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1. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 248

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
248 Äxer von Burgund sich mit Karl Yji. ausgesöhnt hatte. Die Engländer verloren Xnf.!nv^re ®e^un9en in Frankreich bis auf Calais und die normannischen Inseln fische C1453)- Der Krieg endete ohne Friedensschluß, weil in England der Kampf zwi-land-In. schen der weißen und rothen Rose entstand. Karl Vii. trat den Beschlüssen des Baseler Concils bei und befestigte dadurch seine Stellung gegenüber dem Papste. Ein Töldneraufstand („die Praguerie") veranlaßte ihn, das stehende Heer einzuführen, indem er 15 Ordonnanz- Compagnien (1500 gens d’armes, deren jeder mit 6 Pferden diente) und 4000 Bogenschützen einrichtete (Francs archers). Damit steht die Einführung einer bleibenden Steuer in Verbindung*). 2begtünbet ' Ludwig Xi. (1461—1483) ward durch feine kalte hinterlistige Politik der Otoss Begründer der absoluten Monarchie. Gewaltschritte gegen die Kronvasallen und den eigenen Bruder veranlaßten den letzteren, Herzog von Berry, mit Karl dem Kühnen von Burgund, Johann von Bourbon und Franz von Bretagne die ligue du bien public, spottweise du mal public genannt, zu schließen, um die Macht des Königthums zu brechen. Durch den Sieg bei Montl'hery und die Belagerung von Paris zwang die Ligue den König, alle Forderungen zu bewilligen. Allein Ludwig wußte durch List und Ränke die Ligue zu trennen und ihr anderwärts Feinde zu bereiten. Auch als Karl der Kühne, gegen welchen er die Lütticher aufgehetzt hatte, ihn bei einer Zusammenkunft in Per on ne gefangen nahm und zu neuen Bewilligungen zwang, fand Ludwig Mittel fein Wort zu brechen. Karl der Kühne, welcher Lothringen eroberte und ein unabhängiges Königreich Burgund begründen wollte, bekam Händel mit den Schweizern, welche Ludwig gegen ihn aufstiftete. Näuand-! ^ zog der Herzog bei Granfon und Murten den Kürzern, und bei Provence rc Nancy büßte er sogar das Leben ein (1477). Da Karl nur eine Tochter Hinter ließ, welche Maximilian I. Heirathete, so zwang Ludwig die Stände des Herzogthums Burgund, sich ihm zu unterwerfen; die Niederlande machte ihm Maximilian streitig. Ludwig erbte noch von dem Haufe Anjou die Provence, Anjou und Karl Ym.maine und die Ansprüche auf Neapel, von den großen Lehen blieb nur das Herzog-und thum Bretagne übrig, welches Ludwigs Nachfolger Karl Viii (1483—1498) durch Heirath erwarb. Derselbe machte auch seine Erbansprüche auf Neapel**) geltend, wurde aber durch einen Bund des Papstes mit Kaiser Maximilian, Ferdinand dem Katholischen, Ludwig Moro von Mailand und den Venetiauern zum Rückzug ^^^Jj’gcuöthigt, und seine Truppen mußten Neapel verlassen. Auch Ludwig Xii. (1498 Mailand imd bis 1515), dessen Regierung durch Gerechtigkeit und Verminderung der Abgaben be-Neapel. famit ist (,,Va t er des Vaterlandes") versuchte vergeblich Mailand und Neapel in seine Gewalt zu bekommen, und hinterließ zuletzt seinem Schwiegersohn Franz I. (1515—1547) die Krone und den bedenklichen italienischen Krieg. *) Karl Vii. stellte 1444 zuerst die Behauptung aus, S traßb ur g und alle Länder links vom Rhein gehörten zu Frankreich. ^ •*) Neapel war von 1268 an im Besitze des Hauses Anjou geblieben, während ©teilten schon 1282 an Manfreds Schwiegersohn Peter von Aragonien kam. 1423 hatte die Königin Johanna, der letzte Sproß Karls von Anjou, den neapolitanischen Thron dem Herzog Ludwig Iii. aus dem jüngeren Hause Anjou vermacht; allein dieser sonnte sich gegen Alphons Y. von ©teilten nicht behaupten. Als 1481 die jüngere Linie des Hauses Anjou ausstarb, erbte Ludwig Xi. die Lande derselben und die Ansprüche auf das Königreich Neapel.

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1. Die mittlere und neue Welt - S. 129

