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1. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 361

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
361 209. Dir Deutsche Hansa. 1. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts war das Deutsche Reich wiederholt ein Herd innerer Zwietracht. Die beiden einzigen, wirklichen Mächte, die es einst besessen hatte, das staufische Kaisertum und die sächsische Herrschaft Heinrichs des Löwen, waren untergegangen In den Kreuzzügen und im Kampfe um Italien hatten die Deutschen ihre Kraft vergeudet; in langer Reihe traten Gegenkaiser wider einander auf, die Sieger kaum mächtiger als der Besiegte. Das Reich drohte in ohnmächtige Teile zu zersplittern, von denen jeder nur seinem Vorteile nachtrachtete. Krieg und Fehde, Gewalt, List und Gesetzlosigkeit überall. Am unheilvollsten hatte sich der Zustand im Norden Deutschlands gestaltet. Mit dem Zerfalle des großen Sachsenreiches Heinrichs des Löwen waren auch hier zahlreiche und kraftlose Einzelherrschaften entstanden, uneinig und unfähig, die Grenzen des Reiches gegen die nordischen Völkerschaften zu behüten, unfähig, auch das an allen Wegen lauernde Naubrittertum zu beseitigen. Nach außen und innen war der Norden auf sich selbst angewiesen; hier galt bei der Ohnmacht des Kaisertums die allgemeine Losung für alle und jeden: „Hilf dir selbst!" Diese traurigen Verhältnisse hatten zu einem Zusammen- halten der am meisten Bedrohten, der anwachsenden Städte, geführt. Be- sonders diejenigen am Rheine, in Westfalen und in den Niederlanden, mit Mainz, Köln, Soest, Dortmund und Brügge an der Spitze, hatten zur Sicherung ihres Handels gegen Raub und Überfall aus Land- und Wasserstraßen Bündnisse geschlossen. Allmählich streckte dieser Verband seine Fäden weiter nach Nordost, nach Bremen, Hamburg, Lübeck. Wie am Rheine und in den Niederlanden, hatten auch die Handels- städte der Ostsee eine Verbindung geschlossen zur Erzielung von Gewinn und zur Abwendung von Verlusten. Als die größten und reichsten an Vermögen und Zahl der Schiffe standen Lübeck und die hauptsächlich von deutschen Kaufleuten gegründete und zur Blüte gebrachte Stadt Wisby aus der an Schwedens Ostküste gelegenen Insel Gotland voran. Und nicht unebenbürtig reihten sich ihnen Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, weiter ostwärts Danzig, Elbing, Königsberg, Riga und zahlreiche andere Städte an. Überall, von der Newa bis zum Vurgunderlande, in Dänemark wie in Norwegen und Schweden, erklang unter den Gliedern der Hansa die niederdeutsche Sprache. Dieser Bund war aus kleinen Anfängen im Gange der Zeit langsam gewachsen und hat Außerordentliches vollbracht. Durch gemeinsames Zu- sammenwirken im Osten und Westen hat er verhältnismäßige Sicherheit, vorteilhafte Verträge und mancherlei Rechte für die ihm angehörigen Städte erwirkt, auch an unwirtlichen Küsten bis tief nach Rußland hinein.

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1. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 23

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
23 Einfluß nuf die baltische Politik, und dem Handel auf der Oder wurde ebenso der Lebensnerv durchschnitten wie dem auf der Elbe und Weser. Im Besitze der Oder-, Elbe- und Wesermi'mduug hätte Schweden nicht nur politisch die norddeutsche Tiefebene beherrscht, sondern dem deutschen Handel die wichtigsten Ausgangspforten verrammelt. Und weder konnten, so schien es, die Franzosen eine solche dominierende Stellung Schwedens, die auch ihre Macht am Rhein beeinträchtigte, zugeben, noch konnte es den Dänen oder gar den Polen willkommen sein, die Schweden eine für sie militärisch so bedenkliche Position einnehmen zu lassen, noch mochten endlich die Niederlande ihren Handel nach den Ostseeländern — Preußen zumal war ihnen von großer Wichtigkeit, weil sie von dort das Holz für ihren Schiffsbau bezogen — durch die Schweden beschränken lassen. In dieser Bedeutung Pommerns für die außerdeutschen Länder lag allein die Gewähr des Gelingens, und von diesem Gesichtspunkte aus sind die unendlich langwierigen, jahrelangen und mühseligen Verhandlungen in Münster und Osnabrück über Pmuntern zu beurteilen. Es kam selbst (1646) dahin, daß der Kurfürst die Waffen gegen die trotzigen Schweden, die all seine Erbietungen mit Lachen hinwegwiesen, zu ergreifen schien. Tie geplante Vermählung mit der Königin Christine gab er auf, wie er beim schon als Kurprinz einer Herzeusneigung zu seiner Cousine, der Prinzessin L u d o V i k e H ollandine von der Pfalz, entsagt haben soll: zur großen Verwunderung der Herren Schweden vermählte sich der Kurfürst mit der ältesten Tochter des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, der Prinzessin Luise Henriette — eine Vermählung, die zwar der Ansicht des Kurfürsten über die Gemeinsamkeit der Interessen Brandenburgs und der Niederlande sowie seiner Vorliebe für biefes Laub voll entsprach, und die dem Kurfürsten ein fest und sicher gegründetes Eheglück, aber politische Vorteile, wenn man an solche gedacht hatte, zunächst nicht gebracht hat. Vielmehr nahmen die Verhandlungen aus dem Friedenskongreß einen immer unerwünschteren Verlauf. Tenn wie sehr auch das Interesse der außerdeutschen Staaten gegen den Besitz Pommerns in der Hand der Schweden war, so wenig lag denselben boch daran, Brandenburg zu verstärken, und vor allem war der Kaiser trotz seines Versprechens entschieden gegen Brandenburg. Ihm wäre nichts willkommener gewesen, als mit einem Schlage die Schweden ohne seine Unkosten zu befriedigen und zugleich Brandenburg zu schwächen. Ter Kurfürst sah sich schließlich vor die bittere Wahl gestellt: entweder den Frieden ohne brandenburgische Zustimmung und mit dem Verluste vom ganzen Pommern geschlossen zu sehen, oder einen Teil Pommerns an Schweden abzutreten und für den Verlust des anderen, für die Abtretung von Vorpommern, angemessene Entschädigungen zu erhalten. Ties schmerzlich war das Opfer, das ihm zugemutet wurde, er fühlte, wieviel er hingab, doch er mußte das Opfer bringen, „lieber etwas von seinem Lande zu verlieren als das ganze quitt zu gehen" und die Teilung Pommerns

