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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 299

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
299 42. Preußens Erhebung. hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen, Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen ans allen Ländern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge aufs beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rat der Generale. Da ereilte ihn in der alten Zarenstadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wüteten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosaken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe, weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich begann der in den öden Steppen Rußlands so harte Winter. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen seine Strenge: ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem Morgen lagen Haufen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog —hinter ihm her waren die russischen Scharen —, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Fluten ihr Grab. — Da verließ Napoleon heim- lich das Heer, und in einem Schlitten fuhr er nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" Wetzet. 42. Preußens Erhebung. & in Häuflein nur von der „großen Armee" zog durch Preußen. Sein An- blick erregte Entsetzen und Mitleiden. Halbnackt, zerlumpt, mit erfrorenen Gliedmaßen, ausgehungert, krank und elend erschienen die wieder, welche erst vor wenig Monaten in stolzem Übermut und des Sieges gewiß ausgerückt waren. Da ergriff das preußische Volk die Überzeugung, daß nun die Stunde der Erlösung aus schwerer Knechtschaft geschlagen habe. „Das ist Gottes Finger!" ging es von Munde zu Munde. Es gab nux ein Gefühl im Vater- lande: glühenden Haß gegen die Franzosen. Es war das erklärlich. Sie hat-

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1. Theil 4 - S. 87

1880 - Stuttgart : Heitz
Brand von Moskau. 87 Dächer und Fenster schossen: aller dieser Jammer, diese Noth, diese viehische, in Mord und Zerstörung sich auflösende Wuth der Menschen, gleichsam im Bunde mit dem furchtbarsten Elemente, — welch ein Bild des Entsetzens und Grausens!" Viele Franzosen verbrannten während der Plünderung, weil sie sich aus den brennenden Straßen nicht herausfinden konnten. Napoleon selbst nrußte die Stadt verlassen und konnte sich nur noch mit großer Mühe und Gefahr durch die brennenden Balken einen Weg bahnen. Erst nachdem sich der Brand etwas gelegt hatte, kehrte er nach dem Kreml, dem Palaste der alten Czaren, zurück. Fast alle die herrlichen Paläste, die reichen Kirchen mit ihren goldblitzenden Thürmen, die kostbaren Sammlungen sanken in Asche; nur ein kleiner Rest der Stadt blieb stehen. Der fürchterliche Brand währte bi£ zum 21; dann erst erlosch er nach und nach, weil es an Stoff fehlte. *) Vierzehn Tage lang wurde geplündert und in den Kellern ungeheuere Reichthümer gefunden. Im französischen Lager sah man die kostbarsten Shawls und seidenen Zeuge, die leckersten Conseete und eingemachten Früchte, goldene und silberne Geschirre, den glänzendsten Hausrath; aber an Brot und Fleisch fehlte es dagegen. Die russischen Bauern, statt in Moskau für Geld ihre Waare loszuschlagen, zerstörten diese lieber. Es war den Franzosen nicht möglich, in Moskau einen Markt einzurichten. Sie murrten, und das bewog Napoleon, mit den Russen Unterhandlungen anzuknüpfen. Napoleon hatte gehofft, von Moskau aus den Russen Gesetze vorschreiben zu können. Er bot ihnen auch jetzt Frieden an; Alexander aber zog ihn damit hin, bis der Winter vor der Thür war. Jetzt war ein schleuniger Rückzug nöthig, wenn nicht Moskau das Grab der Franzosen werden sollte. Am 26. October trat er ihn an, aber unter welchen unglückweissagenden Umständen! Schon jetzt waren die Pferde Gerippen ähnlich, die Soldaten entmnthigt, und die wohlgenährten Russen drängten nach. Napoleon wollte *) Ob der Brand von Moskau durch den Franzosenhaß des Grafen Rostop-schin veranlaßt worden ist; ob er ein mit klarem, furchtbaren Entschlüsse dem Vaterlande dargebrachtes Opfer war; ob die Sorglosigkeit plündernder Franzosen ihn verursacht hat, oder ob der erbitterte Pöbel der Hauptstadt das Werk der Zerstörung begann, dies ist mit Sicherheit nicht ermittelt worden! Es können wohl verschiedene Ursachen gleichzeitig gewirkt haben. Veranstaltungen zur Vernichtung der Magazine in der Stadt waren durch Rostopschin.angeordnet worden; sein Landhaus in der Nähe von Moskau ließ er in Brand stecken.

2. Präparationen für den Geschichts-Unterricht in der Volksschule - S. 212

1912 - Nürnberg : Korn
— 212 — Eigensinne nicht auf sie, und weiter gings. Da sprachen die Russen zu einander: „Zerstört und verbrennt alles! Es ist ja doch alles verloren!" Die Landleute mähten die Feldfrüchte ab, zündeten die eigenen Dörfer an und flohen mit dem Vieh in die Wälder. Die Not wurde immer größer; Brot gab es fast nirgends mehr. Da meldete ein Offizier dem Kaiser: „Herr, die ganze russische Armee steht vor Moskau!" Da rief Napoleon hocherfreut aus: „In acht Tagen werde ich in Moskau Frieden schließen!" Die Schlacht begann; die Russen wehrten sich tapfer, aber sie wurden besiegt. Als Napoleon eine kleine Anhöhe erreichte, sah er eine große Stadt mit prächtigen Palästen, Klöstern und Kirchen mit goldenen Kuppeln vor sich liegen. Es war Moskau. „Welch herrliche Stadt!" rief er erstaunt; „aber es war höchste Zeit!" Während die letzten russischen Soldaten zum Stadttore hinausritten, zogen die ersten französischen Reiter in Moskau ein. Sie durchsuchten die nächsten Häuser und Straßen; .aber sie waren leer. Endlich trafen sie einige fremde Kaufleute. „Wo sind denn die Vorsteher der Stadt?" fragten die Soldaten. „Sie sind alle entflohen," war die Antwort. „Aber wo sind denn dann die Bewohner?" fragten die Soldaten weiter. „Ebenfalls entflohen", erwiderten die Kaufleute; „Reiche und Arme, alle sind entflohen; niemand ist mehr da als die Verbrecher und etliche Fremde." Und so war es auch. Napoleon zog in den Palast des Kaisers, den Kreml. Der russische Statthalter hatte den Sträflingen den Auftrag gegeben, die ganze Stadt anzuzünden. Bei Tag hielten sie sich verborgen; nachts aber kamen sie aus ihren Schlupfwinkeln hervor und warfen unablässig brennende Pechkränze in Paläste und Hütten. Bald brannte die Stadt an allen Ecken und Enden. Die Soldaten wollten löschen; aber die Löschgeräte waren zerstört. Ein Sturm erhob sich und überschüttete die Dächer des kaiserlichen Schlosses mit Funken. Voll Angst weckten die Generale den Kaiser und beschworen ihn sich zu retten. Er aber blieb. Düster starrte er in die rotgelbe Glut. „Moskau ist dahin!" rief er, „ich bin des Lohnes beraubt, den ich meinen - Truppen verheißen habe. O diese Russen!" Endlich nachmittags zwei Uhr verließ er den Palast und gelangte mühsam zwischen brennenden Häusern aus der Stadt. Nun bot er dem russischen Kaiser den Frieden an. Fünf Wochen lang wartete er vor Moskau auf eine Antwort, aber umsonst. „Jetzt geht der Krieg erst recht an!" sagten die Russen. So kam der

3. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 108

1898 -
— 108 — Zurück, nur Raben und Krähen sah man erschreckt auffliegen — Die Einwohner hatten die Stadt verlassen. Als das russische Heer abgezogen war, war ihm fast die ganze Bevölkerung gefolgt, auf 65 000 Fuhrwerken ihre Heiligen, ihre Habe und ihre Gebrechlichen mit sich sührenb. — Die Bewohner von Moskau fürchteten sich vor den fremben Eroberern. Aber Napoleon batte mit seinen Soldaten wenigstens ein Obbach gefunben, und die Bewohner hatten boch nicht alle Lebensmittel und Vorräte mit fortnehmen können. Als der Abenb herankam, gab es plötzlich an verschiebenm Orten der Stadt Feuerlärm. — Die erschreckten Soldaten suchten nach Spritzen und Eimern. Doch alles Suchen war umsonst. Dazu nahm das Feuer immer mehr üderhanb. Es brannte die ganze Nacht hinburch, den folgenben Tag; und immer neue Feuer lohten empor an Orten, die weit aus-einanber lagen, zu gleicher Zeit. Da brängte sich Napoleon, der von einem Turme des Kreml aus das Feuermeer überschaute, eine furchtbare Erkenntnis auf. — Die Russen hatten das Feuer selbst angelegt, um den Feinben Obbach und Lebensmittel zu entziehen. Der Statthalter von Moskau hatte vor dem Abzüge alle Anorb-nungett getroffen. — Er hatte bte Löfchwerkzeuge beseitigen lassen und Leute (entlassene Verbrecher) angestellt, die zu gleicher Zeit an den verschiedensten Orten in der Stadt Feuer anlegen mußten. Als die Soldaten sahen, daß Löschen unmöglich sei, brachen sie in die Häuser und Keller, in die Kirchen und Paläste ein, — um zu rauben und zu plünbern. Sie erbeuteten eine Menge Kostbarkeiten, golbene und silberne Geräte, kostbare Teppiche 2c. Ein Regenguß löschte enbltch den ungeheuren Branb. Neun Zehntel der Stadt lagen in Asche. Zusammenfassung: Der Branb von Moskau. Was wirb Napoleon nun thun ? — Den Russen nachrücken, sie vollenbs besiegen, benn in Moskau kann er ja boch nicht bleiben. Den Russen nachzurücken, hatte keinen Zweck; bte würden nunmehr, bet Moskau verloren war, sich weiter zurückgezogen und keiner weiteren Nieberlage mehr ausgesetzt haben; was sollte aber Napoleon in den unabsehbaren strecken des östlichen Rußlanbs? — Da hätte er zurückkehren müssen. Das war feinem Stolz zuwiber. Sollte er trotz aller Anstrengungen, trotz der Siege ohne Ergebnis zurückkehren?! Zunächst richtete er sich mit seinem Heere in dem stehen gebliebenen Teile Moskaus häuslich ein, was um so eher ging, als man große Vorräte von Lebensrnitteln fanb. Sobann verlegte er sich aufs Warten. — Er wartete auf einen Friebeneantrag Alexanbers, der boch durch die Nieberlagett, durch bte Einnahme und Einäscherung feiner Hauptstabt aufs tiefste erschüttert fein mußte. Und als kein Antrag kam, macht er selbst dem russischen Kaiser

4. Teil 2, Oberstufe, Teil 1 - S. 229

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
Iv. Aus der weilen Welt. 229 Oie Disziplin und Ordnung, die bisher nur noch mühevoll innegehalten worden war, ging rasch in Verwilderung über. Napoleon hatte zwar ein strenges Verbot gegen das Plündern erlassen, doch erwies es sich als gänzlich undurchführbar. Anfangs war es nur Gesindel, das zugriff: Marodeure, Dienerschaft und die Menge von Leuten, die einer solchen Armee nachziehen, und da man viele Lebensmittel und Getränke fand, fehlte es nicht an Ausschreitungen und Roheiten. Nach und nach ging das auch auf die Soldaten über und wurde allgemein. Wer wollte auch unter den obwaltenden Verhältnissen in dem brennenden Moskau den Soldaten überwachen? Moskau war das Ziel seiner Hoffnungen, hier hatte er den Lohn für seine riesenhaften Anstrengungen erwartet; er fand ihn nicht und nahm sich ihn nun selbst, so gut er konnte. Man sah auf den Strassen die wunderlichsten Scenen. Anfangs suchte man nach brauchbaren Dingen; viele aber beluden sich wie Lasttiere mit Gegenständen, die sie voraussichtlich nicht mit sich fortschaffen konnten. Mein eigener Diener schleppte mit einem Kameraden eine Menge Kolonialwaren, Tücher, Luxusgegenstände aller Art zusammen. Dies alles lag im Hofe des Hauses, das ich bewohnte, aufgehäuft. Ich war ganz empört darüber, konnte aber nichts dagegen thun, wenn ich mich nicht von meinem eigenen Diener misshandeln lassen wollte. Alles war betrunken und in der grössten Aufregung. Zu diesem wüsten Treiben gesellte sich das Toben und Brausen des rasch zu- nehmenden Feuermeers. Keine Feder, kein Pinsel sind im stände, das tobende Element zu schildern. Der Ton, den es erregte, kann nur mit dem Brausen eines ungeheuren Wasserfalls verglichen werden, in dessen Nähe man ganz betäubt wird. Dazu denke man sich die verschiedenen Farben der Flammen, je nach den Stoffen, die sie ver- zehrten. Die wunderlich gestalteten und gefärbten himmelansteigenden Rauchsäulen, die öfters die Luft verdüstern, boten ein schauerlich schönes Schauspiel. Winzig klein fühlt sich der Mensch, wenn die Elemente, sei es nun Luft, Wasser oder Feuer, in ihrer Wut sich ihm zeigen. Durch Löschen dem Feuer Einhalt zu thun, daran war nicht zu denken; es hatte zu schnell eine riesenhafte Ausdehnung bekommen und in kurzer Zeit ganze Stadt- viertel in Asche gelegt. Wenn das Feuer auch auf einer Seite nachliefs, so brach es auf einer andern desto wütender los. Man konnte nur zu deutlich erkennen, dass der Brand planmäfsig geleitet war. Bei der Armee, besonders unter den Offizieren, herrschte völlige Ratlosigkeit. „Was wird Napoleon jetzt beginnen? Was soll nun werden? Wo und wie den Winter zubringen?“ Das waren Fragen, die einer an den andern richtete. Die Mehrheit be- fand sich in einem Zustande von Gleichgültigkeit, in dem man nicht wusste, was zu beginnen sei, und man ist zu glauben versucht, auch Napoleon sei lange unschlüssig gewesen. Wie hätte er sonst fünf Wochen in dem verbrannten Moskau bleiben und den Winter abwarten können? Die prachtvolle, tapfere Armee hatte ich so oft in ihrem Glanze gesehen und auf ihrer Siegesbahn begleitet; sie in ihrem jetzigen Zustande der Auflösung und einem noch jammervolleren entgegeneilen zu sehen, erregte in mir tiefen Schmerz. Ich hatte mir stets ein redliches und gutgesinntes deutsches Herz bewahrt, aber dennoch fühlte ich die regste Teilnahme mit der Armee. Es waren zudem nicht lauter Franzosen; Tausende deutscher Brüder mussten deren Los teilen. Am Abend des folgendes Tages wurde der Befehl erlassen, alle Wagen sollten bepackt und bespannt, alle Reitpferde gesattelt werden und die Dienerschaft dabei stehen, um auf das erste Zeichen Moskau verlassen zu können. So standen wir in gespannter Erwartung von abends 8 Uhr bis Mitternacht in recht widerwärtiger Lage. Sehr ermüdet begab ich mich schliesslich auf mein Zimmer und schlief gegen meine Absicht ein. Ich schlief so fest, dass ich von dem ungeheuren Lärmen und Geschrei, das in dem Hause entstand, weil es vom Feuer ergriffen war, nichts hörte. Gegen drei Uhr stürzte

5. Der geschichtliche Unterricht in der Volksschule - S. 90

1910 - München : Kellerer
Steppen und Sumpfländer durchziehen. Tagelang sahen sie kein Haus. Da brachte ein Offizier die Meldung: „Majestät, die russische Armee steht vor Moskau!" Voll Hochmut rief Napoleon: „In acht Tagen werde ich vor Moskau Frieden schließen." In der Schlacht wurden die Russen besiegt und Napoleon wollte nun mit seinem Heere in der alten Zarenstadt Moskau Quartiere beziehen. Die Stadt war leer. Nur einige freigelassene Verbrecher weilten noch in der Stadt. Diese zündeten auf Befehl des russischen Statthalters die Stadt Moskau an. Bald stand die ganze Stadt in Flammen. Napoleon und sein Heer waren nun ohne Quartiere. Sie mußten die Stadt verlassen und traten im Winter bei sehr großer Kälte den Rückzug an. Die Uniformen der Soldaten waren zerfetzt. Es fehlte Brot. Unsägliches Elend mußten die Soldaten ausstehen. Der Rückzug glich einer Flucht. Die meisten Soldaten warfen die Waffen weg. Viele erfroren und verhungerten. Am Flusse Beresina drängten die Soldaten über die Flußbrücke. Diese stürzte ein, und viele mußten ertrinken. Napoleon jagte in einem Schlitten eiligst nach Frankreich zurück. Von den 30000 Bayern, die mit nach Rußland zogen, kehrten noch 300 zurück. 2. Betrachten des Bildes: Wie kann man erkennen, daß die Soldaten große Kälte ausstehen mußten? Warum sieht dieser Rückzug einer Flucht ähnlich? Wie wird der Marsch durch den tiefen Schnee den Soldaten angekommen sein? Welche haben keine Waffen mehr? Betrachte die Pferde! Was kannst du von diesen erzählen? (sehr mager — kein Futter). Warum konnten so viele Soldaten nicht mehr mitmarschieren, sondern blieben im Schnee liegen? Welcher Soldat hat keine Uniform mehr? Wo wird diese Kleidung hingekommen sein? Inwiefern kann man sagen, daß es den Soldaten schlecht ergangen ist? 3. Erklärung: Welches Verbot erließ Napoleon? Welch schlimme Eigenschaft zeigt uns Napoleon, weil er die europäischen Fürsten nur als Diener betrachtete? (stolz, hochmütig rc.) Welcher Fürst merkte nicht auf Napoleon? Inwiefern zeigte er das? Wie wollte ihn Napoleon strafen? Wie stark war das napoleonische Heer? Inwiefern kann man sagen, daß der Marsch nach Rußland nur langsam vorwärts ging? Welche Meldung brachte ein Offizier? Welch hochmütige Antwort gab Napoleon? Auf welcher Seite war der Sieg? Was wollte Napoleon tun, nachdem er Moskau erreicht hatte? Wodurch wurden die Soldaten ihrer Quartiere beraubt? Wozu war nun Napoleon gezwungen? Inwiefern kann man sagen, daß der Rückzug von Rußland beschwerlicher war als der Einzug nach Rußland? Wo hatte das Unglück der Soldaten seinen Höhepunkt erreicht? (Beresina). Warum? Wie rettete sich Napoleon? Welchen Beweis zeigt uns die Geschichte, daß in diesem Feldzug die meisten Soldaten ihr Leben lassen mußten? Karte: Russische Hafenstädte Riga und Rewal — hier Einfuhr englischer Waren. Welche Flüsse mußte das napoleonische Heer überschreiten von Deutschland bis Moskau? Die sarrnatische Tiefebene; Beresina.

