdigen Attentaten auf Kaiser Wilhelm (1878) ein Gefetz „wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" vor, das im Oktober desselben Jahres auch genehmigt wurde. Es verbot alle Vereine und Versammlungen, welche sozialdemokratischen oder kommunistischen Zielen huldigten, sowie Druckschriften, die den gleichen Zwecken dienten (Sozialistengesetz). c) Die sozialen Reformen**). Einem so hervorragenden Staatsmanne wie Bismarck konnte es nicht entgehen, daß mit dem Erlaß des Sozialistengesetzes die dem deutschen Volke drohende Gefahr nicht so ohne weiteres beseitigt war; aber er unterschied scharf die revolutionären Bestrebungen der Sozialistenführer von den berechtigten Forderungen der notleidenden deutschen Arbeiter, *) Lesebuch Iii S. 186—196. **) Lesebuch Iii S. 196-209.

14. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 260

1895 - Gera : Hofmann
260 Viertes Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der deutschen Reformation. und ausführte, wie aufrührerisches Treiben allemal Unheil bringe und wie die Obrigkeit dazu von Gott gesetzt sei, daß sie die Ordnung erhalte und unordentlichem Wesen steure. Keine der beiden Parteien fühlte sich hierdurch befriedigt, aber Luther blieb dabei: „Lieber selbst weniger Studenten, als Nachsicht gegen solche Ruhestörungen." Wieder und immer wieder hatte Luther es als sein christliches Recht gefordert, daß man ihm die vielen Irrlehren, deren er beschuldigt ward, als solche aus der H. Schrift beweise. Für den Fall hatte er völligen Widerruf versprochen. Allein wie billig, ja selbstverständlich auch das Geforderte war, er konnte es nicht erreichen. Die kirchlichen Gewalthaber blieben dabei, Widerruf ohne Überführung, ohne Erweis des Irrtums zu verlangen. Und sein Hauptgegner, Johann Eck, dem alles, was gegen Luther geschah, noch nicht genügte, war zornentbrannt nach Rom geeilt, um dort die von ihm gewünschten Unterdrückungsmaßregeln zu beschleunigen. Wie er erzählt, ward er mit offenen Armen aufgenommen, und er glaubte bald zu bemerken, daß sein Kommen ungemein notwendig war. Ohne ihn habe man in Rom die Allgemeinheit des Abfalls in Deutschland, die Größe der Gefahr gar nicht erkannt gehabt, durch ihn erst sei die Lage klar geworden. Der damalige Papst Leo X. war für seine Person auch jetzt noch nicht für einschneidende Maßregeln, besonders wenn sie ihm von Männern wie Perierias geraten wurden. Er, der Freund der Humanisten, war, wie sich schon in dem Renchlinschen Handel gezeigt hatte, durchaus kein Eiferer, aber er war den Verhältnissen nicht gewachsen, er war zu schwach. Oder richtiger, es zeigte sich, daß die Überlieferungen des Papsttums und die auf sie gegründeten Einrichtungen stärker waren, als der einzelne Papst; sie banden ihn und rissen ihn mit sich fort. Er war nicht nur ihr Vertreter, sondern auch ihr Knecht. So mußte denn auch hier Leo erst gedrängt werden, aber er ließ sich drängen. Dies geschah durch die Partei des mächtigen Dominikanerordens, an welche Eck sich anschloß. Sie brachte die gerade jetzt wieder auftauchende Angelegenheit Reuchlins, welche dem Papste schon so manche unangenehme Stunde bereitet hatte, in Zusammenhang mit Luthers Sache und wußte daraus für die letztere die Lehre zu ziehen, daß man gleich anfänglich recht entschieden auftreten müsse, um später viele Ungelegenheiten zu vermeiden. Ob man dazu ein Recht habe, ward gar nicht untersucht. Man setzte es voraus. Für die neue Frage ward eine eigene Kommission ernannt, an deren Beratungen der Papst mehrfach teilnahm, und in welcher auch Eck, dem Gott nach Luthers Ausdruck „einen Schwindelgeist" gegeben hatte, Sitz und Stimme erhielt. Ja in Wirklichkeit war er hier die eigentlich treibende Persönlichkeit; er ist, wie Luther sagte, in dieser Sache des Papstes heiliger Geist gewesen. Es gab in der Kommission auch eine gemäßigte Richtung, welche wenigstens die Form des Rechtes aufrecht erhalten wollte. Sie schlug vor, den Beschuldigten erst zu citieren und seine Verteidigung zu hören. Aber sie konnte hiermit gegen die Eiferer nicht durchdringen. Am 15. Juli 1520 ward eine Bulle erlassen, welche 41 Sätze Luthers als Irrlehren verdammte und ihm selbst zum Widerruf 120 Tage Frist ließ; nach Ablauf derselben sollte auch seine Person der Bann treffen. Woher jene Sätze kamen, ersieht man daraus, daß sie zum Teil fast wörtlich über-

15. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 58

1894 - Berlin : Hertz
— 58 — 1873. Absetzung und Gefangennahme des Erzbischofs von Posen, Grafen Ledochowski, wegen offener Auflehnung gegen die Landesgesetze, woran sich 1876, durch Erkenntis des Gerichtshofs für Kirchenangelegenheiten, die Absetzung des Bischofs von Münster sowie die des Erzbischofs von Köln reiht. b‘ Verfassung der evangelischen Landeskirche in Preußen p reklamiert. 1877. Heftiges Andrängen katholischeres auf Revision resp. Aufhebung der Maigesetze. Fürst Bismarck wahrt den Standpunkt Preußens, unter Hinweis auf einen von der Zeit zu erwartenden Ausgleich (modus vivendi). Gemeinsame Gerichtsorganisation und Gerichtsverfassung in Deutschland. 1878. Pius Ix. stirbt. Leo Xiii. zeigt seine Wahl als Papst dem Kaiser an. Briefwechsel des Kronprinzen (in Vertretung des kranken Kaisers) mit Leo Xiii. Es werden bei der immer mehr hervortretenden Unmöglichkeit, prinzipiell den Konflikt zu lösen. Versuche eines Modus vivendi in Aussicht genommen. Statt des Ministers Falk übernimmt von Puttkammer das Kultusministerium, 1881 dann von Goßler. Beginnende Verstaatlichung der Eisenbahnen. — Zunahme der sozialdemokratischen Bewegung in den großen Städten (Attentate ans den Kaiser). Sozialistengesetz. Neuer Weltpostverein (der Anregung Preußens zu verdanken. Generalpostmeister Stephan.) Berliner Kongreß, der den russisch-türkischen Krieg beendet und den Ausbruch eines europäischen Krieges verhütet, aber zu einer Spannung zwischen Rußland und Deutschland führt, infolge deren Rußland anfängt sich Frankreich zuzuneigen. 1879. Schutzbündnis zwischen Deutschland und Österreich. Annahme eines neuen Zolltarifs und damit beginnende Begründung einer neuen wirtschaftlichen Gesetz-gebung für Deutschland. (Zweck: Schutz der nationalen Arbeit und finanzielle Selbständigkeit Deutschlands.) 1880. Die Verhandlungen mit Rom scheitern. Die preußische Regierung sucht selbständige Wege, um im Interesse der römisch-katholischen Unterthanen, jedoch unter Wahrung der staatlichen Rechte, wenigstens die Seelsorge überall zu ermöglichen. — Einweihung des Kölner Doms.

