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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 350

1899 - Gera : Hofmann
350 kirchlichen Einrichtungen, dem Besitzstände und den Standesunterschieden. Da ihre Bestrebungen sich ohne gewaltsamen Umsturz schwerlich ver- wirklichen lassen, so sind sie eine große Gefahr für Staat und Gesellschaft. Zwei Anhänger jener Partei, der verkommene Klempnergeselle Hödel 1878 und ein vr. Nobiling, legten sogar im Frühling 1878 die freche Hand an das geheiligte Haupt des geliebten greisen Kaisers Wilhelm. Gott aber schützte den edlen Monarchen vor den Kugeln des ersten und ließ ihn von den Schrotschüssen des zweiten Meuchelmörders genesen. Das Haupt Hödels ist unter dem Beil des Scharfrichters gefallen, Nobiling an den Wunden von seinen eigenen Schüssen gestorben. Auch das entsetzliche Bubenstück einer staatsfeindlichen Bande, welche den Kaiser nebst den ihn begleitenden Fürsten bei der Einweihung des National- denkmals auf dem Niederwalde am Rhein (28. September 1883) mittels Dynamit in die Luft sprengen wollte, ist durch Gottes Hand glücklicherweise vereitelt worden. Ebenso wurden auf die Könige von Italien und Spanien wie auf den Kaiser von Rußland von Umsturzmännern Mordversuche unter- nommen. In Rußland bildeten die Umstürzler die mächtige und thätige Partei der „Nihilisten". Sie glauben nichts, hoffen nichts und wollen alle bestehenden Einrichtungen zertrümmern. Nach fünf Mordversuchen ist es dieser teuflischen Partei gelungen, den edlen Kaiser Alexander Ii., der die Leibeigenschaft der Bauern aufhob, durch eine ihm vor die Füße geschleuderte Bombe am 13. März 1881 zu töten. — In Nordamerika wurde der edle Präsident Garfield durch die Kugel eines Meuchel- mörders getötet, in Frankreich der Präsident Carnot 1894, in Genf 1898 die edle Kaiserin Elisabeth von Österreich von einem „Anarchisten", d. i. einem Feinde jeder staatlichen Ordnung, erdolcht. 9. Der väterliche Freund des „armen Mannes". Um gewisse Mißstände im Volks- und Erwerbsleben zu bekämpfen und den Notstand des „armen Mannes" zu beseitigen, veranlaßte Kaiser Wilhelm I. die Gesetzgebung zum Schutze der Arbeiter. Schon mancherlei wohlthätige Einrichtungen sind getroffen, die das Los der Arbeiter- massen wesentlich verbessern. Dahin gehören die Arbeiter-Kranken- kassen, die Unfallversicherungen und das unter Wilhelm Ii. zu- stande gekommene und seit 1. Januar 1891 in Kraft befindliche Gesetz über Alters- und Jnvalidenversorgung, durch welches den alters- schwachen oder dienstunfähig gewordenen Arbeitern eine kleine Rente gesichert wird. Staatliche Fabrikinspektoren wachen darüber, daß Gesundheit und Wohl der Arbeiter nicht gefährdet werden. Einigungs- ämter schlichten die Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeit- nehmern. Kinder- und Frauenarbeit sind eingeschränkt. Das Genossenschaftswesen in verschiedenen Vereinen zur Selbsthilfe wird gefördert. Die Wilhelmsspende, welche das deutsche Volk aus Dank und Freude über die Rettung des Kaisers aus Mörderhand sammelte, wird zur Altersversorgung für Arbeiter verwandt. Es war eins der denkwürdigsten Ereignisse für die Gestaltung der wirtschaftlichen Ver- hältnisse in Deutschland und der ganzen Welt, als Kaiser Wilhelm durch

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1. Bd. 1 = Mittelstufe - S. 41

1911 - Goslar a. H. : Danehl
— 41 — richtete sie an den Kaiser? Warum wohl? Gebt an, welche Antwort sie erhielt! Noch auf dem Sterbebette war der Kaiser ein Muster von treuer Pflichterfüllung, noch bis zu seinem Tode sorgte er für fein Volk. Gebt an, wann der Kaiser starb! (Anschreiben des Datums.) Wie zeigte das Volk seine Trauer? (Keine Vergnügungen, Trauergottesdienste, Flor um den Arm.) Erzählt, wo er beigesetzt wurde! Mausoleum (Anschreiben) ist ein Haus, in dessen Keller die Särge hineingestellt werden. C. Übung: Erzählt von dem Tode Kaiser Wilhelms I. Einprägung. 1) Wiederholung. Wiederholung in chronologischer Reihenfolge. Erzählt von Kaiser Wilhelm I. Erzählt von der Jugendzeit Kaiser Wilhelm I. Erzählt, warum Kaiser Wilhelm die Kornblumen liebte! Erzählt, wie Prinz Wilhelm König wird! Erzählt, wie Kaiser Wilhelm ein Kriegsheld ist! Erzählt, wie König Wilhelm deutscher Kaiser wird! Erzählt, wie König Wilhelm I. zu einem Soldaten im Kriege gut war! Erzählt, wie Kaiser Wilhelm I. am Bette eines sterbenden Kriegers steht! Erzählt von der Kaiserin Augusta! Erzählt von Wilhelm I. und dem kleinen Knaben im Bade Ems. Erzählt von dem Tode Kaiser Wilhelm I. Datenwiederholung. 22. März 1797 Wilhelm I. geboren. 1806 Unglücklicher Krieg. 1813 Freiheitskrieg. 1861 Prinz Wilhelm wird König. 1864 Dänischer Krieg. 1866 Österreichischer Krieg. 1870 Deutfch-französifcher Krieg. 2. September 1870 Sedan. 18. Januar 1871 König Wilhelm wird Kaiser. 9. März 1888 Tod Kaiser Wilhelms I. Vermischte Wiederholung. Wilhelm I., feine Eltern, Kinder und Enkel! Kriege, die Wilhelm I. mitgemacht hat! Die drei Kriege gegen Frankreich! Welche Provinzen gewann Wilhelm I? Wollt ihr noch Fragen stellen?

2. Nr. 11 - S. 89

1904 - Breslau : Hirt
§ 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und seine Mitarbeiter. 89 t)ie vielen gefangenen Franzosen befreien wollte. Aber felsenfest standen die nur den dritten Teil so starken Deutschen unter General von Werder. In einer dreitägigen Schlacht im Januar bei 14 o Kälte wurden die Fran- zosen besiegt und über die Grenze in die Schweiz getrieben. — In Paris war während dieser Zeit die Not aufs höchste gestiegen. Pferde, Hunde, Katzen, selbst Ratten und Mäuse wurden verzehrt. Oft unternahm die Be- satzung der Stadt Ausfälle; aber alle wurden von den Deutschen zurück- geschlagen. Endlich hatte die Milde König Wilhelms, der die schöne Stadt schonen wollte, ein Ende; er befahl, sie zu beschießen. Und auch setzt noch leisteten die Pariser eine Zeitlang Widerstand. Am 28. Januar ergab sich die Stadt. 7. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches fand mitten im Kampfesgetümmel am 18. Januar 1871 zu Versailles statt. Die deutschen Fürsten hatten durch den König von Bayern den König Wil- helm I. bitten lassen, die deutsche Kaiserkrone anzunehmen und Deutschland unter dem Titel eines Deutschen Kaisers zu regieren. In feierlicher Versammlung, umgeben von deutschen Fürsten, den königlichen Prinzen, den Generalen und Ministern verkündete Kaiser Wilhelm die Annahme der Kaiserkrone und versprach seinem Volke: „Ein Mehrer des Reiches sein zu wollen, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in Werken des Friedens, der Wohlfahrt und Gesittung!" 8. Der Friede. Auf die Übergabe von Paris folgte eine Waffenruhe. Während derselben zogen die Deutschen zum dritten Male in Paris ein. Die Verhandlungen über den Frieden wurden am 10. Mai zu Frank- furt a. M. geschlossen. Frankreich mußte das Elsaß und Teile von Loth- ringen herausgeben und 5 Milliarden Frank Kriegskosten zahlen. Die Deut- schen aber waren als einiges Volk aus dem gewaltigen Kriege hervorge- gangen, in welchem jede Schlacht für sie einen Sieg bedeutete. Am 10. Juni zog Kaiser Wilhelm unter endlosem Jubel seines Volkes an der Spitze seines Heeres in Berlin ein. § 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und seine Mitarbeiter. 1. Was Kaiser Wilhelm 1. am 18. Januar 1871 gelobte, das hat er gehalten: er ist der Schirmherr des europäischen Friedens gewesen. Öster- reich hat er mit dem Deutschen Reiche ausgesöhnt. — Gleiche Münzen, Maße und Gewichte gelten in allen deutschen Staaten. Post-, Telegraphen- und Eisenbahnwesen, ebenso Schulen, Künste und Wissenschaften wurden sorgsam gepflegt. Kaiser Wilhelm I. sorgte unausgesetzt für die Verbesse- rung und Vermehrung des Heeres und der jungen Flotte, die auch in der Ferne dem Deutschen Reiche Achtung verschaffte. Sie namentlich hat den Erwerb von Kolonieen in Afrika und auf Neuguinea und anderen In- seln ermöglicht. Das ganze Volk zeigte dem greisen Kaiser seine Liebe, als

