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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 152

1883 - Berlin : Hofmann
152 Luthers Auftreten. Die Aufstnde erneuerten sich aber, als 9 Prediger von den Zwickauer Schwarmgeistern umherzogen und das Landvolk auf-hetzten. In hellen Haufen standen die Bailern aus unter der Fhrung verschuldeter, wster Gesellen, wie Jcklin Rahrbach, Wendel Hippler und Georg Metzler. Ihre scheulichste That ist der Spielauf des Grafen Helfenstein bei Weinsberg. Sie zwangen ihn und die brigen Edel-lente, so lange zwischen ihren vorgestreckten Spieen hin und her zu laufen, bis die Unglcklichen, von unzhligen Wunden bedeckt, nieder-sanken. Nunnenmacher, ein ehemaliger Diener des Grafen, spielte dazu auf der Pfeife. Der Truchse von Waldenburg warf den Aufstand mit unmenschlicher Grausamkeit nieder, und das Joch der Bauern wurde harter als zuvor. An Jcklin Rohrbach und Nmmenmacher nahm der puchfe eine grausame Rache. Er lie sie mit Ketten an einen Baum binden und einen Feuerkreis um sie legen. In der Todesqual sprangen sie zwischen dem Feuer hin und her, bis sie mit verbrannten Gliedern ^ niedersanken. In Thringen schrte Thomas Mnzer von Mhlhaujen aus unter Brgern und Bauern das bse Feuer. Da zogen endlich die Fürsten mit Heeresmacht gegen das ausstndische Landvolk. Ber Frankenhausen trafen sie (1525) einen Haufen von 8000 Bauern unter Mnzers Fhrung. Denselben entsiel das Herz beim Anblick der gewaffneten Macht. Mnzer aber lie sie Komm, Heilder Geist" singen und versprach, die Kugeln in seinen Rockrmeln aufzufangen. Als aber die ersten Kugeln in den dichten Haufen einschlugen, da stoben sie haltlos auseinander, der feige Mnzer voran. Er wurde auf einem Spei-cher in Frankenhausen entdeckt und in Mlhausen hingerichtet. Von den Bauern wurden viele niedergemetzelt, die andern durch hrtere Dienst-barkett bestrast. Luther hatte laut seine Stimme gegen das tolle Treiben der Bauern und ihrer Fhrer erhoben, erst bittend, belehrend, mahnend, dann donnernd und zerschmetternd. Auch die Hrte und Unbarmherzig-kert der Herren hatte er nicht geschont. Die Feinde der Reformation aber schoben ihm und der neuen Lehre alle Schuld zu, ohne zu bedenken, da der Druck auf die Bauern oft unertrglich gewesen war, da vor Luther schon solche Aufstnde in Sddeutfchland stattgefunden hatten, und da Sachsen, der Herd der Reformation, ruhig geblieben war. Die unsinnigste Ausartung des Reformationsgedankens ist das Treiben der Wiedertufer in Mnster (1534). Die Schwarmgeister hatten sich aus Deutschland nach den Niederlanden gezogen. Von dort kamen der rohe Bcker Matthiesen und der tolle Gewandschneider (d. i. Tuchmacher) Johann Bockold aus Leiden mit ihrem Anhange nach Mnster und machten gemeine Sache mit dem Pfarrer Rottmann S:e vertrieben den Bischof, tauften die Erwachsenen, fhrten die Gter-gememschaft und die Vielweiberei ein, sandten 70 Apostel aus und richteten das neue Knigreich Jerusalem auf. Krechting, der Minister, und Knipperdolling, der Scharfrichter, halfen bei dem wahnsinnigen

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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 18

1875 - Münster : Coppenrath
— 18 — ihnen Verzeihung anbieten, wenn sie die Waffen ablegten und die Rädelsführer auslieferten. Da erschrak Münzer über die Gefahr, welche ihm drohete. Er versammelte seine Rotten um sich und hielt an sie eine Rede voll Feuer. „Werdet nicht kleinmüthig bei der scheinbaren Gefahr," rief er unter Anderm, „sondern greifet die verruchten Feinde an. Fürchtet ihr Geschütz nicht; denn ihre Kugeln sollen euch nicht treffen, ich will sie mit meinem Aermel auffangen." Und als er von dem Drucke der Obrigkeit, den Lasten der Geistlichkeit sprach, erschien plötzlich das Zeichen des Friedensbundes zwischen Gott und dem Menschen, ein Regenbogen. Da streckte Münzer seine Hand zum Himmel aus und rief: „Sehet, liebe Brüder, das ist das Zeichen des Sieges, welches uns der Himmel gibt. Auf denn zum Kampfe!" Tollkühn nahmen sie der Fürsten Friedensboten gefangen und hieben einen von diesen nieder. Diese Unthat beschleunigte der Bauern Verderben. Die Fürsten ließen zum Angriffe blasen, und sobald die Kanonen donnerten und die Reiter heransprengten, warf sich die ganze Rotte der Bauern in die wildeste Flucht. Aber nun war die Reue zu spät. Fünftausend wurden erschlagen, die Stadt Frankenhausen eingenommen, und alsdann dreihundert Bürger und Bauern enthauptet. Münzer, welcher einer der Ersten gewesen war, welche die Flucht ergriffen hatten, wurde in Frankenhausen auf einem Heuboden entdeckt. Er starb unter dem Schwerte des Henkers kleinmüthig und verzagt. So endete das Unwesen der Wiedertäufer in Thüringen, und mit ihm der ganze Aufstand der Bauern, in der Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525, wo der Schlachtberg bis auf diesen Tag das Denkmal der Niederlage des Landvolkes ist. Nicht ohne eigene Schuld fiel es in die alte Knechtschaft der Dienstbarkeit zurück. — Im Ganzen wird die Zahl der Opfer des Bauernkrieges etwa auf 100,000-berechnet; der Verlust an zerstörtem Eigenthum, besonders auch an Kunstschätzen, ist unberechenbar. Noch jetzt sind die Ruinen vieler Burgen und Klöster Zeugen jenes Gewittersturmes, der über unser Vaterland zerstörend dahin fuhr. 6. Fortgang der Reformation. Man hätte denken sollen, diese traurigen Ereignisse, welche mit der Reformation so eng zusammenhingen, hätten ihrer Ausbreitung große Hindernisse in den Weg legen müssen; nichts desto weniger hatte sie

2. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 20

1840 - Münster : Coppenrath
20 ihr Heer gegen Frankenhausen aufbrechen, wo die Bauern auf einem Berge ihr Feldlager aufgefchlagen und mit einer Wagen- burg befestigt hatten. Um nichts unversucht zu lassen, den be- lhörten Haufen zur Vernunft zurück zu bringen, schickten die Für- sten einige Abgeordnete ab und ließen ihnen Verzeihung anbieten, wenn sie die Waffen ablegten und die Rädelsführer auslieferten. Da erschrak Münzer über die Gefahr, welche ihm drohete. Ec versammelte seine Rotten um sich und hielt an sie eine Rede voll Feuer. „Werdet nicht kleinmüthig bei der scheinbaren Gefahr — rief er unter andern, — sondern greifet die verruchten Feinde an. Fürchtet ihr Geschütz nicht, denn ihre Kugeln sollen euch nicht treffen, ich will sie alle mit meinem Ärmel auffangen." Und als er von dem Drucke der Obrigkeit, den Lasten der Priester sprach, erschien plötzlich das Zeichen des Friedensbundes zwischen Gott und dem Menschen, ein Regenbogen. Da streckte Münzer seine Hand zum Himmel aus und rief: „Sehet, liebe Brüder, das ist das Zeichen des Sieges, welches uns der Himmel gibt. Auf denn zum Kampfe!" Tollkühn nahmen sie der Fürsten Frie- densboten gefangen und hieben einen von diesen in Stücke. Diese Unthal beschleunigte der Bauern Verderben. Die Fürsten ließen zum Angriffe blasen, und sobald die Kanonnen donnerten und die Reiter heransprengten, warf sich die ganze Rotte der Bauern in die wildeste Flucht. Aber nun war die Reue zu spat. Fünftau- send wurden erschlagen, die Stadt Frankenhausen eingenommen, und alsdann dreihundert Bürger und Bauern enthauptet. Münzer, welcher einer der ersten gewesen war, welche die Flucht ergriffen hatten, wurde in Frankenhausen auf einem Heuboden entdeckt. Er starb unter dem Schwerte des Henkers, kleinmüthig und verzagt. So schmählich endigte die neue christliche Gemeinde, und mit ihr der ganze Aufstand der Bauern in der Schlacht bei Fran- kenhausen am 15. Mai 1525, wo der Sch lach t berg bis aus diesen Tag das Denkmal der Niederlage des Landvolkes ist. Nicht ohne eigene Schuld siel es in die alte Knechtschaft und Dienst- barkeit zurück, bis es in aufgeklärteren Zeiten in ein natürlicheres und freieres Verhaltniß zu seinen Fürsten trat und oft genug

3. Der sächsische Kinderfreund - S. 41

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
41 aller Wuth drangen die Bauern vorwärts, weil sie glaubten, ihr Anführer sey ein Gesandter des Himmels. Aber die Kanonenkugeln streckten ganze Reihen zu Boden; sahen, daß die Gefallenen nicht wieder aufstanden, und daß ihr Lügenprophet die feindlichen Kugeln nicht mit seinem Prie- stermantel ausfang»» Schon lagen mehr als 2000 Bauern auf dem Schlachtsclde; die feindliche Reiterei brachte ihre Glieder in Verwirrung und hieb die Fliehenden nieder. Genug, in kurzer Zeit los’tc sich alles in die schrecklichste Un- ordnung auf. Vergebens sahen sie sich nach ihrem Anführer um; dieser hatte zuerst die Flucht ergriffen, sich den Kopf verbunden, und sich in Frankenhausen in ein Bette versteckt, wo er aber von einem feindlichen Soldaten, der in diesem Hause plünderte, zufällig erkannt und gefangen ward. Dieß geschah den 15. Mai 1525. Gegen 7000 Bauern und Bürger fielen durch des Feindes Hand, Zoo wurden durch den Scharfrichter enthauptet. Ueber den verbrecherischen Münzer sprachen die Fürsten sogleich das wohlverdiente To- desurtheil aus. Zuerst folterte man ihn, damit er im Schmerze gestehen möchte, ob er mit ncch andern Unruh- stiftern in Verbindung stehe. Er gestand nichts, sondern schrie blos in seiner Angst: Q weh! O weh! Da "sprach Georg von Sachsen zu ihm: „Thomas! thut dir dieses weh, so bedenke, daß es den armen Leuten auch nicht wohl gethan hat, die heute deinetwegen niedergemacht worden find." Hierauf schmiedete man ihn auf einen Wagen, schaffte ihn in die Stadt Held run gen, folterte ihn mehrmals, und schlug ihm sodann den Kopf ab. Eine gleiche Strafe traf den frechen Pfeifer, der ebenfalls nach der verlor- nen Schlacht bei Frankenhausen geflohen war, aber bei Eisenach" noch zur rechten Zeit aufgegriffen ward. — So traurig endete eine Empörung, die 120,000 Bauern das Leben gekostet hatte. Immer wird der am empfinolichsten bestmft, der erlittenes Unrecht durch noch größeres Unrecht ahnden will, und der sich durch die Versprechungen toll- kühner Menschen bethörcn läßt, daß man ein verlornes Recht mit Gewalt und Ungestüm wieder an sich reißen dürfe. ' / ’ ' V ’■ "• , " . -

4. Mit einem kolorirten Kupfer - S. 269

1812 - Dresden Leipzig : Selbstverl. K. Engelhardt
bei Frankenhausen. Fortsetzung. 269 sich und seinen Anhang sogar für Herren des Klo- sters und der Stadt. Indeß rückte aber der iüngste Tag seiner Herr- schaft mit starken Schritten heran. Am Sonntag Cantate trafen die verbündeter Fürsten mit ihren Hcerhanfcn bei Frankenhausen zusammen. Die Bauern lagerten sich, gegen 8000 stark, auf einem Berge (seitdem der Schlachtberg ge- nannt) hinter einer mit Gräben umzognen Wagen- burg. Keine üble Stellung; denn die Fürsten hat- ten meist Reuterei. Allein in den Waffen nicht geübt — einen General an der Spitze, der wohl zu predigen, zu scbimpfen, zu plündern, nicht aber klug anzuführen verstand, was konn- te die schwarze Armee gegen die waffenkundigcn fürst- lichen Söldner ausrichten! Auch mochte dies den ar- men Verblendeten wohl beifallen, als sie, vom Berge herab, das glanzende, schlagfertige Heer erblick- ten. — Das Herz, sonst hoch über Fürsten und -Ritter erhaben, fiel Letzt so tief, daß die Meisten kaum noch wußten, ob sie eins hatten. Aengstlich, ob es Letzt auch noch Zeit sei, sich zu fügen, gaben sie Einem des Haufens, der die Feder zu führen verstand, den Auftrag, den Fürsten brieflich einen Vergleich anzubieten. Der Bauren - Sekretair schrieb: „Wir bekennen Jesum Christ! wir sind nicht hier, Jemanden etwas Leides zu thun, Johann. 2, sondern von wegen göttlicher Gerechtigkeit, die zu erhalten. So sind wir auch nicht hie, Blutver- giessen

5. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. 58

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
— 58 — feld" erstrecken; besonders reizend das Kalkthal; 3) Die „Pfänner- schaftshöhe" nahe beim Hausmannsturm mit schöner Aussicht in die Aue („Psänner" — Brunnenherren); 4) die „Äbtissingrube", einer der häufig um Frankenhausen im Kalsteinnntergrunde vorkommenden Erd- fälle, der ungefähr 2 Stockwerk tief ist und ca. 40 a faßt.*) — Das milde Klima, der fruchtbare Boden begünstigen die Landwirt- schaft sehr. Herrliches Getreide, Zuckerrüben, vortreffliches Obst, so- gar vereinzelt den Brandenbaum erzeugt die Flur. Die Altstädter treiben in vielen Gärten starken Gemüsebau; Frankenhausen hat mehrere Knnstgärlen. Mitten in der Altstadt liegt auf einem mit großen, schönen Obstbäumen bepflanzten Platze ein mächtig großer, runder tischplattenförmiger Kieselstein (ein s. g. Findling),' wohl m im Durchm. und ca. ^ m dick; bis vor wenig Jahren hielt da die ganze Gemeinde ihre Versammlungen. — Frankenhausen ist wohl eine der ältesten Niederlassungen Deutschlands. S. Gz. 530. Bereits im 8. und 9. Jahrhundert wird es genannt. Bis ins 13. Jahrhundert kommen „Ritter von Frankenhausen" vor. Von 1210 ab besaßen es die Gr. V. Beichlingen; 1340 erwarben es die Grasen Günther (nachmaliger deutscher Kaiser) und Heinrich käuflich. — Die Gründung des Cistercienfer-Nonnenklosters, von dem noch eine kleine Ruine und ein Nebengebäude vorhanden, fällt um das Jahr 1200; nach dem Muster desselben stifteten die Gr. von Schwarzburg das Cistercienfer-Nonnenkloster zu Saalfeld. Aus den in der Franken- Häuser Flur gelegenen Kolsterländereien ist eine sürstliche Domäne, das Vorwerk, gemacht worden. Um 1536 wurde in Frankenhausen die Resormatiou eingeführt. 1632 wurde Fraukenhaufeu von Pap- penheim geplündert. — Der Musiker G. F. Bifchoff (geb. 1780 in Ellrich a. Harz, -j- 1841 in Hildesheim) veranstaltete 1810 in Franken- Haufen als Stadtkantor daselbst das erste deutsche Musikfest unter Leitung seines Freundes Spohr**). Den 1. Mai 1726 hier der Dichter Zachariä geb.; sein Geburtshaus ist mit einer Gedenktafel geziert. — Nördlich von Frankenhausen das Jagdschloß Raths- feld mit schöner Kirche, in der aber kein Gottesdienst mehr gehalten wird (bis gegen 1300 stand hier ein Dorf), und 2) die Ruinen des Ky ffh än'f ers, mit herrlicher Aussicht in die goldene Aue, auf den Harz und aus einem kleinen Gewölbe, Erfurter Thor genannt, *) An die Grube knüpft sich folgende Sage: Eine Äbtissin des Klosters zu Fr. führte ein so gottloses Leben, daß der liebe Gott zur Strafe ein schweres Gewitter schickte, das unter unaufhörlichem.. Blitzen und Donnern 3 Tage über dem engen Thale stand. Da ging die Äbtissin in sich, bekannte offen ihre Sünden und bat um Gotteswillen, sie vor die Stadt zu bringen. In feierlicher Prozession gaben ihr die Nonnen, der Prior und die anderen Geistlichen das Ge- leit bis an die Rottleber Flurgrenze. Kaum hatten sie ihre Begleiter verlassen, so fuhr ein Blitzstrahl hernieder — die Äbtissin war verschwunden, und wo sie gestanden, gähnte ein tiefes, tiefes Loch. **) Spohr baute dort damals eine Geige, die für 9000 Mk, an einen Eng- länder verkauft wurde.

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 48

1861 - Münster : Coppenrath
48 und sobald die Kanonen donnerten, und die' Reiter heran- sprengten, warf sich die. ganze Rotte der Bauern in die wil- deste Flucht. Aber nun war die Neue zu spät. Fünftausend wurden erschlagen, die Stadt Frankenhausen eingenommen, und alsdann dreihundert Bürger und Bauern enthauptet. Münzer, welcher einer der ersten gewesen war, welche die Flucht er- griffen hatten, wurde in Frankenhausen auf einem Heuboden entdeckt. Er starb unter dem Schwerte des Henkers klein- müthig und verzagt. So endete die neue christliche Gemeinde, und mit ihr der ganze Aufstand der Bauern, in der Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525, wo der Schlachtberg bis auf diesen Tag das Denkmal der Niederlage des Landvolkes ist. Nicht ohne eigene Schuld fiel es in die alte Knechtschaft und Dienst- barkeit zurück. — Im Ganzen wird die Zahl der Opfer des Bauernkrieges etwa auf 100,000 berechnet; der Verlust an zerstörtem Eigenthum, besonders auch an Kunstschätzen ist un- berechenbar. Noch jetzt sind die Ruinen vieler Burgen und Klöster Zeugen jenes Gewittersturmes, der über unser Vater- terland zerstörend dahin fuhr) 8. Die Wiedertäufer in Münster (1533—1535). Die eben erwähnte Secte der Wiedertäufer, welche alle Grundlagen nicht nur der kirchlichen, sondern auch der bür- gerlichen Gesellschaft zu zerstören drohete, schien seit dem Tode ihres Stifters völlig ausgerottet zu sein; als einige Jahre später der ganze Gräuel einer völlig ausgebildeten Umsturz- partei in Münster, der Hauptstadt Westfalens, sich enthüllte und jetzt von hier aus ganz Deutschland mit neuen Schrecknissen erfüllte. In dem benachbarten Holland fand sich noch eine große Menge Wiedertäufer, die alle festhielten an den Lehren, welche damals Thomas Münzer über die Gleichheit aller Menschen, über die Gütergemeinschaft und über die unmittel- baren göttlichen Eingebungen an einzelne Menschen vorgebracht

7. Mittlere Geschichte - S. 101

1892 - Leipzig : Reisland
— 101 — eisernen Hand war eine kurze Heit, allerdings gezwungen, ihr Jnfu|rer ^ Thüringen der Aufstand sich erhob, stellte sich Thomas Münzer, ein gehässiger Feind Luthers, an die Spitze der Empörer. Dieser schwärmerische Wiedertäufer rühmte sich göttlicher Offenbarungen und glaubte sich berufen, das weltliche Regiment zu ändern, die Hoheit der Fürsten zu erniedrigen und Gemeinschaft der Güter einzuführen, ^n Mühlhausen fand er großen Anhang. Die Armen arbeiteten nicht mehr, sondern forderten ihre Bedürfnisse von den Neichen. Die Bauern zogen von Drt zu Drt und verwüsteten alles. Da rüsteten sich die Fürsten, der Empörung Einhalt zu thun. Bei Frankenhausen traf Philipp von Hessen auf das Lager der Bauern. Sie hatten Lust, dem Verlangen der Fürsten zu willfahren und Münzer auszuliefern. Da suchte dieser ihren Mut zu befeuern, indem er sagte, sie sollten sich nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten, er werde alle mit feinem Armei auffangen. Zugleich benutzte er einen gerade am Himmel erscheinenden Regenbogen, um ihn als Bürgen ihrev Sieges und des Unterganges der Feinde darzustellen. Dann ließ er den Gesandten der Fürsten niedermachen, um den Weg zu einem Vergleich abzuschneiden. Die Schlacht begann; die Bauern wurden geschlagen, 5000 niedergemacht. Münzer hatte sich in Frankenhausen versteckt. Er wurde gefangen genommen und hingerichtet (1525). Einige Jahre später (1534) setzten sich die Wiedertäufer aus den Niederlanden in der Stadt Münster fest. An ihrer Spitze stand der Bäcker Johann Matthys aus Harlem. Nach dessen Tode erklärte sich der Schneider I o -Hann Bockhold von Leyden zum König des „neuen Zion". Er führte Gütergemeinschaft und Vielweiberei ein. Er herrscyte, unterstützt von Krechting und Knipperdolling, mit arger Tyrannei. Der Bifchof eroberte mit Hilfe einiger Fürsten die ausgehungerte Stadt. Johann von Leyden und seine Helfershelfer wurden grausam hingerichtet. Ihre Körper wurden in eiserne Käfige gethan und diese am Lampertusturm aufgehängt. Die katholische Religion wurde in Münster wieder hergestellt. Durch diese Verirrungen ließ sich Luther nicht abhalten, die gute Sache zu fördern. Die Kirchenverbesserung gedieh, wo sie in seinem Geiste fortgesetzt wurde. Luther schrieb eme neue Gottesdienstordnung. Im I. 1524 legte er das Mönchs-

