Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 104

1889 - München : Lindauer
104 Stehern Napoleon dagegen entbot denmassena nach Italien zur Defensive und whlte fr sich selbst den Kriegsschauplatz w rr mren 01tail Gleichzeitig rckte der franzsische Marschall Bernadotte mit einem Corps von Hannover gegen Franken vor, vereinigte sich mit den von Deroy und Wrede befehligten Bayern und mit einem andern franzsischen Corps das unter Marmont aus Holland kam, und drang mit Vereng der Neutralitt Preuens durch das Ansbachsche gegen Ingolstadt vor. Mack ward in Ulm eingeschlossen und ubergab am 20. Oktober 1805, fnf Tage vor der in der Kapi-tiilation bezeichneten Frist, die Festung. Als nun der Erz-herzog Karl Italien aufgab, und der franzsische General Ney Tirol eroberte, rckte Napoleon gegen Wien vor. Das inzwischen am Inn eingetroffene russische Heer unter Kutusow zog sich vor Napoleon nach Mhren zurck wohin sich auch der Wiener Hof und das zweite russische Heer mit dem Kaiser Alexander begab. Die vereinigten Russen und sterreicher griffen das ihnen nach Mhren gefolgte franzsische Heer an, wurden aber von Napoleon am 2. Dezember, dem Jahrestage seiner Krnung durch Papst Pius Vii, bei Austerlitz in der ersten Dreikaiserschlacht vollstndig geschlagen. Zunchst vereinbarte Preußen, welches nach dem Durch-zuge Beruadotte's durch das neutrale Ansbacher Gebiet dem st er reichisch -russischen Bndnisse bedingt beigetreten war, mit Napoleon zu Schnbrunn am 15. Dezember 1805 einen Separatvertrag, darauf schlo Kaiser Franz Ii mit Napoleon am 26. Dezember 1805 den Frieden zu Preburg. Gem den Bestimmungen des Schnbruuuer Ver-trags sollte Preußen die Markgrafschaft Ansbach an Bayern abtreten; hiegegen sollte Bayern das Herzogtum Berg an Napoleon, und die meisten seiner Herrschaften in Bhmen an den Erzherzog Ferdinand berlassen. Dem Frieden zu Pre brg zufolge trat sterreich ganz Tirol samt den Frstentmern Brixen und Trient, viele Gter in Vorarlberg und Schwaben, sowie die Stadt Lindau und die Markgrafschaft Burg an (zwischen

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Neuere und neueste Geschichte - S. 78

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
bürg hatte Napoleon dessen Schwager, den Kaiser von Rußland, tief verletzt; alsbald hob Alexander die Grenzsperre gegen England auf und untersagte dagegen die Einsuhr einer Anzahl sranzösischer Erzeugnisse. Damit war der Krieg zwischen Frankreich und Rußland so gut wie schon erklärt, und beide Staaten fingen an zu rüsten. Durch deu drohenden Ausbruch des Kriegs zwischen Napoleon und Alexander ward Preußens Lage um vieles verschlimmert; neutral zu bleiben war unmöglich; so groß auch der Haß schon gegen Napoleon war, so wies die Klugheit und Gesahr doch aus ein Bündnis mit Frankreich hin. Preußen mußte 20 000, Österreich 30 000, der Rheinbund 100000 Mann mit gegen Rußland senden. Im Frühjahr 1812 wälzte sich die ungeheure Heeresmacht Napoleons, 610000 Mann mit 1375 Geschützen und 187 000 Pferden von Westen nach Osten. Dem Heere folgten 2768 Munitionswagen, 30 000 Leiterwagen und Wagen mit Lagerbaugeräten, Handwerker aller Art, Wäscherinnen, Totengräber, ganze Viehherden rc. Am 22. Juni begann das Heer den Übergang über den Niemen. Alexander vermochte seinem Gegner nur 315.000 Mann entgegenzustellen, und seine Truppen zogen sich daher zwar fechtend, aber absichtlich keinen ernsten Widerstand leistend, zurück. Man hatte dem Kaiser berechnet, daß, wenn er stets fechtend zurückgehe, die Magazine ruiniere und immer tiefer in's Land zurückweiche, Napoleon aufgerieben werden müsse, wobei der Winter gar nicht einmal so streng in Anschlag gebracht war, als er eintrat. Der unaufhörliche Regen machte die Wege säst ungangbar; die mit Ochsen bespannten Transportwagen blieben stecken; bald deckten über zehn tausend tote Pferde die Straße nach Wilna. Dabei häufte sich die Zahl der Kranken in erschreckender Weise. 2. Moskau. Nur zweimal gab Alexander der Kampflust seiner Truppen nach. In der 7. Woche erreichte Napoleon Smolensk, welches von den Russen zwei Tage lang mit großer Tapferkeit verteidigt, in der darauf folgenden Nacht aber von den Truppen und Einwohnern verlassen wurde, so daß dem Feinde nichts als Brandstätten übrig blieben. Napoleon hatte bis jetzt schon 125000 Mann verloren. Den zweiten ernstlichen Widerstand leisteten die Russen bei Borodin o an der Moskwa, 15 Meilen vor Moskau. Die Schlacht war eine der blutigsten, die je geschlagen worden sind: 70000 Tote und Verwundete deckten das Schlachtfeld. Die Russen zogen sich in bester Ordnung zurück. Am 14. Septbr. 1812 rückte die französische Armee in der alten Zarenstadt ein. Alles Militär, säst alle Einwohner hatten die Stadt verlassen; niemand erschien; die Straßen waren menschenleer, die Fenster der Paläste verhangen: Moskau schien eine Stadt der Toten zu sein. Der Kaiser bezog den Kreml, das alte Zarenschloß. Schon in der ersten Nacht brach ans mehreren Stellen Feuer ans; die Franzosen wollten löschen;

2. Von der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts - S. 157

1912 - Langensalza : Beltz
Der Untergang der großen Armee. 1812. 157 einverleibt hatte. (Tilsiter Friede.) Warum war der Kaiser von Rußland damit unzufrieden? Er hatte anfangs wohl berechtigte Hoffnung, daß ihm das Herzogtum zugesprochen würde. Jetzt durchschaute er erst den Plan Napoleons. Dieser wollte nämlich aus dem Herzogtum das Königreich Polen wieder aufrichten und einen seiner Freunde als König einsetzen. Da gingen Alexander die Augen auf. Er geriet über Napoleons Plan in Zorn. Der Franzosenkaiser erfuhr davon und wollte Alexander zum unterwürfigen Gehorsam zwingen. Deshalb verhängte er die englische Handelssperre nun auch über Rußland. Folge? Die Erbitterung Alexanders wuchs noch mehr: Rußland durfte nun keinen Handelsverkehr mit England mehr unterhalten; es durften keine englischen Waren gekauft werden, kein englisches Schiff durfte in einen russischen Hafen einlaufen. Die Sperre war für Rußland besonders empfindlich; denn es war auf den Handel mit England angewiesen. Woher sollte man nun Zucker, Kaffee, Gewürze und andere Kolonialwaren beziehen? Der arme russische Bauer sollte nun nicht einmal mehr einen frischen Hering zu seinem Gericht Kartoffeln essen können. Das ganze russische Volk war über die Gewaltmaßregel des französischen Gewalthabers empört. Dazu kam noch ein drittes: Napoleon hatte dem Herzog von Olden-bürg, der ein Verwandter des Zars von Rußland war, das Land genommen. Alexander fühlte sich verpflichtet, seinen Verwandten zu schützen. So wurde fein Verhältnis zu Napoleon so gespannt, daß der Krieg unvermeidlich schien. Die Freundschaft zwischen beiden Kaisern war zu Ende. Der russische Kaiser sagte sich von der englischen Handelssperre los (und suchte seinerseits dem Handel Frankreichs zu schaden, indem er die Einfuhr französischer Manufakturwaren verbot und anordnete, daß französische Weine nur gegen hohen Zoll in Rußland eingeführt werden durften). Was sagte Napoleon dazu? Er geriet über solchen Widerstand in Zorn und beschloß, Rußland zu besiegen und den Kaiser abzusetzen. „Sagen Sie Ihrem Kaiser", antwortete er einem russischen Bevollmächtigten, „daß mir ein Marsch nach Petersburg oder Moskau nicht mehr Unbequemlichkeiten machen soll, als eine Spazierfahrt nach Fontainebleau. Der Kaiser mag sich vorsehen, wir haben uns kennen gelernt. Mag es dem Glück oder der Tapferkeit meiner Soldaten zuzuschreiben sein, oder mag es daher kommen, daß ich das Handwerk ein wenig verstehe, ich habe im Kriege immer den Vorteil gehabt. Rußland wird von seinem Verhängnisse ergriffen. Wohlan, es soll erfüllt werden!" Vertiefung. 1. Warum war Alexander über die beabsichtigte Wiederherstellung des Königreichs Polen erzürnt? Er ahnte, Napoleon würde in Polen einen Frankreich treu ergebenen Herrscher einsetzen, vielleicht gar einen seiner Verwandten, wie er es nach dem Tilsiter Frieden in den von Preußen abgetretenen Landesteilen westlich der Elbe getan hatte — im Königreich Westfalen, im Großherzogtum Berg. — Napoleon wollte einen französischen Staat zwischen Preußen und Rußland einschieben usw. 2. Warum war Rußland über die englische Handels-sperre so erbittert?

