Ähnliche Ergebnisse
1914 -
Metz
: Even
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
66
99. Tagedieb und Siebenschläfer.
Der Tagedieb und der Siebenschläfer wohnten einander
gegenüber. Als der Tagedieb einst wieder sein erstes Pfeifchen
geraucht und den fleißigen Leuten zugesehen hatte, wie sie an die
Arbeit gingen, da kam auch der Siebenschläfer ans Fenster.
Er streckte den Kopf mit einer gewaltigen Schlafmütze heraus
und gähnte. Der Tagedieb rief ihm sogleich hinüber: „Guten
Morgen, Herr Nachbar! Ausgeschlafen?" Und der Siebenschläfer
gähnte noch einmal und entgegnete: „Nicht so recht. Die Kinder
haben mich geweckt, als sie zur Schule gingen. Gäbe es doch
keine Schule mehr; denn sie macht nur Störung im Dorfe!"
Der Tagedieb gab ihm recht und fügte noch hinzu: „Ich bin auch
nie gern in die Schule gegangen. Sie ist eigentlich nur da, um
die Leute zu plagen. Ich bin übrigens groß geworden, ohne viel
gelernt zu haben, und wenn ich am Biertisch sitze, kann ich so gut
das Wort führen wie nur einer." — „Das ist wahr, Herr Nach-
bar", erwiderte der Siebenschläfer, „ich war auch lieber im Bett
als in der Schule. Aber heutzutage läßt man den Kindern gar
keine Ruhe mehr und straft sogar die Eltern, wenn die Kinder
die Schule versäumen. Ich weiß nicht, was daraus noch werden
mag."
Nachdem die zwei so gesprochen hatten, klopfte der Gerichts-
vollzieher bei dem Tagedieb an und rief: „Machen Sie auf; hier
ist ein Zahlbefehl für Sie!" Der Tagedieb erschrak und lief mit
dem Zahlbefehl schnell zu seinem Nachbar, mit welchem er eben
erst jene Unterredung geführt hatte. „Nachbar," rief er, „um
Gotteswillen helfen Sie mir; ich muß ja sonst von Haus und Hof!"
Der Siebenschläfer kratzte sich hinter den Ohren, gähnte noch
einmal und stammelte: „Ja, helfen! Das wollte ich gern, aber
ich kann nicht. Das Geld ist so rar, und wenn ich meine, ich hätte
ein paar Mark, so sind sie auch schon wieder fort. Wenn es nicht
so weit wäre, ich ginge selbst nach Amerika." Als der Tagedieb
von Amerika hörte, fiel ihm ein, dahin könne er am Ende auch
gehen, und er redete dem Nachbar zu, zusammen auszuwandern.
Er meinte, in Amerika brauche man nicht zu arbeiten und habe
doch satt zu essen, und der Siebenschläfer glaubte, dort könne
man viel schlafen und werde doch fertig.
Sie zogen daher beide nach Amerika, nachdem sie noch vorher
ihre Habseligkeiten veräußert hatten. In Amerika aber wurde
ihnen bedeutet: „Hier können wir keinen Tagedieb und keinen
1788 -
Leipzig
: Weidmann
- Autor: Kosche, Christian Traugott, Hammerdörfer, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
12 Übersicht von Amerika.
Aus dem Mineralreiche endlich hat Amerika
Golo, Silber, Bupfex, Magner, Salz und
Edelgefteme.
6) Ein- Da Amerika von den übrigen Erdtheilen völlig
Wohuer- abgesondert ist^ so entsteht die Frage, woher es seine
Einwohner genommen hat, da es, wenigstens zu-
folge der Urkunden der Geschichte, zu einer Zeit be-
völkert worden ist, wo noch keine Schiffahrt über ent-
fernte Meere statt fand? Bewogen durch die Schwie-
rigkeiten, welche mit Lösung dieses Rathsels verbun-
den sind, nahmen einige an, daß die Bewohner von
Amerika seinem Boden eben so zugehören, wie
Bäume und Stauden; und in der That hat diese
Vermuthung zum mindesten keinen Widerspruch in
sich, und wer es anders sindet, wer da annimmt, daß
Amerika von einem der andern drey Erdtheile her be-
völkert worden ist, muß auch erklären, woher die, die-
sem Erdtheile eigenen, in keinem andern, unter den näm-
lichen Breiten liegenden Lande befindlichen Thiere dahin
gekommen, und muß — wenn er das nicht kann —-
darthun, daß die Schöpferkraft zwar wohl zureichte,
in Amerika eigene Thiere hervorzubringen, daß es ihr
aber nicht möglich oder nicht anständig war, ihm ein
eignes Geschlecht von Menschen zu geben. Nach der
gewöhnlich angenommenen Meinung indessen, be-
kain Amerika seine Einwohner von Nordosten her,
und die Stammaltern aller Amerikaner, der Grön-
länder und Eskimos ausgenommen, sind aus Sibi-
rien nach Amerika übergegangen.
Wie dem aber auch seyn mag, so ist doch so viel
gewiß, daß die Amerikaner zur Zeit der Entdeckung
sich in einem noch sehr unkultivirten Zustand befan-
den , auch daß sie viele Eigenheiten besaßen, welche,
eben nicht sehr in die Augen fallend, eine Abstammung
von andern Völkern darzuthun scheinen. Dahin ge-
hören
3. Bd. 2
- S. 390
1774 -
Breslau Leipzig
: Gutsch
- Autor: Steinberg, Christian Gottlieb
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Frauenschule
- Geschlecht (WdK): Mädchen
39° Kap, 2z. Von Amerika.
Das drey und zwanzigste Kapitel.
Von Amerika.
§, i.
f^ieser vierte Theil des Erdbodens heisset die Neue
Welt, weil Christoph Columbus, ein Genue.
str von Geburt, denselben 1492 zuerst entdecket hak.
Amerika aber ist er genennet worden, von Amertco Ve*
sptttio, einem Florentiner, welcher die Entdeckung des
Columbi 1497 weiter fortgesetzt, und vollends bis In die,
fts Land gekommen ist. Es wird auch sonst West-Indien
genennet.
§. 2. Amerika ist ganz mit Wasser umgeben. Ge-
gen Morgen ist das atlantische Meer; gegen Mitten
nacht das Eismeer; gegen Abend das stille Meer; ge-
gen Mittag das magellanifche Meer.
Von den verschiednen Ländern, welche diese Meere
berühren, erhalten sie auch verschiedne Namen.
§. 3. Obgleich Amerika noch großentheils uns Eu-
ropäern unbekannt ist; so sehet man doch die Lange best
selben auf 2000, die Breite aber auf 1200 Meilen.
