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1. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 31

1910 - Wittenberg : Herrosé
I. Der Bauernstand sonst und setzt. 31 richtet und erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Er- ziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu ihm, um in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Tttrn der eine. Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater Jahn eingeführt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu machen. In allen Schulen wurden folgende Lieder gelernt und gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendorf, „Was blasen die Tronipeten?" von E. M. Arndt, „Vater, ich rufe dich" von Theodor Körner. Diese vaterländischen Dichter lebten in jener Zeit und begeisterten das Volk durch ihre Lieder. Die Hochschule in Berlin, die heute von mehr als 5000 Studenten besucht ist, gründete der König in jener Zeit. Das Königreich Preußen ist jetzt in Provinzen, Regie- rungsbezirke und Kreise eingeteilt. Das geschah auch unter Friedrich Wilhelm Iii. Dem ganzen deutscher: Vaterlande erwies er eine große Wohltat durch den Zollverein. Bis dahin erhob jeder deutsche Fürst an seiner Landesgrenze von den eingehenden Waren einen Zoll oder eine be- stimmte Abgabe. Manches Zollhaus stammt arrs jener Zeit. Da- durch wurden die Waren merklich teuer. Die Leute aber an der Grenze schlichen heimlich hinüber und herüber, holten die Waren ohne Zoll, also viel billiger, und bestahlerr so den Staat. Dieser mußte viele Grenzwächter anstellen, um die Schmuggelei (vorr schmiegen) zu verhindern. Dieselbe schädigte den Staat, verdarb die Sitten der Leute und kostete manchem Menschen das Leben; denn die Grenzwächter paßten scharf auf und spaßten nicht mit ihren Gewehren. Manches Kreuz und mancher Denkstein an der Landesgrenze erinnert rroch an die Opfer des Schmuggels, die hier fielen. Durch lange, mühsame Verhandlungen brachte es Friedrich Wilhelm dahin, daß nur noch an der deutschen Grenze Zoll erhoben wurde. Der Ertrag desselben wurde unter die eirrzelnen Staaten nach der Bevölkerungszahl verteilt. Der Zollverein bereitete die deutsche Einheit vor. Zur Zeit dieses Königs wurde der Dampf als stärkster Arbeiter irr den Dienst der Menschen genomrnen. Allerlei Dampfmaschinen wurden gebaut. Das erste Dampfschiff befuhr 1825 den Rhein. Die erste Eisenbahn verbarrd 1835 Nürnberg und Fürth, die zrveite Berlin und Potsdam. Die beiden Professoren Gauß und Weber in Göttingen erfanden der: elektrischen Telegraphen oder Ferrr- schreiber, der Schlosser Dreyse in Sömmerda das Zündnadel- gewehr, eiri Amerikaner die Nähmaschinen. Auch die Streich- zündhölzchen, mit denen man jetzt so rasch Licht irr der Dunkelheit macht, wurden in dieser Zeit erfunden. Vorher konnte man nur langsam und mühsam Licht schaffen, indem man einen Feuersteirr gegen Stahl schlug, die Funken mit Schwamm oder Zunder auffing und durch einen Schwefelfaden zur Flarrrrrre entzündete. Unter dem gerechten, schlichten Herrscher wandelten sich alle Ver- hältnisse um. Kein Stand erfuhr das mehr als der Bauernstand.

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1. Aus der deutschen, besonders brandenburg-preußischen Geschichte vom Anfange des 16. Jahrhunderts bis zur Auflösung des römisch-deutschen Reiches - S. 96

1912 - Langensalza : Beltz
— 96 — lieferung nicht ab. 3m Jahre 1715 baute er den „Lustgarten" in einer Weise um, die die Bürger über den Geist der neuen Herrschaft nicht im Zweifel lassen konnte. Der Große Kurfürst hatte hier einen Garten modischen Geschmacks anlegen lassen. Der Garten hatte drei Teile, deren mittlerer um sieben Stufen (tiefer lag als die beiden anderen. Für das Malerische einer solchen Anordnung hatte Friedrich Wilhelm keinen Zinn, ebenso wenig für die fremdartigen pflanzen, die Laubengänge und Springbrunnen der Anlagen. (Er lieft das Terrain durch (Erdaufschüttungen nivellieren, die Bäume wurden gefällt und die Statuen beiseite geschafft. Hoch einmal wurde der also verwüstete Platz durch wahre Dünen weißer Sandmassen geglättet, und — der ,,Umbau" war fertig: aus dem Lustgarten war ein Exerzierplatz geworden. Friedrich Wilhelm ist dem künstlerischen Programm, das er in der Umgestaltung des Lustgartens gab, zeitlebens treu geblieben. Wohl ließ er einige Kirchen bauen, er führte auch — aus Pietät gegen feinen Vater — den Schloßbau zu (Ende, aber das ist auch alles, was er für die Architektur im künstlerischen Sinne tat. Es war zu viel Geld ausgegeben worden, es würde noch viel ausgegeben werden — es hieß sparsam sein. So gering indessen sein Interesse an den neuen Prachtbauten war, ein so leidenschaftlicher Architekt war er doch, wo es sich um (Errichtung nüchterner Wohnhäuser handelte. Nie ist in Berlin im Verhältnis so viel gebaut worden als unter der Regierung Friedrich Wilhelms. Der Zuzug nach der Residenz steigerte sich in seiner Regierungszeit ganz ungewöhnlich (die Bevölkerungsziffer betrug in seinem Todesjahre 90 000), aber der Anbau übertraf doch immer noch die Nachfrage. (Es heißt, daß der König die Absicht gehabt habe, Berlin in den Stand zu setzen, nötigenfalls das ganze Heer mühelos in seinen Mauern aufzunehmen. Dieses Heer war allmählich zu einer Kopfzahl von 30 000 angewachsen. Da genügte denn freilich nicht das alte Stadtgebiet, das der Große Kurfürst mit seinen so weit gezogenen Mauern abgesteckt hatte, und (Erweiterungsbauten größten Stiles wurden notwendig. 3n den ersten Jahren beschränkte Friedrich Wilhelm sich auf den Ausbau der von seinem Vater angelegten Friedrichsstadt (ihre Grenzen lagen in der Gegend der heutigen Mauer- und Junkerstraße). 3m Jahre 1725 besaß diese Stadt oder vielmehr — nach Friedrichs I. Reform — dieser Stadtteil neben 719 Häusern noch 149 freie Baustellen. Diese Lücken galt es zunächst auszufüllen. Schon 1732 war dieses Werk vollendet, und nun begannen die (Erweiterungsbauten. Die alten Festungsmauern der köllnischen Seite wurden niedergelegt, und in weiterem Umkreis die Mauer errichtet, die noch bis in die Mitte unseres Jahrhunderts das westliche Berlin umgab. Die neue Mauer hatte weder Bastionen noch Wassergräben. Diese scheinbare Vernachlässigung der Fortifikation entsprang einer tiefen Einsicht des Königs in die Entwicklung der Kriegsführung. — Das architektonische Bild, das Berlin nach Friedrich Wilhelms Willen bieten sollte, war an Abwechslung nicht eben reich. Große Plätze lagen überall im Mittelpunkt. Aber solch ein Platz, wenn er ganz im Geschmacke Friedrich Wilhelms war, sah einem Kasernenhof verzweifelt ähnlich. nüchterne, kasernenmäßig einfache Häuser umstanden seine sandige

