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1. Teil 1 = Vorstufe - S. 4

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
4 seinen Freunden von der Jagd heim. Es sind riesige Gestalten. Ein Wolfs-feil dient als Mantel; er wird am Halse durch einen Dorn zusammengehalten. Die Hausfrau eilt dem Hofherrn entgegen, bewillkommnet die Gste und be-wundert die reiche Beute, die sie mitgebracht haben. Dann treten sie in das Haus, und die Männer nehmen an einem Tische neben dem Herde Platz. Bald stellt die Hausfrau das einfache Mahl auf den Tisch und reicht ihnen das mchtige, mit Met gefllte Trinkhorn. Nach dem Essen vertreiben sich die Männer die Zeit mit Wrfelspiel. Sie werden dabei sehr leidenschaftlich. Zuerst spielen sie um Rinder und Pferde, dann um Knechte und Mgde, um Weib und Kind und zuletzt wohl gar um die eigene Person. 3. Götter der alten Deutschen. 1. <odan, freia, "Chor. Unsere Vorfahren waren Heiden. Sie ver-ehrten viele Götter. Ihr oberster Gott hie Wodan. Er hat nur ein Auge, das ist die Sonne. Der blaue Himmel, geschmckt mit goldenen Sternen, ist sein Mantel. Ein breiter Hut, die Wolke, beschattet sein Angesicht. Er sitzt auf goldenem Throne und schaut aus seinem Himmelsfenster auf die Menschen herab. Auf der Rcklehne seines Thrones sitzen zwei Raben. Jeden Morgen fliegen sie hinaus in die weite Welt. Mittags kehren sie wieder zurck und flstern ihm ins Ohr, was sie auf ihrem Fluge gehrt und gesehen haben. Wenn des Abends der Wind in den Bumen rauscht und die ste sthnen und knacken, dann reitet Wodan durch die Luft. Sein Ro hat acht Beine und luft so schnell wie der Wind. Hinter ihm her saust das wilde Heer. Das sind die Seelen der Verstorbenen. Wer diesem Zuge begegnet, der wirft sich platt auf die Erde, um nichts zu hren und zu sehen. Denn Tod und Verderben drohen dem, der den Zug ansieht oder es gar wagt, Wodan an-zurufen. Die Gemahlin Wodans war Freia. Als Gttin der Erde heit sie auch Hertha oder Holda (in der Sage Frau Holle). Im Frhling schmckt sie die Erde mit Blumen und frischem Grn. Nach der Gttin Freia ist der Freitag benannt. Wodans Sohn war der Frhlings- oder Donnergott Thor oder Donar. Sein Haupthaar und sein Bart sind rtlich wie Feuerlohe; Blitze zucken daraus hervor. Sein Wagen ist mit zwei Ziegenbcken bespannt. Wenn er durch die Wolken fhrt, dann donnert es; wirft er seinen Hammer auf die Erde, dann blitzt es. Ihm zu Ehren werden im Frhling auf allen Bergen und Hgeln groe Holzste angezndet. Von ihm hat der Donnerstag seinen Namen. 2. 3n talballa, der Himmelsburg Die hchste Verehrung geno Wodan als Lenker der Schlachten. Er verleiht den Sieg und nimmt die gefallenen Helden zu sich in seine Himmelsburg, die Walhalla. Diese hat 450 Tren und ist von groer Pracht und Herrlichkeit. Die Sulen und Pforten sind von reinem Golde, an den Wnden hngen glnzende Waffen aller Art.

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1. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 95

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Wie Thor seinen Hammer heimholte. 95 auf der Erde. In Deutschland verehrte man ihn unter heiligen „Donarseichen", man nannte nach ihm den „Donnersberg", und der „Donnerstag" war ihm geweiht, wie der Freitag der lieblichen Göttin Freia geweiht war und wie der Mittwoch noch heut in England der Wodanstag heißt. Die schönste Geschichte von Thor ist uns in Island aufgeschrieben, sie lautet: Wie Thor seinen Hammer heimholte. Thor erwachte eines Morgens aus unruhigem Schlummer. Seine erste Bewegung war der Griff nach dem Hammer, der ihm immer zu Häupten lag; aber die furchtbare Waffe war verschwunden. Wildsprang der gewaltige Gott empor, schüttelte den struppigen roten Bart und spähte in alle Ecken. Aber der Hammer war nicht zu finden, er war über Nacht gestohlen. Donar wußte, daß der Verlust der gewaltigen Waffe allen Göttern zum Verderben werden könne, und er ging niedergeschlagen zum listenreichen Loki. „Loki", sprach er, „noch weiß es niemand im Himmel und auf Erden: mein Hammer ist geraubt." Loki wußte Rat, und sie gingen beide zur Freia und baten sie, ihnen ihr Federkleid zu leihen. Willig tat es die Liebliche, und schnell schlüpfte Loki in das weiße Federhemd und sauste durch die Lüfte gen Riesenheim zu den Feinden der Äsen, wo er den Räuber vermutete. Wirklich saß dort der trotzige Riese Thrym mitten unter seinen Herden und fragte den heransausenden Gott höhnisch, wie es den Äsen gehe. „Schlecht," sagte Loki, „denn Thors Hammer ist geraubt. Weißt du, wo er ist?" — „Wohl weiß ich es", lachte der Riese, „tief unter der Erde halte ich ihn verborgen, und ihr sollt ihn nie wieder bekommen, es sei denn, daß ihr mir Freia als Braut herbeibringt." Loki sauste zurück nach Asgard und brachte die Botschaft. Wild lachte da Thor: „Schmücke dich, Freia, mit bräutlichem Linnen, ich bringe dich als Braut gen Riesenheim." Aber Freia wies zornig solches Ansinnen ab, und alle Götter waren einig, daß man die holde Göttin dem plumpen Riesen nicht preisgeben dürfe. Da schlug der Klügsten einer, Heimdall, der Wächter, vor, man solle Thor in bräutliche Gewänder hüllen und anstatt Freias dem Riesen übergeben. Wohl murrte Thor, ihm passe kein weiblich Gewand; aber als Loki achselzuckend ihm sagte: „Nun, so werden bald die Riesen Asgard bewohnen!" willigte er ein. Nun hüllte man Thor in ein weißes Brautgewand, ein Schlüsselbund hängte man an seinen Gürtel, und seinen Hals schmückte das glänzende Halsband Freias. Das ganze Haupt aber verhüllte man ihm nach der Sitte der Zeit mit dem bräutlichen Schleier, so daß niemand ihn erkennen konnte. Unterdes hatte sich Loki flink als Kammerzofe verkleidet, und beide setzten sich nun in den Ziegenwagen Thors, und funkenstiebend ging es dahin nach Riesenheim. Freudig erhob sich der Riese. „Schmückt das Haus", rief er, „und rüstet den Hochzeitsschmaus. Ich bin der reichste der Riesen, doch eins fehlte mir: Freia, die schönste der Frauen. Dort naht sie mir!" Freudig nahm man die Gäste auf und bewirtete sie reichlich. Da aber hätte sich Thor fast verraten, so

2. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 91

1918 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Wie Thor seinen Hammer heimholte. 91 auf der Erde. In Deutschland verehrte man ihn unter heiligen Donars-eichen", man nannte nach ihm den Donnersberg", und der Donnerstag war ihm geweiht, wie der Freitag der lieblichen Gttin Freia geweiht war und wie der Mittwoch noch heute in England der Wodanstag heit. Die schnste Geschichte von Thor ist uns in Island aufgeschrieben, sie lautet: Wie Thor seinen Hammer heimholte. Thor erwachte eines Morgens aus unruhigem Schlummer. Seine erste Bewegung war der Griff nach dem Hammer, der ihm immer zu Hupten lag; aber die furchtbare Waffe war verschwunden. Wild sprang der gewaltige Gott empor, schttelte den struppigen roten Bart und sphte in alle Ecken. Aber der Hammer war nicht zu finden: er war der Nacht gestohlen. Donar wute, da der Verlust der gewaltigen Waffe allen Gttern zum Verderben werden knne, und er ging niedergeschlagen zum listenreichen Loki. Loki," sprach er, noch wei es niemand im Himmel und auf Erden: mein Hammer ist geraubt." Loki erschrak, und sie gingen beide zur Freia und baten sie, ihnen ihr Federkleid zu leihen. Willig tat es die Liebliche, und schnell schlpfte Loki in das weie Federhemd und sauste durch die Lfte gen Riesenheim zu den Feinden der Asen, wo er den Ruber vermutete. Wirklich sa dort der trotzige Riese Thrym mitten unter seinen Herden und fragte den heransausenden Gott hhnisch, wie es den Asen gehe. Schlecht," sagte Loki, denn Thors Hammer ist geraubt. Weit du, wo er ist? - Wohl wei ich es", lachte der Riese, tief unter der Erde halte ich ihn verborgen, und ihr sollt ihn nie wieder bekommen, es sei denn, da ihr mir Freia als Braut herbeivringt." Loki sauste zurck nach Asgard und brachte die Botschaft. Wild lachte da Thor: Schmcke dich, Freia, mit brutlichem Linnen, ich bringe als Braut dich gen Riesenheim." Aber Freia wies zornig solches Ansinnen ab, und alle Götter waren einig, da man die holde Gttin dem plumpen Riesen nicht geben drfe. Da schlug der Klgsten einer, Heim-dall, der Wchter, vor, man solle Thor in brutliche Gewnder hllen und anstatt Freias dem Riesen bergeben. Wohl murrte Thor, ihm passe kein weiblich Gewand; aber als Loki achselzuckend ihm sagte: Ei, so werden bald die Ries n Asgard bewohnen!" willigte er ein. Nun hllte man Thor in ein weies Brautgewand, einen Schlsselbund hngte man an seinen Grtel, und seinen Hals schmckte das glnzende Halsband Freias. Das ganze Haupt aber verhllte man ihm nach der Sitte der Zeit mit dem brtlichen Schleier, soda niemand ihn erkennen konnte. Unterdes hatte sich Loki stink als Kammerzofe verkleidet, und beide setzten sich nun in den Ziegenwagen Thors, und funkenstiebend ging es dahin nach Riesenheim. Freudig erhob sich der Riese. Schmckt das Haus", rief er, und rstet den Hochzeits-schmaus. Ich bin der reichste der Riesen, doch eins fehlte mir: Freia, die schnste der Frauen. Dort naht sie mir!" Freudig nahm man die Gste auf und bewirtete sie reichlich. Da aber htte sich Thor fast verraten, so

3. Teil 3 - S. 106

1907 - Halle a.S. : Schroedel
106 „aber neulich in der Nacht, als das Gewitter kam, da habe ich ihn gesehen, wie er auf seinem feurigen Wagen durch die Wolken fuhr und seinen Hammer schleuderte, daß es blitzte und donnerte. Und ich habe es selbst gesehen: in jener Nacht ist er hier in seine heilige Eiche gefahren." Und sie zeigte die Stelle, wo der Blitz am Stamme herabgesaust war und die Rinde ge- schwärzt und zersplittert hatte. Da bat der Knabe: „Erzähle mir noch einmal die Geschichte vom Donnergott, die du mir neulich erzähltest, als du bei uns warst und den Zauberspruch über dem kranken Auge der Mutter betetest!" Winfried setzte sich auf den Opferstein und die Waldfrau auf einen der vielen Sitze, die zur Opferfeier dastanden, und begann: 3. „Als der Sommer vorbei war, legte sich der Donnergott nieder und schlief, und sein Hammer lag neben ihm. Da kam ein Riese und stahl den Hammer. Wie nun der Sommer wieder kam, wurde der Donnergott wach; er trieb die Böcke heim von der Weide und spannte sie vor den Wagen, um durch die Wolken zu fahren; denn ein Gewitter stand kohl- schwarz am Himmel. Dann suchte er nach seinem Hammer, aber ver- gebens. Da sprach er zum Blitz: „Höre, dir allein will ich's sagen: Man hat mir meinen Hammer gestohlen." Der Blitz ging zu Freia, Wotans Frau; die hat ein Federhemd aus Wolken, und wer es anzieht, der kann damit fliegen wie ein Vogel. Der Blitz erzählte Freia das Unglück und sprach: „Den Hammer hat niemand als der Riese. Leihe mir dein Feder- hemd; denn der Weg ins Land der Riesen ist weit." Freia gab ihm das Hemd; der Blitz schlüpfte hinein, schlug mit den Flügeln und flog wie ein Vogel ins Land der Riesen. Der Riese saß vor seinem Hause, kämmte den Rossen die Mähnen und band seinen Jagdhunden goldne Bänder um den Hals. ,,Wie gehls den Göttern? Warum kommst du so allein zu mir?" fragte er. Der Blitz antwortete: „Hast du vielleicht den Hammer des Donnergottes?" Da lachte der Riese: ,,Der ist gut aufgehoben, acht Klafter tief in der Erde. Dort bekommt ihn keiner, der mir nicht Freia als Braut bringt." 4. Da flog der Blitz heim und sprach zum Donnergott: „Der Riese hat den Hammer; aber er gibt ihn nicht her, wenn er nicht Freia zur Frau bekommt." Sie gingen zur Freia und der Blitz sagte: „Jetzt, Freia, kleide dich schnell als Braut an! Wir reisen mitsammen ins Land der Riesen." Da antwortete Freia: „Ihr haltet mich wohl beide für eine Närrin? Ist nicht Wotan mein Ehegemahl?" Da riefen sie die Götter zusammen, und alle versammelten sich in Walhall um Wotan, der nur ein einziges Auge hat. Er saß mit seinem blauen Mantel am Herde; zwei Raben standen auf seiner Schulter, und zwei zahme Wölfe lagen zu seinen Füßen. Wie sie nun vom Eber aßen und Bier und Met tranken, da sagte einer der Götter: ,,Wir ziehen dem Donnergott Freias schönste Kleider an und schicken ihn so dem Niesen als Braut. Das ist mein Rat."

4. Das Mittelalter - S. 77

1912 - Nürnberg : Korn
— 77 — Unglück und sprach: „Den Hammer hat niemand als der Riese. Leihe mir dein Federhemd; denn der Weg ins Land der Riesen ist weit." Freia gab ihm das Hemd; der Blitz schlüpfte hinein, schlug mit den Flügeln und flog wie ein Vogel ins Land der Riesen. Der Riese saß vor seinem Hause, kämmte den Rossen die Mähnen und band seinen Jagdhunden goldene Bänder um den Hals. „Wie geht's den Göttern? Warum kommst du so allein zu mir?" fragte er. Der Blitz antwortete: „Hast du vielleicht den Hammer des Donnergottes?" Da lachte der Riese: „Der ist gut aufgehoben, acht Klafter tief in der Erde. Dort bekommt ihn keiner, der mir nicht Freia als Braut bringt." Da flog der Blitz heim und sprach zum Donnergott: „Der Riese hat den Hammer; aber er gibt ihn nicht her, wenn er nicht Freia zur Frau bekommt." Sie gingen zu Freia und der Blitz sagte: „Jetzt, Freia, kleide dich schnell als Braut an! Wir reisen mitsammen ins Land der Riesen." Da antwortete Freia: „Ihr haltet mich wohl beide für eine Närrin? Ist nicht Wotan mein Ehegemahl?" Da riefen sie die Götter zusammen und alle versammelten sich in der Walhalla um Wotan, der nur ein einziges Auge hat. Er saß mit seinem blauen Mantel am Herde; zwei Raben standen auf seiner Schulter und zwei zahme Wölfe lagen zu seinen Füßen. Wie sie nun vom Eber aßen und Bier und Met tranken, da sagte einer der Götter: „Wir ziehen dem Donnergott Freias schönste Kleider an und schicken ihn so dem Riesen als Braut. Das ist mein Rat." Da lachten alle Götter und Göttinnen, nur der Donnergott redete heftig dagegen. „Das geschieht mir nicht!" rief er; „soll ich allen zum Gespött werden?" Aber der Blitz sprach ihm zu: „Holst du nicht bald deinen Hammer, so kommen die Riesen zu uns in den Himmel und jageu uns alle aus der Götterburg!" Er zog dem Donnergott Freias schönste Kleider an, band ihm den Schleier vor den roten Bart, hing ihm die goldene Kette um den Hals und die Schlüssel an den Gürtel und setzte ihm den Brautkranz auf den roten Haarschopf. Dann zog auch der Blitz Frauenkleider an und sagte: „Ich will deine Magd sein!" So setzten sie sich in den Wagen und fuhren ins Land der Riesen. Der Riese stand am Fenster; als er den Wagen kommen sah, rief er: „Freia kommt! Schnell stellt die Bänke vor den Tisch! Gold und Silber habe ich genug; nur eine Frau hat mir noch gefehlt." Man setzte sich zum Hochzeitsmahle nieder; bis das Essen fertig war, wurden Bier und Met aus Trinkhörnern getrunken. Der Riese saß neben der Braut; sie redete kein Wort während der ganzen Mahlzeit; dafür aß sie allein das Fleisch von einem Ochsen und acht Lachsen, naschte alles süße Honigbackwerk und trank drei große Kannen Met dazu. „Die Braut hat

