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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 208

1873 - Heidelberg : Winter
2q8 Kap. 166. Der lombardische Krieg. Friede von Villafranca. 6. Die Zeit von 1859 bis 1871. Italiens und Deutschlands Neugestaltung. Kap. 166. Der lombardische Krieg. (1.) Zunchst that eine vom Kaiser selbst hervorgerufene Schrift der Welt kund, da ganz Italien seine Unabhngigkeit erhatten, aber zu einem Bundes-staat unter dem Vorsitz des Papstes gemacht werden msse. Rußland brachte nun zwar einen Congre der Gromchte zur Schlichtung der italie-nischen Frage in Vorschlag; Oesterreich aber wollte sich einen Congre nur dann gefallen lassen, wenn man dabei auf dem Grund der Vertrge von 1815 stehen bleibe. Daraus giengen jedoch die andern Mchte nicht ein, und so sollte der Krieg entscheiden. (2.) Diesen Krieg abzuwehren machte Oesterreich vergebliche Versuche; es fand keinen Bundesgenossen, hchstens aufrichtig gute Wnsche in Sddeutsch-land. Sein Ultimatum an Piemont wurde zurckgewiesen, und ehe man sich' versah, war ein Theil der franzsischen Armee der die Alpen gestiegen und ein anderer Theil in Genua gelandet. Jetzt erst berschritt auch Oesterreich die piemontesische Grenze. Die in Deutschland zunehmende Aufregung und Entrstung suchten Rußland und England durch ernste Mahnungen zu dmpfen, um einem allgemeinen Kriege vorzubeugen. So stand Oesterreich allein im Kampfe. Die geringe Zahl seiner Truppen in Italien, die wenig umsichtige Oberleitung derselben und die Mangelhaftigkeit der Heerverpflegung zog ihm den Verlust der 1859 Schlacht bei Magenta (4. Juni) zu, worauf es sich genthigt sah, sich bis cm den Mincio zurckzuziehen. Damit war die Lombardei verloren, und da Oesterreich seine Besatzungen auch aus Bologna, Ferrara und Ancona zurckzog, so war auch Mittelitalien preisgegeben, und in Toscana, Parma, Modena, Bologna :c. trat die Revolution ohne Scheu hervor. Zwar wollten nun die Oesterreicher vom Mincio aus den Feind durch einen verstrkten Angriff berraschen, wurden aber, ungeachtet ihrer unbestreit-baren Tapferkeit, in der Schlacht bei Solserino (24. Juni) abermals besiegt, und zogen sich auf ihr Festungsviereck zurck. (3.) Inzwischen hatte sich die ffentliche Stimmung in Sddeutschland fr Oesterreich aufs lebhafteste gesteigert, und selbst Preußen begann ferne Truppen zum Kriege in Bereitschaft zu setzen, zwar nicht um fr Oesterreich einzustehen, wohl aber, um die eigentlich deutschen Bundesgrenzen und die Grundlage des europischen Rechtsstandes zu wahren. Die Besorgm, am Rhein und Po zugleich kmpfen zu mssen, bewog daher den Kaiser V Jta-holeon den Oesterreichern einen Waffenstillstand anzubieten, tol)rerti) dessen es ihm in einer persnlichen Zusammenkunft mit Kaiser Franz ^os epy durch lgenhafte Vorspiegelungen gelang, die Friedensprliminarien von Villafranca (am 11. Juli) zu Stande zu bringen.

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1. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 454

1879 - Leipzig : Engelmann
454 Die Zeitereignisse der fnziger und sechziger Jahre. . 599. zugehen beschlo; das zweite Zusammentreffen mit den Verbndeten brachte abermals in Folge strategischer Fehler einen unglcklichen Ausgang. Nach 2-Juni einem mrderischen Kampfe bei dem Dorfe Solferino wurde die Anhhe, auf welcher die Hauptstrke des sterreichischen Heeres ausgestellt war, von den Franzosen erobert und behauptet und damit die feindliche Schlachtlinie durchbrochen. Das Schicksal der Schlacht war in der Hauptsache schon ent-schieden, als zwischen vier und fnf Uhr ein furchtbares Gewitter eintrat, welches dem Kampfe an den meisten Orten ein Ende machte und den Oester-reichern Gelegenheit gab, sich in guter Ordnung zurckzuziehen. . 599. Der Frieden von Villafranca und Zrich. Die Schlacht von Solferino war ein frischer Zweig im Sieges- und Ruhmes-krnze der franzsischen Nation, und sie trug nicht wenig bei, den Kaiserthron zu befestigen und dem Napoleonischen Herrscherhause die Sympathien des fr Ehre und Waffenruhm so empfnglichen Volkes in erhhtem Mae zuzuwen-den. Allein die Lage des siegreichen Machthabers war darum nicht ohne Gefahren und Dornen. Das franzsische Heer war durch den italienischen Feldzug hart mitgenommen worden; zu den Verlusten in den Schlachten kamen noch viele durch die Hitze und Sumpfluft herbeigefhrte Leiden und Gefahren. In Deutschland stieg die Aufregung zu einer bedenklichen Hhe, so da ein kriegerisches Vorgehen am Rhein zu befrchten war. Dazu kam noch, da die Oesterreicher hinter ihren Festungen eine Stellung hatten, aus der sie schwer zu verdrngen waren. Napoleon erkannte die Schwierigkeiten der Lage und beschlo, dem berwundenen Feinde eine goldene Brcke zu bauen und das Kriegsglck nicht auf eine allzu gefhrliche Probe zu stellen. Er hatte freilich die Losung in die Welt geschleudert: Italien frei bis zur Adria!" da aber die Verfolgung dieses Zieles fr den Augenblick allzu ge-wagt gewesen wre, begngte er sich mit einem geringeren Siegespreis. Nach -au Abschlu eines Waffenstillstandes erfolgte in Villafranca eine persnliche Zusammenkunft beider Kaiser. Hier wute Napoleon dem jungen Monarchen die Schwierigkeiten, von denen Oesterreich bei lngerer Fortfhrung des Krieges bedroht sei, so eindringlich vorzustellen, da Franz Joseph sich dem Abschlu eines Friedens geneigt zeigte. Man kam berein, da Oesterreich die Lombardei bis zu der Festungslinie von Peschiera und Mantu an Frankreich abtrete; Italien sollte einen Staatenbund bilden unter dem Ehren-Vorsitz des Papstes; die vertriebenen Fürsten sollten zurckkehren drfen, so-fern es ohne fremde Intervention durch den Willen ihrer Unterthanen geschehe. Von diesen drei Grundbedingungen (Prliminarien) ging durch io. src. den nachtrglichen Friedensvertrag von Zrich nur die erste in Er-fllung. Das lombardische Land wurde dem franzsischen Kaiser bergeben, der es dann dem Könige von Sardinien zuwandte, wogegen dieser einige Zeit nachher Savoyen, das Stammland seines Hauses, nebst dem Stadt-gebiet von Nizza an Frankreich berlie. Die beiden andern Punkte da-gegen kamen nicht zur Ausfhrung. Denn weit entfernt, da die vertriebenen oder flchtigen Fürsten wieder von ihren ehemaligen Unterthanen zurck-gerufen worden'wren, eilten diese vielmehr durch Landesversammlungen tue Absetzung der alten Dynastien auszusprechen und sich an Sardinien anzu-schlieen. Selbst Bologna entzog sich der ppstlichen Herrschaft und tief i8<$o. den Schutz Victor Emanuels an. Im Mrz 1860 erfolgten die Volksabstimmungen, kraft deren Savoyen und Nizza sich fr den Anschlu an trankreich, Toscana, Parma, Modena und die rmischen Legationen fr ote inverleibung in das Knigreich Sardinien aussprachen. Weder die Pro^ teftationen der Schweiz gegen die Abtretung der Landschaften am Sduser des Genfer Sees, noch der Bannstrahl des Papstes vermochten den Gang

2. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 428

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
428 Dritter Zeitraum: 1848—1876. In der blutigen Schlacht hatten 300,000 M. mit 500 Kanonen gegen einander gesümpft. Der Verlust der Alliirten betrug 20,000 M., ein Regiment Turcos hatte mit Ausnahme eines Hauptmanns alle seine Ofsiciere verloren. Die Oesterreicher geben ihren Verlust auf 2470 Todte und 9660 Verwundete an. Die Zahl ihrer Gefangenen betrug nach französischen Angaben 6000 M. Mit Solserino war für Oesterreich die Lombardei verloren, deren Grenze die Truppen am Morgen nach der Schlacht überschritten. Schon am 28. setzten die Verbündeten über den Mincio und erhielten eine wesentliche Verstärkung durch das 35,000 M. starke Corps des Prinzen Napoleon, das dieser in Toscana gesammelt hatte und mit dem Hauptheere der Alliirten vereinigte. Eine französische Flotte mit schwimmenden Batterieen war am 16. vor Venedig erschienen und hatte 10,000 M. Landungs-Truppen aus der kleinen Insel Lussin Piccolo ausgeschifft. Während ganz Europa in athemloser Spannung auf die Nachricht von einer großen Schlacht innerhalb der österreichischen Festungen harrte, ward es plötzlich am 8. Juli mit der kaltblütigen Meldung überrascht, daß zwischen Napoleon und dem Kaiser von Oesterreich zu Villafranca ein Waffenstillstand geschlossen und bereits Unterhandlungen über Friedens-Prä-liminarien im Gange seien. Was Napoleon veranlaßt haben konnte, in seiner Siegeslaufbahn einzuhalten, war die Lage der beiden Gegner. Oesterreich war zwar geschlagen, aber das Heer nicht entmuthigt, es hatte seine militärischen Hülfsquellen zur Hand und Deutschland als Deckung hinter sich, da Preußen und Deutschland bei der bevorstehenden Verletzung der deutschen Grenzen durch Garibaldi die Neutralität brechen mußten. Auch war das österreichische Heer innerhalb seiner Festungen in fast unangreifbarer Stellung. Die Lage des Siegers Napoleon war weit weniger günstig. Seine Armee war geschwächt, fern von der Heimat, erschöpft durch harte Kämpfe, hatte Mangel an Pferden und gar kein Belagerungsgeschütz zur Hand. Zudem drohten noch zwei furchtbarere Feinde: Preußen mit Deutschland als österreichische Alliirte, und endlich die ihm bereits über den Kops gewachsene, von ihm heraufbeschworene Revolution in Italien. Unter solchen Umständen mußte wohl der Friede für Napoleon wünfchenswerth sein, und er konnte diesmal das kaiserliche Wort nicht erfüllen: „er werde Italien bis zur Adria befreien". Im November 1859 folgte dem Waffenstillstände von Villafranca der Züricher Friede (mit Sardinien), durch Frankreichs Vermittlung abgeschlossen. Alle Hauptfragen wurden zum Nachtheile Oesterreichs entschieden: dieses verlor die Lombardei bis an den Mincio mit ungefähr 8/» fe.iner italienischen Bevölkerung, welche die Volkszahl des tödtlich gehaßten Nachbarstaates vermehrten; von seiner ursprünglichen Geldforderung als Be-

