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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 217

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
2. Attila. 217 ehrte ihn fast abgöttisch. Über seinen Getreuen waltete er gnadenvoll; höflich, freigiebig, gastfrei, verstand er immer aufs neue sie an sich zu fesseln. Eine halbe Million Krieger folgte seinem Ruf. Als Feldherr aber und Staats- mann war er rücksichtslos und kannte kein Erbarmen. Seine wandernde Hofhaltung in der ungarischen Ebene war die größte, bunteste und reichste jener Zeit. Häuptlinge und Königskinder deutscher und slavischer Stämme bildeten neben den Fürsten der Hunnen und der stamm- verwandten Völker seinen Hofstaat. Unter der Leibwache, die im Ringe um den schön geschnitzten Zaun seines Hofes lag, dienten Männer aus fast allen Völkern zwischen Persien und den Pyrenäen; edle Gotenfürsten neigten ehrfurchtsvoll ihr Haupt vor seinem Befehl; Königskinder aus Thüringen und fremden Lan- den wurden als Geiseln an seinem Hofe erzogen neben Sprößlingen der Wander- stämme an der Wolga und der tatarischen Ebene; unterworfene Völker der Ost- see führten ihm Zobel- und Otternselle aus dem Eise des Nordens zu; Gesandte aus Rom und Konstantinopel harrten furchtsam am Hofthor, um seine zornigen Befehle entgegenzunehmen oder ihm demütig kostbare Geschenke zu Füßen zu legen. Nachdem er zuerst sich gegen Osten gewandt und Griechenland verwüstet hatte, aber durch ein unermeßliches Lösegeld zum Abzüge bewogen war, zog er im Jahre 451 durch Deutschland nach Gallien (dem heutigen Frankreich), in dessen südlichem Teile inzwischen die Westgoten nach gewaltigen Wande- rungen ein geordnetes Reich gegründet hatten. Deutschland ward auf diesem Dnrchzuge der Hunnen furchtbar verwüstet, wie ein Henschreckenschwarm ver- heerten sie alles Land. Am Rheine warfen sich 10 000 Burgunden dem Welt- stürmer Attila entgegen, aber vergeblich; in heldenmütigem Kampfe gingen sie ruhmvoll unter. Nun aber vereinigten sich die Westgoten und die Römer, um durch gemeinsame Anstrengung die Bildung des Abendlandes und das Christentum zu schützen. Der römische Feldherr Astius und der Goten- könig Theodor ich brachten ein gewaltiges Heer zusammen und trafen in den weiten Ebenen von Eh alo ns an der Marne, wohin Attila sich gezogen hatte, um für seine zahllose Reiterei Raum zu gewinnen, mit dem Feinde zusammen. Dort sammelten sich die Völker des Morgenlandes und die Völker des Abendlandes und standen sich gegenüber in heißer Erwartung ches Kampfes, der das Schicksal Europas entscheiden sollte. Attila hatte die Übermacht der Masse, der Einheit und der Feldherrngabe; aber auf der Seite der Abend- länder stritt die Begeisterung für alles Große der alten Welt, für das Christentum, für die Freiheit und den eigenen Herd. Deutsche aber fochten auf beiden Seiten, ja, der Kern aller deutschen Völker stand hier feindlich gespalten sich gegenüber, und welches Heer den Sieg gewann, die Deutschen wurden immer geschlagen. Das mörderische Schlachten begann; mit der höchsten Erbitterung kämpften beide Heere. Der tapfere Theodorich kam ums Leben, aber sein Sohn Thorismund nahm blutige Rache. Die Westgoten entschieden die Schlacht. Nachdem schon gegen 200000 Menschen gefallen waren, wich Attila zurück, und das Abendland war gerettet. Attila hatte schon Zeinen großen Scheiterhaufen von Pserdesätteln errichten lassen, um sich darauf zu verbrennen, wenn er verfolgt worden und unterlegen wäre. Aber er entkam. Thorisinnnd ward ans den noch blutigen Schild erhoben, und unter dem Jauchzen der Sieger zum Könige der Westgoten ausgerufen. Aber

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1. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 187

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
26 Attila, der Hunnenkönig. 187 Herrschaft teilnehmen, die sich ihm doch freiwillig unterordneten. So gaben sie dem Volke ein herrliches Beispiel echt brüderlicher Eintracht und Liebe. Der bedeutendste von den dreien aber war Theodemir, der hauptsächlich die Kriege seines Bruders führte und der Vater des später so berühmten Königs Theo- derich wurde. In die Zeit nun, wo die drei Amaler in schöner Einigkeit an der Spitze des Ostgotenvolkes standen, fällt die Regierung des gewaltigen Hunnentonigs Attila. Wenn wir auch lange nichts von den Hunnen hören, so hatte doch dieses wilde Reitervolk sich nicht etwa in friedliche Ackerbauer verwandelt. Es waren noch die rohen Nomaden vom Jahre 375, die Ammian so anschaulich geschildert hat; Kriege zu führen gehörte zu ihren Lebensbedürfnissen. Nur kehrten sie ihre Waffen gegen Völker, von denen wir aus dieser Zeit keine Nachrichten besitzen. Erst zu Anfang der dreißiger Jahre des fünften Jahrhunderts kommt gewisse Kunde von einem mächtigen Hunnenkönig R u g a, vor dem der Kaiser- in Konstantinopel zitterte. Aber sein Stern ist erblichen vor dem blutigen Gestirn seines Neffen Attila, der ihm ge- meinsam mit seinem Bruder Bleda im Jahre 433 in der Herrschaft folgte. Ein lose gefügtes Reich, das von der Wolga und dem Schwarzen Meere bis in das heutige Deutschland und das mittlere Donaugebiet reichte, und ein buntes Völker- gemisch, das aus Hunnen und Slaven, aus Ostgoten, Gepideu, Rügen und andern deutschen Stämmen bestand, gehorchte den Brüdern, von denen der ältere Bleda vor dem jüngeren Attila weit zurücktrat. Der Name Attila ist deutsch und bedeutet „Väterchen", und auch Attilas Vater Mundiuch trägt eineu germanischen Namen. Dies beweist, daß die vornehmsten Hunnen vielfach die edlere deutsche Sitte und Sprache anzunehmen bemüht ge- wesen sein müssen. Nur die Volksmasse schloß sich gegen jede Bildung ab. Seinem Äußeren nach war Attila freilich ein echter Asiate, von kurzem Wüchse, breiter Brust, großem Kopf, häßlichem Gesicht und gelblicher Farbe, mit kleinen Augen, aufgestülpter Nase und dünnem Bartwuchs. Aber sein kleines Auge spähte scharf umher, und seine Haltung war stolz und

2. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 205

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
aufs Neue sie an sich zu fesseln. Eine halbe Million Krieger folgte seinem Ruf. Als Feldherr aber und Staatsmann war er rücksichtslos und kannte kein Erbarmen. Seine wandernde Hofhaltung in der ungarischen Ebene war die größte, bunteste und reichste jener Zeit. Häuplinge und Königskinder deutscher und sla- vischer Stämme bildeten neben den Fürsten der Hunnen und der stammverwandten Völker seinen Hofstaat. Unter der Leibwache, die im Ringe um den schön ge- schnitzten Zaun seines Hofes lag, dienten Männer aus fast allen Völkern zwi- schen Persien und den Pyrenäen; edle Gothenfürsten neigten ehrfurchtsvoll ihr Haupt vor seinem Befehl; Königskinder aus Thüringen und fränkischen Landen wurden als Geiseln an seinein Hofe erzogen neben Sprößlingen der Wander- stämme an der Wolga und der tatarischen Ebene; unterworfene Völker der Ostsee führten ihm Zobel- und Otternfelle aus dem Eise des Nordens zu; Ge sandte aus Rom und Eoustantinopel harrten furchtsau: au: Hosthor, um seine zornigen Befehle entgegenzunehmen oder ihm demüthig kostbare Geschenke zu Füßen zu legen. Nachdem er zuerst sich gegen Osten gewandt und Griechenland verwüstet hatte, aber durch ein unermeßliches Lösegeld zum Abzüge bewogen war, zog er im Jahre 451 durch Deutschland nach Gallien (beut heutigen Frankreich), in dessen südlichem Theile inzwischen die Westgotheu nach gewaltigen Wanderungen ein geordnetes Reich gegründet hatten. Deutschland ward auf diesem Durchzuge der Hunnen furchtbar verwüstet, wie ein Heuschreckenschwarm verheerten sie alles Land. Am Rheine warfen sich 10,000 Burgunder dem Weltstiirmer Attila entgegen, aber vergeblich: in heldenmüthigen: Kampfe gingen sie ruhmvoll unter. Nun aber vereinigten sich die Westgotheu und die Römer, um durch gemein- same Anstrengung die Bildung des Abendlandes und das Christenthum ju schützen. Der römische Feldherr Avtius und der Gothenkönig Theo dort ch brachten ein gewaltiges Heer zusammen und trafen in den weiten Ebenen von Ehalons an der Marne, wohin Attila sich gezogen hatte, um für seine zahl- lose Reiterei Raum zu gewinnen, mit dein Feinde zusammen. Dort sammelten sich die Völker des Morgenlandes und die Völker des Abendlandes und standen sich gegenüber in heißer Erwartung des Kainpscs, der das Schicksal Europas entscheiden sollte. Attila hatte die Uebermacht der Masse, der Einheit, und der Feldherrugabe; aber auf der Seite der Abendländer stritt die Begeisterung für alles Große der alten Welt, für das Christenthum, für die Freiheit und den eigenen Herd. Deutsche aber fochten auf beiden Seiten, ja, der Kern aller deut- schen Völker stand hier feindlich gespalten sich gegenüber, und welches Heer deir Sieg gewann, die Deutschen wurden immer geschlagen. Das mörderische Schlach- ten begann; mit der höchsten Erbitterung kämpften beide Heere. Der tapfere Theodorich kam ums Leben, aber sein Sohn Thörismund nahm blutige Rache. Die Westgotheu entschieden die Schlacht, Nachdem schon gegen 200,000 Menschen gefalle«: waren, wich Attila zurück, und das Abendland war gerettet. Attila hatte schor: einen großen Scheiterhaufen von Pserdesättelu errichten lassen, um sich darauf zu verbrennen, wenn er verfolgt worden und unterlegen wäre. Aber er entkam. Thorismuud ward auf den noch blutige:: Schild erhoben, und unter dem Jauchzen der Sieger zum Könige der Westgotheu ausgerufen. Aber die, welche das Unglück verbunden, trennte das Glück. Aötius, auf seinen Ruhm und seine Macht eifersüchtig, schied sich von Thorismuud und bewog diesen, in

3. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 222

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
222 2. Attila. Seine wandernde Hofhaltung in der ungarischen Ebene war die größte^ bunteste und reichste jener Zeit. Häuptlinge und Königskinder deutscher und slavischer Stämme bildeten neben den Fürsten der Hunnen und der stammver- wandten Völker seinen Hofstaat. Unter der Leibwache, die im Ringe um den schön geschnitzten Zaun seines Hofes lag, dienten Männer aus fast allen Völkern zwischen Persien und den Pyrenäen; edle Gotensürsten neigten ehrfurchtsvoll ihr Haupt vor seinem Befehl; Königskinder aus Thüringen und anderen deutschen Landen wurden als Geiseln an seinem Hofe erzogen neben Sprößlingen der Wander- stämme an der Wolga und der tatarischen Ebene; unterworfene Völker der Ostsee führten ihm Zobel- und Otternselle aus dem Eise des Nordens zu; Gesandte aus Nom und Konstantinopel harrten furchtsam am Hoftor, um seine zornigen Befehle entgegenzunehmen oder ihm demütig kostbare Geschenke zu Füßen zu legen. Nachdem er zuerst sich gegen Osten gewandt und Griechenland verwüstet hatte, aber durch ein unermeßliches Lösegeld zum Abzüge bewogen war, zog er im Jahre 451 durch Deutschland nach Gallien (dem heutigen Frankreich), in dessen südlichem Teile inzwischen die Westgoten nach gewaltigen Wanderungen ein geordnetes Reich gegründet hatten. Deutschland ward auf diesem Durchzuge der Hunnen furchtbar verwüstet; wie ein Heuschreckenschwarm verheerten sie alles Land. Am Rheine warfen sich 10 000 Burgunden dem Weltstürmer Attila ent- gegen, aber vergeblich; in heldenmütigem Kampfe gingen sie ruhmvoll unter. Nun aber vereinigten sich die Westgoten und die Römer, um durch gemeinsame An- strengung die Bildung des Abendlandes und das Christentum zu schützen. Der römische Feldherr Aetius und der Westgotenkönig Theodorich brachten ein gewaltiges Heer zusammen und trafen in den weiten Ebenen von Chalons an der Marne, wohin Attila sich gezogen hatte, um für seine zahllose Reiterei Raum zu gewinnen, mit dem Feinde zusammen. Dort sammelten sich die Völker des Morgenlandes und die Völker des Abendlandes und standen sich gegenüber in heißer Erwartung des Kampfes, der das Schicksal Europas ent- scheiden sollte. Attila hatte die Übermacht der Masse, der Einheit und der Feldherrngabe; aber auf der Seite der Abendländer stritt die Begeisterung für alles Große der alten Welt, für das Christentum, für die Freiheit und den eigenen Herd. Deutsche aber fochten auf beiden Seiten, ja, der Kern aller deutschen Völker stand hier feindlich gespalten sich gegenüber, und welches Heer den Sieg gewann, die Deutschen wurden immer geschlagen. Das mörderische Schlachten begann; mit der höchsten Erbitterung kämpften beide Heere. Der tapfere Theodorich kam ums Leben, aber sein Sohn Thorismund nahm blutige Rache. Die Westgoten entschieden die Schlacht. Nachdem schon gegen 200 000 Menschen gefallen waren, wich Attila zurück, und das Abendland war gerettet. Attila hatte schon einen großen Scheiterhaufen von Pferdesätteln errichten lassen, um sich darauf zu verbrennen, wenn er verfolgt worden und unterlegen wäre. Aber er entkam. Thorismund ward auf den noch blutigen Schild erhoben und unter dem Jauchzen der Sieger zum Könige der Westgoten ausgerufen. Aber die, welche das Unglück verbunden, trennte das Glück. Aetius, auf seinen Ruhm und seine Macht eifer- süchtig, schied sich von Thonsmund und bewog diesen, in sein Land zurückzugehen. Zur Entschädigung für die Beute, die Aetius sich vorweg genommen, erhielt Thorismund eine fünf Zentner schwere Schüssel von Gold, mit den köstlichsten

4. Geschichte des Mittelalters - S. 90

1861 - Leipzig : Brandstetter
90 Diese asiatischen Barbaren schienen für nichts Sinn zu haben. Die Pracht der Städte rührte sie nicht, sie nannten sie „Gräber der Lebendi- gen"; die Schönheit der Künste war ihnen gleichgültig. Unter ihren Streichen stürzten die Werke der Civilisation zusammen und Wildniß und Gesträuch bedeckte bald die Stätte blühender Gegenden. Unaufhaltsam und unwiderstehlich wälzte sich der Strom vorwärts, eine Einöde hinter sich lassend. Wo der Huf von Attila's Pferd hintrat, heißt es in einem alten Volksliede, da wuchs kein Gras mehr. Schon hatte Attila den griechischen Kaisern Jahrgelder abgezwungen, und drang nun unaufhaltsam durch Deutschland nach Gallien, bezwungene Könige sammt ihren Völkern in seinem Siegeszuge mit sich fortreißend. Doch sollte auch ihm die Grenze gezeichnet sein. In einem kleinen Land- striche Galliens gelang es dem römischen Feldherrn Aetius, sich den sonst allenthalben siegreichen Barbaren gegenüber zu behaupten. Im Ver- ein mit Theoderich, König der Westgothen, beschloß er dem Eroberungs- zuge des Attila ein Ziel zu setzen. In der catalaunischen Ebene, welche sich viele Meilen weit bei C Halo ns an der Marne hinzieht, standen die Völker von der Wolga bis zum abendländischen Meere kampf- begierig einander gegenüber. Es war dies einer der großen Wendepunkte in der Geschichte; der Kampf der europäischen Civilisation gegen die asiatische Barbarei, wie ihn einst die Griechen in ihrem Streite mit den Persern ausgefochten hatten. Attila sprach zu seinem Heere in kurzer Rede von „der Wonne des blutigen Kampfes"; „da stampften die Rosse, es klirrten die Waffen, das Schlachtgeschrei gellte von Glied zu Glied" und ein grimmiges, hartnäckiges Metzeln begann, das um so blutiger war, als es ohne alle Kriegskunst geschah. Theoderich fiel und wurde unter den eigenen Pferden zertreten. An 300,000 Todte sollen auf der Wahl- statt gelegen sein, Niemand hatte entscheidend gesiegt. Attila aber zog Siegen ablegten; die Decken ihrer Pferde, ihre Schwerter und selbst ihre Schuhe waren mit Gold und kostbaren Steinen ausgeschmückt. Der Einzug des Hunnenkönigs in seine hölzerne Stadt bot den Römern einen merkwürdigen Anblick dar. Eine zahlreiche Schaar von Weibern ging hervor, ihn zu begrüßen. In zwei lange regelmäßige Reihen eingetheilt, gingen sie dann vor ihm einher und trugen über ihren Häuptern große weißleinene Tücher und zwar so, daß diese von der einen Reihe querüber nach der andern ausgespannt waren. Auf diesen Tüchern, welche die Frauen von beiden Seiten sesthielten, standen junge Mädchen, welche in hunnischer Sprache Lieder zu Ehren des Königs Attila sangen. Auf dem Wege nach seinem Palaste trat ihm die Frau seines Lieblings Onegestnö, umringt von einer Anzahl dienender Frauen, entgegen und begrüßte den König an der Thür ihrer Wohnung. Sie bot ihm nach hunnischer Sitte Wein und Meth an, welchen sie für seinen Empfang zubereitet hatte. Der Fürst nahm ihre gastfreundliche Gabe an; da hoben seine Diener einen kleinen silbernen Tisch zu einer schicklichen Höhe, während der König aus dem Pferde sitzen blieb, und nachdem Attila den Becher an die Lippen gesetzt und ein Wenig daraus getrunken hatte, begrüßte er die Frau des Onegesius wieder und setzte seinen Weg fort

5. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 133

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
4. Attila und die Hunnen. 133 4. Attila und die Hunnen. Nachdem die Hunnen den Anstoß zu den großen Völkerbewegungen gegeben hatten, verblieben sie lange Zeit in den Ländern am schwarzen Meere und an der untern Donau. Sie waren ein Menschenschlag, eben so häßlich von Ansehn, als wild und grausam von Sitten. Sie hatten einen starken, untersetzten Körper, breite Schultern, dunkle Gesichtsfarbe, großen Kopf, flache Nase, kleine, tiefliegende Augen und hervorstehende Backenknochen. Den Knaben zerschnitten sie gleich nach der Geburt die Wangen, wodurch der Bartwuchs gehemmt und das Angesicht entstellt wurde. Sie lebten von Wurzelu und Kräutern und dem halbrohen Fleische aller möglichen Thiere, das sie auf dem Rücken ihrer Pferde mürbe ritten. Ihre Kleider aus Linnen oder Fellen legten sie nicht eher ab, als bis sie ihnen in Fetzen vom Leibe fielen. Tag und Nacht saßen sie zu Pferde, kauften und verkauften, aßen und tranken, ja schliefen auf ihnen; nicht einmal bei Versammlungen und Be-rathuugeu stiegen sie ab. Mit gräßlichem Kriegsgeschrei stürzten sie sich in den Kampf; gewandt und behende sprengten sie oft absichtlich auseinander und zerstreuten sich ordnungslos zum wüsten Morden. So gewaltig sich die Hunnen bei ihrem ersten Vordringen gezeigt, so wurde doch ihre Macht durch die Zwietracht zahlreicher unabhängiger Stammfürsten bedeutend geschwächt. ' Erst unter König Rugilas, der seinen Herrschersitz in Pannonien aufschlug, gelangten sie zu größerem Ausehu. Dessen Neffen Attila und Bleda brachten sämmtliche hunnische Stämme zur Unterwerfung und dehnten ihre Herrschaft auch über die germanischen Völkerschaften der Ostgothen, Gepiden, Hermunduren, Heruler, Turciliuger, Rugier it. a. aus, so daß ihr Reich sich von der Wolga bis ins Innere von Deutschland erstreckte. Durch Ermordung seines milderen Bruders Bleda machte sich nun Attila zum Alleinherrscher in diesem weiten Reiche. 444 In Attila's Erscheinung prägte sich die ganze Häßlichkeit des mongolischen Stammes aus, doch es wohnte in ihm ein starker, unternehmender Geist, der ihn zum Welteroberer geschickt machte. Furchtbar war sein Zorn, erbarmungslos vernichtete er seine Feinde, aber gegen Hülfefleheude war er milde, gütig gegen Schützlinge. Im Kriege führte er selbst an, im Frieden saß er selbst zu Gericht. Im Besitze des Schwertes des Kriegsgottes, das ein Hirt im hohen Grase gefunden, glaubte ihn sein Volk zur Herrschaft berufen und hielt ihn für unüberwindlich. Er selbst nannte sich Godegisil d. i. Gottesgeißel, und wie mit einer eisernen Zuchtruthe _hat er die Völker geschlagen. — In der Mitte eines weiten Dorfes an der Theiß in der Gegend des heutigen Tokai lag seine hölzerne Residenz, umgeben von zahlreichen Nebengebäuden

6. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 193

1864 - Leipzig : Teubner
Attila. 193 gebot offenbar über ein weites Gebiet. Seine Plünderungslust konnte Theo- dosius Ii nur durch einen Frieden abwenden, in welchem ein Tribut von jährlich 350 Pfd. Goldes bedungen ward. Die Versuche seine Macht durch Unterstützung empörter Völker zu brechen waren vergeblich und er drohte mit neuem Krieg, als er (433?) starb und an seine Stelle seines Bruders Mund- zuck Söhne Attila und Bleda traten. Durch Ermordung des Bruders machte sich 445 Attila zum alleinigen Herrn. 2. Attila's (Etzel) Körpergestalt hatte acht hunnisches Gepräge, aber an Geisteskraft und Gaben überragte er sein Volk und seine Zeitgenossen. Vor allem beseelte ihn das unerschütterliche Bewustsein, er sei zum Herrn bestimmt und Alles müße vor ihm sich beugen*). Er verstand in hohem Grade die Kunst die verschiedenartigen Völker an sich ketten, seinen Dienst zu einem ehrenvollen und gewinnreichen zu machen. Freilich bildete die allen gemeinsame Lust zu Krieg und Beute ein Band und die einfachen Verhältnisse erforderten weniger vielseitige Kenntnis und Bildung, aber immer gehörte großer Scharfblick und unermüdete Aufmerksamkeit dazu ein so weites Gebiet von dem Rhein bis zur Wolga und. von den Alpen bis zum nördlichen Meer zusammen zu halten. Die slawischen, finnischen, türkischen (die Akatsiren oder Chasaren) Stämme in Osteuropa folgten seinem Aufgebot, wie die Ostgoten, Gepiden, Heruler, Rugier, Turcilinger, Skiren, und demselben fügten sich auch die im Herzen Deutschlands sitzenden Thüringer. Eine hölzerne aber weitläufige und planvoll angelegte Stadt in der großen ungrischen Ebene war die Residenz und in ihr häuften sich, wenn schon Attila selbst in seinem Leben höchst einfach sich hielt, die erbeuteten Schätze') und fanden bereits Bequemlichkeit und Lurus Eingang. Künste und Handwerke fanden Lohn, am meisten die dem Kriege die- nenden. Er scheint kein Volk in seiner Art beschränkt zu haben und die ver- schiedensten Sprachen wurden an seiner Hofstatt vernommen, das deutsche Lied und der deutsche Sänger fehlten nicht. Manch niedrig geborner und armer Fremde errang dort Ehre und Reichtum. Wechselnd weilten die unterworfnen Heerkönige mit ihren Schaaren bei ihm. Sie galten, namentlich Ardarich der Gepide und der Ostgote Walamir, im Rat wie im Felde und wir lesen nicht daß einer die Treue gebrochen. Zu dieser Heiffcherkunst gesellte sich schlaue Benützung aller förderlichen Umstände. Attila und der Vandalenkönig Geise- rich reichten sich die Hände, und des erstern Boten und Kundschafter betraten fast alle bekannte Länder. Grausame Wildheit bildet gleichwol einen Grund- zug seines Wesens; noch mehr war sie der seines Volkes. Wohin er zog, war Verwüstung was er hinterließ. Nur so lang Zertrümmerung gelang, hielt sein Reich zusammen; nur so lang er sie führte, waren seine Hunnen einig. 3. Theodosius muste sich den Forderungen fügen, welche Attila und Bleda stellten, einen Markt an der Donau eröffnen, den Tribut auf 700 Pfd. Goldes erhöhn, für jeden entlaufnen gefangnen Römer 8 Goldstücke Zahlen und jeden Flüchtling aus dem Hunnenland ausliefern. Nur ungewisse Kunde haben wir von einem Verheerungszug, welchen Attila gegen das persische Reich unternehmen ließ^); aber zu Streit mit dem oströmischen Reich fand sich bald 1 1) Gieng es hervor aus dem Aberglauben, daß das wieder aufgefundne Schwert, das altskythische Symbol des Kriegsgotts, ihm die göttliche Bestimmung zuweise, oder bediente er sich dessen nur, um vom Aberglauben seines Volks so augesehu zu werden? — 2) Eine Schilderung haben wir von dem byzantinischen Rhetor Priscus, welcher als Mitglied einer Gesandtschaft die Residenz besuchte. — 3) Gibbon S. 1123. Daß Ostrom die unterworfnen Völker zu Empörungen aufmnnterte, ist höchst wahr- scheinlich, ebenso daß Attila bei solchen Empörungen den römischen Hof als Urheber D ie tsch, Lehrbuch d. Geschichte. Ii. Bd. 1. Abth. 2. Auf!. 1z

7. Biographische Geschichtsbilder aus alter und neuer Zeit für den vorbereitenden geschichtlichen Unterricht (Quinta) - S. 137

