Ähnliche Ergebnisse
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
103
dem noch eigene Entfärbungsmittel nöthig, um es möglichst weiss
herzustellen, als: Braunstein, Schmälte, Arsenik und Kohlen-
pulver; jedoch dürfen sie nur in geringer Menge beigegeben wer-
den. So spröde und zerbrechlich das erkaltete Glas ist, so zähe
und dehnbar ist das glühende; und eben auf dieser Zähigkeit
beruht die Kunst, daraus so viele hohle und andere Sachen zu
verfertigen. Durch Hülfe eines Blaserohrs kann man auf ähn-
liche Art, wie man Seifenblasen macht, das Glas zu grossen
hohlen Körpern blasen, und so lange es noch weich ist, dasselbe
mit Zangen und andern Werkzeugen, gleich dem Wachse, zu
allen möglichen Gestalten drücken und biegen; es lässt sich mit
Scheeren und Messern schneiden und sogar zu dünnen Fäden
spinnen. Die vorbereiteten und wohldurchmengten Bestand-
theile des Glases, Fritte genannt, kommen in einen Schmelzofen,
der inwendig mit einem erhaben gemauerten Rande versehen ist,
auf dem die zwei Fuss hohen Schmelztiegel (Häfen) gesetzt wer-
den. In der Mitte brennt Tag und Nacht auf dem Heerde ein
starkes Feuer, und vor jedem Hafen ist in dem Ofen eine Oeff-
nung. Zwei bis drei Tage sind erforderlich, bis die Masse völlig
flüssig und hell wird, worauf das Blasen beginnt. Es gehört zu
dieser Arbeit die Pfeife, ein eisernes, drei bis vier Fuss langes
Rohr mit einem hölzernen Griffe. Der Arbeiter taucht den Knopf
der Pfeife durch die im Ofen befindliche Oeffnung in das flüssige
Glas, holt, so viel er braucht, damit heraus, streicht die Glas-
masse mit einem Eisenbleche fester an und wälzet den Klumpen
auf einem Steine zu einer Kugel. Nun blässt er in das Rohr,
dehnt die Glaskugel aus, schwingt die Pfeife mit derselben in die
Luft und verwandelt dadurch die Blase in einen länglich runden
Körper. Erkaltet die Glasmasse während der Arbeit, so hält er
sie so lange im Ofen, bis sie wieder weich geworden ist. Das
Blasen und Schwingen wird wiederholt, bis die Glasblase die Ge-
stalt hat, aus der sich leicht ein Gefäss durch Drehen, Biegen
und Schneiden mit eisernen Werkzeugen bilden lässt. Ist die
Glaswaare fertig, so darf sie nibht sogleich in freier Luft bleiben,
sonst würde sie zu spröde und unhaltbar; sie muss erst in den
Kühlofen gesetzt werden und dort bei einer massigen Wärme
allmählig erkalten.
5. Die Kartoffeln«
Die Kartoffeln kamen erst vor einigen hundert Jahren aus
Amerika nacheuropa. I nd fast hätte sie der Freund des Seefahrers
Franz Drake, dem dieser aus Amerika etliche zur Aussaat
schickte , und dabei schrieb : ,,Die Frucht dieses Gewächses ist
so trefflich und nahrhaft, dass ich ihren Anbau für Europa sehr
nützlich halte,“ aus seinem Garten wieder ausreissen und weg-
werfen lassen. Denn er dachte, Franz Drake habe mit dem
1904 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: ,
- Hrsg.: Weidemann, D.
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
79
Saft in ein darunter stehendes Gefäß fließt. Dabei kam es nicht selten
vor, daß der Neger, welcher die Zuckerrohre zwischen die Walzen zu stecken
hatte, selbst ergriffen und jämmerlich zerquetscht wurde. Der süße Saft
würde nun bald zu gären anfangen, wenn er nicht sogleich mit Kalkwasser
gemischt, geseiht und in großen Pfannen eingekocht würde. Man gießt ihn
dann in Gesäße, wo er einige Zeit stehen bleibt und einen gelben oder
braunen Zucker absetzt, welcher Farinzucker oder Rohzucker genannt
wird und in Holzkisten oder Bastmatten nach Europa eingeführt wird.
Außer diesem Zucker wird auch ein schwarzer Sirup gewonnen, welcher
Melasse heißt. Man mischt denselben mit Wasser und Hefe, worauf
er gärt, und aus dieser gegornen Masse destilliert man das stark wein-
geistige Getränk, welches Rum genannt wird.
Wenn der Rohzucker zu uns gekommen ist, wird er in eigenen
Fabriken, den sogenannten Zuckerrasfinerieen, gereinigt, so daß weiße r
Zucker daraus entsteht. Die reine Zuckermasse wird nun in großen
Pfannen eingekocht und in Formen gegossen. Letztere haben an ihrem
untern, spitz zulaufenden Ende ein Loch, welches jedoch zugestopft wird,
und in ihnen erstarrt (kristallisiert) der Zucker alsbald. Wenn hierauf der
Pfropf herausgezogen wird, so fließt ein brauner Zuckersaft ab, welchen
man Sirup nennt. Der weiße Zucker wird aber aus der Form ge-
nommen und getrocknet und hat nun die Gestalt eines spitzigen Hutes.
Wenn man gereinigten, nochmals geläuterten und zur Sirupsdicke ab-
gedampften Zucker in metallene Kasten gießt, welche mit Fäden durchzogen
sind, und ihn an einem stark geheizten Orte verdunsten läßt, so setzen sich
an die Fäden große Zuckerkristalle an. Den hierdurch gebildeten harten
Zucker nennt man Kandis, und man unterscheidet nach der Reinheit
braunen, gelben oder weißen Kandiszucker.
Zucker findet sich aber nicht nur im Zuckerrohr, sondern auch in
vielen anderen Pflanzen, z. B. in den süßen Beeren und Früchten, in
Feigen und Rosinen, sowie auch im Honig. Die weißen Rüben, die
Möhren u. a. Wurzeln schmecken ebenfalls süß wegen des Zuckers, den
sie enthalten; die Menge desselben in ihnen ist aber verhältnismäßig so
gering, daß seine Gewinnung die daraus verwendeten Kosten nicht decken
würde. In den Runkelrüben ist jedoch eine größere Menge Zucker ent-
halten, weshalb man sie im großen anbaut und zur Bereitung von weißem
Zucker verwendet. Nach Tu,ich-,.
90. Die Kartoffeln.
Dieses nützliche Gewächs kam erst vor etlichen hundert Jahren aus
Amerika zu uns. Und fast hätte sie der Freund von Franz Drake, dem
dieser aus Amerika Kartoffeln zur Aussaat schickte und dazu schrieb, die
Frucht dieses Gewächses sei so vortrefflich und nahrhaft, daß er ihren
Anbau für sein Vaterland für höchst nützlich halte, aus seinem Garten
wieder herausreißen und wegwerfen lassen. Denn er dachte, Franz Drake
habe mit dem Worte „Frucht" die Samenknollen gemeint, die oben am
Krauterich hängen.
1860 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
18
| von Profession veranlaßt, die schlechteren Nebsorten ihrer Weinberge
nach und nach durch edlere Weinstöcke zu ersetzen. Und das ist löb-
|j lich; denn man soll zwar nicht auf alles Neue losfahren, als wäre
I nur dieses gut, aber mau soll auch nicht so am altgewohnten Her-
kommen hängen, als wäre dieses immer das beste, sondern Rath
annehmen und zum.guten Alten das, gute Neue thun.