5. Teil 1 - S. 3

1900 - : Velhagen & Klasing
— 3 — zimmerter Tisch. Er besteht aus einer großen Steinplatte, die auf dicken, hölzernen Füßen ruht. Die Säulen der Halle sind mit Waffen und Beutestücken ausgeschmückt. 3. Thun und Treiben der Hausfrau. Die Hausfrau leitet dys ganze Hauswesen. Sie beaufsichtigt Knecht und Magd, Küche und Hof, Acker und Vieh. Eben hat sie die Magd beauftragt, frische Holzscheite auf das Feuer zu legen. Langsam entweicht der Rauch durch das Windauge, das auch die Stelle des Schornsteins vertritt. Über dem Herde hängt an einem Seile der Kessel. Die Hausfrau ist damit beschäftigt, das Mahl zu bereiten. Sie trägt ein Gewand aus Linnen, das mit einem Purpurstreifen geziert ist. Ärmel fehlen daran, damit die Arme frei bleiben. Der Kessel ist mit Haferbrei gefüllt. Am Holzspieße steckt ein Bärenschinken, der von einem Knechte langsam über dem Feuer gewendet wird. Eine Magd kauert indessen neben einem Steine nieder, schüttet Gerstenkörner darauf und zerreibt mit einem kleinern Steine die Körner zu Mehl. Eine Mühle ist den Germanen noch unbekannt. Vor der Hausthür sitzt die Großmutter mit der Spindel und leitet die Enkelin zum Spinnen an. Da ertönt Hundegebell. Der Hofherr kehrt mit einigen Freunden von der Jagd heim. Es sind riesige Gestalten. Ein Wolfsfell dient als Mantel; er wird am Halse durch einen Dorn zusammengehalten. Die Hausfrau eilt dem Hofherrn entgegen, bewillkommnet die Gäste und bewundert die reiche Bente, die sie mitgebracht haben. Dann treten sie in das Haus, und die Männer nehmen an einem Tische neben dem Herde Platz Bald stellt die Hausfrau das einfache Mahl auf den Tisch und reicht ihnen das mächtige, mit Met gefüllte Trinkhorn. Nach dem Essen vertreiben sich die Männer die Zeit mit Würfelspiel. Sie werden dabei sehr leidenschaftlich. Zuerst spielen sie um Rinder und Pferde, dann um Knechte und Mägde, um Weib und Kind und zuletzt wohl gar um die eigne Person. 5. Göttersagen. a. Wodan, Kreta und tzhor. 1- D>odan. Unsre Vorfahren waren Heiden. Sie verehrten viele Götter, ^hr oberster Gott hieß Wodan. Er hat nur ein Auge, das ist die Sonne. Der blaue Himmel, geschmückt mit goldenen Sternen, ist sein Mantel. Ein breiter Hut, die Wolke, beschattet sein Angesicht. Er sitzt auf goldenem Throne und schaut aus fernem Himmelsfenster auf die Menschen herab. Auf der Rücklehne seines Thrones sitzen zwei Raben. Jeden Morgen fliegen sie hinaus in die weite Welt. Zn Mittag kehren sie wieder und flüstern ihm ins Ohr, was sie auf ihrem Fluge gehört und gesehen haben. Wenn des Abends der Wind in den Bäumen rauscht und die Aste stöhnen und knacken, dann reitet Wodan durch die Luft. Sem Roß hat acht Beine und läuft so schnell wie der Wind. Hinter ihm her saust das wilde Heer. Das sind die Seelen der Gestorbenen. Wer diesem Zuge begegnet, der wirft sich platt auf die Erde, um nichts zu sehen und zu hören. Denn Tod und Verderben drohen dem, der den Zug ansieht oder es gar wagt, Wodan anzurufen. 2. Freia. Dte Gemahlin Wodans war Freia. Als Göttin der Erde heißt sie auch Hertha oder Holda (in der Sage Frau Holle). Im Frühlinge schmückt sie die Erde mit Blumen und frischem Grün. Nach der Göttin Freia ist der Freitag benannt. 3 Thor. Wodans Sohnwarderfrühlings-oderdonnergottthor oderdonar. Sein Haupthaar und sein Bart sind rötlich wie Feuerlohe, Blitze zucken daraus ist mit zwei Ziegenböcken bespannt. Wenn er durch die Wolken fahrt, dann donnert es; wirft er seinen Hammer aus die Erde, dann 1*

6. Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen - S. 349

1902 - Braunschweig Leipzig : Wollermann
349 So verband sich bei den alten Deutschen die Vorstellung von dem Leben nach dem Tode aufs innigste mit dem, was ihnen auf Erden das Wertvollste war, nämlich mit der Freude an Jagd, Krieg und Zechgelage. 3. Wie Thor seinen Hammer wieder holte. Dunkle Nacht hatte sich einst über Asgard ausgebreitet. Die Götter schliefen und träumten göttliche Träume. Nur einer wälzte sich unruhig auf seinem Lager hin und her. Das war Thor. Ihm träumte, ein Kiese strecke seine grosse Faust nach seinem Hammer aus. Darüber erwachte er, schnellte von seinem Lager empor und griff nach seinem Hammer. Aber der war nicht mehr da. Wild schüttelte er das Haupt; seine Augen sprühten Feuer, und laut rief er nach seinem Hammer. Das hörte Loki und sagte zu Thor: „Sei nur ruhig! Wenn Freia (die Göttin der Liebe) mir ihr Falkenkleid borgt, will ich dir den Hammer wieder ver- schaffen." Freia lieh ihm gerne ihr Falkenkleid, und Loki flog jetzt mit kräftigen Flügelschlägen nach Jötunheim, dem Lande der Riesen. Als er dort anlangte, safs der König der Riesen auf einem Hügel und sprach zu Loki: „Was bringst du neues aus Asgard? Es geht den Äsen doch gut?" „Nein, es geht ihnen nicht gut," antwortete Loki; „denn du hast Thors Hammer geraubt. Gieb ihn wieder heraus!“ Da lachte der Riesenkönig und sagte: „Ich halte den Hammer wohl verwahrt im Schosse der Erde! Dort liegt er acht Klafter tief, und nur der bekommt ihn, der mir Freia als Braut in den Saal bringt." Das war eine schlimme Botschaft für Loki. Gleich flog er zurück nach Asgard, und er und Thor baten Freia, des Riesen- fürsten Braut zu werden. Die aber jagte beide aus ihrem Ge- mache fort. Nun war guter Rat teuer. Endlich wurde beschlossen, Thor solle sich als Braut verkleiden. Er zog ein langes Frauengewand an, schmückte seine Brust mit funkelnden Edelsteinen und ver- hüllte sein Gesicht mit einem langen Schleier. Dann bestieg er seinen Wagen. Loki, als Dienerin verkleidet, setzte sich neben ihn. Die Böcke zogen an, und sausend ging’s durch die Lüfte nach Jötunheim. Der Riesenkönig hatte bereits alles zum festlichen Empfang

7. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 3

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 3 — zimmerter Tisch. Er besteht aus einer großen Steinplatte, die auf dicken, hölzernen Füßen ruht. Die Säulen der Halle sind mit Waffen und Beutestücken ausgeschmückt. 3. Tun und Treiben im Innern. Gewöhnlich erhebt sich der Hausherr erst spät dom Lager; denn wenn die alten Deutschen nicht im Felde lagen, brachten sie ihre Zeit mit Müßiggang, mit Schlafen, Essen und Trinken hin. Heute aber ist er etwas früher aufgestanden, da er zur Jagd will. Einige Freunde haben ihn abgeholt. Mit dem Speere in der Hand sind sie in den Wald gezogen. Die Hausfrau bereitet zu ihrer Rückkunft das Mahl. Sie trägt ein Gewand aus Linnen, das mit einem Purpurstreifen geziert ist. Ärmel fehlen daran, damit die Arme frei bleiben. Über dem Herde hängt der Kessel. Er ist mit Haferbrei gefüllt. Am Holzspieße steckt ein Bärenschinken, der von einem Knechte langsam über dem Feuer gewendet wird. Eine Magd kauert indessen neben einem Steine nieder, schüttet Gerstenkörner darauf und zerreibt mit einem kleineren Steine die Körner zu Mehl. Eine Mühle ist den Germanen noch unbekannt. Vor der Haustür sitzt die Großmutter mit der Spindel und leitet die Enkelin zum Spinnen an. Da ertönt Hundegebell. Der Hofherr kehrt mit seinen Freunden von der Jagd heim. Es sind riesige Gestalten. Ein Wolfsfell dient als Mantel; er wird am Halse durch einen Dorn zusammengehalten. Die Hausfrau eilt dem Hofherrn entgegen, bewillkommnet die Gäste und bewundert die reiche Beute, die sie mitgebracht haben. Dann treten sie in das Haus, und die Männer nehmen an einem Tische neben dem Herde Platz. Bald stellt die Hausfrau das einfache Mahl auf den Tisch und reicht ihnen das mächtige, mit Met gefüllte Trinkhorn. Nach dem Essen vertreiben sich die Männer die Zeit mit Würfelspiel. Sie werden dabei sehr leidenschaftlich. Zuerst spielen sie um Rinder und Pferde, dann um Knechte und Mägde, um Weib und Kind und zuletzt wohl gar um die eigene Person. 5. Göttersagen. a. Wodan, Areia und Chor. 1. Wodan. Unsere Vorfahren waren Heiden. Sie verehrten viele Götter. Ihr oberster Gott hieß Wodan. Er hat nur ein Auge, das ist die Sonne. Der blaue Himmel, geschmückt mit goldenen Sternen, ist sein Mantel. Ein breiter Hut, die Wolke, beschattet sein Angesicht. Er sitzt auf goldenem Throne und schaut aus seinem Himmelsfenster auf die Menschen herab. Auf der Rücklehne seines Thrones sitzen zwei Raben. Jeden Morgen fliegen sie hinaus in die weite Welt. Zu Mittag kehren sie wieder und flüstern ihm ins Oht, was sie auf ihrem Fluge gehört und gefehen haben. Wenn des Abends der Wind in den Bänmen rauscht und die Äste stöhnen und knacken, dann reitet Wodan durch die Luft. Sein Roß hat acht Beine und läuft so schnell wie der Wind. Hinter ihm her saust das wilde Heer. Das sind die Seelen der Gestorbenen. Wer diesem Zuge begegnet, der wirft sich platt auf die Erde, um nichts zu sehen und zu hören. Denn Tod und Verderben drohen dem, der den Zug ansieht oder es gar wagt, Wodan anzurufen. 2. Freia. Die Gemahlin Wodans war Freia. Als Göttin der Erde heißt sie auch Hertha oder Holda (in der Sage Frau Holle). Im Frühlinge schmückt sie die Erde mit Blumen und frischem Grün. Nach der Göttin Freia ist der Freitag benannt. 3. Thor. Wodans Sohn war der Frühlings- oder Donnergott Th or oder Donar. Sein Haupthaar und fein Bart sind rötlich wie Feuerlohe, Blitze zucken daraus hervor. Sein Wagen ist mit zwei Ziegenböcken bespannt. Wenn er durch die Wolken fährt, dann donnert es; wirft er seinen Hammer auf die Erde, dann 1*

8. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 2

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
d) Zur Zeit der Geburt Christi lebten die Sueben (= die Schweifenden oder Selbständigen) in unserem Lande. Sie waren von Osten her eingewandert und galten für das kampflustigste aller germanischen Völker. Ihre Freude war der Kr i e g und in Friedenszeiten die I a g d; nebenbei trieben sie auch Acker-!' a u und Viehzucht. Die ©neben, unter welchen wir uns wohl unsere deutschen Voreltern vorzustellen haben, waren Leute von riesenhaftem Körperbau mit gelblichen Haaren, blauen Augen und erschrecklichem Blick, den selbst die Römer fürchteten. >zhre Kleidung bestand aus Tierfellen; ihr Lieblingsgetränk war Gerstenbier. Als Tugenden nannten die Römer ihre Wahrhaftigkeit, Keuschheit, Treue und Tapferkeit, als Untugenden ihre Spiel- Trink- und Streitsucht. Tie obersten Götter der ©neben waren W o -tan, Donar, Z i u und Freia oder F r i g g a. Wotan wurde verehrt als Gott des Waldes, der. Jagd und des Krieges, der die Schlachten lenkt und entscheidet und die gefallenen Helden bei sich in Walhalla aufnimmt, wo sie ihre Zeit abwechselnd mit Spielen und Trinken zubringen; Donar gebot über Wolken und Regen, über Berge und Felsen und bekundete sich durch Donner und Blitz; Zin führte das Kriegsschwert in der Hand, und Freia oder Frigg a, die Gemahlin Wotans, wachte über die Ehe und die häusliche Ordnung. Die Götter wurden in heiligen Hainen und Wäldern verehrt. Die Opfer, welche man ihnen brachte, bestanden aus Früchten und Tieren und bisweilen auch aus kriegsgesangenen Feinden. Nach Z i n ist unser Dienstag, nach Donar unser Donnerstag und nach Freia unser Freitag benannt von den (©neben rührt der Name Schwaben (5. Jahrhundert n. Chr.) her. 2. Die Nömerhtrrschiift. Die Römer wurden mit den Bewohnern unseres Landein den Jahren 73—58 v. Chr. durch Ariovistus, den Heerführer verschiedener deutscher Stämme (darunter auch der

9. Elsässische Geschichtsbilder - S. 9

1884 - Straßburg : Bull
— 9 — Urteil. Wer durch ein schweres Berbrechen das Recht bricht, kann von der Familie des Verletzten straflos verfolgt werden. Der Verletzte kann entweder durch Bermittelung des Volkes Sühne fordern oder selbst Rache nehmen. Landesverrat, Empörung beim Heere, Mordanschlag gegen den Herzog werden mit dem Tode bestraft. Von dem wahren Gott wußten die Alemannen nichts; sie hatten viele Götter und Göttinnen, die sie aber nicht in Tempeln verehrten. Wälder und Haine waren die Stätten ihres Gottesdienstes. Hier, im Brausen der Bäume, im Rauschen der Quellen und Bäche, glaubten sie den Himmlischen näher zu sein. Ihre Hauptgottheit war Ziu, später Donar, der Donnergott, von dem ein Wochentag, der Donnerstag, seinen Namen hat. Später trat Wodan, Wnotan mit seiner Gemahlin Freia in den Vordergrund. Wnotan ist der König der Götter und Ahnherr der deutschen Stämme, der Gott der Luft und des Himmels. Von ihm kommen die höchsten Güter und Gaben, Fruchtbarkeit der Felder, Sieg und Ruhm, Schönheit und Glück. Er hat nur ein Auge, die Sonne, einen breiten, niederhängenden Hut, das schattende Gewölk, einen weiten, blauen Mautel, die weite blaue Luft; sein schnaubendes weißes Roß ist der Wind. Zu ihm kommen die Seelen der gefallenen Helden, welche er in seinen himmlischen Königssaal, die Walhalla, als Gäste und Dienstmannen aufnimmt. Mit ihnen, den Helden Walhallas, und den Schicksalsgöttmnen, den Walküren, jagt er in unersättlicher Streitlust durch die Lüfte. Zahlreiche Sagen haben sich im elsässischen Volksglauben von ihm erhalten, ebenso von seiner ebenbürtigen Gemahlin Freia. Nach ihr ist der Freitag genannt. Sie war die oberste Göttin und vereinigte in sich die Eigenschaften aller übrigen Wasser-, Licht- und Erbgöttinnen. Außer den Göttern gab es eine Menge halbgöttlicher Wesen: Riesen und Zwerge, Elfen, Feen, Nixen u. a., die ebenfalls in den Sagen fortleben. So die bekannte Erzählung vom Riesenspielzeug: In einem Seitenthale der Brensch ragen die Trümmer der Burg Niebeck auf einem hohen Felsen empor. In den Zeiten, ba noch die Riesen auf den Bergen hausten, stieg einst ein Riesenfräulein von der Burg herab in das Thal, wo gerade das Feld bestellt wurde. Verwundert erblickte sie das Bäuerlein mit den Pferden, den Acker pflügend, und dachte: Welch’

