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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 65

1904 - Habelschwerdt : Franke
65 bestrkte die Fürsten in ihrem Streben nach Selbstndigkeit, Ehren und Besitz. Obwohl die Kaiserin nachgiebig war und selbst mehrere Herzogtmer ans ihrer Hand gab, gelang es ihr nicht, die Fürsten zu befriedigen. Anfangs lie sich Agnes von dem Bischof Heinrich von Augsburg leiten. Die unzufriedenen Fürsten, an deren Spitze der Erzbischof Anno von Cln stand, wollten aber einen greren Einflu aus die Regierung des Reiches gewinnen. Deshalb beschlo Anno, die Regentin durch einen Gewaltstreich zu strzen. Als' die Kaiserin 1062 in Kaiserswerth das Pfingstfest feierte, lockte er den jungen König auf ein Schiff und entfhrte ihn nach Cln, wo er nach strengen Grundstzen erzogen wurde. Die Kaiserin Agnes zog sich tief bekmmert in ein Kloster zurck. Anno mute die Erziehung des jungen Knigs bald dem Erzbischof Adalbert von Bremen ber-lassen, der den begabten Knaben ganz fr sich gewann, indem er seinen Neigungen Vorschub leistete. Als Heinrich 15 Jahre alt war, lie ihn Adalbert fr mndig erklären und benutzte seinen Einflu auf den jungen König, um die weltliche Macht seines Erzbistums zu vergrern. Dadurch zog er sich den Ha des in seinem Besitz bedrohten schsischen Adels zu, und die eiferschtigen Fürsten zwangen Heinrich, den Erz-bischos vom Hofe zu entfernen. 2. Heinrichs Kmpfe mit den Sachsen. Der Einflu der geist-liehen Groen trat jetzt mehr zurck. Der junge Herrscher hielt sich meist in Goslar auf und fhrte hier mit seinen schwbischen Rittern ein ungebundenes Leben. Um seine Einnahmen zu vermehren, vergab er die geistlichen Stellen fr Geld, und seine Vertrauten benutzten ihre Stellung zur eigenen Bereicherung. Heinrich, der nach absoluter Knigsmacht strebte, suchte die Frsten-geweilt zu brechen und seine Stellung aus jede Weise zu befestigen. Sein bisheriger Freund Otto von Nord heim verlor auf eine unbegrndete Verleumdung hin fein Herzogtum Bayern, das der König (in Welf Iv. gab. Ottos Verbndeter, der Sachsen herzog Magnus, wurde gefangen gehalten, und die Sachsen wurden durch Anlage von Burgen und den kostspieligen und drckenden Aufenthalt des kniglichen Hofes in ihrem Lande so gereizt, da sie sich unter Otto von Nordheim erhoben und den König in der Harzburg belagerten. Heinrich floh heimlich und fand Schutz in dem mchtigen. Worms, wo die aufstrebende Brgerschaft den Bischof verjagt hatte. Heinrich ver-lieh der Stadt Zollprivilegien und stellte mit ihrer Hilfe ein kleines Heer auf. Da ihm aber die Fürsten die Heeresfolge verweigerten, mute er mit den Sachsen Frieden schlieen und die Zerstrung seiner schsischen Burgen zugeben. Hierbei schonten die Sachsen in blinder Wut auch die Kirchen nicht und schndeten sogar die Grber von Heinrichs Augehrigen. Da traten die Fürsten wieder aus die Seite Atzler, Geschichte fr Lehrerseminare. 5

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1. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 70

1913 - Paderborn : Schöningh
70 Heinrich ohne Beweis der Schuld sein Herzogtum ab und ber-trug es Ottos Schwiegersohn Welf (1070). Otto emprte sich mit seinem Freunde Magnus, dem Sohne des Herzogs von Sachsen, aber nach kurzem Widerstande muten sich beide er-geben. Otto rtmrde bald aus der Haft entlassen, aber Magnus hielt der König, auch als dessen Vater starb, in Gefangenschaft. Es mar offenkundig, da Heinrich in Sachsen die herzogliche Gewalt mindern und die knigliche verstrken wollte. Aber das schsische Volk war durch den Bau der zahlreichen Burgen des Knigs beunruhigt, und auch die Bischfe fhlten sich durch den hufigen kostspieligen Aufenthalt des kniglichen Hofes auf schsischem Boden bedrckt. So brach eine allgemeine Emprung aus. Als die Sachsen zu einem Kriege gegen Polen aufgeboten wurden, zogen sie, Edle und Bauern, vor die Harzburg (bei Goslar). Mit genauer Not flchtete der König. Er hoffte den hauptschlichsten Anla des Aufruhrs zu heben, indem er nun den Herzog Magnus freilie. Aber auch auerhalb Sachsens er-klrten sich die meisten weltlichen Groen, um der Strkung der kniglichen Macht entgegenzutreten, gegen Heinrich und verstndigten sich bereits mit den aufrhrerischen Sachsen wegen Absetzung des Knigs. Nur die Mehrzahl der Bischfe blieb ihm treu, und auch bei den Brgern der Stadt Worms fand er Beistand. Da der König jedoch bei der berzahl der Feinde die Entscheidung der Waffen frchtete, schlo er unter der Vermitt-lung derbischfe mit den Sachsen einen V ergleich, durch welchen diesen die kniglichen Burgen in ihrem Lande zum Abbruch ber-antwortet wurden. Die Sachsen zerstrten im Siegesjubel alle Burgen und gingen dabei so barbarisch zu Werke, da sie nicht einmal die Kirche, die Altre und die kniglichen Grber auf der Harzburg verschonten. Aber solchen Ubermut emprt, traten mehrere Fürsten wieder auf die Seite des Knigs. Dieser besiegte nun die Sachsen bei Hohenburg an der Unstrut (unweit Langen-salza, 1075) und ntigte sie zur Unterwerfung.

2. Die Supplingenburger - S. 43

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 43 - Versöhnung mit den Sachsen, und nur dem Drängen wohlmeinender Freunde nachgebend, willigte er endlich darein, den gefangenen Herzog Magnus freizugeben, unter der Bedingung, daß die Belagerung der Harzburg,^ deren Befatzung sich trotz der Ueberzahl der Feinde tapfer gehalten hatte, aufgegeben würde. Mir aber hielt er sein in schwerer Stunde gegebenes Versprechen; er erhob mich in den Ritterstand, und ich blieb von der Zeit an viele Jahre hindurch in seinem Gefolge. _ Was weiter geschehen ist, weißt Tu aus den Erzählungen des Paters Wilbraud; Du weißt, wie der Kaiser endlich doch darein willigen mußte, daß die Zwingburgen im Lande der Sachsen gebrochen wurden; den sächsischen Bauern wurde die Harzburg zur Zerstörung übergeben, und in ihrem Zorn beschränkten sie sich nicht darauf, die Festungswerke niederzureißen, sondern sie zerstörten auch die Burgkirche, erbrachen die Gräber und trieben Spott mit dem Allerheiligsten. Ueber solchen Frevel entsetzte sich ganz Deutschland; derselbe durste nicht ungestraft bleiben, und als nun der Kaiser den Heerbann aufbot, um ihn gegen die Sachsen zu führen, da strömten ihm von allen Seiten die Krieger zu. Im Brachmonat des Jahres 1075 kam es an der Unstrut zu einer blutigen Entscheidung. Die Sachsen hatten durch ihren Frevel den Zorn Gottes auf sich geladen,_ daher gab er sie jetzt in die Hände ihrer Peiniger. Ihr Heer wurde gänzlich ^geschlagen, viele ihrer Führer fanden den Tod in der Schlacht, und wehrlos lag ihr schönes Land dem Sieger offen. Mit Mord und Brand wüteten die kaiserlichen Scharen gegen die blühenden Gehöfte der freien Bauern, ja selbst Kirchen und Klöster wurden nicht verschont. Da entschlossen sich Otto von Nordheim und Herzog Magnus, ihre Freiheit dem Wohle ihres Landes zu opfern; freiwillig begaben sie sich abermals in die Gefangenschaft des siegreichen Kaisers, und erkauften mit ihrer Person ihren Unterthanen Schonung. Die zerstörten Festen aber ließ Heinrich wieder ausbauen, und auch von der Höhe des Burgberges schaute bald die ans

