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1. Dichtung des Mittelalters - S. 200

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
200 Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode. wilt aber dü daz guot ze sere minnen, dü mäht Verliesen sele und ere. dü von so volge miner lere: leg’ üf die wäge ein rehtez lot und wig ouch dar mit allen dinen sinnen, als ez diu maze uns ie gebot. Und willst du allzusehr den Reichtum minnen, So verlierst du Seel' und Ehre. Darum folge meiner Lehre, Leg auf die Wag' ein rechtes Lot Und wäg es ab mit deinen schärfsten Sinnen, Wie Maß uns jederzeit gebot. (Simrock.) imnkung. 8elbwahsen kind, dü bist ze krump: sit nieman dich gerillten mac (dü bist dem besemen leider alze gröz, den swerten alze kleine), nü släf unde habe gemach. ich hän mich selben des ze tump, daz ich dich ie so höhe wac. ich bare din ungefüege in friundes schöz, min leit bant ich ze beine, minen rucke ich nach dir brach. nü si din schuole meisterlös an miner stat: i’n kan dir niht. kan ez ein ander baz, mir’st liep, swaz liebes dir da von geschiht. doch weiz ich wol, swä sin gewalt ein ende hat, da stet sin kirnst noch sunder obedach. Verwahrlost Kind, du bist zu krumm, Gerade biegt dich niemand mehr; Du bist dem Besen leider schon zu groß Und noch zu klein dem Schwerte: Schlaf in Ruhe denn vor mir. Ich schelte mich nun selber dumm: Was ehrt' ich dich auch stets so sehr? Ich barg dein Ungeschick in Freundes Schoß, Dein Leid war mein Gefährte, Tief verneigt' ich mich vor dir. Nun lass' ich deine Schule meisterlos: nicht meistern kann ich dich. Kann es ein andrer, daß du Freude dran erlebst, so freut es mich; Doch weiß ich wohl, sobald sein Reich zu Ende geht, raubt seiner Kunst Unsitte Dach und Zier. (Simrock.)

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1. Dichtung des Mittelalters - S. 169

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 21. Walther von der Vogelweide. 169 Mög' uns nun beiden wohl werden vollendet, Was ich von ihr zu erwerben noch meine. Was ich von Freuden auf Erden gewann, Das hat die Güte, die Schöne gemachet Und ihr roter Mund, der so minniglich lachet. (Simrock.) Frauenprcls. Viel süße Herrin hochgerühmt, voll reiner Güte, Dein keuscher Leib giebt wonnereiches Hochgemüte, Dein Mund ist röter als die lichte Ros' in tau'ger Blüte. Gott hat gehöhet und gehehret reine Frauen, Daß man sie ehren soll mit Dienst und preisen immerdar. Der Hort der Erde liegt mit allen Freuden gar In ihnen, klar und lauter ist ihr Lob, man soll sie schauen. Für Mißmut und für Traurigkeit ist nichts so gut Als anzuseh'n ein schönes Fräulein wohlgemut, Wenn sie dem Freund aus Herzensgrund ein lieblich Lächeln thut. (Simrock.) preis der Minne. Ein neuer Sommer, neue Zeit, Ein süßes Hoffen, lieber Wahn Erfreuen mich im Wechselstreit, Daß ich noch Freuden hoffen kann. Noch weiß ich, was mich mehr ergötzt, Als aller kleinen Vögel Lied: Wer Frauengüte kennt und schätzt, Wie gern der ihr den Preis beschied! Das deut' ich auf die Herrin mein: Die muß an Freuden reicher sein. Sie ist schöner als ein schönes Weib: Liebreiz verschönt der Schönsten Leib. Ich weiß gar wohl, der Liebreiz macht Der schönen Frauen Schönheit voll: Die stets auf Tugend bleibt bedacht, Die ist's doch, die man wünschen soll. Der Liebreiz leiht der Schönheit Zier Mehr als Gestein dem Golde thut: So sagt, was Bess'res wisset ihr, Als zu den zweien rechten Mut? Das macht den Mann erst wert und Und wer die süßen Liebesmüh'« skühn; Um solch ein Weib versteht zu tragen, Der mag von Herzensfreude sagen. Erfreut der Blick schon Herz und Sinn, Sieht minniglich ein Weib uns an, Wie wird erst dem ein Hochgewinn, Der Minnelohn erlangen kann? Der ist erst hoher Freuden reich, Wenn jenes Freude bald zergeht. Was ist auch wohl den Freuden gleich, Wo liebes Herz in Treuen steht, In Schöne,-Keusche, reinen Sitten! Glückselig, wer das hat erstritten! Wenn er das vor den Freunden preist, So ist er nicht des Sinns verwaist. Was taugt ein Mann, der nicht be- Zu werben um ein reines Weib? sgehrt Gesetzt, sie lass' ihn ungewährt, Es wertet ihm doch Seel' und Leib. Er thu der einen wegen so, Daß er der andern wohlbehagt, Dann macht ihn eine noch so froh, Daß er all andern leicht entsagt. Daran gedenk' ein werter Mann, Viel Heil und Ehre liegt daran. Wer gutes Weibes Minne hat, Der schämt sich aller Missethat. (Simrock.)

2. Dichtung des Mittelalters - S. 172

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
172 Dritte Periode, von 1150—1300. Wie das Glück doch schalten kann! Armut gab es mir zu immer frohem Mut: Aber einem reichen Mann Gab es Unmut: sagt, was nützt dem nun sein Gut? Schade, daß ihm nicht der Einfall kam, Mich zu begaben zu dem frohen Mute Mit des Reichen Gute: Es paßte meine Not doch mehr zu seinem Gram. (Simrock.) Im Anschlüsse an diese heiteren Lieder mögen jene ernsteren, aber nicht durch politische Beziehungen gefärbten Gesänge späterer Jahre ihre Stelle finden, soweit sie sich nicht gut in den Nahmen der folgenden mehr historischen Anordnung einfügen lassen: Wert iiuuintichcr Schönheit. Die Schönheit rühme der, der eine Frau besinget, Männern steht es übel, weil es weich und spöttisch klinget. Kühn und mild und daß er auch beständig sei, Das ist genug: dies dritte steht gar schön bei jenen zwei. Wenn ihr's nicht verschmähet, so will ich euch lehren, Wie man loben soll und nicht entehren: Ihr müßt in die Leute seh'n, so schaut ihr, wie's bestellt; Nicht nach der Wangen Schminke sei der Schluß gefällt. Gar weis' ist oft, den man für thöricht hält: Wohl thät' es not, die Weisen auch erst um und um zu kehren. (Simrock.) Maß im Trinke». 1. Ich trinke gerne, wo man mir mit Maßen schenket, Und des Übermaßes niemand nur gedenket, Weil das den Mann an Leib und Gut und an den Ehren kränket. Es schadet auch der Seele, hör' ich Weise sagen: Das möge seinem Gaste gern erlassen jeder Wirt: Läßt er sich geben, bis sein rechtes Maß ihm wird, So mag er Glück und Seligkeit und Ehre d'ran erjagen. Es ward das Maß den Leuten darum aufgelegt, Daß man es grade mess' und trage: das erwägt, Und hab' er Dank, der's grade mißt und der es grade trägt. 2. Er hat nicht wohl getrunken, der sich übertrinket: Wie ziemt das biederm Mann, daß ihm die Zunge hinket Von Wein? Wer also trinket, Sünd' und Schande zu sich winket.

