Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 453

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
453 257. Wilhelm I., Deutscher Kaiser. war es der Dienst im Heere, dessen er sich mit ganzer Seele annahm und dessen höhere Stellen ihm vom Vater, dessen Gesamtbefehl ihm schließlich vom Bruder übertragen wurde. Das Jahr 1848 reichte auch ihm den Kelch bitterer Erfahrungen; aber schon 1849 stand er wieder an der Spitze des Heeres und dämpfte den Aufstand in Baden; dann lebte er, namentlich seit den diplomatischen Niederlagen, die Preußen durch Österreich erlitten, in fürstlicher Stille zu Koblenz. Nachdem er von 1858 ab als Prinzregent die Zügel der Regierung geführt hatte, bestieg er 1861 in einem Alter von 64 Jahren selbst den Thron. Als Greis noch war er ein Jüngling an Tatkraft, im Felde bei allen Anstrengungen einfach und anspruchtslos in seiner Lebensweise. Gemeinsam mit Österreich entriß er 1864 den Dänen die deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein. Größere Erfolge brachte der sieg- reiche Feldzug von 1866 gegen Österreich; mehrere Provinzen wurden dem Königreich Preußen einverleibt und für das bisher zersplitterte Deutschland die langersehnte politische Einigung angebahnt. Ruhm und Achtung zollte die Welt dem König, in dessen Hand der Oberbefehl gelegen hatte, den umsichtigen Führern und den braven Truppen. Nun war in Deutschland Frieden und Einigkeit. Der Sonnenschein des Glückes aber wurde noch einmal gestört. Frankreich erklärte im Juli 1870 an Preußen den Krieg. Ganz Deutschland erhob sich wie ein Mann. Der 73 jährige König stärkte sich zum Waffengang durch ein Gebet an der Mutter Grab. Ihre Worte, die sie ihm einst ans Herz gelegt hatte, standen vor seiner Seele. Die Zeit der Vergeltung war gekommen: Sieg auf Sieg erfochten die Deutschen; die wichtigsten Festungen mußten sich ergeben; ganze Armeen wurden gefangen genommen. Als höchste Errungenschaft sollte jedoch aus diesem blutigen Kriege die Einheit Deutschlands hervorgehen. König Wilhelm, der an der Spitze der sieg- reichen Heere bis nach Paris vorgedrungen war, sollte auch im Frieden Deutschlands Führer sein. In Versailles wurde er am 18. Januar 1871 zum Kaiser ausgerufen. So hatten die Feinde Deutschlands bei der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches helfen müssen. Mit Recht nannte man Kaiser Wilhelm I. den Siegreichen. Sein Enkel Kaiser Wilhelm Ii. gab ihm den Beinamen „der Große". Die Fürsorge Kaiser Wilhelms um die Erhaltung der wieder- gewonnenen Macht und des Ansehens des Reiches richtete sich vor allem auf Vervollkommnung des Heerwesens. Die Friedenspräsenzstärke des Heeres wurde erhöht, die deutsche Flotte vermehrt, gleichmäßige Bewaff- nung und Ausbildung der Heere aller deutschen Staaten erstrebt und 1888 ein neues Wehrgesetz eingeführt. Im Jahre 1887 legte Kaiser

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Bilder zum Gebrauche beim Geschichtsunterrichte zunächst in deutschen Taubstummen-Anstalten - S. 44

1882 - Düsseldorf : Schwann
— 44 — Deutschland erhielt Elsaß-Lothringen von Frankreich zurück und außerdem 4000 Millionen Mark Kriegsentschädigung. 6. Die Wiederaufrichtung des deutschen Reiches durch Wilhelm I. Durch den Krieg von 1870—71 wollten die Franzosen die Einigung Deutschlands verhindern. Aber gerade das Gegenteil haben sie bewirkt. Noch ehe der siegreiche Krieg beendet war, bat der König von Bayern in Vereinigung mit den deutschen Fürsten und Städten den König Wilhelm, er möge die deutsche Kaiserkrone annehmen. Wilhelm I. erklärte sich dazu bereit. Am 18. Januar 1871 fand dann mitten in Frankreich, im königlichen Schlosse zu Versailles die feierliche Krönung statt. Mehr als sechszig Jahre (seit 1806) hatte unser Vaterland keinen Kaiser mehr gehabt. Jetzt steht Deutschland hoch und stark unter seinem erhabenen Schutzherrn, dem Kaiser Wilhelm I. Gott ist Deutschlands und seines siegreichen Kaisers Schutzherr. Ja fürwahr, eine dreifache Krone hat der Allmächtige unserm geliebten Heldenkaiser geschenkt, nämlich die Krone Preußens, die deutsche Kaiserkrone und endlich die Krone eines liebenswürdigen und ruhmvollen G reisen a lt er s. Möge Kaiser Wilhelm diese dreifache Krone noch lange an der Seite seiner hohen Gemahlin, der wohlthätigen Kaiserin August«, mit der er am 11. Juni 1879 das seltene Fest der goldenen Hochzeit feierte, zu Deutschlands Heile tragen. Mit diesem Wunsche rufen wir: „Heil dem Kaiser Wilhelm! Heil seinem Hause!" Wiederholungsfragen. Wann ist Wilhelm 1. geboren? Wie hießen seine Eltern? Wann vermählte er sich ? Wie heißt seine Gemahlin? Wann übernahm er die Regierung? Welche Kriege fanden unter seiner Regierung statt? Durch welche Landesteile hat er Preußen und Deutschland vergrößert?

2. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 58

1894 - Breslau : Goerlich
Ii 58 — 234 — Leute. Wer den Kaiser sehen wollte, stellte sich zu dieser Zeit in der Nähe des kaiserlichen Palastes auf. Sobald der Kaiser am Fenster erschien, zogen alle den Hut und verbeugten sich, der Kaiser aber dankte freundlich. Nachmittags fuhr der Kaiser spazieren; von 3—5 Uhr kamen die höchsten Reichsbeamten, um vom Kaiser empfangen oder gehört zu werden. Dann fand die Mahlzeit statt, die aber nur eine Stunde dauerte. Abends besuchte der Kaiser gern das Theater, und wenn es viel zu arbeiten gab, schrieb er oft noch bis 11 oder 12 Uhr in seinem Arbeitszimmer. Alljährlich reiste der Kaiser im Sommer zur Stärkung seiner Gesundheit in ein Bad; auf diesen Besuch freuten sich Badebewohner und Kurgäste gleichmäßig, denn der Kaiser zeigte sich freundlich und liebens-würdig gegen jedermann. Im Herbste hielt er große Übungen mit den Soldaten ab. Dabei war er so pünktlich, daß er stets zur Minute erschien. 2. Kaiser Willjdtm Tod. Am 22. März 1887 feierte Kaiser Wilhelm seinen neunzigsten Geburtstag. Dieser wurde in ganz Deutschland als ein hohes Fest begangen; denn das deutsche Volk war von Dank erfüllt gegen Gott, der dem edlen Herrscher ein so hohes und rüstiges Alter geschenkt hatte. Bald darauf wurde der greise Kaiser von schwerer Trübsal heimgesucht; denn sein Sohn, der Kronprinz, erkrankte. Als derselbe in San Remo war und so traurige Nachrichten über sein Befinden nach Deutschland kamen, hörten die Diener den Kaiser oft in der Nacht weinen und seufzen: „O mein Sohn! mein Sohn!" Anfang März 1888 erkältete sich Kaiser Wilhelm. Bald wurde er ernstlich krank und sehr schwach. Die kaiserliche Familie versammelte sich um sein Lager. Der Kaiser unterhielt sich mit dem Prinzen Wilhelm und gab ihm gute Ratschläge für seine Regierung. Die Tochter des Kaisers bat ihn, er möchte sich doch nicht durch das viele Sprechen anstrengen. Er aber antwortete: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein." Zuletzt hörte man noch die Worte: „Der Herr hat mir mit seinem Namen geholfen." Dann starb er sanft und ruhig am 9. M ärz 1888. In Deutschland, ganz Europa und in allen Erdteilen, wo Deutsche wohnen, wurde Kaiser Wilhelm tief betrauert. Sein Name wird unvergeßlich bleiben; sein Andenken wird int deutschen Volke nie erlöschen. Wertiefung. 1. Wie sind siebzigjährige Männer gewöhnlich? Wie war dagegen Kaiser Wilhelm I.? Was hat ein Herrscher zu thun? (Er muß Verhandlungen mit fremden Staaten führen, Gesetze und Verordnungen erlassen, Bitt- und Gnadengesuche beantworten, Beamte ernennen, Orden verleihen u. dergl. nt.) Kaiser Wilhelm I. hatte in einem Jahre ohne die Militärangelegenheiten etwa 37 500 Schriftstücke zu erledigen, d. H. mehr als 100 täglich. — Wie konnte der Kaiser diese Arbeit bewältigen? a) Durch Einschränkung des Schlafes, b) durch genaue Ordnung und Regelmäßigkeit in allen seinen Geschäften, c) indem er den ganzen Tag beschäftigt war. Welche Eigenschaften zeigte Kaiser Wilhelm

