Ähnliche Ergebnisse
1893 -
Altenburg
: Bonde
- Hrsg.: Runkwitz, Karl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
234
Deutschen. Da faßt den Varus Verzweiflung, und um fein Unglück
nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzt er sich in sein Schwert.
Nur wenige von dem ungeheuern Römerheere entrinnen glücklich nach
der Feste Aliso, die meisten liegen auf dem Walplatze. Wer in Ge-
fangenschaft kam, ward entweder den Göttern zum Danke für die wieder
errungene Freiheit geopfert, oder zum gemeinen Frondienste in die Gauen
der Deutschen geschleppt. Am grausamsten rächte das Volk die lange
erduldete Fremdherrschaft an den Sachwaltern und Schreibern, die ihm
statt des guten alten Rechtes das spitzfindige neue aufgedrängt; einem,
den es gefangen, riß es die Zunge aus, stopfte ihm die Kehle zu und
rief: „Jetzt zisch' einmal, Natter, wenn du kannst."
Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschlagen
ward im neunten Jahre nach Christi Geburt. Als der Kaiser Augustus
die Kunde erhielt, daß die drei Legionen gefallen, stieß er in Verzweif-
lung die Stirn an die Wand seines Palastes und rief aus: „O Varus,
Varus, gieb mir 'meine Legionen wieder!" Ganz Rom war voll Ent-
setzens vor den Deutschen und glaubte mit jedem Tage, sie kämen in
ungeheuern Heerscharen, wie einst die Cimbern und Teutonen, gen Welsch-
land heran. Im Lande Gallien und am Rheine ward zur Notwehr
gerüstet. Grundlose Furcht! Nicht an Eroberung dachten die Sieger,
die teure Freiheit erkämpft zu haben, war ihnen genug. Stolz legten sie
die Hände in den Schoß, als sie die Zwingburgen im Lande gebrochen,
als an dem Rheine kein Römer mehr zu schauen war.
209. Von der Zerstörung Jerusalems.
Lies einmal das 11. Kapitel im Propheten Sacharja. Da befiehlt
Gott der Herr seinem eingeborenen Sohne, die Schlachtschafe, d. i. das
dem Verderben preisgegebene Volk Israel, zu weiden. Sein Hirtenstab
ist ein zweifacher; in der einen Hand führt er den Stab Sanft, in der
anderen Hand den Stab Wehe. Nach dieser doppelten Seite, nach seinem
erbarmungsvollen Herzen und nach seiner gewaltigen Hand, offenbart er
sich auch in allen denjenigen Weissagungen der Evangelien, welche von
der Zerstörung Jerusalems handeln, und in ihrer Erfüllung. Noch ein-
mal will er durch seine Thränen, seine Weissagung und Tempelreinigung
Jerusalems Kinder zu sich sammeln, wie eine Henne versammelt ihre
Küchlein unter ihre Flügel; aber sie wollen nicht, darum schüttet er nach
der letzten Frist der Buße die volle Schale seines Zornes über das Volk
ans. Laß dir jetzt die Zerstörung Jerusalems erzählen, damit du siehst,
wie der Herr, so holdselig seinen Freunden, doch auch so erschrecklich ist
seinen Feinden, auch so siehst, was es heißt, das Evangelium verachten,
und damit du dich zu Gott und zur Erkenntnis Christi bekehrest.
Nach dem Tode des Herrn war es mit dem Volke Israel je länger
je schlimmer geworden. Einzelne ließen sich noch retten wie ein Brand
aus dem Feuer; aber mit der großen Masse ging es immer fieser hinab
in Tod und Verderben. Die Hohenpriester übten Tyrannei wider die
andern Priester; unter den übrigen Gewaltigen war allerlei Haß und
Neid, daher denn Uneinigkeit im Regiments und parteiische Zertrennnngen
entstanden. Dazu drückten die grausamen und habsüchtigen Statthalter
1882 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Vier- bis sechsklassige Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
28
10. Sie schau’n sich um und schauen mit Entzücken
den edlen Zeugenkreis, der sie umringt,
nicht jenen, der mit mordgewohnten Blicken
im weiten Cirkus, voll bis zum Erdrücken,
wie eine Riesenschlange sie umschlingt, —
11. Nein, Engel sind’s, die sich herniederneigen,
ein lichter Kreis, ein strahlen voller Kranz,
mit Kronen winken sie, mit Palmenzweigen,
Kopf drängt an Kopf und Reigen sich an Reigen,
bis er versehwebt im gold’nen Himmelsglanz. —
12. Numidscher Leu, nun schüttle deine Mähne,
die Lämmer Christi schrecket nicht dein Zorn,
spring an aus deinem Käfig, o Hyäne,
du Königstiger, wetze deine Zähne,
zermalme kecklich Christi Weizenkorn!
13. Zehn blut’ge Leichen schleift man aus den Thoren,
doch zwanzig derer, die sie sterben sah’n,
sie haben morgen schon zum Kreuz geschworen,
aus Blut wird Christi Kirche neugeboren,
und jeder Sturm facht frische Flammen an. Gerok.
12. Die Zerstörung Jerusalems.
Der Hass der Juden gegen ihre Oberherren und Bedrücker, die
Römer, welcher schon zu Christi Lebzeiten das ganze Volk erfüllte,
steigerte sich mit jedem Jahre, und jedem Denkenden musste es klar
werden, dass die Voraussagungen Christi bald in Erfüllung gehen würden.
Unter dem Landpfleger (Statthalter) Dessins Florus, der seine Vorgänger
im Amte noch an Tyrannei und Habsucht übertraf (66 nach Chr.),
brach der allgemeine Aufstand aus. Alle entschlossenen Anhänger des
Tempels und der alten Satzungen, begeistert von dem Gedanken, dass
nur Gott und sein auserwählter Gesalbter über Israel herrschen dürfe
und nicht der heidnische römische Kaiser, griffen jetzt zu den Waffen,
und in der That litten die Römer in einem Engpass einen empfindlichen
Verlust; 5000 erschlagene Feinde bedeckten das Schlachtfeld. Ein sol-
cher Sieg gab auch den Zaghaften Mut und verschaffte der Empörung
immer grössere Ausdehnung. Wahrscheinlich mussten schon damals die
Christen vor den in blindem Religionseifer wütenden Siegern flüchten.
(Matth. 24, 15. 16.) Sie begaben sich nach Bella, einer kleinen, jen-
seits des Jordans gelegenen Stadt, die von Heiden bewohnt war. Hier
hatten sie während des ganzen jüdischen Krieges eine sichere Freistätte.
Der damalige römische Kaiser Nero übertrug jetzt dem Vespasian,
einem berühmten Feldherrn, den Oberbefehl gegen die Juden, und mit
60000 Streitern zog dieser gegen das empörte Volk. Allein die Juden
liessen den Mut nicht sinken; und obwohl sie den kriegserfahrenen
1846 -
Breslau
: Graß, Barth
- Autor: Löschke, Karl Julius
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
christlichen Gemeinden.
93
sogar das Weihnachtsfest, sind erst in späterer Zeit angeordnet worden.
