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1. Weltkunde - S. 134

1876 - Hannover : Helwing
134 die streng unterdrückt wurden. — 1540 wurde der Jesuiten- orden gestiftet (Ignatius von Loyola), dessen Hauptaufgabe ist, der Ausbreitung des Protestantismus entgegen zu wirken. — Von 1545 bis 1563 wurde das Concil zu Trident gehalten, welches die römische Lehre genauer festsetzte. Die Protestanten beschickten dasselbe nicht. — Bald nach Luthers Tode be- gann Kaiser Karl den schmalkaldischen Krieg gegen die Häupter des schmalkaldischen Bundes, nahm Johann Friedrich von Sachsen in der Schlacht bei Mühlberg gefangen (1547), später auch Philipp von Hessen, gab die Kurwürde von Sachsen an Moritz, erließ das Interim (eine vorläufige Verordnung, um Protestanten und Katholiken zu einigen). Im Bunde mit den Franzosen, die Metz, Toul und Verdun von Deutschland abrissen, zog Moritz gegen den Kaiser und zwang ihn zu dem Pass au er Vertrage 1552 und zu dem Augsburger Religioussrieden 1555, welcher den Prote- stanten gleiche Rechte mit den Katholiken sicherte. (Moritz fiel in der Schlacht bei Sievers hausen im Han- noverschen.) b. Die ö st er reich isch-habsburgische Monarchie und der dreißigjährige Krieg. §. 63. Kaiser in dieser Zeit. Karl V. hat viele Kriege geführt: gegen Frankreich (4 Kriege wegen Mailand und Burgund, wovon schließlich ersteres an Karl, letzteres an Frankreich fiel — wegen Metz rc. aber vergeblich); gegen die Türken, die 1529 bis Wien kamen; gegen die Seeräuber in Nordafrika (Tunis 1525 erobert). Karl wollte die Türken und Franzosen schwächen (warum?), die Protestanten und Katholiken einen, das kaiserliche Ansehen herstellen; als ihm dies nicht ge- lang, dankte er ab (1556) und ging in Spanien ins Kloster. (Vgl. „Der Pilgrim vor St. Just" von Platen. — Uhren, Todteufeier.) Deutschland und Italien bekam sein Bruder Ferdinand I. als Kaiser, und Spanien und die Niederlande sein Sohn Philipp Ii. als König. — Ferdinand war milde gegen die Protestanten. Der edle Maximilian Ii. (1564—76) war ihnen gleichfalls zu- gethan. Er hatte mit den Türken zu kämpfen. Unter dem schwachen Rudolf Ii. (1576—1612) wurde die religiöse Span- nung größer, und es entstand ein protestantisches Bündnis (Union) und ein katholisches (Liga). 1609 gewährte er durch den so- genannten Majestätsbries den 3 Ständen der Herren, Ritter und königlichen Städte in Böhmen Religions- freiheit. Der schwache Matthias (1612—1619) war den Protestanten feindlich.

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1. Deutsche Geschichte bis zur Folgezeit des Dreißigjährigen Krieges - S. 106

1912 - Leipzig : Teubner
!06 Hugsburger Religionsfrieden. Karl V. welche lein Schwiegervater Philipp von Hessen erfllt, mute ihn selbst krnken Da reiste In ihm der unerhrte plan, zum zweiten Mal verrat zu den, diesmal att dem Kaiser. 3m geheimen nherte er sich den unzufriedenen Fürsten. Cr scheute auch nicht davor zurck, durch ein Geheimbndnis die Hilfe König Heinrichs Ii. von Frankreich zu erkaufen und dafr die deutschen Städte Metz, Toul und verdun preis-zugeben. Die Niederlage des Koffers. Noch hielt Moritz die Gruppen, mit welchen er Magdeburg bezwungen hatte, unter den Fahnen. Im Ittrz 1552 warf er die Maske ab. Mit bewundernswerter Schnelligkeit zog er bis Hugsburg und dann roeiter sdwrts, während sich in Lothringen die Franzosen der drei verkauften Städte bemchtigten. Schon im Mai zog Moritz mit kriegerischem Geprnge in Innsbruck ein. Der Kaiser, tief gedemtigt, dazu auch hilflos durch Krankheit, ent-ging nur mit Mhe der Gefangenschaft. (Eine geradezu unglaubliche Wendung! Don den Alpen bis zum Meere triumphierten jetzt die Protestanten. Karl berlie die Friedensverhandlungen feinem Bruder Ferdinand I. (Es kam zunchst zum vertrage von Passau, 1552; dort wurde bestimmt, da nicht eine allgemeine Kirchenversammlung, sondern ein deutscher Reichstag der die Kirchenfrage in Deutschland entscheiden sollte. Dies geschah auch und fhrte zu dem Rim$= burger Religionsfrieden von *555. (Es wurde folgendes festgesetzt: 1. Die protestantische Kirche wird anerkannt, aber nur, soweit sie das Hugsburgifche Glaubensbekenntnis annimmt. Die Reformierten" (Calviniften) sind ausgeschlossen. 2. Der Landesherr bestimmt die Religion seiner Untertanen. (Er hat das Recht zu reformieren", (von Glaubensfreiheit des einzelnen Menschen ist also noch keine Rede.) 3. Wer bei einem anderen Glauben bleibt als der Landesherr bestimmt, darf auswandern. Die mittelalterlichen Ketzergesetze sind aufgehoben; um feines Glaubens willen darf also niemand mehr vor Gericht gezogen werden. Uber die geistlichen Frstentmer konnte man in Hugsburg nicht einig roerden. Die Katholiken wnschten, da die geistlichen Frstentmer weiter bestehen sollten und da ein Kirchenfrst fein Hmt und fein Frstentum verliere, sobald er protestantisch wrde. Die (Evangelischen dagegen wnschten, da auch ein geistlicher Fürst samt seinem Lande evangelisch werden drfe. Da man sich der den sogenannten geistlichen Vorbehalt" nicht geeinigt hatte, fhrte spter zu unheilvollen Kmpfen. vas Ende des besiegten Kaisers. Karl V. war besiegt; die (Einheit der Kirche hatte er nicht sichern knnen, und das Habsburgische Weltreich fiel auseinander. Seinem Sohne Philipp Ii. fiel nur die spanische Herrschaft zu. Zum Nachfolger im deutschen Reiche wurde sein Bruder Ferdinand I. gewhlt. Seitdem gab es eine spanische und eine deutsche Linie des Hauses Habsburg. Schon 1556 legte Karl die deutsche Krone nieder. Bald darauf zog er sich in ein Landhaus beim Kloster Sankt Just in Spanien zurck, wo er 1558 starb. Das Volk aber meinte, er selbst sei Mnch geworden, und man erzhlte sich mancherlei Seltsames aus den letzten Lebenstagen des frheren Weltherrschers.

2. Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit bis 1648 : (Stoff der Unterprima) - S. 164

1912 - Braunschweig : Appelhans
bleibt er zwar an Ehre und Ruf ungeschmlert, aber seiner Pfrnden und Bistmer ist er ledig. (Von den Protestanten abgelehnt.) 2. Knigliche Deklaration: Die protestantischen Untertanen geistlicher Fürsten haben Religionsfreiheit. (Von den Katholiken abgelehnt.) Der Streit der 'diese Frage entzndete den 30jhrigen Krieg. Ergebnis: 1. Es war ein dauernder, von Konzilbeschlssen unabhngiger Religionsfriede erreicht. 2. Rechtliches Nebeneinanderbestehen zweier Kirchen. Wckblick auf Karl V. Lebensaufgabe: 1. Er wollte eine Habsburgische Weltmonarchie herstellen zu diesem Zweck mute er Frankreich besiegen. 2. Ein Herr und eine Kirche sollten in Deutschland sein daher erstrebte er die Ausrottung des Protestantismus. 1. Erreicht 1544 Friede zu Crepy. 2. Erreicht 1548 Reichstag zu Augsburg. Seine Plne wurden durchkreuzt durch Herzog Moritz. 1553 mute er Metz, Toul und Verdun den Franzosen lassen. 1555 mute er den Protestantismus anerkennen. 1556 Schon lange krank und altersschwach und der Regierung mde, Zog er sich in das Kloster San Inste (in Estre-madura) zurck. (Er ist nie Mnch gewesen.) Endgltige Teilung seines Reiches: (f. Stammtafel S. 121). Philipp Ii.: Spanien mit Neapel, Sizilien. Mailand, den amerikanischen Kolonien Burgund (Niederlande und Freigrafschaft). Ferdinand I.: Deutscher Kaiser sterreich mit den Nebenlndern und den schwbischen Besitzungen. 1558 Karls V. Tod. Karl war entschieden ein bedeutender Herrscher, aber er hatte sich unausfhrbare Aufgaben gestellt und stand dem deutschen Volke immer als Fremdling gegenber. Dem Kampf gleichzeitig mit Rom, Frankreich, dem Pro-testantismus und den deutschen Fürsten war selbst seine Kraft nicht gewachsen. Ergebnisse der Weformation. (Vgl. 64). I. Religion und Kirchenwesen: 1. Glaubenslehre: a. Bibel als alleinige Quelle des Glaubens. b. Statt 7 nur 2 Sakramente (Taufe und Abendmahl).