3. Theil 1 - S. 133

1827 - Leipzig : Brockhaus
133 Ihr Ausspruch ging dahin, daß sich Otto und Magnus der Gnade des Königs unterwerfen sollten. Ach, aber von der Gnade eines Königs wie Heinrich, den damals noch kein Unglück gebeugt hatte, war wenig zu hoffen. Die bei- den Waffenbrüder gewannen nichts damit, als die Erhal- tung ihres Lebens. Beide verloren ihre Freiheit und wur- den als Gefangene abgeführt. Nach einem Jahre erhielt Otto wieder seine Entlas- sung; den sächsischen Erbprinzen Magnus wollte aber Heinrich nicht freigeben, wenn derselbe nicht dem väterli- chen Herzogthume und seinen Erbgütern auf ewig entsagte. Prinz Magnus wollte das nicht; die Sachsen verlangten mit Ungestüm ihren Prinzen unbedingt zurück und zwar um so mehr, da der alte Herzog gestorben war, und Heinrich mit rastlosem Eifer die Anzahl seiner Bergschlösser in Sach- sen und Thüringen vermehrte, auch mancherlei andere An- stalten traf, die auf den Vorsatz, sie gänzlich zu unterjo- chen, deuteten. Noch größer wurde die Unzufriedenheit, da die Besatzungen in seinen festen Platzen nicht hinlänglichen Mundvvrrath hatten und rings umher das Land plünderten. Mit den Sachsen verbanden sich die mißvergnügten Thü- ringer, denen es nicht besser erging und von denen Hein- rich aufs neue den Zehenten mit Gewalt erzwingen wollte. Da nun auf alle ihre Bitten und Vorstellungen nicht ge- hört wurde, traten schnell die Fürsten zur Vertheidigung ihrer Freiheit und ihrer Rechte in einen Bund zusammen und brachten mit unglaublicher Geschwindigkeit ein Heer von 60 bis 70,000 Mann auf die Beine, womit sie auf Gos- lar, Heinrichs Aufenthalt, losgingen. Vorher aber erließen sie an ihn nochmals ein ehrerbietiges, doch sehr nachdrück- liches Schreiben, in dem sie verlangten, daß er ungesäumt den Erbprinzen Magnus auf freien Fuß stellen, die neu an- gelegten Bergschlösser schleifen, den beraubten Fürsten ihre

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 89

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
lind fränkischen Kaiser. 89 niederlegen. Darauf verließ Adalbert den Hof und zog sich nach Bremen zurück; Heinrich mußte sich in den folgenden drei Jahren einen Fürstenrat gefallen lassen. Auch nötigten ihn die Fürsten, sich mit Bertha von Susa, mit welcher er schon als Knabe verlobt war, zu vermählen. Erst 1070 berief der König Adalbert wieder an seinen Hof, der nun bis zu seinem Tode (1072) der vertrauteste Freuud und Ratgeber blieb. 3. Kampf mit den Sachsen. Der deutsche König hatte damals keine bestimmte Residenz, sondern zog im Reiche umher und hielt bald da, bald dort in einer Pfalz oder Burg seinen Hof. Wo er gerade wohnte, bestritten die Umwohner den Unterhalt. Heinrich weilte besonders gern im Lande der Sachsen, namentlich im Harz, aber er behandelte die dortigen Unterthanen nicht gut; er legte am Harz, im Thüringer Wald und auf dem Eichsfeld Burgen an und wurde durch feine großen Ansprüche den Sachsen so lästig, daß sie laut klagten und ihm oft verweigerten, was er forderte. Die unzufriedene Stimmung des Volkes wurde von den sächsischen Fürsten genährt. Endlich kam es zum offenen Aufstand. Otto von Nordheim, Herzog von Bayern, wurde angeklagt, daß er dem König nach dem Leben getrachtet habe. Er wurde nach einem Spruch der sächsischen Großen für schuldig erkannt und infolge dessen mit der Reichsacht belegt und des Herzogtums Bayern und seiner anderen Reichslehen beraubt. Bayern verlieh Heinrich an Welf. Otto setzte sich zur Wehr und fand Unterstützung bei dem sächsischen Herzog Magnus. Beide verheerten die Güter des Königs und seiner Anhänger, unterwarfen sich aber nach einigen Monaten. Der Sicherheit wegen wurden sie nebst einigen Genossen in Haft gebracht. Auf Annos Verwendung wurde Otto freigelassen, Magnus aber in Haft behalten. Heinrich erklärte diesem, daß er ihn freigeben würde, wenn er auf das Herzogtum Sachsen verzichte. Magnus ging auf diese Bedingung nicht ein und blieb deshalb in Haft. Durch dieses Vorgehen erbitterte Heinrich nicht nur die Sachsen, sondern auch die Fürsten, welche das hergebrachte Recht der Erblichkeit ihrer Sehen bedroht sahen und glaubten, daß er sich zum unumschränkten Alleinherrscher machen wolle. Als nun gar das Gerücht auftauchte, der König wolle alle Sachsen zu zinspflichtigen Knechten erniedrigen, sie massenweise aus dem Lande führen und die Schwaben dort ansiedeln, da beschlossen sie, den Untergang des Königs herbeizuführen. Sie versammelten sich bei Eisleben und hielten Rat, was zu thun sei. Sie sandten zuerst ihre

5. Theil 1 - S. 254

1821 - Nürnberg : Campe
grausam die königlichen Kammergüter. Hierauf trat er in Verbindung mit dem sächsischen Erbprinzen Magnus, einem Sohn des Herzogs Ordulf, und setzte seine Feindseligkeiten mit noch größerem Nachdruck fort. Hein- rich aber vergab das Hcrzogthum Baiern an des abge- setzten Otto Schwiegersohn, Welf, einen nichtswürdi- gen Italiener, der kein Bedenken fand, sich auf Kosten seines Schwiegervaters zu bereichern, und in der Folge Heinrichen seine Wohlthaten mit dem schnödesten Un- dank belohnte. Auf beiden Seiten stand mau nun gerüstet, und eine Schlacht sollte den hitzigen Streit zwischen Otto und dem König entscheiden. Noch zu rechter Zeit treten aber Vermittler auf, die das Blutvergießen verhinderten, und es dahin brachten, daß die Sache der Entscheidung der Fürsten überlassen werden sollte. — Ihr Ausspruch ging dahin, daß sich Otto und Magnus der Gnade des Königs unterwerfen sollten. Ach, aber von der Gnade eines solchen Fürsten war wenig zu hoffen! Die beiden Waffenbrüder gewannen nichts damit als das Le- den ; beide verloren ihre Freiheit und wurden als Ge- fangene abgeführt. Nach einem Jahr wurde Otto wieder entlassen; den sächsischen Erbprinzen Magnus wollte Heinrich aber nicht freigeben, wenn derselbe nicht dem väterlichen Herzogthum und seinen Erbgütern auf ewig entsagte. Magnus wollte das nicht. Die Sachsen aber verlang- ten mit Ungestüm ihren Prinzen zurück, und zwar um so mehr, da der alte Herzog gestorben war, und Hein- rich mit rastlosem Eifer die Anzahl seiner Bergschlösser vermehrte, auch mancherlei andere Anstalten traf, die auf ihre gänzliche Unterjochung deuteten. Da auf ihre Bitten und Vorstellungen nicht gehört wurde, traten alle stchsifchen Fürsten zur Vertheidigung ihrer Rechte und