1883 - Heidelberg : Winter
Attila. 137 reden; sein Volk aber, das er von Sieg zu Sieg und von Raub zu Raub führte, verehrte ihn fast abgöttisch. Über seinen Getreuen waltete er gnadenvoll; höflich, freigebig, gastfrei, verstand er, aufs neue sie an sich zu fesseln. Ein halbe Million Krieger folgte seinem Ruf. Als Feldherr aber und Staatsmann war er rücksichtslos und kannte kein Erbarmen. Seine wandernde Hofhaltung in der ungarischen Ebene war die größte, bunteste und reichste jener Zeit. Häuptlinge und Königskinder deutscher und slavischer Stämme bildeten neben den Fürsten der Hunnen und der stammverwandten Völker seinen Hofstaat. Unter der Leibwache, die im Ringe um den schön geschnitzten Zaun seines Hofes lag, dienten Männer ans fast allen Völkern zwischen Persien und den Pyrenäen; edle Gotenfürsten neigten ehrfurchtsvoll ihr Haupt vor seinem Befehl; Königskinder aus Thüringen und fränkischen Landen wurden als Geiseln an seinem Hofe erzogen neben Sprößlingen der Wanderstämme an der Wolga und der tatarischen Ebene; unterworfene Völker der Ostsee führten ihm Zobel- und Otternfelle aus dem Eise des Nordens zu; Gesandte aus Rom und Konstantinopel harrten furchtsam am Hofthor, um seine Zornigen Befehle entgegenzunehmen oder ihm demütig kostbare Geschenke zu Füßen zu legen. Nachdem er zuerst sich gegen Osten gewandt und Griechenland verwüstet hatte, aber durch ein unermeßliches Lösegeld zum Abzüge bewogen war, zog er im Jahre 451 durch Deutschland nach Gallien (dem heutigen Frankreich), in dessen südlichem Teile inzwischen die Westgoten nach gewaltigen Wanderungen ein geordnetes Reich gegründet hatten. Deutschland ward auf diesem Durchzuge der Hunnen furchtbar verwüstet, wie ein Henschreckenfchwarm verheerten sie alles Land. Am Rheine warfen sich 10,000 Burgunder dem Weltstürmer Attila entgegen, aber vergeblich: im heldenmütigen Kampfe gingen sie ruhmvoll unter. Nun aber vereinigten sich die Westgoten und die Römer, um durch gemeinsame Anstrengung die Bildung des Abendlandes und das Christentum zu schützen. Der römische Feldherr Aetius und der Gotenkönig Theodorich brachten ein gewaltiges Heer zusammen und trafen in den weiten Ebenen von Ehalons an der Marne, wohin Attila sich gezogen hatte, um für feine zahllose Reiterei Raum zu gewinnen, mit dem Feinde zusammen. Dort sammelten sich die Völker des Morgenlandes und die Völker des Abendlandes und standen sich gegenüber in heißer Erwartung des Kampfes, der das Schicksal Europas entscheiden sollte. Attila hatte die Übermacht der Maffe, der Einheit und der Feldherrngabe; aber auf

8. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 125

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
4. Attila und die Hunnen. Rua, der seinen Herrschersitz in Pannonien aufschlug, gelangten sie zu grerem Ansehen. Seine Neffen Attila und Bleda brachten smtliche hunnische Stmme zur Unterwerfung und dehnten ihre Herrschaft auch der die germanischen Vlkerschaften der Ostgoten, Gepiden, Hermunduren, Heruler, Turzilinger, Rngier it. a. aus, so da ihr Reich sich von der Wolga bis ins Innere von Deutschland erstreckte. Durch Ermordung seines Bruders Bleda machte sich Attila zum Alleinherrscher in diesem weiten Reiche. 444 In Attila wohnte ein starker, unternehmender Geist, der ihn zum Welteroberer geschickt machte. Dabei war er nach den Begriffen seiner Zeit ein hflicher und hochsinniger Mann. Furchtbar war sein Zorn, erbarmungslos vernichtete er seine Feinde, aber gegen Hilfeflehende war er mild, gtig gegen Schtzlinge. Im Kriege fhrte er selbst an, im Frieden sa er selbst zu Gericht. Sein Bei-name Godegisil (Gottesgeiel) ist sptere Erfindung. In der Mitte eines weiten Dorfes an der Thei in der Gegend des heutigen Tokai lag seine hlzerne Residenz. Das Leben an Attilas Hofe war ein Gemisch von asiatischer Roheit und rmischen Genssen, Einrichtungen und Gewohnheiten, welche die Hunnen auf ihren Raub- und Beutezgen kennen gelernt. Attila liebte es, da die Groen des Hofes und die zahlreichen Frauen in Prachtgemchern wohnten, da beim festlichen Mahle die Tische mit goldenem und silbernem Geschirr bedeckt waren, da die vornehmen Hunnen ihre Schwerter, ihre Schuhe, ja die Geschirre ihrer Pferde mit Juwelen besetzt zeigten, während er selbst die Lebensweise und einfache Sitte des mongolischen Hirten beibehielt, von hlzernem Geschirr a und in einfacher Tracht und Bewaffnung erschien. Nachdem Attila auf einem weiten Streifzuge das armenische Gebirgsland durchzogen, die Perser am Euphrat und Tigris bedrngt hatte und bis Antiochien vorgedrungen war, wandte er sich gegen das ostrmische Reich, um mit dem Raube seiner Städte die Residenz an der Thei zu schmcken. In zahllosen Scharen berschwemmten die Hunnen die Halbinsel, verwsteten die volkreichen Städte mit Feuer und Schwert, zerstrten Schlsser und Festungs-werke und dehnten ihre Raubzge bis in die Nhe Konstantinopels und an die Thermopylen aus. Die Heere, die der morgenlndische Kaiser den Barbaren entgegenschickte, erlagen der bermacht der Feinde. Endlich kam es zu einem Friedensvertrge, in welchem die Rmer 449 den Hunnen das sdliche Uferland der Donan abtreten und sich zur Entrichtung eines Jahrgeldes von 2100 Pfund Gold verstehen muten. Jetzt beschlo Attila seine Waffen gegen den Westen zu kehren. Art der Spitze zahlreicher hunnischer, germanischer ttnd sarmatischer

9. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 29

1845 - Berlin : Klemann
Attila, König der Hunnen. (451). 29 gab ihm Land an der Donau, so viel er verlangte, und schickte^ihm Ge- sandte, um seinen Grimm zu versöhnen. Alle Länder waren voll Schreckens vor ihm, und die Schwachen glaubten, Gott habe ihn als Geißel auser- lesen, um die Menschheit für ihre Sünden zu züchtigen; und „Gottes- Geißel" ward er genannt und wird's noch bis auf den heutigen Tag. Er aber dünkte sich selber wie Gott und sah im Geist schon die ganze Erde als sein Eigenthum vor sich aufgethan. „Wer hebt die Hand wider mich auf und wer widersteht mir?" dachte er im Uebermuth. Damals hatte Geiserich seine Schwiegertochter, im falschen Verdacht, daß sie ihn vergiften wolle, grausam verstümmeln lassen und ihrem Vater, dem König der Westgotben, schimpflich zurückgeschickt. Weil er nun fürch- tete, daß sich dieser aus Rache mit den Römern gegen ihn verbünden möchte, so entbot er dem Attila seine Freundschaft und reizte ihn, das Reich der Westgothen zu vernichten. Auch Honoria, die üppige Schwester des abendländischen Kaisers, schickte damals vertraute Botschaft an den Hunnenkönig, und trug ihm ihre Hand an. Bei den Franken endlich stritten zwei Brüder, die Söhne des Königs Chlodio, nach dem Tode ihres Vaters, um die Herr- schaft, und während der jüngere bei beit Römern um Hilfe warb, rief der ältere den Attila um Beistand an. Da schritt dieser, mit dem Kriegsschwert in der Faust, aus seiner hölzernen Ringburg hervor, und zog aus, um das ganze Abendland zu unterwerfen; darnach wollt' er wieder ins Morgenland gehen, das er im Geist schon als seine sichere Beute sah. Also stürmte er aus Ungarn gen Deutschland; Schaaren von Königen mit ihren Völkern folgten dem Wink seines Auges; da fuhren mit ihm die Ostgothen unter ihren Fürsten Walamir, Theodemir und Widimir, die Völker der Rugier, der Heruler, der Thüringer und der Schyren, und die Gepiden mit ihrem Könige Artharich. Wo Attila hinkam, riß er die Völker empor und schleppte sie mit sich fort in den Kampf gegen das Abendland; es war ein Heer, wie der Rhein noch kein gleiches gesehen: 700,000 Kriegsleute, und alle thaten nur, was der Einzige gebot, den nie ein Mensch hatte lächeln ge- fehlt. — Schrecken zog vor ihm her und Graus ließ er als seine Spur hinter sich, und wie der Messende über den Gipfel des Korns im Scheffel hinstreift, so fuhr die „Gottes-Geißel" über die Thürme und Zinnen der Städte und über die Häupter der Menschen. Es war im Jahre des Heils 451, als Attila gegen die Grenzen der Westgothen rückte und an die Loire kam, vor die feste Stadt Orleans; die belagerte er lang. Da war entsetz- liche Roth innerhalb der Mauern, und so tapfer diese auch vertheidigt wurden, und so inbrünstig auch die Priester zu Gott um Rettung beteten, — die Stunde des Untergangs schien Allen endlich doch gekommen ztt sein. Aber, wenn die Roth am höchsten, ist die Hilf' am nächsten. Während Attila schon die Hand ausstreckte, um die Schlüssel der Stadt Orleans ztt empfangen, rückte ein mächtiges Heer, aus Römern, Alanen und Westgothen, von dem tapfern römischen Feldherrn Aetius angeführt, zum Entsätze heran. Da ließ Attila vonorleans ab und zog auf die catalaunischen Felder bei Chalons, welche die Marne bewässert. Dort stellte ihm Aetius die Völker des Abendlandes entgegen; die Westgothen waren ihr Kern, in Allen aber regte sich nur der einzige Trieb, lieber zu sterben, als einem asiatischen Bar- baren zu gehorchen, der die eiserne Faust zur Vernichtung der alten Sitten und Bräuche und des theuren Glaubens erhob; je furchtbarer die Ueber- macht der Hunnen, um so heißer war die Begeisterung der Völker, die ihnen gegenüber standen. So ward die Schlacht geschlagen um das Schicksal der Welt.