2. Theil 2 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Iv. Agnes. 73 Herzog Gottfried der Bärtige von Lothringen zu erfahren. Er ward seines Herzogthums beraubt, welches der elsässische Graf Gerhard erhielt, der Stammvater des spätern lothringischen Fürftengeschlechis. Daß die Fürsten mit des Kaisers kräftigen Eingreifen nicht zufrieden waren, läßt sich leicht denken, und als er seinen dreijährigen Sohn Heinrich Iv. von ihnen zum Thronfolger wählen ließ, versprachen sie diesem zwar Gehorsam, aber mit dem ausdrücklichen Vorbehalte: „wenn er mit Gerechtigkeit regieren würde." Der Kaiser starb in der Blüthe der Jahre, erst 39 Jahre alt, auf einer Jagd im Harzgebirge (1056) und wurde ebenfalls in Speier begraben. 61. Heinrich Iv., 1056. — Gregor Vii., 1073—85. Da Heinrich Iv. (1056—1106), ein erst fünfjähriger Knabe, noch nicht selbst regieren konnte, so übernahm seine Mutter Agnes die Regentschaft. Agnes war eine treffliche Frau und zärtliche Mutter; sie erzog ihr Söhnchen mit aller Liebe und Sorgfalt. Aber die deutschen Fürsten machten ihr das Leben schwer. Sie ärgerten sich, daß sie einer Frau gehorchen sollten, und überall im Reiche brachen Befehdungen los, weil nur die Furcht vor dem verstorbenen Kaiser sie bisher in Ruhe erhalten hatte. Wenn die Kaiserin einen um Rath fragte, so sahen die andern scheel dazu und thaten nun absichtlich das, was sie ärgern mußte. Auch daß sie ihren Heinrich bei sich erzog, war ihnen ein Anstoß. „Wie?" fragten sie, „der junge König, der einmal über uns gebieten soll, wächst heran unter Weibern und beim Spinnrocken? Das können wir nicht dulden." Einer der Unzufriedensten war der Erzbischof von Cöln, Hanno, ein herrschsüchtiger Mann. Der entwarf den Plan, den jungen Heinrich den treuen Mutterarmen zu entreißen, und es gelang ihm auch. Er ließ ein Schiff bauen, es recht reich und künstlich ausschmücken und den Rhein hinabsahren bis nach Kaiserswerth, wo eben Agnes mit ihrem Sohne aus einer Reise nach den Niederlanden angekommen war. Hanno that sehr freundlich, und als Heinrich bei der Tafel gerade recht aufgeweckt war, erzählte ihm der schlaue Priester viel von seinem schon eingerichteten Schiffe, welches nahe am Ufer läge. Der kleine Prinz wurde neugierig; er wollte es sehen. Hanno zog mit ihm hin, stieg ein und schnell stießen die schon dazu vorbereiteten Schiffer vom Ufer ab. Heinrich schöpfte nun Verdacht; es wurde ihm

3. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 194

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
194 Geschichtliche'tabellen. 1581 Die Anabhänaiqkeitserklnrunq. 1588 Ermordung Wilhelms von Dramen. Der Unieraana der Armada. 1609 1648 Philipps Eingreifen in den französischen Bürgerkrieg. Waffenstillstand mit den Niederlanden. Anerkennung der Unabhängigkeit der Niederlande. 1509 — 1547 1547 — 1553 1553 — 1558 1558 — 1603 Heinrich Viii. von England. Suprematseid; die anglikanische Landeskirche. Eduard Vi.; Einführung der Reformation. Maria die Katholische; Rückkehr zum Katholizismus. Elisabeth. 1587 Hinrichtung der Maria Stuart. 1588 Untergang der Armada. 1509 — 1547 1572 Franz I. von Frankreich. Heinrich Ii. Franz Ii., der Gemahl der Maria Stuart; die Herrschaft der Guisen. Karl Ix.; Katharina Medici; die ersten Religionskriege. Die Bluthochzeit (Bartholomäusnacht). 1589 1589 — 1792 1589 — 1610 1598 Heinrich 111. Der Krieg der drei Heinriche. Ermordung von Heinrich Guise, darauf Heinrichs Iii. Die Bourbons. Heinrich Iv. Bourbon. Glaubenswechsel. Das Edikt von Nantes. 1610 1520 1523 — 1560 1611 — 1632 1558—1564 Heinrichs Iv. Ermordung. Das Stockholmer Blutbad (Christian Ii.). Gustav Wasa König von Schweden. Einführung der Reformation. Gustav Adolf. Ferdinand I. 1564 —1576 1576- 1612 Maximilian Ii. Rudolf Ii. 1608 1609 Gründung der protestantischen Union. Gründung der katholischen Liga.

4. Heimatkunde des Kreises Saarbrücken - S. 35

1908 - Saarbrücken : Schmidtke
— 35 — an, z. B. die von St. Johann durch das Sulzbachtal. 1742 schloß er mit dem Fürsten von Turn und Taxis einen Vertrag, die „Kaiserlichen Posten" betreffend, wodurch ein regelmäßiger Postverkehr durch das Land hergestellt ward. Auf seine Veranlassung bildeten sich in den Städten kauf- männische Gefellschaften, die das sogenannte „Holländische Gut", Kolonialwaren, stromaufwärts bis Saarbrücken und von hier aus zu Land nach Lothringen, Elsaß und der Schweiz brachten. Die Steinkohlengruben, die bisher von Privaten gegen eine geringe Abgabe betrieben worden, brachte er alle an sich, ließ sie aus Staatskosten betreiben und Versuche anstellen, aus den Kohlen Koks auszulaugen und Teer und Ruß zu gewinnen. Zur Ver- Wertung der heimischen Eisenerze erweiterte er die vorhandenen Hüttenwerke und legte noch neue an. Um aus dem großen Holzreichtum des Landes Gewinn zu erzielen, wurden neue Glashütten angelegt und die größten Stämme, das „Holländerholz" die Saar, Mosel und Rhein hinab in die Niederlande verfloßt. Der Landwirtschaft suchte er dadurch aufzuhelfen, daß er auf eine bessere Art der Bebauung drang, Wälder auszuroden und die bisher unteilbaren Bauerngüter zu teilen gestattete. Alle Gemeindebänne wurden vermessen und katastriert und zwar so, daß das Saarbrücker Kataster als das sorgfältigste und genaueste aller damals in Deutschland vorhandenen galt. — Nicht geringer war seine Fürsorge sür das Kirchen- und Schulwesen. Infolge der Lage des Landes und der damaligen politischen Verhältnisse sah sich Wilhelm Heinrich genötigt, schon vor seinem Regierungsantritt in französische Kriegsdienste zu treten. Er machte den österreichischen Erbsolgekrieg mit und ward von Ludwig Xv. zum marechal de camp befördert. Für denselben hatte er nach und nach 5 Regimenter geworben und ausgerüstet, weshalb die französische Krone ihm und seinem Nachfolger jähr- lich 100 000 Livres auszahlte. Doch das Geld genügte nicht, um die Schulden, die Wilhelm Heinrich durch die Errichtung der Regimenter, die Anlage von Hütten und die vielen Versuche mit Koks, Ruß, Allaun u. s. w., gemacht hatte, zu decken. Auf 3»

5. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 206

1897 - Breslau : Handel
206 D. Aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. starkes Heer in die Niederlande einrücken. Da die Republik ungerüstet war, gelang demselben leicht die Besetzung des Landes. Schon waren die Franzosen bis in die Nähe von Amsterdam gelangt, als die Niederländer die Schleusen öffneten und die Dämme durchstachen. Die hereinbrechenden Fluten retteten die Hauptstadt und hemmten die weiteren Fortschritte des Feindes. Die weitere Abwehr desselben übertrugen die Niederländer dem Prinzen von Oranien, einem Neffen Friedrich Wilhelms. Von der größten Wichtigkeit aber war es für sie, daß sie in dem branden-1672 burgischen Kurfürsten einen Bundesgenossen fanden. Wenn das übermächtige Frankreich die Vereinigten Niederlande an sich riß, waren die brandenbnrgischen Besitzungen am Rhein durch den ländergierigen Nachbarn bedroht. Darum handelte Friedrich Wilhelm nach dem Grundsätze: „Wenn des Nachbars Haus brennt, gilt es dem eigenen!" Er zog mit einem Heere an den Rhein und bewog auch den Kaiser Leopold I. (1658—1705), ein solches dorthin zu schicken. Doch dieser wollte hierdurch nur seine Würde als Oberhaupt des an seiner Westgrenze gefährdeten Reiches wahren. Schon vorher hatte er sich gegen Ludwig, seinen Schwager, verpflichtet, nichts Ernstliches gegen ihn zu unternehmen. Demgemäß handelte sein Feldherr. Dessen Unthätigkeit hemmte auch jedes Vorgehen des Kurfürsten und nötigte ihn schließlich sogar, sich bis zur Weser zurückzuziehen. Seine rheinischen Besitzungen gerieten in die Gewalt der Franzosen. Da auch die Holländer die zugesagten Hilfsgelder nicht zahlten, schloß er auf das Anerbieten Frankreichs 1673 zu Vossem, einem Dorfe bei Brüssel, einen Sonderfrieden. Durch denselben gelangte er wieder in den Besitz seiner rheinischen Lande. Dagegen versprach er, sich neutral zu verhalten, es sei denn, daß Reichsgebiet angegriffen würde. Schon im nächsten Jahre trat dieser Fall ein. Verheerend brachen die Franzosen in die Rheinpfalz ein. Da schloß Friedrich Wilhelm mit dem Kaiser, den Niederlanden und Spanien ein Bündnis gegen Frankreich und stand mit seinem Heere bald wieder am Rhein. Jedoch die Uneinigkeit der Verbündeten und die Lässigkeit der Kaiserlichen ließ es auch jetzt gegen die Franzosen zu keinen Erfolgen kommen. c) Der Einfall der Schweden in Brandenburg. Ludwig Xiv. erkannte bald, daß er den Kurfürsten unter allen feinen Gegnern am meisten zu fürchten habe. Um denselben vorn Rheine zu entfernen, veranlaßte er die Schweden zu einem Einfalle in die von Truppen entblößte Mark Brandenburg. Von Vorpommern aus drangen sie Ende 1674 unter dem Feldmarfchall von Wrangel in die Uckermark ein und breiteten sich bald bis zur unteren und mittleren Havel aus. Die unglücklichen Märker sahen die Greuel des dreißigjährigen Krieges erneut über sich hereinbrechen. Die Bauern bewaffneten sich zur Abwehr der Laudbeschädiger mit Heugabeln, Sensen und Dreschflegeln. In einer Dorfkirche wird jetzt noch eine ihrer Fahnen aus jener Zeit aufbewahrt. Sie trägt die Inschrift: „Wir sind Bauern von geringem Gut Und dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut."