1873 - München : Lindauer
Castlllon eine Niederlage erlitten und alle Eroberungen bis auf Calais und die Inseln im Kanal verloren hatten, ohne Friedensschluß vom Kampfe ab, weil auf heimatlichem Boden ein Krieg zwischen der roten und weißen Rose in Aussicht stand. _ Eine wichtige Folge des englisch-französischen Krieges war die Einführung der stehenden Heere, zu welcher Karl Vii durch Errichtung der sogenannten Ordonnanz-Kompagnien (einer auch in Friedenszeiten besoldeten Reiterei) und Heranbildung der Francar chers (von gewissen Steuern befreiter Armbrustschützen) den Grund gelegt hatte. Karls Vii Sohn Ludwig Xi (1461—1483) scheute weder List noch Gewalt, um in ganz Frankreich unbeschränkte Herrschaft zu gewinnen. Dies veranlaßte die mächtigsten Kronvasallen (den Herzog Karl den Kühnen von Burgund, die Herzoge von Berry, von Bourbon und von Bretagne) zur Gründung eines Bundes der öffentlichen Wolfahrt (ligue du bien public), dessen Heer bei Montl'h^ry über die königlichen Truppen siegte, aber daraus keinen Gewinn zog, weil der König den eingegangenen Frieden nicht hielt und die Verbündeten teils zu entzweien, teils anderweitig zu beschäftigen wußte. Der Tod Karls des Kühnen von Burgund (er ward 1477 auf einem Zuge gegen Renatus von Lothringen erschlagen, s. S. 109) befreite Ludwig Xi von seinem gefährlichsten Gegner und verschaffte ihm die Möglichkeit, ■ mehrere wichtige Erwerbungen zu machen. Von den Ländern Karls des Kühnen, dessen Erbtochter Maria den kaiserlichen Erbprinzen Maximilian von Österreich heiratete, brachte Ludwig Xi 1477 das Herzogtum Burgund (Bourgogne) an sich. Die 1482 durch den Vergleich zu Arras erfolgte Abtretung der Freigrafschaft Burgund (Franche - Comte) an Frankreich ward schon 1493 durch den Vergleich zu Senlis rückgängig gemacht, weil Ludwigs Xi Sohn Karl Viii nicht, wie bestimmt gewesen, Maximilians Tochter Margareta, sondern Anna von Bretagne geehelicht hatte (1491). — Von dem Hause Anjou, einer Nebenlinie des königlichen Hauses (s. T. Vi), die 1481 mit dem Grafen Karl von Maine erlosch, erbte Ludwig Xi die Provence, Anjou, Maine und die Ansprüche auf Neapel. So waren alle großen Lehen bis auf die Bretagne mit der Krone Frankreichs vereinigt. Karl Viii11483—1498), der Sohn und Nachfolger Ludwigs Xi, eroberte 1495 Neapel, auf welches er Ansprüche ererbt, mußte es aber schon im folgenden Jahre wieder aufgeben, da er sich durch ein zu Gunsten des vertriebenen Königs Ferdinand Ii (zwischen Spanien, Venedig, dem Papste, Mailand und dem Kaiser) errichtetes Bündniß bedroht sah. Mit ihm erlosch die ältere Linie des Hauses Valois. Sein Vetter und Nachfolger Ludwig Xii (1498—1515), der Linie Orleans entsprossen, erhob als Nachkömmling der Valentine Visconti (s. T. Vi) Ansprüche auf Mailand, verband sich deshalb mit Venedig und dem Papst und führte 1500 den Herzog von Mailand, Ludwig Sforza mit dem Beinamen Moro, gefangen nach Frankreich. Sattler, Abriß 1l 9

2. Die Weltgeschichte - S. 145

1881 - Heidelberg : Winter
Kap. 40. § 160. Frankreich unter Karl Vii u. Ludwig Xi. 145 von ihnen der französischen, unter englischem Einfluß stehenden Inquisition ausgeliefert, von dieser der Zauberei und Ketzerei angeklagt und nach einem ungerechten Prozek zu Rouen 1431 verbrannt. r 55 Die Engländer, durch Bürgerkriege im Innern gehemmt, verloren von da an ui Frankreich einen Besitz nach dem andern, selbst die Normandie und Guyenne, und hatten 1453 nur noch Calais und die normannischen Inseln inne. Um diese Zeit waren fast alle großen Lehen mit der Krone vereinigt, und nur Bur-Sund, Bretagne und Navarra waren noch fast selbständig. [Karl Vii war es, °er der Gelegenheit seiner Einmischung in die Angelegenheiten der Schweizer, welche von Dauphin mit 40,000 Söldnern (den Armagnacs) bei St. Jacob an der Birs 1444 (§141) besiegt wurden, m einer Proklamation des Herzogs Rene von Lothringen zuerst die Behauptung aufgestellt hat, Straßburg und alle Länder am linken Rheinnfer gehörten Frankreich!^ — Unter diesem Könige wurde der Anfang zu emem stehenden Heere durch Errichtung der Gensd'armes gemacht und die Taille eine bleibende Steuer, eingeführt. ' (160.) d Karls Vii Sohn und Nachfolger Ludwig Xi (1461—1483) tuar ein eigentlicher Despot, der zwar mit durchdringendem Verstand und unermüdlicher Thätigkeit, aber auch mit allen Mitteln der Heuchelei und List, des Wortbruchs und Verrats sein Ziel, die Unbeschränktheit der Korngsgewalt, zu erreichen strebte. Vergebens schlossen die mächtigsten Kronvasallen (die Herzoge von Burgund, von Bretagne, von Berry rc) ein pundnis gegen ihn und nötigten ihn mit den Waffen, das eine Mal durch die Umlagerung von Paris, das andere Mal durch seine Gesanaen-nehmung tn Peronne, zu den äußersten Zugeständnissen; allein stets wußte er listig ihr Bündnis zu trennen und das Zugestandene wieder zurückzunehmen. Als es ihm endlich gelang, den mächtigen und stolzen Burgunder A? ?u^nen' dem er durch seine schlangenkluge Staatskunst lange mcht hatte freikommen können, zu einem neunjährigen Waffenstillstand m vermögen, den derselbe zur Ausdehnung seiner Macht gegen Deutschland hm benutzte (§ 142), so wurde der König mit den andern Vasallen leicht lnlt-Unvt Ver ^rgunder bei seinen Bestrebungen unterging, konnte Subtotg Xi Frankreich als volle Monarchie hinterlassen. ®txtl ^Folger Karl Viii (1483-1498) stand anfangs unter Vormundschaft * ?" me§ ^chs sich mehrmals versammelten und vielen Einfluß erlangten. Durch seine Vermahlung mit der Erbin von Bretagne (die er ihrem Verlobten, dem deutschen Kömge Maximilian I abwendig machte) vereinigte er dieses postum mü Frankreich und machte einen anfangs glücklichen Eroberunas u gegen Neapel auf das er Erbanspüche machte, mußte aber, von Spanien V?nä/ Ebm“ fs' 1 as S -r Ugr S;lm ?"pst bedroht, seine Eroberungen schnell wieder auf« &»Vin Einm ^Uhentod. Mit ihm ®c.m Nw^ol0mr Ludwig Xii (aus der jüngeren Linie Volois, 1498—1515) war etn milder Regent, der die Auflagen ermäßigte und durch Sparsamkeit wieder Ordnung in den Staatshaushalt brachte. Doch auch er war in seinen italifsen fteid- Sfm W s t -und "^hr besonders im Kampf um den Besitz von Mailand gegen die heilige Ligne die größte Demütigung (8 145) 6 Die französische Literatur dieser Periode hat nicht viel Ausgezeichnetes auszuweiten © e ranzosiiche Poesie des 15. Jahrhunderts bestand meist in geflfteltm Äaxabnmnaen mpn n herm proven^alilchen Lyrik. Unter den Historikern verdient Uroissart (qeft 1401) ® sewer Chronik von Frankreich eine ehrenvolle Erwähnung 191 } D ittmar, Umriß d. Weltgesch. 12. Aufl. Ii. 10

