Ähnliche Ergebnisse
1893 -
Paderborn [u.a.]
: Schöningh
- Autor: Buschmann, Josef
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
— 121 —
jahre 1806 in der Provinz Preußen bleiben; im folgenden Jahre erlitt er in mehreren Gefechten nicht unbedeutende Verluste, wurde sogar in einem schwer verwendet, so dafs er auch an der Entscheidungsschlacht des Jahres nicht teilnehmen konnte. Nach der Erhebung im Jahre 1813 lieferte er den Franzosen mehrere glückliche Gefechte und rettete, als der Waffenstillstand bereits geschlossen war, Berlin vor einer Überrumpelung durch die Franzosen. Nachdem der Waffenstillstand abgelaufen war, wurde er dem Kronprinzen von Schweden untergeordnet, wufste aber seine Selbständigkeit zum Heile des Vaterlandes zu bewahren und rettete Berlin zum zweiten und zum dritten Male durch die Schlachten bei Grofsbeeren und Dennewitz. Mit dem Nordheer kämpfte er mit vor Leipzig, drang im Jahre 1814 siegreich durch Holland und Belgien vor und vereinigte sich dann mit Blücher, mit welchem er sich in die Ehre des bei Laon errungenen Sieges teilte. Der König ernannte ihn zum General der Infanterie und erhob ihn in den erblichen Grafenstand. Nach Wiederausbruch des Krieges im Jahre 1815 half er die Schlacht bei Waterloo zugunsten der Verbündeten entscheiden. Er starb kurz nach dem Kriege im Februar 1816 zu Königsberg. Bülow war ein Mann von mittlerer Gröfse, von feinem, aber festem Körperbau, freundlich und heiter, aber voll herrlichen Mannesmutes. Sein Standbild befindet sich in Berlin.
4. Hans David Ludwig York war am 26. September 1759 zu Potsdam als Sohn eines preufsischen Hauptmanns geboren. Im Jahre 1772 wurde er Soldat. Als Leutnant hatte er wegen Ungehorsams gegen seine Vorgesetzten eine einjährige Festungshaft abzubüfsen
1914 -
Frankfurt am Main
: Kauffmann
- Autor: Sulzbach, Abraham
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Konfession (WdK): Jüdisch
2l8 --
mels und der Erde, dass er Ew. Ehrwürden ein langes und glückliches Leben schenke, wie es sein ergebener Diener wünscht, sein Wohl und sein Glück erbittet. London.
Sein allezeit treuer und ergebener Diener David Netto*).
*) Hieraus ist erwiesen, dass die bei jüdischen Geschichtsfor« schem übliche Schreibart Nieto falsch ist.
1889 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Hense, Joseph, Führer, Anton
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
430 Ii- Lehrende Prosa: Philosophische Propädeutik, Pädagogik und Ethik.
Insgemein fällt alles, was ich zuerst niedergeschrieben habe, ganz
weg, oder es sind zerstreute Einheiten, die ich jetzt nur mit der heraus-
kommenden Summe zu bemerken nötig habe. Desto mehr behalte ich von
den folgenden Operationen, worin sich alles schon mehr zur Bestimmung
geneigt hat, und der letzte Gewinn dient meistenteils nur zur Deutlichkeit
und zur Erleichterung des Vortrages. Die Ordnung oder Stellung der
Gründe folgt nach dem Hauptplane von selbst, und das Kolorit überlasse
ich der Hand, die, was die erhitzte Einbildung nunmehr mächtig fühlt,
auch mächtig und feurig malt, ohne dabei einer besondern Leitung
zu bedürfen.
Doch will ich nicht eben sagen, daß Sie sich sogleich hierin selbst
trauen sollen. Jeder Grund hat seine einzige Stelle, und er wirkt nicht
auf der einen wie auf der andern. Gesetzt, ich wollte Ihnen beweisen,
daß das frühere Disponieren sehr mißlich sei, und finge damit an, daß
ich Ihnen sagte: „Garrick1 bewunderte die Clairon als Frankreichs größte
Actrice, aber er fand es doch klein, daß sie jeden Grad der Raserei,
worauf sie als Medea steigen wollte, vorher bei kaltem Blute und in
ihrem Zimmer bestimmen konnte," so würden Sie freilich die Richtigkeit
der Vergleichung leicht finden, aber doch nicht alles dabei fühlen, was ich
wollte, daß Sie dabei fühlen sollten. Garrick disponierte seine Rolle nie
zum voraus, er arbeitete sich nur in die Situationen der Personen hinein,
welche er vorzustellen hatte, und überließ es dann seiner mächtigen Seele,
sich seiner ganzen Kunst nach ihren augenblicklichen Empfindungen zu be-
dienen. Und das muß ein jeder thun, der eine mächtige Empfindung
mächtig ausdrücken will.
Das Kolorieren ist leichter, wenn man es von der Haltung trennt;
aber in Verbindung mit derselben schwer. Hierüber lassen sich nicht wohl
Regeln geben; man lernt es bloß durch eine aufmerksame Betrachtung
der Natur und viele Übung, was man entfernen oder vorrücken, stark
oder schwach ausdrücken soll. Das meiste hängt jedoch hierbei von der
Unterordnung in der Gruppierung ab, und wenn Sie hierin glücklich
und richtig gewesen sind, so wird die Verschiedenheit des Standortes,
woraus die Leser, für die Sie schreiben, Ihr Gemälde ansehen, nur eine
allgemeine Überlegung verdienen.
Unter Millionen Menschen ist vielleicht nur ein einziger, der seine
Seele so zu pressen weiß, daß sie alles hergiebt, was sie hergeben kann.
Viele, sehr viele haben eine Menge von Eindrücken, sie mögen nun von
der Kunst oder von der Natur herrühren, bei sich verborgen, ohne daß i
i David Garrick (Gärrick), geboren 1716, gestorben 1779 auf seinem Land-
gute bei London, hervorragender englischer Schauspieler, auch Dichter von Lustspielen.
1818 -
Würzburg Bamberg
: Goebhardt
- Autor: Hohn, Karl Friedrich, Müller, Johann Kaspar
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Dritter Zeitraum. Von Moses bis Romulus. 9z
I. d. W. man kann seine Frömmigkeit als den
3452*3231. höchsten Grad seiner Weisheit ansehen.