' 'fish/-
8. Mas erste rmd"jwfltr Karrsmmcht.
Franz Drake hatte einen Freund in England, welchem er von
Amerika aus Kartoffeln zur Aussaat uach Europa schickte, wobei er
ihm schrieb, die Frucht dieses Gewächses sei so trefflich und so nahr-
haft, daß er ihren Anbau für sein Laterland für höchst nützlich halte;
schrieb aber sonst nicht ein Wort über Beschaffenheit und Eigenschaft der
Kartoffel, über Pflanzung, Wartung und Einerntung derselben, wie denn
Drake überhaupt ein Mann karg von Worten, keck, rasch und kräftig von
Thaten war. Aber der Freund des Drake wollte die amerikanische Pflanze
aus seinem Garten wieder herausreißen und wegwerfen lassen. Und das
kam durch ein Mißverständniß, wie denn oft Mißverständnisse schuld
sind, daß manches Gute nicht zu Stande kommt. Der Freund dachte
nemlich, Franz Drake habe mit dem Worte „Frucht" die Samen-
knollen gemeint, die am Kartoffelkraute hängen. Da es nun Herbst
war, und die Knollen schön gelb geworden, lud der Mann eine Menge
vornehmer Herren zu einem Gastmahle ein, wo es hoch herging. Am
Ende kam auch eine zugedeckte Schüssel. Und der Hausherr stand
auf, brachte einen Toast aus, und hielt darauf eine schöne Rede an
die Gäste, in welcher er sagte, er habe hier die Ehre, seinen werthen
Gästen eine Frucht vorzusetzen, zu welcher er den Samen von seinem
Freunde, dem berühmten Seefahrer Franz Drake, erhalten hätte, mit
der Versicherung, daß ihr Anbau für England höchst wichtig werden
könne. Und alle Gäste standen auf, stießen an mit den Glasern,
ließen den Seehandel hoch leben und den Wein sich recht gut schmecken.
Die Herren aus dem Parlamente kosteten nun die Frucht, die m
Butter gebacken, und da der Koch keinen Geschmack hatte hineinbrin-
gen können, mit Zucker und Zimmet u. s. w. bestreut war. Aber die
Frucht schmeckte abscheulich, und es war schade um den Zucker und
das Gewürz und um den leckern Wein, der getrunken wurde, um die
Kartoffeläpfel hinunterzubringen. Darauf urtheilten alle weisen Herren
am Tische, die Frucht könne wohl recht gut für Amerika sein, aber
1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
18
von Profession veranlaßt, die schlechteren Rebsorten ihrer Weinberge
nach und nach durch edlere Weinstöcke zu ersetzen. Und das ist löb-
liche denn man soll zwar nicht auf alles Neue losfahren, als wäre
nur dieses gut, aber man soll auch nicht so am altgewohnten Her-
kommen hängen, als wäre dieses immer das beste, sondern Rath
annehmen und zum guten Alten das gute Neue thun.
8. Das erste und zweite Kartoffelgericht.
Franz Drake hatte einen Freund in England, welchem er von
Amerika aus Kartoffeln zur Aussaat nach Europa schickte, wobei er
ihm schrieb, die Frucht dieses Gewächses sei so trefflich und so nahr-
haft, daß er ihren Anbau für sein Laterland für höchst nützlich halte;
schrieb aber sonst nicht ein Wort über Beschaffenheit und Eigenschaft der
Kartoffel, über Pflanzung, Wartung und Einerntung derselben, wie denn
Drake überhaupt ein Mann karg von Worten, keck, rasch und kräftig von
Thaten war. Aber der Freund des Drake wollte die amerikanische Pflanze
aus seinem Garten wieder herausreißen und wegwerfen lassen. Und das
kam durch ein Mißverständniß, wie denn oft Mißverständnisse schuld
sind, daß manches Gute nicht zu Stande kommt. Der Freund dachte
nemlich, Franz Drake habe mit dem Worte „Frucht" die Samen-
knollen gemeint, die am Kartoffelkrante hängen. Da es nun Herbst
war, und die Knollen schön gelb geworden, lud der Mann eine Menge
vornehmer Herren zu einem Gastmahle ein, wo es hoch herging. Am
Ende kam auch eine zugedeckte Schüssel. Und der Hausherr stand
auf, brachte einen Toast aus, und hielt darauf eine schöne Rede an
die Gäste, in welcher er sagte, er habe hier die Ehre, seinen werthen
Gästen eine Frucht vorzusetzen, zu welcher er den Samen von seinem
Freunde, dem berühmten Seefahrer Franz Drake, erhalten hätte, mit
der Versicherung, daß ihr Anbau für England höchst wichtig werden
könne. Und alle Gäste standen auf, stießen an mit den Gläsern,
ließen den Seehandel hoch leben und den Wein sich recht gut schmecken.
Die Herren aus dem Parlamente kosteten nun die Frucht, die in
Butter gebacken, und da der Koch keinen Geschmack hatte hineinbrin-
gen können, mit Zucker und Zimmet u. s. w. bestreut war. Aber die
Frucht schmeckte abscheulich, und es war schade um den Zucker und
das Gewürz und um den leckern Wein, der getrunken wurde, um die
Kartoffeläpfel hinunterzubringen. Darauf urtheilten alle weisen Herren
am Tische, die Frucht könne wohl recht gut für Amerika sein, aber
1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
251
Erst bars; es die Erde im kühligen Schooss,
Da zogen die freundlichen Lüftchen es gross.
Nun woget und wallet es lieblich und schlank.
Du Erde, ihr Lüftchen, habt freundlichen Dank!
Bald tragen wir sorglich das Pflänzchen hinein,
Dann schmückt es den Hocken mit silbernem Schein;
Wir singen zum tönenden Rädchen, und drehn
Die Fäden wie Seide so glatt und so schön.
Wann draussen die Felder erstarren von Eis,
Dann ruft uns das Pflänzchen zum traulichen Kreis.
Jetzt blühend und grünend ergötzt uns sein Glanz;
Dann schlingt es uns selber zum blühenden Kranz.
Drum kommt in die Felder und blühenden Au’n,
Das liebliche Pflänzchen der Mädchen zu schau’n!
Es grünet und blühet so freundlich und zart,
Jungfräulich-bescheiden in eigener Art.
59. Die weiße Lilie.
Schöne Silberblüthe,
Meines Gärtchens Zier,
Zeigest Gottes Güte
Gar so freundlich mir.
Der so schön dich schmücket.
Daß dein Heller Schein
Jedes Aug' entzücket.
Muß doch gütig sein!
Bild der reinsten Güte,
Bild der Unschuld seh'
Ich in deiner Blüthe
Blendend weißem Schnee!
Möchte meine Seele
Fleckenlos und rein.
Rein von jedem Fehle,
Ganz dir ähnlich sein!
Lv Die Kartoffeln.
Die Kartoffeln kamen erst vor etlichen 100 Jahren aus
Amerika nach Europa; und fast hätte sie der Freund des
Seefahrers Franz Drake, dem dieser aus Amerika etliche zur
Aussaat schickte, und dabei schrieb: „Die Frucht dieses Ge-
wächses ist so trefflich und nahrhaft, daß ich ihren Anbau
für Europa sehr nützlich halte", aus seinem Garten wieder
ausreißen und wegwerfen lassen. Denn er dachte, Franz Drake
habe mit den Worten „Frucht" die Samenknollen gemeint,
die oben am Kraute hangen. Da es nun Herbst war, und
die Samenknollen gelb waren, lud er eine Menge vornehmer
Herren zu einem Gastmahle ein, wobei es hoch herging. Am
Ende kam auch eine zugedeckte Schüssel, und der Hausherr
stand auf und hielt eine schöne Rede an die Gäste, worin er
sagte, er habe hier die Ehre, ihnen eine Frucht mitzutheilen,
1901 -
Neuwied [u.a.]