3. Bd. 2 - S. 933

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 1162. Deutschland und die deutschen Großmächte. 933 Nothwendigkeit kund, durch eingreifende, das gesammte Staatsleben umfassende Reformen dem Nothstände abzuhelfen und den Credit neu zu beleben. Der Friede von Villafranca setzte der bisherigen Politik und Finanzverwaltung ein Ziel; und wenn auch die Reform-pläne, die von der Zeit an auf allen Gebieten des österreichischen Staatslebens in Angriff genommen oder entworfen wurden, zum- großen Theil unvollendet geblieben oder an mächtigen Hindernissen gescheitert sind; so ist mit jener Periode doch ein neues politisches Leben erwacht, der Bruch mit dem alten verjährten System ernstlich versucht worden. — Wie in den meisten Ländern Enropa's und insbesondere Deutschlands, war auch in Oesterreich die reactionäre Partei bemüht, Alles, was die Revolutionsjahre ins Leben gerufen, in das Grab der Vergessenheit zu legen. Es ist ein trauriges Zeugniß der geistigen Armuth der Zeit und des Mangels an Schöpferkraft des lebenden Geschlechts, daß man nach Beseitigung der „Märzerrungenschaften" keine neuen Institutionen zu schaffen vermochte, sondern alles Heil in der Rückkehr zu den abgestorbenen und verlotterten Zuständen der Vergangenheit suchte. Nirgends hatte sich die absolute Monarchie so sehr in ihrer ganzen Impotenz und Unfruchtbarkeit gezeigt, als in dem Metternich'schen Kaiser-staat; und dennoch hatten die Rathgeber des jugendlichen Kaisers Franz Joseph nichts Eiligeres zu thun, als ihn zu veranlassen, die „in der Eile und nach fremden Mustern gearbeitete Märzverfassung" aufzuheben und das alte Regiment wieder herzustellen. Fürst Metternich, nach verlaufener Sturmfluth wieder in die Kaiserstadt zurückgekehrt, lebte noch lange genug, um den gefällten Staatsbaum von Neuern aufrichten zu sehen, aber die faulen und todbringenden Früchte kamen erst nach seinem Hingange zur vollen Erscheinung, t Die kaiserlichen Patente vom 31. December 1851, durch welche die von Franz Joseph noch nicht beschworene Reichsverfafsnng außer Wirksamkeit gesetzt, die absolute Monarchie wieder eingeführt, die Ministerverantwortlichkeit nur gegenüber der Person des Kaisers festgestellt und der Staatsrath zum Rath des Kaisers und der Krone erklärt wurde, erzeugten keine Aufregung. Die unter dem Scepter Oesterreichs vereinigten Völkerstämme hatten zu wenig Gesammtinteressen, als daß sie sich für eine Staatsform hätten begeistern sollen, die sie zum Theil nicht begriffen, zum Theil nicht wollten, und von deren Wirkungen sie noch keine Erfahrungen hatten. Wie sollten die Völker deutscher, ungarischer, italienischer und slavischer Zunge und Abkunft, die bisher kaum durch ein anderes Band als Militär, Polizei und Bureaukratie umschlungen waren, nun auf einmal den Wunsch nach einer Vereinigung durch eine gemeinsame Reichsverfassung und Gesetzgebung in sich tragen? War doch das ganze Streben der ungarischen und italienischen Revolutionsbewegung mehr auf Lösung als auf Stärkung des österreichischen Reichsregiments gerichtet gewesen! Aber diese Resignation, womit die österreichischen Völker die Entfernung einer ungewohnten Staatsform hinnahmen, war kein Zeichen der Zufriedenheit; vielmehr freuten sich die nichtdeutschen Nationalitäten, daß sie sich nun um so ungehemmter ihren Sonverbestrebungen hingeben konnten. Und gerade darin lag für den Kaiserstaat das Verderbliche, daß durch die Aufhebung der Reichsverfassung jedes Bewußtsein der Zusammengehörigkeit unter den Stämmen erstickt war, während das erwachte National« und Stammesgefühl in seiner vorigen Kraft blieb, daß die centrifugale Strömung mit großer Heftigkeit fortdauerte, während der hergestellte Absolutismus nicht mehr die alte überwältigende Kraft besaß. Umsonst versuchte man in herkömmlicher Weise durch strenge Gesetze über die Presse und das Vereinswesen die Geister in die alten Bande zu schlagen und wo die Aufregung die gesetzlichen Schranken durchbrach, wie in Italien, Ungarn und schließlich auch in Galizien, auf einige Zeit das Kriegsrecht walten zu lassen; es waren Mächte wach geworden, die sich nicht unterdrücken ließen, es waren Ideen von Freiheit und nationaler Selbstbestimmung in die Welt getreten, welche die Fesseln des alten Polizeistaats sprengten. Der Mordversuch, den Joseph Libenyi aus Ungarn wider den Kaiser unternahm, als dieser sich auf den Festungswällen der Hauptstadt erging, war ls.^bt. nicht die Folge einer Verschwörung, sondern nur die verbrecherische That eines Einzelnen; aber er war doch ein merkwürdiges Zeichen der herrschenden Aufregung in dem sonst so getreuen Oesterreich. Die Regierung erkannte auch bald, daß durchgreifende Reformen in allen Zweigen des öffentlichen Lebens, wie in der Rechtsstellung der Unterthanen nicht langer zu umgehen seien, und sie ließ es an Eifer und Thätigkeit nicht fehlen. Die

4. Die Geschichte der letzten 50 Jahre (1816 - 1866) ; in abgerundeten Gemälden - S. 451

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
45. Der zweite lombardische Krieg. 451 rieen bereiteten den Sturm vor, indem sie Solferino auf 3000 Schritte Entfernung mit Granaten bewarfen, wobei sich ihre gezogenen Ka- nonen wegen ihrer größeren Tragweite als äußerst Vortheilhaft er- wiesen. Die österreichischen Geschütze, auf den Bergsprüngen poftirt, konnten mit der Tragweite der französischen nicht wetteifern und ihre Kugeln fielen, meist unschädlich, eine ziemliche Strecke vor den fran- zösischen Batterieen zu Boden. Nun begann die ganze französische Schlachtlinie im Centrum und auf den Flügeln den Sturm. Der Kaiser Napoleon stellte sich im dichtesten Kugelregen an die Spitze seiner Garden und setzte sich so sehr der Gefahr aus, daß österrei- chische Husaren ganz in die Nähe seines Generalstabs kamen. Ströme von Hagel und Regen, vom Winde gepeitscht, trafen die Franzosen im Rücken und schlugen den Oesterreichern gerade ins Gesicht. Auch der österreichische Kaiser setzte sich dem heftigsten Kugelregen aus und begab sich im entscheidenden Augenblick vor die Front eines zum Angriff vorrückenden Grenzerbataillons, es mit den Worten auf- munternd: „Vorwärts, ihr Braven, auch ich habe Weib und Kind zu verlieren!" Allein die glänzendste Tapferkeit der Soldaten vermochte das nicht gut zu machen, was ungeschickte Disposition verdorben hatte; die Oesterreicher zogen sich langsam von Höhe zu Höhe zurück, während ihre Geschütze den nachfolgenden Feind zurückhielten. In der blutigen Schlacht hatten 300,000 Mann mit 500 Ka- nonen gegen einander gekämpft. Der Verlust der Alliirten betrug 20.000 Mann, ein Regiment Turcvs hatte mit Ausnahme eines Hauptmannes alle seine Officiere verloren. Die Oesterreicher geben ihren Verlust auf 2470 Todte und 9660 Verwundete an. Die Zabl ihrer Gefangenen betrug nach französischen Angaben 6000 Mann. Mit Solferino war für Oesterreich die Lombardei verloren, deren Grenze die Truppen am Morgen nach der Schlacht überschritten. Schon am 28. setzten die Verbündeten über den Mincio und erhielten eine wesentliche Verstärkung durch das 35,000 Mann starke Corpo des Prinzen Napoleon, das dieser in Toscana gesammelt hatte, und mir dem Hauptheere der Alliirten vereinigte. Eine französische Flotte mit schwimmenden Batterieen war am 16. vor Venedig erschienen und hatte 10.000 Mann Landungstruppen auf der kleinen Insel Lussin Piccolo ausgeschifft. Während ganz Europa in athemloser Spannung auf die Nachricht von einer großen Schlacht innerhalb der österreichischen Festungen harrte, ward es plötzlich am 8. Juli mit der kaltblütigen Meldung überrascht, daß zwischen Napoleon und dem Kaiser von Oesterreich zu Villafranca ein Waffenstillstand geschloffen, und bereits Unterhandlungen über Friedenspräliminarien im Gange seien. Was Napoleon veranlaßt haben konnte, in seiner Siegeslaufbahn einzuhalten, war die Lage der beiden Gegner. Oesterreich war zwar geschlagen, aber das Heer nicht entmuthigt, es hatte seine militäri- schen Hilfsquellen zur Hand und Deutschland als Deckung hinter sich, 29*