Der Gottesdienst fand gewöhnlich in folgender Weise statt: es
wurde gebetet, Psalmen wurden gesungen, dann pflegte man einen
Abschnitt aus dem alten Testamente vorzulesen und an die Erklärung
desselben wurden von Männern, die sich dazu tüchtig fühlten, freie
Vorträge geknüpft; wie der Apostel Paulus schreibt an die Christen-
gemeinde zu Colossä: „Lasset das Wort Christi unter euch reichlich
wohnen, in aller Weisheit; lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen
und Lobgcsängen und geistlichen Liedern, und singet dem Herrn in
eurem Herzen." Ehe die Gemeinde aus einander ging, wurden noch
Almosen gesammelt und eine gemeinschaftliche Mahlzeit, ein sogenanntes
Liebes mahl, beschloß die ganze Feier. Von den Almosen oder den
freiwilligen Beiträgen, welche ein jeder mit bereitwilligem Herzen nach
Vermögen darbrachte, erhielten theils die Beamten der Gemeinde ihren
Unterhalt, theils wurden dürftige Christen oder auch fremde Gemeinden,
die sich in Noch befanden, unterstützt; das Geschäft dervertheilung besorgten
die Almosenpfleger. Das Liebesmahl (Agape) war eine gemeinschaft-
liche Mahlzeit, an welcher Reiche und Arme, Hohe und Niedere Theil
nahmen; zu einem sichtbaren Zeichen, daß christliche Liebe sie alle verbinden
solle und zu lebendiger Erinnerung an den Herrn Jesum Christum, der
ja auch, bevor seine Leidensnacht anbrach, mit seinen Jüngern ein ge-
meinschaftliches Abendmahl genossen und den Auftrag hinterlassen hatte:
dies thut zu meinem Gedächtniß.
Ob alle, die der christlichen Gemeinde angehörten, allch ein christ-
lich-sittliches Leben führten? O nein. Wie es unter den zwölf Jün-
gern Jesu einen Judas gab, der seinen treuesten Freund und
größten Wohlthäter, seinen Herrn und Meister verrathen konnte; wie
heut zu Tage unter manchem frommen Gesichte ein Herz voll Schalk-
heit und Bosheit schlägt; so hat es von je her in christlichen Gemein-
den, auch in den frühesten schon, unwürdige Mitglieder gegeben, die
durch ihren Wandel nicht bezeugten, daß Christi Geist in ihnen lebe.
Solche wurden von den Aeltesten ermahnt und, wenn dies ohne Er-
folg blieb, ganz aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Nur durch Reue
und unzweifelhafte Beweise der Besserung konnten sie sich der Wieder-
aufnahme würdig machen.
Die Zerstörung Jerusalems.
tz 57. Schon zu Christi Zeiten gab sich unter den Juden eine
Mißstimmung gegen die Oberherrschaft der Römer kund. Viele vom
Volke hatten Christo deshalb angehangen, weil sie hofften, er würde
Israel erlösen von der Herrschaft Roms. Als diese inne wurden,'daß
1908 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
93
in dem rauhen Waldgebirge daher. Der Sturmwind brauste; der
Boden war von dem Regen ganz durchweicht. Die meisten mochten
sich wohl in ihrem Herzen weit weg aus diesen Wildnissen wünschen.
Da kamen plötzlich aus dem Dickichte des Waldes, von allen Höhen
und aus allen Schluchten die Scharen der Deutschen, die solche Wege
und solches Wetter gewohnt waren, hervor und schleuderten ihre scharfen
Wurfspeere gegen die erschrockenen Römer. Diese ordneten sich, so gut
sie es in den unwegsamen Gegenden konnten, nahmen das Gepäck und
den Troß in die Mitte und verteidigten sich. Aber die Sehnen der
Bogen waren vom Regen erschlafft, die übrigen Waffen auch größten-
teils verdorben; auf dem schlüpfrigen Boden konnten sie in ihren
schweren Harnischen keinen festen Fuß fassen und den Deutschen über-
haupt wenig Schaden zufügen. Viele von ihnen sanken ermattet und
verwundet zu Boden.
Am Abend endlich gelang es ihnen, einen Platz zum Lager zu
finden und sich zu verschanzen, so daß sie doch einige Stunden aus-
ruhen konnten. Am anderen Morgen aber mußten sie weiter. Ihre
einzige Hoffnung war, sich bis zu ihren festen Plätzen, wo noch Be-
satzung lag, und so weiter bis an den Rhein durchzuschlagen; und wirklich
kamen sie auch in eine etwas freiere, ebenere Gegend, in der sie ge-
schlossene Reihen bilden und die Angriffe der Deutschen besser abwehren
konnten. Allein das dauerte nicht lange, bald ging ihr Weg wieder in
den schrecklichen Wald. Nun griffen die Deutschen mit neuer Wut an,
erschlugen eine Menge und jubelten laut, daß der Römerhaufen immer
kleiner und kleiner wurde. Noch einmal versuchten diese ein Lager
aufzuschlagen und Wall und Graben auszuwerfen; aber die Deutschen
ließen ihnen nicht Zeit dazu. Mit doppelter Anstrengung und hellem
Schlachtgesange stürmten sie von allen Seiten heran. Der Feldherr
Varus verlor gänzlich den Mut und stürzte sich, nachdem er schon
mehrere Wunden empfangen hatte, in sein eigenes Schwert. Viele der
Anführer taten dasselbe, keiner widerstand mehr. Die Deutschen hatten
nichts weiter zu tun, als die Ermatteten und Fliehenden niederzumachen
oder gefangen zu nehmen. Nur wenigen einzelnen Römern gelang es,
in der Dunkelheit der Nacht zu entkommen und, durch glückliche Um-
stände begünstigt, zu den festen Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Lands-
leuten die traurige Botschaft von dem Untergange des Varus mit seinem
ganzen Heere verkündeten.
Dieser glückliche und herrliche Sieg, der unserem Vaterlande Freiheit
und Selbständigkeit brachte, war im Jahre 9 nach Christi Geburt im
Teutoburger Wald erfochten worden. Armin begnügte sich aber nicht
1850 -
Leipzig
: Wöller
- Autor: Winter, Georg Andreas
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
326
satzung lag, und so weiter bis an den Rhein, durchzuschlagen, und
wirklich kamen sie auch in eine etwas freiere, ebnere Gegend, wo sie
geschlossene Reihen bilden und die Angriffe der Deutschen besser ab-
wehren konnten. Allein das dauerte nicht lange; bald ging ihr Weg
wieder in den schrecklichen Wald. Nun griffen die Deutschen mit
neuer Wuth an, erschlugen eine Menge und jubelten laut, daß der
Römerhaufen immer kleiner und kleiner wurde. Noch einmal ver-
suchten diese, ein Lager aufzuschlagen und Wall und Graben auszu-
werfen ; aber die Deutschen ließen ihnen nicht Zeit dazu. Mit dop-
pelter Anstrengung und Hellem Schlachtgesange stürmten sie von allen
Seiten heran. Der Feldherr Varus verlor gänzlich den Muth, und
stürzte sich, nachdem er schon mehre Wunden empfangen hatte, selbst
in sein Schwert; viele der Anführer ebenfalls; keiner widerstand
mehr; die Deutschen hatten nichts weiter zu thun, als die Ermatte-
ten und Fliehenden niederzumachen oder gefangen zu nehmen. Nur
wenigen, einzelnen Römern gelang es, in der Dunkelheit der Nacht
zu entkommen und durch glückliche Umstände begünstigt, zu den
festen Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Landsleuten die traurige
Botschaft von dem Untergange des Varus mit seinem ganzen Heere
verkündigten.
Die Deutschen feierten unterdeß große Freudenfeste, dankten ihren
Göttern und vertheilten die reiche Beute und die Gefangenen unter sich.
