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1. Weltkunde - S. 137

1876 - Hannover : Helwing
137 Münster und Osnabrück der westfälische Friede ge- schlossen. 1648. — (Aufgabe: Beschreib nach deinem Lese- buche: 1. Gustav Adolf. — 2. Tilly. — 3. Wallenstein. — 4. Die Eroberung von Magdeburg. — 5. Die Schlacht von Lützen.) §. 65. c. Folgen. 1. Die Reformation blieb besteben, und Katholiken und Protestanten erhielten gleiche Rechte; aber das deutsche Reich lag darnieder, und die Kaiserwürde hatte alle Bedeutung verloren, der Wohlstand war vernichtet, Sittenlosigkeit und Roheit allenthalben eingerissen (2/s der Bewohner todt, Städte und Dörfer verwüstet, Räuber, Hexenprocesse). Deutschland war ein Bund von 300 sogenannten Reichsständen, denen die that- sächliche Souveränetät (Landeshoheit) eingeräumt war. Sie konnten unter sich und sogar mit fremden Mächten Bündnisse schließen (freilich vorbehaltlich der Rechte des Kaisers, wie nutzlos hinzu- gefügt war); damit war die letzte Besiegelung der innern Auf- lösung des Reiches und seiner Dhumacht gegeben. Es wurde ein Spott fremder Völker und der Deutschen selbst und reifte lang- sam dem Tode zu, nicht einmal zur Vertheidigung mehr tauglich. Die Habsburgischen Kaiser konnten nichts mehr ausrichten und folgerichtig nur an die Stärkung ihrer Hausmacht denken. — 2. Wichtige Grenzländer waren dem Reiche entrissen. Schweden erhielt Vorpommern, Rügen, einen Theil von Hinterpommern, die Bisthümer Bremen und Verden; an Frankreich wurden Metz rc. (§. 62), der Elsaß (außer Straßburg und 10 Reichsstädten), einige Festungen wie Breisach abgetreten; die Schweiz und die Nieder- lande wurden aus dem deutschen Reichsverbande entlassen. So wurde Deutschland abhängig von Schweden und Franzosen. — 3. Das deutsche Volk war also beinahe am Ende seiner Tage angekommen: doch waren noch zwei Lebenselemente vorhanden: die zähe Kraft des deutschen Volkes, die durch das in allen Eou- fessionen neu erwachte religiöse Leben besonders aufgefrischt ward, und der k u r b r a n d e n b u r g i s ch e Staat, der einst Deutsü)- lands fester Halt werden sollte. (Als Entschädigung für das ihm durch Erbrecht zustehende Pommern fvon dem es nur den größeren Theil H i n t e r p o m m e r n s erhält^ erlangt Branden- burg Halberstadt, Minden, Ca min, Magdeburg. Zu welchen Provinzen ist hierdurch der Grundstock gelegt?) §. 66. Verlauf der Reformation. Allgemeines. Die Reformation hatte auch in Dänemark Eingang gefunden. — Seit 1397 herrschten die dänischen Könige auch über Norwegen und Schweden (kalmarische Union). Gustav Wasa befreite S ch w ed e n, wurde 1523 König und führte die Reformation ein. — In Frankreich führte der Haß zwischen Reformierten (Hugenotten) und Katholiken zu Kriegen und zu der sogenannten Bartholomäusnacht oder Pariserbluthochzeit 1572

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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 280

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 280 — vielleicht auch über das zerrüttete Deutschland seine Macht auszubreiten. Aber wie klein war dieses Heer gegenüber der Kriegsmacht des deutschen Kaisers! „Wir haben halt a Feindle mehr", sagte dieser spöttisch, und die Wiener nannten Gustav nur den Schneekönig , der bald schmelzen werde, wenn er weiter nach Süden hinabkomme. Der kriegskundige Tilly aber meinte: „Der König von Schweden ist ein Feind von großer Klugheit und Tapferkeit, ein r^eind, der den Krieg zu führen weiß. Sein Heer ist ein Ganzes, das er tote fein Roß mit dem Zügel regiert." Und Tilly hatte recht: Gustav war unstreitig ein ausgezeichneter Feldherr und Kriegsheld. In seinem Heere herrschte treffliche Mannszucht, und seine Soldaten waren von dem festen Vertrauen erfüllt, daß sie unter der geschickten Führung ihres tapfern Königs siegen müßten. 2. Die Zerstörung Magdeburgs 1631. — Als Gustav deu deutschen Boden betrat, wichen bald die Kaiserlichen vor seinen Schweden zurück. Aber die protestantischen Fürsten waren so mißtrauisch gegen den ausländischen König, daß sie lange zögerten, sich an Gustav anzuschließen. Die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen verweigerten ihm den Durchzug durch ihr Land. So konnte Gustav dem hartbedrängten protestantischen Magdeburg keine Hilfe mehr bringen. Die blühende Stadt wurde von Tilly erobert. Ihr Schicksal war furchtbar. Als die wilden Kriegsscharen im Sturme eindrangen, erfolgte ein Blutbad, wie es noch keine deutsche Stadt in ihren Mauern gesehen hatte. Kein Alter, kein Geschlecht fand Schonung. Hilflose Greise wurden niedergestoßen, Frauen in den Armen ihrer Männer erwürgt, Kinder vor den Augen der Eltern an den Mauern zerschmettert, Säuglinge an der Brust der Mütter durchspießt. Was der Wut des Schwertes entging, raffte das Feuer dahin. Denn inmitten des Mordgewühls wirbelten plötzlich auf allen Seiten Flammen empor und verwandelten bald die ganze Stadt in ein qualmendes Feuermeer. In kaum zehn Stunden war das reiche, mächtige Magdeburg ein Aschenhaufen. 9^ur zwei Kirchen und einige elende Fischerhütten standen noch. Von 30,000 Einwohnern retteten kaum 1500 das Leben.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 63

1861 - Freiburg : Herder
Der dreißigjährige Krieg. 63 Pfälzers, Holland und Frankreich aber gedachten bei dieser Ge- legenheit ihre Gränzen auf Kosten Deutschlands zu erweitern. § 162. In einem gedruckten Manifeste rechtfertigte Gustav seinen Krieg gegen den Kaiser mit den Beleidigungen, die ihm zugefügt worden, der Unterstützung des Königs von Polen durch wallensteinische Truppen in dem Kriege gegen Schweden, der Beraubung der Herzoge von Mecklenburg; mit der Absicht des Kaisers sich zum Herrn der Ostsee zu machen, deren Herrschaft gebühre aber von alter Zeit her Schweden und Dänemark gemeinschaftlich, und endlich erklärt der König sich zum Beschützer der deutschen Freiheit, welche von dem Kaiser unter dem Vorwände Aufrührer zu bestrafen und Kirchengut wieder herzustellen, schmählich unterdrückt werde. Weder in diesem Manifeste noch in den Verhandlungen mit dem Kaiser und mit den Kurfürsten ist die Rede von der Religion oder von der Vertheidigung des unterdrückten Protestantismus, obwohl man deswegen dem schwedi- schen König einen feurigen Eifer für seinen Glauben nicht absprechen darf, und obwohl er bei seinem Unternehmen sicher auf die Unterstützung der Protestanten rechnete, aber einen Re ligio ns krieg führte er so wenig als Lilly oder Wallenfiein. Der Krieg von Gustavs Landung bis zur Schlackt bei Leipzig (Juni 1630 bis September 1631). § 163. Am Johannistag 1630 landete Gustav bei Peenemünde auf der Nordseite der Insel Usedom, eroberte diese Insel nebst W oll in und Rügen, zwang den alten kinderlosen Herzog Bogis- laus von Pommern, der vergebens bat, ihn neutral bleiben zu lassen, zur Einräumung Stettins, zu einem Bündnisse und überdies zu dem Versprechen, daß P om m ern so lange in Gustavs Gewalt bleiben solle, bis dessen Kriegskosten ersetzt sein würden. Auch jetzt wollten sich nirgends Bundesgenossen zeigen; die protestantischen Fürsten hielten vielmehr zu Leipzig im Januar 1631 einen Konvent, in welchem sie sich zum bewaffneten Widerstand gegen das Restitutionsedikt, aber auch zur Aufrechthaltung der Neutralität in dem Kriege zwischen dem Kaiser und dem Schwedenkönige verpflichteten. Dieser aber schloß am 13. Januar zu Bärwalde mit dem König von Frankreich einen Vertrag von Vertrag, in welchem ihm für die Dauer des Kriegs jährlich 400,000 Bärwalde. Thaler Hilfsgelder zugesichert wurden; allen Mitgliedern der Liga wurde die Neutralität freigestellt und nur deren redliche Haltung aus- bedungen; Gustav verpflichtete sich außerdem, in keinem eroberten Orte die Ausübung der katholischen Religion zu stören und mit Frankreich den Zustand Deutschlands vor dem Kriege wieder herzustellen. § 164. Diese letzte Bedingung galt dem Bayer, dem mächtigen Direktor der Liga, eben so sehr als dem Kaiser, daher erhielt Lilly, welchem Ferdinand Ii. auch die kaiserlichen Truppen anvertraut hatte, end- lich den Befehl gegen die Schweden vorzurücken, bald aber wieder Ge- genbefehl, so daß die kaiserlichen Truppen in Mecklenburg und Pommern sich selbst und den Schweden überlassen wurden; als Lilly erfuhr, daß Gustav Frankfurt an der Oder (13. April) erstürmt und geplündert hatte, belagerte er Magdeburg, welche Stadt sich durch den vertriebenen Administrator oder Erzbischof, einen