3. Dichtung des Mittelalters - S. 168

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
168 Dritte Periode, von 1150—1300. Ich war so fröhlich, daß ich lachte. Als mich der Traum umsponnen Hielt mit solchen Wonnen, Da ward es Tag, und ich erwachte. Mir ist von ihr gescheh'n, Daß ich allen Mägdlein jetzt zur Sommerzeit Muß in die Augen seh'n; Fand' ich meine wieder: o der Seligkeit! Wär' sie bei diesem Ringeltanze? Ihr Frauen, habt die Güte, Rücket auf die Hüte: Säh' ich sie wieder unterm Kranze! (Simrock.) Halmmeffen. In Zweifelsucht und trübem Wahn War ich befangen und gedachte Zu lassen ihren Dienst fortan, Als mich ein Trost ihr wieder brachte. Trost mag es wohl nicht heißen, sei es d'rum — Ja, ist's auch nur ein kleines Tröstelein, So klein, erzähl' ich euch davon, ihr spottet mein; Doch freut sich selten jemand, der nicht weiß warum. Mich macht ein kleines Hälmchen froh: Es sagt, mir solle Gnade kommen; Ich maß dasselbe kleine Stroh, Wie ich's bei Kindern wahrgenommen. Nun höret all und merket denn, ob sie es thu': Sie thut, thut's nicht, sie thut, thut's nicht, sie thut; Wie oft ich maß, so war noch stets das Ende gut: Das ist mein Trost nun; da gehört auch Glaube zu. (Simrock.) Erste Lcgegnung. Wohl mir der Stunde, da ich sie erschaute, Die mir das Herz und den Mut hat befangen, Seit ich die Sinne so ganz ihr vertraute, Daß mich der Lieblichen Tugenden zwangen: Daß ich ihr folge und anders nicht kann, Das hat die Güte, die Schöne gemachet Und ihr roter Mund, der so minniglich lachet. Hab' ich das Herz und die Sinn' doch gewendet Rur auf die Liebe, die Gute, die Reine.

4. Dichtung des Mittelalters - S. 186

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode. 186 Í6h maz daz selbe kleine strö, als ich hie vor gesach von kinden. nú hceret unde merket, ob si’z denne tuo: „si tuot, si entuot, si tuot, si entuot, si tuot.“ swie dicke ich’z tete, sö waz ie daz ende guot. daz troestet mich: da hceret ouch geloube zuo. Ich maß dasselbe kleine Stroh, Wie icksts bei Kindern wahrgenommen. Nun höret all und merket denn, ob sie es tu': Sie tut, tut's nicht, sie tut, tut's nicht, sie tut; Wie oft ich maß, so war noch stets das Ende gut: Das ist mein Trost nun; da gehört auch Glaube zu. (Simrock.) Im Anschlüsse an diese heitern Lieder mögen jene ernsteren, aber nicht durch politische Beziehungen gefärbten Gesänge späterer Jahre ihre Stelle finden, soweit sie sich nicht in den Rahmen der folgenden mehr historischen Anordnung einfügen lassen: Wert männlicher Schönheit. An wibe lobe stet wol, daz man sie heize schoene: manne stet ez übel, ez ist ze wich und oste hoene. küene und milte und daz er dar zuo staete si, so ist vil gar gelobet: den zwein stet wol daz dritte bi. wil ez iu niht versmähen, sö wil ich’z iuch leren, wie wir loben suln und niht unéren: ir müezet in die liute sehen, weit ir s’ erkennen wol: nieman uzen nach der varwe loben sol. vil manic möre ist innen tugende vol: wö wie wiz der 1 herzen sint, der sie wil umbe kören! Die Schönheit rühme der, der eine Frau besinget, Männern steht es übel, weil es weich und spöttisch klinget. Kühn und mild und daß er auch beständig sei, Das ist genug: dies dritte steht gar schön bei jenen zwei. Wenn ihr's nicht verschmähet, so will ich euch lehren. Wie man loben soll und nicht entehren: Ihr müßt in die Leute sehn, so schaut ihr, wie's bestellt; Nicht nach der Wangen Schminke sei der Schluß gefällt. Gar weist ist oft, den man für töricht hält: Wohl tät' es not, die Weisen auch erst um und um zu kehren. (Simrock.) der, nämlich der Mohren.

5. Dichtung des Mittelalters - S. 180

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
180 Dritte Periode, von 1150—1300. Gott als Kläger. Herr Kaiser, ich bin hergesandt Als Gottes Bot' aus Himmelsland: Ihr habt die Erd', er hat den Himmel droben. Er will, daß Jhx ihm Recht verschafft: Ihr seid sein Vogt, die Heidenschaft Laßt nicht in seines Sohnes Lande toben. Seid willig, ihin zu richten: Sein Sohn, mit Namen Jesu Christ, Vergilt es einst, das hieß er mich Euch sagen. Eilt, seinen Streit zu schlichten; Er richtet Euch, wo Er Vogt ist, Und kämet Ihr den Teufel zu verklagen. (Simrock.) Aar und Löwe. Herr Kaiser, wenn mit Strang und Schwert Ihr Deutschland Frieden habt gewährt, So müssen sich die Nachbarn Euch ergeben: Die nehmet all in Euern Eid Und sühnt die ganze Christenheit; Das wertet Euch und macht die Heiden beben. Ihr habt zwei Kaisersmächte: Des Adlers Sinn, des Löwen1 Kraft: Die sind darum Heerzeichen auf dem Schilde. Und ging' cs zum Gefechte Mit diesen an die Heidenschaft, Mer trotzte ihrer Mannheit, ihrer Milde? (Simrock.) An Kaiser Otto. „Seid mir gegrüßt, Herr Wirt," dem Gruße muß ich schweigen; „Seid mir gegrüßt, Herr Gast," da muß ich sprechen und mich neigen. Heimat und Wirt, die Namen sind ohn' alle Schmach, Herberge, Gast, den beiden tritt oft Schande nach. Gern erlebt' ich's noch, daß mir auch Gäste kämen, Und müßten mir zu danken sich bequemen. „Seid heute hier, seid morgen dort," welch tolle Gaukelfahrt! „Ich bin daheim, ich will nun heim," ist bess'rer Art. Gast, Schach, die werden selten gern gewahrt: Nun nehmet mir den Gast, so mag euch Gott das Schacht benehmen. ____________________ (Simrock.) 1 2 1 Beim Adler ist wohl auch zu deuken an den Reichsadler und beim Löwen an das sächsisch-braunschweigische Wappen. 2 Vielleicht der Bann?