6. Grundriß der Weltgeschichte für Gymnasien und Realschulen - S. 175

1877 - Altenburg : Pierer
Zweiter Abschnitt. Vom westphlischen Frieden bis zur franzsischen Revolution. 1648 1789. 104. Frankreichs Uebergewicht. In der zweiten Periode der neueren Geschichte erhielt die ab-solute Monarchie und die Kabiuets-Politik dadurch ihre grte Aus-lrildung, da auch die letzten Schranken, welche der Knigsmacht noch entgegenstanden, sast berall verschwanden, während zugleich die Theilnahme der Völker an den jetzt ausschlielich von den Fürsten und ihren Ministern geleiteten allgemeinen Angelegenheiten immer geringer wurde. Wie in der ersten Periode die religisen, so wurden in der zweiten die merkantilischen Interessen mit der Politik verflochten, und da Geldgewinn vom Auslande durch Seehandel und Fabriken als die Hauptquelle des Nationalreichthums galt, so erhielten die Kolonieen und durch sie die Seemchte, namentlich die Niederlande und England, eine immer grere Wichtigkeit. Das Uebergewicht, welches in der ersten Periode Spanien ausgebt hatte, ging seit dem westphlischen Frieden auf Frankreich der; unter den nordischen Staaten behauptete anfangs Schweden, seit dem Anfang des acht-zehnten Jahrhunderts aber Preußen und Rußland den ersten Rang Die vielen theils durch merkautilische Interessen, theils durch Herrsch-Jucht und das Streben nach Erhaltung des politischen Gleichgewichts hervorgerufenen Kriege gaben den stehenden Heeren eine immer grere Bedeutung. M r Xiil (16101643), den an Krper und Geist schwachen. Sohn Heinrichs Iv. (. 97), fhrte seine Mutter, Maria von Jjcedicts, bis zur Ermordung ihres Gnstlings 'Coneini die Re-gierung. Der Cardinal Richelieu, der 16241642 an der Spitze des Staates stand, befestigte durch Unterdrckung des Adels, dem die ou ^neurstellen in den Provinzen noch eine groe Unabhngigkeit gaven, durch Entwaffnung der Reformirten, denen die von Heinrich Iv.

7. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 196

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
196 139. Der Große Kurfürst und die Schweden. Wilhelm Pfeifer. Vor 270 Jahren verwüstete der schrecklichste Krieg unser Vater- land; große Städte wurden zerstört, viele hundert Dörfer ver- schwanden. Kommst du ins Land hinaus, so führt dich wohl ein alter Bauer an eine Stätte im Acker und sagt: „Wenn wir hier tief pflügen, so stoßen wir auf gemauertes Pflaster von Kellern und heben mit der Pflugschar Brandschutt heraus. Hier stand ein Dorf, damals vor der Schwedenzeit." Oder ein Förster zeigt dir im Walde, abseits vom Wege, unter den Buchen ein Erdwerk, von Rasen und Brombeergestrüpp überwachsen, und spricht: „Das ist die Schwedenschanze; die haben die Schweden gebaut in dem langen Kriege." Dieser Krieg währte dreißig Jahre und blieb den Menschen lange im Gedächtnis, und die stumme Erde bewahrt noch die Spuren seiner Schrecken. Während des Friedens, der dem Dreißigjährigen Kriege folgte, saßen böse Nachbarn rings um die Deutschen, gönnten ihnen nicht, daß sie sich wieder aus ihrer Armut erhoben, und trachteten danach, Stücke ihres Landes an sich zu bringen. Keiner unter diesen Nachbarn war mehr zu fürchten als Ludwig Xiv., der König der Franzosen. Seinen Feinden war er furchtbar; er kannte kein Erbarmen, seine Soldaten mußten Menschen quälen, Äcker zertreten, Dörfer verwüsten, Städte niederbrennen, wie es ihm gut schien. Seinen Nachbarn nahm er, was ihm gefiel und so viel er erlangen konnte, und fragte nicht nach dem Rechte. Einst wollte er Holland erobern und führte kurzerhand seine Heere ins Niederland, gerade auf die Stadt Amsterdam. Darüber gerieten die Holländer in große Not, hatten weder Soldaten genug, um sich der Franzosen zu erwehren, noch Freunde, die ihnen halfen. Da hörte von ihrer harten Bedrängnis der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, und da er nicht wollte, daß der König Ludwig ihr Herr wurde, sprach er: „Ich will den Holländern helfen." Er hatte aber ein wackeres Heer, Reiter, Fußvolk und Geschütz. Mit ihm konnte der Kurfürst den Kampf für die Holländer wohl wagen. Er führte also die Seinen aus der Mark an den Rhein; dort gesellten sich später des Kaisers und anderer mächtiger Reichsfürsten Truppen zu ihm, und sie be- drohten die Franzosen.