§. 4. Bey Amerika hat man von Gewässern beson-
ders zu merken:
1) Vier Meerengen: die magetlanische unten gegen
Mittag; die Meerenge Jacob le Mails, gegen Morgen;
die
1838 -
Berlin
: Duncker & Humblot
- Autor: Roon, Albrecht von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Klima und organische Natur von Amerika. 169
Amerikas an seiner atlantischen Küste, wo ein abgesondertes
Gebirgs-System mit reichem Formenwechsel, wo wasserreiche
Flüsse, fruchtbare Ebenen, hafenreiche Gestade ans einem
verhältnißmäßig kleinen Raume eine Mannigfaltigkeit der
Natur-Verhältnisse geschaffen haben, die wir sonst überall
vermissen, und cs ist daher kein zufälliges Zusammentreffen,
daß hier eben auch, wie wir später sehen werden, fremde
Kulturkeime allein zu selbstständiger Entwickelung und zu ei-
nem gewissem Grade von Reife gediehen sind.
Fünftes Kapitel.
Klima und organische Natur von Amerika.
§. 29. Uebersicht.
Amerika reicht durch alle Zonen, nur die südliche des
ewigen Schnees fehlt ihm. — Unter den verschiedenen Re-
gionen ist die des ewigen Schnees fast in allen Breiten
des Kontinents anzutreffen; sie legt sich, wie ein Baud, in
Meridian-Richtung über den ganzen Erdtheil. Deshalb ist
Amerika vorzüglich geeignet das Auf- und Absteigen der
Schneelinie, nach den verschiedenen geographischen Breiten,
im Zusammenhange darzustellen, allein bis jetzt reichen die
Beobachtungen in dieser Beziehung nicht weit; auch wissen
wir aus den bereits (S. 118) mitgetheilteir Daten, daß
diese Lage der unteren Schneegrenze keinesweges mit der geo-
graphischen Breite korrespondirt.
Ans §. 58 des zweiten Abschnitts ftitb die Gegenden
bekannt, in welchen die Regionen des veränderlichen Nieder-
schlags und des Regens sich über das Niveau des Meeres
zu erheben beginnen; ebenso aus §. 59 die Art ihres Auf-
sieigens.
1. Die nördliche Zone des ewigen Schnees
umfaßt indeß nur geringe Räume, nämlich die nördlichen
Gegenden des arktischen Archipclags; nur da, wo sich der
Einfluß des Kältepols gelteud macht, greift sie südwärts
auch bis zur Nordwest-Spitze von Labrador.
1877 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 90
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
197
sprechen als einer." — „Das ist wahr, Herr Nachbar," sagte der
Siebenschläfer, „ich war auch lieber im Bette als in der Schule.
Aber heutiges Tages läßt man den Kindern gar keine Ruhe mehr,
und straft sogar die Eltern, wenn die Kinder die Schule versäumen.
Ich weiß nicht, was daraus noch werden soll."
Als die zwei so sprachen, da klopfte der Gerichtsdiener an das
Haus des Tagediebs und rief: „Mache auf, hier ist ein Befehl."
Der Tagedieb erschrak, denn in dem Befehl stand: wenn er seine
Schulden nicht in Zeit von drei Wochen bezahle, so solle ihm Haus
und Hof verkauft werden. Er lief also schnell zu seinem Nachbar
Siebenschläfer, mit welchem er eben erst jene Unterredung geführt
hatte. „Nachbar," rief er, „um Gotteswillen helft mir! ich muß ja
sonst von Haus und Hof." Der Siebenschläfer gähnte noch einmal
und erwiderte dann: Ja, helfen! Das wollte ich wohl gerne, aber
ich kann nicht. Das Geld ist so rar, und wenn ich meine, ich hätte
ein paar Thaler, so sind sie schon wieder fort. Wenn es nicht so
weit wäre, ich ginge selbst nach Amerika." Als der Tagedieb von
Amerika hörte, fiel ihm ein, dahin könne er auch gehen, und er redete
dem Nachbar zu, sie wollten zusammen auswandern. Denn er
meinte, dort brauche man nichts zu arbeiten und habe doch satt zu essen.
Und weil der Siebenschläfer glaubte, in Amerika brauche man nicht
frühe aufzustehen und werde doch fertig, so war er es endlich zufrieden.
Da zogen die zwei, der Tagedieb und der Siebenschläfer, nach
Amerika. Als sie aber dorthin kamen, wurde ihnen gesagt: Hier
können wir keinen Tagedieb und keinen Siebenschläfer brauchen; zieht
weiter! Aber sie konnten nicht weiter ziehen, denn sie hatten kein Geld
dazu. Da sah es übel aus. Zuletzt erbarmte sich ihrer ein Mann,
und nahm sie als Tagelöhner an. Allein der Tagedieb durfte
kein Morgenpfeifchen mehr rauchen, und der Siebenschläfer nicht
mehr den Kopf mit der Nachtmütze aus dem Fenster strecken. ■ Und
sie wären nun froh gewesen, wenn sie in der Schule etwas mehr
gelernt hätten. Denn dann hätte ihr Brodherr sie noch zu etwas
andcrm brauchen können, als blos seinen Mist aufzuladen und seine
Säue zu hüten.
Arbeitsamkeit bringt Ehr' und Brod,
Müßiggang nur Schand und Noth.
8. Die Stufenleiter.
Eine Fliege sass behaglich auf einem Baume im Sonnenschein
und dachte an nichts Arges; da kommt ein Spatz herbeigehüpft,
und fasst sie an den Beinen, und ist eben im Begriffe, sie ganz
zu verschlucken. In ihrer Noth schreit die arme Fliege: Ach,
lieber Herr Sperling, lass mich doch leben! ich habe ia nichts
Übles begangen." Der Spatz aber lässt sich nicht rühren, sondern
verschlingt sie mit den Worten: „Das ist nicht anders, du bist
mein, denn ich bin gross und du bist klein."
1885 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
25
32.
beit gingen, da kam auch der Siebenschläfer an das Fen-
ster, streckte seinen Kopf mit einer gewaltigen Schlafmütze
heraus und gähnte. Der Tagedieb rief herüber: „Guten
Morgen, Herr Nachbar! Ausgeschlafen ?" Und der Sieben-
schläfer gähnte noch einmal und antwortete: „Nicht so
recht. Die Kinder haben mich geweckt, als sie in die
Schule gingen. Ich wünschte, es wäre gar keine Schule,
die macht doch nur Störung im Dorfe!" Der Tagedieb
gab ihm Recht und sagte: „Ich bin auch mein lebelang
nicht gern in die Schule gegangen. Sie ist doch eigentlich
nur da, um die Leute zu plagen. Ich bin groß geworden,
ohne viel gelernt zu haben, und wenn ich im Wirtshause
sitze, kann ich so gut mitsprechen, wie einer." — „Das
ist wahr, Herr Nachbar," sagte der Siebenschläfer; „ich
war auch lieber im Bette, als in der Schule. Aber heu-
tigen Tages läßt man den Kindern keine Ruhe mehr und
straft sogar die Eltern, wenn ihre Kinder die Schule ver-
säumen. Ich weiß nicht, was daraus noch werden soll!"
