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1. Anhang 4 - S. 14

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
14 Hannover. Der Oberstleutnant v. Lstorff aus Veeren bei lzen rief die Brger zu den Waffen, und schon in zwei Tagen hatte er eine ansehnliche Mannschaft bei-sammen. Da ertnten am 28. Mrz die Lrmtrommeln und Sturmglocken, und es wurde bekanntgegeben, da der franzsische General Morand sich von Sden her der Stadt nhere. Das neugebildete Jgerkorps zog ihm mutig ent-gegen. Es gelang auch, die Vorhut des Feindes zu berraschen und zurck-zuschlagen. Jauchzend kehrte die siegestrunkene Brgerschar in die Stadt zurck. Ittan beschlo, die Stadt bis aufs uerste zu verteidigen. Tore und Wlle wurden ausgebessert und besetzt gehalten, Wachtfeuer brannten Tag und Nacht. Auch das Landvolk aus der Umgegend strmte herbei, um an der Verteidigung teilzunehmen. Die Lneburger hofften, die Russen wrden ihnen zu Hilfe kommen, aber sie wurden von Tettenborn schmhlich im Stich gelassen. Lneburg wird von den Verbndeten erobert. General Morand drang nun von Westen her gegen die Stadt vor. Anfangs hielten die Brger wacker stand; als aber die Kanonenkugeln dicht vor der Brgerkompagnie in den Boden schlugen und die Kmpfer mit Sand und Steinen berschttete, wandte sich alles zur Flucht. Nur die Lneburger Freiwilligen und die Kosaken bewahrten einigermaen Ordnung und zogen sich nach der Elbe zurck. Morand drang in die Stadt. Zwei mit den Waffen in der Hand ergriffene Brger wurden vors Tor gefhrt und standrechtlich erschossen. Ein einfaches Denkmal schmckt heute die Stelle, wo sie den Tod frs Vaterland starben. Nun waren die Franzosen wieder die Herren. Dreiig der angesehensten Brger der Stadt wurden verhaftet, um vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden. Zur Verurteilung kam es aber nicht, denn am andern Morgen, am 2. April, kam Hilfe. Der russische Oberst Drnberg, ein tapferer Deutscher, zog mit einem kleinen, aber auserlesenen Korps, das aus Russen und preuischen Fsilieren bestand, heran. Bei Tagesanbruch sah man von den Wllen der Stadt aus Kosaken herumschwrmen. Als Morand das gemeldet wurde, rief er lachend, man solle sie ihm zum Frhstck bringen. Aber es kam anders. Mit unwiderstehlicher Gewalt drangen die Preußen unter dem tapferen Major v. Bor ck e und die Russen gegen die Tore. Tapfer verteidigten die Franzosen und Sachsen diesen, aber dem wtenden Andrnge der Preußen muten sie weichen. Kmpfend zogen sie sich durch die Stadt aus dem gegenberliegenden Neuen Tore zurck. Einzelne versprengte Abteilungen wurden gefangen genommen, von den Sachsen mehr als die Hlfte. Auch die Lneburger Brger beteiligten sich am Kampfe. Johanna Stegen, das Heldenmdchen von Lneburg. Drauen auf den Hgeln im Westen der Stadt sammelte Morand die Flchtlinge wieder und fate den Entschlu, die Stadt zurckzuerobern und die Gefangenen zu befreien. Er drehte seine Kanonen um, und aufs neue sausten die Kugeln von Westen her in die Stadt, dazwischen knatterte das Gewehrfeuer. Dem

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1. Anhang 4 - S. 15

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Hannover im Siebenjhrigen Kriege. 15 Major v. Borde standen nur noch 150 Mann zur Verfgung, die brigen waren teils tot, teils verwundet, teils kmpften sie noch in der Stadt. Aber er oerzagte nicht. Seine tapferen Zsiliere wichen keinen Zutzbreit. Bald jedoch hatten sie keine Patronen mehr, und es wre ihnen schlimm ergangen, wenn nicht ein junges, mutiges Dienstmdchen mit Hamen Johanna Stegen Rettung gebracht htte. Johanna hatte aus Neugier dem Kampfe zugeschaut. Da bemerkte sie einen umgestrzten franzsischen pulverwagen mit vielen Patronen. Rundherum lagen auch Patronentaschen, welche die Zranzosen bei ihrer eiligen Klucht weggeworfen hatten. Ach," dachte sie, da knnen die Preußen noch viele Zranzosen mit totschieen." Sie luft zu den Soldaten hin und zeigt ihnen eine Schrze voll Patronen. Da ruft ihr ein preuischer (Offizier zu: , die gib nur her, die tun uns groß ntig, denn meine Leute haben alles verschossen." wie ich das hrte" so hat sie es spter selber aufgeschrieben , freute ich mir, da ich im Graben noch so viele liegen hatte und sagte: Ich habe noch recht viele, die werde ich alle holen. Nun trug ich eine Schrze voll nach der andern herbei, und da sie mir die Patronen nicht so schnell abnehmen konnten, wie ich wohl wnschte, so hielt ich die Schrze mit die Zhne feste und stach mit die Hnde ihnen die Patronen vorne in der Mondur." Aller Kugelregen kann Johanna nichts anhaben; nichts macht es ihr aus, da ein Mann nach dem andern tdlich getroffen neben ihr niedersinkt. Der Saum ihres Kleides und die Schrze werden von einer Kugel durchlchert, eine andere nimmt ihr die Haarlocke von der linken Wange weg. Hb er sie harrt aus, solange sie noch helfen kann. Das Beispiel des Heldenmdchens entflammt den Mut der Kmpfenden aufs neue, es kommt zum furchtbaren Handgemenge. Da sinkt pltzlich der General Morand tdlich getroffen vom Pferde. Der Angriff stockt. In demselben Augenblick fallen die Russen den Zrauzosen in den Rcken. Don allen Seiten umringt, mssen sich die Franzosen und Sachsen ergeben. Drei franzsische Zahnen, 11 Kanonen und 2200 Gefangene fallen in die Hnde der Sieger. Die Heldentat Johanna Stegens hat Rckert in dem Gedicht Das Mdchen von Lneburg" verherrlicht. Der Siegesjubel. Die Kunde von der Vernichtung des Morandschen Korps rief allenthalben die freudigste Begeisterung hervor. Nach langen Jahren der Schmach war es der erste Sieg, der auf deutschem Boden der die fremden Unterdrcker errungen wurde. Der Jubel der Lneburger war unbeschreiblich, hatte doch neben den tapferen Russen und Preußen ein Mdchen aus der Stadt wesentlich zum Siege mit beigetragen. Am hundertsten Jubeltage der Schlacht hat ihre dankbare Vaterstadt ihr ein hbsches Denkmal gesetzt. Die Franzosen werden wieder Herr der Stadt. Leider hatte der Sieg bei Lneburg keine dauernden $o!gen, denn schon zwei Tage spter zog der franzsische General Montbrun mit 6000 Mann in die Stadt. Drnberg hatte schon am Tage vorher seinen Rckzug nach der Elbe angetreten. Montbrun lie

2. Die Provinz Hannover - S. 335

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
335 abgeschnitten und gezwungen, die Waffen niederzulegen. Überhaupt verlor das Fußvolk und die Artillerie der Sachsen bei diesem Rückzüge die meisten Leute. Auf dem Markte wurde der Kampf mit Heftigkeit erneuert und dem General Morand das Pferd unter dem Leibe erschossen. Dort ging auch eine sächsische Haubitze verloren, welche so eben noch auf den heftig anstürmenden Feind ge- schossen hatte. General Morand zog sich in dieser allgemeinen Verwirrung aus dem ueueu Thore gegen das Dorf Reppenstedt zurück und sammelte seine Truppen, sowie das ihm noch gebliebene Geschütz hinter einer Anhöhe. Nun erst über- zeugte er sich von der geringen Stärke des Fußvolks, welches ihn aus der Stadt vertrieben hatte. Deshalb bildete er zwei Angriffskolonnen, stellte sein Geschütz an die Spitze derselben und ging wieder zum Angriff auf die Stadt über. Dies wurde ihm hauptsächlich dadurch möglich, daß die russische Reiterei auf der Süd- und Nordseite der Stadt entweder stehen geblieben war, oder sich zun: Teil auf die Thore jener Seiten, das rote, Sülz- und Bardowieker-Thor, geworfen hatte. Hätte sie sich dem Dorfe Reppenstedt genähert, so würde Mo- rand, in Besorgnis, seine Rückzugslinie abgeschnitten zu sehen, haben eilen müssen, die Straße rückwärts nach Tostedt zu gewinnen. Aber diese offenbare Nach- lässigkeit der Reiterei stürzte ihn völlig ins Verderben. Als er nämlich gegen das neue Thor unter dem Schutze seiner Artillerie kühn vordrang, warf sich zuerst das Jsumsche Husarenregiment auf seine beiden Vierecke; es wurde aber zurückgewiesen. Darauf erfolgte eine Kanonade, welche über eine Stunde dauerte, während welcher Morand durch mehrere verschiedene Bewegungen, die er von seinem Fußvolke ausführen ließ, eine große Unentschloffenheit verriet. Um drei Uhr begann er endlich einen ordentlichen Angriff des Thors, wurde aber von dem rusfisch-preußischeu Geschütz, welches auf einer Anhöhe rechts vom Thore eine treffliche Aufstellung gefunden hatte, mit einem mörderischen Kartätschen- feuer empfangen, und wenn die braven Sachsen gleich dieses aushielteu, so wurde er an dein Thore selbst mit dem preußischen Fnßvolke in einen noch ver- zweiselteren Kampf verwickelt. Dieser blutige und ungleiche Kampf möchte uuge- achtet der kraftvollsten Gegenwehr nicht so ruhmvoll beendigt sein, wenn nicht mehrere Eiuwohner der Stadt die preußischen Füsiliere und ihre Geschütze auf Punkte geführt hätten, von welchen ihr Feuer eiue größere Wirksamkeit erhielt. Bürger und Krieger wetteiferten an jenem schönen Tage in mutiger Hingebung, und selbst ein Dienstmädchen, Johanne Stegen, bekundete ihre Unerschrockenheit, indem sie im dichten Kugelregen den Preußen aus einem umgestürzten Pulver- wagen der Feiude den inangelnden Schießbedarf zutrug. Immer heftiger ent- brannte der Kampf an dem neuen Thore; dennoch ließ das französische Bataillon der 54. Kohorte die braven Sachsen im Stiche und konnte durch feine Auffor- derung zur Uuterstützung bewogen werden. Da werden zugleich die beiden noch übrigen sächsischen Geschütze unbrauchbar gemacht und der General Morand, sowie sein Adjutant schwer verwundet. Als nun die rnssische Reiterei die schon ermatte- ten Feinde im Rücken und auf den Seiten angriff, da streckten sie größtenteils die Waffen, und nur sehr wenige vermochten zu entkommen. Als Morand ver- wuudet war, übernahm der Oberst von Ehrenstein, obwohl selbst schon zwiefach verwundet, den Befehl. Dieser sah ein, daß er völlig unterliegen werde und

3. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 35

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
Er überzeugte sich nun von der Hartnäckigkeit des Gefechts und ließ zwei Com- pagnien des zweiten sächsischen Bataillöns unter Major vonlindenau herbeirufen. Diese beiden Compagnien kamen unglücklicher Weise erst in demselben Augenblicke an, als das Thor von den Preußen erobert, und die Besatzung desselben gefangen genommen oder getödtet wurde.- Morand verlor darüber die Besinnung und ließ eiligst den Rückzug antreten. Dadurch geriethen jene beiden Compagnien in Un- ordnung , und der Verlust wurde noch größer. Die Preußen drängten nämlich mit solchem Ungestüm nach, daß ein preußischer Officier schon die Fahne des zweiten Bataillons Max ergriffen hatte, als sie ihm von dem Lieutenant von Milkau wieder entrissen, und er selbst verwundet wurde. Die Preußen wurden nun von dem hannoverschen Hauptmann von Lang- rchr durch die Straßen zum Nicolai-Kirchhofe geleitet und vertrieben den Feind überall, wo er sich zu setzen suchte. In diesem Augenblicke wurde auch das alten- brücker Thor von den Russen genommen; und sogleich stürzte sich Tschernitscheff ,an der Spitze der Jsum'schen Husaren in die Stadt. Bei diesem ungestümen Vordringen der Reiterei in den engen Straßen blieb zwar der tapfere Major Graf von Puschkin; aber es wurde auch beinahe ein ganzes feindliches Bataillon abge- schnitten und gezwungen, die Waffen niederzulegen. Ueberhaupt verlor das Fuß- volk und die Artillerie der Sachsen bei diesem Rückzüge die meisten Leute. Ans dem Markte wurde der Kampf mit Heftigkeit erneuert und dem General Morand das Pferd unter dem Leibe erschossen. Dort ging auch eine sächsische Haubitze ver- loren, welche so eben noch auf den heftig anstürmenden Feind geschossen hatte. General Morand zog sich in dieser allgemeinen Verwirrung aus dem neuen Thore gegen das Dorf Reppenstedt zur-iick und sammelte seine Truppen, sowie das ihm noch gebliebene Geschütz hinter einer Anhöhe. Nun erst überzeugte er sich von der geringen Stärke des Fußvolks, welches ihn ans der Stadt vertrieben hatte. Deshalb bildete er zwei Angriffscolonnen, stellte sein Geschütz an die Spitze der- selben und ging wieder zum Angriff auf die Stadt über. Dies wurde ihm haupt- sächlich dadurch möglich, daß die russische Reiterei ans der Süd- und Nordseite der Stadt entweder stehen geblieben war, oder sich zum Theil ans die Thore jener Seiten, das rothe, Sülz- und Bardowieker-Thor, geworfen hatte. Hätte sie sich dem Dorfe Reppenstedt genähert, so würde Morand, in Besorgnis, seine Rück- zugslinie abgeschnitten zu sehen, haben eilen müssen, die Straße rückwärts nach Tostedt zu gewinnen. Aber diese offenbare Nachlässigkeit der Reiterei stürzte ihn völlig ins Verderben. Als er nämlich gegen das neue Thor unter dem Schutze seiner Artillerie kühn vordrang, warf sich zuerst das Jsum'schehusarenregiment ans seine beiden Vierecke; es wurde aber zurückgewiesen. Darauf erfolgte eine Kanonade, welche über eine Stunde dauerte, während welcher Morand durch mehrere verschiedene Bewegungen, die er von seinem Fußvolke ausführen ließ, eine große Unentschlossenheit verrieth. Um drei Uhr begann er endlich einen ordentlichen 'Angriff des Thors, wurde aber von dem russisch-preußischen Geschütz, welches auf einer Anhöhe rechts vom Thore eine treffliche Aufstellung gefunden hatte, mit einem mörderischen Kartätschenfeuer empfangen, und wenn die braven Sachsen gleich dieses aushielten, so wurde er an dem Thore selbst mit dem preußischen Fuß volle in einen noch verzweifelteren Kampf verwickelt. Dieser blutige undungleiche 3*

4. Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 172

1903 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
172 Eine Jungfrau, Ferdinands von Schmettan, die nichts zu geben hatte, schnitt ihr schnes Haupthaar ab und legte den Erls auf den Altar des Baterlandes. An der Spitze der Frauenvereine, die sich zur Pflege der Verwundeten, zur Sammlung von Liebesgaben bildeten, stand die hoch-herzige Prinzessin Wilhelm von Preußen, Marianne, nebst acht anderen Prinzessinnen des kniglichen Hauses. Edle Freiheitssnger hoben durch ihre Lieder die Begeisterung des Volkes. So E. M. Arndt, Max von Schenkendorf, vor allen aber Theodor Krner, der, Held und Snger zugleich, am hchsten und reinsten den Herzschlag der Zeit in Worte ge-fat hat und fr die groe Sache des Vaterlandes auf dem Schlachtfelde gefallen ist. 6. Der Befreiungskrieg von 1813 und 1814. a) Das Jahr 1813, 1 Der Krieg im Frhjahr. Whrend das preuische Volk in hoher Begeisterung sich rstete, den Kampf mit seinen Drngern aufzunehmen, hatte auch Napoleon nicht gezaudert und ein Heer von 350000 Mann ausgehoben, zu denen spterhin noch 180000 Mann kamen. Auch die Rhein-bundfrsten hatten ihre deutschen Landeskinder in die Reihen der franzsischen Armee gestellt. Der Aufruf an die Deutschen", den Friedrich Wilhelm und Alexander von Kalisch aus (26. Mrz) erlassen hatten, da Deutsch-lands Fürsten und Völker sich mit ihnen gegen Napoleon vereinigen sollten, sand bei den verblendeten Rheinbnndsrsten kein Gehr. Nicht einmal Sachsen trat der deutschen Sache bei. Aber im franzsischen Norddeutsch-land regte es sich. Leichte Kosakenscharen erschienen hier als die Boten der Befreiung und machten Miene, den Franzosen Hamburg und den Aus-flu der Elbe zu entreien. Hamburg, Lbeck, Harburg, Stade und Lne-brg hatten die Russen seit Mitte Mrz sreudig in ihre Mauern auf-genommen. Bald erschien aber der franzsische General Morand, um die Russen zu verjagen. Am 2. April kam es zu einem Kampfe vor und in Lneburg, in welchem Morand fiel, Lneburg aber von russischen und preuischen Truppen behauptet wurde. Leider zauderten die Verbndeten, die begeisterte Stimmung der Bevlkerung zu benutzen und den Krieg so-gleich der die Elbe in die Rheinbundstaaten hineinzutragen. Die Gegenden an der Elbe wurden dem Feinde wieder preisgegeben, und der Marschall Davon st war bereits im Anzge, die Abgefallenen zu zchtigen. Die Hauptmacht der Preußen und Russen bewegte sich indes der die Mittelelbe nach Sachsen; auch Napoleon, der am 31. Mrz hatte ver-