3. Von 1517 - 1740 - S. 25

1907 - Braunschweig : Appelhans
25 Er war zweideutig durch und durch, berechnend, habgierig, un-vershnlich, schonungslos; aber er besa erhabene Ruhe, Schwung der Gedanken, Seelenstrke. Lebensaufgabe: 1. Er will eine Habsburgische Weltmonarchre herstellen zu diesem Zweck mu er Frankreich besiegen. 2. Ein Herr und eine Kirche sollen in Deutschland sein da-her erstrebt er die Ausrottung des Protestantismus. 1. Erreicht 1544 Friede zu Crspy. 2. Erreicht 1548 Reichstag zu Augsburg. Seine Plne werden durchkreuzt durch Herzog Moritz. 1553 mu er Metz, Toul und Berdun den Franzosen lassen. 1555 mu er den Protestantismus anerkennen. 1556 Schon lange krank und altersschwach und der Regierung mde, zieht er sich in das Kloster San Juste (in Estremadura) zurck. (Er ist nie Mnch gewesen.) Teilung seines Reiches: S. Stammtafel d. Habsburger S. 9) Philipp Il. Spanien mit Neapel, Sizilien, Mailand, Burgund und den amerikanischen Kolonien. Ferdinand I. deutscher Kaiser Osterreich mit den Nebenlndern und den schwbischen Besitzungen. 1558 Karl V. stirbt. Karl war entschieden ein bedeutender Herrscher, aber er hatte sich unausfhrbare Aufgaben gestellt und stand dem deutschen Volke immer als Fremdling gegenber. Ergebnisse der Reformation. 1. Religis: a. Abendmahl unter beiderlei Gestalt, b. Abschaffung der Klster, c. Priesterehe, d. Bibel als alleinige Quelle des Glaubens, e. Die Protest. Deutschen werden frei bort der Abhngigkeit des Papstes. 2. Politische Folgen: Die Territorialfrsten hatten die kirchliche Bewegung in die Hand genommen. Sie standen an der Spitze der protestantischen Landeskirchen und hatten durch Einziehung der Kirchengter einen groen Machtzuwachs gewonnen. 3. Kulturgeschichtliche Folgen: 1. Gegenber der mittelalterlichen Anschauung, die in dem sich von der Welt zurckziehenden Mnch das Ideal des Christen sieht, betont die Reformation die hhere Geltung der weltlichen Berufsarbeit. 2. Die Sprache der lutherischen Bibelbersetzung trgt wesentlich zur Ausbildung der neuhochdeutschen Schriftsprache und damit zur sprachlichen Einigung der Deutschen bei. 3. Die Reformatoren wirken auf die Ausbildung des Volksfchul-Wesens hin.

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 77

1900 - Karlsruhe : Lang
— 77 — 6. Der Augsburger Religionsfriede (1555). Auf dem Reichstage zu Augsburg wurde endlich ein Ausgleich zwischen den beiden Religionsparteien durch Karls Bruder, Ferdinand I., zu stände gebracht. Der Augsburger Religionsfriede setzte fest: Die protestantischen Stände haben volle Freiheit ihres Bekenntnisses und gleiche Rechte mit den katholischen; sie dürfen die eingezogenen Kirchengüter behalten; beide Teile verpflichten sich, diesen Frieden zu schützen; tritt ein Geistlicher von der alten Kirche zum protestantischen Bekenntnisse über, so verliert er seine Ämter, Würden und Pfründen. Den letzten Punkt nannte man den geistlichen Vorbehalt. So weit in dem Augsburger Religionsfrieden von Protestanten die Rede ist, sind darunter nur die Anhänger der Augsburger Konfession verstanden. Das Konzil von Trient dauerte bis 1563. Es ordnete viele Verbesserungen des katholischen Kirchenwesens an; die Glaubenslehren wurden festgestellt, zahlreiche Mittel und Einrichtungen getroffen, um die Mitzstünde zu beseitigen, die sich im Laufe der Zeit in die Kirche eingeschlichen hatten. Im Jahre 1556 legte Karl V. die deutsche Königskrone nieder und zog sich nach Spanien in das Kloster St. Just zurück*). Die Länder der spanischen Monarchie nebst den Niederlanden und Burgund übergab er seinem Sohne Philipp. Sein Nachfolger in Deutschland war sein Bruder Ferdinand I. Xix. Der dreißigjährige Krieg fl. Allgemeine Übersicht. Ursachen. Ungeachtet des Augsburger Friedensschlusses von 1555 war in den nächsten sechzig Jahren doch kein rechter Friede zwischen den katholischen und den protestantischen**) Reichsständen. Dies rührte von dem gegenseitigen Mißtrauen her. Die katholischen Fürsten und Prälaten waren in Sorge, daß die Protestanten noch mehr Rechte gewinnen möchten; die protestantischen Fürsten und Reichsstädte fürchteten, das Gewonnene könnte ihnen wieder entrissen werden. Auch unter den protestantischen Ständen fehlte die Einigkeit. In den Zeiten Luthers hatten in Zürich Ulrich Zwingli, in Genf Johannes Calvin eine Veränderung des {Ktrchenwefens *) Vergl. im Anhang das Gedicht: Der Pilgrim von St. Just. **) Sofern im 30jährigen Kriege von Katholiken und Protestanten die Rede ist, sind immer nur die Reichsstände — Fürsten, Prälaten, Reichsstädte — gemeint. Die große Masse, das Volk, kommt kaum in Betracht; denn durch den Augsburger Religionsfrieden war nur den Reicksständen die Religionsfreiheit gesichert; hinsichtlich der Unterthanen bildete sich die Ansicht, daß sie dem Religionsbekenntnisse'§uj folgen hatten, das ihre Obrigkeit ihnen vorschrieb.

