Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Weltkunde - S. 135

1876 - Hannover : Helwing
135 §. 64. Der dreißigjährige Krieg, a. Veran- lassung. Die Spannung zwischen Protestanten und Katholiken dauerte noch immer fort. 1 Als Kaiser Matthias den streng katholischen, jesuitisch erzogenen Ferdinand Ii. zu seinem Nach- folger ernannte und durch Schließung einer protestantischen Kirche und Niederreißung einer andern, beide in Territorien geistlicher Stände in Böhmen, nach der Meinung der Protestanten den Maje- stätsbrief verletzte und die Verwaltung Böhmens an 10 Statt- halter, wovon 7 Katholiken, übertrug, entstand in Prag ein Aufruhr, 1618, bei dem die kaiserlichen Räthe aus dem Fenster geworfen wurden. — b. Hergang. 1. Der böhmisch-pfälzische Krieg (1618—24). Ferdinand Ii. (1619—37) war Kaiser geworden. Die Böhmen wollten ihn nicht als König haben und wählten das Haupt der Union, Friedrich von der Pfalz. Dieser wurde aber in der Schlacht am weißen Berge geschlagen, mußte fliehen, Böhmen wurde verwüstet und der Protestantismus ausgerottet. Friedrich erhielt nur von zwei Landsknechtsführern (Christian von Braunschweig und Ernst von Mans- feld) Hülse, diese wurden in der Pfalz von Tillh geschlagen, und das Kurfürstenthum Pfalz kam an Bayern. — 2. Der niedersächsisch-dänische Krieg (1624—30). Als Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld erst in die Nieder- lande und dann in Niederdeutschland einfielen, theils um die Katholiken zu schädigen, theils um ihre Truppen zu ernähren, rückte Tillh nach Westfalen und schlug Christian in Westfalen. Bald nachher starb dieser. Als Tillh nun Norddeutschland be- drohte, stellte sich Christian Iv., König von Dänemark als Kriegö- oberster an die Spitze der Protestanten, wurde aber von Tillh bei Lutter am Barenberge in Braunschweig geschlagen. (1626). Albrecht von Wallenstein wurde kaiserlicher Obergeneral über ein von ihm selbst geworbenes Heer, schlug Mansfeld bei der Dessauer Brücke (1626) und verfolgte ihn bis Ungarn, wo Mansfeld starb. Tillh und Wallenstein eroberten Holstein, Wallenstein dann Schleswig und Jütland. Er verjagte die meck- lenburgischen Herzöge, eroberte Pommern, aber Stralsund widerstand ihm siegreich (Wallensteins Schwur). 1629 wurde mit Dänemark Frieden geschlossen, in welchem Christian seine Länder zurück erhielt, aber seine Verbündeten im Stiche ließ. Wallenstein wurde mit Mecklenburg belehnt. Im Restitutions- edikt (Wiederherstellungsgesetz) befahl der Kaiser, der katholischen Kirche alle seit dem schmalkaldischen Kriege eingezogenen geistlichen Güter zurückzugeben. Die lauten Klagen aller Reichsstände, auch der katholischen, über die fürchterlichen Erpressungen und Grausam- keiten des Wallensteinschen Heeres bei Ausführung des Restitutions-

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig - S. 73

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 73 — In Böhmen waren inzwischen ein Heer der Liga und eine Abteilung Kaiserlicher eingerückt und hatten Thnrn zur Rückkehr genötigt. Friedrich von der Pfalz zeigte sich der schwierigen Lage keineswegs gewachsen. In einer Stunde wurde das Schicksal des „Winterkönigs" entschieden, denn in der Schlacht am weißen Berge bei Prag 1620 erlitt sein Heer eine 1620 schwere Niederlage und mußte fliehen. Nun wurde in Böhmen der Protestantismus ausgerottet, so daß jetzt nur noch wenige Evangelische daselbst gefunden werden. Friedrich wurde von dem Kaiser in die Acht erklärt, und in sein Land rückten die Truppen der Liga unter Führung des bayrischen Generals Tillh. Dieser war ein kleiner Mann mit spitzem Bart und einer lang vom Hute herabwallenden roten Feder, streng von Sitten, entschlossen und schlau. In der Regel trug er ein grünes Atlaswams, im Felde ritt er stets ein sehr großes Pferd. b. Die Pfalz. Der geächtete Kurfürst fand drei Verteidiger. Der erste war der unermüdliche Söldnerführer Graf Ernst von Mansfeld. Damals war die Zeit der Landsknechte, welche ein Handwerk aus dem Kriege machten. Sie waren wohlgeübt, zum Teil im Kriege ergraut und kämpften treu und tapfer, so lange sie ihren Sold erhielten; blieb dieser aus, so entliefen sie. Graf Mansfeld erhielt bedeutende Geldsummen vom König von England, von Frankreich und aus den Niederlanden: doch brandschatzte er auch die Länder, durch die er zog, denn der Krieg mußte den Krieg ernähren. Sodann half der tapfere Markgraf Georg Friedrich von Baden. Beide kämpften zuerst vereinigt glücklich gegen Tillh; aber als sie sich trennten, mußten sie unterliegen. Der dritte Helfer war der Herzog Christian von Braunschweig, der Bruder des regierenden Herzogs Friedrich Ulrich, der Verwalter des früheren katholischen Stiftes Halberstadt. Er fühlte sich nur wohl im wilden Kriegsgetümmel. In Westfalen hatte er die Klöster und Bistümer geplündert und sich von dem Raube ein stattliches Heer geworben. Er war tapfer bis zur Tollkühnheit; auch er ernährte seine Truppen durch Plündern. Als er den ihm dreifach überlegenen Tilly in seiner tollkühnen Weise angegriffen hatte, wurde er 1622 gänzlich geschlagen. So verlor Friedrich V. die Pfalz, und die Union löste sich auf. Ernst von Mansfeld und Christian hatten inzwischen in den Niederlanden gegen die Spanier gekämpft, waren aber wegen ihrer Verwüstungen des Landes entlassen und nun nach Deutschland zurückgekehrt. Christian brandschatzte am Niederrhein, Ernst in Ostfriesland. Tilly erschien nun in Westfalen, schlug Christian zum zweiten Male, blieb daselbst stehen und begann auch hier, mit Gewalt die katholische Lehre wieder herzustellen. Auch in das längst aufgehobene Kloster Amelnnxborn konnten nun die Mönche auf längere Zeit zurückkehren. Mansfeld begab sich nun nach England, Christian nach Frankreich. 3. Der dänische Krieg 1625—1629, a. Christian Iv. von 1625-1629 Dänemark. Da der Kaiser ganz Süddeutschland niedergeworfen hatte, fürchteten die norddeutschen Protestanten für ihren Glauben; die fremden Mächte glaubten, die Übermacht des Kaisers brechen zu müssen. Eng-

