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1. Kursus 2 - S. 63

1897 - Altenburg : Pierer
63 und der Fürsten Ziel vereitelt? Der Kaiser ist wieder in den vollen Besitz der Reaierunasgewalt gekommen. Der Reichstag zu Augsburg ist vereitelt, der Bund zwischen Fürsten und Papst gelockert, die Fürsten aber sind unschdlich gemacht. So hat er den Papst durch seme Bue besiegt. Und trotz dieses Erfolges lag in den Tagen von Kanossa eine tiefe Erniedrigung des Kaisertums. Inwiefern? Der Kaiser hat dadurch zugegeben, das; der Papst das Recht habe, den Kaiser abzusetzen. So geht Heinrich trotz seines Sieges als Besiegter aus dem Kampfe hervor. berschrift: Wie Heinrich sich durch die Bue zu Kanosia vom Banne befreit. ^ r . ..., Iii. Wodurch die Schmach von Kanossa herbeigefhrt wurde? Die Schuld trifft zunchst den Papst Gregor Vii, dessen Plan dahin ging, die Kirche frei und selbstndig, den Papst zum Herrn der Kirche und der Kaiser und Reich zu machen. Ehrgeiz und Herrsch-sucht waren die Triebfedern, die ihn dies Ziel verfolgen lieen. Dabei behauptete er, da er der Stellvertreter Petri sei und da ihm Gott die Macht gegeben habe, zu binden und zu lsen im Namen des dreieinigen Gottes, da ihm also durch Petrus die Herrschaft der die Kirche und der die irdischen Reiche bertragen worden sei. Das steht aber nirgends in der heiligen Schrift. Herr der Kirche ist Christus, und Herr des irdischen Reiches ist der Kaiser. (Rom. 13, 12, Matth. 20. 21. lyoh. 18. 36.) Die Obrigkeit ist Gottes Ordnung, also kann sie keinen andern irdischen Herrn der sich haben, sie ist ihr eigner Herr. Also ist der Kaiser der Kerr des Reiches und nicht der Papst. Wie kann auch der Papst Herr sein auf Erden, der doch ein Mensch ist und als solcher doch auch irrt und sndigt. Der Plan Gregors war also unchristlich. Bei der Aus-fhrung des Planes zeigt er sich rcksichtslos, klug, mutig. Schuld waren ferner die Fürsten. Die Eideslsung ist ihnen ein willkommener Vorwand, um durch Abfall von dem nach immer grerer Knigsmacht strebenden König ihre bedrohten Rechte und Freiheiten sicher zu stellen. Durch dieses selbstschtige Streben ging die Einigkeit im Innern verloren, in dem Reiche aber die Selbstndigkeit und Hoheit, die es von jeher neben und der dem Papsttum gehabt hatte. Anstatt mit dem Kaiser fr die Macht und Ehre des Reiches zu sorgen, wie es ihre Pflicht war. sind sie dem Papst bei der Durchfhrung seines Planes behilflich. Endlich trgt die Schuld daran der König selbst: Er miachtet das Verbot der Simonie das war unklug; er setzt den Papst ab das war hochmtig und unrecht; er bedrckt die Sachsen das war gewalt-thtig; er unterschreibt den Vertrag von Tribur das war kleinmtig; er verzichtet dem Papste gegenber auf alle Ausbung kniglicher Gewalt das war schimpflich. Iv. 1. Was meinte Fürst Bismarck mit dem Worte: Nach Kanossa gehen wir nicht!" 2. Inwiefern hat Gregor den Sieg davongetragen? 3. Wie zeigt sich heute noch das Streben Roms nach Unabhngigkeit? Ob die deutschen Fürsten nunmehr Heinrich Iv. wieder als ihren König und Herrn anerkennen, wie sie im Vertrage zu Tribur gelobt?

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1. Für die Oberstufe - S. 274

1879 - Stuttgart : Hallberger
274 er an Heinrich seine Boten und forderte ihn auf, sich vor feinem Richter- stuhl in Rom zur Verantwortung zu stellen, sonst werde er den apostolischen Bannfluch über ihn aussprechen und ihn von der christlichen Kirche aus- stoßen. Voll Zorn vernahm der Kaiser diese Botschaft und ließ auf einer Versammlung von Bischöfen den Papst absetzen. Aber Gregor ließ sich nicht schrecken und erfüllte, was er gedroht. Er sprach: „Im Namen des all- mächtigen Gottes untersage ich dem Kaiser Heinrich, der sich gegen die Kirche mit unerhörtem Hochmuth aufgelehnt hat, die Regierung des deut- schen und italienischen Reiches und spreche alle Christen von dem Eide los, den sie ihm geleistet." Das schreckte den König wenig; aber die unzu- friedenen Fürsten erklärten, daß er den Thron verloren habe, wenn er nicht binnen eines Jahres vom Banne losgesprochen sei. So blieb für Heinrich nichts übrig, als sich unter den Papst zu demüthigen und ihn um Lossprechung vom Bann zu bitten. 4. Im Januar 4077 wurde die beschwerliche Reise über die hohen Alpen- gebirge nach Italien angetreten. Die Kaiserin, die ihn begleitete, mußte in Ochsenhäute gewickelt von den mit Schnee und Eis bedeckten Bergen hinabgeschleift werden. Heinrich wandte sich zunächst an die Markgräfin Mathilde, auf deren Schlosse Kanossa der Papst sich eben aufhielt. Lange ließ Gregor sich bitten, ehe er dem Kaiser nur den Einttitt in das Schloß gestattete. Mit einem wollenen Büßerhemde bekleidet, in bloßen Füßen durfte er in den äußern Schloßhof gehen. Drei Tage ließ man ihn vom Morgen bis zum Abend hier stehen. Alle in dem Schlosse waren gerührt, nur Gregor nicht. Mit Thränen bat Mathilde für den Büßenden um Gnade, und Heinrich selbst verlangte, man solle ihm nur wenigstens für die Rückkehr die Thore öffnen. Am vierten Tage endlich ließ ihn der Papst vor sich und löste ihn vom Banne, jedoch mit der Bedingung, daß er nicht eher die königliche Gewalt wieder ausübe, als bis er sich vor seinen Anklägern, den Fürsten, gerechtfertigt habe. 5. Mit gerechter Entrüstung eilte Heinrich nach Deutschland zurück und sammelte ein Heer, um den Papst zu strafen für die Schmach von Kanossa. Es gelang ihm auch, Rom zu erobern und den Papst zu vertreiben, der bald darauf starb. Aber die späteren Päpste giengen in Gregors Fußstapfen weiter. Jnnoeenz Iii hat geradezu behauptet, als Haupt aller christlichen Völker sei er der Sonne vergleichbar, der König aber nur dem Monde, der von ihr sein Licht entlehnt. Bonifacius Veh erklärte sogar, es sei zur Erlangung des Heiles schlechthin nothwendig zu glauben, daß dem römischen Papste die gesamte Schöpfung unterworfen sei.