3. Altertum und Mittelalter - S. 327

1911 - Stuttgart : Bonz
faultes Glied" erklrte, aus dem Scho der Kirche ausstie und der Welt-licheu Gewalt bergab, indem wir sie bitten, dich mild und menschlich zu behandeln, mit dem Tod und Verstmmelung der Glieder dich der-schonend". Dies die herkmmliche Form kirchlicher Todesurteile. Sofort wurde ihr eine Papiermtze, auf der stand Ketzerin, Rckfllige, Abtrnnige, Gtzendienerin", aufgesetzt und sie zu dem Scheiterhaufen gefhrt. Man hrte sie noch ihre Heiligen anrufen, ihr letztes Wort ist der Name Jesus. Die Lilie Frankreichs steht in der versengenden Glut, bis sie zusammensinkt in Rauch und Flammen!" Hlicher als das Verhalten ihrer Richter bleibt der schnde Undank derer, die sie gerettet hatte und die das hochherzige Mdchen ohne einen Versuch der Rettung zugrunde gehen lieen. Trotz des Todes der Jungfrau ging es mit der englischen Herrschaft rasch zu Ende. Zwar war Karl in die alte Tatlosigkeit zurckgefallen. Aber das Glck wurde ihm gnftiger. Der Herzog von Burgund machte seinen Frieden mit Karl Vii., 1436 wurde Paris zurckgewonnen. Ein Waffenstillstand verzgerte das Ende des Kriegs noch um einige Jahre. Die Normandie, auch Guyenne, der festeste Sitz englischer Herrschaft, fiel dann in Karls Hand. Im Jahr 1453 fiel der tapfere Talbot, Graf von Shrewsbury (spr. Schrusbri), bei Castillon, und Bordeaux wurde erobert. Aller festlndische Besitz bis auf Calais wurde den Englndern abgenommen. Ohne Friedensschlu erlosch der Krieg. Jetzt dachte der König auch der Jungfrau, weniger aus Dankbarkeit, als weil das Urteil von Ronen ihn zum Mitschuldigen einer Ketzerin und Zauberin gemacht hatte und dieser Flecken den Glanz seiner Kcotte trbte. Die Mutter Johannas mute Gerechtigkeit fordern fr ihr gemordetes Kind. Nach einem neuen Pro-ze wurde das Urteil von 1431 feierlich vernichtet und ihre Unschuld an-erkannt (1456). f. Die letzten Zeiten des 15. Jahrh. Frankreich ging in furcht-barem Elend aus dem endlosen Krieg hervor. Die berflssig gewordenen Sldner wurden eine entsetzliche Landplage. Wir sind diesen Schindern" schon begegnet (S. 304). Karl Vii. erwarb sich doch auch Verdienste um die Hebung des Landes: er hat das erste stehende Heer errichtet. Sein dem Vater ganz entfremdeter Sohn Ludwig Xi. (14611483), ein kluger, zielbewuter Staatsmann, aber voll Verstellung, grausam und gewissenlos, vollendete den Sieg der Krone der die Feudalfrsten, strzte den ge-fhrlichsten der Vasallen, Karl den Khnen von Burgund, durch seine treulose Politik ins Verderben (1477) und zog das Herzogtum Burgund an sich. Karl Viii., der die Bretagne an Frankreich brachte, und Ludwig Xii. begannen die italienische Politik. Beide machten Versuche, Neapel zu gewinnen, das schlielich an Spanien fiel. Ludwig Xii. nahm 1499 Mailand in Besitz. Zwar wurde er durch die heilige Liga (1511) aus Italien vertrieben (1513). Aber schon 1515 eroberte Franz I. Mailand wieder durch die Riesenschlacht" bei Marignano. 2. England. a. Die angel-schsische Zeit (4491066). 1) Seit etwa 449 lieen 449. sich (s. S. 160) Juten, Sachsen und Angeln in dem Lande nieder und grndeten im 5. und 6. Jahrh. nach und nach 7 kleine Knigreiche, die Jten Keut, die Sachsen Sussex, Wessex, Essex (= S., W., O.sachsen),