10. Zur deutschen Geschichte - S. 2

1887 - Breslau : Hirt
3. Wakdur. Hohe und heilige Götter walten, Wuotans Kinder, in allen Dingen: Aber einmütig hör' ich die Alten Lob vor allen dem Baldur fingen! Gleichwie der Alpen sonnige Firne Tief noch in unsere nächtliche Grotte Strahlet die ewige heitere Stirne Baldur dem hohen, blühenden Gotte. Alles segnende Sommermilde Webet um seine Augenlieder, Schönheit leuchtet aus seinem Bilde Allbezaubernd zur Erde nieder. Aus seinen Augen, den himmlisch blauen, Azurreinen, unendlichen Quellen Fühlt man die Liebe herniedertauen In ihren sanften, lichthellen Wellen. Gleich wie die Rose aus zarter Hülle Zauber und Duft still prangend entfaltet, Also entströmt ihm der Weisheit Fülle Labend und schön und vielgestaltet. Das Recht verkünden an heiliger Eiche Lehrt er die lauschenden Söhne der Helden, Runenkunst auch, die zauberreiche, Wunder der Vorwelt der Nachwelt zu melden. Hohe und heilige Götter walten, Wuotans Kinder, in allen Dingen: Aber auch mein Lied muß mit den Alten Lob vor allen dem Baldur singen. <Z. Ling. (Aus 6er <Zt>ba.) 4. Aus dem Götterwagen") ziehet Freia durch die Welt einher — Thränenlos ihr Antlitz glühet, Bang in Schmerz und sorgenschwer. Mit dem Schmuck der Perlenkrone"') Und der Glockenblumen Kranz""), Ihrem Unglück wie zum Hohne Schmückt sie ew'ger Schönheit Glanz. Reizumstrahlt im herbsten Kummer, Jugendlich im lichten Schein — Ohne Ruh' und ohne Schlummer Eilt sie durch die Welt allein. Sehnend hebt sie ihre Arme Nach verlornem Liebesglück, Und mit bitterm, tiefem Harme Irrt der trostlos-bange Blick. Areia.*) Schönheit konnt' sie nicht beschützen Vor Verrat und herbem Schmerz. Treue Liebe zu besitzen, Wähnt so bald ein Frauenherz. Ach, und wird so bald verlassen — Männertreu' verweht der Wind. Was sie liebend auch umfassen, Ist vergessen gar geschwind. Denn nur in den Frauenherzen Findet Lieb' ihr Heimatland — Treu gewährt mit tausend Schmerzen, Als ein göttlich Unterpfand. Arme Freia, ach dein Gatte Odur, mit dem leichten Sinn, Deine Liebe, die er hatte, Warf er leicht und lächelnd hin. *) Die nordische Göttin der Liebe. **) Von Katzen, dem Sinnbilb der Zärtlichkeit, gezogen. ***) Der kostbare Schmuck Breising, ein Werk der Zwerge. * ) Schneeglöckchen, von beneit in der norbifchen Vorzeit die Brautkränze geflochten würden

11. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 10

1907 - : Velhagen & Klasing
— 10 — Die den Strohtod Gestorbenen gelangen nicht in die Walhalla, sondern -kommen in die Unterwelt zu der Götttn Hel. (Aus „Hel" [= Hehlerin, Verbergen^ ist das Wort „Hölle" entstanden.) Im Herbste und in den heiligen 12 Nächten (Wynachten, d. h. geweihten Nächten) zieht Wodan mit Sturmgebraus durchs Land. Blitzschnell fährt er dahin; denn ein achtsüßiges Roß trägt ihn. Im Heulen des Sturmes meinte man das Geheul seiner Wölfe zu vernehmen. Im Gefolge des Sturmgottes sieht man allerlei Gestalten von Jägern und Hunden, d. s. die Seelen der Gestorbenen. (Sage vom wilden Jäger I., S. 5.) (Die Stürme jagen die Regenwolken vor sich her. Darum ist Wodan auch der Gott der Fruchtbarkeit.) 3. Frigg oder Freia ist die Gemahlin Wodans. Unter dem Namen Nerthns (Hertha), d. i. die Mutter Erde, wurde sie auf der Insel Rügen verehrt. „Es ist auf einer Insel des Mzeans ein heiliger fjain und darin ein geweihter, mit einem Gewände bedeckter wagen. Ihn zu berühren, ist nur dem Priester erlaubt. (Er merkt es, daß die Göttin in ihrem Heiligtum gegenwärtig ist, und begleitet sie dann, wenn sie auf dem mit Kühen bespannten wagen dahinfährt, in großer Ehrfurcht. Dann herrscht Freude und Jubel an den ©rten, die sie ihres Besuchs würdigt. Friede und Ruhe sind nur so lange besannt und erwünscht, bis der Priester die Göttin, wenn sie genug hat vom Umgange mit den Sterblichen, in den heiligen Raum zurückbringt. Alsbald werden wagen und Gewand und, wenn man es glauben will, die Gottheit selbst in einem verborgenen See abgewaschen. Die Sklaven, die den Dienst verrichten, verschlingt sogleich der See." (Tacilus.) Als Freia war sie ihrem Gemahl Wodan die treue Hausfrau, die mit Aug' und Hand den Haushalt leitete. Sie beförderte auch den Flachsbau und das Spinnen. An ihrem goldenen Spinnrocken spann sie wunderschönes, weiches Garn, das sie fleißigen Spinnerinnen als Belohnung schenkte. Dieses Garn nahm niemals ein Ende, so daß die Beschenkten ihr Lebtag genug Garn für ihren Webstuhl hatten. Fand aber die Göttin, wenn sie in den 12 Nächten in den Häusern Umschau hielt, noch Werg aus einem Rocken, so strafte sie die faule Spinnerin. Sie ist auch die Beschützerin der Ehe. Von ihrem Namen stammt das Wort „frigen" — freien, und ebenso ist der Freitag nach ihr benannt. Der Wagen, auf dem sie fuhr, war mit Katzen befpannt. Die Bräute pflegten sorgsam die Katzen, die Lieblingstiere Freias, damit sie am Hochzeitstage gutes Wetter bekämen. 4. Thor oder Donar ist ein Sohn Wodans. Ihm gehört das weite Luftgebiet zwischen Himmel und Erde. Auf den höchsten Bergspitzen hat er seinen Wohnsitz. Er lenkt das Wetter und sendet Tau und Regen. Nach hartem Kampse vertreibt er die Berg- oder Frostriesen und hält als Frühlingsgott mit seiner Schwester Ostara seinen Einzug. Wenn aber im Sommer die Glutriesen alles Grün versengen, dann zieht Thor in einer schwarzen Wetterwolke herauf. Ein roter Bart umrahmt sein Gesicht, und seine Locken leuchten gleich einer Feuerlohe. Er steht auf seinem Wagen, der mit zwei Ziegenböcken bespannt ist. Die rollenden Räder verursachen den Donner. Aus seinem roten Barte sprühen Blitze, und mit der Hand wirft er seinen Hammer gegen die Bergriesen. Tödlich getroffen, taumeln diese dahin. Von den Tagen ist ihm der Donnerstag geweiht. In manchen Sandgruben findet man noch heute merkwürdig geformte spitze Steine. Man nennt sie Donnerkeile, weil man glaubte, daß die Blitze Thors in die Erde gefahren feien und sich in diese Steine verwandelt hätten. (In Wirklichkeit sind es versteinerte Schalen von jetzt nicht mehr lebenden Tintenfischen.) Von den Bäumen ist die Eiche dem Thor geheiligt; denn nach ihr wirft er oft seinen Hammer. Seine Lieblingstiere sind der Fuchs, das Eichhörnchen und das Rot-

12. Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage - S. 203

1904 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 203 — Walküren, nach Walhalla bringen. Dort werden die Helden mit Lied und Gesang empfangen. Mit Wodan durchziehen ne die Jagdgründe des Himmels, mit ihm setzen sie sich zu Mische, schmausen von einem Eber, der stets wieder heil und ganz wird, und trinken Met aus großen Hörnern. ^Ltetv sind die Walküren bereit, den Genossen Wodans zu dienen. So leben diese Tag für Tag ohne Sorge, werden nicht krank noch alt, und essen mit den Göttern von den Äpfeln der ewigen Jugend. Es ist die größte Wonne, in Walhall mit Wodan den Tisch zu teilen, darum ist es der Wunsch jedes tapferen Helden, aus der Walstatt den Tod zu finden, damit er von den Walküren getragen werde nach Walhall. Der vierte Tag der Woche ist der geweihte Tag Wodans, und zu Wintersanfang ist sein Fest, das zwöls Nächte dauert. Dann führt Wodan im Sturmwind das wilde Heer durch bte Luft, stürzt die Stämme uralter Bäume, aber segnet auch Bäume und' Fluren, daß sie reiche Früchte tragen. b. Neben Woban sitzt Freia, die Mutter bergen, auf dem Hochsitz in Walhalla. Sie ist weise wie Woban und kennt das Schicksal der Sterblichen. Da sie die Hausfrau des Gvttesvaters ist, so nehmen wir ii'bischen Frauen uns Freia zum Borbilb. Wie sie die Ehre des Herbes schützt, so soll es auch jebe irbifche Hausfrau tun. Sie führt die Walküren zur Walstatt und reicht den Helben, die in Walhall eintreten, das Trinkhorn. Und fleißig ist Freia! Sie spinnt selbst am Rocken; fleißige Spinnerinnen belohnt, faule bestraft sie. Oft fährt sie bei nächtlicher Weile auf goldenem Wagen umher. Katzen ziehen den Wagen; benn das fiub die Lieblinge der Göttin. Wollen die Bräute zur Hochzeit gutes Wetter haben, so bürfen sie nicht versäumen, die Katzen gut zu füttern. Wohin Freia auf ihrer Fahrt kommt, ba verbreitet sie Frieden und Fruchtbarkeit. Die Erbe schmückt sich mit frischem Grün, und Halme entsprießen dem Acker. Weil sie so holb und sreunblich ist, nennen wir sie auch Frau Hnlba ober Frau Holle. Der Freitag ist Freias Tag, und von ihr hat er seinen Namen. c. Woban hat einen gewaltigen Sohn, der heißt Donar. Er hat einen seuerroten Bart; in seiner Hand hat er einen Hammer ; beit haben ihm die Zwerge tief in den Bergen geschmiebet. Der Hammer ist sein kostbarstes Kleinob. Auch hat er einen Gürtel; wenn er den umlegt, erhält er boppelte Krast. In einem rollenben Wagen fährt er durch die Lust bahin, von zwei Böcken gezogen. Blast Donar in feinen Bart, so sprühen bte Blitze heraus, und schlägt er mit dem Hammer gegen das harte Felsgestein ober gegen den Schilb des Riesen, so grollt der Donner durch die Lust, und Regen rauscht nteber. Dann sollen die Menschen die Arbeit ehrfurchtsvoll liegen und stehen lassen und das Mahl nicht anrühren, sonbertt nur benfen, daß Donar das Laub segne und