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 35

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
35 Er überzeugte sich nun von der Hartnäckigkeit des Gefechts und ließ zwei Com- pagnien des zweiten sächsischen Bataillons unter Major von Lindenan herbeirufen. Diese beiden Compagnien kamen unglücklicher Weise erst in demselben Augenblicke an, als das Thor von den Preußen erobert, und die Besatzung desselben gefangen genommen oder getödtet wurde. Morand verlor darüber die Besinnung und ließ eiligst den Rückzug antreten. Dadurch geriethen jene beiden Compagnien in Un- ordnung , und der Verlust wurde noch größer. Die Preußen drängten nämlich mit solchem Ungestüm nach, daß ein preußischer Officier schon die Fahne des zweiten Bataillons Max ergriffen hatte, als sie ihm von dem Lieutenant von Milkau wieder entrissen, und er selbst verwundet wurde. Die Preußen wurden nun von dem hannoverschen Hauptmann von Lang- rehr durch die Straßen zum Nicolai-Kirchhofe geleitet und vertrieben den Feind überall, wo er sich zu setzen suchte. In diesem Augenblicke wurde auch das alten- brücker Thor von den Russen genommen; und sogleich stürzte sich Tschernitscheff an der Spitze der Jsum'schen Husaren in die Stadt. Bei diesem ungestümen Vordringen der Reiterei in den engen Straßen blieb zwar der tapfere Major Graf von Puschkin; aber es wurde auch beinahe ein ganzes feindliches Bataillon abge- schnitten und gezwungen, die Waffen niederzulegen. Ueberhaupt verlor das Fuß- volk und die Artillerie der Sachsen bei diesem Rückzüge die meisten Leute. Auf dem Markte wurde der Kampf mit Heftigkeit erneuert und dem General Morand das Pferd unter dem Leibe erschossen. Dort ging auch eine sächsische Haubitze ver- loren, welche so eben noch auf den heftig anstürmenden Feind geschossen hatte. General Morand zog sich in dieser allgemeinen Verwirrung aus dem neuen Thore gegen das Dorf Reppenstedt zurück und sammelte seine Truppen, sowie das ihm noch gebliebene Geschütz hinter einer Anhöhe. Nun erst überzeugte er sich von der geringen Stärke des Fußvolks, welches ihn aus der Stadt vertrieben hatte. Deshalb bildete er zwei Angriffscolonnen, stellte sein Geschütz an die Spitze der- selben und ging wieder zum Angriff auf die Stadt über. Dies wurde ihm haupt- sächlich dadurch möglich, daß die russische Reiterei auf der Süd- und Nordseite der Stadt entweder stehen geblieben war, oder sich zum Theil auf die Thore jener Seiten, das rothe, Sülz- und Bardowieker-Thor, geworfen hatte. Hätte sie sich dem Dorfe Reppenstedt genähert, so würdemorand, in Besorgnis, seine Rück- zugslinie abgeschnitten zu sehen, haben eilen müssen, die Straße rückwärts nach Tostedt zu gewinnen. Aber diese offenbare Nachlässigkeit der Reiterei stürzte ihn völlig ins Verderben. Als er nämlich gegen das neue Thor unter dem Schutze seiner Artillerie kühn vordrang, warf sich zuerst das Jsum'sche Husarenregiment auf seine Leiden Vierecke; es wurde aber zurückgewiesen. Darauf erfolgte eine Kanonade, welche über eine Stunde dauerte, während welcher Morand durch mehrere verschiedene Bewegungen, die er von seinem Fußvolke ausführen ließ, eine große Unentschlossenheit verrieth. Um drei Uhr begann er endlich einen ordentlichen Angriff des Thors, wurde aber von dem russisch-preußischen Geschütz, welches auf einer Anhöhe rechts vom Thore eine treffliche Aufstellung gefunden hatte, mit einem mörderischen Kartätschenseuer empfangen, und wenn die braven Sachsen gleich dieses aushielten, so wurde er an dem Thore selbst mit dem preußischen Fuß- volke in einen noch verzweifelteren Kampf verwickelt. Dieser blutige undungleiche

6. Aus der deutschen Geschichte vom Beginne des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - S. 104

1912 - Langensalza : Beltz
— 104 — dieser Infanteri fragte mir: wie kämst Du hier her und warum weinest Du? ich antworte: ach, was sollte ich nicht weinen? gestern haben wir erst ein großes Anglück gehabt, und nun kommen die Franzosen wieder zurück. Der Offizier sagte: Darum weine nur nicht, meine Leute werden sich gewiß gut wehren. Nun fragte er mir: was trägst Du denn so schwer in der Schürtze? „Daß sind französische Patronen, die ich dort gefunden habe!" „O, die gib nur her, die thun uns groß nötig, den meine Leute haben alles verschossen". Wie ich das hörte, so freute ich mich, daß ich im graben noch so viele hatte und sagte: ich habe noch recht viel, die werde ich alle holen. Wie ich nun so schnel lief, um die andern Patronen recht eilig herbey zu schaffen, so blieben meine Schu im Dreck stecken. Eiligst sah ich mich um nach meinen Schu; aber ich sah, daß die Franzosen immer näher kamen und fürchterlich schosen, so ließ ich sie stecken, und lief in Strümpfe. Nun trug ich eine Schürtze voll nach der andern herbey, und da sie mir die Patronen nicht so schnel abnehmen fönten wie ich wohl wünschte, so hielte ich die Schürtze mit die zähne feste und stech mit die Hende ihnen die Patronen forn in der Mondur. viele von diese Brave Krieger wurden getötet und verwundet. 2 Kugeln nahmen die Flucht durch den Saum von mein Kleidt und eine durch die Schürtze, aber dennoch ließ ich mich nicht schrecken und holte immer herbey. Nahe am Thore im garten hatten sich 17 Sachsen verstochen. Wie diese mich sahen, schossen Sie immer wehrend auf mich, aber seiner hatte das Glück, mich zu treffen. Gleich darnach fam ein Offizier, der vermutlich im garten bey die Sachsen gewesen war, in vollen eifer auf mir losgejagt, aber einer von die Kusacken welche nicht weit von mir waren, stürmte auf ihn zu und stach ihn in der linken Seite, daß an der rechten Seite die lantze wieder heraus kam. Nun hatte ich noch eine Schürtze voll, die ich unter die braven Krieger austheilte. Wie ich nun die letzten den einen forne in der Mondur stach, so bekam er einen Schus in der linken Seite, daß er sogleich nieder sank: ich nam denselben untern arm und schlepte ihn in den graben, band ihn mein Halstuch um seine wunde und versprach ihn, sobald es ein wenig stille währe, wolte ich ihn in ein haus bringen, wo er verbunden und verplecht würde. Nun stelte ich mir wieder auf den graben. Kaum hatte ich eine minute da gestanden, so kam eine Kugel und nahm mit an der linken wange die harlocke. Gleich darnach bekam der französche General Morand einen Flintenschus und einen Säbelhieb und fiel vom Pferde. Wie nun die ftanzöschen Truppen sahen, daß ihr General gefallen war, so gaben Sie sich gefangen l). Nun brachte ich den verwundeten, den ich vorhin im graben gebracht hatte, in ein Haus, wo er Verpflägung erhielt, die andern verwundeten und ermateten brachte ich Wein und die Gesunden Brantwein und Vier, so viel ich nur immer herbey schaffen konnte, und darnach ging ich zu Hause. Wie ich nun eine halbe Stunde zu Hause gewesen war, so kam eine nachbarin von meiner Mutter und fragte, ob ich es wäre, die den Preusen Patronen zugetragen hatte. Da ich nun ja antworte, sagte Sie, daß Sie den Auftrag hatte, mir 1) 80 Offiziere, 2500 Sachsen und Franzosen, 12 Kanonen, 3 Fahnen fielen den Siegern in die Hände.