4. Allgemeine Weltgeschichte - S. 119

1910 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die wichtigsten europischen Lnder am Ausgang des Mittelalters. 119 englischen mit Hilfe der Flamen bei Sluis, das franzsische Ritterheer Seeschlacht bei Crecy (Tod Johanns von Bhmen) und Manpertuis (1356) vllig "mo"1 geschlagen. Als nun. auch im Innern der geknechtete Bauernstand (die Iacquerie) sich gegen die adeligen Bedrcker erhob, mute Johann der Schlacht bei Gute im Frieden von Bretigny (1360) den Englndern Poitou. Guyenne und Gascogne berlassen. Unter Karl V. wurde die Bretagne und Gas- Friede von cogne zurckerobert. Als unter dem geisteskranken Karl Vi. heftige Partei-kmpfe (Orleans und Burgund) wteten, setzte der junge Heinrich V. von England wieder nach Frankreich der und schlug das franzsische Heer bei Azincourt (1415). Die Ermordung des Herzogs von Burgund durch Anhnger des Dauphin brachte ihm die Bundesgenossenschast von 1415. Burgund. Alles Land nrdlich der Loire war in den Hnden der Eng-lnder, nun belagerten sie Orleans, den letzten Sttzpunkt des unttigen Karl Vii., der seit 1422 regierte. Da rettete Johanna d'arc aus Dom- 3b^"cna remy in Lothringen das Land; sie befreite Orleans und fhrte den König 1429. zur Krnung nach Reims. Bei einem Ausfall vor Compiegne wurde sie freilich gefangen genommen und von den Englndern in Rouen als Hexe verbrannt, aber ihr Gottvertrauen und ihre heilige Begeisterung hatten den friedliebenden König und das ganze Volk entflammt, so da die Englnder allmhlich ganz Frankreich bis aus Calais rumen muten. Den ueren Erfolg benutzte Karl Vii. geschickt, um seine Macht im Innern zu strken. Durch eine Neuordnung der Steuern und geordnete Verwaltung erhielt er die Mittel, stehende Kompagnien zu unterhalten,1439-dem Papste gegenber behauptete er mit Erfolg seine Ansprche auf die Besteuerung der Geistlichen und die Verleihung der Benesizien usw. Da-durch legte er den Grund zu den spteren Bestrebungen des Galli-kanismus, der die franzsische Kirche vom Einflu des Papstes loslsen und der Staatsgewalt unterstellen wollte. Der treulose, menschenfeindliche, aber zielbewute Ludwig Xi. vollendete die Herrschaft der kniglichen Macht; nach langem Ringen brach er den Widerstand des Adels und verfolgte dessen Fhrer mit harter Grausamkeit. Durch Erbschaft gewann er Anjon und Provence, nach dem Tode Karls des Khnen fiel das Herzogtum Burgund an ihn zurck, so vereinigte er alle Kronlnder (mit Ausnahme der Bretagne) in seiner Hand. Unter dem Schutze des starken Knigtums blhte Handel und Gewerbe mchtig empor, so da seine Nachfolger Karl Viii., der durch Heirat die Bretagne erwarb, und Lud-wig Xii. es wagen konnten, den Kampf gegen die habsbnrgische Welt-Ludwigxn. macht auszunehmen und in Italien zum Angriff vorzugehen mit der Ab- 1499~1515-sicht, Mailand und Neapel zu gewinnen. Neapel ging freilich an die Spanier verloren, aber Mailand behauptete Ludwig Xii. Den durch die Niederlage der Franzosen bei Gninegate wankend gewordenen Besitz Mailands sicherte Franz I., der Nachfolger Ludwigs Xii., durch den Schlacht bei v . ' .' . ^ 0 . z '' a 3 Mangnano glanzenden Steg bei Marignano (1o15). 1515.

5. Das Mittelalter - S. 108

1879 - Leipzig : Baedeker
108 Ludwig Xi. Karl Viii. . 39. Seinem Sohne, 6) Ludwig Xi. (14611483) gelang es, die Macht der Vasallen in einem letzten, gefhrlichen Kampfe zu vernichten und die knigliche Alleinherrschaft fest zu begrnden. Es entstand nm-lich unter dem Namen ligue du bien public ein groes Bndni der mchtigsten Kronvasallen (der Herzoge von Burgund, Vre-tagne u. a.), um die Macht des Knigthums zu strzen und die Herrschaft einzelner Fürsten zu begrnden. Die Verbndeten nthig-ten den König durch Krieg und Umlagernng der Hauptstadt, ihnen alle Forderungen zu bewilligen. Allein Ludwig wute durch List und Rnke die Verbndeten zu entzweien, den einen gegen den andern zu gebrauchen oder sie durch anderweitige, von ihm untersttzte Feinde (so den Herzog von Burgund durch die Ltticher) zu be-schftigen. Zwar nahm der Herzog Karl der Khne von Burgund den König bei einer Zusammenkunft zu Peronne gefangen und zwang ihn zu neuen Bewilligungen, aber Ludwig fand Gelegenheit und Mittel, die gemachten Zugestndnisse nach und nach znrckzu-nehmen. Sein Sieg der die Vasallen wurde entschieden, als Karl der Khne von Burgund seine Macht gegen Deutschland wandte und in der Verfolgung seiner Plne auf Lothringen und die Schweiz seinen Untergang fand (s. S. 102). Von den Lndern Karl's des Khnen erwarb Ludwig das Herzogthum Burgund, die brigen behauptete Maximilian von Oesterreich (f. S. 102). Bei dem Aussterben des Hauses Anjou, einer Nebenlinie des kniglichen Hauses, die von Ludwig, einem Sohne Johann's des Guten, abstammte, erbte Ludwig die Provence, Anjou, Maine und die Ansprche dieses Hauses auf Neapel. Somit waren alle groen Lehen mit der Krone vereinigt, auer der Bretagne. 7) Karl Viii. (1483 1498) vollendete das Werk seines Vaters, indem er durch seine Vermhlung mit der Erbin von Bre-tagne das einzige noch nicht mit der Krone verbundene groe Lehen gewann. Die Befestigung und Erweiterung der kniglichen Macht im Innern veranlate ihn dieselbe auch nach auen geltend zu machen. Er eroberte Neapel, auf das er Ansprche ererbt hatte. Um die Macht Frankreichs in Italien zu brechen, schlssen nun Spanien, Venedig, der rmische König Maximilian, der Herzog von Mailand und der Papst ein Bndni zur Zurckshrung des vertriebenen Knigs von Neapel, welches Karl Viii. nthigte, die Eroberung wieder aufzugeben. Mit Karl Viii. erlosch die ltere Linie des Hauses Valois.

