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1. Kurzer Inbegriff der nützlichsten Wissenschaften für die Jugend - S. 341

1816 - Potsdam : Horvath
341 Deutsche. östreichischen Niederlande verfolgt, am 6. Nov/ bei Jemappe geschlagen, die Niederlande ero- bert, auch die wichtige Festung Mainz vom Ge- neral Cüstine eingenommen, so, wie sie auf der andern Seite Sardinien und das dazu gehöri- ge Savoyen erobert hauen, und nun überhaupt in andre Länder vorzudringen, und sie in Freistaa- ten zu verwandeln drohten, weshalb sich das gan- ze deutsche Reich mit England, Spanien, Portu- gal, den vereinigten Niederlanden und den nicht- republikanischen Italienischen Staaten gegen sie verband. Anfangs, r-79^, waren die Verbünde- ten glücklich, besonders da Dümouriez selbst zu ih- nen überging, gewannen mehrere Schlachten, und vertrieben die Feinde aus den Niederlanden; aber 1794 eroberten sie diese wiederund auch die ver, einigten Niederlande dazu, und Preußen schloß am 5. April 1795 zu Basel mit der fran- zösischen Republik einen Separatfrieden, worin es ihr die Erweiterung ihrer Gränzen bis an den Rhein zugestand, und durch eine mit Truppen be- setzte Demarkationslinie dem ganzen nördlichen Deutschland Neutralität und Ruhe^sicherte, wel- chem Beispiel auch ,796 Hessen-Cassel, Baden, Würtemberg und Baiern folgten. 213. Dagegen trat Rußland 1795 in ein Bündniß mit Oestreich und England, und die Fran- zofen, die unter dem General Moreau über den Rhein vorgedrungen waren, wurden durch mehre- re Siege des Erzherzogs Carl von Oestreich ge- nöthigt, 1796 über den Rhein zurückzukehren ; da- gegen erfochten sie unter dem General Bona- parte in demselben und folgenden Jahre viele Y 3 Sie-

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1. Theil 4 - S. 48

1862 - Breslau : Max
-4 i 48 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich / ' v Den ganzen Tag brachte er unthätig zu, und kam Jemand in sein Gefängniß und fragte ihn etwas, so schwieg er, weil er für nichts mehr Interesse hatte. Der arme Knabe! — Nach Robes- pierre's Sturz wurde er zwar besser behandelt; aber das Uebel war schon zu sehr eingerissen. Er bekam ein schleichendes Fieber und starb, den 9. Juni, erst 10 Jahre alt. Nach seinem Tode blieb seine Schwester, die nachmalige Herzogin von Angouleme, noch ein halbes Jahr lang im Tempel; dann, gerade 17 Jahre alt, wurde sie gegen einige von den Oestreichern gefangene Fran- zosen ausgewechselt und war nun froh, ein Land zu verlassen, wo ihre theuern Verwandten hatten bluten müssen. Im Felde hatten die Franzosen mit großem Glücke gefoch- ten. Junge, kühne, talentvolle Generale führten sie von Siege zu Siege. Einer unter ihnen, Pichegru, wandte sich gegen die Niederlande. Im raschen Siegesläufe dringt er bis an die Arme des Rheins vor, die unter verschiedenen Namen sein Wasser ins Meer führen. Hier halten ihn die Fluthen der Ströme und der künstlichen Ueberschwemmungen auf, und schon glaubt er wieder umkehren zu müssen, als ein plötzlich eintretender heftiger Frost das Wasser erstarren macht. Ungehindert geht er nun über die harte Eisrinde und hat in wenigen Tagen ganz Holland inne. Das geschah im Winter von 1794—95. Die Holländer, schon vorher zum Theil Feinde des oranischen Hauses, nehmen die Franzosen mit offenen Armen auf, werden von ihnen als Brüder begrüßt und die bisher vereinigten Niederlande unter dem Na- men Batavien zu einer unabhängigen Republik nach französi- schem Muster erklärt; aber zugleich bitten sich die neuen Brüder von ihren holländischen Freunden 100 Millionen Gulden zur Er- stattung der Kriegskosten aus. Wie mancher wünschte nun wie- der die vorige milde Regierung des Erbstatthalters zurück! Aber dieser war bereits mit seinem Sohne (dem 1840 abgegangenen und 1843 gestorbenen Könige der Niederlande) nach England geflüchtet. Biele der europäischen Fürsten hatten den Krieg gegen Frank- reich nur unternommen, in der Hoffnung, den damals noch leben- den König zu retten und der Ausbreitung jacobinischer Grund- sätze ein Ziel zu setzen. Jetzt war aber der König todt und die Jacobiner gestürzt. Ueberdies waren die Fürsten des Krieges herzlich überdrüßig und es herrschte unter ihnen viele Uneinig- ffit. Daher suchte einer nach dem andern sich vom Kriegsschau- plätze fvegzuschleichen. Zuerst gingen der Großherzog von Tos- rt1'

2. Deutsche Alpenlandschaften, Europa, Der Sternenhimmel, Globuskunde - S. 77

1914 - München [u.a.] : Oldenbourg
Das Königreich der Niederlande. 77 Das Königreich der Niederlande. 33 000 qkm = reichlich 2 X Sachsen, 6 Mm. Einw., 180 auf 1 qkm. Das Königreich 'bet Niederlande, das früher zum Deutschen Reiche gehörte, ist auch landschaftlich eine deutsche Provinz: ein Stück des Norddeutschen Tief- landes und das Mündungsgebiet des wichtigsten deutschen Stromes. Seine Westküste wird von einem Dünenstreifen begleitet. Dahinter liegt — meist tiefer als der Meeresspiegel — die fette, fruchtbare Marsch. Im 0 und 80 wiegt die sandige Geest vor, und mitten darin breiten sich in Wasser- undurchlässigen Einseukuugen riesige Moore aus. Imn fehlt der Dünengürtel; er liegt draußen auf den langgestreckten West friesischen Inseln. Die Sturm- fluten des Meeres haben ihn einst durchbrochen und das tiefgelegene Land da- hinter überspült. So ist die weit ins Land greifende Südersee erst vor etwa 700 Jahren entstanden, und die völlige Losreißung der Inseln sowie die Bildung des Dollarts erfolgte im 14. Jahrhundert. Fast das ganze Land ist ein Geschenk des Rheins, der sich hier in mehrere Arme teilt und ein breites Delta bildet. Sicher hatte er einst seinen Sand und Schlamm noch viel weiter hinaus gebaut, ehe das Meer siegreich nach 8 vor- drängte. So spielt sich hier ein ewiger Kampf zwischen Strom und Meer, ein Wechsel zwischen Anschwemmung und Losreißung von Land ab. Und der Mensch greift in diesen Kampf ein, um seine Heimatscholle zu schützen und zu vergrößern. Mächtige Seedeiche begleiten die ganze Küste; auch alle Strom- strecken sind eingedeicht. Die Marsch ist von Entwässerungskanälen durchzogen, und durch Windmühlen wird das Wasser aus den tiefliegenden Gräben in die höheren Abflußkanäle gepumpt. Ganze Binnenseebecken sind mit Deichen um- zogen und dann leergepumpt worden. So bietet das ehemalige „Haarlemer Meer" heute Raum für 20 000 Menschen, und jetzt sind die Niederlande dabei, auch die Südersee einzudeichen und trocken zu legen. 2000 qkm fruchtbarsten Landes werden dadurch gewonnen. Ein Land mit so fruchtbarem Boden und mildfeuchtem Seeklima ist hervor- ragend geeignet für Ackerbau und Viehzucht. Mastrinder, Butter und Käse werden in großer Menge zur Ausfuhr gebracht; Gemüsebau und Blumen- zu cht (Hyazinthen, Tulpen) stehen auf hoher Stufe. Selbst die öden Moor- strecken werden allmählich dem Ackerbau gewonnen. Die ebenen Landstriche, die zahlreichen natürlichen und künstlichen Wasser- Wege erleichtern den Verkehr im Lande ungemein; dazu kommt eine ver- hältnismäßig lange Küste, die die Verbindung mit dem Weltmeere herstellt. Dies wurde die Ursache, daß sich die Holländer zu einem hervorragenden Handelsvolk entwickelten. Im Mittelalter waren die Niederlande der reichste Staat Europas; ihre Schiffe fuhren auf allen Meeren; ihre Kolonien hatten gewaltige Ausdehnung. Zwar haben sie ihre Seemacht zum größten Teil an England verloren; aber noch immer sind Seeschiffahrt, überseeischer Handel, Schiffbau und See fisch fang die bedeutendsten Erwerbszweige des Landes. Ganz gewaltig ist der Durchgangshandel, der von Westdeutschland durch die 6*

