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1. Erzählungen aus der Geschichte - S. 160

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
160 98. Tie Völker und Reiche zur Zeit Karls des Groen. Als Karl der Groe König des mchtigen Frankenreiches wurd^ waren die Volker in Europa in folgender Weise vertheilt-, c Das frnkische Reich umfate das ganze heutige Frankreich, mdem ihm auch die Herrschaft der Burgunder und Westaothen erlag ferner Belgien, Niederlande, Alemannien, Bauern, Thringen An der nordlichen Grenze des Frankenreichs, von der Ems Ms zur Elbe und vom Meere bis Thringen herauf wohnten die Sachsen, em starkes Volk und noch immer treu der alten Religion ^=ernr?alet/ rro^renb an ihren westlichen und sdlichen Grenzen das Chnstenthum schon Eingang gestmden hatte. In Italien herrschten die Langobarden; der sdliche Theil und Sinnen gehrten zum byzantinischen Kaiserreich. Letzteres umfate damals noch ganz Griechenland, Dalmatien, Macedonlen, Thrazren bis an den Ballan und Kleinasien bis an den oberen Euphrat. In Spanien hatte das Khalifat von Cordova fast alles Land in Besitz; auch ein Theil der Nordkste von Asrika war demmen unterworfen. Die Westgothen hatten sich in die nord-westlichen Gebirge zurckgezogen und behaupteten hier ihre Unab-hangigkeit. ' England war in mehrere angelschsische Herrschaften mit eigenen^ Knigen getheilt; dort hatte das Christenthum schon frhe festen Fu gefat. , ^ie Völker der nrdlichen Lnder von Europa waren noch wenig bekannt. Ans Skandinavien und Dnemark kamen die ae-furchteten Nordmnner oder Normannen und waren durch ihre ruberischen Emflle der Schrecken der Kstenvlker. Auf langen schmalen schiffen erschienen sie an den Mndungen der Flsse ^ cvv a-nen ff1 ,^ef ins Land. So kamen sie aus der Seine bis Paris, auf der Loire bis Orleans, auf der Garonne bis Toulouse und auf dem Rheine bis Kln und Bonn. Sie sollen sogar qe-wandt darin gewesen fem, ihre Schiffe groe Strecken weit der das Land sortzufchaffeu und in andere Flsse zu bringen Von einer normannischen Niederlassung erhielt ein Theil der Nordkste Frankreichs den Namen Normandie. Oestlich von der Elbe wohnten unter verschiedenen Namen die zahlreichen Stmme der Slaven. Sie blieben noch lange dem Heidenthume treu, nachdem fast in ganz Europa schon das

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1. Geschichte des Mittelalters - S. 52

1872 - Münster : Coppenrath
52 tinopel nach Arabien zurckzukehren und allen diesen Lndern den Islam aufzuzwingen. Und wirklich wurde die Schutzmauer der Pyrenen berstiegen, und verwstend ergo sich der neue Vlkerstrom in die Ebene des jetzigen Frankreich hinab. Abder-rhaman stand an der Spitze, in der einen Hand das Schwert, in der andern den Koran, vorauf leuchtete der Halbmond, die Siegesfahne des Propheten, Frankreich, ganz Europa zitterte. Da sammelte der frnkische Anfhrer Karl seine aus Franken und anderen deutschen Vlkern zusammengesetzten Scharen unter seine stets siegreichen Fahnen und zog herzhast zu dem gefahrvollen Kampfe aus. An der Loire, zwischen den beiden Stdten Poitiers und Tours, breitet sich eine weite Ebene aus. Auf dieser entfalte-ten sich die gewaltigen Schlachtreihen der Saracenen, gegenber das Huflein der Franken. Mit khner Todesverachtung, im Vor-gefithlc der ewigen Freuden des Paradieses, welche der Koran denen verspricht, die fr seine Verbreitung fallen, branfete das Saracenenheer im wilden Ungestme auf die Franken los. Aber fest wie eine Mauer standen die Franken, voll Vertrauen zu dem mch-tigen, ihnen unlngst verkndeten Christengotte. Vis tief in die Nacht dauerte der mrderische Kampf, ohne Entscheidung ruhete er. Die ganze Nacht blieben die Franken unter Waffen. Der Kampf wurde erneuert und wieder erneuert; endlich erlagen die Sarace-neu dem christlichen Siegesschwerte. Abderrhaman fiel. Mit ihm sollen mehr als 300,000 Araber erschlagen worden sein. Die, welche brig blieben, flohen eiligst nach den Pyrenen zurck. Europa war gerettet, der Halbmond hinter den Pyrenen zurckgesunken. Dieser Sieg bei Tours, welchen Karl im Oktober des Iah-res 732 erfocht, ist einer der allerschnsten in der Geschichte der Menschheit und mir vergleichbar dem Siege, welchen die Griechen der die Perser erfochten. Denn er rettete die Freiheit Europas, schtzte die selbstndige Entwickelng und Verfassung der einzelnen Völker, und, was noch weit mehr ist, er bewahrte die Anhnger der gttlichen Religion Christi vor dem Aberglauben der morgen-lndischen Barbaren. Seitdem war Karl als der grte Held der

2. Geschichte des Mittelalters - S. 43

1876 - Münster : Coppenrath
43 Und wirklich wurde die Schutzmauer der Pyrenen berstiegen, und verwstend ergo sich der neue Vlkerstrom in die Ebene des jetzigen Frankreich hinab. Abderrhaman stand an der Spitze, in der einen Hand das Schwert, in der andern den Koran, vorauf leuchtete der Halbmond, die Siegesfahne des Propheten; Frankreich, ganz Europa zitterte. Da sammelte der frnkische Anfhrer Karl seine aus Franken und anderen deutschen Vlkern zusammengesetzten Scharen unter seine stets siegreichen Fahnen und zog herzhaft zu dem gefahrvollen Kampfe aus. An der Loire, zwischen den beiden Stdten Poitiers und Tours, breitet sich eine weite Ebene aus. Auf dieser entfalteten sich die gewaltigen Schlachtrei-hen der Saracenen, gegenber das Huflein der Franken. Mit khner Todesverachtung, im Vorgefhle der ewigen Freuden des Paradieses, welche der Koran denen verspricht, die fr seine Verbreitung fallen, brausete das Saracenenheer im wilden Ungestme auf die Franken los. Aber fest wie eine Mauer standen die Franken, voll Vertrauen zu dem mchtigen, ihnen unlngft verkndeten Christengotte. Bis tief in die Nacht dauerte der mrderische Kampf, ohne Entscheidung ruhete er. Die ganze Nacht blieben die Franken unter Waffen. Der Kampf wurde er-neuert und wieder erneuert; endlich erlagen die Saracenen dem chrift-lichen Siegesschwerte. Abderrhaman fiel. Mit ihm sollen mehr als 300,000 Araber erschlagen worden sein. Die, welche brig blieben, flohen eiligst nach den Pyrenen zurck. Europa war gerettet, der Halb-mond hinter die Pyrenen zurckgesunken. Dieser Sieg bei Tours, welchen Karl im Oktober des Jahres 732 erfocht, ist einer der allerschnsten in der Geschichte der Menschheit, denn er rettete die Freiheit Europas, schtzte die selbstndige Entwicklung und Verfassung der einzelnen Völker, und, was noch weit mehr ist, er bewahrte die Anhnger der gttlichen Religion Christi vor dem Aberglau-ben der morgenlndischen Barbaren. Seitdem ward Karl als ein groer Held der Christenheit verehrt, und ihm der rhmliche Name Mar teil oder Hammer gegeben, weil er bei Tours wie mit dem Hammer Gottes auf die Barbaren zermalmend losgeschlagen hatte. Nachdem die Eroberungssucht der Araber abgekhlt war, suchten sie sich in ihren neuen Wohnsitzen einzurichten. Wie einst die Macedonier, so legten auch sie berall feste Pltze an, die den Mittelpunkt ihrer Macht bilden sollten. Der Chalif Ali Mansur erbaute 760 Bagdad am Tigris und whlte diese Stadt zu seiner Residenz. Er ermunterte