6. Theil 3 - S. 413

1827 - Breslau : Max
413 Dächer und Fenster schossen; aller dieser Jammer, diese Noth, diese viehische in Mord und Zerstörung sich auflösende Wuth der Menschen, gleichsam im Bunde mit dem furchtbarsten Elemente, — welch ein Bild des Entsetzens und Grausens!" Viele Fran- zosen verbrannten wahrend der Plünderung, weil sie sich aus den brennenden Straßen nicht heraussinden konnten. Napoleon selbst mußte die Stadt verlassen. Fast alle die herrlichen Paläste, die reichen Kirchen mit ihren goldblitzenden Thürmen, die kost- baren Sammlungen sanken in Asche; nur ein kleiner Rest blieb stehen. Der fürchterliche Brand währte bis zum 17ten; dann erst erlosch er nach und nach, weil es an Stoff fehlte. Vier- zehn Tage lang noch wurde geplündert, und in den Kellern un- geheure Reichthümer gefunden. Im französischen Lager sah man die kostbarsten Shawls und seidenen Zeuche, die leckersten Con- fecte und eingemachten Früchte, goldene und silberne Geschirre, den glänzendsten Hausrath; aber an Brot und Fleisch fehlte es dagegen. Die russischen Bauern, statt in Moskau für Geld ihre Maaren loszuschlagen, zerstörten diese lieber. Es war für die Franzosen nicht möglich, in Moskau einen Markt einzurichten. Sie murrten, und das bewog Napoleon, mit den Russen Unter- handlungen anzuknüpfen. Napoleon hatte gehofft, von Moskau aus den Russen Ge- setze vorschreiben zu können. Er bot ihnen auch jetzt Frieden an; Alexander aber zog ihn damit hin, bis der Winter vor der Thüre war. Jetzt war ein schleuniger Rückzug nöthig, wenn nicht Moskau das Grab der Franzosen werden sollte. Am 26. October trat er ihn an, aber unter welch unglückweissagen- den Umstanden! Schon jetzt waren die Pferde Gerippen ähn- lich, die Soldaten entmuthigt, und die wohlgenährten Russen drängten nach. Napoleon wollte auf einer andern Straße zie- hen; aber die Russen warfen ihn auf die zurück, welche auf dem Herwege verwüstet war, während sie selbst seitwärts zogen. Von allen Seiten wurden die Franzosen von Kosacken um- schwärmt, die ihnen Tag und Nacht keine Ruhe ließen. Zu dem Hunger, der, vom Anfänge des Rückzuges an, am Leben, der Menschen und Pferde nagte, kam vom 7. November an noch eine fürchterliche Kälte. Meist ohne Pelze, mit Lumpen nur bedeckt, sielen sie schaarenweis erstarrt zu Boden, und wurden

7. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 244

1898 - Altenburg : Pierer
244 Mhe trugen die erstarrten Glieder die hungernden Leiber weiter. Die Waffen, die den erstarrten Gliedern zu schwer geworden, wurden weg-geworfen; ein jeder war darauf bedacht, sich vor dem groen Froste zu schtzen. Das Schicksal des Heeres schildert nns ein Vaterlandssnger der Freiheitskriege in folgendem Gedicht: 1. Mit Mann und Ro und Wagen ! 4. Mit Mann und Ro und Wagen So hat sie Gott geschlagen! I So hat sie Gott geschlagen! Es irrt durch Schnee und Wald umher, { Fhnrich ohne Fahn', Das groe, mchtge Franzosenheer, Der Kaiser auf der Flucht, Soldaten ohne Zucht! 2. Mit Mann und Ro und Wagen So hat sie Gott geschlagen! Jger ohne Gewehr, Kaiser ohne Heer, Heer ohne Kaiser, Wildnis ohne Weiser! 3. Mit Mann und Ro und Wagen So hat sie Gott geschlagen! Trommeln ohne Trommelstock, .Krassier im Weiberrock, Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd! Sachliche Vertiefung: Wie konnte nur Napoleon bis Moskau vordringen? Er hatte ein gewaltiges Heer, mit dem er den Wider-stand der Russen brach, sie in mehreren Schlachten besiegte und zum Rckzge zwang. Inwiefern gereichte das Zurckweichen der Russen ihn zum Verderben? Die Russen verwsteten auf dem Rckzge ihr eigenes Land, um dem nachziehenden Feinde nicht nur das Vordringen, sondern auch den spteren Rckzug schwer zu machen. Dazu kam, da die Russen die Stadt Moskau, wo die Sieger Ruhe zu finden hofften, in Brand steckten. Dadurch wurde das Elend der Armee noch vermehrt; denn durch den Brand wurden auch all die Vorrte, die sich noch in der Stadt befanden, vernichtet. Mit welchen Gefhlen mochte wohl Napoleon, mochten die Soldaten die Stadt betreten haben? Napoleon sah sich schon am Ziele seiner Hoffnungen und Wnsche, trumte von einer vollstndigen Unterwerfung des Zaren-reiches und hielt sich bereits fr den Herrn und Gebieter dieses groen Reiches . . . Die Soldaten waren froh, da sie nach so langem und an-strengendem Marsche endlich unter Dach und Fach waren und nun einmal ordentlich ausruhen konnten von all den unsglichen Mhen und Strapazen, die sie auf dem Zuge nach Moskau erlitten hatten. Sie hofften, hier behaglich die Winterquartiere beziehen zu knnen und eine wohlthuende Verpflegung zu finden. Doch es kam anders. Wodurch wurden Napoleons Plne vereitelt? a) Der Brand von Moskau und sein Einflu, b) Das Zurckweichen der Russen, c) Das Zgern Kaiser Alexanders, ) Der russische Winter. Warum wurde der Rckzug der groen Armee zum Verderben? a) Das Heer mute durch de und verwstete Gegenden ziehen, so da Mangel an Nahrungsmitteln entstand, b) Dieser Nahrungsmangel rief eine schreckliche Hungersnot Flinten ohne Hahn. Bchsen ohne Schu, Fuvolk ohne Fu! 5. Mit Mann und Ro und Wagen So hat sie Gott geschlagen! Feldherrn ohne Witz. Stiickleuf ohn' Geschtz, Flchter ohne Schuh. Nirgends Rast und Ruh. 6. Mit Mann und Ro und Wagen So hat sie Gott geschlagen! Speicher ohne Brot, Aller Orten Not, Wagen ohne Rad, Alles md und matt! Kranke ohne Wagen: So hat sie Gott geschlagen!"