2. Das vierte Schuljahr - S. 490

1899 - Langensalza : Schulbuchh.
490 Kriegswesen wurde er bekannt. In seine Jünglingsjahre fiel die Zeit, wo sich das Vaterland wieder von den Franzosen befreite. Den meisten Schlachten hat er mit beigewohnt und sich durch Mut und Tapferkeit ausgezeichnet. Im Jahre 1823 vermählte er sich mit der Prinzessin Elisabeth von Bayern. Dies war eine fromme Frau, die sich gerne mit Wohlthun beschäftigte. b) Friedrich Wilhelm richtet in Preußen die beschränkte Monarchie ein. Im Jahre 1840 kam König Friedrich Wilhelm Iv. zur Regierung. Er hatte den redlichsten Willen, sein Volk glücklich zu machen. Darnm gelobte er bei seinem Regiemngsantritt, daß er „ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger, bannherziger Fürst und ein christlicher König" sein wollte. Obwohl er sein Volk herzlich liebte und eifrig für das Wohl desselben sorgte, so fanden sich doch un- zufriedene Menschen, die mit seiner Regierung nicht zufrieden waren. Dies schmerzte den König tief. Und was wollten die Unzufriedenen eigentlich vom Könige? Bis dahin hatte der König allein das Recht gehabt, die Gesetze in seinem Lande zu er- lassen und dem Volke die Steuern zu bestimmen, welche zu zahlen loaren. Dies Recht sollte nicht mehr gelten. Die Empörer verlangten Teilnahme des Volkes an der Gesetzgebilng und an der Steuerbewilligung. Da ihr Wille nicht sogleich vom Könige erfüllt wurde, so vernrsachten sie am 18. März 1848 in Berlin einen großen Bolksaufstaud. Der König sah sich gezwungen, diese Empörung durch seine Sol- daten zu dänlpfen. Dann verhieß er in einer Kundgebung, die Wünsche des Volkes zu erfüllen. Er hat sein Versprechen auch eingelöst. Dies geschah drrrch ein Ge- setz vom Jahre 1850, welches gewöhnlich die „Verfassung" genannt wird. Rach der Verfassung ist der König der höchste Beherrscher des Landes. Ihm zur Seite stehen zwei Kaminern, das Herrenhaus und das Abgeordnetenhaus. Die Ab- geordneten werden vom Volke gewählt. Die Mitglieder des Herrenhauses werden vom Könige ermannt. Herrenhaus und Abgeordnetenhaus bilden zusammen den Landtag. Der Landtag hat die Gesetze zu beraten und die Einnahmen und Aus- gaben zu regeln. Dazu versammelt er sich auf Einladung des Königs alle Jahre in Berlin. Eine Regierung, an der das Volk durch seine Abgeordneten mitwirkt, heißt eine beschränkte Monarchie. Eine solche Regiermng besteht in Preußen und ist durch König Friedrich Wilhelm Iv. eingerichtet worden. c) Friedrich Wilhelm Iv. als Landesvater. Als Landesvater hat Friedrich Wilhelm Iv. ganz besonders segensreich gewirkt. Handel und Gewerbe blühten unter seiner Regierung. Viele große Fabriken entstanden, in denen Hundert- tausende von Arbeitern beschäftigt wurden. Die beriihmteste ist die Kruppsche Kanonenfabrik in Essen. Die deutschen Spinnereien und Webereien ver- fertigten mehr Waren, als im eigenen Lande gebraucht wurden. Es konnte des- halb eine Ausfuhr stattfinden. Unter seiner Regiermugszeit entstanden auch viele Eisenbahnen. Im Jahre 1838 war die erste Eisenbahn in Preußen eröffnet worden. Sie führte von Berlin nach Potsdanr. Zwanzig Jahre später waren alle bedeutenden Orte Preußens durch Eisenbahnen verbunden. Durch die Eisenbahnen wurde der Handel gefördert. Jetzt konnten die Menschen und die Waren schnell und billig weitergeschafft werden. Die Arbeiter hatten jetzt mehr Verdienst. Viele Städte vergrößerten sich in kurzer Zeit. Auch die Einrichtung von Telegraphen kam dem Handel zu gute. Im Jahre 1849 wurde der erste Telegraph in Preußen

3. Vaterländische Geschichtsbilder für den ersten Unterricht in der Volkschule - S. 19

1889 - Düsseldorf : Mischel
Wie leutselig der König war, davon erzählt man sich folgendes: Der König stand einst auf dem Bahnhof in Berlin und wollte mit dem l ercit-| stehenden Zuge fortfahren. Er zögerte einzusteigen, und man wußte nichts warum. : Da kam eine arme, alte Fran mit einem schweren Korbe beladen keuchend an. ; Ihretwegen hatte der König gewartet und war deshalb nicht eingestiegen. Der ^ König ging auf sie zu, klopfte ihr vertraulich auf die Schulter und sagte: „Mütterchen, ! da wäret Ihr eben nicht mitgekommen, wenn ich nicht auf Euch gewartet hätte!" Obwohl Friedrich Wilhelm so gut und nur auf das Wohl seiner ' Unterthanen bedacht war, ist ihm ein großer Schmerz doch nicht erspart i geblieben. I Das Volk hatte nämlich im Jahre 1848 eine Verfassung gefordert, d. i. das Recht, Männer wählen zu dürfen, welche mit dem König Gesetze für das Volk machen sollten. Da dasselbe nur gefordert und nicht gebeten hatte, ja, da einige sogar srech wurden, so zögerte der König mit seinem Entschlüsse. Nun empörte sich im März 1848 ein Teil des Volkes, und es kam sogar in Berlin zwischen den Einwohnern uui) den Soldaten zum Kampfe. Dem König that es wehe, gegen die eigenen Landeskinder kämpfen lassen zu müssen, und er zog das Militär zurück. Doch gab er dem Volke die gewünschte Verfassung. Es werden nun vom Volke alle 5 Jahre Abgeordnete gewählt, welche in Berlin Gesetze beraten. Das Haus, worin sich die Abgeordneten versammeln, heißt Abgeordnetenhaus, Nebeu diesem besteht in Berlin auch ein Herrenhaus, in welchem gleichfalls aus allen Teilen ' Preußens Männer zusammenkommen, die aber nicht vom Volke gewählt, sondern von Seiner Majestät dem König bernsen werden. Haben nun die Abgeordneten ein Gesetz gemacht, so kommt dasselbe in das Herrenhaus , wo es auch beraten wird. Unterschreibt Seine Majestät die in beiden Häusern beratenen Gesetze, so werden sie in öffentlichen Blättern (Zeitungen) bekannt gemacht, und ein jeder muß dieselben beachten und befolgen. Fürchtet Gott! Ehret den König! Bald nach den unruhigen Tagen des Jahres 1848 erkannte das Volk die Herzensgüte des Königs und wählte ihn zum Deutschen Kaiser. Friedrich Wilhelm lehnte aber die Wahl ab, weil nicht auch die Fürsten Deutschlands einen Kaiser wünschten. Drei Jahre vor seinem Tode erkrankte der König bedenklich, und da er keine Kiuder hatte, so übertrug er die Regierung seinem Bruder Wilhelm. | Der König wurde nicht mehr gesund und starb am 2. Januar 1861 gottergeben, wie er gelebt hatte. Die Preusienkindrr und ihr König. » Ein König ward ans einer feiner Reisen in einem Dörflein von der Kinder i Schar und ihrem Lehrer froh begrüßt; in heitern Weisen erklang der Ehrfurcht | Gruß dem Königspaar.

4. Teil 2 - S. 35

1890 - Breslau : Goerlich
Die Wissenschaft pflegte der König durch Gründung von gelehrten und Hochschulen; für die Volksbildung trug er gleichfalls Sorge. Weil in Preußen die allgemeine Schul- und Wehrpflicht am besten durchgeführt wurde, nannte man es „das Land der Schulen und Kasernen". Durch die gemeinsam getragenen Leiden und Kämpfe hatte Friedrich Wilhelm Hi. die Liebe seines Volkes gewonnen; es achtete und ehrte ihn wie einen Vater. In seiner Kleidung wie in seiner Lebensweise zeigt sich große Einsachheil. Er ging gewöhnlich in einem einfachen blauen Oberrocke, wohnte in einem sehr einfach ausgestatteten Schlosse und speiste nicht besser, als ein wohlhabender Bürger. Als der Hofmarschall im Jahre 1809 anfragte, ob er zur Feier der Rückkehr des Königs wieder Champagner kommen lassen dürfe, antwortete Friedrich Wilhelm: „Nicht eher, bis alle meine Unterthanen, auch die ärmsten, wieder Bier trinken können". Tiefbetrauert von seinem ganzen Volke starb Friedrich Wilhelm Iii. im Jahre 1840. (Siehe Anhang Seite 92.) 30. Friedrich Mkhekw Iy. (1840-1861). Friedrich Wilhelm Iv. war der älteste Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der Königin Luise. Unter der sorgenden Pflege seiner Mutter entwickelten sich seine reichen Anlagen aufs schönste. Ein großer Teil feiner Jugendzeit fällt in die Unglücksjahre 1806—12; die schwere Zeit war besonders geeignet, Vaterlandsliebe und Frömmigkeit in seinem Herzen zu erwecken. Schon im Alter von 18 Jahren wurde der Kronprinz von seinem königlichen Vater in den Staatsrat ausgenommen und mit allen Zweigen der Landesverwaltung bekannt gemacht. In den Befreiungskriegen wohnte er den Hauptschlachten bei und durchlebte so eine erfahrungsreiche Jugend. Als Friedrich Wilhelm Iv. den Thron bestieg, herrschte Ruhe nach außen und innen. Daher konnte der König für Künste unti Wissenschaften aufs beste sorgen. Er berief bedeutende Gelehrte, Dichter, Maler und Bildhauer nach Berlin und spendete große Summen, um schöne Bauwerke alter Zeit zu erhalten oder zu erneuern. Der Dom zu Köln, eines der schönsten Bauwerke Deutschlands, wurde durch seine Fürsorge ausgebaut; auch Berlin wurde durch großartige Bauten und Kunstsammlungen verschönt. Leider sollte dieser treffliche Fürst recht schwere Zeiten erleben. Im Jahre 1848 brach in Frankreich wieder eine Staatsumivähung ans; die Franzosen verjagten den König und das Land wurde eine Republik. Diesem Beispiele folgend, verlangte auch in Deutschland ein Teil des Volkes Teilnahme an der Gesetzgebung. Der König verhieß in einer Kundgebung vom 18. März die Erfüllung der Wünsche des Volkes. Auf die Nachricht hiervon versammelte sich eine große Menschenmenge vor dem königlichen Schlosse. Der König verkündigte vom Balkon herab noch einmal seinen wichtigen Entschluß, und das Volk dankte ihm mit freudigem Jubel. Inzwischen hatte sich aber an dem einen Eingänge des Schlosses viel verdächtiges Volk angesammelt, das mit der Wache Streit bekam. Zwei Schüsse wurden abgegeben — man weiß nicht, von wem — und das Volk schrie: „Wir sind verraten". Es entstand ein heftiger Kamps zwischen den Soldaten und dem Volke, doch blieben die Truppen des Königs .Überall Sieger. Die Unruhen in Berlin dauerten noch längere Zeit, doch gelang es zuletzt, die Ordnung wieder herzustellen. Den Wünschen des Volkes wurde durch eine P Erfassung entsprochen. In derselben wurde festgesetzt, daß die Gesetze gemeinschaftlich vom Könige,

