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1. Realienbuch - S. 12

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
12 Geschichte. I am Rheine feste Burgen an; dann fiel er in das deutsche Gebiet ein. Da er aber wußte, wie unwegsam Deutschland war, und wie schwer er dort Nahrungsmittel für seine Gruppen finden würde, fuhr er auf Schissen den Rhein hinab und suchte vom Meere her die an der Nordsee wohnenden Stämme zu unterwerfen. — Bei einem späteren Zuge legte er an der Lippe eine Burg an und drang sogar bis an die Elbe vor. Dort trat ihm eine weißgekleidete deutsche priesterin entgegen und weissagte ihm seinen nahen Tod. Er kehrte um und zog im Tale der Saale dem Rheine zu. Nus dem Marsche stürzte er mit dem Pferde, brach den Oberschenkel und starb kurze Zeit danach (Ge- dicht: Drusus' Tod). — Nun sandte stuguftus seinen andern Stiefsohn Tiberius nach Deutschland. Rls einst deutsche Fürsten als Gesandte zu diesem arglistigen Manne kamen, ließ er sie gefangen nehmen. Die treulos verratenen konnten diese Schmach aber nicht ertragen und töteten sich selbst. Tiberius benutzte auch die Uneinigkeit der Deutschen und reizte die Stämme zum Kriege gegeneinander. Ruf diese kveise unter- warf er nach und nach das Land zwischen Rhein und Elbe. 6. Hermann, Deutschlands Befreier. Die Römer betrachteten nun Deutschland als eine Provinz ihres Reiches. Rls Tiberius nach Rom zurückgekehrt war, wurde der Feldherr varus zum Statthalter von Deutschland ernannt. Er mißbrauchte sein Rmt, um sich Reichtümer zu sammeln, und führte an Stelle des uralten deutschen Rechtes römisches Recht ein. Bei Gericht sprach man die römische Sprache, die der Deutsche nicht verstand. Rus geringer Ursache wurden freie Deutsche von den römischen Gerichtsdienern körperlich gezüchtigt, und römische Rechtsgelehrte brachten manchen wohlhabenden Mann um seinen ganzen Besitz. Ungerechte Steuern wurde dem Volke auferlegt und mit härte ein- getrieben. Die Männer wurden sogar gezwungen, in das römische Heer einzutreten. — Diese Schmach wollten die Deutschen nicht länger ertragen. Die gemeinsame Not machte sie einig, und die Führer der Stämme verbanden sich heimlich, um die Knecht- schaft abzuschütteln. Das Haupt des Bundes war Hermann, ein Fürst der Cherusker, die an kveser und Rller wohnten. Rls Jüngling hatte er in den Diensten der Römer gestanden und die römische Kriegskunst kennen gelernt. Im Rlter von 25 Jahren aber war er wieder in die Heimat zurückgekehrt, varus betrachtete ihn als einen Freund der Römer. Ein andrer Theruskerfürst, Segest, war Hermann feindlich gesinnt, weil dieser seine Tochter Thusnelda geraubt und geheiratet hatte. Er warnte varus,- dieser aber glaubte ihm nicht. Rn einem bestimmten Tage i. I. 9 n. Ehr. empörte sich, wie es verabredet war, zuerst ein volksstamm, der weit entfernt an der Ems wohnte. Sofort brach varus mit drei Legionen (ungefähr 18 000 Mann) auf, um den Rufstand zu unterdrücken. Die deutschen Stammesfürsten bekamen von ihm den Befehl, den Heerbann, d. h. alle waffenfähigen Männer, zusammenzurufen und mitzuziehen. Nach einigen Tagen gelangten die Römer in den Teutoburger kvald, auf dessen sumpfigen Waldwegen sie nur langsam vorwärts kamen. Sturm und Regen machten den Marsch immer be- schwerlicher. Da sielen plötzlich die Deutschen von allen Seiten über die Römer her. In dem dichten Walde war es diesen unmöglich, in geschlossenen Reihen zu kämpfen, wie sie gewohnt waren; ihre Kriegskunst nützte ihnen also hier nichts. Ein Teil der Reiterei schlug sich zwar mühsam durch und erreichte die Römerfeste an der Lippen die Hauptmasse des Heeres aber wurde völlig vernichtet, varus tötete sich selbst, um nicht in Gefangenschaft zu geraten. — Schrecklich war die Rache, die die Sieger an ihren bisherigen Unterdrückern nahmen. Die gefangenen Führer des Heeres wurden den

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1. Realienbuch - S. 8

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
8 Geschichte. I nächst am Rheine feste Burgen an; dann fiel er in das deutsche Gebiet ein. Da er aber wußte, wie unwegsam Deutschland war, und wie schwer er dort Nahrungsmittel für seine Truppen finden würde, fuhr er auf Schiffen den Rhein hinab und suchte vom Meere her die an der Nordsee wohnenden Stämme zu unterwerfen. — Bei einem späteren Zuge legte er an der Lippe eine Burg an und drang sogar bis an die Elbe vor. Dort trat ihm eine weißgekleidete deutsche priesterin entgegen und weissagte ihm seinen nahen Tod. Er kehrte um und zog im Tale der Saale dem Rheine zu. Ruf dem Marsche stürzte er mit dem Pferde, brach den Oberschenkel und starb kurze Zeit danach (Ge- dicht: Drusus' Tod). — Run sandte Rugustus seinen andern Stiefsohn Tiberius nach Deutschland. Rls einst deutsche Fürsten als Gesandte zu diesem arglistigen Manne kamen, ließ er sie gefangen nehmen. Die treulos verratenen konnten diese Schmach aber nicht ertragen und töteten sich selbst. Tiberius benutzte auch die Uneinigkeit der Deutschen und reizte die Stämme zum Rriege gegeneinander. Ruf solche Meise unter- warf er nach und nach das Land zwischen Rhein und Elbe. 5. Hermann, Deutschlands Befreier. Die Römer betrachteten nun Deutschland als eine Provinz ihres Reiches. Rls Tiberius nach Rom zurückgekehrt war, wurde der Feldherr v arus zum Statthalter von Deutschland ernannt. Er mißbrauchte sein Rmt, um sich Reichtümer zu sammeln, und er führte an Stelle des uralten deutschen Rechtes römisches Recht ein. Bei Gericht sprach man die römische Sprache, die der Deutsche nicht verstand. Rus geringer Ursache wurden freie Deutsche von den römischen Gerichtsdienern körperlich gezüchtigt, und römische Rechtsgelehrte brachten manchen wohlhabenden Mann um seinen ganzen Besitz. Ungerechte Steuern wurden dem Volke auferlegt und mit Härte ein- getrieben. Die Männer wurden sogar gezwungen, in das römische Heer einzutreten. — Das wollten die Deutschen nicht länger ertragen. Die gemeinsame Uot machte sie einig, und die Führer der Stämme verbanden sich heimlich, um die Rnecht- schaft abzuschütteln. Das Haupt des Bundes war Hermann, ein Fürst der Eherusker, die an Weser und Rller wohnten. Rls Jüngling hatte er in den Diensten der Römer gestanden und die römische Rriegskunst kennen gelernt. Sm Rlter von 25 Jahren aber war er wieder in die Heimat zurückgekehrt, varus betrachtete ihn als einen Freund der Römer. Ein andrer Eheruskerfürst, Segest, war Hermann feindlich gesinnt, weil dieser seine Tochter Thusnelda geraubt und geheiratet hatte. Er warnte varus,- dieser aber glaubte ihm nicht. Rn einem bestimmten Tage i. F. 9 n. Thr. empörte sich, wie es verabredet war, zuerst ein volksstamm, der weit entfernt an der Ems wohnte. Sofort brach varus mit drei Legionen (ungefähr 18 000 Mann) auf, um den Rufstand zu unterdrücken. Die deutschen Stammesfürsten bekamen von ihm den Befehl, den Heerbann, d. h. alle waffenfähigen Männer, zusammenzurufen und mitzuziehen. Uach einigen Tagen gelangten die Römer in den Teutoburger lvald, auf dessen sumpfigen lvaldwegen sie nur langsam vorwärts kamen. Sturm und Regen machten den Marsch immer be- schwerlicher. Da fielen plötzlich die Deutschen von allen Seiten über die Römer her. Sn dem dichten kvalde war es diesen unmöglich, in geschlossenen Reihen zu kämpfen, wie sie gewohnt waren,- ihre Rriegskunst nützte ihnen also hier nichts. Ein Teil der Reiterei schlug sich zwar mühsam durch und erreichte die Römerfeste an der Lippe; die Hauptmasse des Heeres aber wurde völlig vernichtet, varus tötete sich selbst, um nicht in Gefangenschaft zu geraten. — Schrecklich war die Rache, die die Sieger an ihren bisherigen Unterdrückern nahmen. Die gefangenen Führer des Heeres wurden den

2. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 126

1896 - Breslau : Hirt
126 Das Altertum. der Ems und zog diesen Fluß hinauf. Der treulose Segestes hatte ihm die Gemahlin Hermanns, die edle Thusnelda, als Gefangene überliefert, und wutentbrannt rief Hermann die Deutschen zum Kampfe. Ger-manikus kam an die Stätte der Varusschlacht, wo die Gebeine seiner vor sechs Jahren gefallenen Landsleute noch unbestattet lagen, und ließ über den zusammengelesenen Gebeinen einen gemeinsamen Grabhügel errichten. Bald darauf traf er auf die Deutschen unter Hermann. Nach einer unentschiedenen Schlacht kehrte Germanikus an die Unterems und von dort an den Rhein zurück; aber schon im folgenden Jahre kam er mit einem noch größern Heere wieder. Er traf auf die Deutschen unter Hermann in der Nähe von Minden an der Weser und erfocht einen entschiedenen Sieg; Hermann selber wurde schwer verwundet, so daß er in einer zweiten Schlacht, welche die Römer ebenfalls gewannen, fehlen mußte. Auf der Rückkehr des Germanikus von der Unterems an den Rhein erlitt seine Flotte durch einen heftigen Sturm auf der Nordfee große Verluste. Bald nachher rief ihn der Kaiser Tiberius ab, indem er sagte: „Es ist genug gelitten und gestritten; wir wollen die Deutschen ihrer eigenen Zwietracht überlassen." Damit gaben die Römer den Versuch, Deutschland zu erobern, auf; sie suchten nur ihre Grenzen gegen die Deutschen zu sichern, indem sie dieselben durch Gräben, Wälle und Mauern schützten und durch ihre besten Heere bewachen ließen. Tiberius hatte die Deutschen leider richtig beurteilt; denn als sie von der Furcht vor äußerer Gefahr befreit waren, kehrten sie die Waffen gegeneinander. — Hermann fiel, erst 37 Jahre alt, durch Meuchelmord. Neider seines Ruhmes erschlugen ihn unter dem Vorwande, daß er nach der Königsherrschaft strebe. Bei dem deutschen Volke aber lebte er als der Befreier Deutschlands im Liede fort, und 1875 ist ihm bei Detmold ein schönes Denkmal errichtet worden. 4) Die Mölkerrvanderung; 375—568. a. Ursache derselben; die Hunnen. Die Deutschen waren den Römern hauptsächlich deswegen meistens unterlegen, weil sie nie einig waren, sondern immer nur wenige Stämme den Kampf aufnahmen. Je mehr aber die Bevölkerung wuchs, desto mehr näherten und vereinigten sich die einzelnen Stämme; auch hatten sie wohl durch traurige Erfahrungen eingesehen, daß Einigkeit stark macht. Wenigstens verschwanden in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt die meisten der früheren Stämme, und an ihre Stelle traten große Völkerbündnisse. Im Osten wohnten die Goten, die aus Skandinavien gekommen waren, sich an der Weichselmündung niedergelassen und bis zum Schwarzen Meere ausgebreitet hatten; der Dnjester trennte sie in Ost- und Westgoten. Verwandte Stämme, wie Vandalen, Heruler und Rugier, hatten sich ihnen angeschlossen. Am Saume der Nordsee und auf den davor liegenden Inseln saßen noch wie früher die Frieseu. Südlich von

3. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 139

1899 - Breslau : Hirt
Germanikus. — Die Völkerwanderung: Ursache derselben; die Hunnen. 139 Jahre nach der Hermannsschlacht drang unter dem Kaiser Tiberius der Sohn des Drusus, Germanikus, ins innere Deutschland hinein. Auf der Wasserstraße seines Vaters fuhr er an die Mündung der Ems und zog diesen Fluß hinauf. Der treulose Segestes überlieferte ihm die Gemahlin Hermanns, seine eigene Tochter, als Gefangene. Aber Hermann rief die Deutschen zum Kampfe auf. Germanikus kam an die Stätte der Varusschlacht, wo die Gebeine seiner vor sechs Jahren gefallenen Landsleute noch unbestattet lagen, und ließ über den zusammengelesenen Gebeinen einen gemeinsamen Grabhügel errichten. Bald darauf traf er auf die Deutschen unter Hermann. Nach einer unentschiedenen Schlacht kehrte Germanikus an die Unterems und von dort an den Rhein zurück; aber schon im folgenden Jahre kam er mit einem noch größeren Heere wieder. Er besiegte die Deutschen unter Hermann in der Nähe von Minden; Hermann selber wurde schwer verwundet. Auf der Rückkehr von der Unterems an den Rhein erlitt jedoch die römische Flotte durch einen heftigen Sturm auf der Nordsee große Verluste. Bald nachher rief Kaiser Tiberius den Germanikus ab, indem er sagte: „Es ist genug gelitten und gestritten; wir wollen die Deutschen ihrer eigenen Zwietracht überlassen." Damit gaben die Römer den Versuch, Deutschland zu erobern, auf; sie suchten nur ihre Grenzen gegen die Deutschen zu sichern, indem sie dieselben durch Gräben, Wälle und Mauern schützten und durch ihre besten Heere bewachen ließen. Tiberius hatte die Deutschen leider richtig beurteilt; denn als sie von der Furcht vor äußerer Gefahr befreit waren, kehrten sie die Waffen gegeneinander. — Hermann fiel, erst 37 Jahre alt, durch Meuchelmord. Neider seines Ruhmes erschlugen ihn unter dem Vorwande, daß er nach der Königsherrschaft strebe. Bei dem deutschen Volke aber lebte er als der Befreier Deutschlands im Liede fort, und 1875 ist ihm bei Detmold ein Denkmal errichtet worden. 15. Die Völkerwanderung; 375—568. a. Ursache derselben; die Hunnen. Je mehr die Bevölkerung Deutschlands wuchs, desto mehr näherten und vereinigten sich die einzelnen Stämme; auch hatten sie wohl durch traurige Erfahrungen eingesehen, daß Einigkeit stark macht. Wenigstens verschwanden in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt die meisten der früheren Stämme, und an ihre Stelle traten große Völkerbündniffe. Im Osten wohnten die Goten, die aus Skandinavien gekommen waren, sich an der Weichselmündung niedergelassen und bis zum Schwarzen Meere ausgebreitet hatten; der Dnjestr trennte sie in Ost- und Westgoten. Verwandte Stämme, wie die Vandalen, hatten sich ihnen angeschlossen. Am Saume der Nordsee und aus den davor liegenden Inseln saßen noch wie früher die Friesen.

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 56

1884 - Hannover : Helwing
56 Das Altertum. Jahren gefallenen Landsleute noch unbeftattet lagen. Er lie der den zusammengelesenen Gebeinen einen gemeinsamen Grabhgel errichten. Bald darauf traf er auf die Deutschen unter Hermann. Nach einer unentschiedenen Schlacht kehrte Germanikus an die Unterems und von dort an den Rhein zurck; aber schon im folgenden Jahre kam er mit einem noch greren Heere wieder. Die Deutschen standen unter Her-mann in der Nhe von Minden an der Weser. Germanikus erfocht einen entschiedenen Sieg, und Hermann wurde schwer verwundet, so da er in einer zweiten Schlacht, welche die Rmer ebenfalls gewannen, fehlen mute. Auf der Rckkehr des Germanikus von der Unterems an den Rhein erlitt seine Flotte durch einen heftigen Stunn auf der Nordsee groe Verluste. Bald nachher rief ihn der Kaiser Tiberius ab. Damit hrten die Versuche der Rmer, Deutschland zu erobern, auf. Sie suchten nur ihre Grenzen gegen die Deutschen zu sichern, indem sie dieselben durch Grben, Wlle und Mauern schtzten und durch ihre besten Heere be-wachen lieen. Hermann fiel, erst 37 Jahre alt, durch Meuchelmord. Neider seines Ruhmes erschlugen ihn unter dein Vorwande, da er nach der Knigsherrschaft strebe. Bei dem deutschen Volke aber lebte er als der Befreier Deutschlands im Liede fort. 4) Die Vlkerwanderung; 325569 n. Chr. a. Die Hnnnen. Im Jahre 375 erschien in Osteuropa, von anderen Vlkern in Asien verdrngt, das wilde Volk der Hunnen. Gestalt, Lebensart und Sitten derselben waren den europischen Vlkern fremd und schrecklich. Die Rmer verglichen sie mit den plump zugehauenen Kltzen an einem Gelnder. Ihre Nahrung bestand aus Wurzeln und Krutern des Feldes, sowie aus allerlei Fleisch, das sie unter den Schenkeln ein wenig mrbe ritten. Huser mieden sie wie Grber, selbst Htten von Rohr fand man bei ihnen nicht; ihre Kleider waren aus Fellen von kleinem Wild zusammengenht. Mit ihren Pferden schienen sie fast zusammengewachsen zu sein: auf den Nacken derselben gelehnt, schliefen sie, ja zu Pferde hielten sie ihre Versammlungen. Den Pflug kannten sie nicht, von Glauben und Religion hatten sie keinen Begriff. 375 Dieses schreckliche Volk berschritt die Wolga und stie auf das deutsche Volk der Goten, das durch den Dniestr in Ost- und West-goten geteilt wurde. Die Ostgoten wurden.berwltigt und von den Hunnen weiter nach Westen gegen die Westgoten gedrngt. Diese aber waren schon Christen und erhielten deshalb von dem rmischen Kaiser sdlich der Donau neue Wohnsitze. Als aber rmische Statthalter sie zu unterdrcken versuchten, griffen sie zu den Waffen; der rmische Kaiser selbst fand im Kampfe gegen sie den Tod. In dieser Not wurde Theo-