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 237

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 237 — Admiral be Riiyter, bev einst aus eines Seilers Lehre auf ein Schiff entlaufen war, vevbrannte die englische Flotte im Hafen zu London; sein Kollege Tromp zeigte den Englänbern, wenn er stolz an ihrer Küste vorüberfuhr, einen Besen am Mastbaum; beim er hatte sie in 32 Schlachten weggefegt vom Meere. Dann aber machten sie Frieden, um im Dreibünde (Tripel-Allianz) mit England und Schweden dem übermütigen Franzosenkönig ein Halt zuzurufen, als er unter nichtigem Vorwanbe die - spanischen Niederlande zu erobern suchte. Racheschnaubend trug nun Ludwig Xiv. seine überlegenen Waffen in die freien Niederlande, diesen arbeitwimmelnden Bienenkorb voll Handels und Reichtums, mit unzählbaren Städten voller Tulpenbeete und Gemälbesammlungen. Da war „Hollanb in Not". Friedrich Wilhelm allein wagte es, dem Statthalter Wilhelm Iii. von üranien, seinem jungen Neffen, beizubringen. Auch den Kaiser riß sein Beispiel mit. Allein das schmähliche Zaudern des kaiserlichen Felbhevvn vereitelte den großen Gedanken des Kuvfürsten, das Elsaß zurückzugewinnen und Straßburg zu sichern. ^ Inzwischen _ fielen die (Schweden, bereu Regierung von den Franzosen bestochen war, in die Marken ein. „Meinem und meiner Lande Untergang zuzusehen,' schrieb der Kurfürst, „läuft wider mein Gewissen." J\n raschem Marsche eilte er von Rhein zum Rhin, teein alter Feldmarschall Dersflinger, welchen die zeitgenössische Sage zu einem ehemaligen Schneidergesellen machte, nahm durch tollkühnen nächtlichen Überfall die Stadt Rathenow an der Havel. „Nun müssen sie Fell oder Federn lassen!"_ rief Friedrich Wilhelm, den weichenden Feind nordwärts verfolgend. Der „Landgraf mit dem silbernen Bein", der von seinem Wohnsitz in dem nahegelegenen Neustadt her das Labyrinth von Sümpfen am Rhin genau kannte, erhielt auf feine Bitte die Führung der Vorhut und war mit feinen Reitern bald „brav auf der Jagd mit den Herren Schweden". Unter strömendem Regen brachte er sie vor den Pässen bei Fehrbellin zum Stehen. Wiederholt warf er sie aus ihren Schanzen und besetzte am frühesten Morgen 2«. aimi den ihre Linien beherrschenden „Kurfürstenberg". Der heran- 1675 kommende Kurfürst ließ von dort das Geschütz „überzwerch in die feindlichen Bataillone spielen, und als sie bei hervorbrechender Sonne die Batterie stürmen wollten, brach der Prinz mit seinen Schwabroiteu aus den Dechtower Fichten in ihre Flanken und warf sie zurück. Da ging es,_ wie er seiner „allerliebsten Frauen" schrieb, „recht luftig ein etuitbe 4 ober 5 zu". Den greisen Derfflinger hieb er im Hanbgemenge persönlich heraus; der

9. Geschichtsbilder für mehrklassige Volksschulen - S. 50

1897 - Leipzig : Siegismund & Volkening
50 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, 1640—1688. Land leuten gab er Korn, Ackergerät und Vieh. Vor seiner Verheiratung mußte jeder erst 6 Obstbäume veredelt und 6 Eichen gepflanzt haben. Zur Förderung des Handels wurden Straßen und Kanäle angelegt und Posten eingeführt; in die verödeten Gegenden zog er eine Menge fleißiger Unterthanen aus dem Bremischen, Holland, der Schweiz und Frankreich, von wo er allein 20 000 um ihres Glaubens willen vertriebene Reformierte aufnahm. 3. Seine Kriege. Wir müssen seine Sorge für das innere Wohl seines Landes um so mehr an ihm bewundern, da er noch beständig in mancherlei Kriege verwickelt war. Zwischen Schweden und Polen entstand ein Krieg, der fünf Jahre dauerte. Friedrich Wilhelm, dessen Land zwischen den kriegführenden Mächten lag, schlug sich auf Schwedens Seite, und nach tapferem Kampfe bei Warschau, 1656, kam Preußen als ein unabhängiges Herzogtum an Brandenburg, indem der Polenkönig Johann Kasimir im Vertrage zu Weh lau 1657 seiner Oberhoheit über Ostpreußen gänzlich entsagte. Nach endlich geschlossenem Frieden zu Oliva (1660) wurde er als „unabhängiger Herzog von Preußen" anerkannt. — Später, als Ludwig Xiv., König von Frankreich, ungerechter Weise in die Niederlande eingefallen war, mußte er gegen diesen einen Feldzug nach dem Rhein unternehmen. Aus Rache suchte Ludwig es dahin zu bringen, daß die Schweden das brandenbnrgische Land mit Krieg überzogen; von Pommern und Mecklenburg aus fielen sie 1674 in die Mark ein. Die schwedischen Soldaten plünderten die Dörfer, verwüsteten die Saaten, trieben das Vieh weg und erpreßten von den Einwohnern Geld durch die abscheulichsten Martern. Doch der Kurfürst konnte feinen treuen Brandenburgern noch keine Hilfe leisten. Da ordneten die Bauern sich selbst zu Kriegsscharen, bewaffneten sich mit Sensen, Dreschflegeln und Heugabeln und zogen den Schweden entgegen. Auf ihren Fahnen standen die Worte: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut." 4. Fehrdellin. Im folgenden Jahre aber kam der Kurfürst plötzlich mit 6000 Reitern, mit Kanonen und Fußvolk vom Rhein her nach Brandenburg, eroberte rasch die Stadt Rathenow und schlug die Schweden vollständig am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin. Friedrich Wilhelm war mit den Reitern vorangeeilt; noch harrte er des Fußvolks Da kam die Kunde, daß der Landgraf von Homburg wider den Befehl das Gefecht schon eröffnet habe. Er ließ den Kurfürsten um Hilfe ersuchen. „Wir müssen ihm sekundieren", rief Derfflinger, „sonst kriegen wir keinen Mann zurück". Sofort brach die Reiterei auf. Auf einem Hügel, den die Schweden zu besetzen vergessen hatten, ließ der Kurfürst seine Kanonen auffahren, die nun Tod und Verderben in die Reihen der Feinde schleuderten. Der Kurfürst selbst befand sich mitten im Getümmel. Als er einige Schwadronen bemerkte, die nach dem Verluste ihrer Offiziere ohne Führer waren, stellte er sich an ihre Spitze und rief: „Getrost, tapfere Soldaten! Ich, euer Fürst, und nun euer Hauptmann, will siegen oder mit euch ritterlich sterben". Nach einem wütenden Kampfe wurden die Schweden endlich zum Weichen gebracht. Dieser herrliche Sieg ist der Grundstein zu Preußens Macht und Größe geworden. 5. Seine Gemahlin war die schöne, hochgebildete und fromme Luise Henriette, die Tochter des Statthalters der Niederlande. Sie gilt für die Friedrich Wilhelm der große Kurfürst.

10. Dichtung des Mittelalters - S. 119

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 12. Dichtungen der vorbereitenden Zeit des Kunstepos, von 1150—1180. 119 In dem grünen Walde war. — Doch großes Leid geschah uns dann, Das nie genug ich klagen kann. Da die Zeit zu Ende ging, Unsere Freude auch zerging: Die Blumen ganz und gar verdarben, Und die schönen Frauen starben; Ihr Laub die Bäume ließen Und die Brunnen ihr Fließen Und die Vögelein ihr Singen. Da begann auch zu zwingen Ungemach und Gram mein Herze Mit mannigfaltigem Schmerze. Schrecklich war der Jammer da, Den ich alle Tage sah An den schönen Frauen. O weh, daß ich mußte schauen, Wie sie alle starben, Und die Blumen verdarben: Da schied in Trauern ich von dannen Mit allen meinen Mannen. (Weismann.) 3. Das Rolandslied vom Pfaffen Konrad, dem Kaplan des Herzogs Heinrich des Löwen, welches in noch rauher Sprache bei schlichter Darstellung, unter genauer Wahrung des Charakters der Zeit der Kreuz- züge den Kaiser Karl als das Ideal eines römisch-deutschen Kaisers zeichnet, wie er, umgeben von seinen Paladinen, einen Zug gegen die spanischen Mauren unternimmt und heimkehrend seinen Paladin und Neffen Roland in dem Thäte Roncesvalles infolge des Verrates des heim- tückischen Genelun verliert. 4. Neinhart Fuchs von Heinrich dem Glichesäre (Gleisner — Pseudonymus), welcher vielleicht elsässischer Geistlicher war. Die Tiersage, deren ursprüngliche Träger der Fuchs, der Wolf und der Bär sind als die Repräsentanten der List, der Gewalt und der Stärke, ist hervorgegangen aus dem tiefen Natursinn der Deutschen, „aus der reineu, harmlosen Freude des Naturmenscheu an den Tieren". Früh- zeitig neben der Heldensage namentlich bei den Franken gebildet, hatte sie sich am Rhein, in Nordfrankreich und in den Niederlanden verbreitet. Sie war zunächst lateinisch behandelt worden in der zweiten Litteratur- periode in dem Isengrimus1 und in dem Reinardus1 2 von dem nordflandrischen Geistlichen Nioardns. Heinrich der Gleisner lieferte um 1170 die erste deutsche Bearbeitung nach französischem Vorbilde. Das Original ist nur noch zu einem Drittel in Bruchstücken vorhanden, während wir eine noch ganz erhaltene Überarbeitung aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts besitzen. 1 Isengrimus — eisengrimmig (?) ober — Eisenhelm (isan und grima — Helm), Bezeichnung des grausamen Wolfes. 2 Reinardus aus Reginhart — hart (stark) von Rat — der Ratgeber, Name des Fuchses, woher das französische renard und das niederdeutsche Diminutivum Reineke.