3. Das vierte Schuljahr - S. 510

1899 - Langensalza : Schulbuchh.
510 hinter dem Fenster seines Arbeitszimmers am Schreibpulte sitzen oder stehen und- lesen oder schreiben sehen. Selbst im höchsten Alter gönnte er sich keine Ruhe. Als ihn die Ärzte einmal baten, sich doch täglich wenigstens eine halbe Stunde auf dem Sopha auszuruhen, da sagte er: „Sie haben gut reden. Wenn mir vom Tage eine halbe Stunde genommen wird, so entstehen des Abends Reste. Das geht nicht." Ein andermal bat ihn sein Leibarzt recht dringend, des schlechten Wetters wegen doch der angesetzten Parade nicht beizuwohnen, da sonst das Schlimmste zu befürchten sei. „Dann sterbe ich wenigstens im Dienste," sagte der Kaiser ruhig und ritt munter zum Thore hinaus. ä) Kaiser Wilhelms Krankheit und Tod. Anfangs März des Jahres 1888 hatte sich Kaiser Wilhelm erkältet. Er wurde krank. Auch in seiner Krank- heit gönnte er sich keine Ruhe. Da bat ihn seine Tochter, die an seinem Bette saß, er möge sich doch schonen. Er aber sagte: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein." So hat Kaiser Wilhelm seine Pflicht bis zum letzten Atemzuge gethan. Er starb am 9. März 1888. Seine letzten Worte waren: „Der Herr hat mir mit seinem Namen geholfen." Er wurde von seinem ganzen Volke tief betrauea. Sein Leichnam wurde nach seinem Wunsche neben seiner geliebten Mutter im Mausoleum zu Charlottenburg beigesetzt. Behandlung. A b s ch n i t t s w e i s e s Abfragen und Einüben des dar- gebotenen Stoffes. a) Wann ist König Wilhelm I. Kaiser geworden? (1871.) Als Kaiser hat er keine Kriege mehr zu führen brauchen. Wie hat er sein Land als Kaiser regieren können? (Im Frieden.) Das war sehr günstig für das nene deutsche Kaiserreich. Er hatte jetzt Zeit, als ein rechter Landesvater für sein Volk sorgen zu können. Was hatte er zunächst als Kaiser zu thun? (Das nene deutsche Kaiserreich gut ein- zurichten.) Und was hat er mit allem Fleiß gethan? Was für Geld, Maß und Gewicht hat er in ganz Deutschland eingeführt? (Gleiches Geld, Maß und Gewicht.) Nach welchem Geldstück wird jetzt alles in Deutschland berechnet? «Nach Mark.) Wie heißt das Grundmaß, mit dem jetzt alles gemessen wird? (Das Meter.) Welches ist das Hauptgewicht, mit dem wir jetzt wiegen? (Das Kilogramm.) Alle Soldaten Deutschlands bilden jetzt ein einheitliches Kriegsheer. An der Spitze des deutschen Kriegsheeres sieht der Kaiser. Wer hat dies so geordnet? (Kaiser Wilhelm I.) Wonach haben jetzt alle Richter in ganz Deutschland zu urteilen? (Nach demselben Recht.) Wer hat gleiches Recht für ganz Deutschland eingeführt? (Kaiser Wilhelm I.) Was hat er noch einheitlich in ganz Deutschland geregelt? (Das Postwesen.)

4. Bilder aus der Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 123

1895 - Elberfeld : Wülfing
123 König von Bayern, wnschten, da der König von Preußen die Rechte, welche er der Deutschland empfangen, unter dem Titel eines deutschen Kaisers ausbe. König Wilhelm willigte ein, denn er betrachtete es als seine Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reichs und seiner Glieder zu schtzen, den Frieden zu wahren, die Unabhngigkeit Deutschlands zu sttzen und die Kraft des Volkes zu strken." So wurde denn am 18. Januar 1871, an dem Tage, an dem 170 Jahre zuvor das preuische Knigtum gestiftet worden mar, im Schlosse zu Versailles das deutsche Kaisertum feierlich wieder auf-gerichtet. Unter Posaunenschall und Kanonendonner erscholl der Ruf: ,/Seine Majestt, der Kaiser Wilhelm lebe hoch!" Als König war Wilhelm I. im Juli 1870 ausgezogen, und als Kaiser kehrte er Mitte Mrz 1871 nach Berlin zurck. Was die Feinde gedacht hatten bse zu machen, das hatte Gott gut gemacht. Ihm sei die Ehre! (G. u. S. Ii. Nr. 265268. 270. 273.) 30. Kaiser Wilhelm I. iin Frieden. 1. Das neue Deutsche Reich. Zu den Pflichten der preufsischen Knigskrone hatte Wilhelm I. in seinem 74. Lebensjahre auch noch die Mhen und Sorgen des Kaiseramtes bernommen. In dem Erlafs vom 18. Januar 1871, welcher diese bernahme der Kaiserwrde dem deutschen Volke ankndigte, heifst es: Wir bernehmen die kaiserliche Wrde in dem Bewufstsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reichs und seiner Glieder zu schtzen, den Frieden zu wahren, die Unabhngigkeit Deutschlands, gesttzt auf die geeinte Kraft seines Volkes, zu verteidigen. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, dafs dem deutschen Volke vergnnt sein wird, den Lohn seiner heifsen und opfermtigen Kmpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu geniefsen, welche dem Vaterlande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherung gegen erneute Angriffe Frankreichs gewhren. Uns aber und Unsern Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des Deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gtern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." Die Hoffnung des Kaisers, dafs dem deutschen Volke eine neue, segensreiche Zukunft beschieden sein mge, erfllte i

5. Das vierte Schuljahr - S. 509

1899 - Langensalza : Schulbuchh.
509 Iii. Wilhelm I. cris Kaiser von Deutschland (1871—1888). Vorbereitung. Kurze Wiederholung des Stoffes der vorigen Stunde (siehe Schluß- zusammenfassung der vorigen Lektion). Ziel. Heute wollen wir uns mit Wilhelm I. als Kaiser von Deutsch- land beschäftigen. Darbietung des Stoffes durch Vorerzählen des Lehrers. a) Einrichtung des deutschen Reiches. Als Kaiser war es Wilhelm I. vergönnt, sein Land in Frieden regieren zu können. Er hat sich in dieser Zeit seines Lebens als ein rechter Landesvater bewiesen. Zunächst galt es, das neue deutsche Reich gut einzurichten. Dies hat Kaiser Wilhelm mit allem Fleiß gethan. Er hat gleiches Geld, gleiches Maß und gleiches Gewicht in ganz Deutsch- land eingeführt. Das Heer wurde gleichmäßig eingeteilt und ausgebildet. Die Richter müssen überall in Deutschland nach gleichem Recht urteilen. Das Post- lvesen wurde in ganz Deutschland einheitlich geordnet. b) Kaiser Wilhelms I. Sorge für das Wohl der Arbeiter. Beson- ders war Kaiser Wilhelm I. daraus bedacht, das Wohl der Arbeiter zu fördern. Dazu gründete er Krankenkassen. Aus diesen erhalten die Arbeiter, wenn sie krank sind und nicht arbeiten können, Unterstützungen. Er richtete auch die Un- fallversicherung ein. Wenn ein Arbeiter durch Unfall zum Krüppel wird, so erhält er eine Rente, von der er leben kann. Auch für die alteu Arbeiter wollte Kaiser Wilhelm noch besonders sorgen. Dies sollte durch eine Altersversiche- rung geschehen. Diese Einrichtung hat er nicht mehr erlebt, sie ist aber von rinserm jetzigen Kaiser zur Ausführung gekommen. Kaiser Wilhelm war gerne bereit, den Armen zu helfen. Hierzu tvill ich nur ein Beispiel anführen. Ein Leinweber war durch Krankheit verarmt und konnte die Miete nicht bezahlen. Darum wurde er mit seiner Familie aus der Wohnung vertrieben, mußte aber seinen Webstuhl als Pfand zurücklassen. Er begab sich in seiner Not mit einem Bittgesuch zum Kaiser. Die Wache vor dem Schloß vertvehrte ihn: dem Eintritt. Er stellte sich vor das Schloß. Als er den Kaiser am Fenster erblickte, hielt er seine Bittschrift in die Höhe. Bald darauf erschien ein Diener des Kaisers und ließ sich den Brief geben. Nach zwei Tagen kam der Diener in die neugemietete Wohnung des Webers und überzeugte sich von dessen Armut. Es dauerte nicht lange, da schickte der Kaiser dem armen Weber dreihundert Mark. Dieser kaufte sich dafür zwei Webstühle und konnte nun seine Familie wieder redlich emähren. c) Kaiser Wilhelms Treue und Gewissenhaftigkeit in der Regie- rung. Kaiser Wilhelm I. war sehr treu und gewissenhaft in der Ausführung feiner Regierungsgeschäfte. Schon am frühen Morgen konnten ihn die Berliner

6. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 58

1903 - Breslau : Goerlich
Ii 58 Leute. Wer den Kaiser sehen wollte, stellte sich zu dieser Zeit in der Nähe des kaiserlichen Palastes auf. Sobald der Kaiser am Fenster erschien, zogen alle den Hut und verbeugten sich, der Kaiser aber dankte freundlich. Nachmittags fuhr der Kaiser spazieren; von 3—5 Uhr kamen die höchsten Reichsbeamten, um vom Kaiser empfangen oder gehört zu werden. Dann fand die Mahlzeit statt, die aber nur eine Stunde dauerte. Abends besuchte der Kaiser gern das Theater, und wenn es viel zu arbeiten gab, schrieb er oft noch bis 11 oder 12 Uhr in seinem Arbeitszimmer. Alljährlich reiste der Kaiser im Sommer zur Stärkung seiner Gesundheit in ein Bad; auf diesen Besuch freuten sich Badebewohner und Kurgäste gleichmäßig, denn der Kaiser zeigte sich freundlich und liebenswürdig gegen jedermann. Im Herbste hielt er große Übungen mit den Soldaten ab. Dabei war er so pünktlich, daß er stets zur Minute erschien. 2, Kaiser Wilhelms Tod. Am 22. März 1887 feierte Kaiser Wilhelm feinen neunzigsten Geburtstag. Dieser wurde in ganz Deutschland als ein hohes Fest begangen; denn das deutsche Volk war von Dank erfüllt gegen Gott, der dem edlen Herrscher ein so hohes und rüstiges Alter geschenkt hatte. Bald darauf wurde der greise Kaiser von schwerer Trübsal heimgesucht!; denn sein Sohn, der Kronprinz, erkrankte. Als derselbe in San Remo war und so traurige Nachrichten über sein Befinden nach Deutschland kamen, hörten die Diener den Kaiser oft in der Nacht weinen und seufzen: „O mein Sohn! mein Sohn!" Anfang März 1888 erkältete sich Kaiser Wilhelm. Bald wurde er ernstlich krank und sehr schwach. Die kaiserliche Familie versammelte sich um sein Lager. Der Kaiser unterhielt sich mit dem Prinzen Wilhelm und gab ihm gute Ratschläge für seine Regierung. Die Tochter des Kaisers bat ihn, er möchte sich doch nicht durch das viele Sprechen anstrengen. Er aber antwortete: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein." Zuletzt hörte man noch die Worte: „Der Herr hat mir mit seinem Namen geholfen." Dann starb er sanft und ruhig am 9. März 1888. In Deutschland, ganz Europa und in allen Erdteilen, wo Deutsche wohnen, wurde Kaiser Wilhelm tief betrauert. Zein Name wird unvergeßlich bleiben; fein Andenken wird im deutschen Volke nie erlöschen. Wertiefnng. 1. Wie sind siebzigjährige Männer gewöhnlich? Wie war dagegen Kaiser Wilhelm I.? Was hat ein Herrscher zu thun? muß Verhandlungen mit fremden Staaten führen, Gesetze und Verordnungen erlassen, Bitt- und Gnadengesuche beantworten, Beamte ernennen, Orden verleihen u. bergt m.) Kaiser Wilhelm I. hatte in einem Jahre ohne die Militärangelegenheiten etwa 37 500 Schriftstücke zu erledigen, d. H. mehr als 100 täglich. — Wie konnte der Kaiser diese Arbeit bewältigen? a) Durch Einschränkung des Schlafes, b) durch genaue Ordnung und Regelmäßigkeit in allen seinen Geschäften, c) indem er den ganzen Tag beschäftigt war. — Welche Eigenschaften zeigte Kaiser Wilhelm

7. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 169

1892 - Leipzig : Voigtländer
169 92. Kaiser Wilhelm I. 1871-1888. 1. Wilhelm I. als Regent. Durch Krieg und Sieg Einig er des deutschen Volkes, war Kaiser Wilhelm I. schon ein Mann von vierund-siebzig Jahren, als er Kaiser wurde. Er glaubte selbst, in einer kurzen Spanne Zeit" nur die ersten Anfnge der neuen Ordnung deutscher Dinge er-leben zu knnen. Aber seine Lebenskraft reichte der die gewhnliche Grenze weit hinaus und seine Herrscherkraft und Herrschergre nicht minder. Mit der Weisheit und dem Erfahrungsreichtum des Alters verband er eine auf dem hchsten Pflichtbewutsein ruhende unermdliche Thtigkeit, mit der rich-tigert Einsicht den kraftvollen Willen, berall das Notwendige zu vollbringen, das Gute zu frdern. So gab er durch die Macht seiner Persnlichkeit den: werdenden Reiche den inneren Halt. Durch weise Gesetzgebung verlieh er dem neuen Staatswesen feste Grundlagen. Nicht eine beschwerliche Fessel, sondern die zuverlssige Brgschaft der eigenen Rechte, der starke Hort ihrer Sicherheit wurde die Reichsverfassung den verbndeten deutschen Fürsten. Denn Kaiser Wilhelm erfllte die von ihm bei der bernahme der Kaiser-wrde ausgesprochene Verheiung, in deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schtzen", allseitig und herrlich. Jedem das Seine", Deutschlands Gre und Wohlfahrt der alles! das war der Gedanke, der ihn leitete, den er, untersttzt von dem Rate und der Thatkraft seines groen Kanzlers, in seinem gesamten Herrscherwalten ebenso ausdauernd als erfolgreich bethtigte. 2. Friedenspflege und Heeresmacht. Diese segensvolle Herrscher-thtigkeit konnte sich nur entfalten auf der Grundlage ungestrten Friedens. Dies unschtzbare Gut seinem Volke zu erhalten und zu sichern, galt dem ruhmgekrnten Helden als heiligste Herrscherpflicht. Whrend der sieb-zehn Jahre seiner kaiserlichen Regierung hat kein Kriegssturm mehr das Reich erschttert, so unablssig das besiegte Frankreich seinem verhaten berwinder mit einem furchtbaren Vergeltungskampfe zu drohen wagte. Zu thatsch-lichem Angriff freilich fehlte dem rachbegierigen Feinde bei allem Kriegs-eifer doch die siegverheiende berlegene Heereskraft gegenber Deutschlands wohlgersteter Streitmacht. Diese wute Kaiser Wilhelm in den Friedens-jhren so gewaltig zu steigern, da des Herrschers vertrautester Rat, der Reichs-kanzler Bismarck, vor dem versammelten Reichstag das stolze Wort in die Welt hinaus rufen konnte: Wirdeutschen frchten Gott und sonst nichts in der Welt." Durch wiederholte Verstrkung des stehenden Heeres wie der Landwehr und des Landsturmes wurde die deutsche Wehrkraft fr den Kriegs-