6. Geschichte des Mittelalters - S. 110

1872 - Münster : Coppenrath
110 aber berfiel sie und nahm beide gefangen. Den Grafen Otto gab er zwar nach einigen Jahren wieder frei; Magnus aber wurde in fitengen Verhaft genommen, weil er auf das Recht an seines Vaters Herzogthum nicht verzichten wollte. Durch ein solches Verfahren zog er sich den Verdacht zu, als ob er das Herzogthum Sachsen an sich nehmen, den Erbprinzen aber im Gefngni sterben lassen wollte. Auch wuten alle Sachsen, da der König keine Liebe zu ihrem Volke habe. Einst soll er von der Hhe eines Berges das Land berschauet und ausgerufen haben: Sachsen ist ein schnes Land, aber die, welche es be-wohnen, sind nichtswrdige Knechte!" Das wurde schnell im Lande hernmerzhlt und steigerte die Ghrung immer mehr. Am meisten erbitterte er die Sachsen dadurch, da er die schon von seinem Vater hier gebauten Burgen und Schlsser, besonders im Harzgebirge, vermehrte und frnkische Besatzung hineinlegte, um durch sie das Volk der Sachsen desto besser zgeln zu knnen. Gleich Rubern fielen die fremden Kriegesleute der das Eigenthum freier Männer her, forderten in des Kniges Namen ungeheuere Abgaben und Zlle und zwangen sie sogar zu harten Frohndiensten. Jeder auch noch so billige Einspruch galt als Widersetzlichkeit, galt als Emprung und ward mit Verlust der Freiheit und des Vermgens hart bestraft. Da muten wohl Alle glauben, der König gehe damit um, die uralte Freiheit des Landes, fr welche ihre Vter so blutig gestritten hatten, mit Gewalt zu Grunde zu richten. Das bedrngte Volk klagte laut, es bat den König um billige Abstellung seiner Beschwerden, es drohete; aber alle Klagen, alle Bitten, alle Drohungen wurden mit hhnendem Uebermnthe zurckgewiesen. Das brachte den glimmenden Funken des Uebermnthes zur hellen Flamme derkne-ges- Sie griffen zu den Waffen; sechzigtausend Mann, der tapfere Herzog Otto an der Spitze, rckten rasch gegen Goslar an, wo sich Heinrich eben aufhielt. Wie ein aufgescheuchtes Wild flog der berraschte König in hastiger Eile durch tiefe Wlder und Vergschluchten nach Eschwege in Hessen. Von dort eilte er an

7. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 301

1880 - Berlin : Nicolai
301 Krieg gegen Polen sei nur ein Vorwand des Königs, der nichts Anderes beabsichtige, als mit dem Heere in Sachsen einzufallen, um es zu unterdrücken. Auch sie versammelten daher, um den König zu überraschen, unter der Maske jener Rüstungen noch vor dem vom Könige festgesetzten Termine • ihre wehrhafte Mannschaft. Dem Könige war es nicht verborgen geblieben, daß in Sachsen eine' Verschwörung im Werke sei; aber es mochte ihm wohl erst klar geworden sein, daß sie ihrem Ausbruche nahe war, als er von Oberdeutschland, wo er die Rüstungen zum Polenkriege betrieben, nach Goslar kam, wohin er die sächsischen Großen beschieden hatte, um auch mit ihnen Vorkehrungen zu jenen Rüstungen zu treffen. Als sich diese daher in großer Anzahl in der dortigen Pfalz eingefunden hatten, harrten sie vom Morgen bis zum Abend vergeblich auf das Erscheinen des Königs in ihrer Mitte. Mit Einbruch der Nacht meldet ihnen endlich ein Herr vom Hofe, der König habe durch eine Hinterthür die Pfalz verlassen und sei nach der Harzburg geritten. Heinrich hatte sich gegen jeden Zwang von Seite der sächsischen Großen sicher stellen wollen; diese aber mochten glauben, er wolle sie verhöhnen. Voller Wuth und Zorn begaben sie sich in eine benachbarte Kirche zu geheimer Berathung und beschlossen hier, es solle für das ganze Sachsenland eine Tagfahrt gehalten werden, um auf derselben weitere Beschlüsse \ zu fassen. Die beschlossene Tagfahrt fand gegen Ende Juli 1073 zu Worms' leben am süßen See unweit Eisleben in Thüringen statt. Alle Fürsten und Bischöfe Sachsens und eine ungeheure Zahl sächsischer Gemeinsreier waren erschienen. Von einer Anhöhe herab entflammte Otto von Nordheim durch eine Rede, in welcher er die alten Beschuldigungen gegen den König vorbrachte, die Leidenschaften der Menge, einige Edle trugen die Unbilden vor, die sie vom Könige erlitten haben wollten, was ebenfalls eine große Wirkung hervorbrachte, so daß schließlich der Kampf gegen den König, dem man als einem Tyrannen den Eid nicht zu halten brauche, einmüthig beschlossen wurde und Fürsten, Ritter und Bauern sich durch . gegenseitige Eidschwüre verbanden. Doch ehe man die Waffen ergriff, versuchte man noch den Weg der Unterhandlung und stellte durch eine Gesandtschaft folgende Forderungen an den König: er solle seine Burgen in Sachsen und Thüringen niederreißen, Magnus aus der Gefangenschaft entlassen und Otto von Nordheim wieder in sein Herzogthum einsetzen; sich nicht allezeit in Sachsen aufhalten, des Landes alte Verfassung in Ehren halten, die schlechten und gemeinen Men-► sehen, deren Rath das Reich in's Verderben bringe, völlig von sich thun und die Fürsten des Reichs, denen solches zukäme, zur Berathung herzuziehen. Wenn er dies thue, so würde man ihm in allen Wegen bereitwillig dienen, doch so, wie es sich gezieme für freigeborne Männer in einem freien Lande. Heinrich erwartete jedoch von der Erfüllung dieser Forderungen nur eine Verstärkung des Aufstandes, namentlich von Magnus Freigebung, in welchem jener erst den rechten Führer finde, und entließ daher die Gesandten mit dem unbestimmten Bescheide, er wolle die Sache den andern deutschen Fürsten zur Entscheidung vorlegen. Indessen verkannte er die ihm drohende Gefahr keineswegs, und seine Boten zu den oberdeutschen Fürsten waren schon unterwegs, um diese aufzufordern, die Sendung ihrer für den Polenkrieg bestimmten Mannschaften,

8. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 93

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 93 — (i. I. 1065) für mündig erklärt. Adalbert blieb fein Berater, bis der wachsende Haß der Fürsten den König (1066) zu Tribnr nötigte, ihn zu entlassen. Jetzt warfen sich feine sächsischen Gegner auf den Erzbischof; Herzog Magnus belagerte ihn in Bremen, und nur durch Abtretung von großen Ländereien und Zehnten konnte Adalbert den Frieden erkaufen. Zu gleicher Zeit brachen seine kirchlichen Schöpfungen im Wendenlande infolge eines Aufstandes der Heiden zusammen. Der Aufstand der Sachsen. Auch nach dem Sturze Adalberts erlangten die Fürsten keinen Einfluß auf Heinrich Iv. Königliche Mini- sterialen bildeten seine Stütze und Umgebung; in Goslar hielt er wie sein Vater Hof, ernannte die Bischöse wie Konrad Ii. und suchte seine Stellung und feinen Besitz in Sachsen durch den Bau zahlreicher Burgen am Harz zu stärken. Goslar und die Harzburg bildeten seine Hauptstützpunkte. Da auch die Freien verpflichtet waren, hierbei Frondienste zu leisten, und da abhanden gekommenes Königsgut zurückgenommen wurde und die Umgebung des Königs sich arge Willkürhandlungen zu Schulden kommen ließ, so wuchs die Unzufriedenheit in Sachsen von Tag zu Tag. Als schließlich der Bayernherzog Otto (von Nordheim) eines Mordanschlags auf Heinrich bezichtigt und geächtet wurde, 1070 kam es zum Kriege. Von Bayern, das an Welf Iv. gegeben war, wandte sich Otto nach Sachsen und verband sich mit dem Herzog Magnus. Beide mußten sich aber unterwerfen; Otto erhielt feine Allode zurück, Magnus mußte die der Bremer Kirche abgenommenen Güter zurückgeben und blieb in Haft. Es war die letzte Freude Adalberts, bald darauf verschied er (jl072). Die wachsende Macht Heinrichs erregte eine Verstimmung bei den Fürsten. Dagegen zog der König den Erzbischof Siegfried von Mainz auf feine Seite, da er ihm den Thüringer Zehnten zusprach. Dies Vorgehen erbitterte aber wieder die Thüringer und machte sie zu Bundesgenossen der Sachsen. Als der König i. I. 1073 ein Aufgebot gegen die Polen erließ, glaubten die Sachsen, es gelte ihrer Freiheit. Die allgemeine Erbitterung benutzte Otto von Nord heim, um einen Ausstand der Ost- 1073 sächselt zu erregen. An der Spitze vieler Tausende von sächsischen Edlen und Bauern zog er vor die Harzburg, wo sich Heinrich aushielt, und forderte die Schleifung der Burgen, Entbindung von der Heerfahrt und Freilassung des Herzogs Magnus. Obwohl der König durch den Aufstand vollständig überrascht war, machte er kein Zugeständnis und begab sich aus Waldwegen nach Franken. Gegen die vereinte Macht der erbitterten Sachsen und Thüringer bedurfte der König noch einer andern Hilfe als der feiner Ministerialen: der Geistlichkeit und der Fürsten. Beide verweigerten ihm aber die Unterstützung. Die süddeutschen Fürsten klagten ihn sogar an, er habe einen Mörder gegen sie gedungen. Heinrich sah sich daher genötigt, Magnus