Als die beiden so sprachen, da klopfte der Gerichts-
diener an das Haus des Tagediebs und rief: „Machet auf,
hier ist ein Befehl!" Der Tagedieb erschrak, denn in dem
Befehl stand, wenn er seine Schulden nicht in der Zeit
von drei Wochen bezahle, so solle ihm Haus und Hof
verkauft werden. Er lief also schnell zu seinem Nachbar
Siebenschläfer, mit welchem er sich eben erst unterredet
hatte. „Nachbar," rief er, „um Gottes willen helft mir!
Ich muß ja sonst von Haus und Hof." Der Siebenschläfer
gähnte noch einmal und erwiderte dann: „Ja, helfen! Das
wollte ich wohl gerne, aber ich kann nicht. Das Geld
ist so rar, und wenn ich meine, ich hätte ein paar Thaler,
so sind sie schon wieder fort. Wenn es nicht so weit
wäre, ich ginge nach Amerika!" Als der Tagedieb von
Amerika hörte, fiel ihm ein, dahin könne er auch gehen,
und er redete dem Nachbar zu, sie wollten zusammen aus-
wandern. Denn er meinte, dort brauche man nicht zu
arbeiten und habe doch satt zu essen. Und weil der Sieben-
schläfer glaubte, in Amerika brauche man nicht früh aufzu-
stehen und werde doch fertig, so war er es endlich zufrieden.
Da zogen die zwei, der Tagedieb und der Sieben-
schläfer, nach Amerika. Ais sie aber dorthin kamen, wurde
ihnen gesagt: „Hier können wir keinen Tagedieb und kei-
nen Siebenschläfer brauchen; zieht weiter!" Aber sie könn-
1865 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
197
sprechen als einer." — „Das ist wahr, Herr Nachbar," sagte der
Siebenschläfer, „ich war auch lieber im Veite als in der Schule.
Aber heutiges Tages läßt man den Kindern gar keine Ruhe mehr,
und straft sogar die Eltern, wenn die Kinder die Schule versäumen.
Ich weiß nicht, was daraus noch werden soll."
Als die zwei so sprachen, da klopfte der Gcrichtsdiener an das
Haus des Tagediebs und rief: „Mache auf, hier ist ein Befehl."
Der Tagedieb erschrak, denn in dem Befehl stand: wenn er seine
Schulden nicht in Zeit von drei Wochen bezahle, so solle ihm Haus
und Hof verkauft werden. Er lief also schnell zu seinem Nachbar-
Siebenschläfer, mit welchem er eben erst jene Unterredung geführt
hatte. „Nachbar," rief er, „um Gottcswillcn helft mir! ich muß ja
sonst von Haus und Hof." Der Siebenschläfer gähnte noch einmal
und erwiederte dann: „Ja, helfen? Das wollte ich wohl gerne, aber
ich kann nicht. Das Geld ist so rar, und wenn ich meine, ich hätte
ein paar Thaler, so sind sie schon wieder fort. Wenn cs nicht so
weit wäre, ich ginge selbst nach Amerika." Als der Tagedieb von
Amerika hörte, fiel ihm ein, dahin könne er auch gehen, und er redete
dem Nachbar zu, sic wollten zusammen auswandern. Denn er
meinte, dort brauche man nichts zu arbeiten und habe doch satt zu essen.
Und weil der Siebenschläfer glaubte, in Amerika brauche man nicht
frühe aufzustehen und werde doch fertig, so war er es endlich zufrieden,
Da zogen die zwei, der Tagedieb und der Siebenschläfer, nach
Amerika. Als sie aber dorthin kamen, wurde ihnen gesagt: Hier
können wir keinen Tagedieb und keinen Siebenschläfer brauchen; zieht
weiter! Aber sie konnten nicht weiter ziehen, denn sie hatten kein
Geld dazu. Da sah cs übel aus. Zuletzt erbarmte sich ihrer ein
Mann, und nahm sie als Tagelöhner an. Allein der Tagedieb
durfte kein Morgenpfeifchen mehr rauchen, und der Siebenschläfer nicht
mehr den Kopf mit der Nachtmütze aus dem Fenster strecken. Und
sie wären nun froh gewesen, wenn sie in der Schule etwas mehr-
gelernt hätten. Denn dann hatte ihr Vrodherr sie noch zu etwas
andern: brauchen können, als bloß seinen Mist aufzuladen und seine
Säue zu hüten.
Arbeitsamkeit bringt Ehr' und Brod,
Müßiggang nur Schand' und Noth.
H, Khc Stufenleiter.
Eine Fliege sass behaglich auf einem Baume im Sonnenschein
und dachte an nichts Arges; da kommt ein Spatz herbeigehüpft,
und fasst sie an den Beinen, und ist eben im Begriffe, sie ganz
zu verschlucken. In ihrer Noth schreit die arme Fliege: „Ach,
lieber Herr Sperling, lass mich doch leben! ich habe ja nichts
Übles begangen.“ Der Spatz aber lässt sich nicht rühren, sondern
verschlingt sie mit den Worten: „Das ist nicht anders, du bist
mein, denn ich bin gross und du biet klein.“
1863 -
Leipzig
: Amelang
- Hrsg.: ,, Fix, Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
25
versäumen. Ich weiss nicht, was daraus noch werden
soll!"
Als die beiden so sprachen, da klopfte der Gerichts-
diener an das Haus des Tagediebs und rief: „Machet auf,
hier ist ein Befehl I" Der Tagedieb erschrak, denn in dem
Befehl stand, wenn er seine Schulden nicht in der Zeit
von drei Wochen bezahle, so solle ihm Haus und Hof
verkauft werden. Er lief also schnell zu seinem Nach-
bar Siebenschläfer, mit welchem er sich eben erst unter-
redet hatte. „Nachbar," rief er, „um Gotteswillen helft
mir! Ich muss ja sonst von Haus und Hof." Der Sieben-
schläfer gähnte noch einmal und erwiderte dann: „Ja,
helfen! Das wollte ich wohl gerne, aber ich kann nicht.
Das Geld ist so rar, und wenn ich meine, ich hätte ein
paar Thaler, so sind sie schon wieder fort. Wenn es nicht
so weit wäre, ich ginge nach Amerika!" Als der Tage-
dieb von Amerika hörte, fiel ihm ein, dahin könne er auch
gehen, und er redete dem Nachbar zu, sie wollten zu-
sammen auswandern. Denn er meinte, dort brauche man
nicht zu arbeiten und habe doch satt zu essen. Und weil
der Siebenschläfer glaubte, in Amerika brauche man nicht
frühe aufzustehen und werde doch fertig, so war er es
endlich zufrieden.
Da zogen die zwei, der Tagedieb und der Sieben-
schläfer, nach Amerika. Als sie aber dorthin kamen, wurde
ihnen gesagt: „Hier können wir keinen Tagedieb und kei-
nen Siebenschläfer brauchen; zieht weiter!" Aber sie konn-
ten nicht weiter ziehen, denn sie hatten kein Geld mehr.