2. Ottonen und Salier - S. 127

1910 - Gotha : Thienemann
— 127 — pslichtung genügte. Daß nun Heinrich als Büßer vor ihm erschien, brachte seine politische Überzeugung in Konflikt mit seiner Pflicht als Priester. Hier war kein Ausweg: er mußte die eine der andern opfern. Kein Berichterstatter hat geschildert, was in seiner Seele während dieser Tage vorgegangen ist. Aber daß der Mann, der gewohnt war, in raschem Griss zu planen und wie im Sprung zu handeln, den Mittwoch, den Donnerstag, den Freitag vorübergehen ließ, ohne zum Entschluß zu kommen, das zeigt, welchen Kampf er kämpfte. Am Freitag abend hat er Heinrich vom Banne losgesprochen. So gewaltig Gregor war, so hat man doch oft Ursache, zu urteilen, daß er der sittlichen Größe entbehrte; in diesem Augenblick hat er groß gehandelt; denn er tat, was recht war, obgleich er dadurch seinen Absichten schadete." Heinrich. Hauck Iii, 805: „Vor Kanossa erwies er sich als Mann. Es mochte etwas wie Freudigkeit durch seine Seele ziehen, während er auf Gregors Entscheidung harrte; denn wenn er auch nicht zu siegen vermochte, so vermochte er doch den Gegnern in dem Moment den Sieg zu entwinden, in dem sie glaubten, ihn ergriffen zu haben." — Gebhardt I, 315. „Im ganzen wird man Kanossa als einen ungeheuern politischen Erfolg auffassen müssen, erkauft mit einer sachlich indifferenten persönlichen Demütigung, und man wird den Herrscher, der es vorzog, lieber sich in seiner Würde etwas zu vergeben, als politische Ansprüche der Monarchie zu opfern, nur aufs höchste bewundern können." 13. Rudolf von Schwaben zum König erwählt, Kampf der Gegenkönige. Heinrich war nach Kanossa gegangen, um den Fürsten den Rechtsgrund für den Beschluß von Tribur zu nehmen; sie aber wollten ihn nicht wieder in den Besitz der königlichen Macht gelangen lassen, versammelten sich am 13. März 1077 in Forch -heim (einige Laienfürsten und 13 Bischöfe) und wählten Rudolf von Schwaben zum König, nachdem dieser zwei von ihnen neu aufgestellte Grundsätze anerkannt hatte: 1. daß eine förmliche Königswahl auch dann stattfinden solle, wenn ein fähiger Thronerbe vorhanden sei, 2. daß die Bischöfe ganz unabhängig von weltlichen Gewalten allein nach kanonischem Rechte gewählt werden sollten. Die Beschlüsse von Forchheim bedeuten eine völlige Revolution. 1. Das deutsche Königtum ruhte auf dem Erb- und Wahlrecht; vorherrschend war das Erbrecht (S. 44, 85, 100). Nun sollte allein das Wahlrecht gelten, und damit sollte die höchste Gewalt vom Fürstentum völlig abhängig gemacht und in ihrer Macht zerstört werden. 2. Seit Otto I. war die königliche Macht begründet dus ihrer Verbindung mit dem Bistum; diese Verbindung sollte jetzt gelöst und damit dem König die Gewalt über das Bistum genommen werben. Gerade in diesem Beschluß zeigen sich die Fürsten als die Parteigänger des Papstes. 3. Die Tage von Tribur und Forchheim zeigen aber auch das Grundübel der deutschen Verfassung. Deutschland war ein Lehensstaat, nur in der Treue der Belehnten lag die Macht des Lehensherrn, des Königs.

3. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 451

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
451 mit Mühe überzeugte Heinrich sie, daß die Klugheit ihm riete, für den Augenblick zu weichen. Da gaben sie endlich seinen Gründen nach. 6. Inzwischen hatte der König erfahren, daß sich Gregor nach Kanossa, der festesten Burg der Markgräfin Mathilde, begeben habe. Ohne Zögern brach Heinrich dorthin auf. Erst vor wenigen Tagen war Gregor auf Kanossa angelangt, aber schon hatte er manchen Büßer der Burg sich nahen sehen. Jene gebannten Bischöfe und Räte Heinrichs, die glücklich über die Alpen gekommen waren, flehten barfuß und in härenen Kleidern vor dem Burgtore um Einlaß. Einige von ihnen schienen sogleich los- gesprochen zu sein, bei anderen behielt sich der Papst die Lossprechung vor, bis Heinrichs Sache entschieden sei. Denn schon hörte er, daß auch der König, der größte Sünder gegen den heiligen Petrus, sich Kanossa nahe. 7. Als Heinrich mit seinem Gefolge vor der Burg ankam, ließ er Mathilde und den Abt Hugo zu einer Unterredung auffordern. Beide erschienen, und er zeigte ihnen seine Bereitwilligkeit, sich jeder Forderung des Papstes zu unterwerfen, wenn er nur vom Banne losgesprochen werde. Sie versprachen ihm, ihren Einfluß aufzubieten, um den Papst zur Milde zu stimmen. Aber ihre Fürsprache war vergeblich; der Papst war durch, keine Vorstellungen zu erweichen. Da entschloß sich der König, öffentlich die strengsten Bußübungen vorzunehmen, welche die Kirche von reuigen Sündern fordert. So wollte er vor aller Welt zeigen, daß er jede Genug- tuung dem Papste zu leisten bereit sei, die derselbe beanspruchen könne Weigerte der Papst sich dann, ihm den Schoß der Kirche zu öffnen, so lag klar vor Augen, daß ihm die Eigenschaft fehlte, die kein Priester und am wenigsten der höchste Priester der Christenheit, verleugnen darf, die Barmherzigkeit. 8. Es war am 25. Januar, als der König und mit ihm einige andere Gebannte barfuß und im härenen Büßerhemde vor dem Burgtor erschienen und Einlaß begehrten. Die Pforten blieben ihnen geschlossen; trotz des dringenden Flehens des königlichen Mannes, trotz der bitteren Kälte öffneten sie sich nicht. Auch als am folgenden Morgen Heinrich von neuem um Aufnahme bat, als er bis zum Abend nicht müde wurde, unter Tränen das Mitleid des apostolischen Vaters anzurufen, blieb Gregors Herz unbewegt. Er gewann es über sich, daß Kanossa noch am dritten Tage das kläglichste aller Schauspiele ansehen mußte. Doch schon war von allen, die in der Burg anwesend waren, Gregor der einzige, der ohne Herzensregung den König in einer solchen Erniedrigung anblicken konnte. Man bestürmte ihn unter Tränen, sich durch Heinrichs Not erweichen zu lassen; man warf ihm unerhörte Herzenshärtigkeit vor; man schalt ihn, wie wir aus seinem eigenen Munde wissen, einen rohen und grausamen Tyrannen. 29*

4. West- und Süd-Europa - S. 963

1784 - Leipzig : Weidmann und Reich
Italien. 96 z Dátale» des Isidors, welches Verordnungen der römischen Bischöfe aus den ersten Jahrhunderten seyn sollten, einen großen Schritt zu Erlangung ih- rer nachmaligen Größe; indem dadurch der wahre Grund so vieler Einsprüche derselben, auf eine unum- schränkte geist- und weltliche Gewalt geleget ward. Noch waren aber die Zeiten zu unruhig, als daß die Päbste oft etwas mehr thun konnten, als auf ihre eigene Sicherheit bedacht feyn, denn immer ver- drängte einer den andern, so wie die Parrhey, mit welcher er es hielt, die siegende oder die besiegte war. Päbste wurden noch verjagt, oder mußten im Ge- fängnis; ihr Leben endigen, und 896 wurde der Leich- nam des Pabstes Formofus vom Pabste Stephan Vil gar enthauptet und in die Tiber geworfen, Ste- phan selbst aber das Jahr darauf im Gesängniß er- drosselt. Faktionen, Empörungen, Mord und Greuelthaten befleckten, wie Italien überhaupt, so vorzüglich den Sitz der Päbste, und der Posten eines Großvizirs kann nicht unsichrer feyn, als es damals der Stuhl des ersten Bischofs in der christlichen Kir- che war. So wie die innerlichen Kriege nach und nach aufhörten, und sich die gegenwärtigen italieni- schen Staaten zu bilden anfiengen, näherte sich auch der Zeitpunkt der päbstlichen Größe. Gregor Vii, einer der feinsten Köpfe, den die Welt jemals her- vorgebracht hat, hatte nicht so bald 107 g den päbst- Lichen Stuhl bestiegen, als er, kühn gemacht durch die Zerrüttungen des teutfchen Reiches, weiter zu gehen anfieng, als es einer seiner Vorgänger gewagt hatte. Er ist es, der alle Kronen dem Stuhle des heil. Peters unterwürfig zu machen suchte, der den Fürsten das Recht nahm Bischöfe zu setzen, den Geistlichen die Freyheit sich zu verehlichen raubte, den Kaiser Heinrich I V im Schloß von Kanossa bar- fuß stehen ließ, dessen Ruhm biö in daö Innerste Ppp 2 von

5. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 64

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Sieg des Papstes. Kanossa 1077. Gegcnkönig Rudolf. 64 Kapitel Xs. Ter Sieg der Kluniazenser. dreisten Papstes aussprach, bannte Gregor auch bcn König itnb entband die Untertanen des Königs vom Eid der Treue. Zwar hätte beut König dieser ungeheure Augrifs des Papstes nichts geschahet, wenn nicht im selben Augenblick die kurzsichtigen, selbstsüchtigen Fürsten von ihm abgefallen wären. Als sie gar den Papst als Schiebsrichter zwischen König und Sachsen nach Augsburg aus bett 2. Februar 1077 eiu-lubeu, suhlte Heinrich seine Krone wanken. Burg Kanossa. Da galt es hanbeln. Als Büßer eilte Heinrich über die Alpen, überraschte den Papst ans der Reise nach Deutschland und zwang ihn im Schloßhof zu Kanossa durch Leistung der Kirchenbitßc zur Aushebung des Bannes. Die Fürsten hatten gesagt, sie wollten einem gebannten König nicht gehorchen. Nun war der König nicht mehr im Bann, also hätten sie ihm wieber gehorchen müssen. Dennoch blieben sie im Aufruhr und wählten einen Gegenkönig. Das war der Herzog von Schwaben, Rnbolf. Doch der größere Teil Deutschlaubs blieb dem König Heinrich treu, der sich nun im schweren Krieg mit Rnbols herumschlug, bis dieser bei Merseburg sein Leben verlor. Papst Gregor war freilich zu den Anfstanbischen übergetreten itnb

6. Geschichts-Bilder - S. 163

1865 - Langensalza : Greßler
168 ihn aus der christlichen Kirche stoßen. Voll Zorn vernahm der Kaiser diese Botschaft und beschloß, gegen den anmaßenden Kirchen- fürsten eine harte Züchtigung ergehen zu lassen. Aber Gregor ließ sich nicht schrecken und erfüllte in folgenden Worten seine Drohung: »Von Seiten des allmächtigen Gottes untersage ich dem Könige Heinrich, der sich gegen die Kirche mit einem unerhörten Hoch- muts, e aufgelehnt hat, die Regierung des deutschen und italienischen Reiches, und spreche alle Christen von dem Eide los, den sie ihm geleistet, und verbiete, daß ihm Jemand als König diene, und an Statt des heiligen Petrus belege ich ihn mit dem Bannflüche, damit die Völker erfahren sollen, daß Petrus der Fels sei, auf den der Sohn Gottes seine Kirche gebaut hat.« Dennoch hätte Heinrich sich nicht zu fürchten brauchen, wenn nicht in Deutschland die Zahl seiner Feinde so groß gewesen wäre und nicht selbst seine Freunde ihn verlassen hätten. Auch die deut- schen Fürsten erklärten ihn für abgesetzt, wenn nicht der Bannfluch wieder von ihm genommen werde. Da sah endlich Heinrich keine andere Rettung, als durch schmach- volle Demüthigung den stolzen Papst zu versöhnen. Im Januar 1077 wurde die beschwerliche Reise über die hohen Alpengebirge nach Italien angetreten. Die Kaiserin selbst mußte, in Ochsenhäute gewickelt, von den mit Schnee und Eis bedeckten Bergen hinabge- schleift werden. Heinrich wandte sich zunächst an die Gräfin Ma- thilde, auf deren Schlosse (Kanossa) der Papst eben sich aufhielt. Aber lange ließ Gregor sich bitten, ehe er dem Kaiser den Eintritt in das Schloß gestattete. Und unter was für einem schimpflichen Aufzuge! Nur mit einem wollenen Hemde bekleidet und in bloßen Füßen wurde er in den äußeren Schloßhof eingelassen. Drei Tage ließ man ihn hier stehen, ohne daß er wußte, welches sein Schick- sal endlich sein werde. Alle in dem Schlosse waren gerührt, nur Gregor nicht, dessen Betragen eher einer tyrannischen Wildheit und Grausamkeit, als eine», apostolischen Ernste gleichkam. Mit heißen Thränen bat Mathilde für den Büßenden um Gnade, und Heinrich selbst verlangte, man solle ihm nur wenigstens zur Rückkehr die Thore wieder öffnen. Am vierten Tage endlich ließ der Papst ihn vor sich und erlöste ihn vom Banne, jedoch mit der Bedingung, daß er nicht eher die königliche Gewalt wieder ausübe, als bis er selbst darüber werde entschieden haben. Das Rltterwesen. *) Man hat das Mittelalter auch die Ritterzeit genannt, und in der That ist es das Ritterthum, welches ihm hauptsächlich seine Gestalt gegeben hat. Durch die Ausbreitung des Lehnswesens *) Kohlrausch. 11*

7. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 82

1822 - Elberfeld : Büschler
82 Iii. 3tr. Das Mittelalter. Von 7os — 1517, und gerechter Mann, der die Herzen seines Volkes besaß; er hatte so viele Menschen schwer erbittert, daß das feier- liche Urtheil des Papstes willigen Eingang fand; besonders freuten sich die Sachsen-, daß ihre Sache nun Sache der Kirche wurde; und auch die meisten der übrigen deutschen Fürsten wendeten sich von Heinrich ab, hielten eine Reichs- rersammlung zu Oppenheim am Rhein und machten Anstalten, ibn abzusetzen und einen neuen König zu wäh- len. Ta kam Heinrich in große Noth. Er bat die Für- sten auf das Dringendste, ihm noch ein Jahr Frist zu ge- statten, um sich mit dem Papste'auszusöhnen, und diese wurde ihm unter der Bedingung gestattet, daß der Papst nach Augsburg zum Reichstage kommen und seine Sache genau tlnrersuchen sollte. Kaum hatte er so viel erlangt, als er den raschen Ent- schluß faßte, selbst nach Italien zu gehen. Mitten im Win- ter, nur von seiner Gemahlin und Einem Getreuen be- gleitet, machte er die beschwerliche Reise über die Schnee- berge der Alpen. So gefährlich war der Weg über die steilen Eisfelder' abwärts, daß die Kaiserin sich auf einer Ochsenhaut hcrabschleifen lassen mußte. — Der Kaiser traf den Papn Gregor, der schon auf der Reise nach Deutsch- land war, in dem Schlosse Kanossa, welches der reichen Gräfin Mathilde gehörte. Er bat diese, bei dem Papste für ihn zu reden; aber Gregor wollte von keiner Aussöh- nung wissen. Endlich erlaubte er, daß Heinrich in der Kleidung eines Büßenden, mit härenem Hemde und mit nackten Füßen, in die Burg gelassen wurde. Im äußeren Hofe mußte er bleiben. Es war ein kalter Wintertag, im Jan. U)77; dennoch mußte er den ganzen Tag, ohne Speise und Trank, betend und flehend im Hofe ausharren. Die Anwesenden baten mit Thränen für ihn, aber Gregor blieb unerbittlich. Drei Tage wurde der Aufzug widcrholt; am vierten endlich ließ er ihn vor sich, verzieh ihm und sprach ihn vom Banne los. Aber er mußte versprechen, allen kaiserlichen Rechten und Ehren ;u entsagen, bis der Papst über ihn Gericht gehalten und erklärt haben würde, ob er Kaiser bleiben sollte oder nicht. — Das waren harte Be- dingungen, und mit tiefer Erbitterung ging Heinrich von Kanossa fort. 38; Heinrichs Gegenkaiser und Ende. Die deutschen Fürsten kehrten sich an Heinrichs Reise nach Italien und Lossprechung vom Banne nicht; sondern als das ausbedungene Jahr um war und seine Sache noch uicht auf dem Reichstage vom Papst entschieden war, dielten

