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1. Für Oberklassen - S. 234

1882 - Altenburg : Bonde
234 Deutschen. Da faßt den Varus Verzweiflung, und um sein Unglück nicht als Schmach iiberleben zu müssen, stürzt er sich in sein Schwert. Nur wenige von dem ungeheuern Römerheere entrinnen glücklich nach der Feste Aliso, die meisten liegen auf dem Walplatze. Wer in Ge- fangenschaft kam, ward entweder den Göttern zum Danke für die wieder errungene Freiheit geopfert, oder zum gemeinen Frondienste in die Gauen der Deutschen geschleppt. Am grausamsten rächte das Volk die lange erduldete Fremdherrschaft an den Sachwaltern und Schreibern, die ihm statt des guten alten Rechtes das spitzfindige neue aufgedrängt; einem, den es gefangen, riß es die Zunge aus, stopfte ihm die Kehle zu und rief: „Jetzt zisch' einmal, Natter, wenn du kannst." Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschlagen ward im neunten Jahre nach Christi Geburt. Als der Kaiser Augnstus die Kunde erhielt, daß die drei Legionen gefallen, stieß er in Verzweif- lung die Stirn an die Wand seines Palastes und rief aus: „O Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Ganz Rom war voll Ent- setzens vor den Deutschen und glaubte mit jedem Tage, sie kämen in ungeheuern Heerscharen, wie einst die Cimbern und Teutonen, gen Welsch- land heran. Im Lande Gallien und am Rheine ward zur Notwehr gerüstet. Grundlose Furcht! Nicht an Eroberung dachten die Sieger, die teure Freiheit erkämpft zu haben, war ihnen genug. Stolz legten sie die Hände in den Schoß, als sie die Zwingburgen im Lande gebrochen, als an dem Rheine kein Römer mehr zu schauen war. 209. Von der Zerstörung Jerusalems. Lies einmal das 11. Kapitel im Propheten Sacharja. Da befiehlt Gott der Herr seinem eingeborenen Sohne, die Schlachtschafe, d. i. das dem Verderben preisgegebene Volk Israel, zu weiden. Sein Hirtenstab ist ein zweifacher; in der einen Hand führt er den Stab Sanft, in der anderen Hand den Stab Wehe. Nach dieser doppelten Seite, nach seinem erbarmungsvollen Herzen und nach seiner gewaltigen Hand, offenbart er sich auch in allen denjenigen Weissagungen der Evangelien, welche von der Zerstörung Jerusalems handeln, und in ihrer Erfüllung. Noch ein- mal will er durch seine Thränen, seine Weissagung und Tempelreinignng Jerusalems Kinder zu sich sammeln, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; aber sie wollen nicht, darum schüttet er nach der letzten Frist der Buße die volle Schale seines Zornes über das Volk aus. Laß dir jetzt die Zerstörung Jerusalems erzählen, damit du siehst, wie der Herr, so holdselig seinen Freunden, doch auch so erschrecklich ist seinen Feinden, auch so siehst, was es heißt, das Evangelium verachten, und damit du dich zu Gott und zur Erkenntnis Christi bekehrest. Nach dem Tode des Herrn war es mit dem Volke Israel je länger je schlimmer geworden. Einzelne ließen sich noch retten wie ein Brand aus dem Feuer; aber mit der großen Masse ging es immer tiefer hinab in Tod und Verderben. Die Hohenpriester übten Tyrannei wider die andern Priester; unter den übrigen Gewaltigen war allerlei Haß und Neid, daher denn Uneinigkeit im Regimente und parteiische Zertrennungen entstanden. Dazu drückten die grausamen und habsüchtigen Statthalter

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1. Für Oberklassen - S. 234

1893 - Altenburg : Bonde
234 Deutschen. Da faßt den Varus Verzweiflung, und um fein Unglück nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzt er sich in sein Schwert. Nur wenige von dem ungeheuern Römerheere entrinnen glücklich nach der Feste Aliso, die meisten liegen auf dem Walplatze. Wer in Ge- fangenschaft kam, ward entweder den Göttern zum Danke für die wieder errungene Freiheit geopfert, oder zum gemeinen Frondienste in die Gauen der Deutschen geschleppt. Am grausamsten rächte das Volk die lange erduldete Fremdherrschaft an den Sachwaltern und Schreibern, die ihm statt des guten alten Rechtes das spitzfindige neue aufgedrängt; einem, den es gefangen, riß es die Zunge aus, stopfte ihm die Kehle zu und rief: „Jetzt zisch' einmal, Natter, wenn du kannst." Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschlagen ward im neunten Jahre nach Christi Geburt. Als der Kaiser Augustus die Kunde erhielt, daß die drei Legionen gefallen, stieß er in Verzweif- lung die Stirn an die Wand seines Palastes und rief aus: „O Varus, Varus, gieb mir 'meine Legionen wieder!" Ganz Rom war voll Ent- setzens vor den Deutschen und glaubte mit jedem Tage, sie kämen in ungeheuern Heerscharen, wie einst die Cimbern und Teutonen, gen Welsch- land heran. Im Lande Gallien und am Rheine ward zur Notwehr gerüstet. Grundlose Furcht! Nicht an Eroberung dachten die Sieger, die teure Freiheit erkämpft zu haben, war ihnen genug. Stolz legten sie die Hände in den Schoß, als sie die Zwingburgen im Lande gebrochen, als an dem Rheine kein Römer mehr zu schauen war. 209. Von der Zerstörung Jerusalems. Lies einmal das 11. Kapitel im Propheten Sacharja. Da befiehlt Gott der Herr seinem eingeborenen Sohne, die Schlachtschafe, d. i. das dem Verderben preisgegebene Volk Israel, zu weiden. Sein Hirtenstab ist ein zweifacher; in der einen Hand führt er den Stab Sanft, in der anderen Hand den Stab Wehe. Nach dieser doppelten Seite, nach seinem erbarmungsvollen Herzen und nach seiner gewaltigen Hand, offenbart er sich auch in allen denjenigen Weissagungen der Evangelien, welche von der Zerstörung Jerusalems handeln, und in ihrer Erfüllung. Noch ein- mal will er durch seine Thränen, seine Weissagung und Tempelreinigung Jerusalems Kinder zu sich sammeln, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; aber sie wollen nicht, darum schüttet er nach der letzten Frist der Buße die volle Schale seines Zornes über das Volk ans. Laß dir jetzt die Zerstörung Jerusalems erzählen, damit du siehst, wie der Herr, so holdselig seinen Freunden, doch auch so erschrecklich ist seinen Feinden, auch so siehst, was es heißt, das Evangelium verachten, und damit du dich zu Gott und zur Erkenntnis Christi bekehrest. Nach dem Tode des Herrn war es mit dem Volke Israel je länger je schlimmer geworden. Einzelne ließen sich noch retten wie ein Brand aus dem Feuer; aber mit der großen Masse ging es immer fieser hinab in Tod und Verderben. Die Hohenpriester übten Tyrannei wider die andern Priester; unter den übrigen Gewaltigen war allerlei Haß und Neid, daher denn Uneinigkeit im Regiments und parteiische Zertrennnngen entstanden. Dazu drückten die grausamen und habsüchtigen Statthalter