Da sah es übel aus. Zuletzt erbarmte sich ihrer ein Mann
und nahm sie als Tagelöhner an. Allein der Tagedieb
durfte kein Morgenpfeifchen mehr rauchen und der Sie-
benschläfer nicht mehr den Kopf mit der Nachtmütze aus
dem Fenster strecken. Und sie wären nun froh gewesen,
wenn sie in der Schule etwas mehr gelernt hätten. Denn
dann hätte ihr Brodherr sie doch noch zu etwas Anderm
brauchen können, als zum Holzhacken und Wassertragen.
Arbeitsamkeit bringt Ehr’ und Brod,
Müssiggang nur Schand’ und Noth.
33. Die Heinzelmännchen.
Das waren einmal liebe Zwerge, die arbeiteten für die
Leute so wacker, dass es eine Lust war, des Morgens zu
4
1879 -
Grimma
: Gensel
- Autor: Oberländer, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 182 —
Welt der alten gegenüberstellen. Eine Begleichung des Flächeninhaltes der
beiden Erdvesten läßt uns zu dem Resultat gelangen, daß die alte Welt uu-
gefähr die doppelte Geräumigkeit der neuen besitzt. Wir dürfen vermutheu,
daß auf dem doppelt größeren Räume nicht gerade die doppelt größere,
aber doch jedenfalls eine größere Anzahl von Pflanzenarten und
von Thier arten vorhanden sein möge. Die alte Welt ist reicher an wilden
Arten, aber auch reicher an Culturgewächseu, namentlich an Getreidegräsern,
von denen Amerika nur den Mais hervorgebracht hat. Ueberhanpt ist der
neuen Welt gegenüber der alten eine gewisse Armnth an Gramineen eigen-
thümlich, und es rechtfertigt sich unser größerer Reichthum an Grasarten
durch die größere Anhäufung von Ländermaffen auf der östlichen Halbkugel,
wenn wir erwägen, daß die amerikanischen Prairien, Savanen, Llanos und
Pampas an Geräumigkeit nicht die Steppen- und Weideländer der alten
Welt erreichen.
Die größere Geräumigkeit ist besonders auch für die Thierwelt wichtig
geworden. Die großen Thiergestalten des Ostcontinents, Elephant, Nashorn,
Nilpferd, Giraffe, Kameel, fehlen in Amerika. Für den Wüstenkönig muß
diesem Erdtheile der feige Puma, für den Königstiger die minder beherzte
Unze, für das Krokodil der Alligator Ersatz leisten, und an Stelle der men-
schenähnlichen ungeschwänzten Affen finden sich in Amerika die Affen mit
Roll- und Greifschwänzen vor. Südamerika insbesondere beherbergt in den
Edentaten die physisch und psychisch am geringsten entwickelten Thiere. Die
alte Welt besitzt die größten, stärksten und klügsten Thiere, und
auch diese Erscheinung ist in der größeren Geräumigkeit der
alten Welt begründet. Denn diese Eigenschaften entwickeln sich nur durch
den Kampf um das Dasein, und sie werden schwächer oder verlieren sich gar,
sobald dieser Kampf weniger heftig geführt wird oder gänzlich aufhört. Auf
großen Erdräumen muß nun jener Kampf weit heftiger entbrennen als auf
kleinen. Auf jenen sind für jede Thierart mehr Feinde vorhanden; in großen
Erdräumen bilden sich aber auch in Folge der weiteren Ausbreitung der
Gattungen und Arten und der dadurch wachsenden Entfernung ihrer Stand-
orte viele Arten einer Gattung und viele Abarten einer Art, und der
Kampf der Arten einer Gattung untereinander oder der Abarten einer Art
wird stets viel vernichtender geführt als der Kampf zwischen Arten verschie-
dener Gattungen. Weil nun also die Heftigkeit des Kampfes um das Dasein
mit der Größe der Räume wächst, jener Kamps aber die streitenden Thiere
größer, stärker und klüger macht, so erhellt daraus, daß in den größten Erd-
räumen auch die größten, stärksten und klügsten Thiere vorhanden sein müssen.
Wenn wir darum in der neuen Welt weniger große, starke und kluge Thiere
vorfinden, so hat dies allerdings seinen Grund zunächst in dem geringeren
Flächeninhalte des Westeontinents überhaupt, sodann aber auch darin, daß
Amerika in zwei völlig getrennte Schlachtfelder zerfällt, also die Gesammt-
größe des Kampfgefildes nur zur Hälfte in Betracht kommen kann. Stets
müssen die Sieger auf dem geräumigeren Wahlplatze, weil sie erbitterter ge-
kämpft haben, den Siegern auf engerem Räume, deren Kampf ein weniger
heftiger war, überlegen sein. Diese Thatsache läßt sich sogar an den Pflanzen
der alten und neuen Welt wahrnehmen. Gewächse der alten Welt, die heim-
1) Peschel, Die Rückwirkung der Ländergestaltung auf die menschliche Ge-
sittung. Ausland 1867, 938 ff.
1889 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
90 Amerika.
1. Die Erstreckung durch vier Zonen und alle Regionen bedingt
die größte Mannigfaltigkeit der Flora, und die reichliche Bewässerung,
vor allem aber die Bereinigung von Feuchtigkeit und Wärme in den
tropischen Tiefländern bewirkt eine außerordentliche Üppigkeit des Pflan-
zenwuchses. Dagegen ist die neue Welt im Bergleiche zur alten ziemlich
arm an einheimischen Kulturpflanzen; so hat Amerika an Getreidearten
nur den Mais hervorgebracht.
Fig. 25. Bcgetationsgebiete von Amerika.
2. Die Tierwelt ist weniger entwickelt als die Pflanzenwelt; es
fehlen Amerika vor allem die großen und kräftigen Säugetiergestalten
der alten Welt, der Elefant, das Nashorn, das Kamel u. s. w.; ebenso
charakteristisch ist dann die Armut der neuen Welt an einheimischen
Haustieren. Bon Last- und Arbeitstieren besaß der Erdteil nur das
1917 -
Leipzig
: Freytag
- Autor: Ule, Willi
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Amerika.
251
Amerika.
Amerika oder die Neue Welt ist in seiner Gestalt und Natur wesentlich verschieden von der Alten Welt. Während diese eine vorwiegend westöstlich sich ausdehnende Ländermasse bildet, hat Amerika seine Haupterstreckung von Norden nach Süden. Von 72° n. Br. reicht es bis 54° s. Br., erstreckt sich also in meridionaler Richtung über 126 Breitengrade. Mit den im Norden und Süden vorgelagerten Inseln erlangt die Entfernung beider Endpunkte des Erdteils nahezu 15 000 km.