3. Nr. 16 - S. 90

1908 - Breslau : Hirt
90 8 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und seine Mitarbeiter. die Vielen gefangenen Franzosen befreien wollte. Aber felsenfest standen die nur den dritten Teil so starken Deutschen unter General von Werder. In einer dreitägigen Schlacht im Januar bei 14° Kälte wurden die Fran- zosen besiegt und über die Grenze in die Schweiz getrieben. —In Paris war während dieser Zeit die Not aufs höchste gestiegen. Pferde, Hunde, Katzen, selbst Ratten und Mäuse wurden verzehrt. Oft unternahm die Be- satzung der Stadt Ausfälle; aber alle wurden von den Deutschen zurück- geschlagen. Endlich hatte die Milde König Wilhelms, der die schöne Stadt schonen wollte, ein Ende; er befahl, sie zu beschießen. Und auch jetzt noch leisteten die Pariser eine Zeitlang Widerstand. Am 28. Januar ergab sich die Stadt. 7. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches fand mitten im Kampfesgetümmel am 18. Januar 1871 zu Versailles statt. Die deutschen Fürsten hatten durch den König von Bayern den König Wil- helm I. bitten lassen, die deutsche Kaiserkrone anzunehmen und Deutschland unter dem Titel eines Deutschen Kaisers zu regieren. In feierlicher Versammlung, umgeben von deutschen Fürsten, den königlichen Prinzen, den Generalen und Ministern verkündete Kaiser Wilhelm die Annahme der Kaiserkrone und versprach seinem Volke: „Ein Mehrer des Reiches sein zu wollen, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in Werken des Friedens, der Wohlfahrt und Gesittung!" 8. Der Friede. Auf die Übergabe von Paris folgte eine Waffenruhe. Während derselben zogen die Deutschen zum dritten Male in Paris ein. Die Verhandlungen über den Frieden wurden am 10.. Mai zu Frank- furt a. M. geschlossen. Frankreich mußte das Elsaß und Teile von Loth- ringen herausgeben und 5 Milliarden Frank Kriegskosten zahlen. Die Deut- schen aber waren als einiges Volk aus dem gewaltigen Kriege hervorge- gangen, in welchem jede Schlacht für sie einen Sieg bedeutete. Am 16. Juni zog Kaiser Wilhelm unter endlosem Jubel seines Volkes an der Spitze seines Heeres in Berlin ein. § 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und seine Mitarbeiter. 1. Was Kaiser Wilhelm I. am 18. Januar 1861 gelobte, das hat er gehalten: er ist der Schirmherr des europäischen Friedens gewesen. Öster- reich hat er mit dem Deutschen Reiche ausgesöhnt. — Gleiche Münzen, Maße und Gewichte gelten in allen deutschen Staaten. Post-, Telegraphen- und Eisenbahnwesen, ebenso Schulen, Künste und Wissenschaften wurden sorgsam gepflegt. Kaiser Wilhelm I. sorgte unausgesetzt für die Verbesse- rung und Vermehrung des Heeres und der jungen Flotte, die auch in der Ferne dem Deutschen Reiche Achtung verschaffte. Sie namentlich hat den Erwerb von Kolonien in Afrika und auf Neuguinea und anderen In- seln ermöglicht. Das ganze Volk zeigte dem greisen Kaiser seine Liebe, als

4. Nr. 22 - S. 89

1904 - Breslau : Hirt
40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und feine Mitarbeiter. 89 die vielen gefangenen Franzosen befreien wollte. Aber felsenfest ftanben die nur den dritten Teil so starken Deutschen unter General von Werder. In einer dreitägigen Schlacht im Januar bei 140 Külte wurden die Fran- zosen besiegt und über die Grenze in die Schweiz getrieben. — In Paris war während dieser Zeit die Not aufs höchste gestiegen. Pferde, Hunde, Katzen, selbst Ratten und Mäuse wurden verzehrt. Oft unternahm die Be- satzung der Stadt Ausfülle; aber alle wurden von den Deutschen zurück- geschlagen. Endlich hatte die Milde König Wilhelms, der die schöne Stadt schonen wollte, ein Ende; er befahl, sie zu beschießen. Und auch jetzt noch leisteten die Pariser eine Zeitlang Widerstand. Am 28. Januar ergab sich die Stadt. 7. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches fand mitten im Kampfesgetümmel am 18. Januar 1871 zu Versailles statt. Die deutschen Fürsten hatten durch den König von Bayern den König Wil- helm I. bitten lassen, die deutsche Kaiserkrone anzunehmen und Deutschland unter dem Titel eines Deutschen Kaisers zu regieren. In feierlicher Versammlung, umgeben von deutschen Fürsten, den königlichen Prinzen, den Generalen und Ministern, verkündete Kaiser Wilhelm die Annahme der Kaiserkrone und versprach seinem Volke: „Ein Mehrer des Reiches sein zu wollen, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in Werken des Friedens, der Wohlfahrt und Gesittung!" 8. Der Friede. Auf die Übergabe von Paris folgte eine Waffenruhe. Während derselben zogen die Deutschen zum dritten Male in Paris ein. Die Verhandlungen über den Frieden wurden am 10. Mai zu Frank- furt a. M. geschlossen. Frankreich mußte das Elsaß und Teile von Loth- ringen herausgeben und 5 Milliarden Frank Kriegskosten zahlen. Die Deut- schen aber waren als einiges Volk aus dem gewaltigen Kriege hervorge- gangen, in welchem jede Schlacht für sie einen Sieg bedeutete. Am 16. Juni zog Kaiser Wilhelm unter endlosem Jubel seines Volkes an der Spitze seines Heeres in Berlin ein. § 40. Kaiser Wilhelm I. als Frie-ensfiirft und seine Mitarbeiter. 1. Was Kaiser Wilhelm I. am 18. Januar 1871 gelobte, das hat er gehalten: er ist der Schirmherr des europäischen Friedens gewesen. Öster- reich hat er mit dem Deutschen Reiche ausgesöhnt. — Gleiche Münzen, Maße und Gewichte gelten in allen deutschen Staaten. Post-, Telegraphen- und Eisenbahnwesen, ebenso Schulen, Künste und Wissenschaften wurden sorgsam gepflegt. Kaiser Wilhelm I. sorgte unausgesetzt für die Verbesse- rung und Vermehrung des Heeres und der jungen Flotte, die auch in der Ferne dem Deutschen Reiche Achtung verschaffte. Sie namentlich hat den Erwerb von Kolonieen in Afrika und auf Neuguinea und anderen In- seln ermöglicht. Das ganze Volk zeigte dem greisen Kaiser seine Liebe, als