: Heuser
- Autor: Wagner, Georg, Schneider, Karl Theodor
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Einklassige Volksschule, Zweiklassige Volksschule
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
und ihrem Leben.
115
131. (103.) Kinderlied von
1. Es kamen grüne Vögelein
geflogen her vom Himmel
und setzten sich im Sonnenschein
in fröhlichem Gewimmel
all' an des Baumes Äste
und saßen da so feste,
als'chb sie angewachsen sei'n.
2. Sie schaukelten in Lüften lau
auf ihren schwanken Zweigen;
sie aßen Licht und tranken Tau
und wollten auch nicht schweigen.
Sie sangen leise, leise
auf ihre stille Weise
von Sonnenschein und Himmelsblau.
3. Wenn Wetternacht auf Wolken
saß,
so schwirrten sie erschrocken;
sie wurden von dem Regen naß
und wurden wieder trocken.
cn grünen Sommervögeln.
Die Tropfen rannen nieder
vom grünenden Gefieder,
und desto grüner wurde das.
4. Da kam am Tag der scharfe
Strahl,
ihr grünes Kleid zu sengen,
und nächtlich kam der Frost einmal,
mit Reif es zu besprengen.
Die armen Vöglein froren,
ihr Frohsinn war verloren,
ihr grünes Kleid ward bunt und fahl.
5. Da trat ein starker Mann zum
Baum
und hub ihn an zu schütteln,
vom obern bis zum untern Raum
mit Schauer zu durchrütteln.
Die bunten Vöglein girrten
und aus einander schwirrten;
wohin sie flogen, weiß man kaum.
Rückert.
132. (82 a.) Die Kartoffeln.
Dieses nützliche Gewächs kam erst vor etlichen hundert Jahren
aus Amerika zu uns. Und fast hätte sie der Freund von Franz Drake,
dem dieser aus Amerika Kartoffeln zur Aussaat schickte und dazu
schrieb, die Frucht dieses Gewächses sei so vortrefflich und nahrhaft,
dass er ihren Anbau für sein Vaterland für höchst nützlich halte, aus
seinem Garten wieder herausreifsen und wegwerfen lassen. Denn er
dachte, Franz Drake habe mit dem Worte Frucht die Samenknollen ge-
meint, die oben am Kraute hangen. Da es nun Herbst ward und die
Samenknollen gelb waren, lud er eine Menge vornehmer Herren zu
einem Gastmahle ein, wobei es hoch herging. Am Ende kam auch eine
zugedeckte Schüssel, und der Hausherr stand auf und hielt eine schöne
Rede an die Gäste, in der er sagte, er habe hier die Ehre, ihnen eine
Frucht vorzusetzen, wozu er den Samen von seinem Freunde, dem be-
rühmten Drake, mit der Versicherung erhalten hätte, dass ihr Anbau
für England höchst wichtig werden könne. Die Herren kosteten nun die
Frucht, die in Butter gebacken und mit Zucker und Zimmet bestreut
war; aber sie schmeckte abscheulich, und es war nur schade um den
Zucker. Darauf urteilten sie alle, die Frucht könne wohl für Amerika
8*
1856 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menges, Heinrich, Menzel, J.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
326
^ Hierbei merke: Beim Dörren soll man mit dem Feuer hübsch
vorsichtig umgehen; viele Dörfer sind schon dabei abgebrannt!
Nun der zweite Gebrauch der Flachspflanze. Die Leinklrn--
chen sind sehr nützlich. Oel wird aus ihnen geschlagen, das Leinöl.
Andere Oele schmecken besser, als da ist Mohnöl, Nußöl u. s. w.
Jenes ist aber sehr gut zu Firniß und Farbe. Fragt den Tischler!
44. Das erste und zweite Kartoffelgericht.
Franz Drake hatte einen Freund in England, welchem er
von Amerika aus Kartoffeln zur Aussaat nach Europa schickte,
wobei er ihm schrieb, die Frucht dieses Gewächses sei so treff-
lich und nahrhaft, dass er ihren Anbau in seinem Vaterlande für
höchst nützlich halte; schrieb aber sonst nicht ein Wort über
Beschaffenheit und Eigenschaft der Kartoffel, über Pflanzung,
Wartung und Einerntung derselben. Aber der Freund des Drake
wollte die amerikanische Pflanze aus seinem Garten wieder her-
ausreissen und wegnehmen lassen. Und das kam durch ein Miss-
verständniss; wie denn oft Missverständnisse Schuld sind, dass
manches Gute nicht zu Stande kommt. Der Freund dachte näm-
lich, Franz Drake habe mit dem Worte „Frucht“ die Samen-
knollen gemeint, die am Kartoffelkraute hängen. Da es nun
Herbst war und die Knollen schön gelb geworden, lud der Mann
eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle ein, wo es
hpch herging. Am Ende kam auch eine zugedeckte Schüssel.
Und der Hausherr stand auf, brachte einen Trinkspruch aus und
hielt darauf eine schöne Rede an die Gäste, in welcher er sagte,
er habe hier die Ehre, seinen werthen Gästen eine Frucht vor-
zusetzen, zu welcher er den Samen von seinem Freunde, dem
berühmten Seefahrer Franz Drake, erhalten habe, mit der Ver-
sicherung, dass ihr Anbau für England höchst wichtig werden
könne. Und alle Gäste standen auf, stiessen an mit den Gläsern,
»liessen den Seehandel hoch leben und den Wein sich recht gut
schmecken. Die Herren kosteten nun die Frucht, die in Butter
gebacken und, da der Koch keinen Geschmack hatte hineinbrin-
gen können, mit Zucker und Zimmet u. s. w. bestreut war. Aber
die Frucht schmeckte abscheulich, und es war schade um den
Zucker und das Gewür? und um den leckern Wein, der getrun-
ken wurde, um die Kartoffeläpfel hinunterzubringen. Darauf ur-
theilten alle weisen Herren am Tische, die Frucht könne wohl
recht gut für Amerika sein; aber in England werde sie nicht reif.
Und der Wirth traute den Gästen. Da liess er denn einige Zeit
nachher die Kartoffelsträucher herausreissen, um sie wegzuwer-
fen. Aber eines Morgens im Herbste ging er einmal durch seinen
Garten und sah in der Asche eines Feuers, das der Gärtner sich
angemacht hatte, schwarze, runde Knollen liegen. Er zertrat ein
solches Ding, und siehe, es war inwendig ein schönes, weisses
Mehl; und da er das Ding in die Hand nahm, duftetete es ihm so
lieblich entgegen, wie eben eine gebratene Kartoffel duftet. Der
Herr fragte den Gärtner, was für Knollen das wären. Und der
1873 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menges, Heinrich, Menzel, J.
- Auflagennummer (WdK): 32
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
32(d
5. Zarten Leib in dich gekleidet,
tritt das Mägdlein zum Altare;
liegst als Grabtuch ausgebreitet
schimmernd über dunkler Bahre.
6. Bist des Säuglings erste Hülle,
spielest lind um seine Glieder;
in dich eingehüllt und stille
kehrt der Mensch zur Erde wieder.
44. Da8 erste und zweite Kartoffelgericht.
Franz Drake hatte einen Freund in England, welchem er
von Amerika aus Kartoffeln zur Aussaat nach Europa schickte,
wobei er ihm schrieb, die Frucht dieses Gewächses sei so treff-
lich und nahrhaft, dass er ihren Anbau in seinem Yaterlande für
höchst nützlich halte; schrieb jedoch sonst nicht ein Wort über
Beschaffenheit und Eigenschaft der Kartoffel, über Pflanzung,
Wartung und Einerntung derselben. Aber der Freund des Drake
wollte die amerikanische Pflanze aus seinem Garten wieder her-
ausreissen und wegnehmen lassen. Und das kam durch ein Miss-
verständniss, wie denn oft Missverständnisse Schuld sind, dass
manches Gute nicht zu Stande kommt. Der Freund dachte näm-
lich, Franz Drake habe mit dem Worte „Frucht“ die Samen-
knollen gemeint, die am Kartoffelkraute hängen. Da es nun
Herbst war und die Knollen schön gelb geworden, lud der Mann
eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle ein, wo es
hoch herging. Am Ende kam auch eine zugedeckte Schüssel.