7. Die deutschen Freiheitskriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 10

1890 - Hannover : Hahn
10 Das Jahr 1813. Seinem Stolze dnkte es unertrglich, die Herrschast der Welt aus den Hnden zu geben. Er whnte, sie immer noch behaupten zu knnen; denn die Gewalt des Gemtes, wenn es fr Freiheit und Tugend entzndet ist, verstand er nicht zu berechnen. Darum erschien ihm die Begeisterung der Besseren in Deutschland wie ein leeres Haschen nach Luftgebilden der Gedanken, und der gewaltige Zorn des ganzen Volkes wie ein Fieber-rausch, der bald verrauchen werde, wenn Gut und Blut zum Opfer ge-bracht werden sollten. So lange nur Krfte gegen ihn stritten, welche er kannte, berwltigte er sie mit der kalten berlegung seines Verstandes und der bermacht seiner Heere; wie viele dabei zu Grunde gingen, war ihm gleichgltig. Als aber die Geister erwachten und die Herzen erglhten, da fate er sein Zeitalter nicht und er mute fallen. Am 31. Mrz, als einige Tage vorher die Kriegserklrung von Preußen in Paris an-gekommen war, lie er in einer Zeitung daselbst schreiben: Wenn auch die Feinde auf dem Montmartre von Paris stnden, so werde er doch kein Dorf von seinen Eroberungen herausgeben"; und am Tage darauf, 1. April, erklrte er den Krieg gegen den König von Preußen, ja, er be-schlo in seinem Herzen, das preuische Reich und der preuische Name sollten gnzlich vernichtet werden. Und gerade nach einem Jahre, am 31. Mrz 1814, rckten die deutschen und russischen Heere in Paris ein, und zwei Tage darnach, 'den 2. April, erklrte der Senat von Frankreich den Kaiser Napoleon seiner Krone verlustig. -- 4. 9ic erjlm irirporfnllr. Mit den berbleibseln des franzsischen Heeres und einigen neu ge-sammelten Haufen hatte sich der Vizeknig Eugen unter den Mauern von Magdeburg gelagert, den brigen Lauf des Elbstromes mute er frei gebeu. Den Ausflu desselben aber und das wichtige Hamburg htten die Franzosen gern behauptet; der General Morand wendete sich mit 4000 Mann, mit denen er die Ksten von Mecklenburg und Pommern besetzt gehalten hatte, dahin; aber drei khne Anfhrer, Tettenborn, Czernitscheff und Drn-berg, verfolgten ihn mit ihren leichten Scharen und lieen ihn am rechten Elbufer nicht festen Fu behalten. Er mute der den Flu nach Bremen zu weichen. Alles Volk im nrdlichen Deutschland jubelte laut, wohin die Befreier kamen. Der. edle Herzog von Mecklenbnrg-Strelitz, der erste nach dem König Friedrich Wilhelm, sagte sich von den franzsischen Banden los und sprach das groherzige Wort: Er werde sich mit Gottes Hlfe der Ehre wert zeigen, ein deutscher Fürst zu sein!" Die Brger Lbecks und Hamburgs frohlockten und bereiteten sich, das Geschenk der neuen Freiheit mit eigenen Krften verteidigen zu helfen. Den General Morand aber, welcher wieder vorzurcken wagte, suchte Drnberg mit 2000 Mann hinter den Mauern von Lneburg auf, griff ihn am 2. April herzhaft an, erstrmte die Stadt und ttete den Anfhrer selbst.

8. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 169

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
169 6. Der Befreiungskrieg von 1813 und 1814. a) Das Jahr 1813. Der Krieg im Frhjahr. Whrend das preuische Volk in hoher Begeisterung sich rstete, den Kampf mit seinen Drngern aufzunehmen, hatte auch Napoleon nicht gezaudert und ein Heer von 350000 Mann ausgehoben, zu denen spterhin noch 180000 Mann kamen. Auch die Rheinbund-frsten hatten ihre deutschen Landeskinder in die Reihen der franzsischen Armee gestellt. Der Aufruf an die Deutschen", den Friedrich Wilhelm und Alexander von Kalisch aus (26. Mrz) erlassen hatten, da Deutsch-lauds Frsteu und Völker sich mit ihnen gegen Napoleon vereinigen sollten, sand bei den verblendeten Rheinbundfrsten kein Gehr. Nicht einmal Sachsen trat der deutschen Sache bei. Aber im franzsischen Norddeutsch-laud regte es sich. Leichte Kosakenscharen erschienen hier als die Boten der Befreiung und machten Miene, den Franzosen Hamburg und den Aus-flu der Elbe zu entreien. Hamburg, Lbeck, Harburg, Stade und Lne-brg hatten die Russen seit Mitte Mrz freudig in ihre Mauern auf-genommen. Bald erschien aber der franzsische General Morand, um die Russen zu verjagen. Am 2. April kam es zu einem Kampfe vor und in Lneburg, in welchem Morand fiel, Lneburg aber von russischen und preuischen Truppen behauptet wurde. Leider zauderten die Verbndeten, die begeisterte Stimmung der Bevlkerung zu benutzen und den Krieg so-gleich der die Elbe in die Rheinbundstaaten hineinzutragen. Die Gegenden an der Elbe wurden dem Feinde wieder preisgegeben, und der Marschall Davoust war bereits im Anzge, die Abgefallenen zu zchtigen. Die Hauptmacht der Preußen und Russen bewegte sich indes der die Mittelelbe nach Sachsen; auch Napoleon, der am 31. Mrz hatte ver-knden lassen, der preuische Name solle aus der Reihe der Völker gnz-lich ausgelscht werden", zog mit einer groen Armee nach Sachsen. Die Streitmacht der Verbndeten teilte sich in zwei Heere. Aus der Mark rckte das russisch-preuische Heer unter Fhrung des Oberbefehlshabers, des russischen Generals Wittgenstein (40000 Preußen unter York, Blow und Borstel, 12000 Russen), auf Sachsen an und aus Schlesien ein ganz aus Preußen bestehendes (36000 Mann) unter Blcher. Es lag den Verbndeten alles daran, Sachsen zu gewinnen, weil sie dort leicht festen Fu fassen, das Knigreich Westfalen umwerfen und damit den Rheinbund sprengen konnten. Kaum hatte Napoleon seinen Marsch nach Deutschland angetreten, so versuchte sein Stiefsohn Eugen Beauharnais mit 30000 Mann, mit

9. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 36

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
36 Kampf möchte ungeachtet der kraftvollsten Gegenwehr nicht so ruhmvoll beendigt sein, wenn nicht mehrere Einwohner der Stadt die preußischen Füsiliere und ihre Geschütze auf Punkte geführt hätten, von welchen ihr Feuer eine größere Wirk- samkeit erhielt. Bürger und Krieger wetteiferten an jenem schönen Tage in mu- thiger Hingebung, und selbst ein Dienstmädchen, Johanne Stegen, bekundete ihre Unerschrockenheit, indem sic im dichten Kugelregen den Preußen aus einem umgestürzten Pulverwagen der Feinde den mangelnden Schießbedarf zu- trug. Immer heftiger entbrannte der Kampf an dem neuen Thore; dennoch ließ das französische Bataillon der 54. Kohorte die braven Sachsen im Stiche und konnte durch keine Aufforderung zur Unterstützung bewogen werden. Da werden zugleich die beiden noch übrigen sächsischen Geschütze unbrauchbar gemacht und der General Morand, sowie sein Adjutant schwer verwundet. Als nun die russische Reiterei die schon ermatteten Feinde im Rücken und auf den Seiten an- griff, da streckten sie größtentheils die Waffen, und nur sehr wenige vermochten zu entkommen. Als Morand verwundet war, übernahm der Oberst von Ehren-, stein, obwohl selbst schon zwiefach verwundet, den Befehl. Dieser sah ein, daß er völlig unterliegen werde, und deshalb schickte er auf der Stelle den Hauptmann Erdtel als Unterhändler an den General Dörnberg. Es wird versichert, daß den Sachsen freier Abzug mit Waffen und Gepäck bewilligt worden sei; allein der Kampf war um diese Zeit so heftig geworden, daß die Nachricht von der einge- tretenen Wasfeurühe nicht mehr verbreitet werden konnte, und daher mußten die Franzosen, wie die Sachsen, noch während der Unterhandlung die Waffen nieder- legen. Um fünf Uhr nachmittags war das Gefecht glorreich beendigt. Gegen 2200 Franzosen und Sachsen wurden gefangen genommen; acht Kanonen (denn zwei Stück hatten die Sachsen am lüner Thore in den Stadtgraben geworfen), dreißig Fässer Pulver, drei Fahnen und alles Gepäck wurde erbeutet. Unter den Gefangenen befanden sich der Chef des Generalstabes de Lourde, der Oberst Poisy und der sächsische Oberst von Ehrenstein. Der Verlust der Preußen belief sich auf einen Officier und 7 Mann an Todten und 4 Officiere und 38 Mann an Ver- wundeten. Die. Russen hatten an Todten den Major von Puschkin und einige 70 Mann verloren, an Verwundeten 3 Officiere und über 100 Mann. Die Ge- fangenen wurden theils von dem lüneburger Landstürme, theils von den jungen Leuten, welche sich entschlossen hatten, unter dem Oberstlieutenant von Estorsi zu dienen, theils von Kosacken zunächst nach Boitzenburg und von dort nach Berlin geführt. Der verwundete Morand starb am 5. April zu Boitzenburg und wurde dort mit allen Ehren bestattet. 17. Die Schlacht bei der Göhrde am 16. September 1813. Ter hannoversche General Wallmoden erfuhr, daß der General Pecheux mit der fünfzigsten Division von Hamburg aufgebrochen sei, um sich zu dem franzö- sischen Hauptheere in Sachsen zu begeben. Sofort beschloß Wallmoden, den Fran- zosen durch einen raschen Zug über den Hals zu kommen. Er ließ deshalb von seiner Armee nur einige tausend am rechten Elbnfer dem gewaltigen Davoust gegenüber stehen, damit er seinen Abzug mit dem Hauptheer nicht merken solle,