5. Erzählungen aus der vaterländischen Geschichte - S. 41

1898 - Düsseldorf : Michels
— 41 — Köln weitergebaut wurde. Auch Hohenzollern, die Burg seiner Väter, ließ er wieder prächtig aufbauen. Dem Lande gab er eine neue Verfassung. Bis dahin hatte der König von Preußen allein das Recht, dem Lande die Gesetze zu geben. Im Jahre 1848 wurde bestimmt, daß auch die Unterthanen bei der Gesetzgebung mithelfen sollten. Es werden dazu Männer gewählt, welche Abgeordnete heißen. Diese versammeln sich in Berlin und beraten die Gesetze, welche dem Lande gegeben werden sollen. Im Jahre 1857 erkrankte der König und übertrug seinem Bruder Wilhelm die Regiernngsgeschäste. Am 2. Januar 1861 starb König Friedrich Wilhelm Iv. Er ruht in der Friedenskirche zu Potsdam, die er selbst hat bauen lassen. Wohin drr König gehört. König Friedrich Wilhelm Iv. kam einst auf seiner Reise in ein Dorf. Hm: wurde er festlich empfangen und auch von der Schuljugend mit ihrem Lehrer begrüßt. Ein kleines Mädchen trat vor und sagte ein Gedicht her, worüber der König sich freute. „Du hast deine Sache schön gemacht, mein Kind," sagte der hohe, freundliche Herr. „ Nun will ich dir aber einmal einige Fragen vorlegen." „Wohin gehört das?" fragte er und zeigte dem Kinde eine Apfelsine. „In das Pflanzenreich," antwortete schüchtern das Mädchen. „Wohin nun das?" fragte der König weiter und zeigte ein Goldstück. „Ins Mineralreich," war die Antwort. „Wohin gehöre ich denn, mein Kind?" war die dritte Frage. Freundlich blickte das Kind seinen König an und sagte: „Ins Himmelreich." Da glänzte eine Thräne in des Königs Auge, und er hob das Mägdlein empor und küßte es. 20. Friedrich wilhelin Iii. Die Eltern des Kaisers Wilhelm des Großen waren König Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise. Sie wohnten im Sommer gern in Paretz, einem Dorfe, welches mehrere Stunden von Berlin liegt. Hier kaufte sich Friedrich Wilhelm Iii. ein Laudgut und^ließ ein einfaches, jedoch hübsches Schloß bauen. Dem Baumeister sagte

6. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 215

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
215 Waffen!" und in wenigen Stunden waren die Straen versperrt und an Fenstern und Barrikaden Bewaffnete aufgestellt. Vergeblich kamen Boten aus dem Schlosse, welche die Schsse einem Miverstndnisse zuschrieben: die revolutionren Fhrer des Volkes, zumeist Auswrtige und Auslnder, schrten durch glhende Reden die Kampflust. Nachmittags 3 Uhr entbrannte ein frchterlicher Straenkampf, der bis in die Nacht hinein whrte; als aber der Morgen des 19. Mrz anbrach, waren des Knigs Truppen berall Sieger.1) Dem landesvterlichen, weichen Herzen des Knigs hatte es groen Kummer bereitet, mit Gewalt der Waffen gegen seine eigenen Unterthanen einschreiten zu mssen, und er lie, um die Hand zur Vershnung zu bieten, die Truppen aus Berlin abziehen. Dadurch gewann in Berlin eine zgellose Volksherrschaft die Ober-Hand. Obgleich aber das entartete Volk dem edlen Könige vielfach Krnkungen zufgte, so blieb er doch seinem Versprechen treu: er ernannte ein freisinniges Ministerium, das sogenannte Mrzministerium", und berief am 22. Mrz eine Preuische Nationalversammlung, um mit ihr eine neue Verfassung zu vereinbaren. Diese trat im Mai zusammen, ge-riet aber bald unter die Herrschaft des zgellosen Pbels. Als dieser am 14. Juni das Zeughaus strmte und am 31. Oktober sogar den Sitzungssaal der Nationalversammlung frmlich belagerte, berief der König am 2. November ein neues Ministerium unter dem Grafen von Branden-brg und dem Freiherrn von Manteuffel. Dieses Ministerium der rettenden That" verlegte am 9. November die Nationalversammlung nach Brandenburg, und da die Majoritt dennoch ihre Sitzungen fortzusetzen beschlo, rckte General Wrnget am 16. November mit 15 000 Mann in Berlin ein, entwaffnete ohne alles Blutvergieen die Brgerwehr und schlo die Sitzungssle der Nationalversammlung. Am 5. Dezember sprach der König die Auflsung der Nationalversammlung aus und gab eine von ihm selbst aufgestellte (oktroyierte) freisinnige Verfassung. Diese stellte das System der zwei Kammern an die Spitze. Mit dem so gewhlten neuen Landtag wurde die oktroyierte Verfassung revidiert und am 31. Ja-nnar 1850 als Staatsgrundgesetz verkndet. Am 6. Februar 1850 beschwor Friedrich Wilhelm Iv. diese Verfassung, und damit war Preußen in die Reihe der konstitutionellen Staaten ein-getreten.2) Das Verfassungswerk wurde vollendet, als am 12. Oktober 1854 *) Proklamation Friedrich Wilhelms Iv. An meine lieben Berliner", geschrieben in der Nacht vom 18.19. Mrz 1848. 2) König Friedrich Wilhelms Iv. Thronrede und Eid auf die Verfassung. 6. Fe-bruar 1850.

7. Fürst Bismarck - S. 187

1916 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Anmerkungen. (Die fettgedruckten Iahten bedeuten die Seiten-, die anderen die Zeilenzahl.) 1. 8) In dem berühmten Edikt vom 27. Oktober 1810 hatte Friedrich Wilhelm Iii. seinem Volke „eine zweckmäßig eingerichtete Repräsentation sowohl in den Pro- vinzen als für das Ganze zu geben" versprochen. Dieses Versprechen wurde nicht so bald und dann noch unvollkommen eingelöst, wenigstens entsprach das durch den König Gebotene nicht den Ewartungen des Volkes. Am 22. Mai 1815 erließ der Königreine Verordnung über die zu bildende Re- präsentation des Volkes, in der man jedoch keineswegs eine Einlösung des gegebenen Königswortes erblickte. Dann unterschrieb der König am 5. Juni 1823 das allgemeine Gesetz wegen Anordnung der Provinzialstände, auf Grund dessen 1826 die Landtage der acht Provinzen zum ersten Male zusammentreten konnten. Aber die Berufung der allge- meinen Landstände unterblieb. Das Volk setzte nun alle Hoff- nung auf den Kronprinzen. Doch konnte man 1840 nur so viel erreichen, daß Deputationen der einzelnen Provinzialland- tage nach Berlin berufen wurden, um als Vereinigte Aus- schüsse gewisse, für die ganze Monarchie geltende Gesetze zu beraten. Im Volke wuchs die Unzufriedenheit. Da kam 1847 die Entscheidung. Die Regierung benötigte eine größere An- leihe für den Bau von Eisenbahnen. Rach einem Edikt Fried- rich Wilhelms Iii. vom 17. Januar 1820 konnte dieselbe nur unter der Bürgschaft von Reichsständen aufgenommen werden. So erließ denn Friedrich Wilhelm Iv. unter dem Drucke der Verhältnisse am 3. Februar 1847 das Patent, durch das die acht Provinziallandtage zu einem Vereinigten Landtage nach Berlin berufen wurden. Am 11. April 1847 fand im Königlichen Schlosse zu Berlin mit größtem Prunke die Eröff- nung des Ersten Vereinigten Landtags durch den König statt. „Die ständische Gliederung der Provinziallandtage kehrte auch im Vereinigten Landtage wieder: er schied sich in die Ausgewählte Reden des Fürsten v. Bismarck. 13