8. Teil 3 - S. 128

1912 - Leipzig : Freytag
128 Franzosen befanden. Aber sie fanden kein Gehör; mit 160 000 Mann ging der Kaiser weiter. Er sah nur das russische Heer vor sich, das er vernichtend schlagen mußte, wenn er den Frieden diktieren wollte. Bis jetzt waren die Russen zurückgegangen; bei Borodino nahmen sie endlich die Schlacht an. Mit furchtbarem Ingrimm wurde am 7. September gefochten; die Russen wurden zwar besiegt, aber nicht vernichtet. Erst am andern Morgen verließen sie das Schlachtfeld und zogen nach Moskau, das sie den Franzosen ohne weiteren Kampf preisgaben. Napoleon hatte also abermals sein Ziel nicht erreicht; mit ungefähr 100 000 Mann, die ihm nach dm furchtbaren Gemetzel noch übrig geblieben waren, setzte er seinen Marsch fort. Am 14. September erreichte er die Höhen vor Moskau und betrachtete leuchtenden Auges die Hauptstadt seines Feindes. e) D as Heer in Moskau und auf d em Rückzüge. Ant nächsten Tage hielt er seinen Einzug. Aber welche Enttäuschung mußte er erleben! Keine Behörde erschien, um den Sieger zu begrüßen, und keine jubelnde Menschenmenge begleitete den Tritt seiner Garde. Die Riesenstadt war wie ausgestorben; fast alle Einwohner waren geflohen, nur zuweilen lugte ein Auge hinter den verschlossenen Fensterladen hervor. Und doch waren die Truppen guten Mutes; endlich winkten ihnen nach unendlichen Strapazen Ruhe und reichliche Lebensmittel. Allein auch sie sollten enttäuscht werden. Kaum hatte Napoleon den kaiserlichen Palast, den Kreml, bezogen, so liefen auch schon Meldungen ein, daß an verschiedenen Stellen Feuer ausgebrochen fei. Zugleich erhob sich ein fürchterlicher Sturm, der die gefräßigen Flammen anfachte, so daß sie von Dach zu Dach, von Straße zu Straße, von Stadtteil zu Stadtteil übergriffen. Bald war Moskau ein wogendes Feuermeer. Der Kaiser mußte den Kreml verlassen; er hatte die Überzeugung gewonnen, daß die Brandlegung von den Russen vorbereitet war, um die Reichtümer und Vorräte nicht in die Hände der Franzosen fallen zu lassen. Dennoch hielt Napoleon über einen Monat auf bei grausigen Trümmerstätte aus, weil er glaubte, der Zar würde ihm Friedensanträge stellen. Er sah nicht die Notlage seiner Armee, er bedachte nicht, daß der Winter vor der Tür stand; seine Seele erwog große Pläne, er verglich sich mit Alexander dem Großen, indem er einmal meinte, der Makedonier hätte es bis zum Ganges ebenso weit gehabt, wie er von Moskau. Napoleon wollte sich noch nicht eingestehen, daß der Feldzug für ihn verloren war. Aber Alexander blieb fest; er wies alle Friedensanträge zurück und verstärkte seine Armee. Am 19. Oktober endlich verließ der Kaiser Napoleon die Hauptstadt seines Feindes. Er hatte die Absicht, zu nt Rückzug eine andere Straße zu wählen; aber der russische Feldherr Kutusow zwang ihn, die alte Heerstraße zu benutzen. Vorbei ging es nun in Eilmärschen an den zerstörten Dörfern und Ortschaften, vorbei auch an dem entsetzlichen Schlachtfelde von Borodino, wo jetzt noch die uubestatteteu Toten lagen. Bald waren die Lebensrnittel, die die Soldaten aus Moskau mitgenommen hatten, verzehrt. Der Hunger begann sich fühlbar zumachen und dennoch war im weiten Umkreise kein Brot und kein Schlachtvieh aufzutreiben. Haufenweise entfernten sich die hungernden Krieger von dem Heere. Keiner sah

9. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 122

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 122 — hatte noch hochfliegendere Pläne. Moskau sollte nur ein Ruhepunkt auf dem Wege nach Indien sein, um dort England in seinen reichen Besitzungen anzugreifen und sich dadurch unterzuordnen. Ihre einzige Hoffnung war das reiche Moskau, das sie für alle Mühen entschädigen sollte. Aber der russische Oberbefehlshaber Kutusow wollte die alte Hauptstadt des Reiches nicht ohne Schwertstreich in die Hände der Feinde fallen lassen. Bei Borodino an der Moskwa kam es zur mörderischen Schlacht (7. September); die Russen unterlagen nach der tapfersten Gegenwehr. Der Brand von Moskau. Nun war den Siegern der Weg nach Moskau offen. Schon am 14. September standen sie vor den Thoren, und Napoleon hielt seinen Einzug in die von fast allen Einwohnern verlassene Landeshauptstadt. Straßen und Plätze lagen öde und menschenleer, alles still wie das Grab. Hier wollte er mit seinen Truppen überwintern. Aber der Gouverneur von Moskau, Gras Rostopschin, hatte den Franzosen Verderben geschworen. Schon in der ersten Nacht loderten an verschiedenen Punkten der Stadt Flammen auf, und bald war ganz Moskau ein einziges Flammenmeer. Die Russen opferten selbst die Stadt znr Rettung ihres Landes. Tobend und krachend stürzten bald Häuser, Paläste und Türme zusammen. Nach drei Tagen war Moskau zu neun Zehnteilen in Schutt und Asche gesunken. Schrecken und Entsetzen kam über die verwirrten Franzosen. Finsteren Blickes lag Napoleon in einem hohen Fenster des Kreml, der kaiserlichen Hofburg. „Das verkündet nns schweres Unglück!" rief er aus. Er versuchte, Friedensunterhandlungen einzuleiten. Aber Kaiser Alexanders Ratgeber, der vor der Rache Napoleons geflüchtete Stein, wußte durch seine eindringlichen Vorstellungen jeden Frieden zu verhindern. Napoleon erhielt die Antwort: „Jetzt geht der Krieg erst recht an!" Der klägliche Rückzug.' Weil das große Heer jetzt ohne Obdach und ohne Lebensmittel war, mußte der Rückzug angetreten werden. Zwar machte Napoleon den Versuch, einen weiter nach Süden gelegenen Weg einzuschlagen, aber die Russen hatten ihm denselben bereits verlegt. Er sah sich auf die verheerte und verödete Straße, die er gekommen war, zurückgedrängt. Da trat ein ungewöhnlich strenger Winter ein. Kälte und Hunger wurden nun furchtbare Bundesgenossen der Russen. Massenweise fielen die Pferde erschöpft zusammen, mit unsäglicher Mühe arbeiteten sich die Fliehenden dnrch den tiefen Schnee und über die starrenden Eisfelder. Die nachsetzenden russischen Kosaken waren ihnen stets auf der Ferse. Unzählige fielen unter den Keulen der ergrimmten Bauern. Am gräßlichsten war das Unglück an der Beresin a (27. November). Ans zwei Brücken erfolgte der Übergang. In fürchterlichem Gedränge wälzten sich Menschen, Pferde, Wagen und Kanonen über die Brücken. Viele wurden erdrückt, viele von den Hufen der Pferde zertreten oder von den Rädern der Wagen zerquetscht. In diese wilde Menschenflut hinein schlugen die Kartätschenkugeln der Russen und richteten eine entsetzliche Verwüstung an. Zuletzt brach die eine Brücke ein, die andere wurde in Brand gesteckt. Tausende feinden ihren Tod in den Fluten, alle, welche noch am jenseitigen Ufer standen, waren abgeschnitten

10. Geschichtsbilder - S. 104

1899 - Konitz : Dupont
— 104 Pflegling der Trnppen zu liefern, wofür es allerdings später entfestigt werden tollte, ^m ganzen brachte Napoleon 50 000 Mann zu Fuß und 95 000 Mann zu Pferde auf bic Beine, von denen reichlich 200 000 Deutsche waren, die dazu mitkämpfen sollten, auf immer ihre Nation zu vernichten: beim Mteb Napoleon Sieger, so wäre die Aufhebung auch bcr letzten teutschen Staaten sicher erfolgt. — Am 22. Juni überschritt das ungeheure Heer beit Niemen: — — — „ringsum bröfjnte btc Erb' auf, graueuooll unter dem Gang bcä wandelnben Heeres und bcr Rosse." — ?or Zug gestaltete sich jedoch keineswegs so glänzend, wie es die stattliche Heersäule erwarten ließ. Zwar wagten die Russen feinen Widerstand und lrnchcn an allen Punkten zurück; aber uicbergebramite Städte nnb Morset bezeichneten ihre opur. Die Erntevorräte waren vernichtet ober verwüstet. Das französische Heer litt bei feinem Marsche durch Sümpfe, Wälder und sandiges, dünnbevölkertes Gebiet Mangel. Viele Soldaten entwichen vom Hauptheer und warfen sich plündernd in die benachbarten Gebiete. Napoleon führte das Heer geradenwegs auf Moskau zu, und zum Schutze ihrer Hauptstadt boten die Russen die Schlacht bei Borobino an. Napoleon blieb Sieger. Einige Tage baratif erreichte Napoleon Moskau. Not und Erschöpfung int französischen Heere waren groß; aber tu dem herrlichen, reichen Moskau hoffte man Ersatz für alle Leiben zu finben Doch es sollte anders kommen. Ant 14. September kam man auf den Hoheit vor der Stadt an. Da lag die langersehnte mit ihren 1000 .ntrafen und Klöstern, ihren 1600 vergolbeten nnb versilberten Kuppeln, ihrem ragenben Kreml. Mit Entzücken und gerechtem Stolze sah das Heer auf bic zauberische Stadt nieder. So hatten wohl die Kreuzfahrer auf Jerusalem hinabgesehen. Hier konnte man eine starke Kriegssteuer erheben, alle Bcbütf nisse bcs Heeres an Lebensrnitteln, Fonrage, Kleibtuig tntb Verpflegung der Kranken erlangen. Napoleon erwartete, wie er das gewohnt war, jeden Augenblick Abgeorbticte bcr Stadt, die um Schonung bitten und die Gnade des Siegers anflehen wollten. Vergeblich! So befahl er den Einmarsch. Doch seltsam, wie war die Stadt so öde! Die stille wurde nur durch den Hufschlag der Pferde, durch den Tritt des Fußvolkes unterbrochen. Ein unheimliches und banges Gefühl stieg in bcn Herzen bcr ^polbateu auf. ©üblich konnte man es (ich nicht mehr verhehlen: die fetabt war von allen Einwohnern verlassen. Man erbrach die Häuser und verschaffte sich Quartier. Die erste Nacht brach an; Feuerlärm ertönte hier und ba; boch feiner bachte an Absicht, jeder an Zufall. Am 15. mehrten sich die Feuersbrünste. Es wurden Brandstifter ertappt, sie sagten aus, daß sie auf Befehl l,anbellen. So war es, Rostopfchin, der Gouverneur von Moskau, hatte die Branblcgung nngcorbiict. In bcr Nacht vom 15. zum 16. vollendeten die Branbstifter ihr schreckliches Werk, ©in Augenzeuge schreibt: „In allen Richtungen ging düsterer Qualm auf, streckten sich riesige Feuerzungen empor. Am Morgen erhob sich ein starker Wind von Nordwest, der die einzelnen Brände zu einem einzigen großen Feuermeere vereinigte. Das Hin- und Henvogcn bicfer ungeheuren Feuermasse erzeugte ein dem Donner ähnliches Getöse, in welches sich das