2. Neues Realienbuch für Schule und Haus - S. 38

1910 - Bochum : Westfäl. Verl.- und Lehrmittel-Anst.
- 38 — Der Dreißigjährige Krieg (1618 — 1648). Veranlassung. Der Augsburger Religionsfrieden hatte keinen wirklicheil Friede,: zwischen Katholiken und Protestanten gebracht. Es kam soweit, daß sich protestantische Fürsten zu einer Union zusammenschlossen, der auf katho- lischer Seite eine Liga gegenübergestellt wurde. Das gespannte Verhältnis drängte mehr und mehr zum Kriege. Die Protestanten hatten ohne die erforderliche Ge- nehmigung ihrer Gutsherren in den böhmischen Städten Klostergrab und Braunau je eine Kirche erbauen lassen. Infolge einer kaiserlichen Entscheidung wurde die Kirche in Klostergrab niedergerissen, die zu Braunau geschlossen. Die Prote- stanten wandten sich mit einer Beschwerdeschrift an den Kaiser, wurden jedoch abgewiesen. Schuld daran sollten einige kaiserliche Räte in Prag fein. Hierüber erbittert, drang eine Menge Protestanten in das Rathaus zu Prag ein und stürzte nach einem heftigen Wortwechsel zwei kaiserliche Statthalter samt ihrem Geheimschreiber zum Fenster hinaus. Dieser Vorfall gab Veranlassung zu einem Kriege, der dreißig Jahre wütete und unser Vaterland an den Rand des Ver- derbens brachte. Der böhmische Krieg. Die Protestanten setzten eine Regierung von 30 Männern ein. Den neugewählten Kaiser Ferdinand wollten sie nicht als König von Böhmen anerkennen, obwohl er als solcher schon gekrönt worden war. Sie wählten den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem Könige. Dieser wurde jedoch auf dem Weißen Berge bei Prag von den Kaiserlichen vollständig geschlagen. Friedrich selbst ließ sein Heer im Stich und floh nach Holland. Run hielt der Kaiser strenges Gericht. Die Haupturheber des Aus- standes wurden hingerichtet und die Protestanten .aus dem Lande verwiesen. Der Krieg aber wurde von zwei Abenteurern wieder entfacht. Das waren Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig, gewöhnlich „der tolle Christian'' geheißen. Er selbst nannte sich „Gottes Freund, der Pfaffen Feind". Namentlich Westfalen hatte unter Christians Scharen zu leiden. Als er Pader- born eingenommen hatte, machte er den Don: zu einem Pferdestall. Aus den silbernen Bildsäulen der Apostel ließ er Taler schlagen und meinte dann, er habe die Apostel iu alle Welt geschickt. Auch der Reliquienschrein des hl. Liborius wanderte in die Münze. In mehreren Schlachten wurden die zuchtlosen Heere, die nur von Rauben und Plündern lebten, durch den tapferen kaiserlichen Feld- herrn Tilly aufgerieben. Der dänische Krieg. Nun wurde der Dänenkönig Christian der Führer der Protestanten. Mit einem großen Heere rückte er in Deutschland ein. In dieser Not erbot sich der kaiserliche Oberst Albrecht von Wallensteiu, Herzog von Friedland, dem Kaiser ein Heer von 20 000 Mann zu stellen, wenn ihm der Oberbefehl über dasselbe übertragen werde. Der Kaiser nahm das Anerbieten an, und in kurzer Zeit war ein Heer von 50 000 Mann zusammengebracht. Wallenstein schlug Ernst von Mansfeld an der D e s s a u e r Elbbrücke und eroberte fast ganz Norddeutschland. Um für eine Flotte einen Stützpunkt zu gewinnen, versuchte er, S tr a l su n d zu erobern. Er mußte jedoch die Belagerung aufheben, obwohl er geschworen hatte, er werde die Festung erobern, und wem, sie mit Ketten an den Himmel gebunden sei. Bald darauf schloß der Kaiser mit dem Dänenkönig Frieden. Aus dem Reichstage zu Regensburg wurden schwere Anklagen gegen Wallenstein und seine Soldaten erhoben. Der Kaiser mußte den gefürchteten Feldherrn entlassen. Wallenstein zog sich auf seine Güter in Böhmen zurück. Als reicher Mann entfaltete er königliche Pracht und hielt sich eine ansehnliche Leibwache. Heim- liches Grauen erfaßte die Wachen, wenn der finstere, strenge Herzog schweigend vorüberging. Glaubte man ihn doch mit dem Teufel im Bunde! Um sich her

3. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 377

1862 - Soest : Nasse
377 Graf Mansfeld und Christian von Braunschweig. 4. Der „tolle Christian" hatte seine Schaaren jetzt beinahe auf 20,000 Mann gebracht und versuchte nun auf dre Nachricht von dem glücklichen Fortgange der Waffen Mansfeld's zur Bereinigung mit die- sem in die Pfalz durchzubrechen; aber bei Höchst am Main stieß er auf das bayerisch-spanische Heer unter Tilly und Cordova, durch wel- ches (19. Juni 1622) sein Fußvolk völlig vernichtet wurde. Nur mit der Reiterei gelang es ihm, zu Mansfeld zu entkommen; jedoch sahen sich beide genöthigt, auf das linke Rheinufer sich zurückzuziehen. Zu- nächst verheerten sie zum zweiten Male das Elsaß, wandten sich dann nach Lothringen und an die französischen Grenzen, Schrecken bis nach Paris hin verbreitend. Darauf wurden sie von den Holländern an- geworben und nahmen ihren Weg durch die spanischen Niederlande, um sich bei Breda mit den Truppen des Prinzen Moritz zu vereinigen. Dem General Cordova, der sich ihnen bei Fleurus eutgegeustellte, brach- ten sie, da Christian einen kühnen Reiterangriff wagte, einen bedeutenden Verlust bei und entsetzten dann Bergen op Zoom. Unterdessen hatte Tilly Heidelberg und Mannheim erstürmt, und die von jenen beiden Bandenführern verlassene Pfalz seinem Herzoge Maximilian unterwor- fen, dem sie der Kaiser Ferdinand auf dem Churfürstentage zu Regens- burg (1623) mit der Churwürde aus Lebenszeit verlieh, jedoch mit Vor- behalt der Rechte der Nachkommen Friedrich's von der Pfalz (S. 375). 5. Mansfeld und Christian, von den Holländern, für welche sie eine Zeit lang gegen Spanien gekämpft hatten, ihres Dienstes ent- lassen, bracheit in Westfalen ein, indem Mansfeld über Osnabrück nach Ostfriesland, Christian nach dem niedersächsischen Kreise zog, dessen Stände ihn als Kreisgeneral in Dienst nahmen, da sie gegen die immer stärker werdende Macht des Katholicismus sich zu rüstenzwschlosfeu hatten. Allein ihrer Uneinigkeit wegen wurde nichts zu Stande ge- bracht. Deshalb verfolgte Christian wieder seinen Liebliugsplan, näm- lich den Pfalzgrafen Friedrich wieder auf den böhmischen Thron zu setzen. Zu diesem Zwecke trat er in Unterhandlungen mit Bethlen Gabor, der während des deutschen Krieges zweimal den Frieden gebrochen und selbst nach der ungarischen Königskrone strebte. Christian brach nun auf, um tu Böhmen einzudringen und, mit dem Grafen Thurn uuö Bethlen Gabor vereinigt, den Krieg daselbst neu auzufachen. Allein der Churfürst von Sachsen verweigerte ihm den Durchmarsch durch sein Gebiet, und Tilly rückte bereits auf Befehl des Kaisers zur Weser vor. Deshalb beschloß Christian, sich wieder mit Mansfeld zu vereini- gen und nach Westfalen zurückzuziehen. Allein Tilly erreichte ihn am 6. August 1623 bei Stadtlohn inymünsterlande und brachte ihm nach einer dreistündigen, mörderischen Schlacht eine vollständige Niederlage bei, so daß seine Schaaren vollständig aufgelöst und zerstreuet wurden. Nach dieser Niederlage konnte auch Mansfeld, der nur noch geringe Streitkräfte besaß, vor dem immer weiter vorrückenden Tilly nicht mehr das Feld halten und entließ deshalb sein Raubgesindel. Er selbst flüchtete sich nach England, während Christian nach Paris eilte, um sich beim französischen Hofe Beistand zu verschaffen. In derselben Zeit, wo Tilly diese beiden mordbrennerischen Parteigänger zwang, ihm das Feld zu räumen, war Bethlen Gabor mit einem großen Heere bis an die Grenze Mährens vorgerückt; da er aber von Christian keine Kunde vernahm, so zog er sich wieder zurück und erneuerte im folgenden Jahre den Frieden mit dem Kaiser.

4. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 274

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 274 — könig genannt, weil seine Herrschaft nur einige Wintermonate gedauert hatte — nach Holland, wo er auf Kosten seines Schwiegervaters lebte. Hierhin wurde ihm die Achtserklärung nachgesandt, die der Kaiser zwei Monate später gegen ihn erlassen hatte. Die pfälzische Kurwürde nebst der Oberpfalz erhielt Maximilian von Bayern, während die Rheinpfalz einstweilen für den Kaiser besetzt blieb. In Böhmen hielt Ferdinand ein strenges Gericht über die Urheber der Empörung und vernichtete den Majestäts-brief. Viele Böhmen wanderten infolgedessen aus. \ Während in Böhmen und der Unterpfalz^Äie Sache des geächteten Psalzgrafen ganz daniederlag, führte Ernst von Mansfeld, den der entthronte Böhmenkönig zu seinem Feldherrn ernannt hatte, seine Truppen aus der Oberpfalz unter schrecklichen Verwüstungen durch Franken nach den Rheingegenden. Nachbem er hier und in dem benachbarten Elsaß furchtbar gehaust und der Pfalzgraf sich bei ihm eingefunben hatte, schlug er den ihm nachziehenben Tilly bei Wies loch, unweit Heibelberg (1622). Durch seine Fortschritte ermutigt, schloß sich ihm der Markgraf Georg Friedrich von Baden an. Beibe trennten sich jeboch balb toieber, und der Markgraf tourbe bei Wimpfen von Tilly gänzlich geschlagen. An seine Stelle trat der junge Ehr ist i an von Braunschweig. Um sich mit Ernst von Mansfelb zu vereinigen, zog berfelbe durch Westfalen, das er mit schweren Branbschatzungen heimsuchte, nach der Pfalz und traf enblich, nachbem er bei Höchst im Kampfe gegen Tilly die Hälfte seines Heeres verloren, mit Maneselb zusammen. Unterbessen hatten England, Dänemark und Sachsen mit dem Kaiser Unterhanblungen über die Wiebereinsetzung Friebrichs in seine Erblänber angeknüpft, und Ferbinanb verlangte vor allem, daß der Pfalzgraf die betben Sönberverwüster aus seinem Dienst entlasse. Friedrich gab dieser Forberung nach, und die Entlassenen traten, nachbem sie ihre Verwüstungszüge am Rhein noch eine Zeitlang fortgesetzt, in hollänbische Dienste. Währenb Mansselb balb toieber in Westfalen einbrach, beschloß Christian von Braunschweig, nach Böhmen zu ziehen, um im Verein mit Bethlen Gabor den Pfalzgrafen wieber auf den Thron zu erheben. Der Kurfürst von Sachsen verweigerte ihm jeboch den Durchzug durch feine Sänber, und so sah er sich zur Rückkehr genötigt. Ehe er sich aufs neue mit Mansfelb vereinigen konnte, wurde er bei Stadt lohn von Tilly angegriffen und gänzlich geschlagen (1623). Mansfelb entließ hierauf gleichfalls seine Truppen und ging nach Lonbon, währenb Christian sich nach Paris begab. 2. Der nicdersächsisch-dänische Krieg (1625—1629). ^ ' Durch Frankreichs und Englanbs feinbliche Haltung gegen Österreich zu neuen Hoffnungen ermutigt rüsteten die niebersächsischen Stäube, die seit dem Pafsaiter Vertrage verschobene katholische Stifte eingezogen hatten und die noch übrigen norbbeutfchen Bistümer sich gleichfalls anzueignen

5. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 204

1873 - Heilbronn : Scheurlen
204 Pfälzischer und medersächfisch -dänischer Krieg. Union ließ ihren Führer im Stich und schloß einen Vertrag mit der Liga. Während nun Spinola mit einem spanischen Heere die Pfalz, Kursachsen die Lausitz besetzte, brachte Maximilian die Protestanten in Oberöstreich zum Gehorsam und rückte mit seinem General Tilly und mit dem Kaiser Ferdinand in Böhmen ein und geradezu auf Prag los. Friedrichs Heer unter 7.Nov. 1620.Thurn und Christian von Anhalt wurde in der Schlacht am weißen Berge bei Prag gänzlich geschlagen; Friedrich floh nach Breslau, Berlin und Holland, wurde in die Acht erklärt und seiner pfälzischen Erbländer beraubt. Böhmen, Mähren und Schlesien mußten sich Ferdinand unterwerfen, der ein strenges Strafgericht hielt: 27 der Vornehmsten wurden hingerichtet, vielen Hunderten ihre Güter geraubt, alle protestantischen Geistlichen fortgejagt, die Jesuiten wieder eingeführt und durch jedes, auch das schändlichste Mittel der Protestantismus ausgerottet und alles wieder katholisch gemacht. Über 30,000 Familien mußten das Land verlassen, weil sie ihrem Glauben treu bleiben wollten. Den Majestätsbrief zerschnitt Ferdinand mit eigener Hand. Nach Auflösung der Union setzten Graf Ernst von Mansfeld, Prinz Christian von Braunschweig-Halberstadt und Markgraf Friedrich von Baden-Durlach den Krieg fort und suchten dem geächteten Kurfürsten wenigstens seine Rheinpfalz zu erhalten, und so begann der zweite Theil dieses 1621-1623.Krieges, der pfälzische Krieg. Christian plünderte die katholischen Stifter in Westfalen, Mansfeld in Franken, am Rhein und im Elsaß, vereinigte sich mit dem Markgrafen und schlug den ihnen entgegenrückenden Tilly bei Wies- 1622. loch. Kurfürst Friedrich kam wieder in sein Land, Tilly zog sich bis gegen Heilbronn zurück; aber nun trennte sich Mansfeld vom Markgrafen, und Tilly schlug letzteren bei Wimpfen, wo der Heldentod der 400 Pforzheimer diesem das Leben rettete. Hierauf wurde Christian von Tilly bei Höchst geschlagen und vereinigte sich mit Mansfeld, aber beide zogen sich, von dem Kurfürsten aus seinem Dienste entlassen, in die Niederlande zurück. Tilly nahm die Pfalz aufs härteste mit, erstürmte Mannheim und Heidelberg und ließ die berühmte Heidelberger Bibliothek nach Rom bringen. Als aber Christian seinen Plim- 1623. derungskrieg in Westfalen fortsetzte, so zog Tilly dorthin und schlug ihn bei Stadtloon, worauf Christian und der in Ostfriesland verweilende Mansfeld ihre Söldner entlassen mußten, jener nach Frankreich, dieser nach England floh»- und Bethlen Gabor mit dem Kaiser Frieden machte. Auf dem Reichs- 1623. tag zu Regensburg wurde die pfälzische Kur würde dem Herzog Maximilian von Baiern für seine Verdienste um den Kaiser und den Katholicismus übertragen. 1624-1629. Darauf folgte der dritte Theil dieses Krieges, der nie der sächsisch-dänische Krieg. Tilly blieb mit seinem Heere in Westfalen und unterstützte die Ansprüche der Katholiken bei Wiedereinziehung der von den Protestanten längst besessenen geistlichen Stifter. Da erhob sich der niedersächsische Kreis und stellte den König Christian von Dänemark, Schwager des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, als Anführer auf. Auch Mansfeld und Christian von Braunschweig traten wieder auf dem Kriegsschauplatz auf, nachdem sie, von England und Holland mit Geld unterstützt, neue Truppen angeworben hatten. Da auf diese Weise der Krieg sich noch weiter hinauszuziehen schien, so war es dem Kaiser lästig, immer von Maximilian und der Liga abhängig zu sein, und er beschloß ein eigenes Heer aufzustellen und das Kommando dem Albrecht von Wallen stein zu übertragen. Dieser, am 15. Sept. 1583 zu Prag geboren, hatte sich bereits gegen die Türken, Venetianer und

6. Neuzeit - S. 108

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 108 — ihrem Bürgermeister Deimling gerettet haben soll. Jetzt eilte Braunschweig aus Westfalen herbei, um die Verbindung mit Mansfeld herzustellen, verlor indes, als er eben den Main überschreiten wollte, die Schlacht bei Höchst, die dem ligistischen Feldherrn die Besetzung der Pfalz ermöglichte, nach welcher Friedrich V auf kurze Zeit zurückgekehrt war. § K5. Tcr nikdcrjächsisch-dänische Krieg. Während nach dem mißlungenen pfälzischen Feldzuge der Badener Markgraf gänzlich vom Kriegsschauplätze abtrat, warben seine beiden Mitstreiter in Holland neue Truppen an und fielen dann in Ost-friesland und Westfalen ein. Ta erschien Tilly an der Spitze feines verstärkten Heeres in Niedersachsen und schlug den Prinzen 1623 Christian bei Stadtlohn im Münsterschen so vollständig aufs Haupt, daß demselben nur ein geringer Rest an Mannschaft übrig blieb. Infolge beffen begab sich der letztere nach Frankreich, und Mansfeld, der zu schwach war, um den Kampf allein weiter zu führen, entließ seine Söldnerscharen und wandte sich nach England. Die katholische Partei aber säumte nicht, die errungenen Vorteile für ihre Zwecke nach Kräften auszubeuten. Kurfürst Maximilian von Baiern hatte schon damit begonnen, in der von ihm gewonnenen Pfalz die protestantische Lehre auszurotten, und nun sollte auch in Niedersachsen unter dem Truck des ligiftifchcu Heeres die römische Küche wieder hergestellt werden. Ta griffen die dortigen Stände zu den Waffen 1624 und wählten den König Christian Iv von Dänemark, der als Herzog von Holstein deutscher Reichsfürst war, zu ihrem Kriegsobersten und Führer, während gleichzeitig Ernst von Mansfeld und Christian von Braunfchweig durch England, die Niederlande und das auf die wachsende österreichisch-spanische Macht eifersüchtige Frankreich in den Stand gefetzt wurden, mit neuen Streitwaffen im Felde zu erscheinen. Angesichts solcher Rüstungen durfte auch Kaiser Ferdinand nicht unthätig bleiben, und um in feinen Unternehmungen nicht länger von dem Haupte der Liga abhängig zu fein, dachte er an die Aufstellung eines eigenen Heeres. Der im nördlichen Böhmen ansässige, reichbegüterte Albrecht von Wallen st ein, Herzog von Friedland, der bereits in früheren Kriegen mit großem Ruhm gefochten, kam seinen Wünschen entgegen, indem er sich erbot, aus seinen Privatmitteln eine genügende Truppenmacht aufzubringen, wenn man ihm den unbeschränkten Oberbefehl über dieselbe einräume. Sein Vorschlag wurde angenommen, und bald sah sich Wallenstein, dessen wohlbekannter Name die kühnsten und beutelustigsten Leute herbeilockte, an der Spitze von 50 000 Mann, mit denen er in Niedersachsen einrückte. 1625 Tilly war eben bis an die Weser vorgedrungen, als

7. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 198

1892 - Gera : Hofmann
198 ts-t. Ferdinand Ii. 1620 1625 htte er die Stadt ohne Mhe genommen. Ein Trupp sterreichischer Reiter befreite Ferdinand aus seiner Bedrngnis. Die Bhmen aber erklrten ihn nun als den Erbfeind des evangelischen Glaubens und den Sklaven der Jesuiten" fr abgesetzt und whlten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem Könige. Der eitle, schwache Mann nahm die gefhrliche Krone an, wie man sagt, auf Drngen seiner Ge-mahlin, einer Tochter des englischen Knigs Jakob I. Die Krnung ging mit ver-schwenderischer Pracht vor sich. Doch schon nach wenigen Monaten rckten die Kaiser-lichen und das verbndete Heer der Liga unter Maximilian von Bayern in Bhmen ein. Friedrich wurde von der Union im Stiche gelassen. Auf dem weien Berge bei Prag erlitt sein Heer nach einstndiger Schlacht eine gnzliche Niederlage (8. November 1620). Whrend des Kampfes fa er an der reich be-setzten Tafel. Mit kopfloser Hast floh der Winterknig" und lie sogar Krone und Zepter zurck. Er irrte, von der Reichsacht getroffen, von Land zu Land und starb endlich auf fremder Erde. Nur einen Winter hat sein Regiment in Bhmen gedauert, und doch lange genug, um sich die Liebe des Volkes zu verscherzen. , Das besiegte Bhmen erfuhr das hrteste Los. Il55. Fnodrlch V . und seine Der Majesttsbrief wurde zerschnitten; die Je-' f litten kehrten zurck; die evangelischen Prediger wurden verjagt, des Kaisers Gegner unter Martern hingerichtet oder eingekerkert und ihrer Gter beraubt; das Volk mute zum Katholizismus zurckkehren. Die Union lste sich klglich auf. Die Pfalz nebst der Kurwrde erhielt Maximilian von Bayern. 3. Der dnische Krieg. Der ernste, streng-katholische Ligafhrer Tilly war nach Westfalen vorgerckt und bedrckte dort die Protestanten. Der niederschsische Kreis rstete gegen ihn und ernannte den Dnenknig Christian zum Kriegsobersten (1625). 156. Tilly. W, Der Kaiser erhielt in Albrecht von Wallen st ein einen eigenen Feldherrn, der ihm ein Heer auf eigene Kosten aufzubringen versprach. Wallenstein

8. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 105

1914 - Düsseldorf : Schwann
105 — persönlich den Majestätsbrief und verhängte Verfolgung und Tod über die Häupter der böhmischen Protestanten; zahlreiche Güter wurden eingezogen und verkauft. § 187. Die Eroberung der Pfalz. Unter den Verteidigern des Winterkönigs tat sich neben dem verwegenen Grafen Ernst von Mansfeld besonders der „tolle Christian" hervor. Dieser kaum fünfundzwanzigjährige Herzog von Braunschweig, ein Vetter der vertriebenen Pfalzgräfin, deren Handschuh er am Hute trug, war ein rauher Kriegsmann. Fürchterlich hausten seine Banden besonders in Westfalen. Den Dörfern und Städten legte Christian eine schwere Schatzung, d. h. Steuer auf; konnten sie diese nicht zahlen, so schritt er zur „Brandschatzung", indem er sie einäschern ließ. Als Christian auf dem Wege nach der Pfalz bei H ö ch st den Main überschreiten wollte, wurde er von Tilly völlig geschlagen, 1622. Der Sieger eroberte die ganze Pfalz und zog in die Hauptstadt Heidelberg ein; die kostbare Büchersammlung ihrer Hochschule sandte Maximilian von Bayern auf fünfzig Frachtwagen nach Rom. Bei Stadtlohn in Westfalen brachte Tilly dem Braunschweiger darauf im Sommer 1623 eine neue blutige Niederlage bei?) Für den Pfälzer war alles verloren, und der Kaifer übertrug die ihm abgesprochene Kurwürde dem Herzoge von Bayern. Der Uiedersächfisch-vänische Krieg. § 188. Wallenstein. Nun zog der Dänenkönig Christian, der als Herzog von Holsttzin an die Spitze des niedersächsischen Kreises trat, gegen den Kaiser das Schwert. Dieser aber fand Hilfe bei W a l l e n st e i n. Gerade hundert Jahre später als Luther war Albrecht von Waldstein oder Wallenstein geboren. Er stammte aus einem böhmischen Adelsgeschlecht und war ursprünglich protestantisch; als Jüngling hatte er die katholische Religion angenommen. Zu Padua in Italien, wo er studierte, prophezeite ihm der Sterndeuter Seni eine glänzende Zukunft. Er selbst glaubte, die Bestätigung dafür in den Sternen zu erblicken. Das entfachte den Ehrgeiz des tatendurstigen Mannes. Die Vermählung mit einer reichen Witwe verschaffte ihm ein fürstliches Vermögen. Im böhmischen Kriege rüstete er ein Kürassierregiment aus und befehligte es in der Schlacht am Weißen Berge. Aus den eingezogenen Gütern der böhmischen Protestanten kaufte er sich dann große Besitzungen zusammen, die er zu der Herrschaft F r t e b l a n b vereinigte. Den „Frieblänber" nannte man ihn. Dieser mächtige Mann brachte jetzt auf eigene x) Gedicht: Dro st e-Hüls hoff, „Die Schlacht im Loner Bruch."

9. Siebenhundert Jahre vaterländischer Geschichte - S. 11

1899 - Lüneburg : Stern
— 11 — Christian der Ältere von Celle und 1611—1633. Georg von Hertzberg, später Celle, beschließen das 1636—1641. System der „bewaffneten Neutralität", um ihre ' Länder vor den Drangsalen des Krieges zu bewahren. Christian, dem von seinem älteren Bruder Friedrich Ulrich der Durchzug durch Braunschweig verwehrt wird, zieht uctch Westfalen und wirft die Kaiserlichen mit Hülfe der Bürger aus den festen Städten Lippstadt, Soest, 1622. Hamm, Münster und Paderboru. Um sich mit Mansfeld, welcher am oberen Rhein steht, zu vereinigen, schickt Christian seinen Obristen Knyphansen nach Höchst voran, mit dort eilte Brücke über deu Main zu schlagen. Der Bau geht wegen Materialmangel zu langsam, daher wird die Armee Christians kurz vor dem Übergang über deu Main von Tilly geschlagen. 1622.10. Jun. Friedrich V. in der Hoffnung durch Verhandlungen weiter zu kommen, sagt sich von Christian und Mansfeld los. Beide bieten darauf ihre Hülfe den Holländern an und schlagen die Spanier unter Cordova bei Bergen op Zoom. Christian verliert einen Arm. lfi22-19- Aug. Nach dem Siege entziehen die Holländer Christian itud Mansfeld den Unterhalt. Ersterer zieht nach Westfalen, letzterer nach Ostfriesland. Schwächliche Haltung der nieder-sächsischen Kreisstände: „Ihr habt Euch selbst mutwillig dahiu gebracht, daß der Kaiser und katholische Partei Euch ohne Schwertstreich unterjochen können. Gott und der Zeit überlasse ich zu rächen, daß ich von Euch jetzt hilflos gelassen werde, und das Fürstentum meiner Vorfahren dem Raube und Brande preisgegeben sehen muß." (Bries Christians an die Stände). Schlacht bei Stadtloo. Christian wird von Tilly 1623. geschlagen. Die niedersächsischen Stände wählen König Christian 1625. von Dänemark zum Kreisobristen. Christian von Braunschweig und Mausfeld werden zu Führern erwählt und

