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1. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 29

1888 - Erlangen : Deichert
10. Die beiden letzten Herzoge aus dem wlfischen Hause. 29 Friedrich Barbarossa machte demv(angen Streit ein Ende, indem er 1154 auf einer Frstenversammlnngv zu Goslar Heinrich dem Lwen Bayern zusprach und 1155^zu>Regensbnrg ihm huldigen lie. Im folgenden Jahre 1156 ^erzichteth Heinrich Jasomirgott, gleichfalls zu Regensburg, auf Bayerns Erlwnrde dadurch entschdigt, da der Kaiser die Ostmark nebs^de^Mark ob der Enns nun zu einem von Bayern/u^la^hngigen Herzogtum erhob, das in der Familie der/Babenberger erblich sein sollte. Unter Heinrichs des Lwen Herrschaft erwachte in Bayern die Lust zu friedlicher Beschftigung^von neuem, weil er mit befrchteter Strenge das Eigentum der Schwachen/und den Verkehr schirmte, so da man auch, wenn er in Sachsen /oder Italien war, den Frieden nicht zu stren wagte. Dem Mchtiger^sah es der Kaiser nach, als er seine herzoglichen Befugnisse gewaltsam/auszudehnen begann. So als er 1158 dem Bischof von Freisina/Brcke und Zollsttte bei Fhring (Obershring) an der Isar Zerstrte und beides bei dem ihm zugehrigen Dorfe Mnchen ^anlegte. Er wollte hiednrch vor allem den Zoll vom Salze, das(von Reichenhall nach Schwaben ging, gewinnen. Seit jener Zeit kammnchen empor, das damals auch einen Markt und eine Mnzstttexerhielt. Auch in Sachsen erweiterte Heinrich seine Gewalt, indem) er die der Bischfe und Grafen minderte. Ihrem Haffe glaubte/ er trotzen zu knnen im Vertrauen auf den Kaiser und auf das/ eigene siegreiche Schwert, dem sich auch die slavischen Völker in Holstein, Mecklenburg und Pommern hatten unterwerfen mssen.^>Aber zum Verderben fr Heinrich lste sich das Band zwischen chmvtnd dem Kaiser. Heinrich, auf Befestigung der eigenen Macht in pachsen bedacht, versagte dem Kaiser im Augenblicke dringendsten Not die Hilfe gegen Italien. Die Folge war, da dieser sich vorneinen Feinden beugen mute. Nun gab aber auch der Kaiser dei^Aeinden Heinrichs in Sachsen Gehr, lud ihn zur Verantwortungxuud sprach ihm, als er nicht erschien, seine beiden Herzogtmer\cib. Heinrichs *) Wahrscheinlicher Ursprung des Namens aus: zu den Mnchen", weil die Mnche von Tegernsee hier Gter hatten.

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1. Von Armin bis zum Augsburger Religionsfrieden - S. 122

1893 - Altenburg : Pierer
122 Ob es Heinrich gelingt, den Aufstand zu dmpfen? (Lesen des 2. Abschnittes.) Ja, es gelingt ihm. Wie war dies mglich? (Anfhrung aller Umstnde, die den Erfolg bewirkten.) Angriff, Schwanken des Kampfes, Sieg, Flucht der Sachsen, Untergang vieler Sachsen, Plnderung des Sachsenlandes, Unterwerfung. (Ausmalen und Schilderung seitens der Schler!) Ob Heinrich die Emprer straft? (Lesen des 3. Abschnittes.) Heinrich hlt Gericht. Wer ist versammelt? Was geschieht? Die schsischen Groen huldigen dem König Heinrich. Heinrichs Versprechen. Ob er es hlt? Inwiefern nicht? Warum wohl? Was geschieht mit ihren Gtern? Zusammenfassung: Heinrichs Kampf mit den Sachsen. a. Heinrich bedrckt die Sachsen. b. Die Sachsen empren sich. c. Heinrich besiegt und unterwirft die Sachsen. d. Heinrich bestraft die schsischen Groen. Aber konnte denn der Papst ans diesem Grunde Hein-rich Iv. mit dem Banne belegen? 3. Es mu noch ein anderer Grund vorliegen. Lesen wir jetzt den Brief, welchen Kaiser Heinrich Iv. an den Papst Gregor Vii. geschrieben hat. (Lesebuch, p. 54.) Aus der Besprechung dieses Briefes ergiebt sich also: Kaiser Heinrich Iv. hat den Papst abgesetzt, weil er ihn seiner ererbten Ehre beraubt, ihm Italien entfremdet, sich selbst gegen den Kaiser erhoben und die deutschen Bischfe beleidigt hat. Es ergeben sich nun wiederum neue Fragen: 1. Welches ist die ererbte Ehre und inwiefern hat sie ihm der Papst geraubt? 2. In welcher Weise hat er ihm Italien entfremdet? 3. In welcher Weise hat er die Bischfe beleidigt? 4. Welches war der Inhalt jener Botschaft? Wir beantworten zuerst die letzte Frage! (Lesen p. 54. Zu Anfang berwunden.") Der Papst verlangt von Heinrich, da er sich bessere und die ge-bannten Rte entlasse, wo nicht, so wrde er den Bann der ihn aus-sprechen. Aber welche Snden hatte Heinrich gethan, da er sich bessern soll? Das Bestreben des Papstes ging dahin, die Kirche frei zu machen

2. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 86

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 86 — im Lande Herstellen, so daß Bauer und Bürger sich von den Verwüstungen des Bürgerkrieges durch fleißige Arbeit wieder erholen können. Wird ihm eine solche Regierung schwer oder leicht gemacht werden? Schwer genug. Denn er ist noch im Bann Gregors, und dessen Nachfolger löst ihn nicht. Die Sachsen sind ihm feindlich und wählen wohl gar einen Gegenkönig. Viele Bischöfe und alle unzufriedenen Fürsten werden offen oder heimlich zu Gregors Papst und nicht zu Heinrichs Gegenpapst halten. Die Frommen im Volk werden sich nicht daran gewöhnen können, daß ein gebannter Kaiser ihr Oberhaupt sein soll. — Nun wir wollen sehen, ob Heinrich diese Schwierigkeiten überwindet. Ila, Darbietung des Stoffes*). Vierundzwanzig Jahre lang hielt Heinrich sich und seine Herrschaft aufrecht gegen den Bann der Kirche. Denn jeder der drei Nachfolger Gregors wiederholte feierlich den Bannspruch Gregors. Auch zwei iäegsnbmge wurden gegen ihn erhoben, aber er kämpfte sie in blutigen Schlachten nieder. Da kam zu Heinrich aus Italien die Botschaft, daß sein ültester Smi-Conrad von ihm abgefallen sei. Dieser war Statthalter seines Vaters in Italien, ließ sich aber von den Freunden des Papstes zur Empörung gegen den Vater verleiten. Er wurde sogar zum König von Italien gekrönt, mußte aber dafür dem Papst Treue und Gehorsam schwören; dagegen versprach ihm der Papst seine Hilfe zur Erwerbung der Kaiferkrone. Heinrich ließ aber den Empörer durch eine Fürstenversammlung absetzen und dafür seinen jüngeren Sohn Heinrich zum König und zum Erben des Reiches erklären. Der Jüngling mußte ihm aber vor seiner Krönung auf das Crucifix^ schwören, daß er nie Leben und Freiheit des Vaters antasten und sich nie bei Lebzeiten des Vaters in die Regierung des Reiches einmischen wolle. Conrad starb bald darauf in bitterer Reue über seinen Frevel. Dafür erlebte aber der Kaiser die Freude, daß die Sachsen sich ihm endlich freiwillig unterwarfen. Heinrich mußte ihnen jedoch dafür eidlich geloben, daß er niemals ihr gutes altes Recht antasten, sondern jede Verletzung desselben sofort bestrafen wolle. Nun suchte Heinrich den unaufhörlichen Fehden und Räubereien der verwilderten Ritter und Fürsten zu steuern. Dazu richtete er zunächst mit Hilfe der ihm treu gebliebenen Bischöfe einen „Gottesfrieden" ein. Darin wurde geboten, daß in jeder Woche vom Donnerstag bis zum Sonntag und außerdem in der ganzen Zeit vom 1. Advent bis Pfingsten die Waffen ruhen sollten; wer dagegen fehlte, wurde mit harten geistlichen und leiblichen Strafen bedroht. Später verwandelte der Kaiser mit Hilfe der mächtigsten Fürsten diesen Gottesfrieden in einen Reichsfrieden. Darin wurde festgesetzt: Einbruch, Brandstiftung, *) Der Stoff wird hier im Zusammenhange geboten; er kann natürlich auch -teilweise durch Denkfragen gewonnen und durch Ausmalen erweitert werden.