5. Weltkunde - S. 135

1874 - Hannover : Helwing
Ibs der Schlacht bei Mühlberg gefangen (1547), später auch Philipp von Hessen, gab die Kurwürde von Sachsen an Moritz, erließ das Interim (eine vorläufige Verordnung, um Prote- stanten und Katholiken zu einigen). Im Bunde mit den Fran- zosen, die Metz, Toul und Verdun von Deutschland abrissen, zog Moritz gegen den Kaiser und zwang ihn zu dem Passauer Ver- trage 1552 und zu dem Augsburger Religionssrieden 1555, welcher den Protestanten gleiche Rechte mit den Katholiken sicherte. (Moritz fiel in der Schlacht bei Sievershausen im Han- noverschen.) ' d) D ie ö st e r r e i ch is ch - h a b s b u r g i s ch e M o n arch i e u n d der dreißigjährige Krieg. Z. 63. Kaiser in dieser Zeit. Karl V. hat viele Kriege geführt: gegen Frankreich (4 Kriege wegen Mailand und Burgund, wovon schließlich ersteres an Karl, letzteres an Frankreich siel — wegen Metz rc. aber vergeblich); gegen die Türken, die 1529 bis Wien kamen; gegen die Seeräuber in Nordafrika (Tunis 1525 erobert). Karl wollte die Türken und Franzosen schwächen (warum?), die Protestanten.umb Katholiken einen, das kaiserliche Ansehen Herstellen; als ihm dies nicht gelang, dankte er ab 1556 und ging in Spanien ins Kloster. (Vergl. „Der Pilgrim vor St. Just" von Platen. — Uhren. Todtenfeier.) Deutschland und Italien bekam sein Bruder Ferdinand I. als Kaiser, und Spanien und die Niederlande sein Sohn Philipp Ii. als König. — Ferdinand war milde gegen die Protestanten. Der edle Maximilian Ii. (1564—76) war ihnen gleichfalls zuge- than. Er hatte mit den Türken zu kämpfen. Unter dem schwachen Rudolf Ii.'(1576 —1612) wurde die religiöse Spannung größer, und es entstand ein protestantisches Bündniß (Union) und ein katholisches (Liga). 1609 gewährte er durch den sogenannten Majestätsbrief den böhmischen Protestanten Religionsfreiheit. Der schwache Matthias (1612 —1619) war den Protestanten feindlich. §♦ 64. Der dreißigjährige Krieg, a) Veran- lassung. Die katholische Kirche war noch immer feindlich gegen die Protestanten gesonnen. Diese Spannung wurde durch die Jesuiten noch vermehrt. Als Kaiser Matthias den streng katho- lischen, jesuitischen Ferdinand Ii. zu seinem Nachfolger ernannte und durch Schließung einer protestantischen Kirche und Nieder- reißung einer andern den Majestätsbrief verletzte, entstand in Prag ein Aufruhr, 1618, bei dem die kaiserlichen Räthe aus dem Fenster

6. Weltkunde - S. 135

1886 - Hannover : Helwing
135 erhielten die Protestanten im Religionsfrieden von Nürnberg vorläufige Religionsfreiheit (bestätigt 1544 zu Speyer). — Luther wurde von den Grafen von Mansfeld nach Eisleben berufen und starb daselbst am 18. Februar 1546. Er ruht in Wittenberg. „Er war der größte Mann feiner Zeit, bewun- derungswürdig durch die Kraft seines Geistes und die Tiefe feines Gemütes, durch seinen lebendigen Glauben, seinen unerschütter- lichen Heldenmut und seine rastlose Thätigkeit. Wie einst Hermann befreite er die Deutschen vom römischen Joche. Durch ihn wurde die Reformation begründet, welche über das Menschen- wort das Wort Gottes, über die Werkgerechtigkeit die Glaubens- gerechtigkeit stellte, welche Glaubens- und Gewissensfreiheit brachte und den trennenden Gegensatz von Klerus und Laien aufhob. Luther war zugleich durch seine vielen Schriften, besonders durch seine Bibelübersetzung, Begründer der neuhochdeutschen Sprache." § 62. Religiöse Kämpfe. Als 1522 die Bilderstürmer in Wittenberg Unruhen erregten, predigte sie Luther bald zur Ruhe. — Bald darauf erhoben sich die Bauern, welche Luthers Lehre von der evangelischen Freiheit mißverstanden, und wollten sich von den Bedrückungen des Adels befreien. Als große Unordnungen entstanden, schrieb Luther gegen sie. Auch wurden sie bei Frankenhausen geschlagen. 1525. (Thomas Münzer). — 1534—1536 fanden in Münster Unruhen durch die Wiedertäufer statt unter Anstiftung Johannes von Leyden, die streng unterdrückt wurden. 1540 wurde der Jesuitenorden gestiftet (Ignatius von Loyola), welcher den besonderen Zweck hat, die Reformation zu be- kämpfen. — Von 1545—63 wurde das Konzil zu Trident gehalten, welches die römische Lehre genauer festsetzte und den Fluch über alle Ketzer aussprach. — Bald nach Luthers Tode begann Kaiser Karl den schmalkaldischeu Krieg gegen die Häupter des schmalkaldischeu Bundes, nahm Johann Friedrich von Sachsen in der Schlacht bei Mühlberg gefangen (1547), später auch Philipp von Hessen, gab die Knrwürde von Sachsen an Moritz und erließ das Interim (eine vorläufige Verordnung, um Protestanten und Katholiken zu einigen). Im Bunde mit den Franzosen, die Metz, Toul und Verdun von Deutschland abrissen, zog Moritz gegen den Kaiser und zwang ihn zu dem Pass au er Vertrage 1552 und zu dem Augsburger Religionsfrieden 1555, welcher den Protestanten gleiche Rechte mit den Katholiken sicherte. (Moritz siel in der Schlacht bei Sievershausen im Hannoverschen). d) Die Österreichisch-habsburgische Monarchie und der dreißigjährige Krieg. § 63. Kaiser in dieser Zeit. Karl V. hat viele Kriege geführt: gegen Frankreich (4 Kriege wegen Mailand und Burgund, wovon schließlich ersteres an Karl, letzteres an Frankreich fiel — wegen Metz rc. aber vergeblich); gegen die Türken, die 1529 bis Wien kamen; gegen die Seeräuber in Nordafrika (Tunis 1525 erobert). Karl wollte die Türken und_ Franzosen schwächen, die Protestanten und Katholiken einen, das kaiserliche Ansehen herstellen; als ihm dies nicht gelang, dankte er ab^ (1556) und ging in Spanien ins Kloster. (Vergl. „Der Pilgrim vor St. Just" von Platen). Hier soll er sich vergeblich bemüht haben, bei seinen Uhren gleichen Schlag zu erzielen. Deutschland und Italien bekam sein Bruder Ferdinand I. als Kaiser, Spanien und die Nieder- lande sein Sohn Philipp Ii. als König. — Ferdinand war milde gegen

7. Kurzer Unterricht in den wissenswürdigsten Realkenntnissen - S. 277

1817 - Stuttgart : Löflund
Xiii. Abschnitt. G.'schichte nach Chr. Geb. »77 Wahlen, denn K u r heißt Wahl. Anfangs waren es sieben, nachher mehrere. »17. Wo legten die Protestanten ihr Glau» bekanntniß öffentlich ab? Auf dem Reichstage zu Augspurg, 1530. vor dem Kaiser und allen Reichsfürften, da- her dasselbe die Aug churgische Konsesion ge- nannt wird. ,,8. Welcher Kaiser regierte damals? Karl V. welcher zugleich König in Spanien war und die Niederlande besaß; er widecfezte sich den Protestanten, und such- te sich znm unumschränkten Herrn über Deut- schland zu machen. 119. Was that er endlich? Als ihm seine Plane nicht gelangen, legte er seine Würde nieder und beschloß sein Leben in einem Kloster in Spanien. >20. Wer fvl gte ihm? Sein Bruder Ferdinand I. als Kai- ser, und sein Sohn Philipp Ii. als Kö- nig von Spanien,' ein harter Regent, von welchem die Niederlande abfielen, und eine Republik bildeten, 1580.. '2i. Wie gieng es ferner den Protestanten in Deutschland? Sie und die Katholiken waren immer

8. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 45

1880 - Berlin : Habel
45 trat vor denselben die Regierung über die Niederlande seinem Sohne Philipp ab, indem er ihn ermahnte, das Wohl seiner Unterthanen zu fördern. Nachdem er auch 1556 Spanien i556 itebjt allen von denselben abhängenden Ländern seinem Sohne übergeben und sich nur ein Jahrgehalt von 100 000 Dukaten vorbehalten hatte, begab er sich nach Spanien, wo er das Kloster San Inste bei Placencia in Estremadura zu seinem Aufenthalte wählte, ohne jedoch den Verkehr mit den hervorragendsten Staatsmännern seiner Zeit ganz zu unterbrechen und bei den großen politischen Angelegenheiten völlig unbeteiligt zu bleiben. Im übrigen verbrachte er seine Zeit .mit Andachtsübungen und, wie man erzählt, mit mechanischen Künsten und Handarbeiten; aber er starb schon den 21. September 1558. In der Kaiser würde, die er vergebens seinem 1553 Sohne Philipp zu verschaffen versucht hatte (die deutschen Fürsten wählten denselben nicht, weil sie von der habsburgisch-spauischen Übermacht für die Reichsverfassung fürchteten), folgte ihm fein Bruder Ferdinand I. Karl V. war ein stattlicher Mann, gewandt in allen ritterlichen Übungen, von hellblondem Haar und blauem Auge. Von edlem Betragen und feinen Sitten, war er doch ernst und abgemessen, kalt und berechnend in seinen Planen, deren Durchführung er nicht feiten in der Maske der Verstellung zu erlangen suchte. Leider aber hatte er, wie alle Habsburger, voll Ehrgeiz und Herrschsucht, überall mehr die Vergrößerung der Macht seines Hauses als das Wohl Deutschlands im Auge.