10. Geschichte des deutschen Volkes - S. 238

1867 - Berlin : Vahlen
338 Der 30jährige Krieg, b) Krieg i. d. Pfalz u. Niedersachsen. § 390—391. § 390. Es beginnen nun jene Verwüstungen der Generale und der Heere, durch welche der 3ojährige Krieg so verhängnißvoll geworden ist. Verschiedene Feldherren (eher Bandenführer, Condottieren, zu nennen), spielen dabei eine her- vorragende Rolle. Ernst von Mansfeld, aus einer katholischen Soldaten-- familie, hatte erst gegen die Protestanten, dann nach seinem Uebertritt zu ihrer Religion, für sie gekämpft. Er führte den Krieg für Friedrich V. theils mit englischem und niederländischem Gelde, theils durch Contributionen und Brand- schatzungen auf Kosten der Länder, in denen er stand; diese Art, den Krieg sich selbst ernähren zu lassen, war nicht mehr neu (Z 369.), aber ward nun erst allgemein. Ihm gegenüber stand Tillh, der bereits dem baierischen und östreichischen Hause wichtige Dienste gegen die Ketzer geleistet, der Feldherr Maxi- milians; ein kleiner, fast komisch anzusehender Mann, mit spitzem Bart und lang vom Hut herabwallender, rother Feder, mönchisch in seinen Grundsätzen, wunderlich in seinem Wesen, furchtbar, entschlossen und schlau in seinen Kriegs- unternehmungen. -— Zu diesen Feldherren kamen noch andere. Von den Unions- fürsten focht am Rhein der wackere Georg Friedrich von Baden-Durlach allein noch treulich für Friedrich V. In Westfalen und Niedersachsen aber trat der abenteuerliche (protestantische) Fürstbischof von Halberstadt, Christian von Braun schweig, für den vertriebenen Kurfürsten auf. Dieser wilde, zügellose -Jüngling hatte noch einen Anflug alter Ritterlichkeit. Mit dem Handschuh der Pfalzgräfin am Hut focht er für diese seine Dame. ,,Gottes Freund, der Pfaffen Feind," lautete sein Wahlspruch, mit dem er seine Gewaltthätigkeiten und Plünderungen in katholischen Gegenden, besonders geistlichen Stiften, be- trieb. — Ernst von Mansfeld und Georg Friedrich von Baden gewannen zu- sammen bei Wiesloch (27. April 1622) einigen Vortheil über Tillh. Dann, veruneinigt und getrennt, ward der Letztere bei Wimpfen von Tillh geschlagen (6. Mai 1622). Christian von Braunschweig, der von Westfalen mit bedeu- tenden Truppen heranzog, ward zu einer Schlacht von ihm verlockt, eher er sich mit Mansfeld vereinigt hatte, und erlitt bei Höchst (20. Juni 1622) eine Niederlage. Nach diesem Unglück seiner Feldherren demüthigte sich Friedrich V., der persönlich in der Pfalz gewesen war, vor dem Kaiser, ohne dadurch sein Land wiederzubekommen, das von Tillh ganz besetzt ward. Die Union löste sich auf; Maximilian bekam die Kurwürde und die an sein Herzogthum anstoßende Oberpfalz (1623). Die Rheinpfalz hatte der Kaiser besetzt und dachte sie zu behalten. tz 391. Zunächst wurden Ernst von Mansfeld und Christian von Braun- schweig die Veranlassung zu weiterer Ausdehnung des unglücklichen Krieges. Beide Männer führten nach ihrer Niederlage ihre wilden Schaaren in die Nie- derlande, um dort mit ihnen gegen die Spanier zu kämpfen. Da sie aber dem Lande selbst eine Geißel waren, wurden sie hier bald entlassen, und sie fielen nun wieder in Deutschland ein, Christian in den niederrheinisch-westfäli- schen Kreis, wo er die katholischen Stifter brandschatzte, Ernst in das (refor- mirte) O stsrisland, wo er die reichen Bauern und Städte plagte. Jetzt hatte der Kaiser Grund, um des Reichsfriedens willen, Tillh gegen diese Räuber nach Norddeutschland zu schicken; er kam, schlug Christian bei Stadt Loo in West- falen (9. August 1623), blieb aber nun in diesem Kreise mit Heeresmacht stehen, räumte die Kirchen den spärlichen Resten der Katholiken wieder ein, und hals, wo es nur anging, die protestantische Bevölkerung unterdrücken. Immer ge- fahrvoller gestaltete sich die Lage für die norddeutschen Lutheraner; der nieder- sächsische Kreis, der sich zunächst bedroht- sah, traf nun 1624 auch wirklich Vertheidigungsmaßregeln; er ernannte Christian Iv. von Dänemark zum Feld-

11. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 106

1840 - Münster : Coppenrath
106 Friedrich- von Baden als Streiter für das pfälzische Haus auf und ließ seine Truppen zu den mansfetdschen stoßen. Aber schon kurz nach dieser Verbindung entstand Uneinigkeit unter den beiden Anführern und sie trennten sich. Diese Trennung ward ihr Verderben. Tilly griff zuerst den Markgrafen an und besiegte ihn bei Wimpfen am 8. Mai 1622 völlig; am 20. Juni schlug er auch den Grafen bei Höchst. Durch diesen Schlag cntmuthigt, trat der Markgraf wieder von dem Schauplatze des Krieges ab. Er entließ seine noch übrigen Truppen und zog sich in die Stille des Privatlebens zu- rück. Nur Mansfeld verlor den Muth nicht. Ec bekam bald einen anderen Waffengenossen an dem jungen Helden Christian von Braun schweig, dem Bruder des regierenden Herzoges. Beide trieben das frühere Kriegsfpiel bald hier bald dort mit so kühner Verwegenheit, daß selbst Paris vor ihnen zitterte, als sie den Hugenotten Hülfe versprachen. Fürchterlich hauseten ihre Raubschaaren, besonders in Westfalen. Als Christian nach Pader- born kam, nahm er von dem Altare der dortigen Domkicche die silbernen Bildsäulen der Apostel weg und sagte dabei spottend: „Ihr seid ja bestimmt, in alle Welt zu ziehen, nicht aber hier müßig zu stehen." Er schickte sie in die Münze und die daraus geprägten Thalcr erhielten die Umschrift: „Gottes Freund, der Pfaffen Feind." Aber Tilly eilte ihm nach, holte ihn bei Höchst, als er eben über den Main seheit wollte, ein, und schlug ihn der- gestalt, daß er kaum mit der Halste seiner Truppen entkam. Mit dieser stieß der Flüchtling zu Mansfeld, und beide fielen wieder verheerend über Elsaß her. Friedrich sah endlich ein, daß er von den Waffen jener Raubschaaren nichts zu hoffen habe. Er wandte sich deshalb an die Gnade des Kaisers und erklärte sich bereit, fußfallige Abbitte zu thun, wenn er ihm nur sein Land und seine Würde lassen wollte. Zugleich trennte ec sich von Mansfeld und Christian, die sich wegen ihrer Raubzüge allgemein verhaßt gemacht hatten. Allein seine Hoffnung tauschte ihn. Der Kaiser schenkte die pfälzi- schen Kurlande nebst der Ober- und Unterpfalz diesseits des Rheins

12. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 133

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
62. Der dänische Krieg (1624—1630). 133 könig", weil seine Königsherrlichkeit nur einen Winter gedauert hatte. Der Kaiser belegte ihn mit der Reichsacht und erklärte ihn seiner Pfalz samt der Kurwürde verlustig. , „ , r,.r n 6* Gegenreformation in Böhmen. >zetzt brach eme bose Zeit für das arme besiegte Böhmerland an; denn der grausame Ferdinand war entschlossen, der Ketzerei ein für allemal ein Ende zu machen. 24 edle Böhmen wurden hingerichtet, sehr viele andere mit Verbannung und Gütereinziehung bestraft; alle übrigen Evangelischen aber erhielten die Wahl, ob sie katholisch werden oder auswandern wollten. Da ergriffen nicht weniger als 30000 Familien den Wanderstab, um fern von der Heimat eine Stätte zu suchen, wo sie ungestört ihrem Glauben leben könnten. Die übrigen, meist Arme, mußten wohl oder ubel katholisch werden. Sie wurden es ja nicht von Herzen; aber die Jesuiten sorgten schon dafür, daß es bei ihren Kindern oder Kmdes- kindern geschah, und jetzt ist Böhmen ein streng katholisches Land. Den Majestätsbrief vernichtete Ferdinand mit eigener Hand. 7. Krieg um die Pfalz. Böhmen war für Friedrich V., den entflohenen Winterkönig, verloren; nun hätte er gern doch ferne Pfalz gerettet. Die protestantische Union aber, auf die er hoffen mochte, ließ ihn im Stich und löste sich auf. Dagegen erhoben sich für ihn drei kleine Fürsten, die fast nichts hatten als ihr Schwert, nämlich Ernst von Mansfeld, Friedrich von Baden und Christian von Braunschweig. Der tüchtigste von ihnen war der Mansfelder; jedoch schändeten er und der Braunschweiger die evangelische Sache dadurch, daß sie ihre zuchtlosen Truppen wie Räuberscharen in den von ihnen durchzogenen Gegenden Hausen ließen. Alle drei Fürsten wurden in den Jahren 1622 und 1623 von Tilly, dem Feldherrn der Liga, besiegt. Da flehte der Winterkönig den Kaiser um Gnade an und erbot sich zu fußfälliger Abbitte, wenn er nur fein Land behalten dürfe. Vergebens, Kaiser Ferdinand verlieh Pfalz und Kur dem Herzog von Bayern. So endete mit einem völligen Siege des Kaisers der erste Abschnitt des dreißigjährigen Krieges, der sogenannte böhmischpfälzische Krieg. 62. Der dänische Krieg (1624—1630). 1. Veranlassung. Als Tilly alle Feinde des Kaisers aus dem Felde geschlagen hatte, entließ er nicht etwa sein Heer, sondern blieb in Westfalen stehen und begann protestantische Kirchen wegzunehmen, Geistliche zu verjagen und andere Gewalttätigkeiten zu verüben. Da wurde den norddeutschen Fürsten bange, daß der Kaiser im Sinne habe, auch sie zu demütigen und den evangelischen Glauben auszurotten. Darum griffen sie zum Schwert. Den Oberbefehl über ihre vereinigten Truppen übertrugen sie dem Könige Christian Iv. von Dänemark. Sofort waren auch der Mansfelder und der Braunschweiger wieder da, um zu helfen. Nun wurde Norddeutfchland der Schauplatz des fürchterlichen Krieges.