Und der Hausherr stand auf, brachte einen Trinkspruch aus und
hielt darauf eine schöne Rede an die G-äste, in welcher er sagte,
er habe hier die Ehre, seinen werthen Gästen eine Frucht vor-
zusetzen, zu welcher er den Samen von seinem Freunde*, dem
berühmten Seefahrer Franz Drake, erhalten habe , mit der Ver-
sicherung , dass ihr Anbau für England höchst wichtig werden
kpnne. Und alle Gäste standen auf, stiessen an mit den Gläsern,
liessen den Seehandel hoch leben und den Wein sich recht gm
schmecken. Die Herren kosteten nun die Frucht, die in Butter
gebacken und, da der Koch keinen Geschmack hatte hineinbrin-
gen können, mit Zucker und Zimmet u. s. w. bestreut war. Aber
die Frucht schmeckte abscheulich, und es war schade um den
Zucker und das Gewürz und um den leckern Wein, der getrun-
ken wurde, um die Kartoffeläpfel hinunterzubringen. Darauf ur-
theilten alle weisen Herren am Tische , die Frucht könne wohl
recht gut für Amerika sein; aber in England werde sie nicht reif.
Und der Wirth traute den Gästen. Da liess er denn einige Zeit
nachher die Kartoffelsträucher herausreissen, um sie wegzuwerfen.
Aber eines Morgens im Herbste ging er einmal durch seinen
Garten und sah in der Asche eines Feuers, das der Gärtner sich
angemacht hatte, schwarze, runde Knollen liegen. Er zertrat ein
solches Ding, und siehe, es war inwendig ein schönes, weisses
1863 -
Berlin
: Stubenrauch
- Hrsg.: Menzel, J., Richter, Carl, Wetzel, Friedrich, Menges, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
326
Hierbei merke: Beim Dörren soll man mit dem Feuer hübsch
vorsichtig umgehen; viele Dörfer sind schon dabei abgebrannt!
Nun der zweite Gebrauch der Flachspflanze. Die Leinkörn--
chen sind sehr nützlich. Oel wird aus ihnen geschlagen, das Leinöl.
Andere Oele schmecken besser, als da ist Mohnöl, Nußöl u. s. w.
Jenes ist aber sehr gut zu Firniß und Farbe. Fragt den Tischler!
44. V28 eiste und zweite Kartoffelgericm.
Franz Drake hatte einen Freund in England, welchem er
von Amerika aus Kartoffeln zur Aussaat nach Europa schickte,
wobei er ihm schrieb, die Frucht dieses Gewächses sei so treff-
lich und nahrhaft, dass er ihren Anbau in seinem Vaterlande für
höchst nützlich halte; schrieb aber sonst nicht ein Wort über
Beschaffenheit und Eigenschaft der Kartoffel, über Pflanzung,
Wartung' und Einerntung derselben. Aber der Freund des Drake
wollte die amerikanische Pflanze aus seinem Garten wieder her-
ausreissen und wegnehmen lassen. Und das kam durch ein Miss-
verständniss; wie denn oft Missverständnisse Schuld sind, dass
manches Gute nicht zu Stande kommt. Der Freund dachte näm-
lich, Franz Drake habe mit dem Worte „Frucht“ die Samen-
knollen gemeint, die am Kartoffelkraute hängen. Da es nun
Herbst war und die Knollen schön gelb geworden, lud der Mann
eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle ein, wo es
hoch herging. Am Ende kam auch eine zugedeckte Schüssel.
Und der Hausherr stand auf, brachte einen Trinkspruch aus und
hielt darauf eine schöne Rede an die Gäste, in welcher er sagte,
er habe hier die Ehre, seinen werthen Gästen eine Frucht vor-
zusetzen, zu welcher er den Samen von seinem Freunde, dem
berühmten Seefahrer Franz Drake, erhalten habe, mit der Ver-
sicherung, dass ihr Anbau für England höchst wichtig werden
könne. Und alle Gäste standen auf, sliessen an mit den Gläsern,
liessen den Seehandel hoch leben und den Wein sich recht gut
schmecken. Die Herren kosteten nun die Frucht, die in Butter
gebacken und, da der Koch keinen Geschmack hatte hineinbrin-
jgen können, mit Zucker und Zimmet u. s. w. bestreut war. Aber
die Frischt schmeckte abscheulich, und es war schade um den
Zucker und das Gewürz und um den leckern Wein, der getrun-
ken wurde, um die Kartoffeläpfel hinunterzubringen. Darauf ur-
theilten alle weisen Herren am Tische, die Frucht könne wohl
recht gut für Amerika sein; aber in England werde sie nicht reif.
Und der Wirth traute den Gästen. Da liess er denn einige Zeit
nachher die Kartoffelsträucher herausreissen, um sie wegzuwer-
fen. Aber eines Morgens im Herbste ging er einmal durch seinen
Garten und sah in der Asche eines Feuers, das der Gärtner sich
angemacht hatte, schwarze, runde Knollen liegen. Er zertrat ein
solches Ding, und siehe, es war inwendig ein schönes, weisses
Mehl; und da er das Ding in die Hand nahm, duftetete es ihm so
lieblich entgegen, wie eben eine gebratene Kartoffel duftet. Der
Herr fragte den Gärtner, was für Knollen das wären. Und der
1850 -
Dresden
: Türk
- Autor: Schottin, Reinhold
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
161
Ungeheure Urwälder, wo die Bäume stehen, bis sie von selbst ver-
faulen , trifft man an. Wenn Du die hohen Lerchenbäume und
Tannen, die riesigen Cedern, Mahagonibäume, immergrünen
Eichen, Ulmen, oder die hohen schlanken Palmen, die Gummi-
bäume, Tulpenbäume sähest, würde Dein Herz über die Wunder
der Natur staunen; aber auch sehr nützliche Bäume erzeugt der
Boden, wie den Kakao-, Chinarindenbaum, die Agave und an-
dre nützliche Bäume. Die Baumwolle, das Zuckerrohr, der
Kaffee ist in die wärmern Länder Amerikas verpflanzt und dort
unzählig vermehrt worden. Endlich sind auch die Kartoffeln
und der Tabak amerikanische Gewächse; Franz Drake, ein Eng-
länder , führte gegen das Ende des 16. Jahrhunderts die Kartof-
feln in England ein. Wenn in jenen großen herrlichen Wäldern
nicht so viele gefährlichen Thiere wohnten, so könnte man aller-
dings dieselben ein Paradies nennen.
4. Das Thierreich ist ebenfalls sehr gesegnet, doch fehlen die
Elephanten und Rhinozerosse; das größte Landthier ist der ame-
rikanische Bison oder Buckelochse. Europäische Hausthiere, wie
Pferde, Esel, Kühe, selbst Gänse, Hühner, haben erst die Spa-
nier und Engländer nach Amerika gebracht, aber diese Thiere
haben sich ungeheuer vermehrt. Von reißenden Thieren findet
man mehrere Arten Bären und Wölfe im Norden, Jaguare und
Cuguare, pantherartige Thiere in den heißen Ländern; von
Wild Rennthiere, Elennthiere, Hirsche, Rehe; Bergschafe; im
Meere Seehunde, Seelöwen, Wallfische. Außer den euro-
F ragen: Welches find wichtige Pflanzen, die sich in Amerika
allein oder vorzüglich finden? Wodurch hat sich Franz Drake um
ganz Europa verdient gemacht? Welches ist das größte Landthier
Amerika's?
