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1. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 221

1903 - Wiesbaden : Behrend
221 er der Musik und wissenschaftlicher Beschftigung; besonders gern pflegte er noch in spteren Jahren das Fltenspiel. Alljhrlich bereiste er sein Land, um die Truppen zu mustern und nach allem in der brgerlichen Verwaltung zu sehen. Jeder Beamte hatte dann strenge Rechenschaft abzulegen. Gro war stets der Andrang des Volkes; denn alle wollten den geliebten Herrscher sehen. Keinem versagte er in seiner Freundlichkeit und Leutseligkeit das Gehr. Die armen Leute," Pflegte er zu sagen, wissen, da ich Landesvater bin; ich mu sie hren". Freimtige Reden nahm der König nicht bel; auch ein dreistes Wort lie er sich gefallen, wenn es zutreffend war. 14. Der Alte Fritz. Die unausgesetzten groen Anstrengungen des Geistes und des Krpers hatten Friedrich vor der Zeit alt gemacht; er war der Alte Fritz" geworden. Seine gebeugte Gestalt sttzte sich auf dm Krckstock; aus dem hagern, eingefallenen Gesichte mit der hohen Stirne blickten groe, klare und durch-bringende Augen; den feinen Mund umspielte ein geistreiches Lcheln. Gewhnlich trug er einen dreieckigen Hut, einen schlichten blauen Rock und schwarzsamtne Bein-Ileider; die gelbe Weste war stets mit Schnupftabak berset. Die Untertanen blickten zu ihm aus, wie Kinder zu ihrem Vater. So oft er von seinem Schlosse Sanssouci nach Berlin kam, lief alt und jung zusammen und lie den Alten Fritz hochleben. (Gedicht: Mittwoch Nachmittag", von Frhlich). 15. Sein Ende. In den letzten Jahren seines Lebens war der König oft leidend. Seine Freunde sanken einer nach dem andern ins Grab, und es wurde immer einsamer um ihn. Er verlor die Zhne; die Gicht plagte ihn; die Finger wurden ihm zitterig, und so mute er sogar dem geliebten Fltenspiel entsagen. Monatelang sa er Tag und Nacht im Sessel, weil er das Liegen nicht vertragen konnte. Trotz der grten Schmerzen blieb er heiter und ergeben. Auch seine rastlose Ttigkeit setzte er nicht aus, und die Rte hatten schon um vier Uhr morgens vor ihm zu erscheinen. Mein Leben ist auf der Neige", fagte er; die Zeit, die ich noch habe, mu ich benutzen; sie gehrt nicht mir, sondern dem Staate". Am 17. August 17 8 6 starb der groe König, beweint von seinem Volke und betrauert von der ganzen Welt. Auf seinem Sarge in der Garnisonkirche zu Potsdam stehen nur die Worte: Friedrich Ii." Die Nachwelt aber nennt ihn nur Friedrich den Groen". Die Schluworte seines Testamentes lauten: O mge Preußen in hchster Blte bis an das Ende der Zeit fortdauern!" Ix. König Friedrich Wilhelm Ii. 17861797. 1. Seine Person. Friedrich Ii. starb kinderlos, und ihm folgte in der Regierung sein Neffe Friedrich Wilhelm Ii. Weil Friedrichs groer Geist den ganzen Staat allein regiert hatte, bernahm sein Nachfolger eine beraus schwere, kaum lsbare Aufgabe.

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1. Geschichte des preußischen Staates für Schulen - S. VIII

1834 - Leipzig : Dürr
vin Chronol. Uebersicht der pr. Geschichte. Vierter Zeitraum. Von Friedrich Ii. bis auf den zweiten Frieden von Paris. 1740—1815. Friedrich Ii., der Einzige v. 1740—1786 S. 75 Friedrich Wilhelm Ii. v. 1786—1797 . . 96 Friedrich Wilhelm Hi. ; ; : « : - 103 i /

2. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 274

1887 - Langensalza : Beyer
274 Neunter Abschnitt. Vom Tode Friedrich's d. Gr. bis zum Ende der Befreiungskriege. 1762. Die Schlacht bei Burkersdorf. 1763, 15. Februar, Der Friede zu Hubertsburg. 1772. Die erste Teilung Polens, Erwerbung Westpreußens und des Netze-Distrikts. 1786, 17. August, Todestag des großen Königs. Neunter Abschnitt. Dom Jode Zriedrich's des Kroßen fiis zum Knde der Befreiungskriege. (1786—1815.) § 63. Friedrich Wilhelm Ii. A. Erzählung, a) Vorbereitung. Friedrich Ii. hat in der Geschichte den Beinamen „der Große" erhalten. Wir haben ihn kennen gelernt als den großen Feldherrn, der auf vielen Schlachtfeldern siegreich gegen einen überlegenen Feind gekämpft hat, der sich auch durch Mißgeschick und schwere Niederlagen nicht niederbeugen ließ. Aber auch in den Geschäften des Friedens, als Lenker des Staates, als sorgsam waltender Landesvater zeigte er sich als ein großer Mann mit umfassendem Scharfblick, mit eindringendem Geiste. Eine schwere Aufgabe fiel feinem Nachfolger zu. Er sollte die großen Errungenschaften seines Vorgängers bewahren und mehren, Preußens hohe Stellung unter den Völkern schützen und aufrecht halten. b) König Friedrich Wilhelm Ii. Seine Jugend und ersten Regierungsmatzregeln. König Friedrich Ii. hinterließ keine Kinder. Sein Nachfolger war Friedrich Wilhelm Ii., ein Brudersfohn des großen Königs. Der Vater Friedrich Wilhelm's war der Prinz August Mmm, der während der ersten Zeit des siebenjährigen Krieges gestorben war. Zu Anfang des Krieges hatte dieser Bruder des. Königs als Heerführer in Böhmen Unglück gehabt. Die Schuld davon schob Friedrich Ii. der schlechten Heerführung feines Bruders zu und war sehr unwillig über ihn, veranlaßte ihn auch, feine Befehlshaberstelle niederzulegen. Es schien nun, als wenn sich die Mißstimmung des Königs über feinen Bruder auch auf dessen Sohn, den Prinzen Friedrich Wilhelm, der als dereinstiger Thronerbe den Titel „Prinz von Preußen" führte, übertragen hätte. Friedrich Ii. kümmerte sich wenig um ihn und war mit ihm unzufrieden. Freilich gab Friedrich Wilhelm in feinem Jugendleben auch manchmal Gelegenheit zur Unzufriedenheit. Vielleicht hätten sich die guten Anlagen des Prinzen besser entwickelt, wenn er eine so strenge Erziehung und Leitung gehabt hätte, wie Friedrich Ii. in seiner Jugend; aber der Vater war ihm schon gestorben, als der Prinz erst 14 Jahre alt war, und fein Oheint, der König, gab wenig acht auf ihn. Erst tn den letzten Lebensjahren des großen Königs, als Friedrich Wilhelm schon im Mannesalter stand, wurde fein Verhältnis zu Friedrich Ii. etwas freundlicher. — Friedrich Wilhelm Ii. war von Charakter