3. Europa - S. 183

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 183 — großer Teil liegt, wie uns die Färbung der Karte lehrt, noch tiefer als das Meer. Weite Gegenden des Landes haben mich Moore und Sümpfe aufzuweisen. Wir können das daraus ersehen, daß einzelne Stellen der Karte durch kleine schwarze Striche hervorgehoben sind. D. Und was lehrt die Karte über die Bewässerung? Sie zeigt uns: Die Hauptflüsse des Landes sind: 1. Der Rhein. Er teilt sich kurz nach seinem Eintritt in die Niederlande in eine Anzahl Arme. Die wichtigsten derselben sind die Waal, die Assel (fpr. eissel) und der Leck. 2. Die Maas. Sie gehört nur mit ihrem Unterlaufe den Nieder- landen an und fließt im Verein mit dem Rheine der Nord- see zu. 3. Die Schelde. Sie hat in den Niederlanden nur ihr Mündungs- gebiet. Zur sachlichen Besprechung, a. Welchen Eindruck machen wohl in den Niederlanden die Flüsse? Denke an die Bodenbeschaffenheit! — Sie schleichen träge dahin. Wenn man z. B. am Rheine steht und schaut in seine sich langsam zwischen niederen Ufern dahin windenden, trüben Fluten, so will man fast gar nicht glauben, daß das derselbe Fluß ist, der brausend und schäumend von den Schweizer Bergen niederstürzt und seine grünen Wogen so stolz durch unsere blühenden Rhein- lande wälzt. d. Wie erklärst du die Entstehung der zahlreichen Sümpfe und Moore? (Da der Boden hier völlig eben ist, so fließt das Wasser, das dem Boden entquillt oder als Regen vom Himmel fällt, nicht ab, sondern bleibt auf der Oberfläche stehen. Es dringt in das Erdreich ein und verwandelt es, da immer neues Wasser uachsickert, nach und nach in lockeren Schlamm. Aus diesem siedeln sich gar bald blaßgrünes Torfmoos, Binsen und Schilf an — und der Sumpf ist fertig, c. Was für einen Schluß kannst du aus Lage, Bodenbe- schassenheit und Bewässerung auf das Klima der Nieder- lande machen? — Sicherlich haben die Niederlande kühle, feuchte Sommer und milde, regenreiche Winter. — Es ist so! Das Klima ist sehr feucht und neblig. Man hat dort kaum 40—50 heitere Tage im Jahre. Ii. Inwiefern ist der gröszte Teil des Landes dem Wasser abgerungen? 1. Wie wir schon hörten, liegt ein großer Teil der Niederlande, und zwar ungefähr die Hälfte des ganzen Königreiches, tiefer als der Meeresspiegel, diesen Teil hat der Niederländer in Jahrhunderte langer, mühevoller Arbeit dem Meere abgerungen, denn es hat eine Zeit ge-

4. Neuere Geschichte - S. 399

1861 - Leipzig : Brandstetter
399 und Gewaltthat! Die alten Gesetze galten nichts, die neuen sollten erst geschaffen werden. Die Adeligen verließen das Reich Ein Emigranten- zug nach dem andern flüchtete sich über den Rhein, wo sie besonders in den geistlichen Kurfürstenstaaten am Rheine die gastlichste Aufnahme fanden. Auch die unglückliche Königsfamilie machte einen Versuch, aus dieser gräuel- vollen Verwirrung sich durch die Flucht zu retten. In der Nacht des 20. Juni 1791 entwich der König mit seiner Ge- mahlin, seiner Schwester, seinen Kindern und dem Grafen von Pro- vence heimlich aus Paris. Er wollte zunächst in die Niederlande fliehen. Doch nur dem Grafen von Provence, welcher vorausgeeilt war, gelang es, die Grenze zu erreichen; der König selbst mit den Seinigen wurde in Varennes angehalten, erkannt und sogleich zurückgeführt. General Bouille wollte ihm mit einem Dragonerregimente zu Hülfe kommen, und leicht hätte er ihn auf dem Rückwege noch retten können; Ludwig's Befehl aber war: kein Blut zu vergießen! Düsteres Schweigen empfing den König in Paris, die Nationalgarde verhinderte zwar jede Gewaltthat, und Lafayette bewirkte in der Nationalversammlung, daß die Flucht des Königs nicht weiter gerügt wurde, aber die Jakobiner, unter welchen jetzt auch wieder der aus England zurückgekehrte Herzog von Orleans sich befand, der den Namen „Bürger Egalité" angenommen, begann bereits die Abschaffung der Königswürde zu berathen. Im September 1791 war die neue Verfassung des konstitutionellen Königthums vollendet. Der König bestätigte sie in öffentlicher Sitzung. „Ich zähle darauf, daß Ihr der Dolmetscher meiner Gefühle bei Eueren Mitbürgern sein werdet. Sagt ihnen, daß der König stets ihr erster und treuester Freund sein werde, daß er ihrer Liebe bedarf, daß er nur mit ihnen und durch sie glücklich sein will. Die Hoffnung, zu ihrem Glück beizutragen, wird meinen Muth stützen und das Bewußtsein des Erfolges wird mein süßester Lohn sein." „Dies ist eine Rede, würdig Heinrich's Iv.," sprach eine Stimme aus der Versammlung. Der König verließ den Saal unter lautem Beifallsrufen. In der That war das Großartigste in der kürzesten Frist geschehen, die Umgestaltung des Feudalstaates in ein konstitutionelles Königreich; Auf- hebung der Adelsvorrechte, der Frohndienste, des geistlichen Zehnten, des Aemterverkaufes, der Zünfte und Innungen und städtischen Vorrechte; gleichmäßige Vertheilung der Steuern, Zulassung der Bürger zu allen Staats- und Militärämtern; Einziehung des Kirchengutes als Staats- eigenthum, Eintheilung des Landes in 83 Kreise oder Departements mit Gleichheit des Maaßes, Gewichtes, der Münze; Einsetzung des Geschwor- nengerichtes für Kriminalsachen, Bezirks- und Friedensgerichte für die Verwaltung; vollkommene Preßfreiheit. Auf den Jahrestag des Bastillensturmes, den 14. Juli 1790, wurde ein großartiges Verbrüderungsfest auf dem Marsfelde angeordnet. Der Bischof von Autun, Tallehrand, nahm an der Spitze von dreihundert weiß-