Gott Hütte ihn dazu bestimmt/ anstatt der Stifts-
hütte oder deö tragbaren Versammlungszeltes zum
Gottesdienste, welches noch zu Jerusalem mit der
darin befindlichen Bundeslade gebraucht wurde, einen
unbeweglichen Tempel zu bauen. Diesen Bau, zu
welchem schon David die Materialien gesammelt hat-
te, vollführte Salomo auf dem Berge Mortah,
den die gedachte Hauptstadt in sich schloß, durch Ar-
beiter aus Tyruö und Sidon, mit ausserordentlicher
Pracht und Schönheit. Salomo bauete darauf auch
verschiedene Palläste mit ganz asiatischer Pracht,
verschönerte Jerusalem, und legte viele andere Ge-
bäude und Gärten an» Seine Hofhaltung war die
ansehnlichste und kostbarste, sein Reich das blühendste,
das man sehen konnte. Er besaß unermeßliche
Reicl)tdüm?r, die theils von dem Tribut der ihm
unterworfenen fremden Völker, (Und er hatte auch
alle noch in Kanaan übrige Nachkommen der alten
Einwohner bezwungen,) theils von den Abgaben der
Israeliten, insbesondere aber von der Handlung
herkamen, die er gemeinschaftlich mit den Tyriern zur
See nach Aegypten, und aus den durch David er-
oberten Hafen am rothen Meere nach Ophir Und
Tartessus, nach damals schon bekannten ländern an
den südlichen Küsten von Afrika und Spanien
trieb. So wurden die Handelschaft und viele Kün-
ste unter den Israeliten ausgebreitet. Alle diese Vor-
züge des Salomo, hauptsächlich aber seine weise
Regierung, zogen ihm die allgemeine Bewunderung,
und häufige Besuche vornehmer Ausländer zu. Aber
in seinem Alter, da er eine große Menge Gemah-
linnen, und darunter viele von heidnischen Völkern,
wider das göttliche Verbot, genommen hatte, wurde
er von denselben zur Abgötterey verführt. Dagegen
erhoben
1882 -
Braunschweig
: Vieweg
- Autor: Meyer, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Lehranstalt, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike, Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
Afrika. 1. gypten. 23
bereits festgegrndete Hierarchie weiter ausbildete. Sehnschtig blickten alle auf die Bltezeit unter David zurck; von einem Könige (Messias d. i. Gesalbter) aus Davids Stamme wurde die Wiedergeburt der Nation erwartet. Im babylonischen Exil" lernten die Juden in der That den Wert ihres Glaubens immer mehr schtzen, und ein Teil des Volks, der mit Cyrus' Erlaubnis heimkehrte, erbaute spter einen neuen Tempel in Jerusalem.
Ii. Afrika.
. 39. Afrika zerfllt in das nrdliche und sdliche-, beide sind wenig zugnglich. Sdafrika ist durch weite Meere von anderen Lndern getrennt, hat keine tief eingreifenden Busen und erhebt sich von den Ksten her durch breite terrassenfrmige Randgebirge zu einem noch jetzt sehr wenig bekann-ten Hochlande tut Innern. Nordafrika hat auf drei Seiten an den Ksten entlang Gebirgslnder, nur nach Westen ffnet sich gegen das Meer das tiefer gelegene Plateau der Sahara d. i. die groe Wste, die tut Altertume die Kulturgrenze des Erdteils bildete. Im Sden dieser Wste ist Flach- und Hoch-Sudan, im Norden (westlicher) das groe Atlasplateau (an der Nord-Ost-Ecke desselben Karthago), und (stlicher) das kleine, niedrige Hoch-land von Barka (Kyrene). An der Ostseite von Nordafrika liegen die Nil-lnder, die sich von Abessinien durch Nubien zu gypten abstufen.
1. Das Nilland gypten.
.40. gypten, gegen das brige Afrika durch Wste und Gebirge abgeschlossen, bildet eine Welt fr sich, die in Bevlkerung (die Hantitischen Kopten, zur kaukasischen Race gehrig), Klima, Bodenproduktion von dem brigen Erdteile durchaus verschieden ist. Der in seinem Ursprung erst seit kurzem bekannte Quellstrom des Nil der weie Flu vereinigt sich mit den lngst bekannten stlicheren Zuflssen aus dem Alpenlande Abessinien in dem Terrassenlande Nubien (Mittellauf), und der nun keine Nebenflsse mehr aufnehmende Nil tritt nach seinem letzten (zehnten) Wasser-falle (am nrdlichen Wendekreise) bei Syene in gypten ein (Unterlauf). Etwa 100 Meilen weit strmt der Flu in diesem Lande zwischen zwei Berg-ketten nach Norden in einer Thalflche, die meistens 2 bis 3 Meilen breit ist; 20 Meilen vom Meere teilt er sich, und seine auseinander weichenden Arme schlieen mit der Kste das ganz flache Delta ein. Das ganze Land ist ein Geschenk des Flusses. Der Nil tritt jhrlich im Sommer aus und hinterlt einen fruchtbaren Schlamm; da aber seine Ufer selbst allmhlich durch diesen Schlamm erhht sind und der Boden des Thals sich von dem Flusse nach den Gebirgen zu immer tiefer senkt, so hlt man das austretende Wasser durch Dmme auf, die erst nach und nach durchstochen werden, um das Wasser bis an den Fu der Gebirge zu verbreiten. Nach einem nordwestlichen Seitenthal (Faynm) fhrt der Josephskanal", und das berflssige Wasser desselben fliet
1806 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Von Entsteh, des menschl. Geschl. bis aufcyrus. i07
dieses Land, deren allgemeiner Stapelplatz für alle spanische
Waaren Ga des blieb, bis es in die Hände der Karthaget
kam.
An der Nordküste von Afrika war Utika, nach
einer alten Nachricht gleichzeitig mit Gades, die erste
phönicische Niederlassung, auf welche dann Karthago,
A d r u m e t und Groß- und Klein- L e p t i 6 folgten. Ob,
gleich hier die phönicische Verfassung im Ganzen nachgebildet
ward; so scheinen diese Kolonieen doch nicht in gleichen
Verhältnissen zu dem Mutterlande gestanden zu haben, wo,
von der Grund wohl in der Art und Weise ihrer Stiftung
lag. So erwuchs z. B. Karthago, das weiter unten iso,
lirt aufgesührt wird, aus einer Anzahl ausgewanderter Miß,
vergnügten; Utika aber war von jeher Stapelplatz des phö-
nicischen Handels gewesen. Diese Kolonieen selbst waren ur,
sprünglich von einander unabhängig und jede für sich
selbstständig; bis sie in der Folge Theile des übermächtigen
karthagischen Staates wurden.
Der Handelsgeist der Phönicier begnügte sich aber nicht
blos mit Kolonieen und Niederlassungen in Spanien und
Afrika; auch auf dem rothen Meere (dem arabischen
Meerbusen) trieben sie, gemeinschaftlich mit Salomo,
Handel nach den beiden Hafen Elath und Ezion - Geber,
nachdem David die Jdumäer oder Edomiter an der nordöstlichen
Küste dieses Meeres besiegt hatte. Der schon in der mosaischen
Periode bekannte Name Ophir galt ihnen für die gesummten
reichen Südländer an den arabischen und afrikani-
schen Küsten, so wie sie mit dem Namen Tartessus ihre west-
lichsten Gegenden bezeichneten. Von dorther brachten sie Gold,
Elfenbein und Ebenholz; doch scheinen sie, so groß auch
1860 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
92
Er sah freilich seine gefährliche Lage wohl ein und war auch innerlich be-
unruhigt; aber als ein frommer Mann betete er zu Gott um seinen Schutz, und
als ein verständiger Mann machte er sich aufs Schlimmste gefaßt. Bekannt mit der
Lebensart des Thieres, in dessen Höhle er gefallen war, zweifelte er keinen Augen-
blick daran, daß die Tigerin ganz in der Nähe sein müsse, und daß ihre Wuth ihn
nicht entrinnen lassen werde. Was konnte er nun machen? Er hatte keine Flinte,
kein Schwert, nicht einmal einen Stock; seine Hand war sein einziges Vertheidigungs-
mittel. Aber was konnte er ohne Waffen anfangen? O, die Hand ist ein wun-
derbares Werkzeug, wenn sie mit Verstand gebraucht wird. Und so zeigte sichs
auch bei Herrn B.