3. Achtundzwanzig Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 16

1883 - Dillenburg : Seel
deutsche Fürsten die Regierung über Deutschland. Heinrich wurde von Hanno sehr hart und slreug erzogen. Nach einigen Jahren kam Heinrich zum Erzbischos Adalbert von Bremen Der ließ ihm allen freien Willen. Dadurch aber wurde der Jüngling ganz verdorben. Adalbert rief den Heinrich, da dieser 16 ^ahre alt war, zum König aus. In allen Dingen war der Erzbischof Ratgeber. Namentlich reizte er ihn gegen die Sachsen ans, welche den Adalbert nicht zum Erzbischos haben wollten. Da forderten die Deutschen vom Könige, er solle Adalbert entlassen und die Sachsen nicht mehr bedrücken, sonst würde man ihn als König absetzen. Heinrich mußte gehorchen, und Hanno wurde wieder sein erster Ratgeber. Weil aber Heinrich den Sachsen von Neuein Unrecht that, so wurde er abgesetzt. Heinrich führte nun lange Zeit Krieg mit den deutschen Fürsten und mit den Sachsen. Zuletzt siegte Heim ich und regierte dann einige Jahre ganz gut. , , Da kam Heinrich in Streit mit dem Papst Gregor Vii. Dieser warf dem Könige schlimme Verbrechen vor und behauptete, der König und alle Fürsten wären Diener des Papstes und müßten ihm gehorchen. Hiervon wollte Heinrich nichts wissen und schalt den Papst einen falschen Mönch und Räuber. Als der Papst das hörte, setzte er ihn als König ab. Die übrigen Fürsten hielten es mit dem Papst und ließen Heinrich sagen: „Wenn du nicht binnen einem Jahre zum Papst gehst und dich mit ihm versöhnst, so wählen wir einen anderen König." Heinrich wollte gern König bleiben und versprach, den Papst um Verzeihung zu bitten. Kurz vor Weihnachten des Jahres 1076 reiste er mit seiner Gemahlin, seinem Söhnlein und einigen Dienern und Dienerinnen über die Alpen nach Italien. Es war bitter kalt, und dre Alpenberge waren mit Schnee und Eis bedeckt. Manchmal mußte man die Königin und ihre Begleiterinnen auf Ochsenhäute setzen und über das glatte Eis ziehen. Endlich waren die Berge überstiegen und die Reisenden kamen glücklich in Italien an. Der Papst war aus der Burg Kanossa. Dorthin ging Heinrich. Am 25. Januar 1077 trat er vor das Thor der Burg und bat um Einlaß. Das Thor blieb verschlossen. Der König war barfuß und in ein Büßerhemd gehüllt. So stand er 3 Tage vor dem Burgthore: da erst ließ ihn der Papst ein. Heinrich bat um Vergebung; da sprach ihn der Papst von den über ihn verhängten Strafen los.

4. Teil 2 - S. 84

1890 - Breslau : Hirt
84 Heinrich Iv. sehr willenskrftiger Fürst. Wie Karl der Groe, wollte auch er alle christlichen Völker des Abendlandes zu einem Reiche vereinigen. Die Groen des Reichs hielt er, wie Otto I., in strengem Gehorsam; Bhmen und Ungarn, welche sich vom Reiche unabhngig machen wollten, unterwarf er wieder; am krftigsten aber trat er in Italien auf. Die Kirche war damals entartet. Ppste und Bischfe trieben Simonie; so nannte man nach dem Zauberer Simon (Apost.-Gesch. 8, 18), den Verkauf geistlicher mter fr Geld. Ein Papst trat sogar sein hohes Amt gegen eine bedeutende Geldsumme einem anderen Priester ab. Bischfe und bte lebten wie weltliche Ritter und waren mit Schwert und Speer besser bekannt als mit der Bibel. Wie ganz anders lebte Heinrich! An Festtagen setzte er seine Krone nicht eher auf, als er gebeichtet und sein Beichtvater ihm den bloen Rcken gegeielt hatte. Oft sah man ihn barfu und in hrenem Bergewande an der Spitze seines Heeres ein Dankgebet verrichten. Drei Ppste gab es damals, die alle drei Simonie trieben und sich gegenseitig in den Bann thaten. Um diesem rgerlichen Zustande abzuhelfen, zog Heinrich nach Italien, setzte alle drei Ppste ab und ernannte einen frommen Deutschen zum Papste; zugleich muten ihm die Rmer versprechen, da sie ohne seine Ein-willigung nie einen Papst whlen wollten. Spter hat Heinrich der Kirche noch dreimal ein Oberhaupt gegeben. Leider fand dieser krftige Herrscher einen frhen Tod, er starb in der Blte der Jahre und hinterlie das Reich seinem erst sechsjhrigen Sohne Hein-rich Iv. (1056.) 2. Heinrich Iv. und die Sachsen. (I. 25.) Nur mit Widerstreben hatten sich die Groen des Reichs unter Heinrich Iii. gebeugt; jetzt meinten alle, die Zeit sei gekommen, das Haupt wieder stolz empor-heben zu knnen. Mit List und Gewalt brachte der herrschschtige Erz-bischos Hanno von Kln den jungen König in seine Gewalt und fhrte fr ihn die Regierung. Spter kam Heinrich an den Hof des Erzbifchofs Adalbert von Bremen, der ihm, um sich beliebt zu machen, alles gestattete, wodurch der junge König sich zu unerlaubten Vergngungen verleiten lie und verdorben wurde. Heinrich war schon als Franke kein Freund der Sachsen; Adalbert aber hate sie, weil sie ihn so oft ge-hindert hatten, sein Erzbistum zu vergrern; er suchte diesen Ha auch dem jungen Herzen Heinrichs einzuflen. Sobald dieser im Alter von fnfzehn Jahren selber die Regierung bernommen hatte, suchte er die Sachsen dadurch zu bezhmen, da er auf verschiedenen Bergen ihres Landes Zwingburgen anlegte, deren Besatzung in der Umgegend sich manche Gewaltthat erlaubte. Zuletzt erhob sich das gereizte Volk, und ein groes schsisches Heer belagerte den König in der Harz brg.

5. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 23

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
reqenten in dem Erzbischof Adalbert von Bremen. Durch Milde und Nachsicht gelang es diesem sehr bald, den jungen König ganz und gar an sich zu fesseln. Dazu erfüllte er Heinrichs Herz mit Haß gegen die Sachsen, mit denen er selbst m beständiger Fehde lag. 3. Kampf mit den Sachsen. Im 16. Lebensjahre trat Hemrich die Regierung an. Er nahm seinen Wohnsitz mitten im Sachsenlande, in den schönen Thalern des Harzes. Um aber das widerspenstige Volk der Sachsen besser demütigen zu können, ließ er im ganzen Lande, besonders im Harze, feste Bergschlösser anlegen und das Volk mit harten Fronarbeiten drücken. Das reizte die Sachsen zum offenen Aufstande. Sie ariffen zu den Waffen und belagerten Heinrich in Goslar. Als dieser sich nun nach der festen Harzburg flüchtete, umstellten sie die Zugänge zu derselben Mit Wächtern. Heinrich entkam jedoch. In ihrer Wut zerstörten jetzt die Sachsen die Burg verbrannten die Kirche daselbst und wühlten selbst die Leichen aus der kaiserlichen Gruft hervor. Diese Roheit der Sachsen empörte die süddeutschen Fürsten, und mit ihrer und der Städte Hilfe besiegte Heinrich endlich die Sachsen in einer blutigen Schlacht unweit Langensal^a.^^ ^ ^ biefe gdt saß Gregor Vii. auf dem päpstlichen Thron. Er stammte aus einer armen, bäuerlichen Familie und hieß eigentlich Hildebrand. Durch ihn wurde die päpstliche Macht auf den höchsten Gipfel erhoben. „Der Papst," sagte er ist der Stellvertreter Gottes auf Erden. Er allein kann sich der kaiserlichen Abzeichen bedienen; seine Füße haben alle Fürsten zu küssen. Sein Name allein darf m dem Kirchengebete genannt werden, und kein Name in der Welt ist dem seimgen an die Seite zu stellen. Ihm ist erlaubt, Kaiser abzusetzen und Unterthanen von der Pflicht gegen abtrünnige Fürsten zu entbinden." Um nun die Kirche gänzlich von jeder weltlichen Macht — besonders von der des Kaisers — unabhängig zu machen, gebot er: 1. kein geistliches Amt sollte mehr um Geld verkauft werden (bis dahm hatten die Fürsten nicht selten die Bischofssitze rc., welche meist sehr einträglich waren, nur gegen Zahlung einer hohen Summe an ihre Inhaber verliehen. Man nannte dieses Verfahren „Simonie" nach Ap. Gesch. 8, 18); 2. der Papst allein und kein Fürst sollte das Recht haben, Bischöfe zu ernennen und ihnen die Zeichen ihrer Würde, Ring und Stab, zu geben (Investitur); 3. kein Geistlicher sollte verheiratet sein (Cölibat), damit er — losgerissen von Weib und Kind — um so leichter allen Befehlen des Papstes nachkommen könne. 5. Heinrich im Bann. Diesen neuen Anordnungen des Papstes aber wollte sich der Kaiser nicht fügen. Er besetzte nach wie vor Bischofssitze und Abteien. Infolgedessen ließ ihm der Papst, bei dem Heinrich von den Sachsen schon vorher eines lasterhaften Lebenswandels angeklagt war, ankündigen, daß er ihn, wenn er nicht „bis zur nächsten Fastensynode" (ein geistliches Gericht) Beweise seiner Sinnesänderung gegeben habe, in den Bann thun werde. Empört über solche Anmaßung, ließ Heinrich den Papst aus einer Versammlung deutscher Bischöfe in Worms absetzen und schrieb „an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch": „Steige herab, verlaß den angemaßten apostolischen Stuhl!" Da sprach Gregor den Bann über den Kaiser aus und alle ferne Unterthanen von dem Eide der Treue los. Anfangs lachte Heinrich darüber. Bald aber erklärten ihm die deutschen Fürsten, einen andern Kaiser wählen zu wollen, wenn er nicht binnen Jahresfrist vom Banne gelöst sei. 6. Reise nach Italien. Da entfiel dem sonst so kühnen Kaiser aller Mut, und er beschloß, nach Rom zu reisen und sich mit dem Papste auszusöhnen. Im Winter des Jahres 1077 trat er mit seiner edlen Gemahlin, seinem dreijährigen Söhnlem und einem kleinen Gefolge die harte Reise über die Alpen an. Das war ein furchtbarer Weg. Die hohen Bergrücken waren mit ungeheuren Schneemassen bedeckt, und ein eiskalter Wind riß den Reisenden die Haut von Gesicht und Händen. Unter Todesgefahr hatte man endlich den Gipfel erreicht. Aber das Schlimmste sollte erst noch kommen. Denn die Seite nach Italien zu war abschüssig und glatteisig. Die Männer

6. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 90

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
Worte waren: Ich liebte die Gerechtigkeit und hate das Unrecht; des-halb sterbe ich in der Verbannung." \ 4. Heinrich im Streite mit seinen Shnen; sein Tod. Gegeil deu hart geprften Kaiser erhoben sich gegen Ende seines Lebens auch seine Shne Konrad, der sich zum Könige von Italien hatte whlen lassen, und Heinrich, der den Vater ans hinterlistige Weise gefangen nahm und ihn dann zur Abdankung zwang" Es gelang dem Kaiser, zu seiuem Freunde, dem Bischof von Ltt ich. zu entkommen, wo er nach kurzer Zeit fein Leben beschlo. 5. Heinrichs Charakter und Regierungsttigkeit. Heinrich war eine hoheitsvolle Erscheinung mit edlen Gesichtszgen und lebhasten Augen. Er besa hohe geistige Anlagen, aber eine schlechte Erziehung hat ihn zu einem der unglcklichsten deutscheu Frsteu gemacht. Er war un-bestndig in seinen Manahmen, voll Mitranen gegen jedermann und den Leidenschaften ergeben. Die Städte hat er durch Verleihung wichtiger Rechte gefrdert und sich willfhrig gemacht, den Bauern ntzte er durch Bekmpfung des Fehdeweseus, und fr die Notleidenden errichtete er Armen- und Krankenhuser. Doch durch die langen Kmpfe mit den Sachsen, dem Papste, den deutschen Fürsten und seinen eigenen Shnen, welche den Verlust Italiens und die Erstarkung der deutschen Fürsten macht zur Folge hotten, war das Ansehen und die Macht des Kaisers und des Reich s stark geschdigt worden. Die Kaiserin Agnes. Agnes von Poitiers, die Gemahlin Heinrichs Iii., war eine schne, reiche und hochgebildete Frau. Als warme Auhngerin der Cluuiaceuser und eifrige Frderin ihrer Bestrebnngen bte sie ans ihren kaiserlichen Gemahl einen nicht geringen Einflu aus. Ihre Ehe mit Heinrich war nicht von langer Dauer, mit) um sich gauz ihrem Sohne und deu Juteresseu des Reiches widmen zu knnen, blieb sie Witwe, obgleich man allgemein erwartete, sie wrde zum zweiten Male eine Ehe eingehen. Um aber die ihr gestellte Aufgabe lsen zu knnen, fehlte es ihr an Urteilsfchrfe und Charakterfestigkeit, und obgleich sie der beste Wille beseelte, die Zukunft ihres Sohnes und des Reiches zu sichern, verdarb ihre Weichherzigkeit mehr, als selbst einer bsartige Tyrannei mglich gewesen wre. Kaum ist irgend eine Persnlichkeit fr das deutsche König- und

7. Das sechste Schuljahr - S. 306

1902 - Langensalza : Schulbuchh.
306 Staate zu machen, suchte er zunächst das Verbot des C ö l i- b a t s oder der Ehelosigkeit der Priester strenge durchzuführen. Sodann untersagte er bei Strafe des Kirchenbannes die Simo- nie, d. h. den Verkauf geistlicher Ämter für Geld. Endlich nahm er das I n v e ft i t u r r e ch t für sich allein in Anspruch. Weder der Kaiser, noch sonst ein weltlicher Fürst sollte das Recht haben, die Bischöfe einzusetzen und sie mit Ring und Sk'ab, die Zeichen der bischöflichen Würde, zu bekleiden. Durch diese Einrichtungen gewann der Papst unendlich an Macht. Kein Geistlicher war fortan mehr an seinen Landesherrn gebunden; alle waren eng mit dem Papst verknüpft, von dem sie alles zu hoffen und zu fürchten hatten. b) (W i e H ei n r i ch Iv. v o m P a p st in den B ann g e- than worden ist.) Dem Papst kam der Streit zwischen dem Kaiser und den Sachsen sehr gelegen. Er verlangte von dem Kaiser, daß er sich über die Beschwerden der Sachsen recht- fertigen, alle Bischöfe, die durch Simonie in ihre Stellen ge- kommen waren, absetzen und sich in Zukunft der Belehnung der Bischöfe vollständig enthalten sollte. Über diese Anmaßung des Papstes war Heinrich empört. Er berief eine Versammlung deutscher Bischöfe nach Worms, welche ohne weiteres die Ab- setzung des Papstes aussprach. Die Absetzung nebst einem groben Brief schickte Kaiser Heinrich durch einen Gesandten nach Rom. Darauf sprach der Papst den Bannfluch überden Kaiser aus. Damit schloß er ihn aus aller kirchlichen Gemeinschaft aus und entband Fürsten und Völker von dem Eid der Treue. Hierüber lachte Heinrich anfangs. Doch bald sollte er die Wirkung des Bannes erfahren. Die Fürsten verweigerten ihm den Ge- horsam und erklärten ihm, wenn er nicht binnen Jahresfrist vom Banne gelöst sei, so würden sie einen neuen Kaiser wählen. c) (Von der Demütigung des Kaisers in Ka- nossa.) Um seine Krone zu retten, beschloß Heinrich, sich um geben Preis mit dem Papste auszusöhnen, damit er von dem fürchterlichen Banne befreit würde. Er trat deshalb im Winter 1077 in Begleitung seiner Gemahlin, seines dreijährigen Söhn- chens und eines kleinen Gefolges die Reise nach Italien an, um vom Papste die Lossprechung vom Banne zu erhalten. Seine Feinde suchten aber seine Aussöhnung mit dem Papste zu verhindern und versperrten ihm darum alle gebahnten Wege nach Italien. Deshalb mußte er einen großen Umweg nach

8. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 214

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
214 Das deutsche Reich bis zum Ende des elften Jahrhunderts. Fürsten zu gewinnen und mußte mit dem Herzoge von Sachsen um so mehr in Zwist gerathen, als die Gunst Heinrichs seinen Absichten zu Hülfe kam. Die alte Eifersucht der Sachsen und Franken erwachte wieder, und als Heinrich statt Speier, wo bisher für Zeiten der Ruhe sein Aufenthalt gewesen war, und wo sein Vater das Erbbegräbniß der Familie gestiftet hatte, Goslar zum Wohnorte wählte, wurden die Sachsen nur um so ungehaltener, da jetzt die Leistungen für den Unter- halt des Hofes ihnen zufielen. Rechnet man hierzu die vielen Ver- letzungen, die mit Einziehung und Vergebung von Herzogthümern ver- bunden sein mußten, so ergibt sich, daß auch Heinrichs kraftvolle Negie- rung keinen neuen Zustand, der eine ruhigere Negierung gestattet hätte, begründen konnte, daß vielmehr die Neigung zur Selbsthülfe, die unter einer so kraftvollen Negierung nicht zu unterdrücken war, vergrößerten Spielraum zu erwarten hatte, wenn unter einem minder kräftigen Nachfolger mancher Groll, den jetzt die Furcht gefesselt hielt, kühner wurde, und wenn unter einem minder einsichtigen und frommen Nach- folger der Zündstoff sich mehrte. 15. Während so in Deutschland keineswegs ein unerschütterliches Gebäude zu Stande kömmt, gewährt das, was Heinrich in Italien für die Kirche schuf, seinem Urheber ein unvergängliches Verdienst. Im nördlichen Italien stellte Heinrich dadurch die Ruhe her, daß er mit Heribert, dessen er zur Befestigung seiner dortigen Herrschaft bedurfte, sich versöhnte, wodurch auch ein Vergleich der Motta mit demselben herbeigeführt wurde. Der Vortheil, den Konrad einst gesucht, war da- durch nicht aufgegeben, da die Motta sich als Körperschaft behauptete, und nach Heriberts Tod gegen die Bemühungen des Lehensadelö des Erzbisthums die Wahl eines Erzbischofs durchgesetzt wurde, der dem König ergeben war und wegen seines Gegensatzes zu dem Lehensadel sich nur durch Anschließen an den König behaupten konnte. Das Hauptziel von Heinrichs Thätigkeit in Italien war Nom, wo er ebenso die Verhältnisse des päpstlichen Stuhles zu regeln suchte, wie er über- haupt für Verbesserung der Kirchenzucht wirkte und gegen die Simonie, deren er sich selbst enthielt, die Bischöfe warnte. Die Familie der Grafen von Tusculum, die schon früher, namentlich in der Person des Crescentius, verderblichen Einfluß geübt, war durch die ihr angehörigen Päpste, Benedikt Viii. und Johann Xix., wieder zu größerer Macht gelangt und hatte nach ihnen in Benedikt Ix., der zu der Würde ganz unfähig war, abermals eines ihrer Mitglieder zum Papste erhoben. Nachdem Benedikt sich verhaßt und verächtlich gemacht, ward er durch eine Gegenpartei vertrieben, und Sylvester Iii. an seine Stelle gewählt. Doch da Benedikt sich mit Gewalt behauptete, hatte die Kirche zwei Päpste, und es war ein Schisma entstanden. Dem Aergernisse abzu-

9. Realienbuch - S. 32

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 32 städtische Bürgertum selbständig in die Ereignisse eingriff. Es hatte erkannt, daß Handel und Wandel nur unter einem starken Königtum gedeihen kann. Die Sachsen zerstörten nun die Burgen und verbrannten die Kirchen. Ja sie rissen die modernden Gebeine von Heinrichs Sohn und Bruder aus der Gruft und streuten sie umher. Solche Roheit und Heiligtumsschändung brachte die Fürsten und Bischöfe wieder auf Heinrichs Seite. In der blutigen Schlacht bei Langen- salza a. d. Unstrut wurden die Sachsen besiegt. Aber Heinrich mißbrauchte in törichter Verblendung seinen Sieg. Denn er ließ sofort die im Sachsenlande zerstörten Burgen wieder herrichten, nahm viele vornehme Sachsen gefangen und zog ihre Güter ein. Auch gab er die gefangenen Bischöfe nicht frei, obgleich Papst Gregor Vii. solches von ihm forderte; dadurch schuf er sich in diesem einen neuen, sehr mächtigen Feind. 4. !)einrrcb im Kann. Heinrich besetzte, wie das bisher üblich gewesen war, deutsche und italienische Bistümer. Da erschien ein Gesandter des Papstes bei Heinrich und verlangte von diesem, daß er die durch Simonie in ihre Stelle gelangten Bischöfe absetze und sich fortan der Belehnung der Bischöfe vollständig enthalte. Dazu kam noch, daß Heinrich von den Sachsen eines lasterhaften Lebenswandels angeklagt war. Der Papst drohte ihm deshalb, daß er ihn in den Bann tun werde, wenn er nicht „bis zur nächsten Fastensynode" (einem geistlichen Gerichte) Beweise seiner Sinnesänderung gegeben habe. Empört über solche Anmaßung, ließ Heinrich den Papst auf einer Versammlung von 26 deutschen Bischöfen in Worms absetzen und schrieb „an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch": „Steige herab, verlaß den angemaßten apostolischen Stuhl!" Aber der Papst schreckte vor den Drohungen Heinrichs nicht zurück. Im Gegenteil, er tat, was noch kein Papst vor ihm gewagt hatte, und sprach über den König den Bann aus und alle seine Untertanen von dem Eide der Treue los. Anfangs lachte Heinrich darüber. Den Herzögen aber war die Ab- setzung des Kaisers sehr willkommen, und auch von den Bischöfen stellte sich einer nach dem anderen auf die Seite des Papstes. Bald erklärten die deutschen Fürsten, sie würden einen anderen König wählen, wenn Heinrich nicht binnen Jahresfrist vom Banne gelöst sei. Sie luden den Papst zum Frühjahre nach Augsburg ein, damit er die deutsche Angelegenheit regele. Das war dem Papst ganz nach dem Sinn. Heinrich aber hätte wahrscheinlich seinen Thron verloren. 5. lueise nack Italien. In dieser gefährlichen Lage überraschte Heinrich seine Gegner durch einen wohl überlegten Entschluß: er wollte als Büßer nach Italien ziehen und sich als sündiger Mensch vor dem Priester demütigen. Dann durfte ihm der Papst die Lösung vom Banne nicht versagen. Damit war auch der Bund der beiden mächtigen Feinde gesprengt und den Fürsten der Grund zu einem Abfall ge- nommen. Im Winter des Jahres 1077 trat er mit seiner Gemahlin, seinem drei- jährigen Söhulein und einem kleinen Gefolge die harte Reise über die Alpen an. Die süddeutschen Fürsten wollten die Absicht des Königs vereiteln und ihn nicht durchlassen. Er mußte den Umweg über den Mont Cenis machen. Das war ein furcht- barer Weg. Es herrschte ein besonders strenger Winter. Die Pfade lagen unter tiefem Schnee verborgen. Die Männer krochen auf Händen und Füßen und waren in beständiger Angst, in den gähnenden Abgrund hinabzurollen. Die Königin und ihre Frauen wurden in Rinderhäute gewickelt und so von den Führern hinabgezogen. Zum Tode erschöpft kamen die Reisenden in der Ebene an.

10. Realienbuch - S. 32

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 32 städtische Bürgertum selbständig in die Ereignisse eirtgriff. Es hatte erkannt, daß Handel und Wandel nur unter einem starken Königtum gedeihen kann. Die Sachsen zerstörten nun die Burgen und verbrannten die Kirchen. Ja sie rissen die modernden Gebeme von Heinrichs Sohn und Bruder aus der Gruft und streuten sie umher. Solche Roheit und Heiligtumsschändung brachte die Fürsten und Bischöfe wieder auf Heinrichs Seite. In der blutigen Schlacht bei Langen- salza a. d. Unstrut wurden die Sachsen besiegt. Aber Heinrich mißbrauchte in törichter Verblendung seinen Sieg. Denn er ließ sofort die im Sachsenlande Zerstörten Burgen wieder herrichten, nahm viele vornehme Sachsen gefangen und zog ihre Güter ein. Auch gab er die gefangenen Bischöfe nicht frei, obgleich Papst Gregor Vh. solches von ihm forderte; dadurch jcfjuf er sich in diesem einen neuen, sehr mächtigen Feind. 4. Heinrick im kann. Heinrich besetzte, wie das bisher üblich gewesen war, deutsche und italienische Bistümer. Da erschien ein Gesandter des Papstes bei Heinrich und verlangte von diesem, daß er die durch Simonie in ihre Stelle gelangten Bischöfe absetze und sich fortan der Belehnung der Bischöfe vollständig enthalte. Dazu kam noch, daß Heinrich von den Sachsen eines lasterhaften Lebenswandels angeklagt war. Der Papst drohte ihm deshalb, daß er ihn in den Bann tun werde, wenn er nicht „bis zur nächsten Fastensynode" (einem geistlichen Gerichte) Beweise seiner Sinnesänderung gegeben habe. Empört über solche Anmaßung, ließ Heinrich den Papst auf einer Versammlung von 26 deutschen Bischöfen in Worms absetzen und schrieb „an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch": „Steige herab, verlaß den angemaßten apostolischen Stuhl!" Aber der Papst schreckte vor den Drohungen Heinrichs nicht zurück. Im Gegenteil, er tat, was noch kein Papst vor ihm gewagt hatte, und sprach über den König den Bann aus und alle seine Untertanen von dem Eide der Treue los. Anfangs lachte Heinrich darüber. Den Herzögen aber war die Ab- setzung des Kaisers sehr willkommen, und auch von den Bischöfen stellte sich einer nach dem anderen auf die Seite des Papstes. Bald erklärten die deutschen Fürsten, sie würden einen anderen König wählen, wenn Heinrich nicht binnen Jahresfrist vom Banne gelöst sei. Sie luden den Papst zum Frühjahre nach Augsburg ein, damit er die deutsche Angelegenheit regele. Das war dem Papst ganz nach dem Sinn. Heinrich aber hätte wahrscheinlich seinen Thron verloren. 5. keife nack Italien. In dieser gefährlichen Lage überraschte Heinrich seine Gegner durch einen wohl überlegten Entschluß: er wollte als Büßer nach Italien ziehen und sich als sündiger Mensch vor dem Priester demütigen. Dann durfte ihm der Papst die Lösung vom Banne nicht versagen. Damit war auch der Bund der beiden mächtigen Feinde gesprengt und den Fürsten der Grund zu einem Abfall ge- nommen. Im Winter des Jahres 1077 trat er mit seiner Gemahlin, seinem drei- jährigen Söhnlein und einem kleinen Gefolge die harte Reise über die Alpen an. Die süddeutschen Fürsten wollten die Absicht des Königs vereiteln und ihn nicht durchlassen. Er mußte den Umweg über den Mont Cenis machen. Das war ein furcht- barer Weg. Es herrschte ein besonders strenger Winter. Die Pfade lagen unter tiefem Schnee verborgen. Die Männer krochen auf Händen und Füßen und waren in beständiger Angst, in den gähnenden Abgrund hinabzurollen. Die Königin und ihre Frauen wurden in Rinderhäute gewickelt und so von den Führern hinabgezogen. Zum Tode erschöpft kamen die Reisenden in der Eben- tr

