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1. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen sächsischer Realschulen und verwandter Lehranstalten - S. 121

1915 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Von König Friedrich Wilhelm I. und Kurfürst August dem Starken. 121 glnzenden Hoffesten aufmarschierten, waren nicht nach seinem Sinn. Gleich nach seinem Regierungsantritte bildete er ein kleines stehendes Heer, das tchtig einexerziert wurde. Sehr bald sollten die schsischen Regimenter Lorbeeren auf dem Schlachtfelde pflcken. Ein groes Trkenheer belagerte im Jahre 1683 Die Trken die Kaiserstadt Wien und setzte ihr hart zu; nicht lange mehr konnte es ^gg01 dauern, bis der trkische Halbmond auf der Mauer Wiens prangte. Da nahte in letzter Stunde ein Entsatzheer, an der Spitze seiner Sachsen zog auch der Kurfürst in den Streit. In der blutigen Trkenschlacht vor den Wllen der Kaiserstadt stritt er in den vordersten Reihen, seine Braven erstrmten die groe Trkenschanze und brachen als die Ersten ins seind-liche Lager ein. Dann setzten sie den fliehenden Gegnern noch meilenweit nach, während die brigen Sieger das reiche Trkenlager plnderten. So fanden die von der Verfolgung zurckkehrenden Sachsen nur noch wenig Beute, zudem hatte der stolze Kaiser fr den heldenhaften Fhrer und seine Braven kaum ein Wort des Dankes brig, darum trat der gekrnkte Kurfürst sofort den Rckmarsch an. Seine geringe Kriegsbeute birgt das Grne Gewlbe in Dresden. Auch gegen den lndergierigen Ludwig Xiv. zog er ins Feld. Am Rheine hielt er scharfe Wacht, dann half er Mainz erobern. Der Kaiser verlieh ihm den Oberbefehl der das Reichsheer, da fllte Des Kurfrsten den Helden der Tod, eine Seuche im Lager raffte ihn hin. Tod am Rhein. So ist der schsische 9jiar", wie seine Zeitgenossen den Tapfern nannten, allezeit treu bereit mit seinen Sachsen fr das Reich eingetreten; Dank hat er nicht geerntet. 17. Von König Friedrich Wilhelm I. und Kurfürst Angnst dem Starken. König Friedrich Wilhelm I. war der Nachfolger des ersten Preuenknigs Friedrichs I. Der Vater hinterlie ihm mit der Krone ein verschuldetes Land; denn seine prunkvolle Hofhaltung, kostbare Bauten und verschwenderische Feste hatten sehr groe Summen ver-schlungen. Dem neuen Könige waren die Feste bei Hose, die so viel Geld Knigfriedrich kosteten, und alle die goldgestickten Gewnder ein Greuel. Er schickte 2il^eim L die berflssigen Hofbeamten fort, lie die kostbaren Pferde und Weine seines Vaters versteigern und aus den silbernen Tafelaufstzen Mnzen prgen. Im blauen Waffenrocke von grobem Tuch, leinenen Gamaschen und derben Schuhen ging er stets einher, und auf der kniglichen Tafel

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1. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 121

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Von König Friedrich Wilhelm I. und Kurfürst August dem Starken. 121 glnzenden Hoffesten aufmarschierten, waren nicht nach seinem Sim Gleich nach seinem Regierungsantritte bildete er ein kleines stehendes Heer, das tchtig einexerziert wurde. Sehr bald sollten die schsischen Regimenter Lorbeeren auf dem Schlachtfelde pflcken. Ein groes Trkenheer belagerte im Jahre 1683 Die frten die Kaiserstadt Wien und setzte ihr hart zu; nicht lange mehr konnte es Dor1683.en dauern, bis der trkische Halbmond auf der Mauer Wiens prangte. Da nahte in letzter Stunde ein Entsatzheer, an der Spitze seiner Sachsen zog auch der Kurfürst in den Streit. In der blutigen Trkenschlacht vor den Wllen der Kaiserstadt stritt er in den vordersten Reihen, seine Braven erstrmten die groe Trkenschanze und brachen als die Ersten ins feind-liche Lager ein. Daun setzten sie den fliehenden Gegnern noch meilenweit nach, während die brigen Sieger das reiche Trkenlager plnderten. So fanden die von der Verfolgung zurckkehrenden Sachsen nur noch wenig Beute, zudem hatte der stolze Kaiser fr den heldenhaften Fhrer und seine Braven kaum ein Wort des Dankes brig, darum trat der gekrnkte Kurfürst sofort den Rckmarsch an. Seine geringe Kriegsbeute birgt das Grne Gewlbe in Dresden. Auch gegen den lndergierigen Ludwig Xiv. zog er ins Feld. Am Rheine hielt er scharfe Wacht, dann half er Mainz erobern. Der Kaiser verlieh ihm den Oberbefehl der das Reichsheer, da fllte Des Kurfrsten den Helden der Tod, eine Seuche im Lager raffte ihn hin. Tod am Rhein. So ist der schsische Mars", wie seine Zeitgenossen den Tapfern nannten, allezeit treu bereit mit seinen Sachsen fr das Reich eingetreten; Dank hat er nicht geerntet. 17. Von König Friedrich Wilhelm I. und Kurfürst Angnst dem Starken. König Friedrich Wilhelm I. war der Nachfolger des ersten Preuenknigs Friedrichs I. Der Vater hinterlie ihm mit der Krone ein verschuldetes Land; denn seine prunkvolle Hofhaltung, kostbare Bauten und verschwenderische Feste hatten sehr groe Summen ver-schlungen. Dem neuen Könige waren die Feste bei Hofe, die so viel Geld König Friedrich kosteten, und alle die goldgestickten Gewnder ein Greuel. Er schickte L die berflssigen Hosbeamten fort, lie die kostbaren Pferde und Weine seines Vaters versteigern und aus den silbernen Tafelaufstzen Mnzen prgen. Im blauen Waffenrocke von grobem Tuch, leinenen Gamaschen und derben Schuhen ging er stets einher, und auf der kniglichen Tafel

2. Teil 2 - S. 24

1916 - Arnsberg i.W. : Stahl
— 24 — dies nicht durchsetzen; aber er verbot aufs strengste, dieselben mit Peitschenhieben und Stockschlägen zur Arbeit anzutreiben. Auch wurde den Gutsherren untersagt, ohne rechtlichen Grund die Bauern von Haus und Hof zu vertreiben. So wurde die traurige Lage dieser armen Leute wesentlich gebessert. Seine Untertanen wußten, daß der König ihnen stets den nötigen Schutz gewährte, und baten ihn deshalb gern um Hilfe in der Not. Als er einst einen Spaziergang machte, überreichte ihm ein Bauersmann eine Bittschrift. Der König öffnete das Papier und fand darin nichts als Kleckse und Striche. Verwundert fragte er den Bauersmann, was das bedeuten solle. Dieser sagte: „Die Striche stellen mein Feld, die Kleckse die Schweine des Amtmanns vor, welche meine Saaten verwüsten." Der König lachte, befahl aber sofort, daß der Amtmann den Bauern vollständig entschädige. Handel und Gewerbe förderte der König, indem er für die Anlage von Fabriken sorgte. Er verbot die Einfuhr solcher Waren, welche im eigenen Lande hergestellt werden konnten, und duldete nicht, daß von seinen Untertanen ausländischeklei-derstoffe getragen wurden. Auch, seine Soldaten ließ er nur inländische Tuche tragen. Um den Handwerkerstand zu heben, erließ der Königeinehandwerksord-nuug, in welcher es heißt: „Diemeister sollen die Lehr-jungen in gebührender Zucht halten, sie zur Gottesfurcht und zu guten Sitten anhalten und zu keiner anderen Hausarbeit gebrauchen, als was einem Lehrlinge obliegt." Für arme Soldatenkinder stiftete Friedrich Wilhelm I. in Potsdam ein Waisenhaus. Außerdem gründete er ein großes Krankenhaus (die Charite) in Berlin. * Erwerbung von Geldern und Voroommern. Für die Hilfe, welche sein Vater dem Kaiser im Spanischen Erbfolgekriege geleistet hatte, erhielt Friedrich Wilhelm I. das schöne Ländchen Geldern am Rhein und im nordischen Kriege als Verbündeter Rußlands von den Schweden Vorpommern mit Stettin. Ende. Friedrich Wilhelm I. starb im Jahre 1740 mit den schönen Worten: „Herr Jesu, du bist mein Gewinn im Leben und im Sterben." Er hinterließ seinem Sohne ein blühendes Land, ein vorzügliches Heer von 83000 Mann und einen Staatsschatz von 27 Millionen Mark. Friedrich Wilhelm I.

3. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 94

1909 - Leipzig : Teubner
94 Erster Zeitraum von 16481740. groe Armee aus Preußen. So wurde der Handelsverkehr mit den Nach-barstaaten und dem Auslande immer lebhafter, zumal jetzt auch die Bedeu-tung des Friedrich Wilhelm-Kanals wuchs und der Besitz der Odermndungen den preuischen Verkehr aus der Ostsee frderte. Dagegen hatte er keinen Sinn fr Versuche, die nicht sofortigen Nutzen versprachen; so gab er die Kolonialunternehmung des Groen Kurfrsten wieder auf (f. S. 49), indem er den westafrikanischen Besitz an Holland verkaufte und die Flotte unter den Hammer brachte. Geistige Kultur. Bei seinem nur aufs Praktische gerichteten Streben ging dem König das Verstndnis fr die geistigen Gter der Menschheit, fr Kunst und Wissen-schuft, ab. An eine Frderung der Kunst dachte er weder bei der lebhaften Bauttigkeit, zu der er durch Beispiel (Potsdam) und Befehle anregte, noch bei der Beschftigung des Hofmalers Pesne, der zahllose Portrts von Mit-gliedern der kniglichen Familie, hohen Offizieren und langen Kerlen" an-fertigen mute. Die Wissenschaft schtzte der König eben nur insoweit, als sie nach seiner Anschauung dem Staate Nutzen brachte; so frderte er an der Universitt Halle das Studium der Staatswissenschaften" und der Medizin (Begrndung der Charite" in Berlin), im brigen nur die Aus-bildung der Volksschullehrer (Lehrerseminare). Denn während er die hheren Schulen vernachlssigte, bemhte er sich um das Volksschulwesen, soviel er konnte. Er fhrte die allgemeine Schulpflicht ein, wodurch er seinem Staate einen groen Borsprung vor fast allen anderen deutschen Staaten verschaffte. Der Unterrichtsgegenstand aber, der seinem Herzen am nchsten lag, war die Religion. Bei all seiner Gewaltttigkeit und gelegentlichen Roheit hatte der König ein kindlich frommes Gemt und war ein berzeugter Protestant. Da der Kurfürst von Sachsen zur katholischen Kirche bergetreten war, betrachtete sich Friedrich Wilhelm I. als Schirmherr des Protestantis-mus. Wie er die Salzburger unter seine Obhut nahm und es durchsetzte, da die evangelischen Heidelberger nicht alle ihre Kirchen verloren, so verhinderte er auch nach dem Thorner Blutgerichte" (l 724), dem wegen der Strung einer Prozession viele unschuldige Brger zum Opfer gefallen waren, durch die Drohung eines Krieges weitere Verfolgungen der westpreuischen Glaubens-genossen. berall suchte er, wenn auch meist vergeblich, der in den katholischen Lndern immer noch betriebenen Gegenreformation" entgegenzutreten. Dem hohenzollernschen Grundsatze der Toleranz" huldigte auch Friedrich Wilhelm I., sowohl seinen katholischen Untertanen gegenber wie in der Frage des Ver-hltnisses der beiden protestantischen Konfessionen zu einander; nur Irreligiositt und Freidenkertnm waren ihm verhat, woraus sich die Vertreibung des groen Philosophen Christian von Wolf aus Halle erklrt. So hatte Friedrich Wilhelm I., der grte innere König Preuens" das feste und starke Gefge geschaffen, das seinen hochbegabten Sohn Friedrich den Groen in den Stand setzte, seinem Staate die Gro-Machtstellung zu erkmpfen: er darf neben dem Groen Kurfrsten als der zweite Begrnder des preuischen Staates angesehen werden.

4. Kommentar zu Serie III der Kulturgeschichtlichen Bilder - S. 103

1890 - Leipzig : Leipziger Schulbilderverl. Wachsmuth
— 103 — hierbei den Vorschriften des Komplimentierbuchs, deren Nichtbeachtung als ein schlimmeres Vergehen angesehen wird, wie arge Verstöße gegen Moral und Sittlichkeit, bis ins Kleinste nachzukommen. Und unter diesem Zwang der Convenienz steht die Gesellschaft auch während der nun folgenden Unterhaltung, insbesondere sind die Bewegungen der Damen mit dem Fächer, das Auf- und Niederschlagen der Augen und selbst das Lächeln wohleinstudierte Handlungen.* Die Unterhaltung wird meist iw französischer Sprache geführt, oder wenn man die deutsche Muttersprache gebraucht, so wird sie „mit allerlei fremden, lateinischen, welschen, spanischen und besonders französischen Wörtern so vielfältig vermischt, verkehrt und zerstört, daß sie sich selbst nicht mehr gleich sieht" und „daß ein Biedermann nicht erraten kann was es für ein Gespräch sei."** (S. d. oben angeführten Worte des in diesem Wort verborgen: complimenteur ist ein accompli menteur, ein prächtiger höflicher Redner, Großsprecher, ein Aufschneider und Lügner. Wahrlich dieses Wort compliment, dessen Wirkung jetzt aus dem höchsten Grade steht, giebt zu erkennen, was wir für Zeiten haben." Streng wurde die Etikette bei Hofe gewahrt: Wenn man zur Audienz zugelassen wird, ,,so beugt man dreimal die Knie, einmal an dem Eingänge, das andere Mal in der Mitte und das dritte Mal, wenn man die Rede anhebt. Wenn man nichts mehr anzubringen hat, so kniet man mit einem Knie nieder, streckt die Hand aus und verlangt also des Kaisers Hand zu küssen, welches er niemals abschlägt. Rach* gehenbs begiebt man sich rücklings wieber hinweg und macht wie beim Eingang wieberum drei Verbeugungen." Pölnitz Ii, 45. * Wie sehr die vornehmen Kreise im Banne des Ceremoniells stauben, lehrt die ergötzliche Geschichte, welche Lady Montague von Wien erzählt. Zwei Damen begegneten sich in ihren sechsspännigen Karossen in einer engen Straße, lim ihrem Range ja nichts zu vergeben, will feine vor der andern zurückweichen, und so verharren sie sich gegenüber bis nachts 2 llhr, wo sie enblich durch die vom Kaiser gesanbte Wache mit Mühe vom Platz gebracht werben. ** Das stärkste Beispiel davon, wie man die heimische Bilbung so sehr verachtete, daß man sich seiner Muttersprache schämte, gab die bayrische Prinzessin, welche den französischen Dauphin heiratete. Als diese in Straßburg von einer Deputation der bortigen Bürgerschaft beutsch angerebet warb, erklärte sie beriethen, sie verstehe kein Deutsch mehr. Die Herzogin von Orleans hält sich mehrmals über die Deutschen wegen dieser Verachtung ihrer Muttersprache auf. August beut Starken wußte seine Geliebte, die französische Tänzerin Dupare, keine größere Schmeichelei zu feigen, als: Vousetes tout Francais! Selbst Friedrich Wilhelm I., der sonst alles Französische haßte, konnte sich dem Einflüsse betreffs der Sprachmengerei nicht entziehen, s Siehe Seite 101!) Zu feinem Sohne sagte er in Cüstrin, er habe feine französische Manieren, und fuhr dann fort: „Wenn ein junger Mensch Sottisen thut im Courtoisieren und dergleichen, solches sann man ihm als Jugendfehler pardonnieren; aber mit dem Vorsatze Lacheteten und begleichen garstige Action zu thun, ist impardonable." Als 1717 der Grcn von Dohna als Marschall der Stäube Preußens in französischer Sprache eine Verwahrung gegen die Besteuerung des Abels einreichte, welche mit den Worten schloß: „Tout le pays sera ruine“ — gab der König den berühmten Bescheib: ,,Tout le pays sera ruine? Nihil kredo, aber das kredo, daß den I unsers ihre Autorität wird ruiniert werden. Ich stabiliere die Souveränität wie einen Kocher von Bronce."

5. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 456

1882 - Leipzig : Spamer
456 Brandenburgische Kleinstädte und ihre Merkwürdigkeiten. Von dem platanenreichen Schloßgarten umgeben, erhebt sich der alte, nicht eben zierliche Bau als ein Stück Vergangenheit mitten in dem reichbewegten Leben der Gegenwart; — durchwandern wir denn einmal dies Jagdschloß des Soldatenkönigs, der hier am 3. November alljährlich das Hubertusfest und am 11. September den Jahrestag der Schlacht bei Malplaquet zu feiern Pflegte, der ersten, welcher er persönlich beigewohnt hatte! Durch ein Portal, das von Amoretten mit Laubgewinden umzogen wird, treteu wir in einen Treppenthurm, aus welchem uns eine kleine Wendelstiege in das hohe Parterre des Schlosses hinaufführt. Wir durchschreiten die Jagd- halle, in welcher ein prächtig ausgestopfter Bär steht und welche Friedrich Wilhelm I. einst mit den Geweihen selbstgeschossener Hirsche geschmückt hat. Das Wohnzimmer des Königs zeigt uns einen herrlichen Schlüterschen Kamin und eine Anzahl von Porträts, welche der König nach seiner Gewohnheit „in tormentis" gemalt hat, d. h. wahrend die Gichtschmerzen ihn plagten. Höheren Kunstwerth freilich als diese schnell hingeworfenen Malereien haben jene hollän- difchen Kabinetsstiicke, denen wir hier und dort im Schlosse begegnen. In dem geräumigen, von einer Säule getragenen Speisesaale befinden sich gleichfalls eigenhändig gemalte Bilder des Königs. Das ist die Stätte der grotesken Feste Friedrich Wilhelm's I.; an dieser Tafel saß er am 11. September mit all den alten Haudegen von Generalen, welche uuter Prinz Eugen und Marlbo- rongh die großen Schlachten des spanischen Erbfolgekrieges geschlagen hatten. Wenn dann dem Rhein- und Ungarweine tüchtig zugesprochen war und die Wolken des würzigen holländischen Tabaks die Deckengemälde des Saales ver- hüllten, dann nahm wol der König den alten General von Pannewitz, welcher aus der Schlacht von Malplaquet noch eine tiefe Narbe im Gesicht trug, au die Hand und begann mit ihm unter dem Horngeschmetter der Piqueurs zu lautem Jubel der Anwesenden den Tanz. In den anderen Zimmern des Par- terres finden wir das sandsteinerne, fast trogähnliche Waschbecken des Königs, eine Menge von Hirschgeweihen, darunter eine Nachbildung jenes 66-Enders, welchen Kurfürst Friedrich Iii. im Jahre 1696 im Amte Biegen erlegt hatte und dessen Geweih Friedrich Wilhelm I. an den Kurfürsten August von Sachsen gegen eine Kompagnie großer Grenadiere vertauschte. Entschieden noch Werth- voller als die holländischen Gemälde des unteren Stockwerkes sind die Bilder des oberen, darunter ein Tizian (Patrizierbildniß), Tintoretto's und van Dyck's. Hier, im oberen Stockwerke, befindet sich auch das Zimmer des Tabakskolleginms. Auf dem schweren, eichenen Tische vor uns stehen antike und moderne Bier- krüge; der grobgeschnittene Tabak liegt auf einer großen Porzellanschale vor uns. Wie lebendig versetzen uns all diese Ausstattungsgegenstände, welche von Schloß Cossenblatt hierher gebracht worden sind, in die Zeit des mann- haften und großen Friedrich Wilhelm! Zumal, weun wir dies Zimmer in der Dämmerung eines Herbstabends betreten! Jeden Augenblick erwarten wir dann die Flamme im Kamin auflodern zu sehen; draußen vor dem Schlöffe wird die Jagd abgeblasen, und nun kommen sie, die Genossen der königlichen Jagd! Wie dröhnt die Treppe uuter den schweren Reiterstieseln! Auf zum Kollegium! Die Lakaien legen die Kohlen für die Pfeifen zurecht, daneben die silberne Zange — einer von ihnen füllt die hohen Humpen mit Bernaner Bier — dann treten sie achtungsvoll zurück. Jetzt kommen die Herren; —

6. Die Ohnmacht des Reiches und der Aufstieg der Hohenzollern - S. 184

1916 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
184 hinzu: Hungersnot, verheerende Krankheiten, welchen 80 000 Menschen Zum Opfer fielen, nicht weniger Viehseuchen. Ganze Dörfer verödeten, die Äcker bewuchsen mit Gesträuch und gingen allmählich in Waldungen über. Das Land hatte sich noch nicht wieder erholen können, als die bereits 1705 im südöstlichen Europa herrschende orientalische Beulenpest im November 1708 die Grenzen Ostpreußens überschritt und nun bis zum Frühjahr 1711 dort 235 806 Menschen oder mehr als ein volles Drittel der Bevölkerung hinwegraffte. Litauen allein hatte 154 445 Menschen eingebüßt, kaum ein Viertel der früheren Bewohner war übrig geblieben. Ganze Dörfer waren ausgestorben. Das Vieh lief ohne Aussicht umher und siel den Wölfen zur Beute. Die Bauern bestellten nur die ihrem Hofe nächstgelegenen Acker und ließen das übrige unbenutzt liegen." Wie arm an Menschen die preußischen Länder waren, wird erst ganz ersichtlich, wenn wir den Vergleich mit anderen Ländern kennenlernen, den Schmollet (a. a. O. S. 570) gibt. Diese Entvölkerung war volkswirtschaftlich und militärisch von größtem Nachteil. Unter den drei Produktionsfaktoren: Boden, Kapital und menschliche Arbeit ist der letztere der wichtigste, namentlich die geistig, sittlich und technisch gut gebildete Arbeitskraft. Wieweit standen die brandenburgischen Länder darin gegen andere zurück! Merkantilistische Politik war ohne eine starke Zunahme der Bevölkerung nur schwer durchführbar, ein stehendes Heer aus Landeskindern zu errichten fast unmöglich. Daran dachte Friedrich Wilhelm I., als er schrieb: „Menschen halte vor den größten Reichtum." Wollten die Hohenzollem also die vom Großen Kurfürsten begonnene Machtpolitik durchführen, so brauchten sie mehr Menschen. Die natürliche Vermehrung ging zu langsam, sie brachte auch nicht rasch genug die gebilbeten Arbeitskräfte. Es kam also darauf an, viele und tüchtige Menschen aller Art: Bauern, Gärtner, Handwerker, Fabrikanten in das Land zu ziehen. Woher? Überall daher, wo Menschen sich im Heimatlande nicht wohl fühlten und daher geneigt waren, in der Fremde ein neues Glück zu suchen. Eine Zusammenstellung zeigt uns die Herkunft und die Zahl der Einwanderer. Holländer, unter dem Großen Kurfürsten.... unbekannte Zahl Waldenser, 1688, zum Teil wieber ausgewanbert .... 1 800 Unter Friedrich dem Großen karrten nur einzelne Kolonisten aus der nächsten Umgebung: Mecklenburger, Braunschweiger, Anhaltiner, Thüringer, Sachsen, Österreicher. Große Einwanb er erzüge: Pfälzer, 1680—99 ........................ Schweizer, 1685—1738 ........... Französische Hugenotten, 1672—1700 Salzburger, 1732 ................... 7000 6—7 000 20 000 20 000

7. Das Deutsche Reich - S. 181

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 181 — die Lausitzer Neiße auf und vereinigt sich bei Küstrin mit der Warthe. Von hier aus erstreckt sich nach O. das fruchtbare Warthe- bruch, nach Nw. das gesegnete Oderbruch. Letzteres umfaßt ein Niederungsgebiet von 6700 qkm und war ehedem ein von zahlreichen Oderarmen durchfurchtes Sumpfgebiet, das Friedrich der Große von 1746—1753 entwässern ließ. Als der König den gewonnenen frncht- baren Boden sah, sagte er mit Genugtuung: „Hier habe ich eine Provinz im Frieden gewonnen." Nach dem 7jährigen Kriege begann die Urbarmachung des Warthebruchs und des neu märkischen Netzebrnchs. Beide umfassen zusammen 46 000 ha meist guten Boden, der vorzügliches Heu und auf den sandigen Strichen guten Hafer erzeugt. Am Westrande des Oderbruches liegen die reizenden Partien von Freienwalde, wegen ihrer landschaftlichen Schönheit „die märkische Schweiz" genannt. Die Havel ist im wahren Sinne des Worts der charakteristische Fluß des Mnldengebiets, Sie bildet sich im Mecklenburgischen aus den Abflüssen mehrerer Seen und fließt zunächst südlich. Von der Mündung des Fiuowkanals an ist sie mit zahlreichen Fahrzeugen bedeckt. In der Mittelsenke des Muldengebietes löst sie sich in eine Reihe von Seen auf. die sich anfangs in s., dann in w. Richtung erstrecken. Die wichtigsten dieser Havelseen sind der Tegeler-, Wann-, Jungfern- und Planesche See. Von Spandau bis hinter Potsdam bietet der Fluß mit seinen buchtenreichen Seen, die zwischen Tegel und Potsdam von etwa 2000 Schwänen belebt sind, sowie mit den bewaldeten Usern, Schlössern und Parkanlagen Bilder von hoher landschaftlicher Schönheit. Die untere Havel wendet sich in nordwestlicher Richtung der Elbe zu. Nördlich von der mittleren Havel zieht sich das Havel- undrhinluch hin, eine Fläche von etwa 125 000 ha, die ehemals ein großes Moorgebiet war, aus dem eine große Zahl von Hügeln oder „Horsten" "emporragte. „Im Frühjahr ein großer See, war es nnr im Sommer bei trockener Witterung gangbar. Nur an einzelnen Stellen konnte das Gras mit Mühe abgeerntet werden. Vom Vieh versank jährlich eine Anzahl Stück im Morast. Da ließ König Friedrich Wilhelm I. das Luch von 1718 — 1725 trocken legen, wodurch vorzügliches Weideland gewonnen wurde, ein Teil des Bodens auch unter den Pflug genommen werden konnte. Als Musterwirtschaft legte der König das Amt 5iönigshorst an. In dieser „Akademie des Buttermachens" mußten Bauerntöchter die Wirtschaft erlernen und erhielten nach gut bestandener Prüfung vom Könige 100 Taler als Brautschatz. — Zwei Hauptkanäle, von denen der n. über Febrbellin führt und dann dem Rhinlaufe folgt, verbinden die obere und untere Havel in ostwestlicher Richtung. Die Spree kommt vom Lausitzer Gebirge und durchfließt in raschem Laufe deu östlichen Zipfel des Königreichs Sachsen und den nordwestlichen Zipfel von Schlesien. Zwischen Spremberg und Kottbns durchbricht der Fluß den südlichen Landrücken, tritt sodann in das s. der drei Haupttäler des Muldengebiets ein und bildet in diesem den Spreewald. ^ Der Sprccwald ist das merkwürdigste unter den Bruchländern der Mark. -iie_ Spree löst sich hier in zahllose Arme auf, die ein Gewirr von Inseln umschließen und sich auf den Lber- und Unterspreewald verteilen. Beide Gebiete werden durch sandige Erhebungen getrennt. Ehemals, bevor noch von