10. Bd. 2 - S. 125

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
§4. Attila, König der Hunnen. 125 die Dauer. Sie kamen zwar nie mehr unter römische, wohl aber unter Germanische Botmäßigkeit. Denn da sie sich der kriegerischen Picken und Scoten, von wel- chen sie ans Hochschotkland her einmal um's andere an- gefallen wurden, nicht selbst sattsam erwehren konnten, so riesen sie endlich die an der Nordsee wohnenden Angel- Sachsen zu ihrem Beistände. Diese schifften unter den Führern Hengist und Horsa a. 449 nach dem Jnselland hinüber, bezwangen die Picken und Scoten, ließen sich's aber gefallen, im Lande zu bleiben, und stifteten, da immer mehr Nachzng aus Deutschland eintraf, in 130 Jahren sieben Britische Königreiche, welche bis 827 nebeneinander bestanden, wo sie dann sämmtlich von einem gewissen Egbert zum Königreich England vereinigt wurden. „England ist das verkürzte „Angelland". § 4. Attila, König der Hunnen. Seit ihrem Eindringen in Europa hatten sich die Hunnen im südlichen Rußland und an der untern Donau raubend umhergetrieben. Gegen die Milte des 5. Jahrhunderts stand ein großer König unter ihnen auf, Attila (Väterchen) oder Etzel genannt. Nach äußerlichem Ansehen ganz ein Hunne, war er aber überaus verständig, dazu starken und stolzen Geistes. Er hielt sich zum Herrscher über das Erdreich bestimmt. Er vereinigte alle Hunnen, welche bisher verschiedene Oberhäupter hatten, unter sein Scepter und dehnte sein Reich von der Wolga bis in's Innere Deutschlands aus; die Ost- gothen, die Gepiden und Andere, selbst die Thü- ringer wurden ihm nnterthänig und dienten ibm. Schrecklich war er, wenn er mit seinem unermeßlichen Heere herzog und Alles mit Mord und Brand erfüllte. Seine Residenz, in die er den Raub aus weiter Welt zusammenschleppte, lag in Pannonien (Westungarn); ein weitläufiger Palast in Mitte der Häuser seiner Gro-

11. Die mittlere Zeit - S. 22

1880 - München : Kgl. Zentral-Schulbücher-Verl.
22 Erster Zeitraum: 113 v. Chr. bis 486 n. Chr. Attila. Die Hunnen hatten sich seit ihrem Zusammenstoß mit den Ostgothen allmählich von der Wolga an die Donau heraufgezogen. Sie waren aller Welt furchtbar geworden. Selbst die oströmischen Kaiser zitterten vor ihnen und gaben Tribut. Im fünften Jahrhundert einigte die starke Hand des Attila alle Völker von der Wolga bis nach Deutschland zu einem gewaltigen Bunde. Attila, der Sohn des Mundzuk, stammte aus königlichem Geschlecht und war wie zum Herrscher geboren. Auf einer untersetzten Gestalt mit breiten Schultern ruhte ein mächtiger Kopf von dunkler Gesichtsfarbe und mit kleinen, aber blitzenden Augen, die jeden, der sich nahte, erzittern machten. Stolz und königlich war Attilas Auftreten. Mit hellem Geiste überblickte er die Verhältnisse seines weiten Reiches; schlau wußte er Vorteil und Nachteil abzuwägen; und hatte er einmal sich entschlossen, so schritt er ohne Zögern zur That. Attilas öoflager. Attilas Residenz in Pannonien, dem heutigen Ungarn, war ein weites Dorf mit hölzernen Hütten. Für seine Person von strenger Einfachheit in Tracht und Lebensweise, umgab er sich doch mit dem größten Prunke. In blutigen Kriegszügen hatte er das morgenländische Reich bis nach Griechenland ausgeplündert und unermeßliche Schätze zusammengeraubt. Die Gesandten, die von nah und fern kamen, um dem Mougoleuhäuptliug zu huldigen, staunten über die Reichtümer, von denen die königliche Hofhaltung strotzte. Attilas Zug nach Gallien 450. Attila war durch den weströmischen Kaiserhof gereizt worden. Der Kaiser zu Rom hatte ihm nämlich die Hand seiner Schwester verweigert. Auch hatten sich Weströmer und Westgothen zu einem Bunde vereinigt, der dem Attila gefährlich schien. Deshalb beschloß er einen Feldzug nach Westen. Im Jahre 450 brach er von seiner hölzernen Hof-stadt auf. Aus seinen Huuuen, dann den Ostgothen, Gepiden, Herulern, Rugieru und andern Völkern hatte er ein Heer von 500000 Streitern zusammengeballt. Er zog durch das heutige Österreich und Bayern und ging über den Rhein, wo der

12. Geschichtliches Lesebuch - S. 18

1909 - Hamburg : Boysen
Unter seiner Führung brachen um die Mitte des 5. Jahrhunderts die Hunnen in ungeheuren Scharen auf, durchzogen Deutschland und drangen dann raubend und mordend und brennend in Gallien ein. Noch Jahrhunderte lang ist das Andenken an die Gottesgeißel, wie Attila genannt wurde, in den Völkern lebendig geblieben. In Gallien fand Attila erst vor der Stadt Orleans Widerstand. Durch den Zuspruch ihres Bischofs ermutigt, schloß diese Stadt ihre Tore. Dem römischen Statthalter in Gallien, Aetius, war es bei der dringenden Gefahr gelungen, die germanischen Stämme, welche sich mit den Römern um den Besitz Galliens stritten, die Westgoten, Franken, Alemannen und Burgunder, mit den Römern zu vereinigen. Mit einem großen Heere zog Aetius herbei. Als Attila hörte, daß sich Aetius nähere, hob er sofort die Belagerung auf und richtete seinen Marsch auf die Ebene der Champagne, wo das Gelände für seine Reiterei besonders günstig war. Hier kam es auf den katalaunischen Feldern, bei Chalons an der Marne, im Jahre 451 zur Entscheidungsschlacht, einer der blutigsten, die je geschlagen wurden. Erst die hereinbrechende Nacht machte dem Gemetzel ein Ende. Das Feldherrntalent des Aetius und die Tapferkeit seiner Krieger, namentlich der Westgoten, entschieden gegen Attila. Attila zog über den Rhein zurück. — Nach dem Tode Attilas fiel das Hunnenreich auseinander, und bei dieser Gelegenheit wurden auch die Ostgoten wieder selbständig. Unter ihrem Fürsten Theoderich zogen sie nach Italien und gründeten dort das Ostgotenreich, das sich von der Rhone und der Donau bis zur Südspitze Siziliens erstreckte. (Theoderich 493 526.) Theoderich glaubte, daß das Gebiet des alten römischen Reiches, nachdem es von germanischen Heeren besetzt worden, fortan beide, Germanen und Römer, friedlich umfangen würde, daß sich die Dinge auf ruhigem Wege weiter entwickeln könnten. Aber in Wahrheit war zwischen der germanischen und der römischen Welt kein innerer Zusammenhang. In den neuen Germanenreichen wohnten zwei Bevölkerungen nebeneinander, nicht allein durch verschiedene Sprache und Lebensgewohnheiten gegenseitig abgeschlossen, sondern beide hatten überdies verschiedenes Recht und spalteten sich, was am schwersten ins Gewicht fiel, in ihrem Glauben und ihrem kirchlichen Leben. Die Ostgoten waren Arianer, während die Römer zur katholischen Kirche gehörten. Theoderich herrschte mit Weisheit und Gerechtigkeit. Allen germanischen Völkern galt er als der gewaltigste ihrer Könige. Sein Rat ward fernhin gefordert und gehört. Er durfte daran denken, alle Germanen in einem großen Staatenbunde unter ostgotischer Führung zu vereinigen. Selbst die römische Bevölkerung pries seine Zeit als eine goldene. Aber sein großes Lebensziel, gotisches und römisches Wesen zu verschmelzen, konnte er nicht erreichen. Die Gegensätze in Sprache, Sitte, Recht und Glaube waren zu groß. Folgen. Durch die Völkerwanderung wurde das Gebiet der germanischen Stämme völlig verschoben. Die Länder an der Weichsel

13. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 217

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
2. Attila. 217 Sieg zu Sieg und von Raub zu Raub führte, verehrte ihn fast abgöttisch. Über seinen Getreuen waltete er gnadenvoll; höflich, freigiebig, gastfrei, verstand er immer aufs neue sie an sich zu fesseln. Eine halbe Million Krieger folgte seinem Ruf. Als Feldherr aber und Staatsmann tvar er rücksichtslos und kannte kein Erbarmen. Seine wandernde Hofhaltung in der ungarischen Ebene >var die größte, bunteste und reichste jener Zeit. Häuptlinge und Königskinder deutscher und slavischer Stämme bildeten neben den Fürsten der Hunnen und der stammver- wandten Völker seinen Hofstaat. Unter der Leibwache, die im Ringe um den schön geschnitzten Zaun seines Hofes lag, dienten Männer aus fast allen Völkern zwischen Persien und den Pyrenäen; edle Gotenfürsten neigten ehrfurchtsvoll ihr Haupt vor seinem Befehl; Königskinder aus Thüringen und fremden Landen wurden als Geiseln an seinem Hofe erzogen neben Sprößlingen der Wander- stämme an der Wolga und der tatarischen Ebene; unterworfene Völker der Ostsee führten ihm Zobel- und Otternfelle aus dem Eise des Nordens zu; Gesandte aus Rom und Kvnstantinopel harrten furchtsam am Hofthor, um seine zornigen Befehle entgegenzunehmen oder ihm demütig kostbare Geschenke zu Füßen zu legen. Nachdeni er zuerst sich gegen Osten gewandt und Griechenland verwüstet hatte, aber durch ein unermeßliches Lösegeld zum Abzüge bewogen war, zog er im Jahre 451 durch Deutschlaiid nach Gallien (dem heutigen Frankreich), in dessen südlichem Teile inzwischen die Westgoten nach gewaltigen Wanderungen ein geordnetes Reich gegründet hatten. Deutschland ward auf diesem Durchzuge der Hunnen furchtbar verwüstet, rvie ein Heuschreckenschwarm verheerten sie alles Land. Am Rheine warfen sich 10 000 Burgunden dem Weltstürmer Attila entgegen, aber vergeblich; in heldenmütigem Kampfe gingen sie ruhmvoll unter. Nun aber vereinigten sich die Westgoten und die Römer, um durch gemeinsame Anstrengung die Bildung des Abendlandes und das Christentum zu schützen. Der römische Feldherr Astius und der Gotenkönig Theodorich brachten ein gewaltiges Heer zusammen und trafen in den weiten Ebenen von Chalons an der Marne, wo- hin Attila sich gezogen hatte, um für seine zahllose Reiterei Raum zu gewinnen, mit dem Feinde zusammen. Dort sammelten sich die Völker des Morgenlandes und die Völker des Abendlandes und standen sich gegenüber in heißer Erwartung des Kampfes, der das Schicksal Europas entscheiden sollte. Attila hatte die Übermacht der Masse, der Einheit und der Feldherrngabe; aber auf der Seite der Abendländer stritt die Begeisterung für alles Große der alten Welt, für das Christentum, für die Freiheit und den eigenen Herd. Deutsche aber fochten aus beiden Seiten, ja, der Kern aller deutschen Völker stand hier feindlich gespalten sich gegenüber, und welches Heer den Sieg gewann, die Deutschen wurden immer geschlagen. Das mörderische Schlachten begann; mit der höchsten Erbitterung kämpften beide Heere. Der tapfere Theodorich kam ums Leben, aber sein Sohn Thorismund nahm blutige Rache. Die Westgoten entschieden die Schlacht. Nachdem schon gegen 200 000 Menschen gefallen waren, wich Attila zurück, und das Abendland war gerettet. Attila hatte schon einen großen Scheiterhau- fen von Pferdesätteln errichten lassen, um sich darauf zu verbrennen, wenn er verfolgt worden und unterlegen wäre. Aber er entkam. Thorismund ward auf den noch blutigen Schild erhoben, und unter dem Jauchzen der Sieger zum Könige der Westgoten ausgerufen. Aber die, welche das lliiglück verbundeii,

14. Teil 2 - S. 66

1890 - Breslau : Hirt
66 Attila. sie ihm denn geben sollten, damit er wieder abzge, forderte er alles Gold und Silber in Rom, die Freilassung smtlicher Sklaven deutscher Abstammung und noch viele Kostbarkeiten. Erschrocken fragten die Ge-sandten: Was willst du uns denn lassen?" Das Leben!" war die Antwort. Unter diesen harten Bedingungen erkauften die einst so stolzen Rmer ihre Verschonung, und die Goten zogen mit ihren Schtzen ab. Aber schon im folgenden Jahre kehrte Alarich zurck, eroberte die Stadt Rom und plnderte sie drei Tage lang, wobei aber die christlichen Kirchen und Geistlichen verschont blieben. Wenige Tage nach dieser Plnderung zog Alarich, mit Beute beladen, nach Sditalien, wo ihn in der Blte der Jahre der Tod ereilte. (410.) Die Goten begruben ihren geliebten König in ehrender Weise in dem Flusse Busento und zogen dann nach Sdfrankreich und Spanien, wo sie ein groes Reich grndeten, das drei Jahrhunderte bestanden hat. 26. Attila. 1. Attila und sein Hoflager. Die Hunnen hatten sich nach ihrem Einfall in Europa im heutigen Sd-Ruland niedergelassen, wo sie ein unstetes Wander- und Hirtenleben fhrten. Kein Nachbarvolk war vor ihren Raubzgen sicher; am gefhrlichsten wurden sie unter dem Könige Attila oder Etzel, der alle Hunnen durch List und Gewalt unter seine Herrschaft brachte. Er war von nur kleiner aber krftiger Gestalt; auf breiten Schultern ruhte ein dicker Kopf mit schwarzem Bart und tief-liegenden, stechenden Augen. Seine Krperkraft war ungewhnlich groß; Gang und Haltung waren stolz und wrdevoll und kndigten den Herrscher an. Sein Hoflager, das allmhlich zu einem groen Dorfe angewachsen war, hielt er im heutigen Ober-Ungarn zwischen Thei und Donau; viele Fürsten und Könige der unterjochten Völker umgaben ihn als willige Diener. Er gab vor, das Schwert des Kriegsgottes zu besitzen, das ein Hirt gefunden habe, und die Sage erzhlte, wenn er dies geheimnisvolle Schwert in die Erde gestoen, so htten hundert Völker gezittert und Rom und Konstantinopel in ihren Grundfesten gebebt. Er selber nannte sich mit Recht die Gottesgeiel; denn alles Land, das er betrat, wurde in eine Wste verwandelt. 2. Die Hunnenschlacht. Von der Grenze Asiens bis weit nach Deutschland hinein reichte Attilas Gewalt; schon wiederholt hatte er Einflle in das ostrmische Reich gemacht, reiche Beute von bannen getragen und den Kaiser gezwungen, ihm eine jhrliche Kriegssteuer zu

15. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 49

1864 - Breslau : Leuckart
49 Große Völkerwanderung. Die Hunnen. Attila. aus welchem kleine Augen wild hervorgucken. Sie tragen leinene Kittel, auch Pelze von Waldmäusen; die Beine wickeln sie in Bocksfelle. Ihre Speisen erfordern kein Feuer, kein Gewürz. Sie leben von Wurzeln, wilden Pflanzen und rohem Fleische, das sie wie einen Sattel auf das Pferd legen, es mürbe reiten und dann verzehren. Häuser, ja Hütten kennen sie nicht. Umher- schweifend im Freien und durch Wälder gewöhnen sie sich von der ersten Kindheit an zur Ertragung der Kälte, des Hungers und des Durstes. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie essen, trinken und schlafen daraus. Auch bei gemeinschaft- lichen Berathungen sitzen sie alle zu Pferde. Ackerbau und Handwerke kennen sie nicht; Religion und Gesetze sind ihnen fremd. Der Krieg ist ihre größte Lust. Die Schlacht beginnen sie mit einem fürchterlichen Geheule. Wie der Blitz fliegen sie herbei, aber in demselben Augenblicke verschwinden sie auch schon wieder, um schnell zurückzukehren; und kaum ist man ihrer gewahr geworden, so erstürmen sie auch schon die Verschauzungen, oder plündern das Lager. Dem Zuge der Männer folgen ihre schmutzigen Weiber oder ungestalteten Kinder auf zahllosen, mit Fellen über- zogenen Wagen. Treue und Glauben sind bei ihnen unbekannte Dinge; wie die unvernünftigen Thiere wissen sie nichts von Recht und Unrecht." Die Hunnen drangen Anfangs bis nach Ungarn vor und blieben dort gegen fünfzig Jahre, ohne sich um andere Völker viel zu bekümmern. Dann erhoben sie sich aufs neue unter ihrem Könige Attila. Von ihm rühmten die Hunnen, daß, wenn er sein Schwert in die Erde stieße, hundert Völker zitterten und Rom und Konstantinopel erbebten. Er war klein von Körper, hatte einen großen Kopf, und seine funkelnden Augen, die er stolz umherwarf, kündigten den Herrscher an. Er selbst war mäßig, sprach wenig und trank aus einem hölzernen Becher; aber seine Gäste speisten von Silber und Gold. Dieser Attila kam mit 700,000 wilden Kriegern nach Deutschland und zog, alles ver- wüstend , nach dem Rheine zu. Er drang in Frankreich ein; mit Feuer und Schwert bahnte er sich den Weg; die blühendsten Städte wurden zerstört. ¿0- In dieser Noth verbanden sich die Römer mit Theodorich, dem.könige der Westgothen, zogen viele deutsche Hilfsvölker an sich und stellten sich bei der Stadt Chalons an der Marne dem Länderstürmer entgegen. Hier fiel nun im Jahre 451 die große Völkerschlacht vor, eine der blutigsten, die je in Europa geliefert wurde. Ueber 160,000 Leichen blieben von beiden Seiten aus dem Platze. Attila wurde zum ersten mal geschlagen und ging nach Ungarn zurück. Im nächsten Jahre aber faßte er neue Rendschmidt's Lesebuch für obere Klassen. 4