13. Die deutsche Urzeit - S. 197

1905 - Gotha : Thienemann
— 197 — Neig bi, o neig bi, Mareieli, neig bi, Neig bu bich vor des Herren Hus, Es schauen viel schöne Damen bruß. Ein roter Apfel, ein bruner Kern: Die Frau ist hübsch, sie lachet gern, Ein' golbenen Faben zieht er um si 's Hus: Abe! nu ist das Maienlieb us. Vgl. Erk und Böhme, Liederhort Nr. 1236—1263; Böhme, Kinderlieb und Kinderspiel Nr. 1630 —1649. 2. Freia, Frau Holle, Berchla. Freia, ahd. Fria, urgerm. Frijö, ward in ganz Deutschland verehrt; nach ihr ist der Freitag benannt, mhd. vritac, ahd. friatag, d. i. der Tag der Freia. Fri hatte neben der Bedeutung frei auch die: lieb, geliebt; und daher heißt got. frijon = lieben; got. frijönds = ahd. friunt, mhd. vriunt, nhd. Freund = ein Liebender oder auch Geliebter. Also bedeutet auch Freia die Geliebte, die Gemahlin. Wessen Geliebte, wessen Gemahlin? Erst Zins, dann Wodans, nachdem der Wodankult der herrschende geworden. Und davon, ob Freia als Gemahlin Zius oder Wodans gedacht wird, sind die Vorstellungen, die man von ihr hatte, abhängig. a. Als Gemahlin des Ziu war Freia Erd- oder Sonnengöttin. Weil Erdgöttin, sührt sie im zweiten Merseburger Zauberspruch den Namen Fulla oder Volla, d. i. die Üppige, die Spenderin der Fruchtbarkeit. Die Sonnengöttin Freia ist eine Jungfrau oder Frau mit langem, goldigem Haar (Sonnenstrahlen) und blauem Kleid (blauerhimmel). Um die Jungfrau Sonne wirbt der Sonnengott Ziu; er reitet durch die Waberlohe, den flammenden Zaun der Morgenröte, hinauf auf einen Felsen, küßt die schlafende Göttin wach und vermählt sich ihr. (Siegfried-mythus: wie Sigurd Brüuuhild erlöst — Dornröschen.) Beinamen der Göttin waren die im zweiten Merseburger Zauberspruch genannten Göttinnen Sunna und Sinthgnnt, ferner Ostara, d. i. die Morgenröte oder Lichtgöttin; denn nach einem Gesetz der Mythenbildung werden besondere Tätigkeiten oder Beinamen einer Gottheit zu neuen Gottheiten erhoben. In Mitteldeutschland hieß die Göttin zumeist die Holda, d.i. die Holde, Gnädige, und der Name wandelte sich durch Angleichung um in Frau Holle; in Süddeutschland nannte man sie Berchta, Perchta, Berta, d. i. die Glänzende, Leuchtende (vgl. S. 109 Albrecht). Der Sonnengöttin war der Sonnenkäfer heilig. Beobachtung: Im Siegfriedmythus wird Brünnhild als Göttin der Erde (S. 181) und der Sonne zugleich gedacht, auf jene deuten hin Schlaf, Panzer, auf diese Waberlohe, blendende Schönheit. Vergleiche: Nach einem Gesetz der Mythenbildung werden besondere Tätigkeiten oder Beinamen einer Gottheit zu selbständigen, neuen Gottheiten erhoben.

14. Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage - S. 210

1904 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 210 — Hoch flog ich zu Häupten — du kanntest mich kaum — Durch die Wipfel der Wälder, dein Trost und dein Traum Ich brach vor dem Bugspriet durch die Brandung dir Bahn, Vor dem Schiffe dir schwamm ich, weiß-schwingig, ein Schwan. Ich zog dir zum Ziele den zischenden Pfeil, Aufriß ich das Roß dir, das gestrauchelt am Steil. Oft sing ich des Feindes geschwungenes Schwert, Lang hab' ich die Lanzen vom Leib dir gewehrt. Und nun, da die Norne den Tod dir verhängt, Hab' ich dir den schnellsten, den schönsten geschenkt. „Sieg!" riefest du selig, „Sieg, Sieg allerwärts!" Da lenkt ich die Lanze dir ins herrliche Herz. Dn lächeltest lieblich — ich umsing dich im Fall — Ich küsse die Wunde — und nun auf: — nach „Walhall!" F. Dahn. Halle, in ursprünglicher Bedeutung die Wohnung des Königs (im Gegensatz zu „Diele"). Walhall also die königliche Wohnung für die im Kampfe Gefallenen. In Walhall führen sie den Namen Einherier. Mit Wodan essen sie vom Eber, der stets wieder heil wird. Spuren dieses Glaubens finden sich noch in dem Märchen von Schlaraffenland. (Es gehört in das 3. Schuljahr und kann hier zur Bestätigung herangezogen werden.) Bei Wodan und Walhall dachten sich unsre Vorfahren alle die Wonnen und Freuden ihres Lebens in ungetrübter Dauer; daher Jagen, Trinken und Essen, selige Ruhe und ewige Jugend als die höchste Hoffnung. Sie glaubten von Wodan, was der folgende Vers sagt: Wodan!) streut Segen Tag und Nacht Von seinem Throne nieder Und lehrt den Krieg und lehrt die Jagd Und spendet hohe Lieder Und ist uns nah in Leid und Lust, Durchströmt mit Mut der Krieger Brust Und nimmt nach ruhmvollem Ende Die Helden in feine Hände. Freia, Hulda, Frau Holle. Nur am Freitage werden in manchen Gegenden die Hochzeiten gehalten. Die Erinnerung an Freia lebt in dem Volksmärchen von Frau Holle. Dort tritt die Strafe für die faulen, der Lohn für die fleißigen Spinnerinnen in packender Weise hervor; nur daß die herrliche Freia im Märchen zu einem alten Mütterchen zusammengeschrumpft ist. Das Wort freien — heiraten erinnert auch an Freia als an die Stifterin und Beschützerin der Ehe; desgl. das Wort Frau. !) Wotan von Hans Thoma. Zeitgenössische Kunstblätter. Volkstümliche Ausgabe moderner Werke der deutschen Griffelkunst. Nr. 51. 2 ji.

15. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 6

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 6 — Anerkennen müssen wir endlich den männlichen Mut, den der Deutsche zeigte im Kampfe mit dem Wilde des Waldes oder in blutiger Schlacht mit den Feinden seines Volkes. Zusammenfassung. Iii. Association. Die alten Deutschen und die Israeliten zur Zeit der Patriarchen. 1. Beide Völker waren Ackerbauer. Diese erbauten Korn, Gerste, Hafer, Flachs; jene Korn, Weizen rc. 2. Beide beschäftigten sich mit Viehzucht. Diese hatten Rinder und Pferde, jene Schafe, Rinder, Esel, Kamele rc. 3. Beide lebten auch von der Jagd (Esau). 4. Der kriegerische Sinn der Deutschen, ihr Wohlgefallen an gefahrvoller Jagd, ihre erstaunliche Tapferkeit in blutiger Schlacht war ven Israeliten weniger eigentümlich. 5. Die Religion der Israeliten war dagegen eine edlere, als die der Deutschen. Jene verehrten nur einen Gott, während die alten Deutschen Heiden waren und viele Götter anbeteten, z. B. den Wuotan, den Donar, die Freia rc. Jene opferten die Erstlinge des Feldes und der Herde, diese aber scheuten sich nicht, sogar Menschen auf dem Opfersteine verbluten zu lassen. Iv. System. Welche Feldfrüchte erbauten die alten Deutschen? Korn, Hafer, Gerste, Flachs. Welche Haustiere hatten sie? Rind, Pferd. Welche Speisen und Getränke? Fleisch des Rindes, Bären, Schweines, Hirsches, Auerochsen, Bier, Milch. Welche Waffen? Schild, Spieß. Gottheiten: Wuotan, Freia, Donar, Sonne, Mond. V. Methode. Suche Spuren der alt-heidnischen Zeit, die sich bis zur Gegenwart erhalten haben. 1. Namen der Wochentage. Sonntag (dem Dienste der Sonne geweiht), Montag (Mond), Mittwoch (im Norden heißt derselbe Wodanstag, erinnert also an Wodan), Donnerstag (Donar), Freitag (Freia)- 2. Die Namen mancher Berge weisen uns auf die Vorzeit. Odenwald (Odin oder Wodan), Donnersberg (Donar), Wolfshügel bei Dresden und die Bärensteine bei Königstein. Diese Namen weisen uns darauf hin, daß früher Wölfe und Bären in jenen Gegenden gelebt haben. 3. Suche Ähnlichkeiten zwischen Freia und der Frau Holle (Grimms Märchen). _ Lohn dem Fleiße, Strafe der Trägheit. 4. Aufsatz: Ein Tag aus dem Leben eines alten Deutschen.

