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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 447

1873 - Essen : Bädeker
447 mehr fanden, schenkte ihnen im Jahre 1530 der deutsche Kaiser Karl V. die Insel Malta, und von jener Zeit an hießen sie auch Maltheserrilter. — Der König Balduin von Jerusalem schenkte im Jahre 1118 acht französischen Rittern, die sich heldenmüthig der armen Pilger außerhalb der Hauptstadt gegen die Angriffe der räuberischen Horden angenommen hatten, den Platz, wo einst der Tempel Salomo's stand Hier Lauten sie sich an und erhielten davon den Namen Tempelherrn. Sie trugen ein rothes Kreuz auf ihrem weißen Mantel. Un- gewöhnlich schnell stieg das Ansehen dieses Ordens, der größtentheils aus Franzosen bestand, und er gewann durch reiche Mitglieder und fromme Vermächtnisse einen Reichthum, der bald jenen der Johanniter überstieg. Aber dieser Reichthum reizte den habsüchtigen französischen König Philipp Iv. zum Verderben dieses Ordens. Er klagte die Mit- glieder der gröbsten Verbrechen an; sie wurden unschuldig mißhandelt, ein- gemauert, lebendig verbrannt, und der ganze Orden wurde im Jahre 1312 aufgehoben, seine Güter aber zum Vortheile des Königs eingezogen. — Auch der deutsche Ritterorden hat den Kreuzzügen seine Ent- stehung zu verdanken. Er wurde im Jahre 1190 von Deutschen gegründet. Die Mitglieder mußten Deutsche sein. Auch sie legten, wie die vorgenannten Orden, das dreifache Gelübde ab, und hatten im Ganzen denselben Zweck und dieselbe Einrichtung. Ihre Ordens- tracht war ein weißer Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Nach dem Verluste des heil. Landes wandten sie sich nach Venedig. Von da wurden sie unter ihrem Großmeister Hermann von Salza im Jahre 1229 von den Polen gegen die Preußen zu Hülfe gerufen. Drei- undfünfzig Jahre lang (von 1230 bis 1283) führten sie mit diesem heid- nischen Volke schwere Kriege. Endlich eroberten sie das Land und verbreiteten darin das Christenthum und deutsche Bildung, Sitte und Sprache. Durch sie entstanden die Städte Thorn und Kulm, später Memel und Königsberg. Marienburg wurde im Jahre 1309 die Residenz des Hochmeisters. Im 16. Jahrhundert (1525) nahm der Hoch- meister des Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg, mit den meisten Ordensgliedem die evangelische Religion an. Die Übrigen zogen nach dem Städtchen Mergentheim im Würtembergischen. Im Jahre 1815 wurde der Orden durch den Wiener Vertrag aufgehoben. — 23. Die Dichtkunst im Mittelalter. Sobald der Mensch der Sorge für die nöthigsten Bedürfnisse des Lebens überhoben ist, so erwacht auch allmählich sein natürliches Gefühl für das Schöne, sein Gefallen an höheren, geistigen Verrichtungen, die das Leben erheitern und veredeln. Unter diesen stand im Mittelal-ter die Dichtkunst oben an und wurde vorzüglich vom Adel gepstegt. Sie war ihm eine süße Erholung von den ernsten Sorgen des Tages, von dem wilden Getümmel der Schlachten. Auf die Entwicklung dieser schönen Kunst hatten die Kreuzzüge den wirksamsten Einstuß. In dem fernen Morgenlande wurde der Kreuzfahrer durch die seltsamsten Erschei- nungen wunderbar überrascht. Die heiligen Orte, wo einst der Erlöser wandelte, die Pracht und der Reichthum des Orients, die wunderbaren Irrfahrten frommer Pilger, die vielen Abenteuer der Ritter, dann auch die Sehnsucht nach den theuern Zurückgebliebenen — dieses und manches andere regte mächtig den Geist auf und bot

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1. Deutsche Geschichte von der Urzeit bis zum Ende des 30jährigen Krieges - S. 80

1903 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
80 Karl V. ihren Anhang und rissen sich damit von der katholischen Kirche los. Zwinglis Anhänger erhielten den Namen Reformierte. Neben der Bibel diente den Reformierten der Heidelberger Katechismus fortan in Glaubenssachen zur Richtschnur. Später hat sich die Lehre der Reformierten auch noch in Norddeutschland ausgebreitet. c) Die Reformation in der katholischen Kirche. Diejenigen, die auch noch fernerhin den Papst als den Vater der Christenheit und Stellvertreter Jesu aus Erden verehrten, bezeichneten sich fortan als Katholiken. Sie beseitigten auf einer großen Kirchenversammlung zu Trident im Jahre 1545 die vorhandenen Mißbräuche und beschlossen, nur solche Männer zu Priestern und Bischöfen zu wählen, die die nötigen Kenntnisfe und den guten Willen Hütten, ihrer Gemeinde mit gottgefälligem Leben vorzustehen. In den Klöstern sollte fortan wieder ein ernsteres und strengeres Leben geführt und die Zeit mehr zum Lernen und im Dienste der Gemeinden verwandt werden. Im übrigen aber sollte alles, was im Laufe der Zeit entstanden und gut geheißen, bestehen bleiben. So hat sich denn seit jener Zeit auch in der katholischen Kirche die Besserung vollzogen, die von allen ernsten Katholiken gewünscht worden war. Der Papst wird jetzt ohne den Einfluß weltlicher Machthaber von den Kardinälen gewählt; er ernennt und bestätigt die Erzbischöfe und Bischöfe, und diese ernennen und beaufsichtigen wieder die Priester in ihrem Amte, so daß alles nach gewissenhafter Ordnung und ohne weltlichen Einfluß geschieht. Karl V. 1519—1556. 1. Karl V. wird deutscher Kaiser. Im Jahre 1519 wählten die Kurfürsten Karl V. zum deutschen Kaiser. Er stammte aus dem Geschlechte der Habsburger und war ein Enkel Maximilians I. „Karl hatte bereits einen großen Länderbesitz: von Maximilian hatte er Österreich, von seiner Großmutter die Niederlande, von der Mutter her Spanien mit all den neuentdeckten Ländern in Amerika ererbt. Aber Karl V. war kein Deutscher; er war in Spanien geboren und erzogen und konnte kaum deutsch sprechen und verstehen. Damit seiner andern Länder wegen das deutsche Reich keinen Schaden leide, hatte er vor seiner Wahl den Kurfürsten versprechen müssen, daß er die Reichstage nur auf deutschem Boden halten, in Deutschland nur deutsch oder lateinisch sprechen und keine fremden Kriegsleute ins Land ziehen wolle. Beim Reichstage zu Worms, 1521, war Karl V. zum erstenmale in Deutschland, verließ es aber sogleich wieder und ging nach