2. Die weite Welt - S. 28

1882 - Leipzig : Klinkhardt
28 10. Sie schau’n sich um und schauen mit Entzücken den edlen Zeugenkreis, der sie umringt, nicht jenen, der mit mordgewohnten Blicken im weiten Cirkus, voll bis zum Erdrücken, wie eine Riesenschlange sie umschlingt, — 11. Nein, Engel sind’s, die sich herniederneigen, ein lichter Kreis, ein strahlen voller Kranz, mit Kronen winken sie, mit Palmenzweigen, Kopf drängt an Kopf und Reigen sich an Reigen, bis er versehwebt im gold’nen Himmelsglanz. — 12. Numidscher Leu, nun schüttle deine Mähne, die Lämmer Christi schrecket nicht dein Zorn, spring an aus deinem Käfig, o Hyäne, du Königstiger, wetze deine Zähne, zermalme kecklich Christi Weizenkorn! 13. Zehn blut’ge Leichen schleift man aus den Thoren, doch zwanzig derer, die sie sterben sah’n, sie haben morgen schon zum Kreuz geschworen, aus Blut wird Christi Kirche neugeboren, und jeder Sturm facht frische Flammen an. Gerok. 12. Die Zerstörung Jerusalems. Der Hass der Juden gegen ihre Oberherren und Bedrücker, die Römer, welcher schon zu Christi Lebzeiten das ganze Volk erfüllte, steigerte sich mit jedem Jahre, und jedem Denkenden musste es klar werden, dass die Voraussagungen Christi bald in Erfüllung gehen würden. Unter dem Landpfleger (Statthalter) Dessins Florus, der seine Vorgänger im Amte noch an Tyrannei und Habsucht übertraf (66 nach Chr.), brach der allgemeine Aufstand aus. Alle entschlossenen Anhänger des Tempels und der alten Satzungen, begeistert von dem Gedanken, dass nur Gott und sein auserwählter Gesalbter über Israel herrschen dürfe und nicht der heidnische römische Kaiser, griffen jetzt zu den Waffen, und in der That litten die Römer in einem Engpass einen empfindlichen Verlust; 5000 erschlagene Feinde bedeckten das Schlachtfeld. Ein sol- cher Sieg gab auch den Zaghaften Mut und verschaffte der Empörung immer grössere Ausdehnung. Wahrscheinlich mussten schon damals die Christen vor den in blindem Religionseifer wütenden Siegern flüchten. (Matth. 24, 15. 16.) Sie begaben sich nach Bella, einer kleinen, jen- seits des Jordans gelegenen Stadt, die von Heiden bewohnt war. Hier hatten sie während des ganzen jüdischen Krieges eine sichere Freistätte. Der damalige römische Kaiser Nero übertrug jetzt dem Vespasian, einem berühmten Feldherrn, den Oberbefehl gegen die Juden, und mit 60000 Streitern zog dieser gegen das empörte Volk. Allein die Juden liessen den Mut nicht sinken; und obwohl sie den kriegserfahrenen

3. Erzählungen aus der Geschichte alter und neuer Zeit - S. 93

1846 - Breslau : Graß, Barth
christlichen Gemeinden. 93 sogar das Weihnachtsfest, sind erst in späterer Zeit angeordnet worden. Der Gottesdienst fand gewöhnlich in folgender Weise statt: es wurde gebetet, Psalmen wurden gesungen, dann pflegte man einen Abschnitt aus dem alten Testamente vorzulesen und an die Erklärung desselben wurden von Männern, die sich dazu tüchtig fühlten, freie Vorträge geknüpft; wie der Apostel Paulus schreibt an die Christen- gemeinde zu Colossä: „Lasset das Wort Christi unter euch reichlich wohnen, in aller Weisheit; lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgcsängen und geistlichen Liedern, und singet dem Herrn in eurem Herzen." Ehe die Gemeinde aus einander ging, wurden noch Almosen gesammelt und eine gemeinschaftliche Mahlzeit, ein sogenanntes Liebes mahl, beschloß die ganze Feier. Von den Almosen oder den freiwilligen Beiträgen, welche ein jeder mit bereitwilligem Herzen nach Vermögen darbrachte, erhielten theils die Beamten der Gemeinde ihren Unterhalt, theils wurden dürftige Christen oder auch fremde Gemeinden, die sich in Noch befanden, unterstützt; das Geschäft dervertheilung besorgten die Almosenpfleger. Das Liebesmahl (Agape) war eine gemeinschaft- liche Mahlzeit, an welcher Reiche und Arme, Hohe und Niedere Theil nahmen; zu einem sichtbaren Zeichen, daß christliche Liebe sie alle verbinden solle und zu lebendiger Erinnerung an den Herrn Jesum Christum, der ja auch, bevor seine Leidensnacht anbrach, mit seinen Jüngern ein ge- meinschaftliches Abendmahl genossen und den Auftrag hinterlassen hatte: dies thut zu meinem Gedächtniß. Ob alle, die der christlichen Gemeinde angehörten, allch ein christ- lich-sittliches Leben führten? O nein. Wie es unter den zwölf Jün- gern Jesu einen Judas gab, der seinen treuesten Freund und größten Wohlthäter, seinen Herrn und Meister verrathen konnte; wie heut zu Tage unter manchem frommen Gesichte ein Herz voll Schalk- heit und Bosheit schlägt; so hat es von je her in christlichen Gemein- den, auch in den frühesten schon, unwürdige Mitglieder gegeben, die durch ihren Wandel nicht bezeugten, daß Christi Geist in ihnen lebe. Solche wurden von den Aeltesten ermahnt und, wenn dies ohne Er- folg blieb, ganz aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Nur durch Reue und unzweifelhafte Beweise der Besserung konnten sie sich der Wieder- aufnahme würdig machen. Die Zerstörung Jerusalems. tz 57. Schon zu Christi Zeiten gab sich unter den Juden eine Mißstimmung gegen die Oberherrschaft der Römer kund. Viele vom Volke hatten Christo deshalb angehangen, weil sie hofften, er würde Israel erlösen von der Herrschaft Roms. Als diese inne wurden,'daß

4. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 93

1908 - Altenburg : Bonde
93 in dem rauhen Waldgebirge daher. Der Sturmwind brauste; der Boden war von dem Regen ganz durchweicht. Die meisten mochten sich wohl in ihrem Herzen weit weg aus diesen Wildnissen wünschen. Da kamen plötzlich aus dem Dickichte des Waldes, von allen Höhen und aus allen Schluchten die Scharen der Deutschen, die solche Wege und solches Wetter gewohnt waren, hervor und schleuderten ihre scharfen Wurfspeere gegen die erschrockenen Römer. Diese ordneten sich, so gut sie es in den unwegsamen Gegenden konnten, nahmen das Gepäck und den Troß in die Mitte und verteidigten sich. Aber die Sehnen der Bogen waren vom Regen erschlafft, die übrigen Waffen auch größten- teils verdorben; auf dem schlüpfrigen Boden konnten sie in ihren schweren Harnischen keinen festen Fuß fassen und den Deutschen über- haupt wenig Schaden zufügen. Viele von ihnen sanken ermattet und verwundet zu Boden. Am Abend endlich gelang es ihnen, einen Platz zum Lager zu finden und sich zu verschanzen, so daß sie doch einige Stunden aus- ruhen konnten. Am anderen Morgen aber mußten sie weiter. Ihre einzige Hoffnung war, sich bis zu ihren festen Plätzen, wo noch Be- satzung lag, und so weiter bis an den Rhein durchzuschlagen; und wirklich kamen sie auch in eine etwas freiere, ebenere Gegend, in der sie ge- schlossene Reihen bilden und die Angriffe der Deutschen besser abwehren konnten. Allein das dauerte nicht lange, bald ging ihr Weg wieder in den schrecklichen Wald. Nun griffen die Deutschen mit neuer Wut an, erschlugen eine Menge und jubelten laut, daß der Römerhaufen immer kleiner und kleiner wurde. Noch einmal versuchten diese ein Lager aufzuschlagen und Wall und Graben auszuwerfen; aber die Deutschen ließen ihnen nicht Zeit dazu. Mit doppelter Anstrengung und hellem Schlachtgesange stürmten sie von allen Seiten heran. Der Feldherr Varus verlor gänzlich den Mut und stürzte sich, nachdem er schon mehrere Wunden empfangen hatte, in sein eigenes Schwert. Viele der Anführer taten dasselbe, keiner widerstand mehr. Die Deutschen hatten nichts weiter zu tun, als die Ermatteten und Fliehenden niederzumachen oder gefangen zu nehmen. Nur wenigen einzelnen Römern gelang es, in der Dunkelheit der Nacht zu entkommen und, durch glückliche Um- stände begünstigt, zu den festen Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Lands- leuten die traurige Botschaft von dem Untergange des Varus mit seinem ganzen Heere verkündeten. Dieser glückliche und herrliche Sieg, der unserem Vaterlande Freiheit und Selbständigkeit brachte, war im Jahre 9 nach Christi Geburt im Teutoburger Wald erfochten worden. Armin begnügte sich aber nicht