9. Neuzeit - S. 103

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 103 — testantische Theologen eine Glaubensvorschrift ausarbeiten. Sie sollte nur inzwischen (interim) gelten, bis sich die streitenden Parteien geeinigt hätten. Davon erhielt dieses Glaubensgesetz den Namen Interim. Es gestand den Protestanten nur den Kelch im Abendmahle und die Priesterehe zu. Karl V. hoffte, durch diese Zugeständnisse die Mehrzahl der Evangelischen leicht zu gewinnen; aber darin hatte er sich arg getäuscht; denn das Augsburger Interim stieß auf den lebhaftesten Widerstand und ward arg verspottet: „Das Interim hat den Schalk hinter ihm." Nicht bloß in Sachen des Glaubens wollte Karl V. die Alleinherrschaft führen und das Papsttum nur dem Namen nach fortdauern lassen, nein, er beabsichtigte auch, die kaiserliche Macht über alle Landesfürsten zu erheben, sie völlig unumschränkt zu machen, wie es zu den Zeiten Karls des Großen und Otto des Großen gewesen war. Dadurch stieß jedoch Karl V. auf den Widerstand sowohl der protestantischen als auch der katholischen Reichsfürsten. Insbesondere verletzte er dadurch den Kurfürsten Moritz. Dessen geheime Absicht war es ja gewesen, sich eine solche Macht zu verschaffen, daß er sowohl die Rechte des Reichs und der Fürsten, als auch die evangelische Lehre gegen den Kaiser zu schützen vermöchte. In diesem Bündnisse mit dem Kaiser war auch bestimmt worden, daß die gefangenen Fürsten nach deutschem Fürstenbrauche behandelt und die Protestanten in ihrer Glaubensfreiheit nicht beeinträchtigt werden sollten. Diese Vertragsbestimmungen mißachtete jedoch der Kaiser völlig, denn er bedrückte insonderheit die süddeutschen Evangelischen hart, und es schien, als sollte Deutschland in eine spanische Provinz umgewandelt werden. So groß war der Widerwille der Deutschen gegen die verwilderten Spanier, daß sie alles, was ihnen absonderlich vorkam, spanisch nannten. Spanisch vorkommen, ward seitdem eine gewöhnliche Redeweise. Mit steigendem Unwillen blickte Moritz ans den wortbrüchigen, herrschsüchtigen Kaiser. Sein Haß gegen denselben wuchs von Tag zu Tag, da das deutsche Volk ihm die Schuld an diesen Mißständen zuschob. Schon mehrmals hatte er den Kaiser gebeten, seinen Schwiegervater, den Landgrafen Philipp von Hessen, freizugeben, aber ohne Erfolg. Als nun Moritz ein großes Heer sammelte, um die Reichsacht an Magdeburg zu vollstrecken , wuchs die Aufregung und Erbitterung unter den norddeutschen Protestanten noch mehr; selbst in seinem Lande gärte es. Da entschloß sich Moritz zu einem gewagten Schritte. Heimlich verband er sich mit dem Könige von Frankreich, dem er Metz und andere deutsche Städte versprach. So gestärkt und gesichert, begann er den Kampf mit dem Kaiser. b. Die Niederlage des Kaisers. Rasch schloß nun Moritz mit Magdeburg Frieden und eilte dann in Eilmärschen mit seinem Heere nach Süden. Der Kaiser lag krank in Innsbruck. Als man ihn einst vor Moritz warnte, lachte er, denn es dünkte ihn unmöglich, daß ihn ein plumper Deutscher in der Verstellungskunst und Hinterlist übertreffen.

10. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 159

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Moritz. 159 botene Interim anzunehmen, mußte dem Kurfürsten Moritz die Veran- lassung werden, seinen großartigen Plan zu der durch den Drang der Verhältnisse gebotenen Demüthigung des großen Kaisers in Angriff zu nehmen. Moritz erkannte nämlich immer deutlicher, daß die listige Politik Karl's V., der den Thron in seinem Hause erblich zu machen und an seinen gefürchteten Sohn Philipp zu bringen strebte, zuletzt nur zu einer gänzlichen Unterjochung der von ihm umgarnten deutschen Fürsten und Stände und zu einer drückenden Alleinherrschaft führen würde. Denn Karl, der bekanntlich zugleich König von Spanien war, hatte in diesem Lande die frühere ständische Verfassung vernichtet und gedachte nun, Deutschland ein gleiches Schicksal zu bereiten und die selbstständigen Reichsfürsten durch seine Macht und Gewalt zu sei- nen bloßen Vasallen zu erniedrigen. Ein großer Schritt auf dem Wege nach diesem Ziele war bereits geschehen durch die Unterdrückung des schmalkaldischen Bundes und die Gefangennehmung der beiden ange- sehensten Fürsten desselben. Moritz, der diese Politik in allen ihren geheimsten Winkeln auszuspähen Gelegenheit gehabt hatte, war einzig und allein der Mann, der im Stande war, sie zu stürzen. Da er, um seinen Plan zu erreichen, behutsam zu Werke ging und wie gegen die Protestanten, so gegen den Kaiser klug und gefällig sich erwies, um diesen ganz sicher zu machen und jene für seine ihnen noch unbe- kannten Zwecke zu gewinnen; so erstaunte freilich, als die Entscheidung kam, die ganze Welt, als ob beim reinsten Himmel plötzlich der schreck- lichste Donnerschlag geschehen wäre. Doch darf auch nicht unerwähnt bleiben, daß Moritz zugleich durch das schmachvolle Schicksal seines Schwiegervaters, des Landgrafen Philipp von Hessen, gegen den Kaiser aufgeregt ward, der gegen alle noch so dringenden Bitten Mo- ritzens um Freilassung Philipp's aus der immer drückenderen Haft taub blieb. Diese an zwei *) der angesehensten deutschen Reichsfürsten bewiesene Härte, die selbst die katholischen Fürsten aufbrachte, da ja auch sie dadurch zugleich mit entehrt wurden, ließ in Moritz den Entschluß reifen, solche Schmach zu rächen und dem spanischen König und deut- schen Kaiser zu zeigen, daß er mit Fürsten des deutschen Reiches nicht ungestraft nach Willkür schalten könne. Ueber das widersetzliche Magdeburg hatte Karl V. die Acht aus- gesprochen und den Oberbefehl über das zur Vollziehung derselben be- stimmte Heer dem Herzog Moritz übertragen. Bevor dieser noch vor Magdeburg erschien, hatte der tapfere Herzog Georg von Mecklen- burg einen Kampf mit Bürgern, Bauern und Söldnern gehabt, welche einen Ausfall aus der Stadt auf ihn und sein Heer gemacht, und es lagen nach Beendigung dieses Kampfes 3000 Leichname (meist Bauern) auf der Wahlstatt. Im Oktober 1550 kam Moritz im Lager vor Magdeburg an und ließ die Stadt auffordern, sich dem Kaiser zu er- geben. Die Antwort der Magdeburger lautete: „Wir werden uns zu vertheidigen wissen!" Und das thaten sie denn auch während der langwierigen Belagerung wirklich in sehr tapferer Weise, so daß unter *) Auch der ehemalige Kurfürst von Sachsen saß noch immer gefangen.