11. Realienbuch - S. 32

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 32 städtische Bürgertum selbständig in die Ereignisse eingriff. Es hatte erkannt, daß Handel und Wandel nur unter einem starken Königtum gedeihen kann. Die Sachsen zerstörten nun die Burgen und verbrannten die Kirchen. Ja sie rissen die modernden Gebeine von Heinrichs Sohn und Bruder aus der Gruft und streuten sie umher. Solche Roheit und Heiligtumsschändung brachte die Fürsten und Bischöfe wieder auf Heinrichs Seite. In der blutigen Schlacht bei Langen- salza a. d. Unstrut wurden die Sachsen besiegt. Aber Heinrich mißbrauchte in törichter Verblendung seinen Sieg. Denn er ließ sofort die im Sachsenlande zerstörten Burgen wieder Herrichten, nahm viele vornehme Sachsen gefangen und zog ihre Güter ein. Auch gab er die gefangenen Bischöfe nicht frei, obgleich Papst Gregor Vii. solches von ihm forderte; dadurch schuf er sich in diesem einen neuen, sehr mächtigen Feind. 4. Heinrick irn kann. Heinrich besetzte, wie das bisher üblich gewesen war, deutsche und italienische Bistümer. Da erschien ein Gesandter des Papstes bei Heinrich und verlangte von diesem, daß er die durch Simonie in ihre Stelle gelangten Bischöfe absetze und sich fortan der Belehnung der Bischöfe vollständig enthalte. Dazu kam noch, daß Heinrich von den Sachsen eines lasterhaften Lebenswandels angeklagt war. Der Papst drohte ihm deshalb, daß er ihn in den Bann tun werde, wenn er nicht „bis zur nächsten Fastensynode" (einem geistlichen Gerichte) Beweise seiner Sinnesänderung gegeben habe. Empört über solche Anmaßung, ließ Heinrich den Papst auf einer Versammlung von 26 deutschen Bischöfen in Worms absetzen und schrieb „an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch": „Steige herab, verlaß den angemaßten apostolischen Stuhl!" Aber der Papst schreckte vor den Drohungen Heinrichs nicht zurück. Im Gegenteil, er tat, was noch kein Papst vor ihm gewagt hatte, und sprach über den König den Bann aus und alle seine Untertanen von dem Eide der Treue los. Anfangs lachte Heinrich darüber. Den Herzögen aber war die Ab- setzung des Kaisers sehr willkommen, und auch von den Bischöfen stellte sich einer nach dem anderen auf die Seite des Papstes. Bald erklärten die deutschen Fürsten, sie würden einen anderen König wählen, wenn Heinrich nicht binnen Jahresfrist vom Banne gelöst sei. Sie luden den Papst zum Frühjahre nach Augsburg ein, damit er die deutsche Angelegenheit regele. Das war dem Papst ganz nach dem Sinn. Heinrich aber hätte wahrscheinlich seinen Thron verloren. 5. keife nach Italien. In dieser gefährlichen Lage überraschte Heinrich seine Gegner durch einen wohl überlegten Entschluß: er wollte als Büßer nach Italien ziehen und sich als sündiger Mensch vor dem Priester demütigen. Dann durfte ihm der Papst die Lösung vom Banne nicht versagen. Damit war auch der Bund der beiden mächtigen Feinde gesprengt und den Fürsten der Grund zu einem Abfall ge- nommen. Im Winter des Jahres 1077 trat er mit seiner Gemahlin, seinem drei- jährigen Söhnlein und einem kleinen Gefolge die harte Reise über die Alpen an. Die süddeutschen Fürsten wollten die Absicht des Königs vereiteln und ihn nicht durchlassen. Er mußte den Umweg über den Mont Cenis machen. Das war ein furcht- barer Weg. Es herrschte ein besonders strenger Winter. Die Pfade lagen unter tiefem Schnee verborgen. Die Männer krochen auf Händen und Füßen und waren in beständiger Angst, in den gähnenden Abgrund hinabzurollen. Die Königin und ihre Frauen wurden in Rinderhäute gewickelt und so von den Führern hinabgezogen. Zum Tode erschöpft kamen die Reisenden in der Ebene an.

12. Badisches Realienbuch - S. 71

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
71 I das Land verwaltet hatten, seinen festen Wohnsitz in Goslar, mitten im Lande der Sachsen. Diese mußten nun allein die Kosten des kaiserlichen Hofhaltes bestreiten. Heinrich erbaute sich mehrere Burgen, deren fränkische Besatzung oft arg im Lande hauste. Das alles erfüllte die Sachsen mit Mißtrauen und Erbitterung gegen den König. Sie empörten sich, wurden aber in blutigem Kampfe nieder- geworfen. In törichter Verblendung mißbrauchte Heinrich seinen Sieg. Denn er ließ sofort die im Sachsenlande zerstörten Burgen wieder herrichten, nahm viele vornehme Sachsen gefangen und zog ihre Güter ein. Auch gab er die gefangenen Bischöfe nicht frei, obgleich Papst Gregor Vii. solches von ihm forderte; dadurch schuf er sich in diesem einen neuen, sehr mächtigen Feind.*) 3. Gregor Vii. bestieg 1073 den päpstlichen Stuhl. Er, der ehemalige schlichte Mönch Hildebrand, war einst aus einem französischen Kloster an den päpstlichen Hof gekommen und hatte den fünf vor ihm regierenden Päpsten als vertrauter Rat- geber gedient. Jetzt, da er selbst den päpstlichen Stuhl bestiegeu hatte, verfolgte er mit unbeugsamer Kraft das Ziel, die Kirche vollständig unabhängig von aller weltlichen Macht zu machen und alle Mißbräuche, die sich in sie eingeschlichen hatten, zu entfernen. Deshalb gebot er: 1. Kein geistliches Amt sollte mehr um Geld verkauft werden (Simonie, Apost.-Gesch. 8); 2. der Papst allein und kein Fürst hätte das Recht, Bischöfe zu ernennen und ihnen die Zeichen ihrer Würde, Ring und Stab, zu geben (Investitur); 3. kein Geistlicher sollte verheiratet sein (Zölibat). 4. Heinrich im Bann. Unbektimmert um das päpstliche Gebot, besetzte Heinrich, wie das bisher üblich gewesen war, deutsche und italienische Bistümer. Da erschien ein Gesandter des Papstes bei Heinrich und verlangte von ihm, daß er die durch Simonie in ihre Stellen gelangten Bischöfe absetze und sich fortan der Belehnung der Bischöfe vollständig enthalte. Heinrich beachtete diese Forderung nicht. Dazu kam noch, daß er von den Sachsen eines lasterhaften Lebenswandels angeklagt war. Der Papst drohte deshalb, daß er ihn mit dem Bann belegen werde, wenn er nicht bald Beweise seiner Sinnesänderung geben werde. Darüber empört, ließ Heinrich den Papst auf einer Versammlung von 26 deutschen Bischöfen in Worms absetzen. Aber der Papst schreckte vor den Drohungen Heinrichs nicht zurück. Im Gegenteil, er tat, was noch kein Papst vor ihm gewagt hatte: er sprach über den König den Bann aus und entband alle seine Untertanen von dem Eide der Treue. Anfangs lachte Heinrich darüber. Den Herzögen aber war die Absetzung des Kaisers sehr willkommen, und auch von den Bischöfen stellte sich einer nach dem anderen auf die Seite des Papstes. Bald erklärten die deutschen Fürsten, einen anderen König wählen zu wollen, wenn Heinrich nicht binnen Jahresfrist vom Banne gelöst sei. 5. Reife nach Italien. Da entschloß sich Heinrich als Büßer nach Italien zu ziehen und sich mit dem Papste auszusöhnen. Im Winter des Jahres 1077 trat er mit seiner edlen Gemahlin, seinem dreijährigen Söhnlein und einem kleinen Gefolge die harte Reise über die Alpen an. Die süddeutschen Fürsten wollten die Absicht des Königs vereiteln und ihn nicht durchlassen. Er mußte den Umweg über den Mont Cenis machen. Das war ein furchtbarer Weg. Es herrschte ein besonders *) Badische Geschichte, Abschnitt 6, 7, ö.

