1870 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
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bald schmal, bald kurz, bald dick, doch bei euch jeden Augenblick, so
lang' die Sonn' am Himmel scheint; denn so nur, Kinder, ist's gemeint.
Wo weder Sonne scheint, noch Licht, ist auch der Kamerade nicht.
21.
O, wie wohl ist mir am Abend, wenn zur Ruh’ die Glocke
läutet: bim, bäum, bim, bäum, bim, bäum.
22. Abendgeläut.
Aus dem Dörflein da drüben vom Thurme herab, da läuten
die Menschen den Tag zu Grab'. Sie läuten und läuten, und ich
und du, wir hören gar gerne dem Läuten zu.
Wann sie läuten, dann sollen wir immerdar fein zum Singen
und Beten gerüstet sein. Wir halten die Glocke in größter Ehr';
denn's Läuten ist immer bedeutungsschwer.
Wann sie läuten am Sonntag, das klingt gar schön; da sollen
wir still zur Kirche geh'n und sollen, versammelt am heiligen Ort,
uns predigen lassen des Herren Wort.
Und zur Tauf' und zur Trauung läuten sie auch, das Läuten
ist immer ein heiliger Brauch. Und wird uns die letzte Ehre ge-
than, da fangen die Glocken zu läuten an.
Bet' eifrig! Jetzt schlagen sie dreimal drei. Die schwere Arbeit
ist nun vorbei. So schlagen am Abend die Christenleut' zu Ehren
der heil'gen Dreieinigkeit.
23. Das Glöcklein im Herzen.
Es pocht dein Herz den ganzen Tag; was es nur meinen und
wollen mag? Es pocht dein Herz die ganze Nacht; hast du das,
Kindlein, schon bedacht? Und pocht's so lang, oft laut, oft still,
hast du gefragt, was Herzchen will? Ein rührig Glöcklein ist es
eben, vom lieben Gott dir zu eigen gegeben. Er hing's an deiner
Seelen Thür und läutet es selber für und für, und stehet draußen
und harret still, ob ihm dein Glaube öffnen will, und läutet fürder
und harret fein, du wollest rufen: „Herein, herein!" — So pocht
dein Herz wohl Tag für Tag, und endlich, so thut's den letzten
Schlag, und mit dem letzten, den es gethan, da pocht es selber
am Himmel an und stehet draußen und wartet still, ob ihm Gott
Vater wohl öffnen will, und stehet draußen und harret fein, er
wolle rufen: „Herein, herein!" und sprechen: „Komm nur, mein
lieber Gast; ich fand bei dir auch fromme Rast. Wie du gethan,
so gescheh' dir heut': Geh' ein in des Himmels ew'ge Freud'."
24. Lob Gottes am Abend in den Alpen.
In einigen Alpenbezirken von Piemont und Savoien, in
denen die Bewohner zerstreut als Hirten wohnen, herrscht eine