3. Geschichtsbüchlein für Halbtagsschulen - S. 22

1893 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 22 — riefen jetzt den Dänenkönig um Hilfe an. Gegen die neue feindliche Kriegsmacht war der kaiserliche Feldherr Tilly allein zu schwach.^ In dieser Not fand der Kaiser einen Helfer an Wallenstein. Der Dänenkönig wurde geschlagen. Der Kaiser mußte Wallenstein, dessen Heere die' deutschen Länder verheerten, entlassen. Die Protestanten erhielten einen neuen Bundesgenossen an dem Schwedenkönig (Gustav Adolf). Auch die Stadt Magdeburg trat aus seine Seite. Tilly belagerte und erstürmte dieselbe. Sie wurde ein Raub der Flammen. Nachdem Tilly mehrmals von den Schweden geschlagen worden und bald darauf gestorben war, trat Wallenstein wieder für den Kaiser auf. Er lieferte den Protestanten die mörderische Schlacht bei Nützen, in welcher Gustav Adolf sein Leben ließ. Zuletzt verbanden sich noch die Franzosen (als Feinde des Kaisers) mit den Schweden. Sie verwüsteten Deutschland und eroberten Elsaß. 3 Ter westfälische Friede. Endlich (im I. 1(548) kam (zu Münster und Osnabrück) der lang ersehnte Friede zu stände. Die Protestanten erhielten mit den Katholiken gleiche Rechte. Frankreich bekam Elsaß und Schweden Vorpommern. Die Macht des Kaisers wurde sehr geschwächt (und den einzelnen deutschen Fürsten die bereits längst geübte Landeshoheit auch gesetzmäßig zugesprochen). 4. Die Folgen des Krieges. Deutschland bot nach dem Kriege einen schrecklichen Anblick dar. Viele Städte und Dörfer lagen in Schutt und Asche, und heimatlos irrten die unglücklichen Bewohner umher. Blühende Felder waren zu Wüsten geworden. Die Hälfte der Bewohner war durch das Schwert, durch Hunger und Pest umgekommen. Durch dte Not und das Elend waren die Menschen ganz verwildert; allwärts herrschte Unwissenheit und Unsicherheit Dem Bauer fehlte es an Arbeitskräften, Vieh und Saatfrucht,-Handel und Gewerbe lagen darnieder. Nur sehr langsam konnte sich Deutschland von diesen Folgen wieder erholen.

4. Schul-Lesebuch - S. 30

1863 - Berlin : Stubenrauch
30 Balken und unter dem Stroh der zerrissenen Dächer hausten die Thiere des Waldes; kaum, daß ein zerlumptes altes Mütterlein oder ein elender Krüppel einsam durch das öde Dorf schlich. Was dem Grimme der Soldaten und dem Hunger entrann, das riß die Pest ins Grab. Von 1635—1636 wüthete in Thüringen eine Seuche so entsetzlich, daß in manchen Dörfern nur Einzelne am Leben blieben. 2. Leiden der Städte. Nicht minder groß war das Elend in den Städten. Nahrungs- losigkeit und Theurnng nahm überhand. Die Wege waren unsicher; der Handel stockte, das Gewerbe stand still; Niemand wußte, wie lange er seines Lebens sicher war. Da dachte Jeder, den Tag noch zu ge- nießen, und mit wilder Lust stürzten sich die Menschen in Vergnügungen aller Art. Näherte sich der Stadt ein Heer, so hörte aller Verkehr mit dem platten Lande auf. Sorgfältig wurden die Thore bewacht, und die Bürger mußten von ihren Vorräthen leben. Kamen befreundete Heer- hausen, so mußte man ihnen Quartier geben. Das mochte noch gehen. Viel schlimmer war es, wenn der Feind den Eingang erzwang. Dann war nichts mehr sicher; Schonung der Habe konnte man nur für schweres Geld erkaufen. Es war eine besondere Gnade, wenn der Feind die Stadt nicht an allen vier Ecken in Brand steckte. Vor den Kriegs- knechten war nichts sicher. Sie hieben die Stadtforst nieder, um das Holz zu verkaufen; sie nahmen in den Häusern, was sie fanden; ja sie verschonten die Kirchen nicht, rissen die Orgeln, die Bilder, selbst die Glocken heraus. Die Kriegsobersten legten den Städten schwere Kriegs- steuern auf. Konnte man diese nicht zahlen, so wurden die angesehensten Bürger als Gefangene fortgeschleppt, bis sie endlich ausgelöst wurden. Hatte eine feste Stadt Mauern und Wälle, so suchte Alles Schutz hinter denselben, wenn der Feind sich blicken ließ. Tausende von Wa- gen mit flüchtigem Landvolk fanden sich dann ein. Was kein Obdach fand, lagerte auf den Straßen unter dem freien Himmel. Schloß der Feind die Stadt ein, so raste der Kampf um die Mauern; drinnen aber wüthete Hunger und Krankheit. Gelang es dem Feinde, die Stadt zu erstürmen, so begann ein entsetzliches Morden. Es ging noch, wenn der Feind nur einmal erschien; aber Magdeburg ist sechsmal belagert worden; viele kleine Städte noch öfter. 23. Die Zerstörung Magdeburgs. Bis zum Jahre 1629 waren die Waffen der Kaiserlichen in Deutschland überall siegreich gewesen. Der Kaiser erließ sogar ein Gebot, daß alle geistlichen Güter, welche von den Evangelischen einge- zogen waren, der katholischen Kirche wieder zurückgegeben werden soll- ten. Auch in Magdeburg wollte er wieder einen Erzbischof einsetzen. Die Stadt aber weigerte sich und schloß ihre Thore. Im Frühjahr 1631 erschien Tilly mit 30,000 Mann vor Magdeburg, dessen Besatzung nur aus etwa 2000 Mann zu Fuß, 300 Reitern und 5000 waffen- fähigen Bürgern bestand^ Die Aufforderung, sich zu ergeben, wurde trotzig zurückgewiesen. Schon war der König von Schweden, Gustav Adolph, auf deutschem Boden erschienen und rückte zum Entsätze der