6. Handbuch für den Anschauungsunterricht und die Heimatskunde - S. 140

1903 - Braunschweig : Appelhans
— 140 — Wie sieht der Dotter hier auch aus? Gelb. Wo liegt der Dotter? In der Mitte des Eies. Welche Gestalt hat der Dotter? Rund. Ich habe heute schon einen Gegenstand genannt, welcher dieselbe Gestalt hat wie der gekochte Dotter. Welcher Körper ist das? Kugel. Wir sagen deshalb: Der Dotter ist kugelrund. Sprecht das zusammen! Wovon wird der Dotter ganz eingeschlossen (umgeben)? Vom Eiweiß. Was sitzt aber noch um das Eiweiß? Eine dünne Haut. Was für Teile hat also ein Ei? — Iv. Größe. Hier ist ein Hühnerei und hier ein Taubenei. Welches der beiden Eier ist kleiner? Das Taubenei. Nenne mir Vögel, deren Eier kleiner sind als die Hühnereier! — Wer kann mir Eier nennen, welche größer sind als die Hühnereier? — Wißt ihr, welcher Vogel die größten Eier legt? V. Nutzen. Weshalb kochen wir die Eier? Wir motten sie essen. Sprecht: Die Eier sind eine Speise. Was essen wir nicht von den Eiern? Die Schale. Diese besteht aus Kalk. Die Schale wirft die Mutter den Hühnern vor. Die Hühner fressen die Schale. Was essen wir von den Eiern? Eiweiß und Dotter. Wie benutzt deine Mutter die Eier? — Manchmal rührt die Mutter in einem Topfe Eier, Milch und Mehl zusammen. Was will sie daraus machen? Sie will Eier- knchen backen. Sprecht: Aus Eiern backt man Eierkuchen. Gar oft, wenn die Mutter Suppe, Brei oder eine andere Speise gekocht hat, rührt sie noch einige Eier daran. Warum tut sie das? — Sprecht: Eier werden in viele Speisen getan. Das größte Vergnügen bereiten uns aber die Eier am Osterfeste. Wer von euch erzählt, was dann mit den Eiern geschieht? — Die Eier werden gefärbt: gelb, rot, blau; das sind die Ostereier. Wohin versteckt die Mutter die gefärbten Eier? Im Garten in das Gras, unter einen Blumenstock, in einen Strauch usw. Wer hat die bunten Eier gelegt (wie man sagt?) Oster- Hase. Wohin legt bei euch der Osterhase die Eier? — Sind die Eier versteckt, dann laufen die Kinder in den Garten und suchen; und wie jubeln sie, wenn sie die bunten Eier gefunden haben. Sprecht: Die Ostereier werden in dem Garten versteckt und von den Kindern gesucht. Gebt noch einmal an, was wir mit den Eiern machen! — Zugaben: 1. Wälset. a) Ein Haus voll Essen, ^ Und die Tür vergessen. (Simrock.) b) Ich kenn' ein kleines, weißes Haus, Hat keine Fenster, keine Toren, Und will der kleine Wirt heraus, So muß er erst die Wand durchbohren. (Simrock) c) Wieviel Eier kannst du nüchtern essen?

7. Dichtung des Mittelalters - S. 165

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 21. Walther von der Vogelweide. 165 Ich saß auf einer grünen Höh': Da sproßten Blumen auf und Klee Zwischen nrir und einem See. Die Augenweide schwand, Herr Je! Wo wir Kränze brachen eh', Da liegt nun Eis und tiefer Schnee; Das thut den kleinen Vöglein weh. Die Thoren lachen hihihi! Die Armen ach! wie wimmern sie. Mir liegt es bleischwer auf dem Knie. Drei Wintersorgen hab' ich, die Und alles, was mir Kummer lieht, Vertrieb' ich, und mein Heil gedieh', Wär' bald der Sommer wieder hie. | Eh' ich noch länger lebte so, | Die Krebse äß' ich lieber roh. Sommer, mach' uns wieder froh. Du zierest Busch und Anger, wo ! Beim Blumenspiel mein Leid entfloh: In Freuden glüht' ich lichterloh; Die trieb der Winter mir ins Stroh. Verliegen mußt' ich mich in Ruh', Mein glattes Haar ward rauh dazu. Süßer Sommer, wo bist du? Gern säh' ich weiden Ochs und Kuh. Eh' ich noch länger so den Schuh Mich drücken ließe wie ich thu, Eh' würd' ich Mönch in Toberlro. (Simrock.) Maiciiwoniie. Wollt ihr schauen, was im Maien Wunder man gewahrt? Seht die Pfaffen, seht die Laien, Wie das stolz gebart! Ja, er hat Gewalt! Ob er Zauberlist ersonnen? Wo er naht mit seinen Wonnen, Da ist niemand alt. Uns wird alles wohl gelingen, Laßt ilns diese Zeit Lustig tanzen, lachen, singen, Nur mit Höflichkeit. Ei, wer wär' nicht froh? Da die Vögelein nun alle Singen mit dem schönsten Schalle, Thäten wir nicht so? Wohl dir, Mai, wie du beglücktest Alles weit und breit: Wie du schön die Bäume schmücktest, Gabst der Heid' ein Kleid. > War sie bunter je? „Du bist kürzer, ich bin langer" Also streiten auf dem Anger Blumen mit dem Klee. (Simrock.) Traumaiisleguiig. Da der Frühling war erschienen, Blumen aus dem Gras dem grünen Wonniglich entsprangen, Und die Vöglein sangen, Kam auf einen langen Anger ich gegangen, Wo ein klarer Quell entsprang; Vor dem Walde war sein Gang Bei der Nachtigall Gesang. 1 Auf dem Anger stand ein Baum, Und da träumt' ich einen Traum. Vor der heißen Sonnen Barg ich mich am Bronnen, Unter unsrer Linden Kühlung da zu finden. Bei dem Brunnen saß ich dort, Bald war all mein Kuminer fort, Ich entschlief am selben Ort. 1 Toberlu — Dobrilugk, Cistercienserkloster, jetzt Stadt im Regierungsbezirk Frankfurt a. d. O.

