Ähnliche Ergebnisse
1875 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August W.
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
108
sie ist aber nicht mehr gesund und wird schädlich, wenn zu schnell die
Heimath in der Provinz verlassen wird, obgleich auch noch Arbeit und
Erwerb zu finden sein würden, und wenn die Uebersiedelung stattfindet
in der Meinung, daß in Berlin leicht Jedermann sein Glück mache.
Dieses Vorurtheil scheint aber jetzt weit verbreitet zu sein und zur Ver-
größerung von Berlin viel beizutragen; während zu anderen Zeiten
Städte und namentlich große Städte wuchsen, weil die Landbevölkerung
durch irgend welchen Druck genöthigt war, Zuflucht und Ernährung in
ihren Mauern zu suchen.
Man braucht nicht zu besorgen, die Entwickelung von Berlin würde
bei mäßiger Einwanderung keinen oder einen lahmen Fortgang nehmen;
es ist viel eher Grund zur Besorgniß gegeben, daß eine übermäßige und
zu hastige Einwanderung die eigentümlichen Leiden und Schäden allzu
großer Städte nach Berlin einführen möchte.
Uebrigens ist bereits auf den übermäßigen Andrang ein wohlthäti-
ger Rückschlag erfolgt und der schrecklichen Wohnungsnoth, in welcher
Hunderte von Familien obdachlos umher irrten, zum großen Theil ab-
geholfen, wie folgende statistische Angaben beweisen.
Gegenwärtig, d. h. im Frühjahr 1874, sind in Berlin nahezu 15,606
Häuser mit 184,583 Wohnungen und Gelassen vorhanden, also 539 Häuser
mit 8307 Wohnungen mehr als im ersten Quartal 1873. Von diesen
sind 183,148 mit einem Miethswerth von 43,757,000 Thaler vermischet,
1435 mit einem Miethswerth von 401,000 Thaler unvermiethet. Die
Zahl der unvermieteten Wohnungen und Gelasse ist also
im letzten Jahre um 393 gestiegen.
Was aber die Einwanderung nach Berlin betrifft, so wird man
ihre große Bedeutung aus folgenden Ziffern ermessen können.
Auf 100 in Berlin geborene Kinder kamen:
21 auswärts geborene im Alter von 0—14 Jahren.
Dagegen: 239 auswärts geborene Erwachsene!
Vor vier Jahren hatte Berlin in runder Summe:
177,000 Erwachsene, die in Berlin geboren,
420,000 „ die auswärts geboren waren.
Dagegen kamen auf 183,000 in Berlin geborene Kinder nur 39,000
eingewanderte. Einer solchen fortgesetzten Strömung des Ein- und Aus-
wanderns gegenüber wird der alte seßhafte Kern fast ohnmächtig. Im
Jahre 1871 wanderten ein:
93,347 männliche Personen,
40,346 weibliche „
zusammen 133,693 Personen
und es wanderten aus:
53,495 männliche Personen,
24,264 weibliche „_
zusammen 77,759 Personen.
1909 -
Bielefeld [u. a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Wetzel, Eduard
- Hrsg.: Mevius, W.
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
80
Der geozentrische Ort der Sonne bewegte sich vom 21. Dezbr. bis zum 21. März
durch die zweite Hälfte der südlichen Zeichen: Steinbock, Wassermann, Fische, der
heliozentrische Ort der Erde durch die entgegengesetzten Zeichen: Krebs, Löwe,
Jungfrau.
Denkt man sich einen vom Sonnen- zum Erdmittelpunkte gerichteten Sonnen-
strahl und diesen gleich einem Bleistifte die Punkte aufzeichnend, welche er bei der
Reise der Erde um die Sonne und bei der gleichzeitig erfolgenden Rotation der Erde
während eines Jahres trifft; so würden dadurch zwei Spiralen auf die Erdoberfläche
gezeichnet werden, die mit den während eines Jahres von der Sonne am Himmel
scheinbar durchlaufenen harmonieren. So findet die spiralförmige Bewegung der
Sonne durch die gleichzeitig stattfindende Rotation und Revolution der Erde ihre ein-
fache Erklärung.
5. Erläuterung der verschiedenen Mittagshöhen der Sonne in den ver-
schiedenen Jahreszeiten. Sonne und Erde verharren beständig in derselben Ebene,
und doch scheint uns die Sonne vom 21. Dezbr. bis zum 21. Juni sich stets höher zu
erheben, vom 21. Juni bis zum 21. Dezbr. sich zu senken. Der Schlüssel zum Ver-
ständnis liegt ebenfalls in dem Neigungswinkel der Erdachse gegen die Bahn und der
dadurch bedingten Veränderlich-
keit der Lage des Horizontes
zur Sonne. Zur Erläuterung
wählen wir die Stellungen der
Erde in Ii und Iv, Fig. 60, wie
sie Fig. 61 noch einmal etwas
vergrößert zeigt.
Es bezeichnet in Ii Punkt
B Berlin in 521/20 nördl. Br.
Die durch B gehende Tangente
sei der astronomische Horizont für Berlin in seiner Lage am Mittage des 21. Juni,
und die in B errichtete Senkrechte Bz die Vertikale, a aber das Auge des Beobachters.
In Ii wird der Punkt w des nördlichen Wendekreises senkrecht getroffen, und
darum wird hier die Sonne im Zenite, in 90° Höhe gesehen. Von dem nördl. Wende-
kreise ist Berlin 521/2° — 231/,2° = 29° entfernt; es muß daher auch das Zenit z
für B 29° von der Sonne oder diese von jenem entfernt sein. In der Fig. ist Winkel
Jsmz, sowie der ihm gleiche Winkel saz (wenn nämlich as parallel 31s ist, was wegen
der großen Entfernung der Sonne von der Erde angenommen werden kann) = 29°.
Ein von a aus nach der Sonne gerichtetes Fernrohr as macht daher mit dem Horizonte
(der Mittagslinie) oder der ihm parallelen Linie ae den Winkel sae — 61°, und dies
ist die Mittagshöhe der Sonne für Berlin am Mittage des 21. Juni. Es neigt sich, wie
der Augenschein lehrt, das Südende des Horizontes sehr tief unter die Sonne.
Eine andere Lage zur Sonne hat der Horizont in Iv, am Mittage des 21. Dezbr.
Hier wird der Punkt w' im südl. Wendekreise senkrecht getroffen, und dieser Punkt
in 231¡2° südl. Breite ist von Berlin, i?, 52*/2° -f~ 23^2° = 76° entfernt. Da für
w die Sonne in 90° Höhe steht, so muß sie von Berlin 76° vom Zenite abstehen, und
Winkel z'31' S und der ihm gleiche Winkel z' a' s' (a' s' ist als parallel mit 31' S
anzusehen) sind = 76°. Es steht mithin die Sonne in 90° — 76* = 14 Mittags-
höhe, und das nach ihr gerichtete Fernrohr a' s' macht mit dem Horizonte den Winkel
s' a' e' = 14°.
Zeichnet man sich die Lage des Horizontes für Berlin für die Mitternacht des
21. Juni und des 21. Dezbr. in b resp. so sieht man unmittelbar, daß der Horizont
Fig. 61.
1912 -
Essen Berlin
: Bachmann Baedeker
- Hrsg.: ,, Heinecke, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
—
262
Das gewerbliche Berlin.
seeischer Wolle gehandelt. Im Jahre 1908 betrug die Wolleinfuhr 6337 t,
die Ausfuhr 6647 t. Endlich ist Berlin einer der wichtigsten Handelsplätze
in Eisen, Fellen und Leder, Vieh, Tabak, Zucker und Kolonialwaren, ins-
besondere aber in den Erzeugnissen seiner eigenen Industrie.
2. Im Jahre 1801 bestand in Berlin erst eine Maschinenfabrik,
und bis zum Jahre 1828 blieb die ungefähr 20 Jahre vorher entstandene
Königliche Eisengießerei die einzige Anlage ihrer Art. Doch schon in den
vierziger Jahren betrug die Zahl der jährlich genehmigten Fabrikanlagen
11—20, und es wurden im 6.-9. Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts 621,
bezw. 457, 864, 525, 1891—1895 aber nur 131 neue Fabriken innerhalb
Berlins angelegt. Hiernach hat die Neuanlage von Fabriken bedeutend abge-
nommen, was sich daraus erklärt, daß infolge der starken Bevölkerungszu-
nahme der Vodenwert bedeutend gestiegen ist und auch die Lebenskosten und
Arbeitslöhne sich erhöht haben. Viele Berliner Fabrikanten entschlossen sich
daher, ihre Fabriken in die Umgebung der Stadt und in die benachbarten
Provinzen zu verlegen, besonders da die Transportmittel sich wesentlich ver-
vollkommnet und die Frachten sich verbilligt hatten. Diese Fabriken werden
von Berlin aus geleitet und liefern ihre Halb- oder Ganzfabrikate erst nach
Berlin, wo letztere den Bedarf der Stadt decken oder nach außen versandt
werden; erstere verarbeitet man zu Ganzfabrikaten. Trotz der Verlegung
vieler Fabriken nach auswärts hat die industrielle Tätigkeit innerhalb der
Stadt auch in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen; denn die Zahl der
lediglich in der Industrie beschäftigten Personen ist von 288 0oo i. I. 1882
aus 404000 i. I. 1895, also um 40°/o gestiegen. Gegenwärtig beschäftigt
die Industrie beinahe 650000, mehr als die Hälfte aller erwerbstätigen,
Personen.