6. Die Neuere Geschichte - S. 106

1850 - Hannover : Hahn
106 die Schmach von dem französischen Volke zu wenden. Bald theilte sich ihre Begeisterung diesem mit, als es ihr gelang, an der Spitze eines Heerhaufens dem hartbedrängten Orleans Zufuhr zu brin- gen. Die Engländer mußten die Belagerung aufheben. Auch führte die Jungfrau von Orleans nach einem Siege über den tapfern englischen Heerführer Talbot den König Karl mit- ten durch die Feinde nach Rheims, wo dieser nochmals gekrönt wurde (1429). 3) Im folgenden Jahre fiel Johanna bei einem Ausfall aus Compiegne in die Hände der Burgunder, die sie gegen Geld an die Engländer überlieferten. Diese ließen die Jung- frau in schmachvollem Rechtsverfahren als Zauberin zum Feuer- tode verurtheilen, den sie zu Rouen erlitt (1431). Aber das französische Volk, vom Strome vaterländischer Begeisterung er- griffen, kämpfte mit immer größerm Erfolg, besonders als Phi- lipp der Gute mit Karl Vii. zu Arras Frieden schloß (1435), wodurch Burgund selbstständig wurde. 4) Die Engländer verloren in dem nur durch einen Waffen- stillstand von 1444—1449 unterbrochenen Kriege nach und nach alle ihre Besitzungen in Frankreich bis auf Calais und die In- seln an der Küste der Normandie. Nach einer neuen Niederlage bei Castillo» (1453), wo Talbot fiel, hörte der Krieg ohne Friedensschluß auf, da England, von furchtbaren Bürgerkriegen heimgesucht, auswärtigen Unternehmungen entsagen mußte. 5) Unter König Karl Vii. wurden auf einer Reichsversamm- lung zu Bo urges (1438) die meisten freisinnigen Beschlüsse des Baseler Concils in einer zweiten pragmatischen Sanction angenommen. Auch machte Karl Vii. den Anfang eines stehen- den Heeres durch Errichtung der Compagnies d’ordonnance oder Gensd’armes (1500 Reiter) und durch Einführung von Frei- schützen (Francs-archers), welche die Gemeinden stellen und be- solden mußten. Auch den Finanzen des Staates wurde eine festere Grundlage gegeben, indem eine bleibende Steuer (taille) eingeführt wurde. §. 80. Ludwig Xi. 1) Ludwig Xi. (—1483), der französische Tiberius, voll Tücke, Treulosigkeit und Grausamkeit, legte durch völlige Auflö- sung der Lehnsmonarchie, indem nach und nach alle großen Lehen bis auf Bretagne mit der Krone vereinigt wurden, den Grund zu unumschränkter Königsmacht in Frankreich. 2) Als Ludwig Xi. von dem Herzoge von Bretagne Ent- sagung auf das Münzregal, auf das Recht, außerordentliche Steuern zu erheben, und auf den Titel von Gottes Gnaden ver- langte, und durch all dieses seine Absichten deutlicher hervortraten,

7. Mittlere Geschichte - S. 279

1848 - Leipzig : Brandstetter
279 bliebenen Republiken ragten noch immer Venedig und Genua hervor; bedeutend war das welsische Herzogthum Modena. In Neapel war mit Johanna Ii. das Haus Anjou ausgestorben, und mit Alphonsv., Kö- nige von Sicilien begann hier das aragonische Haus zu regieren. Gegen ihn erhob sich Karl Viii., König von Frankreich, der als Verwandter des Hauses Anjou ein näheres Recht auf Neapel zu haben behauptete. Sein Vater Ludwig Xi. hatte die königliche Macht durch Staatsklugheitsobe- festigt, daß die folgenden Könige von Frankreich es wagen durften, aus- wärtige Kriege zu führen. Sie zogen, wie früher die deutschen Kaiser, nach Italien. Der neue Herzog von Mailand, selbst der Papst Alexander Vi., empfing die Franzosen aufs Beste; mit unglaublicher Schnelligkeit kamen sie nach Neapel und vertrieben die Aragonier. Da erhob sich aber die alte welsische Arglist; die ehemaligen Bundesgenossen, Papst und Mailand, vereinigten sich mit dem deutschen Kaiser Maximilian und versperrten den Franzosen den Rückweg. Die Aragonier wurden mit Hilfe des Volkes aus Neapel verjagt, und mit großem Verluste schlugen sie sich durch die ganze Halbinsel über die Apenninen und Alpen durch nach Frankreich. Nicht viel glücklicher war Ludwig Xii., der Nachfolger und ein Seitenverwandter von Karl Viii., ein trefflicher König, ja selbst ein Held; ersetzte die Kriege seines Vorgängers in Italien fort. Glänzende Thaten wurden von Franzo- sen, Spaniern und Schweizern gethan, Mailand und Neapel erobert; doch blieb letztes in den Händen Ferdinand's von Aragonien, der am Ende mit Hilfe des Papstes Julius Ii. ein Bündniß, die sogenannte heilige Ligue, zusammenbrachte und die Franzosen aus ganz Italien vertrieb. Das war das Ende der französisch-spanischen Kriege in Italien, durch welche die Franzosen manche Laster des südlichen Landes kennen lernten, wenn sie auch dafür viele Kenntnisse in Kunst, Wissenschaft und allerlei Gewerben heimbrachten. Den größten Vortheil aber hatte Ferdinand, König von Aragonien, ein zweiter Ludwig Xi. an Schlauheit und Verstellungskunst. Durch ihn bekam Spanien zuerst Einfluß auf die Staatsverhältnisse von Europa, zu seiner Zeit wurde die ganze pyrenäische Halbinsel das reichste und mächtigste Reich, er schadete aber seinem Reiche besonders durch die Einführung der Inquisition. H. 10. Das burgundische Reich. Nicht nur das Wachsthum des Bürgerstandes und der Städte, son- dern auch die Staatskunst und Staatsklugheit der Könige war es, welche zu Ende des Mittelalters in den meisten Reichen die Gewalt aus den Händen der Vasallen in die Hand eines Einzigen brachte. Diese Verän- derung der Staatsverfassung ging zum Theil aus Burgund hervor, wo sich die Herzoge in den Kriegen zwischen England und Frankreich und durch andere Fehden, aber auch durch Vermählungen mit Erbinnen kleiner Neben-