8. Geschichte - S. 91

1908 - Breslau : Hirt
§ 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und seine Mitarbeiter. 91 er am 22. März 1887 feinen 90. Geburtstag feierte. Doch hat er auch recht schmerzliche Erfahrungen machen müssen. Zwei verkommene Menschen erhoben ihre Mörderhände gegen den geliebten Kaiser. Das ganze Volk trauerte und schämte sich. Jene Verruchten gehörten der Partei an, die auf gewaltsame Weise, durch Empörung, die Lage der Arbeiter verbessern will. Kaiser Wilhelm begann damals, auf friedliche, gesetzliche Weise für die Armen zu sorgen, damit diese weiterhin feinen Grund zur Unzufriedenheit hätten, wie ja auch feine Vorfahren gerade für die Armen unter ihren Untertanen gesorgt haben (§§ 29, 30, 32). In seiner Botschaft vom 17. November 1881 an den Reichstag sagte er: „Wir würden dereinst mit um so größerer Befriedigung auf alle Erfolge zurückblicken, mit denen Gott Unsere Regierung sichtlich gesegnet hat, wenn es Uns gelänge, den Hilfsbedürftigen größere Sicherheit des Beistandes, auf den sie Anspruch haben, zu hinterlassen!" Später fügte er hinzu: „Wir halten es für eine Unserer ersten Pflichten, die Lage der arbeitenden Klassen zu fördern!“ Schon er erließ das Krankenkassen- und das Unfallverficherungsgefetz, so daß der kranke oder der bei feiner Arbeit verunglückte Arbeiter einen gesetzmäßigen Anspruch auf freie ärztliche Behandlung, auf Arznei und Krankengeld erhielt. Wie Kaiser Wilhelm Ii. für die Arbeiter weiter gesorgt hat, lies § 42! 2. Tugenden Kaiser Wilhelms 1. und fein Tod. Außer Weisheit und Tapferkeit waren noch viele andere herrliche Tugenden an Kaiser Wilhelm I. zu rühmen; so war er sehr einfach in feiner Kleidung und mäßig im Essen und Trinken. Seine Kleidung trug er so lange, als es irgend anging; Wein trank er selbst bei Tisch nur wenig. Von seiner Herzensgüte und Wohltätigkeit erzählt man sich viele herrliche Beispiele, desgleichen von seiner Dankbarkeit. Stets bat er, selbst seine Diener, um Dienstleistungen und versäumte es nicht, für dergleichen zu danken. (Vergl. hierbei Nr. 4.) — Dabei war er von Herzen fromm. Er sprach einst: „Ich will, daß meinem Volke die Religion erhalten bleibe!" Von feiner Arbeitsamkeit und Pflichttreue legte er noch auf dem Sterbebette Zeugnis ab. („Ich habe keine Zeit, müde zu fein!") — Tiefer Schmerz erfüllte aller Herzen, als am 9. März 1888 der geliebte Kaiser verschied. — Selbst in den fernsten Zeiten wird Kaiser Wilhelm 1. gerühmt werden als einer der größten und edelsten Menschen und Herrscher! 3. Kaiser Wilhelms I. große Bedeutung besteht darin, daß er Preußen groß und mächtig und Deutschland einig gemacht hat. — Seit der Zeit Napoleons I. gab es kein deutsches Reich mehr. Die deutschen Staaten waren nur lose miteinander verbunden, vielfach untereinander uneinig und darum nach außen ohnmächtig. Jetzt ist Deutschland einig und stark und dadurch mächtig geworden. — Durch Beginn der Arbeiter-Schutz-Gesetzgebung hat Wilhelm I., als der erste von allen Fürsten, begonnen, „die Ausgleichung ungesunder wirtschaftlicher Gegensätze" herbeizuführen und den Forderungen der Arbeiterwelt gerecht zu werden, die

9. Der heimatkundliche Unterricht für die Schulen der Provinz Hannover - S. 96

1888 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
96 Kaiser Wilhelm I. Was wir an unserm vielgeliebten Kaiser Wilhelm gehabt haben, wer vermöchte das hier in kurzen Worten zusammenzufassen; nur das wollen wir sagen, daß säst alle Herzen ihm warm entgegenschlugen, ihm, dem treuen Könige seines Volkes, dem Vater unseres engeren und weiteren Vaterlandes; denn die Geschichte der letzten 20 Jahre hat die Fugen des deutschen Reiches immer fester verkittet, und unsere Provinz hat sich anfangs zwar schwer, dann aber seit dem glorreichen Kriege und Siege von 1870/71, wo man alle Sonderinteressen hintenanzusetzen Kaiser Wilhelm I. f 9. März 1888. gelernt hatte, leichter hineingefügt in den großen und schönen Staat, in das durch Kaiser Wilhelm I. so herrlich geeinte deutsche Vaterland, von dem der begeisterte Dichter fingt: Deutschland, Deutschland über alles, Über alles in der Welt! Den Großthaten, die ibm als Feldherrn zu vollbringen beschieden waren, stehen die unvergänglichen Erfolge ebenbürtig zur Seite, welche er in

10. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 414

1910 - Wittenberg : Herrosé
414 Xiii. Vaterland und Volkstum. gefangen nach Deutschland. Am längsten widerstand die Weltstadt Paris. Sie lvurde von fast 1/2 Million Soldaten verteidigt. Endlich zwang der Hunger die Stadt zur Übergabe. Wie bitter es ihr auch war, so mußte sie sich doch den Siegeseinzug des deutschen Heeres ge- fallen lassen. k) Wie König Wilhelm zum deutschen Kaiser aus- gerufen und der Friede geschlossen ward. Ehe sich Paris ergab, wurde König Wilhelm auf französischem Boden am 18. Januar 1871 zum deutschen Kaiser ausgerufen und damit das Deutsche Reich wieder erneuert. Alle deutschen Fürsten und die Abgeordnetett des Volkes hatten ihm die Krone angeboten und damit den heißen Wunsch des deutschen Volkes erfüllt. Seit 65 Jahren war Deutsch- land ohne Kaiser, uneinig und ohnmächtig gewesen. Der neue Kaiser gelobte, „allezeit ein Mehrer des Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens." Am 10. Mai 1871 kam es zum Friedensschlüsse in Frank- furt a. M. Deutschland erhielt Elsaß und Lothringen als Reichsland und 4000 Millionen Mark Kriegskosten. Das war ein Krieg und ein Erfolg ohnegleichen. Ganz Deutschland war geeinigt, Kaiser und Reich erneuert und das verlorene Reichsland wiedergebracht. 6. Der starke Hort des Friedens. Nach den drei großen Kriegen regierte Kaiser Wilhelm I. noch 17 Jahre in Frieden. Unter ihm und seinem großen Kanzler, dem Fürsten Bismarck, trat Deutschland an die Spitze Europas. Der deutsche Kaiser war der Schiedsrichter bei den Streitigkeiten der Fürsten und Völker. Mit Österreich und Italien schloß er den Dreibund zur Erhaltung des Friedens. In fremden Ländern wurden deutsche Ansiedlungen an- gelegt. Deutsche Kriegsschiffe beschützten die Deutschen im Auslande. Der deutsche Name war jetzt in der ganzen Welt geachtet. Der Reichstag, d. h. die 397 Abgeordneten des deutschen Volkes, und der Bundesrat, d. h. die 58 Vertreter der Fürsten, suchten durch weise Gesetze die Einheit in den 26 deutschen Staaten zu fördern. So wurden gleiche Münzen, Maße und Gewichte eingeführt. Die kaiserliche Post erleichterte den Verkehr in ganz Deutschland; ja ein Weltpostverein wurde gegründet, damit man Briefe, Geld und Waren billig und rasch in die ganze Welt senden könnte. Der Staat übernahm die Eisenbahnen und Fern- schreiber und verwaltet sie trefflich zum Besten der Untertanen. Er unterstützte Handel und Gewerbe, legte Straßen und Kanäle an und verband die Nord- und Ostsee durch einen großen Kanal. Berlin verschönerte sich durch herrliche Gebäude, Straßen und Denk- mäler von Jahr zu Jahr. Ein besonderer Schmuck ist das neue Reichstagsgebäude. Uuter Kaiser Wilhelm I. wurdeu viele Schulen gebaut und der Unterricht verbessert. Gelehrte Reisende erforschten fremde Länder. Die äußere Mission suchte die Heiden zu bekehren, die inneremission aber Not und Elend in der Christenheit zu lindern.