11. Neuer Kinderfreund für sächsische Volksschulen - S. 263

1844 - Leipzig : Tauchnitz
Weltgeschichte. 263 dem Kaiser nicht sogleich ergab, so ließ er über den Kurfürsten das Todesurtheil aussprechen und hob dieses erst auf, als derselbe auf 1 diekurwürde und sein Land Verzicht geleistet hatte. Beides erhielt der Herzog Moritz, welcher bei dieser ganzen Angelegenheit zwar in einem sehr zweideutigen Lichte erscheint, aber durch die da- maligen Verhältnisse entschuldigt werden kann. Der Kurfürst selbst blieb der Gefangene des Kaisers und zwar bis 1552, wo der Kaiser durch den Kurfürsten Moritz in dem Passauischen Vertrage vom 31. Juli 1552 gezwungen wurde, ihn freizuge- den, so wie auch den Landgrafen Philipp von Hessen, wel- chen er auch bald nach jener Schlacht bei Mühlberg hatte gefangen nehmen lassen. Im Jahre 1556 legte Karl die Regierung nieder; in Deutschland folgte ihm Ferdinand I. als Kaiser; in den übrigen Ländern sein Sohn Philipp Ii. von Spanien. Karl zog sich nach St/ Juste in der Gegend von Estremadura in Spanien zurück und verbrachte seine Zeit mit Andachtöübungen, Gartenarbeit und Verfertigung von Uhren. Er starb 1559 im 56. Jahre seines Lebens den 21. September. — Da ich euch von der Reformation, welche nicht allein von Luther, sondern auch von Zwingli und Calvin ausging, noch in einem besonderen Abschnitte, welcher die sächsische Geschichte behandeln wird, erzählen will, so will ich euch hier nur eine Übersicht von der Verbreitung dersel- den geben. Die lutherische Lehre war zur Zeit ihrer größ- ten Ausbreitung in Deutschland in allen sächsischen, bran- denburgischen, braunschweigischen, pfälzischen, badischen, wür- tembergischen, mecklenburgischen, holsteinischen, hessischen und pommerschen Landen und in den meisten Reichsstädten herr- schend; dagegen behielt in Österreich, Baiern und den geistlichen Stiftern und Fürstenthümern die römische Kirche die Ober- hand. Außer Deutschland wurde das Lutherthum in Schwe- den, Norwegen, Dänemark, Liefland, Esthland, Kurland und Preußen angenommen. Das reformirte Glaubensbekennt- niß fand Eingang in den großen und einigen kleinen Kan- tonen der Schweiz, in den Niederlanden, in Schottland und endlich auch in England. In Polen, Ungarn und Österreich nahmen Viele das lutherische, Mehrere aber das reformirte. Glaubensbekenntniß an.

12. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 321

1845 - Berlin : Klemann
Tod Moritz' von Sachsen (1553). Augsburger Religionsftiede (1555). 321 Mittlerweile hatte der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, ein wilder, unmäßiger Herr, dem nur wohl war bei Trinken und Schlagen, Sengen und Brennen, das blutige Kriegshandwerk in Deutschland über- müthig fortgetrieben, meistens auf Kosten der Bischöfe und Stifter. Da that ihn der Kaiser endlich in die Reichsacht, das Reichskammergericht ver- hängte Erekution gegen ihn, und viele Fürsten, worunter auch Moritz, hat- ten sich gegen den Friedensbrecher vereinigt. Albrecht aber lachte über Acht und Aberacht. — „Acht und Aberacht?" sprach er, „das macht sechzehn," und trug den Reichökrieg nach Niedersachsen. Dort kam's bei Sievers- hausen, auf der Lüneburger Haide, am 9. Juli 1553 zur Schlacht. Der wilde Markgraf wurde besiegt, später (1554) nochmals bei Kitzingen, floh dann nach Frankreich und starb endlich zu Pforzheim 1557. Jene Sievers- häuser Schlacht aber kostete dem kühnen Kurfürsten Moritz das Leben in seinem dreiunddreißigsten Jahr. Er hatte die Flecken auf seiner Ehre durch Deutschlands Errettung von der kaiserlichen Willkürherrschaft zu verwischen gesucht; nun sühnte er seine Schuld, indem er, als Held fechtend, für die Erhaltung von Deutschlands Ruhe starb. Als Kaiser Karl V. die Nachricht von Moritzens Tod erfuhr, blieb er lange in finstrem Schweigen; endlich rief der Schmerz aus ihm: „O Absalon, mein Sohn, mein Sohn!" Denn Karl V., in dessen Brust so wenig Platz für Liebe war, hatte Moritz wahr und tief geliebt! Seine hohe Zuversicht auf das Glück war nun gebrochen; dahin waren all sein Stolz und sein Muth; er sah's furchtbar klar vor sich, daß er mit all seiner Macht das Ziel seines Lebens doch nicht erreicht hatte. Er litt außerdem an heftigen körperlichen Schmerzen (an der Gicht); Alles erinnerte ihn an die Nichtigkeit irdischer Hoheit; und er sehnte sich so recht von Herzen fort aus dem Getümmel der Welt, welche ihn anwiderte, nach tiefer, unverletzlicher "Ruhe; und, von Trübsinn befangen, wollte er nicht länger säumen, einen langgehegten, seltsamen Entschluß auszuführen. Kurz bevor er dies that, kam am 26. September 1555 auf einem Reichstag zu Augsburg, unter Vorsitz des Königs Ferdinand (welchen der Kaiser, Deutsch- lands überdrüssig, zu allem bevollmächtigte), ein Neligionsfriede zu Stande. Die wesentlichen Punkte desselben waren folgende: Es sollte eine religiöse Duldung stattfinden, also, daß um des Glaubens wegen Niemand Verfol- gung zu leiden habe. Ueber die augsburgischen Konfessionsverwandten sollte keine geistliche Gerichtsbarkeit mehr bestehen (die Reformirten waren ausge- schlossen) und sie durften die eingezogenen Kirchengüter fortbesitzen. Die weltlichen Reichsstände sollten für ihre Person das Recht haben: zum evan- gelischen Glauben überzutreten, desgleichen das Recht: ihren Unterthanen dessen Ausübung ju erlauben, ebenso die evangelischen Unterthanen das Recht: auszuwandern, wenn ihnen jene Ausübung von ihren Fürsten nicht gestattet würde. (Dadurch kam leider der Grundsatz auf, daß die Religion des Fürsten auch die des Landes sein müsse.) Wenn hingegen geistliche Reichsstände evangelisch werden wollten, so sollte ihnen dies zwar freistehen, jedoch sollten sie in diesem Fall ihre Würden dadurch verlieren, übrigens ohne Schaden ihrer Ehre; dieser Artikel hieß der „geistliche Vorbe- halt"; er enthielt eine reiche Aussaat von Unfrieden für's Vaterland. Einen Monat nach diesem sogenannten „Religionsfrieden" führte Kaiser Karl V. jenen langgehegten Entschluß wirklich aus. Er legte nämlich die Regierung seiner vielen Reiche nieder; übergab am 25. Okto- der 1555 seinem Sohne Philipp die Regierung der Niederlande und 1556 die Kronen von Spanien, Neapel, Westindien, und entsagte endlich in dem- Dullcr's Gesch. d. deutsche» Volkes. - Schul-Auög. 21