Er nahm schnell aus seinem Hut und seiner Rocktasche zwei oder drei seidenv
Taschentücher und band sie fest um seinen rechten Arm bis zum Ellenbogen hinauf.
Kaum war er damit fertig, so erblickte er schon die Tigerin, die über Gesträuch und
Schilf des Dickichts setzte und aus ihn losstürzte mit feuersprühenden Augen, den
großen Nachen weit geöffnet, ihn zu packen und zu zerreißen. Er stellte nun seine
Füße fest auf den Boden, gerüstet zu tödtlichem Kampf mit dem furchtbaren Feind,
und stand dann ruhig erwartend da. In kürzerer Zeit, als ihr dieses lesen könnet,
war die Tigerin ganz nahe herbeigekommen, und nun duckte sie sich mit dem Bauch
aus den Boden, und rutschte langsam näher, wie ihr etwa bei einer Katze gesehen
habt, wenn sie einen Vogel fangen und sich ihre Beute sichern will. Schrecklicher
Anblick für Herrn B.! Aber er hatte keine Zeit, lange darüber nachzudenken, denn
im nächsten Augenblick sprang sie mit einem Satz und lautem Gebrüll gerade auf
ihn los.
Wie er erwartet hatte, war ihr großer Nachen weit geöffnet, und so schnell wie
ein Gedanke, sein Ziel fest im Auge, stieß ihr der muthige Mann seinen Arm ins
Maul hinein, packte ihre Zunge mit der Hand und fing an, mit aller Macht sie von
einer Seite zur andern zu drehen. Dies hinderte die Tigerin, den Nachen zu
schließen; dagegen aber machte sie einen furchtbaren Gebrauch von ihren Klauen, die
ihm die Kleider vom Leib und das Fleisch von den Knochen rissen. Allein obgleich
verwundet und blutend, hielt er doch fest und peinigte die Tigerin so durch das
Umdrehen ihrer Zunge, daß sie in Schrecken gerieth, mit einem plötzlichen Ruck
ihm die Zunge aus der Hand riß und zu seiner großen Freude ins Dickicht hinein-
sprang. Herr B. wußte in dem ersten Augenblick nichts Nöthigeres zu thun, als
dem Gott zu danken, der ihn so ans dem Nachen des Tigers errettet hatte, wie er
einst den Hirtenknaben David von dem Löwen und Bären errettete. Dann machte
er sich, ermattet von Schmerz und Blutverlust, eilig auf den Rückweg zu seinen
Gefährten, ehe das wilde Thier sich von seinem Schrecken erholen oder in die Höhle
zurückkehren werde.
44. Fowengngd.
/Zamba, ein ehemaliger Negerkönig am Kongofluß in Afrika,
der von einem nordamerikanischen Sklavenhändler mit List aus seiner
Herrschaft gelockt und als Sklave verkauft, eben dadurch aber unter
Gottes Fügung zu christlicher Erkenntniß und Bildung gelangt war,
erzählt aus seinen Iugenderinnerungen unter Anderem Folgend-es:
__Hk—
1867 -
Rostock
: Hirsch
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
374
man sich auf der Stelle überzeugen, daß alle Versuche des Menschen, seinem
Arm künstliche Flügel anzufügen, thöricht sein müssen. Eine Menschenbrust
würde zerrissen werden, wenn die Arme eine Kraft aufwenden wollten, wie
zum Fliegen erforderlich ist.
Das Fliegen ist die vollendetste und schnellste Bewegung, welche ein
Thier machen kann. Eine Krähe überholt einen gewöhnlichen Vahnzug. Eine
Taube legt 15 Meilen in der Stunde zurück, der Edelfalke über 30 Meilen.
Die Segler, den Schwalben verwandt, fliegen in 3 Tagen von Deutschland
in das innere Afrika. Der Fregattenvogel wird von den Schiffern zweihundert
Meilen von jedem Eilande entfernt angetroffen, und dennoch ist er vor Abend
wieder zu Hause und nimmt sein Nachtlager an der gewohnten Stätte. Dazu
ist das Fliegen eine Bewegung , welche bei Alt und Jung allerlei Wunsch
und Verlangen erweckt. Der Knabe, wenn er die Vögel fliegen sieht, möchte
ihnen nachfliegen können, und der Erwachsene, wenn er den leichten Geschöpfen
nachschaut zu der blauen Veste, spricht mit David: „O, hätte ich Flügel, wie
die Tauben!" Aber so spricht er nicht mit leerem Sehnen, sondern mit der
gläubigen Gewißheit, daß der, welcher höher gefahren ist, als ein Adler, hienie-
den die Verheißung gelassen hat: „Ich gehe hin, euch Wohnung zu bereiten:
wo Ich bin, sollen die Meinigen auch sein, daß sie Meine Herrlichkeit sehen."
10. Das Vogelnest.
Jeder Vogel wählt sich für sein Nest einen Platz, der seiner Lebensweise
zusagt, und richtet sich so ein, wie es seinen Umständen angemessen ist. Der
Adler baut frei aus der Höhe eine Naubburg, der Sperber im Dickicht ver-
steckt eine Räuberhöhle, der Taucher auf dem Wasser ein vor Anker liegendes
Schiff, die Schwalben eine zusammenhängende Stadt. Ein Theil der Vögel
brütet aus ebener Erde. Unter diesen machen die Nachtschwalben, die Stein-
käuze und einige andere es sich am bequemsten. Denn ohne die geringste
Vorkehr zu treffen, ohne nur einen Halm Stroh herbeizuschaffen, legen sie
ihre Eier an geeigneter Stelle auf die Erde und fangen lustig an zu brüten.
Die Seeschwalben und Birkhühner machen zum wenigsten eine Vertiefung in
den Boden, indem sie das Gras mit den Füßen niedertreten und ihren Körper
an derselben Stelle vielmal rund herumdrehen. Kiebitze, Rebhühner, Möven
bringen noch eine Unterlage von Gras und Moos in die Vertiefung. Am
besten unter denen, welche aus der ebenen Erde brüten, richten Lerchen, Roth-
kehlchen und Laubsänger ihr Nest ein; denn sie flechten Halme und Haare
hinein und futtern die Höhlung weich und warm mit Federn aus.
Andere Vögel brüten in Höhlen. Unter ihnen verfahren Papageien,
Uhus, Käuze am sorglosesten. Sie suchen sich eine Höhlung aus und legen
ihre Eier auf den bloßen Boden, gleich gut, ob derselbe aus Holz oder Stein
oder sonst etwas besteht. Staar, Wiedehopf, Sperling nehmen ebenfalls
vorhandene Löcher in Besitz, bauen aber darin ein warmes und weiches Nest
für ihre Jungen. Eisvögel und Uferschwalben lassen es sich noch saurer
werden; denn sie graben die Höhle, in welcher sie ihr Nest bereiten wollen,
zuvor selbst in die Erde hinein. Der Meister in dieser Sippschaft aber ist
der Specht. Er meißelt sich mit seinem scharfen Schnabel seine Nesthöhle tief
in den Stamnl eines Baumes und bearbeitet sie so sorgfältig, daß man, wenn
man es nicht wüßte, sie schwerlich für das Werk eines Vogels ansehen würde.