3. Die deutsche Geschichte - S. 338

1829 - Elberfeld : Büschler
338 V. Zeitraum Nud. v. Habsb. bis Karl V- 1237—1520. Iviwvwa'ivvvawwv W^Vwawwwvvvwvvvlvvvxtlwvwlvvwvwvvwtw ein. Wir wollen noch einen Blick auf die Zeichen zurückwerfen, welche das Neue verkündigen, und auf die großen Erfindungen, welche am meisten zu seiner Erzeugung mitgewirkt haben. Erfindung des Schießpulvers. Adel. Kriegswe- sen. — Wo und wann das Schießpulver zuerst erfunden ist, kann nicht genau bestimmt werden; es ist wahrscheinlich, daß die Chinesen es sehr früh gekannt haben, daß es von ihnen zu den Arabern und durch diese nach Europa gebracht ist. Allein es wurde noch nicht zum Kriege gebraucht, und kann also vorder auch eigentlich noch nicht Schießpulver genannt werden. Als solches findet es sich erst gegen das Jabr J350 im Gebrauch, und man schreibt diese Erfindung einem deutschen Mönche Berthold Schwarz zu. Er hatte, so erzählt man, eine Mischung von Salpeter, Schwefel und Kohlen in einem Mörser zerrieben, es kam zufällig ein Funke hinein, die Masse entzündete sich und warf den Stein, mit welchem er es gerieben hatte, mit großer Gewalt in die Höbe. Dieser Zufall leitete auf den Gedanken, große metallene Mörser für den Gebrauch im Kriege zu verfertigen, aus denen man Steine und Kugeln gegen eine feindliche Stadt schleudern könnte, und so wurde das schwere Geschütz erfunden, dessen Gebrauch schon um das Jahr 1400 ziemlich allgemein war. Zum ersten- male geschieht des groben Geschützes in der Schlacht bei Creci in Frankreich, zwischen den Franzosen und Engländern, im Jahr 1346, Erwähnung. Das kleine Geschütz, oder die Handbüchsen, die ein einzelner Mensch mit sich fortträgt, erfand man etwas später; doch wird derselben schon in einer Urkunde vom Jahr 1381 erwähnt, indem nämlich die Stadt Augsburg zu dem Kriege der Städte gegen den Adel dreißig Büchsenschützen zu stellen sich verpflichtete. *) Durch diese neuerfundenen Waffen mußte die ganze Gestalt mnd Weise des Krieges umgewandelt werden. In der alten Zeit .wurde der Kampf fast nur in der Nähe geführt; Mann gegen Mann mit Lanze und Schwerdt; die persönliche Kraft, Uebung, Gewandheit und der Muth der Brust, gaben die Entscheidung. .Falls nicht eines der Heere aus Feigheit früh floh, so war die Schlacht nur dann entschieden, wenn der Kampfplatz mit einem großen Theile der fechtenden Krieger bedeckt lag; die Schlachten waren blutiger, aber entscheidender. Nachdem nun aber der Kampf aus der Ferne die Hauptsache wurde, und der Ein- *) Diese waren einfache Röhren, welche eben so wie die Kanonen durch -eine Lunte angezündet wurden. Weil es aber langsam und mühselig war, und besonders das genaue Zielen verhinderte, so erfand der deutsche Scharf- sinn im Jahr 1551 zu Nürnberg das deutsche Feuerschloß, an welchem der zündende Funke durch ein umlaufendes stählernes Rad, welches gegen den Kiesel im Hahne anschlug, hervorgebracht wurde; und spater wurde diese Erfindung in Frankreich zu dem jetzigen Flintenschloß vervollkommnet.

4. Theil 4 - S. 5

1813 - Leipzig : Hinrichs
Einleitung. / 5 dies lehrt das Zeitalter der Völkerwanderung, wo das kolossalische römische Weltreich unterging, und von einem fu- schen Menschenstamme eine nene Ordnung der Dinge in Europa begründet ward. Doch selbst diese Zeitalter scheinen von der Große und Wichtigkeit der Begebenheiten unsrer Tage verdunkelt zu wer. den. Denn welche menschliche Klugheit hatte die reißend schnelle Umbildung der europäischen Staaten in einem Zeit- alter vorausgesehen und erwartet, in welchem ungeheure Massen stehender Heere die Existenz der einmal bestehen- den Staaten eben so gewiß zu sichern schienen, wie man die völkerrechtliche Verbindung aller europäischen Reiche auf ein unerschütterliches Gleichgewicht der Macht gegründet zu haben glaubte, so daß mehrere der hartnäckigsten und blutigsten Kriege des achtzehnten Jahrhunderts im Ganzen nur auf den statin quo abgeschlossen wurden? Nichts desto weniger erfolgte vor unsern Augen die große Umbildung von Europa. Man frage vom bothnischen Meer- busen bis zur Meerenge der Dardanellen, von der Düna bis zum Tajo, wie es vor drei und zwanzig Jahren war, und wie jetzt die Lage der Dinge sieht? Frankreich, unter Ludwig dem fünfzehnten in der öffentlichen Meinung Europens tief herabgesunken, schien beim Ausbruche der französischen Revolution so schwach und ent- kräftet zu seyn, daß es die Erobcrungslust und Thcilnngs- sucht fremder Mächte unwiderstehlich lockte; jetzt sicht es im Vordergründe und Mittelpuncte eines Föderativsystems, dem sich mehr als 92 Millionen Menschen im kultivirten Europa angeschlossen haben. — In Spanien herrschte damals Karl 4 ans der bourbonischen Dynastie; jetzt regiert sein neues Geschlecht in Madrid und Aranjuez. — Portugal gehörte damals dem Hause Braganza; jetzt lebt die Fami- lie desselben jenseits des Oceans in einer ehemals wenig geach- teten Kolonie, und Portugals Schicksal ist noch nicht ent« schieden. — An der Spitze der Republik der Nieder- lande stand damals das Haus Oranien, das, gleichzeitig mit der ersten politischen Gahrung in Frankreich, unter preu-

5. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 264

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
aö4 Weltgeschichte. Zn-eyter Haupttheil. J. ». C. G. zen: ein Fehler, den mair den Begriffen 622 -802. seiner Zeit und seiner Dankbarkeit verzei- hen muß. Reugion X. Denn freylich war das Christenthum und Gelehr- ^ner Zeit von dein ursprünglichen durch ctivaïvufcu menschliche Einfälle und Verzierungen sehr merklich abgeartet. Die Geistlichen in den Abendländern, zu denen auch die Mönche gerechnet wurden, waren meistentheilö unwissend, selten fähig, die Wen öffentlich zu unterrichten. Doch brachte ein englischer Mönch, Veda der Ehrwürdige, gewisser-- massen ein neues Licht in die Wissenschaften, die er mit vielem Eifer lernte und und lehrte. Starb um das Jahr 73 ). Ein anderer Engländer, sein gelehrter Schüler, st. 824. Aicuinus, wurde von Karin dem Großen nach Frankreich berufen, wo er durch Rathschläge, Anstal- ten, mündliche Unterweisung und Schriften der Ge- lehrsamkeit gute Dienste leistete. Kart war es vor- nehmlich, welcher in den Abendländern, so weit die frätlkische Monarchie reichte, die Wissenschaften wieder herznstellen anfieng. Er legte Schulen und Bücher- samm'un gen an, ließ mehr Neigung zum Studieren in die Klöster einsühren, ehrte und belohnte die Ge- lehrten, war selbst nicht ungelehrst, veranstaltete die Abfassung einiger nützlichen Schriften, und erleich- terte den Lehrern das Predigen, so wie er die Reli- .qiousw ffenschüft überhaupt zu verbessern versuchte. Die neubekehrt-'N Deutschen lernten schreiben, und Karl sorgte auch für die Aufnahme der deutschen Sprache, in welcher jedoch noch keine Bücher abge- faßt wurden. Xi. ro. In welchem Zustande befand sich die Religion und Gelehrsam- keit bcy den Christen? Wie lebten behde wieder auf? — Wel- ches ivar«i die beyben verdientesten Gelehrten dieses Zeitraums in Europa? — Was hat Karl der Große gethan- um der Ge- lehrsamkeit und dem Religionsunterrichte in seinem Reiche auf- zuhctsen? — Schrieb man damais schon deutsche Bücher?

6. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 68

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 68 — brechen zu sehen, aber zu ihrer Verwunderung erschien niemand. Karl schickte endlich Kundschafter aus, um zu erfahren, was das zu bedeuten habe, und diese berichteten, das ganze Lager der Feinde sei verlassen und weit und breit kein Mensch zu sehen. Anfangs glaubten die Franken, daß dies nur eine Kriegslist sei, um sie aus ihrer Stellung herauszulocken und sie dann später zu überfallen; als aber Stunde auf Stunde verrann und kein Feind erschien, da wagten sie endlich an das feindliche Lager zu gehen, und fanden dann, daß es wirklich leer von Menschen sei, aber angefüllt mit Kostbarkeiten, die theils schon mit aus Spanien gebracht, theils zusammengeraubt waren. Wo die Araber geblieben waren? Ihr Anführer Abderrähman hatte am 7ten Tage den Tod gefunden und nun hatten die Unteranführer nicht gewagt, ihre Scharen, die ohnedas entmuthigt waren, aufs neue in den Kampf zu führen. Während der Nacht waren sie so leise wie möglich abgezogen und halten ihr Lager stehen lassen, damit sie vor Verfolgung sicher seien. Aber Karl dachte gar nicbt daran, sie zu verfolgen, weil sein Heer ebenfalls von der siebentägigen Schlacht furchtbar gelitten hatte, und so erreichten sie ungefährdet die Pyrenäen. Wie erzählt wird, deckten 375,000 Araber das Schlachtfeld — was aber wahrscheinlich übertrieben ist — und danach wäre diese Schlacht noch furchtbarer gewesen als jene, die auf den catalaunifchen Feldern 281 Jahre früher stattgefunden hatte. Beide Schlachten hatten freilich viel Ähnlichkeit: 451 erlagen die wilden asiatischen Hunnen dem Schwert der deutschen Krieger, und dadurch wurde das deutsche Land, deutsche Sprache, Sitte und Tugend gerettet; 732 siegten deutsche Krieger über die wilden asiatischen Araber und retteten neben der Freiheit und der heimischen Sitte auch zugleich das Christenthum. Hätten die Araber, hätte der Islam gesiegt, was wäre aus Deutschland, aus Europa geworden? Würden wir jetzt nicht eben so wenig wissen und können, eben so arm sein an menschlichen Tugenden oder — was einerlei ist — eben so wenig Bildung baben, wie heute die Bewohner muhammedanischer Staaten? Karl bekam von dieser Schlacht den Namen Martell, d. H. der Hammer, und verdiente ihn auch, weil er durch seine wuchtigen Hiebe die Macht der Araber zerschmettert hatte. Sechs Jahre später fielen die Araber noch einmal plündernd und mordend in Frankreich ein, aber der Hammer war noch kräftig und schlug noch gerade so wacker wie früher. Von jetzt an mieden sie den groben Nachbar. Nach den großen Siegen stieg Karl Martells Ansehen so sehr, daß er es sogar wagen durfte, den Thron ganz unbesetzt zu lassen, als der Schattenkönig Theodorich 737 starb, und das Reich in seinem eigenen Namen zu regieren. Als er 741 starb, rief er die Großen zusammen und theilte mit ihrer Zustimmung das Reich unter seine drei Söhne, von denen Pipin der Kleine der bedeutendste war.

7. Bd. 11 - S. 440

1846 - Braunschweig : Westermann
438 Drittes Hauptstück. Wesenheit der Vertreter von Europa in der öffentlichen Meinung haben werde. Graf Pozzo di Borgo cntgcgncte, daß kein Grund vorhanden seh, einen Schritt dieser Art zu thun. Da von Seiten des Ministers der aus- wärtigen Angelegenheiten keine amtliche Anzeige erfolgt wäre, so sch anzu- nehmen, daß man von den Ereignissen keine Kenntniß habe; um Sr. Maje- stät dem Könige Karl X. zu folgen, müsse man vorher zu seiner Person berufen werden. Der. österreichische Bevollmächtigte Graf von Apponyi war von Paris abwesend; der preußische und der brittische Botschafter schlossen sich der Ansicht des russischen an. Zuletzt kam man beinahe einstimmig überein, nichts zu übereilen, sondern den Verlaus der Ereignisse zu erwarten*). Auf diesen Entschluß der Diplomatie war Fürst Talleyrand nicht ohne Einfluß geblieben. Er stand mit dem Grafen Pozzo di Borgo in vertrauter Verbindung und hatte diesen leicht überzeugt, daß das Interesse der euro- päischen Mächte nichts anderes erheische, als daß in Frankreich eine feste re- gelmäßige Negierung hergestellt und daß den bestehenden Verträgen eine un- zweideutige Anerkennung und Bestätigung gesichert werde. Beide Bedingun- gen zu erfüllen, schien dem greisen Diplomaten nur der Herzog von Orleans geeignet; er erinnerte daran, daß dieser schon nach den hundert Tagen in Vorschlag gebracht worden seh. Wenn damals die Cabinctte ihn zurückge- wiesen hätten, so sch die Ursache darin zu suchen, daß die Ereignisse noch nicht zur Reife gekommen waren; man habe die Legitimität aufrecht erhalten wollen, bis die Thorheiten Karls X. zugleich diesen Grundsatz bloßgcstcllt und den Frieden von Europa gefährdet hätten. Von dem Fürsten Talley- rand war der Gedanke ausgegangen, den die Commission der Abgcordnctcn- kanimer sich angeeignet hatte, den Herzog von Orleans zum Generalstatt- halter des Königreiches zu ernennen) weil dadurch noch nichts unwiderruf- lich entschieden und doch der Uebergang von der alten Regierung zu einer neuen vorbereitet wurde. Der Herzog von Orleans war kaum im Palais Royal eingetroffen, als er den Fürsten Talleyrand und andere Männer von politischer Bedeutung um sich vcrsanimelte, um mit ihrem Beirathe einen festen Entschluß über das Ver- fahren zu fassen, welches unter den obwaltenden Umständen einzuschlagen sey. Die ganze Nacht verging über diesen Berathungen, da alle Fälle *) Capefigue, l’Europe. T. Ii. pag, 133 f. Polignac, ötudes. T. Ii. pag. 96 f.