3. Auszug aus Annegarns Weltgeschichte für Schulen - S. 251

1901 - Münster i. W. : Theissing
Napoleons Zug gegen Rußland. 251 vereinigte und außerdem einen großen Teil von Norddeutschland (Münster, Osnabrück, Emden und die Hansestädte) zu dem großen Kaiserreiche schlug, erstreckte sich seine Herrschaft über das ganze westliche Europa, von der Nordsee bis tief in Italien und Spanien hinein. Wapoteoris Zug gegen Wußtcrnd. (1812.) Seit dem Tilsiter Frieden war der russische Kaiser Alexander ein treuer Freund Napoleons und sperrte auch den Engländern alle russischen Häfen. Da aber der russische Handel dadurch ganz gelähmt wurde, gab der Zar später den Handel mit England zum Teil wenigstens wieder frei und geriet so natürlich mit Napoleon in Zwist. Dazu kam, daß Napoleon das Herzogtum Oldenburg, dessen Herrscher ein naher Verwandter des russischen Kaiserhauses war, zu Frankreich schlug. Nun beschwerte sich Napoleon über Alexander, Alexander über Napoleon, und beide rüsteten sich zu einem schweren Kriege. Napoleon war wie immer der angreifende Teil. Am 24. Juni 1812 rückte er mit einem gewaltigen Heere von fast 500000 Mann über die russische Grenze; Franzosen, Deutsche, Holländer, Schweizer, Spanier, Portugiesen und Italiener folgten seinen Adlern. Nach der blutigen Schlacht bei Borodino an der Moskwa, die im ganzen 70000 Menschen das Leben kostete, rückte der Sieger in Moskau ein. Alle Straßen waren leer, Grabesstille herrschte überall, Bürger und Beamten hatten die Flucht ergriffen. Kaum hatte der übermütige Eroberer von dem Kreml, der Burg des Zaren, Besitz genommen, so stieg in der Stadt eine große Feuersäule auf, und am folgenden Tage brannte Moskau an 500 Stellen zugleich. Der Feuerschein der Freiheit leuchtete auf, für Europa schlug die Stunde der Befreiung, in Moskau sollte der Unterdrücker Europas gerichtet werden. Nur mit genauer Not entkam Napoleon aus der brennenden Stadt, seine Generale folgten ihm, auch der größte Teil des Heeres schlug vor den Thoren unter Lauben und Bäumen sein Lager auf. Napoleon bot dem Zaren den Frieden an, aber für Rußland begann jetzt erst der Krieg. Da erscholl das Signal zum Rückzüge. Es ging nach Polen zurück, der

4. Theil 3 - S. 429

1875 - Leipzig : Brandstetter
429 Napoleon suchte eine Schlacht. Nach achttägigen kleineren Gefechten erfolgte das entscheidende Treffen bei Fried land, in welchem er Sieger blieb und die Verbündeten bis an den Niemen zurücktrieb. Nach dem Schlage bei Friedland war nichts anders zu erwarten, als daß die Friedenspartei in Preußen sowohl als in Rußland die Oberhand gewinne. Dies ward für Rußland höchlich gefördert, da Napoleon selbst nichts sehnlicher wünschte, als den Czaren aus dem Verband mit Preußen zu lösen und auf seine Seite zu ziehen. Am 21. Juni ward eine Waffenruhe abgeschlossen und alsbald die Friedensunterhandlungen eröffnet. Mit Preußen erklärte Napoleon besonders verhandeln zu wollen. In diesem ersten Schritte lag bereits die Trennung der bis jetzt wenigstens äußerlich verbündeten Mächte. Es war klar, daß das Schicksal Preußens und seines Königs war, hülflos dem Uebermuth i7es Siegers anheimgegeben zu werden. Auf den letzten Winkel der Monarchie mit einer kleinen Schaar erschöpfter Truppen zurückgedrängt, zwischen einem unerbittlichen Sieger und einem treulosen oder wenigstens völlig rücksichtslosen Verbündeten — was hatte Preußen in solchem Zustande noch zu hoffen! Napoleyn's tiefer Groll trat unverhohlen hervor und auch Alexander war nicht mehr derselbe, der einst unter Thränen gesagt hatte: „Nicht wahr, Keiner von uns Beiden fällt allein?" In der Mittagsstunde des 25. Juni 1807 fand die verhängniß-volle Zusammenkunft statt, von welcher der offene Abfall Rußlands und der Anfang der neuen Politik in Europa ausging. Auf der Memel bei Tilsit war auf zwei mit einander verbundenen Fahrzeugen ein Pavillon erbaut, in welchem die beiden Kaiser eine Unterredung ohne Zeugen hatten, deren vollständiger Inhalt nicht bekannt geworden ist. Jedenfalls wurde Alexander damals durch die Aussicht auf eine französtsch-moskowitische Weltherrschaft gewonnen. Zu den Freundschaftsdiensten, welche der Czar dem Könige von Preußen in dem Pavillon auf der Memel erwies, gehörte die für den nächsten Tag anberaumte Zusammenkunft der drei Monarchen. Er hoffte dadurch eine günstigere Stimmung Napoleon’s für Preußen zu erzielen. Der Versuch mißlang jedoch und führte zu peinlichen Erörterungen. Der König kehrte in tiefer Verstimmung nach Tilsit zurück und in der festen Ueberzeugung, daß auf die Großmuth des Siegers von Jena nicht zu hoffen sei. Indessen amüstrte Napoleon den russischen Kaiser mit militärischen Schauspielen; und seiner persönlichen Liebenswürdigkeit, die, wenn er wollte, bezaubernd sein konnte, gelang es, den leicht empfänglichen Alexander ganz für sich zu gewinnen. Indem dieser Letztere Allem entsagte, was seit den letzten Jahren als der heiligste Grundsatz seiner