8. Ottonen und Salier - S. 119

1910 - Gotha : Thienemann
119 - die Christenheit, welche dir besonders anvertraut ist, mir besonders folgsam sei wegen des Amtes, das an deiner Statt mir anvertraut ist, und daß durch deine Gnade mir von Gott die Gewalt gegeben ist, zu binden und zu löse:: im Himmel und aus Erden. Auf diese Zuversicht also bauend, zur Ehre und zum Schutze deiner Kirche, widersage ich im Namen des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, kraft deiner Macht und Gewalt, dem König Heinrich, des Kaisers Heinrich Sohn, der gegen deine Kirche mit unerhörtem Hochmut sich erhoben hat, die Herrschaft des gesamten Reiches über Deutschland und Italien und löse alle Christen von dem Bande des Eides, welchen s i e ihm geleistet haben oder noch leisten werden, und ich untersage jedem, ihm fürder als einem Könige zu dienen. Denn es gebührt sich, daß derjenige, welcher die Ehre deiner Kirche zu verweigern trachtet, selber die Ehre verliere, welche er zu besitzen scheint. Und weil er es verschmäht hat, wie ein Christ zu gehorchen, und nicht zurückgekehrt ist zu dem Gott, welchen er verlassen hat, indem er mit Gebannten Gemeinschaft hält, vielerlei Bosheit begeht und meine Ermahnungen, welche ich um seines Heiles willen an ihn gerichtet habe, wie du weißt, verachtet, weil er sich selbst von deiner Kirche losreißt, indem er sie zu spalten trachtet, so binde ich ihn an deiner Statt mit dem Bande des Fluchs und binde ihn dergestalt im Vertrauen auf dich, daß alle Völker es wissen und erkennen sollen, daß du Petrus bist, und daß auf deinen Felsen der Sohn des lebendigen Gottes seine Kirche gebaut hat, und die Pforten der Hölle nicht vermögen werden, sie zu überwältigen." (Brunos Sachfenkrieg 70.) Durch einen offenen Brief an alle Gläubigen machte Gregor Bannung und Absetzung Heinrichs bekannt. Gregors Gebet. 1. Sein Inhalt wird zunächst bestimmt durch ein absichtliches, scharfes Hervorheben des Gegensatzes zu dem Briese Heinrichs: Gregor sei nicht mit List, sondern mit Recht, sogar gegen seinen Willen zur Tiara gelangt; Heinrich beschuldigte Gregor der Auflehnung gegen die königliche Gewalt, Gregor umgekehrt ihn der Erhebung gegen die Kirche. Schärfer konnten die Gegensätze nicht bezeichnet werden: Heinrich kämpfte für ein Überkommenes, für die Macht des deutschen Königtums, Gregor für ein aus der kirchlichen Reformbewegung h e r v o r g e g an g e n e s Neues, für die Freiheit und Herrschaft der Kirche, genauer des Papsttums. Eine Vereinigung der beiden Ansprüche war undenkbar; nur der Kampf, die Gewalt konnte entscheiden. 2. Gregor beruft sich als Nachfolger Petri aus die ihm übertragene

9. Allgemeine Geschichte in Sprüchen und Gedichten - S. 75

1850 - Erfurt [u.a.] : Körner
Zweiter Abschnitt. und apostolischen Segen, wenn er dein apostolischen Stuhle, wie einem Christen geziemt, gehorcht. Gregor Vii.: Heinrich soll nicht von Hochmnth aufge- blasen, die Gewohnheiten der Hoffart, die gegen die Freiheit der Kirche sind erfunden worden, behaupten, sondern sich an die Lehre der heiligen Väter halten. •— Heinrich soll nicht hinfür mehr glauben, daß ihm die Kirche wie eine Dienstmagd unter- würfig sei, sondern daß sie ihm vorgesetzt sei, als seine Ge- bieterin. — Wenn die Apostel im Himmel binden und lösen können, so müssen sie auch auf der Erde Kaiserthümer, König- reiche, Fürstenthümer, Herzogthümer, Markgrafschaften, Graf- schaften, und eines jeden Güter nach Verdienst nehmen und geben können. Und wenn sie über das Geistliche als Richter bestellt sind, so müssen sie es um so eher über das Weltliche sein; wenn sie endlich über die Engel, die über die hochmüthigen Monarchen herrschen, werden zu richten haben, um wie viel eher werden sie über die Knechte dieser Engel Urtheil sprechen können? Gregor Vii. an Kön. Salomon v. Ungarn: Von den Aeltesten deines Reiches kannst du erfahren, daß das Königreich Ungarn der römischen Kirche zugehöret, als welcher es von Dem Könige Stephan mit all seinen Rechten geschenkt worden. Gregor Vii. an die Spanier: Es wird euch bekannt sein, daß das Königreich Spanien von alten Zeiten her ein Eigenthum des heiligen Peter gewesen, und noch wirklich, wenn es auch von den Heiden besessen wird, niemand anderem, als dein päpstlichen Stuhle gehört. Cardinal Damiani an Gregor: Ich bitte übrigens ganz demüthig meinen heiligen Satan, daß er nicht so sehr gegen mich wüthe, und daß sein ehrwürdiger Hochmnth nicht so lange auf mich drein schlage, sondern: endlich einmal gefälligst gegen seinen Knecht sanfmüthkg werde. Gregor: Von Seiten des allmächtigen Gottes untersage ich dem Könige Heinrich, dem Sohne des Kaisers Heinrich, der sich gegen die Kirche mit einem unerhörten Hochmuth aufge- lehnt hat, die Regierung des deutschen und italienischen Rei- ches, und spreche alle Christen von dem Eive los, den sie ihm geleistet, oder noch leisten werden, und verbiete, daß ihm jemand als einem Könige diene — und anstatt des heiligen Peter belege ich ihn mit dem Bannfluch und zwar so, daß die Völ- ker erfahren sollen, daß Petrus der Fels sei, auf den der Sohn Gottes seine Kirche gebaut. Gregor in einem Briefe an Mathilde: Ich versichere euch in der Wahrheit, daß ich auf keinen Fürsten der Erde ein solch Vertrauen setze, als auf euch. Als Gregor Heinrich die Hälfte der Hostie reichte: Die Gregor Vii. 1073—1085.

10. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 25

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
I — 25 Eide der Unterthanen zu lösen, und dadurch über Kaiser und Rcich zu herrschen. Der Papst stützte also sein Recht auf eine falsche Schriftauslegung. Aber hatte denn Gregor nicht doch recht, wenn er meinte: Der Papst muß die Macht über die Kirche und die Fürstentümer haben und auch irbische Gewalt besitzen, bamit er der Sünde und dem Unrecht wehren, die mächtigen Herren und Völker unter den Willen Gottes beugen und so das Reich Gottes herstellen kann? Das klingt ja recht schön. Aber woher soll denn der Papst den Willen Gottes besser wissen als jeder fromme Christ? Gott soll ja herrschen auf Erben, aber der Papst ist boch nicht Gott, fonbern ein Mensch, der irrt und sünbigt wie alle anberen (wie wir ja auch an Gregor sehen). Und einem solchen Menschen kann boch unmöglich alle Gewalt über die Kirche und die weltlichen Reiche von Gott übertragen sein. Diese Gewalt hat sich Gott selbst vorbehalten; „er sitzt im Regimente und führet alles wohl," und braucht barum keinen Stellvertreter auf Erben. Der Anspruch des Papstes ist also unchristlich. Doch wie gesagt, Gregor war feft überzeugt, daß Gott ihm die höchste geistliche und weltliche Gewalt übertragen habe, und daß er nur mittelst dieser Gemalt die Christenheit zum Heile führen könne. Und darum hauptsächlich bannte Gregor den Kaiser. Der Kaiser hatte ihn abgefetzt und sich baburch zum Herrn der Kirche aufgeworfen. Wollte Gregor daher sich auf dem päpstlichen Thron erhalten und feinem Plan, den er für Gottes Plan hielt, zum Sieg verhelfen, so blieb ihm kein anderes Mittel, als den Kaiser zu bannen und durch Lösuug der Eide zu entsetzen. Darum scheute er sich nicht, den höchsten Herrn der Christenheit so hart anzufassen und durch Lösung der Eidschwüre das beutsche Reich und die beutsche Treue zu erschüttern; benn er glaubte: Nur so kann Gottes Reich bestehen und siegen, und es muß siegen, wenn auch das Kaiserreich barüber zu Grunbe geht, und mich hat Gott zum Kämpfer für fein Reich auserwählt. So bachte und glaubte Gregor, und banach hanbelte er auch ganz rücksichtslos. Er war sicherlich im Irrtum und im Unrecht, aber er glaubte fest, daß er im Recht und in der Wahrheit fei, und wollte gewiß das Beste der Christenheit und des Reiches Gottes. Darum können wir ihn auch nicht als schlecht, als ehrgeizig ober herrfchfüchtig verurteilen, fonbern wir müssen anerkennen: Er war ein großer und geistesgewaltiger Mann, der mit Mut und Kraft, mit Klugheit und Rücksichtslosigkeit einen großartigen Plan ins Werk setzte. — Zusamm ensassun g: Gregor hielt seinen Plan für Gottes Willen und hanbelte barum so fcharf und rücksichtslos. Er glaubte gerecht zu hanbeln; aber fein Plan war unchristlich und barum auch feine meisten Hanblungen. 3. Die Hanblungen Heinrichs. Welches find die Hanblungen? Das Verhalten Heinrichs gegen das Simonieverbot, gegen die Ansprüche des Papstes auf die Investitur und auf das Recht zur Absetzung des Kaisers, und enb-lich die Absetzung Gregors durch die Wormser Beschlüsse.

