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1. Teil 2 - S. 317

1887 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg; die Folgen des Krieges. 317 Hessen-Kassel bekam mit Hülfe Schwedens außer einer Kriegsentschädigung Hersfeld und Rinteln. Mecklenburg entschädigte man für das ihm abgenommene Wismar mit den Stiftern Schwerin und Ratzeburg. Bayern wurde die Oberpfalz und die Kurwürde zugesprochen: der Sohn Friedrichs V., welcher letzterer bereits gestorben war, erhielt die Unterpfalz und die neu errichtete achte Kurwürde mit dem Erzschatzmeisteramte. Die Niederlande und die Schweiz wurden als selbständige Staaten anerkannt. Das deutsche Reich und ein Kaiser blieben zwar dem Namen nach bestehen; in Wahrheit aber zerfiel Deutschland in viele selbständige, von einander unabhängige Stände, die in ihrem Gebiete souverän waren und mit einander wie auch mit fremden Mächten Bündnisse schließen durften, allerdings „unbeschadet der Pflichten gegen Kaiser und Reich," welche Bedingung auch nicht die geringste Wirkung hatte. Damit war das deutsche Reich machtlos und wurde bald ein Spott der Völker und der Deutschen selbst. — Hinsichtlich der Religion ging man auf den Augsburger Religionsfrieden zurück; doch ward dieser jetzt auch auf die Reformierten ausgedehnt. Das Restitutionsedikt ward aufgehoben; den Protestanten wurden alle Güter, welche sie vor 1624 besessen hatten, sowie gleiche Rechte mit den Katholiken zuerkannt. 6) Folgen des Krieges. a. Seine Verheerungen. Dieser Frieden beschloß den furchtbarsten Krieg, den die Welt je gesehen hat. Ganz Deutschland war durch die schrecklichen Heere der Söldner bis in die entferntesten Winkel verwüstet. Die Fürsten hatten noch kein stehendes Heer, sie waren auf Söldner angewiesen. Gustav Adolf brachte das erste stehende Heer aus Landeskindern in den Krieg; doch wurde nach seinem Tode auch dies ebenso räuberisch und zügellos wie die anderen. Die Bewaffnung und Kleidung der Soldaten trug das Gepräge des Überganges vom'mittelalter zur Neuzeit. Die Eisenhaube war dem oft mit hohen Federn geschmückten Hute gewichen; der Brustharnisch und die hohen Stiefel' hielten sich noch. Die Pikeniere trugen auch noch die Hauptwaffe der Lanzknechte, die 5 m lange Lanze; daneben wurden aber die Schußwaffen allgemein. Die Schützen trugen entweder die schwerfällige Muskete, die beim Abfeuern auf einen Gabelstock gelegt werden mußte, oder die kürzere und leichtere Arkebuse, die aus freier Hand abgeschossen wurde. Pikeniere und Musketiere bildeten das Fußvolk, die Lanziers (in voller Rüstung, mit Lanze oder Rennspieß bewaffnet) und Kürassiere (schwer geharnischt? Reiter) die schwere Reiterei. Arkebusiere waren berittene Scharfschützen, Dragoner berittene Musketiere oder Pikeniere, die sowohl zu Fuß als zu Pferde kämpften. Die schweren Geschütze waren ungewöhnlich lang und plump. Man hatte ganze, halbe. Viertelund Achtelkartaunen; Gustav Adolfs halbe Kartaunen erforderten vierundzwanzig Vorspannpferde. Daneben hatte man aber auch leichtere „Eisenstücke," welche von einem Pferde fortgeschafft werden konnten.

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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 471

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 173. Der dreißigjährige Krieg rc. 471 hatte, allen vertriebenen Fürsten ihre Länder zurückzugeben, so behielt er doch die Pfalz, in deren Besitz er war, für sich und ließ alle Bitten Friedrichs V., der ihn begleitete, und alle Verwendungen Englands unberücksichtigt. Dem Kaiser ließ er den Frieden durch den Kurfürsten von Mainz unter der Bedingung anbieten, daß er zum römischen Könige gewählt werde. 2. Um Wallenstein zu bewegen, den Oberbefehl wieder zu übernehmen, mußte der Kaiser folgende Versprechungen machen: Wallenstein erhält ein kaiserliches Erbland und in allen eroberten Ländern die Überlehensherrschaft. Weder der Kaiser noch ein kaiserlicher Prinz darf sich in die Angelegenheiten der Armee mischen. Soweit die Armee sich nicht selbst erhalten kann, liefert der Kaiser die Mittel zur Kriegführung und haftet für alle Kosten. Wallenstein durfte auch alle Offiziersstellen besetzen, selbst die obersten Befehlshaber bestimmen. 3. Am Tage von Lützen breitete sich ein dichter Nebel über das Schlachtfeld aus. Gustav Adolf kämpfte auf dem rechten Flügel siegreich Als er aber die Nachricht erhielt, der liuke Flügel weiche, eilte er hinüber. Im Nebel geriet er unter feindliche Kürassiere. Das Pferd wurde durch den Hals geschossen, ein anderer Schuß zerschmetterte dem König das Armbetn. Als ihn der Herzog Franz von Sachsen-Lauen bürg aus dem Gewühle bringen wollte, erhielt er abermals einen Schuß iu den Rücken, fiel vom Pferde und wurde im Steigbügel fortgeschleift. Der Herzog wurde vom Könige getrennt. Den Leichnam des Königs selbst fand man bis aufs Hemd ausgeplündert auf dem Schlachtfelde liegen. 4. Gustav Adolf war ein Mann, dessen Gestalt schon den Helden verkündigte. Seine Tapferkeit war ebenso groß, als sein Feldherrntalent. Persönlich war er mild und gütig, wo aber sein Ehrgeiz in das Spiel kam, da fielen für ihn alle Rücksichten weg. Im Ansauge seines Auftretens hielt er unter seinen Soldaten strenge Mannszucht; denn er kam ja nicht iu Feindesland, sondern wollte als Freund ausgenommen werden. In den Ländern der katholischen Fürsten hausten seine Soldaten aber nicht anders, als die kaiserlichen in Feindesland. Den Katholiken wurden nicht nur viele Kirchen hinweggenommen oder zerstört, sondern es wurden auch Kirchen entweiht und geschändet. Von den Städten _ forderte Gustav Adolf unerschwingliche Kontributionen. Während Leipzig, welches Tilly belagern mußte, mit 200 000 Gulden davonkam, legte Gustav der Stadt München, welche die Stadtschlüssel weit entgegensandte, eine Kriegssteuer von 400 000 Thalern auf, und als sie diese nicht vollständig bezahlen konnte, nahm er 42 Geiseln mit sich fort, welche drei Jahre lang durch ganz Deutschland herumgeschleppt wurden. Die Stadt Frankfurt an der Oder, die er mit bewaffneter Hand den Kaiserlichen abnehmen mußte, ließ Gustav Adolf plündern, obwohl deren Bewohner Protestanten waren und seine Ankunft mit Freuden begrüßt hatten. Dem lutherischen Glauben war er zwar zugethan, die Reformierten haßte er aber ebensosehr, wie die Katholiken. So bot der um Gustav Adolf hochverdiente Landgraf von Hessen demselben eine große Summe an, wenn er den Reformierten zu Frankfurt eine Kirche einräume. Aber Gustav Adolf erwiderte, lieber wollte er die Schwerter aller feiner Soldaten in das Herz aufnehmen, als der reformierten Kirche den geringsten Vorschub thun. 5. Auch der Friede von Prag gewährte keine Grundlage, auf der Deutschland Ruhe und Frieden hätte finden können. Denn die Aus-

2. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 265

1887 - Hannover : Meyer
120. Von Gustav Adolfs Tode bis zum Westfälischen Frieden. 265 5. Der Westfälische Friede (1648). Schon lange hatte Kaiser Ferdinand Iii. mit seinen Feinden unterhandelt, zu Münster mit den Franzosen, zu Osnabrück mit den Schweden. Endlich kam der heißersehnte Friede — der sogenannte westfälische — zustande. Die Haupt-bestimmuugeu desselben sind folgende: 1. Frankreich erhält das Elsaß, doch ohne Straßburg und einige andere Reichsstädte. — 2. Schweden bekommt Vorpommern samt Rügen, Stettin und Wismar, die Stifter Bremen und Verden und 15 Millionen Mark Kriegsentschädigung. — 3. Bayern behält die Oberpfalz nebst der Kurwürde; dagegen erhält Friedrichs V. Sohn die Unterpfalz samt der neugestifteten achten Kurwürde. — 4. Die Unabhängigkeit der Niederlande von Spanien und der Schweiz von Deutschland wird anerkannt. — 5. Sämtliche deutsche Fürsten erhalten die Landeshoheit, wozu auch das Recht gehört, unter sich und mit auswärtigen Mächten Bündnisse zu schließen. — 6. Der Augsburger Religionsfriede wird bestätigt und auch auf die Reformierten ausgedehnt. 6. Deutschland am Ende des Dreißigjährigen Krieges. So endigte der verderblichste Krieg, den Deutschland je geführt hat. Die Protestanten hatten sich von neuem Religionsfreiheit erkämpft. Aber eine schöne Provinz (Elsaß) war von Deutschland abgerissen; in anderen (Pommern re.) herrschten Ausländer, und das also verstümmelte Deutschland war nicht mehr ein starkes, einiges Reich, sondern ein machtloser Haufe lose verbundener Staaten. Sein Kaiser war ein Schattenbild, seine Herrlichkeit war untergegangen in Blut und Thränen, Elend und Schmach. Unsäglich erschütternd war der Anblick, den unser vorher blühendes Vaterland nach dreißig Jahren voll Schlachten und Brand, Hunger und Pest darbot. Tausende von Städten, Flecken und Dörfern lagen in Schutt und Asche; sehr viele waren wie vom Erdboden hinweggefegt, so daß man auch ihre Stätte nicht mehr kennt. Ganze Gegenden, einst Sitze des regsten und fröhlichsten Lebens, waren in Wüsten verwandelt. Heimatlose Menschen, verwaiste und verwahrloste Kinder irrten umher und aßen Gras wie die Tiere. Die Felder waren nnangebaut und zum Teil mit Wald bewachsen; Vieh gab es so wenig, daß mancher Bauer sich selbst vor den Pflug spannen mußte. Handel und Gewerbe lagen gänzlich danieder; die Schulen waren verödet; die Kirchen, soviele der Zerstörung entgangen waren, lagen voll Pferdemist. An manchen Orten fehlte es an Händen, die Toten zu bestatten; unbegraben verwesten die Leichen in den Ruinen der Häuser, in Feld und Wald, oder wurden von Wölfen, Hunden und Krähen gefressen. Die Wölfe hatten sich so vermehrt, daß sie selbst in die Städte drangen. Deutschland hat im Dreißigjährigen Kriege durch Schwert, Hunger und Pest mehr als die Hälfte, einige sagen zwei Drittel seiner Einwohner verloren. Den Überlebenden hatte die ungeheure Not und der stete Anblick des namenlosen Jammers die Herzen verhärtet, so daß anstatt der altdeutschen Zucht und Sitte Roheit und Schamlosigkeit herrschend geworden waren. Nirgends war mehr Sicherheit; an den Straßen lauerten Räuber und Mordgesellen und überfielen die Wanderer. Es ist ein Wunder, daß sich unser armes

3. Geschichtswiederholungen in Fragen und Antworten - S. 104

1914 - München : Hugendubel
104 Frage 196, 197- Id) bei einer Betrachtung des Krieges als Religionskrieg drei Abschnitte: die Überwältigung des Protestantismus durch Liga und Kaiser 1618—29, die Wiederherstellung des Protestantismus durch Gustav Adolf 1630—32, der Übergang des Religionskrieges in den Eroberungskrieg Schwedens und Frankreichs gegen das Haus Habsburg 1632—48. 196. a) Welches ist die strategisch-politische Bedeutung der Schlachten am Weißen Berge, bei Breitenfeld, bei Nördlingen, bei Zusmarshausen? b) Inwiefern hat die Schlacht bei Lützen die Bedeutung eines Wendepunkts für den ganzen Krieg? a) Durch die Schlacht am Weißen Berge 1620 wird das Winterkönigtum Friedrichs V. von der Pfalz vernichtet und Böhmen für den Kaiser und den Katholizismus zurückerobert. Durch die Schlacht bei Breitenfeld 1631 wird Tilly, zum erstenmal geschlagen, nach Süddeutschland zurückgeworfen und die kaiserlichen Erblande sowie Mitteldeutschland werden für die sächsisch-schwedischen Waffen geöffnet. Durch die Schlacht bei Nördlingen 1634 wird die Stellung der Schweden in Süddeutschland vernichtet, die Lande bis zum Rhein werden den Kaiserlichen geöffnet. Durch die Schlacht bei Zusmarshausen 1648 wird die bayerisch-kaiserliche Armee vernichtet und der Kaiser in Süddeutschland seiner letzten Hilfsmittel beraubt. b) Die Bedeutung der Schlacht bei Lützen (16. November 1632) als eines Wendepunkts für den ganzen Krieg liegt darin, daß mit dem Tode Gustav Adolfs einerseits der deutsche Protestantismus seines Führers beraubt wurde, anderseits auch dessen Pläne auf dauernde Festsetzung der schwedischen Macht auf deutschem Boden dahinfielen. jgy. a) Wie kam Wallenstein empor ? b) Worauf beruht seine Bedeutung als Heerführer und Feldherr ? c) Welche politischen Pläne hatte er 1629? d) Was veranlaßte seine erste Absetzung, was seinen Fall? a) Wallenstein kam in den Kämpfen des Hauses Habsburg gegen Türken, Venetianer und im Böhmischen Aufstand

4. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 107

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 107 Schaden zugefügt hatte, beim Gott schenkte dein protestantischen Deutschland um diese Zeit einen Helfer, der dem Kaiser das wieder entriß, welches er den Protestanten genommen hatte. Dieser herrliche Glaubensheld war Gustav Adolf. 5. Gustav Adolf. Persönlichkeit. Gustav Adolf war König von Schweden. Seit langer Zeit hatte schon die evangelische Lehre in seinem Lande Eingang gefunden und war von dem schwedischen Volke mit großer Begier aufgenommen worden. Als er von dem Jammer der deutschen Protestanten hörte, faßte er den heldenmütigen Entschluß, die Unglücklichen in ihren Rechten zu schützen, um dem deutschen Land zugleich zu danken für das herrliche Geschenk, welches sein Volk in dem Evangelio einst von Deutschland empfangen hatte. Freilich mochten es noch andere Gründe sein, die ihm das Schwert in die Hand zwangen; jedoch trieb ihn vorzugsweise das Mitleid mit der Not der Evangelischen zur Ausführung seines hochherzigen Entschlusses. — Gustav Adolf stand in der Vollkraft seiner Jahre. Aus den großen, grauen Augen strahlte Liebe und Güte, und in dem herrlichen Körper wohnte ein Heldengeist. Jin Kriege hatte er stets die größte Tapferkeit und deu herrlichsten Mut bewiesen, welcher aus einem felsenfesten Gottvertrauen entsproß, das sein Herz erfüllte. Selbst in dem schwärzesten Dunkel der Schlacht war es licht in seinem Geiste; mit Todesfreudigkeit ging er den schwersten Gefahren entgegen und erweckte durch sein herrliches Vorbild auch iu dem Herzen des gemeinsten Soldaten eine Begeisterung, die sein Heer fast unüberwindlich machte. Da er jede Strapaze mit seinen Soldaten getreulich teilte, so waren diese ihm in großer Liebe zugethan und verspritzten für ihren König freudig ihr Herzblut. — Iu bewegten Worten nahm er von seiner Familie und den Räten seines Landes Abschied. „Ich rufe Euch", so schloß er thränenden Auges die Rede, „ein herzliches Lebewohl zu, vielleicht auf immer." Das Schluchzeu der Versammlung wurde erst gemildert, als der König die Hände zum Gebete faltete und. mit fester Stimme das Schlußwort des 90. Psalmes sprach: „Und der Herr unser Gott sei uns freundlich" it. s. w. — Mit 15 000 Mann schiffte er sich nach Deutschland ein. Am 4. Juni 1630 landete er auf der Insel Usedom. Als. er das feste Laut) betrat, fiel er angesichts des ganzen Heeres auf seine Kniee und erflehte einen glücklichen Erfolg seines Werkes. Da er iu deu Augen einiger Hauptleute Thränen der Rührung bemerkte, sagte er: „Weinet nicht, meine Freunde, sondern betet: je mehr Betens, je mehr Siegs! fleißig gebetet, ist halb gefochten und gesiegt!" Kampf in Deutschland. Zunächst wandte sich Gustav Adolf gegen die kaiserlichen Heere, die noch Pommern besetzt hielten. Sie mußten

5. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 115

1910 - Berlin : Salle
Gustav Adolf. 115 gestellt, mit der rechten Hand hinweisend auf die in seinem Arm ruhende Bibel, während er den Blick ruhig und vertrauensvoll zum Himmel emporrichtet. Gustav Adolf. Nach dem Tode Luthers war eine schwere Zeit übet Deutschland gekommen. Die junge evangelische Kirche wurde mit mißtrauischen Augen von den Anhängern der alten Lehre betrachtet. Wohl fand sie an einigen Fürsten Freunde und Beschützer, aber die Kaiser aus dem Hause Habsburg standen ihr meist feindlich gegenüber. Sobald die Protestanten für ihren Gottesdienst eine neue Kirche bauen wollten, stießen sie auf Schwierigkeiten aller Art. In Böhmen war es über solche Dinge zu großen Unruhen gekommen, die immer weiter um sich griffen und schließlich zu einem schrecklichen, beklagenswerten Kriege führten, der nicht weniger als 30 Jahre wüten sollte. Da war fast kein Land, keine Provinz, die nicht durch ihn Schaden und Trübsal erfahren hätte. Die Protestanten erlitten von Jahr zu Jahr größere Verluste. Es war schlimm um ihre Sache bestellt, so schlimm, daß ausländische Fürsten, die auck die Lehre Luthers angenommen hatten, Daran denken mußten, ihre deutschen Glaubensbrüder gegen die kaiserlichen Heere zu unterstützen. Der erste, der den deutschen Protestanten zu Hilfe eilte, war ein dänischer König. Er hatte wohl die redlichsten Absichten, fing aber den Feldzug nicht sehr klug an. Mit größerer Besonnenheit verfuhr dagegen einige Jahre spater der Schwedenkonig Gustav Adolf. In seinem Lande hatte er durch kluge und weise Gesetze das Königtum zu großem Ansehen gebracht. Auch der oft widerspenstige Adel hatte sich ihm gefügt, weil hoch und niedrig schließlich einsehen mußte, daß Gustav Adolf nur das tat und befahl, was Schweden zum Heil gereichte. Als er den Entschluß faßte, den Glaubensbrüdern in Deutschland mit einem Heer schwedischer Truppen zu Hilfe zu kommen, wußte er wohl, daß er feine leichte Aufgabe unternahm. Zwar hatten einige kleine, aus ihren Ländern vertriebene protestantische Fürsten dringend um seinen Beistand gebeten — aber für ihn waren sie doch nur Schützlinge, die von ihm etwas erhofften, keine wertvollen Bundesgenossen. Bevor Gustav Adolf nach Deutschland zog, bestellte er daheim sein Haus, setzte alles fest, wie er es nach seinem Tode gehalten haben wollte, befahl Land und Volk dem Schutz des Allmächtigen und ging dann mit tapferem Mut an fein Werk. Die Truppen, die ihm folgten,

6. Kursus 2 - S. 136

1897 - Altenburg : Pierer
- 136 ftaates. So zeigt sich also: Gustav Adolf zieht das Schwert, um das unterdrckte Recht zu schirmen und zu schtzen und um die gefhrdete Selbsterhaltung seines Reiches zu verteidigen. Welche Folgen hat Gustav Adolfs Teilnahme gehabt? Die Lage der Protestanten vor und nach Gustav Adolfs Eingreifen: Der Untergang ist ihnen allen sicher. Schon kehren katholische Bischfe in evan-gelische Lnder zurck; schon ffnen sich in vielen Gegenden die Pforten lngst verschlossener Klster wieder; schon werden die protestantischen Prediger verjagt und die Protestanten mit Gewalt zur Messe getrieben, da erscheint Gustav Adolf an der pommerfchen Kste. Der sinkende Mut der Protestanten, die alle Hoffnung auf Rettung aufgegeben, flammt wieder auf; die alte Begeisterung fr den Glauben erwacht wieder; das Volk jauchzt ihm zu. obgleich seine Fürsten und Herren zaghaft und mi-trauisch dem Retter begegnen. Seine Entschlossenheit und sein Glaubens-mut berwinden alle Hindernisse; des Kaisers Feldherren werden besiegt; katholische Fürsten fliehen, der Kaiser ist in seinen Erblanden bedroht, und schon ist Hoffnung vorhanden, da der Protestantismus allerorten in Deutschland Einzug halten werde. Da stirbt der Glaubensheld ans Ltzens blutgetrnkten Feldern den Heldentod. Doch obgleich der König gestorben, so hat er doch durch seine Siege und durch seinen Opfertod die Sache der Protestanten gerettet und ihnen ihre Glaubensfreiheit gesichert. So ist Gustav Adolf der Retter protestantischer Glaubensfreiheit geworden. Iv. Wie hat sich das evangelische Deutschland dem Retter seines Glaubens dankbar erwiesen? (Der Gustav-Adolf-Verein. Seine Ziele und seine Segnungen.) 10* Des groen Krieges Last und Weh. 1. Stck: Schweden und Franzosen im Gnnde wider den Gaiser. Wie dem Kaiser ein neuer Feind erstand. I. Das ist allerdings wunderbar; denn fast alle seine Feinde sind ja durch den Separatfrieden beseitigt, und der Krieg scheint damit zu Ende zu sein. Nur die Schweden sind noch im Lande, und diese sollen vertrieben werden und zwar gemeinsam von Protestanten und Katholiken. Jetzt ersteht dem Kaiser noch 'ein Feind. Wer mag es sein? Ii. Wer war also der neue Feind? Es war der König von Frankreich, Ludwig Xiv., der Gustav Adolf bereits untersttzt hatte im Kampfe wider den Kaiser. Was veranlat? diesen, jetzt noch den Kampf mit dem Kaiser aufzunehmen? Nicht um den be-drngten Protestanten zu helfen und ihren Glauben zu verteidigen, zieht er das Schwert (er war ja Katholik); er macht sich vielmehr die Un-einigkeit und Ohnmacht Deutschlands, das von dem langen Kriege ent-trstet und verarmt ist, zunutze und will fr sich und sein Land allerlei Vorteile daraus ziehen. Sein Streben ist darauf gerichtet, Habsburgs bermacht zu brechen, da durch dieselbe auch der franzsische Staat in seiner Selbsterhaltung gefhrdet war. Was war die Folge davon? Der Krieg hrte auf, ein Religionskrieg zu sein; es ward ein Eroberungs-krieg, den fremde Völker mit deutschen Soldaten und deutschem Gelde auf deutschem Boden um deutsche Lnder fhrten.

7. Geschichtstabellen - S. 53

1885 - Holzminden : Müller
53 1622 1623. 1626. 1628. 1629. 1630. 1630 1630. 1631. 1632. 1623. Kämpfe Tillys mit den Parteigängern Friedrichs V. im westlichen Deutschland: Mansfeld siegt bei Wiesloch, aber der Markgraf von Baden-Durlach wird bei Wimpfen, Christian von Braunschweig bei Höchst und Stadtlohn geschlagen und mit Mansfeld zur Räumung Deutschlands gezwungen. Maximilian von Bayern erhält die Kurwürde und die Oberpfalz. — Sieg Wallensteins, des kaiserlichen Feldherrn, über Mansfeld an der Dessauer Elbbrücke. Sieg Tillys über Christian Iv. von Dänemark und die Stände des niedersächsischen Kreises bei Lutter am Barenberge. Vergebliche Belagerung Stralsunds durch W allenstein. Friede zu Lübeck zwischen dem Kaiser und Christian Iv. Restitutionsedikt; absolutistische Pläne des Kaisers. Auf dem Kurfürstentage zu Regensburg wird besonders durch Maximilian von Bayern die Absetzung W^allensteins durchgesetzt. — 1635. Ii. Der schwedische Krieg. Gustav Adolf, König von Schweden (Enkel Gustav Wasas), landet in Pommern. Eroberung Magdeburgs durch Tilly (und Pappenheim); Plünderung und Brand dp1* Stadt. Erst jetzt Bündnis Brandenburgs und Sachsens mit Schweden. Sieg Gustav Adolfs über Tilly bei Breitenfeld. Siegeszug Gustav Adolfs durch Thüringen und Franken bis Mainz, dann (1632) über den Lech (wo Tilly geschlagen und tödlich verwundet wird) bis München. W allenstein wird mit unumschränkter Gewalt vom Kaiser bekleidet. Gustav Adolf kämpft mit ihm ohne Entscheidung bei Nürnberg. Schlacht bei Lützen: Gustav Adolf fällt, Bernhard von Weimar erkämpft den Sieg über Wallenstein. —

8. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 49

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 49 — Gustav Adolfs Tod. 4. Gustav Adolfs Tod. Nach diesem letzten Siege war Gustav Adolf Herr von ganz Deutschland. In seiner Not wandte sich der Kaiser wieder an Wallenstein und bat ihn, ein neues Heer zu werben. Wallenstein sagte zu, und in kurzer Zeit rückte er mit einem Heere gegen Gustav Adolf heran. Bei Lützen, nicht weit von Leipzig, kam es 1632 zum Kampfe. Sobald der Morgen graute, befahl Gustav Adolf seinem Feldprediger, Gottesdienst zu halten. Die Trompeter bliesen Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Knabenschulen. I. 4

9. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 201

1896 - Breslau : Hirt
Der schwedische Krieg. 201 Augsburgischen Bekenntnisses, mithin nicht die Reformierten, in Deutschland geduldet werden. Da wurden auch die katholischen Fürsten empört über das hochfahrende und gewaltthätige Auftreten Wallensteins, der im Verein mit Tillys Scharen das Edikt mit unerhörter Härte vollstreckte. Auf dem Reichstage zu Regensburg (1630) erhoben katholische und evangelische Stände die bittersten Klagen über Wallenstein und seine wüsten, raublustigen Scharen. Des Kaisers Bruder schrieb: „Es kann nicht ohne allen Schaden abgehen; allein das Brennen, Totschlagen, das Abschneiden der Nasen und Ohren können die Offiziere wohl verhindern. Die Offiziere spicken ihre Beutel mit der armen Leute Schweiß und Blut." Ungern gab der Kaiser den Fürsten nach und entließ Wallenstein; dieser fügte sich, in der festen Überzeugung, daß der Kaiser ihn bald wieder nötig haben werde. Bis dahin lebte er auf seinen böhmischen Gütern in kaiserlicher Pracht. 4) Der schwedische Krieg. a. Gustav Adolf in Pommern und Brandenburg. Trotz der Entlassung Wallensteins wäre die evangelische Kirche verloren gewesen, wäre ihr nicht in Gustav Adolf, dem Könige von Schweden, ein Retter erstanden. Auch dieser sah sich durch die Übermacht der Katholiken bedroht; denn der König von Polen, strenger Katholik und Schwager des Kaisers, bestritt ihm die schwedische Krone. Durch den Krieg mit Polen war Gustav Adolf verhindert, seinen Glaubensgenossen in Deutschland früher Hilfe zu bringen. Nachdem aber Frankreich, das ebenfalls wegen der Habsburgischen Macht besorgt wurde, einen Frieden zwischen Schweden und Polen vermittelt hatte, konnte Gustav Adolf seine ganze Kraft Deutschland zuwenden. Wahrscheinlich hoffte er auch, in diesem Kriege Preußen und Pommern zu gewinnen und so die Ostsee zu einem schwedischen Binnenmeer zu machen, da die Ostküste derselben damals schon zu Schweden gehörte. Als er (1630) auf der Insel Usedom landete, fiel er vor seinem ganzen Heere auf die Kniee, dankte Gott für die glückliche Überfahrt und bat um ferneren Beistand. Seinen Kriegern traten vor Rührung die Thränen in die Augen; er aber sprach: „Weinet nicht, sondern betet. Je mehr Betens, desto mehr Sieg's!" Er hielt strenge Manneszucht, verbot seinen Soldaten jede Plünderung und ließ täglich zweimal Feldgottesdienst halten. Gustav Adolf hoffte, die evangelischen Fürsten _ Deutschlands würden ihn mit offenen Armen aufnehmen; allein diese hielten sich aus Furcht vor dem Kaiser zurück und verweigerten den Schweden den Durchzug durch ihr Land; der Herzog von Pommern öffnete ihm nur gezwungen die Thore seiner Hauptstadt Stettin. Gustav Adolf vertrieb jetzt Tilly aus Mecklenburg, der darauf Magdeburg belagerte. Bevor der Schwedenkönig dieser wichtigen Stadt Hilfe bringen konnte, mußte er sich erst den Rücken sichern und seinen Schwager, den Kurfürsten Georg Wilhelm von Branden-

10. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 86

1910 - Berlin : Salle
86 Der Dreißigjährige Krieg. und Bedeutung ist. Der Schwedenkönig weckte Begeisterung, weil er selbst solche besaß. Die Religion war ihm kein Vorwand zur Erreichung weltlicher Zwecke, sondern ein wirklich inniges Verhältnis zu Gott und der Glaube an eine göttliche Weltregierung. In ihm war noch etwas lebendig von dem ersten frischen jugendlichen Geist der Reformation. Ergreifend war seine Abschiedsrede an die Stände. „Nicht leicht- sinniger Weise", fing sie an, „stürze ich mich und euch in diesen ge- fahrvollen Krieg. Mein Zeuge ist der allmächtige Gott, daß ich nicht aus Vergnügen fechte. Der Kaiser hat mich in der Person meiner Gesandten aufs grausamste beleidigt, er hat meine Feinde unterstützt, er verfolgt meine Freunde und Brüder, drückt meine Religion in den Staub und streckt die Hand aus nach meiner Krone. Dringend flehen uns die unterdrückten Stände Deutschlands um Hilfe, und wenn es Gott gefällt, so wollen wir sie ihnen geben. Ich kenne die Gefahren, denen mein Leben ausgesetzt sein wird. Nie habe ich sie gemieden und schwerlich werde ich ihnen ganz entgehen. Bis jetzt zwar hat mich die Allmacht wunderbar behütet, aber ich werde doch endlich sterben in der Verteidigung meines Vaterlandes. Ich übergebe euch dem Schutz des Himmels. Seid gerecht, seid gewissenhaft, wandelt unsträflich, so werden wir uns in der Ewigkeit wieder begegnen." Das Charakterbild Gustav Adolfs steht heute in der Welt- geschichte unverrückbar fest. Durch seinen Kampf in Deutschland ist der Schwedenkönig erst weltbekannt geworden. Es ist sicher, daß er die allgemeinen protestantischen Interessen verfochten hat, wenn er dabei den Nutzen Schwedens auch nicht ganz außer Augen verlieren durfte. Sonst wäre er ein unklarer Träumer, aber kein zielbewußter Staatsmann gewesen. Durch die drohende Haltung der Habsburger wurde er in die europäische Politik hineingetrieben. Es bestanden damals bei diesen Pläne, die sich bis auf Schweden erstreckten. Man wollte an der Ostsee ein großes Seereich schaffen und bei Schweden die spanische Flotte verankern, um von dort aus die aufständischen Niederländer angreifen zu können. Diese phantastischen Pläne sind infolge des Einfalls von Gustav Adolf in Deutschland nicht zur Aus- sührung gekommen. Gustav Adolf war ohne Widerspruch der erste Feldherr seines Jahrhunderts und der tapferste Soldat in seinem Heere, das er sich selbst erst geschaffen hatte. Mit der Taktik der Griechen und Römer vertraut, hatte er eine bessere Kriegskunst erfunden, welche den größten Feldherren der folgenden Zeiten zum Muster diente. Die Wichtigkeit des Fußvolks in Schlachten lernte Europa erst von ihm. Ganz Deutsch-

11. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des Achtzehnten Jahrhunderts - S. 32