13. Realienbuch - S. 32

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 32 städtische Bürgertum selbständig in die Ereignisse eingriff. Es hatte erkannt, daß Handel und Wandel nur unter einem starken Königtum gedeihen kann. Die Sachsen zerstörten nun die Burgen und verbrannten die Kirchen. Ja sie rissen die modernden Gebeine von Heinrichs Sohn und Bruder aus der Gruft und streuten sie umher. Solche Roheit und Heiligtumsschändung brachte die Fürsten und Bischöfe wieder auf Heinrichs Seite. In der blutigen Schlacht bei Langen- salza a. d. Unstrut wurden die Sachsen besiegt. Aber Heinrich mißbrauchte in törichter Verblendung seinen Sieg. Denn er ließ sofort die im Sachsenlande zerstörten Burgen wieder herrichten, nahm viele vornehme Sachsen gefangen und zog ihre Güter ein. Auch gab er die gefangenen Bischöfe nicht frei, obgleich Papst Gregor Vii. solches von ihm forderte; dadurch schuf er sich in diesem einen neuen, sehr mächtigen Feind. 4. Heinrich im Barm. Heinrich besetzte, wie das bisher üblich gewesen war, deutsche und italienische Bistümer. Da erschien ein Gesandter des Papstes bei Heinrich und verlangte von diesem, daß er die durch Simonie in ihre Stellen gelangten Bischöfe absetze und sich fortan der Belehnung der Bischöfe vollständig enthalte. Dazu kam noch, daß Heinrich von den Sachsen eines lasterhaften Lebenswandels angeklagt war. Der Papst drohte ihm deshalb, daß er ihn in den Bann tun werde, wenn er nicht „bis zur nächsten Fastensynode" (einem geistlichen Gerichte) Beweise seiner Sinnesänderung gegeben habe. Empört über solche Anmaßung, ließ Heinrich den Papst auf einer Versammlung von 26 deutschen Bischöfen in Worms absetzen und schrieb „an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch": „Steige herab, verlaß den angemaßten apostolischen Stuhl!" Aber der Papst schreckte vor den Drohungen Heinrichs nicht zurück. Im Gegenteil, er tat, was noch kein Papst vor ihm gewagt hatte, und sprach über den König den Bann aus und alle seine Untertanen von dem Eide der Treue los. Anfangs lachte Heinrich darüber. Den Herzögen aber war die Ab- setzung des Kaisers sehr willkommen, und auch von den Bischöfen stellte sich einer nach dem anderen auf die Seite des Papstes. Bald erklärten die deutschen Fürsten, einen anderen König wählen zu wollen, wenn Heinrich nicht binnen Jahresfrist vom Banne gelöst sei. 5. Beile nach Italien. Der Papst wollte nach Augsburg kommen, um die deutschen Angelegenheiten zu entscheiden. Das mußte Heinrich verhindern, wenn er den Papst nicht als Oberherrn anerkennen wollte. Da entschloß er sich, als Büßer nach Italien zu ziehen. Er wollte sich als sündiger Mensch vor dem Priester demütigen. Dann durste ihm der Papst die Lösung vom Banne nicht versagen. Damit war denn auch den Fürsten der Grund zu einem Abfall ge- nommen. Im Winter des Jahres 1077 trat er mit seiner Gemahlin, seinem dreijährigen Söhnlein und einem kleinen Gefolge die harte Reise über die Alpen an. Die süddeutschen Fürsten wollten die Absicht des Königs vereiteln und ihn nicht durchlassen. Er mußte den Umweg über den Mont Cenis machen. Das war ein furchtbarer Weg. Es herrschte ein besonders strenger Winter. Die Pfade lagen unter tiefem Schnee verborgen. Die Männer krochen aus Händen und Füßen und waren in beständiger Angst, in den gähnenden Abgrund hinabznrollen. Die Königin und ihre Frauen wurden in Rinderhüute gewickelt und so von den Führern hinabgezogen. Zum Tode erschöpft kamen die Reisenden in der Ebene an.

14. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 41

1913 - [s.l.] : Hirt
11. Heinrich Iv. 41 und hatte nur die Macht der Kirche im Auge. Adalbert war heiter und prachtliebend; auch er wollte die Macht des Erzbistums mehren und geriet dadurch in Kmpfe mit den umwohnenden schsischen Groen. Seinen Ha gegen diese Pflanzte er in Heinrichs Herz. Sonst war er ein tchtiger Mann. (/-Das Ansehen des Reiches wahrte er gegen die alten Feinde des Reiches, die Ungarn. I Adalbert setzte es durch, da Heinrich schon mit fnfzehn Jahren fr mndig erklrt wurde; dadurch gewann er noch mehr an Einflu. Aber nicht lauge; deun die deutschen Fürsten ntigten Heinrich, diesen Ratgeber zu entfernen. Doch seine Ratschlge hatte der junge König nicht vergessen. Vor allem wollte er die Sachsen unter die Knigsmacht beugen. Er be-bcn ad)fen-handelte diesen Volksstamm daher herrisch und baute sich im Sachsen-lande Burgeu, deren festeste die Harzburg war. Das bermtige Ve-nehmen der Ritter, die sich in des Knigs Umgebung befanden, erbitterte die umwohnenden Bauern und Edlen. Es entstand ein Aufruhr, die Sachsen vertrieben ihren Zwingherrn und brachen seine Burgen. Heinrich fand wenig Hilfe, als er die Aufstndischen zchtigen wollte. Er wendete sich sogar an den Papst, der gern die Gelegenheit ergriff, den Schiedsrichter zu spielen. Aber er konnte sich nicht mit ihm verstndigen. Papst Gregor Vii. gab vielmehr den Sachsen recht und verhngte der den Kaiser, der ihn absetzen wollte, die hchste kirchliche Strafe, den Bann^"""' ^Llnd die deutschen Fürsten, die einen mchtigen Kaiser nicht haben reu*bvn-wollten, stellten sich auf die Seite des Papstes. Sie erklrten, der Heinrich iv. Schwabenherzog Rudolf, des Knigs Schwager, an der Spitze, ihrem Könige, einen andern whlen zu mssen, wenn er sich nicht binnen Jahresfrist vom Banne lse. Hierdurch zwangen sie Heinrich Iv., mitten im Winter der die schneebedeckten Alpen nach Italien zum Papste zu ziehen, um sich mit diesem zu vershnen. Alles verlie ihn in seiner Not; nur eine Treue zeigte sich strker als der drohende Tod. Bald nach seiner Mndigkeitserklrung war Heinrich gentigt worden, sich mit der Tochter des Markgrafen von Susa, namens Berta, zu vermhlen. Lauge Zeit hatte er sich widerwillig von der ihm aufgedrungenen Gemahlin abgewendet und wollte sich von ihr trennen. Im Unglck erst lernte er sie lieben, als sie mit weiblicher Traij ihm durch alles Ungemach folgte. Als er nach Italien zum Papste zog, begleitete sie ihn. Es war im harten Winter, die Berge der Alpen starrten vor eisigem Frost und

15. Theil 2 - S. 446

1806 - Leipzig : Hinrichs
446 Fünfte Periode. fallen nach Teutschland zurückkehrte, und sich Lurch Friedrichs Bitten nicht bewegen ließ, bei ihm in Italien zu bleiben. Der Kaiser war unbillig genug, die Schuld seines Unglücks in Italien nicht auf seinen eignen Starrsinn und auf die gegen ihn aufs höchste gestiegene Erbitterung der italienischen Stabte, sondern auf Heinrichs des Löwen Rückkehr zu schie- den. Die bei dem Kaiser bemerkte Unzufriedenheit gegen den Herzog weckte Heinrichs Feinde. Die Fürsten, welche Heinrichs des Löwen Macht beneideten, waren feine Kläger und Richter zugleich; und Heinrich war stolz ge- nug, auf viermalige Vorladungen nicht zu erscheinen. Es wurde also, wegen seines Ungehorsams, die Acht ( i, 80) zu Würzburg über ihn ausgesprochen, und auf fei- ne Exception, daß er als ein gebohrener schwäbischer Fürst nur in Schwaben vor Gericht gefordert werden könne, nicht gehört. Der längst Gefürchtete ward itzt aller seiner Reichslehen beraubt. Bernhard von Askanien erhielt den Titel eines Herzogs von Sachsen; aber theils kamen die schönen westphälifchen Besitzungen des bisherigen Herzogs von Sachsen in die Hände geistlicher Fürsten (hauptsächlich des Erzbischoffs von Köln); theils machten sich die bisherigen Vasallen des Herzogs, die Her- zoge von Mecklenburg und Grafen von Holstein, so wie mehrere westphälische Große unabhängig, und der Kai- ser billigte stillschweigend diese Zerstückelung, weil es in seinem Plane lag, die Macht der großen Vasallen zu schwä- chen. Der neue Herzog von Sachsen Bernhard bauete das Schloß Lauenbnrg, und in dem ihigen Churkreise, wo sein Vater Aldrecht der Bar die Wenden besiegt und verdrängt hatte, die Stadt Wittenberg, wo vom,nun an der Sitz der askanischen Herzoge von Sachsen, doch mit

16. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 209

1871 - Braunschweig : Wreden
— 209 — großer Begeisterung auf die großen Vorbilder früherer Zeiten. Insbesondere hatte er sich Karl den Großen zum Muster genommen. Trotz seiner großen Thaten blieb er bescheiden und sagte, als er seinem Geschichtsschreiber Nachrichten über dieselben mittheilte: „Im Vergleich mit dem, was jene herrlichsten Männer der Vorzeit leisteten, sind dies vielmehr Schatten als Thaten." Das Hauptstreben seiner Regierung ging dahin, das unter seinen Vorgängern gesunkene kaiserliche Ansehen wieder herzustellen, namentlich auch in Italien, wo der Papst und die lombardischen Städte seit den Zeiten Heinrichs Iv. dem Kaiser verweigerten, was ihm gehörte. Er unternahm deshalb sechs Feldzüge nach jenem Lande; auf dem fünften aber verweigerte sein mächtiger Vetter, Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen, ihm den Gehorsam und Beistand, und obwohl Friedrich die Kniee des stolzen Herzogs flehend umfaßte, zog dieser dennoch mit seinen Truppen ab. Die Folge davon war, daß der Kaiser bei Legnano im Jahre 1176 von den lombardischen Städten völlig geschlagen wurde und ihnen bedeutende Rechte einräumen mußte. Heinrich der Löwe, aus dem stolzen Geschlechte der Welfen, war unzweifelhaft nächst dem Kaiser der größte Fürst seiner Zeit. Er hatte einen festen, durch ritterliche Uebungen aller Art gefestigten Körper, ein offenes Gesicht, große schwarze Augen, bunkles Haar und einen starken schwarzen Bart. Er war ein Feind aller Trägheit und Ueppigkeit, tapfer, streng, ausbauerub, überhaupt in vieler Beziehung seinem Vetter, dem Kaiser, ähnlich. Doch überleuchtete im Ganzen das blonbe Geschlecht der Hohenstaufen das braune der Welfen (so hieß die Familie Heinrichs nach feinem Urgroßvater Welf), und bei aller Trefflichkeit ist feiner aus btefent Hanfe dem rothbärtigen Friedrich an Heldensinn und Kriegsmnth gleichzustellen. Heinrich suchte sich im Norben von Dentschlanb in unablässigem Kampfe mit Friesen und Slaven ein großes und unabhängiges Reich zu gründen. Er grollte daher dem Kaiser, der ihm in Italien nutzlos deutsches Blut zu vergeuden schien, und schon während eines früheren Römer-zuges desselben hatte er, nur um ihm nicht Beistand leisten zu müssen, einen Kreuzzug unternommen. Von diesem zurückgekehrt, ließ er auf dem Markt zu Braunschweig einen steinernen Löwen als Sinnbild seiner Macht errichten. Als er nun aber mit dem Kaiser cssen gebrochen und der Bruch die Niederlage bei Legnano verursacht hatte, erfolgte bald fein Sturz. Aus Italien heimgekehrt, zog Friedrich ihn vor das Reichsgericht und erklärte ihn, da er auf dreimalige Ladung nicht erschien, in die Acht. Alle alten Feinde Heinrichs, alle, die durch seinen Fall zu gewinnen hofften, brachen auf gegen den letzten Welfen, dem nur Sachsen treu blieb. Seines Namens würdig, schlug der Löwe grimmig um sich her und tilgte zum Theil den Schanbfleck des Verrathet durch den Ruhm ungemeiner Tapferkeit. Bis tns dritte Jahr blieb er unbesiegt, obwohl Friedrich selbst gegen ihn aus* gezogen war. Den Landgrafen von Thüringen nahm er sogar gefangen. 418 aber der Kaiser einen neuen großen Zug gegen ihn aufbrachte, ward n -t in Stade eingeschlossen. Niemand blieb ihm treu als die Stadt Lübeck, die sich dem Kaiser nicht eher ergab, als bis sie sich von dem Dietlein, Bilder aus der Weltgeschichte. 14

17. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 65

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Kapitel Xi. Der Sieg der Kluniazenser. 65 bannte den König wieder. Doch alle Welt fühlte das Unrecht des Papstes. König Heinrich zog mit Heeresmacht nach Italien, setzte einen neuen Papst ein und ließ sich zum Kaiser krönen. Den Gregor retteten zwar die Nor- mannen, doch starb er in der Verbannung. Fast schien es, als ginge Kaiser Heinrich als Sieger aus dem Kampfe hervor. Doch überall wuchsen neue Feinde. Der neue Papst, der Franzose Urban, hetzte die Söhne gegen den Vater ans. Noch während des Kampfes mit seinem zweiten Sohn Heinrich ist der alte Kaiser gestorben. Selbst der kaiserlichen Leiche gönnte der Papst keinen Frieden. Aber von allen Guten und von den Armen ist der Kaiser viel beweint worden. Auch Heinrich V. fand lange noch keinen Frieden im Reich. Die Frage, wer Herr der Kirche sei, Kaiser oder Papst, blieb unentschieden. Dazu kam der Widerstand der Großeu im Reich gegen die Unterstützung der Städte durch den Kaiser. Besonders der Herzog von Sachsen, Lothar von Snp-plinbnrg, wollte vom Kaiser-nichts wissen, weil die Sachsen am liebsten für sich bleiben wollten. Tatsächlich setzte Lothar Markgrafen ein und ab, ohne den Kaiser zu fragen. Doch gelang es dem listigen Kaiser endlich, mit dem Papst einen Vergleich zu schließen. Der Sieger war der Papst, denn während die päpstliche Gewalt bis dahin unter dem Kaiser gestanden hatte, trat sie als gleichberechtigt neben deu Kaiser. Folgendes wurde abgemacht: In Deutschland und Italien werden von nun an die Bischöfe usw. von den Geistlichen gewählt (Investitur mit Ring und Stab*). Der König darf bei der Wahl zugegeu sein. Er belehnt dann die Gewählten mit den weltlichen Besitzungen, die zum Bistum oder Kloster gehören (Investitur mit dem Zepter.) In Deutschland erfolgt die Belehnnng durch den Kaiser vor der Wahl. In Italien nachher. Diese Einigung kam zustande zu Worms 1122 und hieß das Wormser Wormser t i Konkordat, Konkordat. 1129 Herzog Lothar. Investitur mit dem Stab. Nach einer Miniatur. *) Ring und Stab sind die Sinnbilder der geistlichen Gewalt. Philipp, Leitfaden für den Geschichtsunterricht. Iv. 5