11. Das Mittelalter - S. 178

1877 - Leipzig : Brandstetter
178 gleich erschien ein neuer Legat mit der Antwort, er müsse ihn durchsetzen bei Verlust seiner Wurde. Der Erzbischof berief seine Geistlichen zu einer neuen Versammlung, auf der es aber so stürmisch herging, daß Beide, der Erzbischof und der Legat, in Lebensgefahr geriethen. Doch Gregor blieb standhaft; er nahm nichts zurück und wenige Jahre nachher war die Ehelosigkeit bei allen Geistlichen durchgesetzt. Durch diese Einrichtungen gewann der Papst unendlich an Macht. Kein Geistlicher war fortan noch an seinen Landesherrn gebunden, keiner durfte wegen Weib und Kind des Staates Schutz und Hülfe suchen, keiner brauchte die weltlichen Herren zu fürchten. Alle waren an den Papst geknüpft, von dem sie Alles zu fürchten und zu hoffen hatten. So bildeten die Geistlichen einen großen Staat, der in allen Ländern der Christenheit seine Wurzeln und Zweige hatte, aber vom Papste in Rom sein Leben und sein Gesetz erhielt. Das Volk ehrte in den Befehlen des Papstes das Wort Gottes und die Fürsten wagten nicht zu widersprechen, denn der Papst hatte ja die Macht, die Völker ihres Eides gegen den Landesherrn zu entbinden, oder gar über ein ganzes Land das Interdikt zu verhängen. Dann verstummten alle Glocken, keine Messe ward mehr gelesen, alle Kirchen wurden geschlossen; kein feierliches Leichenbegängnis ward gehalten, keine Ehe eingesegnet. Der Zorn Gottes lastete« auf dem unglücklichen Lande. Mit solchen Waffen stritten die Päpste und diese Waffen waren, da das Volk an sie glaubte, stärker als Spieß und Schwert. 4. Heinrich Iv. gegen Gregor Vii. Gregor nahm die Klagen der Sachsen bereitwillig auf und warnte den Kaiser. Allein dieser, voll Stolz über feinen Sieg, wies alle Warnungen und Ermahnungen mit Spott und Hohn zurück. Da erschienen plötzlich päpstliche Legaten vor ihm mit dem päpstlichen Befehl, er solle sich binnen 60 Tagen in Rom vor ein geistliches Gericht stellen, um Rechenschaft zu geben über die wider ihn erhobenen Beschuldigungen. Wofern er das nicht thäte, würde er an demselben Tage mit dem apostolischen Fluche beladen aus der Kirchengemeinfchaft ausgestoßen werden. Heinrich war wüthend über ein solches Ansinnen des Papstes und jagte dessen Gesandte mit Schimpf aus dem Lande. Sogleich berief er die deutschen Bischöfe nach Worms und hatte die Freude, daß diese Kirchenversammlung für die Absetzung des Papstes stimmte. Nun meinte der Kaiser, aller Gefahr überhoben zu fein; hatte doch fein Vater auch mehrere Päpste abgesetzt. Aber er vergaß, daß er kein Heinrich Iii. und Gregor kein gewöhnlicher Papst fei. Das Absetzungsschreiben übergab er nun einem muthvollen Gesandten und schickte diesen nach Rom, indem er ihm zugleich noch einen derben Brief mitgab. Eben hatte Gregor die angekündigte Versammlung der Cardinäle eröffnet, als der Gesandte ankam. Gregor faß im päpstlichen Ornate auf einem erhabenen Stuhle, um ihn herum die Bischöfe und Cardinäle. Alle erwarteten, der Gesandte werde im Namen seines Herrn demüthig um Verzeihung bitten; aber wie groß

12. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 117

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iii Papstthum und Kaiserthum. 217 endlich (1076) mit gebieterischem Tone bei Strafe des Bannes vor sein Gericht. Heinrich, darüber empört, wollte den Papst absetzen; aber da kam plötzlich der gedrohte Bannfluch, der ihn seiner Regierung entsetzte, und seine Unterthanen und Vasallen ihres Eides der Treue entband, „im Namen des allmächtigen Gottes, und damit alle Völker erkennen, daß Petrus der Fels ist, auf welchem der Sohu des lebendigen Gottes Seine Kirche erbaut hat, und den auch die Pforten der Hölle nicht überwältigen können." Alles entsetzte sich;-aber in kurzer Zeit sah sich Heinrich von allen Freunden und Großen verlassen, und die Stände drohten mit der Wahl eines neuen Königs, wenn er nicht in festgesetzter Frist vom Banne los wäre. Da mußte er sich zu der schmachvollen Reise zum Papst bequemen, die er mit wenigen Begleitern mitten im Winter unter schauerlichen Gefahren machte. Er eilte zu Gregor, der eben auf dem Schlosse Canossa war. Das erste Thor wurde ausgethau und hinter ihm verschlossen. Hier im äußersten Schloßhof stand er als Büßender barfuß, nur mit einem wollenen Hemde bekleidet, drei Januartage lang (1077), fastend vom Morgen bis zum Abend, ehe der grausame Papst ihn vor sich ließ. Endlich ward er gerufen. In kläglicher Mißgestalt stand er nun vor dem Papste, der nur unter harten Bedingungen ihn vom Bannflüche lossprach. Heinrichs beiden war noch lange nicht zu Ende. Die deutschen Stände hatten bereits einen Gegenlönig, Rudolph von Schwaben, gewählt, welchem später Gregor die Krone verlieh, während Heinrich abermals in den Bann kam. Heinrich ward übrigens jetzt entschlossener und glücklicher; er ließ durch eine Synode Gregor als Kezer und Aufwiegler absetzen und Clemens 111. erwählen; Rudolph verlor iu einer Schlacht die rechte Hand, „eben die Haud," wie er selber sterbend sagte, „mit der ich Heinrich Treue geschworen habe." Heinrich war siegreich in Italien und wurde von Clemens zum Kaiser gekrönt: Gregor endlich, obgleich er sich nachher wieder

13. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 227

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 227 — gestiegen. Durch Klugheit und Kraft ausgezeichnet, hatte er endlich selbst die päpstliche Würde erhalten. Mit allem Eifer war er nun darauf bedacht, die Macht des Papsttums zu erhöhen. „Zwei Lichter", sagte er, „regieren am Himmel: die Sonne und der Mond. Die päpstliche Gewalt ist wie die Sonne, die königliche Macht gleichet dem Monde. Wie der Mond sein Licht von der Sonne hat, so sind Kaiser, Könige und Fürsten nur durch den Papst, der Gottes Stellvertreter und Christi Statthalter auf Erden ist. Also ist die Macht des päpstlichen Stuhles weit größer, als die Macht der Throne, und der König ist dem Papste Unterthan und Gehorsam schuldig." Um nun des Papstes Herrschaft recht fest zu gründen, erließ Gregor mehrere wichtige Gesetze. Die kirchlichen Würden sollten durch den Papst und dessen Bevollmächtigte, nicht mehr durch die Fürsten vergeben werden. Und damit die Geistlichen nicht durch die Sorge für Weib und Kind gebunden, sondern, unabhängig von der weltlichen Gewalt, ganz dem Papste ergeben seien, führte Gregor das Verbot der Priesterehe mit aller Strenge durch. Jedem, der sich diesen Anordnungen widersetzen würde, drohte er mit dem Banne. 2. Streit zwischen Kaiser und Papst. — Heinrich Iv. dachte nicht daran, des Papstes Befehle auszuführen. Da versuchte Gregor, ihn zum Gehorsam zu zwingen. Als die Sachsen Klage über des Kaisers Härte erhoben, schrieb ihm der Papst: „Künftige Fasten stellst du dich vor mir hier in Rom, um dich wegen der Verbrechen, die dir zur Last gelegt werden, zu verantworten. Erscheinst du nicht, so strafe ich dich mit dem Banne." Diese Drohung erwiderte Heinrich mit der Aufforderung an Gregor, von dem päpstlichen Stuhle herabzusteigen. Da sprach der Papst den Bann über Heinrich aus und entband alle seine Unterthanen vom Eide der Treue. Dieser Spruch des Papstes that eine gewaltige Wirkung. Die meisten deutschen Fürsten wollten dem Kaiser nicht mehr gehorchen und drohten, einen neuen Kaiser zu wählen, wenn Heinrich nicht binnen kurzer Zeit Les Bannes ledig sei. 15*

14. Geschichtliches Lesebuch - S. 49

1909 - Hamburg : Boysen
— 49 — Die Fastensynode 1075. Die Fastensynode vom Jahre 1075 bezeichnet den Anfang des Kampfes zwischen Kaiser und Papst. Auf dieser Synode schloß Gregor 5 Räte König Heinrichs wegen Simonie von der kirchlichen Gemeinschaft aus, erneuerte die schon früher erlassenen Bestimmungen gegen Simonie und Priesterehe und erließ das Verbot der Laieninvestitur. Die Bischöfe wurden nämlich durch die Belehnung mit einem Ringe, dem Zeichen der Ehe mit der Kirche, und mit einem Stabe, dem Zeichen ihres Hirtenberufes, in ihr Amt eingeführt, die Äbte durch die Belehnung mit einem Stabe. Fortan sollte die Belehnung der Bischöfe und Äbte nur von Geistlichen, nicht mehr von Laien, also auch nicht mehr von dem Könige vorgenommen werden. Nach einiger Zeit schickte Gregor ein Schreiben an den König, in welchem er diesem Vorwürfe machte, daß er mit den gebannten Räten noch Umgang pflege und nach wie vor die Investitur erteile. Die Boten, welche den Brief zu überbringen hatten, mußten überdies melden, daß der Papst nicht länger umhin könne, Heinrich selber von der kirchlichen Gemeinschaft zu trennen, wenn er sich nicht sofort von den gebannten Räten lossage. Heinrich, der soeben einen glänzenden Sieg über die aufständischen Sachsen davongetragen hatte und die Boten im Gefühl seines kriegerischen Erfolges empfing, war aufs äußerste erbittert. Unverweilt ging er mit seinen gebannten Freunden und einer Anzahl von Bischöfen, welche den Bestrebungen Clunys ablehnend gegenüberstanden, zu Rate, wie dem Übermute des verwegenen Mönches zu begegnen sei, und man wurde sich bald einig, daß der Papst seines Amtes entsetzt werden müsse. Absetzung und Bann. Im Januar 1076 wurde in Gegenwart des Königs in Worms ein Nationalkonzil eröffnet, und die Bischöfe beschlossen, wie es der König wünschte, daß der Papst den Stuhl Petri verlassen müsse. Darauf erließen sie ein Schreiben an den Bruder Hildebrand, wie sie ihn nun anredeten, in welchem sie ihm den Gehorsam kündigten. Zugleich wurde ein anderes Schreiben im Namen des Königs ausgestellt, welches die Aufschrift trug: „Heinrich, nicht durch Anmaßung, sondern durch Gottes heilige Einsetzung König, an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch". Die Antwort des Papstes war der Bann. Auf der Fastensynode von 1076 verkündete Gregor sein Urteil über den König in einem Gebet an den heiligen Petrus: „Heiliger Petrus, du Fürst der Apostel, neige zu uns, ich bitte dich, gnädig dein Ohr; vernimm mich, deinen Knecht, den du von Kindesbeinen an ernährt und bis auf diesen Tag aus der Hand der Gottlosen errettet hast, die mich wegen meiner Treue gegen dich gehaßt haben und hassen. Du selbst bist mein Zeuge, und mit dir meine Herrin, die Mutter Gottes, und der heilige Paulus, dein Bruder unter den Seligen, daß deine heilige römische Kirche mich wider meinen Willen zu ihrer Leitung berief, daß ich es nicht für einen Raub ansah, deinen Stuhl zu besteigen, sondern lieber in der Fremde mein Leben beschließen, als deinen Sitz um irdischen Ruhmes willen durch weltliche Ränke gewinnen wollte. Und deshalb, nach deiner Gnade, nicht nach meinem Stoll, Geschichtliches Lesebuch, i. Teil.

15. Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte bis zum Beginn der Reformation - S. 71

1915 - Leipzig : Teubner
23. Heinrichs Iv. Kampf mit Gregor Vii. und den deutschen Fürsten 71 zug des Bannes auf Befolgung des Verbotes der Laien-Investitur" und der Simonie", sowie der Forderung des Elibats" (Ehelosigkeit) fr hhere und niedere Geistliche. b) Der Ausbruch des Kampfes mit Gregor Vii. Heinrich Iv. hatte zunchst die ppstlichen Gesetze und Forderungen gar nicht beachtet, hatte auch die von ihm eingesetzten und zumeist verheirateten und darum von Gregor gebannten deutschen Bischfe ruhig in ihren Stellungen belassen. His aber Gregor ihn um deswillen bedrohte und seine Exkommunikation" ankndigte, lie er ihn durch eine Synode zu Worms absetzen (1076). Er schrieb an Hildebrand, den falschen Mnch, nicht mehr Papst": Steige herab, verlasse den angematen apostolischen Stuhl! (firtcmserer besteige den Stuhl des seligen Petrus, der nicht Gewalttat unter der Religion verbirgt, sondern des seligen Petrus lautere Lehre verknde. 3ch, Heinrich, König von Gottes Gnaden, samt allen meinen Bischfen spreche zu dir: Steige herab, steige herab, du fr alle Zeiten zu verdammender!" Gregor Vii. aber verhngte den Bann der den König, entband alle Untertanen des diesem geleisteten Eides und sprach ihm seine Krone ab (1076). Gott habe ihm, so sagte er im Bannfluch, durch die Gnade des heiligen Petrus, des Fürsten der Apostel, die Gewalt verliehen, zu binden und zu lsen im Himmel und auf Erden. Auf diese Zuversicht also vertrauend, untersage ich, zur Ehre Gottes und zum Schutze deiner Kirche, im Hamen des allmchtigen Gottes, des Daters, des Sohnes und des heiligen Geistes, traft deiner Macht und Gewalt, dem Könige Heinrich, dem Sohne des Kaisers Heinrich, der sich gegen deine Kirche in unerhrtem bermute erhoben hat, das Regiment der das gesamte Reich der Deutschen und Italiens, und ich lse alle Christen von dem Bande des Eides, den sie ihm geschworen haben oder noch schwren werden, und ich verbiete jedem, ihm als einem Könige zu dienen." Nun begann der mit Unterbrechungen jahrhundertelang whrende Kampf des Kaisertums gegen das Papsttum. c) Die Untreue der deutschen Fürsten gegenber dem Könige. In diesem ge-fhrlichen Augenblicke standen die deutschen Fürsten nicht hinter ihrem Könige. In vlliger Derkennung der Gefahr, die dem Staate von der Kirche drohte, die einen aus persnlicher Feindschaft gegen Heinrich, die anderen in der Hoffnung, da dadurch die Macht des Knigtums zugunsten frstlicher Macht verringert wrde, erkannten sie den Anspruch des Papstes auf das Absetzungsrecht gegenber dem hchsten weltlichen Herrscher des Abendlandes an. Auch die deutschen Bischfe, die bis dahin der vlligen Unterwerfung unter das Papsttum widerstrebt und noch vor kurzem den Papst fr abgesetzt erklrt hatten, verlieen Heinrich Iv. Nur einige sddeutsche Städte und die unmittelbaren Dasallen des Knigs blieben ihm treu. Heinrich erreichte nur mit Mhe, da nicht sogleich ein anderer König gewhlt und da ihm ein Jahr Frist gegeben wurde, in dem er sich vom Bannfluche lsen sollte. Er bat in einem Schreiben Gregor um Derzeihung, entlie alle gebannten Bischfe, gestattete sogar die Rckkehr des Bischofs von Worms m diese S che nk-Gehmlich-Gnther. Lehrb. d, Gesch. v I. 5