5. Viertehalb Jahrhunderte - S. 971

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Zeit der siegreichen Revolution. 97l nigreich Westphalen mit der Hauptstadt Kassel für Napoleons Bruder Hieronymus zu bilden. Von Neu-Ostpreußen ward der östlichste Theist dessen Hauptstadt Bialystok war, dem Kaiser Alexander, dem bisherigen Bundesgenossen des nunmehr zerstückelten Staates, abgetreten. Die übrigen ehemaligen polnischen Gebiete erhielt als ein Herzogthum War- schau der König von Sachsen, dem auch Cottbus zufiel, mit Ausnahme des Danziger Gebietes, das eine dem Namen nach unter preußischem und sächstschem Schutze, der That nach unter französtscher Herrschaft stehende Republik bilden sollte. Die Herzoge von Mecklenburg wurden wieder hergestellt. Rußland aber versprach, seinen Krieg mit den Tür- ken, wo jüngst Selim Iii. (1798—1807) wegen der von ihm versuchten Einführung europäischen Heerwesens durch die Janitscharen gestürzt und sein Vetter Mustapha Iv. auf den Thron erhoben worden war, unter französischer Vermittlung zu beenden, die Moldau und die Walachei zu- rückzugeben, auch mit Napoleon gegen England, wenn dieses den ihm gemeinschaftlich anzutragenden Frieden nicht annähme, gemeinschaftliche Sache zu machen. Außerdem überließ Alexander die Republik der sieben jonischen Inseln dem Schutze Napoleons. Preußen hatte die Hälfte sei- nes Gebietes und seiner Bevölkerung verloren und die andere Hälfte nur in Folge der Erwägung Napoleons behalten, daß es, zum Aeußer- sten getrieben, den Krieg hinreichend verlängern könne, um an dem schon in Bewegung gerathenen Oestreich eine neue Hülfe zu ge- winnen. Es zeigte sich, daß Preußen durch sein früheres Anschließen an Frankreich sich nur seine eigenen Ketten hatte schmieden helfen, in- dem es dem Eroberer die Bekämpfung der übrigen Mächte erleichtert hatte, bis nach deren Schwächung es selbst seine Beute wurde. An Kaiser Alexander scheint sich aber mit der seit Katharinas Ii. Zeit am Hofe zu Petersburg herrschenden Neigung zur Anerkennung franzö- sischer Geistesüberlegenheit zugleich die Gewalt, mit welcher ein Glück ohne Gleichen die Menschen zur Bewunderung hinreißt und zu allem Widerstande unfähig macht, in einem hohen Grade bewährt zu haben. 31. Für Preußen hörte mit dem Frieden der Druck nicht auf, den der Feind auf dasselbe gelegt hatte. Die Verpflichtuug, eine große Kriegssteuer zu zahlen, war eine Quelle beständiger Quälereien, denen man den Franzosen gegenüber unterworfen war. Je mehr aber hier- durch das Gefühl des erlittenen Verlustes wach erhalten wurde, je mehr der unmittelbare Anblick der französischen Willkühr und der einreißenden Armuth den Abscheu gegen den Eroberer in Uebung erhielt, desto mehr Schnellkraft entwickelte sich im Lande, da man sah, wie man mit dem verlustvollen Frieden nicht die Ruhe, sondern das Hinsiechen erkauft hatte. In der Ueberzeugung von der Unerträglichkeit des gegenwärtigen Zustandes richteten die Staatsmänner ihr Augenmerk auf alle die

6. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 109

1898 -
— 109 — Friedensanträge, — die Alexander nicht annahm, denn er merkte daraus, wieviel jetzt Napoleon an dem Frieden gelegen war. Alexander sagte damals: „Napoleon oder ich, ich oder er; wir beide können nicht länger nebeneinander herrschen; ich habe ihn kennen gelernt; er wird mich nicht mehr täuschen," — wie in Tilsit. Nun hätte ja Napoleon in Moskau ruhig warten können, wenn nicht schon der Oktober herangekommen wäre. — Der Winter nahte, der in Rußland viel härter ist als bei uns. Aber er konnte doch den ganzen Winter über iu Moskau bleiben. Das wurde ihm auch geraten, aber er wollte nicht so lange von Paris fern bleiben. — Er fürchtete für seine Herrschaft und glaubte, es könnte eine Revolution ausbrechen. Dazu ein russisches Heer, ringsum eine feindliche Bevölkerung, weit entfernt von allen Hülfsmitteln. Endlich, Mitte Oktober, als er einsah, daß kein Friede zu erlangen sei, beschloß Napoleon, den Rückzug anzutreten. Zusammenfassung: Napoleons Aufenthalt in Moskau. Wie das französische Heer zurückkehrte, erfahrt ihr aus einem Gedicht: „Das Franzosenheer auf der Flucht". ^ Aus dem Gedicht wird der grauenvolle Zustand des Überrestes der großen, glänzenden Armee ersehen; daß Kälte und Nahrungsnot die Ursachen davon waren; daß Napoleon das Heer verlassen hatte (um nach Paris zu eilen zur Betreibung neuer Rüstungen); und daß das Volk diese Rückkehr als ein Gottesgericht ansah. Nach der durch Schüler im Anschluß an das Gedicht gegebenen Schilderung fragt der Lehrer: War das französische Heer schon von Moskau an in diesem elenden Zustande? — Nein, in Moskau hatte es sich erholt und mit allem Nötigen versehen. Aber auch vieles mitgenommen, was nicht zum Bedarf des Soldaten gehört. — Beute. Die Fußsoldaten hatten mit Beute ihre Tornister schwer bepackt, die Reiter ihre Pferde, die Kanoniere die Geschützwagen; auf Kranken-, auf Marketenderwagen sah man Beutestücke; und dem Heere folgten lange Wagenzüge, die ebenfalls Beute enthielten. Dadurch wurde der Marsch außerordentlich verlangsamt (Verstopfung der Wege, der Brücken, und Eilmärsche wurden unmöglich). Das Lesestück: „Der Übergang über die Beresina" wird gelesen. Drei Ursachen haben also das Verderben der Armee bewirkt. — Langsamkeit des Marsches, Kälte und Nahrungsnot bei dem ungeheuren Weg (an der Karte auszurechnen) und der Verfolgung durch die Russen (Kosaken). Zusammenfassung: Der Rückzug. Gesamterzählung: Napoleons Zug nach Rußland; Ursache (Kontinentalsperre, Oldenburg); Verlauf (Einmarsch, Brand von Moskau, Aufenthalt, Rückzug).

7. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 126

1879 - Berlin : Nicolai
126 wegen der Continentalsperre, als auch wegen der Vertreibung des Herzogs von Oldenburg war zwischen Alexander und Napoleon eine Spannung eingetreten. Alexander war nicht gesonnen, sich länger dem Willen des Kaisers von Frankreich zu fügen; es kam zu ernsten Zwistigkeiten und endlich zur Kriegserklärung. Napoleon rüstete ein gewaltiges Heer. Aus Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland begann über eine halbe Million Krieger den Marsch nach Osten; auch Oestreich und Preußen mußten Heeressolge leisten. Der Haupt-zug des Heeres unter Napoleons Führung bewegte sich auf Moskau los. Aber die Russen wählten eine eigene Kriegsweise gegen den Feind. Nur selten ließen sie sich mit demselben in eine Schlacht ein; dagegen suchten sie Napoleon so tief wie möglich in ihr weites, aber wenig angebautes Land hinein zu locken, die Lebensmittel fortzuschaffen oder zu zerstören, die Dörfer und Städte zu räumen. Je weiter die Franzosen also vordrangen, desto drückender wurde der Mangel; es begann am Nothwendigsten zu fehlen. Dennoch drängte der Oberseldherr rastlos vorwärts. Endlich erreichte man Moskau. Aber wie war man enttäuscht! Alle Norräthe waren fortgeschafft, alle Wohlhabenden hatten die Stadt verlassen. So war das Heer sern von der Heimat in einem eiskalten Lande den Qualen des Mangels und der Kälte Preisgegeben. Aber Entsetzen ergriff die Franzosen, als auf einmal Moskau in flammen stand. Nach vier Tagen standen sie auf den krummem der Stadt. Nun sah Napoleon ein, daß es nothwendig sei, schleunig den Rückzug anzutreten. Welche Leiden sollte dieser dem Heere bringen! Schlecht bekleidet und genährt sanken Tausende der tapferen Krieger an der Landstraße nieder und kamen im Schnee und Eis um, andere raffte das Schwert der verfolgenden Russen hin. Immer mehr lichteten sich die Reihen, die Verzweiflung löste die Ordnung. Als das Heer endlich unter unsäglichen Qualen die Beresina erreichte, war es nur noch 18000 Mann stark. Der Uebergang über diesen Fluß wurde zwar erkämpft, aber der größte Theil der Soldaten war unter den Lanzen der Kosacken und unter dem Eise des Flusses umgekommen. Nur einige Tausend hungernder Bettler erreichten die preußische Grenze. — Napoleon, welcher auf einem Schlitten nach Paris geflohen war, meldete der Welt diese Begebenheiten mit den Worten: „Der Kaiser ist gesund, aber die große Armee ist so gut wie verloren."