Der Kunstsinn, [die Geschicklichkeit und der Fleiß der Berliner haben
auch die Erzeugnisse der Berliner Metallindustrie im In- und Auslande
zu hohem Ansehen gebracht. Es bestanden i. I. 1908 für Nähmaschinen,
Fahrräder u. dergl. 548 Handelsbetriebe und 234 Betriebe für Edelmetall-
waren. Für den Maschinenbau gab es i. I. 1907 3300 Betriebe mit 70000
Arbeitern, und die Jahresproduktion hatte einen Wert von 260 Mill. Mark.
Die erste Verarbeitung der Rohstoffe überläßt man mehr und mehr den außer-
halb Berlins gelegenen Fabriken, während man in den Berliner Werkstätten
mehr Nachdruck auf Sondergebiete legt, so daß durch sorgfältigste Vertiesuug
in alle Einzelheiten und feinste Ausführung das Fabrikat zu möglichster
Vollkommenheit gebracht wird. So hat sich besonders der Berliner Werk-
zeugmaschinenbau zu größter Leistungsfähigkeit entfaltet. Durch die Elektro-
technik hat die Berliner Maschinenindustrie unter der Führung eines Werner
von Siemens eine neue Stufe erklommen und aus dem ganzen Erdball Er-
folge über Erfolge erreicht. In 413 Betrieben waren i. I. 1908 über 36000
Personen mit der Herstellung von elektrischen Maschinen, Apparaten, Anlagen
usw. beschäftigt. Einen Anhalt für die Bedeutung der wichtigsten Berliner
Industriezweige für das Jahr 1908 gibt folgende Aufstellung:
Gewerbszweig
Metallverarbeitung
Maschinen und Instrumente
Chemische Industrie
Betriebe Tätige Personen
3963 43 874
3308 95007
511 5246
1856 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menges, Heinrich, Menzel, J.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
131
20. Das alte Berlin.
Berlin war um das Jahr 1450 die ansehnlichste Stadt in
den Marken; seine Bürger wußten sich etwas und pochten auf
ihren Reichthum und ihre Macht. Mer wenn dü heut die Stadt
sehen könntest, wie sie dazumal war: du würdest sie klein nennen.
Wo im heutigen Berlin große Stadttheile stehen und Tausende
von Menschen in stattlichen Häusern wohnen, war noch -Feld und
Wiesenland, darauf die Berliner ihr Vieh zur Sommerszeit wei-
den ließen, oder es war mooriges Land, das man zur Frühlings-
und Herbsleszeit nicht betreten konnte. Es führen mehrere Stra-
ßen der Stadt noch jetzt den Namen „Wallstraße"; die liegen
mitten in der Stadt, und du kannst lange gehen, ehe du von da
aus zu einem Thore gelangst. In alten Zeiten aber waren hier
etwa die Wälle gezogen, mit denen Berlin umgeben war, und da-
hinter erhob sich die Mauer der alten Stadt. Die war fest ge-
baut aus starken Steinen und hoch genug, daß sie die Stadt vor
den Feinden zu schützen vermochte, und darauf waren Wartthürme
errichtet. Auf ihnen befanden sich Wächter, die lugten Tag und
Nacht in das Land und auf die Landstraßen hinaus. Wenn sie
etwas Verdächtiges erspäheten, so stießen sie in's Horn, daß die
drinnen in der Stadt sich zur Vertheidigung bereit machten. Wenn
die Sonne unterging, so schloß man die Thore fest zu und ver-
wahrte sie wohl mit Effenstangen. Es wäre nicht wohlgethan ge-
wesen, sie offen zu lassen. Denn in den Wäldern, die um Berlin
her waren, trieb sich verdächtiges Gesindel umher, und Schnapp-
hähne fanden sich genug, welche nach dem Gute der reichen Bür-
ger lüstern waren. Es ist wohl vorgekommen, daß sich Rotten
solcher Gesellen heimlich in die Stadt schlichen und arg darinnen
wirthschafteten. Wenn aber das Thor einmal geschlossen war,
wurde es Niemandem mehr geöffnet. Denn trau du Einem, der
Abends spät noch Einlaß begehrt in eine Stadtl Ein guter Mann
wußte sich einzurichten, daß er in's Quartier kam, ehe die Sonne
zur Ruhe ging.
Das alte Berlin bestand aus zwei Städten, welche die Spree
von einander trennte. Die Stadt auf dem rechten Ufer hieß Ber-
lin, die andere führte den Namen Cölln. Diese Namen haben
sich erhalten bis auf den heutigen Tag. Beide Städte waren durch
eine Brücke verbunden, welche die lange Brücke hieß. Der Name
ist geblieben; es ist die, auf der das Standbild des großen Kur-
fürsten steht. Heut freilich ist die Brücke nicht sonderlich lang;
aber in alten Zeiten floß die Spree in breiterem Strome durch
die Stadt; denn ihre Gewässer waren noch nicht eingedämmt. Am
Ende der langen Brücke im alten Berlin stand das gemeinsame
Rathhaus beider Städte, das heut nicht mehr ist. Auf seinem
9*
1903 -
Essen
: Baedeker
- Autor: Heinecke, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
262
Das gewerbliche Berlin.
2. Im Jahre 1801 bestand in Berlin erst eine Maschinenfabrik,
und bis zum Jahre 1828 blieb die ungefähr 20 Jahre vorher entstandene
Königliche Eisengießerei die einzige Anlage ihrer Art. Doch' schon in den
vierziger Jahren betrug die Zahl der jährlich genehmigten Fabrikanlagen
lo—20, und es wurden im 6.—9. Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts 621,
bezw. 457, 864, 525, 1891—1895 aber nur 131 neue Fabriken innerhalb
Berlins angelegt. Hiernach hat die Neuanlage von Fabriken bedeutend abge-
nommen, was sich daraus erklärt, daß infolge der starken Bevölkerungszunahme
der Bodenwert bedeutend gestiegen ist und auch die Lebenskosten und Arbeits-
löhne sich erhöht haben. Viele Berliner Fabrikanten entschlossen sich daher,
ihre Fabriken in die Umgebung der Stadt und in die benachbarten Provinzen
zu verlegen, besonders da die Transportmittel sich wesentlich vervollkommnet
und die Frachten sich verbilligt hatten. Diese Fabriken werden von Berlin
aus geleitet und liefern ihre Halb- oder . Ganzfabrikate erst nach Berlin, wo
letztere den Bedarf der Stadt decken oder nach außen versandt werden; erstere
verarbeitet man zu Ganzfabrikaten. Trotz der Verlegung vieler Fabriken nach
auswärts hat die industrielle Tätigkeit innerhalb der Stadt auch in den
letzten Jahrzehnten stark zugenommen; denn die Zahl der lediglich in der
Industrie beschäftigten Personen ist von 288000 i. I. 1882 auf 404000
i. I. 1895, also um 40°/o gestiegen, und der jährliche Verbrauch von Stein-
kohlen weist in derselben Zeit eine Zunahme von mehr als 50°/o, der von
Braunkohlen um 200 o/o auf.
Die Zahl der in der Bekleidungsindustrie tätigen Personen beläuft
sich auf 200000. Ein feiner Geschmack, geweckt und gepflegt durch zuge-
wanderte Ausländer, gefördert durch öffentliche Lehranstalten und ständig
angeregt durch den steigenden Fremdenzufluß, haben bewirkt, daß die Berliner
Bekleidungsindustrie unter der Leitung hervorragender Unternehmer und Kauf-
leute einen Weltruf erlangt hat. Der Umsatz an Mänteln erreicht gegen-
wärtig etwa 150 Millionen Mark; davon gehen ungefähr zwei Drittel ins
Ausland. In der Herstellung von Kopfbekleidungen, Schmnckfedern, künst-
lichen Blumen, Besatzartikeln, feinen Pelzwaren steht Berlin unerreicht da.