Ii
1870 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
136
noch Bilder, sondern unzählige kleine Körner. An manchem Hute
sind unten statt der Blätter viele Löcher, und doch ist der Hui
nicht entzwei. Aus den Blättern und Löchern fallen zu seiner
Zeit die Körnchen heraus. Aus ihnen werden neue Pilze. Viele
derselben haben prächtige Farben. Bei einigen ist der Hut weiss,
bei andern schön roth, gelb, grau oder schwarz. Der Fuss ist auch
verschieden gefärbt.
Manche von den Pilzen, z. B. der Steinpilz, die Morchel u. a.,
können gegessen werden. Andere sind für den Menschen unge-
niessbar, manche sogar giftig, z. B. der rothe, mit weissen Flecken
versehene Flie-
genpilz. Wer da-
von isst, dem
bekommt es sehr
übel. Dagegen
schmausen
Schnecken und
Käfermaden von
vielen Pilzen,
welche die Men-
schen nicht ge-
messen dürfen.
Die Hefe,
die zum Kuchen-
backen unent-
behrlich ist und
vom Bierbrauer
erhalten wird, ist
nichts anderes, als
ein Pilz. Sie be-
steht aus winzi-
gen Bläschen, die
an einander gereiht sind und sich bei hinreichender Wärme in
zuckerhaltigen Flüssigkeiten schnell vermehren.
168. Die Kartoffel.
Vor etlichen hundert Jahren kam dies nützliche Gewächs aus
Amerika zu uns. Franz Drake schickte die Kartoffel einem Freunde in
England und schrieb ihm, die Frucht dieses Gewächses sei so trefflich
und nahrhaft, daß er ihren Anbau für sehr nützlich halte. Der Freund
denkt, Franz Drake meine mit dem Worte „Frucht" die Samenäpsel,
die oben an dem Kraute hängen. Im Herbste, als die Samenäpsel
gelb werden, ladet er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle,
wobei es sehr hoch hergeht. Am Ende kommt auch eine zugedeckte
Schüffel auf den Tisch. Der Hausherr steht auf und hält eine schöne
Rede, worin er sagt, er habe die Ehre, den Gästen eine Frucht mit-
zutheilen, wozu er den Samen von seinem Freunde, dem berühmten
1843 -
Darmstadt
: Jonghaus
- Autor: Fischer, Johann Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
181
und Augentrost und alle Pflanzen im Felde und Walde,
die uns in gesunden und kranken Tagen zu mancherlei
Zwecken nützlich und nöthig sind, selber ansäen, warten
und pflegen müßten, wie würden wir alsdann erst klagen
über des viel bedürftigen Lebens Mühe und Sorgen!
174. Die Kartoffel.
Die Kartoffeln kamen erst vor etlichen 100 Jahren aus
Amerika nach Europa. Und fast hätte sie der Freund des
Seefahrers Franz Drake, dem dieser aus Amerika etliche
zur Aussaat schickte, und dabei schrieb: „Die Frucht die-
ses Gewächses ist so trefflich und nahrhaft, daß ich ihren
Anbau für Europa sehr nützlich halte," aus seinem Gar-
ten wieder ausreißen und wegwerfen lassen. Denn er
dachte, Franz Drake habe mit den Worten „Frucht" die
Samenknollen gemeint, die oben am Kraute hangen. Da
es nun Herbst war, und die Samenknollen waren gelb,
lud er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle
ein, wobei cs hoch herging. Am Ende kam auch eine
zugedeckte Schüssel, und der Hausherr stand auf und hielt
eine schöne Rede an die Gäste, worin er sagte, er habe
hier die Ehre, ihnen eine Frucht mitzutheilen, wozu er den
Samen von seinem Freunde, dem berühmten Drake, mit der
Versicherung erhalten habe, daß ihr Anbau für England
höchst wichtig werden könnte. Die Herren kosteten nun die
Frucht, die in Butter gebacken und mit Zucker und Zimmt
bestreut war; allein sie schmeckte abscheulich, und es war
nur schade um den Zucker. Darauf urtheilten sie Alle, die
Frucht könne wohl für Amerika gut sein, aber in England
werde sie nicht _ reif. Da ließ denn der Gutsherr einige
Zeit nachher die Kartoffelfträucher herausreißen und wollte
sie wegwerfen.
Aber eines Morgens im Herbst ging er auch durch sei-
nen Garten und sah in der Asche eines Feuers, das sich der
Gärtner angemacht hatte, schwarze runde Knollen liegen.
Er zertrat einen, und siche, er duftete so lieblich, wie eine
gebratene Kartoffel. Er fragte den Gärtner, was das für
Knollen wären, und dieser sagte, daß sie unten an den
Wurzeln des fremden amerikanischen Gewächses gehangen
hätten. Nun ging dem Herrn erst das rechte Licht auf. Ep
1893 -
Altenburg
: Bonde
- Hrsg.: Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
159
-
Fliegenpilz. Wer davon isst, dem bekommt es sehr übel. Dagegen
schmausen Schnecken und Käfermaden von vielen Pilzen, welche die
Menschen nicht gemessen dürfen.
Die Hefe, die zum Kuchenbacken unentbehrlich ist und vom Bier-
brauer erhalten wird, ist nichts anderes, als ein Pilz. Sie besteht aus
winzigen Bläschen, die aneinander gereiht sind und sich bei hin-
reichender Wärme in zuckerhaltigen Flüssigkeiten schnell vermehren.
149. Die Kartoffel.
Vor etlichen Hundert Jahren kam dies nützliche Gewächs aus Amerika
zu uns. Der berühmte englische Seefahrer Franz Drake schickte die
Kartoffel aus Amerika einem Freunde in England und schrieb ihm,
die Frucht dieses Gewächses sei so trefflich und nahrhaft, daß er
ihren Anbau für sehr nützlich halte. Der Freund denkt, Franz Drake
meine mit dem Worte „Frucht" die Samenäpfel, die oben an dein
Kraute hängen. Im Herbste, als die Samenäpfel gelb werden, ladet
er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle, wobei es sehr
hoch hergeht. Am Ende kommt auch eine zugedeckte Schüssel auf den
Tisch. Der Hausherr steht auf und hält eine schöne Rede, worin
er sagt, er habe die Ehre, den Gästen eine Frucht mitzuteilen, wozu er
den Samen von seinem Freunde, dem berühmten Drake, mit der Ver-
sicherung bekommen habe, daß ihr Anbau für England höchst wichtig
werden könne. Die Herren kosten die Frucht, die in Butter gebacken und
mit Zucker und Zimmet bestreut ist; aber sie schmeckt ihnen abscheulich,
und sie meinen, die Frucht könne wohl für Amerika gut sein, aber in
England werde sie nicht reif. Da heißt denn der Gutsherr die Kartoffel-
sträucher herausreißen und wegwerfen. Kurz darauf geht er durch seinen
1882 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: ,
- Hrsg.: Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
159
Fliegenpilz. Wer davon isst, dem bekommt es sehr übel. Dagegen
schmausen Schnecken und Käfermaden von vielen Pilzen, welche die
Menschen nicht gemessen dürfen.
Die Hefe, die zum Kuchenbacken unentbehrlich ist und vom Bier-
brauer erhalten wird, ist nichts anderes, als ein Pilz. Sie besteht aus
winzigen Bläschen, die aneinander gereiht sind und sich hei hin-
reichender Wärme in zuckerhaltigen Flüssigkeiten schnell vermehren.