5. Nr. 23 - S. 89

1904 - Breslau : Hirt
40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und seine Mitarbeiter. 89 die vielen gefangenen Franzosen befreien wollte. Aber felsenfest standen die nur den dritten Teil so starken Deutschen unter General von Werder. In einer dreitägigen Schlacht im Januar bei 14 o Külte wurden die Fran- zosen besiegt und über die Grenze in die Schweiz getrieben. — In Paris war während dieser Zeit die Not aufs höchste gestiegen. Pferde, Hunle, Katzen, selbst Ratten und Mäuse wurden verzehrt. Oft unternahm die Be- satzung der Stadt Ausfälle; aber alle wurden von den Deutschen zurück- geschlagen. Endlich hatte die Milde König Wilhelms, der die schöne Stadt schonen wollte, ein Ende; er befahl, sie zu beschießen. Und auch jetzt noch leisteten die Pariser eine Zeitlang Widerstand. Am 28. Januar ergab sich die Stadt. 7. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches fand mitten im Kampsesgetümmel am 18. Januar 1871 zu Versailles statt. Die deutschen Fürsten hatten durch den König von Bayern den König Wil- helm I. bitten lassen, die deutsche Kaiserkrone anzunehmen und Deutschland unter dem Titel eines Deutschen Kaisers zu regieren. In feierlicher Versammlung, umgeben von deutschen Fürsten, den königlichen Prinzen, den Generalen und Ministern, verkündete Kaiser Wilhelm die Annahme der Kaiserkrone und versprach seinem Volke: „Ein Mehrer des Reiches sein zu wollen, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in Werken des Friedens, der Wohlfahrt und Gesittung!" 8. Der Friede. Auf die Übergabe von Paris folgte eine Waffenruhe. Während derselben zogen die Deutschen zum dritten Male in Paris ein. Die Verhandlungen über den Frieden wurden am 10. Mai zu Frank- furt a. M. geschlossen. Frankreich mußte das Elsaß und Teile von Loth- ringen herausgeben und 5 Milliarden Frank Kriegskosten zahlen. Die Deut- schen aber waren als einiges Volk aus dem gewaltigen Kriege hervorge- gangen, in welchem jede Schlacht für sie einen Sieg bedeutete. Am 16. Juni zog Kaiser Wilhelm unter endlosem Jubel seines Volkes an der Spitze seines Heeres in Berlin ein. 8 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und seine Mitarbeiter. 1. Was Kaiser Wilhelm I. am 18. Januar 1871 gelobte, das hat er gehalten: er ist der Schirmherr des europäischen Friedens gewesen. Öster- reich hat er mit dem Deutschen Reiche ausgesöhnt. — Gleiche Münzen, Maße und Gewichte gelten in allen deutschen Staaten. Post-, Telegraphcn- und Eisenbahnwesen, ebenso Schulen, Künste und Wissenschaften wurden sorgsam gepflegt. Kaiser Wilhelm I. sorgte unausgesetzt für die Verbesse- rung und Vermehrung des Heeres und der jungen Flotte, die auch in der Ferne dem Deutschen Reiche Achtung verschaffte. Sie namentlich hat den Erwerb von Kolonieen in Afrika und auf Neuguinea und anderen In- seln ermöglicht. Das ganze Volk zeigte dem greisen Kaiser seine Liebe, als

6. Nr. 11 - S. 89

1903 - Breslau : Hirt
§ 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und seine Mitarbeiter. 89 die vielen gefangenen Franzosen befreien wollte. Aber felsenfest standen die nur den dritten Teil so starken Deutschen unter General von Werder. In einer dreitägigen Schlacht im Januar bei 14 o Külte wurden die Fran- zosen besiegt und über die Grenze in die Schweiz getrieben. — In Paris war während dieser Zeit die Not aufs höchste gestiegen. Pferde, Hunde, Katzen, selbst Ratten und Mäuse wurden verzehrt. Oft unternahm die Be- satzung der Stadt Ausfälle; aber alle wurden von den Deutschen zurück- geschlagen. Endlich hatte die Milde König Wilhelms, der die schöne Stadt schonen wollte, ein Ende; er befahl, sie zu beschießen. Und auch jetzt noch leisteten die Pariser eine Zeitlang Widerstand. Am 28. Januar ergab sich die Stadt. 7. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches fand mitten im Kampfesgetümmel am 18. Januar 1871 zu Versailles statt. Die deutschen Fürsten hatten durch den König von Bayern den König Wil- helm I. bitten lassen, die deutsche Kaiserkrone anzunehmen und Deutschland unter dem Titel eines Deutschen Kaisers zu regieren. In feierlicher Versammlung, umgeben von deutschen Fürsten, den königlichen Prinzen, den Generalen und Ministern verkündete Kaiser Wilhelm die Annahme der Kaiserkrone und versprach seinem Volke: „Ein Mehrer des Reiches sein zu wollen, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in Werken des Friedens, der Wohlfahrt und Gesittung!" 8. Der Friede. Auf die Übergabe von Paris folgte eine Waffenruhe. Während derselben zogen die Deutschen zum dritten Male in Paris ein. Die Verhandlungen über den Frieden wurden am 10. Mai zu Frank- furt a. M. geschlossen. Frankreich mußte das Elsaß und Teile von Loth- ringen herausgeben und 5 Milliarden Frank Kriegskosten zahlen. Die Deut- schen aber waren als einiges Volk aus dem gewaltigen Kriege hervorge- gangen, in welchem jede Schlacht für sie einen Sieg bedeutete. Am 16. Juni zog Kaiser Wilhelm unter endlosem Jubel seines Volkes an der Spitze seines Heeres in Berlin ein. § 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürft und seine Mitarbeiter. 1. Was Kaiser Wilhelm I. am 18. Januar 1871 gelobte, das hat er gehalten: er ist der Schirmherr des europäischen Friedens gewesen. Öster- reich hat er mit dem Deutschen Reiche ausgesöhnt. — Gleiche Münzen Maße und Gewichte gelten in allen deutschen Staaten. Post-, Telegraphen- und Eisenbahnwesen, ebenso Schulen, Künste und Wissenschaften wurden sorgsam gepflegt. Kaiser Wilhelm I. sorgte unausgesetzt für die Verbesse- rung und Vermehrung des Heeres und der jungen Flotte, die auch in der Ferne dem Deutschen Reiche Achtung verschaffte. Sie namentlich hat den Erwerb von Kolonieen in Afrika und auf Neuguinea und anderen In- seln ermöglicht. Das ganze Volk zeigte dem greisen Kaiser seine Liebe, als

7. Nr. 18 - S. 90

1899 - Breslau : Hirt
90 § 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und seine Mitarbeiter. die vielen gefangenen Franzosen befreien wollte. Aber felsenfest standen die nur den dritten Teil so starken Deutschen unter General von Werder. In einer dreitägigen Schlacht im Januar bei 140 Kälte wurden die Fran- zosen besiegt und über die Grenze in die Schweiz getrieben. —In Paris war während dieser Zeit die Not aufs höchste gestiegen. Pferde, Hunde, Katzen, selbst Ratten und Mäuse wurden verzehrt. Oft unternahm die Be- satzung der Stadt Ausfälle; aber alle wurden von den Deutschen zurück- geschlagen. Endlich hatte die Milde König Wilhelms, der die schöne Stadt schonen wollte, ein Ende; er befahl, sie zu beschießen. Und auch jetzt noch leisteten die Pariser eine Zeitlang Widerstand. Am 28. Januar ergab sich die Stadt. 7. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches fand mitten im Kampfesgetümmel am 18. Januar 1871 zu Versailles statt. Die deutschen Fürsten hatten durch den König von Bayern den König Wil- helm I. bitten lassen, die deutsche Kaiserkrone anzunehmen und Deutschland unter dem Titel eines Deutschen Kaisers zu regieren. In feierlicher Versammlung, umgeben von deutschen Fürsten, den königlichen Prinzen, den Generalen und Ministern verkündete Kaiser Wilhelm die Annahme der Kaiserkrone und versprach seinem Volke: „Ein Mehrer des Reiches sein zu wollen, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in Werken des Friedens, der Wohlfahrt und Gesittung!" 8. Der Friede. Auf die Übergabe von Paris folgte eine Waffenruhe. Während derselben zogen die Deutschen zum dritten Male in Paris ein. Die Verhandlungen über den Frieden wurden am 10. Mai zu Frank- furt a. M. geschlossen. Frankreich mußte das Elsaß und Teile von Loth- ringen herausgeben und 5 Milliarden Frank Kriegskosten zahlen. Die Deut- schen aber waren als einiges Volk aus dem gewaltigen Kriege hervorge- gangen, in welchem jede Schlacht für sie einen Sieg bedeutete. Am 16. Juni zog Kaiser Wilhelm unter endlosem Jubel seines Volkes an der Spitze seines Heeres in Berlin ein. 8 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedenssürst und seine Mitarbeiter. 1. Was Kaiser Wilhelm I. am 18. Januar 1861 gelobte, das hat er gehalten: er ist der Schirmherr des europäischen Friedens gewesen. Öster- reich hat er mit dem Deutschen Reiche ausgesöhnt. — Gleiche Münzen, Maße und Gewichte gelten in allen deutschen Staaten. Post-, Telegraphen- und Eisenbahnwesen, ebenso Schulen, Künste und Wissenschaften wurden sorgsam gepflegt. Kaiser Wilhelm I. sorgte unausgesetzt für die Verbesse- rung und Vermehrung des Heeres und der jungen Flotte, die auch in der Ferne dem Deutschen Reiche Achtung verschaffte. Sie namentlich hat den Erwerb von Kolonieen in Afrika und auf Neuguinea und anderen In- seln ermöglicht. Das ganze Volk zeigte dem greisen Kaiser seine Liebe, als