Unter diesen war eine Menge junger, vornehmer Römer, die in allem
Ueberflusse und in aller Weichlichkeit aufgewachsen waren und in ihrem
Stolze schon geglaubt hatten, daß sie die Herren der Welt wären;
nun mußten sie in den rauhen deutschen Wäldern traurig ihr Leben
hinbringen, indem sie die niedrigsten Knechtsdienste verrichteten, das
Vieh hüteten und vor den Thüren derer standen, die sie früher ver-
ächtliche Barbaren genannt hatten.
Dieser glückliche und herrliche Sieg, der unserem Vaterlande Frei-
heit und Selbstständigkeit gerettet hatte, war im Jahre 9 nach Christi
Geburt, und zwar in der Gegend zwischen dem heutigen paderborni-
schen und lippeschen Lande, da wo Horn und Lippspringe liegen,
erfochten worden. Hermann begnügte sich aber nicht damit, nur
den Varus geschlagen zu haben, er eroberte und zerstörte auch alle
römischen Festungen, die diesseit des Rheins waren, und hörte nicht auf,
bis er an den Ufern dieses Stromes stand. Weiter ging er nicht; er
hatte nur den vaterländischen Boden von den fremden Unterjochern
befreien wollen.
In Rom glaubte man ihn schon auf dem Wege nach Italien, und
der alte Schrecken vor den Cimbern und Teutonen, die hundert Jahre
vorher zuerst den Römern die deutschen Waffen fühlen ließen, erneu-
erte sich.
1914 -
München
: Kellerer
- Autor: ,
- Hrsg.: Bezirkslehrerverein München
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
Die Wohnplätze der bedeutendsten germanischen Volksstämme.
Zu den tapfersten Stämmen gehörten die Cherusker. Ein bedeutender Anführer war Segimar, der Vater des Helden Hermann.
Oft bildeten die Höfe kleine Dörfer. Mehrere Dörfer schlossen sich zu einem Gau zusammen.
Die Gaugrenze bildete ein Fluß, ein Berg, ein Wald oder ein Tal.
Germanen und Römer. (Zur Zeit der Geburt Christi.)
Wie zählt man die Jahre
vor »------------------------+ nach
Christus.
15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 i ^ j 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Die Bedrückung durch die Römer.
Die Römer wollten die Welt erobern. Bald waren sie auch Nachbarn der Germanen am Rhein. Unter ihrem Kaiser Augu-stus breiteten sie sich immer mehr gegen die Weser hin aus und machten die freien germanischen Bauern zu ihren Untertanen.
Besonders streng und hartherzig war der römische Statthalter Varus. Er verlangte hohe Steuern, steckte germanische Jünglinge in das römische Heer, trieb ohne Recht den Leuten das Vieh aus den Ställen fort und wer sich beschwerte, kam vor das strenge römische Gericht. Varus ließ zum Zeichen feiner Macht Ruten und Beile vor sich hertragen, bestrafte sogar die freien Germanen mit Stockschlägen und ließ sie enthaupten. Beinahe 20 Jahre dauerte das Elend.
Die Dörfer schloffen sich in Marken n. Gaue zusammen.
Die Germanen wurden von den Römern hart bedrängt.
1896 -
Berlin
: Oehmigke
- Autor: Reinecke, Hermann, Berthold, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Regionen (OPAC): Berlin
134
Am Abend endlich gelang es ihnen, einen Platz zum Lager
zu finden und sich zu verschanzen, sodaß sie doch einige Stunden
ausruhen konnten. Am andern Morgen aber mußten sie weiter;
ihre einzige Hoffnung war, sich bis zu ihren festen Plätzen, wo
noch Besatzung lag, und so weiter bis an den Rhein durchzuschlagen,
und wirklich kamen sie auch in eine etwas freiere, ebenere Gegend,
wo sie geschlossene Reihen bilden und die Angriffe der Deutschen
besser abwehren konnten. Allein das dauerte nicht lange; bald
ging ihr Weg wieder in den schrecklichen Wald. Nun griffen die
Deutschen mit neuer Wut an, erschlugen eine Menge und jubelten
laut, als der Haufen der Römer immer kleiner und kleiner wurde.
Noch einmal versuchten diese, ein Lager aufzuschlagen und Wall und
Graben auszuwerfen; allein die Deutschen ließen ihnen nicht Zeit
dazu. Mit verdoppelter Anstrengung und hellem Schlachtgesange
stürmten sie von allen Seiten heran. Der Feldherr Varus verlor
gänzlich den Mut und stürzte sich, nachdem er schon mehrere
Wunden empfangen hatte, selbst in sein Schwert; viele der An-
führer thaten dasselbe; keiner widerstand mehr; die Deutschen hatten
nichts weiter zu thun, als die Ermatteten oder Fliehenden nieder-
zuhauen oder gefangen zu nehmen. Nur wenigen Römern gelang
es, in der Dunkelheit der Nacht zu entkommen und nach den festen
Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Landsleuten die traurige Bot-
schaft von dem Untergange des Barns mit seinem ganzen Heere
verkündigten.
Die Deutschen feierten unterdes große Freudenfeste, dankten
ihren Göttern und verteilten die reiche Beute und die Gefangenen
unter sich. Unter diesen waren viele vornehme junge Römer, die
in allem Überfluß und in Weichlichkeit aufgewachsen waren. Nun
mußten sie in den rauhen deutschen Wäldern traurig ihr Leben
hinbringen, indem sie die niedrigsten Knechtsdienste verrichteten,
das Vieh hüteten und vor den Thüren derer standen, die sie früher
verächtlich Barbaren genannt hatten.
Dieser glückliche und herrliche Sieg, der unserm Vaterlande
Freiheit und Selbständigkeit gerettet hat, wurde im Jahre 9
nach Christi Geburt erfochten. Hermann begnügte sich aber nicht
damit, nur den Varus geschlagen zu haben, er eroberte und zer-
störte auch alle römischen Festen, die diesseits des Rheines waren,
1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
280
dazu. Mit verdoppelter Anstrengung und Hellene Schlachtgesange stürmten
sie von allen Seiten heran; der Feldherr Varus verlor gänzlich den
Muth und stürzte sich, nachdem er schon mehrere Wunden empfangen
hatte, selbst in sein Schwert; viele der Anführer thaten deßgleichcn;
keiner widerstand mehr. Die Deutschen hatten nichts weiter zu thun,
als die Ermatteten und Fliehenden niederzumachen oder gefangen zu neh-
men. Nur wenigen einzelnen Römern gelang es, in der Dunkelheit
der Nacht zu entkommen und durch glückliche Umstände begünstigt zu den
festen Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Landsleuten die traurige Bot-
schaft von dem Untergang des Narus mit seinem ganzen Heer ver-
kündigten.
Die Deutschen feierten unterdeß große Freudenfeste. Die gefange-
nen Kriegsobersten wurden, wie Opferthiere, den Göttern zu Ehren ab-
geschlachtet, andere Gefangene an Bäume aufgehängt oder als Sklaven
vertheilt. Dieses letztere Loos traf namentlich viele vornehme Römer.
Noch vierzig Jahre später wurden einige derselben von ihren Landsleu-
ten nach einem Treffen im Hessischen aus ihrer langen Knechtschaft be-
freit. Der Kopf des gefallenen Varus ward den Römern zum gräß-
lichen Wahrzeichen übersendet. Besonders übel ging es den römischen
Sachwaltern, die so oft mit ihren glatten Zungen das Recht verdreht
hatten. Einem solchen wurde die Zunge mit glühenden Nadeln durch-
stochen, wobei man ihm höhnend zurief: „Nun züngle, du Schlange!"