3. Deutsche Geschichte vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart - S. 226

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
226 Achter Zeitraum. Bon Friedrich Ii. bis zur Wiederherstellung d. Deutschen Reiches. Der Wohlstand des Landes hatte einen deutlich erkennbaren Aufschwung genommen. Namentlich war der Reichtum der Städte gestiegen und ein wohlhabendes Bürgertum erblüht. Zweiter Abschnitt (1786—1807). 1786 Die Zeit Friedrich Wilhelms Ii. und das erste Jahrzehnt 1797 der Regierung Friedrich Wilhelms Iii. (1797—1807). Der Niedergang Preußens und Österreichs und der Untergang des Deutschen Reiches. 1. Die Persönlichkeit und die ersten Regierungsjahre Friedrich Wilhelms 11. Friedrich Ii. hatte seinen Neffen von den Staatsgeschäften fern gehalten. Infolgedessen brachte dieser zwar guten Willen, aber nicht die nötige Sachkenntnis mit auf den Thron. Auch fehlte es ihm an Tatkraft und sittlicher Festigkeit, so daß er wie Friedrich I. ganz von seiner Umgebung abhängig war und der preußische Hof der Schauplatz leichtfertigen Treibens wurde, das weithin den verderblichsten Einfluß ausübte. In seinen ersten Kundgebungen und Regierungshandlungen kehrte er den Gegensatz zu seinem Vorgänger scharf heraus. Er erklärte sich offen gegen die Freigeisterei, hob die verhaßte Regie fowie das Kaffee-und Tabakmonopol auf1 und setzte die deutsche Sprache bei Hofe wieder in ihre Rechte ein. Von seinen sonstigen Maßregeln sind vor allem folgende bemerkenswert: Er begann den Bau von K u n st st r a ß e n, regelte das Unterrichtswesen (Errichtung einer obersten Schulbehörde, Bestimmungen über die Vorbildung der Lehrer) und setzte das Allgemeine Landrecht in Kraft (1794). 2. Erwerbungen und Verluste unter Friedrich Wilhelm Ii. Das Ende Polens. Im Jahre 1791 trat der letzte Markgraf von Ansbach und Baireuth seine Besitzungen für eine Geldsumme an den König von Preußen ab. Preußen faßte so zum erstenmal Fuß in Süddeutschland. Aber es gelang ihm nicht, sich fest einzuwurzeln; denn in den Wirren der Napoleonischen Zeit mußte es die beiden Landschaften an Bayern abgeben, zu dem sie noch heute gehören. Die bedeutendste Erwerbung machte Friedrich Wilhelm im Osten bei der zweiten und dritten Teilung Polens (1793 und 1795). 1 Das Salzmonopol wurde erst 1867 durch die Salzsteuer ersetzt.

4. Vaterländische Geschichte - S. 86

1902 - Wiesbaden : Behrend
— 86 — nicht vertragen konnte; besonders plagte ihn die Gicht. Trotz der größten Schmerzen blieb er heiter und ergeben. Auch seine rastlose Thätigkeit setzte er nicht aus, und die Räte hatten schon um vier Uhr morgens vor ihm zu erscheinen. „Mein Leben ist auf der Neige", sagte.er; „die Zeit, die ich noch habe, muß ich benutzen, sie gehört nicht mir, sondern dem Staate". Am 17. August 1 7 8 6 starb der große König, beweint von seinem Volke und betrauert von der ganzen Welt. Auf seinem Sarge in der Garnisonkirche zu Potsdam stehen die Worte: Friedrich Ii. Die Nachwelt nennt ihn aber nur „Friedrich den Großen." Die Schlußworte seines Testaments lauten: „O möge Preußen in höchster Blüte bis an das Ende der Zeit fortd auern!" Vii. König Friedrich Wilhelm Ii. 1786—1797. 1. Seine Person. Friedrich Ii. starb kinderlos, und ihm folgte in der Regierung sein Neffe Friedrich Wilhelm Ii. Weil Friedrichs großer Geist den ganzen Staat allein regiert hatte, übernahm sein Nachfolger eine überaus schwere, kaum lösbare Anfgabe. Leider besaß er zudem nicht die feste Entschiedenheit und Thatkraft feine Vorgängers. In feiner Gutmütigkeit ließ er sich leicht von andern beeinflussen und schenkte unfähigen Günstlingen sein ganzes Vertrauen zum Schaden des Landes. Auch die Sparsamkeit seines königlichen Oheims war ihm fremd. — Friedrich Wilhelm Ii. war von hoher, stattlicher Gestalt; mannigfache Kenntnisse des Geistes zeichneten ihn aus. Durch sein liebenswürdiges Wesen und freundliches Wohlwollen gegen jedermann hatte er sich schon vor seiner Thronbesteigung die Liebe des Volkes erworben. Echter Soldatenmut beseelte ihn. - 2. Seine Sorge für Land und Volk. Voll guten Willens trat der neue König die Regierung an. Er erleichterte allen Unterthanen die Steuerlast, entließ die verhaßten französischen Beamten und schaffte den Alleinhandel des Staates mit Kaffee und Tabak ab. Auch befahl er, die Strafgesetze milde zu handhaben, und drang im Heere mit Entschiedenheit auf bessere Behandlung der Soldaten. Deutsche Wissenschaft und Bildung schätzte der König hoch; deutsche Gelehrte und deutsche Künstler fanden verdiente Beachtung. Als oberste Schulbehörde trat das Ob er sch ul-kollegium ins Leben, welches alle Schulaustalten des Staates überwachte. Zur Ausbildung tüchtiger Lehrer wurden Lehrerseminare gegründet. — Auch für Landwirtschaft, Handel und Gewerbe opferte der König große Summen; in verschiedenen Teilen seines Landes ließ er Chausseeen anlegen. — 1794 trat das allgemeine preußische Landrecht in Kraft. 3. Die französische Revolution. Während die Hohenzollern in ernster Arbeit ihr Volk zu beglücken suchten, waren in Frankreich die Bürger und Bauern mit ihrer Regierung unzufrieden. Sie hatten unerschwingliche Abgaben zu leisten, während die Adeligen und die Geistlichen ganz steuerfrei waren. Der hohe Adel sah mit Geringschätzung auf Bürger und Bauersmann. Dazu raubten ungläubige Männer durch ihre Schriften dem Volke die Religion und die Achtung vor dem Gesetze. Im Jahre 1789 brach „die französische Revolution" aus. Die ersten Leiter dieser Be-

5. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht - S. 202

1908 - Paderborn : Schöningh
202 Friedrich Ii. über den preußischen Staat unter seinem Bater. werdet Euch bestreben, das Regiment hiedurch in gutem Stande zu erhalten und dieses heilsame Werk wohl, gerecht und unparteiisch einrichten, und soll diese meine Ordre von dem 1. Mai zur Exekution gebracht werden. Ich bin Potsdam, den 1. Mai 1733. Euer wohlaffektionierter König Friedrich Wilhelm. In simili mutat. mutand. an die übrigen Regimenter laut Designation. 83. Friedrich Ii. über den preußischen Staat unter seinem Vater. Aus: Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg. Gesammelte Werke Friedrichs des Großen in Prosa. Auswahl in Übertragung. Berlin, Lewent. 1837. S. 78. Der Staat veränderte unter Friedrich Wilhelm fast ganz und gar seine Gestalt. Der Hof ward verabschiedet, und die großen Gehälter erlitten Schmälerungen; viele, die früher eine Kutsche gehalten hatten, gingen jetzt zu Fuße, daher es im Volk hieß, der König hätte den Lahmen die Beine wiedergegeben. Unter Friedrich I. war Berlin das nordische Athen, unter Friedrich Wilhelm ward es zum Sparta. Die ganze Regierung war militärisch. Man vermehrte die Armee, und in dem Eifer der ersten Werbungen wurden einige Handwerker zu Soldaten genommen; dies verbreitete Schrecken unter die anderen, die zum Teil die Flucht ergriffen. Dieser unvorhergesehene Umstand tat unseren Fabriken bedeutenden Schaden. Der König half dem Übel sogleich ab und widmete der Wiederherstellung und dem Fortgange des Gewerbfleißes besondere Aufmerksamkeit. Er verbot sehr streng die Ausfuhr der Wolle. Er errichtete 1714 das Lagerhaus, ein Magazin, woraus die armen Fabrikanten die Wolle geborgt erhalten und mit der verarbeiteten bezahlen. Unsere Tuche fanden einen sicheren Absatz im Bedarfe der Armee, die alljährlich neue Kleidung erhielt. Dieser Absatz verbreitete sich auch nach auswärts. Die russische Kompagnie wurde im Jahre 1725 gebildet. Unsere Kaufleute lieferten die Tuche für alle russischen Truppen; aber die englischen Guineen kamen nach Rußland und bald darauf auch die englischen Tuche, so daß unser Handel einging. Anfangs litten dadurch unsere Manufakturen, aber es fanden sich andere Abgangskanäle. Die Arbeiter hatten nicht mehr einheimische Wolle genug. Man erlaubte den Mecklenburgern, die ihrige an uns zu verkaufen, und seit 1733 waren unsere Manufakturen so blühend, daß sie 44 000 Stück Tuche zu 24 Ellen nach dem Auslande absetzten. Berlin war gleichsam das Vorratshaus des Mars. Alle für eine Armee brauchbaren Handwerker kamen daselbst empor, und ihre Arbeiten