8. Vaterländische Geschichte in der utraquistischen Volksschule - S. 74

1891 - Breslau : Hirt
74 Dritter Zeitraum. lartb. Niemand mochte aber glauben, daß es auch in Preußen zu einem wirklichen Aufstand kommen könne; denn seit Jahrhunderten konnte Preußen stolz sein auf seine Herrscher, welche die Wohlfahrt des Staates förderten. a. In Berlin wird ein Volksaufstand zu stände gebracht. Diese Unzufriedenen wollten an der Gesetzgebung teilnehmen. Bis zum Jahre 1848 hatten nämlich die Herrscher das Recht, allein Gesetze zu geben. Der König Friedrich Wilhelm Iv. konnte die Forderungen dieser unzufriedenen Leute nicht sofort erfüllen, und so wurde in Berlin ein Volksaufstand zu stände gebracht. Am 18. März drang ein Haufen Ruhestörer vor das königliche Schloß und beleidigte die Soldaten. Diese begannen den Schloßplatz zu säubern. Plötzlich fielen zwei Schüsse, ohne jemand zu treffen. „Wir sind verraten", schrie das Volk, „die Soldaten wollen friedliche Bürger morden; zu den Waffen!" In zwei Stunden waren die Hauptstraßen gesperrt, und nun begann ein furchtbarer Mampf. ^ Die Soldaten griffen um drei Uhr nachmittags an und kämpften bis in die Nacht hinein. Um dem Blutvergießen ein Ende zu machen, wurden am folgenden Tage die Soldaten aus der Stadt entfernt. Durch Milde, Geduld und durch feine Friedensliebe gelang es dem König, Ruhe und Ordnung in feiner Hauptstadt und in feinem Lande wiederherzustellen. b. Er giebt feinem Volke ein Staatsgrundgefetz. Am 31. Januar 1850 gab der König feinem Volke eine neue Verfassung, „das Staatsgrundgefetz". Die Hauptbestimmungen derselben sind: 1. Die Gesetze werden von dem König und von den Vertretern des Volkes bestimmt. 2. Zu jedem Gesetz ist die Übereinstimmung des Königs und der Vertreter des Volkes erforderlich. 3. Die Ausführung der Gesetze steht dem König zu. c. Dem König wird die Kaiserkrone angeboten. Seitdem suchte Friedrich Wilhelm Iv. den Frieden für Preußen zu erhalten. Einen solchen friedliebenden König wollten die übrigen Fürsten ehren und zum deutschen Kaiser erwählen. Aber er lehnte die deutsche Kaiserkrone ab, denn nicht alle deutschen Fürsten waren damit einverstanden. 4. Vergrößerung des Landes. Des Königs Krankheit und Lebensende. Im Jahre 1849 wurden die beiden Fürstentümer Hohenzollern - Sigmaringen und Hohenzollern-Hechingen an Preußen abgetreten. Vier Jahre später wurde von Oldenburg der Jadebusen gekauft und daselbst ein Kriegshafen für die preußische Flotte angelegt. Friedrich Wilhelm Iv. hatte keine Kinder. Im Jahre 1857 verfiel er in eine schwere Krankheit und konnte die Regierung nicht weiter führen. Er übergab sie feinem Bruder Wilhelm. Sein Leiden ertrug der König mit frommer Ergebung. Als er die Sprache verlor, da faltete er feine Hände

9. Neuzeit - S. 162

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 162 — dazu beitrügen, die kaufmännische Thätigkeit zu begünstigen, befahl der Kurfürst, überall die Brücken, Dämme und Wege auszubessern und Krüge und Wirtshäuser an den Landstraßen anzulegen. Ein Hauptbestreben Friedrich Wilhelms ging dahin, die religiöse Duldung in seinem Staate heimisch zu machen und insbesondere die Lutheraner und Reformierten mit einander zu versöhnen. Die Zänkereien zwischen den Angehörigen der beiden evangelischen Bekenntnisse nahmen nicht selten einen geradezu häßlichen Charakter an, namentlich waren es die lutherischen Geistlichen, welche sich durch heftige Schmähung der gegnerischen und doch im Grunde so nahestehenden Glaubenspartei hervorthaten. Der Kurfürst versuchte zuerst durch vernünftiges Zureden den Frieden herbeizuführen und veranstaltete 1662 ein Religionsgespräch zu Berlin, scheiterte aber mit allen seinen Bemühungen an dem eigensinnigen Eifer der auf die Gerechtigkeit ihrer Sache pochenden Herren. Da entschloß er sich zu strengen Maßregeln, erließ eine scharfe Verordnung wider das gegenseitige Verunglimpfen von den Kanzeln und verlangte von den Geistlichen, daß sie sich durch ihre Unterschrift zur genauen Befolgung des Edikts verpflichteten. Die meisten derselben fügten sich, viele aber verweigerten die geforderte Erklärung als mit ihrem Gewissen nicht vereinbar, und der Kurfürst entsetzte, um durch ein Beispiel zu schrecken, zwei der angesehensten lutherischen Prediger Berlins ihres Amtes, darunter den berühmten Liederdichter Paul Gerhardt. So achtungswert die Überzeugungstreue des letzteren auch war, Friedrich Wilhelm hatte von seinem Standpunkte doch gewiß recht, wenn er dem ärgerlichen Hader ein für allemal einen Riegel vorschieben wollte. Zudem entsprang sein Verfahren keineswegs der Gleichgiltigkeit gegen Religion und religiöse Bekenntnisse, er besaß vielmehr einen durch und durch frommen Sinn und zeigte sich seinem reformierten Glauben aufrichtig ergeben. Er brachte alle seine Anliegen im Gebet vor Gott, ließ die Psalmen und das neue Testament nie von sich, besuchte regelmäßig die Kirche, ordnete in ernsten Zeiten Bußtage, nach erfochtenen Siegen Dankfeste an, hielt auf strenge Heiligung des Sabbats und verbot nachdrücklichst das Fluchen und Lästern. Und wie fest die evangelischen Ansichten in ihm wurzelten, beweisen seine Worte bei Ablehnung der ihm 1669 angetragenen polnischen Königskrone, deren Annahme den Übertritt zum Katholicismus bedingt hätte: „Meine Religion, darin ich meiner Seligkeit versichert bin, um einer Krone willen zu verlassen, werde ich in Ewigkeit nicht thun." Hatte es Friedrich Wilhelm verstanden, während der frühe- *