8. Bd. 3 - S. 167

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
Frankreich. 167 Mahlung des Königs Hcinnch von Navarra, eines Bour- bons, mit Margaretha, der Schwester des Königs Karl (18 Aug. 1572), ein scheinbar friedliches Einverstandniß beider Partheien für die Zukunft ein; allein die furchtbaren Mordscenen in der Bartholomäusnacht (24 Aug. 1572) zerstörten alle kaum gefaßte Hoffnungen der Ausgleichung. Bor dieser Grauelthat im jüngern Europa hatte man die Hugenotten von Seiten des Hofes durch zuvorkommende Freundlichkeit sicher gemacht. Diese Nacht, und die Er- mordungen darauf in den einzelnen Provinzen, kosteten dem braven Eoligny und 60,000 Hugenotten das Leben. Wah- rend das übrige Europa mit Schaudern die Kunde von die- sen Schrecknissen, erfuhr, feierte der Papst Gregor 13 und der König Philipp 2 deshalb öffentliche Dankfeste. — Kaum war aber der Bürgerkrieg nach dieser Frevel- that von neuem (1573) ausgebrochen, als Karl 9 (30 Mai 1574) aus Gram über Ereignisse starb, die seine Schwache nicht verhütet hatte, und sein Bruder, Hein- rich 3, der kein volles Jahr König von Polen gewe- sen war, dieses Land heimlich verließ, um von dem erle- digten Throne Frankreichs Besitz zu nehmen (1574 —1589). -—Doch auch Heinrich war nicht der Mann, der den wilden Sturm de^Zeit beschwören konnte. Statt sich über beide Partheien zu erheben, schwankte er zwischen bei- den. Er bewilligte in einem Frieden, den ihm die Noth zu schließen befahl (1576), den siegreichen Hugenotten größere Rechte, erbitterte aber dadurch die heilige Ligue der Katholiken so sehr, daß er sich in der Verlegenheit für ihr Haupt erklärte, da doch eigentlich das mächtige Haus der Guiscn die Seele derselben war. Zweimal ward (1z77 und 1579) der innere Krieg zwischen beiden Partheien erneuert, bis der Tod des einzigen noch lebenden Bruders des Königs, des Herzogs Franz von Anjou (1584), den innern Verhältnissen eine neue Richtung gab. Denn nun hatte das Haus Bourbon in Navarra, das die Hu- genotten begünstigte, die nächste Aussicht zum Throne, die ihm die Guisen, selbst lüstern nach der Thronfolge, ent-

9. Leitfaden für den Unterricht in der Geographie - S. 92

1857 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
92 Drittes Buch. mit Hügelketten durchsetzt. Am meisten eben ist das Gebiet der untern Seine mit ihren rechten Zuflüssen, Aube und Marne. In dem nordwestlichen Vorsprunge, der Bretagne, erhebt sich ein vereinzeltes, niedriges Berg- system, die Montagnes d'arree. Frankreich ist nach, seiner Lage und Natur eines der blühendsten Länder von Europa. Sein mildes Klima bildet den Uebergang vom mittleren europäischen zum südlichen Klima. Frankreich ist das vorzüglichste Obst - und Weinland unseres Erdtheils: über 300 n>M. sind der Cultur der Rebe bestimmt. In den südlichen Strichen gedeiht schon die Olive und die Zucht des Seidenwurms. Gewerbe und Fabriken blühen und den Handel begünstigt die Lage an zwei Meeren. Frankreich hat auf 10,000 mm. 36 Mill. E., dem Stamme nach in den Pirenäen Basken, in der Bretagne Celten (S. 65.), im O. der Argonnen Deutsche, der überwiegenden Anzahl nach Franzosen— also zu welchem Stamme? (S. 65.). Die meisten sind römisch-katholisch, 1 Mill. protestantisch (überwiegend reformirt). Frankreich gehört zu den 5 Großmächten von Europa. Sonst war das nicht so. Als die drei Enkel des groß- ßen Frankenkönigs und Kaisers Karl, f 814, seine Erb- schaft theilten, war das eigentliche Frankreich im W. der Saone und Rhone ein unmächtiger Staat und blieb es durch das ganze Mittelalter. Lyon und Marseille waren damals deutsche Städte, von Metz und Straßburg versteht sich das von selbst. Aber in der neuern Zeit hat Frankreich große Könige gehabt, wie Heinrich Iv., f 1610, und Ludwig Xiv., f 1715, und große Minister, wie Riche- lieu, ch 1642. Die haben Frankreich in die Höhe gebracht und uns Deutschen, die wir im Mittelalter übermächtig waren, alles das abgenommen, was jetzt im O. über Frankreichs natürlicher Ostgränze hinausliegt. In solchem Glück wur- den die Könige hernach üppig und übermüthig; das Volk lag dabei in mannigfachem Druck und Elend. Da begann 1789 die erste französische Revolution, in deren Folge der Corse Napoleon Bonaparte französischer Kaiser ward und fast ganz Europa seinem Willen unterwarf (S. 82.). Nach seinem Sturze kehrte das Herrscherhaus der Bourbons zurück, doch in der zweiten Revolution 1830 wurde ein anderer Zweig desselben aus den Thron gerufen.

10. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 69

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
bls auf unsere Zeiten. 69 Z. n C. G. mende Staatsklugheit und Knegserfah- 1520-1739. ^ng, daß er ein vortrefflicher Fürst genannt werden könnte, wenn er nicht die Regierung so widerrechtlich an sich gerissen hatte. Bald nach st. 1658- seinem Tode nahmen die Engländer des ent» 1660 haupteten Königs Sohn, Karl den Zwey- ten, wieder zu ihrem Könige an; aber dieser wohl- lustige und verschwenderische Fürst handelte fast im* mer aus eine für sein Reich schimpstiche und nach- 1685. (heilige Art. Sein Bruder, Jakob Ii., 1k35 versuchte die römisch, katholische Religion und eine größere kömchiche Macht einzuführen. Da- <688. her kam sein Schwiegersohn, der Prinzwil» Helm von Omnien, den mißvergnügten Engländern zu Hülfe; und Jakob wurde genöthigt, das Reich zu ver- lassen, dessen man ihn und sein Geschlecht, das Stlm- tische, verlustigt erklärte. und siegt in au Xxxix. Eben dieser Prinz von len vier Welt- Uranien wurde nun unter dem Namen therlen. Wilhelm Iii. zum Könige gewählt, und Z9. Wen ernannten die Engländer zu Jakobs des Zweiten Nachfolger? — Was trafen sie überhaupt damals für An- stalten/ die noch fortdauern? — Welchen Dienst hat Wilr Helm der Dritte besonders Europa geleistet? — An wel- chem großen Kriege nahmen die Engländer unter seiner und seiner Nachfolgerinn Negierung Antheil? — Waren sie darin glücklich? — Was erhielten sie durch den Utrechter Frieden? — Was für eine andere merkwürdige Begeben- heit trug sich unter Annens Negierung zu? — Welcher Haus kam nun auf den englischen Thron? — Wie haben die drey bisherigen Könige aus diesem Geschlechte regiert? Was für einen Ausgang nahmen die Kriege der Englänr der unter den benden letzten Königen? — Welche Art von Handlung hat die Engländer insonderheit reich gemacht? — Welcher innerliche Krieg ist in den neuesten Jahren unter ihnen entstanden, und mit was für einem Erfolge? Welchen Vertrag schlossen sie mit Frankreich, und wel-