6. Unser Vaterland - S. 547

1900 - Berlin : Bruer
— 547 So ergriff Friedrich Ii. das Ruder des preußischen Staates, den er zu Ruhm und zu Ehre führen wollte, nachdem das Preußen feines Vaters und Großvaters so manche Schmach ruhig hatte hinnehmen müssen. Zunächst schien sich der junge König nur int Staatshaushalt genau umzusehen, dessen Verhältnisse er doch lange klug studiert hatte. Er erklärte, daß er zur bessern Leitung die Autorität aller Staatsverhältnisse allein vertreten werde. Obgleich das Interesse des Landes und seines Königs allemal dasselbe sein müsse, so könne es doch vorkommen, daß beider Vorteile nicht stets die gleichen sein möchten. Da fei es notwendig, dem großem Ganzen nachzugeben; das sei unstreitig fein Land und Volk. Er aber fei nur „der erste Diener des Staates." Dem entsprechend handelte König Friedrich Ii. Die Philosophie, welche er einst in jugendlichem Wissensdrange mit gelehrten Freunden gepflegt hatte, wurde ihm zur rechten und fruchtbringenden Weltweisheit, in der er „dem Geringsten feiner Unterthanen das Recht zusprach, Don ihm als König jede königliche Hülfe zu erwarten." Seine erste Regierungshandluug bestand darin, daß er in einer -großen Hungersnot, die über Preußen herein gebrochen war, die wohlgefüllten Kornmagazine feines Vaters für die Armen feines Landes eröffnete und um billiges Geld die sorgsam gesammelten Vorräte verlauste. Auch litt das Volk unter einer harten Rechtspflege. Das sollte anders werden; mit Abschaffung der Folter wurde der Anfang gemacht. Die Armee mußte, als Preußens Schutzmauer, wohl erhalten und gepflegt werden. Sie wurde zunächst' ans 100,000 Mann erhöht, und dem preußischen Gesandten, der aus Anlaß des Thronwechsels nach Wien geschickt wurde, wurde aufgegeben, möglichst viel Sache von der Armee Seiner Majestät des Königs von Preußen zu machen. Etwas mehr Respekt vor Preußens Streitmacht, als bisher, war recht wünschenswert. Aber die kostspieligen „langen Kerls" wurden abgeschafft, und eine menschenwürdigere Behandlung sollte dem gemeinen Soldaten Lust und Liebe zum Dienst einflößen. Auf eine Anfrage des geistlichen Ministeriums, wie es anjezo mit der Religion in Sr. Majestät Lauben sollte gehalten werben, gab der König bett Befcheib, daß „in feinen Staaten jebermann nach feiner Facon selig werben könne." Das war vier Wochen nach dem Tode Friedrich Wilhelms 1. Unter Anregung und Ermunterung des Königs, imß er „die Gazetten nicht genieren wolle," erschien bic erste Haube- 35*

7. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte - S. 68

1911 - Dresden : Huhle
— 68 — Friedrich Wilhelms Iii, erste Regierungszeit, 1. Seine Jugend. Einst sollte er als kleiner Prinz dem König Friedrich Ii. eine französische Fabel übersetzen. Das gelang ihm vorzüglich, so daß ihn der König darüber lobte. In seiner Offenheit und Ehrlichkeit gestand aber der Prinz, daß er diese Fabel kürzlich erst mit seinem Lehrer übersetzt habe. Diese Ehrlichkeit gefiel dem großen Könige und, ihm die Wangen streichelnd, sprach er: „So ist's recht, lieber Fritz, nur immer ehrlich und aufrichtig. Wolle nie scheinen, was du nicht bist; sei stets mehr, als du scheinst." Das rauschende Leben am Hofe seines Vaters gefiel dem jungen, schlichten Prinzen nicht, weshalb er sich meistens zurückzog. Unauslöschlich stand die Mahnung, die ihm sein Großoheim Friedrich Ii. kurz vor seinem Tode erteilte, vor seiner Seele; sie lautete: „Halte es mit dem Volke, daß es dich liebe." Große Liebe zu Ordnung, Einfachheit und Sparsamkeit offenbarte er schon von Jugend auf. Ebenso tief war seine Gottesfurcht und Frömmigkeit. Regelmäßig besuchte er den Gottesdienst und erquickte sich an Gottes Wort. Später sagte er oft in trüben Tagen: „Wäre Gottes Wort nicht mein Trost gewesen, ich wäre in meinem Elend vergangen." 2. Sein musterhaftes und glückliches Familienleben. Schon als Kronprinz hatte sich Friedrich Wilhelm mit der Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz vermählt. Mit ihr hatte er ein köstliches Kleinod erworben. Sie war ebenso schön als geistreich und das wahrhaftige Muster einer vortrefflichen Gattin, Mutter und Fürstin. Als sie in Berlin unter ungeheurem Jubel der entzückten Bevölkerung eingezogen war, fragte sie der König Friedrich Wilhelm Ii., was sie noch wünsche. Rasch antwortete sie: „Eine große Hand voll Gold — für die Armen." Denn die Armen zu beglücken, war ihr eine Freude. Das junge Paar führte ein so trautes und reines Leben, daß es dem Volke ein glänzendes Vorbild gab. Am liebsten weilte es auf dem kleinen Landgute Paretz an der Havel, zwei Meilen von Potsdam entfernt. Aller Prunk und alle steifen Hofförmlichkeiten waren hier verbannt. Ungezwungen und herzlich verkehrten sie als schlichte Landedelleute mit der Landbevölkerung und teilten deren Freuden und Leiden. Am Erntefeste mischte sich die gnädige Frau von Paretz, wie sich die Kronprinzessin gern nennen ließ, selbst in die lustigen Tänze der Bauernsöhne und Bauerntöchter und verteilte Honigkuchen und Pfeffernüsse unter die frohe Jugend. Schlicht und einfach -war ihr Haushalt. Ihre Kinder waren ihr höchster Stolz und kostbarster Schatz. 3. Das rühmlose Ende des Deutschen Reiches. Seit dem westfälischen Frieden war Deutschlands Ruhm, Größe und Einheit dahin. Jeder Fürst machte, was ihm beliebte und kümmerte sich nicht um das Reich und das Reich kaum um ihn. Unter dem fremden Eroberer Napoleon kam es so weit, daß sich 16 deutsche Staaten mit ihm verbanden. Dieser Bund hieß der Rheinbund, weil es zumeist Staaten am Rheine waren, die ihm angehörten. Bayern hatte schon vorher Napoleon geholfen; dafür bekam es die Königswürde und Tirol. Auch Württemberg wurde zum Königreich erhoben. So war Deutschlands Einigkeit und Einheit völlig vernichtet.