16. Die vaterländische Geschichte für Elementarschulen - S. 6

1882 - Kreuznach : Voigtländer
— 6 — sie aßen, tranken und schliefen darauf. Ihre Weiber und Kinder führten sie in Karren mit sich. Krieg war ihre größte Lust. Mit schrecklichem Geheul begannen sie die Schlacht; schnell wie der Blitz stürzten sie sich auf den Feind. Wich er ihren Pfeilen und Säbelhieben aus, so warfen sie ihm Schlingen um den Hals und schleppten ihn mit sich fort. Nichts kam ihrer Raubsucht und Grausamkeit gleich. So zogen sie jetzt plündernd, sengend und mordend von Land zu Land. 3. Attila. — Am gefährlichsten wurde die Macht der Hunnen unter dem Könige Attila oder Etzel. Dieser gewaltige Kriegsheld hatte seine Herrschaft von den Grenzen Asiens bis tief in Deutschland hinein ausgebreitet. Ein Haufe von Königen unterjochter Völker umgab ihn. Sie erschienen wie seine Diener, zitterten bei seinen Winken und eilten, seine Befehle zu vollziehen. Aber diese Macht genügte dem Gewaltigen noch nicht: über ganz Europa, bis zum Ozean hin wollte er herrschen. Darum brach er vou Ungarn aus, wo sein Herrschersitz lag, mit einem unermeßlichen Heere auf, zog, alles vor sich niederwerfend, durch Österreich und Bayern und ging dann über den Rhein nach Frankreich. Eine Menge blühender Städte sank in Schutt und Asche. Raub, Mord und Brand vernichteten alles, wo die wilden Scharen des Hunnenkönigs sich hinwälzten. 4. Die Hunnenschlacht (451). — In dieser großen Not verbanden sich Römer und deutsche Bölker, der „Gottesgeißel", wie Attila genannt wurde, gemeinsam entgegenzutreten. Auf der weiten Ebene, wo jetzt die Stadt Chalons liegt, stießen die feindlichen Heere aufeinander. Hier geschah die große Hunnenschlacht, welche darüber entschied, ob Europa den hunnischen Barbaren zur Beute fallen oder gesitteten Völkern gehören sollte. Es war ein fürchterlich blutiger Kampf, ein grauenvolles Würgen. Gegen 200,000 Tote deckten das Schlachtfeld. Doch Attila wurde geschlagen und mußte nach Ungarn zurückkehre». Bald darauf starb er, und sein Reich zerfiel. Die unterjochten Völker machten sich wieder frei, und die Hunnen verschwanden allmählich ganz aus Europa.

17. 2 - S. 49

1856 - Breslau : Leuckart
Große Völkerwanderung. Die Hunnen. Attila. 49 kleine Augen wild hervorgucken. Sie tragen leinene Kittel, auch Pelze von Waldmäusen; die Beine wickeln sie in Bocksfelle. Ihre Speisen erfordern kein Feuer, kein Gewürz. Sie leben von Wur- zeln, wilden Pflanzen und rohem Fleische, das sie wie einen Sattel auf das Pferd legen, es mürbe reiten und dann verzehren. Häuser, ja Hütten kennen sie nicht. Umherschweifend im Freien und durch Wälder gewöhnen sie sich von der ersten Kiildheit an zur Ertragung der Kälte, des Hungers und des Durstes. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie essen, trinken und schlafen darauf. Auch bei gemelnschaftlichen Berathungen fitzen sie alle zu Pferde. Ackerbau und Handwerke kennen sie nicht; Religion und Gesetze sind ihnen fremd. Der Krieg ist ihre größte Lust. Die Schlacht beginnen sie mit einem fürchterlichen Geheule. Wie der Blitz fliegen sie herbei, aber in demselben Augenblicke verschwinden sie auch schon wieder, um schnell zu- rückzukehren; und kaum ist man ihrer gewahr worden, so er- stürmen sie auch schon die Verschanzungen, oder plündern das Lager. Dem Zuge der Männer folgen ihre schmutzigen Weiber und ungestalteten Kinder auf zahllosen, mit Fellen überzogenen Wagen. Treue und Glauben sind bei ihnen unbekannte Dinge; wie die unvernünftigen Thiere wissen sie nichts von Recht und Unrecht. Die Hunnen drangen anfangs bis nach Ungarn vor und blieben dort gegen fünfzig Jahre, ohne sich um andere Völker viel zu bekümmern. Dann erhoben sie sich aufs neue unter ihrem Könige Attila. Von ihm rühmten die Hunnen, daß, wenn er sein Schwert in die Erde stieße, hundert Völker zitterten und Rom und Konstantinopel erbebten. Er war klein von Körper, hatte einen großen Kopf, und seine funkelnden Augen, die er stolz umherwars, kündigten den Herrscher an. Er selbst war mäßig, sprach wenig und trank aus einem hölzernen Decher; aber seine Gäste speisten von Silber und Gold. Dieser Attila kam mit 700,000 wilden Kriegern nach Deutschland und zog, alles ver- wüstend, nach dem Rheine zu. Er drang in Frankreich ein; mit Feuer und Schwert bahnte er sich den Weg; die blühendsten Städte wurden zerstört. In dieser Roth verbanden sich die Römer mit Theodorich, dem Könige der Westgothen, zogen viele deutsche Hilfsvölker an sich und stellten sich bei der Stadt Chalons an der Marne dem Länderstürmer entgegen. Hier fiel nun im Jahre 45! die große Völkerschlacht vor, eine der blutigsten, die je in Europa geliefert ist. Ueber !60,000 Leichen blieben von beiden Seiten auf dem Platze. Attila wurde zum ersten mal geschlagen und ging nach Ungarn zurück. Im nächsten Jahre aber faßte er neue Hoffnung Nendschm. Leseb. f. ob. Kl. 11. Aufl. 4

18. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 212

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
212 Seine wandernde Hofhaltung in der ungarischen Ebene war die größte, bunteste und reichste jener Zeit. Häuptlinge und Königskindcr deutscher und slavischer Stämme bildeten neben den Fürsten der Hunnen und stamm- verwandten Völker seinen Hofstaat. Unter der Leibwache, die im Ringe um den schön geschnitzten Zaun seines Hofes lag, dienten Männer aus fast allen Völkern zwischen Persien und den Pyrenäen; edle Gothenfürsten neigten ehrfurchtsvoll ihr Haupt vor seinem Befehl; Königskinder aus Thüringen und fränkischen Landen wurden als Geiseln an seinem Hofe er- zogen neben Sprößlingen der Wanderstämme an der Wolga und der tar- tarischen Ebene; unterworfene Völker der Ostsee führten ihm Zobel - und Otternfelle aus dem Eise des Nordens zu; Gesandte aus Rom und Con- stantinopel harrten furchtsam am Hofthor, um seine zornigen Befehle ent- gegenzunehmen oder ihm demüthig kostbare Geschenke zu Füßen zu legen. Nachdem er zuerst sich gegen Osten gewandt und Griechenland ver- wüstet hatte, aber durch ein unermeßliches Lösegeld zum Abzüge bewogen war, zog er im Jahre 451 durch Deutschland nach Gallien (dem heutigen Frankreich), in dessen südlichem Theile inzwischen die Westgothen nach ge- waltigen Wanderungen ein geordnetes Reich gegründet hatten. Deutsch- . land ward auf diesem Durchzuge der Hunnen furchtbar verwüstet, wie ein Heuschreckenschwarm verheerten sie alles Land. Am Rheine warfen sich 10,000 Burgunder dem Wcltstürmer Attila entgegen, aber vergeblich: in heldenmüthigcm Kampfe gingen sie ruhmvoll unter. Nun aber vereinigten sich die Westgothcn und die Römer, um durch gemeinsame Anstrengung die Bildung des Abendlandes und das Christenthum zu schützen. Der römische Feldherr A6t ius und der Gothenkönig Th eo d ori ch brachten ein ge- waltiges Heer zusammen und trafen in den weiten Ebenen von Chalons an der Marne, wohin Attila sich gezogen hatte, um für seine zahllose Reiterei Raum zu gewinnen, mit dem Feinde zusammen. Dort sammelten sich die Völker des Morgenlandes und die Völker des Abendlandes und standen sich gegenüber in heißer Erwartung des Kampfes, der das Schicksal Europa's entscheiden sollte. Attila hatte die Nebermacht der Masse, der Einheit und der Fcldherrngabe; aber auf der Seite der Abendländer stritt die Begeisterung für alles Große der alten Welt, für das Christenthum, für die Freiheit und den eigenen Herd, Deutsche aber fochten auf beiden Seiten, ja der Kern aller deutschen Völker stand hier feindlich gespalten sich gegenüber, und welches Heer den Sieg gewann, die Deutschen wurden immer geschlagen. Das mörderische Schlachten begann; mit der höchsten Erbitterung kämpften beide Heere. Der tapfere Theodorich kam ums Leben, aber sein Sohn Thorismund nahm blutige Rache. Die West- gothen entschieden die Schlacht. Nachdem schon gegen 200,000 Menschen gefallen waren, wich Attila zurück, und das Abendland war gerettet. Attila hatte schon einen großen Scheiterhaufen von Pferdcsätteln errichten lassen, um sich darauf zu verbrennen, wenn er verfolgt worden und unterlegen wäre. Aber er entkam. Thorismund ward auf den noch blutigen Schild erhoben, und unter dem Jauchzen der Sieger zum Könige der Westgothen

19. Das Mittelalter - S. 42

1877 - Leipzig : Brandstetter
42 Attila zog sich schleunig zurück in die Ebene bei Chalons in der Champagne; benn die Hauptstärke seines Heeres war die hunnische Reiterei, und die konnte er ungehinbert in den catalaunischen Gefilden ausbreiten. Hier kam es denn zu einer entsetzlichen Schlacht, von der ein alter Schriftsteller sagt, es sei ihr keine Weber in der bamaligen noch in der vergangenen Zeit gleich gewesen. Alle Nationen von der Wolga bis zum Atlantischen Meere waren in der Ebene von Chalons versammelt. Nichts Geringeres galt es, als den Kampf der gesitteten Welt mit roher Varbarei, welche die kaum aufgesproßte Blüthe christlicher Bilbung wie ein Nachtfrost zu zerknicken brohte. Es war im Jahre des Heils 451 an einem Herbsttage, als bte große Schlacht geliefert würde. In dieser Völkerschlacht^ kämpften Ostgothen gegen Westgothen, Franken gegen Franken, Alanen gegen Alanen, Bur-gunber gegen Burgunber; sie begann mit Anbruch des Tages und bauerte bis tief in die Nacht hinein. Gegen 200,000 Todte deckten die Wahlstatt ; ein blühendes Geschlecht war in wenigen Stunden abgemähet worden durch den Ehrgeiz eines Einzigen. Die Römer und ihre Bundesgenossen siegten; die Gottesgeißel wurde diesmal selber gegeißelt. Aber die Sieger waren so ermattet, daß sie König Attila mit den Ueberbleibseln seines Heeres sich ruhig zurückziehen ließen. Attila selbst hatte das nicht erwartet, und weil er am folgenden Tage einen neuen Angriff befürchtete, hatte er alle Kostbarkeiten, die er auf seinem Zuge erbeutete, auf Einen Haufen zusammenschichten lasten, in der Absicht, sich mit denselben sogleich zu verbrennen, wenn sein Lager von den Römern angegriffen würde. Aber seine Feinde blieben ganz ruhig und hinderten ihn nicht, sich über den Rhein nach Deutschland, und von dort in sein Gebiet zurückzuziehen. 3. Durch diesen Zug der Hunnen, sowie durch die Völkerwanderung überhaupt, bekam Deutschland ein ganz anderes, aber freilich kein freundlicheres Ansehen. Die vielen schönen Städte, welche die Römer auf der linken Rheinseite angelegt hatten, wie z. B. Speier, Worms, Mainz, Köln, Trier und andere, waren in Aschenhaufen verwandelt worden. Die schönen Gebäude, Kirchen, Paläste, Landhäuser, an denen die Römer Jahrhunderte lang mühsam gebaut hatten, lagen zertrümmert da; die Gürten und Felder, die durch römischen Fleiß entstanden waren, lagen wüst. Auch das Christenthum, das die Römer zu verbreiten begonnen hatten, verlor sich in den meisten Gegenden, und die heidnische Religion wurde allgemein. Attila aber ging nur in seine Residenz zurück, um wieder neue Kräfte zu sammeln und dann mit verstärkter Macht über die Römer herzufallen. Nur einen Winter lang vermochte er die Ruhe zu ertragen. Als er noch einmal bei dem Kaiser um Auslieferung seiner Braut angehalten und wiederum eine abschlägige Antwort erhalten hatte, brach er mit Anbruch des Frühlings aus, zog durch Pannonien und Norikurn, ging über die Juli* schm Alpen und lagerte sich unter den Mauern des festen und volkreichen

20. Das Mittelalter - S. 44

1866 - Leipzig : Brandstetter
42 Attila zog sich schleunig zurück in die Ebene bei Chalvns in der Champagne; denn die Hauptstärke seines Heeres war die hunnische Rei- terei, und die konnte er ungehindert ans den catalaunischen Gefilden aus- breiten. Hier kam es denn zu einer entsetzlichen Schlacht, von der ein alter Schriftsteller sagt, es sei ihr keine weder in der damaligen noch in der vergangenen Zeit gleich gewesen. Alle Nationen von der Wolga bis zum Atlantischen Meere waren in der Ebene von Chalons versammelt. Nichts Geringeres galt es, als den Kampf der gesitteten Welt mit roher Barbarei, welche die kaum aufgesproßte Blüthe christlicher Bildung wie ein Nachtfrost zu zerknicken drohte. Es war im Jahre des Heils 451 an einem Herbsttage, als die große Schlacht geliefert wurde. In dieser Völkerschlacht kämpften Ostgothen gegen Westgothcn, Franken gegen Franken, Alanen gegen Alanen, Bur- gunder gegen Burgunder; sie begann mit Anbruch des Tages und dauerte bis tief in die Nacht hinein. Gegen 200,000 Todte deckten die Wahl- statt; ein blühendes Geschlecht war in wenigen Stunden abgemähet worden durch den Ehrgeiz eines Einzigen. Die Römer und ihre Bundesgenossen siegten; die Gottesgeißel wurde diesmal selber gegeißelt. Aber die Sieger waren so ermattet, daß sie König Attila mit den Ueberbleibseln seines Heeres sich ruhig zurückziehen ließen. Attila selbst hatte das nicht erwar- tet, und weil er am folgenden Tage einen neuen Angriff befürchtete, hatte er alle Kostbarkeiten, die er auf seinem Zuge erbeutete, auf Einen Haufen zusammenschichten lassen, in der Absicht, sich mit denselben sogleich zu ver- brennen, wenn sein Lager von den Römern angegriffen würde. Aber seine Feinde blieben ganz ruhig und hinderten ihn nicht, sich über den Rhein nach Deutschland, und von dort in sein Gebiet zurückzuziehen. 3. Durch diesen Zug der Hunnen, sowie durch die Völkerwanderung überhaupt, bekam Deutschland ein ganz anderes, aber freilich kein freund- licheres Ansehen. Die vielen schönen Städte, welche die Römer auf der linken Rheinseite angelegt hatten, wie z. B. Speier, Worms, Mainz, Köln, Trier und andere, waren in Aschenhaufen verwandelt worden. Die schö- nen Gebäude, Kirchen, Paläste, Landhäuser, an denen die Römer Jahr- hunderte lang mühsam gebaut hatten, lagen zertrümmert da; die Gärten und Felder, die durch römischen Fleiß entstanden waren, lagen wüst. Auch das Christenthum, das die Römer zu verbreiten begonnen hatten, verlor sich in den meisten Gegenden, und die .heidnische Religion wurde allgemein. Attila aber ging nur in seine Residenz zurück, um wieder neue Kräfte zu sammelu und dann mit verstärkter Macht über die Römer herzufallen. Nur einen Winter lang vermochte er die Ruhe zu ertragen. Als er noch einmal bei dem Kaiser um Auslieferung seiner Braut angehalten und wiederum eine abschlägige Antwort erhalten hatte, brach er mit Anbruch des Frühlings auf, zog durch Pannonien und Norikum, ging über die ju- lischen Alpen und lagerte sich unter den Mauern des festen und volkreichen