1911 - Langensalza : Beltz
Der Dreißigjährige Krieg. gegen den ehemaligen Kriegsgewaltigen kämpfen mußte? (Der Kaiser war in höchster Gefahr; er sah sich jetzt in seinem eigenen Erblande bedroht. In der Not wandte er sich an Wallenstein, den einzigen, der noch helfen konnte.) Was veranlaßte diesen, dem kaiserlichen Rufe zu folgen? Wird der Schwedenkönig dem neuen, gewaltigen Gegner standhalten können? a) Wallenstein ließ sich lange bitten, ehe er sich bereit zeigte, ein Heer anzuwerben. Er stellte dem Kaiser harte Bedingungen: Er forderte den unumschränkten Oberbefehl über die gesamte kaiserliche Macht, ferner das R cht, die Soldaten selbst zu belohnen und zu bestrafen. Der Kaiser sollte keinerlei Recht haben, in seinen Kriegsplan dreinzureden. Als Entschädigung für seine Hilfe verlangte Wallenstein Mecklenburg oder ein anderes Reichsland. Der Kaiser ging bereitwillig auf alles ein. Stolz sandte Wollenstem ihm die Kunde: „Ich will ein Heer aufbringen, wie Deutschland noch keins gesehen. In wenigen Tagen soll es sich zeigen, wer Herr in Deutschland ist, ich oder der Schwede." So ließ er abermals die Werbetrommeln rühren, und wiederum sammelten sich große Söldnerscharen unter seinen Fahnen, wußten sie doch, daß der böhmische Graf guten Sold gab und Beute machen ließ. Vertiefung. Warum trat Wallenstein so stolz und selbstbewußt gegen den Kaiser auf? Warum nahm der Kaiser die harten, beinahe unerhörten Bedingungen Wallensteins an? Überschrift? Zusammenfassung. Wall enstein wird wieder Ober-befehlshaber der kaiserlichen Armee. b) Wie verhielt sich der Schwedenkönig? Ob er wohl angesichts des gefährlichen Gegners seinen Plan nicht aufgeben wird? Gustav Adolf blieb in Bayern, fest entschlossen, den Kampf mit dem neuen Feinde aufzunehmen. Aber dieser hütete sich wohl, den berühmten Feldherrn anzugreifen. Er bezog bei Nürnberg, nicht weit von den Schweden, ein festes Lager. Nach drei Monate langer Untätigkeit unternahm der Schwedenkönig einen Sturmangriff auf die feindliche Stellung. Mit rühmenswerter Tapferkeit und Todesverachtung wurde auf beiden Seiten gestritten. Erschöpft, aber unbesiegt zog Gustav Adolf sich zurück. Wallenstein aber brach nach Sachsen auf, eroberte Leipzig und seine Raubscharen erneuerten die ehemaligen Verwüstungsgreuel. Unterdessen kam Gustav Adolf auf die Hilferufe des Kurfürsten in Eilmärschen herbei. Ehe sich's die Kaiserlichen versahen, waren die Schweden in nächster Nähe. Bei Lützen, unweit Leipzig, stellte Gustav Adolf seine Armee in Schlachtordnung auf. Es war an einem nebeligen Novembermorgen des Jahres 1632. Beide Gegner machten sich zum Entscheidungskampfe bereit. Aber erst gegen Mittag durchbrach die Sonne die Nebelhülle, und die Heere sahen einander. Nachdem der Gesang des Lutherliedes verklungen war, schwang sich Gustav Adolf aufs Streitroß, und mit den Worten: „Nun wollen wir dran! Das walte der liebe Gott!" gab er das Zeichen zum Beginn der Schlacht. Er führte die Seinen gegen den Feind, der wohlverschanzt auf dem Steinwege, der von Lützen nach Leipzig führt, in tiefen Gräben auf beiden Seiten desselben ausgestellt war. Ein mörderisches Feuer empfing die Schweden; zur Rechten und zur Linken des Königs hielt der Tod reiche Ernte. Doch mutig ging es vorwärts. Da begann das schwedische Fußvolk zu wanken und über die be-

12. Teil 2 - S. 73

1890 - Breslau : Goerlich
Lilly war klein, hager, aber kräftig; die Züge seines Antlitzes waren streng, aber sein Auge verriet Milde. Seine Tracht war die spanische damaliger Zeit: ein Wamms von hellgrünem Atlas, ein weißer Gürtel, worin zwei Pistolen steckten, lederne Beinkleider und hohe Reitstiefel; von dem aufgekrämpten Hute wallte eine lange, rote Feder herab. Frömmigkeit und Enthaltsamkeit waren seine hervorragendsten Eigenschaften; er war der einzige Feldherr seiner Zeit, der weder nach Reichtum, noch nach Ehren strebte. Seine Soldaten beweinten ihn wie einen Vater. Die Schlacht bei Luhen. Durch die Schlacht bei Breitenfeld verlor der Kaiser alle Vorteile, die er durch einen zwölfjährigen Krieg errungen hatte. Gustav Adolf zog durch Thüringen und drang bis Mainz vor; er benahm sich ganz als Herr von Deutschland und ließ sich überall huldigen; seine Verbündeten, die Sachsen, fielen in Böhmen ein und eroberten Prag. In dieser Not wandte sich der Kaiser wieder an Wallenstein, der mit königlicher Pracht aus feinen Gütern lebte. Prachtvoll waren die Säle seines Schlosses, seine Pferde fraßen aus Marmorkrippen. Sechsunddreißig Ritter begleiteten den Herzog und sechzig Edelknaben aus den vornehmsten Geschlechtern bedienten ihn. Erst auf mehrfaches Bitten des Kaisers ließ sich Wallenstein bereit finden, ein Heer anzuwerben. Kaum wurde in Deutschland bekannt, daß „der Friedländer" Soldaten brauche, strömten von allen Seiten Beutelustige herbei und bald standen 40 000 Mann unter den Waffen. Nnn sollte Wallenstein auch den Oberbefehl übernehmen; dies that er aber erst, nachdem der Kaiser lange gebeten und in sehr harte Bedingungen eingewilligt hatte. Gustav Adolf war inzwischen nach Bayern vorgerückt, Wallenstein zog ebenfalls dahin und nahm ein festes Lager bei Nürnberg ein. Elf Wochen standen das kaiserliche und das schwedische Heer einander gegenüber, endlich versuchten die Schweden einen Sturm, wurden aber mit großen Verlusten zurückgeschlagen. Nun rückte Wallenstein nach Sachsen vor, dessen Kurfürst mit Gustav Adolf verbündet war. Der König kam herbei, um den Sachsen zu helfen, und bei Fähen kam es 1632 zur Schlacht. Die Schweden griffen mutig an und sprengten drei feindliche Vierecke; dagegen wurden sie von Wallensteins Reiterei zurückgeworfen. Nun setzte sich Gustav Adolf an die Spitze eines Regiments, eilte aber so rasch vorwärts, daß nur wenige Getreue ihm folgen konnten. Plötzlich wurde er von Wallensteinschen Kürassieren umgeben; sein Pferd wurde erschossen, dann zerschmetterte ihm ein Schuß den linken Arm. Als ihn seine Begleiter aus dem Schlachtgetümmel tragen wollten, erhielt er einen Schuß in den Rücken und starb. — Die Schweden waren wütend über den Tod ihres Königs und drangen ungestüm vor. Als eine Reihe von Pulverwagen, die Wallenstein hinter seiner Schlachtlinie hatte aufstellen lasten, in die Luft flog, glaubten sich die Kaiserlichen im Rücken angegriffen und flohen. So errangen die Schweden einen Sieg, hatten aber den Verlust ihres Königs zu beklagen. Watlensteins Ende. Nach dem Tode Gustav Adolfs setzte sein Reichskanzler den Krieg fort, Wallenstein aber that sehr wenig gegen die Schweden. Man vermutet, daß er mit ihnen Frieden schließen wollte, um dann auch den Kaiser zum Frieden zu zwingen und von diesem die Krone Böhmens zu erhalten. Der Kaiser erhielt jedoch Nachricht, daß Wallenstein mit seinen Feinden in Unterhandlungen stehe; auch wurde ihm hinterbracht, daß Wallenstein die Soldaten vom Kaiser abwendig zu machen suche, — was aber nicht der Wahrheit gemäß war. Daher sprach der Kaiser die Absetzung Wallensteins aus. Dieser begab sich nach Eger, wo er von einem Offizier ermordet wurde. Wallenstein war ein Mann von großen Eigenschaften, allein sein ungemessener Ehrgeiz gereichte ihm zum Verderben.

