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1. Geschichte des Mittelalters - S. 295

1854 - Weimar : Böhlau
295 Vorwürfe, als er bei einer persönlichen Zusammenkunft zu Oppen- heim sie durch demüthige Bitten zu gewinnen suchte. Die Unterstützung der Stadt Worms setzte Heinrich in den Stand, einen Versuch zur Unterwerfung der Sachsen zu machen, und im Januar 1074 brach er mit einem kleinen Heere nach Sachsen auf. Allein an der Werra stellten sich ihm überle- gene Streitkräfte entgegen, und die Fürsten in seinem Heere wei- gerten sich, gegen die Sachsen zu kämpfen. Daher mußte Heinrich den Sachsen die von ihnen früher gemachten Anforderungen bewil- ligen und ihnen noch das Recht zugestehen, mit den Waffen Wi- derstand zu leisten, wenn er den Vertrag brechen würde. Als in Folge des Vertrages die Burgen Heinrichs in Thüringen und Sach- sen geschleift wurden, ließ sich die Bevölkerung dieser Landschaften zu verschiedenen Ausschweifungen hinreißen. Von der Harzburg sollten vertragsmäßig nur die Mauern eingerissen werden; allein das erbitterte Volk zerstörte die ganze Burg, plünderte die Kirche und steckte sie in Brand. Die sächsischen Fürsten eilten dem üblen Eindrucke dieser Vorgänge zu begegnen und baten den König we- gen des Vorgefallenen um Entschuldigung. Allein sie schoben die Schuld auf das Volk, welches gegen den Willen der Führer ge- handelt habe, und das benutzte Heinrich Iv. um Uneinigkeit unter den Sachsen zu erregen. Die süddeutschen Fürsten fürchteten bei der Uneinigkeit der Sachsen der Macht des Königs nicht widerste- hen zu können und eilten die Gunst desselben wieder zu erwerben. Heinrich bemühte sich jedoch, sich noch zuverlässigere Bundesgenos- sen zu verschaffen. Die unerwartete Unterstützung der Stadt Worms hatte ihm die Augen geöffnet; er sah jetzt in den Städten den Mittelpunkt und die Stütze seiner Macht, und um die Städte für sich zu gewinnen und sich ihres Beistandes zu versichern, bereiste er dieselben 1074. Als Heinrich sich des Beistandes einzel- ner Fürsten und der Unterstützung der Städte versichert hatte, be- fahl er durch eine Reichsverordnung einen Heerzug nach Sach- sen als eine Maßregel des Reiches. Es fand sich auch von allen Seiten eine wvhlgeübte Mannschaft bei der Fahne des Neichsober- hauptes ein. In einer Schlacht bei Hohenburg an der Un- strut 1075 wurden die Sachsen, so tapfer sie auch fochten, gänzlich geschlagen. Das Heer des Königs beging nach dem Siege solche Grausamkeiten, daß die ganze Landschaft der Sachsen gräßlich ver- wüstet wurde. Eine Hungersnoth zwang endlich den König, den Reichsvasallen die erbetene Rückkehr in die Heimath zu gestatten, nachdem dieselben versprochen hatten, im November desselben Jah- res (1075) zu einem neuen Feldzug gegen die Sachsen sich einzu- finden. Die sächsischen Fürsten benutzten sogleich die eingetretene Ruhe, um das Volk von neuem zur Abwertung seiner Fesseln zu ermuntern; allein durch das erlittene gräßliche Schicksal war der Muth der Massen gebrochen, und die Ermahnungen der Großen fanden nirgends ein geneigtes Ohr. Die niedern Stände trugen sogar den Unwillen über ihre Niederlage auf die Großen über und machten diesen die bittersten Vorwürfe. Im November 1075 versammelte sich dem gefaßten Beschlusse gemäß ein neues Reichsheer. Allein die Herzöge von Baiern,

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1. Geschichte für katholische Schulen - S. 23

1910 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 23 des Landes schlossen heimlich einen Bund, zerstörten viele Burgen und belagerten mit einem starken Heere die Harzburg. Mit Hilfe eines treuen Dieners gelang es Heinrich, aus der Burg unbemerkt zu entfliehen. Als er in die Nähe der Stadt Worms kam, zogen ihm die Bürger entgegen und nahmen ihn in ihren Schutz. Auch andre Städte boten ihm ihre Hilfe an. So erwiesen sich zum erstenmal die aufblühenden Städte als eine Stütze des Thrones. Von Worms aus gelang es Heinrich, die deutschen Fürsten zum Kriegszuge gegen die Sachsen zu bewegen. Auch die Bischöfe sandten ihm Hilfe, weil die Sachsen bei der Zerstörung der Harzburg die Burgkapelle verbrannt und die Gebeine der dort beigesetzten Fürsten aus der Gruft gerissen hatten. Mit einem großen Heere schlug Heinrich die Sachsen in der blutigen Schlacht an der Unstrut. Sie mußten sich ihm unterwerfen, und seine Herrschaft schien nunmehr im ganzen Reiche gesichert zu sein. 3. Gregor Vii. In jener Zeit saß Gregor Vii. auf dem päpstlichen Stuhl. Er war ein willensstarker Mann und strebte danach, die Kirche von Mißbräuchen zu reinigen und von der Macht des Kaisers frei zu machen. Deshalb verlangte er zunächst die Ehelosigkeit von allen Geistlichen in der ganzen Christenheit. Sie sollten frei von weltlicher Sorge werden, damit sie ihre ganze Kraft der Kirche widmen könnten. Weiter verbot er, geistliche Ämter für Geld zu vergeben, damit Unwürdige von Kirchenämtern ferngehalten würden. Endlich erklärte er, daß nur er allein das Recht habe, die Bischöfe mit Stab und Ring, den Zeichen ihrer Würde, zu bekleiden. Damit geriet er aber in Streit mit dem Kaiser, der bis dahin die Bischöfe ernannt und belehnt hatte. 4. Papst und Kaiser. Als sich Heinrich an das Verbot des Papstes nicht kehrte und nach wie vor Bischöfe einsetzte, drohte ihm Gregor mit schweren Kirchenstrafen. Darüber geriet Heinrich in Zorn. Er berief die deutschen Fürsten nach Worms und ließ den Papst absetzen. Als der Papst dies erfuhr, tat er den Kaiser in den Bann. Jeder Gebannte war aus der Gemeinschaft der Kirche ausgestoßen. Er durfte kein Gotteshaus betreten; kein Priester durfte für ihn und seine Angehörigen eine Trauung oder eine Taufe vornehmen noch ihm das heilige Abendmahl reichen. Hatte er Untertanen, so brauchten diese ihm fortan keinen Gehorsam zu leisten und keinen Eid der Treue zu halten. Starb er, so durste er auf keinem Kirchhof, sondern nur in ungeweihter Erde ohne Segen des Priesters bestattet werden. Heinrich spottete anfangs über den Bann; aber bald mußte er die furchtbare Wirkung dieser Kirchenstrafe erfahren. Die Sachsen empörten sich aufs neue, und die unzufriedenen Fürsten des Reiches erklärten, sie würden einen neuen Kaiser wählen, wenn es Heinrich im Laufe eines Jahres nicht gelingen sollte, sich vom Banne zu lösen. Zugleich luden sie den Papst ein, nach Augsburg zu kommen und darüber zu entscheiden, ob Heinrich Kaiser bleiben sollte oder nicht. Um seine Krone zu retten, beschloß Heinrich mit schwerem Herzen, sich selbst zu demütigen und den Papst um Aufhebung des Bannfluches zu bitten. Mitten im strengen Winter brach er in Begleitung seiner treuen Gemahlin mit einem kleinen Gefolge nach Italien auf.