Dieser Sieg, der unserem Vaterlande Freiheit und Selbständigkeit
gerettet hat, ist im Jahr 9 nach Christi Geburt erfochten worden.
Hermann begnügte sieb aber nicht damit, nur den Varus geschla-
gen zu haben, er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festen, die
diesseits des Rheins waren, und hörte nicht auf, bis er an den Ufern
dieses Stromes stand. Weiter ging er nicht; er hatte nur den vater-
ländischen Boden von den fremden Unterjochern befreien wollen.
In Rom aber glaubte man ihn schon auf dem Wege nach Italien,
und der alte Schrecken vor den Cimbern und Teutonen, die hundert
Jahre vorher zuerst den Römern deutsche Tapferkeit und Waffen fühlen
ließen, erneuerte sich. Der Kaiser Augustuö, der sich sonst wohl zu
fassen wußte, verlor diesmal alle Besinnung, rannte mit dem Kopf gegen
die Wand und rief dabei aus: „Varus, Varus, gib mir meine Legio-
nen wieder!"
1900 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo, Lange, Karl
- Auflagennummer (WdK): 30
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
9
5. Armin.
Die mächtigen Römer hatten um die Zeit der Geburt Christi
das Land zwischen dem Rheine und der Weser besetzt, betrachteten
es als ihr Eigentum und behandelten es als solches. Die römischen
Legionen befehligte zu der Zeit Varus. Der saß unter den Ger-
manen zu Gericht, als wäre es auf dem römischen Marktplatze ge-
wesen, und richtete die Männer in einer Sprache, die sie nicht ver-
standen, und nach Gesetzen, die sie nicht kannten und die nicht für
sie paßten. Da ergrimmten die Männer und sahen sich nach einem
Manne um, der sie anführen könnte, und die Völkerschaften thaten
sich zusammen, damit sie widerstehen könnten. Und Gott wollte nicht,
daß die Germanen Knechte werden sollten; er hatte einen Jüngling
erweckt unter ihnen, der sie erlösen sollte, dieser Jüngling hieß
Arminius.
Es war aber Arminius ein Fürst aus dem Volke der Cherusker,
welche wohnten in dem Lande zwischen dem Harz und der Weser,
und er hatte einen hohen und kühnen Mut und verstand auch den
Krieg, wie die Römer ihn führten; denn er war als Kriegsmann
unter ihnen gewesen und Freund und Ritter genannt worden von
ihnen, und er war ein gewandter, geschickter und kluger Jüngling.
Der ergrimmte in seinem Herzen, als er sah, wie sein freies Volk
unterdrückt ward, und wie freie Männer, die nichts fürchteten als
ihre Götter, vor römischen Sachwaltern und Beilen zittern mußten.
Und er entwich in die Orte und redete zu den Fürsten und Ältesten,
wie sie sich verbünden möchten und die Römer erschlagen und die
Schmach der Knechtschaft abthun von ihrem Lande. Da traten sie
zusammen und ratschlagten und schlossen einen Bund und gelobten
den Göttern, einander treu zu sein; denn es sei besser, einmal ehrlich
sterben, als lange in Schande leben. Und es ward dem Barns an-
gesagt und denen, die mit ihm waren: „Siehe, es ist unruhig im
Lande, darum sei auf deiner Hut, auch hüte dich vor dem Arminius
und denen, die mit ihm sind; denn sie meinen Arges in ihrem Herzen
gegen die von Rom." — Denn unter den Germanen waren Verräter,
die mehr hielten von den Fremden als von den Ihrigen, und denen
die Römer Gnadengelder bezahlten; und unter diesen war ein ger-
manischer Fürst, der hieß Segestes und war ein Erzbösewicht gegen
sein Land bis in seinen Tod. Er warnte Varus noch den Tag vor
dem Unglücke; der aber glaubte ihm nicht, denn er dachte in seinem
Herzen: „Diese werden sich nicht rühren, die so bleich werden vor
den Beilen meiner Knechte." Denn so ist es: will Gott das Glück
wegwenden, so verwirrt er die Ratschläge und verblendet die Augen,
daß sie nicht sehen, und liegt doch das offene Verderben vor ihnen.
Arminius aber hatte seine Völker versammelt — denn er wußte,
daß Varus sicher war — und hatte ihnen in Wäldern und Sümpfen
ihre Stellen angewiesen, wo sie im Hinterhalte liegen sollten.
1847 -
Giessen
: Heyer
- Autor: Varentin, Schlez, Johann Ferdinand, Cannabich, Johann Günther Friedrich, Sackreuter, Carl Ludwig, Dieffenbach, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 18
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Schule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
497
Zeittafel zur Geschichte der alte n Welt. *)
Von 2000 vor Christi Geb. bis 476 nach Christi Geb.
Jahre in
rund. Zahl.
V. Chr. Geb.
2000
1500
1000
700
600
500
300
200
100
N. Chr. Geb.
100
V. Chr. Geb.
700
500
300
100
2000
1500
900
600
300
200
100
2000
900
700
600
500
300
100
722.
588.
332.
I. Das israelitische Volk.
A b r a h a m. 2200.
Mofes.
David. 1050.
Zerstorung des Rciches Israel.
a a u Iud a.
Rückkehr a»s Babylon. 536.
Macedonische Oberherrschaft.
Maccabaer. 167.
Romische Oberherrschaft, 63.
Zerstorung Jerusalems. 70.
2. Agypter.
Konig Psammetich. 670.
Per si sche Oberherrschaft. 528.
Macedonische Oberherrschaft. 332.
Romische Oberherrschaft. 30.
3. P h o n i c i e r.
Schifffahrt derselben. 1900.
Gründung von Pflanzstadten. Theben. 1550.
Erbauung Karthago's.
Babylonische Oberherrschaft.
Per si sche Oberherrschaft. 550.
Macedonische Oberherrschaft.
Zerstorung Karthago's. 146.
Romische Oberherrschaft. 63.
4. Babylonier, Assyrer und Meder.
Ninus u. Semiramis.
Sardanapal. 888.
Salmanassar. 720.
Nebucadnezar.
Persische Oberherrschaft. 536.
Macedonische Oberherrschaft. 331.
Romische Oberherrschaft bis zum Euphrat. 64.
600.
332.
*) Am besten ist es, wenn der Lehrer die Schüler selbst solche Zeittafeln
anlegen läßt. Diese können anfangs weniger, später auch mehr, als die vor-
liegenden, enthalten. — Hier ist übrigens der Stoff absichtlich nach den Ab-
schnitten im Denkfreunde auseinandergehalten. Von den geübteren Schülern
kann indessen das früher Getrennte auch mehr zusammengezogen werden, etwa
in der Art:
2000 Abraham. — Ninus u. Semiramis.
1500 Moses. — Die ersten Pflanzstädte der Phönicier. 1550.
«,oo &xi,a- 'mm******
900 Savdanapal. 888. — Lykurg. 886. fiv interr
u. s. w. Sdhutti . ^ iiung
Braunsciiwöig
§chus>uo“i£> itü cftak
-jt
1891 -
Düsseldorf
: Bagel
- Autor: Hannecke, Karl, Spengler, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
34
4. Die Schlacht im Teutoburger Walde. Als der
Herbst des Jahres 9 nach Christi Geburt gekommen war, da wurde der Plan ausgeführt. Es entstanden mit einemmale unter den verschiedenen deutschen Völkerschaften Empörungen, und Varns mußte bald hierhin, bald dorthin eine Heeresabteilung schicken, so daß sein Heer immer kleiner wurde. Da hörte ei-plötzlich von einem furchtbaren Aufstaude, der au der Weser ausgebrochen sei. Barns eilte mit den übriggebliebenen Truppen dahin, um die Deutschen zu züchtigen — da, als er im Teutoburger Walde, in der Nähe der heutigen Stadt Detmold war, wurde er plötzlich von allen Seiten überfallen. Eine furchtbare Schlacht begann. Die Deutschen waren auf den Bergen, die die Dörenschlucht, durch welche die Straße ging, umgaben. Durch einen langanhaltenden Regen war der sumpfige Boden ganz unwegsam geworden. Überall sanken die Römer ein, und ihre Bogen und Pfeile waren durch die Nässe ganz unbrauchbar geworden. In diesem kläglichen Zustande wurden sie von den Deutschen auf den Bergen angegriffen. Die Pfeile regneten auf sie von allen Seiten, und Felsblöcke wurden auf sie herabgewälzt. Eiligst befahl Varus den Rückzug. Aber da kamen ihnen mit wildem Kriegsgeschrei die anderen Deutschen unter Hermanns Führung entgegen, und nun kämpfte Mann gegen Mann. Die Schwerter, Streitäxte und Framen trafen manchen Römer. Hermann focht überall wie ein Löwe, sein Federbusch am Helme war allerorts zu sehen und feuerte die Deutschen zum Nichtmüdewerden an. Das ganze römische Heer wurde hier vernichtet, nur wenige Römer kamen über den Rhein, um in Rom die Schreckensbotschaft zu verkünden. Als Kaiser Augustus sie vernahm, stieß er sich mit dem Kopfe gegen die Wand und rief einmal über das andere: „O Varus, Varus! gieb mir meine Heerscharen wieder!" Varus aber hatte sich aus Verzweiflung in sein eigen Schwert gestürzt, um nur den Deutschen nicht in die Hände zu fallen.
Dies war die berühmte Hermannsschlacht im Teutoburger Walde im Jahre 9 nach Christi Geburt. Wer einmal von euch nach Detmold kommt, kann dort auf der Groteuburg das herrliche Hermannsdenkmal sehen, welches das deutsche Volk Hermann dem Cheruskerfürsten gesetzt hat. Dieses wurde im Jahre 1875 im Beisein des Kaisers Wilhelm I. und vieler anderen Fürsten, sowie des Meisters Ernst v. Bändel, der es erbaut hat, eingeweiht.
1906 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Kornrumpf, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 31 —
sprengt; die Flucht wurde allgemein. Zuerst flüchtete die Reiterei. An ihre Fersen aber hefteten sich die schnellfüßigen Germanen. Nur wenige der Fliehenden vermochten zu entkommen; die andern wurden erschlagen oder zu Tode gehetzt. Da faßte den Varus wilde Verzweiflung, und um sein Unglück nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzte er sich selbst in sein Schwert. Ihm nach taten es viele der vornehmsten Offiziere, um nicht lebendig in die Hände des grausamen Feindes zu fallen. Nur wenigen Reiterhaufen gelang es, in der Dunkelheit der Nacht zu entkommen und sich glücklich nach der Festung Miso und von da nach dem Rheine zu retten, wo sie ihren Landsleuten die Trauerbotschaft von dem furchtbaren Untergange des Varus samt seinem stolzen Heere verkündigten.
Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, geschlagen am 9., 10. und 11. September des Jahres 9 nach Christi Geburt. Für alle Zeit ward durch sie der Römer Herrschaft in den deutschen Landen gebrochen. Und dies war allein das Werk des hochherzigen Cheruskersürsten Armin, den wir Hermann zu nennen uns gewöhnt haben, weshalb man diese Schlacht auch die Hermannsschlacht genannt hat. Und noch heute singen die Bewohner jener Gegend von dieser Schlacht:
1. „Hermann, 2. Und Hermann
Aufgabe: Erzähle über die Schlacht im Teutoburger Walde!*)
e) Der Deutschen Gericht. Die blutige Schlacht war vorüber. Mächtig hallten die Wälder wider von dem Jubelgeschrei und den Triumphgesängen der Deutschen. Drei Legionen der Römer, über 20000 Mann der besten Truppen, waren fast völlig vernichtet, die Freiheit des Vaterlandes war gerettet.
Nun wurde Gericht über diejenigen gehalten, welche, dem Schwerte entronnen, den Siegern als Gefangene in die Hände gefallen waren. Galgen und Kreuze wurden errichtet und Scheiterhaufen aufgetürmt. Unter entsetzlichen Martern mußten die armen Opfer den Übermut des römischen Volkes büßen. Der allgemeine Haß richtete sich besonders gegen die römischen Richter. Einem unter ihnen wurde die Zunge aus dem Munde geschnitten, dieser selbst
*) Es dürfte sich empfehlen, die Schilderung der drei Schlachttage als etwas Zusammengehöriges nicht zu zerreißen, sondern als Ganzes zu erzählen und wiedererzählen zu lassen, wobei freilich von dem Grundsätze, nur kleine Portionen zu bieten, etwas abgewichen werden muß.
Schla Lärm an!
La piepen, la trummen!
De Kaiser will summen Mit Hammer und Stangen, Will Hermann uphangen.
Schloug Lärm an,
Leit piepen, leit trummen; De Fürsten sind summen Mit all ihren Mannen, Hewt Varus uphangen."
1845 -
Berlin
: Klemann
- Autor: Duller, Eduard
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
14
Erstes Buch. Vierter Abschnitt.
Wf
um jeden Baum, um jeden Stein, und kommt nicht eher zu Athem, als bis
die Nacht hereinbricht. Da läßt Varus abermals Lager schlagen und er-
mattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblick scheucht der Deutscben
Kriegsgeheul sie aus der kurzen Nachtruh empor. Wie der dritte Tag sich
lichtet, entdecken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden. Mann an
Mann geschlossen, brechen sie auf und kommen aufs offene Land, das die
Senne heißt. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht aller Eidgenossen
vor sich entfaltet. Ringsum Deutsche, nirgends einen Ausweg! Für alle
Tapferkeit ist nichts mehr feil als der Tod. Jauchzend stürzen jetzt die Eid-
genossen in der verzweifelnden Römer starre Reihen. „Die Freiheit! die
Freiheit!" schallt's wie Donner des Himmels den Römern in die Ohren.
Wie die Saat unter Hagelschlossen, sinken die Tapfersten unter deutschen
Hieben hin. Hermann selbst ist überall; hier ordnet er als Feldherr die
Schlacht und ruft: „Drauf, Brüder, drauf!" dort kämpft er mit der Kraft
von zehn Männern, Stirn an Stirn; kein Eidgenosse, der nicht mit ihm
um den Preis wetteifert! Des Feindes Sehaaren sind zersprengt, nur we-
nige wilde Haufen ragen noch aus dem Meer der Schlacht empor. Jetzt
wird die Flucht allgemein; doch wer sich retten will, rennt wie blind grad'
recht in die Spieße der Deutschen. Da faßt den Varus Verzweiflung, und,
um sein Unglück nicht als Schmach überleben ;u müssen, stürzt er sich in sein
Schwert. Nur Wenige von dem ungeheuren Römerheer entrinnen glücklich
nach der Feste Aliso; die Meisten liegen auf dem Wahlplatz.