8. Die Töchterschule - S. 143

1824 - Leipzig : Fleischer
143 ter. Nach vielem Bluwergießen kam endlich 1648 zu Osna- brück und Münster der w estph all sch e Fried e zu Stande, in welchem festgesetzt wurde, daß Katholiken und Protestanten freie Neligionsübung und gleiche Rechte haben sollten. Deutschland besteht aus vielen großen und kleinen Staa- ten. Die wichtigsten sind Oestreich, Preußen, Sach- sen, Baiern, Würtemberg; Oestreich wird von einem Kaiser beherrscht, die übrigen haben Könige. Zum Preußischen Staat gehören mehrere Lander, z. B. die Marken Brandenburg, Pommern, Preußen, Schlesien. Früherhin hießen dir Beherrscher des Preuß. Staats Kurfür- sten. Unter diesen war Friedrich Wilhelm der Große (von 1640 —1688) am merkwürdigsten; denn er hob das Lanh, das durch den 30jährigen Krieg verödet war, wieder empor, beförderte den Ackerbau, den Handel, die Wissenschaf- ten, führte zuerst die Posten in seine Lander ein, und nahm 20,000 französische Flüchtlinge, die der Religion wegen aus Frankreich vertrieben waren, als Kolonisten (französische Kolo- nie) gütig auf. Nach ihm kommen Könige. Der erste König von Preußen hieß Friedrich I. (1701); ihm folgte Frie- drich Wilhelm I.; diesem Friedrich Ii., der Große und Einzige genannt; auf diesen F r i e d ri ch W i lh e lm Ii., und jetzt regiert Friedrich Wilhelm Iii. Friedrich Ii. ist der größte Fürst des 18ten Jahrhun- derts, denn er war nicht bloß ein weiser Regent, sondern auch ein ausgezeichneter Held und ein Kenner und Freund der Wis- senschaften und Künste. Mit einem kleinen Heere fübrte er einen siebenjährigen Krieg (von 1756 bis 1763) ge- gen fast ganz Europa, und schloß endlich einen ehrenvollen Frieden. — Friedrich Wilhelm Iii. aber, unser jetziger König, verdient ganz besonders unsere Liebe und Verehrung; denn er hat mit seinen braven Soldaten und mit Hülfe der Russen, Englanderund mehrerer Deutschen seit 1813 in zwei blutigen Kriegen das französische Volk für seine an uns began- genen Grausamkeiten gezüchtiget, ihren räuberischen Kaiser Napoleon, der den Fluch der ganzen Welt auf sich geladen, in mrhrern Schlachten geschlagen, seine Hauptstadt Paris

9. Grundriß der Geographie - S. 157

1859 - Eßlingen : Weychardt
Einteilung und Orte. 157 Könige von Preußen. Königliches Lustschloß. Mausoleum der Königin Louise sch 1810s und ihres Gemahls, des Königs Friedrich Wilhelm Hi. sch 1840s. Großbeeren. Dorf in der Nähe von Berlin. Sieg der russisch-schwedisch- preußischen Armee über die Franzosen 23. August 1813. Potsdam. Schön gebaute Hauptstadt der Provinz und des Regierungsbe- zirkes und zweite Residenzstadt an der Havel. 41,000 Einw. 4 königliche Schlös- ser, darunter Sanssouci und der Marmorpalast, beide vor der Stadt. . Garni- sonskirche mit dem Grabe Friedrichs des Großen. Die Pfaueninsel in der Havel mit einem Schlosse. Lebhafte Industrie. Gewebrfabrik. Jüterbock. Stadt am Rohrbache. 6,000 Einw. Gewerbe. In der Nikolai- kirche ist der Ablaßkasten Tetzels von 1517. Sieg der Schweden über die Kaiser- lichen 1644. Dennewiß. Dorf in der Nähe von Jüterbock. Sieg der Preußen, Russen und Schweden^über die Franzosen 6. September 1813. Luckenwalde. Stadt an der Nnthe. 8,000 Einw. Fabriken. Wrießen. Stadt an der alten Oder. 7,000 Einw. Gewerbe. Schiffahrt. In der Nähe das Dorf Mögelin mit einer landwirthschaftlichen Akademie. Neustadt-Eberswalde. Stadt an der Finow. 6,000 Einw. Forstakademie. Fabriken. Schwedt. Stadt an der Oder. 7,000 Einw. Fabriken. Spandau. Stadt an der Mündung der Spree in die Havel. 7,000 Einw. Festung. Gewehr- und Pulverfabrik, Geschützgießerei und Feuerwerkslaboratorium. Schiffahrt. Handel. Fehrbcllin. Stadt am Rhin. 2,000 Einw. Sieg des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm über die Schweden 1675. Brandenburg. Ehemalige Hauptstadt der Mittelmark zu beiden Seiten der Havel. 18,000 Einw. Ritterakademie. Industrie. Schiffahrt. Handel. Rathenow. Stadt an der Havel. 6,000 Einw. Gewerbe. Sieg der Preußen über die Schweden 1675. Neu-Ruppin. Stadt am Ruppiner See. 9,000 Einw. Fabriken. Wittstock. Ehemalige Hauptstadt der Priegnitz an der Dosse. 7,000 Einw. Fabriken. Sieg der Schweden über die Kaiserlichen 1636. Prenzlau. Ehemalige Hauptstadt der Uckermark am Ausfluß der Ucker ans dem großen Ucker-See. 14,000 Einw. Gewerbe. 2. Regierungsbezirk Frankfurt. Frankfurt. Hauptstadt des Regierungsbezirks an der Oder. 31,000 Einw. Fabriken. Schiffahrt. Handel. 3 Messen. Kunersdorf. Dorf im Norden von Frankfurt. Sieg der Russen und Oester- reicher über Friedrich Ii. 1759. Züllichau Stadt in der Nähe der Oder. 6,000 Einw. Fabriken. Handel. Krossen. Stadt an der Oder. 7,000 Eim^. Fabriken. Schiffahrt. Handel. Küstrin- Stadt an der Mündung der Warthe in die Oder. 9,000 Einw. Festung. Schloß, wo Friedrich Ii. als Kronprinz eine Zeitlang gefangen saß. Schiffahrt. Zorndorf. Dorf im Norden von Küstrin. Sieg Friedrich Ii. über die Rus- sen 1758. Landsberg. Stadt an der Warthe. 12,000 Einw. Fabriken. Handel. Sorau. Stadt unweit des Bobers. 10,000 Einw. Weinbau. Fabriken. Handel. Guben. Stadt an der Lausitzer Neiße. 12,000 Einw. Obst- und Weinbau. Fabriken. Schiffahrt. Handel. Cottbus. Stadt an der Spree. 9,000 Einw. Fabriken. Handel. Luckau. Vormalige Hauptstadt der Niederlausitz an der Berste. 5,000 Einw. Fabriken. Sieg der Preußen über die Franzosen 4. Juni 1813. 2. Provinz Pommern. 576 Q.m. 1,289,000 Einw. Meist Deutsche sächsischen Stammes mit hochdeutscher und plattdeutscher Mundart. Ger- manisirte Nachkommen französischer Einwanderer. Kassuben