149. Die Kartoffel.
Vox etlichen hundert Jahren kam dies nützliche Gewächs aus Amerika
zu uns. Der berühmte englische Seefahrer Franz Drake schickte die
Kartoffel aus Amerika einem Freunde in England und schrieb ihm,
die Frucht dieses Gewächses sei so trefflich und nahrhaft, daß er
ihren Anbau für sehr nützlich halte. Der Freund denkt, Franz Drake
meine mit dem Worte „Frucht" die Samenäpfel, die oben an dem
Kraute hängen. Im Herbste, als die Samenüpfel gelb werden, ladet
er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle, wobei es sehr
hoch hergeht. Am Ende kommt auch eine zugedeckte Schüssel auf den
Tisch. Der Hausherr steht auf und hält eine schöne Rede, worin
er sagt, er habe die Ehre, den Gästen eine Frucht mitzuteilen, wozu er
den Samen von seinem Freunde, dem berühmten Drake, mit der Ver-
sicherung bekommen habe, daß ihr Anbau für England höchst wichtig
werden könne. Die Herren kosten die Frucht, die in Butter gebacken und
mit Zucker und Zimmet bestreut ist; aber sie schmeckt ihnen abscheulich,
und sie meinen, die Frucht könne wohl für Amerika gut sein, aber in
England werde sie nicht reif. Da heißt denn der Gutsherr die Kartoffel-
sträucher herausreißen und wegwerfen. Kurz daraus geht er durch seinen
1866 -
Regensburg [u.a.]
: Pustet
- Autor: Schätz, Joseph
- Sammlung: Politikschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
135
sind sehr schmackhaft. Auf den Winter werden sie auch gedörrt
oder eingemacht. Die Kinder spielen oft um Bohnen. Dieses
ist erlaubt. Um Geld sollen sie nicht spielen.
ck. Kraüter.
136. Die Kartoffel.
Dieses nützliche Gewächs kam vor etlichen hundert Jahren
zu uns. Und fast Hütte sie der Freund des Franz Drake, dem
dieser aus Amerika Kartoffeln zur Aussaat schickte, und dazu
schrieb: die Frucht dieses Gewächses ist so vortrefflich und nahr-
haft, daß er ihren Anbau für sein Vaterland für höchst nützlich
halte, aus seinem Garten wieder herausgerissen und wegwerfen
lassen. Denn er dachte: Franz Drake habe mit dem Worte
„Frucht" die Samenknollen gemeint, die oben am Kraute hängen.
Da es nun Herbst war, und die Samenknollen waren gelb, lud
er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle ein, wobei
es hoch herging. Am Ende kam eine zugedeckte Schüssel, und
der Hausherr stand auf und hielt eine schöne Rede an die Gäste,
worin er diesen sagte: er habe hier die Ehre, ihnen eine Frucht
mitzutheilen, wozu er den Samm von seinem Freunde, dem be-
rühmten Drake, mit der Versicherung erhalten hätte, daß ihr
Anbau für England höchst wichtig werden könne. Die Herren
aus dem Parlamente kosteten nun die Frucht, die in Butter ge-
braten und mit Zucker und Zimmt bestreut war; aber sie schmeckte
abscheulich, und es war nur Schade um den Zucker. Darauf
urtheilten sie alle, die Frucht könne wohl für Amerika gut sein,
aber in England werde sie nicht reif. Da ließ denn der Guts-
herr einige Zeit nachher die Kartoffelstraüche herausreißen und
wollte sie wegwerfen lassen. Aber eines Morgens im Herbste ging
er auch durch seinen Garten, und sah in der Asche eines Feuers,
das sich der Gärtner angemacht hatte, schwarze runde Knollen
liegen. Er zertrat einen, und siehe, der duftete so lieblich, wie
eine gebratene Kartoffel. Er fragte den Gärtner, was das für
Knollen wären? und der sagte ihm, daß sie unten an der Wurzel
des fremden amerikanischen Gewächses gehangen hätten. Nun
ging dem Herrn erst das rechte Licht auf. Er ließ die Knollen
sammeln, zubereiten und lud dann die Parlamentsherren wieder
zu Gaste, wobei er wohl wieder eine Rede gehalten haben mag,
von welcher der Inhalt der gewesen sein wird: daß der Mensch,
wenn er blos nach dem urtheilt, was oben an der Oberfläche ist,
und nicht auch tiefer grübt, manchmal gar sehr irren könne.
1859 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Preuß, August Eduard, Vetter, J. A.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
358 —
Acht und lernet, was man euch aufgibt; wenn ihr wiederkommt, gibt's auch
getrocknete Pflaumen.
39. Die Kartoffel.
Die Kartoffel, dieses Brot der Armen und Marzipan der Kinder, ist nun schon
lauge ein Segen für jedes Haus. Wie schnell ist bei Wasser und Feuer der Tisch
gedeckt und das einfache Mahl bereitet, dessen aufsteigender Duft zu frohem Ge-
nusse einladet. Das hat in Kriegsläuften auch mancher Mann erfahren, wenn er
unter des Himmels Dach als sein eigener Küchenmeister an dem bereiteten Gericht
sich erlaben und nach einer Stunde wieder gestärkt von 1 dannen ziehen konnte. —
Dennoch hat dieses nützliche und wohlthätige Gewächs unter uns nur allmählig
Eingang gefunden, und nirgend ist es froh willkommen geheissen. Heute weiss
jedes Kind, dass die Kartoffel ganz heimlich in der Erde ihr Wesen treibt, die
Frucht gleich zarten Perlen ansetzt und zu ihrer Zeit zur Reife bringt; von dem
neuen Ankömmling aus Amerika sollte man dies aber erst nach bitterer Täu-
schung erfahren.
Der Weltumsegler Franz Drake schickte nämlich aus Virginien einem
Freunde in England Kartoffeln zur Aussaat und schrieb, „die Frucht dieses
Gewächses sei so trefflich und nahrhaft, dass ihr Anbau für sein Vaterland von
grossem Nutzen sein werde.“ Jener Freund sah nun mit Vergnügen während der
Sommerzeit aus den Kartoffelblüthen die Samenäpfel hervortreten und dachte,
Drake habe diese unter dem Namen „Frucht“ gemeint. Es kam der Herbst, und
die Samenäpfel wurden gelb. Da lud er eine Menge vornehmer Herren zum Gast-
mahle ein, wobei es hoch herging. Am Ende kam auch eine zugedeckte Schüs-
sel, und der Hausherr stand auf und hielt eine schöne Rede an die Gäste, worin
er diesen sagte, er habe hier die Ehre, ihnen eine Frucht mitzutheilen, wozu er
den Samen von seinem Freunde, dem berühmten Franz Drake, mit der Versiche-
rung empfangen habe, dass ihr Anbau für England höchst wichtig werden könne.
Die Herren kosteten die Frucht, die in Butter gebacken und mit Zucker und Zim-
met überstreut war; aber sie schmeckte abscheulich, und es war nur schade um
den Zucker. Darauf urtheilten sie Alle, die Frucht könne wohl für Amerika gut
seig, aber in England werde sie nicht reif. Da liess denn der Gutsherr einige
Zeit nachher die Kartoffelsträuche herausreissen und wollte sie wegwerfen lassen.
Aber eines Morgens im Herbst ging er durch seinen Garten und sah in der Asche
eines Feuers, das sich der Gärtner augemacht, schwarze runde Knollen liegen. Er
zertrat einen, und siehe, der duftete so lieblich wie eine gebratene Kartoffel. Er
fragte den Gärtner, was das für Knollen wären? und der sagte ihm, dass sie
unten an der Wurzel des fremden amerikanischen Gewächses gehangen hätten.