5. Für die Oberklassen - S. 326

1850 - Leipzig : Wöller
326 satzung lag, und so weiter bis an den Rhein, durchzuschlagen, und wirklich kamen sie auch in eine etwas freiere, ebnere Gegend, wo sie geschlossene Reihen bilden und die Angriffe der Deutschen besser ab- wehren konnten. Allein das dauerte nicht lange; bald ging ihr Weg wieder in den schrecklichen Wald. Nun griffen die Deutschen mit neuer Wuth an, erschlugen eine Menge und jubelten laut, daß der Römerhaufen immer kleiner und kleiner wurde. Noch einmal ver- suchten diese, ein Lager aufzuschlagen und Wall und Graben auszu- werfen ; aber die Deutschen ließen ihnen nicht Zeit dazu. Mit dop- pelter Anstrengung und Hellem Schlachtgesange stürmten sie von allen Seiten heran. Der Feldherr Varus verlor gänzlich den Muth, und stürzte sich, nachdem er schon mehre Wunden empfangen hatte, selbst in sein Schwert; viele der Anführer ebenfalls; keiner widerstand mehr; die Deutschen hatten nichts weiter zu thun, als die Ermatte- ten und Fliehenden niederzumachen oder gefangen zu nehmen. Nur wenigen, einzelnen Römern gelang es, in der Dunkelheit der Nacht zu entkommen und durch glückliche Umstände begünstigt, zu den festen Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Landsleuten die traurige Botschaft von dem Untergange des Varus mit seinem ganzen Heere verkündigten. Die Deutschen feierten unterdeß große Freudenfeste, dankten ihren Göttern und vertheilten die reiche Beute und die Gefangenen unter sich. Unter diesen war eine Menge junger, vornehmer Römer, die in allem Ueberflusse und in aller Weichlichkeit aufgewachsen waren und in ihrem Stolze schon geglaubt hatten, daß sie die Herren der Welt wären; nun mußten sie in den rauhen deutschen Wäldern traurig ihr Leben hinbringen, indem sie die niedrigsten Knechtsdienste verrichteten, das Vieh hüteten und vor den Thüren derer standen, die sie früher ver- ächtliche Barbaren genannt hatten. Dieser glückliche und herrliche Sieg, der unserem Vaterlande Frei- heit und Selbstständigkeit gerettet hatte, war im Jahre 9 nach Christi Geburt, und zwar in der Gegend zwischen dem heutigen paderborni- schen und lippeschen Lande, da wo Horn und Lippspringe liegen, erfochten worden. Hermann begnügte sich aber nicht damit, nur den Varus geschlagen zu haben, er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festungen, die diesseit des Rheins waren, und hörte nicht auf, bis er an den Ufern dieses Stromes stand. Weiter ging er nicht; er hatte nur den vaterländischen Boden von den fremden Unterjochern befreien wollen. In Rom glaubte man ihn schon auf dem Wege nach Italien, und der alte Schrecken vor den Cimbern und Teutonen, die hundert Jahre vorher zuerst den Römern die deutschen Waffen fühlen ließen, erneu- erte sich.

6. Merkbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 5

1914 - München : Kellerer
Die Wohnplätze der bedeutendsten germanischen Volksstämme. Zu den tapfersten Stämmen gehörten die Cherusker. Ein bedeutender Anführer war Segimar, der Vater des Helden Hermann. Oft bildeten die Höfe kleine Dörfer. Mehrere Dörfer schlossen sich zu einem Gau zusammen. Die Gaugrenze bildete ein Fluß, ein Berg, ein Wald oder ein Tal. Germanen und Römer. (Zur Zeit der Geburt Christi.) Wie zählt man die Jahre vor »------------------------+ nach Christus. 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 i ^ j 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Die Bedrückung durch die Römer. Die Römer wollten die Welt erobern. Bald waren sie auch Nachbarn der Germanen am Rhein. Unter ihrem Kaiser Augu-stus breiteten sie sich immer mehr gegen die Weser hin aus und machten die freien germanischen Bauern zu ihren Untertanen. Besonders streng und hartherzig war der römische Statthalter Varus. Er verlangte hohe Steuern, steckte germanische Jünglinge in das römische Heer, trieb ohne Recht den Leuten das Vieh aus den Ställen fort und wer sich beschwerte, kam vor das strenge römische Gericht. Varus ließ zum Zeichen feiner Macht Ruten und Beile vor sich hertragen, bestrafte sogar die freien Germanen mit Stockschlägen und ließ sie enthaupten. Beinahe 20 Jahre dauerte das Elend. Die Dörfer schloffen sich in Marken n. Gaue zusammen. Die Germanen wurden von den Römern hart bedrängt.

7. Teil 3 - S. 134

1896 - Berlin : Oehmigke
134 Am Abend endlich gelang es ihnen, einen Platz zum Lager zu finden und sich zu verschanzen, sodaß sie doch einige Stunden ausruhen konnten. Am andern Morgen aber mußten sie weiter; ihre einzige Hoffnung war, sich bis zu ihren festen Plätzen, wo noch Besatzung lag, und so weiter bis an den Rhein durchzuschlagen, und wirklich kamen sie auch in eine etwas freiere, ebenere Gegend, wo sie geschlossene Reihen bilden und die Angriffe der Deutschen besser abwehren konnten. Allein das dauerte nicht lange; bald ging ihr Weg wieder in den schrecklichen Wald. Nun griffen die Deutschen mit neuer Wut an, erschlugen eine Menge und jubelten laut, als der Haufen der Römer immer kleiner und kleiner wurde. Noch einmal versuchten diese, ein Lager aufzuschlagen und Wall und Graben auszuwerfen; allein die Deutschen ließen ihnen nicht Zeit dazu. Mit verdoppelter Anstrengung und hellem Schlachtgesange stürmten sie von allen Seiten heran. Der Feldherr Varus verlor gänzlich den Mut und stürzte sich, nachdem er schon mehrere Wunden empfangen hatte, selbst in sein Schwert; viele der An- führer thaten dasselbe; keiner widerstand mehr; die Deutschen hatten nichts weiter zu thun, als die Ermatteten oder Fliehenden nieder- zuhauen oder gefangen zu nehmen. Nur wenigen Römern gelang es, in der Dunkelheit der Nacht zu entkommen und nach den festen Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Landsleuten die traurige Bot- schaft von dem Untergange des Barns mit seinem ganzen Heere verkündigten. Die Deutschen feierten unterdes große Freudenfeste, dankten ihren Göttern und verteilten die reiche Beute und die Gefangenen unter sich. Unter diesen waren viele vornehme junge Römer, die in allem Überfluß und in Weichlichkeit aufgewachsen waren. Nun mußten sie in den rauhen deutschen Wäldern traurig ihr Leben hinbringen, indem sie die niedrigsten Knechtsdienste verrichteten, das Vieh hüteten und vor den Thüren derer standen, die sie früher verächtlich Barbaren genannt hatten. Dieser glückliche und herrliche Sieg, der unserm Vaterlande Freiheit und Selbständigkeit gerettet hat, wurde im Jahre 9 nach Christi Geburt erfochten. Hermann begnügte sich aber nicht damit, nur den Varus geschlagen zu haben, er eroberte und zer- störte auch alle römischen Festen, die diesseits des Rheines waren,