8. Von der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts - S. 162

1912 - Langensalza : Beltz
162 Der Untergang der großen Armee. 1812. Alexander und erklärt sich zum Frieden bereit. Plötzlich fängt die ganze Stadt an zu brennen. An allen Ecken und Enden schlagen die Flammen empor und ergreifen Hütten und Paläste. Es erhebt sich ein Sturm, und die Flammenzungen ergreifen die Dächer des kaiserlichen Schlosses. Voll Angst stürmen Generale ins Gemach Napoleons und beschwören ihn, sich zu retten. Er aber bleibt, entschlossen, mit seinen Helden, die er von Sieg zu Sieg geführt, zu sterben. Endlich verläßt er den Kreml und gelangt unoer > sehrt ins Freie. b) Ergänzung. Wie war das grauenvolle Schi cksal über Napoleon hereingebrochen? Wo war die russische Armee geblieben, die sich bei Moskau zusammen-gezogen hatte? Ob Kaiser Alexander den ihm angebotenen Frieden annahm? Gelderblom erzählt: „Unter täglich wiederkehrenden Nöten und Drang-säten erblickten wir endlich die Hauptstadt dcr Russen, Moskau. Noch war die Hoffnung nicht ausgegeben worden, Moskau war der letzte Anker derselben; hier glaubte jeder das Ziel aller Beschwerlichkeiten und Mühseligkeiten zu finden. Auch unser Kaiser hatte von der Erreichung Moskaus eine Änderung der Dinge erwartet. So viele Hauptstädte Europas hatten sich vor seiner Größe gebeugt, und er hatte als Sieger schon so manche betreten; seine Soldaten wußten gar zu gut, wie herrlich ihnen jeder saure Schritt dann vergolten wurde. Nun standen sie vor der reichen, gewaltigen Zarenstadt. Vom Grußberg aus hatten wir eine Übersicht über das ganze Häuser-meer, und die vergoldeten Dächer vieler Tempel und Paläste stärkten unsere Hoffnung durch ihr Prachtblinken. Napoleon hatte ja von dem Besitz Moskaus soviel erwartet, daß er schon die Behörden ernannt und die Verwaltung geordnet hatte und ein Aufruf an die Einwohner bei der Hand war. Lange erwartete Napoleon eine Abordnung der Stadtbehörde, die ihm die Schlüssel übergeben, ihn als ihren Herrn und Kaiser anerkennen und ihn um Gnade und Schonung anflehen würde. Nie in and kam. Da schickte der Kaiser seinen Schwager Mnrat mit einer Heeresabteilung und einigen Offizieren hinein, um den Bestand der Stadt zu untersuchen. Und was entdeckten die Abgesandten? Nichts als elendes Raubgesindel und einige Zurückgebliebene, die sich auf der Flucht verspätet hatten. Die Einwohner befanden sich schon meilenweit jenseits Moskau unter dem Schutze der russischen Truppen. Als Napoleon das alles wiederholt mitgeteilt wurde und man der Form wegen einige zurückgebliebene ausländische Kaufleute als Abgeordnete zum Kaiser führte, befahl dieser den Einzug. Die Soldaten zogen alle mit der freudigsten Bewegung in die Stadt. Aber was für Augen machten wir alle, als wir in die große, fast menschenleere Stadt zogen. Wir glaubten erst, die Bürger hätten sich versteckt, um ibre Reichtümer vor dem Feinde zu verbergen; allein bald merkten wir, daß wir es bloß mit vielen Häusern zu tun hatten. Napoleon nahm im Kreml Wohnung. Seine Soldaten benahmen sich bald als eine zügellose Bande, durchzogen und durcksuchten die ganze Stadt, um Lebensmittel herbeizuschaffen. Einige Tage war der Erfolg ein reicher, und wir lebten im Überfluß. Bald fand man einen Keller voller Getränke, bald einen Garten voll Gemüse, bald eine Speisekammer mit allerlei Eßwaren, als Zucker, Kaffee, getrocknete Fische usw. Doch bald waren die wenigen Freudentage vorüber. Moskau fing an allen Enden an

9. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 173

1902 - Breslau : Hirt
Preuens Fall: Die Knigsfamilie in Trbsal. 173 Knigsberg und selbst Tilsit, fast die stlichste Stadt Preuens. Napo-leon schmeichelte dem Kaiser Alexander und machte ihm glnzende Aus-sichten auf eine Teilung der Welt. Alexander lie sich blenden und schlo 9. Ju mit Napoleon den Frieden zu Tilsit, durch welchen er nichts verlor, 1807 sondern sich noch auf Kosten seines Bundesgenossen bereicherte. Aus Napoleons Wunsch erschien auch die Knigin Luise vor ihm. Sie hoffte durch ihr Bitten fr ihr Land gnstigere Friedensbedingungen zu er-halten; aber es war umsonst: Preußen verlor alles Land westlich von der Elbe, auerdem die meisten polnischen Lnder, die zu einem Herzogtum Warschau umgewandelt wurden, Kottbus, das zu Sachsen kam, und Danzig, das zu einem Freistaat erhoben wurde. Das so verkleinerte Preußen sollte eine Kriegsentschdigung zahlen, die spter auf 120 Millionen Frank festgesetzt wurde, und bis zu deren vlliger Abzahlung ein Be-satzungsheer unterhalten, wodurch dem Lande der eine Milliarde ent-zogen wurde. Aus den preuischen Gebieten westlich von der Elbe sowie aus Braunschweig, Kurhessen und einem Teile Hannovers bildete Napoleon das Knigreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel und schenkte es seinem Bruder Jerme. Erfurt behielt er fr sich, Ostfriesland wurde Holland berwiesen, die frnkischen Besitzungen durfte Bayern nehmen. f. Die Knigsfamilie in Trbsal. Die Knigin Luise war vom Kriegsschauplatze nach Berlin geeilt, die kniglichen Kinder waren aber schon auf der Reise nach dem Osten. In Schwedt traf sie mit ihnen zusammen. Ihr seht mich in Trnen," rief sie aus, ich beweine den Untergang der Armee. Sie hat den Erwartungen des Knigs nicht ent-sprachen." Dann setzte die knigliche Familie ihre Reise nach Knigs-berg fort. Ein Berliner schrieb in franzsischem Solde und fllte sein Blatt mit Verhhnungen des Unglcks und mit Lsterungen des Knigs-Hauses. Nur der Prediger der franzsischen Gemeinde in Berlin trat khn als Verteidiger seiner Knigin aus. Er strafte Napoleon unter den Augen seiner stolzen Umgebung freimtig Lgen und hatte auf alle Beschuldigungen, welche Napoleon gegen Luise aussprach, immer nur die eine Antwort: Das ist nicht wahr, Sire." Napoleon lie den greisen Geistlichen unangefochten. Die Teilnahme des Volkes an dem Unglck der kniglichen Familie offenbarte sich in jenen Tagen oft in rhrender Weise. Eines Tages lie sich ein Bauer nebst seiner Frau bei dem Knigspaar anmelden. Die Bauerfrau brachte einige Pfund frischer Butter, recht sauber in Kohlbltter geschlagen. Herzlich dankend nahm die Knigin das Geschenk an. Da begann auch der Bauer, etwas zum Könige zu sagen. Aha, merke schon," unterbrach ihn der König, Ihr bringt mir den Kse zur Butter." Aber der gute Mann fuhr fort: Wir haben erfahren, da des Knigs Kasse ganz leer ist; da haben wir nun unsere Ersparnisse zusammengebracht aus unserer Gemeinde und haben beigesteuert zu einem Geschenke fr unfern armen, gndigen