5. Bd. 2 - S. 965

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 1176. Die Gründung des Königreichs Italien. 965 Len wäre; aber ein kriegerisches Vorgehen am Rhein war darum doch nicht außer dem Bereiche der Möglichkeit. Dazu kam noch, daß die Oesterreicher hinter ihren Festungen eine Stellung hatten, aus der sie schwer zu verdrängen waren, zumal da ihnen aus dem Hauptlande leicht Verstärkungen zugehen konnten. Napoleon, ein Mann von berechnender Klugheit, der sich nicht, wie einst sein Oheim, durch Ehrgeiz und Herrschsucht blindlings fortreißen ließ, der vielmehr bei aller Kühnheit einen hohen Grad von Selbstbeherrschung besaß und selbst im Glück stets eine gewisse Mäßigung zeigte, erkannte die Schwierigkeiten der Lage und beschloß, dem überwundenen Feinde eine goldene Brücke zu bauen und das Kriegsglück nicht auf eine allzu gefährliche Probe zu stellen. Er hatte freilich die Losung in die Welt geschleudert: „Italien frei bis zur Adria!" da aber die Verfolgung dieses Zieles für den Augenblick allzu gewagt gewesen wäre, begnügte er sich mit einem geringern Siegespreis. Er ließ durch einen österreichischen Offizier, welcher um die Auslieferung der Leiche des jungen Fürsten Windischgrätz bat, dem Kaiser Franz § Joseph einen Waffenstillstand anbieten, der auch alsbald in Villafranca zum Ab- issg.1 schluß kam. Drei Tage nachher erfolgte eine persönliche Zusammenkunft beider Kaiser, auf welcher die Grundbedingungen (Präliminarien) des Friedens festgestellt wurden. Napoleon machte den jungen Monarchen aufmerksam, daß Oesterreich von keiner Seite Hülfe zu erwarten habe, daß England und Rußland die Vereinigung der italienischen Staaten zu einem Gefammtkönigreiche wünschten, daß Preußen, statt Beistand zu leisten, die Verlegenheit des Kaiserstaates zu seiner eigenen Machtvergrößerung in Deutschland benutzen würde, daß durch die Einmischung fremder Mächte leicht härtere Bedingungen stipulirt werden dürften, als jetzt gefordert würden; er mochte ihm zu Gemüthe führen, wie sehr bei einer längeren Dauer des Krieges die Revolutionspartei in Venetien und andern Provinzen seines Reiches Boden fassen würde; er mochte ihm Winke und Andeutungen geben, an welchen Schäden und Gebrechen die Kriegsverwaltung leide. Der französische Machthaber erreichte, was er wollte. Man kam überein, daß Oesterreich die Lombardei, mit Ausnahme von Peschiera und Mantua, an Frankreich abtrete; Italien solle einen Staatenbund bilden unter dem Ehrenvorsitz des Papstes, der zugleich um Einführung von Reformen ersucht werden sollte; der von Oesterreich geforderten Wiedereinsetzung der Souveräne von Toscana und Modena in ihre Staaten solle kein Hinderniß in den Weg gelegt werden, sofern diese von ihren Unterthanen zugrückgerusen würden und keine fremde Intervention statt fände. Zur völligen Erledigung dieser Punkte sollten Bevollmächtigte beider Reiche in Zürich zusammentreten. So wurde denn durch den Frieden von Villafranca das schöne lombardische Land, um dessen Besitz so n. 3un. viel deusches Blut vergossen worden ist, dem französischen Kaiser übergeben, der es dann dem Könige von Sardinien zuwandte, wogegen dieser einige Zeit nachher Savoyen, das Stammland seines Hauses, nebst dem Stadtgebiet von Nizza an Frankreich überließ. Mit großer Ueberraschung vernahm Europa den Abschluß des Friedens; und nicht minder überrascht war man durch ein Manifest, worin Kaiser Franz Joseph aussprach, daß er, nachdem Oesterreichs Ehre durch die heldenmütigsten Anstrengungen seiner tapfern Armee unversehrt aus den Kämpfen dieses Krieges hervorgegangen sei, sich entschlossen habe, aus politischen Rücksichten der Wiederherstellung des Friedens ein Opfer zu bringen, da er die Ueberzeugung gewonnen, „daß durch birecte, jede Einmischung Dritter beseitigende Verständigung mit dem Kaiser der Franzosen jebensalls minber ungünstige Bebingnngen zu erlangen waren, als bei dem Eintreten der brei am Kampfe nicht betheiligt gewesenen Großmächte in die Verhanbluug mit den unter ihnen vereinbarten und von dem moralischen Druck ihres Eiuverstänbnisses unterstützten Vermittelungsvorschlägen zu erwarten gewesen wären." Umsonst protestirte die preußische Regierung gegen btefe Unterstellung; der barüber geführte Schriftwechsel biente nur dazu, das Verhältniß zwischen beiben Staaten zu verbittern. Wie ein Triumphator zog Napoleon in seine Hauptstadt ein. "-Die Uebereinkunft von Villafranca, die in ihren wesentlichen Punkten durch den Friedensvertrag von Zürich ihre Bestätigung und ihren Abschluß fand, vernichtete den Einfluß Oesterreichs in der apenniniscken Halbinsel und legte den Grund zu der staatlichen Einigung

6. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 268

1903 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
268 Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. Ereignisse der europischen Politik. Der Ausgang Friedrich Wilhelms Iv. 252. Die Kriege Napoleons Iii. Whrend der Unruhen der letzten Jahre hatte von allen Staaten des europischen Festlandes Rußland unzweifelhaft die machtvollste Stellung innegehabt. Niko-laus fhlte sich stark genug, um jetzt die trkischen Eroberungsplne wieder aufnehmen zu knnen, welche einst Katharina Ii. gehegt hatte. Da fand er einen Gegner in Napoleon Iii., der auf jede Weise bestrebt war, Frankreich zu der Stellung einer leitenden Macht Krimkrieg, zu erheben. Als Nikolaus einen Streit mit der Trkei begann und, da sich diese seinen Forderungen nicht fgte, kriegerische Maregeln ergriff, nahmen die beiden Westmchte" Frankreich und England, denen sich das Knigreich Sardinien anschlo, die Partei der Trkei, und so entstand ein Krieg, der sich vornehmlich auf der Krim ab-spielte und daher der K r i m k r i e g heit. Es handelte sich besonders um die Festung Sewastopol, die von den Truppen der verbndeten Mchte belagert und schlielich genommen wurde. Whrend des Krieges starb im Jahre 1855 Nikolaus; ihm folgte sein Sohn Alexander Ii., welcher sich gentigt sah, im nchsten Jahre den 1856. fr Rußland ungnstigen Frieden von Paris abzuschlieen. Wenige Jahre nachdem er Rußland gegenber diesen glcklichen Ersolg davongetragen hatte, wandte sich Napoleon gegen Ost er-r e i ch, um dieses aus Italien hinauszudrngen. Er stand im Bunde mit König Viktoremanuelvon Sardinien, der, von seinem patriotischen und klugen Minister C a v o n r untersttzt, eine Politik Italienischer verfolgte, deren Ziel die Grndung eines Knigreichs Italien unter 1859. dem Szepter des Hauses Savoyen war. Im Jahre 1859 brach der Krieg aus. Bei M a g e n t a und S o l s e r i n o wurden die Oster-reicher geschlagen. Da befahl der Prinz von Preußen, der seit dem Jahre 1858 fr seinen erkrankten kniglichen Bruder die Regent-schast fhrte, die Mobilmachung der preuischen Armee; er war bereit, Osterreich durch einen Angriff auf die franzsischen Grenzen zu Hilfe zu kommen, forderte aber fr sich den Oberbefehl der die gesamten deutschen Bundestruppen, die am Rhein ansge-stellt wrden. Diese Bedingung schien jedoch der sterreichischen Regierung unertrglich; sie wollte nicht Zugeben, da Preußen die militrische Fhrung der deutschen Mittel- und Kleinstaaten ber-nhme. Lieber nherte sich Franz Joseph dem Kaiser Napoleon, der auch seinerseits, um einen Krieg mit Preußen zu vermeiden, zum Friede von Frieden geneigt war. Zu Villafranca, einem Orte bei Verona, Villafranca. fam dieser zustande; Osterreich trat die Lombardei an Napoleon ab, der sie an Viktor Emannel berlie.

7. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 457

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
47. Die zweite und dritte Verfassungskrisis in Oesterreich. 457 47. Die zweite und dritte Derfastungskrists in Oesterreich- 1860-1865. (Nach „Unsere Zeit. Deutsche Revue der Gegenwart*, bearbeitet vom Herausgeber.) Nach dem Abschlüsse des Waffenstillstandes von Villafranca hatte der Finanz-Minister Bruck in einer dem Kaiser übergebenen Denk- schrift zuerst einen weitgehenden Systemwechsel für nothwendig er- klärt. Diese Denkschrift soll beim Kaiser eine ausnehmend günstige Aufnahme gefunden haben; aber bei den einflußreichen Persönlich- keiten, welche die österreichische Regierungsweise, statt in neue Bahnen, möglichst in die alten zurückführen wollten, erregte sie nur Anstoß, und Bruck's Gegner, besonders die Schutzzöllner, jubelten, als seine letzte Finanzmaßregel, die Anleihe vom 22. März 1860, fast gänz- lich mißlang, indem diese statt 200 Mill. Fl. nicht viel über 76 Mill. einbrachte. Als er nun am 23. April seinem Leben durch Selbstmord ein Ende machte, brachte man seinen plötzlichen Tod in ursächlichen Zusammenhang mit Processen wegen Unterschleiss bei den Lieferungen für die Armee. Diese Untersuchungen hatten bereits ein Opfer gefordert, den General Eynatten, der sich im Gefängnisse ent- leibte. Die amtliche „Wiener Zeitung" bezeichnete den Finanz- Minister als „Zeugen und Mitbeschuldigten" im schwebenden Pro- cesse des Creditanstalt-Directors Richter, der beschuldigt war, durch schlechte Qualität und unzureichende Quantität des Gelieferten die tapferen Soldaten im italienischen Feldzuge dem Hunger Preis ge- geben zu haben. Eine Ehrenrettung Bruck's, für dessen Schuld sich nicht der geringste Beweis finden wollte, erfolgte später in Form eines kaiserlichen Handschreibens an seine Witwe, worin die treue Amtsverwaltung des Verblichenen gerühmt wurde. Der erste Schritt zu einer Verfassungsreform war die Verstär- kung des (im Jahre 1849 gebildeten) Reichsrathes (5. März 1860) um eine ansehnliche Anzahl von Mitgliedern und die Zusiche- rung seiner periodischen Berufung zur Feststellung des Budgets, so wie zur Berathung von Gesetzentwürfen und der Vorlagen für die in Aussicht gestellten Landesvertretungen. Die erste Session des „verstärkten Reichsrathes" (Juni bis September 1860), dessen (58) Mitglieder eine Notablen-Versammlung des Adels und der Geistlich- keit mit spärlicher Vertretung des Bürgerthums darstellten, beschäf- tigte sich vorzugsweise mit den financiellen Zuständen der Monarchie, deren Berathung auch zu positiven, freilich wenig bestimmten Vor- schlägen zur Verbesserung der Lage führte. Die Majorität des Reichs- rathes forderte, an die (längst überwundenen) historischen Zustände der einzelnen Kronländer anlehnend und mit besonderer Rücksicht auf die Wünsche der Ungarn, Anerkennung der Autonomie der einzelnen Länder in der Verwaltung und inneren Gesetzgebung. Auch die Re-

8. Die Geschichte der letzten 50 Jahre (1816 - 1866) ; in abgerundeten Gemälden - S. 457

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
47. Die zweite und dritte Verfassungskrisis in Oesterreich. 457 47. Die zweite und dritte Derfassungskrisrs in Oesterreich, 1860-1865. (Nach „Unsere Zeit. Deutsche Revue der Gegenwart", bearbeitet vom Herausgeber.) Nach dem Abschlüsse des Waffenstillstandes von Villafranca hatte der Finanz-Minister Bruck in einer dem Kaiser übergebenen Denk- schrift zuerst einen weitgehenden Systemwechsel für nothwendig er- klärt. Diese Denkschrift soll beim Kaiser eine ausnehmend günstige Aufnahme gefunden haben; aber bei den einflußreichen Persönlich- keiten, welche die österreichische Regierungsweise, statt in neue Bahnen, möglichst in die alten zurückführen wollten, erregte sie nur Anstoß, und Bruck's Gegner, besonders die Schutzzöllner, jubelten, als seine letzte Finanzmaßregel, die Anleihe vom 22. März 1860, fast gänz- lich mißlang, indem diese statt 200 Mill. Fl. nicht viel über 76 Mill. einbrachte. Als er nun am 23. April seinem Leben durch Selbstmord ein Ende machte, brachte man seinen plötzlicheti Tod in ursächlichen Zusammenhang mit Processen wegen Unterschleifs bei den Lieferungen für die Armee. Diese Untersuchungen hatten bereits ein Opfer gefordert, den General Eynatten, der sich im Gefängnisse ent- leibte. Die amtliche „Wiener Zeitung" bezeichnete den Finanz- Minister als „Zeugen und Mitbeschuldigten" im schwebenden Pro- cesse des Creditanstalt-Directors Richter, der beschuldigt war, durch schlechte Qualität und unzureichende Quantität des Gelieferten die tapferen Soldaten im italienischen Feldzuge dem Hunger Preis ge- geben zu haben. Eine Ehrenrettung Bruck's, für dessen Schuld sich nicht der geringste Beweis finden wollte, erfolgte später in Form eines kaiserlichen Handschreibens an seine Witwe, worin die treue Amtsverwaltung des Verblichenen gerühmt wurde. Der erste Schritt zu einer Verfassungsreform war die Verstär- kung des (im Jahre 1849 gebildeten) Reichsrathes (5. März 1860) um eine ansehnliche Anzahl von Mitgliedern und die Zusiche- rung seiner periodischen Berufung zur Feststellung des Budgets, so wie zur Berathung von Gesetzentwürfen und der Vorlagen für die in Aussicht gestellten Landesvertretungen. Die erste Session des „verstärkten Reichsrathes" (Juni bis September 1860), dessen (58) Mitglieder eine Notablen-Versammlung des Adels und der Geistlich- keit mit spärlicher Vertretung des Bürgerthums darstellten, beschäf- tigte sich vorzugsweise mit den stnanciellen Zuständen der Monarchie, deren Berathung auch zu positiven, freilich wenig bestimmten Vor- schlägen zur Verbesserung der Lage führte. Die Majorität des Reichs- rathes forderte, an die (längst überwundenen) historischen Zustände der einzelnen Kronländer anlehnend unv mit besonderer Rücksicht ans die Wünsche der Ungarn, Anerkennung der Autonomie der einzelnen Länder in der Verwaltung und inneren Gesetzgebung. Auch die Re-

9. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 451

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
45. Der zweite lombardische Krieg. 451 rieen bereiteten den Sturm vor, indem sie Solferino auf 3000 Schritte Entfernung mit Granaten bewarfen, wobei sich ihre gezogenen Ka- nonen wegen ihrer größeren Tragweite als äußerst vortheilhaft er- wiesen. Die österreichischen Geschütze, auf den Bergsprüngen postirt, konnten mit der Tragweite der französischen nicht wetteifern und ihre Kugeln sielen, meist unschädlich, eine ziemliche Strecke vor den fran- zösischen Batterieen zu Boden. Nun begann die ganze französische Schlachtlinie im Centrum und auf den Flügeln den Sturm. Der Kaiser Napoleon stellte sich im dichtesten Kugelregen an die Spitze seiner Garden und setzte sich so sehr der Gefahr aus, daß österrei- chische Husaren ganz in die Nähe seines Generalstabs kamen. Ströme von Hagel und Regen, vom Winde gepeitscht, trafen die Franzosen im Rücken und schlugen den Oesterreichern gerade ins Gesicht. Auch der österreichische Kaiser setzte sich dem heftigsten Kugelregen aus und begab sich im entscheidenden Augenblick vor die Front eines zum Angriff vorrückenden Grenzerbataillons, es mit den Worten auf- munternd : „Vorwärts, ihr Braven, auch ich habe Weib und Kind zu verlieren!" Allein die glänzendste Tapferkeit der Soldaten vermochte das nicht gut zu machen, was ungeschickte Disposition verdorben hatte; die Oesterreicher zogen sich langsam von Höhe zu Höhe zurück, während ihre Geschütze den nachfolgenden Feind zurückhielten. In der blutigen Schlacht hatten 300,000 Mann mit 500 Ka- nonen gegen einander gekämpft. Der Verlust der Alliirten betrug 20.000 Mann, ein Regiment Turcos hatte mit Ausnahme eines Hauptmannes alle seine Officiere verloren. Die Oesterreicher geben ihren Verlust auf 2470 Todte und 9660 Verwundete an. Die Zahl ihrer Gefangenen betrug nach französischen Angaben 6000 Mann. Mit Solferino war für Oesterreich die Lombardei verloren, deren Grenze die Truppen am Morgen nach der Schlacht überschritten. Schon am 28. setzten die Verbündeten über den Mincio und erhielten eine wesentliche Verstärkung durch das 35,000 Mann starke Corps des Prinzen Napoleon, das dieser in Toscana gesammelt hatte, und mit dem Hauptheere der Alliirten vereinigte. Eine französische Flotte mit schwimmenden Batterieen war am 16. vor Venedig erschienen und hatte 10.000 Mann Landungstruppen auf der kleinen Insel Lussin Piccolo ausgeschifft. Während ganz Europa in athemloser Spannung auf die Nachricht von einer großen Schlacht innerhalb der österreichischen Festungen harrte, ward es plötzlich am 8. Juli mit der kaltblütigen Meldung überrascht, daß zwischen Napoleon und dem Kaiser von Oesterreich zu Villafranca ein Waffenstillstand geschlossen, und bereits Unterhandlungen über Friedenspräliminarien im Gange seien. Was Napoleon veranlaßt haben konnte, in seiner Siegeslaufbahn einzuhalten, war die Lage der beiden Gegner. Oesterreich war zwar geschlagen, aber das Heer nicht entmuthigt, es hatte seine militäri- schen Hülfsquellen zur Hand und Deutschland als Deckung hinter sich, 29*