16. Ein Lese- und Lehrbuch für obere Klassen der Volksschulen - S. 181

1852 - Werl : Stein
— l81 — Behauptungen. Glaubenszweifel standen manchmal in ihm auf, die er nicht zu lösen wußte, die er vielmehr durch manche Vorurtheile noch nährte. Tezels Mißbrauch mit dem Ablasse gab ihm Gelegenheit, seine Ansichten öffentlich zu erklären. Er schlug 15i7an die Schloßkirche zu Witten- berg 95 Sätze, in welchen er nicht den Ablaß selbst, son- dern zunächst gegen Tetzel und deffen Anhang einige ver- kehrte Ansichten von demselben und dessen verkehrten Ge- brauch tadelte. Diese Sätze waren durch die kurz vorher erfundene Buchdruckerkunst bald über ganz Deutschland verbreitet. Sowol die Sache selbst, als auch der Eifer und die Kraft, mit welcher Luther sie vertheidigte, und die Unbesonnenheit und Heftigkeit: seiner ersten Gegner gewan- nen dem Luther schnell viele Anhänger. Es entstand ein gelehrter Streit, der nicht bloß aus den Ablaß, sondern auf die wesentlichsten Punkte des Glaubens überhaupt gerichtet war. Weil aber Luthers Behauptungen so vielfach von der Lehre der Kirche abwichen, riefpapst Leo ihn zur Ver- antwortung nach Rom, gestattete indeß aus Verwenden des Churfürsten von Sachsen, daß er sich vor dem päpstlichen Legaten Cajetan zu Augsburg .rechtfertige. Dieser forderte kurzweg Widerruf von ihm, wozu sich Luther aus Stolz nicht verstehen wollte. Später gestand er dem päpstlichen Kammerherrn von Miltiz, daß er lieber durch gegenseitiges Stillschweigen die Sache beendigt sähe. Allein dazu war es schon zu weit gekommen, indem nicht mehr einzelne Männer, sondern zwei große Parteien einander gegenüber standen. Luther kam bald darnach bei einer öffentlichen Zusammenkunft in Leipzig durch die schlagenden Beweise seiner Gegner so ins Gedränge, daß er, anstatt seine ir- rigen Behauptungen einfach und demüthig zurückzunehmen, vielmehr die Echtheit des Briefes Iacobi, den Vorrang des Papstes und die Unfehlbarkeit der Kirche leugnete. Er trat nun immer kühner mit seinen Irrthümern hervor, und verlangte 1520 in seiner Schrift: „An die christ- lichen Fürsten deutscher Nation," den Sturz der kirch- lichen Verfassung, die Einziehung der Kirchengüter, die Aufhebung der Festtage und der Seelenmessen. Bald ver- warf er auch die h. Firmung, Oelung, Priesterweihe und Ehe als Sakramente, das h. Meßopfer und die Beichte. Dadurch zog er bei der Unwissenheit des Volkes, der Hab-

17. Theil 2 - S. 181

1827 - Leipzig : Fleischer
181 hielt einige donnernde Predigten gegen den Unfug. Derselbe Mann, der noch vor wenigen Jahren sich kaum'getraut hatte zu predigen, wagte nun , da er im Namen Gottes sprechen zu müs- sen glaubte, gegeir den Papst und die katholische Kirche in die Schranken zu treten. Solchen Muth giebt das Bewußtseyn, nach Pflicht und Gewissen zu handeln. Am Abend des 3lsten Octobers 1517 schlug er einen großen Bogen mit 95 Sätzen, die meist gegen den Ablaß gerichtet waren, an die Thüre der Schloß- kirche in Wittenberg, und erbot sich, sie gegen eineir Jeden, schrift- lich und mündlich, zu vertheidigen. Tezel, ein unwissender Mensch, machte sich gleich fort, ging nach Frairkfurt an der Oder, und ließ sich hier vom Professor Wimpina eine Schmähschrift gegen Luther aufsetzen. Die 95 Theses aber wurden vielfach abgeschrie- den und abgedruckt, und durchflogen schnell ganz Deutschland. Die Schlechtdenkenden nannten Luthern einen Ketzer, und selbst die Vernünftigen schüttelten bedenklich den Kopf, lobten ihn zwar, aber riechen ihm doch, um des Friedens Willen lieber zu schwei- gen. Aber der wackere Luther gab ihnen die schöne Antwort: „liebe Vater, ist's nicht in Gottes Namen angefangen, so ist es bald gefallen; ist es aber in seinem Namen angefangen, so lasse denselbigen machem" — „Da schwiegen sie," fahrt er fort zu erzählen, „und gehet noch so bisher, und wird, ob Gott will, auch noch daß gehen bis ans Ende." Am meisten kränkte ihn, daß feine Feinde ihn beschuldigten, er wolle nur Aufsehen machen, und dadurch Vortheil gewinnen. Ein Dominicaner, Silvester Prierio, der am päpstlichen Hofe ein angesehener Mann war, schrieb unter andern- „wann du, o lie- der Luther, von unserm Herrn dem Papste ein fettes Bisthum mit vollkommenem Ablaß zu Reparirung deiner Kirche bekämest, würdest du wohl gelindere Saiten aufziehen, und den Ablaß, wel- chen du jetzt so schwarz machest, selbst erheben." Da antwortete ihm Luther: „du beurtheilft mich vermutlich nach deinem eige- nen Kopf. Wenn ich nach einem Bisthum strebte, redete ich ge- wiß das nicht, welches dir in deinen Ohren so wehe thut; denn meinest du, ich wisse nicht, wie man in Rom zu Bisthümern und Prälaturen gelangt?" Auch an den Papst Leo 10. schrieb er, stellte ihm die Entscheidung anheim , versicherte, daß er nur die Ehre