Diese langgestreckte Landmasse erfährt in der Mitte durch einschneidende Meere eine bedeutende Einschnürung, wodurch sie in zwei Hälften geteilt wird, die für sich wieder selbständige Festländer sind, so daß Amerika gleichsam als ein Doppelkontinent betrachtet werden kann.
L a n d e s n a t u r.
Nord- und Südamerika hängen nur durch die schmale Landenge von Panama zusammen. Beide gleichen sich in der Gestalt und im Aufbaue. Sie bilden jeder eine dreieckige Landmasse, die auf der Westseite von hohen Gebirgen erfüllt wird, während die Ostseite ausgedehnte Tiefebenen und niedrige Bergländer einnehmen. In den weiten Tiefebenen sammeln sich die Gewässer von den Gebirgen zu riesigen Strömen an. Amerika hat die größten Stromsysteme der Erde.
Die gewaltigen Erhebungen im Westen, die den Erdteil auf seiner ganzen pazifischen Seite begleiten, sind erst in der Tertiärzeit vollendete Faltengebirge, in denen die gebirgsbildenden Kräfte noch heute nicht ruhen, wie die zahlreichen tätigen \ ulkane und das häufige Auftreten verheerender Erdbeben beweisen. Die niedrigen Bergländer nahe der atlantischen Küste sind dagegen uralte Erdschollen, die erst in jüngerer Zeit durch -die Tiefebenen mit der westlichen Ge-birgsmauer verbunden wurden.
Infolge der großen nordsüdlichen Ausdehnung hat die Neue Welt fast an allen Klimaten der Erde teil. Sie reicht von der nördlichen kalten Zone über die nördliche gemäßigte, die heiße und die südliche gemäßigte bis nahezu wieder zur südlichen kalten Zone hin. Ein reicher Wechsel des Klimas ist ihr daher eigentümlich; aber diese verschiedenen Klimate grenzen nicht schroff aneinander, sondern gehen infolge des Fehlens westöstlich gerichteter Gebirge allmählich ineinander über. Klimatische Unterschiede werden hier schärfer durch die hohe Gebirgsmauer im Tvesten in der Richtung der Breitenkreise hervorgerufen. Doch da diese Gebirge nur in geringer Breite die Westküste begleiten, so ist der ganze Osten klimatisch einheitlich und steht in erheblichem Maße unter dem Einflüsse des Atlantischen Ozeans sowie des warmen amerikanischen Mittelmeeres. Namentlich gilt das für Südamerika. In Nordamerika wird die mildernde Wirkung des Atlantischen Ozeans etwas aufgehoben durch die Offenheit nach dem Norden, von dem aus eisige Luft bis fast zum Süden dieser Erdteilhälfte gelangt. Überall ist hinreichende Benetzung vorhanden. Zur Wüstenbildung kommt es in Amerika fast nur in den Hochebenen, zu denen sich die westlichen Gebirge zuweilen erweitern. Diese sind jedoch nirgends von solcher Ausdehnung wie die der Alten Welt.
Flora und Fauna zeigen in Nordamerika noch viel Ähnlichkeit mit der Pflanzen-und Tierwelt der nördlichen Festländer der Alten Welt. In den Wäldern und Gras-
§ 209
Aus-
dehnung
Glie-
derung
Boden-
gestalt,
Ent-
stehung
der
Gebirge,
Klima.
1837 -
Berlin
: Duncker u. Humblot
- Autor: Ritter, Carl, Roon, Albrecht von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Abll). I. Abschn. 6. Kap. l.
88
Sechster Abschnitt.
Amerika.
Erstes Kapitel.
Räumliche Verhältnisse im Allgemeinen.
§♦ 1. Lage.
Amerika ist durch den atlantischen Ozean von der
Abendscite und durch den großen Ozean von den Ost-Küsten
der alten Welt geschieden. Amerika ist der abgesondertste
Erdtheil unter allen; es ist eine eigene Erdfeste für sich.
Von dem westlichsten Punkte der alten Welt, dem Kap Verd,
bis zum östlichsten der neuen, dem K. S. Roque (5° S. B.),
sind etwa 390 Meilen; dagegen vom Ost-Kap Asiens bis zum
Prinz Wales-K. Amerika's nur 7 Meilen.
Dennoch ist Anierika im Ganzen den West-Küsten des
östlichen Kontinents benachbarter, als seinen Ost-Küsten, weil
diese mit den West-Küsten Amerika's, von der Behringsstraße
an, entschieden divergiré», wogegen sich zwischen den Ost-
Küsten der neuen und den West-Küsten der alten Welt ein
gewisser Parallelismus zeigt.
Auch sind die Küsten Amerika's, welche dem großen
Ozean zugewandt sind, einförmiger, weniger entwickelt, als
die atlantischen.
Durch seine Lage scheidet Amerika die beiden größten
Ozeane der Erde, und erschwert die Verbindung zwischen den
Ost- und den West-Küsten der alten Welt.
Amerika's größere Hälfte liegt auf der nördlichen Halb-
kugel, und mit Einschluß Grönlands breitet es sich weiter
gegen den Nordpol aus, als die anderen Kontinente der
Erde; dennoch reicht cs auch von allen Kontinenten am wei-
testen gegen den Südpol.
Die äußersten Punkte des Festlandes von Amerika
sind:
K. Forward (spr. Foruärd) im Süden; unter530 55'
S. B. und 53» 26' O. L.
1879 -
Freiburg im Breisgau [u.a.]
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm, Behr, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Amerika's Weltstellung und wagrechte Gliederung. §. 66 u. 67. 301
am wenigsten zugängliche, compacte Landmasse darstellt. Die alte Welt
liegt ihrem größten Theile nach in der nördlichen Hemispäre und gehört
wesentlich der gemäßigten Zone an, wogegen in der neuen Welt die Länder-
ziemlich gleichmäßig auf zwei Zonen und zwei Hemisphären vertheilt sind.
Die alte Welt hat ihre größte Ausdehnung in der Richtung von O.
nach W., die neue Welt dagegen in der von N. nach S. Daher hat
die alte Welt eine größere klimatische Einheit, welche die Wanderungen
der Völker, selbst aus einem Erdtheile in den andern, begünstigte.
I. Amerika.
§. 66.
Amerika's Weltstellung.
Amerika, in der Mitte zwischen den entgegengesetzten Seiten der
alten Welt, den Einflüssen der entwickeltsten Culturläuder derselben im
Osten wie im Westen ausgesetzt, bildet für sich allein alles Land der
westlichen, in jeder Hinsicht selbständigen Hemisphäre, während
alle übrigen Erdtheile auf die audere (östliche) Hemisphäre vertheilt sind.
Es steht mit keinem Erdtheile in einer continentalen Verbindung; nur
im Nordwesten nähert es sich bis ans eine Tagereise dem Kontinent der
alten Welt und im Nordosten bildeten Island und Grönland die Brücken,
über welche zuerst (im 10. Jahrhundert) die Europäer dahin gelangten.