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 280

1854 - Stuttgart : Hallberger
280 dazu. Mit verdoppelter Anstrengung und Hellene Schlachtgesange stürmten sie von allen Seiten heran; der Feldherr Varus verlor gänzlich den Muth und stürzte sich, nachdem er schon mehrere Wunden empfangen hatte, selbst in sein Schwert; viele der Anführer thaten deßgleichcn; keiner widerstand mehr. Die Deutschen hatten nichts weiter zu thun, als die Ermatteten und Fliehenden niederzumachen oder gefangen zu neh- men. Nur wenigen einzelnen Römern gelang es, in der Dunkelheit der Nacht zu entkommen und durch glückliche Umstände begünstigt zu den festen Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Landsleuten die traurige Bot- schaft von dem Untergang des Narus mit seinem ganzen Heer ver- kündigten. Die Deutschen feierten unterdeß große Freudenfeste. Die gefange- nen Kriegsobersten wurden, wie Opferthiere, den Göttern zu Ehren ab- geschlachtet, andere Gefangene an Bäume aufgehängt oder als Sklaven vertheilt. Dieses letztere Loos traf namentlich viele vornehme Römer. Noch vierzig Jahre später wurden einige derselben von ihren Landsleu- ten nach einem Treffen im Hessischen aus ihrer langen Knechtschaft be- freit. Der Kopf des gefallenen Varus ward den Römern zum gräß- lichen Wahrzeichen übersendet. Besonders übel ging es den römischen Sachwaltern, die so oft mit ihren glatten Zungen das Recht verdreht hatten. Einem solchen wurde die Zunge mit glühenden Nadeln durch- stochen, wobei man ihm höhnend zurief: „Nun züngle, du Schlange!" Dieser Sieg, der unserem Vaterlande Freiheit und Selbständigkeit gerettet hat, ist im Jahr 9 nach Christi Geburt erfochten worden. Hermann begnügte sieb aber nicht damit, nur den Varus geschla- gen zu haben, er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festen, die diesseits des Rheins waren, und hörte nicht auf, bis er an den Ufern dieses Stromes stand. Weiter ging er nicht; er hatte nur den vater- ländischen Boden von den fremden Unterjochern befreien wollen. In Rom aber glaubte man ihn schon auf dem Wege nach Italien, und der alte Schrecken vor den Cimbern und Teutonen, die hundert Jahre vorher zuerst den Römern deutsche Tapferkeit und Waffen fühlen ließen, erneuerte sich. Der Kaiser Augustuö, der sich sonst wohl zu fassen wußte, verlor diesmal alle Besinnung, rannte mit dem Kopf gegen die Wand und rief dabei aus: „Varus, Varus, gib mir meine Legio- nen wieder!"

9. Das Vaterland - S. 9

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
9 5. Armin. Die mächtigen Römer hatten um die Zeit der Geburt Christi das Land zwischen dem Rheine und der Weser besetzt, betrachteten es als ihr Eigentum und behandelten es als solches. Die römischen Legionen befehligte zu der Zeit Varus. Der saß unter den Ger- manen zu Gericht, als wäre es auf dem römischen Marktplatze ge- wesen, und richtete die Männer in einer Sprache, die sie nicht ver- standen, und nach Gesetzen, die sie nicht kannten und die nicht für sie paßten. Da ergrimmten die Männer und sahen sich nach einem Manne um, der sie anführen könnte, und die Völkerschaften thaten sich zusammen, damit sie widerstehen könnten. Und Gott wollte nicht, daß die Germanen Knechte werden sollten; er hatte einen Jüngling erweckt unter ihnen, der sie erlösen sollte, dieser Jüngling hieß Arminius. Es war aber Arminius ein Fürst aus dem Volke der Cherusker, welche wohnten in dem Lande zwischen dem Harz und der Weser, und er hatte einen hohen und kühnen Mut und verstand auch den Krieg, wie die Römer ihn führten; denn er war als Kriegsmann unter ihnen gewesen und Freund und Ritter genannt worden von ihnen, und er war ein gewandter, geschickter und kluger Jüngling. Der ergrimmte in seinem Herzen, als er sah, wie sein freies Volk unterdrückt ward, und wie freie Männer, die nichts fürchteten als ihre Götter, vor römischen Sachwaltern und Beilen zittern mußten. Und er entwich in die Orte und redete zu den Fürsten und Ältesten, wie sie sich verbünden möchten und die Römer erschlagen und die Schmach der Knechtschaft abthun von ihrem Lande. Da traten sie zusammen und ratschlagten und schlossen einen Bund und gelobten den Göttern, einander treu zu sein; denn es sei besser, einmal ehrlich sterben, als lange in Schande leben. Und es ward dem Barns an- gesagt und denen, die mit ihm waren: „Siehe, es ist unruhig im Lande, darum sei auf deiner Hut, auch hüte dich vor dem Arminius und denen, die mit ihm sind; denn sie meinen Arges in ihrem Herzen gegen die von Rom." — Denn unter den Germanen waren Verräter, die mehr hielten von den Fremden als von den Ihrigen, und denen die Römer Gnadengelder bezahlten; und unter diesen war ein ger- manischer Fürst, der hieß Segestes und war ein Erzbösewicht gegen sein Land bis in seinen Tod. Er warnte Varus noch den Tag vor dem Unglücke; der aber glaubte ihm nicht, denn er dachte in seinem Herzen: „Diese werden sich nicht rühren, die so bleich werden vor den Beilen meiner Knechte." Denn so ist es: will Gott das Glück wegwenden, so verwirrt er die Ratschläge und verblendet die Augen, daß sie nicht sehen, und liegt doch das offene Verderben vor ihnen. Arminius aber hatte seine Völker versammelt — denn er wußte, daß Varus sicher war — und hatte ihnen in Wäldern und Sümpfen ihre Stellen angewiesen, wo sie im Hinterhalte liegen sollten.

10. Denkfreund - S. 497

1847 - Giessen : Heyer
497 Zeittafel zur Geschichte der alte n Welt. *) Von 2000 vor Christi Geb. bis 476 nach Christi Geb. Jahre in rund. Zahl. V. Chr. Geb. 2000 1500 1000 700 600 500 300 200 100 N. Chr. Geb. 100 V. Chr. Geb. 700 500 300 100 2000 1500 900 600 300 200 100 2000 900 700 600 500 300 100 722. 588. 332. I. Das israelitische Volk. A b r a h a m. 2200. Mofes. David. 1050. Zerstorung des Rciches Israel. a a u Iud a. Rückkehr a»s Babylon. 536. Macedonische Oberherrschaft. Maccabaer. 167. Romische Oberherrschaft, 63. Zerstorung Jerusalems. 70. 2. Agypter. Konig Psammetich. 670. Per si sche Oberherrschaft. 528. Macedonische Oberherrschaft. 332. Romische Oberherrschaft. 30. 3. P h o n i c i e r. Schifffahrt derselben. 1900. Gründung von Pflanzstadten. Theben. 1550. Erbauung Karthago's. Babylonische Oberherrschaft. Per si sche Oberherrschaft. 550. Macedonische Oberherrschaft. Zerstorung Karthago's. 146. Romische Oberherrschaft. 63. 4. Babylonier, Assyrer und Meder. Ninus u. Semiramis. Sardanapal. 888. Salmanassar. 720. Nebucadnezar. Persische Oberherrschaft. 536. Macedonische Oberherrschaft. 331. Romische Oberherrschaft bis zum Euphrat. 64. 600. 332. *) Am besten ist es, wenn der Lehrer die Schüler selbst solche Zeittafeln anlegen läßt. Diese können anfangs weniger, später auch mehr, als die vor- liegenden, enthalten. — Hier ist übrigens der Stoff absichtlich nach den Ab- schnitten im Denkfreunde auseinandergehalten. Von den geübteren Schülern kann indessen das früher Getrennte auch mehr zusammengezogen werden, etwa in der Art: 2000 Abraham. — Ninus u. Semiramis. 1500 Moses. — Die ersten Pflanzstädte der Phönicier. 1550. «,oo &xi,a- 'mm****** 900 Savdanapal. 888. — Lykurg. 886. fiv interr u. s. w. Sdhutti . ^ iiung Braunsciiwöig §chus>uo“i£> itü cftak -jt