5. Teil 2 - S. 63

1890 - Breslau : Hirt
Varus; Germanikus. 63 ertragen, und sie fanden einen Fhrer und Rcher in Ar mini u s (Her-mann), einem jungen Cheruskerfrsten, der in rmischem Dienste rmische Kriegskunst gelernt, doch sein deutsches Herz rein bewahrt hatte. Aber leicht war das Werk der Befreiung nicht; denn die Rmer hatten in Deutschland viele feste Pltze, die Deutschen aber verstanden von der Kunst, eine Festung zu belagern, nichts und waren den Rmern auch sonst in der Kriegskunst nicht gewachsen. Am schlimmsten war es, da viele Deutsche die Herrschaft der Rmer fr ein groes Glck an-sahen. Ein solcher Rmerfreund war auch der Cheruskerfrst S e g e st e s, den Hermann noch dadurch sich verfeindet hatte, da er dessen Tochter Thusnelda zum Weibe genommen hatte. Trotzdem gelang es Her-mann, mehrere norddeutsche Stmme zu einer Verschwrung gegen die Rmer zu vereinigen. Im Teutoburger Walde bersielen die Verbndeten 9 das rmische Heer und vernichteten es sast bis auf den letzten Mann; " Gi,r Varus selber strzte sich in sein Schwert. 3. Germanikus. Ganz Rom zitterte vor den Deutschen. Doch Hermann konnte nicht daran denken, Rom anzugreifen; es war ihm nicht einmal mglich, die deutschen Stmme in einem Bunde zusammen-zuhalten, um ihre Freiheit auch fr die Zukunft zu verteidigen. Deshalb wagten die Rmer, von neuem Einflle in Deutschland zu unternehmen. Schon fnf Jahre nach der Hermannsschlacht drang unter dem Kaiser Tiberius der Sohn des Drusus, Germanikus, ins innere Deutschland hinein. Auf der Wasserstrae seines Vaters fuhr er an die Mndung der Ems und zog diesen Flu hinauf. Der treulose Segees hatte ihm die Gemahlin Hermanns, die edle Thusnelda, als Gefangene berliefert, und wutentbrannt rief Hermann die Deutschen zum Kampfe. Ger-manikus kam an die Sttte der Varusschlacht, wo die Gebeine seiner vor sechs Jahren gefallenen Landsleute noch unbestattet lagen, und lie der den zusammengelesenen Gebeinen einen gemeinsamen Grabhgel errichten. Bald darauf traf er auf die Deutschen unter Hermann. Nach einer unentschiedenen Schlacht kehrte Germanikus an die Unterems und von dort an den Rhein zurck; aber schon im folgenden Jahre kam er mit einem noch greren Heere wieder. Er traf auf die Deutschen unter Hermann in der Nhe von Minden an der Weser und erfocht einen entschiedenen Sieg; Hermann selber wurde schwer verwundet, so da er in einer zweiten Schlacht, welche die Rmer ebenfalls gewannen, fehlen mute. Auf der Rckkehr des Germanikus von der Unterems an den Rhein erlitt seine Flotte durch einen heftigen Sturm auf der Nordsee groe Verluste. Bald nachher rief ihn der Kaiser Tiberius ab, indem er sagte: Es ist genug gelitten und gestritten; wir wollen die Deutschen ihrer eigenen Zwietracht berlassen." Damit gaben die Rmer den

6. Das Mittelalter - S. 9

1877 - Leipzig : Brandstetter
9 aber zog stolz und in Siegeshoffnung durch den Teutoburger Wald heran. Da fand er auch den Wahlplatz, wo die Legionen gefallen waren, und begrub die meisten Gebeine seiner erschlagenen Landsleute. Noch standen die Altäre, auf welchen die Hauptleute der Römer den Göttern geopfert waren. Germanikus zog Rache schnaubend tiefer in's Land hinein; da kam wiederum Hermann wie im Sturm mit seinen Schaaren herbei und schlug die Römer zurück. Die flohen in Eile bis hinter den Rhein. Doch Germanikus rüstete sich mit neuer Macht und bot alle List und Kriegskunst auf. An den Meeresküsten fuhr er mit einer Flotte bis hin zur Ems; von dorther drang er jetzt in's Land. Da wichen die Cherusker, in der Gegend, wo heutzutage Minden steht, hinter die Weser zurück und erwarteten ihn zur Schlacht. Bevor sie begann, sah Hermann seinen Bruder Flavius auf feindlicher Seite stehen und rief ihm zu: „O komm' herüber zu deinem freien Volk, mein Bruder! Was kämpfest du in den Reihen der Römer gegen dein eigenes Vaterland? Kennst du die alten Eichen nicht mehr? Hörst du nicht, wie sie dir Grüße zurauschen aus unserer Knabenzeit? Wirf hin, wirf sie von dir die goldenen Ehrenzeichen, mit denen die Römer deine Knechtschaft vergülden! Wie ist es doch viel schöner, von freien Brüdern geliebt zu sein und auf heimischer Erde zu sterben!" Aber Flavius war zum Römer geworden und hatte kein Herz mehr für solche Worte. Da gebot Hermann voll Grimm die Schlacht; sie dauerte vom Morgen bis tief in die Nacht. Klug hatte Hermann den Plan erdacht und bestellt; doch die Wuth des Kampfes verdarb das Wohlersonnene. Die Cherusker rannten von den waldigen Hügeln, wo Hermann sie aufgestellt, zu früh in's Thal hinab. Dadurch entstand Verwirrung. Die Römer benutzten sie, drangen von allen Seiten vor und wurden Meister des Schlachtfeldes. Da stürmte Hermann hoch zu Roß Wider die Bogenschützen und bahnte sich endlich eine Gasse. Plötzlich stieß er wieder gegen eine lebendige Mauer; das waren die römischen Bundesgenossen aus Gallien, aus Tyrol, vom Lech. Verwundet, daß das Blut ihm über's Gesicht rann und ihn unkenntlich machte, brach der tapfere Held dennoch durch und gewann das Freie. Wie aber die Römer den Rückzug antraten, stand alles Volk in den Gauen wider sie aus und abermals ward grimmig geschlagen bis tief in die Nacht. Die Römer nannten's einen Sieg, zogen sich aber doch eiligst zurück. Darauf fuhren sie auf der Ems in's Meer, dort zerstörte der Sturm ihre Flotte. Ungebeugt durch diesen Verlust griff Germanikus die Chatten und Marsen an, legte das Land wüst und hoffte mehr denn je, Deutschlands Meister zu werden. Doch der Kaiser Tiberius, eifersüchtig auf den Ruhm des tapfern Germanikus, rief ihn zurück und sprach dabei ein Wort, das sich leider zu allen Zeiten als wahr erwiesen hat: „Sicherer als durch fremde Waffen wird die Kraft der Deutschen durch sie selbst gebrochen!"