5. Theil 3 - S. 55

1861 - Leipzig : Teubner
55 (1692) und Neer winden (1693), allein Wilhelm Iii behauptete sich doch. Am Rhein hielt Ludwig von Baden das Kriegs- glück der Deutschen in der Wage. Savoyen ward durch Catinat — 1693 so bedrängt, daß der Herzog froh war 1696 im Frieden zu Turin alles verlorne zurückzuerhalten. Glücklich waren die Franzosen an den Pyrenäen gegen Spanien. Die Aussicht auf die Erledigung des spanischen Throns veranlaßte 1697 den Frio- den zu Ry sw ick. Spanien erhielt seine Besitzungen zurück, muste aber Holland zu dessen Sicherung das Besatzungsrecht in 7 Festungen der Niederlande (Barriere) zugestehn. Deutschland erhielt alles weggenommene außer Straßburg und Elsaß, aber mit der Bedingung den Status quo in Sachen der Religion zu laßen, wodurch die Reformation in den Gegenden, wo sie Ludwig ge- waltsam hatte unterdrücken laßen, beseitigt blieb. Karl von Lo- thringen ward in sein Herzogtum restituiert. Wärend des spanischen Erbfolgekriegs (§69) litt Frankreich durch die Empörung der Protestanten (Camisards) unter Cavalier in den Sevennen 1702—1705, die nach unsäg- lichem Blutvergießen mittelst einer Kapitulation beendigt ward, sowie durch Naturereignisse (Winter 1708/9)- Ludwig starb unbefriedigt, weil er das Ziel seines Ehrgeizes trotz der Ruinierung des Landes nicht erreicht, vom Gewißen geängstet und zu immer ärgerer Bigotterie getrieben, ungeliebt und unbeweint. Die Niederlande. § 65. Die hohe Blüte der Niederlande ward gefährdet l) durch den in der Verwaltung hersclienden oft kleinlichen Krä- mergeist, 2) den Streit der oranischen lind antioranischen Partei, 3) die Angriffe mächtigerer Staaten. Die von Jan und Corne- lius de Wit geleitete antioranische Partei benützte nach dem Tod Wilhelms Ii (§ 52) 1650 die Unmündigkeit seines gleich- namigen Sohnes zur Abschaffung der Generalstatthalterwürde. Je nach dem Stande der auswärtigen Lage richtete sich auch der Stand der Parteien im Innern. Der erste unglückliche Krieg gegen England (§ 56) hob die oranische Partei, der zweite (§ 57) machte die Abschaffung der Generalstatthalterwürde für immer möglich. Aber der zweite Raubkrieg (§62) erregte solche Erbitterung, daß 1672 der Pöbel die Brüder de Wit ermordete und 1674 Wilhem Iii die Generalstatthalterwürde erblich im Mann- stamm erhielt. Das größte leistete der Staat für Durchführung der von Wilhelm zuerst gefaßten Idee des europäischen Gleichgewichts. S. § 57 u. 58. 62. 63 u. 64. Nach seinem Tod (1702) wurde durch den großen Staatsmann Anton Hein- sius dem jungen Johann Wilhelm Friso von Nassau-Dietz seine Stellung erhalten, allein der Umstand, daß dieser 1711 plötzlich starb und erst nach seinem Tod ein Sohn geboren wurde, brachte neue Störung.

6. Theil 4 - S. 49

1880 - Stuttgart : Heitz
Pichegru. Frieden von Basel. 49 Sturz wurde er zwar besser behandelt; aber das Uebel war schon zu sehr eingerissen. Er bekam ein schleichendes Fieber und starb, den 9. Juni, erst 10 Jahre alt. Nach seinem Tode blieb seine Schwester, die nachmalige Herzogin von Angonleme, noch ein halbes Jahr lang im Temple; dann, gerade 17 Jahre alt, wurde sie gegen einige von den Oestreichern gefangene Franzosen ausgewechselt und war nun froh, ein Land zu verlassen, wo ihre theuern Verwandten hatten bluten müssen. Im Felde hatten die Franzosen mit großem Glücke gefochten. Junge, kühne, talentvolle Generale führten sie von Siege zu Siege. Einer unter ihnen, Pichegru, wandte sich gegen die Niederlande. Im raschen Siegeslaufe dringt er bis an die Arme des Rheins vor, die unter verschiedenen Namen deltaartig ins Meer gehen. Hier halten ihn die Fluthen der Ströme und der künstlichen Ueber-schwemmungen aus, und schon glaubt er wieder umkehren zu müssen, als ein plötzlich eintretender heftiger Frost das Wasser erstarren macht. Ungehindert geht er nun über die harte Eisrinde und hat in wenigen Tagen ganz Holland inne. Das geschah im Winter von 1794—95. Die Holländer, schon vorher zum Theil Feinde des oranischen Hauses, nehmen die Franzosen mit offenen Armen auf, werden von ihnen als Brüder begrüßt und die bisher vereinigten Niederlande unter dem Namen Batavien zu einer unabhängigen Republik nach französischem Muster erklärt; aber zugleich bitten sich die neuen Brüder von ihren holländischen Freunden 100 Millionen Gulden zur Erstattung der Kriegskosten aus. Wie mancher wünschte nun wieder die vorige milde Regierung des Erb-statthalters zurück! Aber dieser war bereits mit seiner Familie*) nach England geflüchtet. Viele der europäischen Fürsten hatten den Krieg gegen Frankreich nur unternommen, in der Hoffnung, den damals noch lebenden König zu retten und der Ausbreitung jacobinischer Grundsätze ein Ziel zu setzen. Jetzt war aber der König todt und die Jacobiner gestürzt. Ueberdies waren die Fürsten des Krieges herzlich über-drüßig und es herrschte unter ihnen viele Uneinigkeit. Daher suchte einer nach dem andern sich vom Kriege zurückzuziehen. Zuerst ging der Großherzog von Toscana, dann gar der König von Preußen ab, indem sie mit Frankreich den Frieden von Basel . *) Der Erbprinz kehrte 1815 als König Wilhelm I. in die Niederlande zurück. Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 4