11. Teil 3 - S. 150

1874 - Leipzig : Teubner
150 1-541 Religionsgesprch in Regensburg. 1543 Copernicus f. acn in negensuurg. ,/5 v ' ichmalkaldiscner Krieg.. 1546 Luther f. Schmalkaldischer Krieg, 1547 Schlacht bei Mhlberg.meffr. 1548 Augsburger Interim u)f^ gjj 155? Kurfürst Moritz erzwingt den Pas sau er Vertrag. Heinrich Ii vou Frankreich nimmt Metz, Toul, Verdun. 1553 Moritz f bei Sievershausen. (Lukas Kranach t). 1555 Augsburger Religionsfriede. 1563 Schlufs des Concils zu Trident. (Michel Angelo f.) 1577 Concordienformel. (1582 Gregorianischer Kalender). D. Religionskmpfe in den brigen europischen Staaten. 1520 Stockholmer Blutbad. 1523 Gustav Wasa König von Schweden. 1527 Reformation in Schweden und Dnemark. 1534 Heinrich Viii von England fordert den Suprematseid. 155358 Katholische Reaction in England unter Maria. John Knox in Schottland. 1559 Friede zu Chateau-Cambresis zwischen Frankreich und Spanien. 1561 Die 39 Artikel der Episkopal-Kirche in England. 1562 Beginn der Hugenottenkriege in Frankreich; Blutbad von Vassy. 1566 Compromiss in den Niederlanden; Geusen. 156773 Alba in den Niederlanden. 1571 Seesieg des Don Juan d'austria der die Trken bei Lepanto. 1572 Die Wafsergeusen besetzen Briel. (24. Aug.) Pariser Bluthochzeit. 1575 Belagerung von Leyden. (Universitt). Versuch einer Gegenreformation in Schweden. 1576 Genter Ratification; Juan d'austria in den Niederlanden. 1579 Union zu Utrecht. (Camoens f.) 1580 Portugal mit Spanien vereinigt. 1584 Wilhelm v. Oranien f, sein Sohn Moritz. 1585 Belagerung von Antwerpen. 1586 Walter Raleigh grndet die ersten englischen Ansied-lungen in Virginien. 1587 Maria Stuart hingerichtet nach 19jhriger Gefangenschaft. 1588 Die spanische Armada vernichtet. 1589 Heinrich Iii v. Frankreich ermordet. (Fischart f.) 1590 Sieg Heinrichs Iv bei Jvry. 1593 Heinrichs Iv Uebertritt zur katholischen Kirche. 1598 Edikt v. Nantes. I

12. Für die dritte Bildungsstufe - S. 438

1855 - Hamburg : Kittler
438 Doch strenge blickt der Kaiser den sünd'gen Bruder an: „Zweimal hab' ich vergeben, nicht fürder mehr fortan! Die Acht ist ausgesprochen, das Leben Dir geraubt, Nach dreier Tage Wechsel, da fällt Dein schuldig Haupt!" Bleich werden rings die Fürsten, der Herzog Heinrich bleich, Und Stille herrscht im Kreise gleich wie im Todtenreich; Man hatte mögen hören jetzt wohl ein fallend Laub, Denn Keiner wagt zu wehren dem Löwen seinen Raub. Da hat sich ernst zum Kaiser der fromme Abt gewandt, Das ew'ge Buch der Bücher, das halt er in der Hand; Er liest mit lautem Munde der heil'gen Worte Klang, Daß es in alle Herzen wie Gottes Stimme drang. Und Petrus sprach zum Herren: „Nicht so? Genügt ich hab', Wenn ich dem sünd'gen Bruder schon siebenmal vergab?" Doch Jesus sprach dagegen: „Nicht siebenmal vergieb. Nein, sicbenzig mal sieben, das ist dem Vater lieb." Da schmilzt des Kaisers Strenge in Thränen unbewußt, Er hebt ihn auf, den Bruder, er drückt ihn an die Brust; Ein lauter Ruf der Freude ist jubelnd rings erwacht. Nie schöner ward begangen die heil'ge Weihenacht. — v. Ch am isso. 16. Kaiser Otto s Speer. Bon Gold umstrahlt, im Siegeöglanze, Bon seinem Heer umgeben rund, Der Kaiser Otto schwingt die Lanze Tief in des Meeres tiefsten Grund: „Ha, Dänenvolk! nimm dies als Zeichen, Wie weit die Grenzen Deutschlands reichen, Als Zeichen nimm's für alle Zeiten Der deutschen Machtvollkommenheit!" Er rust's, indessen Kreis um Kreise Die Wellen seinen Wurf umzieh'«, Nach Schweden dort in mächt'gem Gleise, Und dort zum Niederlande flieh'n; Und murmelnd in gemess'ner Schnelle Rust's Welle zu der nächsten Welle, Ertönt es dumpf von Speer zu Speer: Hier deutsches Land, hier deutsches Meer! Und was ein blos Symbol erschienen, Es wurde bald erkannt als Recht; Und uni die Felsen rings und Dünen Erstarkte deutschen Stamm's Geschlecht; Biel hundert Jahre lang man kannte Das deutsche Land am deutschen Strande. — Neunhundert Jahr' sind nun entfloh'«, Und, ach! der Name klingt wie Hohn. Denn da, wo Schleswig einst gegrüu det Bon Otto ward, als deutsche Mark, Und wo ins Meer die Trave mündet, Da herrschet heute Dänemark; Und folgen muß der deutsche Streiter Vom Elbestrom bis hin zur Eider In dcntschen Reih'n dem dän'schen Schwur Der dän'schen Fahn' aus deutscher Flur. Und wo vor Zeiten am Gestade Nur fern des Fremden Segel flog, Und, einzig Herr, der Hanseate Die deutsche Woge stolz durchzog, Da ragen heute dän'sche Masten Und rüsten sich zu kühnem Streich, Da droht mit Bürden und mit Lasten Das kleine dän'sche Jnselreich. Was still in tiefster Brust ich fühle, Mit lauter Stimme ruf' ich's aus: Wohl führt ein Lanzenwurf zum Ziele, Nicht aber Sang und Zubelschmaus: Wollt vorwärts ihr, so müßt ihr wan- deln! Wollt Thaten ihr, so müßt ihr handeln! Wollt ihr ein kräft'ges Deutschland sehn, Muß neu die deutsche Mark entstehn!