Der Kunstsinn, die Geschicklichkeit und der Fleiß der Berliner haben
auch die Erzeugnisse der Berliner Metallindustrie im In- und Auslande
zu hohem Ansehen gebracht. Für die Herstellung von Gold-, Silber- und
Schmuckwaren bestehen über 5oo Werkstätten mit *2300 Arbeitern, und unedle
Metalle — Eisen ausgenommen — werden in 720 Werkstätten von 9100
Arbeitern zu den mannigfaltigsten Gebrauchsgegenständen auch für die Ausfuhr
verarbeitet. Seit 1870 hat der Maschinenbau schnell an Ausdehnung
gewonnen; bei der letzten Gewerbezählung bestanden 450 Anlagen mit 17000
Arbeitern. Die erste Verarbeitung der Rohstoffe überläßt man mehr und mehr
den außerhalb Berlins gelegenen Fabriken, während man in den Berliner-
Werkstätten mehr Nachdruck auf Sondergebiete legt, so daß durch sorgfältigste
Vertiefung in alle Einzelheiten und feinste Ausführung das Fabrikat zu mög-
lichster Vollkommenheit gebracht wird. So hat sich besonders der Berliner-
Werkzeugmaschinenbau zu größter- Leistungsfähigkeit entfaltet. Durch die
Elektrotechnik hat die Berliner Maschinenindustrie unter der Führung eines
Werner von Siemens eine neue Stufe erklommen und auf dem ganzen Erd-
ball Erfolge über Erfolge erreicht. Einen Anhalt für die Bedeutung der
wichtigsten Berliner Industriezweige gibt die folgende Ausstellung:
1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Nohl, Walter
- Hrsg.: Heider, Friedrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
255
Bürger) errichtet worden. Diese Denkmülerreihe hat der Kaiser der
Stadt Berlin zur Erinnerung an die ruhmreiche Vergangenheit als
einen bleibenden Ehrenschmuck gestiftet.
Den Abschluß bildet auf dem Kemperplatz ein schöner Brunnen
mit dem Roland. Mit ihm erhielt Berlin als Geschenk des Kaisers ein
Wahrzeichen wieder, das vor viereinhalb Jahrhunderten ein Hohen-
zoller dem damals trotzig widerstrebenden Berlin genommen hatte.
Der Siegessäule gegenüber leuchtet die vergoldete Kuppel des
Reichstagsgebäudes. Vor ihm erhebt sich das gewaltige Denkmal
Bismarcks, des Begründers des Deutschen Reiches.
6. Die Hoch- und Untergrundbahn.
Roch eine besondere Sehenswürdigkeit Berlins sollten wir kennen
lernen, die Hoch- und Untergrundbahn. Durch die südlichen Stadt-
teile sich hinziehend, verbindet sie den Osten und Westen Berlins
untereinander und durch eine besondere Linie, die sich beim Leip-
ziger Platz abzweigt, mit dem Zentrum des alten Berlins, dem Spittel-
markt. Der größere Teil der Strecke, etwa 10 Kilometer lang, ist
als Hochbahn erbaut. Der Schienenweg, nur auf eisernen Trägern
ruhend, führt hier etwa in der Höhe des ersten Stockwerks der Häuser
längs der Mitte verkehrsreicher Straßen entlang. Beim Rollendorf-
platze senkt er sich in einen riesigen, unterirdischen Tunnel hinab, der,
etwa 5 Kilometer lang, im äußersten Westen der Nachbarstadt Char-
lottenburg endigt.
Die in Abständen von 2 bis 4 Minuten abgelassenen kleinen
Züge von 3 bis 4 Wagen, deren jeder etwa 40 Personen faßt,
werden durch elektrische Kraft getrieben und haben vor der Stadt-
bahn den Vorteil, daß sie weniger Geräusch verursachen. Sie be-
fördern für geringes Entgelt des Morgens viele Tausende von Be-
rufsarbeitern aller Stände in kürzester Frist nach ihren Arbeitsstätten
und abends wieder zurück zu ihrem Heim.
7. Wie für Reinlichkeit und Gesundheit gesorgt wird.
Bei unsern Wanderungen durch Berlin fiel uns besonders die
Sauberkeit auf, durch welche die Stadt sich auszeichnet. Trotzdem
die Hauptreinigung der Straßen nachts geschieht, sind doch auch am
Tage zahlreiche Arbeiter beschäftigt, die Spuren jeder Verunreinigung
sofort zu entfernen. Sprengwagen fahren unablässig auf und ab,
den Staub zu löschen. Zur Entfernung der Abwässer ist die Kanali-
sation angelegt. Es wurde uns mitgeteilt, daß sich unter der Stadt
ein ganzes Retz von Kanälen ausbreitet. Aus jedem Hause führt
ein Tonrohr in den Straßenkanal. Dieser mündet wieder in den
1890 -
Meißen
: Schlimpert
- Autor: Schreyer, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 494 —
der fürstlichen Residenz, als sich Friedrich Iii. an Stelle des Kur-
hntes die Königs kröne aufsetzte. Damals entstand die „Königs-
straße" der Stadt, auf der er als Friedrich I. einzog, um die
Huldigung seiner Bürger entgegen zu nehmen. Als einen Herrscher-
sitz ließ er in der Nähe der alten Burg das prächtige „königliche
Schloß" erbauen, in dessen „weißem Saale" heute uoch die
Vertreter des Volkes den königlichen Herrn würdig begrüßen. Der
Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. sorgte weiter dafür, daß
neben den kömglichen Bauten auch schmucke Bürgerhäuser ent-
standen und erklärte Berlin für eine offene Stadt, damit sie in
ihrer Ausdehnung durch Wall und Graben nicht behindert werde.
Den Straßen aber fügte er freie Plätze au, die er je uach ihrer
Grundform das Viereck („Pariser Platz"), das Achteck („Leipziger
Platz") und das Rondel („Belle-Alliance-Platz") nannte. Mehr
noch that Friedrich der Große für Berlin, insofern er Vogt-
Kinder herbeizog, die das Gewerbe ihrer Heimat mit uach Berlin
verpflanzten, und ein Opernhaus erbaute, in dem die musikalische
Kunst eine Heimat finden sollte. Auch die Könige Friedrich
Wilhelm Ii. Iii. und Iv. fuhren fort, die Stadt zu erweitern,
mit öffentlichen und privaten Bauten zu schmücken, mit dem
Ruhmeszeichen ihrer Thaten zu zieren itnb ihr einen europäischen
Ruf zu geben, so daß sie in der Königszeit zu einer statt-
lichen Hauptstadt emporwuchs.
Eine riesenhafte Ausdehnung nach Außen und eilte majestä-
tische Entfaltung im Inneren aber hat Berlin besonders in den
beiden letzten Jahrzehnten gewonnen, seitdem es eine Kaiserstadt
geworden ist. Der königliche Palast Wilhelm I. ist zum kaiser-
lichen Palais, das ehemalige kronprinzliche Palais zum Palast
der Kaiserin Friedrich erhoben, ferner auch der Grundstein zu
einem monumentalen Reichstagsgebäude gelegt und die Bau-
fünft mächtig angeregt worden, dem geschichtlichen Aufschwünge
unseres Volkes entsprechend, Berlin mit kunstvollen Denkmälern
und bürgerlichen Bauwerken zu zieren. In der Kaiser-
zeit hat sich Berlin zur mächtigeu und prächtigen Haupt--
stadt des deutschen Reiches erhoben. Zusammenfassung.
3. Die glänzende Hauptstadt des deutschen Reiches ist Berlin
aber nicht nur durch die Fürsorge der Fürsten, sondern auch durch
die militärische Tüchtigkeit des Volkes geworden. Auf Schritt
und Tritt begegnet uns daher auch in den Straßen, auf den
1877 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Wetzel, Eduard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
66
zum Verständnis liegt ebenfalls in dem Neigungswinkel der Erdachse gegen die
Bahn und der dadurch bedingten Veränderlichkeit der Lage des Horizontes
zur Sonne. Zur Erläuterung wählen wir die Stellungen der Erde in Ii und Iv,
Fig. 37, wie sie Fig. 38 noch einmal etwas vergrößert zeigt.
Es bezeichnet in Ii Punkt
B Berlin in 521/2° nördl. Br.
Die durch B gehende Tangente
sei der astronomische Horizont
für Berlin in seiner Lage am
Mittage des 21. Juni, und die
in B errichtete Senkrechte die
Vertikale, a aber das Auge eines
Beobachters.