11. Geographische Skizzen aus Europa - S. 260

1868 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
260 erkannte bald die Unmöglichkeit, den Brand zu hemmen, verließ den Kreml und begab sich zum Lustschlosse Petrowsky. Wäre Mos- kau erhalten worden, so wäre Napoleons Feldzug wahrscheinlich gesichert gewesen. Der Befehl, die Stadt zu räumen, konnte nicht in der Art ausgeführt werden, daß nicht bedeutende Vorräthe zurückblieben; Hütte Napoleon die Stadt behauptet, so wäre selbst in einem Reiche wie Rußland die Verhinderung des Verkehrs mit der Hauptstadt unmöglich gewesen, so daß er sich zur Genüge mit Bedürfnissen hätte versehen können, um so mehr, da auch die Ver- bindungslinie mit Polen bei der Macht des französischen Kaisers nicht so schwierig zu behaupten war. Nach dem Brande aber war der Rückzug nothwendig, und unbegreiflich ist der Umstand, wes- halb Napoleon, nachdem der Brand am 1. October gänzlich auf- gehört hatte, erst vom 19. bis 22. October den Rückzug beginnen ließ, indem er sich dadurch der Strenge des russischen Winters aussetzte, welcher, wie die Folge zeigte, sein Heer verdarb. Das jetzige neue, weit schöner wieder aufgebaute Moskau ist die eigentliche Hauptstadt des russischen Reiches und zugleich Krö- nungs- und zweite Resivenzstadt des Landes. Sie besteht aus etwa 15,300 Häusern, die von 380,000 Menschen, darunter 8000 Deutsche, bewohnt werden. Der Umfang der Stadt beträgt 40 russische Werste oder gegen 6 Meilen. Die 4 Stadttheile sind der Kreml, Kitaigorod, Beloigorod, Semläinogorod; außerdem gehören noch 30 Vorstädte oder Slobode dazu. Das Ganze dehnt sich 2 Ml. in die Länge und 1 Ml. in die Breite aus und überdeckt einen Flächenraum von fast 2 Qml. Moskau enthält 79 freie Platze, 3 Paradeplätze, 263 Straßen, 582 Quergassen, zahlreiche adlige Paläste, 14 Mönchs- und 7 Nonnenklöster, 47 Hospitäler, 68 Armenhäuser, 18 Kasernen, gegen 400 Kirchen, darunter 381 griechische, 637 Kapellen, I Moschee, über 8000 Buden, 53 Brücken (darunter 2 gußeiserne); dazwischen aber auch große Garten- anlagen, weite, mit Bäumen bepflanzte Spaziergänge, Gottesäcker, ja sogar kleine Wälder, Wiesen und größere Flächen Ackerland. Moskau gewährt einen majestätischen Anblick, wozu die 1600 Thürme, welche aus dem Häusermeere sich erheben, und die vielen vergoldeten Kuppeln der Kirchen und Thürme, sowie die bunten Dächer und die liebliche, wohl angebaute Umgegend am meisten beitragen. Die schönste Uebersicht der unermeßlichen Stadt, und zugleich den angenehmsten Spaziergang, gewähren die an der Süd- westseite Moskags sich erhebenden, waldbewachsenen »Sperlings- berge«, auf den seit 1817 ein äußerst geschmackvolles und präch- tiges Gotteshaus, die neue »Heilandskirche«, errichtet wird, dessen Vollendung nun bald erfolgen soll. Dieses Gebäude soll an Pracht und Größe mit der herrlichen Peterskirche zu Rom wetteifern. Die Stadttheile sind theilweise mit Mauern, Thürmen und Wällen

12. Präparationen für den Geschichts-Unterricht in der Volksschule - S. 214

1912 - Nürnberg : Korn
— 214 — Heeres der Krieg? Warum war aber auch sonst die ungeheuere Zahl des Heeres mehr von Nachteil, als von Nutzen? Wie litten die Soldaten a) infolge der Armut der Gegend? b) wegen der geringen Bevölkerung Rußlands? c) wegen der schlechten Wege? d) wegen ihrer eigenen großen Zahl? Wo mußten sie schlafen? Was schadete alles ihrer Gesundheit? Napoleon wollte der tüchtigste Feldherr in ganz Europa sein. Warum fand er aber keine Gelegenheit, seine Kriegskunst zu zeigen? In welcher Absicht lockten ihn die Russen so weit in ihr Land? Welchen guten Rat gaben die Generale dem sran-zösischen Kaiser? Welchen neuen Fehler machte aber Napoleon? Wie vergrößerten die Russen die Not des Heeres? Wodurch wollte Napoleon derselben gründlich ein Ende machen? Wie erfüllte sich endlich sein Wunsch? Welchen Nutzen erhoffte Napoleon von der Schlacht a) für sich selbst? b) für sein Heer? b) Der Fall. Das erste Unglück: Der Brand von Moskau. Welchen Plan hatten die Russen? Wie führten sie ihn aus? Wie schadeten sie dadurch dem französischen Kaiser? Wie zeigt sich jetzt Napoleon nachgiebig, der russische Kaiser dagegen unbeugsam? Welchen Fehler machte nun Napoleon vor Moskau? (Woran hatte ihn die Scham so lange gehindert?) Das zweite Unglück: Der strenge Winter. Inwiefern hatte Napoleon den Krieg zu spät begonnen? In welcher ungünstigen Jahreszeit begann er den Rückzug erst? Wodurch verhinderten die Soldaten selbst den schnellen Marsch? Welche Leiden erduldeten sie wegen der Strenge des Winters? Warum mußte der Mangel a) an Lebensmitteln, b) an Unterkunft bei Nacht jetzt auf dem Rückzüge noch ärger sein als beim Einzug in Rußland? Das dritte Unglück: Das Zusammentreffen mit den Russen. Wo wollten die Russen das ganze französische Heer mit einem Schlag vernichten? Welche Vorbereitungen trafen sie dazu? Wie zeigte sich Napoleon jetzt im Unglück besser als im Glück? Welchen Schaden'erlitt das Heer? Wie schadete dieses Ende dem Ruhme Napoleons? Woraus geht hervor, daß er sich selbst mit seinem Heere schämte? B. Karte. Der Weg vom Njemen bis Moskau. Flüsse.