10. Unser Vaterland - S. 687

1900 - Berlin : Bruer
deutsche Bund mehr geneigt, für Oesterreich einzutreten, wenn nur Rußland und England das gelitten hätten, und als Preußen helfen wollte, fürchtete Oesterreich, dem verhaßten Nebenbuhler dankbar sein, ihm vielleicht gar die leitende Stellung in Deutschland lassen zu müssen. Lieber schloß es eiligst den Präliminarfrieden von Villafranca (10. Juli 1859), den auch Napoleou aus Angst, am Rhein gegen ein deutsches Bundesheer sich wappnen zu müssen, möglichst beschleunigen half. Er zog mit Viktor Emanuel in die alte Kaiserstadt Mailand ein und eine großartige Proklamation verkündete, daß „Italien frei sein solle bis zur Adria". Noch einmal hatte Kaiser Franz Joseph kurz zuvor das Aeußerste versucht, Oesterreichs Besitz in Italien zu retten. Doch obgleich er selbst den Oberbefehl über seine Truppen übernommen, hatte es seinem altgewohnten Mißgeschick im Kriege nicht entrinnen können. In bewundernswerter Tapferkeit hatten die Oesterreicher unter Feldmarschall Bene de k bei Solferino sechsmal nach einander den heftigen Angriff der Piemontesen zurückgeschlagen, um endlich doch unterliegen zu müssen (24. Juni 1859). Weinend hatte Benedek auf die Höhen von San Martino zurückgeblickt, als er sie nach wiederholtem Befehl seines Kaisers aufgeben mußte. Unterdessen hatte der „italienische Nationalverein" unter seinem Führer Farini im Geheimen ganz Mittelitalien aufgewiegelt, das damit der Revolution anheim fiel. Ein italienischer Fürst nach dem andern floh, und das entkräftete Oesterreich vermochte schließlich auch nichts weiter, als zu weichen. Hatte es selbst den deutschen Bundestag zu bestimmen gewußt, dem preußischen Prinzregenten nicht die unabhängige Führung der Bundestruppen nach Italien anzuvertrauen, so hatte es nun seinen Willen gehabt. Am 10. November 1859 wurde in Zürich der Friede geschlossen, nach welchem Oesterreich die Lombardei endgültig an Frankreich abzutreten hatte, das diese Errungenschaft schein-bar großmütig an Piemont (Sardinien) verschenkte. Venetien sollte zwar noch bei Oesterreich bleiben, sich aber dem geplanten Bundesstaate Italien anschließen. Auch die kleinen italienischen Fürsten sollten ihre Sander wieder haben, falls das Volk sie zurückrufen würde. Das geschah aber nicht; Toskana, Parma und Modena begehrten den Anschluß an Piemont, dessen König Viktor Emanuel sein Heimatland Savoyen und Nizza an das „selbstlose" Frankreich abtrat. Doch

11. Abriss der neuesten Geschichte - S. 70

1875 - Mainz : Kunze
70 als europäische Grossmacht mit selbstständiger Stellung, wo- gegen Oesterreich von Preussen als deutschem Bundesstaat bundesmässige Hülfe verlangt, den Prinz-Regenten von Preussen zum (verantwortlichen) Bundesfeldherm wählen lassen will. Angesichts der selbstständigen Politik Preussens und ange- sichts der Notliwendigkeit bei weiterem Fortgang des Krieges die revolutionären Kräfte zu entfesseln, verständigen sich Napoleon und Franz Joseph bei einer Zusammenkunft zu Villafranca und schliessen Waffenstillstand, dem am 12. Juli der Präliminar friede von Villafranca folgt. Oesterreich tritt die Lombardei an den Kaiser von Frankreich ab, der sie dem König Victor Emanuel übergiebt; Rückkehr der österreichi- schen Vasallenfürsten in ihre Länder; italienische Konföderation unter Ehrenvorsitz des Papstes. Aber der Definitivfriede zu Zürich (Nov. 1859), auf diese Bedingungen geschlossen, ist bereits von den Ereignissen überholt. Ii. Geschichte der einzelnen Staaten * 1859-1863. 1. Italien. 1. Die Nachricht vom Abschluss des Waffenstillstands, dem alsbald die Friedenspräliminarien folgten, machte in Ita- lien, wo man die gänzliche Vertreibung der Oesterreicher aus der Halbinsel erhofft hatte, einen niederschlagenden Eindruck; Cavours Rücktritt, Ratazzi an seine Stelle. Allein während die Franzosen abzogen, nahmen nun zunächst in Mittelitalien die Bevölkerungen ihr Schicksal selbst in die Hand: Toscana, Mo- dena, Parma, welche nach Entweichung oder Vertreibung ihrer Fürsten sich selbstständig gemacht hatten, weigerten sich, die- selben wieder aufzunehmen; einberufene Versammlungen dieser Länder sprechen ihren Anschluss an Piemont aus. Im Septem- der schloss die Romagna • (Kirchenstaat) sich an; der Friede von Zürich und seine „italienische Conföderation“, eine Nach- ahmung des deutschen Bundes, blieb, da eine gewaltsame

12. Bd. 2 - S. 964

1883 - Leipzig : Engelmann
964 Die Geschichte der letzten Jahrzehnte in Umrissen. §. 1176. neuen Heerführer waren Oesterreichs Waffen nicht vom Glücke begünstigt. Wie sehr auch die Soldaten, deren Muth und Tapferkeit allgemein anerkannt wurden, vor Verlangen brannten, die Niederlage von Magenta zu rächen und die Kriegsehre wieder herzustellen, so daß der Kaiser die gedeckte Stellung in dem Festungsviereck aufzugeben und, den Mincio überschreitend, angriffsweise vorzugehen beschloß; das zweite Zusammentreffen mit den Verbündeten brachte abermals in Folge strategischer Fehler einen für Oesterreich unglücklichen Ausgang. Das österreichische Heer, an Zahl den Gegnern überlegen, hatte sich zwischen dem Mincio und Chiese in einem Halbkreis aufgestellt, um von drei Seiten concentrifch auf den Feind zu drücken. Aber die Linie war zu weit ausgedehnt, die beiden Flügel nahmen einen Raum von vier Stunden ein, während das Centrum Verhältniß* mäßig schwach und ohne Reserve war. Napoleon, von der Aufstellung und Anordnung genau unterrichtet, wendete daher feine Hauptstärke gegen das feindliche Centrum, das 21i859.ni seinen Mittelpunkt auf einer Höhe bei dem Dorfe Solferino hatte. Nach einem mörderischen Kampfe,- in welchem Der französische Heerführer immer neue Mafien gegen den entscheidenden Punkt in Bewegung setzte, während auf der andern Seite aus Mangel an Uebersicht und einheitlicher Führung nicht die nöthigen Verstärkungen eintrafen, wurde endlich die Höhe, trotz der heldenmütigsten Gegenwehr der österreichischen Soldaten., von den Franzosen erobert und behauptet und damit die feindliche Schlachtlinie durchbrochen und die Gefammtarmee in zwei getrennte Heerabtheilungen zerschnitten. Ein zweiter Stoß, den Napoleon rasch gegen Cavriano richtete, hatte gleichen Erfolg, indem die Befehle der österreichischen Generale sich verwirrten und keine übereinstimmende Richtung angaben. Das Schicksal der Schlacht war in der Hauptsache schon entschieden, als zwischen vier und fünf Uhr ein furchtbares Gewitter eintrat, welches dem Kampfe an den meisten Orten ein Ende machte und den Oesterreichern Gelegenheit gab, sich in guter Ordnung zurückzuziehen. Nur Benedek, der die Sardinier bei San Martino zweimal zurückgeschlagen hatte, setzte den Kampf noch einige Stunden fort. Auf französischer Seite hatte sich General Niel durch Umsicht und Tapferkeit vor Allen hervorgethan. Es war ein blutiger Tag, der 24. Juni 1859, an welchem zwei kriegerische Nationen zwölf Stunden lang ihre Kräfte mit einander gemessen. Die Oesterreicher hatten den Verlust von 13,000 Todten und Verwundeten zu beklagen und mußten 9000 Gefangene in den Händen der Feinde lassen; auf Seiten der Verbündeten war die Zahl der Gefallenen und Verwundeten noch stärker, in Folge des schwierigeren Angriffs auf wohlvertheidigte Höhen, dagegen waren viel weniger in Kriegsgefangenschaft gerathen. §. 1176. Der Frieden von Villafranca und Zürich. Die Schlacht von Solferino war ein frischer Zweig im Sieges- und Ruhmeskranze der französischen Nation, und sie trug nicht wenig bei, den Kaiserthron zu befestigen und dem napoleoni-fchen Herrscherhause die Sympathien des für Ehre und Waffenruhm so empfänglichen Volkes in erhöhtem Maße zuzuwenden. Allein die Lage des siegreichen Machthabers war damit nicht ohne Gefahr und Dornen. Das französische Heer war durch den italienischen Feldzug hart mitgenommen worden; zu den Verlusten in den Schlachten, welche gerade die besten Truppen, die Garden unv Zuaven, am stärksten betroffen, kamen noch viele durch die Hitze und Sumpfluft herbeigeführte Leiden und Gefahren. In Deutschland stieg die Aufregung zu einer bedenklichen Höhe. Wilhelm I., damals noch Prinz-Regent, schien den Rechtszustand Europa's und die Sicherheit Deutschlands, für deren Wahrung er einzustehen gelobt hatte, als gefährdet anzusehen, indem er alle preußischen 4. 2uii. Armeecorps mobil machte und bei dem Bundestage eine ähnliche Maßregel beantragte mit der Bedingung, daß die Oberleitung sämmtlicher deutschen Streitkräfte der Krone Preußens unterstellt werde. Dieses Ansinnen wurde zwar durch einen Gegenzug Oesterreichs, das selbst in seiner Bedrängniß die Rivalität gegen den Berliner Hof nicht aus dem Auge verlor, vereitelt, indem es den Antrag stellte, für den Fall eines Krieges solle der Prinz-Regent von Preußen nach Vorschriften der Bundeskriegsverfassung zum Bundesfeldherrn ernannt werden, eine Bedingung, auf die man in Berlin nicht einging, weil sonst der Regent als Feldherr vom Bundeskriegsrath in Frankfurt abhängig gewor-