In Ii wird der Punkt w
des nördlichen Wendekreises senkrecht getroffen, und darum wird hier die Sonne
im Zenithe, in 90° Höhe gesehen. Von dem nördl. Wendekreise ist Berlin
52v — 23%° = 29° entfernt; es muß daher auch das Zenith z für B 29°
von der Sonne oder diese von jenem entfernt sein. In der Fig. ist Winkel
S Mz, sowie der ihm gleiche Winkel saz (wenn nämlich as parallel Ms ist,
was wegen der großen Entfernung der Sonne von der Erde angenommen wer-
den kann) = 29°. Ein von a aus nach der Sonne gerichtetes Fernrohr a s macht
daher mit dem Horizonte (der Mittagslinie) oder der ihm parallelen Linie a e
den Winkel sae = 61°, und dies ist die Mittagshöhe der Sonne für Berlin am
Mittage des 21. Juni. Es neigt sich, wie der Augenschein lehrt, das Südende
des Horizontes sehr tief unter die Sonne.
Eine andere Lage zur Sonne hat der Horizont in Iv, am Mittage des 21.
Decbr. Hier wird der Punkt w' im siidl. Wendekreise senkrecht getroffen, und
dieser Punkt in 23y2° siidl. Br. ist von Berlin, B, 52ya° -f- 23v2° — 76° ent-
fernt. Da für w4 die Sonne in 90° Höhe steht, so muß sie von Berlin
76° vom Zenithe abstehen, und Winkel z' M's und der ihm gleiche Winkel
«■ a' s' (a'z' ist als parallel mit M' S anzusehen) sind = 76°. Es steht mithin
die Sonne in 90° — 76° — 14° Mittagshöhe, und das nach ihr gerichtete
Fernrohr a' s' macht mit dem Horizonte den Winkel s' a\ e — 14°.
Zeichnet man sich die Lage des Horizontes für Berlin für die Mitternacht
des 21. Juni und des 21. Decbr. in b resp. b', so sieht man unmittelbar, daß
der Horizont für b um Mitternacht des 21. Juni parallel dem Horizonte für B'
am Mittage des 21. Decbr. ist. Es muß also an dem ersteren Tage um Mitter-
nacht die Sonne so tief unter als am letzteren Tage zu Mittag über dem Ho-
rizonte stehen, wie es wirklich der Fall ist.
Ferner sieht man, daß der Horizont für b' um Mitternacht des 21. Decbr.
dieselbe Lage hat, wie der für B zu Mittag des 21. Juni, weshalb sich wieder
dieselbe Größe für die Tiefe unter resp. die Höhe über dem Horizonte für die
beiden genannten Tage ergeben muß.
Fragen. Welche Verhältnisse würden für die Erde eintreten, wenn die
Erdachse in die Ebene der Bahn fiele und ebenfalls ihren Parallelismus bewahrte?
Für den Planeten Uranus besteht nahezu diese Lage.
§ 18. Das Wichtigste von den Zonen.
1. Unterscheidung der fünf Zonen. Durch die angegebene Lage der Erd-
achse zur Ebene der Erdbahn werden eigenthümliche Verhältnisse hinsichtlich
der Beleuchtung und der Erwärmung der Erde in verschiedenen Breiten hervor-
gerufen, welche Veranlassung zur Unterscheidung von sogenannten Zonen ge-
geben haben. Wegen des Neigungswinkels der Erdachse zur Ebene ihrer Bahn
von 66 y/ liegen die Oerter, welche innerhalb eines Jahres von den Sonnenstrahlen
Fig. 38.
1911 -
Langensalza
: Beltz
- Autor: Hemprich, Karl, Fritzsche, Richard, Reiniger, Max
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Unterrichtstheorie
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): koedukativ
214 Friedrich der Große.
4. „Die Offiziere waren kaum aus dem Garten hinaus, so richtete sich der König auf und sah die Maschine in ungewöhnlicher Positur dastehen. Er tat einen Blick auf mich; es war, als wenn mich die Sonne durchstrahlte; er schickte einen Gärtner, die Briefe abzuholen, und als er solche in die Hände bekam, ging er in einen andern Gang, wo ich ihn nicht sehen konnte. _ Kurz darauf kam er wieder zurück zu dem Gewächse, hatte die Papiere in der linken Hand aufgeschlagen und winkte damit, näher zu kommen. Ich hatte das Herz und ging gerade auf ihn zu. O wie allerhuldreichst redete mich der große Monarch an: „Lieber Thüringer! Er hat zu Berlin durch fleißiges Informieren der Kinder das Brot gesucht, und sie haben Ihm betm Visitieren der Sachen auf dem Packhofe Sein mitgebrachtes thüringer Brot weggenommen. Wahr ist es, die Batzen sollen in meinem Lande nichts gelten: aber sie hätten auf dem Packhofe sagen sollen: ,Jhr seid ein Fremder und wisset das Verbot nicht. Wohlan, wir wollen den Beutel mit den Batzen versiegeln; gebt solche wieder zurück nach Thüringen und lasset Euch andere Sorten schicken,' aber nicht wegnehmen. Gebe Er sich zufrieden; Er soll sein Geld zurückerhalten. Aber, lieber Mann, Berlin ist schon ein heißes Pflaster; sie verschenken da nichts; Er ist ein fremder Mensch; ehe Er bekannt wird und Information bekommt, so ist das bißchen Geld verzehrt; was dann?" - - Ich verstand die Sprache recht gut; die Ehrfurcht war aber zu groß, daß ich hätte sagen können: Ew. Majestät haben die Allerhöchste Gnade und ber-sorgen mich. — Weil ich aber so einfältig war und um nichts bat, so wollte er mir auch nichts anbieten. — Und so ging er denn von mir weg, war aber kaum sechs bis acht Schritte gegangen, so sah er sich nach mir um und gab ein Zeichen, daß ich mit ihm geben solle. Der König unterhielt sich mit mir längere Zeit auf das leutseligste und fragte nach meinen Studien auf der Universität und nach meinen Lehrern. Als die Essenszeit herangekommen war, nahm er mich mit in das Schloß und ließ mich köstlich bewirten. Das tat mir gar gut; denn ich hatte nichts zu essen und keinen Heller Geld in der Tasche. Als ich mich satt gegessen hatte, verabschiedete ich mich höflichst vom Küchenmeister und bat ihn, dem Könige meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Dann ging ich hinaus, um die Wanderung nach Berlin anzutreten. Des Königs Schreiber kam mir nach und nahm mich mit zum königlichen Proviantwagen, der gerade vor dem Schloßtor hielt. ,Jhr Leute', sagte er, ,der König hat befohlen, ihr sollt diesen Fremden mit nach Berlin fahren, aber kein Trinkgeld von ihm nehmen? Dann steckte mir der gute Mann im Aufträge des Königs noch einen Schwanzdukaten und einen Fried-richsdor zu und ging ins Schloß zurück. Ich bedankte mich nochmals für alle königliche Gnade, setzte mich auf den Wagen und fuhr nach Berlin."
Überschrift: Wie der König Linfenbarths Bitte huldvollst entgegennimmt, ihn bewirten und mit dem königlichen Gespann nach Berlin zurückfahren läßt.
5. Wie Linsenbarth seine Batzen wiederbekommt.
„Als wir nach Berlin kamen, ging ich sogleich auf den Packhof, gerade
in die Expeditionsstube und überreichte das königliche Schreiben. Der Packhofsinspektor erbrach es; bei Lesung desselben verfärbte er sich, bald bleich, bald rot, schwieg still und gab es dem zweiten. Dieser nahm eine Prise Schnupftabak, räusperte und schneuzte sich, setzte eine Brille auf, las es, schwieg still und gab es weiter. Der letzte endlich regte sich, ich sollte näher kommen und eine Quittung schreiben: daß ich für meine 400 Reichstaler ganze
1907 -
Essen Berlin
: Bachmann Baedeker
- Hrsg.: ,, Heinecke, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
262
Das gewerbliche Berlin.
2. Im Jahre 1801 bestand in Berlin erst eine Maschinenfabrik,
und bis zum Jahre 1828 blieb die ungefähr 20 Jahre vorher entstandene
Königliche Eisengießerei die einzige Anlage ihrer Art. Doch schon in den
vierziger Jahren betrug die Zahl der jährlich genehmigten Fabrikanlagen
10—20, und es wurden im 6.-9. Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts 621,
bezw. 457, 864, 525, 1891—1895 aber nur 131 neue Fabriken innerhalb
Berlins angelegt. Hiernach hat die Neuanlage von Fabriken bedeutend abge-
nommen, was sich daraus erklärt, daß infolge der starken Bevölkernngsznnahme
der Bodenwert bedeutend gestiegen ist und auch die Lebenskosten und Arbeits-
löhne sich erhöht haben. Viele Berliner Fabrikanten entschlossen sich daher,
ihre Fabriken in die Umgebung der Stadt und in die benachbarten Provinzen
zu verlegen, besonders da die Transportmittel sich wesentlich vervollkommnet
und die Frachten sich verbilligt hatten. Diese Fabriken werden von Berlin
aus geleitet und liefern ihre Halb- oder Ganzfabrikate erst nach Berlin, wo
letztere den Bedarf der Stadt decken oder nach außen versandt werden; erstere
verarbeitet man zu Ganzfabrikaten. Trotz der Verlegung vieler Fabriken nach
auswärts hat die industrielle Tätigkeit innerhalb der Stadt auch in beit
letzten Jahrzehnten stark zugenommen; denn die Zahl der lediglich in der
Industrie beschäftigten Personen ist von 288oo0 i. I. 1882 auf 404000
i. I. 1895, also um 40 o/o gestiegen, und der jährliche Verbrauch von Stein-
kohlen weist in derselben Zeit eine Zunahme von mehr als 50°/o, der von
Braunkohlen um 200 °/o auf.