13. Neuere Zeit - S. 107

1882 - Braunschweig : Bruhn
Wallenstein zieht sich nach Bhmen zurck. Er hat eine schwere Niederlage erlitten, aber der Tod Gustav Adolfs war fr die Kaiserlichen wertvoller als ein glnzender Sieg. Einflu des Todes auf den Krieg *): 1. Uneinigkeit zwischen dem Kanzler einerseits und den Feldherren Gustav Horn und Bernhard von Weimar andrerseits und zwischen den Feldherren untereinander. Die einheitliche Leitung und Fhrung des Krieges geht verloren. 2. Die Kriegsoperationen werden schleppend, weil sich der politische Leiter und die ausfhrenden Feldherren immer erst auseinandersetzen mssen. 3. Die deutschen Fürsten (Kurfürst von Sachsen) wollen nicht von einem Kanzler Befehle annehmen. (Der Plan, eine dritte Partei in Deutschland zu bilden, taucht wieder aus). 4. Die Schweden tragen nicht so geduldig die Lasten des deutschen Krieges. Die Hoffnung auf reiche Erstattung der Kosten schwindet. Sie fordern Erleichterung der, Lasten. 5. Die Soldaten gehorchen nicht mehr so willig. Offene Emprung. 6. Der eigentliche Zweck des Krieges geht verloren. Die Kriegszucht schwindet. Er artet in zweckloses Hin- und Herziehen aus, verbunden mit den furcht-barsten Verheerungen. (Die Schweden bertreffen an Brutalitt noch die Kaiserlichen). Der religise Grund tritt ganz zurck. Der Krieg wird unntig in die Lnge gezogen: a. Man sucht Eroberungen zu machen. b. Die schwedischen Feldherren (einfache Edelleute) knnen nur im Kriege ihre Stellung behaupten. (Sie sind Herrscher in dem bezwungenen Gebiete). Schlielich wird nur noch um Lebensunterhalt und Winterquartiere ge-kmpft2). 7. Die Franzosen gewinnen greren Einflu auf die Leitung des Krieges. a, Richelieu hatte dem Kanzler Oxenstierna gegenber eine ganz andere Stellung als zum Könige Gustav Adolf. b. Die Franzosen mssen, nachdem die Schweden ihre Siegesstellung verloren, mit Heeresmacht auftreten. (Seit 1634 war Schweden ganz von franzsischer Hlfe abhngig). Jetzt erst kann Frankreich seine Entwrfe aus Elsa unge-hindert verfolgen. Oxenstierna ^) wurde seiner schwierigen Lage bald Herr: 1. Heilbronner Bndnis zwischen den protestantischen frnkischen, schwbischen, rheinischen Stnden und Schweden. a. Die Pfalz an den Sohn Friedrichs V. (f 1632) zurckgegeben. 1) Vgl. Tod des Perikles I. p. 25 und 26. 2) Vgl. Simpliciesimus ed. Meyer. Bremen. 3) Man kann ihn Richelieu und v. Bismarck gleichstellen. Bild S. v. Weech p. 116.

14. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 53

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Wallensteins lebten auch sie in den letzten Kriegsjahren von Raub und Plünderung der unglücklichen Einwohner Deutschlands, wober sie sich unmenschliche Grausamkeiten zu schulden kommen ließen. Endlich wurde im Jahre 1648 zu Münster und Osnabrück der westfälische Friede geschlossen. In demselben wurde den Protestanten freie Religionsübung gewährt. Vorpommern mit der Insel Rügen fiel an Schweden. Brandenburg erhielt Hinterpommern, das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Halberstadt und Minden. An Frankreich mußte Deutschland das Elsaß und die Städte Metz, Toul und Verdun abtreten. Holland und die Schweiz wurden von Deutschland getrennt und waren von da an selbstänbige Staaten. Durch den westfälischen Frieden würden die deutschen Fürsten unabhängig vom Kaiser und erhielten unumschränkte Macht 'in ihren Staaten. Es entftanb eine Menge kleiner Einzelstaaten, welche das Bewußtsein verloren, daß sie eines Stammes waren, und welche, anstatt durch Einigkeit zu erstarken, sich untereinander befehdeten. So war das deutsche Reich zersplittert und machtlos. Dazu waren weite Strecken durch Krieg und Pest entvölkert, und Zucht und gute Sitte waren fast gänzlich geschwunden. Welches war die Veranlassung zum dreißigjährigen Kriege? Welche Folgen hatte der böhmische Krieg für die Protestanten Böhmens? Worans erklärt sich das siegreiche Vordringen des kaiserlichen Heeres in Deutschland? Weshalb war das Vordringen des Wallensteinschen Heeres für Deutschland so verderblich? Welche traurige Folge hatten Wallensteins Siege für die deutschen Protestanten ? Welche beiden Ereignisse waren ein Glück für die Protestanten? Wodurch zeichnete sich Gustav Adolfs Heer aus? Weshalb konnte Gustav Adolf der Stadt Magdeburg nicht rechtzeitig Hülfe bringen? Welchen Verlauf nahm die Zerstörung Magdeburgs? Durch welche siegreichen Schlachten befreite Gustav Adolf die Protestanten Deutschlands von der Macht des Kaisers? Wie zeigte er auf seinem Siegeszuge seine edle Gesinnung? Wie zeigt sich des Königs frommer Sinn? Welche Veränderungen rief der westfälische Friede in Deutschland hervor? Welche traurigen Folgen hatte der dreißigjährige Krieg?

15. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 300

1876 - Kreuznach : Voigtländer
— 300 — schlecht fand Schonung. Hülflose Greise wurden niedergestoßen, Frauen in den Armen ihrer Männer erwürgt, Kinder vor den Augen der Eltern an den Mauern zerschmettert, Säuglinge an der Brust der Mutter durchspießt. Was der Wuth des Schwertes entging, raffte das Feuer dahin. Denn inmitten des Mordgewühls wirbelten plötzlich auf allen Seiten Flammen empor und verwandelten bald die ganze Stadt in ein qualmendes Feuermeer. In kaum 10 Stunden war das reiche, mächtige Magdeburg ein Aschenhaufen. Nur zwei Kirchen und einige elende Fischerhütten standen noch. Von 30,000 Einwohnern retteten nur 1500 das Leben. 3. Gustav Adolfs Sieg bei Leipzig. — Gustav Adolfs Herz blutete, als er Magdeburgs Unglück erfuhr; den Kurfürsten von Sachsen aber, dessen unentschlossenes Zaudern ihn an der Rettung der Stadt verhindert hatte, erfaßte Verzweiflung, als jetzt der schreckliche Tilly in sein Land einbrach. Flehentlich bat er Gustav um Hülfe. Und in kurzem stand der Schwedenkönig mit feinem Heere dem nie besiegten kaiserlichen Feldherrn gegenüber. Bei Leipzig kam es zur Schlacht. Da wurde Magdeburgs Zerstörung blutig gerächt; da erfochten die Schweden den glorreichsten Sieg. Das ganze kaiserliche Heer wurde getestet, gefangen, zersprengt. Kaum entrann der greife Tilly dem Tode. Ein schwedischer Rittmeister fetzte dem Fliehenden nach, schlug ihm mit umgekehrter Pistole auf den Kopf und hätte ihn getestet, wenn ihm nicht ein Reiter zu Hülfe gekommen wäre, der den Verfolger zu Boden schoß. Gustav Adolf aber kniete auf dem leichenbedeckten Schlachtfelde nieder und sprach: „Dank dir, Gott! Dank für deinen Sieg!" 4. Sein Siegeszug durch Deutschland. — Die Folgen dieses Sieges waren gewaltig. Alle Vortheile, welche der Kaiser in den langen Kriegsjahren errungen hatte, waren verloren. Ganz Deutschland stand dem Schwedenkönige offen. Wie im Triumphe durchzog er die Lande bis zum Rhein; überall begrüßte das protestantische Volk den Retter seines Glaubens, den milden, leutseligen Helden mit begeistertem Jubel. Als er sich

16. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 351

1898 - Altenburg : Pierer
- 351 Mit der Mannigfaltigkeit der Wohlfahrtseinrichtungen steigt der Volkswohlstand und wchst die innere Festigkeit des Staates. Methode. 1. Welches sind die Grundpfeiler des neues Reiches? 2. Welche Aufgaben erwachsen dem Reiche fr die Zukunft? 3. Was kann jeder Deutsche zur Erhaltung des Reiches bei-tragen? Zusammenstellung der gewonnenen Ergebnisse. A. Geschichtliche Werkstze. I. Der dreiigjhrige Krieg. 1. Die Zeit der Gegenreformation. 1547-1681. Der Fanatismus und der Geist der Unduldsamkeit, geschrt durch die Wirksamkeit der Jesuiten, verschrfen die Feindschaft zwischen Katholiken und Protestanten. Der geistliche Vorbehalt und das Recht der Landesherren der die Herzen und Gewissen ihrer Unterthanen verhinderten die Ausshnung der beiden Religionsparteien und strten den inneren Frieden. Der Glaubens- und Gewissenszwang, der durch den Augsburger Religionsfrieden eingefhrt ward, war der Quell aller inneren Zwistigkeiten, die unser deutsches Vaterland in der Zeit der Gegenreformation verwirrten. 2. Der groe Religionskampf. 16181630. Durch die jesuitischen Bestrebungen am Anfange des 17. Jahrhunderts wurden den bhmischen Protestanten die verbrgten Rechte verkmmert, und dadurch wurde der bhmische Aufstand erzeugt. Die Wahl des Oberhaupts der protestantischen Union zum Bhmenknig und der blinde Religionseifer des Kaisers entfachten einen deutschen Brger- und Religionskrieg. Der Zwiespalt und die Lauheit unter den Protestanten verschaffte dem Kaiser die unumschrnkte Herrschaft der ganz Deutschland und brachte den Protestantismus an den Rand des Unterganges. 3. Gustav Adolf. 16301632. religise und politische bergewicht, das das habsburgische Haus durch die Niederwerfung des deutscheu Protestantismus erlangt hat, gefhrdet die Machtstellung der brigen eurovischen Staaten und ruft den Schwedenknig Gustav Adolf auf den deutschen Kriegsschauplatz. Gustav Adolf bricht durch seine Siege und durch seinen Opfertod das religise bergewicht des habsburgischen Hauses und wird dadurch der Retter protestantischer Glaubensfreiheit. ' ^ 4. Der Eroberuugs- und Verwstungskrieg. 16331648. Krieges^ ^ra9cr Sonderfriede reizt die ausgeschlossenen Parteien zur Fortsetzung des Der innere Zwiespalt und die innere Zerrissenheit Deutschlands während des groen Krieges haben die Einmischung fremder Völker zur Folge, wodurch der Krieg verlngert wird a Die fruchtbaren deutschen Gaue werden in Einden verwandelt, der Volkswohl-stand wird vernichtet und das Volk sinkt zu sittlicher Verkommenheit herab. Die Sldnerheere bildeten einen unsicheren Landesschutz, waren aber desto mehr eine Plage fr Freund und Feind. Ii. Der groe Kurfürst von Brandenburg. 16401688. 1. Der Verfall des deutschen Reiches nach dem groen Kriege. , Nach dem groen Kriege wird das deutsche Reich auf allen Seiten von aefhr-Ilchen Feinden bedroht. 8 1 ' >. Ohnmacht des Reiches ist die natrliche Folge der staatlichen Zerrissenheit, die durch den westflischen Friedensschlu ihren Hhepunkt erreicht.

17. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 200

1897 - Leipzig : Baedeker
— 200 — seinen Weg. Schnell eilte Gustav Adolf den Sachsen zu Hilfe. Das Volk begrüßte ihn jubelnd als Retter; viele drängten sich an ihn, fielen auf die Kniee und küßten den Saum seines Rockes. Der König zürnte darüber und sagte: „Ich fürchte, Gott wird diese Leute bald empfinden lassen, daß ich nur ein schwacher, sterblicher Mensch bin." 7. Gustav Adolfs Tod. Bei Lützen, unweit Leipzig, erreichte er das feindliche Heer. Hier kam es am 16. November 1632 zur Schlacht. Eine Landstraße trennte die Heere. Nach längerem heißem Kampfe dringt der schwedische rechte Flügel, von Gustav selbst geführt, siegreich vorwärts. _ Da erhält der König die Nachricht, daß sein Mitteltreffen wieder über die Straße zurückgeworfen fei. Pfeilschnell eilt er dorthin, nur wenige Begleiter können ihm folgen. Hier gerät er, weil er kurzsichtig ist und an dem Tage ein starker Nebel herrscht, mitten unter die feindlichen Reiter. Plötzlich zerschmettert ihm eine feindliche Kugel den linken Arm und gleich darauf erhält er einen Pistolenschuß in den Rücken. Mit dem Ruse: „D mein Gott!" sinkt er vom Pferde, öein Tod erfüllte die Schiveden mit grimmem Rachedurst. Unaufhaltsam dringen sie vorwärts. Den Wallensteinern hilft es nicht, daß der kühne Reitergeneral Pappenheim ihnen frische Truppen zuführt. Er fällt selbst im Kampfe, und nun wenden sich die Kaiserlichen mit dem Rufe: „Pappenheim ist tot, die Schweden kommen über uns!" zur Flucht. Doch die Schweden konnten sich ihres Sieges nicht freuen, da ihr Bester gefallen war, und mit ihnen trauerten alle Protestanten Deutschlands, die in Gustav Adolf den mächtigsten Beschützer ihres Glaubens verloren hatten. Die dankbare Nachwelt hat ihm auf der Stelle, wo das Blut des Glaubenshelden geflossen ist, ein Ehrendenkmal errichtet. 8. Wallensteins Tod. Nach dem Tode Gustav Adolfs verharrte Wallenstein unthätig in Böhmen und ließ es ruhig geschehen, daß die Schweden das Bayerland besetzt hielten. Dadurch kam er in den Verdacht, daß er im geheimen ein Bündnis mit des Kaisers Feinden geschlossen habe, um sich die Krone Böhmens zu verschaffen. Er wurde des Oberbesehls entsetzt, und einige Offiziere seines Heeres erhielten den Auftrag, ihn lebendig oder tot auszuliefern. Sie drangen daher eines Nachts, als Wallenstein in der Festung Eger verweilte, in sein Schlafgemach und stießen ihm die Lanzen in die Brust. Das war das Ende des Gewaltigen, der ganz Deutschland mit Blut und Schrecken erfüllt hatte. 9. Ende des Krieges. Doch der schreckliche Krieg wütete auch jetzt noch fort. Er wurde nicht mehr geführt um des Glaubens willen, sondern um Eroberungen in Deutschland zu machen. Bei den Schweden war seit Gustav Adolfs Tod die alte Mannszucht verloren gegangen; sie übertrafen an Raub- und Beutegier, ja an unmenschlicher Grausamkeit noch die Kaiserlichen. Um die Macht des Kaisers zu brechen, verbündeten sie sich mit den Franzosen, denen natürlich Teile des deutschen Reiches als Kriegslohn verheißen wurden. Deutsch-

18. Neuzeit - S. 133

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 133 — verknüpft sei. Je näher aber der Katholozismus und der päpstliche wie jesuitische Einfluß an Schweden heranrückte, desto unsicherer wurde sein Thron. Wenn nun der katholische Polenkönig, der trotz des Waffenstillstandes begierig die Hände nach der Schwedenkrone ausstreckte, sich mit dem katholischen, von Jesuiten geleiteten deutschen Kaiser, der in Deutschland den Protestantismus auszurotten strebte und sein Ziel durch den Erlaß des Restitutionsediktes der Verwirklichung ein bedeutendes Stück näher gebracht hatte, verband, so konnte man sicher sein, daß auch der schon öfter unternommene Versuch, Schweden wieder in den Schoß der alleinseligmachenden katholischen Kirche zurückzuführen, erneuert werden würde, und ob dann Schweden mächtig genug gewesen wäre, dem vereinigten Anpralle dauernd Widerstand zu leisten, das mußte billigerweise bezweifelt werden. Gegenwärtig schien der Kamps gegen den Kaiser noch aussichtsvoll Zu sein. Er hatte sich durch das harte Restitutionsedikt den Haß der gesamten nichtkatholischen Bevölkerung zugezogen. Gustav Adolf konnte daher sich der Hoffnung hingeben, daß, wenn nur ein Bahnbrecher und Führer an die Spitze der protestantischen deutschen Bevölkerung träte, diese sich wie ein Mann gegen den Zertreter und Vernichter der Religionsfreiheit erheben würde. Leider sollte er bald erfahren, daß er sich hierin getäuscht hatte. Was seine Teilnahme am Schicksale des deutschen Protestantismus, seine Ruhmbegierde, der Retter desselben zu werden und die weitausgreifende Für- und Vorsorge für seinen Thron nicht bewirkten, das vollbrachte — wenn es überhaupt noch nötig war, Richelieu durch seine Ermunterungen und Versprechungen. Dieser überaus kluge Staatsmann bewog den nordischen Helden, den erprobten Kriegsmann, den Ruhm seiner Waffen nach Süden zu tragen, und als Gustav Adolf noch zauderte, verhieß er ihm die regelmäßige Zahlung von Hilfsgeldern, deren Gustav Adolf so dringend bedurfte, weil Schweden durch die fortwährenden Kriege erschöpft war, und er erklärte ihm noch, daß die deutschen Protestanten ihn wie einen Messias erwarteten. Auch England arbeitete in diesem Sinne in Stockholm und zahlte auch später beträchtliche Summen an Gustav Adolf, ehe Richelieu seine Kassen öffnete. 3. Wie Gustav Adolf iit Pommern landete. Nachdem Gustav Adolf mit den Polen den Waffenstillstand geschlossen hatte, verhandelte er sogleich mit seinen Ständen wegen des deutschen Feldzuges. Diese bewilligten ihm auch die allerunentbehrlichsten Mannschaften und Mittel. Hierauf rüstete er sich zur Abfahrt. Feierlich nahm er von seinen Ständen Abschied, setzte sein Töchterchen im Falle seines Todes als Thronfolgerin ein und übergab die Regierung seinem treuen und klugen Kanzler Axel Oxenstjerna. Bei günstigem Winde segelte er nach Süden. Am 24. Juni 1630, 100 Jahre nach der Übergabe der Augsburger Konfession, landete er während eines