2. Nr. 3a - S. 23

1911 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 23 Heinrich, aus der Burg unbemerkt zu entfliehen. Als er in die Nähe der Stadt Worms kam, zogen ihm die Bürger entgegen und nahmen ihn in ihren Schutz. Auch andre Städte boten ihm ihre Hilfe an. So erwi esen sich zum ersten- mal die aufblühenden Städte als eine Stütze des Thrones. Von Worms aus gelang es Heinrich, die deutschen Fürsten zum Kriegszuge gegen die Sachsen zu bewegen. Auch die Bischöfe sandten ihm Hilfe, weil die Sachsen bei der Zerstörung der Harzburg die Burgkapelle verbratmt und die Gebeine der dort beigesetzten Fürsten aus der Gruft gerissen hatten. Mit einem großen Heere schlug Heinrich die Sachsen in der blutigen Schlacht an der Unstrut. Sie mußten sich ihm unterwerfen, und seine Herrschaft schien nunmehr im ganzen Reiche gesichert zu sein. 3. Gregor Vii. In jener Zeit saß Gregor Vii. auf dem päpstlichen Stuhl. Er war ein willensstarker Mann und strebte danach, die Kirche voir Mißbräuchen zu reinigen und von der Macht des Kaisers frei zu machen. Deshalb verlangte er zunächst die Ehelosigkeit von allen Geistlichen in der ganzen Christenheit. Sie sollten frei von weltlicher Sorge werden, damit sie ihre ganze Kraft der Kirche widmen könnten. Weiter verbot er, geistliche Ämter für Geld zu ver- geben, damit Unwürdige von Kirchenämtern ferngehalten würden. Endlich erklärte er, daß nur er allein das Recht habe, die Bischöfe zu ernennen und mit Stab und Ring, den Zeichen ihrer Würde, zu bekleiden. Damit geriet er aber in Streit mit dem Kaiser, der bis dahin die Bischöfe ernannt und belehnt hatte. 4. Papst und Kaiser. Wenn der Kaiser die Ansprüche des Papstes an- erkannte, so verlor er damit die Herrschaft über sämtliche Erzbistümer und Bistümer seines Reiches. Deshalb ernannte und belehnte er die Bischöfe nach wie vor. Gregor drohte ihm darauf mit schweren Kirchenstrafen. Darüber geriet Heinrich in Zorn. Er berief die deutschen Fürsten nach Worms und ließ den Papst absetzen. Als der Papst dies erfuhr, tat er den Kaiser in den Bann. Jeder Gebannte war aus der Gemeinschaft der Kirche ausgestoßen. Er durfte kein Gotteshaus betreten; kein Priester durfte für ihn und seine Angehörigen eine Trauung oder eine Taufe vornehmen noch das heilige Abendmahl reichen. Hatte er Untertanen, so brauchten diese ihm fortan keinen Gehorsam zu leisten und keinen Eid der Treue zu halten. Starb er, so durfte er auf keinem Kirch- hof, sondern nur in ungeweihter Erde ohne Segen des Priesters bestattet werden. Heinrich spottete anfangs über den Bann; aber bald mußte er die furchtbare Wirkung dieser Kirchenstrafe erfahren. Die Sachsen empörten sich aufs neue, und die unzufriedenen Fürsten des Reiches erklärten, sie würden einen neuen Kaiser wählen, wenn es Heinrich im Laufe eines Jahres nicht gelingen sollte, sich vom Banne zu lösen. Zugleich luden sie den Papst ein, nach Augsburg zu kommen und darüber zu entscheiden, ob Heinrich Kaiser bleiben sollte oder nicht. Um seine Krone zu retten, beschloß Heinrich mit schwerem Herzen, sich selbst zu demütigen und den Papst um Aufhebung des Bannfluches zu bitten. Mitten im strengen Winter brach er in Begleitung seiner treuen Gemahlin mit einem kleinen Gefolge nach Italien auf. Unter großen Gefahren zog er über die schneebedeckten Alpen. Der Papst war schon auf dem Wege nach

3. Geschichte für konfessionell gemischte Schulen - S. 23

1910 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 23 Heinrich, aus der Burg unbemerkt zu entfliehen. Als er in die Nähe der Madt Worms kam, zogen ihm die Bürger entgegen und nahmen ihn ui ihren Schutz. Auch andre Städte boten ihm ihre Hilfe an. So erwiesen sich zum erstenmal die aufblühenden Städte als eine Stütze des Thrones. Von Worms aus gelang es Heinrich, die deutschen Fürsten zum Kriegszuge gegen die Sachsen zu bewegen. Auch die Bischöfe sandten ihm Hilfe, weil die Sachsen bei der Zerstörung der Harzburg die Burgkapelle verbrannt und die Gebeine der dort beigesetzten Fürsten aus der Gruft gerissen hatten. Mit einem großen Heere schlug Heinrich die Sachsen in der blutigen Schlacht an der Unstrut. Sie mußten sich ihm unterwerfen, und seine Herrschaft schien nunmehr im ganzen Reiche gesichert zu sein. „ 3. Gregor Vii. In jener Zeit saß Gregor Vii. auf dem päpstlichen Stuhl. Er war ein willensstarker Mann und strebte danach, die Kirche von Mißbräuchen zu reinigen und von der Macht des Kaisers frei zu machen. Deshalb verlangte er zunächst die Ehelosigkeit von allen Geistlichen in der ganzen Christenheit. Sie sollten frei von weltlicher Sorge werden, damit sie ihre ganze Kraft der Kirche widmen könnten. Weiter verbot er, geistliche Ämter für Geld zu vergeben, damit Unwürdige von Kirchenämtern ferngehalten würden. Endlich erklärte er, daß nur er allein das Recht habe, die Bischöfe zu ernennen und mit Stab und Ring, den Zeichen ihrer Würde, zu bekleiden. Damit geriet er aber in Streit mit dem Kaiser, der bis dahin die Bischöfe ernannt und belehnt hatte. 4. Papst und Kaiser. Wenn der Kaiser die Ansprüche des Papstes anerkannte, so verlor er damit die Herrschaft über sämtliche Erzbistümer und Bistümer seines Reiches. Deshalb ernannte und belehnte er die Bischöfe nach wie vor. Gregor drohte ihm darauf mit schweren Kirchenstrafen. Darüber geriet Heinrich in Zorn. Er berief die deutschen Fürsten nach Worms und ließ den Papst absetzen. Als der Papst dies erfuhr, tat er den Kaiser in den Bann. Jeder Gebannte war aus der Gemeinschaft der Kirche ausgestoßen. Er durfte kein Gotteshaus betreten; kein Priester durfte für ihn und seine Angehörigen eine Trauung oder eine Taufe vornehmen noch das heilige Abendmahl reichen. Hatte er Untertanen, so brauchten diese ihm fortan keinen Gehorsam zu leisten und keinen Eid der Treue zu halten. Starb er, so durfte er auf keinem Kirchhof, sondern nur iu ungewechter Erde ohne Segen des Priesters bestattet werden. Heinrich spottete anfangs über den Bann; aber bald mußte er die furchtbare Wirkung dieser Kirchenstrafe erfahren. Die Sachsen empörten sich aufs neue, und die unzufriedenen Fürsten des Reiches erklärten, sie würden einen neuen Kaiser wählen, wenn es Heinrich im Laufe eines Jahres nicht gelingen sollte, sich vom Banne zu lösen. Zugleich luden sie den Papst ein, nach Augsburg zu kommen und darüber zu entscheiden, ob Heinrich Kaiser bleiben sollte oder nicht. Um seine Krone zu retten, beschloß Heinrich mit schwerem Herzen, sich selbst zu demütigen und den Papst um Aushebung des Bannfluches zu bitten. Mitten im strengen Winter brach er in Begleitung seiner treuen Gemahlin mit einem kleinen Gefolge nach Italien auf. Unter großen Gefahren zog er über die schneebedeckten Alpen. Der Papst war schon auf dem Wege nach

4. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 41

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 41 — deutschen Bischöfe und Fürsten nach Worms zu berufen. Die Herren wurden geladen, aber niemand kam. Dafür kam die Botschaft, daß die Fürsten die ihnen anvertrauten sächsischen Gefangenen losgelassen hätten, und daß in Sachsen der Aufstand von neuem ausgebrochen wäre. Und so war es auch. Mit Jubel begrüßten die Sachsen ihre befreiten Fürsten, griffen abermals zu den Waffen, erstürmten die königlichen Burgen, verjagten die Steuereinnehmer, vertrieben die Anhänger des Königs und verwüsteten ihre Güter. Sachsen war dem König verloren. Zur Erläuterung: Ausmalung der Gefühle und Reden des Königs bei der Nachricht von dem Bann. Zu welchem Zweck berief Heinrich die neue Versammlung nach Worms? (Nochmalige Entsetzung des vorzuladenden Gregor, Wahl eines neuen Papstes, Einsetzung desselben mit Waffengewalt). Warum erschien keiner der Geladenen? (Siehe oben!) Warum entließen die Fürsten die gefangenen Sachsen? (Sie glaubten, dem Gebannten nicht mehr Treue und Gehorsam schuldig zu sein, und wollten auch die Zahl und Macht seiner Feinde verstärken; denn wenn der König nicht mehr die Gefangenen als Geiseln in der Hand hatte, so konnten sich die Sachsen gegen ihn alles erlauben). Wie ging Sachsen für den König verloren? (Siehe oben!) Wie wird es nun dem König zu Mute sein? (Schreck, Zorn, Angst, Ratlosigkeit). — Zusammenfassung: Heinrich sucht sich vergeblich gegen den Bannspruch zu helfen und erkennt mit Schrecken den allgemeinen Abfall. Überschrift. Zweiter Abschnitt: Der Fürstentag in Tribur. Wie sich die Abgefallenen weiter gegen den König verhalten. Es kann nicht lange so bleiben, wie es jetzt ist, daß die Fürsten dem gebannten König den Gehorsam verweigern und ihn nicht mehr als König anerkennen, denn es muß doch ein König da sein, der die Geschäfte des Reiches führt. Also muß entweder der Bann irgendwie gelöst werden, oder die Fürsten mußten wie der Papst auch ihrerseits den König für abgesetzt erklären und einen neuen König wählen; das letztere wird ihnen sicherlich (vergl. die früheren Erörterungen!) das liebste sein. Also, was wird geschehen? König Heinrich war ratlos. Aber die Fürsten hielten Rat und beschlossen, eine allgemeine Fürstenversammlung nach Tribur auszuschreiben, um dort den gestörten Frieden der Kirche und des Reiches wieder herzustellen. Und alle Geladenen kamen und waren ein Herz und eine Seele, und doch war erst ein Jahr vergangen, seit die Schwerter der Oberdeutschen sich mit sächsischem Blute gefärbt hatten. Vor allem war man darin einig, daß der gebannte Heinrich nicht mehr König sei, und daß man einen neuen König wählen dürfe. Schon wurde Rudolf von Schwaben genannt. _ Aber der Papst hatte an die Fürsten geschrieben, er wolle Heinrich wieder in Gnaden annehmen, wenn er sich von ganzem Herzen bekehre und die Kirche nicht mehr als Magd behandle, sondern

5. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 180

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 180 — festen Schlösser und Burgen in Sachsen niederreißen. 3) Er solle das sächsische Land nicht immer mit seinem Hoflager drücken. 4) Er solle seine schlechten Ratgeber entfernen und nach dem Rate der Fürsten regieren. — Wenn er das alles erfülle, so solle er an ihnen treue Untertanen haben. Höhnend wies König Heinrich die Gesandtschaft mit ihren Bitten ab. Bald aber bereute er die verächtliche Antwort; denn nun erschienen die Sachsen, 60000 Mann stark, vor Goslar. Mit genauer Not nur konnte er nach der nahen Harzburg fliehen, wohin ihm die Sachsen uuverweilt folgten. Aber auch hier vermochte er sich nicht zu halten, weil die Besatzung der Burg zu schwach war. Nur von einem Jäger geleitet, entwich er in dunkler Nacht, indem er die mit dichten Wäldern bedeckten Abhänge des Burgberges auf wilden Pfaden hinabstieg. In drei schauerlichen Tagen und Nächten floh er dann wie ein gehetztes Wild durch die dunklen Bergwälder des Harzes nach der Werra und von da nach dem Rhein, um die deutschen Fürsten gegen die Sachsen aufzubieten. Einige von ihnen erschienen auch, und Heinrich erniedrigte sich so sehr, daß er sie fußfällig um Hilfe anflehte. Allein er war schon so verhaßt geworden, daß die Fürsten ihn verließen; ja sie gingen sogar mit dem Plane um, ihn abzusetzen und einen neuen König zu wählen. c) Treue der Stadt Worms. Von allen Fürsten verlassen, zog er nach Worms. Hier ergriffen die Bürger der Stadt die Waffen, verjagten ihren Bischof, der dem König den Einzug wehren wollte, samt seinen Dienstleuten, und zogen dem Könige wohlgerüstet entgegen, damit er ihre Menge und ihre Waffen sehen und daraus entnehmen könne, wieviel Vertrauen er in sie setzen dürfe. Hoch erfreut und zugleich tief gerührt machte der König die Stadt zu seinem Waffenplatze und verlieh ihr sehr viele Rechte, die er in einem sogenannten Gnadenbriefe besonders bezeichnete. In diesem Briefe erklärte er auch die Wormser für die würdigsten Bürger des Reiches, indem er schrieb: „Wir erklären die Bürger in Worms für würdiger, als die aller andern Städte, weil sie uns in der höchsten Not mit der größten Treue angehangen haben. Zu dieser ausgezeichneten Treue sind sie nicht künstlich angetrieben worden; weder Wort noch Schrift, weder Botschaft noch Überredung hat auf sie eingewirkt, sondern aus freiem Antriebe haben sie zu uns gehalten. Während sämtliche Große des Reiches uneingedenk ihres Eides gegen uns wüteten, haben sie allein sich gleichsam für uns in den Tod gestürzt. Darum macht unsere Dankbarkeit die zu den ersten, die, als es galt, Opfer zu bringen, nicht die letzten waren. Ihr Beispiel möge allen voranleuchten, da sie allen in der Heilighaltung des Treueides vorangingen." So fand Heinrich in den Bürgern einer Stadt Hilfe und Unterstützung, während die mächtigen Fürsten ihn verlassen hatten. cl) Der Sachsen Rache. Während König Heinrich sich am Rhein aufhielt, benutzten die Sachsen diese Zeit zu ihrem Vorteil. Sie belagerten und brachen fast alle seine Burgen in ihrem Lande, befreiten ihren Herzog aus der Gefangenschaft und gewährten dem bedrängten Könige, der unter jeder Be-

6. Großherzogtum Hessen - S. 12

1898 - Leipzig : Voigtländer
— 12 -E Während des Zuges gegen Chanzy bewachtm die Hessen allein die Loire-Linie von Gien bis Blois. Die Prinzessin schreibt am 18. Dezember: „Die Briefe, die ich inzwischen erhalten habe, erzählen von der Größe der Gefahr, welcher Louis wieder täglich ausgesetzt war, und wie sein persönlicher Mut und seine Unerschrockenheit in gar manchem Treffen den Sieg errungen haben. Gott schütze ihn! Ich bin in Furcht und Zittern um sein teueres Leben. Soeben erhielt ich einen Brief von Louis vom 11. l. M. Ich lasse Dir einen Auszug daraus machen. Ich denke, es wird Bertie interessieren, etwas von Louis zu hören. Er kann stolz darauf sein, ihn zum Schwager zu haben, denn ich höre ihn beständig loben. Er hat den ganzen Krieg, wie jeder andere General, ohne Wagen rc. mitgemacht und hat sich die Hochachtung und Anhänglichkeit seiner Truppen erworben." 6. Aus der Geschichte der Stadt Worms. Mit der Rheinprovinz kam auch die Stadt Worms zu dem Großherzogtum Hessen. Keine Stadt in unserem deutschen Vaterlande hat eine gleiche Verherrlichung durch die nationale Sage erfahren, wie die alte Nibelungenstadt am Rhein; aber auch in der deutschen Geschichte spielt sie eine hervorragende Rolle. Ursprünglich eine Gründung der Kelten, ist Worms in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung eine Römerstadt gewesen. Zahlreiche Funde aus dieser Zeit, die das Paulusmuseum birgt, geben davon Zeugnis. Nachdem die Stadt in der Zeit der Völkerwanderung schreckliche Verwüstungen erduldet, blüht sie wieder als fränkische Stadt empor, und Karl der Große wählt sie sehr häufig zu fernem Aufenthaltsorte. In den Zeiten des verfallenden Karolingerreichs abermals von mannigfachem Unglück heimgesucht, wird sie durch den großen Bischof Burchard (1000—1025) innerlich und äußerlich neu gegründet. Durch den aufblühenden Handel wächst der Reichtum der Stadt, damit auch das Selbstbewußtsein ihrer Bürger. Und so erfolgt denn das großartige Auftreten der Wormser für den unglücklichen Heinrich Iv. und gegen ihren Bischof, der von dem allgemeinen Oberhaupt abgefallen war. Es war im Jahre 1073. Die Sachsen hatten sich gegen Heinrich Iv. erhoben. Die Fürsten, mit den Sachsen einverstanden , waren im Begriffe, Heinrich abzusetzen und seinen Schwager Rudolf zu wählen. Alle Hoffnung, noch Anhänger zu finden, war ihm geschwunden. In dieser Not fand er allein freundliche Aufnahme in Worms. Als der König, kaum von einer schweren Krankheit genesen, in die Nähe der Stadt Worms kam, siehe, da nahte sich ihm ein glänzender Heeres-

7. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 33

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 33 — hoben sich die Bürger von Worms für ihn. Sie verjagten ihren Bischof, der dem heranziehenden Kaiser die Thore schließen wollte, zogen dann in kriegerischer Rüstung und festlicher Pracht dem Kaiser entgegen und führten ihn mit Jubel in ihre Stadt. Sie versprachen, ihm mit ihrem Gut und Blur zu dienen und bis zum letzten Atemzug treu zu fein. Hocherfreut machte er die reiche und feste Stadt zu seiner Burg und lohnte die Treue der Wormser königlich, indem er sie für alle Zeit vom Zoll an sechs königlichen Zollstätten (am Rhein und Main) befreite. Bald kamen auch von den Bürgern anderer rheinischer Städte gute Botschaften nach Worms. Auch die Herren dieser Städte, die Bischöfe, wurden nun willfähriger; denn sie fürchteten das Schicksal ihres Amtsgenossen in Worms. So konnte der König mit einem kleinen Heere gegen die Sachsen aufbrechen. Doch die Sachsen zogen ihm bis zur Werra entgegen — vierzigtausend gegen sechstausend —, und nur das Eis der Werra trennte die Gegner. Da entschloß sich der König mit den Sachsen zu verhandeln. Die sächsischen Fürsten verlangten Niederreißen der königlichen Burgen. Erhaltung ihrer alten Rechte und Freiheiten, Straflosigkeit für alle Empörer; dafür wollten sie Heinrich als König anerkennen und ihm dienen in allem, was recht sei. Schweren Herzens willigte endlich der König in diesen Vertrag (zu Gerstungen). Alsbald befahl er seinen treuen und tapferen Burgmannen in Sachsen, aus den Burgen abzuziehen und sie zuvor mit Hilfe der Bauern zu zerstören. Mit Jubel halfen die Bauern bei diesem Werk und ließen keinen Stein auf dem andern. Auf der Harzburg blieb nur der prächtige Dom und das Wohnhaus der Domherren stehen. Zur Erläuterung: Warum floh Heinrich von der Harzburg? Nicht aus Feigheit, sondern um Hilfe gegen die übermächtigen Feinde herbeizuholen. Ausmalung der Gefahr und des Schimpfes der Flucht, sowie der schmerzlichen Enttäuschung und der noch schimpflicheren Erniedrigung vor den Fürsten. Warum weigerten sich die Fürsten, gegen die Aufrührer zu Felde zu ziehen? Der angegebene Grund war nur ein Vorwand; sie wollten den König nicht durch einen raschen Sieg über die Empörer übermütig, frei und mächtig machen, sondern dachten: Nur so lange er uns braucht, ist er in unserer Hand; das war unrecht und untreu. Warum war die Treue der Wormser dem König so lieb und wichtig? Warum schloß Heinrich mit den Sachsen zuletzt doch noch einen Vertrag? Er konnte die Übermächtigen nicht mit Gewalt zum Gehorsam zwingen; darum mußte er sie durch Nachgeben gewinnnen; sonst hätten sie sich vom Reiche getrennt und sich einen besonderen König gewählt; aber schimpflich war der Vertrag doch für den Kaiser, denn die Empörer zwangen ihm völlig ihren Willen auf und sicherten sich auch noch Straflosigkeit für ihre Empörung. Ausmalung des Niederreißens der Burgen sowie der Gefühle der Burgmannen und der Bauern. — Zusammenfassung: Verschwörung der sächsischen Fürsten und Bauern, Belagerung der Harzburg, Flucht des Königs, Untreue der Fürsten, Treye der Wormser Bürger, Zug des Königs gegen die S t aud e u. G ö p f er t, Präparationen. Hi. 3

8. Von den alten Deutschen bis zum Jahre 1648 - S. 86

1911 - Langensalza : Greßler
86 er versammelte seine Fürsten in Worms, und bort wurde der Papst fr abgesetzt erklrt; denn Gregor war wohl gewhlt, aber vom deutschen Kaiser noch nicht besttigt worden. Erzhle! g) Ob sich das der Papst gefallen lie? Nein, er untersagte dem König die Regierung und entband die Unter-tanen gegen alles gttliche und menschliche Recht ihres Treueides. Damit beschrnkte er des Knigs Rechte; auch stie, er ihn aus der christlichen Kirche aus und niemand durfte mit ihm ver-kehren. Kurz: Der Papst sprach der Heinrich den Bann aus. Erzhle! h) O b der Papst dazu ein Recht hatte? Nein, er konnte den deutschen Kaiser, den Schirmherrn der christlichen Kirche nicht strafen. Da fragt ihr: i) Welche Wirkung wird der Bannfluch ausben? Mutmaungen! . . . Ja, man begrte allerorten den Bannfluch mit freudigem Lcheln. Warum? Heinrich hatte sich die Liebe und Gunst seines Volkes durch sein hartes, ungerechtes und wankelmtiges Regiment verscherzt. Man gnnte ihm den Schlag und sagte sich von ihm los. Die Sachsen jubelten und griffen wieber zu den Waffen; seine Verwandten kehrten ihm den Rcken, und bte mchtigen Reichsfrsten stellten sich auf bte Seite seiner Feinde. Erzhle! Damit haben wir auch die Frage beantwortet: 2. Warum siegte b e r Papst? Warum nmlich? . . . Erzhle, wie es zwischen Kaiser und Papst zumerftengroenkampfekamundheinrichdarin seine Macht verlor! berleitung. Da fragen wir: Wirb sich Heinrich in sein Schicksal ergeben? Nein. Ziel. König Heinrich kmpft von neuem um seine verlorne Macht. Erzhlung und Besprechung. Ihr fragt: Wie fngt er es an, um seine verlorne Macht zurckzuerobern? Mutmaungen: Entweber a) er mu die Gunst der Groen seines Landes fr sich gewinnen, ba sie sich dem Papste feindlich gegenberstellen, oder b) er mu gegen

9. Deutsche Geschichte - S. 87

1881 - Straßburg : Schultz
Heinrich und Gregor Vii. 87 hervor. Hinfort sollte kein Geistlicher mehr von einem Laien, also auch keinem Könige, gewhlt und belehnt werden. Dieses in dem alten Kirchenbrauche wohlbegrndete Verbot entzog anderseits dem Kaiser seine zuverlssigste Sttze, und alle Schenkungen und weltlichen Vorrechte, die seit Jahrhunderten die Kaiser den Kirchen gemacht hatten, gerieten durch dasselbe in die Hnde einer fremden Macht. Es war nicht zu erwarten, da Heinrich sich fgen wrde. Sobald die Sachsen vollstndig besiegt waren, besetzte er ohne Rcksicht auf das ppstliche Verbot mehrere Bischofssthle in Italien mit deutschen Geistlichen. Gregor, der bisher noch auf eine friedliche Verstndigung mit Heinrich gehofft hatte, that nun seinerseits auch einen entscheidenden Schritt. Er sandte die Gesandten, welche Heinrich zur Unter-Handlung nach Rom geschickt hatte, mit einem Schreiben voll strenger Vorwrfe zurck. Noch heftiger waren aber die mndlichen Auftrge, die sie Heinrich berbringen sollten. Der Papst drohte, wenn Hein-rich nicht in kurzer Zeit wegen der Snden seines Privatlebens Bue thun und sich nicht des Umgangs mit seinen gebannten, durch Simo-nie befleckten Rten enthalten wrde, mit Bann und Absetzung. Hein-rich geriet hierber in den heftigsten Zorn; besonders beleidigte es ihn, da der Papst die Verleumdungen fr wahr hielt, die seine Feinde mit Uebertreibung einzelner Thatsachen ausgestreut hatten. In dieser Stimmung that er den unbesonnensten Schritt seines Lebens; er berief im Januar 107 6 eine Synode der deutschen Geistlichkeit 1076 nach Worms und lie durch dieselbe auf Grund unerwiesner Beschuldigungen Gregor seines Amtes entsetzen. Gregor lie nicht auf eine Entgegnung warten; in der feierlichsten Weise sprach er den Bann der Heinrich aus und entband seine Unterthanen des Treueides (22. Febr. 1076). Es war das erste Mal, da ein Papst einen deutschen König bannte. Der Eindruck war um so ber-wltigender, als Heinrich durch eigenmchtiges und tyrannisches Wesen sich vielfach verhat gemacht hatte. Die gefangenen Sachsen, welche aus ihrer Haft entflohen waren, fachten die Emprung in ihrem Lande wieder an; die unzufriedenen Herzoge Sddeutschlands er-hoben sich; selbst die meisten der Bischfe, welche in Worms das Absetzungsdecret unterschrieben hatten, verlieen die Sache des Knigs, um ihren Frieden mit Gregor zu machen. Da endlich zu derselben Zeit auch der treueste Anhnger Heinrichs, Gottfried der Hckerige von Niederlothringen, ermordet wurde, so blieb dem König nichts brig, als die schweren Bedingungen, die ihm die Fürsten zu Tribur vorlegten, anzunehmen. Nach diesen sollte sich Heinrich einem Schiedsgerichte des Papstes in Augsburg unterwerfen und sich bis dahin aller kniglichen Regierungshandlungen enthalten. Jeden-falls aber sollte er abgesetzt sein, wenn er sich nicht vom Banne in Jahresfrist desselben befreie. Dies mute daher die nchste Aufgabe des Knigs sein. Whrend eines ungewhnlich strengen Winters trat er mit geringer Begleitung, unter der sich auch seine edle Ge- i