Manche Wasservögel legen ihr Nest auf der Oberfläche des Wassers an
und binden es seitwärts an Rohr und andere Pflanzen fest. Ein solches Nest
liegt da, wie ein angebundener Kahn.
Unter den Vögeln, welche im Grase, im Gebüsch und in den Zweigen
1879 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
72
seinen rechten Arm bis zum Ellenbogen hinauf. Kaum war er damit fertig, so er-
blickte er schon die Tigerin, die über Gesträuch und Schilf des Dickichts setzte und auf
ihn losstürzte mit feuersprühenden Augen, den großen Rachen weit geöffnet, ihn zu
packen und zu zerreißen. Er stellte nun seine Füße fest auf den Boden, gerüstet zu
tödtlichem Kampf mit dem furchtbaren Feind, und stand dann ruhig erwartend da.
In kürzerer Zeit, als ihr dieses lesen könnet, war die Tigerin ganz nahe herbeigekommen,
und nun duckte sie sich mit dem Bauch auf den Boden und rutschte langsam näher,
wie ihr etwa bei einer Katze gesehen habet, wenn sie einen Vogel fangen und sich ihre
Beute sichern will. Schrecklicher Anblick für Herrn B.! Aber er hatte keine Zeit,
lange darüber nachzudenken; denn im nächsten Augenblick sprang sie mit einem Satz
und lautem Gebrüll gerade auf ihn los. Wie er erwartet hatte, war ihr großer Rachen
weit geöffnet, und so schnell wie ein Gedanke, sein Ziel fest im Auge, stieß ihr der
muthige Mann seinen Arm ins Maul hinein, packte ihre Zunge'mit der Hand und
ficng an mit aller Macht sie von einer Seite zur andern zu drehen. Dies hinderte
die Tigerin, den Rachen zu schließen; dagegen aber machte sie einen furchtbaren Gebrauch
von ihren Klauen, die ihm die Kleider vom Leib und das Fleisch von den Knochen
rißeu. Allein obgleich verwundet und blutend, hielt er doch fest und peinigte die Tigerin
so durch das Umdrehen ihrer Zunge, daß sie in Schrecken gerieth, mit einem plötzlichen
Ruck ihm die Zunge aus der Hand riß und zu seiner großen Freude ins Dickicht
hineinsprang. Herr B. wußte in dem ersten Augenblick nichts Nöthigeres zu thun als
dem Gott zu danken, der ihn so aus dem Rachen des Tigers errettet hatte, wie er
einst den Hirtenknaben David von dem Löwen und Bären errettete. Dann machte er
sich, ermattet von Schmerz und Blutverlust, eilig auf den Rückweg zu seinen Gefährten,
ehe das wilde Thier sich von seinem Schrecken erholen oder in die Höhle zurückkehren
würde.
44. Löweniagd.
1. ^amba, ein ehemaliger Negerkönig am Kongoffuß in Afrika, der
von einem nordamerikanischen Sklavenhändler mit List aus seiner Herr-
schaft gelockt und als Sklave verkauft, eben dadurch aber unter Gottes
Fügung zu christlicher Erkenntniß und Bildung gelangt war, erzählt aus
seinen Jugenderinnerungen unter anderem Folgendes:
Mein Vater hatte einen Jagdzug veranstaltet, da verschiedene Anfälle von
wilden Thieren bei seinen Herden in der Nähe des Dorfes vorgekommen
waren. Es wurden gegen zweihundert Mann aufgeboten, und auf meine
eigene dringende Bitte bekam ich Erlaubniß sie zu begleiten. Ich war
damals etwa zwölf Jahre alt. Mein Vater war ein sehr kühner Jäger
und hatte nach allgemeiner Ansicht als Oberhaupt die Verpflichtung, in der
Gefahr der Vorderste zu fein. Jedoch war er auf allen Seiten wohl be-
waffnet. Er hatte eine schöne Doppelflinte, an der Seite einen kurzen
Hirschfänger, im Gürtel ein Paar Pistolen, und ein Diener dicht hinter
ihm trug ihm einen starken Speer, dessen dreiundvierzig Centimeter lange,
scharfe und zweischneidige Spitze aus dem feinsten Stahl gemacht war.
1882 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Friedel, Ernst, Lüders, Hermann, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von, Schwebel, Oskar
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
206
Berliner Volkscharaktere,
und auf der ganzen Linie quer durch Amerika bis Neuyork finden wir Berliner Ver-
gnügnngsreisende verstreut. Der fünfte Kontinent war von ihnen bisher verschont,
aber kein Zweifel, daß nach dem Erfolge der Ausstellungen in Sydney und Mel-
bonrne, bald der Berliner auch Australien lebhaft heimsuchen und ein gewissen-
hafter Reisestatistiker, frei uach David (Psalm 139), sodann wird ausrufen können:
„Nähme ich Flügel der Morgenröthe und bliebe am äußersten Meer —
so träfe ich Berliner. Und spräche ich: Finsterniß soll mich decken, so würdeu
doch Berliner um mich sein. Führe ich gen Himmel, so wären Berliner da;
bettete ich mich in die Hölle, siehe, so ist der Berliner auch da."
Wer wollte dem Reichsstädter aus diesem Drang, die Welt zu sehen, einen
Vorwurf machen, gilt doch das Reisen als eins der vorzüglichsten Bildungs-
mittel. Und wer müßte nicht berücksichtigen, daß Berlin, da es mit seiner
ungeheuren Bewohuerzahl alle übrigen Städte Deutschlands (z. B. die nächst-
größte deutsche Stadt, Hamburg, fast um das Fünffache) übertrifft, ganz abge-
sehen von der besonderen Reiselust seiner Insassen, ein ungleich größeres
Touristenkontingent schon nach der bloßen Wahrscheinlichkeitsrechnung zu ver-
breiten hat. Daß der Berliner also, nach jener Travestie des Psalmisten,
allüberall durch seine Gegenwart auffällt, liegt in der Natur der Verhält-
nifse. Aber wie fällt der einzelne Berliner auf? Offenherzig gesprochen, nicht
immer zum Preise des Kollektivbegriffes. Mau wirft ihm ein geräuschvolles,
hervordräugendes Wesen vor. Man will bemerken, daß er nicht im Stande
ist, auch nur eine Stunde seiue lokale Herkunft zu verschleiern und daß er
überall, auf der schneeigen Alm, auf dem Rheindampfer, in den Museen
Dresdens und Münchens, an der schönen blauen Donau u s. f. u. s. f. sein
Berlin übermäßig lobt und Vergleiche mit der Fremde anstellt, die nicht zu
deren Gunsten ausfallen, aber Einseitigkeit und Ueberhebnng doknmentiren. Daß
ein solcher Typus von Berliner Reisenden existirt, beweisen die zahllosen Schilde-
rungen desselben. Dieser Menschenschlag giebt ein unerschöpfliches Thema für die
süddeutschen Witzblätter z. B. die Münchener Fliegenden Blätter, aber auch für den
Kladderadatsch und andere Berliner Journale, ein Beweis, wie der Typus als
solcher auch am Sitz seiner Heimat erkannt wird. Das sind, wunderlich genng,
dieselben Leutchen, welche in Berlin alles Berlinische tadeln und, wenn sie von der
Reise heimgekehrt sind, das Fremde bis in den Himmel erheben, um — sobald
die ersten Lerchen wiederum schwirren — das nämliche Spiel zu wiederholen.