13. Abriß der Geschichte der neueren Zeit - S. 165

1879 - Braunschweig : Vieweg
Die Periode des franzsischen Uebergewichts. 165 sprach der Kaiser bei der Beglckwnschung des diplomatischen Corps dem 1859 Gesandten Oesterreichs unumwunden sein Bedauern der die gestrten Beziehungen zu diesem Staate aus; 7. Februar d. I. erklrte er bei der Er-ffnung des gesetzgebenden Krpers: bei der Meinungsverschiedenheit mit dem Febr. Wiener Gabmet nhere sich Frankreich dem Knigreich Piemont" wo Cavour die Begnstigung Frankreichs fr Italiens Befreiung als.lohn fr den Beistand im Krimmkriege erwartete. Gegen Oesterreich trat seitdem dieser sardinische Minister unter fortgesetzten Rstungen immer kecker auf, bis es endlich zu dem italinischen Kriege d. I. 1859 kam, fr welchen Napoleon Iii. dem aufstrebenden Italien verhie: frei bis zur Adr ia!" Nach den raschen Siegen, bei denen Napoleon seine kriegerische Tchtigkeit zeigte, fhrte inde der franzsische Kaiser wegen der drohenden Haltung Preuens und Deutschlands durch feine persnlichen Vorstellungen schnell den Prliminar-Frieden von Villasranca (11. Juli) herbei, welchem 10. November der 11. Juli definitive Abschlu zu Zrich folgte. Schon bis dahin entwickelten sich die 10. Nov. Verhltnisse Italiens mehrfach anders, als zu Villafranca vorausgesehen war (f. Italien). Der beabsichtigte Congre" zu einer Neugestaltung Italiens scheiterte an der in einem Schreiben Napoleons an den Papst ausgesprochenen Ansicht: derselbe mge auf die revoltirten Provinzen (die Romagna 2c.) verzichten; in diesem Falle wrden die Mchte dem Papste gewi den Rest seines Gebiets garantiren." Dann folgte die Annexion von Savoyen und Nizza an Frankreich (Mrz 1860). Diese rief berall in Europa groe Besorgnisse vor Eroberungsplnen des Kaisers der Franzosen hervor; man konnte damals noch Jjiar glaublich finden, da der dritte Napoleon aus Rache fr die schmachvollen Niederlagen von 1815 erst Rußland, dann Oesterreich gedemthigt habe und da die Reihe nun auch an das stolze England wie demnchst an Preußen und Deutschland komme. Doch gab der Kaiser jetzt um so mehr seine Absicht knnd, eine F r i e d e n s - A e r a" zu begrnden (Jan. 1861). Schon 15. Jan. 1860 hatte der Moniteur" verkndigt: Mit Zuversicht knne man eine friedliche Lsung der streitigen Fragen in der auswrtigen Politik voraussehen; deshalb sei die Zeit gekommen, den Nationalreichthum durch neue Maregeln im Sinne des Freihandels zu heben;" und demgem wurde 24. Jan. d. I. der Handelsvertrag mit Eng-land geschlossen. 1862 schlo sich daran der Handelsvertrag mit 1862 Preußen auf der gleichen Grundlage des Freihandels. Bei Erffnung der Kammer im Januar 1864 erkannte die Adresse, gegen eine schutzzllnerische Opposition, an: Ew. Majestt hatten Recht, der ffentlichen Meinung auf dem Wege der Industrie und Handelssreiheit voranzugehen." Inzwischen hatte der Ausbruch des nordamerikanischen Unions-krieg es (Juli 1861) einen Plan gezeitigt, der tief in der Weltauffassung Napoleon's Iii. begrndet war. Die Fortschritte des Welthandels machten eine nhere Verbindung zwischen dem atlantischen und groen Ocean immer dringender zum Bedrsni; dadurch war die Weltstellung" Mittel-Amerika's immer wichtiger geworden, und man durfte hoffen, wenn Mexico

14. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 431

1871 - Münster : Coppenrath
— 431 — ^schloß der Kaiser von Oesterreich, in der Umgegend von Verona und am linken Ufer der Etsch eine feste Vertheidigung-Wellung zu nehmen. Die hier liegenden österreichischen Festungen sind aber auch die letzten Schutzwehren Deutschlands gegen Einen Angriff von Süden. Schon rüsteten alle Staaten Deutschlands, schon ließ Preußen einen Theil seines Heeres zum Schutze ^es Reiches im Rheinlands aufstellen, und der Krieg schien schon weitere Bahnen zu nehmen; da schickte Napoleon, am Juli, ein eigenhändiges Schreiben an den Kaiser von Oesterreich und bot ihm einen Waffenstillstand an bis zum 15. August. 8ranz Joseph nahm den Waffenstillstand an, und auf eine abermalige Einladung fand am 11. Juli 1859 eine Zusammenkunft der beiden Kaiser zu Villafranca statt, die den Mieden zur Folge hatte. Die nähere Auseinandersetzung der Hauptbestimmungen des hier geschlossenen Friedensvertrages fottd nachher ihre Erledigung in einer Zusammenkunft der gegenseitigen Gesandten zu Zürich. Oesterreich räumte die Lombardei, Napoleon überließ diese dem Könige von Sardinien, ^eni Großherzoge von Toscana , so wie den Herzogen von ^arma und Modena wurden ihre Rechte ausdrücklich vorbehalten, und eine Aenderung des Länderbestandes von der Zu-^niinung der Großmächte abhängig gemacht. Es war Anfangs im Plane Napoleon's, alle Staaten Jta-zu einem Bundesstaate unter dem Vorsitze des Papstes zu bereinigen. Allein di^r^Plan kam nicht zur Durchführung; ^ wurde vielmehr die Wiedereinsetzung der Fürsten Mittel-Aliens von der Abstimmung der dortigen Bevölkerung abhängig gemacht, und jede Einmischung für unzulässig erklärt. während Napoleon sich das Herzogthum Savoyen und die Grafschaft Nizza vom Könige von Sardinien abtreten ließ, ^tte sich dieser in Mittelitalien bereits reichlich entschädigt, in-die Völker, mit Umgehung ihrer Fürsten, Victor Entminet S ihren König anerkannten. Der Plan dieses Königes, Italien zum Einheitstaate mit der Hauptstadt Rom zu machen,

15. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 172

1910 - Berlin : Singer
— 172 — Gegenüber der Gefahr, die ihm von Frankreich und Sardinien drohte, begehrte Oesterreich die Hilfe des deutschen Bundes und namentlich des preußischen Staates. Es entstand auch eine gewisse nationale Aufregung in Deutschland, die freilich ganz unklar war und eine bedenkliche Neigung entfaltete, reaktionärem Franzosenhaß zu verfallen. Am unklarsten von allen war der preußische Prinzregent, und er setzte sich mit großer Gewalt mitten zwischen zwei Stühle; er mobilisierte das preußische Heer, was eine halbe Drohung gegen Frankreich, und er beanspruchte den Oberbefehl über das deutsche Bundesheer, was eine halbe Drohung gegen Oesterreich war. Die einzige Wirkung dieser sinn- und ziellosen Politik war, daß Frankreich und Oesterreich den Frieden von Villafranca schloffen, durch den Oesterreich die Lombardei an Sardinien abtrat, um sich die Oberherrschaft in Deutschland zu sichern, und daß die preußische Politik einmal wieder das Gespött auf allen europäischen Gassen war. Die nationale Bewegung Deutschlands endete in einem nationalen Katzenjammer, der sich in einem allgemeinen Hader austobte. Da aber keine der hadernden Parteien die Hand an die Wurzel des Uebels, an die dynastische Vielherrschaft in Deutschland, legen wollte, so gebaren die kreisenden Berge nur ein Mäus-letn und dazu ein totes: die papierne Reichsverfassung, die die Frankfurter Nationalversammlung im Frühjahr 1849 beschlossen hatte. Um sie scharte sich der Nationalverein, der im Herbst 1859 entstand, feinen stärksten Stützpunkt in der Bourgeoisie der Mittel- und Kleinstaaten hatte und die Einigung Deutschlands unter der preußischen Spitze aus sein Banner schrieb. In Preußen war die erste Session des neuen Abgeordnetenhauses unter dem Drucke der Kriegsereignisse ohne Ergebnisse verflossen; in der zweiten Session kam das liberale Ministerium mit feiner ersten großen Maßregel ans Tageslicht, mit der Forderung einer umfassenden Heeresreform, die den Staatshaushalt mit einer jährlichen Mehrausgabe von ziemlich zehn Millionen Talern belastete. Vom militärische technischen Standpunkt hatte der Plan in seiner Art Hand und Fuß, zumal da er die allgemeine Wehrpflicht viel gründlicher durchführen wollte, als bis dahin geschehen war. Auch kam er den Wünschen der Bourgeoisie insofern entgegen, als sie sich darüber klar geworden sein mußte, daß die deutsche Einheit unter preußischer Spitze nicht ohne ein schlagfertiges preußisches Heer zu haben war. Aber daneben war die Heeresreorganisation