8. Die neue Zeit - S. 79

1877 - Leipzig : Brandstetter
„bedarf es nicht der Fürsten und Obrigkeiten, nicht des Adels und der Geistlichkeit; im Christenthum soll kein Unterschied sein zwischen Reich und Arm!" Zu dieser bewegten Zeit, wo jede neue Lehre bastig aufgegriffen wurde, verschafften sich die Lehrsätze Münzer's leicht Eingang bei dem gemeinen Volk, und den Armen zumal dünkte es sehr einladend, mit den Reichen fortan theilen zu können und des lästigen Arbeitend überhoben zu sein. Vorzüglich waren es die Bauern, die sich zu diesem neuen Propheten retteten. Unter seiner Anführung zogen sie von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf und verwüsteten und zerstörten Alles mit Feuer und Schwert. Die Noth war groß; doch die Fürsten rüsteten sich, der Empörung Einhalt zu thun. Sie ließen ihr Heer gegen Frankenhausen aufbrechen, wo die Bauern auf einem Berge ihr Feldlager aufgeschlagen und mit einer Wagenburg befestigt hatten. Um nichts unversucht zu lassen, schockten die Fürsten einen Edelknaben an sie ab, der ihnen Gnade anbieten sollte, wenn sie friedlich auseinander gingen und die Rädelsführer auslieferten. Da erschrak Münzer über die Gefahr, in welcher er schwebte, hielt eine feurige Rede an die Bauern, die er damit schloß, es möchte sich nur Keiner fürchten vor den Kugeln der Feinde, die würde er alle mit seinem Aermel auffangen, und wer in der vordersten Reihe niedergeschossen würde, der stünde in der hintersten wieder auf. Ihm sehr zu gelegener Zeit entstand gerade ein Regenbogen am Himmel. „Seht!" schrie er, „das Zeichen des Bundes, welchen Gott mit uns macht I Dieser Bogen ist der Bürge unseres Sieges und des Unterganges unserer Feinde. Also zum Kamps und Sieg!" Noch standen die Bauern unschlüssig da, sahen ihn an und seinen Aermel; da ließ er den Abgesandten in Stücke hauen, um so den Weg zu einem gütlichen Vergleiche abzuschneiden. Nun griffen die Bauern zu ihren Sensen, Piken und Schwertern und erwarteten ihre Feinde. Diese ließen auch nicht lange auf sich warten. Die Kugeln sausten, die Reiter sprengten heran und wie Spreu stob das Bauernheer auseinander. Die armen verblendeten Leute sahen sich nach Münzer um; aber der hatte beim ersten Kanonenschuß die Flucht ergriffen und sich in Frankenhausen auf einem Heuboden versteckt. Die Bauern sielen nieder und baten um Gnade. Aber nun war es zu spät; fünftausend wurden erschlagen, viele niedergeritten, die Gefangenen sammt dem Rädelsführer Münzer enthauptet. * * * Von Münzer's Anhängern waren einige entkommen und hatten sich nach Holland gewendet, wo sie Anhänger fanden. Diese Leute kamen auf den Einfall, Alle, die zu ihnen gehörten, noch einmal zu taufen, weil die Kindertaufe keine wahre Taufe sei, da ja die Kinder nichts davon verständen und auch in der heiligen Schrift nichts davon angeordnet sei. So bildete sich die Secte der Wiedertäufer. Einige derselben kamen nach Westphalen und ließen sich in der Stadt Münster nieder. Die Verworfensten dieser Wiedertäufer waren Johann Bockold, gewöhnlich Johann von

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 22

1871 - Münster : Coppenrath
— 22 — auffangen." Und als er von dem Drucke der Obrigkeit, den Lasten der Geistlichkeit sprach, erschien plötzlich das Zeichen des Friedensbundes zwischen Gott und dem Menschen, ein Regenbogen. Da streckte Münzer seine Hand zum Himmel aus und rief: „Sehet, liebe Brüder, das ist das Zeichen des Sieges, welches uns der Himmel gibt. Aus denn zum Kampfe!" Tollkühn nahmen sie der Fürsten Friedensboten gefangen und hieben einen von diesen nieder. Diese Unthat beschleunigte der Bauern Verderben. Die Fürsten ließen zum Angriffe blasen, und sobald die Kanonen donnerten und die Reiter heransprengten, warf sich die ganze Rotte der Bauern in die wildeste Flucht. Aber nun war die Reue zu spät. Fünftausend wurden erschlagen, die Stadt Frankenhausen eingenommen, und alsdann dreihundert Bürger und Bauern enthauptet. Münzer, welcher einer der Ersten gewesen war, welche die Flucht ergriffen hatten, wurde in Frankenhausen aus einem Heuboden entdeckt. Er starb unter dem Schwerte des Henkers kleinmüthig und verzagt. So endete die neue christliche Gemeinde, und mit ihr der ganze Aufstand der Bauern, in der Schlacht bei Fraukenhausen am 15. Mai 1525, wo der Schlachtberg bis auf diesen Tag das Denkmal der Niederlage des Landvolkes ist. Nicht ohne eigene Schuld fiel es in die alte Knechtschaft der Dienstbarkeit zurück. — Im Ganzen wird die Zahl der Opfer des Bauernkrieges etwa auf 100,000 berechnet; der Verlust an zerstörtem Eigenthum, besonders auch an Kunstschätzen, ist unberechenbar. Noch jetzt sind die Ruinen vieler Burgen und Klöster Zeugen jenes Gewitterstnrmes, der über unser Vater-terland zerstörend dahin fuhr. 6. Fortgang der Reformation. Man hätte denken sollen, diese traurigen Ereignisse, welche mit der Reformation so eng zusammenhingen, hätten ihrer Ausbreitung große Hindernisse in den Weg legen müssen; nichts desto weniger hatte sie ihren Fortgang und schied von Zeit zu

10. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 280

1913 - Langensalza : Beltz
280 Die Reformation. Überschrift? Zusammenfassung: Der wilde Aufruhr. 5. Da rafften sich die Fürsten zur Mederwerfung der Empörung auf. Das Heer des Schwäbischen Bundes (der Städte, Ritter und Fürsten) schlug unter der Führung des Landsknechthauptmanns Georg Truchseß von Waldburg die schwäbisch-fränkischen Bauernhaufen mehrmals siegreich (bei Sindelsingen und Königshofen a. d. 'Tauber). Ihm hatte sich auch der berühmte Landsknechtsführer Georg von Frundsberg angeschlossen. In ganz Thüringen tobte noch der Aufruhr. „Eine Schar Bauern drang, nachdem sie die Klöster Ballenstedt, Kelbra, Jlsenburg und andere schonungslos geplündert, auf Frankenhausen ein. Der Schlachtberg diente ihnen als Lagerstätte. Kaum hatten sie sich auf demselben einigermaßen geordnet und eine Wagenburg errichtet, so sahen sie von fern ein Banner flottem, auf dem ein Regenbogen obgebildet war. Es waren auch thüringische Bauern, angeführt von Münzer. Da beide Parteien gleiche Zwecke verfolgten, so vereinigten sie sich auf Münzers Vorschlag und bildeten nun einen Haufen von 8000 Mann. Nachdem sie ihr Lager gehörig befestigt hatten, schrieb Münzer in seinem Übermute drohende Briese an die Grafen Ernst und Albrecht von Mansfeld, von denen er unbedingte Unterwerfung verlangte. Statt aber dieser unverschämten Forderung nachzukommen, erschienen Kurfürst Johann und Herzog Johann von Sachsen nebst anderen Fürsten und einem wohlgeübten Heere von 1800 Reitern und 6000 Mann zu Fuß vor Frankenhausen. Da entsank den Bauern der Mut; denn, ungeübt in den Waffen, sahen sie einem Kampfe entgegen, dem sie nicht gewachsen waren. Und da die Fürsten Boten sandten, die ihnen Verzeihung gelobten, wenn sie die Waffen niederlegen und die Rädelsführer ausliefern wollten, so hätten das viele gar gern getan; denn es war eine große Furcht über die schuldbewußte Menge gekommen. Aber Thomas Münzer trat unerschrocken in ihre Mitte und sprach mit eifriger Rede zu dem Volke. Um den Furchtsamen Mut einzuflößen, sagte er: ,Lasset euch nicht schrecken und bebet nicht. Jede Kugel, die aus der Kanone fliegt, will ich auffangen mit meinem Kleide. Sehet ihr wohl, wie günstig uns Gott ist? Blickt auf zu unserer Fahne, betrachtet das Feldzeichen daraus, den Regenbogen! Klar zeigt Gott dadurch au, daß er in dem Tressen mit uns fechten werde/ Der Zufall wollte es, daß, während Münzer so sprach, am Himmel ein Regenbogen erschien. Da rief Thomas Münzer in schwärmerischer Begeisterung: ,Sehet ihr dort den Regenbogen am Himmel? O, das bedeutet, daß Gott uns, die wir den Regenbogen im Banner führen, helfen will und den Fürsten Gericht und Strafe dräuet. Damm feid unerschrocken! Es will Gott nicht, daß ihr Frieden macht mit den gottlosen Fürsten/ Das wirkte. Viele riefen: ,Frisch dran! und drein geschlagen und gestochen und nicht geschont!6 Statt den Fürsten eine friedliche Antwort zu sagen, nahm Münzer die gesandten Boten gefangen und ließ sogar einen töten. Diese Untat beschleunigte ihr Verderben. Es folgte ein allgemeiner Angriff. Die Bauern wichen aber nicht von der Stelle, wehrten sich jedoch auch nicht gegen die feindlichen Reiter; denn sie erwarteten, daß die himmlischen Heerscharen erscheinen und für sie kämpfen würden. Mit heller Stimme fangen sie das Lied: ,Nun bitten wir den heiligen Geist? Bald war die Schlacht entschieden. Mutlos zogen sich die Bauern in ihre Wagenburg zurück. Als aber die feindlichen Reiter dort eindrangen, da ergriff sinnloser Schrecken die Menge, und

11. Teil 2 - S. 91

1893 - Leipzig : Brandstetter
91 - bogen am Himmel, rings um die Sonne. „Ihr sehet," fuhr er fort, „daß Gott auf unserer Seite ist, denn er giebt uns ein Zeichen am Himmel. Sehet den Regenbogen da droben. Er bedeutet, daß Gott uns helfen will; den mörderischen Fürsten aber droht er Gericht und Strafe. Er will nicht, daß ihr Frieden mit den Gottlosen machen sollt. Fechtet unerschrocken und tröstet euch göttlicher Hilfe!" Und aus tausend Kehlen klang plötzlich die feierliche Melodie: „Komm', heiliger Geist, erfüll' die Herzen deiner Gläubigen." Wie das Brausen eines gewaltigen Stromes stieg der Choral zum Himmel empor. Es war der Schlachtgesang des Bauernheeres; denn in seine Töne mischte sich bereits der Klang der Trompeten und Pfeifen, das Dröhnen der Geschütze, das Knattern der Flinten und der Schlachtruf der fürstlichen Krieger: der Kampf begann. Immer dichter fielen die Kugeln und wühlten sich in die gedrängten Massen der Empörer hinein. Der ungewohnte Anblick der erschossenen Brüder, das Ächzen und Stöhnen der Verwundeten, das rieselnde Blut der Gefallenen nahm den geängsteten Bauern den letzten Rest von Mut. Als nun die Landsknechte zu Fuß und zu Pferde durch die Wagenburg brachen, welche Münzer zum Schutze seiner Leute rings um das Lager hatte auffahren lassen, als manche von den Fußsoldaten mit ihren 5 Meter langen Piken, andere mit mächtigen, zweihändigen Schlachtschwertern dreinschlugen und die Reiter ihre Pistolen und Büchsen auf die Unglücklichen abfeuerten, da ergriffen diese eiligst die Flucht. Münzer selbst, der sich noch soeben gerühmt, alle Kugeln in dem Ärmel seines Mantels auffangen zu wollen, war bald spurlos verschwunden. Die Bauern wurden vollständig geschlagen, nach Frankenhausen zurückgedrängt und diese Stadt dann von den Fürsten erobert. Das Blutbad, das nun in der Stadt begann, war fürchterlich. Auf den Straßen, in Kirchen und Klöstern, selbst im Innern der Häuser fraß die mordende Waffe. Alles, was den Landsknechten in den Weg kam, wurde niedergehauen. Fünftausend Empörer büßten mit ihrem Leben den kurzen Rausch von Freiheit und Gleichheit. Der Arm der Wipper, der durch die Stadt fließt, rann rot von Bauernblut. Ein großer Teil der Flüchtlinge wurde gefangen genommen. Sogleich wurden Galgen errichtet und noch an demselben Tage 300 Gefangene hingerichtet; viele andere mußten später mit dem Leben ihre Empörung büßen. Auf dem blutgetränkten Boden Frankenhaüsens aber sank die Hoffnung der Bauern auf Freiheit und Gleichheit für lange Zeit ins Grab. ee) Das Strafgericht. Schon am folgenden Tage wurde Münzer gefangen genommen. Er hatte sich in Frankenhausen auf dem Boden eines Hauses versteckt und stellte sich todkrank. Vor die Fürsten geführt und gefragt, warum er das arme Volk verführt und in ein solches Blutbad gestürzt habe, antwortete er trotzig: „Ich habe recht gethan, daß ich solches angefangen habe,