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 30

1911 - Halle a.S. : Gesenius
— 30 — f>9. Welche soziale Bedeutung hatten die Bauernkriege? 1. Die Erhebung war ein letzterversuch, die Verschär-f u n g der obrigkeitlichen Gewalt und die Folgen des Überganges zur Geldwirtschaft zu verhindern. 2. Der Bauernstand sank zur politischen Bedeutungslosigkeit hinab: a) die beste Kraft des Bauernstandes in Schwaben, Franken und Thüringen verblutete auf dem Schlachtfelde und auf dem Hochgerichte, b) die alten A bhängigkeits Verhältnisse des Bauernstandes wurden in oft noch verschärftem Maße wiederhergestellt, c) die Teilnahme des Bauernstandes an der politischnationalen Entwicklung hörte auf. •3. Die Fürsten erfuhren eine nicht unwesentliche Verstärkung ihrer landesherrlichen Macht: a) sie hatten Deutschland von einer furchtbaren Revolution befreit, b) sie nahmen in der Folge auch die Entscheidung der wichtigsten nationalen Angelegenheit in die Hand: der kirchlichen Frage. 70. Wieso trat Karl V. nach Begründung der österreich-ungarischen Monarchie von neuem feindselig gegen die Reformation auf? 1. Karl V. befahl nach Beseitigung der Türkengefahr und zur Einlösung eines dem Papste gegebenen Versprechens den Zweiten Reichstag zu Speyer und verlangte durch seine Bevollmächtigten im Abschied nicht einfach die strenge Durchführung des Wormser Ediktes auch in evangelischen Territorien, sondern nur das Einstellen jeder weiteren Neuerung. 2. Karl V. ließ nach der Protestation der Lutherischen noch von Bologna aus einen Reichstag nach Augsburg ausschreiben und gab nach Verlesung der Augsburger Konfession und der Abfassung der Konfutation den Abschied : a) daß das Wormser Edikt gehandhabt werden sollte, b) daß die geistliche Jurisdiktion vollkommen hergestellt werden sollte, c) daß die Kirchengüter restituiert bezw. in ihrem Bestände erhalten werden sollten. e) Förderung und Bekämpfung der neuen Lehre. 71. Worin liegen die Ursachen für das Gelingen der Reformation? 1. In günstigen sozialen Verhältnissen: a) Luther verstand als Mann des Volkes in seinen Reden und Lehren den rechten Volkston zu treffen [57],

3. Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871, Übersicht über die württembergische Geschichte - S. 15

1909 - Bamberg : Buchner
Karl V. 15 zuzulassen, das hatte sich der schweigsame Jngling zu seiner Lebensauf-gbe gemacht. Auf die Verhltnisse in Deutschland angewandt hie dies allerdings gegen den Strom schwimmen wollen, wie es umgekehrt von uu-berechenbarer Bedeutung fr die Zukunft des deutschen Volkes gewesen wre, wenn sich Karl V. an die Spitze der durch Luther hervorgerufenen Bewegung gestellt htte. Es wre dann gewi zu einer einheitlichen und mchtigen Gestaltung des Vaterlandes in Glauben und Verfassung ge-kommen. Allein seine ungeheure Weltmachtstellung und seine spanische, streng altkirchliche Erziehung hinderten den Kaiser, sich in den Dienst der deutschen Sache zu stellen, wenn er auch ihren Fortgang nicht hindern konnte. Seine oft jahrelange Abwesenheit vom Reich und seine auswrtigen Kriege, die Folge der von ihm betriebenen Weltpolitik, machten es ihm unmglich, seine ganze Kraft gegen die ihm verhate deutsche Bewegung einzusetzen, und zwangen ihn, ihr sogar Zugestndnisse zu machen, ^mmer-hin aber bewirkte die Haltung des Kaisers, da die Bewegung nicht ein-heitlich verlief, fondern im Unfrieden endete. 4. Noch bevor Kaifer Karl V., der dringenden Aufforderung der Fürsten nachkommend, in Deutschland zur Krnung erschienen war (Oktober 1520) und seinen ersten Reichstag nach Worms ausgeschrieben hatte, war Luther auf seiner Bahn weitergeschritten. In seiner Flugschrift an den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung" (1520) hatte er schonungslos alles das enthllt, was deutsche Gutmtigkeit an Unwrdigem in den letzten Jahrhunderten durch Rom er-duldet habe, um noch obendrein von Rom verhhnt zu werden. Dies, mit zndender Beredsamkeit vorgetragen, mute das Nationalgefhl tief auf-regen und die Reformation in eine revolutionre Strmung hineintreiben. Mit dem Schmerz eines Christen und dem Zorn eines Deutschen handelte er hier nochmals der den Abla und verlangte, da alle ppstlichen Ge-sandtschasten mit allem, was sie zu verkaufen htten, aus dem Land gejagt werden sollten. Ferner solle man die ppigkeit des ppstlichen Hofes beschrnken; die Aussaugung des Volkes durch die papstliche Habgier verhindern; den Eid der Bischfe in die Hand des Papstes abschaffen; die Zahl der Bettelmnche vermindern; die Priesterehe wieder zulassen; sich mit den Husiteu ausshnen; das Universitts-studium und den Volksunterricht besser gestalten. So war diese Schrift in der Tat eine Lossage von Rom und ein Aufgebot des Volks. Das Trompetensignal zum Angriff" nannte sie ein Zeitgenosse Luthers. Gleich darauf (noch im selben Jahr 1520) forderte Luther in feinen Schuften 281

4. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 295

1913 - Langensalza : Beltz
Die Reformation. Zusammenfassung. b) Inwiefern zeigt auch der Augsburger Reichstag trotz seines ungünstigen Abschiedes, daß das Reformationswerk nicht mehr aufzuhalten war? Die Religionssachen sollten endgültig entschieden werden, und Karl V. entschied sich für die Wiederherstellung der Einheit der katholischen Kirche. Er hielt nach dem Verlesen der Widerlegungsschrift (Confntatio) den Religionsstreit für erledigt und erkannte auch die Verteidigungsschrift Melanchthons (Apologie) nicht an. Aber die evangelischen Fürsten gaben nicht nach. Sie hielten um so fester zusammen. Znsamm enfassnng. Überschrift? Zusammenfassung des 2. Abschnitts: Die Reformation im Kampfe mit Kaiser und Reich von 1521 b i s 1530. 3. Werden d i e evangelischen Fürsten in ihrer Glan- benstrene ausharren? a) Die Lage war bitter ernst. Die Fürsten glaubten jetzt, daß der Kaiser mit der Androhung der Reichsacht Ernst machen und Gewaltmaßregeln ergreifen würde, nicht allein gegen sie, sondern auch gegen ihre evangelischen Untertanen. Sie fühlten sich als Landesherren verpflichtet, diese gegen jeden Angriff zu schützen. In Schmalkalden in Thüringen traten sie 1531 zusammen, um zu beraten, was zum Schutze ihrer Länder und ihres Glaubens zu tun wäre. Auch vierzehn Städte hatten Abgeordnete entsandt. Da entschlossen sie sich zu gegenseitigem Beistände und vereinigten sich zum Schmalkaldener Bund. Und weil die Dirken das Reich von neuem bedrohten und der Kaiser doch gern wollte, daß ihm die Evangelischen gegen die alten Feinde der Christenheit wieder Helsen sollten, so einigte er sich mit ihnen im Nürnberger Religionsfrieden (1532). Karl V. erklärte: „Weil sich im Deutschen Reiche große Irrungen und Zwietracht des Glaubens und der Religion zugetragen haben, wodurch Krieg, Ausruhr, Verderben, Schaden und am letzten Zerstörung der ganzen deutschen Nation erwachsen würde, sonderlich jetzt, wo der Erbfeind der Christenheit, der Türk, mit großer Macht ausgezogen ist und auf Österreich und Deutschland marschiert, haben wir uns vorgenommen, zwischen allen geistlichen und weltlichen Ständen des Reichs bis zu einem allgemeinen christlichen Konzil oder einem Reichstage Frieden aufzurichten. Kein Reichsstand soll den andern wegen des Glaubens und der Religion bekriegen, berauben, belagern, sondern ein jeder soll des andern mit Freundschaft und christlicher Liebe gedenken. Das angesagte Konzil soll nach einem Jahre stattfinden." Inhalt: Die Religionssache soll auf einem allgemeinen Konzil oder auf eitlem Reichstag entschieden werden. Bis dahin sollen sich alle miteinander christlich vertragen, keiner soll dem andern der Religion wegen ein Leid antun. b) Das Konzil wurde nicht einberufen. Karl V. hatte mit den Erbfeinden des Reiches zu tun. Endlich war die äußere Gefahr vorüber. Und nun wandte er sich wieder Deutschland zu. Hier hatte sich die Reformation in den Friedensjahren immer weiter ausgebreitet. Fast alle Länder Norddeutschlands waren evangelisch geworden. Auch im Süden des Reiches fand die Reformation Eingang, nur Bayern blieb katholisch. Sogar über Deutschlands Grenzen hinaus war die neue Lehre gedrungen: Dänemark, Scbweden und Norwegen waren evangelische Länder geworden.

5. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 168

1913 - Paderborn : Schöningh
Erste Periode. Das Zeitalter der Reformation. (1517 1648.) berblick. 1. Die deutsche Reformation ri eine Bresche in den Verband der abendlndischen christlichen Kirche. Der deutsche Kaiser Karl V. versuchte die mchtige Bewegung zu unter-drcken, zuletzt auch mit Gewalt. Am Ende seiner Regierung aber mute er den deutschen Reichsstnden freie Wahl des Be-tenntnisses einrumen. So wurde zugleich mit der Bedeutung des Papsttums auch die noch immer grundstzlich behauptete Weltstellung deskaisers als Schirmherrn derkirchevollends erschttert. Karl V. vereinigte auf seinem Haupte die Kronen Deutsch-lands und Spaniens und beherrschte ein Reich, in dem die Sonne nicht unterging". Dieses Abergewicht des Habsburgischen Hauses brachte die in ihrer selbstndigen Machtentfaltung be-drohten anderen europischen Staaten zu engerem Anschlsse an-einander. Besonders Frankreichs Politik ist seitdem Jahr-hunderte hindurch von dem Bestreben beherrscht, die Macht des Hauses Habsburg zu brechen. In diesem Kampfe gegen Karl V. verband es sich mit den Trken, den Feinden der Christenheit, die nach der Eroberung Konstantinopels (1453) mit ihren nordafrikanischen Vasallenstaaten den Sdrand des Mittelmeeres umklammerten und erfolgreich die Kmpfe mit ihren europischen Nachbarmchten, Polen, Ungarn und Venedig, fortsetzten. 2. Der weiteren Ausbreitung des Protestantismus, der in Grobritannien und Skandinavien zur Herrschaft gelangte, trat

6. Quellenlesebuch für den Geschichtsunterricht - S. 50

1895 - Langensalza : Beyer
50 69. Der Nürnberger Religionsfriede. 70. Karl V. im Kloster. Frucht abschneiden und in die Scheuer führen, Holz hauen und Gräben machen. Da ist nichts, das das arme Volk nicht thun muß und ohne Verlust nicht aufschieben darf. Dieses mühselige Volk der Bauern, Köhler, Hirten ist ein arbeitsames Volk, das jedermanns Fußhader ist, und mit Fronen, Scharwerken, Zinsen, Steuern und Zöllen hart beschwert und überladen. 69. Der Nürnberger Religionsfriede. (1532.) Wir, Karl V., entbieten allen und jeglichen Kurfürsten, Fürsten u. f. w. unsere Freundschaft, Gnade und alles Gute . . . Dieweil sich im heiligen römischen Reich deutscher Nation:) merkliche große Irrungen, Zwietracht und Beschwerungen des Glaubens und der Religion halber zugetragen haben, wodurch Krieg, Aufruhr und Widerwärtigkeit im Reich zu unwiederbringlichem Verderben, Schaden und von letzten zur Zerstörung ganzer, deutscher Nation erwachsen würde, zumal zu dieser Zeit, da der Erbfeind, der Türke, mit einer großen Macht nach Ungarn gekommen und willens ist, auf Österreich und das audere Deutschland zu ziehen. Demnach haben wir, als das oberste Haupt, zwischen allen Ständen des heiligen Reiches deutscher Nation, geistlichen und weltlichen, einen allgemeinen Frieden auszurichten vorgenommen: Keiner soll den andern um des Glaubens und der Religion, noch sonst einer andern Ursache halber befehden, bekriegen, berauben, fangen, belagern, auch dazu durch sich selber oder jemand anders von seinetwegen nicht dienen, noch einig Schloß, Stätte, Märkte, Dörfer, Höfe oder Meiler absteigen, oder ohne des andern Willen mit gewaltiger That freventlich einnehmen, oder gefährlich mit Brand oder anberimt dermaßen beschädigen. Anch soll niemand solchen Thätern Rat, Hilfe und Beistand oder Vorschub thun, auch sie wissentlich oder gefährlich nicht beherbergen, behausen, ätzen, tränken, enthalten ober gedulden; sondern ein jeber soll des andern mit rechter Freunbschaft und christlicher Liebe,gebenken. Carolus. 70. Karl V. 1. Müd' Don Schlachten und von Siegen, Tiefst verstimmt in kranker Brust, Wandelt, der vom Meer zum Meere An der Spitze stolzer Heere Einst fein Machtwort ließ erschallen, Durch die stillen Klosterhallen Von San Auste. 2. Nicht, den Erdball zu erschüttern, Lodert mehr das Schwert empor — Er, vor dem die Welt erschrocken im Kloster. Einst im Staub lag, lauscht der Glocken, Die vor gottgeweihte Stufen Zu Gebet und Psalmen rufen In den Chor. 3. Keines Thrones Kuppel wölbet Blutigrot sich himmelan — Keine Krone liegt am Boden — Nur ein Kleid aus rohen Lodens Mit des Mönchtums schlichten Zeichen Deckt den gramdurchfurchten, bleichen, Stillen Mann. !) Nation = Volk. a) grobes, wollenes Tuch.