10. Nr. 1a - S. 23

1916 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 23 mal die aufblühenden Städte als eine Stütze des Thrones. Von Worms aus gelang es Heinrich, die deutschen Fürsten zum Kriegszuge gegeu die Sachsen zu bewegen. Auch die Bischöfe sandten ihm Hilfe, weil die Sachsen bei der Zerstörung der Harzburg die Burgkapelle verbrannt und die Gebeine der dort beigesetzten Fürsten aus der Gruft gerissen hatten. Mit eurem großen Heere schlug Heirrrich die Sachsen in der blutigen Schlacht an der Unstrut. Sie mußten sich ihm unterwerfen, und seine Herrschaft schien nunmehr im ganzen Reiche gesichert zu sein. 3. Gregor Vii. In jener Zeit saß Gregor Vii. auf dern päpstlichen Stuhl. Er war ein willensstarker Mann und strebte danach, die Kirche von Mißbräuchen zu reinigen und von der Macht des Kaisers frei zu machen. Deshalb verlangte er zunächst die Ehelosigkeit von allen Geistlichen in der ganzen Christenheit. Sie sollten frei von weltlicher Sorge werden, damit sie ihre ganze Kraft der Kirche widmen könnten. Weiter verbot er, geistliche Ämter für Geld zu ver- geben, damit Unwürdige von Kirchenämtern ferngehalten würden. Endlich erklärte er, daß nur er allein das Recht habe, die Bischöfe zu ernenneu und mit Stab und Ring, den Zeichen ihrer Würde, zu bekleiden. Damit griff er aber in die Rechte des Kaisers ein, der bis dahin die Bischöfe ernannt und belehnt hatte. 4. Papst und Kaiser. Wenn der Kaiser die Ansprüche des Papstes an- erkannte, so verlor er damit die Herrschaft über sämtliche Erzbistümer und Bistümer seines Reiches. Daher ernannte und belehnte er die Bischöfe nach wie vor. Gregor drohte ihm darauf mit schweren Kirchenstrafen. Darüber geriet Heinrich in Zorn. Er berief die deutschen Fürsten nach Worms und ließ den Papst absetzen. Als der Papst dies erfuhr, tat er den Kaiser in den Bann. Jeder Gebannte war aus der Gemeinschaft der Kirche ausgestoßen. Er durfte kein Gotteshaus betreten; kein Priester durfte für ihn und seine Angehörigen eine Trauung oder eine Taufe vornehmen noch ihm das heilige Abendmahl reichen. Hatte er Untertanen, so brauchten diese ihm fortan keinen Gehorsam zu leisten und waren von dem Eid der Treue entbunden. Starb er, so durfte er auf keinem Kirch- bof, sondern nur in ungeweihter Erde ohne Segen des Priesters bestattet werden. Heinrich spottete anfangs über den Bann; aber bald mußte er die furchtbare Wirkung dieser Kirchenstrafe erfahren. Die Sachsen empörten sich aufs neue, und die unzufriedenen Fürsten des Reiches erklärten, sie würden einen neuen Kaiser wählen, wenn es Heinrich im Laufe eines Jahres nicht gelingen sollte, sich vom Banne zu lösen. Zugleich luden sie den Papst ein, nach Augsburg zu kommen und darüber zu entscheiden, ob Heinrich Kaiser bleiben sollte oder nicht. Dies war die schwerste Demütigung Deutschlands; denn der Papst wurde damit zum Richter über die deutsche Krone eingesetzt. Um das Ansehen des Reiches zu retten, beschloß Heinrich mit schwerem Herzen, sich selbst zu demütigen und den Papst um Aufhebung des Bannfluches zu bitten. Mitten im strengen Winter brach er in Begleitung seiner treuen Gemahlin mit einem kleinen Gefolge nach Italien auf. Unter großen Gefahren zog er über die schneebedeckten Alpen. Der Papst war schon auf dem Wege nach

11. Abth. 2 - S. 202

1817 - Elberfeld : Büschler
sos Iv, Zt^ Heinrich!, bis Hud. v Habsb. 919-1278. In dieser Noth, da alle Freunde den König verlassen hatten, blieben ihrn nur die Bürger von Worms getreu; sie öffneten ihm wider den Willen des Bischofs die Thore, hoten ihm Mannschaft und Waffen, und richteten seinen niedergeschlagenen Sinn durch ihre treue Anhänglichkeit wieder auf. Und so gut es ihre Kräfte verstatteten, erhielten sie ihn auch ganz allein, da niemand zu seinem Umerhalte etwas geben wollte. Zu dieser Zeit fingen schon die Städte rn Teutschland an, in den Reichssachen eine Stimme zu führen; sie waren die Hauptstütze der kaiserlichen Gewalt gegen die Fürsten, und wir sehen daraus, wie sie seit Heinrichs des Ersten Zeit schon durch Fleiß und Betriebsamkeit an Menge der Einwohner und an Wohlhabenheit gewachsen waren. Aber ge- gen solche Gewalt Oes Mißgeschicks, als diesesmahl über Heinrichs Haupte hereingebrochcn war, konnten ihn die treuen Wormser nicht vertheidigen; er mußte, um nur die Krone nicht zu verlieren, 1074, einen hatten Frieden mit den Sachsen eingehen, und alle Festen, sogar die geliebte Harzhurg, ihnen aus- üefern^ Wehmüthig betrachtete er sie zum letzten- mahl, als er in der Sachsen Mitte nach Goslar ritt; er bat sogar recht inständig noch einmahl für ihre Erhaltung, allein die stolze Burg sollte fallen, und bei der Zerstörung wüthete der Haß so sehr, daß per erbitterte Pöbel sogar die Kirche und Altäre plünderte, das kaiserliche Familiengrab aufriß und die Gebeine von Heinrichs verstorbenem Söhnlein beschimpfte. ' Dafür mußten die Sachsen erfahren, daß der gefährlichste Feind im Glücke der Uebermuth des ei- genen Herzens ist. sind in Heinrichs Leben tritt auf einmechi einer von den merkwürdigen Wechseln des Schicksals ssin, welche dasselbe auszeichnen. Er hatte pun »gohl begriffen, daß die Menschen anders be- handelt 'werden müßten, als Adelbert ihn gelehrt hatte, sind daß, um ein Volk zu bezwingen, es nicht hinpeiche, einige feste Schlösser in seinem Lande zu bauen. Er sing an, die teutschen Fürsten auf ganz gndere Weise anzusprechen, als bisher; er suchte sie

12. Bis zum Interregnum - S. 170

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 170 — ober die Krone nieberzulegen. Dies war der erste offene Ausbruck der tiefen Verstimmung gegen Heinrich Iv. und der Anfang der zahlreichen inneren Unruhen währenb feiner Regierung. Als ec noch dazu schwer erkrankte, Beriet man schon über feinen Nachfolger^ wobei die Fürsten selbst in Zwiespalt gerieten. Es hätte jetzt eines willensstarken, innerlich gefestigten Regenten beburft, um dieser verworrenen Lage Herr zu werben. Heinrich war nicht der Mann dazu. Innerlich tief verstimmt und im Ärger über fein freuublofes Dasein gab er sich rtiebrigert Vergnügungen hin und ließ sich mancherlei Vergehungen zu fchulbert kommen. Es waren feine schlimmsten Jahre, auf die man später, wenn man Anklagen gegen ihn erhob, immer urtb immer wieber zurückgriff. Als aber nach etlichen Jahren einer feiner ärgsten Gegner starb und Lr selbst, zum zwanzigjährigen Manne herangewachsen, entschlossen war, die Regierung ohne Vevormunbung zu führen und die beutfche Macht wieber zu Ansehen zu bringen, gelang es ihm, sich über feine Wiberfacher zu erheben. Freilich war der Friebe, beit er mit den Fürsten schloß, fein bauentber, die Unruhen hörten nicht auf. Als sich 1073 wieber einmal die Fürsten versammelten, um einen anberen König zu wählen, fanb Heinrich treue Unterstützung durch die Stadt Worms. Damit trat zum ersten Male das ftäbtifche Bürgertum als neue Macht hervor und wirkte so auf die fürsten, daß sie nichts gegen den König zu unternehmen wagten. Eine fortwährend Gefahr für Heinrich waren die Sachsen. Solange die Könige ihrem Stamme angehörten, sie also die füh-lenbe Stellung inne hatten, wirkten sie der Reichshoheit nicht eut-gegen. Als aber wieber die Franken regierten, trat die alte Feinb-fchaft von neuem hervor; sie wollten sich einem andern Stamme nicht fügen, nachbem sie ein Jahrhundert dem beutfchen Volke die Herrschet* gegeben hatten. Schon Heinrich Iii. hatte barunter zu leiben gehabt. Durch Heinrichs Iv. unvorsichtige Hanblungsweife würde der Gegensatz nur verschärft. Namentlich beklagten sich die wachsen über seinen langen Aufenthalt in ihrem Laube; benn die Llmgegenb der jeweiligen Resibenz würde in befonberer Weise zu Dienstleistungen herangezogen, und die empsaub man als brückenb. Aufgereizt durch den Abel, schritten die Sachsen zur offenen Empörung. Die neue Vebrängnis des Königs suchten einzelne beutfche Fürsten fofort für ihren Zweck auszunützen. Als aber die Empörer die fchänblichften Grausamkeiten verübten, die Burgen zerstörten,

13. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 44

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 44 — die Freude; er vertieft sich in das liebliche Bild, er sieht sich an der Spitze von vielen Tausenden Bauern, Bürgern und Rittern, er giebt das Zeichen zum Angriff (daher der Griff nach dem Schwert), er greift an, er siegt, und vor ihm stehen die stolzen Fürsten, gefangen und gebunden, wie einst die Sachsen an der Unstrut; und nun aus nach Rom, gegen den frechen Mönch, ihn zu verjagen oder zu fangen, denn das Schwert ist schärfer als der Bann, deutsches Eisen stärker als der römische Fluch. Doch noch ist es nicht so weit, noch ist er nicht Sieger, sondern wehrlos und ehrlos in der Hand der Fürsten und des Papstes. So erwacht er aus dem schönen Traum, und Kummer und Gram blicken uns wieder aus seinem Antlitz entgegen. So wechseln in der Seele des Kaisers Schmerz und Zorn und Hoffnung, und so reitet er ein in Speier als ein gebeugter Mann, ein Kaiser und doch ein Gegenstand des Mitleids selbst für den geringsten Mann „im letzten Häuselein." Zusammenfassung: Die Fürsten erklärenden gebannten Kaiser für abgesetzt, wenn er nickt binnen kurzer Zeit vom Banne gelöst sei; sie wollen auf dem nächsten Reichstag den Papst endgiltig über Heinrich und feine Herrschaft richten lassen. — Überschrift: Ernied- rigung Heinrichs auf dein Fürstentag in Tribur. b. Wie steht es nun mit Recht und Unrecht in dieser traurigen Geschichte? Es handelt sich bei dieser Frage um zwei Parteien, den Kaiser und die Fürsten. 1. Der Kaiser. Ich habe es euch angemerkt, daß ihr seine Partei ergriffen und Mitleid mit feinem Unglück empfunden habt. Ist er aber ganz rein und ohne Schuld an feinem Unglück? Das Unglück war die einfache Folge und gerechte Strafe des Leichtsinnes, des Übermutes, der Unbesonnenheit, des Jähzornes, der Rachsucht, der Härte und Gewaltthätigkeit womit er den Papst, die Fürsten und die Sachsen behandelt hatte. Er hatte allen dreien nicht bloß angemaßte (z. Sb.?), sondern auch wirkliche Rechte zu entreißen und zu verringern gesucht (Simonie, ungerechte Entsetzung des Papstes, Rat der Fürsten, Freiheiten der Sachsen); durch diese Gewaltthaten trieb er aber die Angegriffenen zu einem Bündnis gegen sich, und diesem Bündnis zwischen Papst und Fürsten mußte er unterliegen; denn die vereinigten Fürsten waren ihm weit überlegen an Waffengewalt, und der Papst gab ihrem Treubruch und Widerstand göttliches Recht durch den Bann. Für seine Thorheit und sein Unrecht mußte nun Heinrich durch die Erniedrigung von Tribur büßen. Und die Erniedrigung war furchtbar hart. Denn durch feine Einwilligung in den Vertrag bekannte er öffentlich gerade das Gegenteil von dem, was er früher gedacht und erstrebt hatte (vergl. seinen Brief aus Worms!). Dem Papst bekannte er: Ich hatte kein Recht dich zu entsetzen, du aber hast das Recht mich zu bannen und zu entsetzen; ich muß dir gehorsam sein „in allen Dingen" (also auch bei der Investitur), du aber bist mir gar keine Pflicht schuldig. Den Fürsten aber bekannte er: Ich habe kein Recht über euch zu herrschen, sondern ich darf bloß mit euch regieren. Und die schwerste Erniedri-

14. Teil 2,1 - S. 91

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
Die deutsche iiaiserzeit. 91 brachte er die Besitzungen aufrhrerischer Groen an sich. Das neu-erworbene Land befestigte er durch Burgen. berall um den harz herum im Sachsen- und Thringerland mutzten die Bauern Frondienste beim Bau der Burgen tun. In diese legte der König seine Dienstmanwen als Besatzung. riv _ , ptese, meist schwbischer Abkunft und daher den Sachsen stammesfremd, waren seine stndigen Berater. Die Fürsten waren unwillig, datz sie selbst diesen Mnnern niederen Standes nachgestellt wurden. Heinrich verfolgte mit der Vermehrung des Knigslandes dieselben Absichten wie einst sein Grovater Konrad Ii. Freilich verfuhr er zu 1073 jugendlich hastig. Bald regte sich der Htz der Sachsen, die noch immer freiheitstolz waren. Unaufhrlich schrte unter ihnen die (Erregung Otto von Nordheim, der im Sachsenlande hochbeliebt war, da er Meister in jeder ritterlichen Kunst war. Durch seine Beredsamkeit gewann er nicht nur den Adel, sondern auch die Masse des Volkes zum Aufstand gegen den König. 3m 3ahre 1073 umschlotz (Dtto mit dem schsischen Aufgebot der- ^nurj*S raschend den König in der neuerbauten Harzburg. Man forderte die Uieberreifeung der kniglichen Burgen. Aber der König entwich heimlich. (Tagelang zog er durch die dichten Urwlder des Harzes unter stndigen Gefahren nach Sden, bis er sich bei Hersfeld wieder zeigte. (Er hoffte Hilfe von den sddeutschen Fürsten. Aber auch diese verlieen ihn. 3m Winter 1073/74 war der junge König von allen verlassen. (Eine schwere Krankheit hatte ihn erschpft, seine Lage war hoffnungslos. Da ward ihm eine unerwartete Hilfe. Die Stadt Worms hatte ihren hsttynf-Bischof vertrieben, der dem König feindlich war, und ffnete Heinrich bereit-willig ihre Tore. Andere rheinische Städte folgten dem Beispiele. 3n dem rststen" volkreichen Worms fand der König eine wehrkrftige Mannschaft und mittel, um den Krieg weiterzufhren. Da er nicht hilflos den Gegnern preisgegeben war, verdankte er der Treue der Idormfer Brger. Heinrich belohnte sie dadurch, da er die Waren der Kaufleute von Worms von verschiedenen Zllen befreite. Freilich konnte er seiner Gegner nicht gleich Herr werden. 3n einem vertrage behauptete er zwar alle seine Besitzungen, mute aber darein willigen, da die Burgen niedergerissen wurden. Aber gerade das wurde die Ursache zu einem Umschwnge. Bei der roe^uenb"'der Niederreiung der Harzburg schonte das Volk in maloser Wut nicht diesack,,-n 1075 Kirchen, nicht einmal die Grber der verwandten des Knigs. Jedermann war darber aufs hchste entrstet, und alles wandte sich nun der Sache des Knigs zu. Heinrich verstand diese Stimmung vortrefflich zu benutzen. (Er entfaltete seine ganze Kunst im Unterhandeln. Diese hatte er von seinem Grovater Konrad Ii. geerbt, dem er auch an Antlitz und hoher Gestalt glich. So gewann er alle Fürsten zur Untersttzung, und mit einem gewaltigen Heere konnte er (1075) gegen die Aufrhrer zu Felde ziehen. An der Unstrut wurde deren Heer berrascht und vllig geschlagen. (Dtto von Nordheim hatte sogar die Bauern bewaffnet und

15. Von der deutschen Vorzeit bis zur Reformation - S. 68

1911 - Langensalza : Beltz
68 Heinrich Iv. stellten auch einen ansehnlichen Teil des Reichsheeres. Wäre das Gebot Gregors zur Durchführung gekommen, dann wäre er Herr über einen großen Teil aller Güter der christlichen Länder geworden, und die Lehnspslicht der geistlichen Fürsten hätte aufgehört. So wollte er also durch seine Bestimmung seine weltliche Macht vergrößern und die Macht des Königs schmälern. Er verletzte die Rechte der weltlichen Fürsten und zeigte sich herrschsüchtig und gewalttätig. Warum verachtete Heinrich Iv. die päpstlichen Bestimmungen? Warum bannte ihn der Papst? (Durch den Bannfluch wurden alle weltlichen und geistlichen Fürsten von ihrem Lehnseide entbunden. Heinrich Iv. war also ein König ohne Macht und Recht, solange der Bann auf ihm ruhte. Nur der Papst konnte ihn von diesem befreien. Wollte Heinrich also seine Macht und seine Rechte wiedergewinnen, so mußte er den Papst demütig um Befreiung von dem Banne bitten. So sollte also alle Welt erkennen, daß der Papst auch Oberherr von Kaiser und Reich ist.) Überschrift? Zusammenfassung: Wie es zum Kampfe zwischen Kaiser und Papst kam. (Ursache des Kampfes.) 2. Ob der Pap st mit dem Bannfluch seinen Zweck erreichte? Als der Bannfluch bekannt wurde, da loderte in Sachsen der Aufstand von neuem auf. Heinrich Iv. berief die Fürsten nach Worms, um sie um Unterstützung im Kampfe gegen die Empörer und gegen den hochmütigen Papst zu bitten. Aber nur wenige kamen. Die meisten sagten sich von dem gebannten Kaiser los. Auch viele deutsche Bischöfe fielen von ihm ab. Sie drohten jedem, der dem Kaiser treu bleiben würde, mit dem Banne. So wurde auch der größte Teil des Volkes zum Abfall gebracht. Leidenschaftlicher Zorn ging durch Heinrichs Seele, als er erfuhr, daß alle ihn verlassen hatten. Aber was half ihm der Zorn? Er war ja machtlos und besaß weiter nichts mehr, als den Namen eines Kaisers, und auch den wollte man ihm noch nehmen. Die Fürsten hatten nämlich aus einer Versammlung beschlossen, ihn abzusetzen und einen neuen König zu wählen. Auf die vielen Bitten und Versprechungen Heinrichs ließen sie sich aber bereitfinden, vorläufig noch seine Neuwahl vorzunehmen; dagegen mußte er geloben, binnen Jahresfrist die Lossprechung vom Banne zu erwirken. Zugleich wurde festgesetzt, den Papst zu einem Fürstentage nach Augsburg einzuladen, um gemeinsam mit ibm über den König zu verhandeln. Heinrich nahm die Bebingungen an. Besprechung und Vertiefung. Warum fielen die Fürsten, die Bischöfe und^das Volk vom Kaiser ab? (Der Bann war bert Fürsten eine willkommene Gelegenheit, sich von dem gewalttätigen und Herrschsüchtigen Kaiser freizumachen und ihre eigene Macht zu sichern und zu stärken. Die Bischöfe sagten sich von Heinrich los, weil er nun machtlos war und sie nicht mehr schützen konnte; sie fürchteten, Papst und Fürsten würden ihnen ihre Besitzungen nehmen. Das beutsche Volk war zwar über das Schicksal seines Kaisers erbittert und betrübt; doch durch die Drohung der Bischöfe wurde es zum Abfall gezwungen. Den Sachsen aber war das Unglück Heinrichs sehr willkommen. Sie jubelten über die Baunung des Bedrückers, der sein Wort nicht gehalten und sie von neuem geknechtet hatte, unh freuten sich, daß sie sich nun freimachen konnten.)