11. Fünfzehn Bilder aus der deutschen Geschichte - S. 34

1891 - Düsseldorf : Bagel
34 4. Die Schlacht im Teutoburger Walde. Als der Herbst des Jahres 9 nach Christi Geburt gekommen war, da wurde der Plan ausgeführt. Es entstanden mit einemmale unter den verschiedenen deutschen Völkerschaften Empörungen, und Varns mußte bald hierhin, bald dorthin eine Heeresabteilung schicken, so daß sein Heer immer kleiner wurde. Da hörte ei-plötzlich von einem furchtbaren Aufstaude, der au der Weser ausgebrochen sei. Barns eilte mit den übriggebliebenen Truppen dahin, um die Deutschen zu züchtigen — da, als er im Teutoburger Walde, in der Nähe der heutigen Stadt Detmold war, wurde er plötzlich von allen Seiten überfallen. Eine furchtbare Schlacht begann. Die Deutschen waren auf den Bergen, die die Dörenschlucht, durch welche die Straße ging, umgaben. Durch einen langanhaltenden Regen war der sumpfige Boden ganz unwegsam geworden. Überall sanken die Römer ein, und ihre Bogen und Pfeile waren durch die Nässe ganz unbrauchbar geworden. In diesem kläglichen Zustande wurden sie von den Deutschen auf den Bergen angegriffen. Die Pfeile regneten auf sie von allen Seiten, und Felsblöcke wurden auf sie herabgewälzt. Eiligst befahl Varus den Rückzug. Aber da kamen ihnen mit wildem Kriegsgeschrei die anderen Deutschen unter Hermanns Führung entgegen, und nun kämpfte Mann gegen Mann. Die Schwerter, Streitäxte und Framen trafen manchen Römer. Hermann focht überall wie ein Löwe, sein Federbusch am Helme war allerorts zu sehen und feuerte die Deutschen zum Nichtmüdewerden an. Das ganze römische Heer wurde hier vernichtet, nur wenige Römer kamen über den Rhein, um in Rom die Schreckensbotschaft zu verkünden. Als Kaiser Augustus sie vernahm, stieß er sich mit dem Kopfe gegen die Wand und rief einmal über das andere: „O Varus, Varus! gieb mir meine Heerscharen wieder!" Varus aber hatte sich aus Verzweiflung in sein eigen Schwert gestürzt, um nur den Deutschen nicht in die Hände zu fallen. Dies war die berühmte Hermannsschlacht im Teutoburger Walde im Jahre 9 nach Christi Geburt. Wer einmal von euch nach Detmold kommt, kann dort auf der Groteuburg das herrliche Hermannsdenkmal sehen, welches das deutsche Volk Hermann dem Cheruskerfürsten gesetzt hat. Dieses wurde im Jahre 1875 im Beisein des Kaisers Wilhelm I. und vieler anderen Fürsten, sowie des Meisters Ernst v. Bändel, der es erbaut hat, eingeweiht.

12. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 31

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 31 — sprengt; die Flucht wurde allgemein. Zuerst flüchtete die Reiterei. An ihre Fersen aber hefteten sich die schnellfüßigen Germanen. Nur wenige der Fliehenden vermochten zu entkommen; die andern wurden erschlagen oder zu Tode gehetzt. Da faßte den Varus wilde Verzweiflung, und um sein Unglück nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzte er sich selbst in sein Schwert. Ihm nach taten es viele der vornehmsten Offiziere, um nicht lebendig in die Hände des grausamen Feindes zu fallen. Nur wenigen Reiterhaufen gelang es, in der Dunkelheit der Nacht zu entkommen und sich glücklich nach der Festung Miso und von da nach dem Rheine zu retten, wo sie ihren Landsleuten die Trauerbotschaft von dem furchtbaren Untergange des Varus samt seinem stolzen Heere verkündigten. Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, geschlagen am 9., 10. und 11. September des Jahres 9 nach Christi Geburt. Für alle Zeit ward durch sie der Römer Herrschaft in den deutschen Landen gebrochen. Und dies war allein das Werk des hochherzigen Cheruskersürsten Armin, den wir Hermann zu nennen uns gewöhnt haben, weshalb man diese Schlacht auch die Hermannsschlacht genannt hat. Und noch heute singen die Bewohner jener Gegend von dieser Schlacht: 1. „Hermann, 2. Und Hermann Aufgabe: Erzähle über die Schlacht im Teutoburger Walde!*) e) Der Deutschen Gericht. Die blutige Schlacht war vorüber. Mächtig hallten die Wälder wider von dem Jubelgeschrei und den Triumphgesängen der Deutschen. Drei Legionen der Römer, über 20000 Mann der besten Truppen, waren fast völlig vernichtet, die Freiheit des Vaterlandes war gerettet. Nun wurde Gericht über diejenigen gehalten, welche, dem Schwerte entronnen, den Siegern als Gefangene in die Hände gefallen waren. Galgen und Kreuze wurden errichtet und Scheiterhaufen aufgetürmt. Unter entsetzlichen Martern mußten die armen Opfer den Übermut des römischen Volkes büßen. Der allgemeine Haß richtete sich besonders gegen die römischen Richter. Einem unter ihnen wurde die Zunge aus dem Munde geschnitten, dieser selbst *) Es dürfte sich empfehlen, die Schilderung der drei Schlachttage als etwas Zusammengehöriges nicht zu zerreißen, sondern als Ganzes zu erzählen und wiedererzählen zu lassen, wobei freilich von dem Grundsätze, nur kleine Portionen zu bieten, etwas abgewichen werden muß. Schla Lärm an! La piepen, la trummen! De Kaiser will summen Mit Hammer und Stangen, Will Hermann uphangen. Schloug Lärm an, Leit piepen, leit trummen; De Fürsten sind summen Mit all ihren Mannen, Hewt Varus uphangen."

13. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 14

1845 - Berlin : Klemann
14 Erstes Buch. Vierter Abschnitt. Wf um jeden Baum, um jeden Stein, und kommt nicht eher zu Athem, als bis die Nacht hereinbricht. Da läßt Varus abermals Lager schlagen und er- mattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblick scheucht der Deutscben Kriegsgeheul sie aus der kurzen Nachtruh empor. Wie der dritte Tag sich lichtet, entdecken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden. Mann an Mann geschlossen, brechen sie auf und kommen aufs offene Land, das die Senne heißt. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht aller Eidgenossen vor sich entfaltet. Ringsum Deutsche, nirgends einen Ausweg! Für alle Tapferkeit ist nichts mehr feil als der Tod. Jauchzend stürzen jetzt die Eid- genossen in der verzweifelnden Römer starre Reihen. „Die Freiheit! die Freiheit!" schallt's wie Donner des Himmels den Römern in die Ohren. Wie die Saat unter Hagelschlossen, sinken die Tapfersten unter deutschen Hieben hin. Hermann selbst ist überall; hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: „Drauf, Brüder, drauf!" dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn; kein Eidgenosse, der nicht mit ihm um den Preis wetteifert! Des Feindes Sehaaren sind zersprengt, nur we- nige wilde Haufen ragen noch aus dem Meer der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein; doch wer sich retten will, rennt wie blind grad' recht in die Spieße der Deutschen. Da faßt den Varus Verzweiflung, und, um sein Unglück nicht als Schmach überleben ;u müssen, stürzt er sich in sein Schwert. Nur Wenige von dem ungeheuren Römerheer entrinnen glücklich nach der Feste Aliso; die Meisten liegen auf dem Wahlplatz. Wer in Gefangenschaft kam, ward entweder den Göttern, zum Dank für die wiedererrungene Freiheit, geopfert oder zu gemeinem Frohndienst in die Gaue der Eidgenossen geschleppt. Am grausamsten rächte das Volk die lang erduldete Fremdherrschaft an den Sachwaltern und Schreibern, die ihm statt des guten alten Rechts das spitzfindige neue aufgedrängt; einem, den es gefangen, riß es die Zunge aus, stopfte ihm die Kehle zu und ries: „Jetzt zisch' einmal, Natter, wenn du kannst!" — Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschla- gen ward im 9ten Jahre nach Christi Geburt. Die Freiheit des deutschen Volkes brachte Hermann seinem treuen Weibe draus heim; den ewigen Ruhm seines Namens sah ihm Thusnelda aus der Stirne leuchten, da sie dem Helden wieder am Herzen lag. Dem Marbod aber schickte Hermann das Haupt des Varus, zur Mahnung, daß alle Deutsche nur einen Feind hätten und nur für eine Freiheit kämpfen sollten. Doch Marbod verstand die Aufforderung nicht, oder wollte sie nicht verstehen, und sandte den Varus- kopf nach Rom. Als dort der Kaiser Augustus die Kunde erhielt, daß die drei Legionen gefallen, fließ er in Verzweiflung die Stirn an die Wand seines Palastes und rief aus: „O Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!" Ganz Rom war voll Entsetzens vor den Deutschen und glaubte mit jedem Tag, sie kämen in ungeheuren Heerschaaren, wie einst die Kim- bern und Teutonen, gen Welschland heran. Im Lande Gallien und am Rhein ward zur Nothwehr gerüstet. Grundlose Furcht! Nicht an Erobe- rung dachten die Sieger; die theure Freiheit erlöst zu haben, war ihnen genug; stolz legten sie die Hände in den Schooß, als sie die Zwingburgen im Lande gebrochen hatten, als bis an den Rhein kein Römer mehr zu schauen war. Hermann allein dachte daran, wie die Freiheit auch für alle künftigen Zeiten bewahrt werden müsse, und fand das einzige Mittel in einem steten Bunde der Eidgenossen. Aber die Mißgunst der Edlen, welche für sich selbst die Herrschaft zu erringett hofften, widerstrebte ihm, — vor

14. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 5

1875 - Paderborn : Schöningh
Sie eroberten zunächst die Landstrichs im Lüden der Donau und ans der linken Seite des Rheins und versuchten dann über jene Flüsse auch in das Innere vorzudringen. Der Kaiser Augustus sandte seinen Stiefsohn Dnyus mit einem <Öeere an den Rhein. Dieser machte dm verheerende Einfälle und drang sogar bis an die Elbe vor. Aut dem Rückzüge fiel er mit dem Pferde, brach einen üchenjel und starb in Folge der Verwundung. Sem Bruder berius bewirkte durch List und Gewalt, daß viele Stamme zwischen Rhein und Weser sich der Römerherrschaft fugten. Da aber sein Rachfolger, Varus, mit grosser Harte verfuhr so erwachte in den Germanen die alte Liede zur Freiheit. Sie fanden einen Führer an Armin oder Hermann aus einem ebelen Geschlechte der Cherusker, eines Volksstammes an der Weser. Dieser hatte ai§ ^unglmg bei den Römern Kriegsdienste geleistet und wegen seiner Tapferkeit sogar die Ritterwürde erlangt. Voll Liebe und Begeisterung für sein Vaterland beschloß er, die bei den Feinden erlernte Kunst für die Befreiung seiner Landsleute zu verwerthen. Ohne daß die Römer etwas merften, bewirkte er eine Verbindung bet nordgermanischen Voller. Unruhen und Aufstände in verschiedenen Gegenden boten die Veranlassung, daß Varus einzelne Abtheilungen seines Heeres aussandte. Als so die Macht des Römers nich^ wenig geschwächt war, lockte ihn Hermann in die Waldgebirge zwischen Lippe und Weser. Kaum war das feindliche Heer in den unwegsamen Wäldern und Schluchten, als die Deutschen von allen Seiten aus dem Hinterhalte hervorbrachen. Drei Tage nach einander kämpften d>e ftömer unter Sturmwetter und Regengüssen, um sich aus den Händen der Germanen zu befreien. Doch vergebens. Die meisten Feinde blieben auf dem Kampfplatze, unter ihnen Varus, welcher sich aus Verzweiflung in fein Schwert stürzte. Wer von den übrigen sich nicht durch die Flucht rettete, wurde von den Germanen den Göttern geopfert oder zum Sklaven gemacht. Das ist die berühmte Schlacht im teutoburger Walde im Jahre 9 nach Christi Geburt. Zum Andenken an den Besreier des Vaterlandes vom

15. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte - S. 87

1911 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
87 Das rmische Heer konnte in dem rauhen und armen Lande natrlich nicht den Winter verbringen; darum zog sich Drusus zurck. Unterwegs verunglckte er durch einen Sturz vom Pferde. Was er angefangen hatte, setzte sein Bruder Tiberius fort. Bald gehorchten den Rmern alle Germanenstmme zwischen Rhein und Weser. 2. Die Rmer als Bedrcker der Germanen. Darum glaubte Augustus, er knne dieses groe Stck Germaniens seinem Reiche jetzt fest einfgen. Er schickte den Vrus hin, der bisher in Asien Statthalter gewesen war. Die Leute dort hatten ihm ohne Widerrede gehorcht. Er meinte, die Ger-meinen auch so behandeln zu knnen, und fate sie sehr hart an. Sie muten jetzt Steuern bezahlen, von denen sie frher nichts gewut hatten. Ihre Richter waren jetzt nicht mehr Einheimische, sondern Fremde; diese urteilten nach Gesetzen, die sie nicht kannten, und redeten eine Sprache, die sie nicht verstanden. Fr Handlungen, die bei ihnen gar nicht als strafbar galten, wurden sie mit Ruten gepeischt oder gar mit dem Beile hingerichtet. Da erfate alle ein grimmiger Ha gegen ihre Peiniger; aber sie fhlten selbst, da sie gegen diese ohnmchtig waren; denn Varus hatte ein groes Heer bei sich. Da erschien den Bedrngten ein Erretter in Arminius. 3. Arminius befreit Germanien vom rmischen Joche durch die Schlacht im Teutoburger Walde. 9 nach Christi Geburt. Die Rmer wuten, wie gern die Germanen ans Abenteuer ausgingen und wie sehr sie den Kriegsdienst liebten. Das machten sie sich zu nutze. Sie nahmen Huptlingsshne mit ihrem Gefolge in Sold. Diese jungen Männer berhufte man in Rom mit Ehren; sie erhielten wohl das rmische Brgerrecht oder gar den Ritterrang. Das stieg gar manchem zu Kopfe, und er wollte lieber ein Rmer als ein Germane sein. Nicht so der Sohn eines Cheruskerhuptlings. Auch er diente dem Kaiser mit einer Schar Stammesgenossen, wurde Ritter und erhielt den rmischen Namen Arminius. Aber er blieb trotzdem seinem Volke treu. Als ihm berichtet wurde, wie schwer Varus seine Landsleute bedrckte, da gelobte er sich: Du mut die Deinen von dem schweren Joche befreien!" So kehrte er in die Heimat zurck. Armin hatte von den Rmern die Kunst der Verstellung gelernt. Er trat vor Varus und brachte ihm wichtige Botschaft von Augustus. Der Rmer lie sich von ihm tuschen und schenkte ihm sein Vertrauen. Doch warb Arminius ganz heimlich Bundesgenossen. Mehrere Huptlinge sammelten in aller Stille ihre Leute, während Varus noch in seinem Lager an der Weser sa und an nichts Bses dachte. Da erhielt der Feldherr die Nachricht, da sich einige Stmme emprt htten, die zwischen Weser und Rhein wohnten. Sogleich machte er sich mit seinem ganzen Heere auf, um die Emprer niederzuwerfen, und gedachte dann an den Rhein ins Winterquartier zu ziehen. So begleitete sein Heer ein groer Tro von Kaufleuten, Weibern und Kindern. Der lange Zug konnte auf den schlechten Wegen des Teutoburger Waldes nur langsam vorwrts kommen. Das war eine gnstige Gelegenheit zum berfall. Pltzlich sahen sich die Rmer von mehreren Seiten zugleich angegriffen. Ein Hagel von Pfeilen, Lanzen und Steinen ging

16. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 280

1860 - Stuttgart : Hallberger
280 dazu. Mit verdoppelter Anstrengung und Hellem Schlachtgefange stürmten sie von allen Seiten heran; der Feldherr Varus verlor gänzlich den Muth und stürzte sich, nachdem er schon mehrere Wunden empfangen hatte, selbst in sein Schwert; viele der Anführer thaten deßgleichen; keiner widerstand mehr. Die Deutschen hatten nichts weiter zu thun, als die Ermatteten und Fliehenden niederzumachen oder gefangen zu neh- men. Nur wenigen einzelnen Römern gelang es, in der Dunkelheit der Nacht zu entkommen und durch glückliche Umstände begünstigt zu den festen Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Landsleuten die traurige Bot- schaft von dem Untergang des Barus mit seinem ganzen Heer ver- kündigten. Die Deutschen feierten unterdeß große Freudenfeste. Die gefange- nen Kriegsoberften wurden, wie Opferthiere, den Göttern zu Ehren ab- geschlachtet, andere Gefangene an Bäume aufgehängt oder als Sklaven vertheilt. Dieses letztere Loos traf namentlich viele vornehme Römer. Noch vierzig Jahre später wurden einige derselben von ihren Landsleu- ten nach einem Treffen im Hessischen aus ihrer langen Knechtschaft be- freit. Der Kopf des gefallenen Varus ward den Römern zum gräß- lichen Wahrzeichen übersendet. Besonders übel ging es den römischen Sachwaltern, die so oft mit ihren glatten Zungen das Recht verdreht hatten. Einem solchen wurde die Zunge mit glühenden Nadeln durch- stochen, wobei man ihm höhnend zurief: „Nun züngle, du Schlange!" Dieser Sieg, der unserem Vaterlande Freiheit und Selbständigkeit gerettet hat, ist im Jahr 9 nach Christi Geburt erfochten worden. Hermann begnügte sich aber nicht damit, nur den Varus geschla- gen zu haben, er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festen, die diesseits des Rheins waren, und hörte nicht auf, bis er an den Usern dieses Stromes stand. Weiter ging er nicht; er hatte nur den vater- ländischen Boden von den fremden Unterjochern befreien wollen. In Rom aber glaubte man ihn schon auf dem Wege nach Italien, und der alte Schrecken vor den Cimbern und Teutonen, die hundert Jahre vorher zuerst den Römern deutsche Tapferkeit und Waffen fühlen ließen, erneuerte sich. Der Kaiser Augustus, der sich sonst wohl zu faffen wußte, verlor diesmal alle Besinnung, rannte mit dem Kopf gegen die Wand und rief dabei aus: „Varus, Varus, gib mir meine Legio- nen wieder!"

17. Biographische Geschichtsbilder aus alter und neuer Zeit für den vorbereitenden geschichtlichen Unterricht (Quinta) - S. 134

1883 - Heidelberg : Winter
134 Arminius, der Befreier Deutschlands. Da läßt Varus abermals Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblick scheucht der Deutschen Kriegsgeheul sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Wie der dritte Tag sich lichtet, entdecken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden. Mann an Mann geschlossen brechen sie auf und kommen anfs offene Land. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht aller Eidgenossen vor sich entfaltet. Ringsum Deutsche, nirgends, nirgends ein Ausweg! Für alle Tapferkeit ist nichts mehr feil als der Tod. Jauchzend stürzen die Eidgenossen in der verzweifelten Römer starre Reihen. „Die Freiheit! die Freiheit!" schallt's wie Donner des Himmels den Römern in die Ohren. Wie die Saat unter Hagelschlossen sinken die Tapfersten unter den deutschen Hieben hin. Armin selbst ist überall; hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: „Drauf, Brüder, drauf!" Dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn; kein Eidgenosse, der nicht mit ihm um den Preis wetteifert! Des Feindes Scharen sind zersprengt, nur wenige wilde Haufen ragen noch aus dem Meere der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein; doch wer sich retten will, rennt wie blind grad recht in die Spieße der Deutschen. Da faßt den Barus Verzweiflung und um fein Unglück nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzt er sich in fein Schwert. Nur wenige von dem ungeheuren Römerheere entrinnen glücklich nach der Feste Aliso, die meisten liegen aus dem Walplatze. — Wer in Gefangenschaft kam, ward entweder den Göttern zum Danke für die wieder errungene Freiheit geopfert, oder zu gemeinem Frondienste in die Gaue der Eidgenossen geschleppt. Am grausamsten rächte das Volk die lange erduldete Fremdherrschaft an den Sachwaltern und Schreibern, die ihm, statt des guten alten Rechts, das spitzfindige neue aufgedrängt. Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschlagen ward im neunten Jahre nach Christi Geburt. Als der Kaiser Augustus die Kunde erhielt, daß die drei Legionen gefallen, stieß er in Verzweiflung die Stirn an die Wand seines Palastes und rief aus: „O Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Ganz Rom war voll Entsetzens vor den Deutschen und glaubte mit jedem Tage, sie kämen in ungeheuren Heerscharen, wie einst die Kimbern und Teutonen, gen Welschland heran. Im Lande Gallien und am Rheine ward zur Notwehr gerüstet. Grundlose Furcht! Nicht 'an Eroberung dachten die Sieger; die teure Freiheit erlöst zu haben, war ihnen genug; stolz legten sie die Hände in den Schoß, als sie die Zwingburgen im Lande gebrochen hatten, als an dem Rhein kein Römer mehr zu schauen war. lnach Dulle r.)