8. Bilder aus der Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 123

1895 - Elberfeld : Wülfing
123 König von Bayern, wnschten, da der König von Preußen die Rechte, welche er der Deutschland empfangen, unter dem Titel eines deutschen Kaisers ausbe. König Wilhelm willigte ein, denn er betrachtete es als seine Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reichs und seiner Glieder zu schtzen, den Frieden zu wahren, die Unabhngigkeit Deutschlands zu sttzen und die Kraft des Volkes zu strken." So wurde denn am 18. Januar 1871, an dem Tage, an dem 170 Jahre zuvor das preuische Knigtum gestiftet worden mar, im Schlosse zu Versailles das deutsche Kaisertum feierlich wieder auf-gerichtet. Unter Posaunenschall und Kanonendonner erscholl der Ruf: ,/Seine Majestt, der Kaiser Wilhelm lebe hoch!" Als König war Wilhelm I. im Juli 1870 ausgezogen, und als Kaiser kehrte er Mitte Mrz 1871 nach Berlin zurck. Was die Feinde gedacht hatten bse zu machen, das hatte Gott gut gemacht. Ihm sei die Ehre! (G. u. S. Ii. Nr. 265268. 270. 273.) 30. Kaiser Wilhelm I. iin Frieden. 1. Das neue Deutsche Reich. Zu den Pflichten der preufsischen Knigskrone hatte Wilhelm I. in seinem 74. Lebensjahre auch noch die Mhen und Sorgen des Kaiseramtes bernommen. In dem Erlafs vom 18. Januar 1871, welcher diese bernahme der Kaiserwrde dem deutschen Volke ankndigte, heifst es: Wir bernehmen die kaiserliche Wrde in dem Bewufstsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reichs und seiner Glieder zu schtzen, den Frieden zu wahren, die Unabhngigkeit Deutschlands, gesttzt auf die geeinte Kraft seines Volkes, zu verteidigen. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, dafs dem deutschen Volke vergnnt sein wird, den Lohn seiner heifsen und opfermtigen Kmpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu geniefsen, welche dem Vaterlande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherung gegen erneute Angriffe Frankreichs gewhren. Uns aber und Unsern Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des Deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gtern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." Die Hoffnung des Kaisers, dafs dem deutschen Volke eine neue, segensreiche Zukunft beschieden sein mge, erfllte i

9. Rheinisches Realienbuch - S. 97

1917 - Breslau : Hirt
I Geschichte Preußens. 97 die Kriegsmacht des Deutschen Reiches stark zu erhalten und zu vermehren. Heer und Flotte wurden dem Anwachsen des deutschen Volkes entsprechend vermehrt. Ganz besondere Fürsorge wandte der greise Heldenkaiser auch ihrer Ausbildung zu. Wie Wilhelm I. die Weltmachtstellung Deutschlands vorbereitete. Ge- stützt auf die Kriegsflotte erwarb Wilhelm I. 1884 in Südwestafrika die erste deutsche Kolonie. Dieser Er- werbung folgten bald weitere in Afrika: Togo, Kamerun und Ostafrika. Damit war Deutschland in die Reihe der Kolonialmächte eingetreten. Wie Wilhelm I. starb. Am 9. März 1888 starb Wil- helm I. im fast vollendeten 91. Lebensjahre. Ein gewal- tiges Werk hatte er im Verein mit seinem treuen Ratgeber Bismarck geschaffen: durch den Deutschen Krieg war Preu- ßen an die Spitze der deut- schen Staaten gekommen, und der Französische Krieg hatte das Deutsche Reich als euro- päische Großmacht begründet. Eiserner Fleiß, hohes Pflicht- gefühl und tiefe Religiosität — sein Wahlspruch war: „Gott mit uns" — sind die hervorstechendsten Charakter- eigenschaften dieses Mon- archen. Aufgaben: Entwirf eine Zeichnung der Schlacht bei König- grätz, der Schlachten um Metz und 35. Kaiser Wilhelm I. am historischen Eckfenster. der Schlacht bei Sedan! Baue eine von diesen Schlachten mit Sand und Bleisoldaten oder Sand und Figuren aus Knetmasse auf! An welchen Schlachten der drei letzten Kriege nahmen die heimatlichen Truppen teil? Lies die Namen der Gefallenen deiner Heimat vom Kriegerdenkmal ab! Wo sind sie gefallen? Beschreibe das Kriegerdenkmal! Beschreibe das Nationaldenkmal auf dem Mederwald! Welchen Ehrensold empfingen die noch lebenden Veteranen im letzten Jahre? Welche Gedichte des Lesebuches handeln vom Französischen Kriege? Welche Denkmäler Kaiser Wilhelms, Bismarcks oder Moltkes stehen in deiner Heimat oder in deren Nähe? Vergleiche die Verfassung des Deutschen Reiches mit der Verfassung Preußens! Die Stellung des Königs von Preußen und des Deutschen Kaisers. Bundesrat und Herrenhaus. Abgeordnetenhaus und Reichstag. Die Wahl zum Abgeordnetenhause und zum Reichstage. Rheinisches Realienbuch. Geschichte. 7

10. Bilder zum Gebrauche beim Geschichtsunterrichte zunächst in deutschen Taubstummen-Anstalten - S. 44

1882 - Düsseldorf : Schwann
— 44 — Deutschland erhielt Elsaß-Lothringen von Frankreich zurück und außerdem 4000 Millionen Mark Kriegsentschädigung. 6. Die Wiederaufrichtung des deutschen Reiches durch Wilhelm I. Durch den Krieg von 1870—71 wollten die Franzosen die Einigung Deutschlands verhindern. Aber gerade das Gegenteil haben sie bewirkt. Noch ehe der siegreiche Krieg beendet war, bat der König von Bayern in Vereinigung mit den deutschen Fürsten und Städten den König Wilhelm, er möge die deutsche Kaiserkrone annehmen. Wilhelm I. erklärte sich dazu bereit. Am 18. Januar 1871 fand dann mitten in Frankreich, im königlichen Schlosse zu Versailles die feierliche Krönung statt. Mehr als sechszig Jahre (seit 1806) hatte unser Vaterland keinen Kaiser mehr gehabt. Jetzt steht Deutschland hoch und stark unter seinem erhabenen Schutzherrn, dem Kaiser Wilhelm I. Gott ist Deutschlands und seines siegreichen Kaisers Schutzherr. Ja fürwahr, eine dreifache Krone hat der Allmächtige unserm geliebten Heldenkaiser geschenkt, nämlich die Krone Preußens, die deutsche Kaiserkrone und endlich die Krone eines liebenswürdigen und ruhmvollen G reisen a lt er s. Möge Kaiser Wilhelm diese dreifache Krone noch lange an der Seite seiner hohen Gemahlin, der wohlthätigen Kaiserin August«, mit der er am 11. Juni 1879 das seltene Fest der goldenen Hochzeit feierte, zu Deutschlands Heile tragen. Mit diesem Wunsche rufen wir: „Heil dem Kaiser Wilhelm! Heil seinem Hause!" Wiederholungsfragen. Wann ist Wilhelm 1. geboren? Wie hießen seine Eltern? Wann vermählte er sich ? Wie heißt seine Gemahlin? Wann übernahm er die Regierung? Welche Kriege fanden unter seiner Regierung statt? Durch welche Landesteile hat er Preußen und Deutschland vergrößert?

11. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 58

1894 - Breslau : Goerlich
Ii 58 — 234 — Leute. Wer den Kaiser sehen wollte, stellte sich zu dieser Zeit in der Nähe des kaiserlichen Palastes auf. Sobald der Kaiser am Fenster erschien, zogen alle den Hut und verbeugten sich, der Kaiser aber dankte freundlich. Nachmittags fuhr der Kaiser spazieren; von 3—5 Uhr kamen die höchsten Reichsbeamten, um vom Kaiser empfangen oder gehört zu werden. Dann fand die Mahlzeit statt, die aber nur eine Stunde dauerte. Abends besuchte der Kaiser gern das Theater, und wenn es viel zu arbeiten gab, schrieb er oft noch bis 11 oder 12 Uhr in seinem Arbeitszimmer. Alljährlich reiste der Kaiser im Sommer zur Stärkung seiner Gesundheit in ein Bad; auf diesen Besuch freuten sich Badebewohner und Kurgäste gleichmäßig, denn der Kaiser zeigte sich freundlich und liebens-würdig gegen jedermann. Im Herbste hielt er große Übungen mit den Soldaten ab. Dabei war er so pünktlich, daß er stets zur Minute erschien. 2. Kaiser Willjdtm Tod. Am 22. März 1887 feierte Kaiser Wilhelm seinen neunzigsten Geburtstag. Dieser wurde in ganz Deutschland als ein hohes Fest begangen; denn das deutsche Volk war von Dank erfüllt gegen Gott, der dem edlen Herrscher ein so hohes und rüstiges Alter geschenkt hatte. Bald darauf wurde der greise Kaiser von schwerer Trübsal heimgesucht; denn sein Sohn, der Kronprinz, erkrankte. Als derselbe in San Remo war und so traurige Nachrichten über sein Befinden nach Deutschland kamen, hörten die Diener den Kaiser oft in der Nacht weinen und seufzen: „O mein Sohn! mein Sohn!" Anfang März 1888 erkältete sich Kaiser Wilhelm. Bald wurde er ernstlich krank und sehr schwach. Die kaiserliche Familie versammelte sich um sein Lager. Der Kaiser unterhielt sich mit dem Prinzen Wilhelm und gab ihm gute Ratschläge für seine Regierung. Die Tochter des Kaisers bat ihn, er möchte sich doch nicht durch das viele Sprechen anstrengen. Er aber antwortete: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein." Zuletzt hörte man noch die Worte: „Der Herr hat mir mit seinem Namen geholfen." Dann starb er sanft und ruhig am 9. M ärz 1888. In Deutschland, ganz Europa und in allen Erdteilen, wo Deutsche wohnen, wurde Kaiser Wilhelm tief betrauert. Sein Name wird unvergeßlich bleiben; sein Andenken wird int deutschen Volke nie erlöschen. Wertiefung. 1. Wie sind siebzigjährige Männer gewöhnlich? Wie war dagegen Kaiser Wilhelm I.? Was hat ein Herrscher zu thun? (Er muß Verhandlungen mit fremden Staaten führen, Gesetze und Verordnungen erlassen, Bitt- und Gnadengesuche beantworten, Beamte ernennen, Orden verleihen u. dergl. nt.) Kaiser Wilhelm I. hatte in einem Jahre ohne die Militärangelegenheiten etwa 37 500 Schriftstücke zu erledigen, d. H. mehr als 100 täglich. — Wie konnte der Kaiser diese Arbeit bewältigen? a) Durch Einschränkung des Schlafes, b) durch genaue Ordnung und Regelmäßigkeit in allen seinen Geschäften, c) indem er den ganzen Tag beschäftigt war. Welche Eigenschaften zeigte Kaiser Wilhelm

12. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 453

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
453 257. Wilhelm I., Deutscher Kaiser. war es der Dienst im Heere, dessen er sich mit ganzer Seele annahm und dessen höhere Stellen ihm vom Vater, dessen Gesamtbefehl ihm schließlich vom Bruder übertragen wurde. Das Jahr 1848 reichte auch ihm den Kelch bitterer Erfahrungen; aber schon 1849 stand er wieder an der Spitze des Heeres und dämpfte den Aufstand in Baden; dann lebte er, namentlich seit den diplomatischen Niederlagen, die Preußen durch Österreich erlitten, in fürstlicher Stille zu Koblenz. Nachdem er von 1858 ab als Prinzregent die Zügel der Regierung geführt hatte, bestieg er 1861 in einem Alter von 64 Jahren selbst den Thron. Als Greis noch war er ein Jüngling an Tatkraft, im Felde bei allen Anstrengungen einfach und anspruchtslos in seiner Lebensweise. Gemeinsam mit Österreich entriß er 1864 den Dänen die deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein. Größere Erfolge brachte der sieg- reiche Feldzug von 1866 gegen Österreich; mehrere Provinzen wurden dem Königreich Preußen einverleibt und für das bisher zersplitterte Deutschland die langersehnte politische Einigung angebahnt. Ruhm und Achtung zollte die Welt dem König, in dessen Hand der Oberbefehl gelegen hatte, den umsichtigen Führern und den braven Truppen. Nun war in Deutschland Frieden und Einigkeit. Der Sonnenschein des Glückes aber wurde noch einmal gestört. Frankreich erklärte im Juli 1870 an Preußen den Krieg. Ganz Deutschland erhob sich wie ein Mann. Der 73 jährige König stärkte sich zum Waffengang durch ein Gebet an der Mutter Grab. Ihre Worte, die sie ihm einst ans Herz gelegt hatte, standen vor seiner Seele. Die Zeit der Vergeltung war gekommen: Sieg auf Sieg erfochten die Deutschen; die wichtigsten Festungen mußten sich ergeben; ganze Armeen wurden gefangen genommen. Als höchste Errungenschaft sollte jedoch aus diesem blutigen Kriege die Einheit Deutschlands hervorgehen. König Wilhelm, der an der Spitze der sieg- reichen Heere bis nach Paris vorgedrungen war, sollte auch im Frieden Deutschlands Führer sein. In Versailles wurde er am 18. Januar 1871 zum Kaiser ausgerufen. So hatten die Feinde Deutschlands bei der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches helfen müssen. Mit Recht nannte man Kaiser Wilhelm I. den Siegreichen. Sein Enkel Kaiser Wilhelm Ii. gab ihm den Beinamen „der Große". Die Fürsorge Kaiser Wilhelms um die Erhaltung der wieder- gewonnenen Macht und des Ansehens des Reiches richtete sich vor allem auf Vervollkommnung des Heerwesens. Die Friedenspräsenzstärke des Heeres wurde erhöht, die deutsche Flotte vermehrt, gleichmäßige Bewaff- nung und Ausbildung der Heere aller deutschen Staaten erstrebt und 1888 ein neues Wehrgesetz eingeführt. Im Jahre 1887 legte Kaiser