13. Von der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts - S. 163

1912 - Langensalza : Beltz
Ter Untergang der großen Armee. 1812. 163 ,u brennen; die Zahl der aufsteigenden Rauchsäulen vermehre sich nach allen Richtungen/ Moskau bot bald den Anblick eines vom Sturm bewegten ^euermeeres. . . . Indessen hausten die französischen Soldaten auf das fürchterlichste. Wenn im Anfange manches verschont wurde, so mußte jetzt alles von den Soldaten durchwühlt werden. Man fand noch viele kostbare Pelze und Tuche vorrätig und kleidete sich in dieselben. Gold und Edelsteine wurden zusammengesucht und alles damit beladen. Jeder bereicherte sich. Die Brandstifter, russische Sträflinge, wurden wütend umgebracht, anderes Gesindel wurde gefoltert, um noch verborgene Reichtümer zu entdecken. Herrlich lebte man noch ein paar Tage, ohne auch nur an ein Morgen zu denken. Sie tranken aus silbernen Bechern und aus chinesischem Porzellan." Inhaltsangabe. Doch bald mußten die Plünderer an Wichtigere- denken. Das Feuer griff, vom Sturme gepeitscht, immer weiter um sich. Viele Soldaten kamen in den Flammen um. Da stand nun der Weltbezwinger auf der ungeheuren Brandstätte und starrte mit finsterm Blick in die rauchenden Trümmer. Seine Armee lagerte in weitem Kreise um das brennende Moskau. Die Soldaten strömten täglich aus dem Lager nach der Brandstätte und nach den umliegenden Dörfern, um Lebensmittel zu suchen. Aber alle Magazine waren leer, und anstatt Lebensmittel zu finden, lauerten ihnen bewaffnete Kosakenschwärme auf und erschlugen ihrer viele. Napoleon erkannte, daß er hier nicht bleiben konnte, wenn seine Armee nicht Hungers sterben sollte. Er ließ dem russischen Kaiser einen Waffenstillstand anbieten. Aber die Russen zögerten mit der Antwort; sie wollten Zeit gewinnen und erhofften alles vom Winter. Endlich gaben sie Napoleon d n Bescheid: Sie wunderten sich, daß Napoleon jetzt schon von Frieden und Waffenstillstand spräche; nach ihrer Meinung sollte der Krieg erst recht losgehen. Wie nahm Napoleon den Bescheid auf? Er stampfte mit dem Fuße, ballte die Faust; der stolze, hochmütige Kaiser sah sich zum ersten Male bitter enttäuscht. Unterdessen war der Winter herbei-gekommen. Die Not der französischen Armee hatte sich furchtbar gesteigert; Tausende von Pferden waren gefallen, und Zehntausende von Truppen und Nachzüglern hatten sich bei Moskau für immer zum Ausruhen niedergelegt. Napoleon gab seinem Heere den Befehl zum Rückzüge. (Nach Paulig, a. a. O.) Vertiefung. 1. Wodurch wurde es Napoleon ermöglicht, bis zum Herzen Rußlands vorzudringen? Sein fester Wille, das russische Heer zu vernichten; der Sieg bei Boro-dino; das stete Zurückweichen der russischen Armee. 2. W a r u m^h atte sich Alexander nicht mit seiner gen -zen Macht den Franzosen entgegengestellt und ihrvor-dtingen zu verhindern gesucht? Die Franzosen mochten das stete Zurückweichen der Russen feig nennen; Alexander aber handelte klug und schlau. Er wußte, daß der Feldherr Napoleon ihm überlegen war. Eine große Niederlage dicht an der Grenze hätte ihm sicher ein Stück seines Landes gekostet und Napoleon die Möglichkeit gegeben, unbehindert weiter in Rußland einzudringen. Dagegen suchte er Napoleon auf andere Weise Verluste beizubringen. Er wich fort- 11*

14. Teil 3 - S. 128

1913 - Leipzig : Freytag
128 Franzosen befanden. Aber sie fanden kein Gehr; mit 160 000 Mann ging der Kaiser weiter. Er sah nur das russische Heer vor sich, das er vernichtend schlagen mute, wenn er den Frieden diktieren wollte. Bis jetzt waren die Russen zurckgegangen; bei Borodino nahmen sie endlich die Schlacht an. Mit furchtbarem Ingrimm wurde am 7. September gefochten; die Russen wurden zwar besiegt, aber nicht vernichtet. Erst am andern Morgen verlieen sie das Schlachtfeld und zogen nach Mos kau, das sie den Franzosen ohne weiteren Kamps preisgaben. Napoleon hatte also abermals sein Ziel nicht erreicht; mit ungefhr 100 000 Mann, die ihm nach dem furchtbaren Gemetzel noch brig geblieben waren, setzte er seinen Marsch fort. Am 14. September erreichte er die Hhen vor Moskau und betrachtete leuchtenden Auges die Hauptstadt seines Feindes. e) Das Heer in Moskau und auf dem Rckzge. Am nchsten Tage hielt er seinen Einzug. Aber welche Enttuschung mute er erleben! Keine Behrde erschien, um den Sieger zu begren, und keine jubelnde Menschenmenge begleitete den Tritt seiner Garde. Die Riesenstadt war wie aus-gestorben; fast alle Einwohner waren geflohen, nur zuweilen lugte ein Auge hinter den verschlossenen Fensterladen hervor. Und doch waren die Truppen guten Mutes; endlich winkten ihnen nach unendlichen Strapazen Ruhe und reichliche Lebens-mittel. Allein auch sie sollten enttuscht werden. Kaum hatte Napoleon den kaiser-lichen Palast, den Kreml, bezogen, so liefen auch schon Meldungen ein, da an verschiedenen. Stellen Feuer ausgebrochen sei. Zugleich erhob sich ein frchterlicher Sturm, der die gefrigen Flammen anfachte, so da sie von Dach zu Dach, von Strae zu Strae, von Stadtteil zu Stadtteil bergriffen. Bald war Moskau ein wogendes Feuermeer. Der Kaiser mute den Kreml verlassen; er hatte die berzeugung gewonnen, da die Brandlegung von den Russen vorbereitet war, um die Reichtmer und Vorrte nicht in die Hnde der Franzosen fallen zu lassen. Dennoch hielt Napoleon der einen Monat auf der grausigen Trmmersttte aus, weil er glaubte, der Zar wrde ihm Friedensantrge stellen. Er sah nicht die Not-lge seiner Armee, er bedachte nicht, da der Winter vor der Tr stand; seine Seele erwog groe Plne, er verglich sich mit Alexander dem Groen, indem er einmal meinte, der Makedonier htte es bis zum Ganges ebenso weit gehabt, wie er von Moskau. Napoleon wollte sich noch nicht eingestehen, da der Feldzug fr ihn verloren war. Aber Alexander blieb fest; er wies alle Friedensantrge zurck und verstrkte seine Armee. Am 19. Oktober endlich verlie der Kaiser Napoleon die Hauptstadt seines Feindes. Er hatte die Absicht, zum Rckzug eine andere Strae zu whlen; aber der russische Feldherr Kutusow zwang ihn, die alte Heerstrae zu benutzen. Vorbei ging es nun in Eilmrschen an den zerstrten Drfern und Ortschaften, vorbei auch an dem entsetzlichen Schlachtfelde von Borodino, wo jetzt noch die unbestatteten Toten lagen. Bald waren die Lebensmittel, die die Soldaten aus Moskau mitgenommen hatten, verzehrt. Der Hunger begann sich fhlbar zu machen und dennoch war im weiten Umkreise kein Brot und kein Schlachtvieh aufzutreiben. Haufenweise entfernten sich die hungernden Krieger von dem Heere. Keiner sah

15. Bd. 1 = Mittelstufe - S. 113

1911 - Goslar a. H. : Danehl
— 113 - alle von ihm besiegten Völker Hilfstruppen stellen. In großen Schlachten besiegte er die Russen. Er eroberte die alte Hauptstadt des russischen Reiches Moskau. Hier wollte er den Winter über bleiben. Aber Moskau wurde von den Russen angezündet und brannte ab. Der Winter nahte und Napoleon mußte mit seinem Heere zurück. Tausende kamen durch Kälte und Hunger um, tausende wurden von den Kosaken niedergemacht. Nur ein ganz kleiner Teil des großen französischen Heeres konnte sich nach Deutschland retten. L. Vertiefung: Gebt an, welche Völker Europas Napoleon schon besiegt hatte! Welches Land war von ihm noch nicht besiegt worden? Zwar hatte er schon mit den Russen gekämpft, denn diese hatten z. B. den Österreichern gegen die Franzosen geholfen, aber in ihrem Lande war er noch nicht gewesen. Nun wollte er die Russen auch in ihrem eigenen Lande schlagen. Wie bereitete er sich dazu vor? Wodurch verstärkte er sein Heer? Auch Preußen mußte ihm 20 000 Mann Hilfstruppen stellen. Gebt an, wie der Krieg anfing! Welche Eroberung machte Napoleon? (Anschreiben Moskau.) Zeigt Moskau' Wie heißt die andere Hauptstadt von Rußland? Welche Absicht hatte nun Napoleon ? Damals führte man im Winter nur selten Krieg. Zum Winter suchte man das Heer in eine schöne Gegend zu legen, damit es sich hier ausruhe. Was geschah nun mit Moskau? Gebt an, was nun Napoleon tun mußte! Schildert, wie es dem französischen Heere auf dem Rückzüge erging. Kosaken waren russische Reiter. Wie rettete sich der Rest des französischen Heeres? Habt ihr noch etwas zu fragen? C. Übung: Erzählt von dem Zuge Napoleons nach Rußland! ' Ein Prägung. Zur Belebung. Der Lehrer liest das Gedicht vor. Der Rückzug der großen französischen Armee aus Rußland. 1. Es irrt durch Schnee und Wald umher 4. Fähnrich ohne ftctbn’ Flinten ohne Hahn, ' Büchsen ohne Schuß, Fußvolk ohne Fuß: Mit Mann und Roß und Wagen Hat sie der Herr geschlagen. 5. Feldherrn ohne Witz, Stückleut' ohn' Geschütz, Flüchter ohne Schuh, Nirgend Rast noch Ruh: Mit Mann und Roß und Wagen Hat sie der Herr geschlagen. 6. Speicher ohne Brot, Allerorten Not. Wagen ohne Rad, Alles müd' und matt, Kranke ohne Wagen, So hat sie Gott geschlagen! ^cacyte^en des Gedichts seitens der Schüler. Hardt, Präparationen für den Geschichtsunterricht. I. Bd. Mittelstufe. 8 jvu» yiußc, macyr ge Manzenyeer. Der Kaiser auf der Flucht. Soldaten ohne Zucht: Mit Mann und Roß und Wagen Hat sie der Herr geschlagen. 2. Jäger ohne Gewehr, Kaiser ohne Heer, Heer ohne Kaiser. Wildnis ohne Weiser: Mit Mann und Roß und Wagen Hat sie der Herr geschlagen. 3. Trommler ohne Trommelstock, Kürassier im Weiberrock, Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd: Mit Mann und Roß und Wagen Hat sie der Herr geschlagen.