18. Für die Oberstufe - S. 250

1879 - Stuttgart : Hallberger
250 glühenden Nadeln durchstochen, wobei man ihm höhnend zurief: Nun züngle, du Schlange! Dieser Sieg, der unserem Vaterlande Freiheit und Selb- ständigkeit gerettet hat, ist im Jahr 9 nach Christi Geburt erfochten worden. 5. Hermann begnügte sich aber nicht damit, nur den Varus geschlagen zu haben; er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festen, welche dies- seits des Rheins waren, und hörte nicht auf, bis er an den Ufern dieses Stromes stand. Weiter gieng er nicht; er hatte nur den vaterländischen Boden von den fremden Unterjochern befreien wollen. In Rom aber glaubte man ihn schon auf dem Wege nach Italien, und der alte Schrecken vor den Cimbern und Teutonen, die 100 Jahre vorher zuerst die Römer deutsche Tapferkeit und Waffen fühlen ließen, erneuerte sich. Der Kaiser Augustus, der sich sonst wohl zu fasseu wußte, verlor diesmal alle Besinnung, rannte mit dem Kopf gegen die Wand und rief dabei aus: Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder! 130. Leben der Christen in den ersten Jahrhunderten. 1. ^ie selige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der Men- schen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unterschied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht ! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demüthiges Leben in aller Gott- seligkeit und Ehrbarkeit. Sie nannten sich untereinander Brüder und waren bereit für einander das Leben zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen, ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kranken, Witwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt gepflegt; auch der Fremde, sogar der Feind war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen. Ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist; sie sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein gutes Zeugniß nicht versagen. 2. In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein- geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter oder Älteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Erbauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Diakonen oder

19. Lebensbilder und Ereignisse aus der vaterländischen Geschichte nebst einem Kanon der einzuprägenden Zahlen - S. 83

1916 - Leipzig : Teubner
Ii. Aus dem deutschen Altertum und Mittelalter: Armin der Befreier. 83 in das Lager des Varns gesandt mit der Nachricht, ein entfernter Gan habe sich gegen die Römer empört. Varns, der eben von der Weser nach seinem Winterquartier am Rhein aufbrechen wollte, beschloß, diesen Ausstand sofort zu unterdrücken. Vergeblich warnte ihn Segest, ein römerfreundlicher Cheruskersürst und Oheim des Armin, vor der Falle, die ihm die Germanen gestellt hätten. Er brach mit seinen drei Legionen und dem gesamten Troß von Unbewaffneten, Frauen und Kindern, auf. Noch dazu vertraute er sich der Führung che russisch er Wegweiser an. Sie verließen gar bald die Heerstraße und führten die Römer auf schmalen, wenig gebahnten Pfaden in den Wald hinein. Hier kam aber der meilenlange Zug der Römer nur ganz langsam vorwärts. Der Boden war von vielen Regengüssen ausgeweicht; oft versperrten Gestrüpp, Baumstämme oder reißende Bäche gänzlich den Weg, und beim Überwinden dieser Hindernisse löste sich natürlich die Ordnung des Zuges. Bald marschierte alles bunt durcheinander, Soldaten, Unbewaffnete, Frauen und Kinder. Als nun die Römer langsam und mühselig und erschöpft von stundenlangem, schwierigem Marsch durch ein enges, sumpfiges Waldtal zogen, brachen plötzlich die Germanen mit wildem Kriegsgeschrei aus dem Walde hervor, und ein wahrer Hagel von Speeren, Pfeilen, Keulen und Steinen prasselte auf die überraschten und erschrockenen Römer nieder. Ihre Kriegskunst half ihnen hier wenig, denn die Germanen zogen sich nach jedem plötzlichen Angriff in den Wald zurück, wo die Römer sie nicht angreifen konnten. Sie fetzten darum ihren Marsch so schnell fort, wie es unter den Angriffen der Germanen möglich war, und erreichten endlich eine Lichtung, wo sie in aller Eile ein Lager aufschlugen. Hier hatten sie vor den Germanen Ruhe. Lange konnten sie es aber nicht im Lager aushalten, denn sie hatten für die ungeheure Menge Menschen nicht genug Lebensmittel bei sich. So schnell wie möglich mußte also Varus die Winterquartiere zu erreichen suchen. Immer wieder aber führte fein Weg durch stunden-, ja tagelangen Urwald, und der Wald war voll germanischer Krieger, die sich immer von neuem auf den erschöpften Feind stürzten. Am dritten Marschtage löste sich bei den Römern alle Ordnung. Und wahrend die römischen Reiter flüchtend davonritten, tötete sich Varus selbst, als er sah, daß er seine Legionen nicht mehr retten konnte. So wurde im Jahre 9 nach Christi Geburt von Armin und seinen Cheruskern ein großes römisches Heer vernichtet und Deutschland von der römischen Herrschaft befreit. Groß war die Siegesfreude bei den Ger- Marsch der Römer Angriff der Germanen. Die Niederlage der Römer.

20. Vaterland und Weite Welt - S. 104

1894 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
104 verschlafen. Nach ihrer Meinung ist Arbeit des freien Mannes nicht würdig und nur eine Sache der leibeigenen Knechte. Da tritt plötzlich ein Mann herein, in einer Hand einen Stab, in der andern einen Pfeil. Es ist ein Bote. Der Herzog schickt ihn und fordert die Männer auf, mit ihm in den Krieg zu ziehen. Ein wilder Jubelrus unterbricht seine Rede; man eilt zu den Waffen, die nebst verschiedenen Siegeszeichen an den Wänden hängen, und hinaus geht's, durch den düsteren Wald hindurch, nach dem heiligen Eichenhaine, wo sich die Helden versammeln. Hugo Weber. 79. Die Hermannsschlacht. Die mächtigen Römer hatten um die Zeit der Geburt Christi das Land zwischen dem Rheine und der Weser besetzt, betrachteten es als ihr Eigentum und behandelten es als solches. Die römischen Legionen befehligte zu der Zeit Quinctilius Varus. Der saß unter den Germanen zu Gericht, als wäre es auf dem römischen Markt- platze gewesen, und richtete die Männer in einer Sprache, die sie nicht verstanden, und nach Gesetzen, die sie nicht kannten, und die nicht für sie paßten. Da ergrimmten die Männer und sahen sich nach einem Manne um, der sie anführen könnte, und die Völker- schaften thaten sich zusammen, damit sie widerstehen könnten. Und Gott wollte nicht, daß die Germanen Knechte werden sollten, und er hatte einen Jüngling erweckt unter ihnen, der sie erlösen sollte, und dieser Jüngling hieß Arminius. Es war aber Arminius ein Fürst aus dem Volke der Cherusker, welche wohnten in dem Lande zwischen dem Harz und der Weser, und er hatte einen hohen und kühnen Mut und verstand auch den Krieg, wie die Römer ihn führten; denn er war als Kriegsmann unter ihnen gewesen und Freund und Ritter genannt worden von ihnen, und er war ein gewandter, geschickter und kluger Jüngling Der ergrimmte in seinem Herzen, als er sah, wie sein freies Volk unterdrückt ward, und wie freie Männer, die nichts fürchteten als Gott, vor römischen Sachwaltern und Beilen zittern mußten. Und er entwich in die Orte und redete zu den Fürsten und Ältesten, wie sie sich verbinden möchten und die Römer erschlagen und die Schmach der Knechtschaft abthun von ihrem Lande. Da traten sie zusammen und ratschlagten und schlossen einen Bund, und gelobten vor Gott, einander treu zu sein; denn es sei besser, einmal ehrlich sterben, als lange in Schande leben. Und es ward dem Varus angesagt und denen, die mit ihm waren: „Siehe, es ist unruhig im Lande, darum sei auf deiner Hut, auch hüte dich vor dem Arminius und denen, die mit ihm sind; denn sie meinen Arges in ihrem Herzen gegen die von Rom." — Denn unter den Germanen waren Verräter, die mehr hielten von den Fremden als von den Ihrigen, und denen die Römer