16. Mittlere und neue Geschichte - S. 45

1825 - Stendal : Franzen und Große
Das Reich der Deutschen. 45 die Anlage von Schlössern in ihrem Lande neue Nah- rung, so wie hinwiederum dieser durch das Benehmen dieses Volks das in offenbarer Empörung gewaftnct gegen ihn auftrat, noch mehr gereitzt werden mußte. Der König, zur Flucht genöthigt, sieht seine Schlds- ser zerstört. sich selbst von seinen Unterhändlern ver- rathen, und von den übrigen Fürsten des Reichs ver- lassen. Was blieb ihm übrig, als die von den Sach- sen'vorgeschriebenen Bedingungen anzunehmen ? Hätte er nur besser Wort gehalten! Leicht fand sich ein Vorwand, den Vertrag umzustoßen, und sich an den Sachsen zu rächen. Sie wurden 1075 an der Unstrut völlig geschlagen, und unterwarfen sich dem Sieger» Aber ihre Klagen drangen bis nach Rom, und P. Gregor ius Vii. benutzte die Umstände, indem er gerade jetzt sein Jnvesnturverbot durchzusitzen suchte. Hier trat die ruhig abwägende Anmaßung und die un» erschütterliche Festigkeit in den Kampf mit der leiden- schaftlichen Unbesonnenheit und schwankenden Unbe- stimmtheit, die gar zu leicht sich vergißt, und ihr Ziel verfehlt. Heinrich erklarte mit den deutschen Vischö- fen, die er 1076 zu Worms versammelte, den Papst für abgesetzt. Niemand kehrte sich an seine Erklärung,, aber als der Papst seinen Unterthanen allen Gehorsam gegen Heinrich untersagte und diesen in den Bann that, da erhob sich nicht bloß Sachsen, sondern auch ganz Oberdeutschlaud, und drohten mit einer neuen Kdnigswahl, wenn Heinrich nicht in Jahresfrist vom Banne frei wäre. 46. Die erste Hitze ließ den König dte Gefahr nicht sehen, der er sich durch den Wormser Beschluß aussetzen möchte» Die Bedröngniß, in de? er sich

17. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 47

1914 - Leipzig : Hirt
66 Die beiden letzten frnkischen lsalischen) Kaiser. 47 b) Kampf mit den Sachsen. Heinrich wnschte sich in Sachsen eine feste Stellung zu schassen, die ihm auch wirtschaftliche Vorteile bringen sollte. Das Gebiet zwischen Harz und Thringer Wald suchte er als Krn-gut zurckzugewinnen; zur militrischen Sicherung diente die Anlage zahl-reicher Burgen, die er meist mit schwbischen Dienstmannen besetzte. Dieses Vorgehen des Knigs erregte Besorgnis bei Fürst und Volk. Da nun auch noch die Kosten fr den Hofhalt aufzubringen und drckende Spann-dienste fr die Herstellung der Befestigungswerke zu leisten waren, kam es zur Emprung. In starker Anzahl rckten die schsischen Bauern gegen. die Harzburg, wo Heinrich sich aufhielt. Der flchtige König fand Auf-nhme bei den Brgern von Worms; aber erst nach zwei Jahren, nachdem die Sachsen durch rohe Wut bei der Zerstrung der Burgen allgemein Un-willen erregt hatten, konnte er ein gengendes Reichsheer gegen sie auf-stellen. Er besiegte sie 1075zbet Homburg an der Unstrut: die Burgen 1075. wurden wiederaufgebaut. /' ?v y\^3 c) Kampf mit Gregor Vii. und den deutschen Fürsten. Gregor Vii., einer der gewaltigsten Ppste, hatte als Mnch im Kloster Cluny seine Ausbildung erhalten und dann als Ratgeber mehrerer Ppste und Kanzler der rmischen Kirche eine einflureiche Stelle bekleidet. Er suchte die Kirche von inneren Schden zu heilen, in ihr den ppstlichen Willen zur hchsten Geltung zu bringen und dieser Kirche die Herrschaft in der Welt zu erringen. Denn er lebte der berzeugung, da das Reich Gottes auf Erden nur unter der von keiner weltlichen Macht eingeschrnkten Leitung des Papstes verwirklicht werden knnte. Auf sein Betreiben war schon während Heinrichs Iv. Minderjhrigkeit durch eine Kirchenversamm-lung in Rom die Papstwahl, die bisher das rmische Volk und die Geistlichkeit vollzogen hatten, den Kardinlen bertragen worden, wobei die Besttigung durch den Kaiser nur mehr von untergeordneter Bedeutung war. Nach seiner Thronbesteigung (1073) erneuerte er das alte Gebot des Zlibats (Ehelosigkeit der Geistlichen) und drang trotz heftigen Widerspruchs nachdrcklich auf dessen Durchfhrung. Er verbot die In-vestitur*) Geistlicher durch Laien, eine Maregel, welche die deutsche Knigsmacht besonders hart traf und den fnfzigjhrigen Jnvestitnrstreit herbeifhrte. Denn hier in Deutschland waren die Bischfe recht eigentlich die vornehmsten Beamten des Reiches (vgl. 53, 5): jeder Herrscher mute auf Wahrung seines Einflusses bei ihrer Ernennung bestehen. Auch der Kampf gegen die Simonie wurde fortgesetzt. Heinrich beachtete das Jnvestiturverbot jedoch nicht, zumal er die Verhngung des Bannes der fnf seiner Rte wegen Simonie als eine unfreundliche Handlung empfand. Daraufhin bersandte Gregor dem König ein in scharfen Ausdrcken gehaltenes Schreiben und lie ihm durch die berbringer Bann und Absetzung androhen. Heinrich berief nunmehr 1076 die deutschen Bischfe nach Worms und lie die Absetzung des Papstes 1076. *) Investitur wrtlich: Einkleidung ist die feierliche Einsetzung in ein Amt.

18. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 328

1892 - Leipzig : Voigtländer
328 Großherzogtum Hessen. [12 welche 5 Geschütze nahmen und 250 Gefangene machten." Während des Zuges gegen Chanzy bewachten die Hessen allein die Loire-Linie von Gien bis Blois. Die Prinzessin schreibt am 18. Dezember: „Die Briefe, die ich inzwischen erhalten habe, erzählen von der Größe der Gefahr, welcher Louis wieder täglich ausgesetzt war, und wie sein persönlicher Mut und seine Unerschrockenheit in gar manchem Treffen den Sieg errungen haben. Gott schütze ihn! Ich bin in Furcht und Zittern um sein teueres Leben. Soeben erhielt ich einen Brief von Louis vom 11. l. M. Ich lasse Dir einen Auszug daraus machen. Ich denke, es wird Bertie interessieren, etwas von Louis zu hören. Er kann stolz daraus sein, ihn zum Schwager zu haben, denn ich höre ihn beständig loben. Er hat den ganzen Krieg, wie jeder andere General, ohne Wagen rc. mitgemacht und hat sich die Hochachtung und Anhänglichkeit seiner Truppen erworben." 6. Aus der Geschichte der Stadt Worms. Mit der Rheinprovinz kam auch die Stadt Worms zu dein Großherzogtum Hessen. Keine Stadt in unserem deutschen Vaterlande hat eine gleiche Verherrlichung durch die nationale Sage erfahren, wie die alte Nibelungenstadt am Rhein; aber auch in der deutschen Geschichte spielt sie eine hervorragende Rolle. Ursprünglich eine Gründung der Kelten, ist Worms in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung eine Römerstadt gewesen. Zahlreiche Funde aus dieser Zeit, die das Paulusmuseum birgt, geben davon Zeugnis. Nachdem die Stadt in der Zeit der Völkerwanderung schreckliche Verwüstungen erduldet, blüht sie wieder als fränkische Stadt empor, und Karl der Große wählt sie sehr häufig zu seinem Aufenthaltsorte. In den Zeiten des verfallenden Karolingerreichs abermals von mannigfachem Unglück heimgesucht, wird sie durch den großen Bischof Burchard (1000—1025) innerlich und äußerlich neu gegründet. Durch den aufblühenden Handel wächst der Reichtum der Stadt, damit auch das Selbstbewußtsein ihrer Bürger. Und so erfolgt denn das großartige Auftreten der Wormser für den unglücklichen Heinrich Iv. und gegen ihren Bischof, der von dem allgemeinen Oberhaupt abgefallen war. Es war im Jahre 1073. Die Sachsen hatten sich gegen Heinrich Iv. erhoben. Die Fürsten, mit den Sachsen einverstanden, waren im Begriffe, Heinrich abzusetzen und seinen Schwager Rudolf zu wählen. Alle Hoffnung, noch Anhänger zu finden, war ihm geschwunden. In dieser Not fand er allein freundliche Aufnahme in Worms. Als der König, kaum von einer schweren Krankheit genesen, in die Nähe der Stadt