11. Abth. 1 - S. 101

1818 - Elberfeld : Büschler
Karl V Icqt die Regierung nieder, iz56. 101 Einkünfte aus den bisher einqezogenen geistlichen Stiftungen. Weder Protestanten noch Katholiken sollten einander zum Uebertritr zu verleiten suchen, sondern ein jeder sollte frei seinem Glauben fol- gen. Zwar sollte jeder Landesherr die herrscheride Religion seines Landes bestimmen, aber dennoch keinen seiner Unterthanen zu einer bestimmten Kirche zwingen können; sondern einen! jeden sollte es frei stehen, der Religion wegen auszuwandern." Dahin war es also noch nicht in der gegenseitigen Duldung gekommen, daß der anders glaubende Unterthan eines Landes ganz gleiche Rechte mit den übrigen harte. Nach dem Abschluß des Religionsfriedens ka- men in dem churfürstlichen Collegio auch die ehe- maligen Beschwerden des Churfürsten Moritz gegen den Kaiser zur Sprache. Allein, zrnn Triumph für Karl, wollte keiner der übrigen Reichsstande eine solche Untersuchung geführt wissen, und sie unterblieb. 19. Karl V legt.die Negierung nieder. 1556. Durch diesen Frieden war die Trennung der Religionspartheien in Teutschland auf immer fest- gesetzt. Karl, welcher einen großen Theil seines Lebens und seiner Kräfte an ihre Wiedervereini- gung gewendet hatte, konnte an solchem Zustande der Dinge keine Freude haben. Teutschland war ibm von nun an noch mehr entfremdet. Der Kneg gegen Frankreich wollte gleichfalls kernen er- wünschten Fortgang nehmen; Karl hatte es noch zu- letzt erleben müssen, wie sich das fremde Volk in die teutichen Angelegenheiten gemischt hatte, und sein Geist sah voraiis, welchen Einfluß diese ihm ver. haßte Regierung überhaupt auf Europa gewinnen werden wenn dre Macht des spanisch- oster reicht-

12. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 799

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
118. Rückblick auf Napoleon'» Fall. . 799 gedeihliche Entwicklung in der Zeit, seine eigne Unsterblichkeit ans die innere Förderung des Zeitalters gründen wollen, so hätte dies gege- bene Beispiel Europa in Wahrheit eine Verjüngung verheißen, so- bald diese Wohlthat aber mit Zwang beschafft werden sollte, sobald Napoleon seinen Ruhm in die Waffen und Frankreichs Glück in die Herrschaft über Europa setzte, so waren mit dieser Einen Irrung jene großen Zwecke, wenn sie je gefaßt waren, nicht verfehlt nu^,ft>ndern aufgegeben. Denn auf diesem Wege konnte zwischen Volk und Herrscher nicht vermittelt, es konnte der alte Spalt nur weitergerissen werden; die alte Entsittlichung des Volkes, die von dem Beispiele der Bourbo- nenhöfe gefördert, seine Verwilderung, die in den Gräueln der Revo- lution gesteigert war, konnten auf diesem Wege nicht gesunden; in den Geschicken des Staates, die sich von einem schwindelnden Abenteuer zum anderen ziellos und ruhelos bewegten, konnten die glanzlos echten Tu- genden der Häuslichkeit und Bürgerlichkeit nicht gedeihen. Und, wie die sittlichen, so waren dem Volke auch die geistigen Fortschritte aus diesem Wege versagt. Es ist ein Ausspruch von Napoleon selber, daß, wer die Ideen unterdrücke, an seinem eigenen Verderben arbeite; er selbst hatte die Wahrheit des Spruches bewiesen mit den eigenen Thaten. Er spottete der Idee überall, wo sie nicht seines Sinnes war; er ließ der Kunst keinen Raum als zur Schmeichelei, der Wissenschaft als zu seinem Dienste; er achtete nicht, er ächtete und unterdrückte jede ihrer selbständigen Bewegungen in der Schule, in der Presse, in der Ge- sellschaft und auf der Rednerbühne. Denn auch die bürgerliche Reife des Volkes konnte ihm aus jenem Wege nicht tuugen; er bedurfte des einheitlichen Machtgcbrauchs und konnte nicht wollen, daß ständische Körperschaften über die Mittel der Macht verfügten. In diese Noth- wendigkeit getrieben, suchte er für seine Unterdrückung beschönigende Be- weggründe: dem beweglichen Leichtsinne des Franzosen fehle die erhal- tende Stetigkeit des Engländers, die Bedingung eines freien Staats- lebens; ihn beseele nur kriegerisches Ehrgefühl, nicht echte Liebe zur Freiheit. Und er handelte so, als ob es eine rühmliche Aufgabe sei, den angeblichen knechtischen Sinn des Volkes noch mehr zu knechten. Er zerstörte eine der großen politischen Erwerbungen Frankreichs nach der andern. Er setzte an die Stelle der Revolution eine Gewaltherr- schaft, an die Stelle der Nationalität ein Universalreich, an die Stelle des Freistaats eine Dynastie, die ihre weltherrschaftliche Berechtigung von Karl dem Großen herleitete, an die Stelle der Gleichheit einen Erb- und Lehenadel, an die Stelle der Erbthcilung Majorate und Substitu- tionen, an die Stelle des Gesammtwillens der Gemeinde die einheit- liche Wirksamkeit der Präfccten. In Haus und Familie griff er mit Willkür ein und umspann sie mit Späherei und Angeberei; die Ersten dieses von ihm selbst mit Ruhm getränkten Volkes demüthigte er mit roher Behandlung und würdigte sie zu blinden Werkzeugen herab. Selbst einen Tiberius ekelte die sklavische Gesinnung seiner Senatoren an, dem französischen Imperator aber schien die niedrigste Fügsamkeit allein ge- Gei

13. Bd. 2 - S. 166

1844 - Leipzig : Kollmann
rungsform von sich abhängig gemacht. Eben deshalb aber auch darf man Ludwig Xi. als denjenigen Monarchen betrachten, der — weil seine Nachfolger jene von ihm begründete Uneingeschränkt- heit mitunter noch tyrannischer, als er selbst, ausgeübt haben —- die ersten Keime zu der furchtbaren Umwälzung ausstreuetc, welche drei Jahrhunderte nach ihm Frankreich und ganz Europa crfchüt- tert hat» Frankreichs alte Fahnen. Die älteste französische Fahne, von welcher die Geschichte Meldung thut, ist das Panier mit den Lilien, dessen Ruhm jedoch bald durch andere verdunkelt wurde, besonders durch die sogenannte Chappe, das heißt, den Mantel des heiligen M a r- ti n, der in Kriegen vor den Königen hergetragcn wurde. Mar- tin war der Schutzpatron des Reichs; von seinem Tode zählten die Franzosen ihre Jahre; an seinem Feste eröffnetcn sie ihre Par- lamente, und an seinem Grabe wurden die heiligsten Eide geschwo- ren. Dieser Mantel war das Reichspanier zu der Zeit Karls des Großen. Er wurde unter einem Zelte bewahrt, welches darum Ehapclle hieß. (Daher unser heutiges Wort Capelle.) Getragen wurde dieß Panier vom Großseneschall, der den näch- sten Rang nach dem Könige behauptete. Die Zeitgenossen nennen den Scneschall, Dapifcr, auch Marschall und Großmeister von Frankreich. Sein hohes Amt vereinigte Pflichten, die sonst unvereinbar scheinen. Er sorgte für die Beköstigung des Königes und des ganzen Hofes; die gela- denen Gaste standen unter seiner Aufsicht; allen königlichen Beam- ten war er ein Richter und — zugleich commandirte er die Armeen. (Kotzebuc meint, daß doch wohl entweder der König schlecht gespeist habe, oder das Heer schlecht commandirt worden sey.) Seit dem Tode des Grafen von Champagne, der bei der Belagerung von Acre im Jahre 1191 blieb, (s. S. 206) ist diese bedeutende und

14. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 13

1903 - Berlin : Nicolai
13 lich von diesem Strome wohnten, nahmen von den Unterworfenen die römische Sprache an, aus der sich die französische bildete. Die Nachkommen Chlodwigs, Merowinger genannt, wurden träge und zum Kriege untüchtig; sie lebten üppig in ihren Pfalzen (Schlössern) und kümmerten sich nicht um die Regierung des Landes; daher gelangten ihre obersten Beamten, die Hausmeier, zu Macht und Ansehen. Sie waren tüchtige Männer und machten sich um das Land sehr verdient. Einer der tüchtigsten war Karl Martell. Er rettete Europa aus einer großen Gefahr. Es waren nämlich die Araber, Anhänger der Religion Muhammeds, über die Straße von Gibraltar in Spanien eingedrungen. Sie hatten die Westgoten besiegt, fast das ganze Land erobert und dort mächtige Reiche gegründet. Nun trachteten sie danach, ihren Glauben mit Gewalt über das ganze Europa auszubreiten. Sie stiegen über die Pyrenäen und fielen in das Frankenreich ein. Da aber trat ihnen Karl Martell mit seinen tapfern Franken entgegen. Sieben Tage lang standen die Heere einander gegenüber; jedes wartete auf den Angriff des andern. Endlich griffen die Araber mit Ungestüm an. Aber Mann an Mann standen die Franken fest wie die Mauern hinter ihren Schilden und wehrten die Feinde mit Speer und Schwert ab. Bis tief in die Nacht dauerte der Kampf. Da fiel der Führer der Araber, und nun wichen diese zurück. Als sie nach Jahren wiederkamen, wurden sie von Karl wieder geschlagen. So rettete dieser Frankreich und das ganze Abendland vor der Herrschaft der Muhammedaner. Man nannte ihn deshalb den Hammer. (Martell.) Nach Karls Tode wurde sein Sohn Pipin der Nachfolger in feiner mächtigen Stellung. Dieser war zwar von kleiner Gestalt, aber von gewaltiger Kraft und hohem Mute. Man erzählte: Als einst die Leute über feinen kleinen Körper spotteten, da ließ er in seinem Tierzwinger eines Tages einen Löwen mit einem Stiere kämpfen und forderte die anwesenden Großen auf, den Stier aus dem Rachen des Löwen zu befreien. Keiner von ihnen wagte es. Da sprang Pipin in den Zwinger und hieb dem Löwen mit dem Schwerte den Kopf ab. Da bekamen alle Achtung vor ihm und spotteten nicht mehr über seinen kleinen Körper. Er herrschte wie ein König; unfolgsame Beamte zwang er zum Gehorsam. Er bekriegte die noch heidnischen Sachsen, um sie feinem Reiche zu unterwerfen. Eifrig unterstützte er die Missionare, die hinaus-

15. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 63

1881 - Oldenburg : Stalling
durch die beiden Kniginnen Fredegunde und Brun Hilde, deren Unthaten alle frheren an Verruchtheit bertrafen. Erst mit dem Jahre 613, wo Brunhilde eines martervollen Todes starb, endigte die lange Kette ununterbrochener Greuel, und als dann endlich der Blutdurst des Geschlechts gesttigt ist, berlassen sich die Merovingischen Könige der Trgheit und dem sinnlichen Genu, und sinken immer tiefer zu vlliger Unbedeutendheit hinab. Wie das Ansehen der Könige sank, so stieg dagegen die Bedeutung und Macht der sogenannten Hausmeier (majores domus). Diese waren knigliche Be-amte, welche ursprnglich nur die Aufsicht der den Haushalt und die Gter des Knigs fhrten. Allmhlich aber wuchs ihr Ansehen und ihre Macht, so da sie endlich die Regierung in Hnden hatten, während den Knigen nur der leere Name blieb. Einer dieser Hausmeier, der von seiner Burg an der Maas, unweit Lttich, Pipin von Herstall hie, wurde (687) Hausmeier im gesamten Frankenreiche und schrieb sich seitdem Herzog und Fürst der Franken (dux et princeps Francorum). Noch mchtiger waltete als Hausmeier sein Sohn Karl, der von der Kraft seines Armes, mit der er seine Feinde zermalmte, den Ehrennamen Martell, d. h. Hammer, erhalten hat. Unter seiner Verwaltung brachen die Saracenen der die Pyrenen in. Frankreich ein und eroberten einen groen Teil des Landes. Da zog Karl mit seinen Franken gegen sie und lagerte sich zwischen Tours und Poitiers dem furchtbaren Feinde gegenber. Es erfolgte eine blutige Schlacht (732); der arabische Statthalter Abderrahman blieb mit vielen taufenden auf der Wahlstatt, und das geschlagene Heer zog sich, alles aus der Flucht verheerend, nach Spanien zurck. Karl ward durch diesen herrlichen Sieg der Retter der Christen-heit; ohne ihn wre es den Arabern gelungen, von Westen her Europa zu unterjochen und statt des Kreuzes den Halb-mond aufzupflanzen. Auch bei einem spteren Einfalle muten die Araber die zerschmetternde Kraft von Karl Martells Heldenarm fhlen. Karl hatte sein Ansehen so befestigt, da er drei Jahre lang den Thron unbesetzt lassen konnte und selbstndig regierte. Er starb 741 und hinterlie die Wrde eines Hausmeiers seinen beiden Shnen Karlmann und Pipin. Karlmann,

16. Theil 2 - S. 428

1827 - Leipzig : Fleischer
428 dies vertrug sich mit Frankreich noch in demselben Fahre durch Len Frieden in Baden in Helvctien, und so hatte denn das beunruhigte Europa endlich wieder Ruhe, bis auf einen Krieg, der noch zwischen den nordischen Staaten geführt wurde, von dem gleich gesprochen werden soll. Daß Ludwig 14. gleich nach Abschluß des Friedens, 1715, gestorben sey, ist schon oben ge- sagt worden. Die folgenden Begebenheiten unter Karls 6. Regierung müssen aus Mangel an Raum übergangen werden. Sie wirkten auch auf das Schicksal Europa's nicht bedeutend ein. Er war ein wohl unterrichteter, thätiger Mann, meinte es mit seinen Unterthanen gut, und war gegen Andersdenkende duldsam. Nur fehlte ihm der große Geist, der sich über kleinliche Vorurtheite und Rücksichten erhebt, und der dem Beherrscher eines großen Volks nicht fehlen darf, ohne vielen Nachtheil zu bringen. Von Jesuiten erzogen, war er voll religiösen Aberglaubens. So er- nannte er, als er einen Krieg mit den Türken anfing, den Hei- land zum Oberbefehlshaber seines Hcercs, und schenkte bei der Geburt eines Prinzen einer Wallfahrtskirche eine goldene Bild- säule desselben, die so schwer als der Prinz war. Er starb endlich 1740. 68. Peter der Große 1689 — 1725. — Karl 12. 1697 — 1718. Zwei große Namen stehen an der Spitze dieses Abschnittes, von Männern, die große Bewegungen in Europa verursachten, beide von großen Talenten und kräftigem Willen. Jener hat viel geleistet; dieser hätte viel leisten können, wenn sein unruhi- ger Geist ihn nicht unaufhörlich auf Abwege geleitet hätte. Bis dahin ist von den Russen noch nicht die Rede gewesen. Sie wurden von Ezars regiert, die mit den übrigen Fürsten Eu- ropa's nur in sehr wenige Berührung kamen. Die Russen wur- den mehr als ein asiatisches Volk betrachtet, und waren es auch, da sie sich durch Sprache, Kleidung, Sitten und Gewohnheiten mehr an die Nationen Asiens anschlossen. Kam ja einmal ein Gesandter eines europäischen Monarchen nach Moskau, so er- zählte er so viel Neues von den dortigen Sitten, als wenn jetzt

17. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 105

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Karl Iv. 1347 bis 1378. 105 glücksfälle, die Leid und Jammer durch ganz Europa verbreiten. _ Schon acht Jahre vor seiner Erwählung war ein Theil Deutschlands, so wie die benachbarten Länder, Ungarn und Polen, von so ungeheuren Schaaren von Heuschrecken verheert worden, daß Augenzeugen die Felder meilenlang von ihnen bedeckt gesehen haben. Sie fraßen alles weg, was Menschen und Thieren zur Nahrung dient, und ließen keinen grünen Halm stehen; und die Hungersnoth, die durch sie in einzelnen Gegenden entstand, wurde in den folgenden Jahren durch Nässe und Mißwachs über ganz Europa verbreitet. Kaum hatten sich die Menschen von diesen Schrecknissen etwas erholt, so verfinsterte sich im Januar 1348 die Sonne plötzlich und bald daraus entstand ein großes Erdbeben fast durch ganz Europa, welches manche Städte und Dörfer gänzlich verwüstete und die Einwohner unter dem Schutte der Kirchen begrub, wohin sie sich geflüchtet hatten. Und in dem daraus folgenden Jahre kam ein noch schrecklicheres Uebel, durch italienische Schiffe aus dem Morgenlande herübergebracht, eine Pest, der schwarze Tod genannt, weil die Menschen mit schwarzen Beulen von der Größe eines Hühnereies bedeckt wurden und in wenigen Tagen, oft nur Stunden, starben. Von Italien verbreitete sich das Uebel nach Frankreich und Deutschland und verwüstete diese Länder furchtbarer, als der grausamste Krieg nur thun kann. Ganze Städte und Flecken starben aus, daß kein lebendiges Wesen mehr darin zu finden war; in andern starb die Hälfte, ja bis zu neun Zehntheilen von allen Einwohnern, und die übrig gebliebenen standen, ihrer Anverwandten und Freunde beraubt, einsam da. Diese erschütternden Unglücksfälle wirkten auf die Gemüther vieler Menschen sehr stark und weckten sie zu strengen Bußübungen. Hunderte von Büßenden zogen von einem Ort zum andern, den Oberleib entblößt, und geißelten sich mit knotigen und stachlichteu Geißeln, daß das Blut aus ihrem Rücken herunterfloß. Auf den Märkten der Städte schlossen sie gewöhnlich einen Kreis und stellten ihre Geißelungen mit solcher Wuth an, daß endlich strenge Befehle dagegen gegeben werden mußten; und zuletzt, da die Sache in eine Art von Wahnsinn ausartete, der selbst die Kinder ergriff, wurde sogar der päpstliche Bannfluch gegen die Flagellanten oder Geißler, so nannten sich diese Büßenden, ausgesprochen. Eben so mußten der Papst und die Fürsten einer andern Ausschweifung durch sehr ernstliche Strafen ein Ende machen, den Judenverfolgungen nämlich, die sich um diese Zeit wieder erhoben, wie sie auch zu den Zeiten der Kreuzzüge und mehrmals nachher stattgefunden hatten. Unter dem Volke war der Glaube verbreitet, die Juden wären es, die die große Pest durch Vergiftung der Flüsse und Brunnen und durch Bezauberung der Lust verursacht hätten, um die ganze Christenheit mit einem Male auszurotten. Mit der größten Wuth fiel der Pöbel über die Juden her und ermordete und verbrannte sie in den Städten in der Schweiz und am Rheine herunter. Der Haß des Volkes war im Mittelalter unauslöschlich gegen sie, weil sie durch Wucher fast allenthalben unermeßliche Reichthümer an sich zogen und von den Fürsten, die sie in ihren Geldverlegenheiten sehr nöthig hatten, übermäßig begünstigt wurden. Viele Tausende sind in diesen Verfolgungen umgekommen, und aus manchen Städten wurden sie gänzlich vertrieben. Der Kaiser Karl, der bei allen diesen Begebenheiten seine Pflicht als Beschützer der Ordnung und Wohlfahrt seines Reiches wenig geübt, dagegen aber

18. Wege zum Staatsgedanken - S. 228

1912 - Straßburg i.E. : Bull
228 Die Weltmacht des neuen Deutschen Reiches. und des großen Karl, umfaßten nicht nur ein Volk. Verschiedene Völker, anders in Sprache und Sitte, hatten diese Herrscher zu- sammengezwungen zu einem Staat. Wir haben gesehen, wie das Reich der Franken auseinanderfiel, nachdem der gewaltige Karl die Augen geschlossen hatte. Nach seinem Tode find dann neue Welt- reiche entstanden, das deutsche Kaiserreich, das aber außer Deutsch- land nur ein fremdes Land umfaßte, Italien; dann das spanische Weltreich, in dem die Spanier Äerren über ein noch halbwildes Volk, die Indianer in Amerika, wurden; weiter das französische Weltreich Ludwigs Xiv., in dem es eigentlich auch nur ein Volk gab, die Fran- zosen, die allerdings Teile der deutschen Nation beherrschten. Da- neben ist endlich das englische Weltteich hochgekommen, von dem wir wenig gehört haben; in dem waren die Engländer das eine herr- schende Volk, das zahlreiche andere, zum Teil farbige Völker be- herrschte. — Die alten Weltreiche bestanden also aus mehreren gleichwertigen Völkern, die neueren umfaßten nur ein herrschen- des Volk. Napoleons I. Weltteich glich also jenen der alten Zeit, weil es verschiedene gleichwertige Völker zu einem Staate vereinigte. Mit welchen Mitteln hat Napoleon dieses gewaltige Reich geschaffen? Krieg, fortwährender Krieg hieß das einzige Mittel. Napoleon selber war der erste Feldherr seiner Zeit, vor seiner Kriegs- kunst konnte kein anderer bestehen. Die Soldaten und die Steuern zur Erhaltung dieser Soldaten lieferte ihm zunächst Frankreich, in dem er unumschränkter Herrscher war, er, dessen Wille allein galt, der nicht nach dem Willen des Volkes zu fragen brauchte und auch nicht danach gefragt hat. Doch aus die Dauer hätte Frankreich allein die Kosten der vielen Kriege nicht zu tragen vermocht. Einen Teil der Last mußten daher die von Napoleon abhängigen Staaten übernehmen, unter ihnen auch der deutsche Rheinbund. Sie hatten Soldaten zu stellen. Die Söhne der unterjochten Völker mußten auf fremden Schlachtfeldern Blut und Leben opfern für den Ehrgeiz und die Herrschsucht eines ihnen fremden Fürsten, eines fremden Volkes. Mochten die Fürsten dieser Unterjochten sehen, woher sie die Steuern zur Ausrüstung ihrer Soldaten nahmen. Darum be- kümmerte sich Napoleon nicht. Was ging ihn überhaupt der Wille seines eigenen Volkes oder der von ihm unterworfenen Völker an! Staatskunde: Wir wissen schon, daß dieses Weltreich nicht einmal solange zusammengehalten hat, als Napoleon lebte. Karls des Großen Reich zerfiel erst nach seinem Tode. Solange seine Augen offen standen, ruhte sein Reich sicher. Napoleon hat Europa, den Schauplatz seiner Herrschaft, als Flüchtling verlassen und sein Leben auf einsamem Felsen im Meere beschließen