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 36

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
36 Kampf möchte ungeachtet der kraftvollsten Gegenwehr nicht so ruhmvoll beendigt sein, wenn nicht mehrere Einwohner der Stadt die preußischen Füsiliere und ihre Geschütze auf Punkte geführt hätten, von welchen ihr Feuer eine größere Wirk- samkeit erhielt. Bürger und Krieger wetteiferten an jenem schönen Tage in mu- thiger Hingebung, und selbst ein Dienstmädchen, Johanne Stegen, bekundete ihre Unerschrockenheit, indem sie im dichten Kugelregen den Preußen aus einem umgestürzten Pulverwagen der Feinde den mangelnden Schießbedarf zu- trug. Immer heftiger entbrannte der Kampf an dem neuen Thore; dennoch ließ das französische Bataillon der 54. Kohorte die braven Sachsen im Stiche und konnte durch keine Aufforderung zur Unterstützung bewogen werden. Da werden zugleich die beiden noch übrigen sächsischen Geschütze unbrauchbar gemacht und der General Morand, sowie sein Adjutant schwer verwundet. Als nun die russische Reiterei die schon ermatteten Feinde im Rücken und auf den Seiten an- griff, da streckten sie größtentheils die Waffen, und nur sehr wenige vermochten zu entkommen. Als Morand verwundet war, übernahm der Oberst von Ehren- stein, obwohl selbst schon zwiefach verwundet, den Befehl. Dieser sah ein, daß er völlig unterliegen werde, und deshalb schickte er auf der Stelle den Hauptmann Erdtel als Unterhändler an den General Dörnberg. Es wird versichert, daß den Sachsen freier Abzug mit Waffen und Gepäck bewilligt worden sei; allein der Kamps war um diese Zeit so heftig geworden, daß die Nachricht von der einge- tretenen Waffenruhe nicht mehr verbreitet werden konnte, und daher mußten die Franzosen, wie die Sachsen, noch während der Unterhandlung die Waffen nieder- legen. Um fünf Uhr nachmittags war das Gefecht glorreich beendigt. Gegen 2200 Franzosen und Sachsen wurden gefangen genommen; acht Kanonen (denn zwei Stück hatten die Sachsen am lüner Thore in den Stadtgraben geworfen), dreißig Fässer Pulver, drei Fahnen und alles Gepäck wurde erbeutet. Unter den Gefangenen befanden sich der Chef des Generalstabes de Lourde, der Oberst Poisy und der sächsische Oberst von Ehrenstein. Der Verlust der Preußen belief sich auf einen Officier und 7 Mann au Todten und 4 Officiere und 38 Mann an Ver- wundeten. Die Russen hatten an Todten den Major von Puschkin und einige 70 Mann verloren, an Verwundeten 3 Officiere und über 100 Mann. Die Ge- fangenen wurden theils von dem lüneburger Landstürme, theils von den jungen Leuten, welche sich entschlossen hatten, unter dem Oberstlieutenant von Estorff zu dienen, theils von Kosacken zunächst nach Boitzenburg und von dort nach Berlin geführt. Der verwundete Morand starb am 5. April zu Boitzenburg und wurde dort mit allen Ehren bestattet. 17. Die Schlacht bei der Göhrde am 16. September 1813. Ter hannoversche General Wallmoden erfuhr, daß der General Pecheux mit der fünfzigsten Division von Hamburg aufgebrochen sei, um sich zu dem franzö- sischen Hauptheere in Sachsen zu begeben. Sofort beschloßwallmoden, den Fran- zosen durch einen raschen Zug über den Hals zu kommen. Er ließ deshalb von seiner Armee nur einige tausend am rechten Elbufer dem gewaltigen Davoust gegenüber stehen, damit er seinen Abzug mit dem Hauptheer nicht merken solle,

11. Aus alten Zeiten - S. 112

1883 - Hannover : Hahn
— 112 — vor Begierde, sich mit den Franzosen zu messen. Diese aber hielten es für geraten, sich schnell zurückzuziehen, nachdem einige der Ihrigen verwundet worden waren. Siegesfroh kehrten die Bürger heim.' 2. Frühmorgens am 1. April erscholl der Lärmruf von neuem und zwar vom Neuen Thore her. Wieder zog eine bewaffnete Schar heldenmütig hinaus, obwohl durch ausgeschickte Boten die Nachricht eingegangen war, daß der General Morand mit dreitausend Mann und elf Kanonen gegen die Stadt anrücke. Als dieser aber seine Kanonen abfeuerte und die Kugeln rechts und links einschlugen, da erkannte man, daß man solchen Waffen nicht gewachsen wäre, und zog sich in schleuuigster Flucht in die Stadt zurück. Die Feinde folgten unmittelbar, auf alle feuernd, die sich noch auf den Straßen verspätet hatten. Männer, wehrlose Frauen, Greise und Kinder, ungefähr zwanzig an der Zahl, wurden getötet. Zwei Männer, der Bürger Spangenberg und der Arbeitsmann Gellers, wurden mit den Waffen in der Hand ergriffen, gebunden vor das Altenbrücker Thor geschleppt und daselbst sofort erschossen. Plündernd zerstreuten sich nun die feindlichen Krieger in die Häuser und raubten oder erpreßten Geld und Geldeswert von den hartbedrängten Bewohnern. Das Rathaus, worin man Pulver versteckt glaubte, ward ganz durchsucht und Schränke und Koffer gewaltsam erbrochen. Gleichzeitig ward befohlen, den folgenden Tag sämtliche Waffen u. s. w. bei Todesstrafe abzuliefern. Die Soldaten und den General mit seinen Offizieren mußte die Stadt aufs beste verpflegen, und Morand fing an, es sich recht wohl sein zu lassen. Es mußten für ihn drei Reitpferde und zwei Kutschpferde mit ihrem Geschirr angekauft werden. Für seine Tafel verlangte er täglich vierundzwanzig Gedecke, wovon jedes ihm mit sechzehn Mark bezahlt werden sollte. Den Offizieren sollte die Stadt ein Geschenk zukommen lassen, und zwar jedem Major zweihundert, jedem Hauptmann hundertundsünfzig und jedem Leutnant hundert Mark; für die Obersten wollte er den Betrag noch näher bestimmen. Brandschatzungen mancher Art wurden außerdem gemacht, und Schlimmes schien noch bevor zu stehen. — Indes im Buche der Vorsehung stand es anders geschrieben. 3. Äm folgenden Tage näherte sich unter dem General von Dörnberg ein vereintes Heer russischer und preußischer Truppen in der Stärke von zweitausendsünshundert Mann mit sieben Kanonen von Bilm her der Stadt. Als die plänkelnden Kosacken sich vor den Thoren zeigten, machte man dem General Morand davon Anzeige. Dieser aber mochte sich in einer Stadt, die durch hohe Wälle und Gräben befestigt war, ziemlich sicher dünken. Da er in den letzten Wochen öfter von einzelnen Kofackenabteilungen geneckt worden war, so glaubte er, wieder eine solche kleine Schar vor sich zu Haben, und er befahl scherzend, man solle ihm das Schwarzwild zum Frühstück einsangen. Indessen zeigten sich immer mehr Feinde, und endlich erkannte Morand, daß es ernst werde. Jetzt traf er seine Maßregeln. Um elf Uhr ward in der Stadt der Notmarsch geschlagen. Aber es war

12. Hand-Fibel - S. 57

1868 - Berlin : Stubenrauch
57 119. Der Hengst und die Wespe. Eine kleine Wespe stach einen Hengst. Er schlug dar- nach. Doch die kleine Wespe sprach: „Liebes Hengstchen, nur gemach! denn ich sitz’ am sichern Orte; glaube mir, du triffst mich nicht.“ Endlich giebt er gute Worte. Und die kleine Wespe spricht: „Sanftmuth findet doch Gehör; sieh, nun stech’ ich dich nicht mehr.“ 120. Die Kuh. Die Kuh ist nicht so schön, wie das Pferd. Ihr Rumpf ist dick und plump. Am Halse zieht sich bis zur Brust herab eine schlaffe Haut, die man Wamme nennt. Der Kopf trägt runde, gebogene Hörner, hat eine breite Stirn, abstehende Ohren, etwas trübe Augen und ein grosses Maul. An den Füssen hat die Kuh gespaltene Hufe, und ihr langer Schwanz ist am Ende mit einem Haarbüschel versehen. Von ihrer Schönheit ist also nicht viel zu sagen. Und doch gewährt ein Stall mit weissen, rothen, schwarzen und gefleckten Kühen einen ganz hübschen Anblick, wenn nur die Magd Stall und Kühe reinlich hält. Gar lieblich ist’s auch, eine Heerde Kühe auf der Wiese, im Walde oder am Bergeshange weiden zu sehen und am Geläute ihrer Glocken sich zu erfreuen. Wenn die Kuh ihre Nahrung zu sich genommen hat, legt sie sich nieder und bringt die Speise wieder in’s Maul und kaut sie in aller Ruhe und Gemüthlichkeit noch einmal. Dies nennt man wiederkäuen. Wir schätzen die Kuh, weil sie so grossen Nutzen bringt. Sie giebt uns süsse Milch, aus welcher Butter und Käse be- reitet wird, und ihr Dünger macht die Felder fruchtbar. Geschlachtet nützt sie uns durch ihr kräftiges Fleisch. Ihr Fell wird zu Leder gegerbt, ihre Haare gebraucht man zum Polstern, den Talg zu Lichten und Seife. Selbst die Hörner werden benutzt, man verarbeitet sie meistens zu Kämmen. 121. Fürsorge eines Hundes für einen andern. Der Wundarzt Morand in Paris nahm einen Hund, der den Fuß gebrochen hatte, aus Gefälligkeit gegen den Eigenthü- mer desselben zu sich und heilte ihn. Nach einiger Zeit kratzte es an der Thüre Morands, und als dieser öffnete, trat der ge- heilte Hund mit einem andern ein, der ebenfalls den Fuß ge- brochen hatte und sich mühsam seinem Führer nachschleppte. Morand bewunderte die Klugheit seines früberen Patienten, der den Wunsch, seinen Kameraden geheilt zu seyen, deutlich zu ver- stehen gab, und unterzog sich gerne diesem neuen Gefräste.

13. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 723

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
Friedrich R ckert hat dem Freiheitskampfe auch manches Lied geweiht. Hrst Du's vom Kirchturm strmen, Frau? Siehst Du die Nachbarn wimmeln? schau! Und drben strmt es auch im Gau. Ich mu hinaus! auf Gott vertrau! Des Feindes Blut ist Morgenthau. Wenn nun auch manche durch Ausstrmung ihres begeisterten Muthes in Liedern ftch bleibendes, zum Theil glnzendes Verdienst erworben haben, so bleibt der eigent-liche Tyrtus des groen Kampfes doch Theodor Krner, Held und Snger zu-gleich, der durch seine todesmuthigen Gesnge am hchsten und reinsten den Herzschlag der Zeit in Worte gefat hat und fr die groe Sache des Vaterlandes auf dem Schlachtfelde gefallen ist. Darum gebhrt auch seinem Andenken unvergngliche Ehre. Fn,ch aus, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen. Reiterlied, Lkow's wilde Jagd, Das Volk steht auf, der Sturm bricht los, Trinklied vor der Schlacht, -- Schwertlied k. werden als edelste Blten des deutschen Muthes und Geistes un-sterblich sein. ' Das ganze Gefhl jener Zeit ist zusammengefat in den Worten Krner's: Der Himmel hilft, die Hlle mu uns weichen! Drauf, tapfres Volk! drauf! ruft die Freiheit, drauf! Hoch ichlgt dein Herz, hoch wachsen deine Eichen; Was kmmern dich die Hgel deiner Leichen? Hoch pflanze da die Freiheitsfahne auf!" - 99. Her Freiheitskrieg von 1813. *) a. Der Krieg im Frhjahr 1813. 2)3n Preußen brach ein schner Vlkerfrhling an, windschnelle Boten kndeten 'hn den deut,chen Nachbarn an Elbe und Saale, leicht und hurtig wie Schwalben und uberall dem Volke willkommen: die Kosaken, die Shne der Steppe. Wie wurden sie lubelnd empfangen in der Mark, wo die Franzosen am 4. Mrz schleunig Verlin gerumt, m Mecklenburg, in Hamburg und Lbeck! Waren sie auch struppig und schmutzig in ihren groen wirren Brten und langen schwarzen, nie gekmmten Haaren, sonderbare Ungethme mit dicken Pelzen, blauen Pumphosen, langer Lanze auf mageren, hlichen, kleinen, aber schnellen Pferdchen, sie erschienen dem fteude-trunkenen Volke wie gute Geister, sie kamen ja als Befreier. Nicht berall jedoch wahrte der ,chone Rausch. Zwar in Preußen befreite man sich, weil dort das gante ^ m 2affcn (mffianb- At>er was im franzsischen Deutschland sich erhob, Hain-brg (am 18.), Lbeck (am 19.), dann Harburg, Stade, Lneburg (am 21 Marz), zeigte bei gutem Willen geringe oder schlecht geleitete Thatkraft und mute bald dafr den. Denn die paar hundert Kosaken verschwanden so schnell wie sie gekommen, und die Aufstndischen konnten sich nicht selber helfen. Zuerst fiel Lne-^rg wieder m franzsische Gewalt, und der General Morand war im Begriff, ein *) Nach Beitzke, Eberty, Voigt, Pierson, Kohlrausch u. a. *) Nach Pierson, Theil Il, S. 47 ff. Schumann u. Heinze. Lehrbuch.

14. Geschichte der neueren Zeit und des brandenburgisch-preußischen Staats - S. 116

1872 - Berlin : Wohlgemuth
116 Die Befreiungskriege 18131815. a. Das Jahr 1813 bis zum Waffenstillstand zu Poischmitz (4. Juni). Zur Deckung des Rckzugs des Macdonald'scheu Corps aus Rußland bildeten die Preußen unter York die Nachhut und hatten am meisten von den unter Wittgenstein nachsetzenden Russen zu leiden. Von dem Hauptcorps getrennt und durch Diebitsch von ihm abgeschnitten, ergriff York die Gelegenheit zunchst in Preußen eine neue Zeit hervorzurufen, indem er auf der Poscherung'scheu Mhle bei Tauroggen einen Vertrag mit dem russischen General Diebitsch am 30. December 1812 abschlo, demzufolge die preuischen Truppen so lange fr neutral erklrt wurden, bis der König diesen Vertrag genehmigt habe. Zugleich wurde ihm bis dahin das Gebiet zwischen Memel und Tilsit als Aufenthalt angewiesen. Schon am 1. Iauuar 1813 sah sich Murat geuthigt, bei dem unaufhaltsamen Vordringen Wittgen stein's, Knigsberg zu ver-lassen, und nach Polen zu gehen; wo er den Oberbefehl der die Reste der franzsischen Armee an den Viceknig von Italien Eugen Beauharnais bergab. Murat selbst eilte nach Neapel; während Eugen sich unter steten Kmpfen bis der die Oder zurckzog. Obgleich Preuens König den von York abgeschlossenen Ver-trag nicht genehmigte, hatte er doch Berlin verlassen und sich mit seinem Staatskanzler Hardenberg nach Breslau begeben, von wo aus er am 3. Februar einen Ausruf zur Bildung freiwilliger Jger-Corps erlie. Bald schlssen Preueu und Rußland durch Kutusow und Hardenberg ein Schutz- und Trntzbndni zu Kalisch (28. Fe-bruar), dem von Seiten des Knigs am 16. Mrz eine Kriegserkl-ruug an Frankreich und am folgenden Tage ein Aufruf an das Volk und das Heer, so wie der Befehl zur Bildung der Landwehr folgte. Dem Vorgehen Preuens folgten sehr bald Hamburg, Mecklenburg und Dessau. Iu ersterer Stadt vertrieb man die Franzosen und nahm schon am 18. Mrz den russischen General Tettenborn als Befreier auf; wogegen die Herzge der beiden andern Staaten sich vom Rheinbunde lossagten. Preußen entwickelte eine solche Thtigkeit, da es den seit dem Tilsiter Frieden nur aus 42,000 Mann bestehenden Stamm seines Heeres bereits Ende Mrz ans 100,000 Mann erhhte und im April bereits 150,000 Mann Landwehren in der Organisation begriffen waren. Schon am 2. April begann der Kampf gegen die im Besitz der ganzen Elblinie befindlichen Franzosen bei Lneburg. Dren-berg und Czernitsches nahmen die Stadt, und vernichteten das hier stehende feindliche Corps, dessen Fhrer, der General Morand, selbst tdtlich verwundet wurde. Bald mute der Kampf sich ernster gestalten. Der Viceknig von Italien war während jener Begebenheit von Magdeburg aus

15. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 368

1867 - Rostock : Hirsch
368 seinen Augen kaum trauen, als der treue Hund zu Brest bei ihm eintrat und durch Schmeicheleien und Liebkosungen seine Freude darüber bezeugte, daß er seinen Herrn wiedergefunden hatte. Der Chirurg Morand in Paris nahm einen Hund, der das Bein gebrochen hatte, in die Kur und stellte ihn vollkommen wieder her. Einige Zeit darauf kratzte etwas an seiner Thür. Als Morand öffnete, trat der genesene Hund wieder ein und brachte einen Gefährten mit, der sich mit gebrochenem Beine mühsam ihm nachschleppte. Durch schmeicheln und Bellen gab er zu verstehen, was er wünsche. Lächelnd sagte der Chirurg: Diesmal will ich dein Gesuch noch erfüllen; aber bringe mir solche Kunden nicht zu oft her. Ein Schäfer im schottischen Hochlande war ins Gebirge ge- gangen, um seine Herde zu überschauen, und hatte seinen dreijähri- gen Sohn mitgenommen. Er ließ das Kind am Fuße eines steilen Felsen zurück und stieg allein auf die Höhe hinauf. Plötzlich fiel ein so dichter Nebel ein, daß er nicht Steg oder Weg sehen konnte. Der Schäfer verirrte in der Dunkelheit. Erst mitten in der Nacht kam er aus dem Nebel heraus und fand nun seine Hütte wieder. Als der Morgen graute, machte er sich mit seinen Nachbarn auf, sein Kind zu suchen. Tage lang wurde das Gebirge nach allen Richtungen durchsucht! aber der Knabe war nicht zu finden. Man mußte ihn endlich für verloren achten. Im Hause aber war es aufgefallen, daß der Hund des Schäfers seit jener unglücklichen Nacht jeden Tag sich sein Haferbrot abgeholt hatte und dann schnell wieder fortgerannt war, ohne sich nur eiue Minute aufzuhal- ten. Als er wieder mit seinem Stück Brot davonlief, folgte man ihm nach. Der Hund führte seine Begleiter über steile Klippen zu einem schmalen Pfade, der an einem tiefen Abgrunde vorbei- führte. Am Ende des Pfades lag dicht an einem brausenden Wasserfall der Eingang zu einer Höhle. Und siehe da! in der Höhle saß der Knabe und verzehrte gemüthlich das Brot, welches der Hund ihm gebracht hatte. 4. Der Bär. Es giebt eine Menge Thiere, welche sich größtentheils von dem Fleische anderer Geschöpfe nähren und darum mit aller Welt in beständigem Kampfe begriffen sind. Sie werden Raubthiere oder reißende Thiere genannt. Ihre Zehen sind mit starken Krallen bewaffnet. Das Gebiß enthält alle drei Ar- ten von Zähnen. Die Eckzähne sind besonders groß und scharf. Die meisten Raubthiere haben einen gewaltthätigen, mörderischen Sinn. Einige von ihnen, z. B. Igel, Katze, Maulwurf, machen sich nützlich, weil sie schädliche Thiere vertilgen; andere, z. B. Bär, Wolf, Löwe, Tiger, können unter Um- stünden selbst dem Menschen gefährlich werden. Der Bär mit seinem dicken Kopf hat das gutmüthigste Aussehen unter den Raubthieren. Aber man merkt es ihm schon an, daß er ein finsterer, unfreundlicher, einsamer Geselle ist, der gar nicht viel Lust verspürt, auf Reisen zu gehen und sich in der Welt ein wenig umzusehen. In dichten Wäldern oder finstern Bergschluchten ist ihm am wohlsten. . Dort liegt er den lieben langen Tag in seiner Höhle, die er sich mit Moos und Laub weich ausgepolstert hat, und kommt fast nur hervor, wenn er seiner Nahrung nachgehen muß. Und dann brummt und knurrt er unaufhörlich, als ob er auf die ganze Welt verdrießlich wäre. Selbst mit seinem Weibe kommt er

16. Helden und Heldenhaftes aus den Freiheitskriegen - S. 43

1913 - Wurzen : Kiesler
— 43 — nun selbst. Da kamen Preußen. Der Offizier rief das Mädchen barsch an: „Mach', daß du fortkommst, Mädchen haben hier nichts zu suchen! — was hast du so Schweres in deiner Tasche?" „Patronen, Herr Hauptmann!" „was, Patronen! Die können wir gebrauchen! Die fehlen uns ja! wir haben keinen Schuß mehr! woher?" „5lus dem pulverwagen dort, und im Graben habe ich noch große Haufen!" „Kolonne, halt!" Rasch war ihre Schürze geleert. Ungeachtet der pfeifenden Kugeln holte sie immer neuen Vorrat von dem Graben. Unter dem Kugelregen ging sie unerschrocken hin und her. Rls sie einem Soldaten Patronen reichte, sauste eine Kugel unter ihrem Rrme durch und verwundete ihn. Sie nahm ihn auf ihre Schulter, trug ihn aus dem Getümmel und verband seine Wunde mit ihrem Halstuche. Dann eilte sie nach dem Kampfplatze zurück. Da sprengte ein sächsischer Offizier heran, um sie zu durchbohren. Doch ein Kosak stach ihn mit seiner Lanze vom Pferde, ehe er der Heldin den Todesstoß versetzen konnte. Rber unaufhörlich nahmen die Feinde sie aufs Korn. Gegen Rbend war der Sieg errungen. General Morand ward verwundet und gefangen. 3n ihren zerschossenen Kleidern, das Gesicht von Pulverdampf geschwärzt, so zog Johanna mit den siegreichen Truppen ein und ward auf dem Markte mit brausendem Jubel empfangen. hatte sie doch den Preußen im allergefährlichsten Augenblicke erfolgreich beigestanden. Bescheiden entzog sie sich der (Ehrung und eilte beglückt zu ihrer Mutter. Rls am nächsten Tage die verbündeten abzogen, wäre ihnen Johanna am liebsten als Freiwilliger gefolgt; schon traf sie alle Vorbereitungen dazu und setzte die Schere an, um ihr haar abzuschneiden; da brach ihre Mutter in solche Tränen aus, daß Johanna ihr vorhaben aufgab, freilich tief bekümmert. Jetzt weihte sie ihre Kräfte den verwundeten und pflegte Freund und Feind gleich sehr. Rls sie den verwundeten Sachsen Hilfe leistete, stürzte sich ein gefangener Sergeant auf sie, ergriff ihr haar und schlug sie mit aller Gewalt mit dem Kopf gegen einen Türpfosten und rief: „Das ist die Kanaille, auf die gestern allein 16 Mann von uns unsere Patronen verschossen haben und derentwegen unser Offizier sein Leben verlor, weil er geschworen hatte, sie niederzuhauen." Zum Glück entriß sie ein Unteroffizier dem wütenden. Rm 4. Rpril rückten 5000 Franzosen ein, um an Lüneburg Rache zu nehmen. Rber General Dörnberg drohte, er werde an den ge-

17. Geschichte der Provinz Hannover - S. 139

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
32. Hannovers Teilnahme am Freiheitskampf. 139 Aufstande. Allein die Macht Napoleons war in den hannoverschen Kurlanden noch ungebrochen; mehr als 30000 Franzosen hielten es besetzt, und der Tod drohte jedem, der gegen Napoleon etwas unternahm. Bremische und Hamburger Bürger hatten derartige Versuche schwer gebüßt. Großer Jubel herrschte daher, als Tettenborn mit 1500 Reitern am 15. März in Lauenburg einzog und sich am Tage darauf gegen Morand den Weg nach Hamburg bahnte, wo er am 17. März unter Glockengeläut, Freudenschüssen und begeisterten Jubelrufen als Befreier einzog. In Lübeck, Harburg, Stade wurden die französischen Adler abgerissen und die alten Behörden wieder eingesetzt. In Bremen-Verden erließ mau einen Aufruf und begann eine Volkswehr einzurichten. Auch an anderen Orten regte fs sich. Ein allgemeiner Aufstaud war freilich vorläufig noch unmöglich. Hannoversche Offiziere betrieben jedoch jenseits der Elbe Rüstungen, sammelten Bataillone von Freiwilligen, besonders Husaren und Jäger. In Hamburg war ein Werbebureau errichtet, das trug die Inschrift: „Hier wirbt Georg Soldaten, Für seine deutschen Staaten". Von allen Seiten drängten die jungen Leute zum Eintritt. In manchen Städten schlossen sich die Bürger zusammen und trieben kriegerische Übungen unter dem Vorwande, das Land gegen feindlichen Einfall zu verteidigen. 2. Das Gefecht bei Lüneburg. 2. April 1813. General Morand hatte sich in Lüneburg festgesetzt und sich so vollkommen der Ruhe überlassen, daß er nicht einmal äußere Posten aufgestellt hatte. Daher nahm er die Meldung eines Adjutanten, daß sich Kosacken vor der Stadt zeigten, mit der größten Gleichgültigkeit auf und befahl, wie im Scherze, sie ihm zum Frühstück einzufangen. Aber bald zeigte sich zu fernem Erstaunen, daß die Stadt von mehr als einzelnen Kosacken angegriffen wurde unter dem Befehle des Obersten von Dörnberg. So entspann sich das Gefecht bei und in Lüneburg, die erste glänzende Waffentat im ganzen Befreiungskriege. Der Kamps war darin ungleich, daß die Stärke der Angreifer größtenteils nur in leichter Reiterei, die Morands dagegen in einem wohlgeübten Fußvolke bestand, daß jene weit schwächer an Artillerie waren als dieser, und daß Morand eine Stadt besetzt hielt, die, mit Wall und Graben umgeben, bedeutende Mittel zur Verteidigung darbot. Aber Bürger und Krieger wetteiferten an jenem schönen Tage in mutiger Hingebung, und selbst das Dienstmädchen Johanna Steaen bekundete seine Unerschrockenheit, indem es im dichten Kugelregen den Preußen aus einem umgestürzten feindlichen Pulverwagen den mangelnden Schießbedarf zutrug. Immer heftiger entbrannte der Kampf. General Morand und sein Adjutant wurden

18. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 33

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
33 Während sich jene vielfach erprobten, unerschrockenen Krieger auf der pyrcnäifchen Halbinsel den höchsten Ruhm erwarben, waren beim Vordringen der Russen im Frühjahr 1813 einige Mannschaften auch'nach der Elb- münduug entsandt, wo zwei leichte und zwei Linienkompagnien gebildet wurden, zu denen später noch eine Abtheilung Infanterie und Dragoner, sowie im August ein Husarenregiment und zwei Batterien stiesien. Da dieser Theil der Legion an der Seite der Lntzower und Russen focht, konnte man hier im Lager Wallmodens Kalmücken, Kosacken, Schweden, Engländer, Deutsche aus allen Gauen, „soweit die deutsche Zunge klingt", und, wenn auch nur in vereinzelten Gruppen, Spanier, Portugiesen und Italiener in schönster Waffenbrüderschaft antreffen und abends das „Wer da?", Losung, Parole und Feldgeschrei in den verschiedensten Zungen und Mundarten Eu- ropa's hören. Diese Abtheilung der Legion ward zu der leider unglücklichen Vertheidigung der Insel Wilhelmsburg und des Ochsenwerders bei H a m- b u r g mit herangezogen und nahm alsdann an dem Gefechte gegen das Davoust'sche Corps in Mecklenburg und an der Elbe theil. Als in- folge des Friedens von Kiel Dänemark am 14. Januar 1814 vom fran- zösischeu Bündnisse abließ, schloß sie sich dem Corps des Generals Graham in Holland an. Nach Napoleons Rückkehr im März 1815 war jedoch das ganze Corps wieder zusammengezogen worden und stand in Flandern, wo es im blutigen Kampfe vor und auf den Höhen von Waterloo helden- müthige Thaten verrichtete. 16. Das Gefecht bei Lüneburg am 2. April 1813. In Lüneburg batte sich der General Morand so vollkommen der Ruhe über- lassen und nur aus die an der Stadt zu nehmende Rache gesonnen, daß er auch nicht einmal äußere Posten aufgestellt hatte. Daher nahm er die Meldung eines Adjutanten: es zeigten sich Kosacken vor dem Orte, mit der größten Gleichgültig- keit auf und befahl, wie im Scherze, ihm dieselben zum Frühstück einzufangen. Aber bald zeigte sich zu seinem Erstaunen, daß die Stadt von mehr als einzelnen Kosacken angegriffen werde. Er schien jedoch noch immer auf seine feste Stellung und seine Artillerie zu vertrauen. So entspann sich das Gefecht bei und in Lüneburg am 2. April, welches die erste glänzende Wafsenthat in dem ganzen denkwürdigen Befreiungskriege ist. Denn waren die Kräfte der beiden streitenden Theile auch nicht so gar ungleich — die Generäle Dörnberg und Tschernitscheff hatten etwa 740 Mann zu Fuß und 1800 Mann leichter Reiterei unter ihren Befehlen, dem General Morand standen ungefähr 2500 Mann zu Gebote — so war doch darin der Kampf ungleich gestellt, daß die Stärke der ersteren größtentheils nur in leichter Reiterei, des letz- teren in einem wohlgeübten Fußvolke bestand; daß jene weit schwächer an Artil- lerie waren, als dieser — sie hatten nur sieben Kanonen, von denen eine mit einer Compagnie nach Neetze entsandt war — und daß Morand eine Stadt besetzthielt, welche, mit Wall und Graben umgeben, nicht geringe Mittel zu seiner Vertheidi- Vaterländisches Lesebuch. Provinz Hannover von Bartholomäus. 3

19. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 18

1831 - Elberfeld : Büschler
18 1813. mivv ivvuw \v i w tvuw »wvvvw 0 ivvui ituu vvv wwvv iw m huv« aber und das wichtige Hamburg hätten die Franzosen gern behauptet; der General Morand wendete sich mit 4000 Mann, mit denen er die Küsten von Mecklenburg und Pommern besetzt gehalten hatte, dahin; aber drei kühne Anführer, Tetten- born, Czernitscheff und Dörnberg, verfolgten ihn "mit ihren leichten Schaaren und ließen ihn am rechten Elbufer nicht festen Fuß behalten. Er mußte über den Fluß Nach Lüneburg fliehen. Alles Volk im nördlichen Deutschland jubelte laut, wohin die Befreier kamen. Der edle Herzog von Mecklen- burg-Strelitz, der erste nach dem König Friedrich Wil- helm, sagte sich von den französischen Banden los und sprach das großherzige Wort: „Er werde sich mit Gottes Hülfe der Ehre werth zeigen, ein deutscher Fürst zu seyn!" Die Bür- ger Lübecks und Hamburgs frohlockten und bereiteten sich, das Geschenk der neuen Freiheit mit eigenen Kräften vcrtheidigen zu helfen. Den General Morand aber suchte Dörnberg mit 2000 Mann hinter den Mauern von Lüneburg auf, griff ihn am 2. April herzhaft an, erstürmte die Stadt und tödtete den Anführer selbst. Seine Haufen wurden niedergemacht oder gefangen und 12 Kanonen erbeutet. Mit dieser Waffenthat eröffnete Dörnberg den zweiten Feldzug. Um dieselbe Zeit versuchte der Vicekönig Eugen, mit sei- nen 30,000 Mann von Magdeburg aus schnell gegen Berlin hervorzubrechen; er verließ sich darauf nur schwächere Haufen auf seinem Wege zu finden. Aber ohne Zaudern rafften Witt- genstein, Bülow upd Aork die nächsten Schaaren zusammen, und warfen sich, wenn auch schwächer an Zahl, am 5. April bei Möckern mit solchem Ungestüm auf ihn, daß er alsbald den Gedanken, nach Berlin zu gehen, aufgab, und eilig, mit beträchtlichem Verluste, nach Magdeburg umkehrte. Bei die- sem Treffen hatte das neue preußische Fußvolk die erste Waf- fenprobe mit dem französischen gehalten, und ohne viel Schie- ßens mit den Kolben wacker drein geschlagen. Das däuchte ihnen männlicher und sie glaubten, es führe schneller zum gu- ten Ende. Eugen aber hielt sich von nun an ruhig hinter den Wällen der Festung, bis sein Herr und Meister im Felde erschien. Als ein großer Theil der neuen, französischen Heereshaufen diesseits Rheines versammelt war, reifete Napoleon von Paris ab, und traf am 25. April Abends in Erfurt ein. Von da wendete er sich gegen die Saale, und die vorgeschobenen Reu- terhaufen der Verbündeten zogen sich hinter diesen Fluß zurück. Die Heere kamen einander näher und es entstand nun die Spannung der Gemüther, welche dem entscheidenden Kampfe vorhergeht, und da dem Krieger vieles als erlaubt erscheint, was die friedliche Ordnung des Lebens zerstört. Da zeigte sich den Bewohnern Sachsens bald der Unterschied zwischen dem Geiste, der das verbündete, und dem, der das französische

20. Helden und Heldenhaftes aus den Freiheitskriegen - S. 42

1913 - Wurzen : Kiesler
42 — fertöem Jubel empfingen alle Lüneburger die einrückenden Russen. Doch nur kurze Zeit währte die Freude. Der Feind erschien von neuem. Da bewaffneten sich die Lüneburger Bürger und schlugen die Franzosen zurück. Bald aber erschien der französische General Morand mit Übermacht, ließ fünfzig Bürger ins Gefängnis stecken, befahl, die mit der Idaffe betroffenen Bürger niederzuschießen und legte der Stadt eine ungeheure Kriegssteuer auf. (Etliche Bürger hatten sich durch Flucht gerettet und riefen die Russen zu Hilfe. Sie kamen und griffen am 2. April die Franzosen an. Rühmlich zeichneten sich die pommerschen Füsiliere und freiwilligen Jäger aus. Der Feind ward zurückgedrängt. In der Stadt schlug man den Sturmmarsch, und alle Häuser mußten verschlossen werden. Johanna flüchtete sich samt ihrer Mutter in den Keller. Hls das Kampfgetümmel etwas nachließ, ging sie in eine obere Stube und schaute zum Fenster hinaus. Sie sah, wie eben ein Lüneburger Schlächtermeister mit gezogenem Säbel an der Seite preußischer Husaren vorbeiritt. Nun eilte sie in den Hausflur, ergriff einen Krug Branntwein und schenkte den eben vorbeireitenden Kosaken tüchtig ein. Hls der Krug geleert war, verließ sie eilig das haus. 3n wilder hast jagten Franzosen und Sachsen an ihr vorüber. 3n einem weggraben sah sie zwei Männer, welche fluchten, weil sie in den Fässern Patronen statt des erhofften Bieres fanden. Sie rannte nach dem Kalkberge und fand dort einen alten Soldaten, der den Siebenjährigen Krieg mitgemacht hatte. (Er reichte der Johanna sein Fernglas, und nun bemerkte sie, daß die fliehenden Franzosen sich wieder nach der Stadt wandten. Sie waren nämlich von Russen heftig bedrängt worden. Der Veteran eilte von bannen und sprach noch: „So, Mädchen, nun mach’, daß du auch heimkommst!" Sie rannte nach dem Tore zu und fand unterwegs einen Bekannten auf einem von den Franzosen zurückgelassenen Pulverwagen sitzen. ,,D)as sucht Ihr da, Müller?" „Ich finde nur Patronen und feine Beute." Da Johanna gehört hatte, daß es den Preußen an Patronen fehlte, füllte sie ihre Schürze mit den Patronen und eilte mit ihrer schweren Last nach dem Graben, wo sie sie hinschüttete. Dann rannte sie flugs zum Pulverwagen, wo Müller schon wartete, um ihr die Schürze von neuem zu füllen. Immer näher zog sich das Gefecht zu Johanna heran. Schon pfiffen die Kugeln an ihr vorbei. Müller hatte sich in Sicherheit gebracht. Johanna erkletterte den Pulverwagen und füllte sich die Schürze