7. Teil 2 - S. 458

1882 - Leipzig : Brandstetter
458 Das deutsche Reichsheer. hatte von vorn herein nur eine Matrikel im Auge, und zwar knüpfte umit an die Konstanzer Matrikel von 1507 an. Bezüglich der Reiterei übernahm man dieselbe sogar fast unverändert; nur daß zu den damals schon verzeichneten 3791 Pferden noch 240 für Österreich und Burgund hinzukamen; beim Fußvolk, das damals ans 4722 Mann berechnet worden, gewöhnlich jedoch im vierfachen Betrage gefordert werden sollte (18 888-Mann), kamen für jene beiden Länder noch 1200 Mann hinzu. Die einfachen Kontingente — Simpla — erscheinen unserer Zeit ganz, unglaublich gering. Es waren veranschlagt: Böhmen zu 400 Roß und 600 Mann zu Fuß, die Kurfürsten zu je 60 Roß und 277 Mann zu Fuß. — Magdeburg mit Halberstadt stellte 57 Pferde und 266 Mann zu Fuß, von den Bischöfen brachten Lüttich, Utrecht und Würzburg am meisten ans (50, 50 und 45 zu Roß, gegen 206, 190 und 208 zu Fuß). Von den Laienfürsten stellte Österreich mit Burgund 240 Reiter und 1200 zu Fuß; Dänemark von seinen Reichslehen und Bayerns Hauptlinie standen ungefähr den Kurfürsten gleich; Kleve, fränkisch Brandenburg, Pommern, Württemberg, Heften und Mecklenburg kamen ihnen ebenfalls nahe. Die Prälaten stiegen von Fnlda, dem Deutschmeister und dem Johannismeister (16 und 14 zu Roß und 55 und 56 zu Fuß) bis auf einen Retter hinab bei großer Verschiedenheit bezüglich des Fußvolks. Unter den Grafen standen obenan Nassau, Zolleru, Hohenlohe und Ostfriesland (von 30 bis 8 zu Roß). Die 84 Reichsstädte waren sehr hoch angesetzt, viele von ihnen, wie Ulm, Nürnberg, Frankfurt, Straßburg, Lübeck und Köln den mächtigsten weltlichen Fürsten gleich geschätzt. Die Summe dieses ersten Anschlages betrug etwa 2500 Pferde und 12 000 Mann zu Fuß. Auf Grund dieser Matrikel bewilligten nun die Stände dem Kaiser für seinen Römerzug 4000 Reiter und 20 000 Fußknechte; allerdings nur für ein halbes Jahr und unter der Bedingung, daß die Mannschaft selbst gestellt, nicht Geld dafür verlangt werde. Als Monatslöhnung berechnete man für jeden Reiter 12, für jeden Fußknecht 4 Kurrent-Gulden, so daß für die Gesamtsumme der einfachen Matrikel (2500 Pferde und 12 000 Fußknechte) ein Monatssold von 118 000 Kurrent-Gulden, d. i. ungefähr 150 000 Mark erwuchs. Diese Summe wurde mit dem Ausdruck „Römermonat" bezeichnet, und sie blieb fortan für alle Zeit bis zum Erlöschen der alten Kaiserhoheit der regelmäßige Steuerfuß, d. h. die Norm, die Einheit der allgemeinen Reichsablagen, die man je nach Bedürfnis in steigender Anzahl: drei-, fünf-, sechsfach forderte. Die Karl V. bewilligte Truppenmacht repräsentierte also ungefähr neun Römermonate, d. H. eine Präsenzstärke, welche monatlich fast f/2 Römermonate zur Besoldung brauchte, aus ein halbes Jahr. Kaiser Karl V. gegenüber ist es übrigens bei der bloßen Bewilligung geblieben; er hat das Reichsheer für feine großen italienischen Kriege that- sächlich niemals in Anspruch genommen, offenbar weil er den deutschen Ständen keinen Einfluß einräumen mochte auf feine europäische Politik.

8. Geschichte der neueren Zeit für höhere Unterrichtsanstalten und zum Selbstunterrichte Gebildeter - S. 43

1839 - Leipzig : Gebhardt & Reisland
Die Reformation. 43 Und Karl V. schließt einen Bund mit dempabste, gerade um die Franzosen aus Mailand zu treiben. Es kommt nicht eben darauf an, wer mit der Hand die Waffen zuerst erhebt, sondern darauf, wer den Stand der Dinge so gestaltet oder ihn so benutzt, daß dem Geg- ner die Waffen zuerst in die Hände gezwungen werden. Karl V. aber ist, nachdem er die Verabredungen mit Wolsey getroffen, nach Deutschland gekommen und hat am 23.Octbr. 1520 die Kbnigskrone zu Aachen empfangen. Er ist in seine große ge« schichtliche Bedeutung eingetreten. Der junge Mann tritt mit einem Gedanken in die Welt ein, welcher über den Gang, über die Mög- lichkeit der Reformation entschieden hat. Die Spannung, welche zwischen Spanien und Frankreich vorhanden ist, bringt er auf den letzten Grad. Der Gedanke, mit welchem er kommt, ist, die spani- sche Macht über alle andere zu erhöhen, die Herrschaft auszudehnen, so weit es nur gelingen möge, alle seine Mittel und alle seine Kräfte aufzuwenden für äußere Macht, für äußere Herrlichkeit. Zn diesem Streben, mit diesem Gedanken muß er besonders auf Frankreich fallen. Die pyrenäische Halbinsel gehorcht ihm, die Niederlande ge- horchen ihm und ein guter Theil der italienischen Halbinsel, von welcher das Uebrige mit Leichtigkeit wird gewonnen werden können, wenn Frankreich, der große Gegner, hinweg ist. Der französische Staat hält die drei Theile der spanischen Monarchie, Spanien, Ita- lien, die Niederlande, auseinander. Man muß dieses Zwischen- glied Niederschlagen. Dadurch wird in dem Herzen Europas eine Macht gebildet werden, welcher nichts weiter widerstehen kann. Sein ganzes Leben setzt er an die Ausführung dieses Gedankens. Er verfolgt dies Ziel, so lange eine Möglichkeit, es zu gewinnen, vorhanden zu sein scheint. Er strebt mit geraden und mit ungeraden Mitteln darnach. Und als es ihm nicht gelungen ist, als er die Sache seinem Nachfolger auf dem spanischen Throne überweisen muß, da räth er demselben noch, Frankreich ja mit allen Mitteln zu bekämpfen, es an seinen Grenzen anzugreifen mit offenen und ehrlichen Waffen, Rebellionen im Innern anzustiften und sie zu be- fördern. Er selbst hat nach den Lehren gehandelt, die er dem Sohne in seiner Instruction giebt. Zn derselben offenbart er seine Gesin- nung nicht allein, was Frankreich betrifft. Die spanische Macht soll überhaupt Alles verschlingen, was in der Nähe und Nachbarschaft ist. Der Sohn soll eine Gelegenheit erwarten, da Piemont hinweg- genommen werden kann. Ist die Gelegenheit einmal gekommen, so soll er sich durch keinerlei Rücksichten hemmen lasten. Die Republik Venedig soll er noch einige Zeit leben lassen in der Hoffnung, daß sie sich in sich selbst verzehren wird, unter den Fürsten Italiens aber 1520

9. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 302

1913 - Langensalza : Beltz
302 Die Reformation. sachen so glauben und es so halten, wie er es vor Gott und kaiserlicher Majestät zu verantworten sich getraue." Hieraus leiteten die evangelischen Fürsten das Recht ab, die kirchlichen Verhältnisse in ihren Ländern selbständig zu regeln. („Wessen das Land, dessen der Glaube.") Die Regierungen übernahmen die kirchliche Obrigkeit; die fürstliche Landesherrlichkeit wurde durch die Kirchenhoheit gestärkt. Die kirchlichen Neuordnungen geschahen nach dem Vorbilde der von den Reformatoren empfohlenen sächsischen Kirchenordnung. Der zweite Reichstag zu Speyer 1529 war für den Fortgang der Reformation ungünstig: Jede weitere Neuerung wurde in den evangelischen Ländern verboten. Die Evangelischen erhoben dagegen Einspruch und erhielten deshalb den Namen Protestanten. Der Abschluß des Augsburger Reichstages 1530 bedrohte den Fortschritt der Reformation: Es wurde die allgemeine Rückkehr zum katholischen Glauben innerhalb eines Jahres gefordert. Die gemeinsame große Gefahr veranlaßte die evangelischen Fürsten und Städte zum engeren Zusammenschluß. Im „Schmalkaldener Bund" (1531) beschlossen sie die gemeinsame Verteidigung ihres Glaubens. Im Religionsfrieden zu Nürnberg 1532 erlangten die Evangelischen Duldung ihres Bekenntnisses. Die Gefahr, welche nach dem Reichstagsabschied von Speyer und Augsburg der Reformation drohte, war beseitigt. Da auch das in Aussicht gestellte Konzil nicht einberufen wurde, konnte die evangelische Lehre sich weiter und weiter ausbreiten; der größte Teil Deutschlands wurde für die Reformation gewonnen, sogar auch Dänemark, Norwegen und Schweden. Im Schmalkaldischen Kriege 1546—1547 brach die Macht der Evangelischen zusammen. Karl V. stand auf dem Höhepunkte feiner Macht und machte einen neuen Versuch zur Herstellung der kirchlichen Einheit durch das Augsburger Interim (1548). Es gewährte den Evangelischen nur Kelch und Priesterehe. Der Abfall Moritz' von Sachsen vom Kaiser förderte den Fortgang der Reformation. Karl V. hatte seine Machtstellung in Deutschland verloren. ^ e L nr _ Im Passauer Vertrag 1552 wurde den „Bekennern der Augsbur- gischen Konfession"^ bis zur endgültigen Regelung der kirchlichen Angelegenheiten auf einem Reichstage freie Religionsübung gewährt. > Der Religionsfriede von Augsburg 1555 bestätigte den Passauer Vertrag. Katholiken und Evangelische (Lutheraner) wurden rechtlich gleichgestellt. Die eaangelischen Fürsten erhielten das Recht zu bestimmen, welcher Glaube in ihren Ländern Geltung haben sollte. Geistliche Fürsten, welche zur Lehre Luthers übertraten, sollten auf die bisherigen Ämter und Einkünfte verzichten. Diese Bestimmung erkannten die Evangelischen nicht an. , . r Sohat sich also die Reformationdurch wechselvolle Schicksalehindurch Duldung und Sieg er st ritten, aber es war noch kein vollkommener Sieg der evangelischen Lehre: die Bekenntms-freiheit war nicht jedem Christen gewährt, sondern blieb auf die Obngkeiten beschränkt. i) Also nicht den Reformierten. Die erlangten erst im Westfälischen Frieden das Recht freier Religionsübung.