10. Bd. 3 - S. 570

1879 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
570 Ix. Der große Komet. Freundschaftsbezeigungen; der unglückliche Preußenkönig war ernst, aber ruhig und fest. Ans seine Einladung kam auch die Königin nach Tilsit. Napoleon hatte sich in Berlin und sonst schmählich über sie ausgelassen; so war's ihr ein saurer Gang, aber sie kam aus Liebe zu ihrem Gatten, ihren Kindern und ihrem Volke, um durch ihren Einfluß_ Preußens Schicksal zu mildern. Napoleon konnte solch ein hehres Wesen wie Luisen nicht würdigen; „Magdeburg ist mir mehr werth als 100 Königinnen", warf er ihr in seiner rohen Weise hin. Da stieg sie weinend in ihren Wagen und fuhr von dannen. — Der Tilsiter Friede wurde mit Rußland 7., mit Preußen 9. Juli 1807 abgeschlossen. Preußen verlor sein ganzes Gebiet westwärts der Elbe und seine Polnischen Besitzungen. Es mußte wohl _ 600 Mill. Fres. an die Franzosen zahlen, ohnerachtet sie schon alle seine Kassen geleert und das Land hart ausgepreßt hatten, und bis Zu deren Entrichtung seine wichtigsten Festungen als Pfand in ihren Händen lassen. Und „so günstige Friedensbedingungen" (o des Hohnes!) gewährte ihm Napoleon nur „aus Rücksicht auf Seine Majestät den Kaiser aller Reußen!" Rußland wurde statt gestraft noch bereichert. Napoleon bot den Bezirk Bialystock dem Alexander als ein Freundschaftsgeschenk an, und dieser nahm es dankbar hin, das dem Kampsgenossen entrissene Land! Ueberhaupt erscheint Alexander noch recht zweideutig. Napoleon redete mit ihm schon von einem gemeinschaftlichen Zug nach Persien und Indien. Ganz Preußisch-Polen außer Bialystock ward als ein Großherzogthum Warschau dem begnadigten Kurfürsten, jetzt Könige von Sachsen geschenkt; daher auch dessen unbegrenzte Ergebenheit an Napoleon. Die Polen freilich mit ihrer entstammten Hoffnung auf Wied Laufrichtung Polouia's sahen sich getäuscht. „Sie sollten sich nur geduldeu, die Zeit brächte noch Rosen!" ward ihnen eingeraunt, und die Thoren hofften fort. — Die Fürsten von Kafsel und Braunschweig verloren ihre Lande gänzlich. Diese

11. Neuzeit - S. 330

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 330 — ihren 300 Kirchen, deren vergoldete Kuppeln im Sonnenscheine funkelten. Neuer Mut belebte den Kaiser Napoleon samt seinen todmüden Scharen. Bald sahen sie sich völlig enttäuscht. Keine-Behörde erschien, um den Sieger uuterthäuigst auf samtnem Kissen die Schlüssel der Stadt zu überreichen. Zwei Stunden wartete Napoleon voll Ungeduld vor der Stadt; daun hielt er seinen Einzug. Die große Stadt war wie ausgestorben. Denn die meisten Bewohner waren geflohen und hatten die Vorräte fortgeschafft, hingegen die Kerker geöffnet. Nur verkommenes Gesindel trieb sich noch in den leeren Straßen herum. Als sich die Soldaten in ihre Quartiere begaben, fanden sie die Thüren verriegelt und die Fenster verhangen. Mißmutig erbrachen die halbverhungerten Krieger die Häuser und richteten sich notdürftig ein. Napoleon aber bezog die alte Kaiserburg, den gewaltigen Kreml, der sich hoch über das Häusermeer erhob. 5. Der schreckliche Brand von Moskau. Mitte September war die große Armee in Moskau eingezogen, um daselbst in behaglicher Ruhe ihre Winterquartiere zu beziehen. Aber es kam ganz anders. Kaum war die dunkle Nacht hereingebrochen, so züngelten an mehreren Stellen zugleich lichte Flammen gen Himmel. Vergebens bemühte man sich, die gefräßigen Flammen zu löschen. Es fehlte an den nötigen Löschgeräten, denn diese hatten die Russen beiseite geschafft. Der heftige Wind fegte das Feuer tüchtig an und trug es über die ganze Stadt. Bald wogte über den meisten hölzernen Häusern der großen Hauptstadt ein qualmendes Feuermeer. Entsetzen ergriff die französischen Krieger, die nun das schlimmste befürchteten. Mit Grausen starrte selbst der hartherzige Napoleon in das unendliche Flammenmeer. Er ahnte nun, daß die Russen lieber ihre heilige Stadt den Flammen geweiht, als ihm überlassen hatten. Binnen wenigen Tagen lag der größte Teil Moskaus in Schutt und Asche. Erst anhaltende Regengüsse löschten den ungeheuern Brand von Moskau. Nun durchwühlten die raubgierigen Soldaten die Trümmerhaufen nach Schätzen und beluden sich mit den zahlreich entdeckten Kostbarkeiten. Aber nur wenigen war es vergönnt, sich ihfcer zu erfreuen. 6. Der grauenvolle Rückzug der großen Armee. Napoleon befand sich in einer schlimmen Lage. In Moskau konnte er nicht überwintern. Gern hätte er jetzt mit Rußland Frieden geschlossen. Er bot ihn dem Kaiser Alexander unter günstigen Bedingungen an. Absichtlich zögerte Alexander recht lange mit einer be-stimmmten Antwort. Nach etwa 5 Wochen bekam Napoleon die niederschmetternde Antwort: „Solange noch ein Franzose auf russischem Boden stände, könne vom Frieden keine Rede fein; darum folle jetzt der Krieg erst recht anfangen." Voll Ingrimm versuchte er, den Kreml in die Luft zu sprengen, und trat dann Mitte Oktober den Rückzug an. Es war

12. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 210

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
210 Alexander war auf Napoleon erbittert, weil dieser seinen Schwager, den Gro-Herzog von Oldenburg, abgesetzt hatte. Napoleon war gegen Alexander gereizt, weil ihm dieser seine Schwester nicht hatte zur Gemahlin geben wollen. Als nun Alexander den Englndern die russischen Hsen nicht mehr sperren wollte, wozu er sich im Frieden zu Tilsit verpflichtet hatte, erklrte ihm Napoleon 1812 den Krieg. Er glaubte, wenn er Rußland niedergeworfen htte, von dort aus England in Indien bekmpfen zu knnen. 2. Oer Zug nach Moskau. Schon seit dem Jahre 1811 hatte Napoleon seine Rstungen zum Kampfe gegen Rußland betrieben. Alle Teile seines weiten Reiches stellten ihm ihre besten Truppen zu dem bevorstehenden Riesenkampf. Preußen und sterreich muten sich verpflichten, ihn mit Hilfstruppeu zu untersttzen. Im Frhjahr 1812 marschierte sein Heer durch Deutschland der russischen Grenze zu. Es war ein buntes Vlkergemisch, wie es die Welt bisher noch nicht im Dienste eines Herrschers gesehen hatte: Franzosen, Hollnder, Deutsche, Polen, Schweizer und Italiener, ja sogar Spanier und Portugiesen. Endlose Wagenzge mit Brcken- und Baugert-schaften folgten dem Heere. Traurig war das Schicksal der Provinzen, durch die der Zug seinen Weg nahm. Unter unaufhrlichen Einquartierungen, Lieferungen und Vorspanndiensten hatten diese Gegenden furchtbar zu leiden. Endlich war der Aufmarsch des franzsischen Heeres, das der 500000 Krieger zhlte, beendet. Im Juni 1812 berschritt es die russische Grenze; den linken Flgel deckten 20000 Preußen, den rechten 30c0u sterreicher, Napoleon wollte seinen Gegner mglichst bald zu einer Schlacht zwingen und vernichten. Da aber die Russen eine Schlacht vermieden und sich immer weiter in ihr Land zurckzogen, sah sich Napoleon gezwungen, ihnen bei glhender Sonnen-Hitze auf schlechten Wegen zu folgen. Sein Heer litt furchtbar unter Hunger, Erschpfung und Krankheit. Nach 7 Wochen erreichte er endlich die Stadt Smolensk. Dort traten ihm die Russen zum erstenmal entgegen. Nach zweitgigem Kampfe zwang er sie zum Rckzug. Drei Wochen spter besiegte er sie bei Borodino an der Moskwa so vollstndig, da sie sogar ihre Haupt-stadt Moskau nicht mehr zu halten vermochten. 3. Der Brand Moskaus. Arn 14. September erblickten die Franzosen die alte Zarenstadt, in der sie von den entsetzlichen Strapazen und Entbehrungen des bisherigen Feldzuges endlich auszuruhen hofften. Aber sie fanden eine menschenleere Stadt. Der grte Teil der Bevlkerung war mit seiner besten Habe geflohen; die Magazine hatte man geleert oder verbrannt. Napoleon bezog den Kreml, seine Armee verteilte sich der die ganze Stadt. Aber schon in der ersten Nacht brach an einzelnen Stellen Feuer aus. In der folgenden Nacht mehrten sich die Brnde, und am dritten Abend sah Napoleon mit Schrecken, wie die ganze Stadt ein einziges ungeheures Flammenmeer geworden war. Ein heftiger Sturm trieb die Flammen von Dach zu Dach. Nach 5 Tagen lag der grte Teil Moskaus in Asche. Die zurckgebliebenen Russen hatten das Feuer selbst angelegt, um den Franzosen einen lngeren Aufenthalt in Moskau unmglich zu machen. Diese muten vor der Stadt ein

13. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 132

1911 - Breslau : Hirt
132 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte. D. Der Sturz Napoleons. & 77. Der Feldzug nach Rußland. Im Jahre 1812 kam es zum Bruche zwischen Alexander und Napoleon, nachdem sich ihr Einvernehmen von Jahr zu Jahr verschlechtert hatte. Alexander war verrgert brach die Vergrerung des Herzogtunis Warschau ran Sbcftgalizien, durch die Absetzung des ihm verwandten Herzogs von Oldenburg und durch die Forderung einer strengeren Kontinentalsperre gegen England, während er umsonst auf der Rumung der Oderfestungen bestand. Napoleon stellte das grte Heer auf, das bis dahin jemals unter die Waffen gerufen worden war (der Va Million). Nur den vierten Te desselben blldeten Franzosen, die Hauptkontingente brachten tue linksrheinischen Denfichen, die Staaten des Rheinbundes, die Italiener, Niederlnder und Polen auf. Preußen stellte notgedrungen ein Hilfskorps von 22000 und Osterreich ein solches von 30000 Mann. In drei Armeen geteilt ruckte die Groe Armee" in Rußland ein. Die Nordarmee bei der sich die Preußen unter der Fhrung des Generals York befanden, fhrte Mac-douald durch Kurland in der Richtung auf Petersburg. Die Sud-armee bildeten die sterreicher unter Schwarzenberg m Gakzten. Da aber sterreich und Rußland in geheimem Einverstndnis standen, wurde hier nur ein Scheinkrieg gefhrt. Die Haupt armee fhrte Napoleon selbst. Im Mai fanden sich der Kaiser von Osterreich, der Knia von Preußen und smtliche Rheinbundfrsten m Dresden bei ihm ^n^ und ^r versicherte sich ihrer Treue. Alexander schlv Fr.eden m.t der Trkei und ein Bndnis mit Schweden. Die Groe Armee marschierte der Kowno und Wilna ut der Richtung aus Moskau und schlug bei Smvlensk die von Barclay de Tally gefhrte russische Armee. Nach der Schlacht bernahm Kutusow den Ober-besehl der die Russeu. Er wich vor Napoleon zurck, dessen Heer unter den Strapazen unaufhrlicher Mrsche, schlechter Verpflegung und ein-reiender Unordnung stark zusammenschmolz. Bei Borodiuo, vor den Toren der Hauptstadt, erratig Napoleon den Sieg nur unter groen Verlusten und konnte den Gegner nicht hindern, geordnet zuruckzugeheu. 14. September zog er in Moskau ein. , In der Erwartung aber, da Alexander jetzt um Frieden bitten werde sali er sich getuscht. Alexander wurde von der national-russischen Partei und den Omeren seiner Armee beschworen nicht nachzngeben Ihre Bitten wurden durch den Freiherrn vom Stein unterfticht, der beim Beginn des Feldzuges aus Einladung des Kaisers aus Prag nach Pe t"1"1 Unmittelbar nachdem die Franzosen in Moskau eingezogen waren, ging die von den Bewohnern vollstndig verlassene Stadt, dl- damals, ab-gesehen von wenigen Steinpalsten, nur aus Holzhausern bestand, auf Veranlassung des Stadthauptmanns Rostopschm In Flammen auf. Fms Wochen spter mnte Napoleon den Rckzug, der lngst nnvermeidl.ch

14. Geschichte der neueren Zeit - S. 381

1861 - Münster : Coppenrath
381 lich, sich emporzurichten gegen das chm täglich näher rückende Weltreich. 82. Napoleon's Feldzug gegen Rußland (1812). Es ward immer sichtbarer, daß Napoleon keine unab- hängige Macht in Europa neben sich dulden wollte. Jetzt sollte der Schlag Rußland treffen. Der Kaiser Alexander war lange ein treuer Freund und Anhänger Napoleon's; allein bald mußte er aus mehreren Vorgängen schließen, daß Napoleon ihm mit verrätherischer Liebe zugethan sei; daß er ihn zum letzten, aber größten Opfer ausersehen habe. Darum söhnte er sich mit England, der Seele aller Verbindung gegen Frank- reich, aus und zog auch Schweden, dem er in Norwegen ei- nen Ersatz für Finnland versprach, in sein Interesse. Als Napoleon die kriegerischen Vorkehrungen des russischen Kaisers vernahm, rief er voll Zuversicht aus: „Rußland wird von seinem Verhängnisse ergriffen; wohlan, es soll erfüllt werden!" und ließ von den Pyrenäen bis an die Küsten der Ostsee, von dem Niemen bis an das adriatische Meer das ganze Jahr 1811 hindurch unausgesetzt rüsten. Selbst Oesterreich und Preußen mußten Truppen stellen. Vom Frühjahr bis zum Herbste war Alles in Bewegung; nie sah Europa grö- ßere und schönere Heere vorüberziehen; der Zug glich einer Völkerwanderung. Ueber 500,000 Mann Franzosen, Oester- reicher, Preußen, Sachsen, Bayern, Würtemberger, Badener, Westfalen, Holländer, Italiener, Polen, selbst Spanier und Portugiesen, mit Allem reichlich versehen, traten den Zug an und rückten im Juni 1812 über den Grenzfluß Niemen. Der Untergang Rußlands schien um so gewisser und näher, da es gerade mit den Türken in einen Krieg verwickelt war. Aber unter Englands Vermittelung schloß Alexander mit den Tür- ken einen Frieden, in welchem der Pruth die Grenze seines Reiches wurde, und wendete nun seine ganze Macht gegen den neuen Feind, mit der feierlichen Versicherung, den Krieg

15. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 356

1871 - Münster : Coppenrath
— 356 — sten, wie sein Zorn andere vernichtete. Die Macht der übrigen Völker war zertrümmert; fast alle lähmte der Schrecken. Nur Englands Flagge wehte Lriumphirend auf allen Meeren; und Rußland begann endlich, sich emporzurichten gegen das ihm täglich näher rückende Weltreich. 86. Napolcon's Feldzug gegen Rußland (1812). Es war immer sichtbarer, daß Napoleon keine unabhängige Macht in Europa neben sich dulden wollte. Jetzt sollte der Schlag Rußland treffen. Der Kaiser Alexander war lange ein treuer Freund und Anhänger Napoleon's; allein bald mußte er aus mehren Vorgängen schließen, daß Napoleon ihm mit verräterischer Liebe zugethan sei; daß er ihn zum letzten, aber größten Opfer ausersehen habe. Darum söhnte er sich mit England, der Seele aller Verbindungen gegen Frankreich, aus und zog auch Schweden, dem er in Norwegen einen Ersatz sür Finnland versprach, in sein Interesse. Als Napoleon die kriegerischen Vorkehrungen des russischen Kaisers vernahm, rief er voll Zuversicht aus: „Rußland wird von seinem Verhängnisse ergriffen, wohlan, es soll erfüllt werden!" und ließ von den Pyrenäen bis an die Küsten der Ostsee, von dem Niemen bis an das adriatische Meer das ganze Jahr 1811 hindurch unausgesetzt rüsten. Selbst Oesterreich und Preußen mußten Truppen stellen. Vom Frühjahr bis zum Herbste war Alles in Bewegung; nie sah Europa größere und schönere Heere vorüberziehen; der Zug glich einer Völkerwanderung. Ueber 500,000 Mann Franzosen, Deutsche, Italiener, Polen, selbst Spanier und Portugiesen, traten den Zug an und rückten im Juni 1812 über den Grenzfluß Niemen. Der Untergang Rußlands schien um so gewisser und näher, da es gerade nut den Türken in einen Krieg verwickelt war. Aber unter Englands Vermittelung schloß Alexander mit den Türken einen Frieden, in welchem der Pruth die Grenze seines Reiches wurde, und wendete nun seine ganze Macht gegen den neuen

16. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 372

1864 - Hannover : Hahn
372 Die alte Uneinigkeit der deutschen Stämme, welche schon van den ersten Anfängen derselben bis auf unsere Tage unsägliches Unglück über sie gebracht hat, drohte auch ans diesem Friedens- kongreß verderblich zu werden. Rußland, das sich mit ganz Polen, und Preußen, das sich mit ganz Sachsen bereichern wollte, hielten fest zusammen, und der König von Sachsen und seine Gesandten wurden, von preußischem Degen abgehalten, gar nicht zu den Verhand- lungen des Kongresses zugelassen; im Gegentheil, Alexander legte das Schicksal des Landes in die Hände der Vorsehung! Oesterreich erklärte sich gegen die Ueberlassung des ganzen Königreichs Sach- sen, und diesem stimmte Tallevrand für Frankreich bei. Dagegen übergab dann Rußland am 8. November 1814 die Verwaltung Sachsens gleichsam wie zum Trutz an Preußen. Das steigerte die Spannung allenthalben. Schon war ein ordentlicher Waffenbund zwischen Oesterreich, England und Frankreich gegen Preußen und Rußland geschlossen, — das waren die eben noch gegen Napoleon so einigen Mächte. Diese Drohung brachte jedoch Alexander in Angst. Er überließ etwas von Polen an Preußen und dies war dagegen mit Zweifünftel vom alten Sachsen zufrieden. Am 8. Februar 1815 war diese Entscheidung erfolgt. Auch hatte zu derselben Zeit Schmidt-Phiseldeck eine von 29 Gesandten kleinerer Mächte unterschriebene Denkschrift eingereicht, wo er innerhalb Deutschlands allenthalben ans gleiche ständische Ver- fassung im Innern der einzelnen Staaten und auf eine allgemeine überwachende Gewalt derselben anträgt. Münster unterstützte sie in seinem Sinne; aber von den großen Mächten Oesterreich und Preußen wollte Keiner ein solches beantragtes lästiges Kaiserthum annehmen, und die eben erst von Napoleon geschaffenen Monarchen von Baiern, Würtemberg und Baden wollten dazu von Beschränkung ihrer landesherrlichen Oberhauptsrechte nichts wissen. Alles zerschlug sich, bei Nichts konnte man znm Abschluß kommen. Da erscholl am 7. März die Nachricht, Napoleon sei von Elba aus in Frankreich gelandet, um dies wieder in Besitz zu nehmen. Dem war also, und er hatte schon den Kongreß für aufgelöst erklärt. Dies war ein Glück für diese», denn nunmehr zwang die Noth ab, was die Ueberlegung nicht zngestanden. Die vier Großmächte erneuerten am 25. März den zu Chaumont am l. März 1614 geschlossenen Bund, dem sämmtliche übrige Mächte beitraten, und am 9. Jnnius 1815 wart die Schlußakte über den deutschen Bundesstaat oder

17. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 94

1834 - Minden : Eßmann
Provinzen abgenommen. Diese vereinigte er nun theils mit Frankreich, theils gab er sie andern Fürsten, die da- für seine Bundesgenossen werden und ihm bei seinen Eroberungen helfen mußten. So kann man wohl sagen, daß der größte Theil von Europa unter Napoleon's Bot- mäßigkeit stand. Nur wenige Mächte hatten den fürch- terlichen Angreifer von sich abgehalten, und auch sie wußten nicht, wie lange es Napoleon gefiel, mit ihnen in Frieden zu bleiben. Denn wenn irgend ein Volk noch frei und selbstständig war, so suchte es der schlaue fran- zösische Kaiser erst durch listig ausgesonnene Verträge an. sich zu ziehen, dann nach und nach ihm Befehle zu geben, und wenn man diesen sich nicht fügen wollte, das furcht- bare Kriegsschwert zu zeigen. So hatte er es auch mit Rußland gemacht. Lange hatte er sich gestellt- als ob er des russischen Kaisers bester Freund sei; aber bald sing er an, stolz zu befehlen, und da Alexander sich das nicht gefallen lassen wollte, so beschloß der grausige Eroberer Rußlands Vernichtung. Er sammelte schnell die fran- zösischen Schaaren zu Tausenden und.gebot dazu noch den Fürsten, die mit ihm verbündet, oder doch in seiner Gewalt waren, ihm eiligst große Heerhaufen zuzuführen. Auch unser König mußte 20,000 Mann stellen, und so ungern der gute Fürst die eignen Truppen gegen den Freund Alexander sendete, er mußte sich doch unterwerfen, denn Napoleon konnte sonst unser Vaterland ganz ver- derben. Unzählige Haufen Krieger zogen nun durch Preußen nach Rußland, und alle diese Massen mußten von den armen Unterthanen, einquartiert und verpflegt werden. An der russischen Grenze ordnete Napoleon sein Heer, welches er prahlerisch die große Armee nannte. Man hatte noch nie eine schönere und größere Krieger- masse auf einem Punkte versammelll gesehen. Ihrer waren 500,009 zu Fuß und zu Roß, mit einem Zuge von 1300 Kanonen. Stolz rückte der französische Kaiser mit dieser Macht in das feindliche Reich, dessen Unter- jochung erbeschlossen hatte. In unaufhörlichen Kämpfen trieb er auch wirklich die Russen zurück und drang bis Moskau vor. Als er die alte, große und glänzende Hauptstadt von einem Hügel herab zu seinen Füßen lie-

18. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 209

1907 - : Velhagen & Klasing
— 209 — Nun sollte auch Rußland uiedergeworfen werden. Schon längere Zeit bestand eine Verstimmung zwischen Kaiser Alexander und Napoleon. Alexander war erbittert auf Napoleon, weil dieser seinen Schwager, den Großherzog von Oldenburg, abgesetzt hatte. Napoleon war gereizt gegen Alexander, weil dieser ihm seine Schwester, um deren Hand er angehalten hatte, nicht zur Gemahlin geben wollte.*) Als nun Alexander den Engländern die russischen Häsen nicht mehr versperren wollte, wozu er sich im Frieden zu Tilsit verpflichtet hatte, erklärte ihm Napoleon 1812 den Krieg. Er glaubte, wenn er Rußland nieder- geworfen hätte, von hier aus England in Indien bekämpfen zu körnten. 2. Aufbruch. Im Sommer 1812 zog Napoleon mit mehr als 500000 Mann — darunter V® Deutsche — nach Rußland. Endlose Wagenzüge mit Brücken und Baugerätschaften folgten dem Heere. Man hatte sich sogar mit Fensterglas und Mühleu verfeheu, um in dem wüsten Lande Hütten bauen und Getreide mahlen zu können. Es war eine wahre Völkerwanderung! Traurig war das Schicksal Ostpreußens, dessen Bewohner durch die unaufhörlichen Einquartierungen ganz verarmten. Die übermütigen Offiziere ließen sich den Schinken in Rotwein kochen und tranken fetten Rahm ans Krügen; selbst die Gemeinen waren nicht zufrieden, wenn sie mittags nicht zwei Gerichte erhielten. Den Bauern wurden Pferde und Ochsen genommen, und wo es au Zugvieh mangelte, spannte man sogar Menschen vor die Lastwagen. 3. Smolensk und Borodiuo. Napoleon marschierte auf Moskau los. Nach sieben Wochen erreichte das Heer endlich Smolensk; dort hoffte es sich von den Strapazen zu erholen. Aber die Russen hielten die Stadt besetzt. Zwei Tage lang verteidigten sie sie dann zogen sie ab. Die Stadt aber ging in Flammen aus. Mühsam bewegte sich der Zug vorwärts. Bei Borodiuo, 100 km diesseit Moskau, stellten sich die Russen abermals zur Wehr. Napoleon siegte; die Russen zogen sich zurück und überließen ihre Hauptstadt Moskau dem Feinde. 4. Brand in Moskau. Der Anblick dieser schönen Stadt erfüllte das ermattete Heer mit neuem Mute; dort gab es ja reiche Beute und Speise und Trank im Überfluß. Aber sonderbar! Die Straßen waren menschenleer, die Fenster der Paläste verhangen. Die Einwohner waren mit ihrer besten Habe geflüchtet, nur etwa 12 000 Verbrecher, die man aus dem Gefängnis entlassen hatte, waren in der Stadt zurückgeblieben. Napoleon bezog den Kreml, seine Armee die leerstehenden Paläste. Aber schon in der ersten Nacht brach an ein- zelnen Stellen Feuer aus, ebenso in der folgenden, und bald stand die ganze Stadt m Flammen. Die zurückgelassenen Verbrecher hatten auf Befehl das Feuer angelegt, damit den Franzosen das schützende Obdach genommen werde. Nun mußten die Truppen Napoleons vor der Stadt ein Lager beziehen. 5. Mtfsug. In dieser bedrängten Sage bot Napoleon dem Kaiser Alexander den neben an. Dieser ließ ihm jedoch sagen: „Jetzt ist der Krieg nicht aus, jr er^ recht ansangen." So mußte sich benn Napoleon Mitte Oktober zum Rückzüge entschließen. Anfänglich war die Witterung noch längere Zeit milde, ^m Dezember aber stieg die Kälte bis auf 27 Grab, und hoher Schnee ^iner ^te,n ®e!?1a^Iin/ Josephine, der anmutigen Witwe des guillotinierten General» Beauharnais, ließ sich Napoleon scheiden, und als ihm die russische Prinzessin ^ran?v°n Öfterrvirfi 9rr " sich mit Marie Luise, der Tochter des besiegten Kaisers hnn Lm" tf •-l^m etn @.of)n gkboren wurde, gab er ihm den Titel „König schont Jüngling * ^nannte ihn später zum Herzoge von Reichstadt. Er starb Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Knabenschulen. Hi. 14

19. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 180

1905 - Leipzig : Voigtländer
180 So erstreckte sich das Reich Napoleons, der sich als Nachfolger de?n5oleo- Kar*s des Groen betrachtete, der dengrtenteilvonv)est-und mschen Sdenropa von Danzig und Hamburg bis nach Trieft und Korfu. Die nettes mejjfen brigen Staaten Europas waren von ihm abhngig. 95] 118. Napoleons Seldzug gegen Nutzland 1812. "pine"5 Ursachen des Krieges. In unersttlichem Ehrgeiz fate Na- poleon den Plan, auch Nuland zu unterwerfen, von dort aus Englands Herrschaft in Indien zu erschttern und als ein zweiter Alexander ein Weltreich von ungeheurem Umfang zu grnden. Ein Anla zum Kriege Rckttw sich bald dar. Der russische Kaiser Alexander fhlte sich durch die Ab -vom setzung des Herzogs von Oldenburg, der ihm verwandt war, ver-K"5temtai= letzt und durch die Erweiterung des Grotzherzogtums Warschau ( 116, 1) bedroht - vor allem aber schdigte Napoleons Kontinental-system den Handel des russischen Reiches. Alexander sagte sich deshalb von der Kontinentalsperre los. Dirrmc?e 2' Napoleons kzeer. Napoleon ntigte nun Preußen und (sterreich zur Hilfeleistung und sammelte ein Heer von mehr als 600000 Kriegern, die grte Streitmacht, welche die Idelt seit den Tagen des 3eerxes gesehen hatte: Franzosen, Rheinbndler, Preußen, sterreicher, Hollnder, Schweizer, Polen, Italiener, Spanier und portu-giesen. Dort Dresden aus erlie er den stolzen Befehl: Die Könige, Prinzen und Marschlle haben sich zu ihren Armeen zu begeben." Einmarsch z. Napoleons Zug bis Moskau. Im Juni 1812 berschritt der 1812 Kaiser mit der Haupt arme e den Njemen und rckte in der Richtung auf Moskau, das herz des russischen Reiches, vor; ein zweites Heer, zu dem die Preußen gehrten, sollte gegen Riga vorgehen; ein drittes Korps, hauptschlich sterreicher, sollte von (Balizien aus in das sd-vas russische liche Rußland vordringen. Die Russen waren dem Heinde hei weitem ^eer nicht gewachsen und wichen deshalb zuerst ohne Kampf, aber alles verheerend, zurck. Napoleons Heer wurde durch Hitze, Regen, Hunger und Krankheit sehr geschwcht, aber er nahm nach verlustreichen Kmpfen Smoiensft Smolensk am Dnjepr und schlug das russische Heer unter Kutusoff in Boromo der blutigen Schlacht bei Borodino an der Moskwa. Am 14. Sep-Einzug in tember zog er in Moskau ein. Mit der (Einnahme der alten Hauptstadt, 05 au dem heiligen Mittelpunkte des Zarenreiches, glaubte er Rußland berwltigt zu haben; hier hoffte er Ruhe und Vorrte fr sein Heer zu finden, von hier aus wollte er dem bezwungenen Heinde einen demtigenden frieden vorschreiben.

20. Geschichte des teutschen Volkes - S. 518

1837 - Oldenburg : Schulze
/ 5!8 Neunter Zeitraum. dem Rheinbünde angehörten, ihres Eigenthums ohne Weiteres zu berauben. Das Ganze wurde sodann in vier Departements, der Elbe- und Wesermündungen, der oberen Ems und Lippe, auch alles Andere in franz. Formen umgestaltet; sogar die franz. Sprache diesseits des Rheines einheimisch zu machen war nicht die geringste Sorgfalt des Kaisers. So lag Teutschland in seiner tiefsten Erniedrigung zu des Drängers Füßen. Selbst die den Schein der Unabhängigkeit noch behauptenden Fürsten erlagen wenigstens unter der unge- heuren Last von Opfern, die der Krieg an Geld und Mann- schaft nöthig gemacht hatte und noch immer für Spanien in Anspruch nahm. Und daß Napoleons nicht seltene Wünsche sogar wie Befehle waren, hätte sie schon längst auf bessere Gedanken bringen sollen, wäre es hiezu nicht bereits viel zu spät gewesen. Selbst darüber, daß die Verfügungen mit den Nordseeländern offenbar nur der Anfang eines durchzuführen- den Raubsystems für ganz Teutschland waren, mußten sie gut- müthig die Augen zudrücken und in den vielfachen eignen Er- werbungen, namentlich die von Napoleon klüglich stets am reich- lichsten beschenkten größeren Fürsten, besseren Trost finden. Auch hatte der Gewaltige nicht mit Einem, sondern mit hun- dert Mitteln dafür gesorgt, jede Regung des Obstandes gleich im Keime zu entdecken und niederzuschlagen. Dulden war das Loos Aller, wie der Einzelnen, wenn auch das Schlimmste zu befürchten stand. So war Teutscblands Geschick in den Jahren 1810 - 1812; Da übte Napoleon einen Frevelmuth, der ihm das Ver- derben brachte. Rußland sing an, der entehrenden Stellung gegen Frankreich überdrüssig zu werden. Daß Napoleons Freund- schaft am Ende nicht anders, als durch Aufopferung der eignen Selbstständigkeit zu erhalten wäre, erkannte jetzt der Kaiser Alexander mehr als jemals. Schon im I. J 810 suchte er sich deshalb mit England auszusöhnen. Später schloß er hier wie mit Schweden em Bündniß (I. 1812.), beendigte auch den Krieg mit der Pforte. Napoleons Kontinentalsystem hatte er damals bereits aufgehoben. Die Vertreibung des Herzogs von Oldenburg, seines Anverwandten, vermehrte den Unwillen ge- gen Frankreich. Alexander war entschlossen, dem Kaiser der Franzosen auch einmal mit den Waffen zu begegnen, falls die- ser den Krieg zu bereiten sich nicht scheue. Die Zwiste waren leicht auszugleichen gewesen; aber Napoleon wollte unter sol- chen Umständen lieber den letzteii Beweis geben/ daß in Europa keine Macht es noch wagen dürfte, seinem Witten zu trotzeii. So entstand der Krieg mit Rußland. Alexander rüstete, und Napoleon that das Nämliche. Ein Heer von 500,000 Mann brachte letzterer zusammen. Die