18. 2 - S. 71

1856 - Breslau : Leuckart
Heinrich der Vierte. 71 Aemter, von denen sie nichts verstanden und die sie nur als reiche Erwerbsquelle ansahen. Umsonst hatten sich bisher die Päpste ins Mittel gelegt. Jetzt, als das Uebel den höchsten Grad erreicht hatte, saß auf dem päpstlichen Stuhle Gregor Vh., ein Mann von großer Umsicht und eiserner Festigkeit. Mit tiefer Betrübniß sah er die Gebrechen der Zeit, und um von Grund aus zu helfen, sprach er den Fürsten das Recht ab, geistliche Aemter zu vergeben, ja auch die weltlichen Aemter sollten Geistliche nur aus den Händen des Papstes em- pfangen. Dem Papste sollten Kaiser, Könige und Fürsten mit all ihrer Macht untergeben sein — wie das Kreuz sinnbildlich über dem Reichsapfel steht, der die Erde vorstellt, so sollte die kirchliche Macht über der weltlichen stehen. Da der Kaiser den Ermahnungen des Papstes, die Verlei- hung kirchlicher Aemter zu unterlassen, nicht Gehör schenkte, so entstand eine unselige Spaltung in Deutschland und Italien. Zwei große Parteien bildeten sich: die eine hielt es mit dem Könige, die andere mit dem Papste. Letztere gewann starken Zuwachs durch die Sachsen, denen sich alle übrigen Mißvergnügten anschlossen. Heinrichs Ansehn war dahin; kein Vasall erschien ihm zur Hilfe, ja die deutschen Fürsten drohten einen andern König zu wählen, wenn Heinrich sich nicht binnen Jahresfrist vom Banne löste, der über ihn ausgesprochen worden war. Da zog der Unglückliche als Büßender über die Alpen im Winter 1077. Selbst da noch bereitete man ihm viele Hindernisse; er mußte große Umwege machen, um denen zu entgehen, welchen eine Aussöhnung nicht willkommen war. Kaum dem Gemsjäger bekannte, fast ungang- bare Pfade stieg er mit den Seinen mühsam hinab; die größte Eile war nöthig und der Hindernisse so viele. Endlich war der Gipfel erreicht, aber die Gefahr nicht verringert. Die Wege wa- ren abschüssig und glatt; die Männer krochen auf Händen und Füßen, die Frauen wurden in Schläuchen von Ochsenhäuten an Seilen hinabgelassen, den Pferden band man die Beine zusammen und ließ sie heruntergleiten. Alles das ertrug Heinrich im Gefühl seiner Schuld. Aber kaum hatte er Verzeihung erhalten, kaum war er vom Banne erlöst, so vergaß der Leichtsinnige sein Ver- sprechen und erbitterte alle Gemüther wiederum. Die deutschen Fürsten wählten nun wirklich Rudolph von Schwaben zum Könige und es kam zum Kampfe. — Rudolph erlag, und Heinrich, durch sein Glück übermüthig geworden, zog mit Heeresmacht nach Ita- lien gegen den Papst. Wieder wurde er in Bann gethan; der Papst Gregor starb, aber Heinrich kam nicht zur Ruhe. Zwar überwand er noch einen Gegenkönig, Hermann von Luxemburg, auch die Sachsen wurden des Kampfes müde; aber sein eigner

19. Der geschichtliche Unterricht in der Volksschule - S. 18

1910 - München : Kellerer
18 — stürzen). Wie gelangt man von einem Ufer des Flusses auf das andere? (Kahn, Brücke). Wer hat die Brücke bei Föhring erbaut? Was wird die Brücke gekostet haben? (viel Geld). Wie wird nun der Bischof seine Auslagen wieder erhalten haben? (Zoll). Wann zahlt dein Vater auch einen Zoll? (in Stadt). Wie heißt man diesen Zoll? (Straßen-, Pflasterzoll). Wie wird man den Zoll heißen, den man für Benützung einer Brücke bezahlt? Was tat Heinrich der Löwe einmal bei Nacht? Warum hat er die Brücke zerstört? (Einnahme beneidet). Was wollte Heinrich selbst haben? Was mußte er deshalb tun? Was legte er zugleich an? Warum ein Zollhaus? (Zoll gleich entrichten, überwachen). Warum eine Salzhalle? (nicht mehr so weit fahren). Warum eine Münzstätte). (Geld wechseln). Welchen Schaden mußte der Bischof erdulden? (keine Brücke, keine Einnahme). War diese Handlung vom Herzog schön? Welche schlimme Eigenschaft zeigt uns Heinrich der Löwe? (ungerecht, habsüchtig, neidisch). In das Dorf München kamen sehr viele Fuhrwerke. Es waren deshalb auch Handwerker notwendig. Welche: 1. wenn der Wagen ausgebessert werden mußte? 2. wenn die Pferde beschlagen wurden? 3. wenn dem Pferdegeschirr etwas fehlte? 4. wenn die Fuhrleute übernachten wollten? (Wirt, Metzger, Bäcker, Kaufmann). Waren diese Gewerbetreibenden vor Erbauung der Brücke auch schon in München? Was werden sich diese Leute in München erbaut haben? (Häuser). Wie wurde daher immer München? (größer, Stadt). Wie schützte Heinrich der Löwe die Stadt München? 2. Erzählung: Welches Herzogtum gehörte Heinrich dem Löwen noch? (Sachsen). Bayern und Sachsen waren ein ziemlich großes Land. Wie wird die Macht Heinrichs gewesen sein? Heinrich der Löwe wollte in Norddeutschland ein großes Reich gründen. Kaiser Friedrich Barbarossa hatte noch immer Krieg in Italien. Da schickte Barbarossa an Heinrich einen Boten und ließ ihn zum Kriegszug nach Italien laden. Heinrich der Löwe kam aber nicht. Der Kaiser wurde in Italien besiegt. Als Friedrich Barbarossa wieder nach Deutschland zurückkam, hörte er viele Klagen über Heinrich. Deshalb wurde Heinrich der Löwe vor Gericht geladen, aber er kam wieder nicht. Da wandte sich der Kaiser an die versammelten Fürsten und fragte, wie er Heinrich den Löwen bestrafen sollte. Die Fürsten antworteten: „Er gehört in die Reichsacht, alle Ehren und Länder soll er verlieren!" Da erschien Heinrich der Löwe vor dem Kaiser und bat ihn um Verzeihung. Bayern und Sachsen verlor er, und 3 Jahre mußte er Deutschland verlassen. Nacherzählen! Welche Überschrift? „Wie Heinrich abgesetzt wurde". a) Karte: Bayern, Sachsen, Norddeutschland. b) Erklärung: Was hatte Heinrich der Löwe im Sinne? Wohin mußte der Kaiser wieder ziehen? Was ließ er Heinrich dem Löwen sagen? Was tat er aber? Wäre Heinrich der Löwe dem Kaiser Hilfe schuldig gewesen? Warum? (als Herzog Treue geschworen, mußte dem Kaiser folgen). Wie wird der Kaiser

20. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 51

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 51 — Er zürnt den deutschen Fürsten, die ihn als ihren Kaiser nicht mehr anerkennen wollen. Er ist voller Haß gegen die Bischöfe, die für den Papst Partei nehmen und sich von ihm, ihrem Kaiser, lossagen. Er ist voller Zorn gegen den dreisten Mönch, der ans des Papstes Stuhle sitzt und sich erkühnt, den deutschen Kaiser vor seinen Richterstuhl zu fordern, ihn sogar aus der Kirchengemeinfchaft auszustoßen. In schäumender Wut möchte er zum Schwerte greifen und sie züchtigen, die Treulosen und Hochmütigen. Warum that er das nicht? Verzagt fragt er: „Wie kann ich kämpfen ohne Streitmacht? Die Fürsten sind deine Gegner, das Volk der Sachsen wird wider dich die Waffen ergreifen, Papst und Geistlichkeit werden dich befehden." Da reut es ihn, daß er die Sachsen so hart behandelt hat, daß er mit den Fürsten nicht bessere Freundschaft unterhalten und die Macht des Papstes so gering geachtet hat, und kleinmütig und verzagt weiß er keinen andern Rat, als mit dem Papste sich auszusöhnen. Er unternahm daher mitten im Winter die beschwerliche Reise über die Schneeberge der Alpen, nur von seiner Gemahlin Bertha und einigen Getreuen begleitet. So gefährlich war der Weg über die steilen Eisfelder, daß an schroff abwärts fallenden Stellen die Kaiserin sich auf einer Ochsenhaut herabschleifen lassen mußte. Aber mit beispielloser Geduld bestand Heinrich alle Mühseligkeiten der Reise, um nur so bald als möglich vom Banne wieder befreit zu werden. Als Heinrich nach Italien kam, strömten ihm von allen Seiten Fürsten und Bischöfe entgegen, die unzufrieden mit dem Papste waren und den Kaiser baten, an ihre Spitze zu treten und Gregor Vii. abzusetzen; dieser aber antwortete: „Nicht um zu kämpfen, sondern um Buße zu thun, bin ich gekommen!" Der Papst war eben auf dem Wege nach Deutschland. Er wollte in Augsburg Gericht über den Gebannten halten. Als er von des Kaisers Ankunft in Italien hörte, wußte er nicht, ob Heinrich Krieg oder Frieden bringe. Schnell begab er sich in das feste Schloß Kanossa, in dessen Nähe er sich gerade befand. Das Schloß lag südlich vom Po, westlich von Modena. Auf nackten, sehr hohen und steilen Quarzfelfen erhob es sich, und drei Mauergürtel umschlossen es. Aber Heinrich kam nicht als Angreifender, sondern als Flehender. Man ließ ihn mit seinen wenigen Begleitern ungehindert durch den Eingang am Fnße des Felsens bis vor das Thor der eigentlichen Burg. Barfuß, das Büßerhemd über seine Kleider und heftig weinend stand der Kaiser da im Schnee, vor Kälte zitternd. Wiederholt pochte er an die Pforte und bat um Einlaß. Abends ging er in die Herberge, um zu ruhen und zu essen, und am andern sowie auch am dritten Morgen wiederholte sich dasselbe Schauspiel. Erst am vierten Tage ließ sich der Papst auf Unterhandlungen ein. Die Pforten der Burg öffneten sich und Heinrich trat in den Saal, wo der Papst mit den Geistlichen,, den Karbinälen, ihn erwartete. Hier bekannte er feine Schulb, und Gregor sprach den Bußfertigen vom Banne los. 4*