10. Geschichtswiederholungen in Fragen und Antworten - S. uncounted

1914 - München : Hugendubel
bis 1546 ? Wie spiegelt sich das in den Reichstagsbeschlüssen von 1521, 1526, 152g, 1530, 1532? 181. a) Welche Umstände veranlaßten Karl V. 1546 zum bewaffneten Vorgehen gegen die Protestanten? b) Welche verschafften ihm den Sieg? c) Wie gedachte er ihn zu benützen? d) Wodurch kam er um die Früchte des Sieges? 182. a) Was bestimmte der Augsburger Religionsfriede? b) Wodurch charakterisiert er sich als Zurücknahme des Wormser Edikts? c) Wodurch als vorläufiger Friede? 183. a) Welche Aufgaben hatte sich Karl V. gestellt? b) Warum konnte er sie nicht lösen? *184. a) Welches ist die innere Entwicklung der deutschen Reformation ? b) In welchen Abschnitten vollzieht sich ihre räumliche Ausbreitung? *185. Welche Bedeutung hat der Umstand, daß Deutschland als ständische Aristokratie in die Reformationsbewegung eintrat, für ihren Verlauf gehabt? *186. Welche Bedeutung hat das Reformationszeitalter für die politische Geschichte der deutschen Städte? 18y. In welchem Punkte hat die Reformation die Einheit der Nation gefördert? 188. a) Welche deutschen Länder erscheinen als die wich- tigsten Stützpunkte bei der Verteidigung des Katholizismus ? b) Was versteht man unter Restauration des Katholizismus (Gegenreformation) ? c) Wo erhielt dieselbe ihre theoretische Festlegung? d) Welches wurden ihre Vorkämpfer? e) Wann etwa wird die Angriffsbewegung des deutschen Protestantismus durch die Gegenreformation zum Stillstand gebracht? 189. a) Wodurch unterscheidet sich die Lehre Calvins von der Luthers? b) Wodurch unterscheidet sich der Calvinismus politisch vom Luthertum? c) Welche Bedeutung hat er für die Geschichte der Reformation in Europa? 190. Welche Bedeutung hat die Regierung der Königin Elisabeth für England?

11. Bd. 1 - S. 2

1913 - Leipzig : Poeschel
2 Die Entstehung ües Deutschen Reiches blieb die Spaltung eine dauernde, die sich räumlich mit der von Nord- und Süddeutschland im wesentlichen deckt. Die Reformation bahnte den Weg zu freierer Gestaltung alles Geisteslebens und schuf die Grundlage der heutigen protestantischen Kirchenverfaffung. Zugleich aber verhinderte der Zwiespalt der Kon- fessionen für immer eine kirchliche Einheit in Deutschland, so daß wir heute im neuen Deutschen Reiche keine Reichskirche haben, daß die Religion kein einigendes Band um alle deutschen Stämme schlingt, sie vielmehr in zwei Lager scheidet. An diesem für die Reichseinheit unheilvollen Gegensatze liegt es auch, daß neben der Kirche die Schule heute noch Landesangelegenheit ist und daß es schwer halten wird, die Heranbildung der Jugend zur Reichsange- legenheit zu machen. Politisch war das 16. Jahrhundert von nicht geringerer Bedeu- tung für die Zukunft der deutschen Stämme. Kaiser Karl V. ver- trat zum letzten Male die schon längst erschütterte Universalidee des heiligen römischen Reiches teutscher Nation. Der mittel- alterliche Gedanke kaiserlicher Universalherrschaft feierte noch einmal glänzende Triumphe, scheiterte aber schließlich trotz äußerer Erfolge an dem innerlich festen, auf nationaler Grundlage aufgebauten Frankreich. Die Unmöglichkeit, dieses Land der spanisch-deutschen Herrschaft einzugliedern, kündete eine neue Zeit an, das Aufkommen nationaler Staaten. Karl V. erlebte noch den Zusammenbruch seiner Träume. Die folgenden Jahrzehnte brachten dann den großen Krieg, der in mehr als einer Hinsicht von nachhaltiger Bedeutung für das deutsche Volk werden sollte. Der Dreißigjährige Krieg war nicht allein ein Religionskrieg, sondern auch ein Kampf aller frei gewordenen Mächte und nach Selbständigkeit ringenden Kräfte gegen den überlebten Anspruch deutscher Kaiserherrlichkeit und gegen die Vormachtstellung des heiligen römischen Reiches. Wozu das 13. Jahrhundert den Grund gelegt hatte, das wurde in diesem Kriege Wirklichkeit: die Selbständigkeit der deutschen Territorialfürsten und die Mündigkeit der benachbarten Staaten. Unter schweren, blutigen Wehen wurden die Einzelstaaten geboren,

12. Bd. 7 - S. uncounted

1845 - Leipzig : Kollmann
Seite342 Zeile 13 v. o. statt schöne — schlaue — 3.V1 — 6 v. u. muß das Komma hinter Verschwörung stehen — 369 — 5 v. u. statt Karl V. — Kaiser Karl V. — 379 — 19 v. o. statt Burg — Burgos — 399 — 3 v. u. statt haben — hatten •— 415 — 14 v. o. statt Murarif — Murawif — 426 — 5 v. u. statt Geiseln — Geißeln — 427 — 16 v. o.. statt genösse — genössen — 436 — 13 v. ii. muß es heißen fließende, zur Ebbezeit nur seichte Canal (in Hamburg Fleet genannt) — 440 — 7 v. o. statt Scherbengang — Scheelengang — 444 — 2 v. u. statt ununterbrochene — ununterbrochen.