Wer in Gefangenschaft kam, ward entweder den Göttern, zum Dank
für die wiedererrungene Freiheit, geopfert oder zu gemeinem Frohndienst in
die Gaue der Eidgenossen geschleppt. Am grausamsten rächte das Volk die
lang erduldete Fremdherrschaft an den Sachwaltern und Schreibern, die ihm
statt des guten alten Rechts das spitzfindige neue aufgedrängt; einem, den es
gefangen, riß es die Zunge aus, stopfte ihm die Kehle zu und ries: „Jetzt
zisch' einmal, Natter, wenn du kannst!" —
Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschla-
gen ward im 9ten Jahre nach Christi Geburt. Die Freiheit des deutschen
Volkes brachte Hermann seinem treuen Weibe draus heim; den ewigen
Ruhm seines Namens sah ihm Thusnelda aus der Stirne leuchten, da sie
dem Helden wieder am Herzen lag. Dem Marbod aber schickte Hermann
das Haupt des Varus, zur Mahnung, daß alle Deutsche nur einen Feind
hätten und nur für eine Freiheit kämpfen sollten. Doch Marbod verstand die
Aufforderung nicht, oder wollte sie nicht verstehen, und sandte den Varus-
kopf nach Rom. Als dort der Kaiser Augustus die Kunde erhielt, daß die
drei Legionen gefallen, fließ er in Verzweiflung die Stirn an die Wand
seines Palastes und rief aus: „O Varus, Varus, gib mir meine Legionen
wieder!" Ganz Rom war voll Entsetzens vor den Deutschen und glaubte
mit jedem Tag, sie kämen in ungeheuren Heerschaaren, wie einst die Kim-
bern und Teutonen, gen Welschland heran. Im Lande Gallien und am
Rhein ward zur Nothwehr gerüstet. Grundlose Furcht! Nicht an Erobe-
rung dachten die Sieger; die theure Freiheit erlöst zu haben, war ihnen
genug; stolz legten sie die Hände in den Schooß, als sie die Zwingburgen
im Lande gebrochen hatten, als bis an den Rhein kein Römer mehr zu
schauen war. Hermann allein dachte daran, wie die Freiheit auch für alle
künftigen Zeiten bewahrt werden müsse, und fand das einzige Mittel in
einem steten Bunde der Eidgenossen. Aber die Mißgunst der Edlen, welche
für sich selbst die Herrschaft zu erringett hofften, widerstrebte ihm, — vor
1875 -
Paderborn
: Schöningh
- Autor: Tücking, Karl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Sie eroberten zunächst die Landstrichs im Lüden der Donau und ans der linken Seite des Rheins und versuchten dann über jene Flüsse auch in das Innere vorzudringen. Der Kaiser Augustus sandte seinen Stiefsohn Dnyus mit einem <Öeere an den Rhein. Dieser machte dm verheerende Einfälle und drang sogar bis an die Elbe vor. Aut dem Rückzüge fiel er mit dem Pferde, brach einen üchenjel und starb in Folge der Verwundung. Sem Bruder berius bewirkte durch List und Gewalt, daß viele Stamme zwischen Rhein und Weser sich der Römerherrschaft fugten. Da aber sein Rachfolger, Varus, mit grosser Harte verfuhr so erwachte in den Germanen die alte Liede zur Freiheit. Sie fanden einen Führer an Armin oder Hermann aus einem ebelen Geschlechte der Cherusker, eines Volksstammes an der Weser. Dieser hatte ai§ ^unglmg bei den Römern Kriegsdienste geleistet und wegen seiner Tapferkeit sogar die Ritterwürde erlangt. Voll Liebe und Begeisterung für sein Vaterland beschloß er, die bei den Feinden erlernte Kunst für die Befreiung seiner Landsleute zu verwerthen. Ohne daß die Römer etwas merften, bewirkte er eine Verbindung bet nordgermanischen Voller. Unruhen und Aufstände in verschiedenen Gegenden boten die Veranlassung, daß Varus einzelne Abtheilungen seines Heeres aussandte. Als so die Macht des Römers nich^ wenig geschwächt war, lockte ihn Hermann in die Waldgebirge zwischen Lippe und Weser. Kaum war das feindliche Heer in den unwegsamen Wäldern und Schluchten, als die Deutschen von allen Seiten aus dem Hinterhalte hervorbrachen. Drei Tage nach einander kämpften d>e ftömer unter Sturmwetter und Regengüssen, um sich aus den Händen der Germanen zu befreien. Doch vergebens. Die meisten Feinde blieben auf dem Kampfplatze, unter ihnen Varus, welcher sich aus Verzweiflung in fein Schwert stürzte. Wer von den übrigen sich nicht durch die Flucht rettete, wurde von den Germanen den Göttern geopfert oder zum Sklaven gemacht. Das ist die berühmte Schlacht im teutoburger Walde im Jahre 9 nach Christi Geburt. Zum Andenken an den Besreier des Vaterlandes vom
1911 -
Leipzig [u.a.]
: Kesselring
- Autor: Froning, Richard, Klarmann, Georg, Wewer, Johannes
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
87
Das rmische Heer konnte in dem rauhen und armen Lande natrlich nicht den Winter verbringen; darum zog sich Drusus zurck. Unterwegs verunglckte er durch einen Sturz vom Pferde.
Was er angefangen hatte, setzte sein Bruder Tiberius fort. Bald gehorchten den Rmern alle Germanenstmme zwischen Rhein und Weser.
2. Die Rmer als Bedrcker der Germanen. Darum glaubte Augustus, er knne dieses groe Stck Germaniens seinem Reiche jetzt fest einfgen. Er schickte den Vrus hin, der bisher in Asien Statthalter gewesen war. Die Leute dort hatten ihm ohne Widerrede gehorcht. Er meinte, die Ger-meinen auch so behandeln zu knnen, und fate sie sehr hart an. Sie muten jetzt Steuern bezahlen, von denen sie frher nichts gewut hatten. Ihre Richter waren jetzt nicht mehr Einheimische, sondern Fremde; diese urteilten nach Gesetzen, die sie nicht kannten, und redeten eine Sprache, die sie nicht verstanden. Fr Handlungen, die bei ihnen gar nicht als strafbar galten, wurden sie mit Ruten gepeischt oder gar mit dem Beile hingerichtet. Da erfate alle ein grimmiger Ha gegen ihre Peiniger; aber sie fhlten selbst, da sie gegen diese ohnmchtig waren; denn Varus hatte ein groes Heer bei sich. Da erschien den Bedrngten ein Erretter in Arminius.
3. Arminius befreit Germanien vom rmischen Joche durch die Schlacht im Teutoburger Walde. 9 nach Christi Geburt. Die Rmer wuten, wie gern die Germanen ans Abenteuer ausgingen und wie sehr sie den Kriegsdienst liebten. Das machten sie sich zu nutze. Sie nahmen Huptlingsshne mit ihrem Gefolge in Sold. Diese jungen Männer berhufte man in Rom mit Ehren; sie erhielten wohl das rmische Brgerrecht oder gar den Ritterrang. Das stieg gar manchem zu Kopfe, und er wollte lieber ein Rmer als ein Germane sein. Nicht so der Sohn eines Cheruskerhuptlings. Auch er diente dem Kaiser mit einer Schar Stammesgenossen, wurde Ritter und erhielt den rmischen Namen Arminius. Aber er blieb trotzdem seinem Volke treu. Als ihm berichtet wurde, wie schwer Varus seine Landsleute bedrckte, da gelobte er sich: Du mut die Deinen von dem schweren Joche befreien!" So kehrte er in die Heimat zurck.