7. Das Mittelalter - S. 11

1866 - Leipzig : Brandstetter
9 aber zog stolz und in Siegeshoffnung durch den Teutoburger Wald heran. Da fand er auch den Wahlplatz, wo die Legionen gefallen waren, und begrub die meisten Gebeine feiner erschlagenen Landsleute. Noch standen die Altäre, ans welchen die Hauptleute der Römer den Göttern geopfert waren. Germanikus zog Rache schnaubend tiefer in's Land hinein; da kam wiederum Hermann wie im Sturm mit seinen Schaaren herbei und schlug die Römer zurück. Die flohen in Eile bis hinter den Rhein. Doch Germanikus rüstete sich mit neuer Macht und bot alle List und Kriegskunst auf. An den Meeresküsten fuhr er mit einer Flotte bis hin zur Ems; von dorther drang er jetzt in's Land. Da wichen die Cherusker, in der Gegend, wo heutzutage Minden steht, hinter die Weser zurück und erwarteten ihn zur Schlacht. Bevor sie begann, sah Hermann seinen Bruder Flavins auf feindlicher Seite stehen und rief ihm zu: „O komm' herüber zu deinem freien Volk, mein Bruder! Was kämpfest du in den Reihen der Römer gegen dein eigenes Vaterland? Kennst du die alten Eichen nicht mehr? Hörst du nicht, wie sie dir Grüße zuranschen aus unserer Knabenzeit? Wirf hin, wirf sie von dir die goldenen Ehrenzeichen, mit denen die Römer deine Knechtschaft vergülden! Wie ist es doch viel schöner, von freien Brüdern geliebt zu sein und auf heimischer Erde zu sterben!" Aber Flavins war zum Römer geworden und hatte kein Herz mehr für solche Worte. Da gebot Hermann voll Grimm die Schlacht; sie dauerte vom Morgen bis tief in die Nacht. Klug hatte Hermann den Plan erdacht und bestellt; doch die Wuth des Kampfes verdarb das Wohlersonnene. Die Cherusker rannten von den waldigen Hügeln, wo Hermann sie aufgestellt, zu früh in's Thal hinab. Dadurch entstand Ver- wirrung. Die Römer benutzten sie, drangen von allen Seiten vor und wurden Meister des Schlachtfeldes. Da stürmte Hermann hoch zu Roß wider die Bogenschützen und bahnte sich endlich eine Gasse. Plötzlich stieß er wieder gegen eine lebendige Mauer; das waren die römischen Bundes- genossen aus Gallien, aus Tyrol, vom Lech. Verwundet, daß das Blut ihm über's Gesicht rann und ihn unkenntlich machte, brach der tapfere Held dennoch durch und gewann das Freie. Wie aber die Römer den Rückzug antraten, stand alles Volk in den Gauen wider sie auf und abermals ward grimmig geschlagen bis tief in die Nacht. Die Römer nannten's einen Sieg, zogen sich aber doch eiligst zurück. Daraus fuhren sie auf der Ems in's Meer, dort zerstörte der Sturm ihre Flotte. Ungebeugt durch diesen Verlust griff Germanikus die Chatten und Marsen an, legte das Land wüst und hoffte mehr denn je, Deutschlands Meister zu werden. Doch der Kaiser Tiberius, eifer- süchtig auf den Ruhm des tapfern Germanikus, rief ihn zurück und sprach dabei ein Wort, das sich leider zu allen Zeiten als wahr erwiesen hat: „Sicherer als durch fremde Waffen wird die Kraft der Deutschen durch sie selbst gebrochen!"

8. Abriß der Geschichte des Alterthums - S. 105

1877 - Braunschweig : Vieweg
Tiberius. 105 ment des Augustus Nichts bestimmt, Tiberius, jetzt bereits 55 Jahr alt, wute durch schlaue Schonung der Formen der Republik den Senat zu gewinnen; der Gunst der Truppen hatte er sich bereits versichert; den Bitten des Senats, er mge das Imperium behalten, schien er sich zu fgen. Bald drohte freilich eine Gefahr von den Legionen am Rhein, die den Germanicus erheben wollten, doch trat dieser selbst derselben krftig entgegen, und befchf-tigte die Truppen durch neue Thateu in Deutschland. Die Feldzge desgermanicus indeutschland (14 bis 16 n. Chr.); sein und Hermanns Ende. Nach der Niederlage des Varus hatte Tiberius Uneinigkeit unter den Deutschen zu sen gesucht; bald kam es unter den Cheruskern selbst zu osfe-nem Zwiste. Hermann hatte Segest's Tochter, Thusnelda, entfhrt und war dann mit dieser von ihrem Vater gefangen genommen; nachdem er selbst die-fem entflohen war, wandte sich Segest vllig den Rmern zu. Germanicus verpflanzte Segest der den Rhein und fhrte spter die Thusnelda im Triumph in Rom auf. Bon Hermanns Groll mochte man einen Angriff auf den Rhein besorgen; dies diente dem Germanicus als Veranlassung, ein groes Heer, theils zu Lande, theils zur See bis zum Schlachtfelde des Varus zu führen, wo er die noch unbestatteten Leichname der Rmer unter einem Hgel begrub, und Anso herzustellen (15 n. Chr.). Auf dem Rckwege htte in-dessen sein Landheer fast das Schicksal des Varus erlitten; um die Deutschen von Neuem einzuschchtern, zog er deshalb im folgenden Jahre mit 1000 Schiffen bis zur Ems und rckte von hier aus bis zur Weser vor. Hier schlug er den Hermann in offener Schlacht auf dem Campus Jdistavisus i) (bei Rinteln?), kam aber auf dem Rckzge von Neuem in groe Gefahr. Bald rief ihn Tiberius zu anderen Thaten in den Orient; die Deutschen knne man ihren eigenen Uneinigkeiten berlassen." Dort trat jedoch Piso, nicht ohne Einflsterungen des Tiberius, den Verfgungen des Germanicus mit frecher Widersetzlichkeit entgegen, und Germanicus selbst schrieb seinen nahen Tod (f 19 n. Chr.) der Vergiftung des Piso zu, der spter, als der Ha der Rmer ihn zur Rechenschaft forderte, sich selbst entleibte. In Deutschland war es indessen auch zwischen Hermann, dem Stifter eines Bundes freier Vlkerschaften, und dem Erobererfrsten Mar-b o d zum Kampfe gekommen. Geschlagen suchte Marbod bei den Rmern Hlfe, die ihn bald rnkevoll (durch einen Gothen Catualda) seines Reiches berauben lieen, ihm aber dann in Ravenna Ausnahme gewhrten, wo er noch 18 Jahre lebte. Hermann wurde ein Opfer seines eigenen Volkes, das ihn des Strebens nach Herrschaft verdchtigte, weil er wohl an der Spitze des Bundes der Freiheit zu bleiben gedachte (20 n. Chr.). 20 ') Nach Grotefend: eidgenssisches Feld"; einen Eid staven" sagt man im Mittelalter hufig. Neuerlich schreibt man C. Idisiavisus (d. i. Feld der Balkyren?)

9. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 21

1902 - Breslau : Hirt
Die Vlkerwandrung bis zum Auftreten Attilas: Ursache derselben. 21 d. Germanikus. Hermann konnte nicht daran denken, Rom anzn-greisen; es war ihm nicht einmal mglich, die deutschen Stmme in einem Bunde zusammenzuhalten, um ihre Freiheit auch fr die Zukunft zu verteidigen. Deshalb wagten die Rmer, von neuem Einflle in Deutschland zu unternehmen, um ihre verlorene Kriegsehre Wiederzuge-Winnen. Fnf Jahre nach der Hermannsschlacht drang unter dem Kaiser Tiberius der Sohn des Drusus, Germanikus, ins innere Deutschland hinein. Auf der Wasserstrae seines Vaters fuhr er an die Mndung der Ems und zog diesen Flu hinauf. Der treulose Segestes ber-lieferte ihm die Gemahlin Hermanns, seine eigene Tochter, als Gefangene. Aber Hermann rief die Deutschen zum Kampfe auf. Germanikus kam an die Sttte der Varusschlacht, wo seine vor sechs Jahren ge-sallenen Landsleute noch uubestattet lagen, und lie der den zusammen-gelesenen Gebeinen einen gemeinsamen Grabhgel errichten. Bald darauf traf er auf die Deutschen unter Hermann. Nach einer unentschiedenen Schlacht kehrte Germanikus an die Unterems und von dort an den Rhein zurck; aber schon im folgenden Jahre kam er mit einem noch greren Heere wieder. Er besiegte die Deutschen unter Hermann in der Nhe von Minden; Hermann selber wurde schwer verwundet. Auf der Rckkehr von der Unterems an den Rhein erlitt jedoch die rmische Flotte durch einen heftigen Sturm auf der Nordsee groe Verluste. Bald nachher rief Kaiser Tiberius den Germanikus ab, indem er sagte: Es ist genug gelitten und gestritten; wir wollen die Deutschen ihrer eigenen Zwietracht berlassen." Damit gaben die Rmer den Versuch, Deutschland zu er-obern, aus; sie suchten nur ihre Grenzen gegen die Deutschen zu sichern, indem sie dieselben durch Grben, Wlle und Mauern schtzten und durch ihre besten Heere bewachen lieen. Tiberius hatte die Deutschen leider richtig beurteilt; denn als sie von der Furcht vor uerer Gefahr befreit waren, kehrten sie die Waffen gegeneinander. Hermann fiel, erst 37 Jahre alt, durch Meuchelmord. Neider seines Ruhmes erschlugen ihn unter dem Vorwande, da er nach der Knigsherrschaft strebe. Bei dem deutschen Volke aber lebte er als der Befreier Deutschlands im Liede sort, und 1875 ist ihm bei Detmold ein Denkmal errichtet worden. 2. Die Vlkerwandrung; 375568. 1. Wis zum Austreten Attilas. a. Ursache derselben; die Hunnen. Je mehr die Bevlkerung Deutsch-lauds wuchs, desto mehr nherten und vereinigten sich die einzelnen Stmme; auch hatten sie wohl durch traurige Erfahrungen eingesehen,

10. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 165

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
165 scheu Soldaten kriegsgewohnt und tapfer, von erfahrenen Hanptleuten ange- führt, wiesen ihn kräftig zurück und verschanzten sich Abends in ihrem Lager. Aber bleiben konnten sie nicht, vorwärts auch nicht, den Rhein zu gewinnen, das war der einzige Rettungsweg. Mit der Morgenfrühe brachen sie auf und wurden noch ungestümer angegriffen; ihr Widerstand war verzweifelt, der Rückzug ging langsam und sie kamen nicht aus dem Walde. Am Abend lager- ten sie sich noch einmal; mit Tagesanbruch zogen die Legionen weiter, aber der erneuerte Angriff brachte sie bald in Unordnung. Der Regen siel in Strö- men, der Sturm heulte; „das sind unsere Götter, die uns helfen", schrieen die Deutschen unv die verzweifelten Römer glaubten es. Varus stürzte sich in sein Schwert, andere Befehlshaber folgten seinem Beispiele unv die Reste der Legio- nen wurden niedergemetzelt. So wurden drei Legionen vernichtet (wenigstens 40,000 Mann) und ihre Adler fielen in die Hände der Deutschen. Von den Gefangenen wurden die vornehmsten den Göttern geopfert, die andern mußten in die Knechtschaft. . . Das ist die Schlacht im Teutoburger Walde; ihr verdanken wir nach der Römer eigenem Geständnisse, daß eine deutsche Nation ist lind vaß eine deutsche Svrache geredet wird; Hermann ist auch nach dem Zeugnisse der Römer der Befreier Deutschlands. Als Augustus die Kunde der schrecklichen Niederlage erhielt, so erschrack er unv Rom mit ihm; verzweifelnd rief er mehrmals: O-uinctilius Varus, gib mir meine Legionen wieder! Er machte seinen Göttern große Gelübde und schickte den Tiberius an den Rhein, um Gallien zu vertheidigen. Doch die Deutschen waren zufrieden, daß sie die römischen Legionen und Burgen ver- nichtet hatten und gingen nicht über den Rhein. Tiberius überschritt den Strom, gewann auch wirklich einige Vortheile, aber die Legionen nahmen doch wieder ihre Standquartiere auf dem linken Rheinufer. Erst als Tiberius Kaiser war, zog der Sohn des Drusus, der von seinem Vater den Ehren- namen „Germauicus" (der Deutsche) geerbt hatte, mit gewaltigen Heeren über den Rhein, richtete aber doch gegen den Hermann nichts aus. (14—16 nach Ehr.) Von da an beschränkten sich die Römer auf die Vertheivigung des Rheins, an dem sie eine Menge Festungen bauten; sie warben deutsche Söldner und schürten das Feuer der Zwietracht unter den deutschen Stämmen, damit •

11. Wiederholungsbuch zu den Charakterbildern aus der Geschichte und Sage - S. 19

1865 - Leipzig : Brandstetter
Zweiter Theil. Erster Abschnitt. Deutsche Götter und Helden. 1. Hertha und Odin. Hertha. 1. Wo hatte die Göttin Hertha ihren ; 3. Wie belustigte man sich, wenn heiligen Hain? j der Wagen mit dem Bilde der Göt- 2. Welcher deutsche Volksstamm ver- ! tin vorübergefahren war? ehrte sie da und in welcher Weise? I Odin oder Wodan. 1. Wo befand sich das Bundes- 3. Welcher Glückseligkeit wurden nach heiligthum der suevischen Stämme? dem Glauben der alten Deutschen die und worin bestand es? gefallenen Helden therlhaftig? 2. Warum ward Wodan am höch- sten geehrt? 2. Hermann, der Cherusker Hermann, der Retter 1 1. Warum gelang es den Römern, vom Rhein aus so weit in Nieder- deutschland vorzudringen? 2. Wer setzte ihrem Vordringen ein Ziel? 3. Wer war Hermann? 4. Wodurch erregte der römische Statthalter Varus den Haß der Deut- schen? 5. Welche Vorbereitungen traf Her- mann zur Befreiung seines Vaterlandes ? j 6. Wodurch erregte er den Zorn des Segest? 7. Was bewog den Varus zum Auf- bruch in's innere Deutschland? 8. Auf welche Weise förderte er selber den Plan Hermann's? 9. Was geschah in der Gegend von Detmold im Teutoburgerwalde? 10. Was that Varus, um seine Schmach nicht zu überleben? und Civilis, der Bataver, er deutschen Freiheit. 11. Welchen Eindruck machte die große Niederlage auf Augustus und die Römer? 12. Was hinderte Hermann an der Ausführung seines patriotischen Pla- nes, alle deutschen Stämme gegen die Römer zu vereinen? 13. Welche schmähliche Treulosig- keit übte Segest wider sein eigenes Volk? 14. Auf welche Art drang Germa- nikus zum zweiten Male in's Innere von Norddeutschland? 15. Was trug sehr zu dem für die Deutschen unglücklichen Ausgange der Schlacht bei? 16. Welches bedeutsame Wort sprach Tiberius, als er den tapferen und glücklichen Germanikus abries? 17. Welche Schmach mußte Thus- nelda über sich ergehen lassen? 2*

12. Deutsche Geschichte in Verbindung mit den Hauptmomenten der baierischen Geschichte - S. 46

1876 - Würzburg : Staudinger
46 m , Deutschland zurück. Der Beiname „ Germanifus ", der Germanenbesieger, den ihm die Römer verliehen, war der einzige bleibende Erfolg seines Feldzugs. Tiberius gab den Kampf gegen die Deutschen auf, setzte aber seine Hoffnung auf ihre Unterwerfung in deren innere Zerwürfnisse. 4) Im Südwesten von Deutschland hatten die Römer anfangs einzelne Posten am jenseitigen Rhein- und Donau-Ufer aufgestellt, diese dann langsam immer weiter vorgeschoben, bis sie unter Kaiser Trajan im Anfang des 2. Jahrhunderts alles Land zwischen Donau, Rhein und Untermain besaßen. Sie verteilten das seit dem Abzug der Markomannen unter Marbod (sieh unten) herrenlose Land an gallische und abenteuernde deutsche Ansiedler gegen die Verpflichtung der Grenzhut und der Ablieferung des zehnten Teils aller Erträgnisse; daher bekam dieses Gebiet den Namen römisches Zehntland. Trajan und seine Nachfolger suchten dasselbe gegen die nördlich angrenzenden deutschen Volksstämme durch einen großen Wall und Graben zu schützen, der bet Kelhetnt an der Donau begann, durch das jetzige Mittel- und Unterfranken hinlief und bei Mainz endete. 135. Welchen Umfang nahmen die Zerwürfnisse der deutschen Volksstämme? Hermann hatte durch den Sieg auf dem Winfeld im Teutoburgerwald Deutschlands Freiheit nach außen gewahrt, er trat für sie aber auch gegen innere Tyrannenherrschaft als Verfechter auf. Die schon zu Ariovist's Zeit zwischen Rhein, Main und Donau wohnenden Markomannen wählten Marbod, der wie Hermann früher in römische Dienste getreten und sich mit römischer Staats- und Kriegskunst vertraut gemacht hatte, zum Herzog und ließen sich 11 v. Chr. von ihm bewegen, ihre von den Römern gefährdeten Wohnsitze zu verlassen und in Böhmen neue zu erobern. Während dieses Erober-ungszugs gewöhnte er sein Volk an königliche Herrschaft und dehnte diese endlich von der Donau bis zur Elbe und Weichsel aus. Dem Befreiungskämpfe des cheruskischen Bundes gegen die Römer sah er müßig zu und suchte inzwischen eine, dem römischen Kaiserhof nachgeahmte Despotie zu begründen. Die damit unzufriednen Freien seines Reiches riefen Hermann zu Hilfe, und nun begann ein Kampf, in welchem fast

13. Die Geschichte der Deutschen - S. 32

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
32 Erster Abschn. Von der ersten Zeit bis zu der großen Völkerwanderung. Weil die Jahreszeit weit vorgerückt war, schiffte sich Germanicus mit dem größten Theile des Heeres wieder ein, um die Winterquartiere an dem Rhein zu beziehen. Auf der Nordsee ging jedoch ein Theil seiner Flotte wahrend eines Sturmes zu Grunde. In Rom hatte sich der Ruhm seiner Thaten dermaßen verbreitet, daß er selbst den Neid des Kaisers aufregte; er rief ihn unter nichtigen Vorwänden zurück und schickte ihn nach Syrien, woselbst er bald nachher seinen Tod fand. Die Cherusker und die anderen aufrührerischen Nationen wurden, nachdem die Ehre der Römer gerettet, am Letzten innerlichen Streitigkeiten überlassen. So meinte der alte Tiberius, und er hatte Recht. Der Saamen der Zwie- tracht, welchen er unter sie zu streuen verstand, trug bald hernach herr- liche Früchte. Hermann und Marbod. Unterweilen war Marbod's Reich in Pannonien zu einer außerordent- lichen Größe und Macht hcrangewachsen. Ihm gehorchten nicht nur die Markomannen und Quaden, sondern auch die Longobarden und die Semnonen, zwei mächtige suevische Völkerstämme, hatten sich demselben angeschlossen. Indessen machte sich Marbod durch den Königsnamen und durch sein offenbares Streben nach Alleinherrschaft bei seinen freiheits- liebenden Landsleuten sehr verhaßt, so daß die Semnonen und die Longo- barden sogar wieder von ihm absielen und sich an Hermann anschlossen, der als Deutschlands Befreier von Allen hochgeehrt und geliebt wurde. Die Eifersucht dieser zwei mächtigsten Fürsten, welche schon lang im Ver- borgenen geglommen, schlug bald zu den hellen Flammen des Krieges aus. Hermann würde, durch die Semnonen und Longobarden verstärkt, die Uebermacht gehabt haben, wenn nickit Jnguiomer, um nicht unter dem weit jüngeren Neffen zu stehen, sich auf die Seite Marbod's gewandt hätte. Beiderseits rüstete man sich zur Schlacht; beiderseits hoffte man den Sieg zu erringen. Die Anordnungen zeugten schon von größerer Kunst, denn die Deutschen hatten durch den langen Krieg mit den Römern gelernt den Kriegszeichen zu folgen, sich durch Hinterhalte zu verstärken und die Befehle der Heerführer anzunehmen. Nie stritt man weder mit größerer Masse, noch mit mehr Erbitterung; doch blieb die Schlacht un- entschieden, indem auf Leiden Seiten der rechte Flügel geschlagen wurde. Ein neues Treffen stand bevor; aber Marbod zog sich auf eine Anhöhe zurück, ein Zeichen seiner Zagheit. Durch Ueberläufe ward er überdieß so geschwächt, daß er Nichts mehr wagen konnte, sondern heim ging in

14. Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau - S. 22

1907 - Breslau : Hirt
22 Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau. Niederhessen die Chatten (16). Die Usipeter an der Usa und die Tenchterer (Tenetrer, die Niederer) an der Nidda waren von den Mattiaken, einem chattischen Volk, aus ihren Wohnsitzen verdrängt worden. Nördlich von den Chatten saßen an der Diemel Sachsen, östlich an den Ufern der Werra Hermunduren (Thüringer). Die Ubier wurden später von den Chatten über den Rheiu gedrängt, und diese nahmen die verlassenen Wohnplätze derselben am rechten Rheinufer ein. Der römische Geschichtschreiber Taeitus schildert die Chatten folgender-- maßen: „Dieses Volk ist ausgezeichnet durch seiue große Abhärtung, seinen festen Gliederbau, seiueu trotzigen Blick und feurigen Mut, fowie durch die Besonnenheit und Geschicklichkeit in der Kriegführung. Sie gehorchen den Befehlen ihrer gewählten Führer, sind einer geordneten Heeresausstellung kundig, wissen im Krieg die Gelegenheit wahrzunehmen, den Angriff anfzu- schieben, für die Nacht sich zu verschanzen. Das Glück zählen sie unter die zweifelhaften, die Tapferkeit unter die gewissen Dinge und vertrauen mehr dem Heerführer als dem Heer. Ihre Kriegsstärke beruht auf dem Fußvolk, welches außer feinen Waffen auch noch mit eisernen Werkzeugen und dem nötigen Muudvorrate belastet wird. Man kann sagen: andere ziehen zur Schlacht aus, die Chatten zum Kriege. Nur selten lassen sie sich auf Streifzüge und unvorbereitete Gefechte ein. Was bei anderen germanischen Völkerschaften etwas Seltenes ist und nur von einzelnen, die sich hervortun, geschieht, das ist bei den Chatten zur Sitte geworden, daß sie nämlich Haupt- und Barthaar wachsen lassen und erst nach Erlegung eines Feindes die Haare abscheren. Die Tapfersten unter ihnen tragen außerdem einen eisernen Ring, was bei diesem Volke für schimpflich gilt, als eine Fessel, das Merkmal der Knecht-- schaft, bis daß sie durch die Erlegung eines Feindes ihr Gelübde gelöst haben. Sehr viele aber tragen diesen Ring als ein Zeichen der von ihnen gelobten Verpflichtung zur Tapferkeit bis ins Alter und werden dadurch für die Ihrigen und die Feiude kenntlich. Diese sind es, die den Kampf beginnen, und sie bildeu, furchtbar anzuschauen, immer die vorderste Schlachtreihe." Die Chatten und Sigambrer waren es besonders, die den Römern das Vordringen in Deutschland wehrten. Daher führte Drufus, der Stiefsohn des Kaisers Angnstus, vier Jahre lang Krieg gegen sie (12—9 v. Chr.). Er legte Befestigungen am Rhein an, ja im Chattenlande selbst auf dem Taunus. Nach Drnfns' Tode setzte sein Bruder Tiberius den Kamps fort, und ihm ge-- lang es dnrch List und Falschheit, die deutschen Stämme zwischen dem Rhein und der Weser zur Unterwerfung zu bringen. Im Jahre 9 n. Chr. aber erhoben sich die Cherusker, Chatten n. a. unter Anführung des Cherusker- fürsten Hermann oder Arminius und vernichteten das Heer der Römer im Teutoburger Walde. Hierbei erbeuteten die Chatten einen der drei römischen Adler und machten viele Gefangene. Um sich zu rächen, schickte Tiberius den Sohn des Drusus, den tapfern Germanicus, nach Deutschland. Dieser fiel im Jahre 15 n. Chr. unerwartet in das Land der Chatten ein, zerstörte ihren Hauptort Mattium und verwüstete das Land. Eifersüchtig auf den Kriegs-- rühm des Germanicus, rief ihn Tiberius zurück, und damit hörten die Kriegs- züge der Römer ins Innere von Deutschland auf. Sie beschränkten sich viel-- mehr darauf, ihre Grenzen zu behaupten. Um dies besser zu können, erbauten sie einen Grenzwall, den sogenannten Pfahlgraben, der sich in unserem Lande vom Rhein über den Taunus bis in die Wetterau und an den Vogelsberg und von da bis an die Mündung der Kinzig erstreckte. Diese Befestigung

15. Geschichte des Mittelalters - S. 7

1867 - Mainz : Kunze
Aus der deutschen Vorzeit. 7 Gernianikus drang bis in die Gegend des Teutoburger Waldes Germ.nmus vor, wo die Gebeine des Quintilius Varus und seiner Legionen noch burger Wald, unbestattet lagen. Deßhalb wandelte ihn das Verlangen an, den ge- fallenen Kriegern die letzte Psiicht zu erweisen und sechs Jahre nach der erlittenen Niederlage ihre Gebeine zu bestatten. Mit tiefem Schmerze erblickte man die bleichenden Ueberreste dreier Legionen und begrub sie unter einen Hügel. Gernianikus legte den ersten Rasen darauf. Aber so rachesüchtig und wüthend auch das römische Heer sich zeigte, so ver- mochte es doch nichts gegen Armin. Erst im folgenden Jahre (16 n. Chr.) brach Gernianikus mit einem bedeutenden Heere nach der Weser und Elbe aus und schlug die Germanen. Hermann selbst im Kampfe verwundet, wurde nur durch die Schnelligkeit seines Rosses gerettet; aber dennoch mußten die Römer sich an den Rhein wieder zurückziehen. Kaiser Tiberius mißgönnte dem Germanikus seine glücklichen Waffen- thaten und rief ihn ab. In seinem Schreiben drückte er seinen Befehl wird von so aus, daß der römischen Rache volle Genüge geschehen sei und man abberufen, die Cherusker und Markomannen durch innere Zwistigkeiten sich auf- reiben lassen könne. §. 3. Das Ende Marbods und Hermanns. Zwei Jahre nach dem Abzüge der Römer aus Deutschland brachen Marbod ein unter den Deutschen bedenkliche Zwistigkeiten aus. Hermann und Feind, Her- Marbod, die Häupter verschiedener Völkerbündnisse, der Cherusker und ^nd der Markomannen, waren ans entgegengesetzten Wegen zu ihren hohen Freiheit. Stellungen gelangt, Hermann durch die freie Wahl der Krieger, Marbod durch den Anhang der Fürsten und den Schutz der Römer. Hermann strebte feinem Vaterland Freiheit und Wohlfahrt zu ver- schaffen, Marbod trachtete nach unumschränkter Alleinherrschaft. Dieß gab Veranlassung, daß zwei Völkerstämme, die Sennonen und Longo- barden, vom Markomannenbunde sich lossagten und zu den Cheruskern traten. Hermann und Marbod waren als mächtige und tapfere Heer- führer gleich geachtet; jener war als Vorkämpfer der Freiheit ein Lieb- ling des Volkes, dieser wegen des angenommenen Königstitels ein Gegen- stand des Hasses. Die Zwistigkeiten und Eifersüchteleien gingen all- mählich von den Führern aus die Völker über und brachen endlich in offenen Krieg aus. Marbod zog den Kürzern und wandte sich nach Marbod bittet Rom, wo er Hülfe zu finden hoffte; allein der Kaiser Tiberius ließ ^ Rom'um'" ihm erwiedern, man werde ihm sicheren und ehrenvollen Aufenthalt in Hülfe Italien gewähren, wenn er bleiben wolle; finde er es chnderswo er-

16. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 83

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 83 — publikaner ihre Verwirklichung vereitelt. Augustus glaubte ausführen zu können, was Cäsar beschlossen hatte, und sein Stiefsohn Drnsus, der später den Ehrennamen Germaniens erhielt, unternahm, als Statthalter von Gallien, drei Feldzüge in Deutschland. Nachdem er am Rheine zahlreiche Kastelle gegründet, — das wichtigste darunter war Moguntiaeum, das heutige Mainz, — drang er bis an die Elbe vor. Als er sich anschickte, auch über diesen Fluß zu setzen, trat ihm — so erzählen die Römer — eine Frau von übermenschlicher Größe entgegen, die ihm in prophetischem Tone das nahe Ende seiner Thaten und seines Lebens verkündete. Er kehrte um und starb an den Folgen eines unglücklichen Sturzes mit dem Pferde, in der Nähe von Mainz (9 v. Chr.). Die von ihm begonnenen Eroberungen setzte sein Bruder Tiberius fort. Diesem gelang es, die Deutschen durch List zu schwächen und das Land zwischen dem Rheine und der Weser der römischen Herrschaft zu unterwerfen. Die durch die gewaltsame Einführung römischer Gesetze, Sitten und Sprache erbitterten Deutschen erhoben sich, während der Statthalterschaft des Quintilins Varus, unter dem kühnen Hermann zur Wiedererkämpfung ihrer Freiheit. Hermann,^ von den Römern Arminius genannt, ein Sohn des Cheruskerfürsten L-iegmar, hatte, als Anführer einer in römischen Diensten stehenden Reiterschaar, römische Kriegskunst und römische Bildung kennen gelernt; doch sein Sinn war deutsch geblieben, und schwer lastete auf seiner Seele die Schmach des deutschen Volkes. Von dem Gedanken erfüllt, der Befreier seines Vaterlandes zu werden, war er sich nichtsdestoweniger der vollen Schwierigkeit seines großen Planes wohl bewußt. Ganz im Geheimen stiftete er all-mählig einen weitverzweigten Bund und lockte, als alle Vorkehrungen Zum Kampfe getroffen waren, durch den Aufstand eines entfernten Stammes den römischen Feldherrn in die unwegsamen Wildnisse des Teutoburger Waldes. Hier sahen sich plötzlich die Römer von allen weiten von Feinden umringt, und trotz der tapfersten Gegenwehr wurde ihre ganze Macht, wobl 40,000 Mann, vernichtet. Nur Wenigen gelang es, zu entrinnen und die Nachricht von der furchtbaren Niederlage über den Rhein hinüberzutragen. Varus, der die erlittene Schmach nicht überleben wollte, stürzte sich in sein eigenes Schwert (9 nach Chr.). Die Rache des gereizten Volkes kannte keine Mäßigung' die vornehmsten der Gefangenen wurden den Göttern geopfert, die anderen zu Leibeigenen gemacht. Durch die Schlacht im Teutoburger Wald (zwischen Detmold und Paderborn) war Deutschland frei geworden von der römischen Herrschaft: alle Bemühungen des römischen Kaisers, der den Verlust seiner Legionen nicht verschmerzen konnte, durch neue Feldzüge das Verlorene wieder zu gewinnen, blieben fruchtlos. Hermann aber, 6*

17. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 91

1892 - Breslau : Hirt
Eroberungsversuche der Römer in Deutschland. 91 letzten Kampfe. Vor dem ungestümen Angriff gerieten die Legionen in Utv Ordnung; die Adler wurden von den Deutschen genommen; der verzweifelnde Varus gab die Schlacht verloren und stürzte sich in sein Schwert. Gegen die Gefangenen wütete die Rache der Sieger. Die Anführer wurden in heiligen Hainen den Göttern geopfert; viele andere wurden an den Galgen gehängt. Den römischen Advokaten wurde die Zunge aus dem Munde gerissen. „Endlich, Natter, hast du aufgehört zu zischen!" sagte ein Germane, als er btc blutige Zunge in der Hand hielt. Mancher Römer aus vornehmem Haitie alterte bei einem deutschen Bauern als Hausknecht oder Herdenhüter. Die Nachricht von der Hermannsschlacht erfüllte Rom mit Schrecken. Laut beklagte Augustus den Untergang feiner besten Legionen; wehklagend zerriß er seine Kleider und ließ Haare und Bart lang wachsen; wie ein Wahnsinniger rannte er mit dem Kopse gegen die Wand und rief aus: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Er befürchtete den Untergang Roms durch die Germanen. In feiner Furcht ließ er Tag und Nacht Wachen durch die Stadt ziehen, ordnete eine allgemeine Aushebung an und gelobte dem Jupiter Spiele und Opfer, wenn der Staat gerettet würde. Alle Ger-inanen und Gallier wurden aus der Stadt entfernt, die deutsche Leibwache auf die Inseln gebracht. Aber die Deutschen dachten nicht an Eroberung; nachdem sie die Denkmale römischer Knechtschaft zerstört hatten, kehrten ste friedlich an ihren Herd zurück. c. Germanikus. Ganz Rom zitterte vor den Deutschen. Doch Hermann konnte nicht daran denken, Rom anzugreifen; es war ihm nicht einmal möglich, die deutschen Stämme in einem Bunde zusammenzuhalten, um ihre Freiheit auch für die Zukunft zu verteidigen. Deshalb wagten die Römer, von neuem Einfälle in Deutschland zu unternehmen. Schon fünf Jahre nach der Hermannsschlacht drang unter dem Kaiser Tiberins der Sohn des Drnsus, Germanikus, ins innere Deutschland hinein. Anf der Wasferstraße seines Vaters fuhr er an die Mündung der Ems und zog diesen Fluß hinauf. Der treulose Segestes hatte ihm die Gemahlin Hermanns, die edle Thusnelda, als Gefangene überliefert, und wutentbrannt rief Hermann die Deutschen zum Kampfe. Germanikus kam an die Stätte der Varusschlacht, wo die Gebeine seiner vor sechs Jahren gefallenen Landsleute noch unbestattet lagen, und ließ über den zusammengelesenen Gebeinen einen gemeinsamen Grabhügel errichten. Bald darauf traf er auf die Deutschen unter Hermann. Nach einer unentschiedenen Schlacht kehrte Germanikus an die Unterems und von dort an den Rhein zurück; aber schon im folgenden Jahre kam er mit einem noch größern Heere wieder. Er traf auf die Deutschen unter Hermann in der Nähe von Minden an der Weser und erfocht einen entschiedenen Sieg; Hermann selber wurde schwer verwundet, so daß er in einer zweiten Schlacht, welche die Römer ebenfalls gewannen, fehlen mußte. Auf der Rückkehr des Germanikus von der Unterems an den Rhein erlitt seine Flotte durch einen heftigen Sturm auf der Nordsee große Verluste. Bald nachher rief ihn der Kaiser Tiberius ab, indem er sagte: „Es ist genug gelitten und gestritten; wir wollen die Deutschen

18. Die deutsche Geschichte - S. 11

1855 - Essen : Bädeker
11 Feind, wagte es aber nicht, dem Hermann eine Schlacht zu liefern, son- dern kehrte auf demselben Wege, den er gekommen war, unter großen Gefahren zu Wasser und zu Lande und nach ungeheuern Verlusten an den Rhein zurück. Mit den gewaltigsten Anstrengungen eröffnete er einen dritten Feldzug; auf 1000 Schiffen führte er 8 Legionen nebst den Hülfstruppen in die Ems, von da ging's an die Weser. Nach zwei blutigen Schlachten, in deren erster Armin verwundet und geschlagen wurde, in deren zweiter er das Feld behauptete, eilte Germanicus schon im Sommer hinter den Rhein zurück; ein Sturm hatte den größten Theil der Flotte und was darauf war, zu Grunde gerichtet. Im näch- sten Jahr wurde er vom Kaiser Tiberius abgerufen, der des unrühm- lichen und verderblichen Krieges müde war. §. 15. Hermanns Ausgang. So hatte Hermanns Tugend und Heldenthat den Boden des Vater- landes gegen die römische Habgier sicher gestellt, und sein Ansehen hielt die Völker, welche unter seiner Leitung gekämpft, in freier Ver- bindung zusammen. Aber im Süden Deutschlands unterwarf sich Marbod ein deutsches Volk nach dem andern, während er den Römern schmei- chelte, um seinen Thron zu befestigen. Im Jahre 19 brach zwischen Marbod und Hermann Krieg aus; beide trafen aufeinander an der Saale, und wir sehen nun gleich nach dem erfreulichen Schauspiel der ersten glorreichen Freiheitskämpfe zum ersten Male die norddeutschen und süddeutschen Brüder einander in Zwietracht sich zerfleischen. Mar- bod unterlag; es sagte sich eins seiner Völker nach dem andern von ihm los, und er nahm seine Zuflucht zu den Römern, die gern dem einst so gefürchteten Nachbar noch 18 Jahre lang ein Gnadcngehalt gaben bis an seinen Tod. Hermann aber, der allgefeierte Held, fiel nicht lange nach diesen Tagen durch den Neid einiger Fürsten. Sie beschuldigten ihn der Herrschsucht, obgleich er nur eine geordnete Verbindung aller deutschen Völkerschaften anstrebte zu Schutz und Trutz wider den gemeinsamen arglistigen Feind, und ermordeten ihn im 37. Jahre seines Alters, im 12. seiner Feldhauptmannschaft. Er hat nur für Deuschland gelebt, sonderlich seit ihm das Theuerste, was cs für ihn gab, nächst dem Vaterlande, so schmählich geraubt worden war. Die Völker aber san- gen seinen Ruhm Jahrhunderte hindurch, und ehrten ihn bis zur Ver- götterung. „Hermann, Hermann singen den, Wiederholt, Dem geheimen Grauen des Hains, den Liebling der Edelsten, Die Barden in vollem Chor, den Führer der Kühnsten, In vollem Chor, den Befreier des Vaterlands." So viel ist gewiß, eines so edeln Helden, wie Hermann war, können wenige Nationen sich rühmen. Daß wir Deutsche sind, daß es deutsche Art, Sitte und Sprache gibt, das haben wir ihm zu danken, und ein großer Geschichtschreiber nennt ihn „den wahren Gründer des deut- schen Volks".

19. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 15

1845 - Berlin : Klemann
Hermann und Germanicus. (14 — 16 n. Chr.) 15 Allen Segest. Der trug noch immer unversöhnlichen Groll gegen ihn im Herzen, überfiel ihn und schlug ihn in Ketten; das treue Geleite aber be- freite den Helden und übte Wiedervergeltung an dem Verräther. Als die Römer von dieser Zwietracht vernahmen, wuchs ihnen aufs Neue der Muth und sie beschlossen, die Niederlage des Varus zu rächen und die verlorene Herrschaft wieder zu gewinnen. Große Macht ward gerüstet, und zuerst kam Tiberius, der bald darauf römischer Kaiser ward, — dann Germanicus, der Sohn des Drusus, anden Rhein. Der überfiel die Mar- sen und die Chatten und legte ihre Gaue wüst. Bald sandte ihm Segeft durch einen Vertrauten Botschaft: er, der stets ein Freund der Römer ge- wesen, werde von dem Volk in seiner Burg belagert, und bat den Germa- nicus, daß er mit Heeresmacht käme und ihn befreie. Nicht lange ließ ^der Römer auf sich warten und entsetzte den Verräther. Da wurden in Se- gests Burg viele edle Frauen gefunden, unter ihnen auch Hermanns Weib, Thusnelda, die ihr Vater den Römern als Gefangene übergab. Sie trug ein Kind des edlen Helden unter'm Herzen; schweigend und thränenlos stand sie in ihrer Würde da, die Hände unter dein Bilsen gefaltet, und dachte an Hermann. Als dieser von Segests Niederträchtigkeit vernahm, rief er in unsäglichem Schmerz von Gau zu Gau um zwiefache Rache, für die Frei- heit des Volkes zuerst, dann für die seines Weibes und seines ungebornen Kindes. Da erhoben sich die Eidgenossen aufs Neue voll Wuth gegen die Römer; Germanicus aber zog stolz und in Siegeshoffnung durch den Teu- toburger Wald heran. Darin fand er den Wahlplatz, wo die Legionen ge- fallen waren, und begrub die weißen Gebeine seiner erschlagenen Landsleute. Hermann erwartete ihn auf einer Haide und bot ihm zwischen Wald und Sumpf die Schlacht; die ward so klug und wild geschlagen, daß die Rö- mer wichen. Dann überfiel und bewältigte er rasch das Heer des Cäcina; nur der Ungestüm der Deutschen rettete diesen alten, erfahrenen Kriegsmann vor dem Schicksal des Varuö. Um so eifriger dürstete Germanicus nach dem Ruhm, ganz Deutschland römisch zu machen, und bot alle List der Kriegskunst auf. An den Meeresküsten fuhr er mit einer Flotte bis hin zur Mündung der Ems; von dorther drang er jetzt ins Land. Da wichen die Cherusker, in der Gegend, wo heutzutage Minden steht, hinter die Weser zurück und erwarteten ihn zur Schlacht. Bevor sie begann, sah Her- mann seinen Bruder Flavius am andern Ufer des Stromes stehen und rief ihm zu: „O komm herüber zu Deinem freien Volk, mein Bruder; was käm- pfest Du in den Reihen der Römer gegen uns? Kennst Du die alten Ei- chen nicht mehr? Hörst nicht, wir sie Dir Grüße zurauschen aus unsrer Knabenzeit? Wirf hin, o wirf hin die eitlen Ehren, mit denen die Römer die Schmach Deiner Abtrünnigkeit und Knechtschaft vergüldcn! O wie viel schöner ist's, von freien Brüdern geliebt zu sein! Wie viel süßer, auf heimi- scher Erde als freier Mann zu sterben, denn auf fremder als reicher Sklav zu leben!" Aber Flavius hatte kein Herz für solche Worte mehr. Da ge- bot Hermann voll Grimm die Schlacht. Am andern Tage ward sie geschla- gen, in dem Gau Jdistawiso, vom Morgen bis in die tiefe Nacht. Klug hatte Hermann den Plan erdacht und bestellt, doch die Wuth des Kampfes verdarb das Wohlersonnene. Die Cherusker rannten von den waldigen Hügeln, wo Hermann sie aufgestellt, zu früh ins Thal hinab. Dadurch entsteht Verwirrung. Die Römer benützen sie, drängen von allen Seiten und werden Meister des Schlachtfeldes. Da stürmt Hermann hoch zu Roß wider die Bogenschützen und bahnt sich endlich eine "Gasse. Plötzlich stößt

20. Realienbuch - S. 9

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 9 Göttern geopfert, und die Rechtsgelehrten, die sich besonders den allgemeinen haß Zugezogen hatten, marterte man grausam zu Tode. Klle andern Gefangenen wurden zu Sklaven gemacht, und mancher vornehme Römer mußte sein Leben als Leibeigener eines Deutschen beschließen. — Deutschland war wieder frei. Fünf Jahre später schickte Tiberius, der nach Kugustus Raiser geworden war, den Feldherrn Germanikus an den Rhein. Dieser drang mehrmals in Deutsch- land ein, kam dabei auch in den Teutoburger Wald und ließ dort die Überreste der gefallenen Römer bestatten. Kber immer wieder wurde er von Hermann zur Rückkehr genötigt. Nun gaben die Römer die versuche auf, Deutschland zu erobern. Tiberius meinte, man müsse die Deutschen ihrer eigenen Uneinigkeit überlassen, und ries Germanikus zurück. Leider hatte er recht! Der ruhmvolle Stamm der Therusker rieb sich im Rampfe mit andern Stämmen fast aus. Hermann wurde, 37 Jahre alt, von seinen eigenen ver- wandten ermordet, weil sie fürchteten, er könne sich zum Rönige machen. Sein kveib Thusnelda war mit ihrem kleinen Sohne in die Rnechtschaft der Römer gefallen. — (Hermannsdenkmal bei Detmold.) 6. Dar Zehntland. Später schoben die Römer ihre Grenzen über Rhein und Donau vor und bauten zur Sicherung einen langen Grenzwall mit doppeltem Graben. (Karte!) Tr begann an der Mündung der Lippe, zog sich über den Taunus, überschritt den Main und endete bei Regensburg an der Donau (Karte!). Sn bestimmten Entfernungen standen lvarttürme, aus denen römische Rrieger Mache hielten. Kn Flußübergängen, Pässen und andern wichtigen Stellen waren Burgen angelegt, in denen beständig starke Besatzungen lagen. (Tine dieser Römerburgen, die Saalburg bei Homburg im Taunus, ist in der jüngsten Zeit ausgegraben und durch Raiser Wilhelm Ii. wiederhergestellt worden.) hinter dem Grenzwalle, der fast 600 km lang war, siedelten sich ausgediente römische Sol- daten, sowie Deutsche und Gallier an. Sie mußten an die römische Obrigkeit den zehnten Teil ihrer Ernte ab- geben ; deshalb nannte man das Land,,Zehnt- land". Im Schutze der Burgen, die am Rhein und an der Donau er- richtet worden waren, bauten sich gleichfalls viele Leute an, so daß sich nach und nach große Städte bildeten. Kuf diese Meise sind z. B. Töln, Roblenz, Mainz, Morms, Straßburg, Basel und Regens- burg entstanden. Die bedeutendste von diesen Römerstädten war Trier, wo noch heute gewaltige altrömische Bauten erhalten sind. — Km Grenzwalle wechselten Kriegs- und Friedenszeiten. Der römische Kaufmann zog von hier aus nach Deutschland und tauschte Sklaven, Vieh, Honig, Bernstein, Felle, Molle und blondes haar, mit dem sich vornehme Römerinnen gern schmückten, gegen Gold- und Silberschmuck, seine Kleiderstoffe, Werkzeuge, eiserne Massen und römische. Münzen ein. Kuch die Deutschen