Trotz der bedeutenden Annäherung an die Ostküste der alten Welt
steht Amerika doch weit mehr mit der Westküste derselben in Ver-
bindnng, sowohl weil seine Ostseite mit der Westseite Europa's einen
gewissen Parallelismus hat (vgl. S. 22), nicht aber seine Westseite mit
der Ostseite Asiens (S. 29), als auch weil seine Nordostseite durch
Buchten, Häseu, Inseln am vollständigsten entwickelt ist und ihre Ver-
biuduug mit der europäischen Eulturseite der alten Welt durch günstige
Meeresströmungen erleichtert wird. So erhielt der nördliche Continent
Amerika's zunächst die Aufgabe, die europäische Cultur aufzunehmen und
weiter zu verbreiten.
§. 67.
Wagrechte Gliederung Amerika's.
Das Verhältniß der Ausdehnung in der Länge zu der in der Breite
ist bei keinem Erdtheile so ungleichartig, wie bei Amerika. Denn dieser
Erdtheil erstreckt sich von allen am weitesten gegen den Nordpol wie
gegen den Südpol hin, und hat daher die größte Ausdehnung (2000
Meilen) in der Richtung von Norden nach Süden, wogegen seine zwei-
mal wechselnde Breite, zwischen dem atlantischen und dem großen
Ocean, von 6 Meilen bis 865 Meilen steigt. Der Flächeninhalt
von Amerika beträgt 743 484 Hzm.
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
510
E. Amerika.
Neuere Erwerbungen und
einigten Staaten.
tz
Ver-
a. Die aleutischen (spr. ale-ut) Inseln und das ehemalige russische
Amerika.
sitzungen
Jahre 1868
russische Regierung
amerikanischem Boden
Man
» »
dem Handel nichts profitirt, denn
» »
sämmtlichen
ten
Regierung
wiederum
Inseln bilden einen Bogen von
gegenüber liegenden Küste Amerikas. Man
viele unbewohnt
nur Moos
abfinden müssen.
Ostküste Kamtschatkas
aleuti
» »
finden
haben
Gesträuch
rauhes Klima
keine hohen Bäume,
feuerspeiende Berge
Einzige, was
kaum 5000 Seelen. Seit
russische Regierung 1725
gedeiht
Quellen. Kartoffeln
vielen
Rüben
o
Bewohner beträgt
Besitznahme von Kamtschatka veranstaltete
1732
reisen
Mehr
dieser Gelegenheit wurden
Privatleiite benutzten
mehrere Entdeckungs-
aleutischen Inseln 1741 entdeckt
Entdeckung
Pelzthieren jener Gegenden, besonders
Füchsen
großen Reichthum
Seeottern.
drangen immer weiter vor,
erreichten
ließen.
endlich die Nordwestküste von Amerika
auch hier und aus den nahe gelegenen Inseln sich nieder-
Diese Unternehmungen waren von großen Ungerechtigkeiten und
Bedrückungen der armen Eingeborenen begleitet, bis endlich die russische
Regierung sich der Sache annahm und die Kaufleute zu einer nach festste-
henden Gesetzen geordneten Handlungscompagnie, der schon öfters genannten
russisch-amerikanischen, vereinigte und dadurch das Loos jener Un-
glücklichen wenigstens erleichterte, welche aber dennoch dem Aussterben nahe
Man theilte sonst die russischen Besitzungen in diesen Gegenden in:
1) Die Commodore-Jnseln oder die Behrings- und Kupfer-
Insel; auf ersterer starb der bekannte Seefahrer dieses Namens 1741.
2) Die Aleuten, welche man noch in die eigentlichen Aleuten,
und diese wieder in die nahen oder Sasig nan-Jnseln, Ratten-
näher liegenden) oder
tigste
lascht
Vulcanen
theilt. Von letzteren
heißen Quellen,
Hafen, Jlul
etwa 300 Einw. Umn
liegen
wegen
Vulcane
heißen Quellen merkwürdig
(Amerika
die wich-
einen guten
ebeu-
Nördllcher
einige Inseln, darunter
1821 entdeckt
Norton-Bucht; vor dieser
Tschuktschen bewohnte
am Eingänge
i
Inseln
Küste von Amerika; unter diesen
ehringsstraße
oder
von
l
dem Fjord Cooks-Einfahrt
Endlich
Niederlassungen
welche
stküst
wichtigste.
Halbinsel
Inseln anschließen
über 3000 Einw
oder
von
über
0
äumliche Ausdehnung dieser Länder wird
ganzen
hinaus.
200 lüm. ange-
1842 -
Karlsruhe [u.a.]
: Herder
- Autor: Heberling, Joseph Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
257
Iv. Amerika.
Dieser Erdtheil nimmt mit den dazu gehörigen In-
seln und Gewässern den größten Theil der anderen
Hälfte der Erdkugel ein.
Die größte Ausdehnung von Mittag gegen Mitter-
nacht beträgt über 1800 Meilen, der Flächenraum
800,000 Geviertemeilen und die Zahl der Bewohner
etwa 30 Millionen.
Amerika hat die größten und höchsten Gebirge auf
der Erde. Das Hauptgebirge, welches sich durch das
ganze Land erstrekt, heißt die Kordilleras oder Andes.
Der höchste Punct desselben, und also der höchste Berg
in der Welt, ist der Chimborasso, welcher fast eine
Meile hoch ist, von der Oberfläche des Meeres gerech-
net. Er ist oben mit ewigem Schnee bedekt. Unter den
Kordilleras gibt es mehr als 20 Vulkane oder feuer-
speiende Berge.
Auch die größten Flüsse der Welt befinden sich
hier. In Südamerika fließt der Fluß la Plata, und
der Amazonenfluß, der größte auf Erden, und in Nord-
amerika der Missifipi und der Lorenzostrom. Amerika
hat fast durchaus einen fruchtbaren Boden ohne Sand-
wüsten; es ist daher zur Erzeugung aller Produkte ge-
schilt und hat Getreide, Tabak und Kartoffeln in Ue-
berfluß. Gold und Silber findet man hier in großer
Menge, viele Diamanten und andere Edelsteine; Holz,
auch Färbeholz und Mahagoni; Kaffee, Zuker, Baum-
wolle und treffliches Pelzwerk. Die Viehzucht hat stch
erst seit der Ankunft der Europäer in Amerika verbrei-
tet. Der Wallfischfang und die Fischerei find sehr ein-
träglich. In Amerika findet man Affen, Löwen, Ti-
ger, die schönsten Papageien, aber auch die giftigsten
Schlangen, Spinnen und Fledermäuse von ungemeiner
Größe.
Die alten eingebornen Amerikaner nennt mau In-
dianer; sie find fast allenthalben von den Europäern in
das Innere des Landes, in die Gebirge und Wälder
1869 -
Calw [u.a.]
: Verl. der Vereinsbuchh. [u.a.]
- Autor: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
546
Amerika.
schon Eisberge aus dem Polarmeer bis in diese Breite
getrieben worden.