16. Grundriß der deutschen und preußischen Geschichte - S. 114

1878 - Eisenach : Bachmeister
2. >tt. l'hlij. 18g4. 114 Wilhelm I., Regent seit 1858, König seit 1861. die sorgliche und bessernde Hand anlegen wolle, wo sich Willkürliches oder ge gen die Bedürfnisse der Zeit Laufendes zeige. — In allen Regierungshand lungen müsse sich Wahrheit, Gesetzlichkeit und Konsequenz aussprechen; dam sei das Gouvernement stark, weil es ein reines Gewissen habe, und mit die sem könne man allem Bösen kräftig widerstehen. — Den versammelten Land tag forderte er auf, mit ihm Preußens Fahne hochzuhalten, auf welcher stehe „Königthum von Gottes Gnaden, Festhaltung an Gesetz und Verfassung, Treu des Volkes und des siegreichen Heeres, Gerechtigkeit, Wahrheit, Vertrauen Gottesfurcht." Im Jahre 1859 bereitete sich ein Zerwürfniß zwischen dem Könige vor Sardinien, Victor Emannel, und Oesterreich vor. Ersterer verbündete sich mi Frankreich (Louis Napoleon Iii.) und brachte Oesterreich mehrere Niederlage, bei (Mtyioitor-4. Juni, Solferino^ 24. Juni), wodurch sich dieses zum Frie beit von Villafranca und Zfurtch’ genöthigt sah, in welchem es die Lombarde an Italien abtreten mußte. Der Prinz-Regent von Preußen hatte sich, im dem drohenden gallischen Ehrgeiz Schranken zu setzen, znr thätigen Hilfe fw Oesterreich unter der Bedingung bereit erklärt, daß letzteres ihm irrt Falle etnei; Bundeskrieges den Oberbefehl über sämmtliche Bnndestruppen einräume. Hier: auf ging Oesterreich indessen nicht ein, weil es schon lange das kräftttz^ick entwickelnde und seiner Ausgabe, die ihm als der einzig legitimen concentriren den und leitenden Macht Deutschlands zufiel, sich immer klarer bewußt werdende Preußen als einen unebenbürtigen Nebenbuhler mit scheelen Blicken be trachtet hatte. Das Anseheu des geraden und ehrenfesten Prinz-Regenten wnrd> durch sein gemessenes und sicheres Auftreten während der italienischen Wirrer bei den übrigen Fürsten Europas um ein Bedeutendes gesteigert. (1) Am 2. Januar 1861 starb Friedrich Wilhelm Iv. und jetzt begam die Königsregiernng Wilhelms. Oesterreich hatte selbst im Unglück gezeigt daß es Preußen stets von der Führerschaft in Deutschland fern zu halten denke. Preußen, wollte es zu seiner ihm gebührenden Stellung gelangen, mußh aus einen Krieg gerüstet sein. Der König begann deshalb eine gründliche Re^ Organisation des Heeres, die er als sein eigenstes Werk bezeichnete. Doch kam es zu einem feindlichen Zusammenstoß dieser beiden europäischen Großmächte vorläufig noch nicht; wider alles Erwarten führte ein äußeres Ereigniß ein i nochmaliges Zusammengehen beider Mächte herbei. 2. Ter schleswig-holsteinische Krieg 1864. Das Wort Wilhelms i. daß „Preußen überall das Recht zu schützen bereit sei," sollte bald einer rühmlichen Erfüllung entgegengehen. Friedrich Vii. von Dänemark war gestorben (15 Nov. 1863); ihm folgte in der Regierung der Herzog Christian von (Schleswig- -Holstein-Sonderburg-) Glücksburg als Christian Ix., welcher, genöthigt durch eint t drohende Bewegung in seiner Hauptstadt, eine schon unter seinem Vorgänger r ausgearbeitete sogenannte Gefammtstaatsverfassung unterzeichnete, kraft welcher das Herzogtum Schleswig völlig in die dänische Monarchie einverleibt werden sollte. Diese Einverleibung stand jedoch mit den diesen Herzogtümern eingeräumten Sonderrechten in bindern Wiberspruch. Der beutsche Bund widersetzte sich der Einverleibung und beschloß Bundeserekution noch Holstein, in welches 12,000 Mann n Sachsen und Hannoveraner noch im Dezember 1863 einrückten. Stürmisch verlangte jetzt durch ganz Deutschland das Nationalgefühl die Befreiung der genannten Länder von dänischem Joche. Da nahmen die beiden Großmächte die Sache 3

17. Bd. 2 - S. 1035

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 1203. Die geschichtlichen Vorgänge der Äahre 1865 bis 1870. 1035 Anton v. Hohenzollern. Aber die Geretteten hatten Ursache auf die Schlacht bei Königgrätz soder Sadowa) stolz zusein-, nicht blos die überlegene Waffe. das Zündnadelgewehr, mehr noch der überlegene Geist, die Genialität der Entwürfe, der die Schnellkraft der Ausführung entsprach, die Intelligenz, die tactische Uebung, die verständige Kampfweise des „Volkes in Waffen" hat den böhmischen Krieg zu einem für Preußen so ruhmvollen Ausgang geführt. Den aus allen Völkern und Zungen gemischten Heerschaaren der Oesterreicher war ein Heer entgegengetreten, das in seinen Reihen alle Stände und Berufsklaffen, die Blüthe und jugendliche Kraft des gefammten Preußen-landes vereinigte. Der König drückte dem Kronprinzen noch auf dem Schlachtfelde seinen Dank durch Überreichung des Ordens pour le merite aus. Elf Fahnen, 174 Geschütze und 18,000 unverwundete Gefangene fielen in die Hände der Sieger. Mit Recht durfte der königliche Führer in seinem Tagesbefehl an die Armee sagen: „Der 4. swi; Tag von Königgrätz hat schwere Opfer gekostet, aber er ist ein Ehrentag für die ganze Armee, auf welche das Vaterland mit Stolz und Bewunderung blickt." §.1203. Der Waffengan g am Po und am Main. Die Trauerbotschaft vom Schlachtfelde bei Königgrätz verbreitete in Wien um so größere Bestürzung, als man kurz zuvor durch günstige Nachrichten vom italienischen Kriegsschauplatz erfreut und erhoben worden war. Gleichzeitig mit den Preußen waren auch die Italiener ins Feld gerückt, die Brust voll stolzen Muthes und nationaler Begeisterung. Victor Emanuel selbst befand sich bei dem Hauptheer, das unter der Führung des Generals und Kriegs-Ministers Lamarmora den Mhtcio überschreiten und mitten durch das Festungsviereck nach der Etsch vordringen sollte, um dort, mit dem am untern Po heranziehenden Armeecorps Cialdini's vereinigt, die Eroberung des Landes zu vollbringen. Man glaubte dem Gerücht, die Oesterreicher wollten nur das Gebiet jenseits der Etsch vertheidigen. Zugleich sollte Garibaldi mit seinen Freischaaren auf dem linken Flügel westlich vom Gardasee in Tyrol einbrechen. An Zahl der Truppen waren die Italiener den Oesterreichern weit überlegen und sie brannten vor Verlangen, sich mit dem verhaßten Gegner, dessen Kräfte sie unterschätzten, zu messen. Aber die blutgetränkte Wahlstatt von Custoz za, wo einst Radetzky den österreichischen Adler zum Siege geführt, sollte dem Kaiserstaat neue Lorbeeren bringen. Als, nach Verwerfung eines von preußischer Seite empfohlenen anderen Kriegsplanes, das italienische Heer Villafranca in der Ebene besetzte, ohne sich zugleich des nordwestlichen Höhenkranzes zwischen Verona und Peschiera zu versichern, auf dessen südöstlichem Abfall Custozza und Somma Campagna liegen, machte sich Erzherzog Albrecht, Sohn des Erzherzogs Karl, des Helden von Aspern, die Unvorsichtigkeit des Gegners zu Nutze, indem er das zerklüftete, mit zahlreichen Schluchten und vereinzelten Berggruppen durchsetzte und vom Bache Tione durchströmte Hügelland in Besitz nahm. Unterstützt durch die natürliche Beschaffenheit der Gegend, welche den Oesterreichern aus früheren Militärübungen genau bekannt war, erfocht der Erzherzog an einem glühend heißen Junitag in der Schlacht bei Custozza einen glänzenden Sieg über 24-g^ das feindliche Heer. Mit der größten Tapferkeit und Erbitterung hielten die Italiener unter des Königs Augen den Kampf bis gegen drei Uhr aufrecht, und die Verluste an Todten und Verwundeten waren auf beiden Seiten sehr beträchtlich; erst als es den Oesterreichern gelang, die letzten Stellungen des Feindes auf dem rechten Tione-Ufer, Den Monte Vento und die Kapelle Sta. Lucia, zu erstürmen, da fing die Schlachtreihe an zu wanken, und am Abend mußte der Rückzug über den Mincio angetreten werden. Doch waren auch die Sieger so erschöpft, daß die Verfolgung unterblieb. Auf die Kunde von dem Unfalle der königlichen Armee bei Custozza gab Cialdini den beabsichtigten Ueber-gang über den Po auf und zog sich in seine frühere Stellung zu Bologna zurück. Seitdem wurden auf dem italienischen Kriegsschauplatz längere Zeit alle militärischen Operationen eingestellt, da sowohl die Italiener, mit der Herstellung ihres geschlagenen Heeres beschäftigt, als die Oesterreicher, durch die Vorgänge in Deutschland beunruhigt, jede Offensive unterließen. Garibaldi behauptete seine Stelle bei Rocca d' Anfo am Jdrosee; aber die geringfügigen Gefechte und Streifzüge, die er mit seinen Freiwilligen und einigen