16. Deutsche Geschichte - S. 11

1912 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
5. Der Gtterglaube, der Germanen. 11 wilden Jger oder Hackelberg. An manchen Orten Schwabens heit das Heer Wuotesheer oder wtendes Heer. b. Donar. Wodans gewaltigster Sohn hie Donar. Von ihm hat der Donnerstag seinen Namen. Er war der Gewittergott. Rot ist sein Bart, gleich dem lohenden Blitz; mit polterndem Wagen, der von Bcken gezogen wird, fhrt er durch die Luft und schleudert seinen Hammer, der von selbst in des Gottes Hand zurckkehrt. Schleudert er den Hammer gegen die Erde, so blitzt es. Er zersprengt das Wintereis, zerschmettert mit seinem Hammer die Felsen, die den Anbau hemmen, und spendet den Fruchtbarkeit schaffenden Gewitterregen. Daher war Donar der Liebling der Bauern. Ihm zu Ehren loderten in der Sommerzeit auf den Bergen Holzste von Eichen, Erlen und Bocksdorn. Heilig waren ihm die rotfarbigen Tiere Fuchs und Eichhorn. c. 3ruf Der einarmige Ziu, nach dem der Dienstag (schwbisch Ziestag) seinen Namen hat, war der Gott des Krieges und heit als solcher bei den Sachsen Jrmin oder Saxnot, d.h. Schwertgenosse; er hatte nur den Arm, der das Schwert regiert. Ihm zu Ehren stimmten die Krieger Kriegsgesnge an und fhrten nackte Jnglinge die Schwert-tnze auf. 3. Gttinnen, a. Freia. Wodans Gemahlin ist Freia, die Gttin des Frhlings und die Beschtzerin der Ehe und der Familie. Bon ihr hat der Freitag seinen Namen. Sie war die Herrin der Wolken und sandte Schnee und Regen auf die Erde. Wie der Gemahl durchbraust sie die Luft; als Frau Holle, die ihr Bett schttelt, da die Federn als Schneeflocken fliegen, lebt sie in der Volkssage noch heute. Auf einem mit Katzen bespannten Wagen fuhr_ sie einher; und wollten die Brute zur Hochzeit gutes Wetter haben, so versumten sie nicht, die Lieblinge der Gttin, die Katzen, gut zu fttern. Wo Freia hinkam, verbreitete sie Frieden und Fruchtbarkeit. Die Erde schmckte sich mit frischem Grn, und Halme entsprossen dem Acker. Als Gttin der Ehe beschirmte sie das husliche Glck und achtete darauf, da alles im Hause Wohlstand. Sie prfte den Flei der Mgde und sah nach, ob in der Spinnstube ein feines Gespinst hergestellt wurde. Sie strafte die Faulen und belohnte die Fleiigen, wie uns das Mrchen von Frau Holle noch heute erzhlt. b. Ostara. Die lieblichste Gttin war Ostara, Donars Schwester; sie war die Gttin des aufsteigenden Lichtes. Ihr Fest fiel in dieselbe Zeit, in der wir das Osterfest feiern. Der Name des Osterfestes und die fterfeuer erinnern noch jetzt an diese Gttin. c. Hel. Schrecklich aber war die Todesgttin Hel, die Verhohlene, Verborgen (verhehlen!); sie wohnt im Dunkel der Unterwelt, in deren trbseliges Reich alle die hinabsteigen, welche nicht den Tod des Kriegers auf dem Schlachtfelde sterben. 4. Die Gtterverehrung. Nicht in Kirchen und Tempeln verehrten unsere Vorfahren die Götter. In heiligen Hainen, auf Berges-hhen oder an rauschenden Quellen standen die Opfersteine oder Altre. Die Umgebung des Altars war eingehegt und durch Wchter geschtzt. An den Bumen, die den Opferstein umstanden, hingen die

17. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 276

1860 - Stuttgart : Hallberger
276 reien und Trinkgelage, und ihr Gerstensaft durfte auch bei ihren öffent- lichen Berathungen nicht fehlen. Das Spiel liebten manche so leidenschaft- lich, daß ste darüber Hab und Gut, und endlich gar ihre Freiheit ver- spielten. Sie waren auch nicht die pünktlichsten, wenn eine Volksver- sammlung zusammenberufen war, und ließen gerne auf sich warten; Feh- ler, von denen leider heute noch mancher im deutschen Blute liegt, und doch endlich daraus vertrieben werden sollte. Das Reinliche gilt von ihren oftmaligen Uneinigkeiten und Fehden unter einander. Wenn keine Ursache zu Fehden war, so suchte man sie bei andern Stämmen. Greulich ist es zu sagen, daß ste dann Hirn- schädel erschlagener Helden als Schale fassen ließen und bei ihren rohen Festen Bier oder Most daraus tranken. Daß unsere deutschen Voreltern bet allerlei löblichen Sitten und Gewohnheiten doch auch so manche schlimme hegten, wird uns nicht wundern, wenn wir bedenken, daß sie noch mehrere Jahrhunderte nach Christi Geburt Heiden gewesen sind. Sie verehrten die Sonne und den Mond, ferner Bäume, Hügel, Flüsse, Thäler; diesen oder vielmehr den unsichtbaren Wesen, die sie sich dabei dachten, opferten sie Pferde und andere Thiere. Wodan oder Odin, Thor, Freia oder Frigga waren Hauptgottheiten der alten Deutschen. Vom Thor, dem Donnergott, soll der Donnerstag, von der Freia, der Göttin der Erde, der Freitag seinen Namen haben. Sie unterhielten für ihre Götter heilige Haine. An den Opferstätten wurden die Gaben der Erde, Erstlinge der Früchte, unge- säuerte Kuchen und Kessel voll Biers dargebracht; doch waren die mei- sten Opfer blutig. Bei den Franken und Alemannen wurden hauptsäch- lich Thierhäupter auf den Altar gelegt, aus deren Gehirn die Priester weissagten; doch auch Menschenopfer dauerten fort bis zur Einführung des Christenthums. Bei den Friesen herrschte, wie bei den heidnischen Bewohnern der Südseeinseln, die unmenschliche Sitte, daß Mütter, welche etwa zu viele Kinder (besonders eines Geschlechts) zu haben glaubten, ein neugeborenes, ehe es Nahrung empfangen hatte, den Göttern opfern, d. h. tödten durften. Die Sachsen pflegten je den zehnten Gefange- nen durchs Loos zum Opfer zu bestimmen. Bei den Herulern mußten sich die Weiber an dem Grabe des verstorbenen Gatten selbst das Leben nehmen, um ihm in das andere Leben, das sie nach dem Tode glaubten, nachzufolgen; thaten sie das nicht, so waren sie ihr Leben lang verach- tet. Dies ist ebenso bei den Heiden in Ostindien noch zuweilen der Fall. Den Abgeschiedenen wurden ihre Waffen und was ihnen sonst das liebste war, in das Grab gelegt, damit sie in Walhalla (dem vermeintlichen

18. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 52

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
52 8. Vom Glauben und Götterdienst der alten Deutschen. dem Ackerboden die Feldfrucht abzugewinnen, aus dem Getreide wohlschmeckendes Brot zu backen, Flachs und Hanf zu feinen Fäden zu spinnen und diese in köstliche Leinwand zu ver- weben. Helfend, segnend und prüfend ziehen sie durch die Lande, sehen zum Rechten in der Wirtschaft und erteilen wert- volle Lehre für Haushalt und alle weibliche Arbeit. So traten sie dem Menschen näher als die hohen Götter, das Berhältnis zu ihnen war traulicher und heimlicher. Manche Namen von Göttinnen werden uns genannt, so der der Erd- göttin Nerthus, die auf einer Insel der Ostsee in einem Hain neben einem See ihr Heiligtum hatte. Dort war auch ein geweihter Wagen, mit Tüchern überdeckt. Ihn anzu- rühren war allein dem Priester erlaubt. Er erkannte aus geheimnisvollen Anzeichen, wenn die Göttin unsichtbar den Wagen bestiegen hatte, und er geleitete sie, von weißen Kühen gezogen, durch die Lande. Dann war überall Frieden und Freude, festlich schmückten sich alle Stätten, die die Göttin ihres Besuches würdigte. Wenn sie aber des Umgangs mit den Sterblichen satt war und der Priester sie ins Heiligtum zurückführte, wurden der Wagen und die Tücher in jenem See gewaschen, der die dienstleistenden Sklaven sogleich ver- schlang. Nicht minder geheimnisvoll sind die drei Nornen oder Schicksalsfrauen. Sie sitzen an einem heiligen Brunnen, wo sie die Schicksalsfäden der Menschen spinnen und weben. Deutlicher und heller stehen vor uns zwei hohe Gestalten, die beiden vornehmsten Göttinnen Frija und Freia. Frija ist die Gemahlin Wodans, die Mutter der Äsen. Neben ihm thront sie auf dem Hochsitz. Sie ist weise wie ihr Gatte und kennt das Schicksal der Sterblichen. Als Hausfrau des Göttervaters gilt sie für das Vorbild aller irdischen Hausfrauen, sie schützt die Ehre des Herdes und wacht streng über der ehelichen Treue. Als Hausmutter er- scheint sie selbst mit Schleiertuch und Spinnrocken. Ihr zur Seite waltete ihr verjüngtes Ebenbild, Freia, die Göttin der Liebe und Schönheit. Eine liebliche Sage erzählt, sie sei vermählt gewesen, aber ihr Gatte hätte sie verlassen. Da sei sie aufgebrochen, ihn zu suchen bei allen Völkern der Welt,

19. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 93

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Wodan auf der Walstatt. 93 Wege!" Ängstlich bergen sich die Menschen in ihre Häuser und lassen die wilde Jagd vorüberziehen, und wehe dem, der sich hinauswagt: unaufhaltsam wird er mitgerissen und muß folgen durch die Lüfte, und nie kommt er wieder. Dem Schmied aber, der einst in wilder Sturmnacht gefällig sein Roß neu beschlug, hinterließ der Gott das zerbrochene Eisen, und am nächsten Morgen war es eitel Gold. — So ist Wodan in den wilden Wäldern Deutschlands vor allem der Sturmgott, der über die Baumwipfel saust, der auch über das Meer fährt und die Schiffe an den Schnäbeln packt und lenkt, wohin er will, und noch Jahrhunderte nachher, als man nicht mehr an die alten Götter glaubte, erzählte man sich in furchtbaren Sturmnächten vom „wilden Jäger", und damit er die Menschen schonte, stellte man ihm noch lange Futter für Pferd und Hunde vor das Fenster. C. Wodan aus der Walstatt. Am liebsten aber stürmt Wodan dahin, wo es Kampf und Schlacht gibt. Dann schwingt er den Goldspeer, die beiden Wölfe jagen voran, und hinter ihm stürmt die Schar der Walküren, der schnellen Schlachtjungfrauen mit goldenem Haar und goldener Brünne; allen voran Freia, die wunderschöne, jungfräuliche Göttin. Wenn der Zug die Erde berührt, dann regnet es Blut, und die Speere fliegen wie Flocken im Schneegestöber. Wodan aber lenkt die Schlacht; er führt seine Lieblinge zum Siege, und die Walküren senken dem die Lanze ins Herz, dem zu sterben bestimmt ist. Oft auch greift er selbst zur Waffe: dann saust sein nie fehlender Goldspeer dahin, und auch alle, über die er hinwegfliegt, sind dem Tode geweiht. Niemand aber sieht den Gott und sein Gefolge. Nur der sterbende Held sieht manchmal die weißen Flügel der Götterrosse schimmern. Dann deckt der Tod seine Augen, und eine Walküre hebt ihn mit ihren weißen Armen auf ihr Roß und reitet mit ihm empor nach Walhall. Dort werden alle auf der Walstatt Gefallenen wieder zum Leben erweckt, ihre Wunden schließen sich, Freia reicht ihnen den Willkommenstrunk, und nun leben sie ewig in Wodans Hause. Am Tage ziehen sie durch die fünfhundert und vierzig Tore Walhalls hinaus zum Kampf und schlagen sich tiefe Wunden. Am Abend aber stehen alle Verwundeten heil wieder auf, und nun sitzen sie mit Wodan beim fröhlichen Mahle. Sie schmausen vom Fleische des Ebers, das immer wieder nachwächst, und trinken feurigen Met, den ihnen die Walküren in goldenen Schalen und großen Trinkhörnern darreichen. Auch seine Wölfe speist Wodan mit Fleisch. Er selbst aber bedarf nicht der Speise: nur vom Weine lebt Wodan, der Walvater. v. Wodan der Wanderer. Aber noch anderes als Kampf und Sieg liebt Wodan: er durchforscht unablässig alle Geheimnisse der Welt und sucht nach Weisheit, „der grübelnde Äse". Hat er doch sein eines Auge hin- gegeben um einen Trunk aus dem Weisheitsquell, den ein unüberwindlicher Riese bewacht. Nun wandert er durch die Welt der Riesen und Zwerge, die geheime, uralte Weisheit hüten, und mißt sich mit ihnen in klugen Reden.

20. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 96

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
96 Skirnirs Fahrt. groß war sein Appetit. Er aß einen ganzen Ochsen, acht Lachse und alles süße Gebäck für die Frauen, dazu trank er drei Kufeu Met. Befremdet sah es der Riese. „Wie kann eine Braut so viel essen?" sagte er, »wer hat je ein Mädchen so gierig trinken sehen?" Aber die schlaue Kammerzofe wußte eine Ausrede. „Acht Tage lang hat Freia nichts gegessen vor Sehnsucht nach dir, darum ist sie jetzt hungrig." Da lachte dem dummen Riesen das Herz, und er versuchte, zärtlich unter den Schleier seiner Braut zu sehen. Aber da blitzten ihm Thors Augen entgegen, er fuhr zurück und sagte betreten: „Wie furchtbar flammen Freias Augen." Schnell aber sagte die schlaue Magb: „Acht Nächte hat Freia nicht geschlafen vor Sehnsucht nach bir, barum brennen ihr die Augen." Geschmeichelt lächelte der Riese und befahl nun, Thors Hammer herbeizubringen, damit man mit ihm zum Zeichen der Vermählung die Braut weihe. Kaum aber kam der Hammer, da fuhr der Gott empor, riß das Brautgewand herab, packte den Hammer und traf den Riesen Thrym, daß er mit zerschmettertem Haupte zu Boden sank. Der Hammer aber kehrte in die Hand seines Gebieters zurück und zermalmte Schlag auf Schlag das ganze Riesengeschlecht. Thor und Loki bestiegen dann den Ziegenwagen und sausten zurück nach Asgard. So holte Thor seinen Hammer heim. Iii. Sftntirs Fahrt (nordische Sage). Einst setzte sich Freyr, der Sonnengott, auf den Hochsitz in Walhall, da Walvater ferne war, und überschaute von hier die Welten alle. Da sah er in Riesenheim eine Jungfrau zu dem Hanse des Vaters gehen, die war so schön, daß Meer und Erde erglänzten, als sie die weißen Arme hob, um die Tür zu öffnen. Es war Gerda, die Riefentochter. — Von dem Tage an ging Freyr traurig umher, benn er konnte die Jungfrau nicht vergessen. So büßte er seine Vermessenheit, sich an die heilige Stätte zu setzen. Niemanbem aber klagte er seinen Kummer, er sprach nicht und mochte weder schlafen noch essen, und die Götter schauten ihn befremdet an. Da schickte seine Mutter seinen Diener Skirnir zu ihm, um ihn auszuforschen, was ihm fehle. Skirnir, der heitere Jüngling, kam zu ihm und sprach: „Sage mir, Freyr, was dein Antlitz gebleicht hat! Warum weilst du allein im weiten Saal?" — „Nicht kann ich dir jungem Gesellen meinen Gram vertrauen", sprach der Gott, „nie wird die Sonne mich wieder fröhlich sehen!" — Skirnir redete ihm zu: „Zusammen sind wir aufgewachsen, schon als Kinder liebten wir uns wie Brüder. Dein Gram kann so groß nicht sein, daß du ihn mir nicht sagen könntest!" — Da erzählte ihm Freyr,