7. Der heimatkundliche Anschauungsunterricht - S. 104

1891 - Gießen : Roth
— 104 - - (Baggenncischine.) Schreibe das Wort an die Tafel! Was hast dn an der Baggermaschine gesehen? Wann wird sie benutzt? Welche Straßen müssen also anch hier in Ordnung gehalten werden, damit die Schisse dieselben befahren können? (Die Wasserstraßen.) Wie fließt immer das Wasser? (Abwärts.) In welchem Lans ist ein Fluß am wasserreichsten? (Im Unterlauf.) Welches ist die am tiessten ge- legene Stelle des Flnsses? (Die Mündung.) An den Flußmündungen findet sich sehr häufig ausgedehntes Tiefland. Was kann in einem Tieflande/ welches von einem größeren Flusse durchströmt wird, leicht angelegt werden? (Kanäle.) Wo werden nuu die meisten Wasserstraßen zu findeu sein? (In den Tiefländern an der Mündung der Flüsse.) Wozn dienert sie in solchen Tiesländern, da das Wasser auf andere Weise nicht leicht ab- geleitet werden kann? (Zur Entwässerung.) Wozu noch mehr, da die meisten schiffbar sind? (Zu Wasserstraßen.) Hier seht ihr eine Karte. Ich zeige euch einige Flüsse. Gebt mit dem Stab den Weg an, welchen die Schiffe von diesem Orte nach jenem Orte zurücklegen! Von diesem nach jenem! In welchem Falle hätten die Schiffe uach deu genannten Orten einen ungleich kürzeren Weg zu machen? (Wenn schiffbare Kanäle angelegt wären.) Hier ist ein Kanal ge- zeichnet. Wodurch ist derselbe dargestellt? (Durch eine schwache Linie und viele kleine Querstriche.) Zeichne dasselbe ans die Tafel! Wo sind ans der Karte noch andere Kanäle abgebildet? Zeige die Flüsse, welche durch dieselben miteinander verbunden werden! Wer kann den Rhein zeigen? Wo ist die Mündung? Das Land, welches an der Mündung des Rheins liegt, heißt die Niederlande. Warum? Dieses Land ist ganz von Kanälen durchzogen. Wer kauu solche geigen ? Die Leute bringen ans diesen Wasserstraßen Gemüse, Getreide, Vieh ?e. zur Stadt. Wie bringen die meisten Landleute bei uns ihre Ware zu Markte? Welche Leute werden geringere Transportkosten haben, solche, welche aus der Eisenbahn ihre Ware befördern oder solche, denen die Beförderung auf Wasserstraßen möglich ist? Warum wohl? Welche Kosten verursacht der Betrieb der Eisenbahnen? Welche haben dagegen die Besitzer der Dampfschiffe? Welche Straßen werden nun von den Bewohnern der Niederlande vorgezogen werden? (Die Wasserstraßen.) Jeder soll etwas von den Kanälen angeben! 43. Das Verdampfen und Verdunsten des Waffers. Wie entstehen Tau, Nebel, Wolkeu und Regen? Woraus bilden sie sich? (Ans Wasserbläschen.) Wo befinden sich diese? Wann können wir sie sehen? Denken wir uns ein Glas Wasser aus den warmen Ofen gestellt. Welcher Teil des Glases wird znerst erwärmt? (Der Boden.) Was wird alsdann durch deu Boden erwärmt? (Das Wasser.) Was sieht man anssteigen, wenn das Wasser noch mehr erwärmt wird? (Bläschen.)

8. Badisches Realienbuch - S. 107

1916 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
107 2. Das Land. Die Niederlande sind größtenteils Tiefland; die große norddeutsche Tiefebene setzt sich hier bis zur Westküste fort. Große Landstriche an der Nordseeküste liegen tiefer als der Meeresspiegel. Zn alten Zeiten schwemmte das Meer einen hohen Dünenwall an der Küste an. S)inter diesem Walle flutete ein seichtes Meer, dessen Rest die Zuidersee ist. Die Flüsse füllten dieses Seebecken allmählich durch die mitgeführten Schwemmstoffe auf. An manchen ©teilen zerstörte das Meer den Dünenwall und stürzte sich wieder über die Niederung. (Wattenmeer, Friesische Fnseln.) Zn den Kampf zwischen Meer und Land griff der Mensch ein. Er schützte das angeschwemmte Land durch hohe Dämme gegen das Meer und gab den Flüssen durch Eindeichung einen geregelten Abfluß zum Meer. Er schied Teile des Wattenmeeres durch Deiche vom Meer und entwässerte das neue Land durch Kanäle und Pumpwerke. Die holländische Marschlandschaft macht einen seltsamen Eindruck. Zwischen hohen Dämmen ziehen Flüsse und Kanäle dahin, deren Wasserspiegel oft höher liegt als das umgebende Land. Kleine Seitengräben und Kanäle teilen das Land in einzelne Felder wie ein Schachbrett. Windmühlen drehen ihre Arme in der Luft; sie müssen nicht nur Korn und Raps mahlen, sondern oft auch das Wasser aus den niedrigen Abzugsgräben in die höheren Kanäle heben. Wo ein Kanal ins Meer oder ein Seitenkanal in den Hauptkanal sich ergießt, regeln Schleusen den Wasserlauf. (Norddeutsche Tiefebene.) An die Marschlandschaft schließt sich auch in den Niederlanden Geest und Moor an. Die Niederlande sind das Mündungsgebiet von Rhein, Maas und Schelde. Der Lauf der drei großen Flüsse verlangsamt sich im Tiefland. Sie bilden ein Delta mit vielfach verzweigten und verbundenen Flußläufen. Durch das Meer wurden die Flußmündungen zu Meerbusen erweitert. Die Niederlande haben Seeklima. Dem Meere entsteigen unausgesetzt Wasserdünste, die sich als Wolken über das Land legen. Zm Sommer mildern die Wolken die Sonnenwärme; im Winter verhindern sie die Wärmeausstrahlung. Der Winter in den Niederlanden ist daher so mild wie der Winter auf der viel südlicher gelegenen Balkanhalbinsel; der Sommer dagegen ist mäßig warm. 3. Das Wirtschaftsleben. Der Schlammboden der Marschen ist von großer Fruchtbarkeit. Er trägt außer Weizen zahlreiche Handelsgewächse, wie Flachs, Raps, Tabak, Gemüse und Blumen. (Der leichte Boden bei Harlein ist mit Blumenäckern bedeckt. Erfurt.) Zn großen Teilen der Marsch hat die Viehzucht den Ackerbau verdrängt. Die saftigen Weiden ernähren große Rinderherden. Deutschland, England und Frankreich beziehen von den Niederlanden Mastvieh, Butter und Käse. Zn den Geestgegenden wird das genügsamere Schaf gezüchtet. Die Seefischerei der Niederlande liefert große Erträge; ganze Flottillen ziehen alljährlich zum Heringsfang aus. Die Zndustrie der Niederlande verfügt weder über Bodenschätze noch über Wasserkräfte. Doch sind Kohlen aus den benachbarten Ländern bequem und billig zu beziehen. Die Kanäle des Landes bilden für den Innenhandel der Niederlande treffliche Verkehrswege. Lange Kühne, von flinken Dampfern gezogen, fahren auf den Kanälen dahin und befördern Personen und Güter.

9. Viertehalb Jahrhunderte - S. 921

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Zeit der siegreichen Revolution. 921 der ganzen Welt Freiheit und Gleichheit bringen zu wollen erklärt hatte, kam er den Kriegserklärungen, die er von Außen erwartete, durch eigene zuvor. Zu der großen Verbindung oder Coalition, welche sich jetzt gegen Frankreich bildete, gehörte außer dessen bisherigen Gegnern, Oestreich und Preußen und dem jetzt zum Kriege entschlossenen deutschen Reiche, auch das von Pitt verwaltete England, bei dem sich zu dem Abscheu vor den dortigen Greueln auch die Hoffnung gesellte, im Welthandel die Allein- herrschaft zu gewinnen. England aber zog auch die Niederlande in den Bund. Außerdem trat Spanien unter dem seit dem Jahre 1788 re- gierenden Karl Iv. sowie Neapel, Toscana und Sardinien bei, und selbst Rußland stellte sich, während es die ihm durch die Zerrüttung Polens gegebene Gelegenheit erst noch zu Erwerbungen Ln der Nähe zu benutzen gedachte, wenigstens durch Kundgebung seiner Gesinnung auf die Seite de? Verbündeten. In seiner Verwirrung war Frankreich Anfangs zum Widerstande gegen so viele Feinde unfähig. Am Rheine und in den Niederlanden wichen die Franzosen den eindringenden Hee- ren. Die Preußen schlugen Moreau bei Pirmasens, und der östreichische Heerführer Wurmser drang in die Vogesen ein. Ein bis an die Roer vorgedrungenes Heer der Franzosen wurde bei Aldenhoven durch die Oestreicher, unter denen sich Leopolds Ii. dritter Sohn, der Erzherzog Karl, zum ersten Male hervorthat, geschlagen. Darauf erhielt Dumou- riez, der einen Versuch zur Eroberung der Republik der Niederlande gemacht hatte, den Befehl, zurückzukehren, und mit dem geschlagenen Heere vereinigt, erlitt er eine neue Niederlage bei Neerwinden, in Folge deren die östreichischen Niederlande wieder verloren gingen, während die Preußen Mainz eroberten. Alle diese Nachtheile trugen dazu bei, im Nationalkonvent den Kampf zwischen den Gemäßigten und den Wüthen- den zu entstammen. Nachdem die von Mitgliedern der Bergpartei ge- hegte Absicht, den Herzog von Orleans zum Protektor der Republik zu ernennen, vereitelt war, schuf der Convent sich eine Vollziehungs- gewalt in dem aus neun Personen bestehenden sogenannten Ausschüsse der öffentlichen Wohlfahrt, wobei die Girondisten ganz übergangen wur- den. Nicht lange darauf erlag die ganze Partei der Girondisten ihren von dem Pariser Pöbel unterstützten Gegnern. Volksmassen erzwangen durch Bestürmung des Convents den Befehl zur Verhaftung einer An- zahl von Girondisten. Hiermit begann eine wahre Schreckensherrschaft, deren eigentlicher Vertreter Nobespierre, das Haupt des Wohlfahrts- ausschusses, war. Mit unmenschlicher Grausamkeit wurden alle, die des Verlangens nach gemäßigterem Verfahren, der Anhänglichkeit an alte Ordnung verdächtig waren, verfolgt. Nicht mindere Grausamkeit offen- barte sich in dem Kampfe gegen den offenen Widerstand, den die neue Negierung fand. Heere von Würgern durchzogen das Land und sättig- 59*