8. Teil 2 - S. 325

1882 - Leipzig : Brandstetter
unter bett nachwirkenden Einflüssen des 30jähr. Krieges. 325 licheres Regiment in polizeilicher und volkswirtschaftlicher Hinsicht oftmals notwendig, und die Regierungen hielten sich schon aus diesem Grunde für befugt, auch in die Selbstverwaltung der Gemeinden unbedenklich einzugreifen. Was man so an dem einen Orte im wirklichen oder vermeintlichen Interesse des Gemeinwohls that, das that man an einem anderen wohl auch zu Gunsten fürstlicher oder büreaukratischer Willkür. So kam im Laufe des vorigen Jahrhunderts das Gemeindewesen in den meisten deutschen Ländern bis zu völliger Bedeutungslosigkeit herunter. In Preußen wurden schon unter Friedrich Wilhelm I. die meisten städtischen Magistrate von den königlichen Kammern oder unter ihrem Einfluß eingefetzt. Kein Pacht von über zehn Thalern durfte ohne königliche Genehmigung abgeschlossen werdeu. Die Polizei ward vielfach, zumal in den Residenzen, den Magistraten entzogen. Die letzten Reste bürgerlicher Schöppengerichte wurden ebenso wie die meisten Schützengilden aufgehoben. Im Bistum Speier war die Anstellung der Stadtschultheißen, Stadtschreiber und Senatoren fast gänzlich in den Händen der Regierung. Keine Bürgeraufnahme keine Heiratserlaubnis, keine Zulassung zu einer Zunft war ohne Zustimmung der Regierung möglich; fogar die Berufung der Bürgerschaft zu einer Beratung bedurfte der höheren Genehmigung. Die Eingriffe der Regierungen waren übrigens nicht der einzige Schaden, woran die freie Bewegung des Gemeindelebens und die Bethätigung des bürgerlichen Gemeinsinns krankte; fast noch hinderlicher war ein anderer Übelstand, der in der damaligen städtischen Verfassung selbst lag, das Mißverhältnis zwischen Magistrat und Bürgerschaft. Die Magistrate waren in den meisten Städten, sowohl den Reichsstädten als den Landstädten, nicht sowohl Organe der Bürgerschaften, von diesen gewählt und ihnen verantwortlich, als vielmehr selbstherrliche, in sich abgeschlossene, sich selbst ergänzende Körperschaften, für die Verwaltung der städtischen Angelegenheiten entweder zu gar keiner oder nur zu einer sehr unzureichenden Rechenschaftsablegung verpflichtet. An manchen Orten bestanden sogenannte Bürgerausschüsse, an andern war die Bürgerschaft lediglich durch eine Anzahl von Zunft- oder Viertelsmeistern beim Rate vertreten. Sehr häufig hing entweder die Wahl dieser letzteren oder ihre Zuziehung zu den städtischen Geschäften oder beides wiederum vom Magistrate selbst ab. Unter solchen Umständen war es noch für ein Glück zu erachten, wenn die Landesregierung eine Kontrolle über die Vermögensverwaltung der Städte übte. Aber auch diese Kontrolle war meist sehr ungenügend, unregelmäßig und oberflächlich. Manche Magistrate wohlhabender Städte hatten sich von ihren Landesherren durch Vorschüsse, die sie ihnen aus dem Vermögen der Stadt gemacht, das Vorrecht erkauft, nicht einmal der Regierung Rechnung ablegen zu dürfen, fo in Sachsen die Magistrate von Leipzig und Zittau. Es läßt sich denken, wie diese unbeschränkten und unkontrollierten kleinen Stadttyrannen mit dem Vermögen der Stadt und der Steuerkraft der Bürger schalteten, mit welchem Übermut sie auf die letzteren herabsahen. Ein regie-

9. Vaterländische Geschichte für die Oberklassen katholischer Volksschulen - S. 60

1900 - Stolberg (Rheinl.) : Mathes
abgeschlossen. Preußen verlor alles Land zwischen Rhein und Elbe, mehr als die Halste seines Gebietes. Es mute versprechen nicht der 42000 Soldaten zu halten und 210 Mill, Mark Kriegskosten zu zahlen, bis zu deren Tilgung die Franzosen die Festungen Glogau, Kstrin und Stettin besetzt halten sollten. Unser Vaterland war tief gesunken und sehr unglcklich geworden; aber es sollten auch wieder bessere Zeiten kommen. Preuens Wiedergeburt. Das schwere Unglck, das Preußen widerfahren war, brachte den König zu dem Entschlsse, alle Verhltnisse des Staates umzugestalten und zu verbessern. Die tchtigsten und edelsten Männer standen ihm in seinen Be-strebungen hilfreich zur Seite, und ihre gemeinsamen Anstren-gungen machten es mglich, da das Volk nach Verlauf einiger Jahre die Herrschaft der Franzosen abschtteln konnte. Die hervorragendsten dieser Männer sind der Minister Freiherr von Stein und der General von Scharnhorst. Stein. Die erste Sorge Steins war, die groe Kriegsschuld zu bezahlen und die preuischen Festungen von den franzsischen Truppen zu befreien. Zu dem Zwecke muten die Abgaben be-deutend erhht werden; aber das Volk gab gerne, weil es die Not es Landes sah. Der König selbst ging mit seiner Familie allen in Sparsamkeit und Opferwilligkeit mit dem besten Bei-spiele voran. Er verkaufte die kniglichen Gter, sogar das goldene und silberne Tafelgeschirr, und schenkte den Erls dem Lande, die Knigin opferte ihre kostbaren Schmucksachen, und so gelang es, in der kurzen Zeit bis zum Herbste 1808 die Schuld zu Zahlen, woraus die Franzosen auer den besetzten Festungen auch Berlin rumten und preuische Truppen wieder in die Hauptstadt einrckten. Beseitigung der Erbunterthnigkeit. Eine weitere Sorge Steins war die Schaffung eines freien und selbstndigen Bauernstandes. Zwar hatten schon Friedrich Wilhelm I. und Friedrich d. Gr. versucht, die Leibeigenschaft der Bauern zu be-seitigen; aber nur auf den kniglichen Gtern war es ihnen gelungen. Auch war durch das preuische Landrecht" bereits seit 1794 die Leibeigenschaft fr aufgehoben erklrt; trotzdem bestand sie aus den adeligen Gtern noch immer unter dem Namen Guts- oder Erbunterthnigkeit fort Nun erlie der König auf Steins Rat 1807 ein Gesetz, wonach vom Martinitage 1810 ab jede Erbunterthnigkeit aufhren und der Bauernstand vllig frei sein solle. Desgleichen wurde von dieser Zeit an gestattet' da Brgerliche Grundbesitz erwerben konnten, was bis dahin nur dem Adel gestattet war, während der Adel das Recht erhielt, brgerliche Gewerbe zu treiben. Stdteordnung. Auch dem Brgerstande der Städte wurden grere Freiheiten zu teil. Durch die von Stein veran-late Stdteordnung erhielten die Brger das Recht, aus ihrer

10. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 124

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
124 Von König Friedrich Wilhelm I. und Kurfürst August dem Starken. beschlo er, sie aufzunehmen. der 20000 tchtige Fremde siedelte er an, viele erhielten von ihm Felder, Vieh und Ackergerte und wurden treue Untertanen. Des^Knigs Aber der König arbeitete zu anstrengend, er gnnte sich keine langre Erholung. Deshalb kam er trotz seines krftigen Krpers nicht hoch zu Jahren. Im Alter von 52 Jahren starb er und hinterlie feinem Sohne ein wohlgeordnetes Land, ein groes, gut geschultes Heer und eine wohlgefllte Staatskasse. * * * 3m Nachbarlande Sachsen regierte zu dieser Zeit Kurfürst August der Starke. Er sah mit scharfem Blicke das Emporkommen Preuens und bemhte sich, dem aufstrebenden Hohenzollernstaate ein ebenbrtiges Sachsen an die Seite zu stellen. In bn Hauptstadt Dresden feierte er glnzende tfefte, lie kostspielige Prachbauten errichten und wertvolle Kunstsammlungen anlegen. ^Starke^ Sachsens Kurfürst war von hohem Wchse und gewaltiger Krper* kraft: es war ihm ein Leichtes, zinnerne Teller wie Papier zusammen-zurollen, Hufeisen zu zerbrechen, schwere eiserne Kugeln, an denen sich sonst mehrere Männer versuchten, zu heben. In Wien, auf dem hohen Stephansturme, soll er sogar einen Trompeter auf der Hand der die Brstung hinausgehalten haben, der Arme mute ihm dabei noch ein Stcklein vorblasen. deinen regen Geist bildete Prinz August auf weiten Reisen. An dem franzsischen Hofe lernte er die Pracht und Verschwendung König Ludwigs Xiv. kennen und lieben. Im schnen Italien besuchte er die herrlichen Kirchen und prchtigen Palste, ging in die Golerien und Museen, wo die unvergnglichen Meisterwerke italienischer Maler und Bildhauer ausgestellt waren, lie sich auch von Musikern vorsingen und vorspielen und bezeugte dabei ' groes Interesse und feines Verstndnis. * Durch den allzufrhen Tod des Bruders kam August der Starke auf den Thron. Sachsen eine machtvolle Stellung zwischen dem empor-strebenden Preußen und dem wachsenden sterreich zu erwerben, das war sein Streben. ^ustmvirbt Da starb zu der Zeit der König von Polen, und die Groen des Polens. Landes hielten Umschau nach einem neuen Fürsten, der allerdings ein Katholik sein mute. Kursrst August trat im geheimen zur katholischen

11. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 127

1902 - Halle : Gesenius
— 127 — Ii. Stufe. So, nun wollen wir das Lebensbild Friedrich Wilhelms I. noch in einzelnen Stücken ergänzen. (Vorbemerkung. Die Vertiefungen sind, da das markante Lebensbild des zweiten Preußenkönigs sich den Kindern fest eingeprägt haben wird, nur in großen Zügen — resümierend gegeben.) 1. a) Der junge, fünfundzwanzigjährige König von Preußen, Friedrich Wilhelm I., hatte eine schwere Aufgabe zu lösen. Durch den Spanischen Erbsolgekrieg und den Nordischen Krieg waren die Dinge in Europa mannigfach umgestaltet worden. An Stelle der habsburgisch-spanischen Macht war die französische und an Stelle der schwedischen die russische hervorgetreten. Aber das Deutsche Reich hatte ans den beiden Kriegen nur wenig Nutzen gezogen. Seine Länder am Rhein, die ihm die Franzosen entrissen hatten, blieben in deren Händen; nur die Schweden waren großenteils von deutschem Boden vertrieben worden. Der Kaiser kümmerte sich fortab bloß um sein Österreich-Ungarn, und wenn auch das Reich darüber zu Schaden kam. So ließ er es u. a. zu, daß das deutsche Land Lothringen als Entschädigung an den gewesenen Polenkönig Stanislaw Leszczinski (s. Kapitel 8) kam. (1785.) Da dieser kinderlos starb, so beerbte ihn sein Schwiegersohn, der König Ludwig Xv., und Lothringen wurde mit Frankreich vereinigt, 1766. Auch die deutschen Fürsten, die ans den Thronen anderer europäischer Reiche saßen, taten für Deutschland nichts. Es waren dies die Herrscher von Dänemark und Norwegen (Oldenburg), Schweden (Hessen), Polen (Sachsen), Rußland (Holstein, erst später), England (Hannover) und der Statthalter der Niederlande (Nassau). Sie waren sehr besorgt um ihre Erblaude im Reiche, aber auch nur um diese. Es kam ihnen sogar nicht darauf an, sich zu jener Lande Schutz mit einem auswärtigen Feinde gegen Kaiser und Reich zu verbinden. 1)) Anders handelten die Beherrscher von Brandenburg und Preußen. Sie suchten das Reich und den Kaiser zu stützen, die fremden Mächte hinauszutreiben oder doch deren Einfälle ins Reich abzuwehren. So kam es dahin, daß mitunter die Verteidigung des Reiches ganz allein auf ihnen ruhte, am Rheine und an der Weichsel zugleich. Sie mußten sich vom Auslande hassen und im Reiche oft beargwöhnen lassen. Danach • hatte auch Friedrich Wilhelm I. sich zu richten. Nach jeder der beiden Abteilungen: Wiedergabe nach Kernfragen. — Erläuterungen. Erzähle! — Dann: Zusammenfassung. Überschrift: Des neuen Preußenkönigs Aufgaben.

12. Bd. 1 - S. 138

1913 - Leipzig : Poeschel
138 Rirche und Schule sichtsbehörde auf Verlangen jederzeit zu hören. Der ländliche Schulvorstand besteht aus dem Gemeindevorsteher, einem von der Schulaufsichtsbehörde bestimmten Lehrer, dem dienstältesten evan- gelischen und katholischen Geistlichen, bzw. Rabbiner und aus zwei bis sechs Einwohnern des Schulverbandes. Der Ortsschulinspektor ist berechtigt, an den Sitzungen teilzunehmen. Eine allgemeine Zuführung der Kinder zur Schule ist nur aufgrund des Schulzwanges, richtiger Unte rr ich ts zwang es, möglich, der in Preußen seit den Königen Friedrich Wilhelm I. und Friedrich dem Großen besteht. Die Preußische Verfassungsurkunde sagt in Artikel 21—23: „Für die Bildung der Jugend soll durch öffentliche Schulen genügend gesorgt werden. Eltern und deren Stellvertreter dürfen ihre Kinder oder Pflegebefohlenen nicht ohne den Unterricht lassen, welcher für die öffentlichen Volksschulen vorgeschrieben ist. — Unterricht zu erteilen und Unterrichtsanstalten zu gründen und zu leiten, steht jedem frei, wenn er seine sittliche, wissenschaftliche und technische Befähigung der betreffenden Staatsbehörde nachgewiesen hat. — Alle öffentlichen und Privatunterrichts- und Erziehungs- anstalten stehen unter der Aufsicht vom Staate ernannter Behörden. Die öffentlichen Lehrer haben die Rechte und Pflichten der Staats- diener". Die allgemeine Schulpflicht ist nicht durch ein Reichs- gesetz geregelt, in Preußen fehlt sogar die einheitliche gesetzliche Festlegung ihrer Beendigung. Im allgemeinen erstreckt sie sich vom 6.—14. Lebensjahr, in Bayern nur vom 6.—13. Jahr. Hier, wie auch im Reichslande Elsaß-Lothringen, hängt die Schulentlas- sung von demdesteheneinerabgangsprüfung ab. In den meisten Bundes- staaten kann die Schulpflicht für nicht reife Kinder verlängert werden. Die Schule würde mit diesen gesetzlichen Mängeln nicht zu kämpfen haben, wenn jeder Bundesstaat ein vollständiges allgemeines Schul- gesetz hätte. Leider fehlt ein solches in Preußen, Bayern und den beiden Mecklenburg. Der Grund ist in den politischen Machtverhältnissen der betreffenden Staaten zu suchen. In Bayern beispielsweise hat man den Versuch der Einführung eines fortschrittlichen Schulgesetzes auf- gegeben, seitdem seit 1869 das Zentrum die Mehrheit in der Kammer behauptet. In Sachsen wurde durch die Thronrede vom Herbst 1911

13. Deutsche Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart, mit besonderer Berücksichtigung Brandenburg-Preußens - S. 45