11. Geschichte - S. 90

1918 - Breslau : Hirt
90 § 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und seine Mitarbeiter. er am 22. März 1887 seinen 90. Geburtstag feierte. Doch hat er auch recht schmerzliche Erfahrungen machen müssen. Zwei verkommene Menschen erhoben ihre Mörderhände gegen den geliebten Kaiser. Das ganze Volk trauerte und schämte sich. Jene Verruchten gehörten der Partei an, die auf gewaltsame Weise, durch Empörung, die Lage der Arbeiter verbessern will. Kaiser Wilhelm begann damals, auf friedliche, gesetzliche Weise für die Armen zu sorgen, damit diese weiterhin keinen Grund zur Unzufriedenheit hätten, wie ja auch seine Vorfahren gerade für die Armen unter ihren Untertanen gesorgt haben (§§ 29, 30, 32). In seiner Botschaft vom 17. November 1881 an den Reichstag sagte er: „Wir würden dereinst mit um so größerer Befriedigung auf alle Erfolge zurückblicken, mit denen Gott Unsere Regierung sichtlich gesegnet hat, wenn es Uns gelänge, den Hilfsbedürftigen größere Sicherheit des Beistandes, auf den sie Anspruch haben, zu hinterlassen!" Später fügte er hinzu: „Wir halten es für eine Unserer ersten Pflichten, die Lage der arbeitenden Klassen zu fördern!" Schon er erließ das Krankenkassen- und das Unfallversicherungsgesetz, so daß der kranke oder der bei seiner Arbeit verunglückte Arbeitet einen gesetzmäßigen Ansprach auf freie ärztliche Behandlung, auf Arznei und Krankengeld erhielt. Wie Kaiser Wilhelm Ii. für die Arbeiter weiter gesorgt hat, lies § 42! 2. Tugenden Kaiser Wilhelms I. und sein Tod. Außer Weisheit und Tapferkeit waren noch viele andere herrliche Tugenden an Kaiser Wilhelm I. zu rühmen; so war er sehr einfach in seiner Kleidung und mäßig im Essen und Trinken. Seine Kleider trug er so lange, als es irgend anging; Wein trank er selbst bei Tisch nur in kleinen Mengen. Von seiner Herzensgüte und Wohltätigkeit erzählt man sich viele herrliche Beispiele, desgleichen von seiner Dankbarkeit. Stets bat er, selbst seine Diener, um Dienstleistungen und versäumte es nicht, für dergleichen zu danken. (Vergl. hierbei Nr. 4.) — Dabei war er von Herzen fromm. Er sprach einst: „Ich will, daß meinem Volke die Religion erhalten bleibe!" Von seiner Arbeitsamkeit und Pflichttreue legte er noch auf dem Sterbebette Zeugnis ab. („Ich habe keine Zeit, müde zu sein!") — Tiefer Schmerz erfüllte aller Herzen, als am 9. März 1888 der geliebte Kaiser verschied. — Selbst in den fernsten Zeiten wird Kaiser Wilhelm I. gerühmt werden als einer der größten und edelsten Menschen und Herrscher! 3. Kaiser Wilhelms I. große Bedeutung besteht darin, daß er Preußen groß und mächtig und Deutschland einig gemacht hat. — Seit der Zeit Napoleons I. gab es kein deutsches Reich mehr. Die deutschen Staaten waren nur lose miteinander verbunden, vielfach untereinander uneinig und darum nach außen ohnmächtig. Jetzt ist Deutschland einig und stark und dadurch mächtig geworden. — Durch Beginn der Arbeiter-Schutz-Gesetzgebung hat Wilhelm I., als der erste von allen Fürsten, begonnen, „die Ausgleichung ungesunder wirtschaftlicher Gegensätze" herbeizuführen und den Forderungen der Arbeiterwelt gerecht zu werden, die

12. Vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 115

1913 - Leipzig : Hirt
Der Ausbau des Reiches unter Kaiser Wilhelm L 115 Antrag die Frist verlngert wird. Fr Ehefrauen gilt die Staatsangehrig-keit ihres Mannes. Die Beurkundung des Personenstandes besorgten frher die Geistlichen im Anschlu an die Taufe, die Trauung und die Beerdigung durch Eintrag ins Kirchenbuch. 1875 wurde sie bei der Einfhrung der Zivil-ehe dem Standesamt der brgerlichen Gemeinden bertragen. 9. Rechte und Pflichten der Staatsbrger. Mit der Staats- und Reichsangehrigkeit sind bestimmte Rechte und Pflichten verbunden. A. Rechte. Gleichheit vor dem Gesetz. Schutz der Person und des Eigentums gegen alle widerrechtlichen und willkrlichen Handtungen. Un-verletzlichkeit der Wohnung, Unverletzlich keit des Briefgeheimnisses. Freiheit der Auswanderung, die aber die Wehrpflichtigen vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 25. Lebensjahr nicht besitzen. Freiheit des religisen Be-kenntnisses. Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei." Freiheit der Meinungsuerung in Wort und Schrift. Das Wahlrecht. Das Vereins-und Versammlungsrecht. Das Vereins- und Versammlungsrecht ist durch ein Reichsgesetz vom Jahre 1908 fr alle deutschen Staaten einheitlich geregelt. Danach knnen auch Frauen in politische Vereine eintreten und an politischen Versamm-lnngen teilnehmen. B. Pflichten. Die allgemeinsten und einschneidendsten sind die Schul-Pflicht, Wehrpflicht und Steuerpflicht. Auch die brgerlichen Ehrenmter, deren bernahme kein Staatsbrger ablehnen darf, sind mit manchen Lasten verbunden. 170. Der Ausbau des Reiches unter Kaiser Wilhelm I., 1871-1888. 1. Der Kulturkampf. Kaum war der Deutsch-Franzsische Krieg beendet, da brach in Deutschland, besonders in Preußen, ein kirchenpolitischer Kampf aus, der an die Zeiten der frnkischen und staufischen Kaiser erinnerte. Infolge der preuischen und deutschen Siege hatte Papst Pius Ix. seine weltliche Herrschaft verloren. Vergebens hatte er im Herbst 1870 den König Wilhelm um Hilfe gebeten. Zu der Haltung der Regierung in dieser sogenannten rmischen Frage und ihrer Stellung zu den altkatholischen Gemeinden, die den vom Vatikanischen Konzil verkndeten Glaubenssatz von der Unfehl-barkeit des Papstes nicht anerkannten, trat die Zentrumspartei unter Fhrung des Abgeordneten Windthorst in einen Gegensatz, der zu einem Kampf um die Grenzen der Staats- und Kirchengewalt fhrte. Der König hob die katholische Abteilung des Kultusministeriums auf. Ein Schul-aufsichtsgesetz entzog allen Geistlichen, auch den evangelischen, die Aufsicht der die Volksschulen. Ein von Bayern beantragtes Reichsgesetz gegen 8*

13. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 360

1910 - Wittenberg : Herrosé
360 Xii. Gesetz und Recht. Arbeitgeber und Arbeiter; die alten Jnnungsgesetze wollten nicht mehr passen, sie wurden zu eng, und endlich löste man'die Innungen ganz auf. Dabei geschah es aber, daß mit dem Unbrauchbaren auch manches Brauchbare weggeworfen wurde. Besonders vergaß man, Einrichtungen zu treffen, durch welche die Arbeiter bei Unfällen, bei Erkrankungen oder bei hereinbrechendem Alter Hilfe und Unter- stützung fanden. Wie oft zogen Not und Kummer in den Familien ein, wertn etwa der Vater erkrankte, der nun vielleicht wochenlang keinen Verdienst, dafür aber zwei bedeutende Ausgaben mehr hatte: für Arzt und Apotheker! Noch schlimmer war es freilich, wenn der Versorger der Familie durch einen Unfall zum Krüppel wurde oder gar sein Leben verlor. Solche Unglücksfälle erfolgtet: ja neben den schnell gehenden Maschinen in den Fabriken leider viel leichter und häufiger als im Hausgewerbe. Gar manche Familie ist dadurch an bcn Bettel- stab gebracht worden! Solcher Not entgegentreten, konnte nur dein geeinten, großen deutschen Vaterlande gelingen. Daran: erließ Kaiser Wilhelm I., der es als eine der vornehmsten Aufgaben der Reichsregierung ansah, Gesetze zum Schutze der Schwachen zu schaffen, am 17. November 1881 eine allerhöchste Botschaft, in tvelcher die Gründuttg voir Unter- stützungskassen für das ganze Deutsche Reich in Aussicht gestellt wurde. Diese Kassen sollten dem Arbeiter und seiner Familie helfen, wenn er tödlich verunglückte, oder wenn es ihm infolge von dauernder oder vorübergehender Erwerbsunfähigkeit nicht möglich wäre, sich und die Seinett zu unterhalten. Der erhabene Enkel des alten Kaisers, unser jetziger Kaiser Wilhelm Ii., hat sich in einerbotschaft vom Februar 1891 in gleichem Sintte ausgesprochen. Ja, er versprach noch mehr. Der Arbeiter soll nicht nur in unverschuldeter Not uttterstützt werden; er soll auch schon vor den Ursachen dieser Not, vor gesundheitsschädlicher Beschäftigung und den Unfällen im Berufe möglichst bewahrt werde::. Was uitsere Kaiser zusagten, das haben sie gehaltet:. Schoi: am 15. Juni 1883 begannen die Krattkenkassen ihre segensreiche Tätigkeit, und am 6. Juli 1884 folgte die Unfallversicherung. Unter der Regierung Wilhelms Ii. aber trat a:n 1. Januar 1891 die Ji:validei:- und Altersversicheru::g in Kraft. Die Unter- stützungen aus diesen Kassen bilden einen Teil des Lohnes der Arbeiter. Schwer, sehr schwer war es, diese Kassen ins Leben zu rufen; denn noch kein Land der Erde hat vorher auf solche Weise für seine Arbeiter gesorgt, und man mußte erst nach Einrichtung der Versicherungsanstalten selbst Erfahrungen sammeln. Nachdem nun die Kassen längere Zeit bestanden haben, ist man bemüht, Mätigel, die sich gezeigt haben, abzustellen. Jetzt beginnen auch einige Nachbar- länder Deutschlands die Einrichtungen unseres Vaterlandes nach- zuahmen, da sie einsehen, wie gut sie sind. Unter der Regierung unseres jetzigen Kaisers wurde außerdem noch durch Gesetze bestimmt, daß in allen Fabrikbetriebei: solche Vor- richtungen angebracht werden müssen, welche ein Verunglücken des Arbeiters möglichst verhindern und Erkrankungen desselben vorbeugen.

14. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 234

1891 - München : Pohl
234 96. Kaiser Wilhelm I. Am 9. Mrz 1888 ging tiefe Trauer und laute Wehklage durch ganz Deutschland, als die Kunde von dem Tode Kaiser Wilhelms I. durch die Lande drang. Was bei dem hohen Alter des greisen Monarchen unaufhaltsam immer nher drohte, aber immer wieder ferner gerckt schien durch seine wunderbar krftige Natur, das war nun wirklich eingetreten: der ehrwrdige Held war heimgegangen zu seinen groen Vorfahren, er, der geweihte Hort und die sichtbare Verkrperung nnsrer nationalen Einheit! Das war auch Kaiser Wilhelm I., und zwar nicht nur in jenem Sinne, wie jeder Monarch der Vertreter und Schirmherr seines Volkes und seines Staates ist, sondern in einem viel hheren. In ihm der-ehrte die Nation den starken Begrnder und den weisen Erhalter des neuen deutschen Reiches; durch ihn sah sie sich dankerfllt, aus jhr-hundertlanger Zerrissenheit und Schwche erweckt, mit einemmale zu einem Range unter den Vlkern Europas erhoben, von dem wohl die wenigsten nur zu trumen gewagt hatten; unter ihm erstand fr Deutsch-laud eine Periode innerer Einigkeit seiner Fürsten und seiner Stmme, wie sie in denl mehr als tausendjhrigen Verlaufe der deutschen Ge-schichte noch nicht dagewesen, und einer Machtstellung nach auen, wie sie in solcher Festigkeit und Dauer verheiend selbst den glnzendsten Zeiten frherer deutscher Kaiser nicht beigewohnt hatte. Und all das war ganz wesentlich mit das eigenste Werk und Ver-dienst Kaiser Wilhelms. Er persnlich hatte, unter dem Beirate der sachkundigsten Männer, eines Roon, eines Moltke und anderer, jene Neugestaltung des preuischen Heeres in die Hand genommen und durchgefhrt, die schon 1866 sich als ein so wunderbares Mittel ge-waltigster Schlagfertigkeit bewhrte, 1870 aber ganz allein Deutschland vor der Gefahr einer, wenn auch nur zeitweiligen Besetzung seiner Grenzlande durch feindliche Truppen schtzte und den Krieg sofort in Feindesland hinberspielte. Er war durch die Erfolge seiner siegreichen Waffen der Begrnder eines neuen, starken, festgegrndeten deutschen Reiches geworden; er verstand es aber auch, durch seine Weisheit zu erhalten, was sein Bismarck und sein Moltke groß und glorreich ge-schaffen; er verstand es, den lauernden Feinden Deutschlands Furcht vor dessen allzeit bereiter Wehrhaftigkeit, den befreundeten Mchten aber volles Vertrauen zu seiner aufrichtigen Friedenspolitik einzuflen.

15. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - S. 5

1912 - Langensalza : Beltz
König Wilhelm I. und das Werk der Heeresverbesserung. 0 Verfahren das Ansehen ganz Deutschlands geschädigt worden war. Er erkannte damals, daß oer Deutsche Bund überhaupt kein ordentlicher Staat war, daß er ausgehoben werden und an seine Stelle ein einiges Neues Deutsches Reich treten müsse; weiter wurde ihm klar, daß Österreich der größte Hemmschuh der deutschen Einigung war, daß dieser Staat aus Deutschland ausgeschieden werden müsse, und daß das Königreich Preußen allein die Hossnung des deutschen Volkes zu erfüllen berufen wäre. Da wurde Bismarck von Wilhelm I. zum obersten Staatsminister ernannt. Wie konnte ihm die Volksvertretung nun noch Mißtrauen entgegenbringen, da er doch dieselben Ziele verfolgte, wie sie dem preußischen und deutschen Volke vorschwebten? Dem Volke war es noch nicht bekannt, daß Bismarck seinen Standpunkt geändert hatte. Wohl König Wilhelm wußte es. Die Volksvertreter dagegen meinten immer noch: Bismarck will keine deutsche Einigung: wir Preußen haben von ihm nichts Gutes zu erwarten. Aber Bismarck hatte dem Landtage doch öffentlich erklärt, warum er für die Verbesserung des Heerwesens sei, und oaß er die Einigung Deutschlands für notwendig halte? Die Volksvertreter glaubten ihm das nicht, so groß war das Mißtrauen und die Abneigung gegen ihn; ja man verlangte vom Könige sogar Bismarcks Entlassung, als dieser die Heeresverbesserung eigen mächtig vornahm. Warum gab König Wilhelm diesem Verlangen nicht n a ch? Weil er Bismarck besser kannte als alle anderen und sich sagte: das' ist der rechte Mann, der meine Regierungspläne durchführen kann und der nur das Beste meines Landes will. Und weil der Landtag das nicht einsehen wollte und hartnäckig aus seinem ablehnenden Standpunkte beharrte, löste der König das Abgeordnetenhaus auf und ließ ohne Genehmigung des Landtages das Heerwesen neuordnen, in der Hoffnung, daß das Abgeordnetenhaus nachträglich seine Einwilligung geben würde. Später sahen die Volksvertreter ein, daß der König und Bismarck recht gehabt hatten; sie bewilligten die Kosten gern nachträglich und dankten dem Könige freudig, daß er bei seinem Entschlüsse so fest beharrt hatte. Wie das Abgeordnetenhaus dazu kam, werden wir später erfahren. So bekam Preußen durch die beharrliche Fürsorge des Königs und seiner Ratgeber ein starkes Heer. Roon und Moltke sorgten dafür, daß es tüchtig ausgebildet wurde. Die Infanterie wurde mit dem Zünd-nadelgewehr, das Dreyfe 1835 erfunden hatte, ausgerüstet; die Artillerie erhielt gezogene Kanonen (gleichfalls Hinterlader). Inhaltsangabe. Vertiefung. Warum hielt König Wilhelm I. so beharrlich an seiner Forderung fest? Weil er eingesehen hatte, daß die Heeresverbesserung notwendig war. Er dachte und überlegte: Wenn Preußen die deutsche Einheitsaufgabe lösen soll, dann muß es stark gerüstet sein. Das muß ich als König mit meinen Ministern besser verstehen als einzelne im Volke, die die Vorlage nur aus dem Grunde nicht annehmen wollen, weil sie Kosten verursacht. Die Neuordnung des Heeres war so wichtig und wurde von der Regierung