13. Geschichtsbüchlein für mehrklassige Schulen - S. 63

1894 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 63 — Kaiser Wilhelm um so enger an Österreich an. Diesem neuen Bunde trat auch Italien bei. Als der ruhmreiche Kaiser seinen 80. Geburtstag in körperlicher und geistiger Frische feiern konnte, mußte die ganze Welt ihn als einen von Gott besonders begnadigten Fürsten ehren. Kaiser Wilhelm besaß das Vertrauen und die Liebe seines Volkes in hohem Maße. Das zeigte sich namentlich in den Jahren 1878, 1879 und 1887. Im Jahre 1878 wagten zwei verkommene Menschen einen Mordversuch gegen den verehrten Monarchen. Mit Schmerz und gerechter Entrüstung vernahm das deutsche Volk diese Greuelthaten. Gottes gnädige Hand aber hat das teure Leben erhalten. Im folgenden Jahre feierte Wilhelm I. mit seiner Gemahlin das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Sein 90 Geburtstag, der 22. Marz 1887, war für das deutsche Volk ein Tag nie gesehener Freude. 7. Wilhelm I. als Landesvater. Viele segensreiche Einrichtungen verdankt Deutschland seinem ersten Kaiser. In allen deutschen Staaten wurden gleiche Münzen, Maße und Gewichte, sowie eine einheitliche Gerichtsordnung eingeführt. Auch das Post- und Telegraphenwesen sind gemeinsame Einrichtungen des ganzen Reiches (mit Ausnahme von Bayern und Württemberg). Man fing feit 1880 an, die Eisen- bahnen zu verstaatlichen. Die Fahrzeiten wurden nun einheitlich geregelt, die Tarife erniedrigt und für alle Bahnen gleichmäßig festgesetzt und Kohlen, Erze, Holz und andere Gegenstände nach einem noch mehr erniedrigten Tarif befördert. Es wurde bald auch die Anlegung von kleinen Bahnen (Sekundärbahnen) notwendig. Auch die Sorge für die Schiffahrt wurde nicht vergessen. Von ganz besonderer Bedeutung ist der Bau des Nordostfeekanals. Der deutsche .Handel hat sich bis zu den fremden Erdteilen ausgedehnt, in denen große Länderstriche unter deutschem Schutze stehen. Derselbe wird geschützt durch eine bedeutende Marine. Die Verwaltung im Königreich Preußen wurde verbessert durch die Einführung der Provinzial- und Kreisordnung. Über jede Provinz ist als höchster Beamter ein Oberpräsident gesetzt. Ihm zur Seite stehen mehrere Behörden, deren

14. Vaterländische Geschichte - S. 118

1907 - Danzig : Axt
An der Spitze-des Reiches steht der Deutsche Kaiser, welcher auch König von Preußen ist. Dieser hat das Recht, über Krieg und Frieden zu entscheiden und mit andern Staaten Bündnisse und Verträge abzuschließen, ^Bm zur Sette stehen der Bundesrat und der Reichstag, mit welchen er gemeinsam die Reichs-Gesetzgebung ausübt. Letztere erstreckt sich auf das Militär-wesen und die Kriegsmarine, auf die Einnahmen und Ausgaben des Reiches lowte aus das Handels-, Zoll-, Eisenbahn-, Post-, Telegraphen- und Gewerbe-wesen^ Den Bundesrat, in welchem der vom Kaiser erwählte Reichskanzler beitjbocsttz fuhrt, bilden die Vertreter der einzelnen Reichsstaaten. Der Jietchvtag besteht aus Abgeorbneten, die in geheimer Abstimmung durch Stimmzettel jebesmctl auf fünf Jahre gewählt 'werben. Wähler ist jeber deutsche, der die bnrgerlichen Ehrenrechte besitzt und das 25. Lebensjahr zurückgelegt hat. ’ 92. Die Iriedensjnhre unter Wilhelm I. Münzen, Mas^e und Gewichte. Seit langen Zeiten würden in bett teutschen Staaten die Münzen so verschieben geprägt, daß Handel und Verkehr baburch vielfach erschwert würden. Da nun die Einführung eines einheitlichen Munzwesens ein lange gehegter Wunsch war, so kam unter Kaiser Wilhelm I. ein neues ’ütunzgesetz zu staube. Nach bentselben ist die Markrechnung ein-geführt und wir haben nun Golb-, Silber-, Nickel- und Kupfermünzen, welche tu allen Teilen des Deutschen Reiches bieselbe Gültigkeit haben. — Auch die Matze und Gewichte waren früher sehr verschieben. Es würde daher durch ent Retchsgesetz eine neue Maß- und Gewichtsorbnnng eingeführt, wie sie Beute allgemein gebräuchlich ist. } Verkehrs- und Handelswesen. Vorn Reiche würde auch das Post-unb Telegraphenwesen übernommen, an besten Spitze das Reichspostamt steht. Nur Bayern und Württemberg haben ihre eigene Post- und Telegraphenverwaltung. Um beit Verkehr mit beu außerbeutschen Säubern zu erleichtern und zu heben, ist ein Weltpostverein gegrünbet. Auch die größeren Eisenbahnen würden vom Staate übernommen. Zur Hebung der Hanbelsschiffahrt sowie zum Zwecke der Küsteuverteibigung legte man den Norb-Ostsee-Kanal ober Kaiser-Wilhelms-Kanal, zwischen der Elbmünbung und der Kieler Bucht an; boch ist berselbe erst unter Wilhelm Ii. fertig geworben. Um bett auswärtigen Handel zu fördern, gründete das Reich an den Küsten Afrikas und tm Stillen Ozean Kolonien (z. B. Kamerun und Kaifer-Wilhelmsland auf Nen-Guinea). Gerichtswesen. Damit im ganzen Reiche Recht und Gerechtigkeit möglichst einheitlich gehanbhabt werben könne, ist auch eine teutsche Gerichtsverfassung eingeführt. Nach derselben haben wir Amtsgerichte, Lanbgerichte Oberlanbesgertchte und das Reichsgericht zu Leipzig als höchstes Gericht. An der Spitze eines Amtsgerichts steht nur ein Einzelrichter. In allen anbeten Gerichten werben die Urteile durch ein Richterkollegium gefällt. Sorge für den Arbeiter- und Gewerbestaud und gering bemittelte Leute. Besonbers war Kaiser Wilhelm bemüht, das Los der Arbeiter zu verbessern. Sein Kanzler, Fürst Bismarck, rief beshalb beu Abgeorbneten zu: „Geben Sie dem Arbeiter, so lange er gef und ist, Arbeit, wenn er krank ist, Pflege, wenn er alt ist, Versorgung." Es kam (1883) das Kranken-üersichernitgsgefetz zu staube, das allen zu gute kommt, die bis zu 2000 Mark Jahresverbienst haben und gegen Gehalt ober Lohn beschäftigt stnb. Im Falle der Erkrankung hat der Versicherte Anspruch auf freie ärztliche Behanblung und bei eintreteiiber Erwerbsunfähigkeit auf Gewährung eines Krankengelds. Die

15. Geschichte - S. 89

1918 - Breslau : Hirt
§ 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und seine Mitarbeiter. 89 die vielen gefangenen Franzosen befreien wollte. Aber felsenfest standen die nur den dritten Teil so starken Deutschen unter General von Werder. In einer dreitägigen Schlacht im Januar bei 14° Kälte wurden die Franzosen besiegt und über die Grenze in die Schweiz getrieben. — In Paris tdctr während dieser Zeit die Not aufs höchste gestiegen. Pferde, Hunde, Katzen, selbst Natten und Mäuse wurden verzehrt. Cft unternahm die Besatzung der Stadt Ausfälle; aber alle wurden von den Deutschen zurückgeschlagen. Endlich hatte die Milde König Wilhelms, der die schöne Stadt schonen wollte, ein Ende; er befahl, sie zu beschießen. Und auch jetzt noch leisteten die Pariser eine Zeitlang Widerstand. Am 28. Januar ergab sich die Stadt. 7. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches fand mitten un Kampfesgetümmel am 18. Januar 1871 zu Versailles statt. Die deutschen Fürsten hatten durch den König von Bayern den König Wilhelm 1. bitten lassen, die deutsche Kaiserkrone anzunehmen und Deutschland unter dem Titel eines Deutschen Kaisers zu regieren. In feierlicher Versammlung, umgeben von deutschen Fürsten, den königlichen Prinzen, den Generalen und Ministern verkündete Kaiser Wilhelm die Annahme der Kaiserkrone und versprach seinem Volke: „Ein Mehrer des Reiches sein zu wollen, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in Werken des Friedens, der Wohlfahrt und Gesittung!" 8. Der Friede. Auf die Übergabe von Paris folgte eine Waffenruhe. Während derselben zogen die Deutschen zum dritten Male in Paris ein Die Verhandlungen über den Frieden wurden ant 10. Mai zu Frankfurt a. M. geschlossen. Frankreich mußte das Elsaß und Teile von Lothringen herausgeben und 5 Milliarden Frank Kriegskosten zahlen. Die Deutschen aber waren als einiges Volk aus dem gewaltigen Kriege hervorgegangen, m welchem jede Schlacht für sie einen Sieg bedeutete. Am 16 Juni zog Kaiser Wilhelm unter endlosem Jubel seines Volkes an der Spitze seines Heeres in Berlin ein. § 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und feine Mitarbeiter. 1. Was Kaiser Wilhelm I. am 18. Januar 1871 gelobte, das hat er gehalten: er ist der Schirmherr des europäischen Friedens gewesen. Österreich hat er mit dem Deutschen Reiche ausgesöhnt. — Gleiche Münzen Maße und Gewichte gelten in allen deutschen Staaten. Post-, Teleqrapben-und Eisenbahnwesen, ebenso Schulen, Künste und Wissenschaften wurden sorgsam gepflegt. Kaiser Wilhelm I. sorgte unausgesetzt für die Verbesserung und Vermehrung des Heeres und der jungen Flotte, die auch in der Krne dem Deutschen Reiche Achtung verschaffte. Sie namentlich hat den Erwerb von Kolonteen m Afrika und auf Neuguinea und anderen Inseln ermöglicht Das ganze Volk zeigte dem greisen Kaiser seine Liebe, als