5. Badisches Realienbuch - S. 255

1916 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
255 geeignetste Flottenstützpunkt. Doch es widerstand seiner Belagerungskunst. „Hnb wenn es mit Ketten an den Himmel geschmiedet wäre", drohte er, „so muß es doch herunter." Die sieghafte Verteidigung der Bewohner nötigte ihn jedoch zum Abzüge. Der König von Dänemark schloß jetzt Frieden mit dem Kaiser und räumte den Kriegsschauplatz. 3. Wallensteins Absetzung. Wallensteins rohe Kriegsführung erregte bei den meisten Fürsten große Unzufriedenheit. Einige Kurfürsten beklagten sich beim Kaiser, „wie wider die armen Leute mit Prügeln, Brennen und Plündern vorgegangen werde und wie durch Entziehung notdürftiger Lebensmittel die Leute mit unnatürlicher Speise, wie Knospen von den Bäumen und Gras sich zu sättigen gezwungen würden." Dazu kamen noch Kriegslasten, die von den Offizieren mit solcher Rücksichtslosigkeit eingezogen wurden, daß den Leuten kein Hemd auf dem Leibe blieb. Die Kurfürsten verlangten daher Wallensteins Absetzung. Der Kaiser willigte ein. Wallenstein zog sich grollend auf seine Besitzungen zurück und wartete ruhig der Zeit, da man „seines starken Armes bedürfen werde". An seine Stelle trat Tilly. Iii. Der Schwedische Krieg. 1630—1635. 1. Gustav Adolf und sein Heer. Durch den Rücktritt Wallensteins hatte sich die Lage der Protestanten nicht gebessert. Deshalb wandten sie sich um Hilfe an den König Gustav Adolf von Schweden. Zwei Gründe veran- laßten ihn, in den Krieg einzugreifen. Einmal wollte er das Streben Österreichs nach der Ostseeküste zurückweisen und den schwedischen Handel schützen. „Zch suche", sagte er selbst, „bei diesem Werke gar keinen Gewinn als die Sicherheit meines Reiches." Sodann aber wollte er seinen bedrängten Glaubensbrüdern Hilfe bringen; denn der König war nicht allein ein ausgezeichneter Feldherr, sondern auch ein frommer Mann. Unter- stützt wurde der König in seinem Vor- gehen durch Frankreich. Seiner Fahne folgte ein kleines, aber wohlgeordnetes Heer von 15000 Mann. Es waren brave schwedische Bauern. Sie kämpften voll Gottesfurcht für die evangelische Sache und für die Ehre ihres Vater- landes Gustav Adolf, König von Schweden. 2. Gustav Adolfs Siege. Zn Wien spottete man über diesen „Schnee- könig", der bald vor der kaiserlichen Sonne dahinschmelzen werde. Aber man hatte sich sehr getäuscht. Gustav Adolf trieb die kaiserlichen Heere vör sich her und zog gegen Magdeburg, das von Tilly bedrängt war. Allein seine Hilfe kam zu spät. Die Stadt wurde erobert und durch eine furchtbare Feuersbrunst zerstört. Uber 20000 Menschen fanden durch Feuer und Schwert ihren Tod. Tilly, der Sieger in 36 großen Feldschlachten, wurde jetzt vom Kriegsglück ver-

6. Abth. 3 - S. 435

1841 - Leipzig : Fleischer
435 „Schneekönig," und der kaiserliche General Wal len st ein äu- ßerte sich: „Kommt mir der Schneekönig nach Deutschland! gewiß, ich lasse ihn mit Ruthen wieder nach Hause peitschen!" So wenig Respekt hatte man damals vor den Schweden. Das kam aber bald anders. König Gustav und sein edles Volk waren tief betrübt über den Jammer der Glaubensge- nossen in Deutschland. — Es sammelte sich ein kleines, aber tapferes Heer, und der König führte es nach Deutschland hin- über. Solche Soldaten waren -aber in unserm Vaterlande nimmer gesehen. Da hörte man keinen Fluchs kein Schelt- wort, sondern Gebete, Lobgesänge und verständige Gespräche. Kein Kartenspiel duldete der König, und ein Betrunkener wurde auf das Härteste bestraft. Und Gott war mit dem Heere. Wohin es kam, zogen sich die Kaiserlichen zurück. Eine Stadt nach der andern öffnete Len Schweden ihre Thore, und Alle wurden von diesen Feinden unvergleichlich milder behandelt, als von ihren frühern Beschützern. Aber leider ging doch noch eine Stadt zu Grunde, welcher der König nicht bald ge- nug zu Hülfe kommen konnte: Magdeburg. Diese Stadt hatte nämlich Tilly den 10. Mai 1031 erobert und in Brand stecken lassen. Während des Brandes plünderten die schreckli- chen Eroberer Alles, was sie fanden; mordeten Jeden, der ihnen begegnete, und zerschmetterten selbst die Säuglinge an den Straßenecken, oder spießten sie lebendig, und hielten sie in die Flammen. Nur dreihundert Häuser blieben stehen von zweitausend, und funszchnhundeet Menschen am Leben von vlerzigtausend. So wütheten Tilly's Soldaten, und er selbst, der Mordbrenner, hielt ruhig vor dem Thore auf seinem Pferde, und sahe zu. lind als einige seiner Offiziere hcrbei- sprengten und baten: „O, General! so laß doch endlich ein- mal das Blutvergießen cm Ende nehmen, laß die Soldaten zurückkommen!" antwortete er: „Kommt nach einer Stunde wieder! Der Soldat muß doch auch etwas haben für seine Mühe!" — ¡¿>011 Magdeburgs rauchendem Schutthaufen zog Tilly 28 *

7. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 400

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
i 400 bebviiffi. Da brach denn plötzlich ein heftiger Religionskrieg aus, der 30 Jahre dauerte und darum auch der dreißigjährige Krieg (1018 — 1648) genannt wird. Das war von Anfang bis zu Ende ein furchtbarer Krieg. Er brachte über unser Deutschland unaussprechlichen Jammer, namenloses Elend. — Schon waren die Katholischen Sieger und es wurde ein kaiserlicher Beschluß, dasr esti tu ti o n s- cdikt, den 6. März 162!) bekannt gemacht, wonach die Evangelischen die ihnen rechtmäßig gehörenden geldlichen Güter wieder an die Katholiken zurükkaeben sollten. Große Heere standen bereit, um Alles ins Werk zu setzen, waö der Kaiser wollte. — Doch, wenn die'noth am größten, ist Gott mit seiner Hülfe am nächsten. Von Norden her kam dies Mal die Hülfe und der Bote, der sie brachte, war Gustav Adolph, König von Schweden (4. Juni 1630). In Wien nannte man den schwachen Schwcdenkönig damals spottweise nur immer den „Schneekönig!" und der kaiserliche General Wallenftein äußerte sich: „Kommt mir der Schneekönig nach Deutschland, gewiß! ich lasse ihn mit Ruthen wieder nach Hause peitschen!" So wenig Respekt hatte man damals vor den Schweden. Das kam aber bald anders. König Gustav und sein edleö Volk waren tief betrübt über den Jammer der Glaubensgenosse» in Deutschland. — Es sammelte sich ein kleines aber tapferes Heer, und der König führte es nach Deutschland hinüber. Solche Soldaten waren aber in unserm Vaterlande »immer gesehen. Da hörte man keinen Fluch, kein Scheltwort, sondern Gebete, Lobgesänge und verständige Gespräche. Kein Kartenspiel duldete der König, und ein Betrunkener wurde auf das Härteste bestraft. Und Gott war mit dem Heere. Wohin eö kam, zogen sich die Kaiserlichen zurükk. Eine Stadt nach der andern öffnete den Schweden ihre Thore und wurden von diesen Feinden unvergleichlich milder behandelt, als von ihren früheren Beschützern. Aber leider ging doch noch eine Stadt zu Grunde, welcher der König nicht bald genug zu Hülfe kommen konnte: Magdeburg. Diese Stadt hatte nämlich Tilli den 10. Mai 1631 erobert, und in Brand stekken lassen. Während des Brandes plünderten die schrekklichen Eroberer Alles, was sie fanden; mordeten Jeden, der ihnen begegnete, und zerschmetterten selbst die Säuglinge an den Straßenekken, oder spießten sie lebendig und hielten sie in die Flammen. Nur 300 Häuser bliebe» stehen von 2000 und 1500 Menschen am Leben von 40,000. Sv wütheten Tillis Soldaten und er selbst, der Mordbrenner, hielt ruhig vor dem Thore auf seinem Pferde und sahe zu. Und als einige seiner Offiziere herbeisprengten und baten: „O, General! so laß doch endlich einmal das Blutvergießen ein Ende nehmen, laß die Soldaten zurükkkommen!" antwortete er: „Kommt nach einer Stunde wieder! Der Soldat muß doch auch Etwas haben für seine saure Mühe!" — Bon Magdeburgs rauchendem Schutthaufen zog Tilli mit gequältem Gewissen nach Leipzig. Dort traf er den edlen Schwedenkönig und sein frommes Heer. Noch nie hatte man ihn, den rauhen Krieger, trunken gesehen; noch nie hatte er eine Schlacht verloren, wohl aber in 36 Schlachten gesiegt. Bei Leipzig nahnl sein Siegeslauf ein schmähliches Ende. Gustav besiegte ihn, folgte ihm nach Schwaben und besiegte ihn dott zum zweiten Male. Tilli erhielt in dieser zweiten Schlacht eine Wunde in die Lende imd starb einige Zeit nachher daran. So war die Macht der Katholiken in Deutschland gebrochen, und Gustav Adolph zog siegreich durch Deutschland und wurde von den Protestanten überall als Retter bewillkommt. Nun schikkte der Kaiser den tapfern Feldherrn Wal len stein gegen ihn aus, und nach langem Zögern, kam cs am 16. November 1632 auf der Ebene von Lützen zur Schlacht. Als der Morgen anbrach, lag ein dichter Nebel über der Gegend. Gustav Adolph benutzte diese Frist, um mit seinem ganzen Kriegshcer einen Gottesdienst auf freiem Felde zu halten. Das Lied von Luther: „Ein' feste Burg ist unser Gott" wurde von dem ganzen Heere gesungen, darauf daö Lied: „Es wolle Gott uns gnädig sein rc." Kurz vor

8. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 215

1904 - München : Oldenbourg
Magdeburgs Fall. Breitenfsld. Gustav in der Pfaffengasse". 215 Feuer empor; Dietrich fiel im heldenmtigen Kampf. Tilly, der fofort begriff, was der Brand zu bedeuten habe, suchte ihn zu lschen, um den militrisch wertvollen Sttzpunkt, fr den er monatelang so schwere Opfer gebracht hatte, nicht zu verlieren. Als er jedoch sah, da Menschen-macht gegen das von einem Nordoststurm untersttzte rasende Flammen-meer nichts ausrichten knne, mute er die Stadt ihrem Schicksal berlassen. 1631 Bei den rauhen Kriegssitten der damaligen Zeit, wo jedes Mittel, den Mai Gegner zu schdigen, erlaubt schien, ist es begreiflich, da nun die Schweden planmig behaupteten und dementsprechend Flugschriften in die Welt setzten, Magdeburg sei von Tilly niedergebrannt worden. Die konfessionelle Erbitterung des Jahrhunderts macht es schlielich auch ver-zeihlich, da sich sogar in Deutschland Leute fanden, welche dies glaubten, obwohl vom militrischen Standpunkt aus schon der gesunde Menfchenver-stand das verbieten sollte. Nach dem Falle Magdeburgs rckte Tilly auf Ferdinands Befehl nach Sachsen, um es zum Anschlu an die kaiserliche Politik zu zwingen. Durch Verzicht auf die Restitution htte man Sachsen und Branden-brg leicht gewinnen knnen; aber das wollte die Wiener Regierung nicht. So trieb man beide gewaltsam in die Arme der Schweden. Durch ein schwedisch-schsisches Heer unter Gustavs geschickter Leitung wurde nun Tilly bei Wreitenfetd entscheidend geschlagen und zog sich der 1631 Mitteldeutschland nach Sddeutschlaud zurck, um wenigstens Bayern Sept. zu decken. Der König berlie jetzt seinem schsischen Bundesgenossen die Eroberung Bhmens; er selbst wandte sich in die Main- und Mittel-rheingegenden, wo er im Falfe einer unvorhergesehenen Niederlage sich jederzeit auf seinen franzsischen Bundesgenossen zurckziehen und im brigen die Macht der Liga am empfindlichsten schwchen konnte, ohne in den geistlichen Besitzungen auf besonderen Widerstand rechnen zu mssen. Tatschlich wurde die Pfaffengasse" (Main- und Mittelrhein-gebiete mit den vielen reichen Bistmern und Abteien) entsetzlich mit-genommen, obwohl der persnlich ritterliche König bei seinem bunt-gemischten Heere, von dem auer den Offizieren nur ein geringer Teil aus wirklichen Schweden bestand, stramme Manneszucht hielt, so gut es eben ging. Aber schon die regelmigen Kriegssteuern und Lieferungen waren fr die armen Bewohner fast unerschwinglich; denn Gustav konnte die grausame Sitte der Zeit, da der Krieg den Krieg ernhren" msse, so wenig ndern wie etwa Tilly oder Wallenstein. Als sich Gustav den Anschlu an Frankreich durch Eroberung von Mainz und Ehrenbreitstein sr den Fall eines Rckzuges gesichert hatte, besetzte er das fr die Verbindung mit Norden und Westen wichtige Nrnberg und brach dann der Donauwrth in Bayern ein, um

9. Umständlichere Erzählung der wichtigeren Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 566

1806 - Altona : Hammerich
566 zosen und Schweden, die scheu bis Baicrn vorgedrun- gen waren, voll Vertrauen auf die Redlichkeit des Kai- sers zurückziehen: sogleich stocken die Unterhandlungen. Da kehren die Franzosen wüthend zurück, Baiern wird furchtbar ausgeplündert, die betrogenen Schweden drin- gen voll Erbitterung vor Prag, und nehmen einen Theil der Stadt, die so genannte Kl ein fei re weg, den 25steti Juli 1648* Drei Tage ward geplündert, und wer sich auf den Straßen oder an den Fenstern sehen laßt, wird getödtet. Die kaiserliche Schatzkammer ward rein ausgeleert; man schätzte die Vente auf/, andere gar auf 12 Millionen Gulden. Dies ist die letzte Be- gebenheit des schrecklichen dreißigjährigen Krieges: er hatte zu Prag angefangen, und endigte sich zu Prag. Am 6ren August ward zu Osnabrück der Friede mit den Schweden unterzeichnet, und am 15ten September zu Münster der Friede mit Frankreich, i) Der Kurfürst von der Pfalz ward wieder Kurfürst, also der achte, und erhielt einen Theil seiner Lander wieder, Unter- pfalz; die übrigen behielt Barer». 2) Was die Pro- testanten von katholischen Kirchen und Klöstern vor dem Jahre 1624 innegehabt hatten, das behielten sie; und beide Religionsgesellschaften, protestantische und katho- lische, sollten im ganzen deutschen Reiche gleiche Rech- te haben. 3) Die einzelnen Fürsten Deutschlands wur- den unabhängiger vom Kaiser. 4) Schweden er- hielt zum Ersatz der aufgewandten Kriegskosten ganz Vorpommern, die Insel Rügen, einen Theil Hinrcr- pommerns, Bremen und Verden, und die Hafenstadt Wismar. — Brandenburg/ weil ihm eigentlich ganz Pommern als Erbtheil zugefallen war, erhielt da- für Halberstadt, Minden an der Weser, Kamin in Pommern und Magdeburg. — Hessenkassel, das unter allen deutschen Fürsten sich zuerst mit Gustav Adolf verbunden hatte, und unverbrüchlich treu ge- blie-

10. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 117

1903 - Breslau : Goerlich
Ii 117 12000 Mann abziehen mußte. Das Beispiel Stralsunds ermutigte Magdeburg zum Widerstände. 5. a) 1629 erließ der Kaiser das Restitutionsedikt, in welchem bestimmt wurde, daß alle seit 1552 (Passauer Vertrag) eingezogenen geistlichen Güter an die Katholiken zurückgegeben, die Reformierten vom Religionsfrieden ausgeschlossen und die katholischen Landesherrn an der Bekehrung ihrer Unterthanen nicht gehindert werden sollten. Durch diesen Erlaß wurden 2 Erzbistümer (Magdeburg und Bremen), 13 Bistümer und fast alle norddeutschen Stifter und Abteien ihren damaligen Besitzern entrissen, die darüber aufs höchste erbittert waren. Frankreich benützte diese Stimmung und reizte Schweden zum Kriege. b) Gustav Adolf wird uns von Droysen (I. G. Droysen, Gustav Adolf.; Leipzig) folgendermaßen geschildert: Verschlossen war er, strenge, unnahbar ein Rätsel selbst seiner vertrautesten Umgebung, die gewohnt war, seine Befehle auszuführen, ohne nach seinen Gründen zu fragen. Er erfaßte mit Sicherheit die Mittel, welche am raschesten zu dem fest vorgesteckten Ziele führten. Unver-weichlicht war er, unerbittlich gegen sich selbst; Fieberanfälle vertrieb er sich damit, daß er focht, bis der Anfall vorüber war; im Kriege schlief er nicht in Kammern, sondern ging auf sein Schiff schlafen. Bisweilen brach die nordländische Roheit und die Wildheit seines Stammes durch alle Hoheit seines Geistes hindurch. So wenn er in das Protokoll des Swea-Hochgerichts auf-nehmen ließ, daß an jedem Richter, der irgend jemand und selbst dem Könige zu gunstkn richte, ein Exempel statuiert werden, daß er geschunden, seine Haut auf den Richterstuhl, seine Hand an den Pranger genagelt werden solle. Und dieser feste, schroffe, abgeschlossene harte Herr, an Länge den längsten seiner Landsleute überragend, breitschultrig, mit hellblondem Haar, weißer Gesichtsfarbe und langsamen Bewegungen, die in späteren Jahren, als er etwas zu korpulent wurde, an Schwerfälligkeit zunahmen, liebte sanfte Musik und einfache Sangesweisen, und saß oft da, die Laute in der Hand, um in Tönen zu träumen. . . . Wie ein Nordlicht mag er erscheinen. So groß, so wunderbar, so leuchtend und doch so kühl. Was er gewollt? Die Nachwelt hat sich bemüht, es zu suchen, hat geglaubt, es gefunden zu haben, hat von Geschlecht zu Geschlecht stets mit größerer Zuversicht, mit reicherer Ausschmückung weiter erzählt, er sei vom Norden her im Reich erschienen, um die evangelische Lehre zu erretten und zu beschützen; er habe das evangelische Deutschland einigen und sich zum evangelischen Kaiser Deutschlands machen wollen. Was weiter erzählt wird, weist auf andere Ziele. Lange nach Gustav Adolfs Tode hat der Reichskanzler zu Bengt Oxen- stierna gesagt: „König Gustav Adolf wollte die Ostseeküste haben; sein Gedanke ging darauf, dermaleinst Kaiser von Skandinavien zu werden, und dieses Reich sollte Schweden, Norwegen, Dänemark bis zum großen Belt und die Ostseelander umfassen. Zu diesem Zweck schloß er mit Dänemark Frieden, so günstig, wie man ihn damals nur zu erhalten vermochte, und darauf wegen der Ostseeküste mit Rußland. Den Polen nahm er die Küste und die Flußmündungen durch die einträglichen Zölle; dann griff er den römischen Kaiser an und forderte als Kriegsentschädigung von den protestantischen Fürsten, denen dafür katholische

11. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 117

1894 - Breslau : Goerlich
— 293 — 11 117 12000 Mann abziehen mußte. Das Beispiel Stralsunds ermutigte Magdeburg zum Widerstände. 5. a) 1629 erließ der Kaiser das Restitutionsedikt, in welchem bestimmt wurde, daß alle seit 1552 (Passauer Vertrag) eingezogenen geistlichen Güter an die Katholiken zurückgegeben, die Reformierten vom Religionsfrieden ausgeschlossen und die katholischen Landesherrn an der Bekehrung ihrer Unterthanen nicht gehindert werden sollten. Durch diesen Erlaß wurden 2 Erzbistümer (Magdeburg und Bremen), 13 Bistümer und fast alle norddeutschen Stifter und Abteien ihren damaligen Besitzern entrissen, die darüber aufs höchste erbittert waren. Frankreich benützte diese Stimmung und reizte Schweden zum Kriege. b) Gustav Adolf wird uns von Droysen (I. G. Droysen, Gustav Adolf. Leipzig) folgendermaßen geschildert: Verschlossen war er, strenge, unnahbar, ein Rätsel selbst seiner vertrautesten Umgebung, die gewohnt war, seine Befehle auszuführen, ohne nach seinen Gründen zu fragen. Er erfaßte mit Sicherheit tue Mittel, welche am raschesten zu dem fest vorgesteckten Ziele führten. Unver-weichlicht war er, unerbittlich gegen sich selbst; Fieberanfälle vertrieb er sich damit, daß er focht, bis der Anfall vorüber war; im Kriege schlief er nicht in Kammern, sondern ging auf sein Schiff schlafen. Bisweilen brach die nordländische Roheit und die Wildheit seines Stammes durch alle Hoheit seines Geistes hindurch. So wenn er in das Protokoll des Swea-Hochgerichts aufnehmen ließ, daß an jedem Richter, der irgend jemand und selbst dem Könige zu gunsten richte, ein Exempel statuiert werden, daß er geschunden, seine Haut auf den Richterstuhl, seine Hand an den Pranger genagelt werden solle. Und dieser feste, schroffe, abgeschlossene harte Herr, an Länge den längsten seiner Landsleute überragend, breitschultrig, mit hellblondem Haar, weißer Gesichtsfarbe und langsamen Bewegungen, die in späteren Jahren, als er etwas zu korpulent wurde, an Schwerfälligkeit zunahmen, liebte sanfte Musik und einfache Sangesweisen, und saß oft da, die Laute in der Hand, um in Tönen zu träumen. . . . Wie ein Nordlicht mag er erscheinen. So groß, so wunderbar, so leuchtend und doch so kühl. Was er gewollt? Die Nachwelt hat sich bemüht, es zu suchen, hat geglaubt, es gefunden zu haben, hat von Geschlecht zu Geschlecht stets mit größerer Zuversicht, mit reicherer Ausschmückung weiter erzählt, er sei vom Norden her im Reich erschienen, um die evangelische Lehre zu erretten und zu beschützen; er habe das evangelische Deutschland einigen und sich zum evangelischen Kaiser Deutschlands machen wollen. Was weiter erzählt wird, weist aus andere Ziele. Lange nach Gustav Adolfs Tode hat der Reichskanzler zu Beugt Oxen-stierna gesagt: „König Gustav Adolf wollte die Oftseeküste haben; sein Gedanke ging darauf, dermaleinst Kaifer von Skandinavien zu werden, und dieses Reich sollte Schweden, Norwegen, Dänemark bis zum großen Belt und die Ostseeländer umfaffen. Zu diesem Zweck schloß er mit Dänemark Frieden, so günstig, wie man ihn damals nur zu erhalten vermochte, und darauf wegen der Ostsee-küste mit Rußland. Den Polen nahm er die Küste und die Flußmündungen durch die einträglichen Zölle; dann griff er den römischen Kaiser an und forderte als Kriegsentschädigung von den protestantischen Fürsten, denen dafür katholische

12. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 136

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
136 63. Gustav Adolf. ruhig an und sagte ihnen, das habe er bereits in den Sternen gelesen. Im Herzen dachte er: Der Kaiser wird mich schon wieder nötig haben; dann soll er's fühlen!" Er entließ sein Heer und ging nach seiner Herrschaft Friedland in Böhmen. 63. Gustav Ädolf. ^ I. Gustav Adolfs Landung (1630). Als die protestantische Sache in Deutschland gänzlich verloren schien, erstand ihr Plötzlich von Norden her ein Retter; das war Gustav Adolf, König von Schweden. Gustav war eine hohe, ehrfurchtgebietende Gestalt mit breiter Stirn und Adlernase. In seinen großen, grauen Augen lag ein tiefer Ernst; zugleich aber strahlten sie Freundlichkeit und Herzensgüte. Diesem frommen und tapferen Könige ging die Not seiner evangelischen Glaubensgenossen in Deutschland tief zu Herzen, und er wollte ihr Helfer sein. Außerdem dachte er auch wohl daran, Teile der deutschen Ostseeküste zu erwerben, vor allem Pommern, um die Ostsee zu einem schwedischen Meere zu machen. Ehe er sich einschiffte, versammelte er die Großen seines Reichs, ließ seinem vierjährigen Töchterchen Christine huldigen und bestellte seinen bewährten Freund Oxenstierna zum Reichsverweser. Dann nahm er Abschied. Am 24. Juni 1630 landete er mit einem Heere von 16000 Mann auf der Insel Usedom; er selbst war der erste, der die deutsche Erde betrat. Im Angesichte seines Heeres kniete er nieder, um Gott für die glückliche Überfahrt zu danken und ihn um seinen ferneren Schutz anzuflehen. Als der Kaiser von Gustavs Ankunft hörte, soll er spottend gesagt haben: „Wir haben halt a Feindle mehr!" und die Wiener meinten, der Schneekönig werde bald schmelzen, wenn er weiter nach Süden komme. 2. Hindernisse. Man sollte denken, die evangelischen Fürsten hätten Gustav Adolf als ihren Retter mit offenen Armen empfangen; dem war aber nicht so. Die meisten scheuten sich, sich mit dem fremden Könige gegen den Kaiser zu verbünden, zumal sie argwöhnten, die Religion möge dem Schweden nur ein Vorwand sein, um Eroberungen zu machen. Dieses Mißtrauen tat der guten Sache großen Schaden. Gustav wollte von Pommern durch Brandenburg und Sachsen ziehen, um der von Tilly belagerten Stadt Magdeburg zu Hilfe zu kommen; aber die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen verwehrten ihm aus Furcht vor den im Falle des Mißlingens vom Kaiser drohenden Gefahren den Durchzug durch ihre Länder. Infolge der dadurch hervorgerufenen Verzögerung seines Marsches konnte er die Stadt Magdeburg nicht retten. 3. Zerstörung Magdeburgs (1631). Magdeburg hatte sich, wie einst dem Interim, so jetzt dem Restitutionsedikt entschieden widersetzt und den Schwedenkönig nach dessen Landung um Hilfe gebeten. Gustav Adolf schickte der Stadt vorläufig einen schwedischen Oberst, Falkenberg, als Kommandanten. Tilly aber, der die Stadt belagerte, beschloß, alles aufzubieten, um den wichtigen Platz zu erobern, bevor der Schwedenkönig