16. Realienbuch - S. 148

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 148 Sein Großvater, Kaiser Wilhelm I., ermahnte ihn vor den versammelten Offi- zieren, ein tüchtiger Soldat zu werden, und entließ ihn mit den Worten: „Nun gehe hin und tue deine Pflicht!" Der Prinz folgte treulich diesen Worten und versah pünktlich und gewissenhaft seinen Dienst. An seine Untergebenen stellte er hohe Anforderungen, aber er bekümmerte sich auch um ihr Wohl und Wehe. Darum halten ihn seine Soldaten gern. Um den Reiterdienst kennen zu lernen, trat er später bei den Gardehusaren ein, deren Oberst er wurde. Kaiser Wil- helm hatte an dem schneidigen Reiterführer seine Helle Freude und beförderte ihn kurz vor seinem Tode zum Generalmajor. 2. Regierungsantritt. Am 15. Juni 1888, dem Todestage seines edlen Vaters, bestieg der Kronprinz Wilhelm den deutschen Kaiserthron. Wie sehr ihm des Volkes Wohl am Herzen liegt, davon zeugt sein Erlaß „An mein Volk", worin er sagt: „Auf den Thron Meiner Väter berufen, habe Ich die Regierung im Aufblicke zu dem Könige aller Könige übernommen und Gott gelobt, nach dem Beispiele Meiner Väter Meinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein." 3. Sorge kür Erkaltung cles Friedens. Der Kaiser hat sich die Er- haltung des Friedens in Europa zum Ziel gesetzt. Deshalb stattete er bald nach seiner Thronbesteigung den mächtigsten Herrschern Europas einen Besuch ab. Überall wurden neue Freundschaftsbande geknüpft. Auch der Dreibund, den Deutschland, Österreich und Italien erneuerten, soll ein Hort des Friedens sein. Fremden Nationen hat der Kaiser manche ritterliche Aufmerksamkeit erwiesen und ihnen oft in Not hochherzig seine Hilfe dargeboten, so daß auch das Ausland ihm Achtung und Anerkennung zollt. Er weiß aber, daß wir am besten gesichert sind, wenn unser Schwert scharf ist. 4. F>eer und flotte. Der Kaiser hat unser bewährtes Kriegsheer auf seiner Höhe erhalten. Im Jahre 1893 wurde für die Infanterie und Fuß- artillerie die zweijährige Dienstzeit eingeführt und gleichzeitig die Friedensstärke des Heeres auf 557000 Mann erhöht. Die Erfahrungen, die auf fremden Kriegsschauplätzen gemacht sind, neue Erfindungen, wie das rauchlose Pulver, die drahtlose Telegraphie, Verbesserungen an den Waffen, führten zu einer Änderung der Felddienstordnung. Die Luftschifferabteilungen sind vermehrt, Fahrrad und Kraftwagen in den Dienst des Heeres gestellt. Alle diese Dinge verfolgt der Kaiser mit aufmerksamem Auge. — Kein Hohenzoller vor ihm hat so wie unser Kaiser dem Seewesen seine ganze Teilnahme gewidmet; die Vorfahren mußten ja ihrem Lande erst eine Machtstellung schaffen, ehe der Adler den Flug über das Weltmeer wagen konnte. Mit Eifer hat der Kaiser das Schiffswesen bis in seine Einzelheiten studiert und durch seine feurige Rede überall das Verständ- nis für die Flotte geweckt. Zu den Mitgliedern des Reichstages sprach er: „Aus Deutschland ist ein Weltreich geworden. Überall in fernen Teilen der Erde wohnen Tausende unserer Landsleute. Deutsche Güter, deutsches Wissen, deutsche Betriebsamkeit gehen über den Ozean. An Sie tritt die Pfiicht, mir zu helfen, dieses größere Deutsche Reich auch fest an unser heimisches zu gliedern." „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser." Solchen mahnenden Worten hat der Erfolg nicht gefehlt. Das Flottengesetz von 1900 bestimmte eine planmäßige Vermehrung unserer Kriegsstotte. An die Spitze der gesamten Schlachtflotte hat der Kaiser

17. Realienbuch - S. 148

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 148 Sein Großvater, Kaiser Wilhelm I., ermahnte ihn vor den versammelten Offi- zieren, ein tüchtiger Soldat 311 werden, und entließ ihn mit den Worten: „Nun gehe hin und tue deine Pflicht!" Der Prinz folgte treulich diesen Worten und versah pünktlich und gewissenhaft seinen Dienst. An seine Untergebenen stellte er hohe Anforderungen, aber er bekümmerte sich auch um ihr Wohl und Wehe. Darum hatten ihn seine Soldaten gern. Um den Neiterdienst kennen zu lernen, trat er später bei den Gardehnsaren ein, deren Oberst er wurde. Kaiser Wil- helm hatte an dem schneidigen Reiterführer seine Helle Freude und beförderte ihn kurz vor seinem Tode zum Generalmajor. 2. Regierungsantritt. Am 15. Juni 1888, dem Todestage seines edlen Vaters, bestieg der Kronprinz Wilhelm den deutschen Kaiserthron. Wie sehr ihm des Volkes Wohl am Herzen liegt, davon zeugt sein Erlaß „An mein Volk", worin er sagt: „Auf den Thron Meiner Väter berufen, habe Ich die Regierung im Aufblicke zu dem Könige aller Könige übernommen und Gott gelobt, nach dem Beispiele Meiner Väter Meinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein." 3. Zorge kür Srkaltung des friedens. Der Kaiser hat sich die Er- haltung des Friedens in Europa zum Ziel gesetzt. Deshalb stattete er bald nach seiner Thronbesteigung den mächtigsten Herrschern Europas einen Besuch ab. Überall wurden neue Freundschaftsbande geknüpft. Auch der Dreibund, den Deutschland, Österreich und Italien erneuerten, soll ein Hort des Friedens sein. Fremden Nationen hat der Kaiser manche ritterliche Aufmerksamkeit erwiesen und ihnen oft in Not hochherzig seine Hilfe dargeboten, so daß auch das Ausland ihm Achtung und Anerkennung zollt. Er weiß aber, daß wir am besten gesichert sind, wenn unser Schwert scharf ist. 4. F)eer und flotte. Der Kaiser hat unser bewährtes Kriegsheer auf seiner Höhe erhalten. Im Jahre 1893 wurde für die Infanterie und Fuß- artillerie die zweijährige Dienstzelt eingeführt und gleichzeitig die Friedensstärke des Heeres auf 557 000 Mann erhöht. Die Erfahrungen, die auf fremden Kriegsschauplätzen gemacht sind, neue Erfindungen, wie das rauchlose Pulver, die drahtlose Telegraphie, Verbesserungen an den Waffen, führten zu einer Änderung der Felddienstordnnng. Die Lustschifferabteilungen sind vermehrt, Fahrrad und Kraftwagen in den Dienst des Heeres gestellt. Alle diese Dinge verfolgt der Kaiser mit aufmerksamem Auge. — Kein Hohenzoller vor ihm hat so wie unser Kaiser dem Seewesen seine ganze Teilnahme gewidmet; die Vorfahren mußten ja ihrem Lande erst eine Machtstellung schaffen, ehe der Adler den Flug über das Weltmeer wagen konnte. Mit Eifer hat der Kaiser das Schiffswesen bis in seine Einzelheiten studiert und durch seine feurige Rede überall das Verständ- nis für die Flotte geweckt. Zu den Mitgliedern des Reichstages sprach er: „Aus Deutschland ist ein Weltreich geworden. Überall in fernen Teilen der Erde wohnen Tausende unserer Landsleute. Deutsche Güter, deutsches Wissen, deutsche Betriebsamkeit gehen über den Ozean. An Sie tritt die Pflicht, mir zu helfen, dieses größere Deutsche Reich auch fest an unser heimisches zu gliedern." „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser." Solchen mahnenden Worten hat der Erfolg nicht gefehlt. Das Flottengesetz von 1900 bestimmte eine planmäßige Vermehrung unserer Kriegsflotte. An die Spitze der gesamten Schlachtflotte hat der Kaiser

18. Hilfsbüchlein für den ersten Unterricht in der Geschichte - S. 16

1912 - Paderborn : Schöningh
16 jhr vollendet hatte, erschien auch der Kaiser, um den greisen Helden zu ehren und ihm von neuem zu danken. Er berreichte ihm einen prachtvollen Feldherrnstab und lie die Fahnen smtlicher Truppenteile in Berlin und Potsdam in Moltkes Wohnung bringen. Als Moltke gestorben war, legte der Kaiser selbst einen Lorbeerkranz auf sein Sterbebett. 14. Die Thronbesteigung. Das Jahr 1888 war fr Deutschland ein sehr trau-riges; denn es starben in diesem Jahre zwei deutsche Kaiser. Zunchst starb Wilhelm I., der Grovater unseres Kaisers, und schon nach 99 Tagen folgte ihm sein Sohn in das Grab. Unter diesen traurigen Verhltnissen bestieg Wilhelm Ii. (im Alter von 29 Jahren) den Thron. Er wandte sich in einem schnen Schreiben an sein Volk, in dem es heit: Auf den Thron meiner Vter berufen, habe ich (die Regierung im Aufblick zu dem König aller Könige bernommen und) Gott gelobt, (nach dem Beispiele meiner Vter) meinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, die Frmmigkeit und Gottesfurcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu frdern, den Armen und Bedrngten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wchter zu sein." * 15. Seine Regierung. Unser Kaiser ist ein wahrer Vater seines Landes und Volkes. Vor allem sorgt er dafr, da uns der Frieden erhalten bleibt. Bald nach seinem Regierungs-antritt besuchte er mehrere Fürsten, um ihnen seine Freundschaft zu bezeigen. Sehr viel hat er fr die Arbeiter getan. Durch weise Gesetze sucht er deren Lage zu verbessern. So bestimmt ein Gesetz, da Arbeiter, die nicht mehr arbeiten knnen oder 70 Jahre alt geworden sind, eine Rente erhalten. Wegen dieser Fr-sorge heit Wilhelm Ii. auch Kaiser der Arbeiter". Ganz Deutschland steht in Liebe und Treue zu ihm.