16. Das Mittelalter - S. 180

1866 - Leipzig : Brandstetter
178 gleich erschien ein neuer Legat mit der Antwort, er müsse ihn durchsetzen bei Verlust seiner Würde. Der Erzbischof berief seine Geistlichen zu einer neuen Versammlung, auf der es aber so stürmisch herging, daß Beide, der Erzbischof und der Legat, in Lebensgefahr geriethen. Doch Gregor blieb standhaft; er nahm nichts zurück und wenige Jahre nachher war die Ehelosigkeit bei allen Geistlichen durchgesetzt. Durch diese Einrichtungen gewann der Papst unendlich an Macht. Kein Geistlicher war fortan noch an seinen Landesherrn gebunden, keiner durfte wegen Weib und Kind des Staates Schutz und Hülfe suchen, keiner brauchte die weltlichen Herren zu fürchten. Alle waren an den Papst ge- knüpft, von dem sie Alles zu hoffen und zu fürchten hatten. So bildeten die Geistlichen einen großen Staat, der in allen Ländern der Christenheit seine Wurzeln und Zweige hatte, aber vom Papste in Rom sein Leben und sein Gesetz erhielt. Das Volk ehrte in den Befehlen des Papstes das Wort Gottes und die Fürsten wagten nicht zu widersprechen, denn der Papst hatte ja die Macht, die Völker ihres Eides gegen den Landcsherrn zu entbinden, oder gar über ein ganzes Land das Interdikt zu verhängen. Dann verstummten alle Glocken, keine Messe ward mehr gelesen, alle Kirchen wurden geschlossen; kein feierliches Leichenbegängniß ward gehalten, keine Ehe eingesegnet. Der Zorn Gottes lastete auf dem unglücklichen Lande. Mit solchen Waffen stritten die Päpste und diese Waffen waren stärker als Spieß und Schwert. 4. Heinrich Iv. gegen Gregor Vii. Gregor nahm die Klagen der Sachsen bereitwillig auf und warnte den Kaiser. Allein dieser, voll Stolz über seinen Sieg, wies alle War- nungen und Ermahnungen mit Spott und Hohn zurück. Da erschienen plötzlich päpstliche Legaten vor ihm mit dem päpstlichen Befehl, er solle sich binnen 60 Tagen in Rom vor ein geistliches Gericht stellen, um Rechenschaft zu gebeu über die wider ihn erhobenen Beschuldigungen. Wo- fern er das nicht thäte, würde er an demselben Tage mit dem apostolischen Fluche beladen ans der Kirchengemeinschaft ausgestoßen werden. Heinrich war wüthend über ein solches Ansinnen des Papstes und jagte dessen Gesandte mit Schimpf aus dem Lande. Sogleich berief er die deutschen Bischöfe nach Worms und hatte die Freude, daß diese Kirchen- versamnllnng für die Absetzung des Papstes stimmte. Nun meinte der Kaiser, aller Gefahr überhoben zu fein; hatte doch sein Vater auch mehrere Päpste abgesetzt. Aber er vergaß, daß er kein Heinrich Iii. und Gregor kein gewöhnlicher Papst sei. Das Absetzungsschreiben übergab er nun einem muthvollen Gesandten und schickte diesen nach Rom, indem er ihm zugleich noch einen derben Brief mitgab. Eben hatte Gregor die ange- kündigte Versammlung der Kardinäle eröffnet, als der Gesandte ankam. Gregor saß im päpstlichen Ornate auf einem erhabenen Stuhle, um ihn herum die Bischöfe und Kardinäle. Alle erwarteten, der Gesandte werde im Namen seines Herrn demüthig um Verzeihung bitten; aber wie groß

17. Geschichte des teutschen Volkes - S. 163

1837 - Oldenburg : Schulze
Kirchliche Verhältnisse. Gregor 7. im Streit mit Heinrich 4. ](]3 lebendiges Gefühl für das Gute, durchdringender Scharfblick, rege Thatkraft und eine unerschütterliche Seelensiärke vor sei- nen Zeitgenossen aus. Er hatte die Nebel der Zeit, wie sie namentlich auf die Kirche Gottes ihren bösen Einfluß übten, durchaus begriffen, und sein brennender Eifer für das, was Gottes ist, ließ ihn bei halben Maßregeln nicht stille stehen, sondern trieb ihn, das Unheil bei der Wurzel zu erfassen und mit dieser aus seinem Boden zu reißen. Es war -nicht schwer, redlich denkende, wenn sonst an Talent auch eben nicht ausge- zeichnete Männer, wie cs die letztgenannten Papste waren, für solche Plane zu gewinnen, daß sie ihm ihren Arm liehen zur Förderung des Heils. Also fand er Gelegenheit, zu einem großen Werke die ersten Grundlagen zu legen und an ihrer Befestigung eine Reihe von Jahren hindurch fortzubauen, damit in spateren Tagen die Vollendung des Planes darauf gestützt werden könnte. Und dieser Mann wurde nun nach dem Tode Alexanders selbst auf den Stuhl Petri erhoben (I. 1073). Einheit und Reinheit der Kirche, Unabhängigkeit derselben in den rein geistlichen Angelegenheiten von der weltlichen Macht, und zu dem Ende eine gewisse Erhebung der Kirche über die Fürsten der Erde, war sein großer Gedanke. Unsägliche Schwierigkei- ten standen ihm im Wege und deshalb mag er in der Folge allerdings manchmal zu weit gegriffen und die Grenzen der Billigkeit sowohl, als die bis dahin unangefochtenen gegnerischen Rechte überschritten haben; allein weil er seine Zeit durchweg begriffen hatte und die Umstande, wie sie auch immer waren, mit seltener Umsicht und Kraft zu benutzen, verstand, daneben auch weder von hartnäckiger Widerstrebung, noch von Mißge- schicken seine Seele und seinen Muth erschüttern ließ: so hat er, wenn auch mit seinem Untergange, ein riesenartiges Ziel erreicht. Hier ist der Zeitpunkt, in welchem Heinrich 4. nach Besiegung der Sachsen in die erwähnten Stürme gerieth; denn sie gingen im Namen der Kirche von Gregor 7. aus, weil der König der Förderung des Guten sich wiocrsctzte. 8- 35. Gregor 7. im Streite mit Heinrich 4. Gregor 7. suchte sich mit Heinrich 4. in friedlichem Ver- nehmen zu halten, da er vielleicht die frommen Bestrebungen seines Vaters und demnach willige Mitwirkung erwarten zu können meinte. Aber Gregors Plane griffen zu tief in die leidenschaftlichen Gefühle eines Fürsten, wie Heinrich, der schon Ii *