Armin hatte von den Rmern die Kunst der Verstellung gelernt. Er trat vor Varus und brachte ihm wichtige Botschaft von Augustus. Der Rmer lie sich von ihm tuschen und schenkte ihm sein Vertrauen. Doch warb Arminius ganz heimlich Bundesgenossen. Mehrere Huptlinge sammelten in aller Stille ihre Leute, während Varus noch in seinem Lager an der Weser sa und an nichts Bses dachte. Da erhielt der Feldherr die Nachricht, da sich einige Stmme emprt htten, die zwischen Weser und Rhein wohnten. Sogleich machte er sich mit seinem ganzen Heere auf, um die Emprer niederzuwerfen, und gedachte dann an den Rhein ins Winterquartier zu ziehen. So begleitete sein Heer ein groer Tro von Kaufleuten, Weibern und Kindern.
Der lange Zug konnte auf den schlechten Wegen des Teutoburger Waldes nur langsam vorwrts kommen. Das war eine gnstige Gelegenheit zum berfall. Pltzlich sahen sich die Rmer von mehreren Seiten zugleich angegriffen. Ein Hagel von Pfeilen, Lanzen und Steinen ging
1860 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
280
dazu. Mit verdoppelter Anstrengung und Hellem Schlachtgefange stürmten
sie von allen Seiten heran; der Feldherr Varus verlor gänzlich den
Muth und stürzte sich, nachdem er schon mehrere Wunden empfangen
hatte, selbst in sein Schwert; viele der Anführer thaten deßgleichen;
keiner widerstand mehr. Die Deutschen hatten nichts weiter zu thun,
als die Ermatteten und Fliehenden niederzumachen oder gefangen zu neh-
men. Nur wenigen einzelnen Römern gelang es, in der Dunkelheit
der Nacht zu entkommen und durch glückliche Umstände begünstigt zu den
festen Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Landsleuten die traurige Bot-
schaft von dem Untergang des Barus mit seinem ganzen Heer ver-
kündigten.
Die Deutschen feierten unterdeß große Freudenfeste. Die gefange-
nen Kriegsoberften wurden, wie Opferthiere, den Göttern zu Ehren ab-
geschlachtet, andere Gefangene an Bäume aufgehängt oder als Sklaven
vertheilt. Dieses letztere Loos traf namentlich viele vornehme Römer.
Noch vierzig Jahre später wurden einige derselben von ihren Landsleu-
ten nach einem Treffen im Hessischen aus ihrer langen Knechtschaft be-
freit. Der Kopf des gefallenen Varus ward den Römern zum gräß-
lichen Wahrzeichen übersendet. Besonders übel ging es den römischen
Sachwaltern, die so oft mit ihren glatten Zungen das Recht verdreht
hatten. Einem solchen wurde die Zunge mit glühenden Nadeln durch-
stochen, wobei man ihm höhnend zurief: „Nun züngle, du Schlange!"
Dieser Sieg, der unserem Vaterlande Freiheit und Selbständigkeit
gerettet hat, ist im Jahr 9 nach Christi Geburt erfochten worden.
Hermann begnügte sich aber nicht damit, nur den Varus geschla-
gen zu haben, er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festen, die
diesseits des Rheins waren, und hörte nicht auf, bis er an den Usern
dieses Stromes stand. Weiter ging er nicht; er hatte nur den vater-
ländischen Boden von den fremden Unterjochern befreien wollen.
In Rom aber glaubte man ihn schon auf dem Wege nach Italien,
und der alte Schrecken vor den Cimbern und Teutonen, die hundert
Jahre vorher zuerst den Römern deutsche Tapferkeit und Waffen fühlen
ließen, erneuerte sich. Der Kaiser Augustus, der sich sonst wohl zu
faffen wußte, verlor diesmal alle Besinnung, rannte mit dem Kopf gegen
die Wand und rief dabei aus: „Varus, Varus, gib mir meine Legio-
nen wieder!"
1883 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Abicht, Karl
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
134
Arminius, der Befreier Deutschlands.
Da läßt Varus abermals Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblick scheucht der Deutschen Kriegsgeheul sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Wie der dritte Tag sich lichtet, entdecken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden. Mann an Mann geschlossen brechen sie auf und kommen anfs offene Land. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht aller Eidgenossen vor sich entfaltet. Ringsum Deutsche, nirgends, nirgends ein Ausweg! Für alle Tapferkeit ist nichts mehr feil als der Tod. Jauchzend stürzen die Eidgenossen in der verzweifelten Römer starre Reihen. „Die Freiheit! die Freiheit!" schallt's wie Donner des Himmels den Römern in die Ohren. Wie die Saat unter Hagelschlossen sinken die Tapfersten unter den deutschen Hieben hin. Armin selbst ist überall; hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: „Drauf, Brüder, drauf!" Dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn; kein Eidgenosse, der nicht mit ihm um den Preis wetteifert! Des Feindes Scharen sind zersprengt, nur wenige wilde Haufen ragen noch aus dem Meere der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein; doch wer sich retten will, rennt wie blind grad recht in die Spieße der Deutschen. Da faßt den Barus Verzweiflung und um fein Unglück nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzt er sich in fein Schwert. Nur wenige von dem ungeheuren Römerheere entrinnen glücklich nach der Feste Aliso, die meisten liegen aus dem Walplatze. — Wer in Gefangenschaft kam, ward entweder den Göttern zum Danke für die wieder errungene Freiheit geopfert, oder zu gemeinem Frondienste in die Gaue der Eidgenossen geschleppt. Am grausamsten rächte das Volk die lange erduldete Fremdherrschaft an den Sachwaltern und Schreibern, die ihm, statt des guten alten Rechts, das spitzfindige neue aufgedrängt.
Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschlagen ward im neunten Jahre nach Christi Geburt. Als der Kaiser Augustus die Kunde erhielt, daß die drei Legionen gefallen, stieß er in Verzweiflung die Stirn an die Wand seines Palastes und rief aus: „O Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Ganz Rom war voll Entsetzens vor den Deutschen und glaubte mit jedem Tage, sie kämen in ungeheuren Heerscharen, wie einst die Kimbern und Teutonen, gen Welschland heran. Im Lande Gallien und am Rheine ward zur Notwehr gerüstet. Grundlose Furcht! Nicht 'an Eroberung dachten die Sieger; die teure Freiheit erlöst zu haben, war ihnen genug; stolz legten sie die Hände in den Schoß, als sie die Zwingburgen im Lande gebrochen hatten, als an dem Rhein kein Römer mehr zu schauen war.
lnach Dulle r.)
1879 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
250
glühenden Nadeln durchstochen, wobei man ihm höhnend zurief: Nun züngle,
du Schlange! Dieser Sieg, der unserem Vaterlande Freiheit und Selb-
ständigkeit gerettet hat, ist im Jahr 9 nach Christi Geburt erfochten worden.
5. Hermann begnügte sich aber nicht damit, nur den Varus geschlagen
zu haben; er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festen, welche dies-
seits des Rheins waren, und hörte nicht auf, bis er an den Ufern dieses
Stromes stand. Weiter gieng er nicht; er hatte nur den vaterländischen Boden
von den fremden Unterjochern befreien wollen. In Rom aber glaubte man
ihn schon auf dem Wege nach Italien, und der alte Schrecken vor den
Cimbern und Teutonen, die 100 Jahre vorher zuerst die Römer deutsche
Tapferkeit und Waffen fühlen ließen, erneuerte sich. Der Kaiser Augustus,
der sich sonst wohl zu fasseu wußte, verlor diesmal alle Besinnung, rannte
mit dem Kopf gegen die Wand und rief dabei aus: Varus, Varus, gib
mir meine Legionen wieder!