19. Badisches Realienbuch - S. 221

1916 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
221 nach kurzer Zeit mußte er sein Erziehungsamt an den lebensfrohen und pracht- liebenden Erzbischof Adalbert von Bremen abtreten. Mit 16 Zähren kam Heinrich zur Regierung. Erzbischof Adalbert war sein Ratgeber. Dessen Einfluß im Reiche war so groß, daß die Fürsten die Trennung des Kaisers vom Erz- bischof verlangten. Heinrich verlegte seinen Hof nach Goslar, dem Herzen Sachsens. 2. Sein Kampf mit den Sachsen. Mit Mißtrauen und Unwillen wurde er aufgenommen. Auf den Bergen des Harzes ließ er feste Burgen bauen und legte Besatzungen hinein. Ein Zeitgenosse berichtet darüber: „Schwer lasteten die Besatzungen der Burgen auf den Bewohnern von Sachsen und Thüringen. Alles, was in den Dörfern und Feldern sich vorfand, plünderten sie bei täglichen Aus- füllen; auch erpreßten sie unerträgliche Abgaben und Steuern und trieben häufig ganze Herden hinweg." Unter der Leitung der weltlichen und geistlichen Großen empörten sich die Sachsen und zerstörten die Zwingburgen. Heinrich selbst mußte aus seiner Feste, der Harzburg, fliehen. Bon den Bürgern der Stadt Worms erhielt er Hilfe und Geld. Die Sachsen wurden besiegt und die Burgen wieder aufgebaut. Für die geleistete Hilfe aber wurde den Bürgern von Worms mit dem ersten „Freibrief" Zollfreiheit gewährt. Darin heißt es: „Wir erklären die Bürger von Worms für würdiger als die aller anderen Städte, weil sie uns in der höchsten Not mit der größten Treue angehangen." Nun sagte sich die Stadt von der Oberhoheit des Bischofs los und wurde später „freie Reichsstadt". 3. Sein Kampf mit dem Papst. Heinrich hätte seinen deutschen Gegnern Trotz geboten, aber diese bekamen einen Helfer in Ztalien. Dort saß Gregor Vii. auf dem päpstlichen Stuhl. Er stammte von armen Leuten, wurde aber einer der klarsten und unerschrockensten Kämpfer für die Kirche. Sein Streben ging nach oberster weltlicher Gewalt. „Wie der Mond sein Licht von der Sonne hat", sagte er, „so sind Kaiser, Könige und Fürsten nur durch den Papst. Der Papst kann Kaiser, Könige und Fürsten ab- und einsetzen nach seinem Willen." Zunächst wollte er Bischöfe und Geistliche nur der Kirche unterstellen. Seit Karl dem Großen waren die Bischöfe und Geistlichen eine mächtige Stütze des Staates. Der König hatte sie in ihr Amt eingesetzt und ihnen zum Zeichen ihrer Würde Ring und Stab verliehen. Diese Amtseinsetzung hieß Znvestitur. Zum Dank für das verliehene Amt entrichteten die Geistlichen dem Könige eine Steuer. Die Verleihung geistlicher Stellen für Geld bezeichnete man als Simonie. Gregor Vii. verbot die Znvestitur und die Simonie. Heinrich beachtete dieses Verbot nicht. Erbittert über den Eingriff in feine Rechte, ließ er sogar den Papst seines Amtes entsetzen. Dieser verhängte über den König den Bann und entband damit seine Untertanen vom Eide der Treue. Die Wirkung des Bann- fluches war gewaltig. Die Fürsten beschlossen, das Reich als „verwaist" zu betrachten, wenn sich der König nicht binnen Zahresfrist vom Banne löse. Schweren Herzens tat Heinrich diesen Schritt, um sein Königtum zu retten. Es war im Winter 1077. „Wenige Tage vor Weihnachten brach er auf und trat mit seiner Gemahlin und seinem kleinen Sohn die Reise an. Kein freier Mann begleitete ihn. Die Heftigkeit des Winters war mit so ungewöhn- licher Strenge eingetreten, daß der Rheinstrom für Fußgänger bis April gangbar blieb. Er nahm seinen Weg über den Mont Cenis. Die Berge starrten so von Eis, daß man auf dem steilen Abhang weder zu Pferde noch zu Fuß hinab- steigen konnte. Mit Führern, auf Händen und Füßen kriechend, langten sie

20. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 77

1869 - Erfurt : Körner
z' — 77 — weltliche Gewalt zu erheben. Mit diesem gewaltigen Manne gerieth Heinrich in einen Streit, aus dem viel Unheil hervorging. Auf die Klage der Sachsen beschied der Papst den Kaiser vor seinen Richterstnhl nach Rom. Heinrich erschien nicht, sondern berief ein Concil von deutschen Bischöfen nach Worms. Die Versammlung erklärte, Gregor Vii. nicht mehr als das Haupt der Kirche anerkennen zu wollen. In einem Schreiben theilten die Bischöfe dem Papste den Beschluß mit und hielten ihm in demselben alle Vergehen vor, die er sich hatte zu Schulden kommen lassen. Das war aber nur die Meinung der deutschen Bischöfe gewesen; die italie- nischen standen auf Gregor's Seite. Als die Gesandten dem Papste vor einer Synode die Beschlüsse der Wormser Versammlung vortrugen, brach ein arger Tumult aus. Man würde die Ueberbringer der kaiserlichen und bischöflichen Botschaft an heiliger Stätte vor den Augen des Papstes hingeschlachtet haben, wenn nicht Gregor selbst sie mit seinem Leibe gedeckt und den Wüthenden ent- rissen hätte. Die Synode bestrafte alle Bischöfe, die nach dem Willen Hein- richs gehandelt hatten, mit Absetzung von ihren Aemtern. Das Wichtigste aber war, daß Gregor über den Kaiser den Bann aussprach. Er entband alle Unterthanen des Eides der Treue und entsetzte Heinrich aller kaiserlichen und königlichen Würde. Ein solches Verfahren war bis jetzt unerhört gewesen. Gregor sprach damit aus, daß der Papst nicht vom Könige, son- dern dieser vom Papste abhänge. So hatten Kaiser und Papst sich gegenseitig abgesetzt, und es kam nun darauf an, wessen Wort sich Geltung verschaffen werde. Gregor wußte sich die Gunst des römischen Volkes zu erwerben. Er ließ die Gesandten des Kaisers in den Kerker werfen, grausam foltern und zum Schauspiel des Volkes in den Straßen der Stadt herumführen. Das Heer in der Stadt wurde verstärkt, auch gewann Gregor Bundesgenossen zur Verteidigung seiner Sache mit Waffengewalt. So erwartete er, welche Fol- gen der über Heinrich ausgesprochene Bannfluch für ihn haben würde. Hein- rich gerieth in eine beklagenswerte Lage. Auf die Kunde von dem Banne des Papstes wurden die Sachsen abermals unruhig, mehrere deutsche Herzöge traten zu einer Verschwörung zusammen, einzelne Bischöfe bereuten ihre auf dem Concil zu Worms abgegebene Erklärung und suchten die Gnade und Vergebung des Papstes nach. Heinrich's Zorn über Gregor's Anmaßung war groß. Ein neues Concil zu Worms sollte die Absetzung des Papstes ausspre- chen und einen neuen wählen. Allein wenige der geladenen Bischöfe erschie- nen, weshalb das Concil aufgeschoben wurde. Heinrich fing an einzusehen, daß der Bann des Papstes nicht ungehört verhallt sei. Mehrere deutsche Her- zöge benutzten diese Gelegenheit, ihre Unzufriedenheit mit Heinrich und ihren Haß gegen dessen Räthe dadurch zu beweisen, daß sie mit den Feinden des Kaisers sich verbanden. Das Sachsenvolk hatte mit Widerwillen die ihm auf- gedrungenen Steuern gezahlt und seufzend beim Bau der Burgen im eigenen Lande Hand- und Spanndienste geleistet. Der Kaiser war verhaßter als je. Der Ausstand brach überall aus imb gewann große Ausdehnung, als einige freigewordene sächsische Fürsten in die Heimath znrückkehrten. Die Bauern vergaßen den Streit mit ihren Herren und griffen zu den Waffen, um die alten Rechte des Landes sich wieder zu erwerben. Die kaiserlichen Burgen wurden belagert; die sich nicht freiwillig ergaben, wurden gestürmt. Die