8. Dichtung des Mittelalters - S. 182

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
182 Dritte Periode, von 1150—1300. Erziehung. Nimmer wird's gelingen, Zucht mit Ruten zwingen: Wer zu Ehren kommen mag, Dem gilt Wort soviel als Schlag. Dem gilt Wort soviel als Schlag, Wer zu Ehren kommen mag: Zucht mit Ruten zwingen, Nimmer wird's gelingen. Hütet eurer Zungen: Das geziemt den Jungen; Schiebt den Riegel vor die Thür, Laßt kein böses Wort herfür. Laßt kein böses Wort herfür, Schiebt den Riegel vor die Thür. Das geziemt den Jungen: Hütet eurer Zungen. Hütet eurer Augen: Die zu Mustern taugen, Solche Sitten laßt sie seh'n, Alle bösen übergeh'n. Alle bösen übergeh'n, Laßt sie solche Sitten seh'n, Die zu Mustern taugen: Hütet eurer Augen. Hütet wohl der Ohren, Oder ihr seid Thoren: Böse Reden nehmt nicht auf, Schande käm' euch in den Kauf. Schande käm' euch in den Kauf; Böse Reden nehmt nicht auf, Oder ihr seid Thoren: Hütet wohl der Ohren. Hütet wohl der dreien, Leider allzufreien. Zungen, Augen, Ohren sind Zuchtlos oft, für Ehre blind. Zuchtlos oft, für Ehre blind Zungen, Augen, Ohren sind: Leider allzusreien Hütet wohl der dreien. (Simrock.) Ärm und lleich. Du junger Mann, wer du auch bist, Ich lehre dich, was heilsam ist: Du mußt zu ängstlich nicht nach Gute ringen; Laß dir's auch nicht verächtlich sein: Und folgst du nur der Ehre mein, So sei gewiß, es wird dir Frommen bringen. Ich will dir beides gleich bewähren: Verachtest du's und mußt entbehren, So ist deine Freude tot, Und willst du allzusehr den Reichtum minnen, So verlierst du Seel' und Ehre. Darum folge meiner Lehre, Leg' auf die Wag' ein rechtes Lot Und wäg' es ab mit deinen schärfsten Sinnen, Wie Maß uns jederzeit gebot. (Simrock.) Zalomons Lehre. Die Kinder hat man nun erzogen, Daß Sohn und Vater sind betrogen: So that man wider Salomonis Lehre.

9. Dichtung des Mittelalters - S. 173

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 21. Walther von der Vogelweide. 173 Ihm ziemte besser, dürft' er sich den eig'nen Füßen Anvertrau'n und bei den Leuten ohne Hülfe steh'n. Wie sanft man ihn auch trägt, er würde lieber geh'n. So trinke jedermann genug, um seinen Durst zu büßen: Das mag er ohne Schande thun und ohne Spott; Wer aber trinket, daß er sich und seinen Gott Nicht mehr erkennen mag, der bricht sein heiliges Gebot. (Simrock.) Freundschaft. 1. Wer hochgcsippt, an Freunden arm, Der bettet sich nicht allzuwarm, Mehr Frommen brächte Freundschaft ohne Sippe. Sei einer auch entstammt von Königsrippe, Was hilft es, wenn er keinem Freund gefiel? Verwandtschaft läßt sich leicht erwerben, Um Freunde muß man lange werben: Verwandter hilft, Freund besser viel. Wer sich zum Freund gewinnen läßt Und ist dabei so tugendfest, Daß man ihn ohne Wanken mag behalten, Mit solchem Freund soll man getreulich schalten. Des Freundes Treue, den ich wohl erkor, Befand ich rund mit solcher Glätte, Wie gern ich ihn behalten hätte, Daß ich ihn dennoch bald verlor. (Simrock.) Selbstüberwindung. Wer schlägt den Leu'n? Wer schlägt den Riesen? Wer überwindet den und diesen? Das thut jener, der sich selbst bezwinget Und seine Glieder all geborgen bringet Aus dem Sturm in steter Tugend Port. Erborgte Zucht und Scham vor Gästen Hält uns wohl einen Tag zum besten; Doch falscher Schimmer währt nicht fort. Wer überreich wird ohne Sinn, Wenn der zu sehr auf den Gewinn Sich steift, so wird sein Hochmut unerträglich. Zu reich, zu arm, die zwei ersticken täglich

10. Dichtung des Mittelalters - S. 183

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 21. Walther von der Vogelweide. 183 Der sagt, daß wer den Besen spart, Einst der Versäumnis Lohn gewahrt: Den Ungestraften mangelt Zucht und Ehre. Wie schön vor Zeiten war die Erde! Nun ist sie widrig von Gebärde: So war es nie zuvor im Land. Die Jugend will der Greisen Haupt verhöhnen. Ja spottet, spottet nur der Alten! Ein Gleiches ist euch aufbehalten, Wenn erst eure Jugend schwand: Dann erntet ihr den Lohn an euren Söhnen: Das ist mir, mir ist mehr bekannt. (Simrock.) Abdankung. Verwahrlost Kind, du bist zu krumm, Gerade biegt dich niemand mehr; Du bist dem Besen leider schon zu groß Und noch zu klein dem Schwerte: Schlaf in Ruhe denn vor mir. Ich schelte mich nun selber dumm: Was ehrt' ich dich auch stets so sehr? Ich barg dein Ungeschick in Freundes Schoß, Dein Leid war mein Gefährte, Tief verneigt' ich mich vor dir. Nun lass' ich deine Schule meisterlos: nicht meistern kann ich dich. Kann es ein andrer, daß du Freude d'ran erlebst, so freut es mich; Doch weiß ich wohl, sobald sein Reich zu Ende geht, raubt seiner Kunst Unsitte Dach und Zier. (Simrock.) Die höheren Lebensjahre stimmen den Dichter ernster: sein Minne- lied ist fast ganz verstummt; er klagt in herben Tönen über den Verfall der Minne, der Zucht und heiteren Fröhlichkeit, über die Vergänglichkeit und Nichtigkeit alles Irdischen, die ihm bei einem Besuche seiner Jugend- heimat besonders auffüllt.' Sein Sinn richtet sich auf himmlische Dinge; er sehnt sich nach dem heiligen Lande, in der freudigen Hoffnung, daß dort all sein Leid gestillt, und seliger Friede über ihn kommen werde. Noch erhebt sich seine Muse zu einem Marienleich voll würdiger Kraft und erhabener Feierlichkeit, da raffte ihn der Tod, etwa gegen das Jahr 1230, dahin und gab ihm die letzte Ruhestätte auf dem stillen, von einem Kreuzgange umschlossenen Hofe des neuen Münsters zu Würzburgi. 1 Nach einer handschriftlichen Sage soll Walther in seinem Testamente verfügt haben, daß auf seinem Grabstein den lieben Vögelein täglich dreimal Weizenkörner