16. Geschichte für mecklenburgische Schulen - S. 126

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 126 — ^■age lang verteidigten sie beit Ort — dann zogen sie ab. Die Stadt aber aina in Flammen auf, und am nächsten Morgen fand Napoleon an Stelle der Stadt nur emen Aschenhaufen vor. Mühsam ging der Zug vorwärts. Bei Borodino 100 km diesseit Moskau, stellten sich die Russen abermals zur Wehr. Napoleon siegte; die Russen zogen sich zurück und überließen ihre Hauptstadt Moskau dem Feinde. 4. Brand in Moskau. Der Anblick dieser schönen Stadt erfüllte das ermattete Heer mit neuem Mute; dort gab es ja reiche Beute und Speise und Lrank Un Überfluß. Aber sonderbar! Die Straßen waren menschenleer, die zensier der Paläste verhangen. Die meisten Einwohner waren mit ihrer besten Habe geflüchtet; aber Verbrecher, die man aus den Gefängnissen entlassen hatte waren m der Stadt zurückgeblieben. Napoleon bezog den Kreml, seine Armee die leerstehenden Paläste.^ Aber schon in der ersten Nacht brach an einzelnen stellen Feuer aus, ebenso in der folgenden, und bald stand die ganze Stadt m Flammen. Die Russen selbst hatten das Feuer angelegt. Nun mußten die -Lnippen Napoleons vor der Stadt ein Lager beziehen. 5. Die Mecklenburger 1812. Mecklenburg hatte schwer unter Truppendurch-zügen zu leiden. Die mecklenburgischen Soldaten sammelten sich in Woldegk und zogen nach Stettin. Sie waren so schlecht eingekleidet, daß sie zunächst dort bleiben mußten. Nur ein Teil der Strelitzer kam bis Moskau; die Schweriner erhielten 400 km davon entfernt schon die Nachricht von dem Unteraana der Stadt. ' 9 b 6. Rückzug. In dieser bedrängten Lage bot Napoleon dem Kaiser Alexander den Frieden an. Dieser ließ ihm jedoch sagen: „Jetzt ist der Krieg nicht aus, jetzt soll er erst recht ansangen." So mußte sich denn Napoleon Mitte Oktober zum Rückzüge entschließen. Anfänglich war die Witterung noch längere Zeit milde, aber im Heere herrschte bereits die größte Unordnung, die vor allem durch die Zuchtlosigkeit und das liederliche Wesen der Soldaten hervorgerufen wurde, ^hren höchsten Grad erreichte aber die Not, als das Wetter umschlug und Mangel an Lebensmitteln sich einstellte. Im Dezember stieg die Kälte bis auf 35 Grad, und hoher Schnee bedeckte Weg und Steg. Die Soldaten hatten kein Brot und verzehrten die gefallenen Pferde mit Heißhunger. Ihre Schuhe und (Stiefel waren zerrissen; die Füße wurden mit Lumpen umwickelt; viele hinkten oder gingen auf Krücken. Ganze Haufen lagen am Morgen tot um die erloschenen^ Wachtfeuer. Tag und Nacht umschwärmten Kosaken die Fliehenden, und Tausende fielen in ihre Hände. ^as schrecklichste auf dem Rückzüge war der Übergang über die Beresina. Mit Mühe baute man zwei Brücken über den Fluß, aber nur langsam konnte die Menschenmenge hinüber. Da, am dritten Tage, erschienen die Russen mit Kanonen und beschossen die Brücken. Nun stürzte alles, was noch auf jener Seite war, auf die Brücken zu. Es entstand ein furchtbares Gedränge. Plötzlich brach die eine Brücke. Die Soldaten hinten wußten nichts davon und drängten die vorderen mit Gewalt in den Fluß hinein. man das Unglück entdeckte, stürzte der Menschenschwarm sich ans die andere Brücke. Wagen, Pferde und Menschen lagen hier über- und untereinander. Die nachfolgenden gruppen kletterten über die am Boden liegenden hinweg, und Tausende stürzten in den tfluß. Als Napoleon mit dem Hauptheere hinüber war, wurde die Brücke abgebrochen. Wer noch drüben war, fiel den Russen in die Hände.

17. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 208

1837 - Leipzig : Crayen
203 Iii. Abschnitt. Die Könige von Preußen. erfüllen! Vorwärts! Wir gehen über den Niemen." — Dem Uner- sättlichen hätten nber die Wahrzeichen sagen sollen, daß es bald vom Himmel ihm vorgeschrieben werde: „Bis hierher, und nicht weiter." Denn als ec am Abend des Uebergangs längs des Niemenflusses auf und abritt, um eine bequeme Furth zu suchen, stürzte sein Pferd un- ter ihm nieder und warf ihn in den Sand. Und als atn folgenden Tage die Armee den Fluß überschritt, entstand ein so grausendes Ge- witter, als ob jetzt schon die erzürnte Natur die siegstrunkenen Schaa- ren verschlingen wollte. Napoleon achtete aber nicht auf den Finger Gottes, in seinem Wahne stellte der Ohnmächtige sich dem Allmäch- tigen gleich. Es mußten schwere Schicksalsschläge den Stolzen em- pfinden lassen, wie gar Nichts der Mensch gegen den König der Könige ist, und ihn erst von seiner Höhe herunter schmettern, ehe er zur Besinnung kam. Er mußte sein Schicksal erfüllen, zum warnen- den Beispiel jedem wilden Eroberer, der Menschenrechte und Menschen- wohl mit Füßen tritt. — In ganz anderm Sinne aber gedachte er Rußland's Schicksal anzuordnen. Was aus diesem Reiche geworden wäre, das hat er in seiner Brust verschlossen gehalten, aber es war gewiß nichts Gutes. Der Schlag fiel jedoch aus ihn selbst zurück. - Denn als er vorgedrungen war bis zur großen Hauptstadt Moskau, ja diese Stadt selbst in Besitz genommen hatte, da sollte der Wende- punkt seines Glücks eintreten. Der Allmächtige des Himmels wollte zeigen, wessen dieser Ecdenmensch sei, der sich der Allmacht vermaß. Nach Moskau! Nach Moskau! — das war bisher das Losungs- wort der Franzosen gewesen, denn Napoleon hatte ihnen verheißen, dort würden sie nach dem beschwerlichen Kriegszuge und grausenvollen Schlachtgetümmel Ruhe und Erquickung erlangen. Der Eroberer gedachte, in dieser alten Hauptstadt mit seinen Schaaren den Winter über zu ruhen und sich gütlich zu thun, im folgenden Jahre aber wieder aufzubrechen, um Petersburg und das russische Reich sich völlig zu unterwerfen. Als er die glänzende Stadt von einem Hügel herab zu seinen Füßen liegen sah, dg rief er froh: „Da ist sie denn end- lich, diese hochberühmte Stadt, aber," setzte er hinzu, „es war auch hohe Zeit." Und seine Krieger jubelten um ihn herum: Moskau! Moskau! — als wenn nun alle Leiden überstanden wären. Aber Todtenstille herrschte in dem Hausermeere der alten Hauptstadt, erstor- den lag sie da. Dumpf und in sich gekehrt, zogen die Franzosen durch die langen Straßen, nur Greise, nur verdächtiges Gesindel ließ sich sehen. Napoleon nahm seinen Sitz in der Burg der alten Zare. Bald darauf stieg hier eine Feuersäule auf, und dort eine, und auf einer andern Seite wieder eine. Man achtete dieser Feuerzeichen nicht, aber immer wurden ihrer mehrere, und immer größer das Flammen- meer, und mehr und mehr erstickender der dicke, dunkele Rauch. Ein heftiger Wind schürte das Feuer noch mehr an, die Flammen walzten sich von Haus zu Haus. Napoleon schlief; endlich erweckte ihn die Helle. Erschrocken sprang er auf, und mit Grauen rief er: „Entsetz-