10. Hilfsbuch für den ersten Unterricht in der vaterländischen Geschichte - S. 17

1889 - Breslau : Goerlich
17 ------------- Reisenden ein, nur der König nicht. Die Eisenbahnbeamten waren recht verlegen; denn ohne den König wollten sie nicht abfahren, und doch konnten sie nicht länger warten. Gerade als der erste Beamte den königlichen Herrn erinnerte, daß es hohe Zeit zum Abfahren sei, sah man eine alte Frau mit einem Korbe eiligst herankommen. Ihretwegen hatte der König so lange gewartet. Als sie ankam, ging der König auf sie zu, klopfte ihr vertraulich auf die Schulter und sagte: „Ja, Mütterchen, da wären Sie eben nicht mit fortgekommen, wenn ich nicht auf Sie gewartet hätte." c. Sorge für Kunst und Wissenschaft und die Wohlfahrt des Uoltres. König Friedrich Wilhelm war selbst sehr klug und hatte viel gelernt; daher sorgte er dafür, daß auch seine Unterthanen viel lernen konnten. Er berief berühmte Gelehrte und Dichter nach Berlin und gab ihnen reichliches Gehalt. Er unterstützte auch Maler, Bildhauer und Musiker. Er ließ viele Schulen und Kirchen bauen. Für den Ausbau des Domes zu Köln, einer der schönsten Kirchen der Welt, gab er jährlich eine große Geldsumme. Seine Vorfahren hatten in der Burg Hohenzollern gewohnt, die aber allmählich ganz verfallen war. Friedrich Wilhelm ließ sie wieder aufbauen, ebenso das schöne Schloß in Marienburg. Unter der Regierung Friedrich Wilhelm Iv. wurden viele Eisenbahnen gebaut. Mit der Eisenbahn fährt man viel schneller und billiger als mit dem Wagen; der Landmann kann die Feldfrüchte billiger versenden, der Kaufmann kann seine Waren ohne große Kosten überall hin verschicken. d. Innere Unruhen. Trotz seiner Güte musste Friedrich Wilhelm Iv. viel Trauriges erleben. Im Jahre 1848 empörten sich in anderen Ländern die Unterthanen gegen ihre Herrscher. Auch in Berlin gab es viele Unzufriedene. Sie verlangten, dass die Gesetze nicht vom Könige allein gegeben würden, wie bisher, sondern dass auch das Volk an der Gesetzgebung teilnehmen dürfe. Der König prüfte die Wünsche des Volkes, und was er recht und billig fand, versprach er zu erfüllen. Auf diese Nachricht hin versammelte sich eine grosse Menschenmenge vor dem königlichen Schlosse. Der König verkündigte vom Balkon herab noch einmal seinen wichtigen Entschluss, und das Volk dankte ihm mit freudigem Jubel. Inzwischen hatte sich aber an dem einen Eingänge des Schlosses viel verdächtiges Volk angesammelt, das mit der Wache Streit bekam. Zwei Schüsse wurden abgegeben — man weiss nicht, von wem — und das Volk schrie: »Wir sind verraten.« Es entstand ein heftiger Kampf zwischen den Soldaten und dem Volke; doch blieben die Truppen des Königs überall Sieger. Die Unruhen in Berlin dauerten noch längere Zeit; aber es gelang, die Ordnung wieder herzustellen. e. Die preussische Verfassung. So sehr den König die Unruhen betrübt hatten, so gab er dem Volke doch eine Verfassung. In dieser ist festgesetzt, dass alle Preussen vor dem Gesetze gleich sind; jeder kann seine Religion frei ausüben, und niemand darf um seines Glaubens willen verfolgt werden. Alle fünf Jahre werden vom Volke Abgeordnete gewählt, die alljährlich in Berlin zusammenkommen. Sie bilden das Abgeordnetenhaus. Wird nun ein neues Gesetz gegeben oder soll eine Steuer aus- Hiibner, Hilssbiichlein. 2

11. Geschichte - S. 75

1892 - Breslau : Hirt
Lektion 11: Friedrich Wilhelm Iv. 75 b. Erzhle, wie der König fr die Kunst, namentlich fr die Baukunst, gesorgt hat. Wer hatte frher auf der Marienburg gewohnt? Das herrlichste dieser Bauwerke, die schnste Kirche Deutschlands, ist der Klner Dom. Schon 1248 wurde der Bau desselben begonnen, spter blieb er liegen und schien eine Ruine werden zu sollen. . 1842 legte Friedrich Wilhelm den Grundstein zum Weiterbau, 1880 ist er vollendet. Wodurch hoben sich Handel und Gewerbe in hohem Grade? Nenne berhmte deutsche Fabrikstdte! Fabriken! Was that der König zur Hebung des Seehandels? Welchen Kriegshafen haben wir jetzt noch auer Wilhelmshaven? Leider wurde der König in der Sorge fr das Wohl feines Volkes durch eine sehr bewegte Zeit gestrt. C. Vortrag. 4. Schon Friedrich Wilhelm Iii. hatte in allen 8 Provinzen Provinzialstnde errichtet; alle drei Jahre traten dort die von den drei Stnden, den adeligen Gutsbesitzern, den Stdtern und den Bauern, gewhlten Abgeordneten zusammen, um mit der Regierung neue Gesetze zu beraten. Friedrich Wilhelm Iv. bildete 1847 aus diesen Provinzialstnden den vereinigten Landtag, der sich in Berlin ver-sammelte, und dem er freiwillig auch das wichtige Recht verlieh, Steuern zu bewilligen und zu versagen. Gleich bei der ersten Versammlung desselben legte der König gegen den berhand nehmenden Unglauben das schne Bekenntnis ab: Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!" das ein Wahlspruch des ganzen Hohenzollernhauses geworden ist. Aber viele Abgeordnete erklrten die ihnen gewhrten Rechte fr nicht ausreichend. Da brach pltzlich 1848 in Paris von neuem eine Revolution aus; der dortige König wurde vertrieben und das Land fr eine Republik erklrt. Auch in Deutschland erhob sich in mehreren Stdten das Volk. In Berlin erschienen zahlreiche Unruhstifter, namentlich Franzosen und Polen, welche das Volk aufwiegelten. Friedrich Wilhelm war bereit, seinen Unterthanen grere Rechte und Freiheiten zu gewhren, und ver-kndete solches einer groen Volksmenge, die sich vor dem Schlosse ein-gefunden hatte. Jubelnd wollte sich die Versammlung schon auflsen, als pltzlich von unbekannter Hand zwei Schsse fielen. Wir sind verraten! Zu den Waffen!" schrie jetzt die Menge, und nun entstand (am 18. Mrz 1848) ein mrderischer Straenkampf zwischen dem Militr und den Brgern. Um dem Blutvergieen ein Ende zu machen, lie der König die siegreichen Truppen aus Berlin abrcken, darauf kehrte die Ruhe und spter auch die Ordnung zurck.

12. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 31

1901 - Halle : Gesenius
— 31 — Als die Nachrichten von diesen Verheerungen nach Berlin kamen, fugte Friedrich Wilhelm der Vierte: „Ich will hin zu meinen unglücklichen Schlesiern, und ihnen helfen, so viel ich kann!" Der König reift nach Schlesien und bringt Trost und Hilfe, wohin er kommt. Er gelangt auch in jenes Dorf, wo der Wackere lebte, der jene That gethan hatte. Um ihn stand das Volk. Einer der Begleiter des Königs erzählte diesem an Ort und Stelle, die ganze Geschichte von dem, was der Bauer gethan hatte. Da richtete der König den glänzenden Blick auf das Volk, und sagte: „Wo ist der Mann? Er trete vor!" Der Bauer stand in dem Haufen. Er hatte für den König und das Vaterland die Waffen getragen und trug auch zwei Kriegsdenkmünzen auf seinem Sonntagsrocke. Er wußte, was dem Landwehrmanne bei solchem Rufe ziemt. In soldatischer Haltung schritt er vor. Der König trat nahe an ihn heran, betrachtete ihn einige Augenblicke und sagte dann: „Du bist ein braver Mann." Das drang dem wackeren Schlesier tief ins Herz. Er sprach: „Wenn das mein geliebter König und Herr sagt, darf ich's ja selber glauben." Dabei lächelte er, und die Augen wurden ihm feucht. Der König faßte des Bauern Hand und drückte sie. „Womit kann ich Dir helfen?" fragte er dann. „Dank' schön!" sagte der Bauer. „Mein Schwiegervater wird mir schon noch eine Weile durchhelfen. Es sind noch Ärmere da." Diese Uneigennützigkeit rührte den König tief. Er sah noch einmal lange den edlen Bauer an. Darauf rief er einen Bedienten herbei, der das Ehrenzeichen erster Klasse trug. Er nahm es ihm von der Brust und heftete es dem wackeren Manne an. Das Volk aber jubelte laut seinem Könige zu. 6. Des Königs Krankheit und Tod. Gegen das Ende seiner Regierung wurde König Friedrich Wilhelm Iv. schwer geisteskrank. Sein Bruder, Prinz Wilhelm, mußte die Regierung übernehmen. Ohne Kinder zu hinterlassen, ist dann der König 1861 gestorben. V. König Friedrich Wilhelm Iii. (1797—1840.) (Lektion 17 — 22.) 1. Kronprinz und Kronprinzessin. Die Eltern Kaiser Wilhelms I. und König Friedrich Wilhelms Iv. waren König Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise. Als Kronprinz und Kronprinzessin als Brautpaar in Berlin einzogen, da waren alle Häuser mit Fahnen und Laubkränzen geschmückt, und eine riesige Ehrenpforte war gebaut worden. Bei dieser stand eine Schar großer und kleiner Mädchen, alle in weißen Kleidern. Eins davon, ein Bürgerkind, sagte ein Festgedicht auf. Der Prinzessin gefiel das so gut, daß sie das Kind in ihre Arme nahm und küßte. Darüber brachen die Zuschauer in lauten Jubel aus.

13. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 19

1901 - Halle : Gesenius
— 19 — Friedrich Wilhelm war aber auch von Kind auf recht anspruchslos wie ein Soldat. Feine Kleider zog er nicht an, und als ihm einmal eine Prinzessin, die seine Tante war, Süßigkeiten anbot, nahm er sie nicht und sagte: „Ich esse bloß Kommißbrot". Als er zehn Jahre alt war, machte ihn sein Onkel, der nun König geworden war, zum Offizier. Das war eine Freude für den Vater des Prinzen. Wiedergabe. Überschrift. Wie Kaiser Friedrich vom Vater als Soldat erzogen wurde. Ii. Stufe. 2. Der Prinz hatte aber eine sehr gütige und gebildete Mutter, die hieß Prinzessin Augusta. Sie wußte, daß es nötig war, aus dem künftigen Könige einen Soldaten zu machen; denn leider Gottes hatte man damals noch manchen Krieg in Aussicht. Uud da mußte ein Fürstensohn beizeiten das Kriegshandwerk als ein notwendiges Übel erlernen. Aber die Mutter verstand es so einzurichten, daß das andere Lernen nicht hintanstand. Sie suchte für ihren einzigen Sohn die besten Lehrer in Preußen aus, und diese begeisterten den Prinzen von Kind auf für alles Gute und Schöne, für Kunst und Wissenschaft. Friedrich Wilhelm hatte einen regen Lerneifer und eine gute Fassungskraft. Was er einmal gesehen und gehört hatte, vergaß er so leicht nicht wieder. Vor allem aber besaß er ein sehr gutes Gemüt, das er von seinen Eltern in doppelter Stärke ererbt hatte, und die Mutter schärfte daher den Erziehern ein, ihren „Fritz", wie sie den Sohn nannte, doch ja zu einem guten Menschen auszubilden. Dabei hielt sie daraus, daß der Prinz gottesfürchtig und gehorsam war. Beides gelobte er zu sein, als er konfirmiert wurde. Er war damals siebzehn Jahre alt. Um diese Zeit hatte er auch schon etwas anderes erlernt. Nämlich alle Prinzen aus dem Hanse Hohenzollern müssen — das ist ein alter Brauch — ein Handwerk verstehen. Die Prinzessin Augusta hielt auch bei ihrem Sohne streng an dieser. Sitte fest. Und da Prinz Friedrich Wilhelm sah, daß es seiner Mutter Freude machte, wenn auch er erführe, was es heißt, bei der Arbeit schwitzen, so wählte er sich gleich zwei Handwerke. Er wurde Schreiner und Buchbinder. Zwei Handwerksmeister aus Berlin kamen aufs Schloß, und der Prinz hobelte, sägte, schnitt und kleisterte, willig in allem den Lehrmeistern folgend. So lernte er auch das Handwerk nicht verachten und seine Mühen kennen. Wiedergab e. Überschrift. Wie Kaiser Friedrich von der Mutter erzogen wurde. Ii. Stufe. 3. Als der Prinz Friedrich Wilhelm konfirmiert worden war, wollten seine Eltern, daß er in die Welt hinaus sollte, um Länder und 2*

14. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 38

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 38 — stützungen. In Duisburg gründete er im Jahre 1655 eine neue Hochschule, die für den westlichen Teil seiner Länder bestimmt war und später nach Bonn verlegt wurde. Die kurfürstliche Bibliothek wurde bedeutend vermehrt und in größeren Räumlichkeiten, die dein Volke zugänglich waren, untergebracht; dadurch legte er den Grund zu der berühmten, großen königlichen Bibliothek zu Berlin. Weil er die Künste liebte, fanden an seinem .Hose Maler, Bildhauer, Baumeister und andere Künstler Aufmunterung und Unterstützung. Die Hauptstadt Berlin nahm bedeutenden Aufschwung. Ein ganz neuer Stadtteil Berlins, die Dorotheenstadt, entstand. Das verfallene Schloß wurde instand gesetzt, an der Spree ein herrlicher Lustgarten angelegt. Früher mußte jeder zu Markt fahrende Bauer eine Fuhre Dreck mit aus Berlin nehmen, jeder dritte Hausbesitzer hatte des Abeuds eine brennende Laterne auszuhängen; jetzt traf der Kurfürst Vorsorge zur Pflasterung und guten Beleuchtung. Berlin gewann immer mehr ein der Hauptstadt des Landes würdiges Aussehen und zählte wenige Jahre mich dem Tode Friedrich Wilhelms schon 28 000 Seelen. Die Accise. Die neuen Einrichtungen erforderten naturgemäß große Geldsummen. Um diese zu gewinnen, führte der Kurfürst eine gerechtere Verteilung der Steuerlast herbei durch die Verbrauchssteuer, Accise genannt. Das war eine Abgabe, welche von allen im Lande verbrauchten Gegenständen des täglichen Bedarfes (Bier, Branntwein, Kaffee, Fleisch, Mehl) entrichtet werden mußte. Bisher hatten die Besitzer von Grundstücken und Hänsern hauptsächlich die Steuerlast getragen: mancher weniger Bemittelte stand wegen der drückenden Abgabe ab von einem Neubau. Jetzt sollten alle Bewohner ohne Ausnahme zu den Steuern beitragen, wie auch alle den Schutz der Regierung im Lande genossen. Da der Adel widerstrebte, ließ der Kurfürst für ihn die alte Einrichtung bestehen. Die Städte dagegen überzeugten sich bald von der Zweckmäßigkeit der neuen Verteilung und führten die Accise mit Freuden ein. Der Kurfürst gewann so die nötigen Einnahmen; die Städte nahmen an Größe zu, da sich überall die Banlust regte. So wirkte der große Kurfürst unermüdlich als sorgender Landesvater und brachte sein Land zu hohem Wohlstände. 6. Seine Person und seine Gemahlin Luise Henriette. Person. Der große Kurfürst hatte eine hohe, ritterliche Gestellt, die von Kraft und Gesundheit Zeugnis ablegte. In jungen Jahren wallte ihm sein volles Haar bis auf die Schultern, später trug er nach der damaligen Mode eine mächtige, gekräuselte Perücke. Ju der Kleiduug zeigte er große Einfachheit. Seine Gesichtszüge waren in der Regel ernst, konnten aber auch freundlich und heiter fein. In rastloser Thätigkeit wirkte und schaffte Friedrich Wilhelm. Auch noch in den spätesten Lebensjahren saß er unter den empfindlichsten Gichtschmerzen stundenlang, um mit seinen Reiten die Regierungsgeschäfte zu besorgen. Von allem wollte er sich selbst unterrichten, um dann selbst zu urteilen. Doch ist es vorgekommen, daß er seine Meinung im versammelten Rate wieder fallen ließ, wenn er sich überzeugte, daß

15. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 160

1912 - Breslau : Hirt
160 Die Zeit vom 2. Pariser Frieden bis zum Regierungsantritt Wilhelms I. 94 Msse; am lngsten hielten sich die Staaten an der See fern. Der groe Zollverein brachte nicht blo wirtschaftliche Borteile durch gnstigere Handelsvertrge und Steigerung der Einnahmen, er bereitete auch die sptere politische Einigung Deutschlands unter Preuens Fhrung vor. Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen (1840 1861). tz 94. Der Versuch einer Verfassungsnderung. König Friedrich Wilhelm Iv. bestieg, 45jahre alt, den Thron; seine Gattin mar Elisabeth, eine bayrische Prinzessin. Er war geistreich, ein Freund der Wissenschaften und der Knste und ein geborener Redner von hinreiendem Schwung. Oft sah er Gelehrte und Knstler an seinem Hofe. Aber in seinen poli-tischen Anschauungen hatte er nicht die Stetigkeit und Festigkeit, die er-forderlich gewesen wren, den Staat durch alle Fhrlichkeiteu in den nn-ruhigen Zeiten glcklich hindurchzusteuern. Mit Begeisterung wurde er empfangen, als er bei den Huldigungen in Knigsberg und in Berlin zu der Bevlkerung sprach. An ihn trat die schwierige Aufgabe heran, Preußen eme Verfassung zu geben. Bisher bestand die absolute Monarchie", die der Groe Kurfürst begrndet hatte. Seit dem Anfange des Jahrhunderts war in Preußen das Verlangen nach einer geschriebenen Verfassung laut geworden. Diesem Wunsche war Friedrich Wilhelm Iii. im Mai 1815, als er gegen Napoleon zu Felde zog, auf Hardenbergs Rat durch die Verordnung der die Bildung von Landstnden entgegengekommen. Danach sollte eme Vertretung (Reprsentation") des Volkes gebildet werden, die m den Provinzen aus den Provinzialstudeu bestehen sollte, und aus diesen wieder sollte die Versammlung der Landesreprsentation" gewhlt werden mit dem Sitze in Berlin. Nach dem Frieden waren zwar Provinzialstnde gebildet worden, aber zur Schaffung einer Landesreprfentation war es unter Metternichs Einflu trotz zahlreicher Vorarbeiten nicht gekommen. Der Wunsch nach einer geschriebenen Verfassung war seitdem um so strker geworden, als in den deutschen Mittel- und Kleinstaaten Volksvertretungen bestanden. Querst war eine solche in Weimar unter Goethes Einflu zustande ge-kommen. Friedrich Wilhelm Iv. wollte sich dieser Aufgabe nicht ent* ziehen, griff jedoch nicht tatkrftig genug zu. Als er zum Bau von Ltsen* bahnen eine Anleihe aufzunehmen gedachte, was nicht ohne die Zustimmung von Landstnden geschehen durfte, rief er 1842 die vereinigten Ausschusse ' aller Proviuziallaudtage nach Berlin. Diese erklrten sich fr unzustndig. Endlich berief er im Jahre 1847 alle Provinzialstnde zu emem Ver-einigten Landtage nach Berlin, um die knftige Verfassung zu beraten. Er sollte nach dem Wuusche des Knigs zwar die Entscheidung der neue Steuern und Anleihen haben, aber nur eine beratende Stimme bei der Gesetzgebung. Diese Zugestndnisse gengten der Versammlung Nicht, und ihre Arbeit verlief ohne Ergebnis.

16. Deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts - S. 28

1905 - Halle : Gesenius
Städten das Steuerwesen. Als oberste Kontrollbehörde wurde die Oberrechnungskammer in Potsdam angeordnet. Die Lebensweise Friedrich Wilhelms. Der König hatte in seinem Schlosse keine kostbaren und teueren Gegenstände. Beim Essen brauchte man zinnernes Geschirr, fyefte, bei denen viel Staat und Aufwand gemacht werden mußte, gab es einfach nicht. Den Speisezettel für die Mittagstafel, dre Punkt 12 Uhr begann, ließ sich der König jedesmal vorlegen. ' Feine Speisen strich er aus und schrieb dafür einfachere, nahrhafte, hin. Es gab nur wenige Gerichte, doch stets gehörig Fleisch und Gemüse. Auch int Trinken war man sehr mäßig nach dem Beispiele des Königs. Wein trank dieser gar nicht. Der König stand morgens früh auf und hielt seine Andacht, bei der er ein Kapitel aus der Bibel oder aus einem Gebelbuche las. Oft war auch die Familie dabei anwesend. Dann arbeitete er mit seinen Ministern; meist diktierte er diesen die Verordnungen. Hierauf ging's bis zum Essen aus den Exerzierplatz. Nach dem Essen ritt Friedrich Wilhelm entweder aus oder spazierte durch Potsdam oder Berlin und achtete genau auf alles; oder aber er begab lieh nach seinem Jagdschlösse Wusterhausen bei Berlin, um dort zu jagen. Dazu lud er seine Hofgesellschaft ein. Sehr oft auch blieb er im Kreise seiner Familie und spielte mit seinen Kindern, manch- mal stundenlang. Abends versammelte er seine Bertrauten zum Tabakskollegium, d. h. zum gemütlichen Beisammensein bei Tabak und Bier. Im Lande sah er häufig selbst nach. Ohne Aufsehen stieg er zu Potsdam in seine Neisekutsche und fuhr- ins Land hinaus. Unvermutet erschien er da oder dort, besichtigte die Soldaten, prüfte die Kassen und hörte in den Schulen zu. Da mußte alles klappen, und wehe, wenn dies nicht der Fall war! Der König reiste rasch; von Berlin nach Königs- berg, d. H. für 150 Stunden Weges hat er nie mehr als 4 Tage gebraucht. ^ Die Sorge des Königs für Landwirtschaft und Besiedelung. Der König erkannte, daß die Kraft des Landes zum guten Teil aus dem Bauernstande und der Landwirtschaft beruht. Deshalb erließ er auf seinen Domänen armen aber fleißigen Bauern die Abgaben; ja er unterstützte sie sogar durch Gelddarlehue oder -gescheute. Schließlich hob er die Leibeigenschaft auf den Staatsgütern zum Teil auf. Er befahl auch den Adligen, daß den Bauern nicht so viele Dienste und Abgaben zugemutet werden sollten, und daß man ihnen Zeit ließe, auch ihre Äcker zu bestellen. Nur vier Frontage dursten tu der Woche sein. Die Adligen sollten auch die Bauern nicht prügeln und sonst hart strafen. Ferner wurde das Auskaufen (Bauernlegen) verboten. So kam Lust zur Arbeit auf und reges Leben in den Ackerbau. Aber der König selbst ging auch mit gutem Beispiele voran. An der Havel befand sich ein weiter sumpfiger und wüster Landstrich, das havelländische Luch geheißen, über 20 Quadratmeilen groß. Diesen ließ Friedrich Wilhelm binnen sieben Jahren ganz austrocknen, urbar machen und bebauen, und überall legte er Dörfer und Höfe an. Auf daß alles geriete, wendete der sonst so sparsame Mann Hunderttausende von Talern

17. Erziehender Geschichtsunterricht - S. 13

1912 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
13 geboren wurde, war sein Vater der Kronprinz Friedrich Wilhelm. Sein Grovater aber war der Prinz Wilhelm von Preußen. Der hatte damals fr seinen Bruder, den kranken König, die Regierung zu führen, und zwei Jahre spter wurde er König von Preußen. Es war am 27. Januar 1859. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm hatte auch ein Schlo in Berlin, da wohnte er mit seiner Frau, Der Kronprinzessin Viktoria. Da wurde der kleine Wilhelm Ii. geboren. - Mit einem Mal brllte ein Kanonenschu der Berlin. Wenn nmlich dem König oder dem Kronprinzen ein Sohn geboren wird, werden in Berlin 101 Kanonenschsse abgefeuert. Ist es aber eine Tochter, so gibt es nur 75 Kanonenschsse. Da sammelten sich nun im Umdrehn viele Hundert Menschen vor dem Schlo und zhlten, wieviel Schsse es wohl werden wrden. Sie zhlten bis 75. Als aber der 76. kam, da brachen He in ein Jubelgeschrei aus und riefen Hurrah und schwenkten die Mtzen, denn nun wuten sie, es ist ein Prinz geboren. Als Prinz Wilhelm 10 Jahre alt war, wurde er als Leutnant fcdas schnste Regiment der Garde eingestellt. Ja, nun wollt ihr wissen, w&fdenn eigentlich die Garde ist, und was ein Regiment, und was ein Leutnant. Also die meisten Soldaten, die der König hat, mssen zu Fu mar-schieren. Man nennt sie Infanteristen (Infanterie). Ihr Jungen wit ja doch wohl, wie so ein Soldat aussieht. Einen blauen Rock hat er an mit rotem Kragen und roten Aufschlgen und blanken Knpfen. Die Hose ist schwarz mit einem feinen roten Streifen an der Seite. Auf % ein Kopfe hat er einen Helm, auf dem Rcken trgt er den Tornister, und ein kurzes Schwert hat er umgeschnallt, das nennt er ein Seitengewehr. Das Schie-gewehr aber trgt er auf der Schulter, und wenn er ganz dicht an die Feinde heranmu, dann steckt er das Seitengewehr wie eine Lanzenspitze vorne drauf und gebraucht das Ganze wie einen Spie. Hier habt ihr ein Bild, wie das aussieht, und wer recht schne Bleisoldaten von der Infanterie zu Hause hat, der kann morgen einen mitbringen. Ungefhr tausend von solchen Soldaten bilden ein Regiment. Da gibt es natrlich auch immer Leute unter jbett Soldaten, Jbte den anderen zu befehlen haben, das sind die Offiziers n^oie Unteroffiziere. Der oberste Offizier iif einem Regiment heit Oh^rst, und der unterste heit Leutnant. Die allerschusten Regimenter nun nicht blo der Infanterie, sondern von allen Arten der Soldaten sind ausgesucht, um in Berlin und Potsdam ganz nahe bei dem König zu wohnen, ihn und seine Residenzstadt zu be-wachen und durch Treue und Tapferkeit sich auszuzeichnen. Diese Truppen

18. Bilder aus der preussischen Geschichte nach d. Allerh. Bestimmungen für einfache Schulverhältn. nebst Stoffverzeichn. - S. 45