In einem Kapitel, welches die Volkscharaktere schildert, darf dieser Typus
des Berliners nicht fehlen; nur möge man nach ihm nicht alle Berliner Reisen-
den, oder gar alle Berliner überhaupt taxiren, es wäre das so ungerecht, als
wenn man nach den sogenannten Londoner slioemakers, welche einem auf der
Reise oftmals unangenehm genug erscheinen, alle englischen Reisenden, alle
Londoner, alle Engländer, benrtheilen wollte. Auch erfordert es die Gerechtig-
keit, als Gegenstück einmal den „Kleinstädter in Berlin" unter der Loupe zu
betrachten. Aus naheliegenden Gründen lasten wir hier einen Nichtberliner,
einen Annektirten, einen „Mußpreußen", der Berlin in vorgerückteren Jahren
zum ersten Mal besucht, sein süddeutsches Vorurtheil besiegt und Stadt und
Bewohnerschaft aufmerksam studirt, endlich mich liebgewonnen hat, reden:
„Der deutsche Kleinstädter ist ein seltsames und nicht allzuliebenswürdiges
Wesen, zumal wenn er sich für gebildet hält. Er hält sein Mottenburg für
1868 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Büttner, Adolf
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 20
- Sammlung: Fibeln vor 1871
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Geschlecht (WdK): koedukativ
22
f «ff Keil Keim Ke gel Keu le Kan tel Kost Kauf
Ker ze Kar tof fel Kör be Käl te Kü che
Kür biß Kel ler Ket ten Kam mer Kum mer Kir sche Kä fer
Kör per Kauf leu te Kauf la den. — die Kerzen leuchten. — der
König ist in Berlin. — Kinder müssen lernen. — gute Kinder
folgen der Mutter.
Hut Haus Hof Heu Hauch Hagel Hau fen
y Ha se Ho nig Han del Hel fer Him mel Hüf te
Hül fe Hü gel Hän de Hen ne Hüt te Her ren Hal le Hül le
Ha gel wet ter. — die Haut ist weiß. — die Hunde bellen. —
der Hafer ist auf dem Felde. — das neue Haus hat schöne
Stuben. — Faltet eure Hände!
j <3 / Zaun Zaum Zeit Zeile Zeisig Zunder
^ Zap fen Zip fel Zim mer Zü ge Zi on Zöp fe
Zü gel Zif fer Zei ger Zu hö rer. — das Zimmer ist hoch. —
die Zeit ist edel. — der Zeisig ist ein Vogel. —ich lese eine Zeile.
t E E sel Eu le Er de El be Elle Ei Ente Ende
(^y Ei mer Eb be Eg ge Em ma E va Ei fen Ei che
Ei chel E del stein. — der Esel ist faul. — der Uhu ist eine
Eule. — mit der Elle messen wir. — Eile mit Weile. — Erze
findet man in der Erde. — die Ente ist auf dem Wasser. —
Im Winter gehe ich auf das Eis.
t) ® Dach Dorn Da me Do se Dau men De gen
Dich ter Dor nen Di stel Dör fer Dä ne
Dü nen Dot ter. — die Rose hat Dornen. — die Dornen
stechen. — ich höre den Donner. — David war ein König.
1 ^ Tau be Ta fel Tau fe Ton Tuch Tisch Teich
Teich rose Ta del Tan te Toch ter Tin te
12. Teil 2
- S. 181
1900 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Weigand, Heinrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
— 181 —
Waffen überhaupt und später nur die tragbaren Büchsen genannt. Manche Büchse hatte in der Gegend der Mündung an der Unterseite des Laufes einen Haken, vermittelst dessen sie beim Schießen gegen eine Mauer oder dergleichen gestemmt wurde, um den Rückstoß zu brechen; davon erhielten diese den Namen Hakenbüchsen.
Muskete ist im sechzehnten Jahrhundert aus dem Romanischen ausgenommen und bedeutet wörtlich Soldatenflinte; wer sie trug, hieß Musketier. In Museen kann man dergleichen Büchsen jetzt noch sehen z. B. im Zeughaus in Berlin.
Ii. Bei Behandlung dieses Abschnittes aus obern Stusen müssen wir uns zuerst dessen erinnern, was in dem bisherigen Verlaufe des Geschichtsunterrichts über Waffen, Kriegführung und Befestigungswesen bereits gesagt worden ist; damit das Neuhinzukommende seine richtige Stelle im Entwickelungsgänge dieses Faktors bekommt. Wir haben nach 1,4 Schwert und Speer als Hieb- und Stichwaffen kennen gelernt, haben nach 7,3 gehört, daß damals die Kraft des Heeres im Fußvolke lag, aber dann auch nach 33,1 gesehen, wie sich dies zur Zeit der Lehensherrschast änderte, und wie nun die Reiterei eine viel höhere Bedeutung erlangte. Mit der Erzählung von der Weiterentwickelung des Städte-, Ritter- und Fehdewesens haben wir uns dann die befestigten oder Burgstädte mit ihren Mauern und deren Belagerungsweise vorgeführt. Hieran schließt nun der Fortschritt in der Entwickelung des Geschützwesens an und läßt neue Weisen in der Kriegführung, sowohl in der offenen Feldschlacht als auch im Belagerungswesen, entstehen.
Für den ersten Geschichtsunterricht genügt es, wenn das vorliegende Stück für sich, ohne Rücksicht aus seine Stelle in der Entwickelungsreihe verstanden wird. Die nachfolgenden Vorbereitungsfragen beziehen sich deshalb auch nur für die Unterstufe.
Ziel: Wir wollen heute wieder vom Krieg und von den Soldaten sprechen.
Vorbereitung:
Was nehmen die Soldaten mit in den Krieg? (Waffen.)
Es giebt dreierlei Waffen: Hieb-, Stich- und Schußwaffen. Nennt eine Hieb-, eine Stich-, eine Schußwaffe!
Welche Schußwaffe gebrauchen die Jungen, wenn sie nach der Scheibe schießen? (Pustrohr, Bogen, Armbrust.)
Welche Schußwaffe gebrauchte David, als er gegen den Riesen Goliath ging?
Welche beiden Waffen gebrauchten die alten Deutschen?
Welche Waffen kannten sie also noch nicht?