9. Geschichte des Mittelalters - S. 92

1876 - Münster : Coppenrath
92 hielt er nach wie vor sein drckendes Hoflager. Dem tapfersten aller schsischen Fürsten, dem Grafen Otto von Nordheim, entri er auf eine verlumderische Anklage das ihm von seiner Mutter anvertranete Herzogthum Bayern und gab es einem Italiener, mit Namen Welf. Dadurch bekam er an Otto einen lebenslnglichen sehr gefhrlichen Feind. Denn voll Rache begab er sich zu dem Grafen Magnus von Sachsen und verband sich mit ihm gegen Heinrich. Dieser aber berfiel sie und nahm beide gefangen. Den Grafen Otto gab er zwar nach einigen Jahren wieder frei; Magnus aber wurde in strenges Gewahrsam genommen, weil er auf das Recht an seines Vaters Herzogthum nicht verzichten wollte. Durch ein solches Verfahren zog Heinrich sich den Verdacht zu, als ob er das Herzogthum Sachsen an sich nehmen, den Erbprinzen aber im Gefngni sterben lassen wollte. Auch wuten alle Sachsen, da der König keine Liebe zu ihrem Volke habe. Einst soll er von der Hhe eines Berges das Land berschauet und ausgerufen haben: Sachsen ist ein schnes Land, aber die, welche es bewohnen, sind nichts-wrdige Knechte!" Das wurde schnell im Lande herumerzhlt und stei-gerte die Ghrung immer mehr. Am meisten erbitterte er die Sachsen dadurch, da er die schon von seinem Vater hier gebauten Burgen und Schlffer, besonders im Harz-gebirge, vermehrte und frnkische Besatzung hineinlegte, um durch sie das Volk der Sachsen desto besser zgeln zu knnen. Gleich Rubern fielen die fremden Kriegesleute der das Eigenthum freier Männer her, forderten in des Kniges Namen ungeheuere Abgaben und Zlle und zwangen sie sogar zu harten Frohndiensten. Jeder auch noch so billige Einspruch galt als Widersetzlichkeit, galt als Emprung und ward mit Verlust der Freiheit und des Vermgens hart bestraft. Da muten wohl Alle glauben, der König gehe damit um, die uralte Freiheit des Landes, fr welche ihre Vter so blutig gestritten hatten, mit Gewalt zu Grunde zu richten. Das bedrngte Volk klagte laut, es bat den König um bil-lige Abstellung seiner Beschwerden, es drohete; aber alle Klagen, alle Bitten, alle Drohungen wurden zurckgewiesen. Das brachte den glimmenden Funken des Unmnthes zur hellen Flamme des Krieges. Sie griffen zu den Waffen; sechzigtausend Mann, der tapfere Herzog Otto an der Spitze, rckten rasch gegen die Harzburg an, wo sich Heinrich eben aufhielt. Da Heinrich weder ihren Forderungen nachgeben wollte, noch stark genug war, sich gegen die feindlich gesinnten Scharen zu be-

10. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 93

1898 - Breslau : Hirt
Die frnkischen Kaiser. Heinrich Iv. 93 Werkzeug der Fürsten und konnte ihr sein Herz nicht schenken; ja schon nach zwei Jahren gedachte er sich von ihr zu scheiden. Erst in den Tagen der Trbsal sollte er den Charakter des edlen Weibes kennen lernen. b. Kampf mit den Sachsen. Unterdessen wuchs Heinrich zur Selbstndigkeit heran. Er erkannte, wie das Gut und Recht des Knigs durch die selbstschtige Gewalt der Fürsten zusammengeschmolzen war, und suchte nun zu retten, was noch zu retten war. Dabei aber bewahrte sein heies Blut nicht die rechte Migung; auch hielt er sein Leben nicht rem von Ausschweifungen, die seinem Rufe schadeten. Vor allem suchte er die Sachsen zu bezwingen, wobei Adalbert sein Gehilfe war, Um ihren Trotz zu brechen, lebte er meist in Goslar und erbaute nach dem Vorbilde seines Vaters auf den Bergen des Harzes starke Burgen, deren Besatzungen die grollenden Sachsen im Zaume halten sollten. Die strkste derselben war die Harzburg, Heinrichs Lieblingsaufenthalt. Die Sachsen murrten, denn sie sahen ihre Freiheit bedroht und muten sich von den stammsremden Kriegerscharen und Hflingen Heinrichs manchen bermut gefallen lassen; auch warm sie der Sitte gem verpflichtet, den König zu unterhalten, so lange er sich in ihrem Lande aufhielt. Einer der mchtigsten Feinde Heinrichs war Otto von Northeim. Ein Ritter hatte die freilich unerwiesne Anklage erhoben, da Otto dem Leben des Knigs nachstelle. Heinrich nahm Otto sein Herzogtum Bayern und chtete ihn. Da griff Otto im Bunde mit seinem Freunde Magnus von Sachsen zu den Waffen; als sie sich dann unterwarfen, wurden sie in Haft genommen. Otto erhielt bald darauf seine Freiheit und Allode zurck, Bayern aber bekam Welf, ein Verwandter des in mnnlicher Linie ausgestorbenen welfifchen Geschlechts. Magnus sollte nur aus der Haft entlassen werden, wenn er auf das Herzogtum Sachsen, das ihm bei dem nahe bevorstehenden Tode seines Vaters zufallen mute, ver-zichteu wollte. Er befand sich noch in Haft, als sein Vater starb; da frchteten die Sachsen, Heinrich wolle ihr Herzogtum den Billingern ent-ziehen und an sein Haus bringen. In allen Schichten des Sachsenvolkes grte es. Auf einer Tagfahrt gelobten Fürsten und Bauern, mit den Waffen in der Hand sich ihr Recht zu ertrotzen. In wenigen Tagen stand ein Heer von 60000 Mann vor der Harzburg, wohin sich Heinrich begeben hatte, um sicher zu sein. Dreierlei vor allem verlangten die Sachsen von ihm: er solle die Burgen im Sachsenlande abbrechen, seine bisherigen Ratgeber entlassen und Magnus von Sachsen freigeben; in diesem Falle wollten sie seine trenesten Unterthanen sein. Der König lehnte diese Forderung ab, und weil die Sachsen die Harzburg von allen Seiten einschlssen, entzog er sich ihnen durch die Flucht; in der Nacht fhrte ihn ein Jger auf geheimen Wegen durch

11. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 126

1881 - Oldenburg : Stalling
126 König Ottos Gter furchtbar verheeren und gab das Herzog-tum Baiern dessen Schwiegersohn Welf Iv. Otto fhrte eine Zeit lang Krieg gegen Heinrich, ergab sich jedoch mit seinem Freunde und Bundesgenossen Magnus, dem Sohne des Sachsenherzogs Ordulf, dem Könige, der beide gefangen nehmen lie. Nach Adelberts Tode (1072) bernahm Hanno wieder die Reichsverwaltung, legte sie aber nach kurzer Zeit wieder nieder. Damals war eine Zeit groer Ungerechtigkeit und furchtbaren Druckes, alle Bande gesetzlicher Ordnung waren ausgelst. Des Knigs Mannen durchstreiften von den Burgen aus das schsische Land, trieben die Heerden weg, erpreten schwere Steuern, mihandelten die Weiber und zwangen die Männer zum Frohndienst bei dem Schlsserbau. Otto von Nordheim war seiner Hast entlassen, aber den Magnus hielt Heinrich noch immer gefangen. Da nun gerade der alte Herzog Ordulf gestorben war, so befrchteten die Sachsen, Heinrich wolle die Herzogswrde nicht wieder besetzen, sondern das Land fr sich selbst behalten. Da traten die Sachsen in ein groes Bndnis zusammen, an dessen Spitze der kluge und tapfere Otto von Nordheim stand. Zuerst schickten sie Gesandte an Heinrich nach Goslar, und verlangten von ihm, da er seine Burgen niederreien, sein Hoflager nicht bestndig in Sachsen halten und sich bessere Ratgeber whlen mchte. Heinrich erteilte den Abgeordneten eine verchtliche Antwort. Aber ehe er sich dessen versah, rckte ein Heer von 60 000 Sachsen auf Goslar an. Bestrzt floh er nach seinem festen Bergschlosse, der Harzburg: aber die Sachsen folgten auch dahin. Da er sich, weil seine Mann-schaft zu gering war, nicht halten konnte, so entfloh er Nachts aus der Harzburg. Drei Tage lang zog er, ohne Speise und Obdach, mit wenigen Dienern durch dichte Wlder und Berge und kam am vierten nach Eschwege in Hessen. Inzwischen eilten die Sachsen, die kniglichen Burgen zu brechen und erzwangen die Befreiung ihres Herzogs Magnus. Heinrich forderte die Fürsten auf, ihm Hlfe zu leisten gegen die Emprung, aber diese hatten dazu keine Lust und gingen vielmehr damit um, einen neuen König zu whlen, wozu schon eine Versammlung zu Mainz verabredet war. In seiner groen Not eilte Heinrich an den Rhein, und

12. Die mittlere Zeit - S. 87

1881 - Leipzig : Krüger
— 87 — Sb elf, den Schwiegersohn des geächteten Otto, mit der Herzogsfahne, und diesem gelang es wirklich, sich in Bayern festzusetzen. Otto unterwarf sich; lange hielt ihn Heinrich in Hast und selbst, als er ihn notgedrungen aus dieser entließ, gab er sich keine Mühe, den tüchtigen Mann, der sich nun wieder in seine sächsische Heimat begab für sich zu gewinnen. Wenn schon die Behandlung dieses ihres Stammesgenossen die Sachsen erbittert hatte, so gerieten sie in noch größere Gährnng darüber, daß der König ihren eigenen jungen Herzog, Magnus, den er bezichtigte, die Empörung Ottos begünstigt zu haben, in der Hast festhielt und ihm die herzogliche Würde, die durch den Tod seines Vaters erledigt war und nach der festgesetzten Erblichkeit ihm gebührte, vorenthielt. Sie verlangten (1073) von Heinrich, er solle Magnns bedingungslos — der König wollte ihn freigeben, wenn er aus das Herzogtum Sachsen verzichte — freilassen und seine Hofhaltung in eine andere deutsche Landschaft verlegen. Doch Heinrich, ebensowenig gewillt wie sein Vater, sich irgendwie beschränken zu lassen, wies diesen Eingriff in seine Rechte kurz ab. Nun schritten die sächsischen Großen, die eine förmliche Verschwörung gebildet hatten — auch Otto von Nordheim hatte sich ihnen angeschlossen — unverweilt zur That. Sie umlagerten (mit 60,000 Mann) den Lieblingsaufenthalt des Heinrichs Iv. Königs, die Harz bürg. Mit Not und Mühe entkam Heinrich Flucht aus durch eine nächtliche Flucht, um im Rücken der Empörer ein ~adl1un Heer zum Entsatz zu sammeln. Aber sein herrisches Wesen sowie der Übermut seiner Günstlinge hatten auch die übrigen Fürsten ihm entfremdet; es blieb ihm nichts übrig als sich zu Verhandlungen zu bequemen. Obwohl er nun den Herzog Magnus freiließ, waren die Sachsen doch immer noch so erbittert, daß sie sogar die Absetzung oes Königs betrieben. War es ihnen doch längst zuwider, daß die deutsche Krone von ihrem Stamme auf die Franken übergegangen war. Durch die Lauheit der Fürsten sah sich der König genötigt, Zuflucht bei den aufstrebenden Städten zu suchen, und besonders Worms zeichnete sich durch unerschütterliche Treue aus. Diese Hilfe reichte indessen nicht aus, und er mußte sich doch endlich dazu verstehen, da ihn die Fürsten gänzlich im Stich ließen — selbst ein Fnß-fall änderte ihren Sinn nicht, — und da die Sachsen Miene machten, Otto von Nordheim zu ihrem Könige zu erheben,

13. Geschichte des Mittelalters - bis 1648 - S. 94

1891 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 94 I5£? d-tl-n Ansehens Auch in Heinrichs Erziehung ist sie schwach. Daher erhob )ich bald eme Partei gegen die Vormundschaft der Agnes. Bund des frommen aber jähzornigen suanno von Köln mit Ekbert (Brunone in Sachsen) und Otto < von Nord- Ss'jä H °°» ?"’"“•*»»! /Ehr«, deu Heinrich der rling durch xttijel Kaiserswerth. ! Allemal soll der Bischof, in dessen Sprengel Reichsverwe- *)er König aufhält, die Erziehung leiten; Sammlmig der ger Äj Relchsgewalt um Otto von Nordheim.) Aus der strengen Erzie-io63-io6i. hung Anuos gerät der junge König in die Gewalt des ehrgeizigen Bischof Adalbert von Bremen, der sich einschmeichelt, seinen Leidenschaften Vorschub leistete und dem Könige nachgab, als derselbe mündig ei klärt zu werden wünschte; er beutete aber seinen dennoch behaupteten Einfluß für seine Zwecke ans. Er hatte den Adalberts Plan eines nordischen Patriarchats (s. o.\ ganz losgelöst von der herzoglichen Gewalt in Sachsen. Darum Feindschaft zwischen ihm und dem Träger derselben. _ Er erregte und nährte den Haß auch im Könige und veranlaßte feindliche Schritte gegen denselben. Ii. Teil: Selbständigkeit 1065- -1104. ^Sachsen. A) 1- Verwickelung mit den Sachsen 1065—1075. 106’’ 10'J' werden Burgen im Sachsenlande mit Frondiensten der -Lachsen i Harzburg bei Goslar) erbaut; überhaupt bedrückt man das Volk in jeder Art (dazu Simonie im Reiche mit Abteien, da der üppige Hofhält viel Geld kostete). Eine Versammlung aller St-esf Bernde Adalberts zu Tribur erhebt sich gegen ihn; er muß weichen. Hanno tritt an seine Stelle und veranlaßte den König, sich mit Bertha, des Markgrafen von Susa Tochter, zu Anl'°L- vermählen. Bald ist Adalbert wieder am Hofe. Um dem malige Ent- Otto von Nordheim etwas anhaben zu können, leiht er sein Ohr den Beschuldigungen eines Verläumders (Egino, übelberüchtigt), rniäunset? der aussagte, Otto habe ihn zum Mörder des Königs dingen weicht aus wollen. Otto hält sich — nach Scheitern des Zweikampfes mit Baver». Egino — auf seinen Besitzungen; er wird als Hochverrüter 3070• geächtet. Er nimmt den Kampf im Bunde mit Magnus, Sohn des Herzogs von Sachsen (Ordulf), gegen den König (Goslar) anf. Das Herzogtum Bayern wird ihm ab- und dem Welf Iv (Sohn der Kunizza [der letzten Welfin und des Markgrafen Azzo von Este] und Neffe des 1055 verstorbenen Welfs Iii von Kärnten), 1071. dem Schwiegersöhne Ottos, zugesprochen. Otto und Magnus ergeben sich. Nur Otto im folgenden Jahre freigelassen: Heinrichs. Magnus (dessen Vater inzwischen gestorben war) sollte sein Herzogtum zuvor abtreten. — Heinrich bemächtigt sich Lüneburgs, 1073- der Stammburg der Billunger. Unter dem Vorwande eines Zuges gegen Polen, rüstet er Krieg gegen die Sachsen, die sich ver