Die Zahl der in der Bekleidungsindustrie tätigen Personen beläuft
sich auf 200000. Ein feiner Geschmack, geweckt und gepflegt durch zuge-
wanderte Ausländer, gefördert durch öffentliche Lehranstalten und ständig
angeregt durch den steigenden Fremdenzufluß, haben bewirkt, daß die Berliner
Bekleidungsindustrie unter der Leitung hervorragender Unternehmer und Kauf-
leute einen Weltruf erlangt hat. Der Umsatz an Mänteln erreicht gegen-
wärtig etwa 150 Millionen Mark; davon gehen ungefähr zwei Drittel ins
Ausland. In der Herstellung von Kopfbekleidnngen, Schmuckfedern, künst-
lichen Blumen, Besatzartikeln, seinen Pelzwaren steht Berlin unerreicht da.
Der Kunstsinn, die Geschicklichkeit und der Fleiß der Berliner haben
auch die Erzeugnisse der Berliner Metallindustrie im In- und Auslande
zu hohem Ansehen gebracht. Für die Herstellung von Gold-, Silber- und
Schmuckwaren bestehen über 5oo Werkstätten mit '2300 Arbeitern, und unedle
Metalle — Eisen ausgenommen — werden in 720 Werkstätten von 9100
Arbeitern zu den mannigfaltigsten Gebrauchsgegenständen auch für die Ausfuhr
verarbeitet. Seit 1870 hat der Maschinenbau schnell an Ausdehnung
gewonnen; bei der letzten Gewerbezählnng bestanden 450 Anlagen mit 17000
Arbeitern. Die erste Verarbeitung der Rohstoffe überläßt man mehr und mehr
den außerhalb Berlins gelegenen Fabriken, während man in den Berliner
Werkstätten mehr Nachdruck auf Sondergebiete legt, so daß durch sorgfältigste
Vertiefung in alle Einzelheiten und feinste Ausführung das Fabrikat zu mög-
lichster Vollkommenheit gebracht wird. So hat sich besonders der Berliner
Werkzeugmaschinenbau zu größter Leistungsfähigkeit entfaltet. Durch die
Elektrotechnik hat die Berliner Maschinenindnstrie unter der Führung eines
Werner von Siemens eine neue Stufe erklommen und aus dem ganzen Erd-
ball Erfolge über Erfolge erreicht. Einen Anhalt für die Bedeutung der
wichtigsten Berliner Industriezweige gibt die folgende Aufstellung:
1863 -
Berlin
: Stubenrauch
- Hrsg.: Menzel, J., Richter, Carl, Wetzel, Friedrich, Menges, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
131
20. Das alte Berlin.
Berlin war um das Jahr 1450 die ansehnlichste Stadt in
den Marken; seine Bürger wußten sich etwas und pochten auf
ihren Reichthum und ihre Macht. Aber wenn du heut die Stadt
sehen könntest, wie sie dazumal war: du würdest sie klein nennen.
Wo im heutigen Berlin große Stadttheile stehen und Tausende
von Menschen in stattlichen Häusern wohnen, war noch -Feld und
Wiesenland, darauf die Berliner ihr Vieh zur Sommerszeit wei-
den ließen, oder es war mooriges Land, das man zur Frühlings-
und Herbsteszeit nicht betreten konnte. Es führen mehrere Stra-
ßen der Stadt noch jetzt den Namen „Wallstraße"; die liegen
mitten in der Stadt, und du kannst lange gehen, ehe du von da
aus zu einem Thore gelangst. In alten Zeiten aber waren hier
etwa die Wälle gezogen, mit denen Berlin umgeben war, und da-
hinter erhob sich die Mauer der alten Stadt. Die war fest ge-
baut aus starken Steinen und hoch genug, daß sie die Stadt vor
den Feinden zu schützen vermochte, und darauf waren Wartthürme
errichtet. Auf ihnen befanden sich Wächter, die lugten Tag und
Nacht in das Land und auf die Landstraßen hinaus. Wenn sie
etwas Verdächtiges erspäheten, so stießen sie in's Horn, daß die
drinnen in der Stadt sich zur Vertheidigung bereit machten. Wenn
die Sonne unterging, so schloß man die Thore fest zu und ver-
wahrte sie wohl mit E'senstangen. Es wäre nicht wohlgethan ge-
wesen, sie offen zu lassen. Denn in den Wäldern, die um Berlin
her waren, trieb sich verdächtiges Gesindel umher, und Schnapp-
hähne fanden sich genug, welche nach dem Gute der reichen Bür-
ger lüstern waren. Es ist wohl vorgekommen, daß sich Rotten
solcher Gesellen heimlich in die Stadt schlichen und arg darinnen
wirthschafteten. Wenn aber das Thor einmal geschlossen war,
wurde es Niemandem mehr geöffnet. Denn trau du Einem, der
Abends ivät noch Einlaß begehrt in eine Stadt! Ein guter Mann
wußte sich einzurichten, daß er in's Quartier kam, ehe die Sonne
zur Ruhe ging.
Das alte Berlin bestand aus zwei Städten, welche die Spree
von einander trennte. Die Stadt auf dem rechten Ufer hieß Ber-
lin, die andere führte den Namen Cölln. Diese Namen haben
sich erhalten bis auf den heutigen Tag. Beide Städte waren durch
eine Brücke verbunden, welche die lange Brücke hieß. Der Name
ist geblieben; eö ist die, auf der das Standbild des großen Kur-
fürsten steht. Heut freilich ist die Brücke nicht sonderlich lang;
aber in alten Zeiten stoß die Spree in breiterem Strome.durch
die Stadt; denn ihre Gewässer waren noch nicht eingedämmt. Am
Er.de der laugen Brücke im alten Berlin stand das gemeinsame
Rathhaus beider Städte, das heut nicht me^r ist. Auf seinem
9*
1895 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 7 —
mit der unseres Vaterlandes! Vergleiche sie mit der unserer
Vaterstadt!
b. Ist Berlin immer eine so große Stadt gewesen? O nein!
Einstmals war Berlin ein armseliges Fischerdorf. Dort, wo heute
prächtige Paläste stehen, befanden sich ärmliche Hütten aus Holz und
Lehm gebaut. Noch vor fünfhundert Jahren war Berlin nicht viel größer,
als es unsere Vaterstadt war. Zur Zeit des großen Kurfürsten, also vor
ungefähr 250 Jahren, besaß es gegen 6000 Einwohners)
c. Wie ist es gekommen, daß Berlin eine so große und
prächtige Stadt geworden ist? Das hat Berlin weniger seiner Lage
(Weit vom Meere — nicht an einem großen Flusse gelegen!) als viel-
mehr der Fürsorge seiner Fürsten zu danken. So ließ der große Kur-
fürst „die wüsten Plätze mit neuen Häusern besetzen, aus dem wilden
Dickicht auf der Spreeinsel einen großen Lustgarten schaffen, die Straßen
pflastern und mit Laternen versehen. Seine Gemahlin, die Kurfürstin
Dorethea, sorgte mit ihm für eine Erweiterung der Stadt und legte
westlich vom Schlosse die nach ihr benannte „Doretheenstraße" an. Diese
prächtige Straße führt von der Spreeinsel aus westlich, der Straße unter
den Linden parallel, und mündet in den Tiergarten. — (Einzeichnen in
den Plan.) Die schon vorhandene Hanpstraße der Stadt aber bepflanzte
sie mit vier Reihen schöner Linden, weshalb diese heutigen Tages noch
„Unter den Linden" heißt, obgleich an Stelle dieser Bäume mehrfach
Kastanien getreten sind." (Schreper.) Auch Friedrich Wilhelm I., der
Soldatenkönig, und sein großer Sohn Friedrich Ii. haben viel für Berlin
gethan. Am meisten aber hat Berlin an Nmfang, Bevölkerung und
Schönheit unter der Regierung unseres Heldenkaisers Wilhelm I. ge-
Wonnen. Nene Stadtteile mit prächtigen, palastähnlichen Häusern sind
entstanden, ältere unansehnliche Häuser sind eingerissen worden n. s. w.
d. Wie ist dafür gesorgt, daß Berlin, das doch keine besonders
günstige Lage hat, von allen Seiten bequem zu erreichen ist?