13. Weltkunde - S. 136

1886 - Hannover : Helwing
136 die Protestanten. Der edle Maximilian Ii. (1564—76) war ihnen gleichfalls zugethan. Er hatte mit den Türken zu kämpfen. Unter dem schwachen Rudolf Ii. (1576—1612) wurde die religiöse Spannung größer und es entstand ein protestantisches Bündnis (Union) und ein katholisches (Liga). 1609 gewährte er durch den sogenannten Majestäts- brief den 3 Ständen der Herren, Ritter und königlichen Städte in Böhmen Religionsfreiheit. Der schwache Matthias (1612—1619) war den Protestanten feindlich. § 64. Der dreißigjährige Krieg, u) Veranlassung. Die Spannung zwischen Protestanten und Katholiken dauerte noch immer fort. Als Kaiser Matthias den streng katholischen, jesuitisch erzogenen Ferdinand Ii. zu seinem Nachfolger ernannte und durch Schließung einer protestantischen Kirche und Nieder- reißung einer anderen, beide in Gebieten geistlicher Stände in Böhmen gelegen, nach der Meinung der Protestanten den Majestäts- brief verletzte und die Verwaltung Böhmens an 10 Statthalter, wovon 7 Katholiken, übertrug, entstand in Prag ein Aufruhr, 1618, bei welchem die kaiserlichen Räte aus dem Fenster geworfen wurden. — b) Hergang: 1. Der böhmisch-pfälzische Krieg (1618—24). — Ferdi- nand Ii. (1619—1637) war Kaiser geworden. Die Böhmen wollten ihn nicht als König haben und wählten das Haupt der Union, Friedrich von der Pfalz. Dieser wurde aber in der Schlacht am weißen Berge (von kaiserlichen Truppen und dem ligistischen Heere unter Tillp) geschlagen und mußte fliehen; Böhmen wurde verwüstet und der Protestantismus ausgerottet. Friedrich erhielt nur von zwei Landsknechtsführern (Christian von Branschweig und Ernst von Mansfeld) Hülfe, diese wurden aber in der Pfalz von Tillp geschlagen, und das Kur- fürstentum Pfalz kam an Bayern. 2. Der niederländisch-dänische Krieg (1624—30). — Als Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld erst in die Niederlande und dann in Niederdeutschland einfielen, teils um die Katholiken zu schädigen, teils um ihre Truppen zu ernähren, rückte Tillp nach Westfalen und schlug Christian daselbst. Bald nachher starb dieser. Als Tillp nun Norddeutsch- land bedrohte, stellte sich Christian Iv., König von Dänemark, als Kriegsoberster an die Spitze der Protestanten, wurde aber von Tillp bei Lutter am Barenberge (im Braunschweigischen, nordwestlich vom Harze) geschlagen. (1626). Albrecht von Wallenstein wurde kaiserlicher Obergeneral über ein von ihm selbst geworbenes Heer, schlug Mansfeld bei der Dessauer Brücke (1626) und verfolgte ihn bis Ungarn, wo Mansfeld starb. Tillp (ligistisches Heer) und Wallenstein (kaiserliches Heer) eroberten Holstein, Wallenstein dann Schleswig und Zütland. Letzterer verjagte die mecklenburgischen Herzöge, eroberte Pommern, aber Stralsund widerstand ihm siegreich (Wallensteins Schwur).

14. Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden - S. 150

1911 - Leipzig : Hirt
150 Das Zeitalter der religisen Kmpfe. Der Niederschsisch-Dnische Krieg, 16251629. Ursache. Kaiser Ferdinand war mit Hilfe des ligistischen Heeres als Sieger aus dem Kampfe hervorgegangen; ganz Sddeutschland war in seiner Gewalt. Das erfllte manchen Protestanten Norddeutschlands mit groer Sorge, zumal Tillys Scharen unter Waffen blieben. ejess!r Auf Betreiben Frankreichs hatten sich inzwischen England, Holland und König Christian Iv. von Dnemark wider Kaiser Ferdinand verbunden. Vorerst sollte König Christian, der als Herzog von Holstein deutscher Reichsfrst und Kreisoberst des niederschsischen Kreises ()*. S. 118) war, dem vertriebnen Winterknig Friedrich V. die Pfalz zurckgewinnen. Auch Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig erschienen wieder in Deutschland, um das Kriegs-glck aufs neue zu versuchen. Ihre Truppen vereinigten sich mit denen Christians Iv. Tilly war den Verbndeten nicht gewachsen und konnte sich nur mit Mhe behaupten. In dieser Not erbot sich der kaiserliche Oberst Albrecht von Waldstein oder Wallenstein, dem Kaiser ein Heer zu werben. Sein Anerbieten wurde gern angenommen. Wallenstein. _ Wallen stein stand im rstigen Mannesalter von 42 Jahren. Er war eine groe, hagere, aber stolze Erscheinung. Seine Gesichtsfarbe war gelblich, der Blick der Augen stechend, die Stirne breit und hoch. Von seinen Schultern wallte ein scharlachroter Mantel; von: Hute wehte eine rote Feder. Ernst und schweigsam schritt er einher, eher Furcht und Grauen als Vertrauen erweckend. Er entstammte einer protestantischen freiherrlichen Familie in Bhmen, war aber nach dem frhen Tode seiner Eltern katholisch erzogen worden. Nachdem er seine Studien vollendet, begab er sich aus Reisen. In Padua zog ihn der dort erteilte Unterricht in der Astrologie oder Sterndeutern mchtig an. Damals herrschte der allgemeine Aberglaube, man knne aus der Stellung der Gestirne die knftigen Schicksale der Menschen lesen. Ein Sterndeuter namens Seni ver-sicherte Wallenstein, in den Sternen gelesen zu haben, da er zu hohen Ehren be-rufen sei. Seni ward seit dieser Zeit sein treuester Freund und der Ehrgeiz seine heftigste Leidenschaft. Er vermhlte sich mit einer reichen Witwe, die ihm bei ihrem frhen Tode ein frstliches Vermgen hinterlie. Mit Klugheit und Tapferkeit kmpfte er im Heere des Kaisers, der ihn zum Obersten ernannte. An der Spitze seines selbstgeworbenen Krassierregiments zeichnete er sich in der Schlacht am Weien Berge aus und trug wesentlich zum Siege des kaiserlichen Heeres bei. Da seine bhmischen Gter durch die Ausstnde schwer gelitten hatten, berlie ihm der Kaiser die Herrschaft Friedland. Diese ver-grerte er, indem er fr geringes Geld der sechzig Gter der vertriebenen Pro-testanten erwarb, so da er der reichste Grundbesitzer im Lande wurde. Der Kaiser erhob ihn in den Reichsfrstenstand und ernannte ihn zum Herzog von Friedland. Als Oberst seines Krassierregiments verstand es Wallenstein, Offi-ziere wie Mannschaften an sich zu fesseln. Erstere lud er oft an seine reich-besetzte Tafel und belohnte ihren Eifer und ihre Treue durch Geldgeschenke; seine Soldaten aber blendete er durch seinen Reichtum, seine Freigebigkeit und sein ver-schlossenes, geheimnisvolles Wesen. Als er jetzt die Trommeln rhren lie, strmten von allen Seiten, selbst aus auerdeutschen Lndern, die Leute, Katholiken wie Protestanten, herbei, um unter dem Friedlnder" ihr Glck zu machen. In kurzer

15. Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen - S. 135

1917 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
X. Friedrich der Große und die Provinz Westfalen. 135 schlagen. Ganze französische Regimenter wurden aufgerieben oder mußten sich ergeben. Die Verluste der Franzosen betrugen 5000 Mann, 19 Kanonen und 9 Fahnen. Der Vormarsch der französischen Truppen nach dem Osten und ihre Vereinigung mit den Russen und Österreichern war vereitelt. Trotz dieses Sieges blieb das französistze Heer auf dem westfälischen Kriegsschauplatz und plünderte die besetzten Gebiete furchtbar. d. Die Wirkungen des Krieges in Westfalen. Westfalen hatte unter dem Kriege schwer gelitten. Namentlich die Franzosen sogen durch Plünderungen, langdauernde Einquartierungen und von ihnen ausgeschriebene Kriegslasten manche Gegenden völlig aus. Aber auch die Verbündeten erlaubten sich viele Gewalttätigkeiten. Bielefeld mußte für eine mehrwöchige Einquartierung der verbündeten Truppen eine Kriegslast von 510000 Talern aufbringen, und die Franzosen erpreßten während eines vierstündigen Aufenthaltes über 34000 Taler. Selbst Herzog Ferdinand zog ohne Schonung aus den besetzten Gebieten an Rekruten und Abgaben heraus, was er eben mit Gewalt erreichen konnte. Denn damals hatte jede besetzte Landschaft auch das Heer des eigenen Landes mit allen Bedürfnissen zu versorgen. Die Verbündeten preßten die Bewohner ganzer Gebiete förmlich aus, damit der Feind bei seinem Vorrücken völlig ausgehungerte Land-strecken vorfinde, ein Verfahren, das ja auch die Russen noch im Weltkriege 1915 den deutschen Armeen gegenüber anwandten. Die Folge war eine gewaltige Teurung, die Preise für die Lebensmittel wurden für die arme Bevölkerung unerschwinglich. In Ravensberg kostete ein Scheffel Roggen 6 Taler 30 Groschen, ein Scheffel Hafer 5 Taler 18 Groschen, ein Pfund Zucker 28 Groschen, ein Pfund Graupen 8 Groschen. Der große König tat nach dem Friedensschluß sein Möglichstes, die Not zu lindern und den Wohlstand des Volkes in der Provinz wieder zu heben. Er unterstützte die Gegenden, die am meisten unter dem Kriege gelitten hatten, reichlich aus seinem Kriegsschatz von 25 Millionen Talern. Die westfälischen Länder erholten sich denn auch verhältnismäßig schnell wieder von den Wunden, die der Krieg geschlagen hatte. Die Markaner bei Irieörich Ii. Es sprach der große König: „Die Schlacht ich wohl gewann, doch hat sie mich gekostet auch manchen guten Mann! Wo nehm' ich nun Soldaten und Regimenter her? Denn Österreich darf Schlesien bekommen nimmermehr!"