11. Dichtung des Mittelalters - S. 188

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
188 Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode. daz tuot er âne houbetsünde und âne spot, swelch man so getrinket, daz er sich noch got erkennet, so hat er gebrochen ime sin hoch gebot. Das mag er ohne Schande tun und ohne Spott; Wer aber trinket, daß er sich und seinen Gott Nicht mehr erkennen mag, der bricht sein heiliges Gebot. (Simrock.) Selbstüberwindung \ Wer sieht den lewen? wer sieht den risen? wer überwindet jenen und dis en ? daz tuot jener, der sich selbe twinget und alliu sîniu lit in huote bringet üz der wilde in stæter zühte habe, geliheniu zuht und schäme vor gesten mugen wol eine wile erglesten : der schin nimt drâte üf und abe. Swelch man wirt âne muotze wil er ze sêre striuzen sich [rieh, ûf sine rîcheit, so wirt er ze hère, ze rieh und z’arm diu les dient beide sêre an sumellchen liuten rehten muot. swä überic richeit zühte ducket, und überig armuot sinne zucket, dä dünket mich enwederez guot. Wer schlügt dm Leun? Wer schlägt den Riesen? Wer überwindet den und diesen? Das tut jener, der sich selbst bezwinget Und seine Glieder all geborgen bringet Aus dem Sturm in steter Tugend Port. Erborgte Zucht und Scham vor Gästen Hält uns wohl einen Tag zum besten; Doch falscher Schimmer währt nicht fort. Wer überreich wird ohne Sinn, Wenn der zu sehr auf den Gewinn Sich steift, so wird sein Hochmut un- erträglich. Zu reich, zu arm, die zwei ersticken täglich Bei manchen Leuten ehrenhaften Mut: Wo eitel Reichtum Zucht verschlinget, Und eitel Armut Sinn bezwinget, Da dünkt mich keins von beiden gut. (Simrock.) Geständnis. Vil wol gelobter got, wie selten ich dich prise! sit daz ich von dir beide wort hän unde wise. we wie getar ich so gefreveln under dime rise? i’n tuon diu rehten werc, i’n hän der wären minne ze miiiern ebenkristen, herre vater, noch ze dir: Du hochgelebter Gott, wie selten ich dich preise. Da ich dir verdanke beides, Wort und Weise, Wie nur wag^ icksis, so zu freveln unter deinem Reise? Ich handle sündig noch, mir fehlt die wahre Minne Zu meinem Nebenchristen, ew'ger Vater, und zu dir; 1 1 Vgl. Schillers „Kampf mit dem Drachen".

12. Dichtung des Mittelalters - S. 196

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
196 Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode. daz wir in hiezen herre und vor im knieten, ouch sult ir niht vergezzen, ir sprächet: „swer dich segene, si gesegent, swer dir fluoche, si ver- mit fluoche vollemezzen.“ [fluochet durch got, bedenkent iuch da bi, ob ir der pfaffen ere iht geruochet. Gott als Her keiser, ich bin frönebote und bringe iu boteschaft von gote: ir habt die erde, er hat daz himel- riche. er hiez iu klagen (ir sit sin voget), in sines sunes lande broget diu heidenschaft iu beiden lästerliche. ir muget im gerne rillten: sin sun, der ist geheizen Krist, er hiez iu sagen, wie er’z verschulden welle: nü lät in zuo iu pflihten. er rihte iu, da er voget ist. klagt ir joch über den tievel üz der helle. Daß wir ihn hießen Herr und vor ihm knieten. Gedenkt auch Eures Spruches: Ihr sprächet: „Wer dich segnet, sei Gesegnet; wer dir fluchet, der erfahre Das Vollgewicht des Fluches." Um Gott, bedenkt, ob sich dabei Der Pfaffen Heil und Ehre wohl bewahre. (Simrock.) Kläger b Herr Kaiser, ich bin hergesandt Als Gottes Bot' aus Himmelsland: Ihr habt die Erd', er hat den Himmel droben. Er will: daß Ihr ihm Recht verschafft: Ihr seid sein Vogt, die Heidenschaft Laßt nicht in seines Sohnes Lande toben. Seid willig, ihm zu richten: Sein Sohn, mit Namen Jesu Christ, Vergilt es einst, das hieß er mich Euch sagen. Eilt, seinen Streit zu schlichten; Er richtet Euch, wo Er Vogt ist, Und kämet Ihr den Teufel zu verklagen. (Simrock.) An Kaiser Otto. „Sit willekomen, her wirt!“ dem gruoze muoz ich swigen; „sit willekomen, her gast,“ so muoz ich sprechen oder nigen. wirt unde heim sint zwene unschameliche namen: gast unde hereberge muoz man sich vil dicke schämen. noch müez’ ich geleben, daz ich den gast ouch grüeze, so daz er mir, dem wirte, danken müeze. „Seid mir gegrüßt, Herr Wirt," dem Gruße muß ich schweigen; „Seid mir gegrüßt, Herr Gast," da muß ich sprechen und mich neigen. Heimat und Wirt, die Namen sind ohn' alle Schmach. Herberge, Gast, den beiden tritt oft Schande nach. Gern erlebt' ich's noch, daß mir auch Gäste kämen Und müßten mir zu danken sich bequemen. 1 1 Der Dichter fordert im Namen Gottes vom Kaiser die Herstellung des Reiches im Heiligen Lande.