10. Theil 6 - S. 530

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
) 530 entlegenste Dunkelheit des Privatlebens zurück, zuziehen, und das mißliche Spiel jüngeren Leu, ten, entweder zum völligen Verlust, oder zur Ver, befferung zu überlassen. Seine beiden Schwe. stern, die ihn zärtlich liebten, hatten ihn in die, sen Gedanken oft bestärkt, und ihm versprochen, sich Mit ihm sin die Einsamkeit zü verschließen. Endlich nach langen Kämpfen, faßte er den bitter süßen Entschluß, im Herbste 1555. Er ließ sei- nen einzigen Sohn Philipp aus England nach Brüssel herüber kommen, und bestimmte den 25. Oct. zur feierlichen Abtretung der Niederlande. Zn einem großen Saale, worin die Deputirren fämmtlicher niederländischen Stände und viele Personen vom höchsten Adel versammelt waren, saß Karl auf einem Lehnstuhle, und Neben ihn stand seine Schwester Maria, die Statthalterin der Niederlande, und sein Sohn, damals König von England. Einer seiner Näthe verlaß ein förm, liches Instrument, kraft dessen der Kaiser die Niederlande seinem Sohn feierlichst abtrat, und sodann erhob sich der kranke Monarch selbst von seinem Sessel, Und hielt, gestüht auf die Schul, tern des Prinzen von Oranien, mit Hülfe eines kleinen Concepts, eine Rede, bet deren Anhörung die ganze Versammlung in Thränen schmolz. Er sagte darin mit Würde, doch ohne Prahlerei, wie er seit seinem i7ten Jahre alle Gedanken allein auf die ruhmvolle Regierung so vieler ihm

11. Lehrbuch der Geographie für die mittleren und oberen Klassen höherer Bildungsanstalten sowie zum Selbststudium - S. 447

1872 - Hannover : Hahn
§. 119. Lage, Grenze, Größe, Küstenbildung. 447 überaus reiche Weide- und Fruchtlandschast längs der ganzen Küste erstreckt; so jedoch, daß seine Breite sich nach Osten und Norden hin vermindert, so daß z. B. in den Niederlanden die Marsch 330 □ Meilen, in Holstein, Schleswig und Jütland nur 46 □ Meilen einnimmt. Nachdem die Marschenbildung vollendet war, gab endlich unter dem Andrang der vom atlantischen Meere her eindringenden hohen Fluthen, welche noch jetzt bei St. Malo bis zu 38 Fuß anschwellen, der aus leicht angreifbarem Kreidegestein bestehende Isthmus zwischen England und Frankreich allmählich nach, und nun ergossen sich die Fluthen heftiger über die Nordsee, die nunmehr aufhörte ein fast geschlossenes Binnenmeer zu sein. Es begann daher mit diesem Ereignis eine Periode der Zerstörung, zunächst der Dünen und dann auch der dahinter liegenden Marschen, die von demselben Meere, welches sie einst gebildet hatte, nunmehr zerrissen und fortgespült wurden. Als die Römer die Nordseeküste befuhren, hatte jene Periode der Zerstörung schon begonnen. Die Dünenkette war bereits größtenteils zu Inseln zersplittert, aber die Inseln waren zahlreicher und von größerem Umfange, als sie es jetzt noch sind. Die dahinter liegenden ungeschützten, bei jeder höheren Flulh regelmäßig überflutheten Marschen konnten nur in ärmlicher Weise bewohnt werden, wie uns das Plinius bei seiner Schilderung über Ehauken so anschaulich dargestalt hat. Schon im frühen Mittelaster stetig aber das aus mehreren kleineren Stämmen der älteren Zeit zusammengewachsene Volk der Friesen an, durch Deichbauteil die Marschen gegen weitere Zerstörung zu schützen, anfänglich freilich in ungenügender Weise, so daß im Mittelalter noch große Landverluste stattfanden; aber feit dem 17ten Jahrhunderte ist es endlich gelungen, weiteren Zerstörungen bleibenden Einhalt zu thun, ja durch fortwährendes Erweitern der Deiche dem Meere neu angeschwemmtes Land, die sogenannten Polder, wieder abzugewinnen. Somit ist der reiche und fruchtbare Kustenfaum ein der See abgerungenes Terrain und kann nur mit der äußersten Sorgfalt und unter steter Beaufsich-tigung der kostbaren Schutzwerke in feinem Zustande erhalten bleiben. Dieser stete Kampf mit dem furchtbaren Element hat den Charakter der Friesen in eigenthümlicher Weise gefestigt und gestählt und im Volk jenes Selbstbewußtsein und jene Vaterlanbsliebe erzeugt, die basselbe mit dem selbstgeschaffenen Boden seines Landes wie verwachsen erscheinen laßt (»Deus mare, Batavus litora fecit“). Von der französischen Grenze ab bis zum Münbungögebiet des Rheins ist die alte Dünenkette 10 Meisen weit noch unterbrochen. Wir ftnben daher an der flachen Küste nur wenige Hafenplätze. Der bedeutendste unter ihnen ist Osten >u., besonders lebhaft wegen feiner durch regelmäßige Dampfschiffahrt vermittelten Verbindung mit England. Ein Ganal öerbinbet die Stadt mit Brüaae. der alten Hansestadt, die vom 13ten —löten Jahrhundert einer der ersten Hanbels- und Fabrikplätze Uiiojms (200 $. Ew.!) war, beren Hasen aber jetzt nur von kleineren Schiffen besucht werben kann. Nun folgt 10 Meilen weit das Mündungsgebiet der Schelde, der Maas und des Rheins, die hier ein