19. Realienbuch - S. 148

1908 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 148 Sein Großvater, Kaiser Wilhelm I., ermahnte ihn vor den versammelten Offi- zieren, ein tüchtiger Soldat 311 werden, und entließ ihn mit den Worten: „Nun gehe hin und tue deine Pflicht!" Der Prinz folgte treulich diesen Worten und versah pünktlich und gewissenhaft seinen Dienst. An seine Untergebenen stellte er hohe Anforderungen, aber er bekümmerte sich auch um ihr Wohl und Wehe. Darum hatten ihn seine Soldaten gern. Um den Neiterdienst kennen zu lernen, trat er später bei den Gardehusaren ein, deren Oberst er wurde. Kaiser Wil- helm hatte an dem schneidigen Reiterführer seine Helle Freude und beförderte ihn kurz vor seinem Tode zum Generalmajor. 2. Regierungsantritt. Am 15. Juni 1888, dem Todestage seines edlen Vaters, bestieg der Kronprinz Wilhelm den deutschen Kaiserthron. Wie sehr ihm des Volkes Wohl am Herzen liegt, davon zeugt sein Erlaß „An mein Volk", worin er sagt: „Auf den Thron Meiner Väter berufen, habe Ich die Regierung im Aufblicke zu dem Könige aller Könige übernommen und Gott gelobt, nach dem Beispiele Meiner Väter Meinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein." 3. Zorge kür Erkaltung des Friedens. Der Kaiser hat sich die Er- haltung des Friedens in Europa zum Ziel gesetzt. Deshalb stattete er bald nach seiner Thronbesteigung den mächtigsten Herrschern Europas einen Besuch ab. Überall wurden neue Freundschaftsbande geknüpft. Auch der Dreibund, den Deutschland, Österreich und Italien erneuerten, soll ein Hort des Friedens sein. Fremden Nationen hat der Kaiser manche ritterliche Aufmerksamkeit erwiesen und ihnen oft in Not hochherzig seine Hilfe dargeboten, so daß auch das Ausland ihm Achtung und Anerkennung zollt. Er weiß aber, daß wir am besten gesichert sind, wenn unser Schwert scharf ist. 4. I}eer und flotte. Der Kaiser hat unser bewährtes Kriegsheer auf seiner Höhe erhalten. Im Jahre 1893 wurde für die Infanterie und Fuß- artillerie die zweijährige Dienstzeit eingeführt und gleichzeitig die Friedensstärke des Heeres auf 557 000 Mann erhöht. Die Erfahrungen, die auf fremden Kriegsschauplätzen gemacht sind, neue Erfindungen, wie das rauchlose Pulver, die drahtlose Telegraphie, Verbesserungen an den Waffen, führten zu einer Änderung der Felddienstordnung. Die Luftschifferabteilungen sind vermehrt, Fahrrad und Kraftwagen in den Dienst des Heeres gestellt. Alle diese Dinge verfolgt der Kaiser mit aufmerksamem Auge. — Kein Hohenzoller vor ihm hat so wie unser Kaiser dem Seewesen seine ganze Teilnahme gewidmet; die Vorfahren mußten ja ihrem Lande erst eine Machtstellung schaffen, ehe der Adler den Flug über das Weltmeer wagen konnte. Mit Eifer hat der Kaiser das Schiffsweseu bis in seine Einzelheiten studiert und durch seine feurige Rede überall das Verständ- nis für die Flotte geweckt. Zu den Mitgliedern des Reichstages sprach er: „Aus Deutschland ist ein Weltreich geworden. Überall in fernen Teilen der Erde wohnen Tausende unserer Landsleute. Deutsche Güter, deutsches Wissen, deutsche Betriebsamkeit gehen über den Ozean. An Sie tritt die Pflicht, mir zu helfen, dieses größere Deutsche Reich auch fest an unser heimisches zu gliedern." „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser." Solchen mahnenden Worten hat der Erfolg nicht gefehlt. Das Flottengesetz von 1900 bestimmte eine planmäßige Vermehrung unserer Kriegsflotte. An die Spitze der gesamten Schlachtflotte hat der Kaiser

20. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 56

1903 - Breslau : Goerlich
Ii 56 Reisende. Kaiser Wilhelm ließ gleiches Maß, gleiches Gewicht, gleiche Münzen einführen. Das deutsche Heer und die Post wurden auch in (fast) ganz Deutschland einheitlich verwaltet. Alle Vergehen gegen die Gesetze des Staates werden in Deutschland nach denselben Bestimmungen bestraft. Durch diese Fürsorge hat sich der Handel Deutschlands sehr gehoben, und es finden jetzt weit mehr Menschen ihr Brot als früher. 3. Sorge für die Arbeiter. Sehr viele Menschen arbeiten für Lohn in Fabriken, Werkstätten, bei Bauten u. dergl. Wir nennen sie Lohnarbeiter (oft auch kurz Arbeiter). So lange ein Lohnarbeiter gesund und kräftig ist, kann er wohl für sich und seine Familie so viel verdienen, als er zum Leben braucht. Schlimm war es aber für ihn, wenn er krank wurde oder gar verunglückte, fo daß er nicht mehr arbeiten konnte. Das erkannte auch Kaiser Wilhelm I. Deshalb ließ er die Krankenkassen und die Unfallversicherung einrichten. In die Krankenkasse zahlt jeder Lohnarbeiter einen bestimmten Teil von feinern Lohne, von 1 Mark gewöhnlich 1—2 Pfennige. Wenn er nun krank wird, erhält er ärztliche Behandlung und die Arzenei umsonst, außerdem für jeden Krankheitstag eine Unterstützung, die sich nach der Höhe des Lohnes richtet. Aus der Unfallversicherung erhalten solche Arbeiter ein Jahrgeld, die bei ihrer Arbeit verunglücken. Stirbt ein Arbeiter infolge eines Unfalls bei seiner Arbeit, so erhalten seine Frau und seine Kinder ein Jahrgeld. Aus diese Weise werden viele Millionen Arbeiter vor Not und Elend geschützt. Vertiefung. 1. Warum wollte Kaiser Wilhelm I. seinem Volke den Frieden erhalten? (Nur im Frieden kann der Landmann, der Handwerker und der Kaufmann ruhig seiner Arbeit nachgehen; nur durch die Friedensarbeit kommt ein Volk auch zu Reichtum oder Wohlstand.) Durch welche Mittel erhielt Kaiser Wilhelm I. den Frieden? a) Durch Bündnisse mit anderen Staaten (Rußland, Österreich, Italien); b) durch ein starkes Heer und eine starke Flotte. Wie sorgte der Kaiser für gute Ausbildung der Soldaten? Wie heißen die großen Übungen der Soldaten? (Manöver). Ist in der Nähe unseres Wohnortes schon ein solches abgehalten worden? War ein Kaiser dabei anwesend? 2. Welchen Vorteil gewähren uns gleiches Maß, gleiche Münzen? gleiches Gewicht? (Die Handwerker, Kaufleute u. s. w. können ihre Waren in Deutschland und im Auslande leichter verkaufen. Wodurch wurden Handel und Gewerbthätigkeit noch gefördert? a) Gleiches Recht, b) einheitliche Post- und gleichmäßigere Eisenbahnverwaltung; c) Anlage von Wasserstraßen (Kanäle). Infolge dieser Bemühungen leben jetzt 50 Millionen Menschen in Deutschland, wo vor 20 Jahren nur 40 Millionen, vor 50 Jahren kaum 30 Millionen lebten, und alle essen und trinken besser und kleiden sich besser als vor 50 Jahren. 3. (Ein weiteres Eingehen auf die Fürsorge Kaiser Wilhelm I. für die Arbeiter bleibt besser dem Hauptkursus vorbehalten; hier dürfte die einfachste Einführung in die Arbeiterversicherungen genügen.) Warum ist die Lage eines kranken oder verunglückten Arbeiters Jo schlimm? (Die