12. Die neue Zeit - S. 79

1866 - Leipzig : Brandstetter
79 „bedarf es nicht der Fürsten und Obrigkeiten, nicht des Adels und der Geistlichkeit; im Christenthum soll kein Unterschied sein zwischen Reich und Arm!" Zu dieser bewegten Zeit, wo jede neue Lehre hastig aufgegriffen wurde, verschafften sich die Lehrsätze Münzer's leicht Eingang bei dem ge- meinen Volk, und den Armen zumal dünkte es sehr einladend, mit den Reichen fortan theilen zu können und des lästigen Arbeitens überhoben zu sein. Vorzüglich waren es die Bauern, die sich zu diesem neuen Pro- pheten retteten. Unter seiner Anführung zogen sie von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf und verwüsteten und zerstörten Alles mit Feuer und Schwert. Die Noth war groß; doch die Fürsten rüsteten sich, der Empörung Einhalt zu thun. Sie ließen ihr Heer gegen Frankenhausen aufbrechen, wo die Bauern auf einem Berge ihr Feldlager aufgeschlagen und mit einer Wagenburg befestigt hatten. Um nichts unversucht zu lassen, schickten die Fürsten einen Edelknaben an sie ab, der ihnen Gnade anbieten sollte, wenn sie friedlich auseinander gingen und die Rädelsführer auslieferten. Da erschrak Münzer über die Gefahr, in welcher er schwebte, hielt eine feurige Rede an die Bauern, die er damit schloß, es möchte sich nur Keiner fürchten vor den Kugeln der Feinde, die würde er alle mit seinem Aermel auffangen, und wer in der vordersten Reihe niedergeschossen würde, der stünde in der hintersten wieder auf. Ihm sehr zu gelegener Zeit entstand gerade eine Regenbogen am Himmel. „Seht!" schrie er, „das Zeichen des Bundes, welchen Gott mit uns macht! Dieser Bogen ist der Bürge un- seres Sieges und des Unterganges unserer Feinde. Also zum Kamps und Sieg!" Noch standen die Bauern unschlüssig da, sahen ihn an und seinen Aermel; da ließ er den Abgesandten in Stücke hauen, um so den Weg zu einem gütlichen Vergleiche abzuschneiden. Nun griffen die Bauern zu ihren Sensen, Piken und Schwertern und erwarteten ihre Feinde. Diese ließen auch nicht lange auf sich warten. Die Kugeln sausten, die Reiter spreng- ten heran und wie Streu stob das Bauernheer auseinander. Die armen verblendeten Leute sahen sich nach Münzern um; aber der hatte beim ersten Kanonenschuß die Flucht ergriffen und sich in Frankenhausen auf eiucm Heuboden versteckt. Die Bauern fielen nieder und baten um Gnade. Aber nun war es zu spät; fünftausend wurden erschlagen, viele niedergeritten, die Gefangenen sammt dem Rädelsführer Münzer enthauptet. -i- * * Von Münzer's Anhängern waren einige entkommen und hatten sich nach Holland gewendet, wo sie Anhänger fanden. Diese Leute kamen aus den Einfall, Alle, die zu ihnen gehörten, noch einmal zu taufen, weil die Kindertause keine wahre Taufe sei, da ja die Kinder nichts davon ver- ständen und auch in der heiligen Schrift nichts davon angeordnet sei. So bildete sich die Secte der Wiedertäufer. Einige derselben kamen nach Westphalen und ließen sich in der Stadt Münster nieder. Die Verwor- fensten dieser Wiedertäufer waren Johann Bockold, gewöhnlich Johann von

13. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 61

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
13. Der Bauernkrieg. 61 Doch war ihm das Verderben schon nahe. Landgraf Philipp non Hessen, ein junger thatkräftiger Fürst, hatte die Rebellion in seinem Lande durch Waffengewalt bezwungen und sich darauf mit dem Herzoge Heinrich von Braunschweig, mit Georg von Sachsen und einigen andern benachbarten kleinen Fürsten vereinigt, um auch dem Münzer'schen Wesen ein Ende zu machen. Das Heer dieser Verbündeten bestand aus 6000 Mann, meist Reisigen und Adel. Auf die Kunde von diesem Heeres- zuge ließ Münzer seine Leute auf einem Berge bei Frankenhausen eine Wagenburg schlagen, um den Angriff der Reiterei zu erschweren; aber aus Mangel an Geschütz und anderer Kriegsrüstung geriethen die An- stalten sehr unvollkommen, so daß einem großen Theile des Haufens der Mnth entfiel. Aber Münzer verhieß den Seinen gewissen Sieg nach dem Beispiele Gideon's, Jonathan's und David's, die auch mit wenigen Erlesenen viele Tausende von Heiden überwunden. „Lasset euch nicht erschrecken das schwache Fleisch," schloß er, „und greift die Feinde kühnlich an. Ihr dürft das Geschütz nicht fürchten, denn ihr sollt sehen, daß ich alle Büchsensteine, die sie gegen uns schießen, im Aermel auffangen will. Ihr sehet, daß Gott aus unserer Seite ist, denn er gibt uns jetzo ein Zeichen. Sehet den Regenbogen, der eben am Himmel steht; er bedeutet, daß Gott uns, die wir den Regenbogen im Panier führen, helfen will, und dräuet den mörderischen Fürsten Gericht und Strafe. Darum seid unerschrocken und stellt euch zur Wehre; es will Gott nicht, daß ihr Friede mit den gottlosen Fürsten machen sollt!" Diese Rede und die Erscheinung des Regenbogens gab denen, welche zu schlagen begehrten, das Uebergewicht über die friedlich Gesinnten. Darauf stimmteu die Anführer das Lied: „Komm heiliger Geist" an. Die Menge fiel mit vollen Kehlen ein; aber die Hoffnung, daß sie in diesem Begeisternngsrausche siegen würde, schlug durch ver- kehrte Anordnung fehl. Anstatt mit ihrer stärkern Masse auf die an Zahl schwächer» Fürstlichen den Angriff zu thun, blieben die Bauern hinter der Wagenburg stehen, und blickten im Vertrauen auf die Ver- heißung ihres Propheten gen Himmel, nach den Engeln, welche hcrab- stcigen und für sie streiten sollten. Da von den schlecht gerichteten Schüssen wenige oder gar keine trafen, glaubten sie, die Verheißung Münzer's, daß er alle Kugeln im Aermel auffangen werde, gehe in Erfüllung. Sie wurden aber bald aus ihrer Täuschung gerissen. Die Reiterei brach in ihre Wagenburg ein, und stach die Vordersten nieder, woraus sich alsbald die übrigen in die Flucht gegeu die Stadt wandten. Dergestalt fielen der Bauern bei 5000; in Frankenhausen, welches sich ohne Widerstand ergab, wurden der dort Ergriffenen sogleich 300 ent- hauptet. Münzer ward, auf dem Boden eines Hauses im Bette lie- gend, gefunden, und indem er sich für einen armen Fieberkranken ansgab, durch seine Brieftasche verrathen, welche er unvorsichtig auf dem Bette neben sich hatte. Er widerrief nicht nur seine Irrthümer, sondern be- kannte sich auch auf's neue zum Glauben der römischen Kirche und genoß das Sacrament unter einer Gestalt. Bei der Hinrichtung soll

14. Mit einem kolorirten Kupfer - S. 267

1812 - Dresden Leipzig : Selbstverl. K. Engelhardt
bei Frankenhausen. Fortsetzung. 267 hcfften Si'gill sicher ungefährlich Geleit" und un- terzeichneten sich: „die christliche Versamm- lung zu Frankenhausen." Aber leider! nöthigten dringende Geschäfte den Grafen, die Zusammenkunft um 2 Tage zu ver- schieben. Indes stellte Münzer mit seinen Drei- hunderten sich ein und — verschwunden auf ewig war der Termin zur Güte. Richt genug, daß er die Bauern überzeugte, wieviel sie von gütlichen Unterhandlungen zu fürchten, wie wenig sie davon zu h0sfrn hätten, fertigte er sogleich an Albrecht und Ernst v. Mansfeld zwei erzgrobe Briefe ab, welche den Faden der Unterhandlung natürlich abschnitten. Dem erster» z. B. schrieb er: Hast» in deiner Lutherischen Grütz und Mittender gi- schen Suppen nicht mögen finden, was Eze- chiel c. Z7 geweissaget? Unterscheid, wie Gott alle Vögel des Himmels fordert, daß sie sollen fressen das Fleisch der Fürsten und die unvernünftigen Thiere sollen saufen das Blut der großen Hansen — Wiltuer- kennen (Dan. 7) wie Gott die Gewalt der Gemeine gegeben hat und für uns erscheinen und deinen Glauben brechen, wollen wir dir das geständig seyn und für einen gemeinen Bruder (unsers glei- chen) haben, wo aber nicht, werden wir uns an deine lahme, schale Fratzen nichts keh- ren und wider dich fechten, wie wider einen Erzfeind des Christenthums, da wisse