18. Grundriß der Geschichte - S. 285

1886 - Breslau : Hirt
Xvi. Zeitalter der Revolution. Fnftes Kapitel. 285 nach dem Heimgange des schwergeprften kniglichen Bruders trat der- . lg61 selbe als Wilhelm I. seine Knigsregierung an. Im altpreui-2. sanur, schen Sinne strenger Pflichterfllung war er herangereift, dem Dienste im Heere hatte er seine Kraft gewidmet. In den Mrztagen war der von der Revolution gefrchtete streng soldatische Prinz durch eine Sendung nach England der Wut der Aufstndischen entzogen wrben. Bei seinem Regierungsantritte entlie er zwar das Ministerium der sogen. Reaktionszeit unter Manteuffel, erklrte aber, da kein Bruch mit den berlieferungen des preuischen Knigtums in seiner Absicht liege, und bekrftigte dieses durch den symbolisch-be-deutsamen Krnungsakt zu Knigsberg. Es kam ihm darauf an, 18 Dtt6,r_ bei freier, ehrlich anerkannter geordneter Teilnahme des Volkes an der Gesetzgebung den Fels ungeschwchter kniglicher Regierung nach preni-scher Tradition zu wahren. Zugleich bernahm er die Durchfhrung von Preuens beutscher Mission, welche Friedrich Wilhelm Iv. mit Blut und Eisen" nicht hatte burchzufhren vermocht. Whrenb des italienischen Krieges ( 165) wies er die verlockendsten fran-zsischen Antrge znrck und beantragte die Mobilmachung einer Bundesarmee unter preuischemoberbefehl. sterreich opferte im Frieden zu Villafranca und Zrich den Franzosen aber lieber die Lombardei fr Italien, als Preußen um den Preis seiner Hlfe eine einflureiche Stellung in Deutschland zu gewhren. Wollte Wilhelm I. Preuens deutsche Einigung sbestre-bungen sterreich und den deutschen Mittelstaaten gegenber durch-setzen, so mute er auf einen groen Krieg gefat sein. Dazu bedurfte es aber einer Reorganisation der preuischen Armee, bnrch welche bieselbe eine grere Zahl jngerer kriegstchtiger Leute erhielt, die lteren Wehrmnner bagegen eine Schonung erfahren knnten. Die Gesamtbienstzeit sollte daher von 19 auf 16 Jahre herabgesetzt werben, die Dienstzeit in der Linie 3, in der Reserve 4, in der Landwehr 9 Jahre betragen. Es sollten jhrlich, entsprechenb der seit 1815 gewachsenen Einwohnerzahl Preuens, aber 63 000, statt wie bisher 40 000 Mann ausgehoben, die Friedensprsenzstrke der Armee von 150 000 auf 213 000 Mann erhht werden. Der König bezeichnete diese Reorganisation als sein auf 40jhriger Erfahrung beruhendes eigenstes Werk." Der Kriegsminister Roon, der Scharnhorst" der preuischen Armeereorganisation, begrndete dieselbe vor dem Ab-geordnetenhanse mit den Worten: Soll das groe Ziel, welches sich die Staatsregierung gesetzt hat, erreicht werden, so knnen allerdings dem Lande bedeutende Opfer nicht erspart werden." Trotzdem gewhrte der Lanbtag die zu dem Zwecke verlangten Mehrkosten nur auf ein Jahr, und der von der sogen. Fortschrittspartei" beherrschte fol-genbe Lanbtag versagte seine Zustimmung zu den Mehrausgaben, ohne welche die begonnene Reorganisation htte rckgngig gemacht und die Armee htte desorganisiert werben mssen. Da berief der König.

19. Geschichte der neueren Zeit - S. 289

1876 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 289 In der Lombardei war die Unzufriedenheit mit der österreichischen Herrschaft in stetem Wachsen begriffen, und auch eine unbedingte Amnestie des Kaisers Franz Joseph (1857) war nicht im Stande, eine günstigere Stimmung zu erwecken. Alle Hoffnungen auf Freiheit und Einheit Italiens richteten sich immer mehr auf den König Vietor Emanuel von Sardinien und Piemont, den Sohn Karl Alberts, der bei seiner feindseligen Gesinnung gegen Oesterreich auf Frankreichs Hülfe hoffte und seine Tochter dem Vetter des Kaisers Napoleon Iii. zur Gemahlin .gab. Napoleon trat aus die Seite des Königs Victor Emanuel, und seine unfreundliche Erklärung am 1. Januar 1859 gegejx den österreichischen Gesandten machte den Ausbruch eines Krieges, in dem der französische Kaiser seine Idee, Italiens Freiheit bis zum Adriameere, verwirklichen wollte, unzweifelhaft. Die anderen Großmächte bemühten sich indessen, den Ausbruch des Krieges durch einen Friedenskongreß zu beseitigen; da aber Oesterreich, um nicht mit Victor Emanuel zusammen tagen zu müssen, diesem die Forderung einseitiger Entwaffnung stellte, die natürlich zurückgewiesen ward, so steten die Oesterreicher am 29. April 1859 in Piemont ein, indem sie den Ticino überschritten. Bald aber erschien Napoleon mit 200,000 Mann in Italien und eröffnete einen in allen Treffen siegreichen Feldzug gegen die schlecht geführten und mangelhaft verpflegten Desterreicher. Diese wurden am 20. Mai bei Montebello, am 31. bei Palestro, am 4. Juni bei Magenta geschlagen und zogen sich eiligst aus der Lombardei zurück. Kaiser Napoleon hielt mit König Victor Emanuel seinen Einzug in Mailand und drang, während Garibaldi die nördlichen Theile der Lombardei eroberte, über Vrescia bis an die Grenze Venetiens vor. Hier fand am 24. Juni die mörderische Schlacht bei Solferino statt. Während man aber allgemein den Angriff der Franzosen aus Venedig und die vier Festungen an der lombardischen Grenze erwartete, schloß Napoleon einen Waffenstillstand und hatte am 11. Juli eine persönliche Unterredung mit dem Kaiser Franz Joseph zu Villafranca, wo ein Friede geschlossen wurde, in dem Oesterreich die Lombardei an Napoleon abtrat, und dieser sie Victor Emanuel schenkte. Die Bestimmungen dieses Friedens wurden zu Zürich unterzeichnet (Oktober 1859). Sardinien trat an Napoleon Savoyen mit Nizza ab,*) Nun hatte der französische Kaiser zwei der Hauptmächte, die ) Der Grund des überraschend schnell abgeschlossenen Friedens lag in den Nüstungen Preußens, wo seit der schweren Erkrankung des edlen, geistreichen und kunstsinnigen Friedrich Wilhelm Iv. der Prinz von Preußen die Regierung führte. Cassians Weltgeschichte, m. 4. Aufl. v, H. Eben. 19 Der lombardische Krieg (185)).

20. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 614

1910 - Regensburg : Manz
614 Der Krieg 1859. Die Insurrektion. schrift vom 14. Mai 1856 auf das glänzendste; umsonst. Die herrlichen Erfolge des Papstes auf seinem Triumphzuge durch alle Provinzen wurden durch neue Machinationen in Schatten gestellt. Im Juli 1858 verabredete Cavour mit ihm den Krieg gegen Österreich, der die Vergrößerung Sardiniens mit sich bringen sollte. Bald zeigten sich seine geheimen Agenten in den verschiedenen Städten und Napoleons Neujahrsgruß an den Gesandten Österreichs inaugurierte den für Italien und das Papsttum so entscheidenden Krieg von 1859, während die italienische Nationalpartei mit dem Rufe „Ein einheitliches Italien!" immer kühner hervortrat. Da ein Zusammenstoß zweier katholischer Mächte in der Nähe des päpstlichen Gebietes drohte, beantragte der Papst am 22. Februar 1859 die allmähliche Räumung desselben von fremden Truppen und am 26. April die Anerkennung der Neutralität des Kirchenstaates seitens beider Mächte, von denen nur Österreich sie vollkommen zugestand. In Bologna war alles zum Umsturz vorbereitet. In dem benach- barten Toscana brach schon am 27. April die In-surrektion aus, ehe noch die Österreicher die sardinische Grenze überschritten hatten. Die Revolution in Bologna proklamierte die Diktatur Viktor Emanuels. Dasselbe geschah in Ravenna, Ferrara, Forli und in andern Städten. Der heilige Vater konstatierte in der Enzyklika vom 18. Juni, daß der Kaiser der Franzosen ihm die entschiedensten Versicherungen für die Aufrechthaltung seiner weltlichen Herrschaft gegeben habe, daß aber seine Alliierten auf eine alles Völkerrecht höhnende Art dieselbe vernichteten, und sprach die Exkommunikation über die Usurpatoren aus. Die am 1. September eröffnete Nationalversammlung beschloß die Absetzung des Papstes und die Einverleibung in Piemont. Am 8. Dezember wurden Parma und Modena unter dem Namen Ämilia zu einem Ganzen verschmolzen. Die Friedensstipulationen von Villafranca (11. Juli) und Zürich (10. November) blieben toter Buchstabe, die Beteuerungen Napoleons Iii. und Viktor Emanuels erwiesen sich als heuchlerisch. So war die Zertrümmerung des Kirchenstaates eingeleitet. Schon am 6. Februar 1860 mutete Viktor Emanuel dem Papste zu, in den Marken und in Umbrien sich dasselbe gefallen zu lassen, was gegen die Legationen verübt worden war, und bereits mußten Einfälle in jene Provinzen von den päpstlichen Truppen zurück--geschlagen werden. Als der Papst nach dem Rate Frankreichs unter dem erfahrenen General Lamoriciere sich ein tüchtiges Heer zu schaffen ansing, wurde dieses durch die königlich-sar-dinischen Truppen bei Castelsidardo und Ancona am 18. und 30. September 1860 überwältigt und aufgehoben. Der offiziellen Einsprache Frankreichs gegen den völkerrechtswidrigen Einmarsch der Piemontesen stellte General Eialdini die vertrauliche Unterredung mit Napoleon Iii. in Chambery entgegen und unter dem Vorwand, dem Vordringen Garibaldis nach Süditalien vorzubeugen und die Ordnung in Umbrien und den Marken herzustellen, usurpierte die Tnriner Regierung auch diese Provinzen und verfuhr ganz in der gleichen Weise wie in Bologna. Der neue Raub wurde ebenso wie der frühere im Turiner Parlamente Hermann Kanzler, Päpstlicher General.