18. Theil 2, Abth. 3 - S. 138

1824 - München : Lentner
konnte von Deutschland aus bey der großen Entfernung nicht wohl behauptet werden. Wladimir's Sohn, der tapfere Boleölav legte sich 1025 den Königötitel bey, der aber noch lange nachher nicht anerkannt wurde. Das gemeine Volk finden wir schon damahlö in eben der harten Leibeigenschaft und dumpfen Erstarrung, wie in den neuesten Zeiten. Eben jener Dittmar sagt von dem- selben, es.müsse Ochsenfutter und Eselsprügel bekommen, und ohne harte Strafen könne es gar nicht von den Fürsten regiert werden. Xiv. Ungern. Noch als Einwohnor von Asien wurden die Ungern der Geschichte ums Jahr 462 unter Kaiser Leo bekannt. Sie nahmen damahls während des Völkerdrängens von den Ländern Besitz, welche die Wolga und das Kaspische Meer ostwärts, und den Don, die Mäotis und das Schwarze Meer westwärts begrenzen. Ein Theil von ihnen, die Utiguren, blieben in Asien sitzen; ein an- derer Theil, die Kutriguren, gingen mit den Bulgaren nach Europa herüber, und nahmen nach Verdrängung der letzten Ostgothen das ganze Land vom Don bis zum Bog und hernach bis an den Dnsestr in Besitz. Diese Wohnsitze behielten sie bis 680; sie theilten sich in sieben Stämme oder Horden, unter denen Einer, der Magya- renstamm, der ganzen Nation den Nahmen gab, mit welchem sie sich selbst benennen. Sie wohnten vermischt mit den Bulgaren, und bildeten, wenigstens zu gewissen Zeiten, mit ihnen Einen Staat und Ein Volk.

19. Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen - S. 80

1917 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
80 Iv. Aus dem Herzogtum Westfalen. erfolgte Freisprechung und sofortige Abführung mit verbundenen Augen. Mußte der Angeklagte sich schuldig bekennen oder wurde er überführt, so verkündete der Freigraf das Urteil, das von den Schöffen, dem Umstande, gefällt oder „gewyfen" wurde. Das Urteil lautete: „Den Angeklagten Mann N. N., den nehme ich aus dem Frieden, aus dem Rechte und aus den Freiheiten, die Kaiser Karl gesetzt und Papst Leo bestätigt hat, und die ferner alle Fürsten, Herren, Ritter und Knechte, Freie und Freischöffen gelobt und beschworen haben im Lande zu Sachsen, und werfe ihn nieder vom höchsten Grad zum niedersten Grad, und setze ihn aus allen Freiheiten, Frieden und Rechten in Königsbann und Wette in den höchsten Unfrieden und Ungnade, und mache ihn unwürdig, achtlos, rechtlos, siegellos, ehrlos, friedlos und unteilhaftig alles Rechts, und verführe ihn und verfeme ihn und setze ihn hin nach Satzung der heimlichen Acht, und weise seinen Hals dem Stricke, seinen Leichnam den Tieren und den Vögeln in der Luft, ihn zu verzehren, und befehle seine Seele Gott im Himmel in seine Gewalt, wenn er sie zu sich nehmen will, und setze sein Lehen und Gut ledig, sein Weib soll Witwe, seine Kinder sollen Waisen sein." Der Freigraf nahm dann den Weidenstrick, bog ihn und warf ihn aus dem Gericht hinaus, und der sämtliche Umstand spie aus. Die Todesstrafe wurde sofort vollzogen. Man stach den Angeklagten mit einem Dolche nieder oder knüpfte ihn am nächsten Baume auf. Meist hatte der jüngste Schöffe das Henkeramt. Stellte sich der Angeklagte nicht zum ersten Male, so wurde die Ladung noch zweimal in Zwischenräumen von zwei Wochen und einem Tag wiederholt. Erschien er auch dann nicht, so galt er als schuldig und wurde „verfemt". Der Name des Verurteilten wurde in das Blutbuch eingetragen und alle Freischöffen erhielten den Auftrag, das Strafgericht zu vollziehen. Der Verurteilte wurde von allen Wissenden verfolgt. Wohin er auch fliehen mochte, nirgends war er sicher vor der unheimlichen Macht, die sich an seine Sohlen heftete. Wo die Rächer seiner habhaft werden konnten, ob im Hanse oder auf der Straße, im Felde oder im Walde, da vollzogen sie das Todesurteil. Doch mußten sie dabei zu dreien sein. Man ließ dem Toten alles, was er hatte, und steckte den Dolch der heimlichen Feme mit den geheimnisvollen Zeichen S. S. G. G. neben ihm in die Erde, als Zeichen, daß die rächende Feme hier ihres Amtes gewaltet hatte. Wer von zwei Schöffen auf „Hand-Hafter" Tat, „hebender Hand, blinkenden Scheines, gichtigen (d. i. beichtenden) Mundes" ertappt wurde, konnte von ihnen ohne Gerichtsurteil sofort gehangen werden. 7. Blüte und Niedergang. Der eigentliche Sitz der Feme blieb Westfalen. Am Freistuhl zu Dortmund oder im Baumhofe vor dem Schlosse zu Arnsberg kamen die Freigrafen zur Beratung zusammen. Aber sie dehnten ihren Wirkungskreis bald über Deutschland aus, und aus allen deutschen Ländern konnten stete und unbescholtene

20. Anfang der Neuern Geschichte - S. 121

1780 - Leipzig : Weidmann und Reich
Gesch. d. chrisil. Rellg. z Abschn. isr wählte er ein von der Religion hcrgenommenes Mittel, das den Päpsten schon oft ansehnliche Geldsummen eingcbracht hatte. Er ließ in Deutschland und in den mitternächtigen Kö- nigreichen von Europa seinen Ablaß predigen: das heißt, wie solches schon an einem andern Or- te erklärt worden ist, er ließ den Christen dieser Länder eine völlige Erlassung ihrer Sündenstra- fcn anbieten, wenn sie eine seiner schriftlichen Lossprechungen, oder einen seiner Ablaßbriefe, kaufen, und daneben einige andächtige Cärimo- nien verrichten würden. Nun hatten zwar schon lange Fürsten und andere Christen über den päpstlichen Ablaß sich beschwert, weil er oft Wiederholt wurde, und viel Geld aus den Län- dern nach Rom zog. Doch die Päpste kehrten sich an diese .Beschwerden nicht; zumal da die meisten Christen den Ablaß immer als eine nütz- liche Gabe, die im Namen Gottes ausgetheilt würde, betrachteten. Ii. Als aber Leo den seinigen ankündigen Luther be- ließ, lebte zu Wittenberg, der Hauptstadt des sächsischen Kurkreiscs, Martin Luther, Lehrer Ablaß, der Religionswissenschaft auf der dortigen Uni- versität, und zugleich ein Mönch in dem dastgen Kloster des Augustinianerordens, der unter den Bettelmönchen der geringste war. Dieser Mann hatte schon seit einiger Zeit aus dev heiligen Schrift bessere Begriffe vom Ursprünge und Fortgange der christlichen Gottseligkeit ge- schöpft, als man damals kannte; und er hatte H 5 fl«