13. Neuere Geschichte - S. 84

1848 - Leipzig : Brandstetter
84 §♦ 19. Spanien und die Niederlande. Spanien bot bei der Fülle und Anmuth seiner Natur, die durch Kunst und Fleiß unterstützt war, allenthalben Leben und frohen Genuß dar. So reich und lieblich das Land war, so mächtig war sein Volk am Anfänge des 16. Jahrh., ja man konnte mit Rechts sagen, wie zu den Römerzeiten: ,,es ist eine stolze Nation, die von Spanien; wenn sie auftritt, so zittert das Meer und der Tod entflieht." Die spanische Herrschaft waltete auf allen Meeren und die spanische Tapferkeit war berühmt und gefürchtet; überall galt spanische Sprache, Sitte und Kunst für vornehm und nachahmungswürdig. Vorzüglich war es die schöne spanische Tracht (die Männer mit Halskragen und geschmackvoll ausgestattetem Wamse, kurzem Mantel, die Haare in langen Locken herabfallend, mit dem Feder- hute auf dem Haupte, die Frauen mit dem knappanliegenden Leibchen und der spitzenreichen Mantilla), — wie man sie in den Gemälden aus jener Zeit sehen kann, welche bald an allen Höfen eingeführt wurde, und die deutschen Wämser und ledernen Koller verdrängte. Man könnte sagen, daß damals orientalische Ueppigkeit mit germanischer Männlichkeit das Ge- präge Spaniens war. So übernahm es Karl V., und so würde es viel- leicht noch lange geblieben sein, wenn er nicht zum Unstern des Landes zugleich als römischer Kaiser, mit den die ganze Welt umfassenden Plänen beschäftigt, sein väterliches Erbe verwahrlost hätte. Zu seinen Kriegen hatte er nie Geld genug, die Cortes und die Städte konnten und woll- ten nicht so viel geben, als er verlangte; darum mußte er ihnen die Frei- heit nehmen, mitzusprechen und mitzurathen über des Reiches Wohlfahrt, darum die aufrührerischen Städte verwüsten, den spanischen Stolz, den Wecker großer Thaten, durch Despotie ersticken. Was noch beitrug, Spa- niens Blüthe zu vernichten, war die Entdeckung Amerikas. Tausend und tausend Hände wurden durch die Seefahrten dahin dem Ackerbau und dem Gewerbfleiße des Landes entzogen, Hang zu Krieg und Seeabenteuern ver- wilderte die Gemüther, erzeugte Arbeitsscheu und unordentliches Wesen aller Art. So viel Gold und Silber sandte Amerika nicht, um alles müßige Volk zu kleiden und zu nähren. Die Klöster nahmen auch über- hand, größer als irgendwo war die Anzahl der Mönche. Wenn Priester und Mönche Alles thaten, das Volk niederzuhalten, so gewöhnten zugleich die von Seiten des Hofes veranstalteten Stiergefechte die erschlaffte Menge an's Unmenschliche und Gräßliche. Nachdem Karl V. in Deutschland seinen alten Ruhm eingebüßt, jedoch das Ansehen der spanischen Monarchie gegen Frankreich behauptet hatte, wurde er des Lebens müde. In Brüssel übergab er seinem Sohne, Phi- lipp Ii., sowohl die Krone Spaniens, als auch die der Niederlande, Neapel mit den übrigen Besitzungen in Italien und alle Colonien jenseits des Oceans. Darauf begab er sich mit seinen beiden Schwestern, die Königin

14. Leitfaden und Lesebuch der Geschichte für Schulen - S. 185

1873 - Berlin : Prausnitz
. 15. Karl V. 185 Gestalt des Krieges, ja der Geist der Zeit wurde durch diese Eine Erfindung im tiefsten Wesen verndert. Das Ritter-thnm ging daran zu Grunde. Die hohen, festen Burgen konnten auf die Dauer den Kanonen nicht widerstehen. Der Glanz der Waffen, die Gewandtheit ihrer Fhrung, die Kraft des Krpers verlor ihren Werth. Im Kriege entschied nun nicht mehr die Krperkraft und Heldenthat des Einzelnen, sondern der Streit von Massen gegen Massen und die Kunst des Feldherrn. Die Ritter und Fürsten hielten sich nun an Stelle der Vasallen Schaaren von Dienstleuten, Lands-knechten, die fr sie um Sold die Waffen fhrten und den Kampf bestanden. (Vgl. . 15. 18. 20.) Mehr und mehr aber wendete sich der Zug der Zeit der Arbeit des Geistes zu und dem Ringen um geistige Gter, das 16. Jahrhundert giebt davon leuchtendes Zeugni. Drille Abteilung. . 15. Karl V. 1520. I. 15201546. 1. Kart Y. war im Jahre 1500 zu Gent in Flandern geboren. Zu seiner Taufe brachten die Geladenen allerlei kostbare Geschenke, eines ein Kindlein von Gold, das einen krhstallenen Kelch in der Hand hielt voll Perlen und Edel-steine; ein andres einen goldnen Degen mit seidener, gold-durchwirkter Schrpe; ein andres zwei Himmelskugeln, worauf Sonne, Mond und Sterne in Schmelz und buntem Gestein sich erhoben; ein Prlat im Namen der Geistlichkeit eine Bibel mit diamantnen Spangen und der Aufschrift auf dem goldnen Deckel: forschet in der Schrift (Joh. 5, 39); die Stadt Gent ein Schifflein mit Wnden, Masten, Segel und Tau von Silber, und der goldnen Inschrift in silberner

15. Teil 2 - S. 128

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 128 — B, Der schmallraldische Krieg. (Ziel: Der erste deutsche Religionskrieg zwischen Protestanten und Katholiken.) I. Woröereilung. Als die Kunde von Luthers Tode sich verbreitete, schrieb einer seiner Freunde nach Wittenberg: „Großer Helden Tod pflegt das Vorzeichen trauriger Dinge zu sein; was sollen wir hoffen, nachdem solch ein Held von uns genommen ist?" Und wirklich schien es, als sei mit dem Tode Luthers auch für sein Werk der baldige Untergang gekommen. Denn kaum hatte sich die Gruft über der Leiche des Reformators geschlossen, so begann Kaiser Karl V. die Drohung, die er aus dem Reichstage zu Augsburg ausgesprochen, daß er die Evangelischen durch Waffengewalt wieder zur katholischen Kirche zwingen werde, auch auszuführen. Von diesem ersten Religionskriege, nach dem schmalkaldischen Bunde der „schmalkaldische" genannt, wollen wir jetzt hören. Ii. Daröietung. A. Der neue Stoff. 1. Ursache des Krieges. Infolge mehrerer Kriege, die Karl V. gegen den König von Frankreich führte, und auch infolge des Krieges gegen die Türken, die seine österreichischen Länder bedrohten, hatte er keine Zeit, den religiösen Streit in Deutschland beizulegen. Im Jahre 1544 waren aber diese Kriege beendet, und nun wandte er alle seine Aufmerksamkeit den inneren Angelegenheiten Deutschlands wieder zu. Doch glaubte er noch immer auf gütlichem Wege sein Ziel, Einigung der streitenden Parteien, erreichen zu können. Er hoffte, ein Konzil würde die streitigen Punkte beseitigen, umsomehr, da auch Luther sich immer auf ein solches berufen und sich demselben zu unterwerfen gelobt hatte. Deshalb drängte er den Papst, ein solches anzuordnen. Dieser zögerte lange, und als er endlich ein Jahr vor Luthers Tode, 1545, eine allgemeine Kirchenversammlung berief, trat sie in Trient im südlichen Tirol, an der italienischen Grenze, zusammen. Der Kaiser verlangte von den protestantischen Fürsten Beteiligung an derselben. Aus einem solchen allgemeinen Konzil waren aber nicht nur die Deutschen, sondern alle Völker vertreten, die den Papst in Rom als geistliches Oberhaupt anerkannten, also Franzosen, Spanier, Italiener u. s. w. Die Katholiken mußten demnach in erdrückender Mehrheit vorhanden sein, so daß die Protestanten ihnen gegenüber nichts auszurichten vermocht hätten. Dazu kam, daß der Papst, der die Protestanten als Ketzer betrachtete, den Vorsitz auf dieser Versammlung führte.