1906 - Leipzig [u.a.] : Teubner
15. Friedrich Wilhelm I. 45 Europa Mode. Der Haupthelfer des Knigs in allen militrischen Dingen war Fürst L e o P o l d von A n h a l t - D e s s a u, der die preuische Infanterie durch Einfhrung des eisernen Ladestockes und des gleichen Schrittes und Trittes zur ersten des Weltteiles machte. Die Hlfte der Truppen bestand aus Mietlingen, welche von Werbeoffizieren im Ausland, oft genug uuter Anwendung von List und Gewalt, aufgebracht wurden. Die Bauern und Kleinbrger muten die brigen Soldaten stellen, zu welchem Behufe das ganze Laub in Rekrutierungskantone eingeteilt wrbe. Der König selbst war mit Leib und Seele Solbat und erschien fast nie anders als in Uniform. Auch die Prinzen seines Hauses muten Offiziere werben. Fr die Ausbilbnng der Offiziere, die fast smtlich beut Abel angehrten, errichtete er das Knigliche Kabettenhans in Berlin. Smtliche Offiziere behanbelte er als Kameraben. Ihre Ernennung behielt er sich selbst vor, sorgte fr ihre tchtige Ausbilbung im Kniglichen Kabinettshause und hielt alle unwrbigen Elemente fern. Daburch zog er sich ein Offizierkorps heran, dem kein anberes an Tchtigkeit und Hingebung gleichkam. d) Cr begrndet ein arbeitsames und gottcsfrchtlges pmeben. Die Krongter (Domnen) wrben in der Regel nur auf 6 Jahre verpachtet, die Bauern der bazn gehrigen Drfer nach Mglichkeit aus der Leibeigenschaft erlst, den Bewohnern der neuen Ansieblungen Freiheit und Erbrecht gewhrleistet. Strenge Strafen stauben auf Mihandlungen der 2einbleute seitens der Gutsherren und Beamten, und das Einziehen von buerlichen Hufen wrbe strengstens untersagt. Dafr verlangte der König auch von allen seinen Untertanen, ba sie fleiig und orbentlich arbeiteten und sparsam wirtschafteten. Wehe dem, den er bei seinen hufigen Reisen burchs Laub faul ober liederlich antraf. Es kam oft vor, ba er sie mit seinem Knotenstock schlug. Er lie es sich auch angelegen sein, neue Gerte und Kulturpflanzen einzufhren, Smpfe und Moore (wie z. B. das Lu(e)ch, nw. von Berlin) auszutrocknen und unzhlige, noch vom 30 jhrigen Kriege her verlassene Bauernstellen mit neuen Wirten" zu versehen. Auf seiner Domne Knigshorst richtete er eine Musterwirtschaft ein. Gegen 30000 Auslnber barunter 17000 protestantische Salzburger, die, von dem Erzbischof Firmian um ihrer Religion willen bebrckt, ausgewanbert waren wrben angesiebelt, vor allem in der Kurmark und in dem durch die Pest verdeten Ostpreuen. Zur Hebung der Pferbezucht legte er das groe Lanbgestt zu Trakehnen an, das durch die Berebelung der preuischen Pferbe in ganz Europa berhmt wrbe. Handel und Gewerbe fanden eifrige Frderung; neue Fabriken wrben ins Leben gerufen. Fast alles, was das Heer brauchte, wrbe aus dem Laube selbst bezogen. Da der Kurfürst von Sachsen zur katholischen Kirche bergetreten war, betrachtete sich Friedrich Wilhelm I. als Schirmherrn des Protesten-tismus. Wie er die Salzburger unter seine Obhut nahm, so trat er auch fr die evangelischen Hellberger ein, als der Kurfürst von der Pfalz

14. Vom aufgeklärten Despotismus zur Restauration - S. V

1912 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Inhaltsangabe. Seite Vorwort..............................................Iii I. Der aufgeklärte Despotismus. 1. Friedrich Wilhelm I.: Instruktion Friedrich Wil- helms I. für seinen Nachfolger. 1722 (Januar und Fe- bruar) ........................................... 3 2. Friedrich Wilhelm I.: Instruktion und Reglement für das Generaldirektorium. Dezember 1722........ 8 3. Friedrich der Große: politisches Testament von 1732 17 4. Wilhelm v. Humboldt: Ideen zu einem versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen . . 30 Ii. Gesellschaftsvertrag und Volkssouveränitat. 5. Montesquieu: De Fesprit des lois.................39 6. Rousseau: Du contrat social......................48 7. Sieyès: Was ist der dritte Stand?................55 8. Virginia: Bill of Rights 1776 .................. 63 9. Déclaration des droits de Fhomme et du citoyen 66 Iii. Das Erwachen des Nationalgefühles und des politischen Interesses in preutzen. 10. Rant: Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre. (Abschnitt: Vas Staatsrecht)......................70 11. Fichte: Reden an die deutsche Nation.............75 12. Arndt: Der Rhein, Teutschlands Strom, aber nicht Teutsch- lands Grenze......................................81 13. Stein: Über die zweckmäßige Bildung der obersten und der provinzial-, Finanz- und Polizeibehörden in der preußischen Monarchie. Nassau, 1807 ............ 92

15. Grundriß der preußisch-deutschen sozialpolitischen und Volkswirtschafts-Geschichte - S. 58

1904 - Berlin : Weidmann
58 Ii. 1713—1806. Im Zivildienst überwog unter Friedrich Wilhelm I. das bürger- liche Element; für die oberen Ratstellen in der Verwaltung ernannte er fast doppelt soviel Bürgerliche als Adlige. 1723 fanden sich im Generaldirektorium fast nur Minister bürgerlicher Herkunft und neben 9 adligen Räten 8 bürgerliche, im Kammergericht saßen aller- dings 1738 neben 17 adligen Richtern nur 9 bürgerliche. In Ost- preußen duldete der König keinen Adligen als Domänenpächter und legte dadurch in dieser Provinz den Grund zu einem wohlhabenden Mittelstand, der den landwirtschaftlichen Betrieb stetig zu bessern strebte und dem Beamtentum tüchtige Kräfte lieferte. 1732 ver- fügte er die Ausschließung des Adels von der Domänenpacht schlecht- weg; überhaupt war der König in mancher Hinsicht, besonders in wirtschaftlicher, gegen den Adel mißtrauisch, und sein berühmtes Wort, „ich stabiliere die souveraineté wie einen rocher de dronce" war gegen die Junker aus dem Königsberger Landtage gerichtet (1717). Friedrich der Gr. bevorzugte den Adel mehr als sein Vater. Ihm behielt er die Offizierstellen, die Präsidentenstellen der Provinzialbehörden, die Stellen im diplomatischen Dienst und die Sinekuren vor, während er im Beamtentum im übrigen nur das Verdienst berücksichtigte und zu seinen Kabinettsräten nur bürgerliche wählte. So sehr er sich die wirtschaftliche Hebung des ganzen Volkes angelegen sein ließ, so wenig tat er für die Ausgleichung der Stände- nnterschiede. Nur in den polnischen Landschaften gestattete er es deutschen Bürgerlichen, Rittergüter §u erwerben; in den alten Landes- teilen war es ihnen streng verboten. Bürger, Bauern und Adlige bildeten völlig geschiedene Stände. Der Adel zeichnete sich durch gesellschaftliche Sitte und einen Anfang höfischer Formen, nicht durch geistige und sittliche Bildung aus. Es fehlte ihm, der vorwiegend auf der ererbten Scholle lebte, der Blick in die Welt. Denn Friedrich Wilhelm I., der durch seine „Vassallentabellen" Tätigkeit und Aufenthaltsort seiner Adligen genau kontrollierte, sah einen längeren Aufenthalt im Auslande nicht gern. Ohne ausschweifend zu sein, hatte der Adel Freude am derben Lebensgenuß. 1739 verbot der König die Mißheiraten mit Töchtern der niederen Stände, die in diesem Fall meistens verkommene Weibsbilder waren. Aus dem Bürgerstande gingen die Männer hervor, die in Kirche und Schule das Volk sittlich zu heben suchten, oder in Wissenschaft und

16. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 58

1911 - Breslau : Hirt
58 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuisch-deutschen Geschichte. Der Staat lieferte den Truppen nur die groe Montur, die Waffen und im Kriege das Brot, brigens zahlte er jedem Regiment und jeder Kompagnie eine feste Geldsumme, wovon sie ihre Bedrfnisse bestreiten muten. 34. Hebung der Landeskultur und Sorge fr das geistige Leben. Die Hebung der Landeskultur. Die Hebung des Wohlstandes lieen sich alle Fürsten in dem Jahrhundert von 16401740 angelegen sein. Die Landwirtschaft erholte sich dank staatlicher Untersttzung Verhltnis-mig rasch von den Leiden des groen Krieges, wenn auch lange Zeit verging, ehe die frhere Einwohnerzahl des platten Landes wieder er-reicht, die Wstungen wieder angebaut wurden. Die Einwanderung wurde planmig und ununterbrochen begnstigt; die Kolonisten kamen besonders aus Holland, der Schweiz, auch aus Schwaben und Franken. Ostpreuen, das im Nordischen Kriege furchtbar verwstet und stellenweise vollstndig verdet war, hat Friedrich Wilhelm I. wieder neu besiedelt. Er verwandte darauf alljhrlich groe Mittel. Im Jahre 1728 berief er die von ihrem Erzbischos vertriebenen 20000 Salz brg er und gab ihnen in Litauen (bei Gumbinueu) neue Wohnsttten. Die Moore der Mark Brandenburg (das Havellndische Luch nrdlich von Spandau unter Friedrich Wilhelm I.) fing man an auszutrocknen und legte in dem gewonnenen Wiesenlande Meiereien nach hollndischem Muster (Knigshorst) an, in denen die buerliche Bevlkerung eine rationellere Verwertung der Milch kennen lernte. Der Anbau von Obstbumen und gewissen Nutzpflanzen (Weizen, Hanf, Flachs n. dgl.) wurde von oben her angeordnet. Die Leibeigenschaft ging der in Erbuntertnigkeit; die Versuche, sie ganz aufzuheben, scheiterten an der Macht der sozialen Ver-Hltnisse; doch gab Friedrich Wilhelm I. scharfe Erlasse gegen willkrliche Bedrckung der Bauern ans den Domnen durch Beamte und Edelleute und schrnkte die Vorspanndienste ein. Die Städte folgten in ihrer Entwicklung langsamer. Durch Er-leichterungen des Handelsverkehrs und durch Frderung der Industrie suchte der Staat helfend einzugreifen. Der Groe Kurfürst richtete eine staatliche Post ein, die den Verkehr von Memel bis Kleve beschleunigte, lie den drei Meilen langen Mllroser oder Friedrich-Wilhelms-Kanal zwischen Oder und Spree bauen (vgl. 21) und fhrte dadurch die Erzeug-uisse des reichen oberen Oderlandes der Mark und weiterhin Hamburg zu. Auf dem Gebiete der Industrie blieb nach dem Dreiigjhrigen Kriege alles zu tun. Die Resngies gaben zur Verfeinerung der Gewerbttigkeit mancherlei Anregung, aber zunchst galt es, die unentbehrlichsten Bedarfs-artikel fr Haus und Staat zu liefern. Am frhesten gedieh die Tuch-Industrie. Die Brandenburger und Lausitzer Tuchmanufaktur erhielt durch Lieferungen fr die Armee lohnenden Absatz (Berliner Lagerhaus" unter Friedrich Wilhelm I.), auch wurde eine Ausfuhr ihrer Erzeugnisse nach den nordischen Lndern (besonders Rußland) erffnet. Schon unter dem

17. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 67

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Das Pensum der Quarto und der Tertien 67 lung. Deshalb kann man hier nicht, wie wir es jetzt in Sachsen leider müssen, in zwei Wochenstunden die 850 Jahre von 814—1648 (Praxis meist: von 768—1618) durchjagen, sondern wir müssen uns auf das Mittelalter beschränken, das zwar, genau genommen, noch länger gedauert hat, dessen erste Jahrhunderte sich aber sehr kurz erledigen lassen, was von 800 an nicht mehr möglich ist. vom Ruftreten der Germanen bis 1500 ist schon ein sehr reichlicher Stoff für ein Schuljahr. allerdings kann dann der Rest nicht, wie jetzt in Sachsen, in einem Jahr (Uiii) erledigt werden, sondern dafür sind beide Tertien erforderlich. wird doch die Darstellung, je mehr wir uns der Gegenwart nähern, notwendigerweise ausführlicher; immer häufiger greift sie über die vaterländischen Grenzen hinaus, um schließlich die ganze Kulturtvelt wenigstens in gelegentlichen Überblicken zu umspannen; der wachsenden Reife der Schüler entsprechend, soll sie aber auch anfangen tiefer zu graben. In diesem Hlter erwacht die Kritik in den jungen Menschen: hier ist Gelegenheit, diese kritische Neigung in maßvoller weise zu betätigen. Fünfzehnjährige Knaben bekunden oft schon rege Teilnahme an politischen Dingen; deshalb sagt ihnen die neueste Geschichte mehr zu als die des Altertums. Politische Teilnahme beweist, daß sie anfangen, über die engen Kreise ihres unmittelbaren Daseins hinauszublicken und eine erste Darstellung von größeren, idealen Gemeinschaften zu gewinnen. Die Idee des Daterlandes und des Staates geht ihnen auf und ergreift wenigstens einzelne mit stärkerer Gewalt. Man treibt deshalb im Deutschen mit ihnen die Dichtung der Befreiungskriege. Da soll sie der Geschichtsunterricht nicht ohne Not im Altertum festhalten, sondern ihnen bieten, wonach sie in diesem Hlter besonders verlangen. Ris Pensum der Untertertia schlage ich vor 1500—1715, als Pensum der Obertertia 1715—1900. 1715 ist ein mindestens so guter Einschnitt als 1648, denn dies Jahr ist nur verfassungs- und religionsgeschichtlich ein gewisser Rbschluß (für Frankreich erst 1656, für England 1660); genau genommen, gehören die Folgen des großen Kriegs doch noch zum Kriege selbst hinzu. Um 1715 haben fast alle europäischen Staaten das (Dber-Haupt gewechselt, (England sogar die Dynastie. Für dies Land beginnt das Zeitalter der Parlamentsherrschaft, für Frankreich die (Erstarrung des Absolutismus unter den letzten Ludwigen, für Preußen der glänzende Rufstieg unter Friedrich Wilhelm I. und Friedrich dem Großen. Schwedens Ersatz durch Rußland in der Reihe der Großmächte ist entschieden, der europäische Kontinent durch zwei große Parallelkriege für den Rest 5*

18. Für Oberklassen - S. 570

1893 - Altenburg : Bonde
570 bischof Leopold Anton, Freiherr v. firmiern, er wolle die Ketzer aus dem Lande haben und sollten auch Dornen und Disteln auf den Äckern wachsen. Zunächst wurde von den Geistlichen und Mönchen fleißig nach Luthers Schriften gesucht und den Bewohnern ein Eid abgefordert, daß sie gute katholische Christen seien. Als einige frei und mutig ihren Glauben bekannten, wurden sie auf der Stelle in Ketten gelegt und in das Gefängnis geworfen, lange Zeit mit Hunger und Durst geplagt, ohne auch nur einmal verhört zu werden, und zuletzt ans dem Lande gejagt. Sie wandten sich nach Regensbnrg, dem Sitze des Reichstags, an die Behörde, welche mit der Leitung der evangelischen Angelegen- heiten beauftragt war, leider ohne Erfolg. Jedoch wurde dieser Schritt für den Erzbischof die Veranlassung, in seinem Lande eine Zählung der Evangelischen vornehmen zu lassen. Da er allen Unterthanen Freiheit des Glaubens zugesichert hatte, so meldeten sich gegen 21 000 als An- hänger Luthers. Der Erzbischof erschrak und sandte Eilboten mit der Bitte um bewaffnete Hilfe nach Wien. Die drohende Gefahr nötigte die Evangelischen zu einem gemeinsamen Schritte. Im Morgengrauen ves 5. August 1731, eines Sonntags, stiegen mehr als hundert Familien- väter in die einsame Kluft des Dienterthales nach Schwarzach hinab. Die entblößten Häupter neigten sich zum Gebete. Mitten im Kreise stand ein Salzfaß. Jeder tauchte die benetzten Finger der rechten Hand hinein und erhob sie dann zum Schwur, nicht zu lassen vom evangelischen Glauben, einig und treu einander zu sein in Not und Tod. Dann verschluckten sie das Salz und schlossen also den Salzbund. Darauf hielten sie Rat, was zu thun sei, und wurden einig, Abgeordnete nach Regensburg zu schicken, um die evangelischen Fürsten um Schutz und Zuflucht für die zu bitten, welche gezwungen würden auszuwandern. Auf die Nachricht von diesem Vorgänge schilderte Firmian dem Kaiser in den schwärzesten Farben die Leute als Rebellen, so daß dieser 6000 Soldaten in das Land schickte, welche sämtlich bei den Evangelischen einquartiert wurden. Diese übten zum Teil die roheste Gewalt gegen die Ketzer aus. Man überfiel sie des Nachts, riß sie aus den Betten, schleppte sie in das Gefängnis, schnitt ihnen die Flucht ab und. belegte sie mit schweren Geldstrafen. Vergebens wiesen die Gesandten der evangelischen Fürsten den Kaiser auf die Bestimmungen des Westfälischen Friedens hin, nach denen die Bedrückungen, wie sie die Unglücklichen erfuhren, gegen alles Recht waren. Da nahm sich der König von Preußen, Friedrich Wilhelm I., seiner bedrängten Glaubensbrüder an. Er erklärte, daß er gegen die Katholiken in seinem Lande ebenso ver- fahren würde, wie der Erzbischof gegen die Evangelischen, sagte auch den Abgeordneten der Salzburger weiteren Schutz und, wenn sie ver- trieben würden, Aufnahme in seinem Reiche zu. Für den Erzbischof wurde durch die Stellung der evangelischen Fürsten und durch die feste Haltung seiner lutherischen Unterthanen die Gefahr von Tag zu Tag größer. Da ließ er am 31. Oktober 1731 den Befehl ausgehen, daß alle nicht angesessenen Einwohner evangelischen Bekenntnisses, Tage- löhner, Arbeiter und Dienstboten, welche das zwölfte Jahr erreicht hatten, binnen acht Tagen, die Gutsbesitzer aber binnen zwei bis drei

19. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 402

1845 - Berlin : Klemann
402 Sechstes Buch. Vierter Abschnitt. Jesuiten zogen mit großer Vollmacht im Lande umher und führten überall den Gruß ein: „Gelobt sei Jesus Christ"; so sollte Jeder, bei jeder ge- wöhnlichen Begegnung, den Andern anrufen, statt: „Guten Tag", oder wie man sich sonst zu grüßen pflegt. Das fromme evangelische Landvolk aber hielt dies für eine Entweihung des Namens Jesu, daß ihn der nächste beste lüderliche Geselle mitten im Fluchen oder Zechen im Munde führen sollte, und weigerte sich dessen standhaft. Diese Weigerung gab dem Erzbischof Firmian den Vorwand und Anlaß ju einer neuen und grausamen Verfol- gung. ^ Man durchsuchte die Häuser der Evangelischen, welche den Gruß verweigerten, und nahm ihnen die Bibeln weg, die man darin fand; sie wur- den mit Stockstreichen gezüchtigt, in Eisen und Bande geschlagen, im Ge- sängniß mit Hungerleiden bestraft, oder mit großen Geldbußen belegt, auf daß sie so aus Furcht katholisch würden. Als nun dies alles nichts fruch- tete, ließ der Erzbischof durch Beamte nachforschen, wie groß wohl die Zahl der sogenannten Ketzer in seinem Lande sei. Es waren ihrer über zwanzig- tausend; der Erzbischof aber wollte sie alle ausrotten und lieber sein Land zur Wüste machen. Nun erhob sich endlich das unterdrückte mißhandelte Volk gegen die Gewalt und schickte zugleich Boten an den Reichstag nach Regensburg und an den Kaiser nach Wien, um Hilfe für sein Recht zu er- langen; aber der Reichstag that längst nichts mehr fürs Volk, und der Kaiser ließ die Abgeordneten, welche sich so treuherzig auf den Weg gemacht hatten, in Fesseln schlagen und ihrem geistlichen Tyrannen zurückschicken, und gebot den Salzburgern, sich demselben auf Gnade und Ungnade zu unter- werfen. Da traten am 5. August 1731 wohl über hundert ältere ernste und wohlerfahrne Männer in einem Wirthshause zu Schwarzach zusammen, stell- ten sich rings um einen Tisch, worauf ein Salzfaß stand, drückten die Fin- ger in das Salz und schwuren mit auferhobenen Rechten, nie vom evange- lischen Glauben ;u lassen und sich in Noth und Tod, treu wie Brüder, mit Trost und That beizustehn. Doch sie verübten keine Gewaltthat, so arg sie auch von ihren Peinigern dazu gereizt wurden. Plötzlich aber kam kai- serliches Kriegsvolk in die Gebirge und der Erzbischof gebot am letzten Ok- tober allen Evangelischen, ihre Heimath zu verlassen; die ganz armen Leute, welche über zwölf Jahre alt waren, sollten dies binnen acht Tagen thun, die Wenigbemittelten binnen eines Monats, die, so ein größeres Vermögen besaßen, binnen zwei und drei Monaten. Dies Gebot wurde durch Solda- ten mit Gewalt vollstreckt; man riß die Bauern von Weib und Kind fort, man jagte sie vom Pflug, wie sie gingen und standen, über die Grenze, zog ihr Hab' und Gut ein und verhöhnte sie noch mit den gemeinsten Schimpf- wörtern gegen ihren Glauben; die Kinder hielt man zurück und gab sie den Jesuiten in Zuchtschulen. Da mußten die Unglücklichen in großen Haufen, oft halbnackt, in der rauhen Jahreszeit, am Bettelstab aus der geliebten Heimath fortziehen und kamen nach vielen Mühseligkeiten in protestantische Länder. Der erbärmliche deutsche Reichstag in Regensburg regte keine Hand zum Schutz der Unterdrückten. Aber König Friedrich Wilhelm I. von Preußen nahm sie mit offenen Armen auf, zum verheißungsvollen Zeichen, daß eö dem jungen preußischen Staate gezieme, sich in deutschen Landen der Freiheit kräftig anzunehmen; und das trug Preußen auch reiche Zinsen. Nun forderte der Erzbischof von allen seinen Unterthanen, daß sie ihm einen Eid leisten sollten, katholisch zu werden und zu bleiben. Da erhoben sich alle Evangelischen, und wollten lieber ihr Vaterland verlassen (wie es die andern gemußt hatten), als ihrem Glauben treulos werden, und wanderten

20. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 84

1906 - Leipzig : Dürr
84 Das Zeitalter des Absolutismus standen gleichsam zwei Finanzministerien nebeneinander; zu ihrer ber-wachung richtete der König schon 1714 die Generalrechenkammer ein, jene wichtige Behrde, die die Blte des preuischen Finanzwesens mit herbeifhren sollte. Doch auch diese Einrichtungen bestanden nur bis zum Jahre 1728, als Friedrich Wilhelm I. die grte Reform in der Staatsverwaltung herbeifhrte. Die Zweiteilung brachte Unzutrglichkeiten und Prozesse mancher Art mit sich, und der Streit zwischen den beiden Behrden hrte nicht auf. So fate er sie denn in eine oberste Behrde, das General-Ober-Kriegs-, Finanz- und Domnendirektorium, zusammen. Weiterhin wird eine regelmige Aufstellung des Haushalts von ihm gefordert. Die Entwrfe dazu haben die Provinzialbehrden im Mrz dem Generaldirektorium ein-zureichen, das sie unter Mitwirkung der Generalrechenkammer durchsieht und den einzelnen der fnf Minister vorlegt, die fr den Haushalt ihres Amtsbereiches verantwortlich sind. Prfung und Besttigung liegen in der Hand des Knigs. c) Um die Steuerkraft ihres Landes zu erhhen, haben die Mon-archen des brandenbnrgisch-preuischen Staates die Kolonisation, sowohl die innere wie die uere, gefrdert. Es gengt hier ein Hinweis auf die innere Besiedlung, die ein dringendes Bedrfnis fr die entvlkerten Gaue der Mark Brandenburg und der Provinz Preußen waren (Einwanderung aus den Niederlanden, aus Schlesien nach dem Dreiigjhrigen Kriege; Einwanderung der Huge-notten nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes 1685; Einwanderung der Salzburger unter Friedrich Wilhelm I.; gnstige Bedingungen der Einwanderung; als segensreiche Folgen Hebung der Landwirtschaft und des Gewerbes). Viel bemerkenswerter und fr die Gegenwart interessanter, weil sie nahe berhrend, sind die Plne berseeischer Kolonialgrndungen. Wenn wir in unseren Tagen die Mierfolge und die ungeheuren Verluste, die wir durch den Krieg in Deutsch-Sdwestafrika in der Entwicklung unserer Kolonie erleiden, tief beklagen, wenn wir berblicken, mit welchen Schwierig-feiten und Opfern unsere brigen Kolonien gegrndet worden sind und noch erhalten werden, so bewundern wir die Khnheit und den Unternehmungsgeist des Groen Kurfrsten mit Recht, der unter den damaligen schwierigen politischen und wirtschaftlichen Verhltnissen seines Staates seinen Blick in ferne Erdteile schweifen lie und Mhe und Kosten nicht scheute, mit den geringen Mitteln, der die er verfgte, berseeische Kolonien zu grnden. Wie kam der Groe Kurfürst zu diesem Unternehmen, warum hatte es keinen Bestand und welche Bedeutung hat es fr die Entwickelung des Staates gehabt?