19. Vom Zeitalter der abendländischen Kirchentrennung bis zur französischen Staatsumwälzung - S. 31

1909 - Leipzig : Hirt
5. Der Dreißigjährige Krieg uttb seine Folgen für Deutschland. 31 Küste Pommerns. Damit beginnt der dritte Teil des Krieges, der sogenannte Schwedische Krieg. Der Schwedische Krieg. Hauptsächlich fünf Gründe bewogen den Schwedenkönig zu dem Zuge uach Deutschland. Zunächst war es feine Absicht, in der Ostsee eine schwedische Seemacht zu begründen; dazu bedurfte er der Küste Pommerns. Zweitens wollte er seine Glaubensgenossen, die evangelischen Christen in Deutschland, gegen den Kaiser schützeu. Der dritte Grund war eine Familienrücksicht. Er hatte sich beim Kaiser für die Wiedereinsetzung der vertriebenen Herzöge von Mecklenburg verwandt, die seine Vettern waren; aber der Kaiser hatte seiner Bitte nicht willfahren können, weil Wallenstein dieses Land in Besitz genommen hatte. Viertens fühlte sich Gustav Adolf persönlich durch den Kaiser verletzt, weil dieser seine Vermittlung bei dem Abschlüsse des Lübecker Friedens zurückgewiesen hatte. Endlich hatte der Kaiser in einem Kriege, den Gustav Adolf gegen Polen führte, die Polen zur Fortsetzung des Krieges ermuntert, um die Einmischung Gustav Adolfs in die deutschen Angelegenheiten zu verhindern. Kardinal Richelieu hatte Gustav Adolf zum Einfall in Deutschland aufgefordert und eine jährliche Gelduuter-stützung zugesichert. Die Zerstörung Magdeburgs. So war denn Gustav Adolf in Deutschland erschienen. Wohl waren die protestantischen Fürsten gegen den Kaiser erbittert; denn dieser hatte nach 1629, kurz vor dem Lübecker Frieden, das sogenannte Restitutionsedikt erlassen, wonach alle nach dem Passauer Vertrag eingezogenen Kirchengüter gemäß Beschluß des Augsburger Religioussriedens zurückgegeben werden sollten. Das waren die zwei Erzbistümer Magdeburg und Bremen, zwölf Bistümer und zahlreiche Klostergüter in Norddeutschland. Trotzdem traten doch nur Sachsen-Weimar, Hessen und Magdeburg zu den Schweden über. Gezwungen gestattete Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg Gustav Adolf den Durchzug durch sein Land, obwohl seine Schwester die Gemahlin des Schwedenkönigs war. Denn er kannte Gustav Adolfs Absichten auf Pommern, das uach einem alten Erbvertrage an Brandenburg fallen sollte. Tilly belagerte Magdeburg; Gustav Adolf wollte der Stadt Hilfe bringen. Ehe er ankam, war die Stadt bereits erobert und zerstört durch eine Feuersbrunst, die während der Plünderung entstanden war. Man hat Tilly und namentlich seinem Unterfeldherrn Pappenheim die Einäscherung und Zerstörung Magdeburgs zur Last gelegt. Doch ist dieses nicht erwiesen; denn in Tillys und Pappenheims Vorteil lag es, Magdeburg als Waffen- und Versorgungsplatz zu erhalten. Freilich haben die kaiserlichen Soldaten unmenschlich in der eroberten Stadt gehaust; allein dies geschah gegen den Willen Tillys, der ausdrücklich besohlen hatte, sich des Blutvergießens zu enthalten. Aber die Roheit der Soldateska war entfesselt, die Offiziere fanden keinen Gehorsam mehr.

20. Geschichtsbilder - S. 132

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 132 — mit roter Feder und an den ^üßen große Stulpstiefel. So erschien er in seinem Äußern noch immer als Feldherr. Er sah daher mit Schadenfreude die Not, in die der Kaiser geraten war. Jetzt mußte dieser zu ihm kommen und ihn um Hilfe anflehen. Erst nach langem Zögern gab der stolze Friedländer nach. Das Heer aber )oue ihm allein angehören, der Kaiser solle nicht einmal im Lager erscheinen dürfen. Sobald Wallenstein die Werbetrommel schlagen ließ, strömten aus allen legenden Deutschlands Krieger zu seinen Fahnen. Denn unter diesem erfahrenen, iregreichen Feldherrn hoffte jeder Ruhm und Beute zu gewinnen. Bald hatte er em großes Heer von 40 000 Mann beisammen. 4. Die Schlacht bei Lützen (1632). — Nun hatte Gustav Adolf wieder einen tüchtigen Feind zu bekämpfen. In Sachsen, bei dem Städtchen Lützen, nicht weit von Leipzig, kam es am 16. November 1632 zwischen ihm und Wallenstein zu einer großen Schlacht. Nach längerem heißen Kampfe drang endlich der schwedische rechte Flügel, von Gustav Adolf selbst geführt, siegreich vorwärts. Nun aber erfährt der König, sein linker Flügel wanke. Pfeilschnell sprengt er dorthin; da erhält er einen Schuß in den Arm, gleich darauf einen zweiten in den Rucken. Mit dem Seufzer: „Mein Gott! mein Gott!" sinkt er vom Pferde. Über den Gefallenen stürmen die schnaubenden Kriegsrosse hinweg und zertreten mit ihren Hufen den königlichen Leib. Gustavs Tod erfüllt die Schweden mit glühendem Rachedurst. Nichts hilft es den Kaiserlichen, daß der kühne Reitergeneral Pappenheim ihnen frische Truppen zuführt. Er selber sällt, von Kugeln durchbohrt; und nun ist der Kampf entschieden. Mit dem Rufe: „Der Pappenheimer ist tot, die Schweden kommen über uns!" ergreifen die Kaiserlichen die Flucht. Aber der Verlust ihres Königs raubte auch den Schweden die volle Siegessreude. Erst am andern Tage fanden sie seinen blutbedeckten Leichnam. Er wurde nach Schweden gebracht und zu Stockholm in der königlichen Gruft bestattet. Die Stätte, wo er aus dem Schlachtfelde lag, bezeichnete man durch einen großen Stein, den „Schwedenstein." Im zweiten Jahre nach Gustav Adolfs Tode endete auch sein Gegner W a l l e n st e i n. Der ehrgeizige Feldherr s chien aus Verrat gegen den Kais er zu sinnen, um die böhmische Königskrone für sich zu erlangen. Daher setzte ihn der Kaiser ab, ächtete ihn und gab einigen Offizieren in Wallensteins Heer den Auftrag, ihn tot oder lebendig auszuliefern. Kriegsleute drangen daher, als Wallenstein in der böhmischen Stadt Eg er verweilte, nachts in sein Schlafgemach ein und stießen ihn nieder. Das war das Ende des Mannes, der ganz Deutschland mit Blut und Schrecken erfüllt hatte. Iv. Wachsende Kriegsnot. Doch der fürchterliche Krieg dauerte auch jetzt noch fort. Immer höher stieg das Elend, das er über Deutschland verbreitete. Plündernde Heere