130. Leben der Christen in den ersten Jahrhunderten.
1. ^ie selige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der Men-
schen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie mußte sich
im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unterschied, wenn man
das Thun und Treiben der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben
der Christen vergleicht ! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn
und zu ihren Brüdern ein frommes, demüthiges Leben in aller Gott-
seligkeit und Ehrbarkeit. Sie nannten sich untereinander Brüder und
waren bereit für einander das Leben zu lassen. Ihre Kinder wurden
in der Furcht des Herrn erzogen, ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und
Güte behandelt; ihre Armen, Kranken, Witwen und Waisen wurden mit
aufopfernder Sorgfalt gepflegt; auch der Fremde, sogar der Feind war
nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst
begleitete alles Thun der Christen. Ihr Blick war gerichtet auf das, was
droben ist; sie sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten
ihre irdische Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der
Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein
gutes Zeugniß nicht versagen.
2. In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein-
geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter oder
Älteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Erbauung
zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere
übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Diakonen oder
1916 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Koch, Julius
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ii. Aus dem deutschen Altertum und Mittelalter: Armin der Befreier. 83
in das Lager des Varns gesandt mit der Nachricht, ein entfernter Gan habe sich gegen die Römer empört. Varns, der eben von der Weser nach seinem Winterquartier am Rhein aufbrechen wollte, beschloß, diesen Ausstand sofort zu unterdrücken. Vergeblich warnte ihn Segest, ein römerfreundlicher Cheruskersürst und Oheim des Armin, vor der Falle, die ihm die Germanen gestellt hätten. Er brach mit seinen drei Legionen und dem gesamten Troß von Unbewaffneten, Frauen und Kindern, auf. Noch dazu vertraute er sich der Führung che russisch er Wegweiser an. Sie verließen gar bald die Heerstraße und führten die Römer auf schmalen, wenig gebahnten Pfaden in den Wald hinein. Hier kam aber der meilenlange Zug der Römer nur ganz langsam vorwärts. Der Boden war von vielen Regengüssen ausgeweicht; oft versperrten Gestrüpp, Baumstämme oder reißende Bäche gänzlich den Weg, und beim Überwinden dieser Hindernisse löste sich natürlich die Ordnung des Zuges. Bald marschierte alles bunt durcheinander, Soldaten, Unbewaffnete, Frauen und Kinder.
Als nun die Römer langsam und mühselig und erschöpft von stundenlangem, schwierigem Marsch durch ein enges, sumpfiges Waldtal zogen, brachen plötzlich die Germanen mit wildem Kriegsgeschrei aus dem Walde hervor, und ein wahrer Hagel von Speeren, Pfeilen, Keulen und Steinen prasselte auf die überraschten und erschrockenen Römer nieder. Ihre Kriegskunst half ihnen hier wenig, denn die Germanen zogen sich nach jedem plötzlichen Angriff in den Wald zurück, wo die Römer sie nicht angreifen konnten. Sie fetzten darum ihren Marsch so schnell fort, wie es unter den Angriffen der Germanen möglich war, und erreichten endlich eine Lichtung, wo sie in aller Eile ein Lager aufschlugen. Hier hatten sie vor den Germanen Ruhe. Lange konnten sie es aber nicht im Lager aushalten, denn sie hatten für die ungeheure Menge Menschen nicht genug Lebensmittel bei sich. So schnell wie möglich mußte also Varus die Winterquartiere zu erreichen suchen.
Immer wieder aber führte fein Weg durch stunden-, ja tagelangen Urwald, und der Wald war voll germanischer Krieger, die sich immer von neuem auf den erschöpften Feind stürzten. Am dritten Marschtage löste sich bei den Römern alle Ordnung. Und wahrend die römischen Reiter flüchtend davonritten, tötete sich Varus selbst, als er sah, daß er seine Legionen nicht mehr retten konnte. So wurde im Jahre 9 nach Christi Geburt von Armin und seinen Cheruskern ein großes römisches Heer vernichtet und Deutschland von der römischen Herrschaft befreit. Groß war die Siegesfreude bei den Ger-
Marsch der Römer
Angriff der Germanen.
Die Niederlage der Römer.
1894 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: ,
- Hrsg.: Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
104
verschlafen. Nach ihrer Meinung ist Arbeit des freien Mannes nicht
würdig und nur eine Sache der leibeigenen Knechte.
Da tritt plötzlich ein Mann herein, in einer Hand einen Stab,
in der andern einen Pfeil. Es ist ein Bote. Der Herzog schickt
ihn und fordert die Männer auf, mit ihm in den Krieg zu ziehen.
Ein wilder Jubelrus unterbricht seine Rede; man eilt zu den Waffen,
die nebst verschiedenen Siegeszeichen an den Wänden hängen, und
hinaus geht's, durch den düsteren Wald hindurch, nach dem heiligen
Eichenhaine, wo sich die Helden versammeln. Hugo Weber.
79. Die Hermannsschlacht.
Die mächtigen Römer hatten um die Zeit der Geburt Christi
das Land zwischen dem Rheine und der Weser besetzt, betrachteten
es als ihr Eigentum und behandelten es als solches. Die römischen
Legionen befehligte zu der Zeit Quinctilius Varus. Der saß unter
den Germanen zu Gericht, als wäre es auf dem römischen Markt-
platze gewesen, und richtete die Männer in einer Sprache, die sie
nicht verstanden, und nach Gesetzen, die sie nicht kannten, und die
nicht für sie paßten. Da ergrimmten die Männer und sahen sich
nach einem Manne um, der sie anführen könnte, und die Völker-
schaften thaten sich zusammen, damit sie widerstehen könnten. Und
Gott wollte nicht, daß die Germanen Knechte werden sollten, und er
hatte einen Jüngling erweckt unter ihnen, der sie erlösen sollte, und
dieser Jüngling hieß Arminius.
Es war aber Arminius ein Fürst aus dem Volke der Cherusker,
welche wohnten in dem Lande zwischen dem Harz und der Weser,
und er hatte einen hohen und kühnen Mut und verstand auch den
Krieg, wie die Römer ihn führten; denn er war als Kriegsmann
unter ihnen gewesen und Freund und Ritter genannt worden von
ihnen, und er war ein gewandter, geschickter und kluger Jüngling
Der ergrimmte in seinem Herzen, als er sah, wie sein freies Volk
unterdrückt ward, und wie freie Männer, die nichts fürchteten als
Gott, vor römischen Sachwaltern und Beilen zittern mußten. Und
er entwich in die Orte und redete zu den Fürsten und Ältesten, wie
sie sich verbinden möchten und die Römer erschlagen und die Schmach
der Knechtschaft abthun von ihrem Lande. Da traten sie zusammen
und ratschlagten und schlossen einen Bund, und gelobten vor Gott,
einander treu zu sein; denn es sei besser, einmal ehrlich sterben, als
lange in Schande leben. Und es ward dem Varus angesagt und
denen, die mit ihm waren: „Siehe, es ist unruhig im Lande, darum
sei auf deiner Hut, auch hüte dich vor dem Arminius und denen, die
mit ihm sind; denn sie meinen Arges in ihrem Herzen gegen die von
Rom." — Denn unter den Germanen waren Verräter, die mehr
hielten von den Fremden als von den Ihrigen, und denen die Römer