14. Umständlichere Erzählung der wichtigeren Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 394

1806 - Altona : Hammerich
394 1066; allein Heinrich behielt seine Grundsätze, warda- bei äußerst leichtsinnig, und liebte Müffiggang und Vergnügungen über Alles. Einer der größten Männer jener Zeit war der sächsische Graf Otto, damals Herzog von Baiern. Er wurde fälschlich angeklagt, daß er einen Edelmann habe dingen wollen, den König zu morden. Und ohne Untersuchung der Sache entsetzte ihn Heinrich seines Herzvgthums, 1070. Otto floh zu dem Erbprinzen von Sachsen Magnus; Heinrich zog gegen sie, und nahm beide gefangen. Drauf ließ er überall in Sach- sen, besonders am Harz, Bergschlösser und Vestungen -aufführen, und legte fränkische Soldaten hinein, welche von da das Land durchstreiften, die freien Landleute plünderten, und sie im Namen des Königs zum Schlös- serbau zwangen. — Da vereinigte sich ein großer Bund aus den vornehmsten sächsischen Grafen und Bischöfen, und bat Heinrich, die Bergschlösser niederreißen zu las- sen, den jungen Herzog Magnus freizustellen, und zu seinen Rathgebern nicht schlechte Leute zu wählen, son- dern seine getreuen Stande. Als Heinrich seine Ge- sandten halb drohend, halb verächtlich zurückwies; rückte plötzlich ein Heer von 60,020 Sachsen auf Gos- lar an. Er floh: nur mir wenigen Dienern entkam er durch dicke Wälder und Bergschluchten, und vergebens foderte er in Baiern seine Vasallen zu seiner Verthei- digung auf; sie waren eher geneigt sich gegen ihn zu ver- einigen. Die Sachsen befreiten indeß ihren Herzog Magnus, und zerstörten viele Bergschlösser am Harz. — Voll inneres Grimmes zog Heinrich 1075 nach Worms, wo er sich in dem gemeinen Volke viele treue Anhänger erwarb. Zugleich stimmte er seinen stolzen Ton herunter, stellte sich freundlich, und gewann durch Bitten und Versprechungen endlich auch mehrere Fürsten, daß

15. Die Geschichte des Mittelalters - S. 226

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
226 Zweiter Zeitraum des Mittelalters: 752—3096. im Jahre 1067 ein Aufstand ausbrach, der nur mit Waffen unterdrückt werden konnte. Seinen gefährlichsten Gegner sah er in Otto von Nordheim, dem die Kaiserin Agnes das Herzogthum Baiern verliehen hatte. Des Her- zogs Ruhm hatte Neider erweckt, die seinen Sturz wünschten. Diese zog Heinrich in seinen Plan. Ein gemeiner Ritter, Egino, von einem Grafen Giso von Gudensberg oder vom Könige selbst bestochen, sagte vor diesem ans, der Herzog Otto habe mit ihm oft von Heinrich's Er- mordung gesprochen, jetzt aber durch viele Belohnungen ihn zur Unthat gewinnen wollen. Der König lud die Großen Sachsens, welche gegen den Herzog Privathaß hegten, zu einem Fürstengerichte vor sich und forderte von ihnen Gericht über jenen. Alle beschuldigten ihn des Ma- jestätsvcrbrechcns, als offenbarer Schuld überwiesen und des Todes schuldig. Des Königs Anhang machte sich alsbald aus, ihn mit Feuer und Schwert zu verfolgen. Otto aber hatte einen wohlgesinnten Freund, den Grafen Magnus, Sohn Otto's, des sächsischen Herzogs, einen edlen Jüngling, in Friedenszeit streng in Recht und Gesetz, in den Waffen kühn und tapfer. Im offenen Kampfe war Otto Anfangs im Vor- theile und auch sein Schwiegersohn Wels, der Sohn des Markgrafen Azzo von Este, unterstützte ihn mit Waffen und Rath, trat aber später auf des Königs Seite, um das erledigte Herzogthum Baiern zu ge- winnen, welches ihm auch auf die Fürsprache des Herzogs von Schwa- den übergeben wurde. So mußte sich auch Otto endlich ergeben und wurde nebst seinen Anhängern unter den Reichsfürsten vom Könige in Gewahrsam gehalten. Inzwischen (seit 1069) war cs dem Erzbischöfe Adalbert von Bre- men gelungen, wieder an den Hof des Königs zu kommen, dessen Gunst und die Leitung des Reiches wieder zu gewinnen; doch starb er schon im März 1072. Die allgemeine Unzufriedenheit des Volkes über die Bedrückungen jeder Art, hatte die Folge, daß Heinrich, auf den Rath der Fürsten, den Erzbischof Anno von Köln wieder (April 1072) zur Theilnahme an den Rcichsgeschäften rief. Er überließ von da an Alles der Willkühr des Erzbischofs, der, rechtlich und gewissenhaft, ohne Rück- sicht auf Person, nur das Wohl des Staates und das Heil der Kirche wollte. Unter ihm erhielt auch Egino, jener feile Ritter, gerechten Lohn. Weil man ihn öfters des Raubes und anderer Schandthaten angeklagt, ließ ihn der Erzbischof in Ketten werfen und vor dem Volke zur Schau ausstellen. Bei Allen gewann der Reichsvcrwalter Achtung und Ehrfurcht, bei Vielen Liebe. Am Pfingstfeste 1072 kam nach einjähriger Haft Otto, der Baiern Herzog, zum Könige und zu dessen Gnade und gab diesem Vieles von seinen Gütern. Aber Magnus, den treuen, tapferen Sachsen, hielt Heinrich noch gefangen; ihm zürnte er mehr, denn Otto'n. Das schmerzte diesen bitter; die Gunst, die ihm der König dargeboten, wollte er nicht durch die Knechtschaft seines treuen Verbündeten erkaufen. Er sann auf Rache und suchte Gleichgesinnte. Die fand er bald: der

16. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 78

1822 - Elberfeld : Büschler
7 > Hl. Ztr. Das Mittelalter. Von. 768 — 1517. war das stärkste die Harzburg, seine Liebliugsburg, den Sachsen aber vor allen verhaßt. Im Stoffe ging der Glau- be, ihre alte Freiheit sollte nun mit Gewalt zu Grunde ge- richtet werden, und das Mißtrauen stieg ans den höchsten Grad, als Heinrich den sächsischen Prinzen Magnus, den Sohn des ganz alten Herzogs Ordnlf und Erben des Lan- des, der sich seines Freundes Otto von Nordheim angenom- men hatte, gefangen nahm und Jahr und Tag im Gefäng- niß hielt, gleich als wolle er das sächsische > Haus gänzlich anssterben lassen. Da schlossen die vornehmsten sächsischen Fürsten einen Bund gegen den König Heinrich. Cs waren die Bischöfe von Magdeburg, Halberstadt, Meißen, Merse- burg, Hildesheim, Minden und Paderborn; die Markgra- fen' Udo von Nordsachsen, Dedi von Meißen und Ck- bcrt von Thüringen, nebst mehreren Grafen, Aebten und anderen Herren;' an der Spitze Aller aber Otto von Nord- heim. Sie sammelten ihre Kriegsvölker ganz in der Stille, und als Heinrich , nichts ahndend, im I. 1073 in Goslar saß, trat unerwartet eine Gesandschaft der Sachsen vor ihn und legte ihm folgende Bedingungen vor: „Er sollte die ge- fangenen sächsischen Fürsten loslassen; seine festen Schlösser in Sachsen niederreißen; das sächsische Vaud nicht immer mit seinem Hoflager drücken; überhaupt aber die schlechten Rathgeber von sich entfernen, und nach dem Rathe der Für- sten regieren; -—wenn er das Alles erfülle, so solle er an ihnen treue Unterthanen haben." Heinrich gab den Gesandteiseine schnöde Antwort; aber bald bereute er sie, als 00,000 Sachsen vor Goslar erschie- nen. Mit genauer Noth konnte er nur noch eben nach der Harzburg, und von da in drei schauerlichen Tagen und Nächten durch die einsamen Wälder des Harzes, von einem Jäger geführt, nach Eschwcge an der Werra, entfliehen, von wo er sich nach Hersfeld und dann nach Tribur begab, um die übrigen deutschen Fürsten gegen die Sachsen aufzu- bieten. Es kamen ihrer mehrere und Heinrich erniedrigte sich so sehr, daß er sie fußfällig um Hülfe anflehte. Allein er selbst war schon allgemein durch seine eigene Schuld ver- achtet und verhaßt geworden, und mußte nun im Augenbli- cke der Noth erkennen, daß der Uebermnthigesich keinen Freund erwerben kann. Die Fürsten verließen ihn; ja sie gingen schon damit um, ihn abzusetzen und einen andern König zu wählen. Die Sachsen dagegen benutzten die Zeit zu ihrem Vortheile, belagerten und brachen fast alle feilte Festen in ihrem Lande, befreiten ihren Herzog Magnus ans der Ge- fangenschaft und gewährten dem bedrängten Könige, der un- ter jeder Bedingung mit ihnen Frieden haben wollte, den- j

17. Geschichte des teutschen Volkes - S. 154

1837 - Oldenburg : Schulze
151 Dritter Zeitraum. ein Sachse von Geburt, war in den verflossenen Jahren groß und angesehen geworden im Reiche, weil er überall mitgewirkt und bei Allem seinen Vortheil gezogen hatte. Für den Thron hatte er nicht allein niemals etwas gcthan, sondern auch im Gegentheile bei allen Beeinträchtigungen desselben, wie bei allen geheimen Anschlägen, die Hand mit im Spiele gehabt. Jetzt wurde er angeklagt, als habe er einen Mörder gedungen, den König niedcrzustoßen. Heinrich ließ ihn sofort zur Rechen- schaft ziehen und verfügte auf einem Fürstentage in Mainz über ihn, daß er sich durch einen Zweikampf gegen seine Ankläger rechtfertige. Otto aber, stolz und auf seine Freunde trotzend, entzog sich diesem Urtheile. Deshalb wurde er von Heinrich's Anhängern in Sachsen für schuldig erklärt, des Herzogthums entsetzt und auch in seinen sächsischen Besitzungen mit schonungs- loser Rachsucht ausgeplündert, wahrend er selbst mit dreitau- send tapferen Streitern unvermuthet heranzog, die Thürin- ger, welche für den König standen, zurückjagte und sich darauf mit dem Herzoge Magnus von Sachsen, seinem Freunde, ver- einigte. Der König war in dem Augenblicke verlegen. Sie aber zogen nicht gegen Goslar, wo er sich gewöhnlich aufhielt, sondern trafen Anstalt, sich für den unglücklichen Fall einen Zufluchtsort zu sichern. Und der König, dem einstweilen nur geringe Mittel zum Kampfe zu Gebote standen, schuf sich in- zwischen einen neuen Freund in dem italienischen Grafen Welf, einem Anverwandten jenes Welf von Karnthcn, durch Verlei- hung des Herzogthums Baicrn an denselben. Und Welf verstieß seine Gemahlin, die eine Tochter des erwähnten Otto war, und ermangelte auch sonst nicht, sich als dessen Feind zu zeigen. Otto kam dadurch vollends in Wuth, und drohete mit verzweiflungsvollem Kampfe. Heinrich aber zog nunmehr in der That gegen ihn zu Felde, besiegte ihn jedoch nicht, son- dern gewann ihn durch gütliches Zureden zu einem Waffen- stillstände bis zum nächsten Fürstentage. Hier — in Köln — kam diese Angelegenheit nun wohl nicht zur Sprache, aber kurz nachher unterwarfen sich Otto und Magnus dem Könige zu Halberstadt. Heinrich jedoch ließ sie in Haft nehmen, daß er ganz sicher wäre gegen ihre Ränke (I. 1071). Damit hatte der König einen doppelten Zweck erreicht; denn auch die Sachsen an sich waren den teutschen Königen schon längst ein Aergerniß gewesen. Die Billunger betrachte- ten sich als erbliche Inhaber des Herzogthums und vor weni- gen Monden noch war Magnus dem Ordulf, seinem Vater, der ein Sohn Bernhard's gewesen, in der herzoglichen Würde gefolgt,^ ohne sich um den König weiter zu kümmern. Jetzt war er in Haft, und dem Könige schien der Augenblick gün- stig, an der Unterwerfung fortzuarbeiten. Demnach erklärte

18. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 128

1845 - Berlin : Klemann
128 Drittes Buch. Dritter Abschnitt. streben, endlich wiedersah, da drang ihm stiller Gram tief ins Herz, und die Augen gingen ihm auf über die große Lieb' und Treue, womit sie alle Kränkungen verzieh und vergaß. Und er nahm sie später als seine Haus- frau auf; sie gewann seine Achtung und sein Vertrauere, gebar ihm Kinder und theilte später all' sein Unglück getreu bis an ihren Tod. ^Noch bevor jedoch diese Versöhnung Heinrichs Iv. mit seiner Gemahlin zu Stande kam, sahen die Großen zu ihrem Erstaunen plötzlich den Adal- bert von Bremen wieder am Hof erscheinen und sich mit der vollen Gunst des Königs brüsten. Mit falscher Frerrndlichkeit kam er seinen Todfeinden entgegen, das Herz voll Rache, den Kopf voll Pläne, sie alle zu verderben (besonders die Sachsen), und reizte heimlich des Königs Zorn gegen jene noch heftiger. Da kam (1070) ein gewisser Egino, ein Mensch, der im übelsten Leumund stand, vor den König, wies ihm ein Schwert und sprach dazu mit frecher Stirne: „Sieh, mit diesem Schwert sollt' ich dich ermor- den, o Herr! Und weißt du, wer mich dazu gedungen? Otto von Nord- heim, der Baierherzog." Voll heftigen Zorns entbot der König den An- geklagten nach Mainz vor die Fürsten zum Gericht. Otto läugnete den an- gemutheten Frevel; da befahl ihm der König, nach Goslar zu kommen und dort mit dem Egino auf ein Gottesurtheil zu kämpfen. Dessen weigerte sich Otto, weil ihm der König nicht freies Geleit zusichern wollte, und ritt mit seinen Getreuen ins Sachsenland. Da berief der König die sächsischen Großen, um über den Herzog Otto zu richten, und da derselbe unter jenen viele Feinde hatte, so ward er des Herzogthums Vaiern für verlustig erklärt. Darüber entstand jetzt eine furchtbare Fehde zwischen dem König und Otto, welchem Magnus, der Sohn des Sachsenherzogs Ordulf, eifrig beistand. Der König aber belehnte Otto's Eidam, Welf, mit Baiern; und Welf verstieß um eitle Königsgunst schamlos seine Hausfrau und schickte sie ihrem Vater zurück. Immer dichter zogen sich jetzt die Wetterwolken des Kriegs zusammen. Schon stand der König, zur Schlacht bereit, dem Otto und Magnus gegenüber; da überredete Graf Eberhard von Nellenburg jene bei- den, sich der Gnade des Königs zu übergeben. Sie thaten's vertrauens- voll, Heinrich Iv. aber hielt sie gefangen; es kam ihm gerade gelegen, den Magnus in seiner Gewalt zu haben, denn da dessen Vater gestorben war, wollte er das Herzogthum Sachsen ihm und seinem Stamm, den Billungen, nehmen. Da schwelgte auch der greise Adalbert, schon am Rande des Gra- des, noch in voller Freude an der Demüthigung seiner Todfeinde. Schon im nächsten Jahre (1072) starb er und kein Auge weinte um ihn, denn das Andenken an alle seine früheren Verdienste hatte der gewissenlose Eigennutz, womit er des Königs junges Herz verderbt, völlig ausgelöscht. Eine schlimme Saat ließ er im deutschen Reich zurück, Treulosigkeit und Aufruhr, Mißtrauen und Willkür. Nun ergriff Anno wieder das Regiment; jedoch schon nach einem Jahre zog er sich zurück, wofür er sein hohes Alter zum Vorwand nahm; — er sah die unsägliche Verwirrung allerorten emporschlagen und wollte den Tag der Entscheidung nicht erleben. Dem König aber wuchs dafür der trotzige Muth mit jedem Tage höher; je mehr Gefahren sich rings um ihn thürmten, grad' um so hartnäckiger trachtete er, seine Feinde zu zerschmet- tern und eine schrankenlose Herrschaft aufzuschlagen. Mißtrauisch beobach- tete er die Herzoge von Schwaben und Kärnthen, wie sie ihrerseits auch ihn. Kaum brachte es seine fromme Mutter dahin, daß er sich mit Ru- dolf von Schwaben noch friedlich vertrug; dem Berthold von Zähringen