16. Geschichtsbilder - S. 134

1911 - Leipzig : Brandstetter
6v9 134 6w Entbehrungen ertragen mutzten. Aber alles überwanden sie mit Heldenmut und Tapferkeit. In jeder Schlacht wurden die Franzosen zurückgeschlagen und die kleinen Festungen vor Paris erobert und besetzt. Bald blieb den Parisern, unter denen obendrein Hunger und Seuchen wüteten, nichts übrig, als sich den Deutschen zu ergeben. König Wilhelm hatte während der Belagerung von Paris sein Hauptquartier in Versailles aufgeschlagen. Hier, wo einst die mächtigen französischen Könige residiert und viele Demütigungen für unser Vaterland ausgedacht hatten, wurde das neue deutsche Reich gegründet und sein erster Kaiser feierlich ausgerufen. Schon seit Monaten, besonders seit dem herrlichen Siege von Sedan hatten die deutschen Fürsten und ebenso das deutsche Volk an König Wilhelm wiederholt die Bitte gerichtet, er möge die Würde eines Kaisers annehmen und sich an die Spitze des nunmehr einigen deutschen Vaterlandes stellen. Der greise König gab nach längerem Zögern diesem einmütigen Rufe endlich Folge. Am 18. Januar 1871 versammelte er die deutschen Fürsten, die mit ihm in den Krieg gezogen waren, dazu eine Anzahl Offiziere und Mannschaften um sich in dem mit deutschen Fahnen geschmückten Spiegelsaale des Schlosses von Versailles. Ein Feldgottesdienst wurde abgehalten, und darauf erklärte König Wilhelm feierlich, daß er fortan die Würde des deutschen Kaisers bekleiden wolle. Als dann Bismarck die Verkündigung an das deutsche Volk verlesen hatte, trat der Großherzog von Baden vor und rief laut: „Seine königliche und kaiserliche Majestät, Kaiser Wilhelm, lebe hoch!" Begeistert stimmten alle Anwesenden in dieses erste Hoch auf den deutschen Kaiser ein. Und ebenso freudig wurde die schöne Botschaft von der Kaisererklärung zu Versailles daheim, in allen Gauen unseres deutschen Vaterlandes, aufgenommen. Zehn Tage nach dieser schlichten und doch so herrlichen Feier fiel Paris in die Hände der Deutschen. Die Sieger hielten ihren Einzug in die französische Hauptstadt, und nicht lange darnach wurde Frieden geschlossen. Frankreich mußte an das deutsche Reich 5 Milliarden Kriegskosten zahlen und die beiden ehemals schon deutschen Provinzen Elsaß und Lothringen zurückgeben. Die Truppen kehrten in die Heimat zurück, und im Juni hielt endlich der Heldenkaiser Wilhelm I. seinen Einzug in des neuen Reiches Hauptstadt Berlin. 4. Wilhelm I. als deutscher Kaiser. Als Kaiser hat Wilhelm I. noch 17 Jahre lang mit Weisheit und Güte regiert. Dabei standen ihm seine früheren Ratgeber noch treu und

17. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 137

1891 - Danzig : Gruihn
Kaiser Wilhelm Ii. 137 niederwarfen, befahl sie ihnen aufzustehen und ließ sich die Unglücksfälle dieser Armen erzählen. Darauf drückte sie auch diesen Leuten freundlich die Hand und sprach: „Ich werde mir ihre Namen merken; ich werde sie nicht vergessen." Als treue Pflegerin am Krankenbette. Ihrem Gemahl war sie stets eine sorgsame, gleichgesinnte Gefährtin, und als derselbe von einer tückischen Halskrankheit befallen wurde, stand sie mit nie ermattender Ausdauer und mit größtem Opfersinn an seiner Schmerzensstätte, um ihn bis zum letzten schwersten Augenblicke zu pflegen und zu trösten. Unbeschreiblich war ihr Schmerz, als der Kaiser verschieden war, und alle Welt trauerte mit ihr. In den Herzen des deutschen Volkes wird sie stets die größte Hochachtung und Liebe genießen. 102. Kaiser Wilhelm Ii, Zeit dem 15. Juni 1888. Jugendzeit. Kaiser Wilhelm Ii., der älteste Sohn Friedrichs Iii., wurde am 27. Januar 1859 zu Berlin geboren. Als sein Großvater, der spätere Kaiser Wilhelm I., diese frohe Nachricht erhielt, eilte er, um seinen Enkelsohn zu sehen. Auch der Feldmarschall Wrangel erschien und beglückwünschte die Eltern des jnngen Prinzen; zu der harrenden Menge aber sagte er: „Kinder, alles geht gut, es ist ein tüchtiger, derber Rekrut." — Der junge Prinz wurde von seinen Eltern aufs sorgfältigste erzogen und verlebte seine erste Jugend meistens in dem „Neuen Palais" bei Potsdam. 2(uf dem Gymnasium Mit seinem jüngeren Bruderh einrich trat ' er 1874 in das Gymnasium zu Kassel als Schüler ein. Hier durste er nach dem , Wunsche seiner Eltern keine bevorzugte £• Stellung einnehmen. Wie seine Mit- | schüler mußte er mit „Sie" angeredet und mit dem Namen „Prinz Wilhelm" ausgerufen werden. Auch sollten beide Prinzen mit den Klaffen-nndaltersgenofsen in zwangloser Weise verkehren. Prinz Wilhelm fügte sich willig in die Schulordnung und versah auch gerne die kleinen Klassendienste, welche die Schüler abwechselnd ausführten. Wie jeder feiner Genossen, reinigte er die Wandtafel, spitzte die Kreide an und wusch den Schwamm an der Pumpe auf dem Hofe aus. Stets war er pünktlich und fleißig. Als er 1877 die Abiturientenprüfung bestanden hatte und von der Schule abging, erhielt er eine der drei Denkmünzen, welche an die fleißigsten und würdigsten Primaner verteilt wurden. Eintritt ins Regiment. Darnach trat er, 18 Jahre alt, ins I. Garderegiment zu Fuß ein. Bei dieser Gelegenheit empsing der verstorbene Kaiser Wilhelm I. die nächsten militärischen Vorgesetzten des Prinzen in seinem Palais und stellte ihnen den Enkel vor. Zu diesem aber sprach er nach manchem andern ergreifenden Wort: „Nim gehe hin und thue Deine Pflicht, wie sie Dir gelehrt werden wird." — Alsdann