1834 -
Berlin
: Enslin
- Autor: Schubart, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere weibliche Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Xvi
nig Saul durch eine feierliche Salbung zum König ein-
setzte, und nach dessen Herrschaft haben der fromme
König David und sein Sohn, der weise Salomo, das
jüdische Königreich zum höchsten Glanze erhoben.und
haben es durch die Eroberung des syrischen Reiches bis
an den Euphrat hin verbreitet. Diese glanzende Zeit
des jüdischen Reiches war gerade um das Jahr 1000
vor Christi Geburt, also auch etwa tausend Jahre nach
dem Anfänge der indischen Priesterreiche, und zu dieser
Zeit, wo es diesseit des Euphrat so große Macht erreichte,
bestand auch jenseit dieses Flusses nach dem Indus hin
noch das große assyrische Reich. Zu eben diesen Zeiten
der Könige David und Salomo, welche die Blüthe des
jüdischen Volkes bildeten, stand auch in dem nördlich an-
„ grenzenden Kästenlande Phönicien das Leben des dorti-
^ gen Volkes mit andern Einrichtungen in der höchsten
Blüthe. In dieses Land war in den frühesten Zeiten,
etwa hundert Jahre vor Moses, also um 1600 v. Ch.
auch ein syrisches Hirtenvolk eingewandert, und hat
nachmals in diesem Lande den Namen Phönicier ange-
nommen. Und wie ihre Grenznachbarn, die Juden, sich
vom Hirtenleben zum Ackerbau wandten, so konnten sie
in ihrem nunmehrigen engen und schmalen Küstenlande
auch nicht bei ihren Heerden bleiben, wandten sich aber
hier, ebenfalls nach der Beschaffenheit des Landes, zur
Schifffarth und zum Handel, und in den Jahrhunder-
ten, wo die Juden von andern Völkern getrennt unter
ihren Richtern lebten, stieg dagegen das Schifffarths-
und Handelsleben der Phönicier immer mehr, und ver-
flocht sie in einen vielfältigen Umgang mit andern und
weit entfernt wohnenden Völkern. Die ganzen Küsten
des Mittelmeeres umsegelten sie, und betrieben da ihren
Handel, wobei sie auch viele Städte gründeten, wie
Karthago in Afrika und Sevilla in Spanien, und in
diesen westlichen Gegenden der alten Welt verkauften sie,
was sie aus den östlichsten und selbst von der Nähe des
Indus her holten, und was sie in ihrem Lande selbst
durch blühende Manufakturen gewannen. Dabei wur-
den sie nicht von Königen beherrscht, sondern hatten bei
republikanischen Einrichtungen ihrer Städte auch einzelne ,
1877 -
Braunschweig
: Vieweg
- Autor: Assmann, Wilhelm, Meyer, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Lehranstalt, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
Afrika. 1. Aegypten.
23
bereits frftgegritnbete Hierarchie weiter ausbildete. Sehnschtig blickten alle auf die Blthezeit unter David zurck; von einem Könige (Messias d. i. Gesalbter) aus David's Stamme wurde die Wiedergeburt der Nation erwartet. Im babylonischen Exil" lernten die Juden in der That den Werth ihres Glaubens immer mehr schtzen, und ein Theil des Volks, der mit Cyrus' Erlaubni heimkehrte, erbaute spter einen neuen Tempel in Jerusalem.
Ii. Afrika.
Afrika zerfllt in das nrdliche Und sdliche; beide sind wenig zu-gnglich. Sdafrika ist durch weite Meere von anderen Lndern getrennt, hat keine tief eingreifende Busen und erhebt sich von den Ksten her durch breite terrassenfrmige Randgebirge zu einem noch jetzt fast ganz unbekannten Hochlande im Innern. Nordafrika hat auf drei Seiten an den Ksten entlang Gebirgslnder, nur nach Westen ffnet sich gegen das Meer das tiefer gelegene Plateau der Sahara d. i. die groe Wste, die im Alterthume die Culturgrenze des Erdtheils bildete. Im Sden dieser Wste ist Flach- und Hoch-Sudan, im Norden (westlicher) das groe Atlasplateau (an der Nord-Ost-Ecke desselben Karthago), und (stlicher) das kleine, niedrige Hochland von Barka (Kyrene). An der Ostseite von Nordafrika liegen die Nillnder, die sich von Abessinien durch Nubieu zu Aegypten abstufen.
1* Das Nilland - Aegypten.
Aegypten, gegen das brige Afrika durch Wste und Gebirge abgeschlossen, bildet eine Welt fr sich, die in Bevlkerung (die hamitischen Kopten, zur kaukasischen Race gehrig), Klima, Bodenproduction von dem brigen Erdtheile durchaus verschieden ist. Der in seinem Ursprung noch immer nicht bekannte Quellstrom des Nil der weie Flu vereinigt sich mit den lngst .bekannten stlicheren Zuflssen aus dem Alpenlande Abessinien in dem Terrassenlande Nu dien (Mittellauf), und der nun keine Nebenflsse mehr aufnehmende Nil tritt nach seinem letzten (zehnten) Wasser-falle (am nrdlichen Wendekreise) bei Syene in Aegypten ein (Unterlauf). Etwa 100 Meilen weit strmt der Flu in diesem Lande zwischen zwei Berg-fetten nach Norden in einer Thalflche, die meistens 2 bis 3 Meilen breit ist; 20 Meilen vom Meere theilt er sich, und seine auseinander weichenden Arme schlieen mit der Kste das ganz flache Delta ein. Das ganze Land ist ein Geschenk des Flusses. Der Nil tritt jhrlich im Sommer aus und hinterlt einen fruchtbaren Schlamm; da aber seine Ufer selbst allmhlich durch diesen Schlamm erhht sind und der Boden des Thals sich von dem Flusse nach den Gebirgen zu immer tiefer senkt, so hlt man das austretende Wasser durch Dmme auf, die erst nach und nach durchstochen werden, um das Wasser bis an den Fu der Gebirge zu verbreiten. Nach einem nordwestlichen Seitenthal (Fayum) fhrt der Josephskanal", und das berflssige
15. Bd. 1
- S. 123
1824 -
Leipzig Frankfurt a. M.
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
Das Kolonialsystem der Phönicier. 122
pon den Eingebohrnen bebauen ließen. Die Sagen von
diesen Reichthümern Spaniens, die in den Handen der Phö-
nicier waren, gingen selbst in einen Ausspruch des Prophe-
ten Ezechiels (Kap. 27, 12.) über. — Doch nicht blos
diese Metalle, auch die Fruchtbarkeit Spaniens in Hinsicht
auf Getreide und andere unmittelbare Erzeugnisse des Bo-
dens, unterhielten das bleibende Interesse der Phönicier für
dieses Land, deren allgemeiner Stapelplatz für alle spanische
Waaren Gades blieb, bis es in die Hände der Kartha-
ger überging.
An dernordküste von Afrika war Utika, nach
einer alten Nachricht gleichzeitig mit Gades, die erste
phönicische Niederlassung, auf welche dann Karthago,
Adrumet und Groß- und Klein-Leptis folgten.
Obgleich hier die phönicische Verfassung im Ganzen nach-
gebildet ward; so scheinen diese Kolonieen doch nicht alle in
gleichen Verhältnissen zu dem Mutterlande gestanden zu
haben, wovon der Grund wohl in der Art und Weise ihrer
Stiftung lag. So erwuchs z. B. Karthago (dessen Ge-
schichte in der Folge besonders dargestellt wird,) aus einer
Anzahl ausgewanderter Mißvergnügten; Utika aber war
von jeher Stapelplatz des phönicischen Handels. Diese Ko-
lonieen selbst erscheinen in der Geschichte ursprünglich von
einander unabhängig und jede für sich selbstständig, bis
sie in der Folge Theile des übermächtigen karthagischen
Staates wurden.