16. Von den Anfängen der Germanen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges : Lehraufgabe der Unterprima - S. 231

1911 - Leipzig : Teubner
53. Der Beginn des Dreiigjhrigen Krieges und dersiegeslauf des Katholizismus. 231 hatte, gegen das Reichsrecht von Ferdinand gechtet worden. Ein spanisches Heer und das ligistische unter Tilly rckten in der Rhein-Pfalz ein. Zu deren Verteidigung hatten sich drei protestantische Fürsten vereinigt, Ernst von Mansfeld, der Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlachi) als Nachbar des Winter-knigs und der Administrator von Halberstadt Prinz Christian von Braunschweig als Vetter der unglcklichen Kurfrstin von der Pfalz. Der Mansfelder siegte bei Wiesloch (s. v. Heidelberg), Schlachten bei dann aber wurden der Markgraf bei Wimpfen (ct. Neckar) und Wimpfen und Christian bei Hchst (w. v. Frankfurt a. M.) geschlagen, und die ^ft 1622' Pfalz samt Heidelberg kam in die Gewalt der Ligisten. Darauf drang Tilly bis in den niederschsischen Kreis vor. Bei Stadtlohn Schia-ht bei (w. v. Mnster) wurde Christian so vollstndig besiegt, da er ^e"t"btloi;,n lb23-Hlfte seines Heeres einbte, weshalb er sich wie Mansfeld nach den Niederlanden flchtete. Im gleichen Jahre hatte Maximilian die Pflzer Kur, vor-.Bayern Kur-lufig nur fr seine Person, erhalten. Auerdem bekam er Oberster-riuftentlllit 1623, reich und die Oberpfalz in Pfandbesitz, bis ihm der Kaiser die Kriegs-kosten zurckerstattet htte; die letztere wurde ihm 1626 gegen Ru-mung Obersterreichs erblich berlassen. Der Kurfürst von Sachsen besetzte die Ober- und Niederlausitz. Der Sieg der katholischen Partei und des habsburgischen Hauses war vollkommen. Schon im Jahre 1621 hatte sich die Union auf- 9tuf",?bei' gelst. Wie eine Wetterwolke stand das Tillysche Heer in Westfalen, während die burgundischen Kreistruppen", die Spanier, die Pfalz behaupteten und in ihr in gewaltsamster Weise den Katholizismus wiederherstellten. 3. Der Niederschsisch-dnische Krieg (16241629). Der gln- Fortsetzung des zende Sieg der katholischen Waffen und das Anschwellen der Habs- ne9es" burgischen Macht erregten weit der Deutschland hinaus im ganzen Westen und Norden Europas groe Beunruhigung. Das Heer der Liga bildete fr die Niederlnder und die norddeutschen Fürsten eine starke Bedrohung. So kam es, da Christian V. von Dnemark, ^ Dnemark der als Herzog von Holstein Kreisoberst des niederschsischen Kreises war, mit Holland und England ein Bndnis abschlo. Auch der franzsische Minister Richelieu knpfte, um Habsburg zu schdigen, Beziehungen mit den deutschen Protestanten an. Die Be-kmpfnng dieser neuen Gegner erforderte eine Vermehrung der katho- 1) Die Zhringer (f. S. 119) hatten sich durch den Teilungsvertrag von 1535 in 2 Linien gespalten: ____Markgraf Christoph I. f 1527 Bernhard (Baden-Baden) katholisch, 1771 ausgestorben Ernst (Baden-Pforzheim, seit 1565 B.-Durlach) protestantisch, die jetzt regierende Linie

17. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 318

1851 - Heidelberg : Winter
318 Kap. 37. D cr 30jährige Krieg. (Niedersachsisch-dänischer Krieg.) kleines Heer hatte, es nicht wagte, länger das Feld zu halten, sondern seine Söldner entließ und sich nach England begab, während Chri- stian in Frankreich Hülfe suchte, Bethlen Gabor aber mit dem Kaiser Friede machte. Weil nun Tilly im Westfälischen den durch Christian aus ihrem Besitz gesetzten Katholiken wieder zu dem Ihren verhalf, so erklärte der König von Dänemark, der gerne das protestantische Bisthum Hildesheim für seinen Sohn gehabt hätte, aber besorgte, der Kaiser möchte es mit einem Katholiken besetzen, jenes Verfahren für einen Eingriff des Kaisers und vereinigte sich mit England und den Nie- derlanden zu einem Bündnisse,, dem zufolge Christian und Mansfeld in den Stand gesetzt wurden, wieder ein Heer anzuwerben. Dies; bewog den Kaiser Ferdinand, der bisher viele Mäßi- gung gezeigt hatte, von nun an zu strengeren Maßregeln, und um bei seinen Unternehmungen nicht bloß von Bayern und der Liga abhängen zu müssen, beschloß er, ein eigenes Heer aufzu- stellen und die Werbung desselben, so wie den Oberbefehl darüber dem Albrecht von Nzallenstein (eig. W al dt st ein) zu übertragen, einem böhmischen Edelmanne, der geboren zu Prag d. 15. Sept. 1583, von den Jesuiten zu Olmütz erzogen und auf Reisen gebildet, sich zuerst in Ungarn gegen die Türken, dann in Italien gegen die Venetianer und im böhmischen Kriege gegen die Mähren als unternehmender und glücklicher Anführer ausgezeichnet, ein großes Vermögen sich erheirathet und vom Kaiser für die Kosten der Erhaltung eines Regiments die Herrschaft Friedland an der Nordgrän;e Böhmens und den Reichs- fürstenstand erhalten hatte, und nun auch den Herzogstitel bekam. Anfangs wollte man ihm nur 20,000 M. werben lassen; allein so Wenige, meinte er, wären gcnöthigt, vom Brandschatzen zu leben, mit 50,000 Mann aber getraue cr sich jede Forderung durchzusetzcn. Als Wallcnstcin seine Werbcfahnen in Böh- men, Franken und Schwaben aufpflanzte, zog sein wohlbekannter Name die kühnsten und beutelustigsten Leute an und das Heer war bald beisammen. Mit seinem Scharfblick wußte er die Tüchtigsten für die Offizicröstellen auszufinden, und mit seiner Strenge die Widerspenstigsten im Gehorsam zu halten, den man ihm aber auch darum gerne leistete, weil er das Verdienst freigebig belohnte. Seine lange, hagere Gestalt, mit dem schwarzen kurzgeschnittcncn Haar, den scharlachrothen Hosen und Mantel, dem ledernen Wamms, spanischem Halskragcn und dem Klapphut mit der rothcn Feder, seine gehcimnißvollc Miene, sein arg- wöhnischer Blick — seine ganze Erscheinung hatte für Jedermann etwas Unheim- liches und Grauenerregendes. Weil Tilly noch in Westfalen blieb, so beschloßen die Stände deö nieder sächsischen Kreises, welche bisher eine bewaffnete