18. Quellenlesebuch zur Geschichte der Provinz Hannover - S. 117

1907 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
54. Napoleons Zug nach Rußland. 1812. 117 Feuerschlünde an uns vorüber fuhren, da bemächtigte sich eine stille Ehrfurcht unsrer aller Herzen vor dem Manne, auf dessen Wink diese Tausende von Kriegern sich in Schlacht und Tod, in alle Mühseligkeiten eines gefahrvollen, langwierigen Feldzuges stürzten. . . . Wir vergaßen, daß wir unter dem Besieger Deutschlands kämpften; wir sahen in Napoleon den gewaltigen Helden des Jahrhunderts. . . . Niemand von uns dachte daran, daß diese herrliche Armee in wenigen Wochen ein Bild des Elends, der Auflösung und der Verwirrung darbieten könnte. . . . Schon während des ganzen Feldzuges hatte uns Deutsche das Los getroffen, immer hinter der französischen Armee zu marschieren. Auch von dem Schlachtfelde von Smolensk ab bildeten wir den Nachtrab; jedoch folgten wir freudig. Bald sollte Moskau vor uns liegen, Moskau, das Ziel aller unserer Gefahren und Mühen. Was erwarteten wir nicht alles in Moskau, dieser alten ehrwürdigen Stadt der Zaren? Die Kreuzfahrer im 12. Jahrhundert können sich nicht so sehr nach dem Anblick von Jerusalem gesehnt haben, wie wir nach dem von Moskau. . . . In Dorogebusch sahen wir zum ersten Male während dieses Feldzugcs den Kaiser Napoleon; er stand dicht vor dieser Stadt auf einer kleinen Anhöhe neben der großen Straße, und wir marschierten mit geschultertem Gewehr unter dem Rufe: „ Vive l’empereur!" an ihm vorüber. . . . Die russischen Generale hielten noch nicht Stand, und wir folgten noch immer der feindlichen Armee auf der Straße nach Moskau. Unser Korps stand sich dabei sehr schlecht, weil es das letzte war, und die russischen und französischen Truppen das Wenige, was vielleicht an Nahrungsmitteln und dergleichen noch zu erhalten gewesen wäre, immer im voraus genommen hatten. Wir mußten uns daher mit Pferdefleisch begnügen, und so widrig uns der Genuß desselben im Anfang auch war, so schätzten wir uns später glücklich, wenn wir nur Pferde zu verzehren hatten und hielten es für die größte Delikatesse, wenn die Tiere erst frisch gefallen und bei der großen Hitze noch nicht in Verwesung übergegangen waren. . . . Fouragier-Kommandos kamen gewöhnlich leer zurück oder hatten die Flucht nehmen müssen. Zwei kamen überhaupt nicht wieder; sie waren von russischen Bauern erschlagen. ... Es war hohe Zeit, daß wir bei der großen französischen Armee anlangten. Mutlosigkeit und Unlust bemächtigten sich vieler Soldaten, und sie murrten, wünschten ihren Tod herbei und verfluchten das tolle Unternehmen, eine leere Wüste erobern zu wollen. . . . Wir kamen endlich am 6. September des Abends spät im Säger von Borodino an und mußten durch das ganze Lager der großen Armee marschieren, weil wir, wie es unter Napoleon immer das Los der Deutschen war, den ersten Angriff machen sollten, wenn es zur Schlacht käme. Überall brannten schon die Wachtfeuer,

19. Theil 4 - S. 87

1862 - Breslau : Max
Brand von Moskau. Rückzug der Franzosen. 87 alten Czaren, zurück. Fast alle die herrlichen Paläste, die reichen Kirchen mit ihren goldblitzenden Thürmen, die kostbaren Samm- lungen sanken in Asche; nur ein kleiner Rest der Stadt blieb stehen. Der fürchterliche Brand währte bis zum 17.; dann erst erlosch er nach und nach, weil es an Stoff fehlte. Vierzehn Tage lang wurde noch geplündert und in den Kellern ungeheuere Reich- thümer gefunden. Im französischen Lager sah man die kostbar- sten Shawls und seidenen Zeuge, die leckersten Confecte und ein- gemachten Früchte, goldene und silberne Geschirre, den glänzendsten Hausrath; aber an Brod und Fleisch fehlte es dagegen. Die russischen Bauern, statt in Moskau für Geld ihre Waaren los- zuschlagen, zerstörten diese lieber. Es war den Franzosen nicht möglich, in Moskau einen Markt einzurichten. Sie murrten, und das bewog Napoleon, mit den Russen Unterhandlungen an- zuknüpfen. Napoleon hatte gehofft, von Moskau aus den Russen Gesetze vorschreiben zu können. Er bot ihnen auch jetzt Frieden an; Alexander aber zog ihn damit hin, bis der Winter vor der Thür war. Jetzt war ein schleuniger Rückzug nöthig, wenn nicht Mos- kau das Grab der Franzosen werden sollte. Am 26. October trat er ihn an, aber unter welchen unglückweissagenden Umstän- den! Schon jetzt waren die Pferde Gerippen ähnlich, die Sol- daten entmuthigt, und die wohlgenährten Russen drängten nach. Napoleon wollte auf einer andern Straße ziehen; aber die Russen warfen ihn aus die zurück, welche auf dem Herwege verwüstet war, während sie selbst seitwärts zogen. Von allen Seiten wur- den die Franzosen von beti Kosacken umschwärmt, die ihnen Tag und Nacht keine Ruhe ließen. Zu dem Hunger, der, vom An- fange des Rückzuges an, am ßeben der Menschen und Pferde nagte, kam vom 7. November an noch eine fürchterliche Kälte. Meist ohne Pelze, mit Lumpen nur bedeckt, fielen sie schaaren- weis erstarrt zu Boden und wurden alsbald vorn Schnee wie mit einem großen Leichentuche bedeckt. Tausende von Raben zo- gen ihnen nach, um die Leichen zu zerfleischen, und ehe noch die Ermatteten todt waren, wurden ihnen schon von den Stärkeren die Kleider abgerissen. Das Gepäck mußte aus Mangel an Pfer- den bald stehen bleiben, und gierig fielen die Hungrigen über die gefallenen Pferde her. In Smolensk hoffte man Vorräthe zu finden; aber theils war wenig da, theils ließen die nacheilen- den Kosacken keine Zeit zum Ausruhen. Nun eilten von drei

20. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 152

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 152 — hängnis mutz erfüllt werden," rief er siegesstolz aus, als die „große Armee" den russischen Boden betrat. Nach einigen siegreichen Kämpfen stand das französische Heer vor der russischen Hauptstadt Moskau. (Einen prachtvollen Anblick gewährte die gewaltige Stadt mit ihren dreihundert Kirchen, deren vergoldete Kuppeln im Sonnenglanze leuchteten, mit ihren zahllosen Palästen, unter denen der Kreml, die alte Kaiserburg, mächtig emporstieg. „Moskau, Moskau!" jubelten die Soldaten, die hier nach den Anstrengungen und (Entbehrungen des ungeheuern Marsches Buhe und Überfluß zu finden hofften. Stolz schaute Napoleon auf die wehrlose Hauptstadt. Mit ihr schien ganz Rußland zu seinen Füßen zu liegen; im Kreml gedachte er dem besiegten Feinde einen demütigenden Frieden vorzuschreiben. 2. Der Branb von Moskau. Rber es kam ganz anders. Ris die Franzosen in die Stadt einrückten, herrschte dumpfe Stille in allen Straßen. Die Häuser waren geschlossen, die Einwohner geflohen, die Vorräte weggeschafft. Kaum war es Nacht geworden, da züngelten an mehreren Stellen zugleich die Flammen zum Himmel empor, vergebens suchte man den Brand zu loschen: ein heftiger wind fuhr hinein, fachte ihn immer stärker an, und bald wogte über der ganzen ausgedehnten Hauptstadt ein qualmendes Feuermeer. Entsetzen ergriff die Krieger Napoleons, mit (Brausen starrte er selbst in die hoch auflodernden Flammen. Sie schienen der Welt zu verkünden: „Gottes Gericht hebt an über den stolzen Völkerbedrücker!" In der Trümmerstätte, die der Brand zurückließ, war seines Bleibens nicht mehr; er fand dort keine Nahrung, kein Obdach für fein Heer, vorwärts bringen konnte er nicht, denn der russische Winter war im Anzuge. Und als er dem Kaiser Rlejanber Frieden anbot, erhielt er steine Antwort. Da blieb dem verwegenen (Eroberer nur der Rückzug übrig. 3. Napoleons Rückzug aus Nutzland. (Es war ein schrecklicher grauenvoller Rückzug. Der Weg führte durch Landstriche , die durch den Krieg völlig veröbet waren und keine Lebensrnittel, keinen Rastplatz boten. Ungewöhnlich früh fing der strengste Winter an. Menschen, Pferbe und wagen blieben im Schnee stecken, Hunger und Frost forberten Tag für Tag zahlreiche (Dpfer. Bald faq man Haufen von (Erstarrten an der Heerstraße liegen, umgestürzte Kanonen, weggeworfene Waffen, zurückgelassene kostbare Beu e stücke! Dazu kamen unaufhörliche Angriffe der russischen Reiter, i ganze Scharen gefangennahmen ober niebermachten. An der B er