Verbindungen zu Wasser und zu Lande sind hergestellt worden. Zahl-
reiche Eisenbahnlinien ziehen von Berlin aus nach allen Himmels-
gegenden. Durch Kanäle ist die Spree mit der Oder verbunden, sodaß
Berlin durch Wasserwege sowohl mit der Ostsee (Spree, Friedrich-Wilhelms-
kaual, Oder) als auch mit der Nordsee (Spree, Havel, Elbe) iu Ver-
biudung steht.
Zusammenfassung und Einprägung des Materials an der Hand
folgender Übersicht.
Die Kaiserstadt Berlin.
1. Lage und Größe Berlius. (Vergleiche!)
2. Entwicklung Berlins (Fischerdorf, der große Kurfürst, Friedrich Ii.,
Kaiser Wilhelm.)
3. Sehenswürdigkeiten Berlins.
*) 1820 hatte Berlin 200 000, 1850 schon 400 000, 1870 800 000 Bewohner.
1912 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 20
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 13 —
Wir könnten noch viele Straßen und Plätze, Gebäude und Denk-
mäler in Berlin aufsuchend) Wir wollen uns aber mit dem begnügen,
was wir bis jetzt gesehen haben. Gib es noch einmal an?
Zur sachlichen Besprechung.
a. Wieviel Leute mögen in Berlin wohnen? In Berlin
wohnen fast soviel Leute, als im ganzen Großherzogtum Baden,
nämlich mehr als 2 Millionen.2) Vergleiche die Einwohnerzahl
Berlins mit der unseres Vaterlandes! Vergleiche sie mit der
unserer Vaterstadt?
b. Ist Berlin immer eine so große Stadt gewesen? O
nein! Einstmals war Berlin ein armseliges Fischerdorf.
Dort, wo heute Paläste stehen, hatten einst die Wenden
ihre ärmlichen Hütten aus Holz und Lehm gebaut. Noch
vor dreihundert Jahren war Berlin nicht viel größer, als es
unsere Vaterstadt ist. Zur Zeit des Großen Kurfürsten, also
vor ungefähr 250 Jahren, besaß es gegen 6000 Einwohner.
c. Wie ist es gekommen, daß Berlin eine so große und
prächtige Stadt geworden ist? Das hat Berlin weniger
seiner Lage sweit vom Meere — nicht an einem großen Flusse
gelegen!), als vielmehr der Fürsorge seiner Fürsten zu danken.
So ließ der Große Kurfürst „die wüsten Plätze mit neuen
Häusern besetzen, aus dem wilden Dickicht auf der Spreeinsel
einen großen Lustgarten schaffen, die Straßen pflastern und mit
Laternen versehen. Seine Gemahlin, die Kurfürstin Dorothea,
sorgte mit ihm für eine Erweiterung der Stadt und legte
westlich vom Schlosse die nach ihr benannte „Dorotheenstraße"
an. Diese prächtige Straße sührt von der Spreeinsel aus
westlich, der Straße „Unter den Linden" parallel, und mündet
in den Tiergarten. — ^Einzeichnen in den Plan.) Die schon
vorhandene Hauptstraße der Stadt aber bepflanzte sie mit vier
Reihen schöner Linden, weshalb sie heutigentags noch „Unter
den Linden" heißt, obgleich an Stelle dieser Bäume mehr-
fach Kastanien getreten sind." sschreyer.) Auch Friedrich
Wilhelm I., der Soldatenkönig, und sein großer Sohn
Friedrich Ii. haben viel für Berlin getan. Unter ihrer Re-
gierung wurde z. B. der Tiergarten, der ursprünglich Wald
Die fast eine Stunde lange Friedrichstraße mit ihren glänzenden
Läden, großen Hotels und zahlreichen Bier-, Wein- und Kaffeehäusern. — Die
leipziger Straße mit ihren Riesenkaufhäusern (Tietz, Wertheim usw.!).
2) Berlin umfaßt 63 qkm und hatte bei der Volkszählung 1910^2070000
Bewohner. Unter den Hauptstädten Europas nimmt es hinsichtlich seiner Ein-
wohnerzahl und räumlichen Ausdehnung die dritte Stelle ein.
3) 1820 hatte Berlin 200 000, 1840 = 300 000, 1850 schon 400 000, 1870
= 800 000, 1885 = 1 310 000, 1895 = 1 676 000, 1900 = 1 900 000, 1910
— 2 070 000 Bewohner.
1913 -
Berlin
: Mittler
- Autor: Knörk, Otto
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
Verlag der Königlichen Hofbuchhandlung von E. 8. Mittler & Sohn,
Berlin Sw68, Kochstraße 68-71
Sammlung von Lehrmitteln für Fach* und Fortbildungsschulen.
Herausgegeben von
Dr. Otto Knörk,
Direktor der kaufmännischen Schulen der Korporation der Kaufmannschaft von Berlin.
Le français pratique Jgsjs
commerçante et industrielle par Dr.
Otto Knork, Directeur des écoles
commerciales de Berlin, et Gabriel Puy-
Fourcat, Officier d’académie, Professeur
aux écoles commerciales de Berlin.
Illième édition. M 2.40, geb. M 2.80.
Frankreichs Handel und In
fllictvif* Französisches Lesebuch
Uuolllci nebst Anleitung zur
Korrespondenz von Dr, Otto Knörk,
Direktor der kaufmännischen Schulen
in Berlin. Zugleich 2. Auflage von
„Le français pratique“ Ii. Teil.
M 2.50, geb. M 2.80.
The Correspondent’s Guide,
Hilfsbuch der englisch-deutschen Han-
delskorrespondenz. Von Professor Ernst
Brandenburg, Oberlehrer an den kauf-
männischen Fortbildungsschulen zu
Berlin. 2. Auflage. M 1.—, geb. M 1.50.
Gregory’s Fledglings agedcseat
of some of them. By A.lindenstead, B. A.
Master of English at the Commercial
Evening -Schools of Berlin &c.
Geb. M 2.10.
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Buchführung für Kaufleute,
Von F. Wende, Leiter der 2. kauf-
männischen Schule zu Berlin.
L Teil: Einfachere Vorfälle des Waren-
geschäfts. Zweite Auflage.
95 Pf., geb. M 1.20.
Ii. Teil: Schwierigere Vorfälle mit Be-
rücksichtigung des Kommissions-, Spe-
ditions- und Partizipations - Geschäfts.
Amerikanische Buchung. Steuer-
erklärung. 75 Pf., geb. M 1.—.
Kaufmännisches Rechnen.
Von Paul Rietdorf, Rektor in Berlin und
Lehrer der kaufm. Schulen d. Ältesten
d. Kaufmannschaft. I. Teil. M 1.10.
Allgemeine Handelskunde.
Von Max Behm, Direktor einer städti-
schen Pllichtfortbildungsschule inberlin.
I. Teil. 2. Auflage. 90 Pf., geb. M 1.26.
Ii. Teil. 2. Auflage. 90 Pf., geb. M 1.25.
! Wirtschaftsgeographie
Deutschlands und seiner Hauptvei kehrs-
länder. Von A. Wolf! und H. Pflug,
Lehrer ander Handelsschule fürmädchen.
; I. Teil: Das Deutsche Reich. Dritte
Auflage. M 2.20.
Ii. Teil: Die Hauptverkehrsländer.
Zweite neubearbeitete Auflage. M 2.20.
Dasselbe. Ausgabe B. M 1.25.
and Professional Life:
being Glimpses from Woman’s World.
By A. Lindenstead, B. A. Master of
English at the Commercial Evening
Schools of Berlin &c. Geb. M 2.40.
Kurzgefasstes Lehr-u. Lese-
buch für kaufmännische
Cf.l|y|1pn Von Or- Otto Knörk,
fcjl/illucu« Direktor der kaufmänni-
schen Schulen in Berlin. Zweite Auf-
lage. (Vorliegend.)
Bürgerkunde.
schaftlicher Sekretär der Ältesten der
Kaufmannschaft von Berlin und Lehrer
an den kaufmännisch"
Auflage. 4. bis 6.
Lehrbuch der
sehen und
Stenograph!
zu Berlin. Dritte
Tausend.
Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler &
1882 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Friedel, Ernst, Lüders, Hermann, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von, Schwebel, Oskar
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Berlin und Kölln in der Markgrafenzeit. 7
gehegt. In dem nämlichen Jahre soll Berlin mit Ringmauern umgeben worden
sein. Die älteste bekannte Urkunde des Raths von Berlin fällt etwa in die Zeit
von 1255 und zeigt uns als Stadtwappen den rothen brandenburgischen Adler-
unter einem mit mehreren Thürmen versehenen Stadtthore. Im Märkischen
Museum der Stadt Berlin wird ein uralter Siegelstempel der Gemeinde ver-
wahrt, der neben dem Adler zwei stehende Bären als Schildhalter oder, wie
Andere wollen, als Wächter enthält. Sind diese Thiere, wie anzunehmen, mit
Beziehung auf Albrecht den Bären, als den Eroberer des Landes, gewählt, so
könnte dieses Wappen vielleicht noch älter erscheinen; jedenfalls finden wir in
diesem Siegel den ersten Anklang an das jetzige Siegel der Stadt, in welchem
der aufrecht schreitende Bär das Hauptstück bildet. Wahrscheinlich ist aber der
Hang des Mittelalters Ortsnamen symbolisch zu deuten und Berlin mit „Bär",
speziell mit Albrecht dem Bären als vermeintlichem Gründer, in Verbindung
zu bringen, die Veranlassung zur Aeuderuug des Siegels gewesen und das letzt-
erwähnte Bärensiegel jünger als das erstgedachte Adlersiegel, wie dies Fidicin
bestimmt ausspricht.*)
Für das schnelle Anwachsen Berlins unter den askanischen Markgrafen
zeugt, daß um 1270 bereits ein zweites Rathhaus, auf der Stelle des jetzt in
der Königsstraße belegenen, sowie die St. Marienkirche in der Nähe des Neuen
Marktes erbaut ward. Obwol die Laudesherren nicht dauerud in der Stadt
residirten, thaten sie doch Vieles zur Förderung derselben. 1298 bestätigte
Markgraf Otto Iv. (mit dem Pfeile) der Stadt Berlin die Freiheiten, Gnaden
und Gewohnheiten, welche ihr von den „alten Fürsten der Mark" verliehen
worden, darunter das Niederlagsrecht. Letzteres bestand darin, daß für alle Berlin
passirenden Kaufmannsgüter nicht allein für den Transit eine Abgabe zu zahlen
war, sondern daß sie auch eine bestimmte Zeit in der Stadt selbst seil gehalten
werden mußten. Hierdurch wurde Berlin ein ansehnlicher Stapel- und Handels-
platz, welcher z. B. nach Hamburg hin ein lebhaftes Korngeschäft betrieb. Der
im Jahre 1295 den Tuchmachern zu Berlin ertheilte Freiheitsbrief, welcher
die Güte, Bereitung und das Färben der Tücher nach gewissen Grundsätzen
regelt, auch Beschauanstalten vorschreibt, bezeugt die Wichtigkeit dieses noch heute
blühenden, echt märkischen Manufakturzweiges bereits für jene entlegene Zeit.
Trotz dieser Wohlhabenheit kam weder in dieser Zeit noch überhaupt im
Mittelalter Kunst und Wissenschaft in Berlin und Kölln sonderlich zur Geltung.
Außer den Kirchen waren um diese Zeit nur wenig steinerne Gebäude in Berlin,
selbst das nach der Vereinigung beider Städte im Jahre 1307 an der Langen
Brücke, jetzt Kurfürstenbrücke, errichtete gemeinschaftliche Rathhaus hat man sich
als einen bloßen Holzbau zu denken. Kein Wunder, wenn unter solchen Um-
ständen Brände leicht eine große Ausdehnung gewannen und daß fürchterliche
Feuersbrünste, wie die iu den Jahren 1348 und 1380, fast die ganze Stadt
in Asche legen konnten. Auch nach diesen Katastrophen ist die Bauart lange Zeit,
ja bis in dieses Jahrhundert hinein, im Wesentlichen eine leichte — ausgemauertes
Fachwerk — gewesen; daher hat sich auch vou den nach der Feuersbrunst vom
*) Der Berliner Bär ist früher abwechselnd mit oder ohne Ring (Halsband)
dargestellt worden. Seit dem Jahre 1876 ist der Ring ans Antrag des Verfassers
durch Magistratsbeschluß aus dem Stadtwappen entfernt, aus dem gezähmten Bär
also wieder der freie Bär geworden.
1903 -
Berlin
: Schnetter & Lindemeyer
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Regionen (OPAC): Berlin
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Erdkunde.
Merlin.
Berlin ist meine Baterfta-t.
Ich wohne in Berlin. Alle, die beständig in Berlin wohnen,
sind Berliner. Ich bin in Berlin zu Hause oder daheim. Hier ist
meine Heimat. Hier wohnen auch meine Geschwister, meine Mutter
und mein Vater. Berlin ist deshalb meine Vaterstadt.
Berlin liegt an der Spree.
Die Spree tritt im 0 in die Stadt Berlin ein und
verläßt sieim W. Sie hat also einen ostwestlichen Lauf. Da die
Gegend, nach der ein Fluß fließt, tiefer liegt als die, aus der er
kommt, so muß Berlin W tiefer liegen als Berlin 0. Die Spree
im W Berlins heißt daher die Unterspree und die im 0 Berlins die
Oberspree. An der Oberspree, also stromaufwärts, liegen Treptow
und Stralau-Rummelsburg. Stromaufwärts gelangen wir an den
Anfang oder die Quelle der Spree. An der Unterspree oder strom-
abwärts liegt Charlottenburg. Stromabwärts kommen wir .an die
Mündung der Spree.
Die Spree ist nicht sehr tief. Ihr Wasserstand wird durch
einen senkrecht stehenden Maßstab, der bis auf den Grund geht, ge-
messen. Dieser Maßstab heißt Pegel. Der gewöhnliche oder mittlere
Wasserstand der Spree betrügt nur 2 m. Das Spreewasser sieht in
Berlin trüb und schmutzig aus. Es wird verunreinigt durch den
Straßenstaub, den der Wind hineinfegt, durch Papierstückchen, Obst-
reste, die die Menschen hineinwerfen, durch Schmutzwässer aus
Lastkähnen und Häusern. Der Grund des Flusses ist schlammig.
Der Schlamm wird beim Baggern mit der Baggermaschine heraus-
geholt. Durch das Baggern soll die Spree ihre natürliche Tiefe be-
halten, sonst würde der Schlamm immer höher steigen, und die Spree-
kühne (Zillen) könnten nicht mehr auf der Spree fahren.
Über die Spree führen Brücken, damit die Menschen
und Wagen von einem Ufer zum andern gelangen können. Brücken
sind also Straßen über einen Fluß. Stege, z. B. der Schlütersteg,
dienen nur dem Personenverkehr. Die Spree hat ein rechtes und ein
linkes Ufer. Man hat das rechte Ufer rechts und das linke
Ufer links, wenn man auf den: Flusse st r o m a b w ä r t s
1887 -
Berlin
: Springer
- Autor: Hofmann, Friedrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Brandenburg
- Geschlecht (WdK): Jungen
11
Auf Friedrich I folgte in der Mark sein zweiter Sohn, Friedrich Ii mit den eisernen Zähnen, welcher 1440—1470 regierte. Er war ein besonnener und energischer Fürst, mischte sich wenig in die Reichsgeschäfte und verwandte alle seine Kraft auf die Förderung seines Landes. Ihm gelang es, die Macht der märkischen Städte herabzudrücken, welche sich in den unruhigen Zeiten zu fast völliger Selbständigkeit erhoben hatten, untereinander gegen jede Vergewaltigung verbunden waren und an dem Hansabunde einen starken Rückhalt besaßen. Die Gelegenheit gaben dem Kurfürsten die Städte Berlin und Kölln. Diese Städte hatten im Jahre 1307 sich zu einer vereinigt, auf der langen Brücke, die sie verband, ein gemeinschaftliches Rathaus erbaut und einen gemeinsamen Rat eingesetzt, von dessen Mitgliedern ein Drittel Kölln und zwei Drittel Berlin angehörten. Berlin besaß die völlig freie Selbstregierung mit Einschluß der höchsten Gerichtsbarkeit, und so sehr war der Rat die höchste Obrigkeit in der Stadt und deren 20 Dörfer umfassenden Weichbild, daß selbst der Kurfürst der Genehmigung des Rates bedurfte, wenn er in die Stadt anreiten und hier in seinem Hause Hof halten wollte. Indessen auch in Berlin, wie in vielen anderen Städten, haderten damals die Gewerke und die Gemeinde mit dem Rate, der sich aus den Geschlechtern ergänzte, und die Zwietracht wurde hier so groß, daß die Gewerke sich Beschwerde führend an den Kurfürsten wandten und seinen Beistand anriefen. Da erlangte Friedrich im Jahre 1442 mit 600 Reitern, nicht ohne Zuthun der Gewerke, den Eintritt in die Stadt, und nun traf er Anordnungen, welche die Stellung der Stadt zu dem Landesherrn völlig umgestalteten. Die Verbindung der beiden Städte wurde aufgelöst; jeder wurde ein eigner Rat, meist aus den Gewerken, gegeben und für den jährlich neu zu wählenden Rat sollte die landesherrliche Bestätigung eingeholt werden. Ferner verlor Berlin die Gerichtsbarkeit und auch das Recht, mit anderen Städten Bündnisse zu schließen. Endlich wurde, um die beiden Städte in Abhängigkeit zu erhalten, auf der Stelle, wo jetzt das Königliche Schloß steht, eine landesherrliche Burg erbaut. Ein so kräftiges und erfolgreiches Vorgehen gegen die mächtigste Stadt verfehlte natürlich nicht, auf die übrigen märkischen Städte einen tiefen Eindruck zu machen; auch
1913 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Regionen (OPAC): Berlin
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Nach einer Ausnahme von F. Albrecht Schwartz, Hosphotograph, Berlin Nw 87.