19. Die Geschichte des Mittelalters - S. 237

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
51. Heinrich Iv. im Kampfe mit den Sachsen. 237 erklärte, nur dann werde er Magnus der Haft entlassen, wenn er dem Herzogthum und seinem väterlichen Erbe entsage. Da stellte Otto von Nordheim, der nach einjähriger Haft freigelassen worden, sich und alle seine Habe dem 'Könige zu Gebote und erklärte, daß er für beit Freund, der um seinetwegen litte, gern in den Kerker zurückkehren werbe, worauf bet König erwieberte, Otto habe sich selbst von den gegen ihn erhobenen Beschulbigungen noch nicht so gereinigt, daß er frei übet sich und seine Gütet verfügen könne. Schon waren die Absichten des Königs in ganz Sachsen kaum noch Geheimniß. Mit immer trüberen Blicken sah man beshalb auf die neuen Festen als eben so viele Zwingburgen; immer schwerer ertrug man die Belästigungen der Besatzungen, die Launen der königlichen Günstlinge, die verächtlichen Schmähungen des Königs. Als, nun auch eine Schilbethebung der Herzoge im {üblichen Deutschland brohte, sei es, daß Magnus' Schicksal sie mit Besorgniß erfüllte oder daß der König sie von Neuem gereizt hatte, erbat Anno, der erkannt hatte, wie wenig Gewalt er über den König besaß, unter dem Vorwande der Altersschwäche zu Bamberg seine Entlassung, welche ihm der König gern gewährte. Mit Groll verließ der alte Erzbischof den Hof, jetzt zum dritten Male vom Gipfel der. Macht gestürzt. Gegen den König und dessen Günstlinge, die seit Anno's Sturz am Hofe allmächtig schienen, insbesondere aber zu dem Zwecke, Magnus aus dem Kerker zu befreien und ihn in das Herzogthum seiner Ahnen einzusetzen, bildete sich eine Verschwörung der sächsischen Fürsten. Hermann des Billungers, der Bischöfe von Halberstadt und Hildesheim u. s. w., denen sich auch Otto von Nordheim bald zugesellte. Es würde ihnen leicht, die Aufregung des auf seine alten Rechte besonbers eifersüchtigen sächsischen Volkes zum offenen Ausstaube zu steigern; boch zeigte sich später, daß sie nicht eben so leicht die aufftänbige Masse nach ihrem Willen zu lenken vermochten. Als der König vernahm, daß ganz Sachsen und Thüringen in Bewegung sei, berief er 1073 die Vornehmsten in seine Pfalz zu Goslar, um sich mit ihnen zu berathen. Sie kamen in guter Erwartung. Der König ließ sie aber den ganzen Tag in der Vorhalle harten, bis sie beim Einbruch der Nacht von einem der Höflinge erfuhren, daß er durch eine Hinterthür die Pfalz verlassen habe und nach der Harzburg geeilt fei, vielleicht weil er Zwangsmaßregeln von den Fürsten besorgte, wie einst zu Tribut. Diese hämisch scheinenbe Behanblung vermehrte noch die Zahl bet Verschwornen. Aus einer Versammlung der Fürsten so wie der weit und breit herbeigeströmten sächsischen Bauern schwuren Alle, die Freiheit der Sachsen bis aus den letzten Blutstropfen zu vertheidigen und die Plünderung ihres Landes nicht mehr zu gestatten. Die Fürsten gelobten den Bauern, diese den Fürsten eidlich Beistand gegen den König. Sechszigtausend Sachsen zogen gegen die Harzburg, und als der König Unterhändler in das feinbliche Lager schickte, um sie zu beschwichtigen, erklärte Otto von Norbhetnt biefen im Namen der

20. Das Mittelalter - S. 90

1876 - Leipzig : Baedeker
90 Heinrich Iy. Krieg mit den Sachsen. §. 2§. den sächsischen Grafen Otto von Nordheim, der bei vielen trefflichen Eigenschaften doch von sehr zweifelhafter Anhänglichkeit an das salische Königshaus war. Er trat mit dem Erzbischöfe Anno Ii. von Köln in Verbindung, um sich des Königs und der Reichsverwaltung zu bemächtigen. Es gelang den Verschworenen, den jungen Heinrich (aus der Pfalz auf der damaligen Rheininsel Kaiserswerth) nach Köln zu entführen, doch sah Anno sich bald durch den Beschluss einer Reichsversammlung (1063) genöthigt, die Reichsverwaltung mit dem Erzbischöfe Adalbert von Bremen zu theilen. Dieser kam (während einer Reise Anno’s nach Italien) in den alleinigen Besitz der Ver- waltung und liess, um Anno’s Einfluss zu vernichten, den König schon in seinem 15. Jahre wehrhaft machen und mündig erklären (1065). Dem Namen nach hörte die Vormundschaft nun auf, aber Adalbert behielt nicht nur die Leitung der Geschäfte, sondern auch einen unbegrenzten Einfluss auf die Person des jungen Königs. Zwar wusste Anno mit den auf Adalberl’s Einfluss und Macht eifer- süchtigen Fürsten (dem Erzbischöfe von Mainz und den drei südlichen Her- zogen) den König auf einem Reichstage zu Tribur durch Androhung der Absetzung zu bewegen, Adalbert vom Hofe zu entfernen und sich von ihnen eine Art Vormundschaft gefallen zu lassen; aber schon nach 3 Jahren entledigte er sich derselben durch die Zurückberufung Adalbert’s. Dieser suchte nun seine Gegenpartei zu vernichten: Otto vonbaiern, einer der Hauptthcilnehmer an der gewaltsamen Entführung des Königs von Kaisers- werth und an der Verschwörung zu Tribur, ward des Strebens nach der Krone und eines Mordanschlags auf den König beschuldigt und ahgesetzt, das Herzogthum Baiern aber dessen Schwiegersöhne Welf Iv. (s. die Stamm- tafel §. 32) übertragen. X b. Aufstand der Sachsen, 1073—1075. Bald nach dem Tode Adalbert’s (1072) glaubte der König eine günstige Gelegenheit benutzen zu müssen, um das Herzogthum Sachsen einzuziehen und dieses Land sich unmittelbar zu unter- werfen. Als nämlich der (Billunger) Herzog (Ordulf) von Sachsen gestorben war und dessen Sohn Magnus sich wegen Theilnahme an der Verschwörung Otto’s von Nordheim in Haft befand, verlangte der König von Magnus für seine Freilassung die Verzichtleistung auf das Herzogthum in Sachsen. Da Magnus diese Zumuthung zurückwies und dessen fortdauernde Haft das ganze Sachsenvolk mit Argwohn und Ingrimm gegen den König erfüllte, so liess dieser zahlreiche königliche Burgen auf den (dazu geeigneten) Anhöhen Thüringens und des Harzes erbauen, deren Besatzungen die Bewohner der Um-