19. Die Weltgeschichte für die Jugend bis auf die neuesten Zeiten - S. 240

1818 - Leipzig : Hinrichs
240 führen, eine Kriegsrüstung in dem Gefängnisse auf- gehängt. Johanna konnte bei diesem Anblicke, der sie an den Ruhm ihres Gebens erinnerte, nicht widerstehen; sie unterlag der Versuchung, und ihren Feinden war dieß ein willkommener Vorwand, sie des Rückfalls in den Jrrtham zu beschuldigen. Sie wurde (143;») zu Rouen lebendig verbrannt und ihre Asche in die Seine gestreut. Zwanzig Jahre später aber wurde die Anklage gegen sie noch einmahl untersucht, ihre Un- schuld feierlich erklärt und das Andenken der Heldinn, die den Grund zur glücklichen Veränderung der Schick- sale Frankreichs gelegt hatte, durch Dcnkmahler und Feierlichkeiten geehrt. Um diese Zeit hatte das Glück die Franzosen so sehr begünstigt, daß die Engländer von allen ihren Eroberungen in Frankreich nichts mehr als die Küstenstadt Calais besaßen. Die Waffen ruhten, und Frankreichs Könige konnten daran denken, die dem Lande geschlagenen Wunden zu heilen und ihr gesunkenes Ansehen wieder zu heben. Unter die merk- würdigsten Veränderungen, die nach dem Kriege ent- standen, gehört die Bildung eines stehenden Hee- res, das Karl Vii nach der gänzlichen Unterwerfung Frankreichs errichtete. Diese Anstalt, die dem übrigen Europa das erste Beispiel gab, trug viel bei, die Kö- rugsmacht zu bevestigen, und darum wurde sie verstärkt von Karls Nachfolger, Ludwig Xi, welcher die unbe- schränkte Herrscherwillkühr mir allen ihren Gräueln und Ränken zuerst in Frankreich einführte, und alles nieder- drückte, was sich noch von alter Bürgcrfreiheit im Staate erhalten hatte. England. Ein glücklichers Loos fiel diesem Lande, unter allen Gefahren, die es in dem Zeiträume trafen, den wir hier durchlaufen. Es wurde der Grund zu der Freiheit des Volkes gelegt, die sich in den fol- genden Zeiten, unter allen Stürmen und Wechseln, sieg- reich behauptet und bevestigt hat. Die harte Gewalt,

20. Geschichte der neueren Zeit für höhere Unterrichtsanstalten und zum Selbstunterrichte Gebildeter - S. 407

1839 - Leipzig : Gebhardt & Reisland
407 Die Revolution. in das Gouvernement ein. Zwar nicht directe, aber indirecte Angriffe auf die königlichen Versprechungen der Charte erfolgten häufig und das Land kam in große Bewegung. Die Partei, welche die, Bourbons, wie diese auch immer sein möchten, haßte, erlangte nunmehr immer größern Einfluß. Schon im Jahre 1827 war die Bewegung so groß geworden, daß doch Bedenklichkeiten über Karl X. gekommen zu sein scheinen. Er entläßt das Ministerium Villöle und umgiebt sich mit dem Ministerio» Martignac, mit Männern, welche die Erhaltung der Charte wollen.. Im Anfänge des Jahres 1828 trat auch eine neue Kammer der Depu- tirten ein und die Linke, welche seit mehreren Jahren aus der Reprä- sentation fast verschwunden, zeigt sich in derselben wieder bedeutend. Denn unter den Wahlmännern haben die Richtungen der Regierung großes Bedenken erregt, sie glauben Männer von freier Gesin- nung senden zu müssen. Einen Augenblick gewinnt auch die Regie- rung Karls X. einen andern Charakter, es erfolgt sogar eine Erklä- rung gegen die Jesuiten. Aber es ist ein kurzer und täuschender Schein. Das Ministerium Martignac wird entlassen und das Mini- sterium Polignac gebildet 8. August 1829. Weil es aus Männern der *829 * autokratischen und besonders der jesuitischen Gesinnung besteht, gerät!) Frankreich darüber in die größte Bewegung. Man hält sich überzeugt, Karl X. müsse irgend einen Plan haben, es solle mit irgend einem Gedanken nächstens hervorgetreten werden. Und vermuthlich war dem auch so; aber der Schlag war weder nah, noch mag die Weise dessel- den schon bestimmt gewesen sein. In dieser Spannung wird die Kam- mer der Deputirten eröffnet und von derselben dem König eine Ein- gabe gemacht, für welche zweihundertundeinzwanzig Stimmen gegen einhundertundachtzig gewesen sind. Das Ministerium, sagt diese Ein- gabe, habe das Vertrauen des Landes nicht, die Charte sei heilig und unantastbar. Es war eine Protestation gegen Alles, was etwa ge- schehen möchte. Sofort 19. März 1830 suspendirte Karl X. die Kam- 1830 mer und nicht lange darauf 12. Mai ward sie aufgelöst, neue Wahlen angeordnet. Irgend einen Plan muß Karl X. gehabt haben; das jesuitische Ministerium Polignac, das Instrument irgend einer Unter- nehmung, soll nicht fallen. Unterdessen wird ein Heer gegen Algier gesendet, eine Beleidigung zu rächen, welche der Würde Frankreichs widerfahren. Am 15. Juni landen die Franzosen in der Nähe der 1830 Stadt und schon am 5. Juli ist sie durch Capitulation in ihren Händen. Tunis und Tripolis entsagen sogleich der Seeräuberei, die sich Europa schimpflich von den elenden Barbaren bis jetzt hatte gefallen lassen. Aber die Wahlen für die neue Kammer der Deputirten sind ungünstig ausgefallen. Das Ministerium wird nur eine Minorität für sich haben, von den Zweihundertundeinundzwanzig sind zweihundertundzwei aber- mals erwählt worden. Die Deputirten sammeln sich schon in Paris, den Tag der Eröffnung der Sitzungen erwartend. Da erschienen 0 183s königliche Ordonnanzen 27. Juli. Die Kammer der Deputirten wird aufgelöst noch ehe sie versammelt, der König giebt aus eigener Macht- fülle ein neues Wahlgesetz, eine neue Kammer wird berufen, die Druckschriften und die Journale werden unter eine strenge Censur ge- setzt. Das Ganze siehet aus als sei es nur die Vorbereitung zu etwas Größerem. Aber die Mittel und Kräfte, einem etwanigen Widerstande