10. Deutsche Sozialgeschichte - S. 151

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Adel. Mittelstand im allgemeinen. 151 der „ erste und gebildetste Stand" im Staate zu bleiben. Nach 1815 nun verbreiteten sich freiheitliche Bestrebungen namentlich unter den Studenten; sie schwärmten indes nur und dachten gar nicht an „demagogische Umtriebe". Die Regierungen aber glaubten sich dadurch doch bedroht. Da bot ihnen der Adel, dessen Sonderstellung allerdings mit den Freiheitsforderungen der Zeit sich schlecht vertrug, als „einzige Stütze des Thrones" seine Bundesgenossenschaft an. Erhaltung der Feudalrechte schien also mit Erhaltung der Kronrechte zusammenzufallen. Deshalb bewahrte sich der Adel besonders im Nordosten manche Vorteile, namentlich Steuerfreiheiten, auf Kosten der anderen Stände. Von einer kastenartigen Abschließung des Adels als gesellschaftlicher Klasse, wie im 18.Jahrhundert (als die jungen Adligen ihre besondere Schulbildung auf Ritterakademieen oder durch Hofmeister empfingen), konnte allerdings schon im Beginn des 19. nicht mehr die Rede sein. Der Adel hatte sich zwar als einziger alter Geburtsstand unter lauter Berufsständen erhalten, gehörte aber diesen zugleich an, weil manche höhere Beamte und Gelehrte in den Adelstand erhoben wurden. Auch ist hervorzuheben, daß das Bürgertum allmählich in den Großgrundbesitz eindrang. Im Gegensatz zu Friedrich Ii. gab Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen (1797 —1840) stets seine Zustimmung zum Übergang eines Rittergutes in bürgerliche Hände. Selbst in Mecklenburg glich sich um 1840 das Verhältnis zwischen adligen und bürgerlichen Rittergutsbesitzern (s. S. 148) ziemlich aus. Der Begriff des Rittergutes war nun insofern verändert, als die einzig entscheidende Vorbedingung dafür, nämlich Sitz und Stimme auf dem Landtage, den Bürgerlichen fehlte. Infolge der wirtschaftlichen Entwicklung der neuesten Zeit ist die Bezeichnung Mittelstand mehrdeutig geworden. In sozialer Hinsicht müssen alle ihm zugezählt werden, die an die Scholle gebunden sind, örtliche Interessen haben und nicht so unsicher in ihrem Dasein Mittelstand im allgemeinen.

11. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 372

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
372 Achter Abschnitt. 3. Gedächtnißrede auf Friedrich Ii. Von F. S. G. Sack. Von allen großen Fürsten auf Erden laßt es sich sagen, daß Gott ihnen einen großen Namen ge- macht hat. Könige und Regenten ragen schon durch ihre Würde hervor. Ihr Stand, ihre Gewalt, ihr erhabner Beruf flößt Ehrfurcht ein. Unter ihnen und neben ihnen leben Millionen unbekannt und namenlos gleichsam in einer niedrigeren Sphäre. Co hat es Gott gewollt, der nach seinem weisesten Rarhschluß den Thron und die niedrige Hütte, den Scepter und den Hirtenstab geordnet hat. — Und so war denn auch durch Gottes Vorsehung groß der erhabne König, der ein halbes Jahrhundert hin- durch unser Stolz, unser Schutz und unser Wohl- thäter gewesen ist. Wie edel war das Blut, das in Seinen Adern floß, und wie verehrungswürdig der Heldenstamm, dessen herrlichste Zierde er gewor- den rst.' Sah er nicht unter seinen Vorfahren die erhabensten, weisesten, tapfersten, mächtigsten Für- sten Deutschlandes? War nicht der unsterbliche Friedrich Wilhelm seines Geschlechtes? Und er unter den Königen auf Erden einer der Ersten und Mächtigsten ? Jedoch, was verweile ich bei der Hoheit und dem Glanze feines Hauses? Es giebt noch eine andre Größe, als diese äußerliche Würde. Groß durch Stand und Gewalt, und groß durch Kräfte des Geistes und durch Eigenschaften der Seele seyn, ist nicht immer bei einander. Wo aber war beides zur Bewundrung der Welt mehr vereinigt, als es bei unserm Könige war? Er hat unter allen, die Kronen getragen haben, durch seine eigne innere Größe hervorgeschimmert, als der Kronenwürdigste; und man kann mit Recht von ihm sagen, daß er auch ohne Purpur und Scepter ein König, auch ohne Reich ein Herrscher, auch ohne Armeen ein Held ge- wesen seyn würde. Wo ihn Gott hingestellt haben

12. Die deutsche Kultur - S. 102

1907 - Leipzig : Brandstetter
den neidischen Holländern häufig durch Aufhetzung der benachbarten Negerstämme gestört. Trotzdem breiteten sich die Brandenburger immer mehr aus, namentlich seitdem der Sitz der kleinen brandenburgischen Flotte nach Emden an die Nordsee verlegt worden war. Mit dem Tode des Großen Kurfürsten zerfiel jedoch sein Werk, und die Holländer zerstörten die brandenburgischen Forts. — Auch Friedrich Ii. machte Anstrengungen zur Gründung einer Flotte. In einem Feldzuge gegen Schweden war er genötigt, Schiffe zu bewaffnen, um Stettin von der Wasserseite aus zu schützen. Die auf der Oder fahrende Flottille wurde aber von den Schweden weggenommen, und der große König war auch späterhin verhindert, seinen Flottenplan weiter zu verfolgen. Erst unter Friedrich Wilhelms Iv. Regierung gelang es, die Anfänge zu einer preußischen Flotte zu schaffen, was besonders dem Prinzen Adalbert von Preußen zu danken ist. Mit der Benutzung der Dampfkraft für die Schiffahrt nahm auch die Schiffahrt der Hansastädte wieder einen Aufschwung. Im Jahre 1847 wurde in Hamburg die Hamburg-Amerikanische Paketfahrt-Aktiengesellschaft gegründet; ihr folgte 1857 in Bremen die Gründung des Norddeutschen Lloyd. Aber erst nach der Wiederherstellung oder Neubegründung des Deutschen Reiches wuchs sich die preußische Flotte zur Reichsmarine aus, die sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens zu einem kräftigen Schutz der vaterländischen Küsten, der überseeischen Besitzungen und der deutschen Handelsflotte entwickelt hat. 16. Abschnitt. Die gegenwärtige Gestaltung des Verkehrs Deutschlands. 1. Die Vervollkommnung der Verkehrsmittel. Mit dem gewaltigen Aufschwung des wirtschaftlichen Lebens Deutschlands ging eine riesenhafte Entwicklung der Verkehrswege und Verkehrsmittel Hand in Hand. Ihrer Vervollkommnung ist es zu danken, daß Teuerungen, Not und Elend der früheren Zeiten jetzt nicht mehr vorkommen können, denn durch sie können die überschüssigen Güter rasch den Landesteilen zugeführt werden, wo Bedarf herrscht. Die heutige Zeit fordert vom Verkehr vor allem Schnelligkeit und Leichtigkeit, Bequemlichkeit und Sicherheit. So kommen die Landstraßen für den Fernverkehr heute fast gar nicht mehr in Betracht. Obwohl sie sich im besten Zustande befinden und obwohl sie die größte Sicherheit für den Verkehr gewähren, dienen sie ausschließlich nur dem Ortsverkehr, denn die Güterbeförderung würde für große Ent-102

13. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 377

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
377 von 1648 bis 1789 n. Ehr. Schatz, die Zeug- und Vorrathshäuser waren gefüllt und ein Heer von 76,000 Mann gerüstet, als Friedrich Ii. der Große (1740 — 1786) seinem Vater in der Negierung folgte. Von den Kriegsthatcn dieses mit sel- tenen Herrschertalenten ausgestatteten Fürsten, welcher Preußen in die Reihe der Großmächte Europa's erhob, ist bereits gespro- chen worden. Hier werde nur noch erwähnt, daß er als weiser und wohlwollender Landesvater vor und nach dem siebenjährigen Kriege alle Segnungen des Friedens seinen Unterthanen in reich- lichem Maaße zu Theil werden ließ. Er war im strengsten Sinne des Wortes Selbstherrscher, und in seiner Jugend, wie im Alter, war Arbeitsamkeit und Treue in Erfüllung der Pflichten sein er- stes Gesetz. Ohngeachtet der zahllosen und anstrengendsten Re- gierungsgeschäfte betrieb er doch auch Musik und schrieb selbst Gedichte und wissenschaftliche Werke, welche noch jetzt von seinem Scharfsinne, Witze und gediegenem Urtheile zeugen. Wie er aber eine besondere Vorliebe für die französische Sprache und Litera- tur hegte, eben so wenig achtete er deutsche Kunst und Gelehr- samkeit und gab so der uralten Sucht der Deutschen, alles Fremde, Gutes wie Schlimmes, nachzuahmen, manche verderb- liche Nahrung. Noch mehr ist zu bedauern, daß er, obgleich sonst durch seine vorurtheilsfreie Denkungsart und sein Befördern der Bildungsmittel des Geistes Duldung und Aufklärung in Deutsch- land nun immer allgemeiner wurde, den Grundsätzen eines Vol- taire und der Encyclopädisten huldigend, über Alles spottete, was ihn in den verschiedenen Religionsparteien Vorurtheil oder Aber- glauben zu seyn dünkte. Durch ihn gewann Preußen nicht nur Schlesien, sondern auch Ostfriesland zufolge einer Erbbelehnnng und bei der ersten Theilung Polens (1772) Westpreußen (außer Danzig und Thorn) und den Netzdistrikt, so daß er seinem Neffen Friedrich Wilhelm Ii. (1786 — 1797) einen Staat mit sechs Millionen Einwohnern, mit einem bedeutenden Schatze und einem Heere von 200,000 Mann hinterließ, und dieser Preußens Einfluß auf die politischen Angelegenheiten Europa's in Geltung erhalten konnte. Durch einen Vortrag mit dem Markgrafen von Ansbach und Bayreuth kamen diese Länder (2.Dec. 1791) und bei der zweiten Theilung Polens (1793) beinahe ganz Groß-

14. Lesebuch zur deutschen Staatskunde - S. 123

1909 - Leipzig : Ehlermann
26. Preußen bis 1806 123 erhielten das ständische Leben wach, Rezesse, die den Landes- herrn verpflichteten, verbürgten die ständischen Rechte. Jetzt aber gab es in vier großen Provinzen des Staates: in Schlesien, Westpreußen, Südpreußen und Neuostpreußen weder Landtage noch Rezesse. In den übrigen Provinzen wurden beim Regierungsantritt eines neuen Monarchen die alten Rezesse anerkannt, auch Friedrich Wilhelm Iii. hat es getan. Meist war die einzige regelmäßige Tätigkeit der Stände die Huldigung, bei der sie herkömmlich Beschwerden und Wünsche äußern durften. In jenen Rezessen hatten die Stände sich gegen Miß- brauch des landesherrlichen Regiments zu sichern gesucht. Seitdem hatte die Monarchie dem Individuum auf wichtigen Gebieten, dem der Religion, der Literatur und des Rechtes, eine gewisse Bewegungsfreiheit gewährt. Es galt Toleranz, die freilich noch nicht überall und durchweg die Ausübung staatsbürgerlicher Rechte von kirchlichen Bedingungen befreit hatte. Die Maßnahmen gegen die Literatur waren gegen früher vermindert und gemildert. Bedeutsame Schritte waren geschehen, um die Unabhängigkeit der Justiz wenigstens auf dem Gebiete des Privatrechts zu verbürgen. Das ganze Gemeinwesen ruhte auf den beiden Grund- gedanken, daß die Befähigung, wie zur Monarchie, so auch zu den übrigen Berufen erblich sei und daß die Aufgabe des Staates sei, die Schranken zwischen den Berufsständen aufrecht zu erhalten. Damit verband sich dann von selbst die Tendenz, die Arbeit überhaupt von Obrigkeit wegen zu beaufsichtigen und zu organisieren, was wieder nicht möglich war ohne ein Heer von Beamten und anderen zur Beauf- sichtigung der Arbeit bestellten Vertrauenspersonen.-------- Alle, vom König abwärts bis zu den Kriegs- und Domü- nenräten, hegten, die einen mehr, die anderen weniger, die Besorgnis, durch weitergehende Reformen sozusagen die Sub- stanz des Gemeinwesens anzutasten. Wie konnte es auch anders sein? Es war doch wirklich an dem, daß unter der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung Preußen ge- worden war, was es bedeutete. Gerade diejenigen Para- graphen des allgemeinen Landrechts, die dem nachlebenden Geschlechte so anstößig erscheinen, jene Bestimmungen zu Gunsten des Adels, ruhen auf Befehlen, die der Schöpfer der Größe Preußens, Friedrich Ii., hatte ergehen lassen; auch die Idee, daß der König alles anordnen müsse, ist echt

15. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 522

1882 - Leipzig : Spamer
522 Brandenburgs Waffenrüstung. Schlußwort. Es ist ein reichbewegtes, thätiges Leben, das jahraus, jahrein in diesen militärischen Etablissements von Spandan herrscht. Auf dem Boden der Mark laufeu all die Fäden, welche das vielfach verschlungene Netz der deutschen Heeresleitung bilden, in einem Centralpnnkte zusammen. Dieser Umstand verleiht der Provinz Brandenburg jenen vorwiegend kriegerischen Charak- ter, welchen, wie oben gesagt wurde, bereits ihre älteste Geschichte zeigt. Gern möchten wir daher den landschaftlichen, geschichtlichen und kulturhistorische« Bil- dern, welche wir dem Leser vorgeführt haben, noch ein militärisches hinzufügen: das einer Beiwacht im Walde oder einer Truppenübung auf märkischer Ebene. Indessen würden solche Skizzen nichts geben, was der Mark eigenthümlich wäre, sondern nur Das, was überall gefunden wird, wo die glorreichen Fahnen des preußischen Heeres wehen: Pflichttreue, strenge Zucht, volle Hingebung au die gestellte Aufgabe und dazwischen vielleicht ein Körnlein frischen Lebensmuthes und überquellender Jugendlust. Möge nimmer der edle Stolz verschwinden, mit welchem im Lande Brandenburg des „Königs Rock" getragen wird! — Wir stehen am Ziel; unsere Darstellung hat es versucht, dein Leser ein Bild der Mark nach ihrer Vergangenheit und Gegenwart zu entrollen. Wir scheiden nun vom Lande Brandenburg. Nicht anders aber glaubt der Verfasser feine Arbeit beendigen zu können, als indem er an deren Schluß das schöne Wort setzt, mit welchem Wilibald Alexis die Mark gefeiert hat: „Die Mark Brandenburg ist groß geworden, nicht durch Metallschätze, die unter der Sandscholle aufleuchteten; nicht durch hundertfältige Frucht goldener Aehren; nicht durch den Handel, der etwa seine Schätze hierher verschlagen und durch ihre Flüsse geführt hätte: sie ward groß dnrch die Ausdauer im Unglück, daß ihr Volk, geschlagen und zertreten, ins Elend geführt und halb vernichtet, sich immer wieder sammelte und in alter Kraft auftrat und den Glauben nicht verlor au seinen Gott und an dessen Ruf. Da wuchsen Helden auf in Stahl und Eisen; ihr mächtiges Wort drang zu deu Herzen; ihre Stimme sammelte die Besten. So mit Verstand und Einsicht stattete Gott diese Retter ihres Volkes aus, daß ihr Blick noch weiter sah als ihr Arm reichte; daß sie Mittel da sanden, wo man glaubte, Alles sei erschöpft und ausgebeutet! Solche Retter, Helfer und Aerzte waren der Kurfürst Friedrich Wilhelm und der König Friedrich Ii.; er einzig in der unerschütterlichen Kraft, das Unglück zu bändigen! Eollin, Hochkirch und Torgau sind die leuchtenden Sterne seines Ruhmes, weil er da Alles verloren, nur nicht den Mnth, der Alles wiedergewinnt. Solche Aerzte und Helfer traten auf, als Preußen, von der Fremdherrschaft erdrückt, im Todes- kämpfe um sein Dasein rang. Alles verloren und Alles gewonnen durch den Mnth, der aus der Niederlage wie ein Phönix auferstand! Nicht Aller Bilder sind in Stein und Erz geprägt; nicht Aller Name klingt im Liede wieder. Darum aber ist es nicht minder Pflicht, daß wir Derer gedenken, denen wir es verdanken, daß wir ein deutsches Volk blieben und ein deutsches Reich wurden."-- Wir fügen hinzu: „Sincere et constanter!" so lautet die Devise des rothen Adlers von Brandenburg: „Herzenswahr und fest!" Möge es dem Volke der Marken nie an diesen beiden Charaktereigenschaften fehlen! Das walte Gott! --=»!«=-- Ende dieses Bandes.