18. Das vierte Schuljahr - S. 510

1899 - Langensalza : Schulbuchh.
510 hinter dem Fenster seines Arbeitszimmers am Schreibpulte sitzen oder stehen und- lesen oder schreiben sehen. Selbst im höchsten Alter gönnte er sich keine Ruhe. Als ihn die Ärzte einmal baten, sich doch täglich wenigstens eine halbe Stunde auf dem Sopha auszuruhen, da sagte er: „Sie haben gut reden. Wenn mir vom Tage eine halbe Stunde genommen wird, so entstehen des Abends Reste. Das geht nicht." Ein andermal bat ihn sein Leibarzt recht dringend, des schlechten Wetters wegen doch der angesetzten Parade nicht beizuwohnen, da sonst das Schlimmste zu befürchten sei. „Dann sterbe ich wenigstens im Dienste," sagte der Kaiser ruhig und ritt munter zum Thore hinaus. ä) Kaiser Wilhelms Krankheit und Tod. Anfangs März des Jahres 1888 hatte sich Kaiser Wilhelm erkältet. Er wurde krank. Auch in seiner Krank- heit gönnte er sich keine Ruhe. Da bat ihn seine Tochter, die an seinem Bette saß, er möge sich doch schonen. Er aber sagte: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein." So hat Kaiser Wilhelm seine Pflicht bis zum letzten Atemzuge gethan. Er starb am 9. März 1888. Seine letzten Worte waren: „Der Herr hat mir mit seinem Namen geholfen." Er wurde von seinem ganzen Volke tief betrauea. Sein Leichnam wurde nach seinem Wunsche neben seiner geliebten Mutter im Mausoleum zu Charlottenburg beigesetzt. Behandlung. A b s ch n i t t s w e i s e s Abfragen und Einüben des dar- gebotenen Stoffes. a) Wann ist König Wilhelm I. Kaiser geworden? (1871.) Als Kaiser hat er keine Kriege mehr zu führen brauchen. Wie hat er sein Land als Kaiser regieren können? (Im Frieden.) Das war sehr günstig für das nene deutsche Kaiserreich. Er hatte jetzt Zeit, als ein rechter Landesvater für sein Volk sorgen zu können. Was hatte er zunächst als Kaiser zu thun? (Das nene deutsche Kaiserreich gut ein- zurichten.) Und was hat er mit allem Fleiß gethan? Was für Geld, Maß und Gewicht hat er in ganz Deutschland eingeführt? (Gleiches Geld, Maß und Gewicht.) Nach welchem Geldstück wird jetzt alles in Deutschland berechnet? «Nach Mark.) Wie heißt das Grundmaß, mit dem jetzt alles gemessen wird? (Das Meter.) Welches ist das Hauptgewicht, mit dem wir jetzt wiegen? (Das Kilogramm.) Alle Soldaten Deutschlands bilden jetzt ein einheitliches Kriegsheer. An der Spitze des deutschen Kriegsheeres sieht der Kaiser. Wer hat dies so geordnet? (Kaiser Wilhelm I.) Wonach haben jetzt alle Richter in ganz Deutschland zu urteilen? (Nach demselben Recht.) Wer hat gleiches Recht für ganz Deutschland eingeführt? (Kaiser Wilhelm I.) Was hat er noch einheitlich in ganz Deutschland geregelt? (Das Postwesen.)

19. Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 50

1900 - Breslau : Hirt
50 Bilder aus der braudeirburgisch-preußischen Geschichte. „Der Herr der Heerscharen," schrieb der greise Heerführer an seine Gemahlin, „hat überall unsere Unternehmungen sichtlich gesegnet und daher diesen ehrenvollen Frieden in seiner Gnade gelingen lassen. Ihm sei die Ehre! Der Armee und dem Vaterlande mit tief erregten! Herzen Meinen Dank!" Ei» schöner Soldatentod. Einst erschien der König Wilhelm im Lazarett zu Versailles. Dort lag ein junger Soldat blaß und bleich auf seinem Schmerzenslager. Er schlief. Der Arzt hatte ihm ein Schlafpulver gegeben, damit er eine Zeit lang seine großen (Schmerzen nicht empfinde. Auf dem Belte hatte der fchwer Verwundete sein Stammbuch vou Gedichten offen liegen lassen. Um den Verwundeten nicht zu stören, trat der König leise hinzu, durchblätterte das Buch und schrieb dann mit Bleistift hinein: „Mein Sohn, gedenke deines treuen Königs!" Als der Soldat erwachte, fand er den Gruß seines Königs. Freudenthränen rannen über seine bleichen Wangen. Wenige Tage später besuchte König Wilhelm wieder das Lazarett. Sofort trat er an das Bett des Braven. Dessen Gesicht war wachsbleich, und der König merkte, daß der Tod dem Soldaten nahe sei. Dieser erkannte aber noch den König; er richtete sich mit der letzten Kraft auf und rief: „Majestät! Ich werde Ihrer ewig gedenken, auch dort oben!" Dann sank er auf sein Lager zurück und war tot. Der König drückte dem jungen Helden die Augen zu, und Thränen rollten in feinen weißen Bart. Iii. Der Kaiser Wilhelm. 1) Wilhelm I. nimmt die Kaiserwürde an. Der herrlichste Preis des deutsch-französischen Krieges war die Einigung des deutschen Volkes zum Deutschen Kaiserreiche. Noch während der Belagerung von Paris wurden alle deutschen Staaten unter Führung Preußens zu einem einzigen Reiche verbunden. Wilhelm I. legte auf den Kaisertitel wenig Wert. Aber Ludwig Ii., König non Bayern, ersuchte im Namen der deutschen Fürsten den König von Preußen, die deutsche Kaiserkrone anzunehmen. Wilhelm I. erfüllte den allgemeinen Wunsch. Am 18. Januar 1701 war Preußen zum Königreiche erhoben worden. An demselben Tage, 170 Jahre später, nahm König Wilhelm im Schlosse zu Versailles für sich und seine Nachfolger in der Krone Preußens die deutsche Kaiserwürde an. In seiner Ansprache an das deutsche Volk sprach Kaiser Wilhelm I. folgenden Wunsch aus: „Uns aber und unsern Nachfolgern wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer desdentschen Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens!"

20. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 169

1892 - Leipzig : Voigtländer
169 92. Kaiser Wilhelm I. 1871-1888. 1. Wilhelm I. als Regent. Durch Krieg und Sieg Einig er des deutschen Volkes, war Kaiser Wilhelm I. schon ein Mann von vierund-siebzig Jahren, als er Kaiser wurde. Er glaubte selbst, in einer kurzen Spanne Zeit" nur die ersten Anfnge der neuen Ordnung deutscher Dinge er-leben zu knnen. Aber seine Lebenskraft reichte der die gewhnliche Grenze weit hinaus und seine Herrscherkraft und Herrschergre nicht minder. Mit der Weisheit und dem Erfahrungsreichtum des Alters verband er eine auf dem hchsten Pflichtbewutsein ruhende unermdliche Thtigkeit, mit der rich-tigert Einsicht den kraftvollen Willen, berall das Notwendige zu vollbringen, das Gute zu frdern. So gab er durch die Macht seiner Persnlichkeit den: werdenden Reiche den inneren Halt. Durch weise Gesetzgebung verlieh er dem neuen Staatswesen feste Grundlagen. Nicht eine beschwerliche Fessel, sondern die zuverlssige Brgschaft der eigenen Rechte, der starke Hort ihrer Sicherheit wurde die Reichsverfassung den verbndeten deutschen Fürsten. Denn Kaiser Wilhelm erfllte die von ihm bei der bernahme der Kaiser-wrde ausgesprochene Verheiung, in deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schtzen", allseitig und herrlich. Jedem das Seine", Deutschlands Gre und Wohlfahrt der alles! das war der Gedanke, der ihn leitete, den er, untersttzt von dem Rate und der Thatkraft seines groen Kanzlers, in seinem gesamten Herrscherwalten ebenso ausdauernd als erfolgreich bethtigte. 2. Friedenspflege und Heeresmacht. Diese segensvolle Herrscher-thtigkeit konnte sich nur entfalten auf der Grundlage ungestrten Friedens. Dies unschtzbare Gut seinem Volke zu erhalten und zu sichern, galt dem ruhmgekrnten Helden als heiligste Herrscherpflicht. Whrend der sieb-zehn Jahre seiner kaiserlichen Regierung hat kein Kriegssturm mehr das Reich erschttert, so unablssig das besiegte Frankreich seinem verhaten berwinder mit einem furchtbaren Vergeltungskampfe zu drohen wagte. Zu thatsch-lichem Angriff freilich fehlte dem rachbegierigen Feinde bei allem Kriegs-eifer doch die siegverheiende berlegene Heereskraft gegenber Deutschlands wohlgersteter Streitmacht. Diese wute Kaiser Wilhelm in den Friedens-jhren so gewaltig zu steigern, da des Herrschers vertrautester Rat, der Reichs-kanzler Bismarck, vor dem versammelten Reichstag das stolze Wort in die Welt hinaus rufen konnte: Wirdeutschen frchten Gott und sonst nichts in der Welt." Durch wiederholte Verstrkung des stehenden Heeres wie der Landwehr und des Landsturmes wurde die deutsche Wehrkraft fr den Kriegs-