13. Antike und germanische Sagen, Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 60

1909 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
60 Iv. Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. Gegenstände besteuern ließ, die alle gebrauchten. Um den verarmten Bauern Ansporn zu neuer Tätigkeit zu geben, ließ er Holländer und Schweizer kommen, die Musterwirtschaften schufen. Um den Handel zu erleichtern, ließ er Straßen bauen und den Kanal zwischen Spree und Oder graben, der nach ihm der Friedrich-Wilhelms-Kanal heißt. Trotzdem machten dem verständigen Fürsten die Untertanen viele Schwierigkeiten. Sie waren noch zu dumm und verstanden die guten Absichten ihres Herrn nicht. Da gab es Leute, die sich sogar Widerstand erlaubten, so daß er streng dreinfahren mußte, z. B. in Ostpreußen. Auch mochten es die Leute nicht leiden, wenn ein Beamter in eine Stadt gesetzt wurde, in der er nicht geboren war. Man schimpfte auf ihn und fnchte ihn auf jede Weise zu ärgern. Damit sich nun die Leute besser kennen lernten und das Gefühl bekommen sollten, daß sie alle zusammen gehörten, weil sie Untertanen des brandenburgischen Kurfürsten seien, hat der Große Kurfürst mannigfache Veranstaltungen getrosten. So die Verbesserungen der Straßen, dann die Einrichtung der Post. Auch schuf er ein stehendes Heer. Die Soldaten waren aus verschiedenen Gegenden und lernten sich gegenseitig kennen. Endlich machte der Kurfürst selbst viele Reisen und sah überall nach der Ordnung und vermahnte das Volk. Damals litt man es auch noch nicht gern, daß Leute, die ein eit andern Glauben hatten, in derselben Stadt wohnten. Der Große Kurfürst aber duldete auch die Andersgläubigen. Erfragte nicht danach, ob der Mensch ein Christ oder ein Jude war, ein Katholik ober ein Protestant, sonbern er fragte nur, ob der Menfch rechtschaffen ober schlecht wäre. Als einmal eine Anzahl Geistlicher in Berlin auf Andersgläubige schimpften, verbot der Kurfürst solches Verhalten. Und als trotzbem einige ihm nicht gehorchen wollten, mußten sie die Mark Branben-bitrg verlassen. § 3. Die Kurfürftin Luise I)enrictte von Oranien. Treu zur Seite staub bent Kurfürsten seine treffliche Gemahlin, die Kurfürstin Luise Henriette. Schon als Kurprinz hatte er sie kennen gelernt. Sie war die Tochter des Statthalters der Niederlande, des Fürsten Friedrich Heinrich von Oranien. Sie war einfach erzogen worben, in allen Fertigkeiten einer Hausfrau war sie wohlbewaubert. Ein Hanptzug ihres Wesens war große Frömmigkeit. Ihre äußere Erscheinung schilbert ein Zeitgenosse mit biesen Worten: „Sie war von Natur weiß und blonb von Haaren, hatte ein liebes herz-gewiunenbes Auge, ein zierliches und volles Ebenmaß der Glieder." Der Kurfürst sollte eigentlich die Tochter Gustav Abolfs von Schweden, die Prinzessin Christine heiraten. Aber dieser Ehebunb war von so vielen politischen Bebingungen abhängig, daß das Ganze mehr wie ein Geschäft als wie eine richtige Heirat aussah. Da wollte der Kurfürst lieber auf die Königstochter verzichten, und lieb hatte er sie auch nicht. So ist nichts

14. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 177

1908 - Altenburg : Bonde
177 ungemeiner Ausdauer fort. Bei seinen Ausflügen in die Umgegend kam er auch oft nach Wolgast, wo seine Tante, die Königin von Schweden, weilte. Hier war es auch, wo der 13jährige Prinz die Leiche seines Onkels, des berühmten Schwedenkönigs Gustav Adolf, sah, als sie gerade eingeschifft wurde, um nach Schweden gebracht zu werden. Der traurige Anblick machte auf das zarte Gemüt des Knaben einen unauslöschlichen Eindruck. Ein Jahr später, im Sommer 1634, begab sich der Kronprinz aus Verlangen seiner Mutter, die ihren Sohn vor den weiteren Ge- fahren des Krieges schützen wollte, nach den Niederlanden. Ganz be- sonders schloß er sich hier seinem Oheim, dem Statthalter Prinz von Oranien, mit ehrfurchtsvoller Liebe an. Dieser nahm sich des jungen Neffen mit besonderem Wohlgefallen an und gab ihm Gelegenheit, das Kriegshandwerk aus unmittelbarer Nähe kennen zu lernen. Der Aufenthalt in Holland war für den regsamen jungen Prinzen von entscheidender Bedeutung. Nicht allein sein Geist und sein Wissen erstarkten, auch sein Gemüt und seine Willenskraft wurden in dem edlen Kampfe gegen jugendliche Leidenschaften gestählt; er lernte sich selbst beherrschen. Öfter traten gefährliche Versuchungen von feiten der leicht- sinnigen niederländischen Höflinge an ihn heran. Aber mit aller Ent- schiedenheit wies er dieselben zurück. Einst, so wird erzählt, lud man ihn ein, an einem rauschenden, üppigen Feste teilzunehmen. Der Prinz erschien. Als er aber sah, wie roh und schwelgerisch es hier herging, stand er rasch auf und verließ den Saal. Man redete ihm zu, doch zu bleiben, das Beste käme noch. Doch er erwiderte: „Ich habe schon genug an diesem. Hier ist mein Platz nicht; ich muß Abschied nehmen. Ich bin es meiner Ehre, meinen Eltern und meinem Vaterlande schuldig." Als Ludwig der Vierzehnte, König von Frankreich, ungerechter- weise die Niederlande mit Krieg überzog, rückte der Große Kurfürst gegen die Franzosen an den Rhein. Da brachte es Ludwig aus Rache dahin, daß die Schweden in das brandenburgische Land einfielen. Die schwedischen Soldaten plünderten die Dörfer, verwüsteten die Saaten, trieben das Vieh weg und erpreßten von den Einwohnern durch die abscheulichsten Martern Geld. Doch der Kurfürst konnte seinen getreuen Brandenburgern nicht so schnell Hilfe gewähren, wie er es gerne getan hätte. Da rotteten die Bauern sich selbst in Scharen zusammen, be- waffneten sich mit Sensen, Dreschflegeln und Heugabeln und zogen den Schweden entgegen. Auf ihren Fahnen standen die Worte: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut!" B. Iv. R, 12

15. Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) - S. 84

1886 - Wiesbaden : Bergmann
84 Entstehung und Wachstum des brandenburgifch-preußischen pach) zum Hochmeister des Deutschordens an eine Nebenlinie der brandenbnrgischen Hohenzollern gelangt war. von diesem 1525 in ein weltliches Herzogtum verwandelt worden. 1563 erlangten die Markgrasen von Brandenburg die Mitbelehnuug darüber von der Krone Polen, unter deren Hoheit das Land seit 1466 stand (s. Ii. Teil, S. 161), und 1618, nach dem Tode des letzten Herzogs aus der Onolzbachschen Linie, Albrecht Friedrich, siel dasselbe wirklich an die markgräfliche Linie und erhielt somit den gleichen Regenten mit Brandenburg. Es blieb nun nur noch übrig, Preußen der polnischen Lehenshoheit zu entziehen, es zu einem souveränen Herzogtnm zu machen. Auch das sollte dem „Großen Kurfürsten" gelingen. Friedrich Wilhelm war geboren am 6. Februar 1620. Er war der Sohn des geistig unbedeutenden, dabei genußsüchtigen, verschwenderischen Georg Wilhelm. Seine Bildung hatte er vornehmlich in den Niederlanden, jenem so kräftig aufstrebenden jungen Freistaate, empfangen, teils auf der Universität zu Leyden, teils am Hofe des ihm verwandten Statthalters, Prinzen von Oranien. Ein Vorgang in seinem damaligen Leben verkündete, was von ihm zu erwarten sei. Bei einem nächtlichen Gelage an dem ziemlich üppigen Haager Hose, wo man ihn zu Ausschweifungen verlocken wollte, fühlte er, daß er unterliegen werde, wofern er nicht schleunig sich entferne. So ging er plötzlich fort und begab sich ins Feldlager des Prinzen Heinrich, indem er diesen auffallenden Schritt mit den Worten motivierte: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig." Prinz Heinrich, als er vernahm, weshalb der Prinz geflohen, ries ans: „Eine solche Flucht ist heldenmütiger, als wenn ich Breda erobere. Ja, Vetter, Ihr habt das gethan, Ihr werdet mehr thun! Wer sich selbst besiegen kann, ist zu großen Unternehmungen fähig." So bestieg er 1640 den Thron „in der vollen Frische unent-weihter Jugend"*) — bei einem Fürstensohne damaliger Zeit etwas Seltenes. Und wohl bedurfte es eines hohen Maßes ungeschwächter Kraft für den erst 20jährigen neuen Regenten von Brandenburg-Preußen. Denn er fand seine Staaten, zumal Brandenburg, in einer wahrhaft trostlosen Lage. Durch den 30jährigen Krieg war der Boden erschöpft, das Volk teils entmutigt, teils verwildert. Noch waren einzelne Teile des Landes von den Schweden, andere von den *) So hieß es in einer damaligen Gratulationsschrift (Droysen: „Ter Staat des Großen Kurfürsten", 1. Teil, S. 215.)