15. Mit einem kolorirten Kupfer - S. 268

1812 - Dresden Leipzig : Selbstverl. K. Engelhardt
263 25. Mai. Bauernschlacht wisse dich nach zu haben. Gegeben zu Fr anten Haufen, Frey tags nach Jubi- late anno 25. (1525) Thomas Münzer, mit d e m S ch w e r L G i d e 0 n i s, B r u d e r Albrechten von Mansfeld zur Beleh- rung geschrieben." Dem Grafen Ernst auf Heldrungen aber schickte er einen Brief gleichen Inhalts, nennte ihn dar- inn einen elenden dürftigen Maden sack, einen he i d n isch e n D ö se w i ch L unte r ch r i st- lichen Namen, einen schädlichen Staup- besen der Feinde Gottes, drohte, auf Got- tes Befehl, ihn vom Stuhl zu stürzen ec. So sprach Münzer Freitags d. 1 2. Mai — und — Montags d. 15. hatte er sich gern in den heimlichsten Winkel der Erde versteckt — suchte er Rettung in einer Bodenkammer. Ehe es aber so weit kam, schien ihm in der That alles zu gelingen. Die schwarzen Bau- ern, wie man seine Armee bei Frankenhausen nann- te, erhielten stündlich, ia augenblicklich Zuwachs. Alle Landstrasen wimmelten von männlichen und weiblichen, alten und jungen Rekruten, welche unter Münzers Fahne sich versammelten. Das arme Frankenhausen, der Sammelpunkt der Empörer, litt dabei nicht wenig. Denn nicht nur Schloß, Kloster und Rathhaus, sondern auch die Hauser aller ruhigen Bürger wurden geplün- dert, Urkunden, Bücher, Briefe und Schuldver- schreiburgen zerrissen. Endlich erklärte Münzer sich

16. Die Neuzeit - S. 64

1884 - Mainz : Kirchheim
64 Thom. Münzer. Schlacht bei Frankenhausen. ohne Gottesfurcht. Ein klägliches Schauspiel gewähren die umherirrenden Nonnen, die obdachlosen Priester, durch die Flucht vor den tempelräuberischen Rotten ans ihren geheiligten Wohnungen vertrieben. Ich selbst, elend und dürftig, muß jetzt im Greisenalter mein Brod betteln." Unterdessen hatten die Fürsten zur Bekämpfung des Aus-standes gerüstet. Mit leichter Mühe wurde der Landgraf Philipp von Hessen der Rebellion in den Abteien Hersseld und Fulda Herr und konnte seine Scharen mit denen der Herzöge Georg von Sachsen und Heinrich von Braunschweig und mehrerer benachbarten kleineren Fürsten vereinigen. Auf die Kunde von ihrem Heranziehen entbot Münzer die Bauern aus allen Dorfchaften der Umgegend, unter der Drohung, daß man sie holen werde, wenn sie nicht freiwillig kämen, und in hellen Haufen zogen sie heran, begleitet von Frauen und Kindern. Münzer ließ die schlecht bewaffneten und mit Geschütz und anderem Kriegsbedarf nur mangelhaft versehenen Bauernhaufen, die ungefähr 8000 Mann zählten, auf einem Berge in der Nähe von Frankenhausen ein Lager aufschlagen und umgab dasselbe mit einer Wagenburg. Als die Fürsten herangekommen, ließen sie den Bauern Gnade anbieten, wenn sie sich ergeben und Münzer mü seinem Anhang ausliefern wollten. Sie schienen nicht abgeneigt, mit den Fürsten in Unterhandlungen zu treten; allein Münzer entflammte durch eine feurige Anrede ihren sinkenden Mut zu neuer Streitlust. „Die Fürsten," rief er, „verderben Land und Leute, wollen den falschen Gottesdienst der Pfaffen und Mönche verteidigen. Gott wird sie vertilgen wie die Ka-namter. Laßt euch nicht erschrecken, das schwache Fleisch greift die Feinde kühnlich an. Ihr sehet, daß Gott auf unserer Seite ist; denn er gibt uns jetzt ein Zeichen. Der Regenbogen, der eben am Himmel steht, bedeutet, daß Gott uns, die wir den Regenbogen im Panier führen, helfen will. Er dräuet den mörderischen Fürsten Gericht und Strafe. Darnm seid unerschrocken und stellt euch zur Wehr. Gott will nicht, daß ihr Frieden machet mit den gottlosen Fürsten. Ihr Geschütz dürft ihr nicht fürchten; denn ihr werdet sehen, daß ich alle Büchsensteine, die sie gegen uns senden, in meinem Aermel auffangen werde." Um alle weiteren Verhandlungen abzuschneiden, ließ er den Abgesandten der Fürsten, einen jungen Ritter, niederstechen und die Banern das Lied: „Komm' heiliger Geist" anstimmen. Jßoll Siegeszuversicht erwarteten die Bauern den Angriff der Feinde; sannt hatten diese jedoch die Wagenburg durchbrochen und die Vordersten niedergestoßen, als das ganze Heer der Re-

17. Das siebente Schuljahr - S. 336

1903 - Langensalza : Schulbuchh.
336 der Fehde. Dann wurden nicht nur ihre Felder zerstampft, sondern man raubte ihnen das Vieh von der Weide und steckte ihre Häuser in Brand. Somit war das Los der Bauern in jener Zeit ein recht trauriges. Als nun Luther von der christlichen Freiheit predigte, da glaubten die Bauern, jetzt sei die Zeit gekommen, wo sie auch die bürgerliche Freiheit er- langen könnten. Sie rotteten sich in verschiedenen Gegenden Deutschlands zusammen und stellten ihre Forderungen, die im ganzen mäßig und gerecht waren, in zwölf Artikeln auf. Luther, der zum Schiedsrichter angerufen wurde, ermahnte die Adligen, das traurige Los der Bauern durch Beschränkung der Fronarbeiten und Erlaß von Abgaben zu mildern. Den Bauern gab er den Rat, sie möchten keine Gewaltmittel an- wenden, sondern des Spruches eingedenk zu sein: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat." Seine Worte fanden aber weder bei den Herren, noch bei den Bauern Eingang. Letztere, durch Schwärmer wie Thomas Münzer aufgeregt, durchzogen raubend und mordend das Land, zer- störten die Burgen, erschlugen die Adligen, beraubten die Kirchen, mißhandelten die Priester und verübten allerhand Greueltaten. Jetzt schrieb Luther eine Schrift „wider die räuberischen und mörderischen Bauern", in der er jedermann aufforderte, das Schwert zu ergreifen, um die Bauern „totzu- schlagen wie tolle Hunde". Nun rüsteten sich die Fürsten zum Kampf. Bei Frankenhausen in Thüringen, wo die Bauern ihr Feldlager hatten, kam es 1525 zur Entscheidungs- schlacht. Thomas Münzer suchte den Bauern Mut zu machen und prahlte, die Kugeln der Feinde mit seinem Rockärmel aufzufangen. Mit Gesang und Gebet zogen die Bauern in den Kampf. Sie hofften, himmlische Heerscharen würden für sie streiten. Als aber die Kanonenkugeln ihre Reihen lichteten, entfiel ihnen der Mut. Nun suchten sie in der Flucht Rettung. Biele von ihnen wurden erschlagen. Münzer, der sich auf einem Boden in Frankenhausen versteckt hatte, wurde gefunden und hingerichtet. Der Aufstand hatte den Bauern nur Schaden gebracht. Ihre Lage wurde nun noch trauriger, als sie früher gewesen war.