13. Deutsche Geschichte vom Zeitalter der Reformation und Preußische Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 45

1916 - Leipzig : Teubner
§ 10. Die Errettung des deutschen Protestantismus. 45 an die Liga, morgen an bte Lutherischen verkauften, sonbern fast lediglich aus sch w e d i s ch e it und sinnt)' ch e it Bane r n s ö h neu, die von den einheimischen Edellenten befehligt wurden, und es zeichnete sich durch vorzügliche Mannszucht aus. Er hatte ihm größere Gliederung und Beweglichkeit gegeben, leichtere Geschütze eingeführt und die Fener-technik verbessert. Gustav Adolf hatte verschiedene Gründe, die ihn zu seinem Einfall in Deutschland bewogen. Einerseits hatte der Kaifer die mit ihm verwandten mecklenburgischen Herzöge vertrieben und die Polen, seine Feinde, durch Hilfstruppen unterstützt. Sodann mußte er befürchteu, daß jener die Ostseeherrfchaft an sich reißen und womöglich Schweden selbst bedrohen werde. Schließlich aber lag ihm daran, daß die evangelische Lehre, der er von ganzem Herzen zugetan war, nicht ausgerottet würde. So ließ er sich durch die Hilferufe seiner deutschen Glaubensgenossen und die Versprechungen Frankreichs, ihn zu uuterstützeu, gern bestimmen, als Vorkämpfer des Protestantismus auf dem Kriegsschauplatz zu erscheinen. 2. Gustav Adolfs Siegeslauf durch Deutschland. Mit Frohlocken im Herzen begrüßten die evangelischen Bewohner Norddeutschlands den „Löwen aus Mitteruacht". Dagegeu htelteu sich fast alle glaubeusver-waudteu Fürsten, darunter feilt eiguer Schwager Georg Wilhelm von Brandenburg-Preußen, argwöhnisch von ihm fern und schlossen zu Leipzig einen „bewaffneten Bund", in dem sie den Anschluß au Schweden ablehnten, dafür allerdings vom Kaiser die Aufhebung des „Restitutionsedikts" verlangten. Der Wiener Hof aber lachte des „Schneekönigs, der bald schmelzen werde, je weiter er nach Süden rücke". — Zuerst säuberte Gustav Adolf Pommern von den kaiserlichen Besatzungen und schloß einett Vertrag mit Frankreich ab, das ihm jährliche Hilfsgelder zusicherte. Dann kam es ihm vor allen Dingen darauf an, das von Tilly und feinem Reitergeneral Pappen heim belagerte Magdeburg, die Hochburg des norddeutschen Protestantismus, zu retten. Nachdem er den tapferen Städtern den Oberst von Falkenberg zur Unterstützung geschickt hatte, beschwor er den Brandenburger Kurfürsten lange, aber vergeblich, ihm den Durchzug zu gestatten und fein Bundesgenosse zu werden. Unterdessen erstürmten die Kaiserlichen, Pappenheint mit seinen Scharen voran, Magdeburg, dessen Bevölkerung auf das grauenhafteste behandelt wurde. Bald war, vielleicht durch die Schuld der Belagerten selbst, die eroberte Stadt ein Feuermeer, in dem gegen 20000 Menschen umkamen: nur etwa hundert Fischerhäuser und der Dom blieben stehen. Die Bestürzung, die der Fall Magdeburgs in den Reihen der Evangelischen hervorrief, war grenzenlos. Derku r für st voubrau-deuburg, der sich vou einem kaiserlich gesinnten, katholischen Minister Gründe für jein Eingreifen in den deutschen Krieg. Der neutrale Bnnd zu Leipzig 1631. Vertrag mit Frankreich 1631. Zerstörung Magdeburgs 1631. Anschluß Brandenburgs und Sachsens.

14. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. 81

1916 - Leipzig : Voigtländer
Der Dreiigjhrige Krieg (16181648). 81 mit dem Zgel regiert." Und sie hatten recht: Gustav war ein aus-gezeichneter Feldherr und Kriegsheld. In seinem Heere herrschte treff-liche Manneszucht, und seine Soldaten waren von dem festen Vertrauen erfllt, da sie unter der geschickten Fhrung ihres tapferen Knigs siegen mten. 4. Die Zerstrung Magdeburgs 1631. Ms Gustav den deutschen Bode betrat, wichen die Kaiserlichen zurck. Rber die protestantischen Msten waren so mitrauisch gegen den auslndischen König, da sie lange zgerten, sich ihm anzuschlieen. Die Kurfrsten von Brandenburg und Sachsen verweigerten ihm den Durchzug durch ihr Land. So konnte Gustav dem hartbedrngten protestantischen Magdeburg keine Hilfe bringen. Die Stadt wurde von dem kaiserlichen Feldherrn Tilly erobert. Ihr Schicksal war furchtbar. Ris die wilden Kriegsscharen eindrangen, erfolgte ein Blutbad, wie es noch keine deutsche Stadt in ihren Mauern gesehen hatte. Kein Riter, kein Geschlecht fand Schonung. Was der lvut des Schwertes entging, raffte das Feuer dahin. Denn bald wirbelten inmitten des Mordgewhls berall Flammen empor. In kaum zehn Stunden war das reiche, mchtige Magdeburg ein Rschenhaufen. Nur der schne Dom, eine andere Kirche und einige Fischerhtten blieben erhalten. von 30000 Einwohnern retteten kaum 1500 das Leben. 5. Gustav Adolfs Sieg bei Leipzig. Nach dem Falle Magde-burgs brach der gefrchtete Tilly in Sachsen ein. Nun bat der Kurfürst, dessen unentschlossenes Zaudern die Rettung Magdeburgs verhindert hatte, Gustav um Hilfe. In kurzem stand der Schwedenknig mit seinem Heere dem nie besiegten kaiserlichen Feldherrn gegenber. Bei Leipzig kam es zur Schlacht. Magdeburgs Zerstrung wurde hier blutig gercht; denn die Schweden erfochten einen vollstndigen Sieg. Kaum entrann der greise Tilly dem Tode. Ein schwedischer Rittmeister setzte dem Fliehenden nach, schlug ihn mit umgekehrter Pistole auf den Kopf und htte ihn gettet, wenn dem alten Feldherrn nicht ein Reiter zu Hilfe gekommen wre, der den Verfolger erscho. 6. Gustav Adolfs Siegeszug durch Deutschland. Ganz Deutschland stand dem Schroedenknig nun offen. Im Triumphe zog er durch die Lande bis zum Rhein und weiter nach Bayern. Tillq stellte sich ihm am Lech noch einmal mit einem Heere entgegen; aber er ward besiegt, verwundet und starb. Beinahe ganz Bayern war nun in den Hnden der Schweden; sterreich war von ihnen bedroht und nirgends ein Heer, das Gustav Rdolf htte entgegentreten knnen. 7. tdallenftems Wiedereinsetzung. Der Kaiser befand sich tn groer Not. Nur ein Mann schien Rettung bringen zu knnen: ftnr, Lehrbuch d. Gesch. f. Lyzeen u. hhere Mdchenschulen. Vorstufe B. 6

15. Kleine deutsche Geschichte in didaktischer Bearbeitung - S. 43

1893 - Erfurt [u.a.] : Bacmeister
— 43 — dann besser darauf zu schlafen wäre; andre schlugen Öfen und Fenster ein, als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkünden. Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie; Häfen und Schüsseln mußten entzwei." Wo ein Heer durchzog oder sein Lager aufschlug, wurde alles weit und breit zu einer Wüste, mochte es in Feindes- oder Freundesland fein. Der Kaiser mußte Wallenstein endlich absetzen. Dafür verübten nun Tillys Truppen Greuel wie nie zuvor. Bei der Zerstörung Magdeburgs wurden Häuser erbrochen, ausgeplündert und in Brand gesteckt, Greise erwürgt, Kinder aufgespießt und an Steinen zerschmettert oder in die Flammen geworfen. Alle Wohnungen waren voll Blut, alle Straßen mit zuckenden und röchelnden Körpern bedeckt. Am Abend lag die ganze Stadt bis auf den Dom und einige Fischer-hütten in Asche. Nach dem Tode Gustav Adolfs erfüllte wieder der Ruf: „Die Schweden kommen!" alles mit Entsetzen. Um versteckte Schätze zu erlangen, zogen sie den Bewohnern Roßhaare durch die Zunge, schnitten ihnen Riemen aus der Haut, gaben ihnen den schwedischen Trunk zu kosten oder drehten ihnen ein Seil mit Knöpfen um den Kopf, daß das helle Blut zu der Stirn, zu Mund, Nase und Augen ausfloß. Zu all diesen Greueln gesellte sich noch eine schreckliche Hungersnot und die furchtbare Pest, die ganze Dörser entvölkerte. Der ganze dreißigjährige Krieg mit all seinen Greueln hatte nur den Erfolg, daß die Evangelischen die selben Rechte erhielten wie die Katholiken. Im übrigen mußte Deutschland noch die Kosten tragen. Nicht genug, daß es zwei Drittel seiner Bewohner verlor, daß namentlich Norddeutschland eine große Brandstätte wurde, es mußte an Schweden noch fünf Millionen Thaler Kriegskosten zahlen, mußte an dieses Vorpommern mit Rügen und an Frankreich das Elsaß (ohne Straßburg) abtreten. Die Niederlande und die Schweiz wurden als selbständige Staaten anerkannt; den Fürsten der einzelnen deutschen Länder wurde volle Landeshoheit gewährt. Damit freilich ging die Einheit des alten deutschen Reiches vollständig verloren.