18. Geschichte des Mittelalters - S. 116

1872 - Münster : Coppenrath
116 vorbringen. Als dieser aber mit den kecksten und beleidigendsten Worten gegen den Papst auftrat, fuhr die ganze Versammlung entrstet von ihren Sitzen auf. Und vielleicht wre es jetzt, in der ersten leidenschaftlichen Aufregung gegen das unwrdige Benehmen des kaiserlichen Gesandten, zu den rgerlichsten Auf-Tritten gekommen, wre nicht Gregor selbst in's Mittel getreten. Er allein verlor die Fassung nicht. Er stellte vor, da hier kirchliche Waffen gengten. Dann las er selbst den empfangenen Brief des Kniges mit lauter Stimme der Versammlung vor. Dieser Brief war voll heftiger Schmhungen und begann mit den Worten: Heinrich, nicht durch Anmaung, sondern nach Gottes frommer Anordnung König, an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mnch." Gleich am folgenden Tage hielt Gregor eine neue Versammlung, sprach nun den Bann der Kirche der ihn aus und entband die Christen von allen Eiden, die sie ihm geleistet hatten. Kein Unterthan und Diener sollte ihm gehorchen, kein Priester ihm die hl. Sakra-mente reichen, Jeder ihn als eilten Verpesteten fliehen. Mit dem Könige wurden auch die Bischfe, welche zu Worms die Absetzung des Papstes ausgesprochen hatten, in den Bann gethan. Hierber entstand eine unselige Spaltung in Deutschland, Italien und dm meisten brigen Staaten. Es bildeten sich zwei groe Parteien, von denen die eine fr den Papst, die andere fr den König war. Ueberall waren die Gemther furchtbar erschttert; eine schreckliche Ghrung ging durch das ganze beut* sche Reich. Die Sachsen jubelten, weil nunmehr ihre Sache auch eine Angelegenheit der Kirche geworben war. Sie traten schnell wieder zusammen und rsteten sich. Zugleich ergriffen alle brigen Mivergngten die gnstige Gelegenheit, sich gegen Heinrich zu empren. Heinrich rief seine Freunbe auf, sich um ihn zu vereinigen. Keiner erschien! Er bat, er flehete, er dro-hete. Vergebens! Sein Ansehen im Reiche war bahin. Sofort versammelten sich die bentschen Fürsten zu Tribur, den König frmlich zu entsetzen, und besprachen sich dort der seine Ver-

19. Geschichte des Mittelalters - S. 109

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die ersten Salier. Iv 4*d62. 109 Reiches aus den Augen; geistliche und weltliche Fürsten wetteiferten in der Vermehrung ihrer Macht. Nun machten sie sich die Minderjhrigkeit König Heinrichs Iv. zunutze. Whrend ein Wendenaufstand die abgelegenen Stifter des nordischen Patriarchats verheerte, plnderten die Sachsen-herzge aus dem Geschlecht der Billunge das Erzbistum Bremen; Anno aber wie Adalbert verschleuderten das Neichsgut, um die Groen fr sich zu gewinnen. Der heranwachsende König jedoch whlte seine Ratgeber unter seinen Freunden, jungen Adligen, Ministerialen", und suchte die Reichsgter wieder beizubringen; beides mute die Fürsten beunruhigen. 2. Papst Gregor Vii. brachte die Anschauungen von Cluny auf den Thron. Schon war das Anrecht des Kaisers auf die Papstwahl be-seitigt; nun erneuerte er den Kampf gegen die Priest er ehe und setzte den Zlibat", der in Deutschland fr die Inhaber der hheren Kirchen-mter seit einem Jahrhundert blich war, in Italien und in dem Winkel Deutschland" schonungslos durch: die Priester sollten nur noch fr ihr Amt und die Gebote der Kirche leben. Die Geschenke, die die Kaiser seit den Ottonen von neu ernannten Bischfen wie von neu eingesetzten Lehensleuten empfingen, waren eine Art Steuer geworden, womit sie die Kosten ihrer Regierung zum Teil deckten. Heinrich Iv. nahm sie, weil man sie als Simonie deuten konnte, nur in seltenen Fllen und spter gar nicht mehr an. Die deutschen Könige setzten auch die geistlichen Fürsten ein und be-lehnten (investierten") sie mit ihrem weltlichen Machtgebiet. Das wichtigste Ziel der Cluniazenser aber war die Beseitigung der Laieninvestitur. Papst Gregor wollte das Gottesreich grnden und der die ganze Christen-heit ausdehnen: er selbst sollte der Oberherr, die Könige seine Lehensleute sein. Daher nahm er die Investitur" der deutschen Bischfe und richter-liche Gewalt der sie in Anspruch. Die Neubesetzung deutscher und italie-nischer Bistmer gab dem Zwiespalt immer wieder Nahrung. Und jetzt erhoben die deutschen Fürsten den Papst gar zum Richter der ihren König! Heinrich war erfllt von dem Stolze seines Hauses und der Hhe seiner Stellung; Gregor aber erblickte in dem Staat nur ein heidnisches Werk: die Kirche, die Anstalt Gottes, msse es in Zucht nehmen. So weigerte der Papst dem König die Krnung, wenn er nicht auf die Investitur verzichte. Darauf berief Heinrich die Bischfe nach Worms. Furchtbar wirkte der Bannfluch, womit Gregor den Wormser Be-schlu beantwortete. Da er die Untertanen von dem Eide der Treue ent-band, fielen geistliche und weltliche Groe vom König ab; Fürsten und Edelleute rissen die Knigsgter, aber auch den Besitz von Kirchen und Klstern an sich. Der Parteigeist spaltete jede Gemeinde, fast jede Fa-milie. Manche geistlichen und auch weltliche Frstentmer waren gleich-

20. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 68

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 68 — und Bischöfe, viele Klostergeistliche und eine große An-zahl weltlicher Fürsten und Herren erschienen. Auf dieser Versammlung wurde der Beschluß gefaßt, den Papst seiner Würde für verlustig zu erklären, weil er sie nicht auf rechtmäßige Weise erlangt habe. Dieser Beschluß wurde Gregor in einem von allen anwesenden Bischöfen unterzeichneten Schreiben mitgeteilt, dem der König noch ein besonderes Schreiben beilegte, das mit den Worten begann: „Heinrich, nicht durch Anmaßung, sondern durch Gottes heilige Einsetzung König, an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch" — und das die Vorwürfe der Versammlung in noch stärkeren Ausdrücken und Schmähungen wiederholte. Mit diesen beiden Schriftstücken wurden zwei deutsche Bischöfe nach Italien geschickt. Die Bischöfe der Lombarden, denen die beiden Boten dieselben auf einer Synode zu Piacenza vorlegten, billigten ausdrücklich die Beschlüsse der Wormser Versammlung, und nunmehr wurden zwei lombardische Geistliche ausgewählt, um sie dem Papst zu überbringen. Als diese inmitten einer zahlreichen Versammlung von Kardinälen und anderen Würdenträgern dem Papste zuriefen: „Der König und unsere Bischöfe gebieten Dir, von dem Stuhle Petri zu steigen, den Du nicht nach dem Recht, sondern durch Raub erlangt hast" — da entstand ein furchtbarer Aufruhr in der Versammlung. Nur durch den Schutz des Papstes entgingen die kühnen Redner dem Tode. Gregor aber erhob sich mit stolzer Würde, erklärte die Beschlüsse der Wormser Versammlung für ungültig und verhängte über die deutschen und lombardischen Bischöfe, sofern sie bei diesen Beschlüssen verharren würden, die Ausschließung aus der Kirche. Ueber König Heinrich Iv. aber sprach er den Bannfluch aus, entsetzte ihn seiner Würde und entband alle seine Unterthanen von dem Eide der Treue. Dieses geschah am 22. Februar 1076. König Heinrich hätte nicht nötig gehabt, den Bannfluch des Papstes zu fürchten, wenn er sich auf die Treue seiner Unterthanen hätte verlassen können. Aber hier zeigte sich die Wahrheit des Sprichwortes, daß derjenige.