12. Erdkunde - S. 116

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 116 — 8. Lüttich. Die Universitätsstadt Lütt ich cm der Maas (167 000 E.) hat sehr bedeutenden Bergban und außerordentlich lebhafte Eisenindustrie, besonders schwunghafte Waffenfabrikation. — Das nahe Sera ing (38 000 E.) erscheint wie ein einziges groß- artiges Eisenwerk.— Verviers (52000 E.) treibt weit berühmte Tnchmacherei. — Spa ist ein bekannter Badeort. 9. Belgisch-Lnxembttrg. in den rauhen Ardennen gelegen, hat keine größern Platze. Tas Königreich der Niederlande. (Holland.) I. Das Königreich der Niederlande liegt im Mündungsgebiete des Rheins, der Maas und der Schelde und ist durch zahlreiche Eiuschuitte der Nordsee stark gegliedert (Zuidersee). Ii. Das Land bildet den niedrigsten Teil der großen euro- päischen Tiefebene; sein vierter Teil liegt sogar tiefer als die Meeresfläche und muß durch hohe, mit größter Mühe und bedeuteu- dem Kostenanswande errichtete und uuterhalteue Dämme (Deiche) gegen das Eindringen der Meeresfluteu geschützt werdeu. Aber der fleißige, zähe Menschenstamm, der dieses Tiefland bewohnt, beschränkt sich nicht darauf, seine Heimat gegen das anstürmende Meer zu verteidigen, sondern er sucht ihm noch durch Eindämmung den Raub früherer Zeiten wieder zu entreißen und fruchtbares Erdreich zu ge- wiunen. — Die Nordküste der Niederlande wird von den friesischen Inseln begleitet, den Resten des vom Meere im Laufe der Jahr- hunderte hinweggerissenen Landes. Zahlreiche Inseln liegen anch in den Mündungen der Flüsse. Iii. Die Niederlande sind so reich bewässert wie kein anderes europäisches Laud. Außer deu drei großen Flüssen Rhein, Maas und Schelde durchschneidet noch ein weitverzweigtes Kanalnetz das ganzeland. Iv. Das Klima der Niederlande ist fencht und nebelig. Der Boden ist teilweise sehr fruchtbar und wird hauptsächlich mit Han- delsgewüchsen, wie Tabak, Hanf, Flachs, Färbepflanzen, Blumen und Gemüse angebaut. Getreidebau wird weniger betrieben. — Vor-

13. Bd. 3 - S. 259

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
2-59 Großbritannien. 617. K a r l 2. I akob 2. In diesem Anstande der Anarchie ging der Statthalter von Schottland, der General Monk, mit einem Heere nach England. Das aufgelösete Parlament ward schon vor sei- ner Ankunft wieder zusammenberufen; er entließ es aber (3 Febr. 1660) nach seinem Einzüge in London, und bil- dete ein neues aus der r o y a li frisch e n Parthei. Karl 2 ward (9 Mai) von demselben zum Könige ausgerufen, und kehrte (29 Mai) aus den Niederlanden nach England zurück. Das Episkopat ward erneuert; die republikanischen Formen wurden aufgelöset, und, der ertheilten Generalam- nestie ungeachtet, die Anhänger der republikanischen Parthei gedrückt und verfolgt. Karl 2 regierte (1660 — 1685) mit Mißtrauen, Schwä- che und Willkühr, und war der Mann nicht, der mit Um- sicht und Festigkeit die Zügel der Regierung nach einem Zeit- räume der Anarchie zu ergreifen vermochte, obgleich das Streben nach unbeschranker Herrschergewalc auch ihm, wie allen Stuarten, eigen war. — In seinen politischen Maas- regeln gab er sich dem Interesse Ludwigs des 14 hin, dem er auch Dünkirchen (1662) überließ. — Seine Neigung zum Katholicismus, den er im Stillen beförderte, und sein fortdauernder Kampf mit dem Parlamente entzog ihm das Zutrauen der Britten; man duldete aber seine Fehler, da- mit nur die Anarchie der vorigen Zeiten nicht wiederkehren möchte. Der Krieg mit Holland (1664 — 1667) ward un- glücklich von England geführt. Ruy ter erschien (10 Juny 1667) sogar auf der Themse, und der Friede zu Breda (31 July 1667) sicherte nicht nur den Niederländern Su- rinam, sondern milderte auch die Navigationsacte dahin, daß sie nicht auf die aus Teutschland den Rhein herabkom- menden Güter ausgedehnt werden, und den Niederländern frei stehen sollte, bei Seekriegen die Feinde Englands mit Handels - und Kriegsbedürfnissen zu versorgen. 17*

14. Kompendium der deutschen Geschichte - S. 24

1819 - Nürnberg : Monath und Kußler
24 X. Buch. Von den ältesten Zeiten durch plündernde Einfälle an den gallischen und bri- tannischen Küsten schädlich wurde. §. 3. Die durch unglückliche Kriege mit den Chauken oder Saren und durch das kurze Einwandern der Langobarden geschwächten cheruskischen Völkerschaften ftndcn sich im Anfange des dritten Jahrhunderts ganz in die Nähe des Rheins vorgedrängt, wo sie von der Trennung des Flusies in den Niederlanden rückwärts bis zur Mündung der Lahne reichten, und in der Peutinger. Tafel zum ersten Male unter dem allge- meinen Bundesnamen Franken erscheinen. Die meisten der ehemals zum cheruskischen Bunde gehöri- gen Völkerschaften finden sich namentlich bey den Franken wieder, welche diese gemeinschaftliche Benen- nung Freye vermuthlich deswegen gewählt hatten, weil keine der einzelnen Völkerschaften hervorragend genug war, um sich als Haupt der übrigen an die Spize zu stellen. Doch erkannte man die alten Sy- gambcrn als die ansehnlichste derselben, denn aus ihrem Königsstamme wurde der gemeinschaftliche Bundeskönig gewählt: k'lecte collum Sygamber, sagte der Bischof Remigius, welcher den König Chlodwig taufte a). Bey der in dieser Periode erwachsenen Schwäche des römischen Reichs sezten die Franken über den Rhein, durchstreiften Gallien und erwarben sich feste Size in den Niederlanden, um so leichter, weil a) Gregor. Turonensi». Ii, Zi>

15. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 315

1888 - Habelschwerdt : Franke
315 bei Jemappes die österreichischen Niederlande. Die Preußen zogen sich über den Rhein zurück. Ii. Der Krieg der großen Koalition, 1793—1797. Die Hinrichtung Ludwigs Xvi. und die Besetzung der Niederlande durch die Franzosen, welche die Republik mit England entzweite, war die Veranlassung, daß sich auf Betreiben des englischen Ministers Pitt England an die Spitze einer Koalition gegen Frankreich stellte, der fast alle europäischen Mächte angehörten. A. Der Krieg bis zum Separatfrieden zu Basel, 1793—95. Die Österreicher begannen den Krieg mit der Wiedereroberung Belgiens. Dumouriez wurde bei Neerwinden geschlagen und flüchtete sich, da er von seinen Trnppen verlassen wurde, ins österreichische Lager. Der Mangel an Einheit in der Koalition ließ aber der Jakobinerregierung in Frankreich Zeit genug, umfassende Rüstungen vorzunehmen, die Carnot mit seltenem Organisationstalente leitete. Die Anwendung einer neuen Kriegstaktik (Deckung des Fußvolks durch die Artillerie) verschaffte den begeisterten Republikanern bald das Übergewicht. Jonrdan vertrieb die Österreicher durch den Sieg bei Fleurus aus den Niederlanden, Pichegru machte Holland zur batavifchen Republik. Die Preußen mußten sich trotz des dreimaligen Sieges bei Kaiserslautern über den Rhein zurückziehen. Rußland, das fortwährend auf Fortsetzung des Krieges drang, um freie Hand gegen Polen zu behalten, hatte unterdessen mit Österreich ein Bündnis wegen der Teilung Polens geschlossen. Daher schloß Preußen mit der französischen Regierung den Frieden zu Basel, 1795, demzufolge es seine Besitzungen auf dem linken Rheinufer an Frankreich überließ. L. Verteidigungskrieg Österreichs, 1796 — 1797. Die Republik stellte nun gegen Österreich 3 Heere auf, deren gemeinsames Ziel Wien war: Jonrdan I