Der Handclsgeist der Phönicier begnügte sich aber nicht
blos mit Kolonieen und Niederlassungen in Spanien und
Afrika; auch auf dem rothen Meere (dem arabi-
schen Meerbusen) trieben sie, gemeinschaftlich mit Sa-
lomo, Handel nach den beiden Häfen Elath und Ezion-
Geber, nachdem David die (Jdumäer oder Edomiter) an
der nordöstlichen Küste dieses Meeres besiegt hatte. Der
schon in dem mosaischen Zeitraume bekannte Name Ophir
galt ihnen wahrscheinlich für die gesummten reichen Süd-
länder im glücklichen Arabien und Acthiopien, so wie sie
mit dem Namen Tarteffus ihre spanischen Besitzungen be-
1813 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
Das Kolonialsystem der Ph8nim'. ir-z
der ward; so scheinen diese K^o-iieelr-dech nicht alle in glei-
chen Verhältnissen zu dem Mutterlande gestanden zu ha,
'den, wovon der Grund wohl in der Art und Weise ihrer
Stiftung lag. So erwuchs z. B. Karthago, dessen,Ge-
schichte in der Folge besonders dargestellt wird, aus einer
Anzahl ausgewanderter Mißvergnügten; Utika aber war
von jeher Stapelplatz des phönicischen Handels gewesen.
Diese Kvlonieen selbst waren ursprünglich von einander
unabhängig und jede für sich selbstständig, bis sie in der
Folge Theile des übermächtigen karthagischen Staates
wurden.
Der Handelsgeist der Phönicier begnügte sich aber nicht
blos mit Kvlonieen und Niederlassungen in Spanien und
Afrika; auch auf dem rothe» Meere (dem arabi-
schen Meerbusen) trieben sie, gemeinschaftlich mit Sa-
lomo, Handel nach den beiden Haftn Elath und Ezion-
Geber, nachdem David die Idumaer oder Edomiter an
der nordöstlichen Küste dieses Meeres besiegt hatte. Der
schon in dem mosaischen Zeiträume bekannte Name Op hie
galt ihnen wahrscheinlich für die gesammten reichen Süd-
länder im glücklichen Arabien und Aerhiopien, so wie sie
mit dem Namen Tartessus ihre spanischen Besitzungen be^r
zeichneten. Aus Ophir brachten sie Gold, Elfenbein
und Ebenholz; doch scheinen sie, so groß auch die daraus
hervorgehenden Handelsvortheile waren, nicht lange im Be-
sitze der Schiffahrt auf dem arabischen Meerbusen geblieben
zu seyn. Bleibender waren diese Vorrheile in Hinsicht ih-
res Handels nach Indien und Ceylon über den persi-
schen Meerbusen. — Eine unzweideutige Stelle des
Herodots laßt zugleich die Phönicier, auf Veran la ssung
des ägyptischen Königs Neco, vom arabischen
Meerbusen aus ganz Afrika umschiffen, worüber sie drei
Jahre zubrachten, ehe sie durch die Säulen des Herkules
auf dem Mittelmeere wieder nach ihrer Küste zurückkehrten.
Zwar blieb diese Umschiffung Afrika's, die, nach dem Cha-
rakter der Schiffahrt in jener Zeit, durch Küstenschiffahrt
vollendet wurde, ohne bedeutende Folgen, weil kurz daraus
ü
1848 -
Leipzig
: Wöller
- Autor: Winter, Georg Andreas
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
134
auch das Land, in welchem Moses den Juden die heiligen Gebote gab
(Arabien) und wo sie 40 Jahre lang mit ihren Hcerden umherzogen.
Weil uns diese Länder gegen Morgen liegen, pflegt man sie auch das
Morgenland zu nennen. Viele Völker Asiens haben eine gelbbraune
Gesichtsfarbe. — Ganz schwarze Menschen (Mohren, Neger) findest du
in Afrika, einem dritten Erdtheile, der von Europa aus mittag-
warts liegt und von unserm Erdtheile durch ein Meer getrennt wird.
Dort ist’g sehr heiß; dort gibt's auch unermeßliche Sandwüsten. Noch
zählt man zwei andre große Erdthcile, deren einer (Amerika) uns
gegen Abend liegt, der andre aber (Australien) in sehr vielen grö-
ßeren und kleinern Inseln über das große Weltmeer zerstreut ist. In
dem ersten findet man kupferrothe, in dem letzten schwarzbraune
Menschen.
Glaube ja nicht, daß es auf der Erde immer so ausgesehen hat, wie
du es jetzt findest. Frage nur deinen Vater und deine Mutter, frage
deine Großältern und die alten Leute in deinem Geburtsorte; diese
werden dir von vergangenen Zeiten viel zu erzählen wissen. Lies die
Leichensteine auf dem Kirchhofe; ach, da liegen ihrer viele begraben,
die im hohen Alter verstorben sind, als deine Großältern noch Kinder
waren. In der Kirche selbst findest du wohl manches Bild mit halb
verwischten Farben, das vor langen, langen Zeiten dort aufgehangen
wurde, und manchen alten Gedenkstein, dessen Züge man kaum mehr
lesen kann und von dem auch die ältesten Leute nicht mehr zu sagen
wissen, wenn er gesetzt worden sei. So weist vieles um dich her auf
eine Vorzeit hin, von welcher wir weiter nichts zu erzählen wissen, als
was wir in alten Schriften aufgezeichnet finden. Jedes vergangene Jahr
führt dich wieder auf ein vergangenes zurück. So sind Jahrhunderte
und Jahrtausende über die Erde gegangen; Menschen find geboren
worden und gestorben; Städte und Dörfer find gebaut worden und
wieder verschwunden; mancherlei Veränderungen haben sich auf der
ganzen weiten Erde ereignet. Die merkwürdigsten derselben wirst du
später auch erfahren und schon jetzt hast du einige davon aus der bib-
lischen Geschichte kennen gelernt, die uns bis an den Anfang, bis
zur Schöpfung der Erde, hinaufführt. — David fingt im zweiten Verse
des neunzigsten Psalms:
„Ehe denn dicberge wurden und dieerde und die
Welt geschaffen worden, bist Du, Gott von Ewig-
keit zu Ewigkeit!" — Kellner.
3. Ficht und Wärme auf der Erde.
R6o. Wie das Licht, so kommt auch diew ärm e von dersonne.
Sirach sagt in K. 43, 3. 4: „Im Mittage trocknet sie die Erde und
wer kann vor ihrer Hitze bleiben? ■— Sie macht's heißer, denn viel
1822 -
Leipzig
: Kummer
- Autor: Lippold, Georg Heinrich Christian
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
viel auch die afrikanische Gesellschaft in London zu Entdeckun,
gen versucht und aufgewendet hat, so ist es uns doch immer
noch unbekanter, als cs einst den Römern war und was wir
davon wissen, beruhet meistens nur aufnachrichren, die man
von verständigen Eingeborncn gcsammlet hat. Alle europai,
sche Reisende, die es wagten, mit den Karavancn das Innere
von Afrika zu durchreisen, mußten stch vcrlarven und schweb,
len dennoch unablässig in Gefahr, durch irgend ein Zeichen von
den mislrauischen Mauren entdeckt und verrathen zu werden.