76. Berlin, Friedrichsgracht. Holländischer Einfluß, wie der Name sagt, 2. Hälfte des 17. Iahrh. Die
Jungfernbrücke mit Ausnahme der vierkantigen Rohrlegung ganz nach altholländischem Vorbild.
Tie beiden großen Häuser rechts alte Patrizierhäuser aus eben der Zeit, dahinter der spitze, charakterlose
Turm der oft abgebrannten Petrikirche, in der Mitte typisches altberlinisches Bürgerhaus.
Nach einer Ausnahme von F. Albrecht Tchwartz, Hosphotoaraph, Berlin Nw 87.
77. Fischerstraße in 33 e r Ii n. Aus dem ältesten Teil von Alt-Kölln. Das Haus „Zum Nußbaum" und das
dahinter liegende mit dem Mansardendach zeigt den Charakter Berlins aus dem Anfange des 19. Jahr-
Hunderts und damit, daß, von den Staatsgebäuden und wenigen anderen abgesehen, auch Berlin
ehedem ein nahezu kleinstädtisches Gepräge hatte. Die wenigen noch erhaltenen Winkel von „Alt°Berlin"
sind dem baldigen Verschwinden ausgesetzt, s. z. B. das Nachbarhaus.
1909 -
Karlsruhe
: Braun
- Autor: Glock, August
- Hrsg.: Korn, Alfred
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1907
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Die Mittelbehörden
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n. Die Mittelbehördeir.
Die Geschäfte der allgemeinen Landesverwaltung führen für die
Provinzen der Oberpräsident und der Provinzialrar, für die Regie-
rungsbezirke der Regierungspräsident und der Bezirksausschuß, für
die Kreise der Landrat und der Kreisausfchuß, in den Stadtkreisen
der Chef der Ortspolizei und der Stadtausfchuß.
1. Die Provinzialbehörden.
An der Spitze der Verwaltung steht der O b e r p r ä f i d e u t.
Er führt die Aufsicht über die Behörden feiner Provinz lind entscheidet
selbständig in den die Provinz berührenden Angelegenheiten, sowie
bei Beschwerden gegen die Regierungspräsidenten. Ihm zur Seite
stehen ein Oberpräsidialrat, der ihn zugleich vertritt, und eine Anzahl
vor: Räten. Er ernennt die Amtsvorsteher und Standesbeamten. Es
liegt ihm ob, die Rechte des Staates gegen die katholische Kirche 31t
vertreten. Er führt den Vorsitz im P r o v i n z i a l s ch u l k o l le-
gi u m , welches die höheren Schulen beaufsichtigt, und im Medi -
zinalkollegium, das Gutachten über medizinische Fragen abzu-
geben hat, ferner im Provinzial rat. Dieser besteht aus dem
Oberpräsidenten oder dessen Stellvertreter, einem höheren Verwal-
tungsbeamten, den der Minister des Innern ernennt, und fünf Mit-
gliedern, die der Provinzialausschuß aus den Provinzeingesessenen
(regelmäßig auf sechs Jahre) erwählt. Der Provinzialrat entscheidet
über Beschwerden gegen Beschlüsse des Bezirksausschusses und hat
den Polizeiverordnungen des Oberpräsidenten seine Zustimmung
zu erteilen. Gegen Beschlüsse des Provinzialrats, welche Rechtsver-
letzungen enthalten, kann der Oberpräsident Klage beim Oberverwal-
tungsgericht erheben.
Weitere Provinzialbehörden sind: die P r o v i n z i a l st e u e r -
direktionen (für die Verwaltung der indirekten Steuern, der
Stempelsteuer und der Erbschaftssteuer); die Eisenbahndirek-
tionen ; die O b e r b e r g ä m t e r; die G e n e r a l k o m Mis-
sionen (s. unten Nr. 593 und 1004). Diese Behörden stehen nicht
unter, sondern neben dem Oberpräsidenten.
2. Der Stadtkreis Berlin
nimmt eine Sonderstellung ein. Berlin gehört nicht zur Provinz
Brandenburg, sondern ist in der Verwaltung ein selbständiger Bezirk
für sich. Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg ist zugleich
Oberpräsident von Berlin. Provinzialschulkollegium, Medizinal-
kollegium, Generalkommission sind für Berlin und Provinz Branden-
burg gemeinschaftlich. Ein Provinzralrat für Berlin besteht nicht,
sondern dessen Geschäfte sind für die erste Instanz an den Oberpräsi-
1868 -
Wesel
: Bagel
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
101
nach ihrem Willen gehen. Es begann in Berlin eine Herrschaft
des Pöbels. Im Mai wurden aus dem ganzen Lande Deputirte
nach der Hauptstadt gesendet, um ein Staatsgrundgesetz (Constitution)
zu entwerfen. Aber die meisten dieser Männer kannten weder Maß,
noch Ziel. Da sollte das Bestehende fast ganz über den Haufen
geworfen werden, die königliche Macht ein Schatten sein, ja, es
mögen manche wohl den Gedanken gehegt haben, den König und das
Königliche Haus zu beseitigen und aus dem Königreich Preußen
eine Republik zu machen. Männer, die dem Könige Treue und
Gehorsam geschworen hatten, vergaßen ihren Eid; Behörden, die
mit kräftiger Hand Recht und Ordnung handhaben sollten, verloren
die Besinnung. Aufrührerische Massen führten das große Wort
und gebehrdeten sich, als ob sie die Herren des Landes wären.
Die National- Versammlung, so hieß die Versammlung der
Deputirten in Berlin, überstürzte sich ganz in ihren Befehlen und
in ihrem Uebermuthe. Alle Augenblicke mußte der König die Mi-
nister wechseln, weil bald diese, bald jene den Widerstrebenden nicht
gefielen. Die treuen Männer, welche in der Versammlung saßen,
vermochten gegen die Widerstrebenden nichts auszurichten, ja, sie waren
ihres Lebens nicht sicher. Endlich konnte der König nicht umhin,
dem gesetzlosen Treiben ein Ende zu machen. Er ernannte Minister,
welche Leib und Leben einsetzten, um Recht und Ordnung in das
Land zurückzuführen. Der König hatte bald nach dem Aufruhre in
Berlin mehrere Garde-Regimenter und einige Heerhaufen aus West-
falen nach'schleswig-Holstein gesandt, um den dortigen Landen
gegen die Dänen zu helfen. Die Preußen gingen unter Anführung
des Generals von Wrangel auf die Feinde los. „Drauf" hieß es,
und die Dänen wurden geschlagen. Jetzt rief man die Regimenter
nach Berlin zurück, um dort Ruhe zu schaffen, man erklärte die
Hauptstadt in Belagerungszustand und machte der Pöbelherrschaft
ein Ende. Dann löste man im December 1848 die National-
Versammlung auf, gab ein Staatsgrundgesetz und befahl im Jahre
1849, daß statt der bisherigen National-Versammlung zwei Kam-
mern als Vertreter des ganzen Volks einberufen werden und diese
die gegebene Verfassung Nachsehen und festsetzen sollten. Gegen
Ende des Jahres waren die Deputirten mit dieser Arbeit fertig.
Am 6. Februar 1850 beschworen der König, die Königlichen Prin-
zen, die Minister, die Kammern und viele hohe Beamte feierlich
die Verfassung. Bald nachher geschah es also im ganzen Lande.
Jedes Jahr versammeln sich die beiden Kammern, von welchen
die erste „das Herrenhaus", die zweite „das Haus der Abgeordneten"
heißt, in Berlin. Das preußische Volk wählt für daß Haus der Ab-
geordneten alle drei Jahre Männer, „Deputirte" oder „Abgeordnete"
genannt, welchen man die Papiere über Einnahme und Ausgabe,