18. Die Neuzeit bis zur französischen Staatsumwälzung - S. 36

1914 - Düsseldorf : Schwann
- 36 - Das wehrlose Prag ergab sich und huldigte dem Kaiser. Fer-dinaud chtete den Flchtigen und entsetzte ihn der Kur und seiner Lnder. Er zerschnitt persnlich den Majesttsbrief und verhngte Verfolgung und Tod der die Hupter der bhmischen Protestanten; zahlreiche Gter wurden eingezogen und verkauft. 58. Herzog Christian Unter den Parteigngern des Winterknigs tat sich neben dem verwegenen Grafen Ernst von M a n s f e l d besonders der t o l l e C h r i st i a n" hervor. Dieser kaum fnfundzwanzigjhrige Herzog von Braunschweig, ein Vetter der vertriebenen Pfalzgrfin, deren Handschuh er am Hute trug, war ein rauher Kriegsmann. Wie zu frhlichem Jagen ging er in den Kampf. Vor allem Kriegsvolk, unter den Klngen der Feldmusik, lie er sich einst einen zerschmetterten Arm abschneiden. Frchterlich hausten seine Banden besonders in Westfalen. Den Drfern und Stdten legte Christian eine schwere Schtzung, d. h. Steuer, auf; konnten sie diese nicht zahlen, so schritt er zur Brand-schatzung", indem er sie einschern lie. Zu diesem Zwecke fhrte er sogar eigene Brandmeister mit sich. In Paderborn plnderte er persnlich den Domschatz; aus den silberigen Statuen der Apostel lie er Mnzen prgen, denn Christus der Herr habe ihnen ja geboten: Gehet hinaus in alle Welt?" Auf den Mnzen aber stand die Um-schrift: Gottes Freund, der Pfaffen Feind." Als Christian auf dem Wege nach der Pfalz bei H ch st den Main berschreiten wollte, wurde er von Tilly vllig geschlagen, 1622. Der Sieger eroberte die ganze Pfalz und zog in die Haupt-stadt Heidelberg ein; die kostbare Bchersammlung ihrer Hochschule sandte Maximilian auf fnfzig Frachtwagen nach Rom. Bei Stadtlohn in Westfalen brachte Tilly dem Braun-schweizer darauf im Sommer 1623 eine neue blutige Niederlage bei. Annette von Droste hat diese Schlacht im Loner Bruch" prchtig geschildert. Fr den Pflzer war alles verloren, und der Kaiser ber-trug die ihm abgesprochene Kur dem Herzoge von Bayern. Der niederschsischdnische Krieg. 59. Wallenstein. Nun zog der Dnenknig Christian, der als Herzog von Holstein an die Spitze des niederschsischen Kreises trat, gegen den Kaiser das Schwert. Dieser aber fand Hilfe bei Wallen st ein. Gerade hundert Jahre spter als Luther war Albrecht von Waldstein oder Wallenstein geboren. Er stammte aus einem bh-mischen Adelsgeschlecht und war ursprnglich protestantisch; als Jngling hatte er die katholische Religion angenommen. Zu Padua in Italien, wo er studierte, prophezeite ihm der Sterndeuter Seni

19. Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden - S. 149

1911 - Leipzig : Hirt
Der Bhmisch-Pflzische Krieg, 16181624. 149 von Sachsen trat auf des Kaisers Seite. Sein Gegner, Friedrich V., feierte unterdessen glnzende Feste in Prag, ohne sich um die Ausrstung seines Heeres zu kmmern. Ehe er sich's versah, stand das vereinigte kaiserliche und ligistische Heer unter dem Oberbefehl des kriegskundigen Tilly vor Prag. Binnen einer Stunde errang er am Weien Berge 1620. einen entscheidenden Sieg. Eiligst verlie Friedrich Prag und floh nach Holland. Mit seiner Herrlichkeit, die nur einen Winter gedauert hatte, war es zu Ende, und spottweise nannte man ihn den Winterknig". Johann Tferklaes Graf von Tilly war im Jahre 1559 auf der Burg Tilly in Brabant geboren. Seine Mutter hatte ihm eine treffliche Erziehung zuteil on l)' werden lassen, und inmitten einer rauhen, kriegerischen Zeit bewahrte der Sohn eine tiefe Frmmigkeit, vereint mit echter Nchstenliebe, Einfachheit und Entsagung. Er war von kleiner, aber krftiger Gestalt mit schmalem Antlitz, lebhaften Augen und spitzem, brtigem Kinn. Im Alter von zwanzig Jahren whlte er das Kriegs-Handwerk zu seinem Berufe, kmpfte spter tapfer gegen die Trken und brachte es rasch zum Obersten und General und schlielich zun: Feldmarschall. Nach der Schlacht am Weien Berge bei Prag hielt Ferdinand der Aung die Hupter der Aufstndischen ein strenges Gericht. Viele lie er hin- Bhmens, richten, ihre Gter einziehen und teils dem Staate, teils dem treu ge-bliebnen Adel oder der Geistlichkeit berweisen. Eigenhndig zerschnitt er den Majesttsbrief, verwies die Protestanten, die zum Katholizismus nicht zurckkehren wollten, des Landes und berief die verjagten Jesuiten zurck. Die Union lste sich auf. Nach kurzer Ruhe entbrannte der Krieg aufs neue. Es erschienen Pflzischer drei abenteuerliche Heerfhrer auf dem Plane, Graf Ernst von Mans-feld, der schon an den bhmischen Unruhen teilgenommen hatte, Mark-graf Georg Friedrich von Baden und Prinz Christian von Braunschweig. Sie sammelten die Scharen der ehemaligen Unions-truppen und die Reste der bhmischen Armee und lieen sie nach dem Grund-satz: Der Krieg mu den Krieg ernhren!" ein Freibeuterleben führen. Tilly war bemht, seine drei Gegner einzeln vor sein Schwert zu bringen und zu vernichten. Das gelang ihm. Den Markgrafen von Baden besiegte er bei Wimpfen am Neckar, so da sich dieser vom Kriegsschau-platz zurckzog. Bald war die gauze Pfalz in seiner Hand. Mansfeld und Christian entwichen raubend und mordend nach den Niederlanden. Von hier aus machten sie nach kurzer Pause einen Einfall in das Nordwest-liche Deutschland. Bevor sie sich vereinigen konnten, eilte Tilly herbei und vernichtete in der Schlacht bei Stadtlohn unweit Mnster in Westfalen die Scharen Christians. Wiederum retteten sich beide Aben-teurer nach Holland. Der Krieg schien beendet zu sein, und der Kaiser belohnte seine Bundes-genossen. Maximilian von Bayern erhielt die Oberpfalz (sdlich vom Fichtelgebirge) und die pflzische Kurwrde. Der Kurfürst von Sachsen, der die Lausitz unterworfen hatte, blieb im Besitz dieses Landes.

20. Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen - S. 110

1917 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
110 Vii. Westfalen int Dreißigjährigen Kriege. Kürassierregiments, geführt vom jungen Grafen Tilly, wurde auch die letzte noch geordnete Truppe gesprengt. Und nun war kein Halten mehr. Christians Armee löste sich in wilder Flucht auf. In der Nähe liegende Sümpfe erschwerten den Rückzug, und der Tod hielt eine reiche Ernte unter den zusammengedrängten Scharen. Der Kampf hatte kaum zwei Stunden gedauert. Der Verlust Christians betrug 6000 Tote und 4000 Gefangene, während Tilly nur 1700 Mann verloren hatte. Nur 4000 Mann entkamen nach Holland. Unter der großen Beute befanden sich zwei Wagen mit geraubten Silbersachen. Noch heute heißt der Teil des Lohner Bruches, auf dem der Kampf stattfand, der Blutkamp. Tillys Heer blieb in Westfalen und lagerte sich bei Rheine, „wo auch nicht ein Zaunstock" mehr übrig blieb. Dann setzte er seine Plünderung in dem in diesem unseligen Kriege besonders schwer bedrängten Gebiet von Paderborn und im Stift Minden fort. e. Das Blutbad von Höxter 1634. Da Höxter an einem Haupt-übergange über die Weser lag, hatte die Stadt von Freund und Feind zu leiden, wie kaum ein anderer Ort Westfalens. Die fortwährenden Truppendurchzüge ließen die bedauernswerten Einwohner nicht zur Ruhe kommen. In bunter Abwechselung folgten einander der tolle Christian, Tilly, dänische Völker, Schweden, die Kaiserlichen, Hessen und Braunschweiger. Die evangelische Stadt wurde 1628 gezwungen, zum Katholizismus zurückzukehren. Der damalige Bürgermeister sagt darüber in seinem Tagebuche: „1628 haben die Catho-lische Religion annehmen müssen, dar seyn wir zu gezwungen worden und mit Soldaten gedrungen, seyn dem Bürgermeister ins Haus gelegt alle Abend eine Korporalschaft, hat etzliche Tage gewartet, Ins wir die Religion haben angenommen." Aber nach der Schlacht bei Leipzig wurde in Höxter 1633 mit Hilfe braunschweigischer Truppen die katholische Geistlichkeit wieder aus der Stadt gejagt, diese kam an Hessen-Kassel und erhielt vier hessische Kompagnien als Besatzung. Im Jahre 1634 wurde die Stadt ins tiefste Elend gestürzt. Im April erschien der Kaiserliche Generalfeldmarschall von Gleen mit 7000 Mann zu Pferde und 3000 zu Fuß vor Höxter und begann sofort mit der Belagerung. Die Bürger beschlossen die hartnäckigste Gegenwehr, da sie auf die Hilfe schwedischer und braunschweigischer Truppen rechneten, die in der Nähe standen. Auch als. Gleen den Bewohnern einen Vergleich anbot, gaben sie zur Antwort, sie würden die Stadt bis zum letzten Mann verteidigen. Die Bürger in Verbindung mit der hessischen Besatzung schlugen einen Sturmangriff des Feindes ab, wobei sie sogar Bienenkörbe auf die Belagerer schleuderten. Dadurch ermutigt, wagten sie einen Ausfall auf den überraschten Feind und erschlugen eine große Anzahl Landsknechte. Gleen schwur schreckliche Rache! Er wollte die Stadt um jeden Preis einnehmen. In der Nacht zum 20. April war alles zum