16. Die deutsche Geschichte - S. 478

1829 - Elberfeld : Büschler
478 Vi. Ztr. Karl V. bis zum weftph. Frieden. 1520 — 1648. lvvuvvvuuu\lvhvuvvuvvvvuulvvv\Uuuvvulvvv\Vvvvuvnvvvh1 doch ein Einiges und Ganzes durch seinen Kaiser; er stelle das- selbe dar und schütze dessen Ehre durch sein hohes Ansehn in der ganzen Christenheit. Nun war aber schon längst die Zeit gekommen, da die Für- sten selten persönlich zusammentraten; sie schickten zu den Reichs- tagen nur Gesandte oder ihr schriftliches Wort. Die Verhand- lungen zogen sich in die Länge, oft über Kleinigkeiten; der kräf- tige gemeinsame Entschluß wurde höchstens durch eine große Noth herbeigeführt, und die Einzelnen verfolgten ihre eigenen Wege. Doch war dieser Zustand noch nicht durch die Gesetze des Reichs gebilligt; durch den westphälischen Frieden aber wurde die Unab- hängigkeit der Fürsten gesetzlich gemacht. Sie erhielten die volle Landeshoheit und das Recht, Krieg und Frieden zu beschließen, und Bündnisse, sowohl untereinander, als mit Fremden, zu machen, wenn sie nur nicht zum Schaden des Reiches seyen. Aber wie wenig mochte dieses Wort verhindern? Denn wenn von nun an auch ein Reichsglied, mit Fremden in Bündniß tretend, des Kaisers Feind wurde, so diente als Vorwand, es sey zu des Reiches Besten gemeint, um sein Recht und die deut- sche Freiheit nicht untergehen zu lassen. Io) Und damit solcher Vorwand bei jedem Anlaß mit dem Scheine Rechtens genommen werden könne, setzten sich die Frem- den selbst zu deutschen Reichshütern; Frankreich und Schweden warfen sich zu ibürgen der deutschen Verfassung und alles dessen, was in dem Frieden zu Münster und Osnabrück beschlossen wurde, auf. Id Außerdem noch trennte die französische List durch einen Artikel des westphälischen Friedens die schweizerische Eidge- nossenschaft vom deutschen Reiche, indem sie als ein unab- hängiger Staat anerkannt wurde. Zwar hatte sie schon lange nicht mehr die alte Reichspflicht geleistet, allein die _ Trennung war niemals gesetzlich ausgesprochen, und daher die Rückkehr leichter, wenn in den Stammesgenossen das Gefühl er- wachte, daß sie auch natürliche Genossen unseres Bundes seyen. 12) Und wie mit der Schweiz eine feste Gränzmauer des Reiches im Südwesten weggeriffen war, so siel eine andere^ in Nordwesten ab, indem Spanien in diesem Frieden die Unabhän- gigkeit der Niederländer anerkannte, und Deutschland sie der Reichs Pflicht entließ. Sie gehörten gleichfalls ursprünglich zu unserm Stamme, und seit Kaiser Karl V. zu unserem Bunde, und beherrschten die Mündungen des vaterländischen Rheines. Von ihrem Lande aus mochte ein Feind eben jo leicht in das nördliche Deutschland einbrechen, wie von der Schweiz aus in das südliche. Mit Sorge und großer Anstrengung war das verflochtene Friedenswerk zu Stande gebracht; langsam und durch neue Opfer nur konnte es ansgeführt werden. Die Franzosen wollten aus den eroberten Festungen nicht weichen, bis jede kleinste Bedingung

17. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 287

1849 - Halberstadt : Frantz
und Schriftsteller Luthern Nichts nachgegeben und sich längst den ehrenden Beinamen eines Doctor Germaniae erworben, wiewohl er aus Bescheidenheit die Würde eines Doctors der Theologie nicht annahm, sondern immer bloß Magister blieb. Er lebte sehr häus- lich und war am liebsten unter seinen Kindern; oft saß er in ei- ner Gartenlaube, schaukelte mit einer Hand die Wiege und hielt mit der andern das Buch, in welchem er las. Sein Gehalt war, wie auch der Luthers, unbedeutend; Beide aber waren damit zu- frieden. Allein auch seine letzten Lebensjahre sollten ihm Theils durch theologische Streitigkeiten, Theils durch das Unglück einer Tochter in ihrer Ehe und durch das Abscheiden seiner Gattin, sei- nes treuen Dieners und anderer Freunde getrübt werden. Als er sein Ende herannahen sah, schrieb er noch mit zitternder Hand die Gründe auf, welche ihm den Tod wünschenswerth machen könnten: „Du wirst nun frei werden von der Sünde; wirst entledigt seyn alles Kummers und aller Traurigkeit; wirst von dem Hasse und Grimme der Theologen Nichts mehr befahren; du wirst das reine Licht der Wahrheit schauen; du wirst zu Gott und deinem Heiland kommen und in diesem die Verbindung des göttlichen und mensch- lichen Wesens erkennen; du wirst alle Geheimnisse kennen lernen, welche du in diesem Leben nicht hast ergründen können." Sein letztes Wort war: „Auf dich Herr habe ich gehofft, du wirft mich nicht lassen zu Schanden werden!" Er starb den 19. April 1569. 40. Kaiser Karl V. Die bisher beschriebenen Bewegungen auf dem Gebiete jder Kirche und damit auf dem eigentlichen Boden des deutschen Volks- lebens fanden unter dem Kaiser Karl V. Statt. Da er bis zum Tode Luthers nicht eigentlich störend und feindlich in die Bewe- gung der Geister eingriff, sondern immer nur das Amt eines fried- lichen Vermittlers zu der allerdings gestörten deutschen Einheit hin führte; so brauchte auch seiner noch nicht ausführlicher gedacht zu werden. Nun aber, wo er sich mit der Reformation auf einen