13. Geschichte der Neuzeit - S. 26

1902 - München [u.a.] : Franz
26 Karls V. Abdankung 1556. — Ferdinand I. 1556—1564. Karls Y. Abdankung 1556. Nachdem Karl V. gerade die Hauptziele seiner Politik in Deutschland hatte aufgeben müssen, brachten ihn körperliche Leiden, der Mißerfolg in seinem letzten Kriege mit Frankreich, endlich ein zunehmender Hang zu Schwermut zur Ausführung eines Gedankens, mit dem er sich schon länger getragen: er dankte 1556 ab. Die Kaiserwürde ging dadurch auf seinen Ferdinand I. Bruder Ferdinand über. Die spanische Krone, zu der die ausgedehnten amerikanischen Besitzungen, das Königreich Neapel mit Sizilien und die Insel Sardinien gehörten, Philipp Ii. übertrug Karl seinem Sohne Philipp H., dem er schon früher Mailand gegeben und jetzt auch noch den burguudifchen Landfriedenskreis (die Franche-Comte und die Niederlande) uuter Vorbehalt der Reichsangehörigkeit verlieh. Damit war die völlige Trennung der Niederlande von Deutschland angebahnt. Karlv.f 1558. Karl V. zog sich nach seiner Abdankung in das spanische Kloster San Auste zurück, wo er noch bis 1558 als Privatmann lebte?) Ferdinand I. 1556—1564. Innere Politik. Kaiser Ferdinand I. hatte sich, obwohl in Spanien geboren und erzogen, mit dem Charakter und den Verhältnissen der deutschen Nation während der Regierung seines Bruders vertraut gemacht, da er zu Anfang und zu Ende derselben als dessen Stellvertreter tätig gewesen und schon 1521 in die Reihe der deutschen Landessürsteu eingetreten war. Obwohl Katholik, war er der Überzeugung, daß die Kirche einer Reform bedürfe, und befürwortete gleich seinem Schwiegersohn, dem Herzog Albrecht V. von Bayern, beim Konzil von Trient die Gestattung des Laienkelches und der Priest er ehe. Er ließ die Reformation in Deutschland gewähren, so daß die Zahl ihrer Anhänger auch in seinen Er blanden wie in Ungarn wuchs. Indes nahm er auch den Jesuitenorden in seine Staaten auf, der bereits vorher von Herzog Wilhelm Iv. von Bayern in dieses Land berufen worden war, wo ihm bald das ganze Unterrichtswesen überlassen wurde. Äußere Politik. Die Haltung, welche Ferdinand I. den Protestanten gegenüber einnahm, erklärte sich auch daraus, daß er ihrer Hilfe für sein Königreich Ungarn bedurfte, wo er feit 1526 mit den Türken zu kämpfen hatte. ') Lies Platens Gedicht „Der Pilgrim vor San Duste".

14. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 195

1896 - Breslau : Hirt
Der schmalkaldische Krieg. 195 fürstentums nebst der Kurwürde erhielt Moritz. Als Karl V. nach seinem Einzuge in Wittenberg auch Luthers Grab besah, riet ihm Alba, die Gebeine des Erzketzers verbrennen zu lassen; er aber erwiderte: „Laßt ihn ruhen; er hat seinen Richter bereits gefunden! Ich führe Krieg mit Lebendigen, nicht mit den Toten." Philipp von Hessen konnte sich ohne Hilse gegen den Kaiser nicht wehren; er warf sich ihm daher zu Füßen und bat um Gnade. Karl aber ließ auch ihn gefangen nehmen und streng bewachen. c. Der Augsburger Religionsfriede. In Augsburg ließ Karl durch Geistliche beider Kirchen eine vorläufige Glaubensvorschrift, das Interim, aufstellen, das den Evangelischen wenig mehr ließ als Priesterehe, Laienkelch und die eingezogenen Kirchen guter. Viele der Evangelischen weigerten sich deshalb, dasselbe anzunehmen; am beharrlichsten widersetzte sich Magdeburg. Der Kaiser hatte diese Stadt im schmal-kaldischen Kriege nicht bezwungen, jetzt erklärte er sie in die Acht und übertrug Moritz die Ausführung derselben. Dieser war ergrimmt über die schimpfliche Gefangenschaft seines Schwiegervaters; auch bereute er seine Untreue gegen feine Glaubensgenossen. Deshalb zog er die Belagerung Magdeburgs absichtlich in die Länge, unterhandelte insgeheim mit mehreren evangelischen Fürsten und schloß ein Bündnis mit dem Könige von Frankreich; leider mußte er diesem dafür die deutschen Städte Metz, To ul und Verdun zusichern. Als Magdeburg sich unter günstigen Bedingungen ergeben hatte, führte Moritz fein Heer gegen den Kaiser, der, ohne etwas von dem Verrat zu ahnen, in Tirol weilte. Nur durch schleunige Flucht entging Karl der Gefangenschaft; er gab aber jetzt die Hoffnung auf, die Protestanten zu bewältigen. In dem Augsburger Religionsfrieden erhielten die Landesherren volle 1555 Religionsfreiheit und die Bekenner der Augsburgifchen Konfession gleiche bürgerliche Rechte mit den Katholiken; die Reformierten aber waren in diesen Frieden nicht eingeschlossen. Auch mußten die Evangelischen nach langem Widerstreben sich mit dem geistlichen Vorbehalt einverstanden erklären, nach welchem die in Zukunft zur lutherischen Lehre übertretenden Geistlichen ihre Bistümer, Stifter und Pfründen der katholischen Kirche ausliefern sollten. Diese Bestimmung war ein Keim zu künftigen Streitigkeiten. Bald nach diesem Frieden übertrug Karl V. seinem Bruder Ferdinand die Regierung im Reiche; sein Sohn Philipp Ii. wurde sein Nachfolger in den Niederlanden, in Spanien und Neapel. Dann zog sich Karl in das Kloster St. Just in Spanien zurück; dort verbrachte er seine Tage mit Gebet, Gartenbau, Drechslerarbeiten und Uhrmacherei, verfolgte dabei aber aufmerksam die politischen Verhältnisse. Er starb 1558. 6) Die Reformation in den Nachbarländern Deutschlands. a. Philipp Ii., Karls V. Sohn, König von Spanien und den Niederlanden, war ein harter, finsterer Mann und ein großer Feind 13*

15. Lehr- und Lesebuch für die gewerblichen Fortbildungsschulen Bayerns - S. 447

1886 - München : Ackermann
447 Philipp des Schönen Sohn und Enkel Maximilians, um die deutsche Kaiserkrone. Im stolzen Gefühl ihrer Größe und gestachelt von Ehrgeiz und Ruhmsucht, wollten beide die ersten Fürsten Europas sein, und diesen Vorzug konnte allein die deutsche Kaiserkrone ver- leihen. Karl siegte bei der Bewerbung und bestieg als Karl V. (1519—1556) den deutschen Kaiserthron, und seitdem suchte Franz die Macht desselben zu schwächen, indem er stets auf die Seite der Feinde trat und sie gegen den Kaiser unterstützte. Karl V. hatte vier Kriege mit seinem Nebenbuhler in Italien und den Niederlanden zu führen, und überall war das Glück mit ihm; ein fünfter Krieg mit Frankreich aber, auf dessen Thron nunmehr der Sohn Franz' I., Heinrich Ii., saß, fiel insoferne unglücklich für den Kaiser aus, als 1556 die Stifter und Städte Metz, To ul und Verdun an Frankreich verloren gingen. Diese vielfachen Kriege Karls V. mit Frankreich, ebenso der Einsall der Türken in Deutschland, gegen welche des Kaisers Bruder Ferdi- nand beschäftigt war, begünstigten das Fortschreiten der Refor- mation. Der gewaltige Herr in der alten und neuen Welt, der von sich rühmen konnte, daß die Sonne in seinem Reiche nicht untergehe, war nicht im Stande gewesen, die Flamme zu löschen, die von dem Vertilgungsfeuer der päpstlichen Bannbulle aus über Deutschland geschlagen. Zweimal, in Worms 1521 und in Augs- burg 1530, hatte der an der Glaubenseinheit und absoluten Herr- schergewalt festhaltende Kaiser die Lehre Luthers verurteilt, allein es lag nicht in seiner Macht, sie auszurotten. Der Kummer über das Mißlingen seiner Pläne, sowie seine fortwährende Kränklichkeit bestimmten den regierungsmüden Kaiser zur Niederlegung seiner Krone. Auf einer feierlichen Versammlung zu Brüssel (1556) übergab er seinem Sohne Philipp Ii. Spanien mit den Kolonien, die Niederlande, Mailand und Neapel; seinem jüngeren Bruder Ferdinand I., der bereits durch Wahl König von Ungarn und Böhmen geworden war, überließ er mit den deutschen österreichischen Ländern die Kaiserwürde. Er selbst zog sich in die Einsamkeit, in die Nähe eines Klosters (St. Just in Estremadura) in Spanien zurück, wo er noch zwei Jahre hindurch ein andächtiges und be- schauliches Leben führte, ohne jedoch die Angelegenheiten des Reiches aus dem Auge zu verlieren. Auch mechanischen Beschäftigungen sich hingebend, wollte er einmal zwei Uhren in einen gleichen Gang bringen. Da ihm dies trotz aller Anstrengungen nicht gelang, fiel ihm die Fruchtlosigkeit der vielen Arbeiten seines Lebens ein, und bitter sagte er: „So vermag ich nicht einnial zwei Uhren in denselben Gang zu bringen und vermaß mich doch einst, so viele tausend Menschen zu einem einzigen Glauben zu treiben." Sein Trübsinn und melancholischer Hang, das Erbteil seiner in Wahnsinn verfallenen spanischen Stammmutter, wuchs von Tag zu Tag, und endlich verfiel er auf den sonderbaren Einfall, noch bei Lebzeiten sein Leichenbegängnis zu feiern. Er legte sich in einen