16. Teil 3 - S. 39

1912 - Leipzig : Freytag
39 von Savoyen und der Herzog von Marlborongh, die beiden bedeutendsten Feldherren der damaligen Zeit, verfochten die Sache des Kaisers. Trotzdem gewannen die Franzosen Vorteile in den spanischen Niederlanden und am Rhein. Erst nach der Vereinigung der englisch-holländischen Armee mit den Truppen Eugens wandte sich das Glück auf die Seite der Verbündeten. Es kam im Jahre 1704 bei Hochstedt zur Schlacht; die Franzosen wurden derart geschlagen, daß sie sich aus Süddeutschland über den Rhein zurückzogen. Die preußische Infanterie unter Leopoldvondeffau errang sich in dem Kampfe unsterblichen Ruhm. — Darauf trennten sich die beiden Feldherren. Marlborongh verdrängte die Franzosen aus den Niederlanden, und Eugen schlug sie 1706 bei Turin so aufs Haupt, daß sie Oberitalien räumen mußten. Abermals leisteten die preußischen Truppen das Beste; der Oberbefehlshaber bezeugte es öffentlich, indem er bekannte: „Der Fürst von Anhalt hat mit seinen Truppen bei Turin abermals Wunder gewirkt." — Die Niederlagen hatten die Franzosen so erschöpft, daß Ludwig sich gezwungen fühlte, Friedensverhandlungen einzuleiten. Sie hatten jedoch keinen Erfolg, da die Bedingungen der Verbündeten zu hart waren. So mußte noch einmal das Schwert feine Arbeit verrichten. Eugen und Marlborongh vereinigten sich abermals in den Niederlanden und besiegten die Franzosen völlig bei Mal-plaquet. Jetzt war Ludwig unter allen Umständen zum Frieden bereit. Da traten plötzlich unerwartete Ereignisse ein, die Ludwigs gesunkenen Mut wieder aufrichteten. Die Engländer waren des Krieges überdrüssig und riefen ihren Feldherrn vom Kriegsschauplätze ab. Außerdem starb 1711 plötzlich Kaiser Josef I., der feit 1705 den Thron innegehabt hatte. Sein Bruder wäre also nun Kaiser und zugleich Herrscher von Spanien geworden. Das aber mußte verhütet werden. Deshalb schlossen England, Holland und Preußen mit Ludwig den Frieden zuutrecht im Jahre 1713. Die spanischen Länder wurden geteilt. Ludwigs Enkel bestieg als Philipp V. denspanischen Königsthron; die spanischen Niederlande, Mailand, Neapel und die Insel Sardinien fielen an Österreich. England erhielt Gibraltar. Int Jahre 1714 erkannte der Kaiser Karl im Frieden zu Rastatt die Bedingungen an; damit endigte der Spanische Erbfolgekrieg. Abb. 10. Prinz Eugen ü. Savoyen. (Aus Seidlitz, Allgemeines historisches Porträtwerk. Verlag von Friedrich Bruckmann, München.)

17. Geschichte und Geographie - S. 182

1886 - Hamburg : Meißner
— 182 — Nun käme die Gemäßigteren zur Herrschaft, Ordnung und Sicherheit^ kehrten wieder, nachdem mehrere Aufstände des Pariser Pöbels niedergeschlagen worden waren. Der Konvent wurde 1795 ausgelöst und an die Spitze der Regierung ein „Direktorium" gestellt, bestehend aus fünf Direktoren, dem "Rat der Fünfhundert" und dem „Rat der Alten (250)". Vier Jahre später trat wieder ein Wechsel in der Regierung ein. Im Herbst 1799 kehrte der General Bonaparte siegreich wie immer aus Ägypten zurück und wurde aus seinem Wege von Südfrankreich bis Paris von dem durch seinen Kriegsruhm geblendeten Volke mit dem größten Jubel ausgenommen. Er sagt selbst: „Es war nicht ein Bürger, es war nicht ein siegreicher Feldherr; es war ein Herrscher, der in sein Reich kam." Er wurde wirklich bald Herrscher. Im Direktorium waren wieder Uneinigkeiten entstanden. Bonaparte ließ eine Kompagnie Soldaten mit gefälltem Bajonett in den Saal einbringen, wo der Rat der 500 versammelt war und sprengte die Versammlung. Das Direktorium wurde aufgelöst und beschlossen, eine konsularische Regierung einzuführen. Drei Konsuln wurden aus 10 Jahre ernannt; der erste derselben mit monarchischer Gewalt war Napoleon Bonaparte selbst. Es folgte eine längere Zeit des Friedens, die der erste Konsul dazu benutzte, wieder Ordnung im Innern zu schaffen. Seine Verwaltung war eine so ausgezeichnete, daß man 1802 seine Verdienste um das Vaterland durch Ernennung zum Konsul aus Lebenszeit anerkannte. 1. Die Kriege der Republik. Der österreichisch-preußische Krieg gegen die Revolution, 1792. — Der Feldherr der Verbündeten, Herzog Ferdinand von Braunschweig erließ beim Überschreiten der Grenze auf das Drängen der Emigranten eine unkluge Ansprache an das französische Volk, voll von Prahlereien und harten Drohungen, und reizte dadnrch die Republikaner zur größten Erbitterung. Nach einer furchtbaren aber unentschiedenen Kanonade bei Valmy sahen sich die Preußen infolge der im Heere ausgebrochenen Krankheiten genötigt zurückzugehen bis an den Rhein. Den Franzosen gelang es sogar, Mainz zu erobern und die Österreicher in den Niederlanden zu schlagen. 2. Krieg der 1. Koalition gegen die Republik, 1793—1797. Aus Betreiben Englands verbanden sich Rußland, Österreich, Preußen, das deutsche Reich, Holland, Spanien, Portugal, Italien und England. Die Österreicher und Preußen eröffneten den Krieg in den Niederlanden und am Rhein, schlugen die Franzosen bei Neerwinden, Pirmasenz und Kaiserslautern (hier zeichnete sich der Oberst Blücher aus) und gewannen Mainz wieder. Eine