13. Vaterländische Erdkunde - S. 138

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 138 — Eine Zahnradbahn führt bis auf seinen Gipfel. [Andere Spitzen sind Ölberg, Wolkenburg, Löwenburg etc.) Das Siebengebirge gehört mit zu den besuchtesten Teilen des Rheinischen Schiefergebirges. Daß es sein Dasein vulkanischen Vor- gangen verdankt, wissen wir bereits. Alle Kegel bestehen aus Basalt, der die Schieferschichten durchbrochen hat. Wir sind am Ende unserer Rheinwanderuug. — Das Rheinthal von Mainz bis Bouu ist der schönste Fleck Deutschlands, einer der herrlichsten Erden- Winkel der Welt überhaupt. Wer hier seine Seele füllte mit schönen Eindrücken, dem geht es leicht wie Müller von Königswinter (S. 126): „Wo ich bin, wo ich gehe, mein Herz ist immer am Rhein!" l) Fig. 35. Das Siebengebirge. J) Von der zwingenden Macht des Rheins singt in humorvoller Weise auch Simrock. Da der eine oder andere Vers seiner „Warnung vor dem Rhein" sich im Unterricht vielleicht verwerten läßt, so möge das prächtige Lied hier Platz finden. Warnung vor dem Rhein. An den Rhein, an den Rhein, zieh nicht an den Rhein, Mein Sohn, ich rate dir gut: Da geht dir das Leben zu lieblich ein, Da blüht dir zu freudig der Mut. Siehst die Mädchen so frank und die Männer so frei, Als wär' es ein adlig Geschlecht; Gleich bist du mit glühender Seele dabei: So dünkt es dich billig und recht. Und zu Schiffe, wie grüßen die Bnrgen so schön Und die Stadt mit dem ewigen Dom! In den Bergen, wie klimmst du zu schwin- delnden Höh'n Und blickst hinab in den Strom. Und im Strome, da tauchet die Nix' ans dem Grund, Und hast du ihr Lächeln gesehn, Und sang dir die Lnrlei mit bleichem Mund, Mein Sohn, so ist es gefchehn: Dich bezaubert der Laut, dich bethört der Schein, Entzücken faßt dich und Graus, Nun singst du nur immer: „Am Rhein, am Rhein", Und kehrst nicht wieder nach Haus'.

14. Wegweiser zum praktischen Betrieb der Heimatkunde - S. 51

1914 - Langensalza : Beyer
Vii. Ist die Heimatkunde Kvnzentrations- oder Unterrichtsprinzip oder Fach? 51 Gemeindeeinnahmen und -Ausgaben. Aufwendungen für Pflaster, Beleuchtung, Armenwesen, Polizei, Kirchen, Schulen und Verwaltung sind zu ermitteln und zu verwerten. Ebenso muß der Raumlehrunterricht heimatlicher Natur sein. Nicht der Rauminhalt irgend einer vierseitigen Säule ist zu berechnen, sondern es ist festzustellen, wieviel Kubikmeter Wasser z. B. der vierseitige, eiserne Bottich am Dorfbrunnen fassen kann, wieviel Tausend Torfsteine in den Torfstall gebracht werden können. Nicht die Größe beliebiger Dreiecke ist zu be- rechnen, sondern es muß nachgewiesen werden, wieviel Mark der Nachbar für seinen dreieckigen Garten erhält, welchen er als Baustelle verkauft hat. Nicht nur an Figuren und Zeichnungen, sondern auch draußen an Heimat- lichen Gegenständen müssen die Kinder messen, teilen und berechnen lernen. h) Selbst im Turnen ist die Heimatidee zu verwirklichen. Heimatliche Spiele sind zu erhalten; Turnmärsche führen hinans in die nähere und weitere Umgebung des Heimatortes. Geländeübungen und Kriegsspiele lehren die heimatlichen Bodenschwellungen, Hügel, Büsche, Gehölze, Gräben, Chaussee- bäume usw. als Mittel benutzen, um den spähenden Blicken der Gegner zu entgehen und sie selbst zu überrumpeln. i) Wie natürlich wertvolle heimatliche Dichtungen nicht unbeachtet bleiben dürfen, so müssen auch die Lieder der engeren Heimat im Gesangs- unterrichte eine Pflegstätte finden. Die Spiellieder der Kleinen, die sinnig- ernsten Sehnsuchtsweisen nach der „trauten Heimat der Lieben", die Lob- lieder auf die Schönheit der „stillen Heide", des „waldigen Tales", des „schönsten Wiesengrundes", der „lichten Höhen, wo der Kindheit frohe Stunden uns so ungetrübt entschwunden", auf das „holde Thüringerland", wo „an der Saale hellem Strande" Burgen stehen „stolz und kühn", müssen eiserner Bestand der Schulen in der betreffenden Landschaft sein. k) Der Zeichenunterricht hat heimische Formen, Blätter, Blumen, Früchte und Gebrauchsgegenstände zu verwerten, er skizziert heimische Bauten in ihrer eigenartigen Schönheit. 1) Auch der Handfertigkeitsunterricht für Knaben und der Hand- arbeitsnnterricht für Mädchen hat sich zu einem Stück Heimatpflege zu gestalten, indem er der Heimat eigentümliche Gebrauchsgegenstände an- fertigen läßt. Ein Unterricht, der in allen Fächern die Heimat reden läßt, ihr es vergönnt, unmittelbar mit ihren unverlöschlichen Eindrücken auf die Kinder zu wirken, gleicht einem unerschöpflichen Jungbrunnen, der Körper- kraft und Geistesfrische, Verständnis der Heimat, echte Heimats- und Vater- landsliebe spendet und erkennen lehrt, daß diese Heimat ein Schatz ist, „das edelste Gut, was ein guter Mensch auf Erden besitzt und zu besitzen begehrt". Ein solcher Unterricht sorgt dafür, daß Simrocks Ausspruch keine Gültigkeit hat, der dem Unterrichte seiner Zeit den Vorwurf macht: „In Rom, Athen und bei den Lappen, Da späh'n wir jeden Winkel aus, Dieweil wir wie die Blinden tappen Umher im eignen Vaterhaus." 4*

15. Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das 1. bis 3. (bezw. 4.) Schuljahr - S. 87

1909 - Leipzig : Klinkhardt
— 87 — Hz. Ostereier. Die Rinder haben voriges Jahr Ostereier gesucht und erzählen nun, wo der Osterhase sie überall hingelegt habe, selbst an Orte, wo sie es gar nicht für möglich gehalten haben, daß er dahin klettern könne. Mit gemischten Gefühlen berichtet vielleicht eins, daß es sogar in seinem Bette eins gefunden habe. Tin weiterer Teil wird sich mit dem Inhalt der Tier zu befassen haben: Zucker, Schokolade, Marzipan, Waffeln; dann Blecheier mit den verschiedensten Füllungen, endlich gekochte und gefärbte Hühnereier. Im Anschluß an dies letztere kann von besonderen Färbungen der übrigen berichtet werden. — Von der Form braucht man nicht zu sprechen; die wird durch Formen und Zeichnen gefunden. Rätsel. {. Ich weiß ein Tönnchen wohlbekannt, ksat keinen Reifen und kein Band; Ls ist kein Zapf- und Spundloch drin, Und doch ists voll von Anbeginn. Man braucht es mehr als einmal nicht, Denn leer wirds nur, wenn mans zerbricht. Sagt mir, ihr lieben Rinderlein, Was für ein Tönnchen mag das fein? 2. Lin chaus voll Lffen und die Tür vergessen. (Simrock.)