Zuletzt erscheinen die Anzeichen des nahen Landes:
Landvögel, Landgewächse, Landwinde, selbst Blumendüfte;
der Matrose im Mastkorb ruft „Land", und Alles auf
dem Schiffe lebt wieder auf. Es kommt ein Zollbeamter
an Bord mit dem Lootsen, der das Schiff in den Hasen
leitet. Man fährt zwischen grünen Inseln, voller Dörfer
und schmucker Landhäuser hindurch, sieht endlich den
Mastenwald und die Hauptstadt, und der Anker fällt.
§ 580. Wie die Alte Welt auf der östlichen Halb-
kugel, so liegt die Neue, Amerika, auf der westlichen
Halbkugel unseres Erdballs. Und zwar bildet A. für sich
allein eine Erdhälfte, während alle übrigen Welttheile
auf der andern Erdhälste vereinigt, in einander über-
gehen; Amerika ist eine Welt für sich, die nur in der
Polarzone sich Asien auf 13 M. nähert. — Ein Blick auf
die Karte zeigt, daß, wie die Alte Welt, der Breite nach
ausgedehnt ist von W. nach O., so Amerika sich der Länge
nach, von N. nach S. streckt, also das Umgekehrte der
Alten Welt ist. So haben auch die Hauptgebirge der
Neuen Welt diese, der Alten entgegengesetzte Richtung.
Während die Alpen, Karpathen rc. k., der Mustagh,
Altai und Himalaya, Atlas rc. rc., ostwärts streichen,
durchzieht A. ein ungeheures Nord-Süd-Gebirge; und
auch die großen Gebirgszüge zweiten Ranges im Osten
von N.- und S.-Amerika, haben vorherrschend die nord-
südliche Richtung. Es sind Meridian gebirge, und zwar
meist Kettengebirge. — Ein Hauptzug der amerikanischen
Natur ist die weitverbreitete und großartige vulkanische
Thätigkeit in Ausbrüchen und Erdbeben. Im Gegensatz ge-
gen die Alte Welt bestehen nämlich die höchsten Gebirge nicht
aus Granit rc., sondern aus Porphyr, Basalt und Trapp,
jüngeren vulkanischen Felsarten, die in Europa nur in
niedrigen Gebirgen, oder am Fuße der größeren vorkom-
men, wogegen in Amerika der Granit nur 12,000' er-
reicht. — Einen weiteren Gegensatz zur Alten Welt bildet
1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Der atlantische Gzean. 755
Einen Sturm auf offener See fürchtet die Schiffsmannschaft, bis Zum Matrosen-
jungen herab, weit weniger als die Passagiere, namentlich wenn derselbe aus einem gün-
stigen Kompaßstriche her braust. Das Schiff kommt ja nur um so schneller ans Ziel,
Sig. 240. Springflut zur Seit des Neumonds.
erspart also auch viel au Lebensmitteln n. s. w. Auch haben die Stürme meist ihre Zeit;
am häufigsten sind sie um die Tag- und Nachtgleiche. Übrigens nennen die Seeleute
nicht so bald einen heftigen Wind „Sturm"; weuu du dich nicht mehr auf dem Verdeck
aufhalten kannst, heißt das erst ein „steifer Wind". Wenn aber der Kapitän einmal
sagt „Sturm", dann gilt es Ernst.
Inseln gibt es auf der amerikanischen Seite nur die Bermudas, 150 M. von
Südkarolina, eine Gruppe von 180 kleinen Korallen-Eilanden, Klippen und Riffen (aber
zusammen nicht ganz 1 Q.-M-, 50 qkm groß), wovon bloß 19 bewohnt sind; 14000 B.,
über die Hälfte Neger, die übrigen Engländer, unter einem Gouverneur in St. George.
Die Bermudas sind fruchtbar, wenn gleich nnr eine dünne Schichte Bodens den Fels
bedeckt. Quellwasser gibt es nicht; man begnügt sich mit Zisternen. Das Klima ist mild,
nur werden die Inseln durch gefährliche Orkane heimgesucht. Die Bermudas, welche die am
weitesten vom Äquator entfernten Koralleubauteu sind, bilden eine starkbesestigte Station
der englischen Flotte, die in dem Hafen von St. George ganz Platz fände, und dienen
den Westindienfahrern als Erfrischung.
Zuletzt erscheinen die Anzeichen des nahen Landes: Landvögel, Landgewächse, Land-
winde, selbst Blumendüfte. Es kommt ein Zollbeamter an Bord mit dem Lotsen, der
das Schiff in den Hafen leitet. Man fährt zwischen grünen Inseln, voller Dörfer und
schmucker Landhäuser hindurch, sieht endlich den Mastenwald und die Hauptstadt, und der
Anker fällt.
§ 596. Wie die alte Welt auf der östlichen Halbkugel, so liegt die neue,
Amerika, auf der westlichen Halbkugel unseres Erdballs. Und zwar bildet Amerika
für sich allein eine Erdhälste, während alle übrigen Weltteile auf der andern
Erdhälfte vereinigt, in einander übergehen; Amerika ist eine Welt für sich, die nur
in der Polarzone sich Asien auf 12 V2 M., 92 km, nähert. — Ein Blick auf die
Karte zeigt, daß, wie die alte Welt der Breite nach ausgedehnt ist von W. nach
D., so Amerika sich der Länge nach, von N. nach S. streckt, also das umge-
gekehrte der alten Welt. Vom nördlichsten Punkt des Festlandes auf Boothia Felix
bis zum Kap Froward (54» südl. Br.) beträgt die Länge 1900 M., 14 000 km.
So haben auch die Hauptgebirge der neuen Welt diese, der alten entgegengesetzte
Richtung. Während die Alpen und Karpaten, der Altai, Tienschan, Kuenlün und
Himalaja :c. ostwärts streichen, durchzieht Amerika ein ungeheures Nord-Süd-
1755 -
Chemnitz
: Stößel
- Autor: Hager, Johann Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
78°
•% * >*< y*
Das Xix. Buch,
von
A in e r i k a.
Dorbericht.
i.
Von den vornehmsten Landcharten.
ste vornehmsten Landcharten von Amerika haben i)A1-
lard, 2) Fer, z) -Homann, 4) Jaillot, 5) Lisle,
6) Moll, 7)Noun, 8) Schenk, y)Scnex, io)
Valke, u) gezeichnet von sürnern, und gestochen von Schen-
ken, geliefert. Die homanmfche Charte, welche wir zum
Grunde gelegt haben, führt die Ueberfchrift: 'ikorius /eme-
ricae feptentrionalis & meridionalis nouiffima repraelen-
tatio.
§. Ii.
Von dem Nahmen.