16. Bd. 2, Abth. 2 - S. 307

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
Preußen. 307 aus, haben auch ihre rühmlichen Eigenschaften so gut wie andre, wenigstens haben sich ihre alten und zum Theil auch rohen Sitten, unter den Köni- gen Friedrich Wilhelm und Friedrich Ii, sehr geän- derk. Um einige ihnen wesentliche Züge und Ge- wohnheiten zu schildern, sinden wir sie als ein Volk, Das zuförderst stolz auf feine Sprache ist. Seilte Kleidung ist noch nicht der Mode zinsbar geworden, sie hat das Gepräge ihres Alkerthums völlig erhal- ten, und ist, obgleich einfach, doch immer von ei- ner gewissen gefallenden Schönheit. Das weibliche Geschlecht wechselt in gewissen Gegenden sehr in der Art sich zu kleiden ab, und laßt öfters bald errathen, zu welchem Distrikt es gehöret. Auch sind die Frauen mehrenkheils stark vom Wuchs, nrehr als die Männer, und verrichten auch mit denselben gleiche Arbeit, sie sind keineswegeö fühlloö für Schmerz, aber sie überstehen ihn mit einer seltnen Starke, und harten auch ihre Kinder von den ersten Lebenslagen dazu ab, ihre Körper der größten Kalte und Hitze preis zu geben. Ihre Jugend übertriffr die teutfche und polnische in Absicht der Geisteskräfte bisweilen, so wie es die Weiber in Absicht des Spinnens und Wir- kens ebenfalls den altdern zuvorthun. Sie verferti- gen nicht nur allerlei) Sachen au: Zwirn und Wolle, als Strumpfbänder, Leibgürtel, in welchen sie Zah- len, Buchstaben oder Reime einwirken, sondern sie bereiten sich auch ihre Kleidungsstücke meistens selbst, und dieses mit allem möglichen Anstand und Geschicke. Zeichnet sich die Klasse der niedern Geburt durch Müßiggang, Völlerey, Faulheit und Vernachläs- sigung seiner Pflichten aus, so trifft dieser Vorwurf doch bey weitem nicht Die ganze Nation^ So wie die städtischen Einwohner, wer- den noch verschiedene Klassen in Eximirte und Bür- gst, undchiefs wieder in Groß, und Kleinbürger U a ein-

17. Bd. 1 - S. 904

1835 - Eisleben : Reichardt
904 Preußischer Staat. Unter den Gebäuden Potsdams sind vorzüglich zu bemerken: 1) das königliche Schloß, ein längliches Viereck von 3 Geschossen, dessen Hauptfa^ade nach dem Garten und der Havel zu und dessen Hauptportal auf der Stadtseite nach dem alten Markte ist, mit einer auf Ionischen Säulen ruhenden Kuppel. Die Gemächer sind sehens- würdig, und zeigen Pracht mit Geschmack, namentlich das Konzert- zimmer, der königliche Speisesaal, der große Marmorsaal rc.; nach der Havelseite läuft eine Kolonnade von 24 und auf der Abendseite eine von 32 Korinthischen Säulen mit dazwischen stehenden Gruppen und Statuen. Der dabei befindliche Lustgarten ist auf zwei Seiten von der Havel umflossen und gewährt die reizendsten Aussichten auf den breiten Spiegel dieses Flusses und enthält viele Bildhauerarbeit, ein 340 F. langes und 240 F. breites Bassin, schattige Gänge, und Eng- lische Partien. 2) Das Rath haus, welches am alten Markte, auf dem sich ein 74 F. hoher Obelisk von weißem und rothem Marmor erhebt, nach dem Modelle des Amsterdamer Rathhaufes erbaut ist und eine Kuppel hat, welche einen kupfernen und vergoldeten Atlas in Rie- sengröße mit der Weltkugel trägt. 3) Das 660 F. lange und 72 F. breite Exercirhaus, mit einem schönen Portale versehen. 4) Das Militärwaisenhaus, das ein großes Viereck bildet, dessen längste Seite 400 F. lang ist, und 4 Geschosse und "in der Mitte einen Vor- sprung Dorischer Ordnung mit einem Fronton hat. Die nach der Lindenstraße zugehende Seite hat einen 148 F. hohen Thurm mit ei- ner Kuppel, welche auf 8 freistehenden Säulen ruhet und ein Posta- ment wagt, auf dem eine kupferne vergoldete 12 F. hohe Figur steht, die Liebe vorstellend. In diesem Waisenhause werden bloß arme Sol- datenkmder aufgenommen, die über 6 Jahr alt und nicht gebrechlich sind. Sie erhalten hier freie Kost, Kleidung und Erziehung, und die Verwaltung dieser Anstalt besorgt ein besondres Direktorium. Außer dem Direktor sind 12 Lehrer und von den Kindern sind f Knaben und ^ Mädchen. Die letztem wohnen in einem andern, durch die Lindenstraße von dem Waifenhause getrennten Haufe. 1824 waren in beiden Häusern 642 Kinder. Außerdem werden noch Verpflegungs- gelder für arme Offizier- und Soldatenkinder außer dem Hause gege- den. 5) Das neue Kafinogebäude, ein im Griechischen Style prachtvoll aufgeführtes großes Gebäude mit hervortretenden Flügeln. Die innere Einrichtung entspricht dem imposanten Äußern ganz. Unter den Kirchen zeichnet sich vorzüglich die Garnisonkirche aus, mit einem sehr schönen Thurme, dessen erster und zweiter Aufsah aus Ko- rinthischen Säulen bestehen, und der dritte mit einer Gallerie versehen ist. Das hier angebrachte Glockenspiel gehört zu den vorzüglichsten in Europa. Unter der von Marmor gemachten Kanzel ist die Gruft, wo in einem schwarzen marmornen Sarge Friedrich Wilhelm 1. und in einem zinnernen Sarge Friedrich Ii. ruhet. Der Körper des letztem liegt in einem Einsetzsarge mit Wachsleinwand überzogen und inwendig

18. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 60

1894 - Braunschweig : Hafferburg
— 60 — Ufern, sodaß sie mehr Wasser fassen und dasselbe schneller der Elbe abführen konnte. Die Arbeit ging aber sehr langsam von statten, da die Grabenböschungen oft wieder einstürzten, die Kanäle verschlammten und die Arbeiter beim Ausschachten der Erde bis an die Arme im Moder versanken. Daher wurde das Werk erst unter Friedrich Wilhelm Ii. im Jahre 1798 vollendet, obgleich zu Zeiten 5—6000 Arbeiter bei demselben beschäftigt waren. Dafür hatte man aber auch 177 000 Morgeu Land, hinreichend für 2000 neue Wirtschaften, für den Ackerbau gewonnen, von denen 77000 Morgen auf Preußen, 60000 auf Braunschweig und 40000 auf Hannover kamen. Nach langen Verhandlungen zwischen Preußen, Braunschweig und Hannover sind in den Jahren 1860—63 nochmals 5000 ha durch Entwässerung aus versauertem Wiesengrund zu ertragsfähigem Ackerland umgeschaffen. Nunmehr ist der Drömling ein wohlangebauter Landstrich mit freundlichen Wäldern, blühenden Dörfern, saftig grünen Wiesen, ergiebigen Äckern und fruchtreichen Obstbäumen, die jetzt anstatt der Pappeln auf den Grabendämmen angepflanzt werden, und während man ehemals in dieser Sumpfwildnis feine zehn Schritte thun konnte, ohne im Schlamme stecken zu bleiben, saust jetzt bei* Eilzug Petersburg-Berlin-Paris auf einem festen Bahnbamme ungefährbet durch den Drömling. Die Bewohner jener Gegenb aber segnen das Anbeuten an den großen Preußenkönig Friedrich Ii., der das unwirtliche Ohrebruch in eine wohnliche Kulturstätte umgerubelt Hat. Fr. Bosse. 34. Die Bode« Hoch oben auf bern Brocken, dem Königsberge und bein Bruckberge hat sich auf den felsigen Gruublageu der Berge eine mächtige Torfschicht angesammelt. Dieselbe verbeutst ihre Entstehung erstorbenen und verrotteten Moosen, Flechten und Gräsern, ist von neuen Pflanzen ähnlicher Art burchwachsen und überzogen und bisbet mit biesen gemeinschaftlich eine lockere, schwammartige Decke, die jebe Feuchtigkeit begierig aufsaugt. Die Wolken, die fast immer um diese Gipfel schweben ober auf ihnen lagern, tränken diese Erbbecke so reichlich durch ihre Feuchtigkeit, daß eine weite Bruchgegend entsteht. Aus dieser entweichen in Tausenden von kleinen Rieseln die Gewässer. Die Rieseln vereinigen sich zu kleinen und dann zu größeren Rinnen, die Rinnen zu Bächlein, die Bächlein zu größeren Bächen. Fast alle suchen aber nach nur kurzer Wanderung auf der Oberfläche der Erde sich wieder eine Zeitlang ihren

19. Preußische Vaterlandskunde - S. 85

1831 - Quedlinburg Leipzig : Basse
Geschichte Preußens. 85 Ende zu machen, überließ er die Herrschaft Ravensberg dem Pfalz- grafen. Durch kluge Benutzung der Umstande im schwedisch - pol- nischen Kriege, in den auch er verwickelt wurde, erwarb er sich den Vertrag zu Wehlau, 1657, den wichtigen Vortheil, daß das Her- zogthum Preußen völlig unabhängig erklärt wurde. —Als die ver- einigten Niederlande durch Frankreichs Uebermacht mit ihrem Unter- gänge bedroht wurden, verband sich Friedrich Wilhelm mit ihnen, und hemmte zwar Türenne's Siegerschritte, mußte jedoch mit Frank- reich den Frieden zu Vassem in Brabant schließen (1673). Als aber Frankreich in demselben Kriege noch die deutschen Länder am Rhein und die Pfalz verwüstete, erschien Fr. .W. wieder mit einem bedeutenden Heere auf dem Kriegsschauplätze; Frankreich fühlte seine Gegenwart und veranlaßte die Schweden zu einem Einfalle in Brandenburg. Fr. W., im Begriff, jetzt in Franken die Win- terquartiere zu beziehen, vernahm dies kaum, als er plötzlich gegen Ende des Monats Mai 1675 mit einem Theile seines Heeres auf- brach und am 18. Juni mit 5600abgematteten Reitern die 11,000 Mann starken Schweden bei Fehrbellin aufs Haupt und aus dem Lande schlug. Dennoch mußte er, von Frankreich bedroht, in dem Frieden, den er zu St. Germain (29. Juni 1679) mit den Schwe- den schloß, alle Eroberungen zurückgeben, mit Ausnahme eines Landstriches am rechten Ufer der Oder. Für seine gerechten An- sprüche an die schlesischen Herzogthümer, die der Kaiser unrechtmä- ßiger Weise sich angeeignet hatte, erhielt Fr. W. den zum Hcrzog- thum Glogau gehörigen schwibusser Kreis. In demselben Jahre rüstete er auch in Pillau eine Flotte wider Spanien aus, welches die zum Kriege mit Frankreich versprochenen Hilfsgelder nicht zahlte, und stiftete eine afrikanische Handelsgesellschaft, durch welche er einige kleine Festungen auf der Küste von Guinea in Afrika anlegen ließ. — Aber er war nicht bloß für seine Größe und Macht besorgt; er versetzte auch sein Land, das er wüste und verödet empfangen, in den blühendsten Zustand. 20,000 wegen Religionshaß durch die Aufhebung des Edikts von Nantes aus Frankreich vertriebene (1685) Reformirte (Hugenotten, r^fngiës) nahm er in sein Land auf, die nicht nur den Menschenverlust ersetzten, sondern auch Ge- werbfleiß und Wohlstand verbreiteten. Fr. W. führte zuerst die Posten in feinem deutschen Lande ein, und verlegte das joachims- thalische Gymnasium nach Berlin. »Er starb,« (zu Potsdam, 68 Fahre alt) sagt Friedrich Ii., »wie er gelebt hatte, als großer Mann, und rechtfertigte durch à-Leben voller Ruhm und Wunder den Beinamen des Großen, den ihm Zeitgenossen gaben und die Nachkommenschaft einstimmig bestätigte.« — Er hinterließ seinem

20. Die Töchterschule - S. 214

1824 - Leipzig : Fleischer
214 fern Eisen beschlagenen Kirchenkasten, der mit Gold und Sil- der angefüllt war, und sagte: „Euer Vater, gnädiger Herr, Vertrautemir einst dies Geld an; ich mußte ihm versprechen, es^Euch nur dann zu übergeben, wenn die äußerste Noth Euch drücken würde, und Ihr meinen Rath suchen würdet. Nehmt den Schatz, er wird zum Lösegeld zureichen." — Der Mark- graf bewunderte die unwandelbare Redlichkeit eines Staatsdie- ners, der beleidigt und gekrankt dennoch seiner Pflicht treu blei- den konnte, nahm mit dankbarer Freude den Schatz, und, treu seinem Ehrenwort, schickte er das Lösegeld nach Mag- deburg. 13. Strenge eines Königs gegen seinen Sohn. Friedrich Ii., König von Preußen, überall genannt der Große, von seinen Unterthanen aber der Einzige, wurde von seinem Vater Friedrich Wilhelm!, so streng behandelt, daß er beschloß, sich heimlich zu entfernen, und nach England zu gehen. Er entwarf dazu mit einigen seiner Jugendfreunde, namentlich mit dem Lieutenant v. Katt bei den Gensd'armen, einen Plan, zu dessen Ausführung im Mo- nat Juli 1730 alle Anstalten getroffen waren. Die Sache aber wurde verrathen, und der Kronprinz aufseiner Flucht ein- geholt und gefangen genommen. Der erzürnte Vater ließ sei- nen Sohn sogleich nach Küstrin auf die Festung bringen, wo er anfangs ein sehr schlechtes Wohnzimmer ohne alle Bequem- lichkeiten erhielt. Ein blauer Ueberrock war seine Bekleidung, ein hölzerner Schemel sein Sitz, der Fußboden sein Bette. Die karg ihm zugetheilten, vom Könige selbst angeordneten Speisen bekam ec geschnitten, damit er keines Messers bedürfe. Zwei Unteroffiziere bewachten die Thüre von außen, welche alle drei Stunden geöffnet wurde, um zu sehen, ob der Gefan- gene noch da sey; keine Gesellschaft, nicht einmal einer von seinen Bedienten, wurde zu ihm gelassen, kein Schreibzeug wurde ihm erlaubt, und das Licht um 8 Uhr Abends ausge- löscht. — Unterdessen hatte der König in Berlin ein Kriegs- gericht von Generalen versammeln lassen, worin er selbst den Vorsitz führte. Er betrachtete seinen Sohn als einen Solda-