Wie grausam die herumziehenden Mam'enhorden mit ge,
fangcncn Christen umgehen, mag nur ein einziges, das Bei,
spiel des unglücklichen Franzosen Follie beweisen. Er war
unter Ludwig dem Scchszehntcn &ii der Administration der Co,
lonien angestellt und gieng den i 9 December des Jahres 178;
zu Bordeaux am Bord des Schiffes 1 es deux amis unter Se,
gel, um stch nach dem Senegal zu begeben. Durch den Un,
verstand des Anführers litt das Schlff an der Küste von Afri,
ka beim Vorgebirge Nun Schiffbruch und fiel in die Hände der
herumstreifenden Mauren, welche mit wilder Wuth über jedes
unglückliche Gchiff herfallen und Mannlchaft und Gut als eine
erwünschte Deute betrachten. Kaum erblickten die halbwilden
Unmenschen die hülftose Mannschaft, als sie das Schwert in
der Hand mit gräßlichem Geheul dem Strande zustürzten, in
dessen Nahe die Unglücklichen sich auf drm gestrandeten Schiffe
befanden. Ein guter Schwimmer unter ihnen hatte vorher
schon das Schiff verlassen und war unter großem dampfe mit
den Wellen ans Land gekommen. Iezr suchte er sich vor den
Barbaren zu retten und wieder nach dem Schiffe zu schwim,
men, allein vergebens; er fiel in die Hände derselben und vor
den Augen der Schiffsmannschaft führten sie ihn fort, schlepp,
ten ihn auf eine Anhöhe, wo er ausgezogen und in den Sand
verscharrt wurde. Darauf zündeten ,re ein Feuer an, tanzten
freudetrunken um dasselbe, hängten den Gefangenen bei den
Füssen auf und entzogen ihn dann den Augen der Mannschaft,
S 2 die
1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
92
Er sah freilich seine gefährliche Lage wohl ein und war auch innerlich be-
unruhigt; aber als ein frommer Mann betete er zu Gott um seinen Schutz, und
als ein verständiger Mann machte er sich aufs Schlimmste gefaßt. Bekannt mit der
Lebensart des Thieres, in dessen Höhle er gefallen war, zweifelte er keinen Augen-
blick daran, daß die Tigerin ganz in der Nähe sein müsse, und daß ihre Wuth ihn
nicht entrinnen lassen werde. Was konnte er nun machen? Er halte keine Flinte,
kein Schwert, nicht einmal einen Stock; seine Hand warsein einziges Vertheidigungs-
mittel. Aber was konnte er ohne Waffen ansaugen? O, die Hand"ist ein wun-
derbares Werkzeug, wenn sie mit Verstand gebraucht wird, lind so zeigte sichs
auch bei Herrn B.
Er nahm schnell aus seinem Hut und seiner Rocktasche zwei oder drei seidene
Taschentücher und band sie fest um seinen rechten Arm bis zum Ellenbogen hinauf.
Kaum war er damit fertig, so erblickte er schon die Tigerin, die über Gesträuch und
Schilf des Dickichts setzte und auf ihn losstürzte mit feuersprühenden Augen, den
großen Rachen weit geöffnet, thu zu packen und zu zerreißen. Er stellte nun seine
Füße fest auf den Boden, gerüstet zu tödtlichem Kampf mit dem furchtbaren Feind,
und stand dann ruhig erwartend da. In kürzerer Zeit, als ihr dieses lesen könnet,
war die Tigerin ganz nahe herbeigekommen, und nun duckte sie sich mit dem Bauch
aus den Boden, und rutschte langsam näher, wie ihr etwa bei einer Katze gesehen
habt, wenn .sie einen Vogel fangen und sich ihre Beute sichern will. Schrecklicher
Anblick für Herrn B.i Aber er hatte keine Zeit, lange darüber nachzudenken, denn
im nächsten Augenblick sprang sie mit einem Satz und lautem Gebrüll gerade auf
ihn los.
Wie er erwartet hatte, war ihr großer Nachen weit geöffnet, und so schnell wie
ein Gedanke, sein Ziel fest im Auge, stieß ihr der muthige Mann seinen Arm ins
Maul hinein, packte ihre Zunge mit der Hand und fing an, mit aller Macht sie von
einer Seite zur andern zu drehen. Dies hinderte die Tigerin, den Rachen zu
schließen; dagegen aber machte sie einen furchtbaren Gebrauch von ihren Klauen, die
ihm die Kleider vom Leib und das Fleisch von den Knochen rissen. Allein obgleich
verwundet und blutend, hielt er doch fest und peinigte die Tigerin so durch das
Umdrehen ihrer Zunge, daß sie in Schrecken gcrieth, mit einem plötzlichen Ruck
ihm die Zunge aus der Hand riß und zu seiner großen Freude ins Dickicht hinein-
sprang. Herr B. wußte in dem ersten Augenblick nichts Nöthigeres zu thun, als
dem Gott zu danken, der ihn so aus dem Nachen des Tigers errettet hatte, wie er
einst den Hirtenknaben David von dem Löwen und Bären errettete. Dann machte
er sich, ermattet von Schmerz und Blutverlust, eilig auf den Rückweg zu seinen
Gefährten, ehe das wilde Thier sich von seinem Schrecken erholen, oder in die Höhle
zurückkehren werde.
44. Fo'wengligd.
Zamba, ein ehemaliger Negerkönig am Kongofluß in Afrika,
der von einem nordamerikanischen Sklavenhändler mit List aus seiner
Herrschaft gelockt und als Sklave verkauft, eben dadurch aber unter
Gottes Fügung zu christlicher Erkenntniß und Bildung gelangt war,
erzählt aus seinen Jugenderinneruugen unter anderem Folgendes:
1829 -
Leipzig
: Cnobloch
- Autor: Rockstroh, Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
214
fein Thron. Dieser war aus Elfenbein und Gold
gearbeitet, und es führten sechs Stlifen zu seinem
Sitze, auf dessen beiden Seiten zwölf mächtige Lö-
wen standen.
Ein solcher Aufwand von Salomo erforderte
aber mehr, als die hinterlassenen bedeutenden Schä-
tze seines Vaters David und die Einkünfte des Lan-
des ausmachten. Cr schloß daher mit phönizischen
und arabischen Seefahrern Handelsverträge und
ließ Schiffe ausrüsten, die er nun nach Indien
und Afrika schickte. Sie entsprachen seiner Er-
wartung, und viel war des Goldes, Silbers, El-
fenbeins, der Edelsteine und anderer Sachen von
hohem Werthe, womit sie zuruckkehrten und ihn
bereicherten. — Salomo war ein Mann von vie-
lem Verstände und gab bei mancher Gelegenheit be-
deutenswcrthe Proben, daß er weise rathcn und
sprechen konnte; daher man ihn auch Salomo den
Weisen genannt hat, und noch zu nennen pflegt.
Der Tempel Salomo's.
Der eigentliche Tempel hatte zur Grundge-
stalt die der Stiftshütte. Er hatte wie diese zwei
Abthcilungen, genannt das Heilige und das Al-
lerheiligste. Doch war er zweistöckig. Vorn vor
sich hatte er aber eine thurmhohcs vierstöckiges Ge-
bäude, genannt der Ulam (die Vorhalle). Beide
Gebäude waren in ihrer Hauptmasse aus dem schön-
sten weißen Marmor erbaut, und ein wahres