Nun ging dem Herrn erst das rechte Licht auf. Er liess die Knollen sammeln,
zubereiten und lud dann die Herren wieder zu Gaste. Ja, nun war’s ein ander
Ding. Diesmal kam die Rede nach dem Mahl und lief darauf hinaus, dass der
Mensch, wenn er blos nach dem urtheilt, was oben an der Oberfläche ist, manch-
mal gar sehr irren kann.
40. Das Gras.
Wunderbar fröhlich wird es mir im Herzen, wenn ich einen schönen Ra-
sen sehe. Keine Pflanze, keine Blume liebe ich so herzig, so mit wahrer
Seelensreude als das grüne Gras. Zuweilen kann ich gar nicht müde werden,
es anzusehen und mich daran zu ergötzen; und wenn ich es ansehe, dann freue
ich mich recht, dass ich auf der Erde bin. — Ein grasreicher Boden und ein
blauer Himmel — welche Herrlichkeit ist das!
Schon in der Kindheit that es mir wohl, dasi in der Bibel das Gras so
geehrt wird. Mit welcher Wonne las ich: „Und der Herr spricht, die Erde
lasse aufgehen Gras und Kraut, und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut!"
Nun war ich ja auf der Erde zu Hause. Wie ging mir die Stelle,in's Hern.
1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: Meyn, Ludwig, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Norddeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
68
versprochen worden, als Herr Andres, der Nachbar, gäbe, und sechsund-
dreißig Kreuzer mehr?" Und damit gingen sie allesammt zu dem Pachter
und verlangten die Erfüllung seines Versprechens. Der aber lachte sie aus
und sagte: „Ihr seid wohl verrückt? Ihr bekommt den gewöhnlichen
Tagelohn und sechsunddrcißig Kreuzer darüber. Ist das nicht genug?" —
„Mit Nichten," sagten die Heumacher; „denn Ihr habt heute Morgen
anders gesagt." Da nun jener von einem solchen Arbeitslöhne nichts
wissen wollte und beim Wortwechsel noch obendrein arg schimpfte und
drohte, kam die Sache vor's Gericht, und das Gericht sprach gegen den
Pachter. So mußte dieser jedem der Arbeiter einen Friedrichsd'or geben
und noch sechsunddreißig Kreuzer obendrein und erkannte jetzt zu spät, daß,
wer dem andern einen Schaden thun will, ihn aus sein eignes Haupt ladet.
117. Die Kartoffeln.
Dieses nützliche Gewächs kam erst vor etlichen hundert Jahren aus
Amerika zu uns. Und fast hätte sie der Freund von Franz Drake, dem
dieser aus Amerika Kartoffeln zur Aussaat schickte und dazu schrieb: „die
Frucht dieses Gewächses sei so trefflich und nahrhaft, daß er ihren Anbau
für sein Vaterland für höchst nützlich halte," aus seinem Garten wieder
herausreißen und wegwerfen lassen. Denn er dachte: Franz Drake habe
mit dem Worte Frucht die Samenknollen gemeint, die oben am Kraute
hängen. Da es nun Herbst war, und die Samenknollen waren gelb, lud
er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle ein, wobei es hoch
herging. Am Ende kam auch eine zugedeckte Schüssel, und der Hausherr
stand auf und hielt eine schöne Rede an die Gäste, in welcher er sagte: er
habe hier die Ehre, ihnen eine Frucht vorzusetzen, wozu er den Samen von
seinem Freunde, dem berühmten Drake, mit der Versicherung erhalten hätte,
daß ihr Anbau für England höchst wichtig werden könne. Die Herren
kosteten nun die Frucht, die in Butter gebacken und mit Zucker und Zimmt
bestreut war, aber sic schmeckte abscheulich, und es war nur schade um den
Zucker. Darauf urtheilten sie alle, die Frucht könne wohl für Amerika gut
sein, aber in England werde sie nicht reif. Da ließ denn der Gutsherr einige
Zeit nachher die Kartoffelsträuche herausreißen und wollte sie wegwerfen lassen.
Aber eines Morgens, im Herbste, ging er durch seinen Garten und
sah in der Asche eines Feuers, das sich der Gärtner angemacht hatte, schwarze
runde Knollen liegen. Er zertrat eine, und siehe, die duftete gar lieblich.
Er fragte den Gärtner, was das für Knollen wären? und der sagte ihm,
daß sie unten an der Wurzel des fremden amerikanischen Gewächses ge-
hangen hätten. Nun ging dem Herrn erst das rechte Licht auf. Er ließ
die Knollen sammeln, zubereiten und lud dann die Herren wieder zu Gaste,
wobei er wohl wieder eine Rede gehalten haben mag, von welcher der In-
halt der gewesen sein wird: daß der Mensch, wenn er bloß nach dem urtheilt,
was oben an der Oberfläche ist, und nickt auch tiefer gräbt, manchmal gar
sehr irren könne.
1884 -
Wismar
: Hinstorff
- Autor: Schraep, J.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
26
Die Weibchen legen gegen Ende August 8 bis 16 Eier mit
dünnen, häutigen Schalen, aus denen sich das Junge sogleich heraus-
findet, und darauf ^binnen kurzer Zeit seiner Wege geht, ohne sich
5famt seinen Kameraden weiter um die Mutter zu bekümmern.
Da ihnen die Kälte verderblich ist, so verkriechen sie sich im
Herbst und halten einen Winterschlaf, aus dem sie bei gutem Wetter
jedoch schon im März wieder erwachen. Mit welchem Appetit wohl
die Blindschleiche "nach dem langen Schlafe dem ersten ansichtigen
Regenwurm "gegenüber steht! Er ist ihr gewiß nicht "entgegen,
zumal "außer ihm erst wenig aufgetischt ist für die erwachte Blind-
schleiche. (Nach Lüben.)
36. Die Kartoffel.
Dieses nützliche Gewächs kam erst vor etlichen hundert Jahren
(1585) aus Amerika zu uns. Und fast hätte sie der Freund von
Franz Drake, dem dieser aus Amerika Kartoffeln zur Aussaat schickte
und dazu schrieb, die Frucht dieses Gewächses sei so trefflich und
nahrhaft, daß er ihren Anbau für sein Vaterland für höchst nützlich
halte, — aus seinem Garten wieder herausreißen und wegwerfen
lassen. Denn er dachte, Franz Drake habe mit dem Worte „Frucht"
die Samenknollen gemeint, die oben am Kraute hängen. Da es nun
Herbst war und die Samenknollen waren gelb, lud er eine Menge
vornehmer Herren zu einem Gastmahle ein, wobei es hoch herging.
Am Ende kam auch eine zugedeckte Schüssel, und der Hausherr stand
auf und hielt eine schöne Rede an die Gäste, in welcher er diesen
sagte, er habe hier die Ehre, ihnen eine Frucht mitzuteilen, wozu er
den Samen von seinem Freunde, den: berühmten Drake, mit der
Versicherung erhalten habe, daß ihr Anbau für England höchst wich-
tig werden könne. Die Gäste kosteten die Frucht, die in Butter ge-
backen und mit Zucker und Zinnnet bestreut war; aber sie schmeckte
abscheulich, und es war nur Schade um den Zucker. Darauf ur-
teilten sie alle, die Frucht könne wohl für Amerika gut sein, aber
in England werde sie nicht reif. Da hieß denn der Gutsherr einige
Zeit nachher die Kartoffelsträuche herausreißen und wollte sie weg-
warfen lassen. Aber eines Morgens, im Herbste, ging er durch seinen
Garten und sah in der Asche eines Feuers, das sich der Gärtner
angemacht, schwarze runde Knollen liegen. Er zertrat eine, und siehe,
die duftete so lieblich, wie eine gebratene Kartoffel. Er fragte den
Gärtner, was für Knollen das wären, und der sagte ihm, daß sie
unten an der Wurzel des fremden amerikanischen Gewächses gehangen
hätten. Nun ging dem Herrn erst das Licht auf. Er ließ die
Knollen sammeln, zubereiten und lud dann die Gäste wieder zu Gaste,
wobei er wohl wieder eine Rede gehalten haben mag, von der der
Inhalt der gewesen sein wird, daß der Mensch, wenn er bloß nach
dem urteilt, was oben an der Oberfläche ist und nicht auch tiefer
gräbt, mauchmal gar sehr irren könne. (Schubert.)