16. Geschichtsbilder - S. 188

1903 - Berlin : Süsserott
— 188 — 3. Der Wicdererstattungsbefehl. 1629. — Der Kaiser hatte jetzt feinen Feind mehr Zn fürchten und war Herr in Deutschland Er hielt den Zeitpunkt für gekommen, ganz Deutschland wieder katholisch zu machen. Deshalb befahl er den Protestanten die Rückgabe aller Kirchengüter, die sie seit dem Passauer Vertrag in Besitz genommen hatten. Auch sollten die katholischen Fürsten berechtigt sein, ihre evangelischen Untertanen mit Gewalt zum katholischen Glauben zurückzubringen. Wallenstein mißbilligte diesen Befehl, während Tilly mit Strenge auf die Ausführung derselben achtete. Magdeburg widersetzte sich und ward belagert. frrfj Wi Schloß zu Güstrow, in dem Wallenstein ein Jahr residierte. 4. Wallensteins Absetzung. 1630. — Auf dem Reichstage zu Regensburg beklagten sich die Fürsten, katholische wie evangelische, über Wallensteins barbarische Kriegsführung. Seine zuchtlosen Banden verübten unzählige Grausamkeiten und verwüsteten gleichmäßig Freundes- wie Feindesland. Was sie an Lebensmitteln nicht verzehren konnten, verdarben sie mit Mutwillen. Der Kaiser mußte dem Willen der Fürsten nachgeben und in Wallensteins Entlassung willigen. Wallenstein fügte sich wider Erwarten gutwillig und zog sich auf seine Güter zurück. Hier lebte er mit königlicher Pracht. In den Sternen, sagte er, habe er gelesen, daß der Kaiser ihn bald wieder rufen werde. c) Der Schwedisch-Deutsche Krieg. 1630—1635. 1. Gustav Adolf. — Die evangelische Kirche schien dem Untergange geweiht. Da erstanb ihr von Norben her ein Retter: Gustav Aböls, König von Schweden. Mit einem kleinen, tapfern Heere von 15000 Mann lanbete er 1630 an der pommerschen Küste. Als Gustav Adolf auf der Jufel Usedom den deutschen Boden betrat, kniete er im Angestellte des Heeres, dankte Gott für die Überfahrt und flehte ihn um seinen ferneren Schutz. Sein Heer war ebenso fromm und gottesfürchtig als der König. Täglich ward

17. Bd. 7 - S. 243

1846 - Braunschweig : Westermann
213 des dreißigjährig en Krieges. und schon rüstete sich dessen König, Gustav Adolf, zu ihrem Schirme*). Dieser große Mann hat die Geschichte mit einem der glänzendsten Schauspiele bereichert von Dem, was persönliche und moralische Kraft vermag im Gcgen- saze von blos physischer und politischer Starke. Das von Natur arme, durch Mangel an Civilisation noch ärmere, dünn bevölkerte Schweden hatte bis jezt an den größeren Verhandlungen der europäischen Staaten nur wenig Theil genommen. K. Gustav Adolf — die Kunde von seinen Siegen über das schwache Polen ausgenommen — war nach seinem Geiste und Cha- rakter kaum gekannt von den Mächten. Seine bisherigen Thaten waren zwar rühmlich; doch die Bahn der Unsterblichkeit sollte er jezt erst betreten. Wohl hatte der weitblickende Richelieu Ihn sich als Kämpfer wider Oestreich er- sehen und darum den Stillstand zwischen Polen und Schweden vermittelt: doch ahnetc er nicht, daß der Adlcrflug des Königs ihn einst Selbst erschrecken werde. Oestreich aber fürchtete gar Nichts. Ja, Wallen stein vermaß sich, von dem Friedenskongreß zu Lübeck geringschäzig die Gesandten eines Monarchen abzuweisen, der, hätte er länger gelebt, sehr leicht von der näch- sten Friedensverhandlung die Gesandten Oestreichs hätte ausschließen mögen. §. 10. Vierte Periode. Gustav Adolf. Die Zerstörung Magdeburgs. Zu gleicher Zeit, als Gustav Adolf, durch diese und mehrere andere Beschimpfungen erbittert und durch die Betrachtung der gespannten Ver- hältnisse Tcutschlands ermuthigt, zum Kriege wider den Kaiser sich entschloß, ja als er bereits ein zwar kleines, doch abgehärtetes, trefflich geübtes, sieg- gewohntes Heer an der pommer'scheu Küste gelandet hatte, dankte Ferdi- nand einen großen Theil des seinigen ab, und entließ den einzigen großen Feldherrn, den er besaß, den Grafen von Wallen stein, aus seinem Dienste. Auf einem Kurfürstentage zu Regens bürg (3. Juli 1630), worauf der Kaiser die Wahl seines Sohnes zum römischen Könige vergebens zu erwirken versuchte — weil die Intriguen Frankreichs und Maximilian's von Baicrn schlaues Widerstreben seine Bemühungen vereitelten —, waren von allen Seiten laute Beschwerden ertönt über Wallenstein's gewaltthätiges *) S. über ihn und seine Thaten die Schriften von Bülow, Hart«, Mauvilloil. Rühs, Wcrkcrlin, Lungerst) an sen n. ?l. 16'

18. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 87

1880 - Berlin : Habel
nisch); bekannt war er auch mit der polnischen und russischen. Schlank und hoch gewachsen, von echt germanischem Typus, war er ein großer Feldherr, ausgezeichnet durch Umsicht, Mut und Entschlossenheit, ein frommer Mensch, voll Demut und Gottoertrauen, leutselig, einfach und sittenrein. Sein Gegner, der Kardinal Caraffa, urteilte über ihn: Gustavus rex cui parern Suecia nulluin, Europa paucos dedit. b) Gustav Adolfs Siegeszug durch Deutschland 1631—1632. Rasch vertrieb Gustav Adolf nach feiner Lan- i63i-dung die schwachen kaiserlichen Besatzungen aus Pommern und Mecklenburg. Die vertriebenen Herzoge des letzteren Landes setzte er als schwedische Vasallen wieder in ihre Rechte ein. Doch fand er nicht die Unterstützung seitens der protestantischen Reichsfürsten, auf welche er gehofft hatte. Die Furcht vor dem Kaiser hielt dieselben von einem Bündnisse mit den Schweden zurück, so daß sich Gustav in seinen Fortschritten gehemmt und vom Durchzug durch die Laude seines Schwagers, des von dem österreichisch gesinnten Minister v o n Schwarzenberg geleiteten Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, abgehalten sah. Dafür schloß er einen Vertrag mit Frankreich, welches sich verpflichtete, ihn durch Hilfsgelder zu unterstützen. Unterdessen hatte General Tilly die Belagerung Magdeburgs begonnen, in welches sich der vertriebene Administrator geworfen und dessen Verteidigung von dem schwedischen General von Falkenberg, den der König ohne Truppen dahin gesendet, geleitet ward. Ohne Entsatz gelassen, fiel die unglückliche Stadt den loteu Mai 1631 und ward auf grausame Weise zerstört. Gustav Adolf, welcher endlich den Brandenburger uach langen Verhandlungen durch Drohungen gezwungen hatte, sich ihm anzuschließen und ihm die Festung Spandau einzuräumen, kam zu spät, die Stadt vor ihrem Schicksal zu retten. Erschreckt durch die an Magdeburg verübten Greuel und bedrängt durch die Tillyschen Scharen, gab nun der Kurfürst von Sachsen seinen Plan einer bewaffneten Neutralität aus, schloß mit den Schweden ein Bündnis zur Rettung des evangelischen Glaubens und ließ seine Truppen unter Arnheim (ans kaiserlichen Diensten in sächsische übergetreten) zu denselben stoßen. Auch andere norddeutsche Reichsfürsten, welchen der Kaiser die Selbstverteidigung gegen die Schweden verboten hatte, schlossen sich an, und so stand Gustav bald mit einem dem kaiserlichen ebenbürtigen Heere Tilly gegenüber und besiegte denselben am 7ten September 1631 bei Breiten- i63i feit) (nördlich von Leipzig) so vollständig, daß der geschlagene Feldherr nach den Wesergegenden, wo er die zerstreuten nieder-

19. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 74

1911 - Leipzig : Voigtländer
74 3537. Der Dreiigjhrige Krieg 16181648. 2. Die Zerstrung Magdeburgs 1631. als Gustav den deutschen Boden betrat, reichen die Kaiserlichen zurck, aber die protestantischen Fürsten waren so mitrauisch gegen den auslndischen König, da sie lange zgerten, sich ihm anzuschlieen. Die Kurfrsten von Brandenburg und Sachsen verweigerten ihm den Durchzug durch ihr Land. So konnte Gustav dem hartbedrngten protestantischen Magdeburg keine Hilfe bringen. Die Stadt wurde von Tilly erobert. 3hr Schicksal war furchtbar, als die wilden Kriegsscharen eindrangen, erfolgte ein Blutbad, wie es noch keine deutsche Stadt in ihren Mauern gesehen hatte. Kein alter, kein Geschlecht fand Schonung, tas der Wut des Schwertes entging, raffte das Feuer dahin. Denn bald wirbelten inmitten des Mordgewhls berall Flammen empor. In kaum zehn Stunden war das reiche, mchtige Magdeburg ein aschenhaufen. Nur der schne Dom, eine andre Kirche und einige Fischerhtten blieben erhalten, von 30 000 Einwohnern retteten kaum 1500 das Leben. 3. Gustav Adolfs Steg bei Leipzig. Nach dem Falle Magde-burgs brach der gefrchtete Cillt) in Sachsen ein. Nun bat der Kurfürst, dessen unentschlossenes Zaudern die Rettung Magdeburgs verhindert hatte, Gustav um Hilfe. In kurzem stand der Schwedenknig mit seinem Heere dem nie besiegten kaiserlichen Feldherrn gegenber. Bei Leipzig kam es zur Schlacht. Magdeburgs Zerstrung wurde hier blutig gercht ; denn die Schweden erfochten einen vollstndigen Sieg. Kaum entrann der greise Tilly dem Tode. Ein schwedischer Rittmeister setzte dem Fliehenden nach, schlug ihn mit umgekehrter Pistole auf den Kopf und htte ihn gettet, wenn dem alten Feldherrn nicht ein Reiter zu Hilfe gekommen wre, der den Verfolger erscho. 4. Gustav 5ldolfs Stegeszug durch Deutschland. Ganz Deutschland stand dem Schwedenknig nun offen. 3m Triumphe zog er durch die Lande bis zum Rhein und weiter nach Bayern. Tillt) stellte sich ihm am Lech noch einmal mit einem Heere entgegen; aber er ward besiegt, verwundet und starb. Beinahe ganz Bayern war nun in den Hnden der Schweden, sterreich war von ihnen bedroht und nirgends ein Heer, das Gustav aolf htte entgegentreten knnen. 5. Xoauenstetns Wiedereinsetzung. Der Kaiser befand sich in groer Not. Nur ein Mann schien Rettung bringen zu knnen: lvallenstein. aber der war von ihm abgesetzt und schwer beleidigt worden. Er lebte auf seinen Gtern in Bhmen. Die unermelichen Schtze, die er auf seinen Plnderungszgen erbeutet hatte, ermglichten ihm ein frstliches Leben. Sechzig Edelknaben aus den vornehmsten Husern bedienten ihn, in hellblauen Sammet mit Gold gekleidet. Eine

20. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 31

1896 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
31 lassen, daß die Protestanten alle eingezogenen Kirchengüter herausgeben und die katholischen Fürsten das Recht haben sollten, ihre protestantischen Unterthanen mit Gewalt zum katholischen Glauben zurückzuführen. Ein Schrei der Ent- rüstung ging durch das protestantische Deutschland. Magdeburg wagte es, sich dem Befehle zu widersetzen, und schon rückte Pappenheim, Wallensteins Feldherr, heran, um das „Ketzernest" zu zerstören. Da aber wurde plötzlich Wallenstein gestürzt. 6. Wallensteins Absetzung. Schon lange war nämlich Wallenstein wegen seines unerhörten Übermutes bei den Fürsten verhaßt. Sein durch Schandthaten gebrandmarktes Heer verübte überall die größten Grausamkeiten. Wenn die Sol- daten in ein Dorf kamen, durchsuchten sie jedes Haus, jeden Winkel. Die Thüren wurden eingeschlagen, Kisten und Koffer erbrochen. Durch die schrecklichsten Folterqualen wurde den Bewohnern der letzte Heller abgepreßt. (Deutsche Ju- gend 5, S. 188: Aus Wallensteins Lager.) Auf dem Kurfürstentage zu Regens- burg (1630) forderten daher die Fürsten mit Ungestüm die Entlassung Wallen- steins. Mit schwerem Herzen fügte sich der Kaiser und willigte in Wallensteins Absetzung. Zur Erstürmung Magdeburgs rückte nun Tilly heran. 7. Gustav Adolf, der Retter in der Rot. In der höchsten Not der Evangelischen nahte ihnen auch der Retter. Das war Gustav Adolf, König von Schweden. Als er von der Not der Evangelischen in Deutschland hörte, beschloß er, ihnen Hilfe zu bringen. Dazu kam, daß er um seine Ostseeherrschaft beun- ruhigt war. Mit nur 15 000 Mann seiner Truppen landete er in Pommern. Er selbst war der erste, der in Usedom ans Land stieg. Hier warf «r sich im Angesicht seines Heeres aus die Knie nieder und betete. Als er sah, daß sich die Augen seiner Offiziere und Soldaten mit Thränen füllten, sprach er: „Weinet nicht, sondern betet. Je mehr Betens, desto mehr Sieg. Fleißig gebetet, ist halb gefochten." Zuerst vertrieb er die Kaiserlichen aus Pommern, Mecklenburg und Brandenburg. Da hörte er von der Belagerung Magdeburgs durch Tilly, und sofort beschloß er, der Stadt zu Hilfe zu kommen. Aber der Kurfürst vor: Brandenburg mißtraute ihm und wollte ihm den Durchzug durch sein Land nicht gestatten. Endlich jedoch willigte er ein, und Gustav Adolf rückte nun aus Magdeburg los. 8. Zerstörung Magdeburgs. (1631.) Schon mehrere Wochen wurde das protestantische Magdeburg von Tilly belagert. Gustav Adolf hatte der Stadt zwar einen trefflichen Kommandanten gegeben, den Obersten Falkenberg, aber dieser besaß nur eine geringe Trnppenzahl und wenig Pulver. Dennoch verzagte er nicht und hoffte aus Gustav Adolfs Hilfe. Am 9. Mai hielt Tilly mit der Kanonade plötzlich inne und ließ seine Geschütze abführen. Die Magdeburger glaubten, er fliehe vor den anrückenden Schweden, und atmeten froh auf. Allein es war eine Kriegslist. Tilly rüstete zum Sturm. Am frühen Morgen er- schienen seine Truppen wieder, und um 7 Uhr begann der Sturm. Die Bürger hatten sich erst kurz vorher zur Ruhe begeben. Da stieß der Turmwächter ins Lärmhorn, und die Sturmglocken läuteten. Falkenberg wirft sich den Stürmenden mutvoll entgegen; aber eine Kugel streckt ihn nieder. Da verliert die Besatzung den Mut. In wenig Stunden sind die Feinde Herren der Stadt, und nun häufen sich Greuel auf Greuel. In einer Kirche hieben die Kroaten 53 Per- sonen (meist Frauen) den Kopf ab. Säuglinge wurden mit langen Spießen durchstochen und dann ins Feuer geworfen. Alle Gassen waren mit Leichen be- deckt. Herzzerreißendes Geschrei, Winseln und Röcheln erfüllte die Lust. Bald