18. Neuzeit - S. 63

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 63 — am Himmel. Sofort verkündete er frohlockend, durch dies Zeichen verheiße Gott ihnen den Sieg; wer falle, brauche sich nicht zu fürchten, denn er stehe wieder auf. Hierauf fangen die Bauern ein feierliches Kirchenlied. Unterdessen aber drangen die Landsknechte in ihre Wagenburg ein, und nach kurzer vergeblicher Gegenwehr ergriffen sie samt Münzer die wildeste Flucht. Alles stürzte nach Frankenhausen, das H ihnen jedoch keine sichere Zufluchtsstätte bot, da es die Fürsten gleich beim ersten Anstürme eroberten. Nun richteten die rohen Kriegsknechte ein entsetzliches Blutbad in der Stadt an, so daß sich die Wipper blutrot färbte. Die Hälfte der Bauern war schon auf der Flucht schonungslos erschlagen worden. So war die Mederlage der Bauern vollständig. Münzers Reich war von der Erde verschwunden. b. Das Blut- und Hochgericht über die Gefangenen. Der Gefangenen harrte ein schlimmes Los. Noch am Tage des Sieges ließen die Fürsten in Frankenhausen zahlreiche Galgen errichten und mehrere hundert der gefangenen Bauern henken. Am andern Tage fand man auch Münzer, der sich auf dem Boden eines Hauses versteckt und todkrank gestellt hatte. Als ihn die Fürsten fragten, warum er das Bauernvolk verführt habe, antwortete er trotzig: „Die Fürsten muß man strafen, weil sie wider die christliche Freiheit so unbarmherzig handeln. Man muß ihnen Zaum und Gebiß anlegen." Von Frankenhansen zogen t)te Fürsten nach Mühlhausen, das alle Anhänger Münzers ausliefern und eine große Summe Kriegskosten bezahlen mußte. Die Rädelsführer des Aufruhrs wurden gefoltert und dann auf dem Galgenberge hingerichtet. Ihr Haupt steckte man als abschreckendes Zeichen für alle Empörer auf einen Pfahl. So verlor Münzer fein Leben, nachdem er Taufende in namenloses Unglück gebracht hatte. Gegen 100000 Banern waren durch die Bauernkriege in Nord- und Süddeutschland umgekommen, während das Los derer, die mit dem Leben davon gekommen waren, sich nur noch verschlimmerte. So hatte sich die Weissagung erfüllt, die vor dem Ausbruche des Bauernkrieges von Mund zu Mund ging: „Wer 1523 nicht stirbt, 1524 nicht im Wasser verdirbt Und 1525 nicht wird erschlagen, Der kann von großen Wundern sagen." / x *

19. Der Abt von Amelunxborn - S. 44

1900 - Braunschweig : Appelhans
— 44 — möchte es gut sein, wenn Du Dein Herz erleichtern könntest. Denke Dir daher, ich sei Dein Beichtvater, und mache mich zum Mitwisser dessen, was Du über den Kranken weißt." Einem solchen freundlichen Drängen widerstand der Klosterbruder nicht. Er vergaß das Gebot seines Priors, und erzählte alles, was er in der Nacht aus dem Munde des Fieberkranken gehört. Aufmerksam lauschte Abt Lambert seinen Worten, nickte bald beifällig mit dem Kopfe, bald gab er durch Kopfschütteln seine Mißbilligung zu erkennen. Als er aber hörte, daß Quitzow von Aufrührern und Wiedertäufern geredet habe, von einem Bundschuhmann Kaspar Vordemann, der bei Frankenhausen entronnen sei, und daß das Gebiet von Amelunx-born eine Zufluchtsstätte sür solche Leute sei, da ging er mit erregten Schritten in der engen Zelle auf und ab uudwühlte mit seinen knöchernen Händen in dem spärlichen grauen Haar. Seine Augen funkelten, und er glich einem Raubtier, das bereit ist, sich auf seine Beute zu stürzen. Der harmlose Klosterbruder bemerkte die Erregung des Abtes gar nicht; er fuhr ruhig in seiner Erzählung fort und sagte zum Schluß: „O, es ist gewiß ein Ketzer, ein arger, verstockter Sünder, den unser heiliges Kloster beherbergt. Zwar meint der Prior, er sei wohl kein größerer Sünder als ich und er; aber wer mit Wiedertäufern und anderen Ketzern Umgang pflegt, der ist doch verloren für Zeit und Ewigkeit!" „Für Zeit und Ewigkeit," murmelte Abt Lambert. „Hast Du dem Bruder Prior gesagt, was der Kranke geredet?" Und als Thomas verneinte, fuhr er fort: „Es ist gut; schweige auch ferner ihm gegenüber. Sage überhaupt zu niemand, hörst Du, zu niemand etwas von dem, was Du mir anvertraut hast; es schickt sich nicht für jedermanns Ohren. Abt Vitus wird Dich kaum fragen; sollte er es aber wider Erwarten thun, so sage auch ihm nichts. Zwar ist die Sache von keiner Wichtigkeit, und auf die Worte eines Fieberkranken ist nicht viel zu geben; aber es ist besser, siebleiben verschwiegen. Und nun gehe in Deine Zelle; ich höre das Glöcklein

20. Der Abt von Amelunxborn - S. 8

1900 - Braunschweig : Appelhans
Zauberei", fuhr sie fort; „aber ich weiß, daß es eine von Gott verliehene Gabe ist, fließendes Blut zu stillen, und wem sie verliehen ist, der soll sie gebrauchen. Doch darf ich Euch trauen? werdet Ihr nicht hingehen und mich den Priestern verraten?" Ohne jedoch die Antwort des verwundeten Kriegers abzuwarten, legte die Alte mit feierlicher Miene ihre dürren Finger auf die Wunde, murmelte einige unverständliche Worte und machte dreimal über derselben das Zeichen des Kreuzes; dann nahm sie eine Leinenbinde, die sie aus einer alten Truhe hervorlangte, und umwickelte damit fest den kranken Arm. Der Verwundete hatte ihrem Treiben mit ungläubigem Lächeln zugesehen; aber seltsam, das Bluten hörte aus, die Schmerzen ließen nach, und als ihm nun die Alte bald darauf in einem Winkel des engen Raumes eine aus einem Strohsacke und einigen schlechten Decken bestehende Lagerstätte anwies, fiel er alsbald in einen tiefen Schlaf. Es mochten einige Stunden vergangen sein, als er von den bohrenden und prickelnden Schmerzen in seinem verwundeten Arme wieder wach wurde. Bei dem trüben Lichte des Kienspans sah er die beiden alten Leute an dem wackeligen Tische sitzen und im leisen Flüstertöne sich unterhalten. Er merkte gar bald, daß sie von ihm sprachen, und das bewog ihn, die Augen schnell wieder zu schließen und sich schlafend zu stellen, damit ihm kein Wort von der Unterhaltung entginge. „Sprich, was Du willst", hörte er den alten Holzhauer sagen; „wer in schwerer Stunde einmal ein solches Gesicht gesehen hat, der vergißt es nicht wieder. Der Mann, den wir in dieser Nacht in unserer Hütte beherbergen, ist niemand anders als Diedrich von Quitzow, der vertraute Freund des Herzogs Heinz von Braunschweig. Bei Frankenhausen focht er in seiner Nähe, und hätte ich damals an ihn können, ich hätte ihm den Kopf gespalten. Er war der mutigsten und wildesten einer in dem blutigen Ringen, und mancher, der dem Bundschuh folgte, ist damals von seinem scharfen Schwerte