18. Teil 3 - S. 39

1913 - Leipzig : Freytag
von Savoyen und der Herzog von Marlborongh, die beiden be-dentendsten Feldherren der damaligen Zeit, verfochten die Sache des Kaisers. Trotzdem gewannen die Franzosen Vorteile in den spanischen Niederlanden und am Rhein. Erst nach der Vereinigung der englisch-hollndischen Armee mit den Truppen Eugens wandte sich das Glck auf die Seite der Verbndeten. Es kam im Jahre 1704 bei Hochstedt zur Schlacht; die Franzosen wurden derart geschlagen, da sie sich aus Sddeutschland der den Rhein zurckzogen. Die preuische Infanterie unter Leopold von Dessau errang sich in dem Kampfe unsterblichen Ruhm. Darauf trennten sich die beiden Feldherren. Marlborough verdrngte die Fran-zosen aus den Niederlanden, und Eugen schlug sie 1706 bei Turin so aufs Haupt, da sie Oberitalien rumen muten. Abermals leisteten die preuischen Truppen das Beste; der Oberbefehlshaber bezeugte es ffentlich, indem er bekannte: Der Fürst von Anhalt hat mit seinen Truppen bei Turin abermals Wunder gewirkt." Die Niederlagen hatten die Franzosen so erschpft, da Ludwig sich gezwungen fhlte, Friedensver-Handlungen einzuleiten. Sie hatten jedoch keinen Erfolg, da die Bedin-gungen der Verbndeten zu hart waren. So mute noch einmal das Schwert seine Arbeit verrichten. Eugen und Marlborough vereinigten sich abermals in den Niederlanden und be-siegten die Franzosen vllig bei Mal-plaquet. Jetzt war Ludwig unter allen Umstnden zum Frieden bereit. Da traten pltzlich unerwartete Ereignisse ein, die Ludwigs gesunkenen Mut wieder ausrichteten. Die Englnder waren des Krieges berdrssig und riefen ihren Feldherrn vom Kriegsschauplatze ab. Auerdem starb 1711 pltzlich Kaiser Josef I., der seit 1705 den Thron innegehabt hatte. Sein Bruder wre also nun Kaiser und zugleich Herrscher von Spanien geworden. Das aber mute verhtet werden. Deshalb schlssen England, Holland und Preußen mit Ludwig den Frieden zu Utrecht im Jahre 1713. Die spanischen Lnder wurden geteilt. Ludwigs Enkel bestieg als Philipp V. denspanischen Knigs-thron; die spanischen Niederlande, Mailand, Neapel und die Insel Sardinien sielen an Osterreich. England erhielt Gibraltar. Im Jahre 1714 erkannte der Kaiser Karl im Frieden zu Rastatt die Bedingungen an; damit endigte der Spanische Erbfolgekrieg. Abb. 10. Prinz Eugen v. Savoyen. (Aus Seidlitz, Allgemeines historisches Portrtwerk. Verlag von Friedrich Bruckmann, Mnchen.)

19. Die Länder Europas - S. 214

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 214 — einmal so groß sind als unser engeres Vaterland. (33000 qkm.) — Trotzdem haben sie wenig mehr Einwohner als Sachsen. In den Niederlanden wohnen nur 5^ Millionen Menschen. 0. An dritter Stelle werfen wir einen Blick auf die Bodenbe- schasfenheit und finden da: Das ganze Land ist Tiefebene, ja ein großer Teil liegt, wie uns die Färbung der Karte lehrt, noch tiefer als das Meer. Weite Gegenden des Landes haben auch Moore und Sümpfe aufzuweisen. Wir können das daraus ersehen, daß einzelne Stellen der Karte durch kleine schwarze Striche hervorgehoben sind. D. Und was lehrt die Karte über die Bewässerung? Sie zeigt uns: Die Hauptflüsse des Landes sind: 1. Der Rhein. Er teilt sich kurz nach seinem Eintritt in die Niederlande in eine Anzahl Arme. Die wichtigsten derselben sind die Waal, die Assel (spr. eissel) und der Lek. 2. Die Maas. Sie gehört nur mit ihrem Unterlaufe den Nieder- landen an und fließt im Verein mit dem Rheine der Nordsee zu. 3. Die Schelde. Sie hat in den Niederlanden nur ihr Mündungs- gebiet. Zur sachlichen Besprechung. a. Welchen Eindruck machen wohl in den Niederlanden die Flüsse? Denke an die Bodenbeschaffenheit! — Sie schleichen träge dahin. Wenn man z. B. am Rheine steht und schaut in seine sich langsam zwischen niederen Ufern dahin windenden, trüben Fluten, so will man fast gar nicht glauben, daß das derselbe Fluß ist, der brausend und schäumend von den Schweizer Bergen niederstürzt und seine grünen Wogen so stolz durch unsere blühenden Rheinlande wälzt. b. Wie erklärst du die Entstehung der zahlreichen Sümpfe und Moore? (Da der Boden hier völlig eben ist, so fließt das Wasser, das dem Boden entquillt oder als Regen vom Himmel fällt, nicht ab, sondern bleibt auf der Oberfläche stehen. Es dringt in das Erdreich ein und verwandelt es, da immer neues Wasser nachsickert, nach und nach in lockeren Schlamm. Auf diesem siedeln sich gar bald blaßgrünes Torfmoos, Binsen und Schilf an — und der Sumpf ist fertig.) c. Was für einen Schluß kannst du aus Lage, Boden- befchaffenheit und Bewässerung auf das Klima der Niederlande macheu? — Sicherlich hoben die Niederlande kühle, feuchte Sommer und milde, regenreiche Winter. — Es ist so! Das Klima ist sehr feucht und neblig. Man hat dort kaum 40—50 heitere Tage im Jahre. Ii. Inwiefern ist der größte Teil des Landes dem Wasser abgerungen? 1. Wie wir schon hörten, liegt ein großer Teil der Niederlande, und zwar ungefähr die Hälfte des ganzen Königreiches, tiefer als der

20. Bd. 2 - S. 91

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
167. Wortstellung der Niederlande. 91 St. Andre und St. Dominique und das große Theater. Die erstge- nannte Kirche ist die Kathedrale, ein prächtiger Riesenbau vom reinsten gothischem Stil mit zwei ganz vollendeten Pyramidcnthürmen von der zierlichsten Arbeit, die zweite ist in römischem Stil erbaut und das Theater ein ungeheurer, auf einer Terrasse ruhender griechischer Tempel mit korinthischen Säulen. ff. Belgien und die Niederlande. 167. Weltstelümg der Niederlande im vergleich zur Schweiz. (Nach G. B. Mendelssohn, das germanische Europa.) Die Schweiz und die Niederlande sind beide in die Mitte dreier großer Länder und Völker gestellt; jene als eine Insel von ver- schiedenen Gewässern umspült, diese als ein Becken, in dem sie zusam- men fließen. Die Niederlande sind Leiter, Vermittler; — in ihren südlichen Gegenden sind sie Schauplatz der Völkerkümpfe, wo seit Jahr- tausenden Germanen und Celten, seit mehr als einem halben Jahr- tausend Deutsche, Franzosen und Engländer zusammeutrefsen, — auch in dieser Hinsicht die Lombardei des Nordens. Ganz anders die Schweiz. — Hier wie dort sehen wir zwei wesentlich verschiedene na- türliche Gebiete sich von einander sondern; das eine offen, zugänglich, das andere eine natürliche Neste, durch Wasser oder Fels beschirmt. Hochgebirge und Niederung sind deutsch; die offne Ebne hier wie dort großentheils wallonisch. In der Schweiz ist das Gebirge demokratisch, die Ebne steht unter aristokratischem Städte-Regiment; so finden wir in den Niederungen demokratische, oder doch republikanische Zustände, im innern Lande, im Süden Adels- und Fürstengewalt. Auf kirchlichem Gebiete jedoch wendet sich das Verhältniß um; das Alpenland ist größ- teuthcils katholisch geblieben, in der Ebene hat sich die Reformation herrschend verbreitet; dagegen ist Holland reformirt, Belgien katholisch. Beachten wir das Verhältniß zur Literatur, so sehen wir die deutsche sowohl als die französische Schweiz einen eigenthümlichen Antheil an dem literarischen Leben der Nationen nehmen, denen sie angehören; da- gegen ist das wallonische Niederland ganz ohne eigne Literatur, und das germanische hat sich vom Mutterlande auch in dieser Beziehung gänz- lich losgerissen. Handelsgröße, Reichthum, eine großartige politische Stellung eröffneten den Holländern ein weites Feld, und das ver- wandte England ist ihnen nah; dagegen waren die deutschen Schweizer von ganz fremden Nationen umgeben, nicht reich noch mächtig; nur im Zusammenhang mit Deutschland fanden sie ein Gebiet, welches der Li- teratur gedeihlichen Spielraum gewähren konnte. Die Mündungsarme des Rheins, mit Maas und Schelde verzweigt, umfassen ein ausgedehntes insulares Reich, sandige Landstriche und In-