Amerika, Lat. A.merica, hat feine Benennung von A-
merico Vespueio bekommen, welcher 1497. dahin gekom-
men ist, und neue Entdeckungen gemacht hat, nachdem ihm
Christoph Columbus gleichsam den Weg gewiesen hatte,
der 1492. dahin geschiffet war. Es Heist auch sonst die neue
r,velr, oder westindicn.
«. Iii.
Von der Lage.
Uns Europäern liegt Amerika gegen Abend. Es ist al-
lenthalben mit Wasser umgeben, wiewohl es noch nicht völ-
lig ausgemacht ist, ob es eine ordentliche Insel sey.
§- Iv.
Von der Gross.
Es soll aber Amerika, so viel jetzo entdeckt, 1820. Mei-
len lang, und bald 802. bald izoo. breit, und siebenmal groß-
ser als Europa seyn.
§. V.
Von dem Gewässer.
Das gross Weltmeer scheidet Amerika von den übrigen
Ehesten
1834 -
Königsberg
: Bornträger
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
316
Amerika.
Gold-, Silber- und Diamanten-Grube gewesen und noch ist, ist
bekannt; die kostbarsten Edelsteine gehen aus seinen Eingeweiden
hervor. Aber Amerika hat auch seine Schattenseite. In den
Wäldern wuchern unzählige Giftpflanzen und es lauern hier im
tiefen Grase oder im Schilfe Jaguare, Krokodile, Vamppre,
giftige Schlangen und Skorpione, und die unzähligen Schaaren
von Muskito's (giftigen Fliegen) plagen in den heißen Ländern
Menschen und Thiere. Erdbeben erschüttern oft ganze Länder,
und bringen großen Städren den Untergang; Vulcane werfen
ungeheure Steinmafsen aus, und verursachen durch den geschmol-
zenen, an ihnen herabrinnenden Schnee Ueberschwemmungen,
wüthende Orkane werfen selbst Häuser um, und vernichten die
Pflanzungen. Jp den südlichsten Theilen von Süd-Amerika und
im Innern ist das Land noch fast ganz im Urzustände. Es woh-
nen da so wenige Menschen, daß die Natur noch nicht von dem
Anbau bezwungen ist. Unabsehbare Ländereien sind wenig oder
gar nicht von Menschen bewohnt; die Thiere treiben dorten ihr
freies Spiel.
Der Städte giebt es im Innern von Amerika nur wenige,
Dörfer fast gar keine. Die Wohnungen der Anpflanzer liegen
einzeln, oft Tagereisen von einander entfernt. Um sie herum
herrscht eine Todtenstille, die nur durch die Stimmen der Thiere
unterbrochen wird. „Nichts als der blaue Himmel, mit Sternen
dicht übersäet, der Mond und das belebende Gestirn der Sonne blik-
ken seit Jahrtausenden schon auf die riesenhaften Wälder herab,
an die noch keine Axt gerührt hat." Mehr Leben herrscht an den
Küsten, deren manche, besonders die östlichen, stark bewohnt sind.
Mit jedem Jahre wächst hier die Bevölkerung, indem unabläßig
Europäer, denen es zu Hause nicht mehr gefiel, ankommen
und sich hier niederlassen.
Wir können die Einwohner von Amerika in vier Klassen
bringen:
1. Eingeborne Indianer. Sie sind meist kupferbraun:
ihre Haare schwarz, dick und glatt; ihr Körperbau meist schmäch-
tig; ihre Augen liegen weiter aus einander als bei uns, und
dies giebt ihren Gesichtern ein eigenes Ansehen. Die meisten
sind von sanftem Gemüth; aber die von den Europäern oft er-
littene harte Behandlung hat sie mißtrauisch, und zum Theil
selbst grausam gemacht. Sie haben sich mehr in das Innere zu-
rückgezogen, wo einige Stämme noch ganz im rohesten Natur-
zustände leben. Ihre Zahl wird mit federn Jahre geringer.
2. Weiße oder Europäer. Sie sind aus allen Völkern Eu-
ropa s entsprossen und sind die Herren des Landes.
3. Neger. Sie werden als Sklaven aus Afrika eingeführt.
Sie sind schwarz, mit krausem, wolligem Haare, stark und fräs*
1885 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
27
33.
Rinnen stand der Sumpf; auf den Hügeln blühte der
Schwarzdorn; Brennnesseln und Disteln machten das Bild
des Lustgärtleins voll. Aber doch schien die liebe Abend-
sonne freundlich darauf , und als sie sich niedersetzten, wurde
Grete wehmütig; denn sie dachte sich ins tiefe Amerika
hinein. „So wirds wohl auch dort sein,“ sagte sie, „wo
noch nicht geackert ist, und — wo man kerne Seele kennt l“
Hans war eine Weile still. Endlich sagte er: „Ich
will doch den Herrn fragen !u
Was er den Herrn fragen wollte, das konnte Grete
den ganzen Abend nicht herausbringen. Aber acht Tage
darauf erfuhr sie, der Herr habe versprochen, ihnen beiden
drei Morgen Land an der Habichtsecke für achtzig
Thaler abzulassen. Für zwanzig Thaler sollten sie Holz
zu einer Hütte bekommen. „Ein Blockhaus, wie man sielt s
in Amerika bauen muß, ist für den Anfang gut genug,“
meinte Hans. „Mit der Zeit wird es schon besser werden /“
— Gute Leute hatten ihm ihre Hülfe zugesagt; der Schulze
aber hatte gegen die Ansiedelung nichts einzuwenden. „Fleiß
und Sparsamkeit und gute Sitte sind in der Gemeinde mehr
wert, als ein großes Kapitalsagte er.
Da war es denn nun aus mit Amerika, und Grete war
darüber auf einmal von Grund ihres Herzens froh. Denn
der Spruch: Bleibe im Lande und nähre dich redlich l war
ihr recht wieder ins Gedächtnis zurück gekommen.
Als nun nach ein paar Monaten die Hütte zurecht ge-
zimmert war, traten Hans und Grete vor Gottes Altar und
wurden Mann und Frau. Dann wanderten sie zusammen
auf die Habichtsecke hinaus, statt nach Amerika. —
Jetzt sind ein paar Jahre darüber verßossen; und wie
sieht es nun aus bei unsern Deutsch-Amerikanern1? Hart
am Walde steht die Hütte. Ein Brunnen ist gegraben,
und eine Bank steht daneben. Die Wurzeln sind ausge-
rodet, die Steine zu einer Mauer aufgesetzt, die Dornbüsche
und Nesseln allesamt verbrannt. Kartoffeln und Gerste
stehen beide gut. Zwei Ziegen grasen am Zaune; übers
Jahr gedenkt Hans zu einer Kuh zu kommen. Wo sonst
die wilden Disteln standen, da hat Grete sogar ein paar
Nelkenstöcke im Gärtchen. Das Wasser, das sonst in den
Rinnen stand, ist in einen kleinen Teich geleitet. Drei
Gänse lassen sicks wohl darauf sein. Neben dem Teiche
ist ein Stück Leinwand zum Bleichen ausgespannt.