16. Die neue Zeit - S. I

1895 - Leipzig : Dürr
Inhaltsverzeichnis. Einleitung. Erfindungen und Entdeckungen, welche die neue Zeit vorbereiteten Erster Abschnitt. Die Reformationszeit. I. Deutschland......................................................... 1. Karl V.......................................................... 2. Friedrich der Weise............................................. 3. Dr. Martin Luther............................................... 4. Franz von Sickingen und Ulrich von Hutteu . . . . 5. Der Bauernkrieg (1522—1525) .... ................. 6. Karl V. und Franz I............................ ................ 7. Die Reichstage zu Speier und zu Augsburg........................ 8. Zwingli und Calvin.............................................. 9. Die Türkennot................................................... 10. Die Wiedertäufer in Münster (1534—1535)......................... 11. Der schmalkaldische Bund........................................ 12. Der Jesuitenorden............................................... 13. Das Konzil zu Trient (1545—1563)................................ 14. Der jchmalkaldische Krieg (1546—1547)............................... 15. Moritz und Karl V............................................... Ii. Dänemark und Schweden.............................................. 1. Christian Ii.................................................... 2. Jürgen Wulleuwever.............................................. 3. Gustav Wasa..................................................... Iii. Frankreich......................................................... 1. Die Bluthochzeit................................................ 2. Heinrich Iii. (1574—1589)....................................... 3. Heinrich Iv. (1589—1610)........................................ Iv. England............................................................. 1. Heinrich Viii................................................... 2. Königin Elisabeth (1558—1603)................................... V. Die Niederlande..................................................... Vi. Kulturzustände int 16. Jahrhundert.................................. Zweiter Abschnitt. Zeit des dreißigjährigen Krieges. I. Der dreißigjährige Krieg..................................................... 1. Deutschland in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts . . . . 2. Ursachen des dreißigjährigen Krieges......................................

17. Realienbuch zum Gebrauch in den Volksschulen des Fürstentums Lippe - S. 57

1907 - Detmold : Meyer
57 Damals machte sich der Krieg zwischen Spanien und den Niederlanden auch in Westfalen fühlbar. Als die Spanier Teile dieses Kreises besetzten, sammelte Simon ein Heer gegen sie; allein sein Vorgehen blieb erfolglos, da ihn die Stände Westfalens treulos im Stiche ließen. 6. Andere Länder in der Ueformationszeit. 1. Die Lehre der Reformatoren fand in fast allen europäischen Ländern Eingang. In Dänemark, Norwegen und Schweden breitete sich die lutherische, in Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich und Polen aber besonders die reformierte Lehre aus. Überall hatte die Reformation harte Kämpfe zu bestehen; doch gelangte sie endlich in den meisten germanischen Ländern zum Siege, während sie in den romanischen wieder unterdrüiu wurde. 2. Frankreich. In der Heimat Kalvins wurden die Evangelischen Hugenotten genannt. Trotz der Verfolgungen wuchs ihre Zahl fort und fort; selbst der Prinz Heinrich von Navarra, der künftige König, gehörte zu ihnen. Es kam zu langen, blutigen Bürgerkriegen zwischen den An- hängern der römischen Kirche und den Hugenotten. Endlich wollte der König Karl eine Aussöhnung herbeiführen, indem er die Verheiratung seiner Schwester mit dem Prinzen Heinrich plante. Zur Feier der Hochzeit sammelten sich die Häupter der Hugenotten in Paris. Allein während der Festtage bildete sich unter der Führung der Mutter des Königs eine Verschwörung gegen dieselben, und in der Nacht vom 24. zum 25. August 1572 begann in Paris ein furchtbares Morden, das in den folgenden Tagen in den Provinzen fortgesetzt wurde. „Die Messe oder den Todu war die Losung. Mehr als 30 000 Hugenotten verloren ihr Leben. Prinz Heinrich kehrte zur römischen Kirche zurück. Doch wurde er später als König ein Beschützer der Hugenotten und gewährte ihnen Religionsfreiheit. 3. Die Niederlande. Über die Niederlande, in denen ebenfalls Kalvins Lehre weite Verbreitung gefunden hatte, herrschte vom Jahre 1556 an Philipp Ii. von Spanien, ein Sohn Karls V. Mit Gewalt wollte er alle seine Länder zur Glaubenseinheit zurückführen. Die Inquisition, ein nur fiir Ketzer bestimmtes Gericht, räumte furchtbar unter den Reformierten auf. Der Herzog Alba, ein Statthalter des Königs, rühmte sich, daß er in 6 Jahren mehr als 18 000 Ketzer habe hinrichten lassen. Endlich aber erhoben sich die Niederländer gegen den Unterdrücker ihres Glaubens und ihrer Freiheit. Der Krieg war lang und wechselvoll. Der nördliche Teil der Niederlande erhielt durch ihn Unabhängigkeit und Religionsfreiheit, während der südliche Teil, das heutige Belgien, spanisch blieb. 7. Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648). 1. Ursachen. Nach dem Augsburger Religionsfrieden hatte es den Anschein, als würde Deutschland ganz evangelisch werden. Nur Vio der Einwohner, so wurde nach Rom berichtet, sei noch der römischen Kirche treu geblieben. Selbst einer der deutschen Kaiser, Maximilian Ii. (1564 bis 1576), war der evangelischen Kirche zugetan, wenn er sich auch äußerlich zur römischen bekannte. Aber die Gegner des Evangeliums blieben auch nicht untätig. Im Jahre 1540 war ein neuer Orden gestiftet worden, der Jesuitenorden, welcher die Alleinherrschaft der römischen Kirche mit aller Macht wiederherstellen wollte. Die Jesuiten wirkten hauptsächlich durch ihre Erziehungsarbeit an den künftigen Herrschern, und es gelang

18. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 185

1880 - Berlin : Habel
185 sachsen, Hessen und Westfalen, überschritt den Rhein, besiegte die Franzosen den 23ten Juni bei Krefeld und drang bis in die österreichischen Niederlande vor. Zwar mußte er, als an des unfähigen Clermont Stelle der Marschall Contades den Oberbefehl über das französische Hauptheer erhalten hatte und auch Soubise von Südwesten her wieder gegen Hessen vordrang, den löten August über dm Rhein zurück, doch gelang es ihm, durch 12 000 Engländer verstärkt, Contades zwischen Maas und Rhein und Soubise jenseit des Maines in die Winterquartiere zurückzudrängen. b) Im Osten. Auch Friedrich begann frühzeitig den Feldzug. Nachdem er den 16ten April die Festung Schweidnitz wiedererobert hatte, drang er in Mähren ein und begann die Belagerung von Olmütz; doch mußte er dieselbe bei Dauns Annäherung wieder ausgeben und nach Schlesien zurück. Hier wurde er dann benachrichtigt, daß nach der Wiedergenesung der Kaiserin die Russen unter Fermor abermals vorgedrungen und alles verwüstend in die Neumark eingefallen feien. Sofort brach er mit einem Teile des Hauptheeres gegen dieselben auf und traf und besiegte sie 50 000 Mann stark mit nur 30 000 Mann den 25ten August in der blutigen Schlacht bei Zorndorf (unweit Küstrin), so daß sie sich genötigt sahen, sich nach Polen zurückzuwenden. Dein General Dohna die Beobachtung der Russen und Schweden überlassend, eilte Friedrich nun sogleich nach Sachsen, wo Dann Dresden bedrohte und seinen Bruder Heinrich bedrängte. Er lagerte sich bei Hoch-kirch (unweit Bautzen), in dessen Nähe auch Daun ein befestigtes Lager bezogen hatte, ward aber hier den 14ten Oktober früh 4 Uhr überfallen und mit großem Verluste geschlagen (Tod des Feldmarschalls Keith). Ehe ihm aber Daun hindernd entgegentreten konnte, eilte Friedrich nach Schlesien, entsetzte die Festungen Neiße und Kofel und erschien dann wieder in Sachsen, wo er Dann zum Rückzüge uach Böhmen nötigte. So sah Friedrich am Ende des Jahres wenigstens seine Staaten mit Ausnahme Preußens von den Feinden befreit, während er selbst Sachsen nach wie vor besetzt hielt. 4. Das Unglücksjahr 1759. In diesein Jahre nahmen 1759 die Ereignisse eine für Friedrich höchst ungünstige Wendung. Zwar war Prinz Heinrich, des Königs Bruder, schou im März in Böhmen und von hier aus im Mai in Franken eingefallen, hatte das Reichsheer und die mit demselben vereinigten Kaiserlichen verjagt, Bamberg besetzt und eine Masse Magazine zerstört ; zudem hatte General Dohna die Schweden in Schach gehalten, dafür waren aber im Frühling die Russen unter Sol-tikow aus Polen vorgedrungen, hatten sich, nachdem sie den

19. Allgemeine Weltgeschichte - S. 166

1884 - Leipzig : Weber
166 Drittes Hauptstück. Die neue Zeit. belastet davon und eine Anzahl Reichsfürsten schloß sogar mit Ludwig Xiv., angeblich zur Garantie des westfälischen Friedens, die rheinische Allianz. Französischer Einfluß fand an den deutschen Hosen Eingang, mehrere Fürsten bezogen von Ludwig Xiv. Jahrgehalte. Leopold, ursprünglich dem geistlichen Stande bestimmt, ein Zögling der Jesuiten und Knecht der spanischen Etikette, langsam, unentschlossen und von seinen Ministern, dem Fürsten Lobko-witz n. a. übel beraten, ließ seine Erblande in Verfall geraten, doch verschaffte ihm Montecnculis ruhmwürdiger Sieg bei 1664] St. Gotthard, obgleich die durch jesuitische Bedrückung erbitterten Ungarn ihren Beistand versagt hatten, einen zwanzigjährigen Waffenstillstand von [bett Türken, die Empörung der 1671] Ungarn unter Franz Ragoczy wurde unterdrückt und eine grausame Protestantenverfolgung über sie verhängt. Das Reich, dem Kaiser nur noch für seine Hauspolitik dienstbar, versank immer tiefer in innere Auflösung, Selbstsucht, Gleichgültigkeit und nichtige Zwistigkeiten erstickten in den Ständen das Gefühl für die Ehre und Macht des Vaterlands. Nachdem 1653 die protestantischen Stände sich als Corpus Evangelicorum constituiert hatten, 1667] wurde der nur noch von Gesandten beschickte Reichstag, der Türkenhülse wegen, als ein immerwährender, mit dem Sitz zu Regensburg, eingerichtet, blieb aber bei seiner unbehülflicheu Schwerfälligkeit zu jedem rechtzeitigen Beschlusse unfähig. Die Erstarrung des Reichskörpers und die Versunkenheit des Volks hätten Deutschland in unrettbares Verderben stürzen müssen, wäre nicht eben damals die brandenburgische Macht unter Kurfürst 1640-88] Friedrich Wilhelm jugendlich kräftig und verheißungsvoll für die Zukunft emporgestiegen. Nachdem dieser als Kurprinz im Feldlager seines Oheims Friedrich Heinrich von Omnien mit eignen Augen an dem Beispiele der Niederlande gesehen, wie auch ein kleiner Staat durch Freiheit, Gesetze und die Tüchtigkeit seiner Bewohner groß und mächtig werden könne, war, als er mit zwanzig Jahren zur Regierung gelangte, sein Erstes, daß er das Kriegselend von seinen Ländern möglichst fern zu halten und sich aus der knechtigen Abhängigkeit vom Kaiser zu befreien suchte. Unermüdlich strebte er seitdem fein verwüstetes Land wieder emporzubringen, steigerte durch Einführung der Accife und Hebung der Industrie die Staatseinnahmen und schuf sich vor allem mit Hülfe seines Feldmarschalls Derslinger ein tüchtiges stehendes Heer. Dieses setzte ihn in Stand sich in dem zwischen Schweden und

20. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 11

1892 - Berlin : Simion
pfänden die Schwere seines Armes, und als er für die Stadt Stralsund gegen den rügischen Fürsten Witzlaw ins Feld zog, vereinigten sie sich mit den Königen von Dänemark, Polen, Schweden zu seinem Sturze. Mit dreifacher Uebermacht brachen die Verbündeten in die Mark ein, schlugen Waldemar in einer gewaltigen Schlacht (bei Gran/ee 1316), konnten aber des Helden doch nicht Meister werden und mußten ihm einen ehrenvollen Frieden (zu Templin 1317) zugestehen. Er war auf^ J dem Gipfel seines Ruhmes, als der Tod plötzlich den erst Acht^,V;„; } v undzwanzigjährigen hinraffte (1319). Er war der letzte Mark- ^ graf von Brandenburg aus dem Haufe Ballenstädt; mit seinem minderjährigen Vetter, Heinrich von Landsberg, starb (1320) auch der letzte männliche Sproß dieser Dynastie. § 10. Nachdem das deutsche Volk einmal das Christentum angenommen, hing es dem neuen Glauben mit glühender Liebe ait" und die Bekämpfung und Bekehrung der heidnischen Nachbarn schien ihm eine heilige Pflicht. So trieb der fromme Eifer immer aufs neue bewaffnete Kreuzfahrer und predigende Glaubensboten über die Elbe und Oder. Aber auch weltliche Vorteile lockten: die Kultur hatte in Deutschland, besonders am Rhein, bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts bereits so große Fortschritte gemacht, und die Bevölkerung so zugenommen an Zahl und Unternehmungslust, daß viele Bauern, Handwerker und Kaufleute, zumal aus den Niederlanden, gern in die Slawenlander auswanderten, wo Grund und Boden und manches nützliche Vorrecht, fast umsonst zu haben war. Diese Umstande erleichterten es den Grenzfürsten ungemeiu, ihre Herrschaft nach Osten auszudehnen. An der unteren Elbe that dies am großartigsten Heinrich der Löwe, der Mecklenburg und Pommern unterwarf. Die Fürsten dieser slawischen Lander, bald überzeugt, daß das Christentum die staatliche Ordnung befestige, begünstigten dessen Eindringen und das Deutschtum. So konnte Bischof Otto von Bamberg, „der Apostel der Pommern", 1124"zu Stettin ///-> "täflsuf des Götzen Triglaf wegnehmen und. viele Taufende taufeu. Während hier die Religion und die höhere Bildung der Deutschen durch die einheimischen Fürsten selbst, die sich bald zu den deutschen Reichssürsten zählten, eingebürgert wurden, geschah die Germanisierung in den brandenburgischen Marken mit Hilfe des Schwertes. Dem siegreichen Krieger folgten auf der Ferse der taufende Priester und der deutsche Kolonist. Zuerst siedelte der Markgraf die Krieger an, lieh ihnen