1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: ,, Sach, August, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Meyn, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
68
versprochen worden, als Herr Andres, der Nachbar, gäbe, und sechsund-
dreißig Kreuzer mehr?" Und damit gingen sie allesammt zu dem Pachter
und verlangten die Erfüllung seines Versprechens. Der aber lachte sie aus
und sagte: „Ihr seid wohl verrückt? Ihr bekommt den gewöhnlichen
Tagelohn und sechsunddreißig Kreuzer darüber. Ist das nicht genug?" —
„Mit Nichten," sagten die Heumacher; „denn Ihr habt heute Morgen
anders gesagt." Da nun jener von einem solchen Arbeitslöhne nichts
wissen wollte und beim Wortwechsel noch obendrein arg schimpfte und
drohte, kam die Sache vor's Gericht, und das Gericht sprach gegen den
Pachter. So mußte dieser jedem der Arbeiter einen Friedrichsd'or geben
und noch sechsunddreißig Kreuzer obendrein und erkannte jetzt zu spat, daß,
wer dem andern einen Schaden thun will, ihn auf sein eignes Haupt ladet.
117. Die Kartoffeln.
Dieses nützliche Gewächs kam erst vor etlichen hundert Jahren aus
Amerika zu uns. Und fast hätte sie der Freund von Franz Drake, dem
dieser aus Amerika Kartoffeln zur Aussaat schickte und dazu schrieb: „die
Frucht dieses Gewächses sei so trefflich und nahrhaft, daß er ihren Anbau
für sein Vaterland für höchst nützlich halte," aus seinem Garten wieder
herausreißen und wegwerfen lassen. Denn er dachte: Franz Drake habe
mit dem Worte Frucht die Samenknollen gemeint, die oben am Kraute
hängen. Da es nun Herbst war, und die Samenknollen waren gelb, lud
er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle ein, wobei es hoch
herging. Am Ende kam auch eine zugedeckte Schüssel, und der Hausherr
stand auf und hielt eine schöne Rede an die Gäste, in welcher er sagte: er
habe hier die Ehre, ihnen eine Frucht vorzusetzen, wozu er den Samen von
seinem Freunde, dem berühmten Drake, mit der Versicherung erhalten hätte,
daß ihr Anbau für England höchst wichtig werden könne. Die Herren
kosteten nun die Frucht, die in Butter gebacken und mit Zucker und Zimmt
bestreut war, aber sie schmeckte abscheulich, und es war nur schade um den
Zucker. Darauf urtheilten sie alle, die Frucht könne wohl für Amerika gut
sein, aber in England werde sie nicht reif. Da ließ denn der Gutsherr einige
Zeit nachher die Kartoffelsträuche herausreißen und wollte sie wegwerfen lassen.
Aber eines Morgens, im Herbste, ging er durch seinen Garten und
sah in der Asche eines Feuers, das sich der Gärtner angemacht hatte, schwarze
runde Knollen liegen. Er zertrat eine, und siehe, die duftete gar lieblich.
Er fragte den Gärtner, was das für Knollen wären? und der sagte ihm,
daß sie unten an der Wurzel des fremden amerikanischen Gewächses ge-
hangen hätten. Nun ging dem Herrn erst das rechte Licht auf. Er ließ
die Knollen sammeln, zubereiten und lud dann die Herren wieder zu Gaste,
wobei er wohl wieder eine Rede gehalten haben mag, von welcher der In-
halt der gewesen sein wird: daß der Mensch, wenn er bloß nach dem urtheilt,
was oben an der Oberfläche ist, und nicht auch tiefer gräbt, manchmal gar
sehr irren könne.
1892 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
- 199 -
die vom Grunde jedes Döldchens nach der äußern Seite zu herab-
hangen.
Wenn es schon bei den genannten Pflanzen schwierig ist, aus
bloßen Beschreibungen eine genaue Kenntnis von ihren Eigenschaften
zu erlangen, so gilt dieses noch weit mehr von den Pilzen oder
Schwämmen, zumal da viele derselben in den verschiedenen Zeit-
abschnitten ihres Bestehens ein gar verschiedenes Aussehen zeigen und
namentlich in ihrer Färbung wechseln. Findet man darum keine Ge-
legenheit, diese Gewächse selbst zu beobachten, so lassen sich hier gute
Abbildungen am wenigsten entbehren.
Nach Berlin-Tutschek, Curtman u. a.
209. Das erste und das zweite Kartoffelgericht.
Die Kartoffel kam erst vor etlichen hundert Jahren aus Amerika
zu uns. Und fast hätte sie der Freund von Franz Drake*), dem dieser
aus Amerika Kartoffeln zur Aussaat schickte und dazu schrieb: die Frucht
dieses Gewächses sei so vortrefflich und nahrhaft, daß er ihren Anbau
für sein Vaterland für höchst nützlich halte, aus seinem Garten wieder
herausreißen und wegwerfen lassen. Denn er dachte, Franz Drake habe
mit dem Worte Frucht die Samenkuollen gemeint, die oben am Kraute
hangen. Da es nun Herbst war, und die Samen kn ollen waren
gelb, lud er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle ein,
wobei es hoch herging. Am Ende kam auch eine zugedeckte Schüssel,
und der Hausherr stand auf und hielt eine schöne Rede an die Gäste,
in welcher er sagte, er habe hier die Ehre, ihnen eine Frucht mitzuteilen,
zu der er den Samen von seinem Freunde, dem berühmten Drake, mit
der Versicherung erhalten hätte, daß ihr Anbau für England höchst
wichtig werden könne. Die Herren kosteten die Frucht, die in Butter
gebacken und mit Zucker und Zimmet bestreut war; aber sie schmeckte
abscheulich, und es war nur schade um den Zucker. Darauf urteilten
sie alle, die Frucht könne wohl für Amerika gut sein, aber in England
werde sie nicht reif. Da ließ denn der Gutsherr einige Zeit nachher
die Kartoffelsträucher herausreißen und wollte sie wegwerfen lassen.
Aber eines Morgens, im Herbste, ging er auch durch seinen Garten
und sah in der Asche eines Feuers, das sich der Gärtner angemacht
hatte, schwarze, runde Knollen liegen. Er zertrat eine, und siehe, die
duftete so lieblich, wie eine gebratene Kartoffel. Er fragte den
Gärtner, was das für Knollen wären; und der sagte ihm, daß sie unten
an der Wurzel des fremden amerikanischen Gewächses gehangen hätten.
Nun ging dem Herrn erst das rechte Licht auf. Er ließ die Knollen
sammeln, zubereiten und lud dann die Herren wieder zu Gaste, wobei
er wohl wieder eine Rede gehalten haben mag, von welcher der Inhalt
der gewesen sein wird, daß der Mensch, wenn er bloß nach dem urteilt,
was oben an der Oberfläche ist, und nicht auch tiefer gräbt, manchmal
gar sehr irren könne.
Gotth. Heinr. v. Schubert.
') Sprich: Drehk'.