16. Jütting und Webers Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das erste bis dritte (bezw. vierte) Schuljahr - S. 91

1912 - Leipzig : Klinkhardt
gemischten Gefühlen berichtet vielleicht eins, daß es sogar in seinem Bette eins gefunden habe. Ein weiterer Teil wird sich mit dem Inhalt der Eier zu befassen haben: Zucker, Zchokolade, Marzipan, Waffeln- dann Blecheier mit den verschiedensten Füllungen, endlich gekochte und gefärbte Hühnereier. Im Anschluß an dies letztere kann von besonderen Färbungen der übrigen berichtet werden. — von der Horm faucht man nicht zu sprechen - die wird durch formen und Zeichnen gefunden. Rätsel. 1. Ich weiß ein Tönnchen wohlbekannt, Hat Keinen Reifen und Kein Band- Es ist Kein Japs- und Spundloch drin, Und doch ists voll von Knbeginn. Man braucht es mehr denn einmal nicht, Venn leer wirds nur, wenn mans zerbricht. Sagt mir, ihr lieben Kinderlein, lvas für ein Tönnchen mag das sein? 2. Ein Haus voll Essen und die Tür vergessen. (Simrock.)

17. Jütting und Webers Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das erste bis dritte (bezw. vierte) Schuljahr - S. 164

1912 - Leipzig : Klinkhardt
Mundstück läuft, und nun pumpen wir das Faß wieder voll. Vis zum Morgen hat sich das Nmsser schon beträchtlich erwärmt. Malen und formen von Gießkanne, Faß und Brunnen. 35. Die ttirschallee. Draußen an der Straße, die von der Chaussee abgeht und nach Geiß- mannsdorf führt, steht ein Kirschbaum am andern. Das ist eine Kirschallee. Und nun sind die Kirschen reif, und die Kirschpflücker stehen auf ihrer Leiter und pflücken ihre Körbe voll. Hier auf diesem Baume pflücken sie gelbe Glaskirschen und dort rote Herzkirschen und an vielen andern Bäumen die festen schwarzen Knorpelkirschen. Gut schmecken alle diese Sorten, das wissen wir ganz genau, denn wir haben sie schon gekostet. ll)o ge- pflückt wurde, lagen welche unten, und die durften wir uns nehmen. Das hatte uns der Kirschpächter erlaubt. Und dann wurden in der Kirschbude noch welche gekauft. Hier in der Kirschbude wohnen die Kirschpächter gleich in diesen Wochen. Sie haben einen kleinen eisernen Ofen drin, um sich etwas kochen zu können. Und draußen steht ein langer Tisch und zwei Bänke aus Brettern. Daran setzen sich die Leute, wenn sie Kirschen essen wollen. Dann kommen aber auch Gäste, die nichts bezahlen, das sind die Spatzen und die Stare. Da hat der Sohn des Kirschpächters eine Schnarre. Wenn er heimlich kommt und die Schnarre dreht, dann klingt's entsetzlich in den Ohren, und dann reißen die Spitzbuben aus. — Huf ein paar Kirsch* bäumen weiter draußen sind auch Scheuchenmännel, und der Kirschpächter sagt, das hätte auch eine Zeitlang geholfen. Hber viele Kirschen waren doch schon von den vögeln angepickt, und er meinte, er wollte nur machen, daß die Kirschen bald herunterkämen. Malen und Formen von verschiedenen Kirschen, auch von Kirschblättern. Malen der Schnarre, der Vogelscheuche, der Kirschbude, der Bänke, des Ofens usw. *1. Blüthgen, Oer Bauer und die Spatzen. Gl,85. H 1, 168. L 1,211. 0 1,150. S 193. T 1,248. U 1, 15. Y 1, 137. Z 2, 121. *2. Dieffenbach, Dieb, Dieb. Ch 2, 26. Dl, 30. *3. Hebel - Reinick, Lied vom Kirschbaum. C 2, 27. Ch 3, 68. D 2, 13. E 2, 34. F 2, 116. J 3, 33. K3, 103. M3, 139. N 2,43. 0 1,148. P 2, 34. Q 2,28. R3, 17. S 203. Sch 168. St 1,114. V2,46. Wl,21. 4. Löhr, Die drei Kirschbäume. E 1,107. *5. Simrock, Rätsel. Jl,78. M2.11. Sch 143, 1. 6. Staub, Der Spatz und die Kirschen. B 92. 7. Theden, Der Kirschbaum. E 1,103. St 1,157. ^8. Trojan, Kirschenfest. El, Iii. 01,151. Q 1, 117. R 1,115. U 1, 14.

18. Jütting und Webers Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das erste bis dritte (bezw. vierte) Schuljahr - S. 225

1912 - Leipzig : Klinkhardt
225 \V£ü. *10. Simrock, Lügenmärchen, l) l, 96. M2,68. 0 1,63. Überdies enthalten die angeführten Lesebücher auch andere weniger bekannte Volksmärchen. 104. Tiere im Winter. Sef)t nur, roie die Pferde dampfen vor dem Kohlenwagen, der dort drüben hält! lvie man ihren Atemhauch sieht in der kalten Zdinterluft! Sie hatten gewiß schwer geladen, daß sie trotz aller Kälte so schwitzen. Da gefällt uns der Kutscher, der jedem eine dicke wollene Decke über den Rücken wirft. Ahnliches haben wir auch bei den Zughunden gesehen. Die bekommen aber außerdem noch eine Strohmatte, auf die sie sich legen können. Die übrigen Haustiere bleiben in ihren warmen Ställen- dort sind sie ja auch versorgt. ftber die unversorgten, die Tiere des Feldes und des Waldes, kommen nun herein in die Dörfer und Städte. Die Goldammern und Haubenlerchen mischen sich auf den Straßen unter die Sperlinge und bearbeiten mit ihnen den Pferdekot. Einzelne Finken und die niedlichen Meisen hüpfen in den Zweigen der Bäume und Sträucher herum. Sie vertilgen eine Unmenge Schmetterlingseier. Aber wieviel mag wohl eine Meise davon brauchen, ehe sie satt ist? Nicht wahr, wir müssen ihnen schon etwas geben, damit sie nicht verhungern. Damit wir nun auch unsere besondere Freude an ihnen haben und sie recht gut beobachten können, befestigen wir vor unfern Fenstern, vielleicht an einem abgebrochenen Aste, halbe Walnüsse oder einige Stücke Speck, wo- möglich mit der Schwarte. Außerdem können wir noch ein eigenartiges Futterplätzchen bauen: Ein niedriges, hölzernes Futterkästchen (8—10 cm im Geviert, bekommt eine senkrechte Mittelsäule aus holz, welche oben ein Dach trägt, das (etwa 20 cm lang und breit) genügend über das Käst- chen hinausragt, um es vor Schnee zu schützen'. Das Ganze bekommt nun oben in der Mitte eine Ose und kann nun an einem Bindfaden vor unserm Fenster aufgehängt werden. Sperlinge gehen nicht daran, aber die Meisen warten nicht lange. Huch die Krähen spazieren in unseren Straßen herum und wissen allerlei Abfälle sich zunutze zu machen. Bei einem Unterrichtsgange nach dem Walde sehen wir auch die Futter- plätze für das Wild. Der Schutz der freilebenden Tiere gegen die Kälte kann hier ebenfalls erörtert werden, wenn die Verhältnisse dazu führen. Iütting-Weber, Anschauungsunterricht und Heimatkunde. 1 15