1899 - Breslau : Hirt
§12. Friedrich Wilhelm Iv. 45 § 12. Friedrich Wilhelm Iv., J840 bis \86i(. Friedrich Wilhelm Iv. war der älteste Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und seiner Gemahlin Luise. Als Knabe mußte er vor Napoleon fliehen und verlor, noch nicht 15 Jahre alt, seine geliebte Mutter. Im Jahre 1815 be- gleitete er seinen Vater in den Befreiungskrieg. Der Kronprinz tljnt seine Schuldigkeit. In der Schlacht bei Großgörschen leitete der Kronprinz Friedrich Wilhelm einen Angriff gegen die Franzosen. Die Kugeln schlugen neben ihm ein. Sein Begleiter mahnte ihn zur Vorsicht. Der Kronprinz erwiderte aber: „Wenn Ihr Euch fürchtet, so sprengt zurück." Darauf ritt ein General zum Könige und meldete: „Der Kronprinz wagt zu viel. Ich bitte Eure Majestät um Befehle." Der König antwortete aber: „Mein Sohn thut weiter nichts als seine Schuldigkeit." Im Jahre 1840 folgte Friedrich Wilhelm seinem Vater in der Regierung. Er war ein herzensguter und sehr frommer König. Bei einer Gelegen- heit sagteer: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!" 1. Er fördert die geistige Wohl- fahrt seiner Unterthanen. Zur Förde- rnng der geistigen Wohlfahrt seiner Unterthanen berief der König gläubige Männer in die Verwaltung der Kirchen und Schulen. Armen Gemeinden baute er Kirchen auf und zahlte zur Vollendung des Domes in Köln jährlich 150009 Mark. Im ganzen hat der König 700 Gotteshäuser neu errichten und 130 wiederherstellen lassen. 2. Er sorgt für das leibliche Wohl seiner Landeskinder. Ter König war stets bereit, Not und Elend zu mildern. Daher besuchte er oft feine Provinzen; denn er wollte das Wohl und Wehe seines Landes mit eigenen Augen sehen. Die Zahl der Chausseen wurde im Lande vermehrt, Eisenbahnen wurden ge- baut, und die Landwirtschaft hob sich. 3. Der Ausstand in Berlin 1848. Im Jahre 1843 waren die Franzosen mit ihrem Könige nicht zufriedeu. Sie jagten ihn fort und richteten wieder eine Republik ein. Auch in Preußen gab es unzufriedene Leute. Diese Itu- zufriedenen wollten an der Gesetzgebung teilnehmen. Bis zum Jahre 1848 hatten nämlich die preußifcheu Herrscher das Recht, allein Gesetze zu gebeu. Ter König Friedrich Wilhelm Iv. konnte aber die Forderungen dieser unzu- friedenen Leute nicht sofort erfüllen, und so kam es in Berlin zu blutigen Friedrich Wilhelm Iv.

19. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 44

1905 - Paderborn : Schöningh
Bekanntmachung Friedrich Wilhelms Iv. an die Berliner Bevlkerung. da jene Maregeln Deutschland in sich stark, nach auen geachtet machen werden. damit in seinen vereinigten Krften Europa die sicherste Gewhr eines dauernden, gesegneten Friedens finden mge. Damit aber die Erfllung Unserer Absichten am wenigsten in Unseren Staaten Zgerung und Hindernis finden knne, damit Wir desto eher die-jenigen Vorschlge zu entwickeln imstande sind, welche Wir fr die Ber-sassung Unserer Staaten ntig erachten, haben Wir beschlossen, die Berufung des Vereinigten Landtages zu beschleunigen, und beauftragen das Staats-Ministerium, diese Einberufung auf Sonntag, den 2. April d. I. zu bewirken. Gegeben Berlin, den 18. Mrz 1848. Friedrich Wilhelm. 10. Bekanntmachung Friedrich Wilhelms Iv. an die Berliner Bevlkerung. 18.19. Mrz 1848. Aus: Berner, Geschichte des preuischen Staates. Mnchen und Berlin, Verlags-anstatt fr Kunst und Wissenschaft, vormals Bruckmann. 1891. S. 648. An Meine lieben Berliner! Durch Mein Einberufungs-Patent vom heutigen Tage habt Ihr das Pfand der treuen Gesinnung Eures Knigs zu Euch und zum gesamten deutschen Vaterlande empfangen. Noch war der Jubel, mit dem unzhlige treue Herzen Mich begrt hatten, nicht verhallt, so mischte ein Haufe Ruhestrer aufrhrerische und freche Forderungen ein und vergrerte sich in dem Mae, als die Wohlgesinnten sich entfernten. Da ihr ungestmes Vordringen bis ins Portal des Schlosses mit Recht arge Absichten be-frchten lie und Beleidigungen wider Meine tapfern und treuen Soldaten ausgestoen wurden, mute der Platz durch Kavallerie im Schritt und mit eingesteckter Waffe gesubert werden, und zwei Gewehre der Infanterie ent-luden sich von selbst, gottlob! ohne irgend jemand zu treffen. . Eine Rotte von Bsewichtern, meist aus Fremden bestehend, die sich seit einer Woche, obgleich aufgesucht, doch zu verbergen gewut hatten, haben diesen Umstand im Sinne ihrer argen Plne durch augenscheinliche Lge verdreht und die erhitzten Gemter von vielen Meiner treuen und lieben Berliner mit Rache-gedanken um vermeintlich vergossenes Blut erfllt und sind so die greu-lichen Urheber von Blutvergieen geworden. Meine Truppen. Eure Brder und Landsleute, haben erst dann von der Waffe Gebrauch gemacht, als sie durch viele Schsse aus der Knigsstrae dazu gezwungen wurden. Das siegreiche Vordringen der Truppen war die notwendige Folge davon. An Euch, Einwohner Meiner geliebten Vaterstadt, ist es jetzt, grerem Unheil vorzubeugen. Erkennt, Euer König und treuester Freund beschwrt Euch darum, bei allem, was Euch heilig ist. den unseligen Irrtum? Kehrt

20. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 209

1854 - Leipzig : Brandstetter
209 Munde gehört, wie so gut und wohlthätig der König sei, und wie er so vielen Armen, auch armen Kindern, Etwas gäbe. Da dachte das Mädchen, ich will an den König schreiben und ihn bitten, daß er mir ein Clavier schenkt. Er thut es vielleicht, weil alle ihn so rühmen, und er auch so gut gegen die Kinder ist. Sie setzte sich hin und schrieb einen Brief in kindlicher Einfalt, so gut sie es vermochte. „Mein lieber, guter König!" redete sie ihn an und sagte nun, wie sie so viel Rüh- mens von ihm täglich höre, wie er der Armen sich annähme, wie auch sie ein armes Kind sei, gern Clavierspielen lernen möge, aber kein Clavier habe, und wie sie ihn bitte, ihr auf Weihnachten ein Clavier zu schenken. — Das Kind trug den Brief nach dem nahen Flecken zur Post. In kindlicher Traulichkeit erzählte sie dem Postmeister die Sache. Dem Manne gefiel das Mädchen. Er siegelte den Brief ordentlich zu und ließ ihn nach Berlin abgehen. Der König erhielt den Brief. Er freute sich sehr über das gute Kindchen, ließ ein schönes Clavier kaufen und sendete es dem Mädchen zum Weihnachtsgeschenke. O, welche Freude hatte das Kind! Und wie freuten sich Alle, welche die Geschichte höreten. Und dazu war Friedrich Wilhelm ein König, welcher in christlich frommer Gesinnung lebte. Er ging fleißig in das Haus Gottes und genoß oft das heilige Abendmahl. Er unterstützte die Bibelgesellschaften, damit das heilige Schriftwort verbreitet werde; er nahm sich der Missions- gesellschasten an, damit man den Heiden die Gnade und Erlösung predige. Und solchen Christenglauben äußerte er in allen Stücken. „Gott mit uns!" das war des Königs Wahlspruch, wenn er ein Werk begann; „Gott allein die Ehre!" wenn das Werk glücklich ausgeführt war. Und Gott segnete sein Werk und ließ es wohl gedeihen. 25 Jahre er- hielt er dem Lande, ja der Welt, den schönen Frieden. Hätte er nicht die Kriegeswuth mit fester Hand niedergehalten, es wäre diese segens- reiche Zeit uns nicht so lange geblieben. In manchen Ländern war viel Krieg und Kriegsgeschrei, aber die Friedensliebe unsers' Königs hielt immer den schrecklichen Krieg mit Weisheit von uns fern. Darum, und wegen seiner so guten Regierung, ehrten alle Völker in und außer Eu- ropa unsern König und nannten ihn den weisen Regenten. Denn die Einrichtungen im Lande, von welchen schon erzählt ist, hat fast alle Friedrich Wilhelm Ii!. noch gemacht. Das ganze Preußenland sah aber auch mit Stolz, mit Liebe und Vertrauen auf seinen guten, alten König. Jeder wünschte und hoffte, daß er noch lange sein Volk re- gieren möge. Gott, der weise Lenker aller Dinge, fügte es indeß un- erwartet anders. Im Monat Mai 1840 bekam Friedrich Wilhelm einen wiederholten Anfall von der Grippe, an welchem er mehrere Wochen erkrankte. Seine Kräfte nahmen sehr ab, und man wurde um das Leben des guten Königs bange. In den ersten Tagen des Juni ver- mehrten sich Ermattung und Fieber, es stellten sich Brustkramps und be- denklicher Husten ein. Es war Lebensgefahr da. Kaum verbreitete sich diese Nachricht in Berlin, als Jeder tief betrübt wurde. Vom Pa- laste der Großen bis zur Hütte der Armen herrschte nur Ein Gefühl, Wangemann, Hülfsbuch. Iii. Abth. 14