18. Angewandte Geschichte - S. 327

1910 - Leipzig : Dieterich
Allmhlich wachsendes bergewicht des nationalen Staates 2c. 327 Deshalb wurde auch gerade die Masse des deutschen Volkes so mchtig ergriffen von seinem heldenmtigen Austreten, während in Italien und Spanien das Volk kein Verstndnis dafr zeigte. 2. Die Wechselwirkung zwischen kirchlichen und weltlichen Interessen. Soziale und politische Interessen haben in hohem Grade den Gang der Reformation beeinflut; 1. Zahlreiche radikale und revolutionre Bestrebungen fallen in jene Zeit: die Unternehmung der Reichsritter; der evangelische Radikalismus der Bilderstrmer, der Propheten, der Wiedertuser, der Kommunisten; die Bauernkriege. Einig waren sich alle im Ha gegen Rom und gegen den Klerus. Da ist es nun von besonderer Wichtigkeit, da Luther sein Werk von allen radikalen und revolutionren Bestrebungen schied, da seine Resormarbeit allmhlich einen konservativen Charakter annahm. Das ist gewi etwas auerordentlich Groes; zugleich aber wurde es die Ursache fr eine wachsende Reaktion, die schon zu Luthers Leb-zeiten beginnt. 2. Weit grere Bedeutung fr den Gang der Reformation haben die Weltherrschaftsplne des Kaifers Karl V. gehabt. Weil er der weite Lnder gebot, Spanien, Deutschland, die Niederlande, den grten Teil von Italien: so lebte in seinem Kops die alte, lngst berwundene Idee wieder aus von einer einheitlich geleiteten Christenheit, dem Gottesstaat, einer theokratischen Universalmonarchie. Er betrachtete sich als den Schirmherrn der abendlndischen Christenheit; das Kaiser-tum des heiligen rmischen Reichs sollte nicht blo Phrase sein, sondern in seiner vollen Bedeutung erneuert werden. Diese Bestrebungen haben hemmend und srdernd eingewirkt aus den Gang der Reformation: hemmend, weil Kaiser Karl V. fr das nationale Empfinden, fr die nationalen Wnsche der Deutschen gar kein Verstndnis hatte; frdernd, weil seine Weltherrschaftsplne ihm so viele Feinde schufen, fo viele Konflikte bereiteten, da er immer von neuem gehindert wurde, die Ketzerei auszurotten. Der Ha gegen die ungeheure Begehrlichkeit der Habsburger war der sicherste Bundesgenosse der

19. Deutsche Geschichte der Neuzeit - S. 37

1898 - Bamberg : Buchner
Die unumschrnkte Macht der Fürsten. 37 Gewinn 1509 zurckkehrten. Die Welser in Augsburg lieen sich von Karl V. fr ein Darlehen Venezuela verpfnden. Der deutsche Handel sank, weil das Ansehen des deutschen Reiches gesunken war. Durch den westflischen Frieden endlich wurden wichtige Wasserwege gesperrt, der Rhein von Holland, die Oder von Schweden. Die Knste des Friedens fanden natrlich bei einem Gefchlechte, das unter dem Kriegslrm aufgewachsen war, wenig Pflege. Die Schulen, fr die im 16. Jahrhundert eifrig gesorgt worden war, und die einst hochgeachteten Wissenschaften litten Not; selbst den groen Keppler lie man in Drftigkeit sterben (1630). Je tiefer aber Bildung und Geschmack in Deutschland sanken, desto leichter lie man sich vom Ausland blenden. Humanismus und Renaissance waren aus Italien gekommen, durch Karl V. machte sich spanischer Einflu geltend, seit dem dreiigjhrigen Kriege be-gann man in Sprache und Sitte den Franzosen nachzuffen. Die spanische Tracht, die bis zum dreiigjhrigen Krieg vorherrschte, schrieb vor: steife Halskrause, kurzen Mantel, gepuffte Kniehosen (Schnurrbart und Kirnham. Ii. Das Zeitalter der unumschrnkten Frsten-macht un der Kabinettskriege. 1648-1789. Die Macht der Fürsten wurde vermehrt durch die Ausnahme des rmischen Rechtes, wornach der Wille des Fürsten Gesetz war, sowie durch die Reformation, wodurch die Fürsten das ius reformandi und damit auch greren Einflu auf die kirchlichen Angelegenheiten erhielten. Umgekehrt war die Kraft des Adels feit der Sickingenfchen Fehde gebrochen, die Macht der Geistlichkeit durch die Reformation eingeschrnkt, der Reichtum der Städte durch die Kriege erschpft. Die Vertreter des Adels, der Geistlichkeit und der Städte, die sog. Landstnde, ohne deren Zu-stimmung frher keine Steuern erhoben werden konnten, verloren diefes Recht und wurden bald berhaupt nicht mehr einberufen. Der Landesherr erhob eigenmchtig die Steuern und vermehrte feine Einknfte durch indirekte Steuern, indem er auf Salz, Brot, Fleisch, Wein und Bier Abgaben legte. Mit diesen Geldern bezahlten die Fürsten ihre Beamten und ihre stehenden Heere. Die bezahlten und deshalb abhngigen Beamten brachten den frstlichen Willen im Innern, die stehenden Heere nach auen zur Durchfhrung. Die Fürsten entschieden allein der Krieg und Frieden, und die in den frstlichen Kabinetten beschlossenen Kriege wurden vornehm-

20. Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 - S. 125

1904 - Leipzig [u.a.] : Teubner
19. Die Begrndung der Reformation. (Bis 1521.) 125 Sizilien und Sardinien. Htten alle diese Gebiete ein einheitliches, straff geordnetes Reich gebildet, so wre es ihm wohl mglich gewesen, sein Ziel, die Aufrichtung eines Habsburgischen Weltreichs, zu erreichen. Aber die Stnde der einzelnen Teile, zumal die auf ihre uralte Frei-heit" pochenden deutschen Fürsten, und die Zerrissenheit des Ganzen verhinderten eine Entfaltung der gesamten Macht. B. Der Reichstag ju Worms (1521). a. Luthers Vorladung. Im Jahre 1521 hielt Karl V. einen Reichstag zu Worms ab, um hier die Angelegenheiten Deutschlands zu beraten und zu erledigen. Da sich die Stnde bei der Stimmung des Volkes und bei der Haltung des luther-freundlichen Ritters Sickingen, der auf seiner nahen Feste Ebernburg zahlreiche Bewaffnete hatte, gegen eine Verurteilung Luthers ohne voraufgegangenes Verhr verwahrten, so wurde trotz des Widerstrebens des Kaisers der Gebannte unter der Zusicherung freien Geleites nach Worms geladen. Dies geschah in hflichster Form, die Anrede in dem Vorladungsschreiben lautete: Ehrsamer, Lieber, Andchtiger." b. Luthers Zuversicht. Trotz des Hinweises seitens einiger Freunde auf das Schicksal Hus', dem auch ein Kaiser freies Geleit versprochen hatte, brach Luther sofort auf. Er sprach: Ist auch Hus zu Asche verbrannt, so ist doch die Wahrheit nicht mit verbrannt." Und wenn sie gleich ein Feuer machten zwischen Wittenberg und Worms, so will ich doch im Namen des Herrn erscheinen, Christum bekennen und den-selben walten lassen." berall auf der Reise wurde er vom Volke und den Stadtobrigkeiten ehrenvoll behandelt. Noch vor den Toren von Worms wurde er gewarnt. Da sprach er: Und wenn so viele Teufel in Worms wren, als Ziegel auf den Dchern, so wollte ich doch hinein." Von 100 Reitern umgeben, zog er unter groem Gedrnge des Volkes, das den khnen Mnch sehen wollte, am 16. April in Worms ein. c. Luthers Befangenheit. Schon am folgenden Tage wurde er vor den Reichstag geladen. Als Kaiser Karl V. ihn sah, sprach er: Der soll mich nicht zum Ketzer machen." Der Anblick der zahlreichen, gln-zenden Versammlung verwirrte ihn, so da er auf die Fragen, ob er die ihm vorgelegten Bcher als die seinigen anerkenne und ihren Inhalt, soweit er gegen die Kirchenlehre verstoe, widerrufen wolle, befangen antwortete und fr die zweite Frage um Bedenkzeit bat. d. Luthers Glaubenszeugnis. Aber um so mannhafter und ent-schlossener trat er am nchsten Tage (18. April) auf, wo er erklrte: i8.4.1521 Es sei denn, da ich durch Zeugnis der Heiligen Schrift oder mit hellen und klaren Grnden der Vernunft berwunden werde, fo mag und kann ich nicht widerrufen, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas gegen das Gewissen zu tun." Dann soll er noch gesagt haben: Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen." Unter