16. Neuere Zeit - S. 32

1901 - Braunschweig : Appelhans
32 Das Ergebnis der Reformation in Deutschland war die Herstellung des Territorialfrstentums und der Territorial-religion.^) Wckblick auf Karl V. ueres, Charakter und Politik. Karl war krnklich; da er sich gesund fhlte, war bei ihm Ausnahme. Er war zweideutig durch und durch, berechnend, habgierig, un-vershnlich, schonungslos; aber er besa erhabene Ruhe, Schwuna der Gedanken, Seelenstrke. Lebensaufgabe: 1. Herstellung der Universal-Monarchie Demtigung Frank-reichs. 2. Herstellung der Einheitsherrschaft in Deutschland Aus-rottung des Protestantismus. 1. Erreicht 1544 Friede zu Crepy. 2. Erreicht 1548 Reichstag zu Augsburg. Seine Plne werden durchkreuzt durch Herzog Moritz. 1553 mu er Metz den Franzosen lassen. 1555 mu er den Protestantismus anerkennen. 1556 Schon lange krank und altersschwach und der Regierung mde, zieht er sich in das Kloster San Juste (in Estremadura) zurck. (Er ist nie Mnch gewesen.) Teilung seines Reiches: (S. Stammtafel d. Habsburger S. 11) Philipp n. Spanien Neapel, Mailand, Burgund. Ferdinand I. deutscher Kaiser sterreich mit den Neben- lndern. 1558 Karl V. stirbt. Karl war entschieden ein bedeutender Herrscher, aber er hatte sich unausfhrbare Aufgaben gestellt und verstand den deutschen Volksgeist nicht. a) Rckblick auf die Reformation. Die mittelalterliche Kirchenordnung war durchbrochen. Die bertragung der Bischofsgewalt an die Fürsten blieb Grundlage der pro--testantischen Kirchenverfassung. Die Reformation hatte nicht das erreicht, was Feuergeister im Anfange von ihr erwarteten, doch hatte in ihrem weiteren Gefolge die gewaltige Geistesbe-weguna bedeutende Folgen auf jedem Gebiete: A. Kulturgeschichtliche Folgen: 1. Wahrhafter Gottesdienst. 2. Geordnete Zustnde in Staat und Kirche: Kirchen- und Schulzucht, Anfnge der Polizei. Besserung des Volkes in Sittlichkeit und Familienleben. B. Politische: Der Staat, von der Bevormundung durch die fremde Kirche befreit, konnte seinem eigenen Zweck leben. Selbstndige Entwicklung der Nationalitten. Der moderne Staat war im Werden, eine gewaltige Schpfung fr knftige Zeiten war vorbereitet.

17. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 80

1902 - Karlsruhe : Lang
— 80 — 5. Karls letzte Jahre. Durch den Sieg über den schmalkaldischen Bund war die kaiserliche Gewalt im deutschen Reiche, allerdings nur auf kurze Zeit, wiederhergestellt. Karl V. suchte nun vor allem eine Wiedervereinigung der getrennten Religionsparteien zu bewirken. Er ließ durch katholische und protestantische Gottesgelehrte eine Verordnung ausarbeiten, wie es in Sachen der Religion einstweilen sollte gehalten werden. Man nannte diese Verordnnng das Interim*). Die Katholiken und die Protestanten waren mit dem Interim unzufrieden, weil es von beiden Parteien Nachgiebigkeit verlangte. An weiteren Bemühungen für die Kirchenverbesserung wurde Karl durch einen neuen Krieg mit Frankreich gehindert. Im Jahre 1551 schloß nämlich Kurfürst Moritz von Sachsen mit dem französischen Könige Heinrich Ii. ein Bündnis gegen den Kaiser, um dessen Gewalt' in Deutschland zu vernichten. Als Lohn für seine Hilse sollte der französische König die deutschen Bistümer Metz, Tnll, Verdun und Cambray an sich reißen. Im Frühjahr 1552 rückte Moritz unversehens gegen Innsbruck, wo der Kaiser an der Gicht krank lag. Mit genauer Not entkam dieser nach Kärnten. Da er kein Heer hatte und keiner der Reichsstände sich für ihn erhob, beauftragte er seinen Bruder Ferdinand, mit Moritz zu unterhandeln. Hierdurch kam (1552)_ der Passaner Vertrag zustande. Dieser bestimmte, daß die Reichsstände untereinander Frieden halten und keiner des andern Besitz, Rechte und Religionsübung stören solle. Nachdem so in Deutschland die Ruhe wiederhergestellt war, zog Karl gegen die Franzosen, die indes durch List und Gewalt Metz, Tull und Verdun eingenommen hatten. Der Kaiser gewann eine Schlacht gegen die Franzosen, konnte aber das stark befestigte Metz nicht wieder erobern und zog mit schweren Verlusten nach Deutschland zurück. Die Stadt Metz blieb 318 Jahre in den Händen der Franzosen, bis Kaiser Wilhelm I. 1870 sie zurückgewann. 6. Der Augsburger Religionssriede (1555). Aus dem Reichstage zu Augsburg wurde endlich ein Ausgleich zwischen den beiden Religionsparteien durch Karls Bruder, Ferdinand I., zustande gebracht. Der Augsburger Religionsfriede setzte sest: Die protestantischen Stände haben volle Freiheit ihres Bekenntnisses und gleiche Rechte mit den katholischen; sie dürfen die eingezogenen Kirchengüter behalten; beide Teile verpflichten sich, diesen Frieden zu schützen; tritt ein *) Interim, lateinisch — einstweilen, vorläufig, bis auf weiteres.

18. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 156

1883 - Berlin : Hofmann
156 Hessen, das zweite Haupt des Bundes, durch einen zweideutigen Ver-trag nach Halle gelockt und vom Herzog Alba treulos gefangen genom-men. Auch er wurde mit dem kaiserlichen Gefolge fortgefhrt. Um den kirchlichen Streit beizulegen, erlie Karl nun als Reichs-gesetz das Interim", d. h. einen einstweiligen Ausgleich in der Reli-gionsfrage, stie aber damit auf den lebhaftesten Widerstand. Das Interim hat den Schalk hinter ihm!" spottete man, lie sich aber die Ein-fhrung doch meistens gefallen. 3. Der Religionsfriede zu Augsburg (1555). Der kluge Moritz von Sachsen sah die Macht des Kaisers drohend wachsen. Letzterer schien dem hohen Ziele seines Lebens und Strebens nahe: Deutschland dauernd der kaiserlichen Machtflle zu unterwerfen und die gespaltene Kirche wieder zu einigen. Da kreuzte der hochbegabte Moritz seine Plne. Um die bermacht des Kaisers zu brechen, seinen Schwiegervater Philipp von Hessen zu befreien und seinen Abfall von der evangelischen Sache zu shnen, rstete er im geheimen; sogar mit Frankreich schlo er ein Bnd-nis. Pltzlich berraschte er den kranken Kaiser in Innsbruck und htte ihn um ein Haar gefangen genommen. Bei Nacht, in Regen und Sturm, lie sich der gichtkrauke Kaiser in einer Snfte durchs Gebirge tragen. Dem gefangenen Johann Friedrich kndigte er tags vorher seine Freiheit an, doch sollte er dem Hofe noch einige Zeit freiwillig folgen. Bei der eiligen Flucht des Kaisers konnte der stark beleibte Kurfürst nur schwer nachkommen und uerte scherzend: Ich wollte dem Hofe ja gerne nicht entlaufen, wenn der Hof mir nicht entliefe!" Karl V. verstand sich nun zum Vertragevonpassan,derden Protestanten Gewissensfreiheit und gleiches Recht mit den Katholischen gewhrte (1552). Nach drei Jahren wurde daraus der Religionsfriede zu Augsburg (1555). Derselbe war sehr gnstig sr die Protestanten, enthielt aber den bedenklichen geistlichen Vorbehalt", wonach jeder Geistliche seine Stelle verlor, der zum evangelischen Glauben bertrat. Moritz erlebte diesen Frieden nicht. Er fiel als Sieger in der Schlacht bei Sievershausen, sdlich von Celle, gegen den wilden Markgrafen Albrecht von Bran-denburg-Kulmbach, seinen ehemaligen Waffengefhrten(1553). Sein letztes Wort war: Gott wird kommen "! Sein Bund mit Frankreich brachte Deutschland einen groen Verlust, denn Heinrich Ii. bersiel Metz, Toul und Verdnn und gewann sie fr Frankreich (1552). 4. Karls Ende. So viele Enttuschungen, Kmpfe und dauernde Krankheiten hatten den Lebensmut des Kaisers gebrochen. Er wollte in Frieden sein Leben beschlieen und entsagte darum allen seinen Kronen (1556). Die deutsche erhielt sein Bruder Ferdinand I., die brigen Lnder erbte sein finsterer Sohn Philipp Ii. Er selbst aber zog sich in das spanische Kloster St. Just zurck und widmete seine Zeit frommen bungen, der Pflege des Gartens und der Verfertigung von Uhren. Er

19. Deutsche, insbes. brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis auf Friedrich d. Großen - S. 24

1902 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
24 Fünfter Zeitraum. Von 1517 — 1648. 3. konnte man sich nicht einigen über die Frage des „geistlichen Vorbehalts“' d.h. ob die geistlichen Reichsstände die Freiheit haben sollten die Reformation einzuführen. Besonders die letzte Frage wurde die Quelle zahlloser Streitigkeiten, die schliefslich zum Dreifsigjährigen Kriege führten. 29. 4. Karls V. Abdankung und Tod. So sah Karl V. das Werk seines Lebens gescheitert. Da beschlofs er sich von der Welt zurückzuziehen. Im Jahre 1556 dankte er als deutscher König ab und ging in das spanische Kloster San Yuste (in Estremadura), wo er 1558 gestorben ist. In Spanien, Neapel, Mailand und Burgund (den Niederlanden, — die somit von Deutschland losgerissen wurden) folgte ihm sein Sohn Philipp Ii., in Österreich sein Bruder Ferdinand I., der auch zum Kaiser erwählt wurde; als solcher hater von 1558 — 1564 regiert. Zweiter Abschnitt. Zeitalter der Gegenreformation und des Dreifsigjährigen Krieges. I. Die Zeit der Gegenreformation. 30. 1. Die Gegenreformation. Die Wirkung der Reformation auf die katholische Kirche bestand darin, dafs 1. die Kirche gezwungen wurde, die sittlichen Schäden, die ihr im 14. und 15. Jahrhundert anhafteten, abzustellen; 2. sie es sich, nun innerlich gekräftigt, zur Aufgabe setzte, den Protestantismus zu bekämpfen. Diese" Bestrebungen fafst man unter den Namen der Gegenreformation zusammen. Diesittliche Besserung der Kirche erfolgte durch die Bestimmungen des Tridentiner Konzils, das von 1545 — 1563 mit Unterbrechungen zu Trient (oder Trident, in Tirol an der Etsch) — zeitweise in Bologna — tagte. Anfänglich als allgemeines

20. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 484

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
484 gericht die Acht gegen den Markgrafen aus, der nun wthend dem Kaiser selbst ab-sagte, sich noch einmal nach Norddeutschland, dann wieder nach Franken wandte, aber bald als gechteter Flchtling nach Frankreich floh, wo er sein Unglck als Strafe Gottes ansah, dessen Wort er einst verfolgt habe", aber doch auch den Kaiser mit da-fr verantwortlich machte. Er kehrte nach zwei Jahren zurck, starb aber schon 1557, 35 Jahre alt, in Pforzheim. Erst nach Bezwingung des Markgrafen Alb recht kam Deutschland zur Ruhe, so da es dem Kaiser gegen die Franzosen, %ie in die Niederlande eingefallen waren, helfen konnte. Aber man erreichte keine entschiedenen Vortheile und brachte es nur zu einem Waffenstillstnde (1556). Dem Kaiser waren die deutschen Angelegenheiten seit Moritzens Abfall ver-leidet, er berlie dem Könige Ferdinand die Leitung des im Passauer Vertrage ver-heienett Reichstages. Dieser wurde 1555 zu Augsburg gehalten. Nach den heftigsten Verhandlungen kam, nachdem der ppstliche Legat sich nach dem Tode des Papstes 1665. Julius Iii. zum Conclave nach Rom begeben hatte, am 25. September 1555 der Augsburger Religionsfriede zu Stande. Dieser gewhrte den Landesherren Religionsfreiheit und das Recht in ihren Gebieten zu reformirm. Unterthanen, die sich nicht fgen wollten, sollten auswandern drfen. Die Protestanten sollten im Besitze der eingezogenen geistlichen Gter bleiben; aber der sogenannte geistliche Vor-behalt" bestimmte, da ein geistlicher Fürst, wenn er zur Reformation bertrete, sein Erzbisthum, Bisthum ;c. aufgeben, fr sich aber deshalb nicht angegriffen werden solle. Dieser Vorbehalt war gemacht, weil eine Menge geistlicher Herren Neigung zur Re-formation hatten. Im Uebrigen sollten katholische und protestantische Stnde, welche sich zur Augsburger Eonfession bekannten, in allen Rechten gleich gestellt sein. Die Verdammung eines Concils konnte nun die Protestanten nicht mehr be-rhrey, die Reformation hatte gesiegt, und die Macht des Papstes der Deutschland war gebrochen. Deshalb wurde auch der Widerspruch des neuen Papstes Paul Iv. gegen den Frieden nicht beachtet. Aber auch die frstliche Selbstndigkeit der deutschen Landesherren dem Kaiser gegenber war durch diesen Frieden begrndet. Der Kaiser Karl V. kam nicht wieder nach Deutschland, und auch die letzte Hoffnung, die er auf die Vermhlung feines Sohnes Philipp mit der katholischen Knigin Maria von England setzte, erwies sich trgerisch, da der Papst gegen den Kaiser Frankreich begnstigte. Da sehnte sich der vielgeplagte und vielgetuschte Monarch nach Ruhe. In Brssel versammelte er am 21. October 1555 die Groen seines Reiches, wies hin auf die Unruhe feines Lebens und seiner Regierung, die eine stete Pilgerfahrt gewesen sei; er sei 9 mal in Deutschland, 6 mal in Spanien, 7 mal in Italien, 10 mal in den Niederlanden, 2 mal in England, und 2 mal in Afrika und 11 mal zur See gewesen, jetzt mahne ihn sein hinflliger Leib, die Last der Regierung auf jngere Schultern zu legen. Er trat fodann feinem Sohne Philipp die Regierung der Niederlande ab, und am 7. September 1556 bergab er ihm auch Spanien und Neapel. Auch die deutsche Kaiserkrone legte er nieder, und an seine Stelle trat hier sein Bruder Ferdinand I. durch die Wahl der deutschen Fürsten. Karl V., der grte Staatsmann und der grte Herrscher seiner Zeit, in dessen Reiche die Sonne nicht unterging, begab sich nun als einfacher Privatmann nach Spanien, wo er eine kleine Wohnung neben dem Kloster St. Just in Estremadura bezog und noch zwei Jahre theils mit der Lectre der Kirchenvter, mit frommen Be-trachtungen, Gartenbau und mechanischen Arbeiten beschftigt, lebte, aber doch auch