19. Bd. 1 - S. 301

1912 - Braunschweig : Appelhans
— 301 Iv. Stimme. Habt ihr schon die Stimme der Ziege gehört? Wie nennt man ihre Stimme? Sprecht: Die Ziege meckert. Wie klingt das Meckern? — Wie die Ziege spricht. Es ging eine Zieg' am Weg hinaus, Meck mereck meck meck meck meck, Die Kuh die sah zum Stall hinaus, Meck mereck meck meck. Die Kühe und die Ziegen, Die machen sich ein Vergnügen, Meck mereck meck meck meck meck, Meck mereck meck meck. (Simrock.) Gib an, wie andere Tiere sprechen! Das Schaf blökt, die Katze miaut usw. V. Eigenschaften. Erblicken die Ziegen einen Gegenstand, den sie noch nicht gesehen haben, so bleiben sie stehen und begaffen ihn; sie wollen gern alles hören und sehen. Manche Kinder machen es auch so. Wie nennen wir solche Kinder? Neugierig. Was können wir auch von den Ziegen sagen? Sprecht: Die Ziegen sind neugierig. Warum nennen wir sie so? — Nenne mir ein anderes neugieriges Tier! Der Pudel ist neugierig. Zwei Ziegen werden oft uneinig. Was tun sie dann? — Das tun schon die Zicklein. Wer noch weit mehr? Die Böcke. Wie machen sie das? Sie stellen sich auf die Hinterfüße usw. Ein starker Hund, ja ein starker Mann bringt sie kaum zum Weichen — die Ziege ist mutig. Nenne andere mutige Tiere! — Auf der Weide sucht sich die Ziege die besten Kräuter aus und kostet von allen ein wenig. Manche Kinder machen es in der Küche so, wenn die Mutter einmal fortgegangen ist. Was sagen wir von den Kindern, die so etwas tun? Sie naschen — sind naschhaft. Was müssen wir auch von der Ziege sagen? Sprecht: Die Ziege ist naschhaft. Warum? Welches Tier nascht auch gern? — Zu- sammenfassung ! — Vi. Nahrung. Worauf steht diese Ziege? Stein. Einen solch großen Stein nennt man einen Felsen. Wo findet man solche großen Felsen? Bergen. Wo sind auch diese Ziegen hier? Sprecht: Diese Ziegen sind auf einem Berge. Was tut die Ziege eben (ihr seht es an den Beinen)? — Welche Beine sind bereits oben? Ja, auf den Bergen können sie lustig klettern und von Fels zu Fels springen. Worin müssen sie also sehr geschickt sein? Im Klettern und Springen. Weshalb klettern sie so gern auf den Bergen? — Was hat die Ziege hier oben entdeckt? Grasbüschel. Was tut sie nun? Am meisten liebt sie Knospen und junge frische Blätter. Welche Blätter frißt sie besonders gern? Weinblätter. Was frißt das Schaf lieber? Gras, Klee. Wieviel Ziegen stehen hier beisammen? — Wer steht hier in ihrer Nähe? Der Hirt. — Ziegenhirt. — Woran erkennt ihr gleich,

20. Bd. 1 - S. 332

1912 - Braunschweig : Appelhans
— 332 — Woran merkte es die Frau, daß er sich schämte? Er ließ den Schwanz bis auf die Erde hängen. Wie konnte man das auch hören? Er heulte. Was wird er gewiß so bald nicht wieder tun? Naschen. ' „Da hing er den Schwanz bis auf die Erden Und heulte und schämte sich so sehr. Der naschet wohl sobald nicht mehr." (W. Hey.) Iii. Würdigung des Inhalts. Ich glaube, der Pudel hatte an dem Tage zum erstenmal genascht; warum glaubst du das auch? Hätte er schon öfters genascht, so würde die Hausfrau nicht gelacht, sondern ihn geprügelt haben. Woraus seht ihr auch, daß er noch kein schlimmer Dieb war? Er hing den Schwanz bis auf die Erden — — so sehr. Der Pudel wußte, daß man nicht naschen darf;, was geschieht ihm also recht? Es geschieht ihm recht, daß er sich schämen muß. Kannst du aus der Geschichte wohl etwas lernen? Ich soll nicht naschen. Warum denn nicht? Die Eltern geben mir alles, was ich brauche. Aus einem naschhaften Kinde kann noch etwas Schlimmeres werden! Es kann ein Dieb daraus werden. Warum war es für den Pudel gut, daß sein Diebstahl entdeckt rourde? Hätte die Frau ihn nicht entdeckt, so hätte er vielleicht am nächsten Tage schon wieder genascht, und er wäre ein richtiger Dieb geworden. (Nach Sprockhoff-Foltz.) Zugaben: 1. Der Pudel. Bauer, bind' den Pudel an, Daß er mich nicht beißen kann. Beißt er mich, verklag' ich dich, Tausend Taler kostet's dich. (Simrock.) 2. Der kluge Pudel. Ein Pudel hatte gelernt, Tabak, Kaffee, Fleisch und andere Sachen aus der Stadt zu holen. Bei solchen Gängen nahm er ein Körbchen ins Maul; in das Körbchen legte sein Herr einen Zettel, auf welchem geschrieben stand, was der Hund bringen sollte. Einst sollte der Pudel Aale holen. Der Kaufmann wickelte ihm die Fische in ein Tuch und legte sie ins Körbchen. Auf dem Heimwege wurden die Aale unruhig und fingen an, die Köpfe aus den Falten des Tuches Zu strecken. Der Hund schüttelte das Körbchen tüchtig und knurrte zornig. Nach einiger Zeit streckten sie die Köpfe wieder heraus. Der Hund aber stellte das Körbchen nieder und fing an zu bellen und links und rechts zu beißen, daß sie sich alle wieder zurückzogen. Nach kurzer Zeit aber brachen die Aale auf einmal los, zum Korbe heraus, und wollten dem nahen Bache zu. Da biß der Pudel einen nach dem andern tot, legte dann alle wieder ins Körbchen und brachte sie so seinem Herrn. Von dieser Zeit an wollte der Pudel keine Fische mehr tragen.