8. Geschichte des Mittelalters - bis 1648 - S. 165

1891 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 165 — Letzterer drängt den für sein Thronrecht (bei Verneuil-Jvry unglücklich) kämpfenden Dauphin (feit der Krönung Karl Vii) in das Innere Frankreichs; um ihm die Hauptbrücke zwischen Süden und Norden (Loire) zu entreißen, wird Orleans sieben Monate belagert, durch Jeauue d'arc („die Jungfrau von Orleans" ans Domremy ^Vaucouleur an der Maaß^) aber gerettet: Wendepunkt des Kriegsglücks. Die Inngfran führt den Dauphin zur Köuigskröuuug nach Rheims, wird aber bei Compiegne darauf gefangen und auf Spruch des Bischofs von Beanvais als Hexe verbrannt zu Ronen (1450 rehabilitiert). Dunois u. a. kämpfen siegreich weiter. Die Friedeusverhaudlungen zu Arras (europäischer Kongreß) führen zur Versöhnung mit dem Herzog von Burgund. Bedford stirbt. Bis 1453 geht den Engländern (Talbot) alles verloren außer Calais, Boulogue — Grafschaft Guiues. Eude des Krieges ohne Friedensschluß. Die Selbständigkeit Frankreichs (gegenüber England) steht seitdem fest. Frankreich: Übergang znr Neuzeit. Die Regierung Karls Vii (das „Zeitalter der Jungfrau") beginnt deu Wiederaufbau des Reiches im nationalen Sinne, die Gestaltung desselben zu einem „modernen Staat" (begründet auf stehendem Heer und Ordnung der Finanzen — zugleich Förderung nationalen [„gallif ansehen"] Geistes in der Kirche). Sein verschlagener, arglistiger, thatkräftiger Sohn Ludwig Xi führt dies Werk weiter mit allen (auch den verwerflichsten) Mitteln, unterstützt von den Reichsständen, darunter 64 Städte — besonders im Kampf mit den Großen (ligue du bien public); Karls des Kühnen —■ von ihm erwartete — Katastrophe benutzt er zur Geltendmachung der königlichen Rechte im Kampf mit Maximilian (s. o.). Nß. Einrichtung der Post. Karls Vii Enkel (Karl Viii) heiratet Anna von Bretagne — nach Rücksendung seiner Verlobten, Margarete, der Tochter-Marias von Burgund. Dadurch sichert er sich Bretagne und verfeindet von neuem Maximilian mit Frankreich (Krieg). Sein italienischer Eroberungskrieg endet ebenso kläglich, wie er glänzend begann. Lonis Xii aus der Nebenlinie Orleans/) le pere du peuple, (Kardinal Amboise), zweiter Gemahl der Auua (Königin-Witwe), setzt die Politik der Vorgänger fort. Als Enkel der Valentine Visconti erhebt er Anspruch anf Mailand. Anfangs glücklich, 1424. 1422—61. 1428—29. Orleans. Rettung Frankreichs. 1429—31: „Die Jungfrau''. 1429 17. Juli. 1430. 1431 30. Mai. 1435. 1461—83. 1477. 1465. 1483—98. 1494—95. 1495—1515. *) siehe Seite 166.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 119

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die wichtigsten europäischen Länder am Ausgang des Mittelalters. 119 englischen mit Hilfe der Flamen bei Slnis, das französische Ritterheer bei Crecy (Tod Johanns von Böhmen) und Maupertuis (1356) völlig mo. geschlagen. Als nun auch im Innern der geknechtete Bauernstand (die ^ Jacquerie) sich gegen die adeligen Bedrücker erhob, mußte Johann der Schlacht bei Gute im Frieden von Bretigny (1360) den Engländern Poitou. Gnyenne und Gascogne überlassen. Unter Karl V. wurde die Bretagne und Gas- von cogne zurückerobert. Als uuter dem geisteskranken Karl Vi. hestige Partei- 136o kämpfe (Orleans und Burgund) wüteten, setzte der junge Heinrich V. von England wieder nach Frankreich über und schlug das französische Heer ^ bei Azincourt (1415). Die Ermordung des Herzogs von Burgund durch Anhänger des Dauphin brachte ihm die Buudesgenofsenschast von 1415. Burgund. Alles Land nördlich der Loire war in den Händen der Engländer, nun belagerten sie Orleans, den letzten Stützpunkt des untätigen ^ Karl Vii., der seit 1422 regierte. Da rettete Johanna d'arc aus &mn=9o^!"a remy in Lothringen das Land; sie befreite Orleans und führte den König 1429. zur Krönung nach Reims. Bei einem Ausfall vor Compiegne wurde sie freilich gefangen genommen und von den Engländern in Rouen als Hexe verbrannt, aber ihr Gottvertrauen und ihre heilige Begeisterung hatten den friedliebenden König und das ganze Volk entflammt, fo daß die Engländer allmählich ganz Frankreich bis auf Calais räumen mußten. Den äußeren Erfolg benutzte Karl Vii. geschickt, um seine Macht im Innern zu stärken. Durch eine Neuordnung der Steuern und geordnete Verwaltung erhielt er die Mittel, stehende Kompagnien zu unterhalten, ^39. dem Papste gegenüber behauptete er mit Erfolg seine Ansprüche auf die Besteuerung der Geistlichen und die Verleihung der Benefizien usw. Dadurch legte er den Grund zu den späteren Bestrebungen des Galli-tanismns, der die französische Kirche vom Einfluß des Papstes loslösen und der Staatsgewalt unterstellen wollte. Der treulose, menschenfeinbliche, aber zielbewußte Ludwig Xi. vollenbete die Herrschaft der königlichen Macht; nach langem Ringen brach er den Widerstand des Adels und verfolgte deffen Führer mit harter Grausamkeit. Durch Erbschaft gewann er Anjou und Provence, nach dem Tode Karls des Kühnen fiel das Herzogtum Burguud an ihn zurück, so vereinigte er alle Kronländer (mit Ausnahme der Bretagne) in seiner Hand. Unter dem Schutze des starken Königtums blühte Handel und Gewerbe mächtig empor, so daß seine Nachfolger Karl Viii., der.durch Heirat die Bretagne erwarb, und Lud-wig Xii. es wagen konnten, den Kampf gegen die habsburgische Welt-Ludwigxn. macht aufzunehmen und in Italien zum Angriff vorzugehen mit der Ab- U99_1515-ficht, Mailanb und Neapel zu gewinnen. Neapel ging freilich an die Spanier verloren, aber Mailand behauptete Ludwig Xii. Den durch die Niederlage der Franzosen bei Guinegate wankend geworbenen Besitz 1^5^547. Mailands sicherte Franz I., der Nachfolger Ludwigs Xii., durch den Schlacht bet 1" k r-’ v- - cm • Marignano glanzenden Sreg bei Marignano (lol5). 1515.

10. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 130

1910 - Berlin : Salle
130 Die Weststaaten Europas. freien, die es plünderno und raubend durchzogen (die „Würgers 6corcheurs) und sich an keine Befehle kehrten. Finanz- und Heerwesen wurden auf neue (Grundlagen gestellt. Die Stände verzichteten auf ihre Vorrechte und gaben dem König, der bis dahin auf die Erträge aus seinen Domänen und den unsicheren Beiträgen der Stände angewiesen war, die Erlaubnis, eine Grundsteuer zu erheben, die namentlich sür die Besoldung eines disziplinierten, in Garnisonen verteilten stehenden Heeres dienen sollte, das für den Schutz des Landes, nicht für die eigene Bereicherung zu sorgen hatte. Der Adel wollte sich die Verminderung feiner Vorrechte nicht gefallen lassen und zettelte eine Verschwörung an, die man mit der hussitischen Bewegung verglich und Praguerie nannte, obwohl sie gar keinen religiösen Charakter trug und auch bald im Keime erstickt wurde. Der Dauphin Ludwig soll sie begünstigt haben. Ludwig Xi. (1461—1483), ein hinterlistiger und gewalttätiger Fürst, reizte durch feine Willkür die mächtigen Herzöge von Burgund, Berry, Äombon, und Bretagne, so daß sie einen Bund untereinander schlossen, um die Königsherrschaft zu stürzen und die Freiheit der Vasallen wiederherzustellen (Ligue da bien public). An der Spitze stand Karl von Berry, der Bruder des Königs, dessen plötzlicher Tod auf eine Vergiftung zurückgeführt wird. Ludwig mußte zunächst der Übermacht feiner Feinde weichen und ihre Forderungen bewilligen. Doch wußte er in der Folge die Macht seiner Feinde zu teilen, indem er den Herzog von Burgund in einen Streit mit den Lüttichern, Lothringern und Schweizern verwickelte und hierauf die gemachten Zugeständnisse wieder zurücknahm. Nach dem Tode Karls des Kühnen gewann er nur das Herzogtum Burgund, da Erzherzog Maximilian, der Schwiegersohn Karls des Kühnen, in einem glücklichen Kriege die niederländischen Herrschaften und die Freigrafschaft Hochburgund (Franche Cornte) behauptete. Von Mißtrauen erfüllt, zog Ludwig Xi. sich mehr und mehr von allen Menschen, ja von der eigenen Familie zurück. In dem Schlosse Plessis bei Tours, wo er seine einsamen Tage verbrachte, gehörten zu seinem vertrautesten Umgang der Barbier, der Leibarzt und der Scharfrichter. Ludwig Xi. erwarb beim Aussterben des Hauses Anjou in Neapel, welches von einem Sohne Johanns des Guten abstammte, die Provence, Anjou, Maine und den Anspruch auf Neapel selbst, den erst sein Sohn Karl Viii. geltend machte, ein von wohlmeinenden Absichten erfüllter Fürst, aber nicht frei von abenteuerlustigem Sinn. Zuerst führte für ihn feine Schwester Anna von Beaujeu die Staatsgefchäste mit großer Umsicht; sie wußte sich auch der mißvergnügten Adligen zu erwehren. Da Karl Viii., der durch

11. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 472

1859 - Lübeck : Rohden
472 Xxii. 14. Wledererhebung Frankreichs. deutschen Könige kaum jemals gelangt waren. Aus den herrenlos um* herschweifenden Banden entlassener Krieger machte er streng discipli- nirte, vom König in Eid und Pflicht genommene Soldtruppen — das erste stehende Heer. Um dies^Heer zu besolden, führte er eine jährlich wiederkehrende Steuer ein und begann den Geldhaushalt Frankreichs durch Auflagen und Anleihen bereits in die moderne Bahn zu bringen- Um ja kein Geld unnöthiger Weise aus dem Lande gehen zu lasten, noch dazu zur Verstärkung einer fremden Macht, entzog er dem Papst fast alle bisherigen Gefälle aus Frankreich, setzte dagegen durch die pragmatische Sanction fest, daß die Wahlen der sranzöstscken Bischöfe vom Papst unabhängig sein und von den Wahlcapiteln vollzogen wer- den sollten — worauf fußend der spätere König Franz I. alle Wah- len aufhob und sämmtliche geistliche Stellen aus eigner Machtvollkom- menheit besetzte. Was Karl Vii. begonnen, vollendete sein Sohn Ludwig Xi. (1461 —68), ein Mensch völlig ohne Gewissen, man sollte meinen ohne Herz; aber von einem schneidendscharfen Verstand, mit rückstchtslosester Energie und Gewandtheit das eine Ziel verfolgend: Erhöhung der Königsmacht und der Macht Frankreichs. Er war es, der die immer noch gefährlichen großen Lehensträger vollends nieder- warf, und wenn er sie auch mit Gift aus dem Wege schaffen mußte. Er war es, der, um den Adel zu bekämpfen, die Städte und Provin- ztalstände hob, sie durch besondere Vorrechte begünstigte und wo es sein mußte, sie selber zum Widerstand gegen die großen Landherren ermuthigte. Er vermochte es, durch Freigebigkeit und Erpressung, durch Begünstigung und durch Grausamkeit, durch abergläubische Gottes- dienstlichkeit und durch ränkevolle Hinterlist sein unruhiges Volk der- maßen zu beherrschen, zum Gehorsam zu zwingen, daß Jedermann vor einer solch absoluten Königsgewalt, die hier zum ersten Mal innerhalb der Christenheit erschien, erschrak. Und wohl hatten sie Grund zu er- schrecken. Karl der Kühne von Burgund hatte es bereits erfahren, wessen sich die benachbarten Fürsten von dem französischen Despoten zu versehen hätten. Nach ihm erfuhr es Kaiser Maximilian. Erst raubte ihm der Vater, Ludwig Xi.,das schöne Erbeseiner Gemahlin, diebour- gogne, dann schickte ihm der Sohn, Karl Viii. (1483—98), die ver- lobte Braut, Maximilian's Tochter, schimpflich zurück und raubte ihm statt dessen die eigne bereits ihm angetraute Gemahlin, die Erbin von Bretagne, und ihr Land dazu. Die alten italienischen Lehen des deutschen Reichs, das gesammte Oberitalien, einst der Tummelplatz einer kühnen und glänzenden deutschen Ritterschaft, herrlicher Fürsten und mächtiger Kaiser, war jetzt zum fast unbestrittenen Gebiet franzö- sischer Waffen und französischer Einflüsse geworden. Kaiser Maxi- milian, der stets bewegliche, unermüdliche, aber wenig klare und durchgreifende Mann, versuchte es auf alle Weise, den Franzosen dies Territorium streitig zu machen. Er hatte sich mit einer Tochter des Herzogs von Mailand vermählt, dennoch mußte er selbst den französi- schen König mit dem Herzogthum belehnen. Er suchte im Bunde mit den Franzosen wieder einigen Einfluß in Italien zu erkämpfen, aber die Franzosen schlossen zu gelegener Zeit ihren Frieden ab und lie-

12. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 178

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 178 — Ausfalle von den Burgundern gefangen, an die Engländer ausgeliefert 1431 und 1431 zu Rouen als Hexe verbrannt. Das Auftreten der Jungfrau von Orleans, erklärlich nur durch das schwärmerische Gemütsleben des Mittelalters, sachte das nationale Bewußtsein des Volkes wieder an. Verlassen von seinen natürlichen Beschützern, raffte es sich gegen den auswärtigen Feind aus; auch der König Karl Vii. zeigte sich tatkräftiger, und Philipp von Burgund trat gegen Zusicherung 1435 völliger Unabhängigkeit auf seine Seite. Den Engländern gingen in dem langen Kriege die Geldmittel aus, ihr trefflicher Feldherr Bedford starb, und Paris öffnete Karl Vii. die Tore. Als auch der große englische Feldherr Talbot 1453 (bei Castillon unweit Bordeaux) gefallen war, ging aller Besitz bis auf Calais den Engländern verloren. Reformen im Innern folgten der Erhebung gegen die Fremdherrschaft. Beraten von Jacques Coeur, einem Großkaufmann in Bourges, ordnete der König den Staatshaushalt durch die Ordonnanzen (Verordnungen) von Orleans. Die Stände bewilligten eine Grundsteuer (taille), damit aus ihren Erträgen zum Schutze des Landes eine Polizeitruppe errichtet würde. 1444 Die 15 Ordonnanzkompagnien, aus den besten Söldnern gebildet, sind das erste stehende Heer. Die andern Söldnerbanden, die Armagnacs, erhielt der deutsche König Friedrich Iii.1) (1444). In dem Streite zwischen dem Papste und dem Baseler Konzil entstand die französische Landeskirche^): das Pariser Parlament, der oberste Gerichtshof des Landes, sicherte dem Könige seinen Einfluß über den Klerus. Frankreich begann sich zu einem festgefügten Nationalstaate zu entwickeln. Ludwig Xi. (1461—1483) suchte mit Hinterlist und Rücksichtslosigkeit, nur von der Nützlichkeit geleitet, alles zu beseitigen, was der Ausbildung eines absoluten Königtums im Wege stand. Durch Förderung der Städte gewann er sich die Bürgerschaften gegen den eigennützigen Adel und zog das Gebiet des rebellischen Grafen von Armagnac ein, so daß sein Besitz jetzt bis an die Pyrenäen reichte. Gegen Karl den Kühnen von Burgund schloß er ein Bündnis mit den Eidgenossen und besetzte nach der Schlacht bei Nancy (1477) Burgund und die Picardie und nach dem Aussterben der Anjous Anjou, Maine und die Provence. Seit der Zertrümmerung des burgundischen Zwischenreichs beherrschte die französische Politik der Gegensatz zu Habsburg. Karl Viii. (1483—1498) gewann durch Verheiratung mit der Erbin der Bretagne dies letzte Kronvasallenland, verzichtete aber zu Gunsten Maximilians auf Artois und die bnrgundifche Freigrafschaft, um freie Hand zur Gewinnung Neapels zu haben. Unterstützt vom Herzog Lndovico Sforza von Mailand durchzog er ungehindert die Lombardei und den Kirchenstaat und entriß den Aragoniern Neapel. Aber die Besorgnis vor *) u. 2) Siehe S. 168.

13. Bd. 2 - S. 124

1844 - Leipzig : Kollmann
T — 124 — Karl hatte an Ludwig Xi., dem Könige von Frankreich, nicht nur einen persönlichen Feind, sondern auch einen gefährli- chen, ränkevollen Nebenbuhler seiner Macht. Dieser, welcher ebenso wenig dem Herzoge, der ihm, um mehrerer südlichen Provinzen des burgundischen Reiches willen, lehnspflichtig war, den Königstitel, wie auch die Tochter desselben dem deutschen Thronerben Maximilian gönnte, indem er diese, die reichste Erbin ihrer Zeit, für seinen eigenen Sohn zu gewinnen hoffte, machte, obcngedachte Unterhandlungen zu vereiteln, Gebrauch von einem feiner gewöhnlichen Kunstgriffe. Heimlich wendete er steh an den Kaiser und — was bei schwachen Menschen so leicht gelingt —- flößte demselben dadurch Mißtrauen ein, daß er ihm vorstellte, wie Karls unersättlicher Ehrgeiz, nicht zufrieden mit dem Königs- titcl, bald nach der Kaiserkrone selbst trachten würde. Friedrich, von Natur argwöhnisch, fand eine noch reichere Omelle von Bedenk- lichkeiten in seiner eigenen Schwäche. Ein gewisser Neid hatte sich bei dem Anblicke der burgundischen Neichthümcr seiner Seele bemächtigt, und jener Glanz, wodurch Karl so viel Aufsehen erregte, schien ihm eine absichtliche Satyre auf die kaiserliche Armuth. Sein wankender Vorsatz ging daher in Furcht über, und diese dann verleitete ihn zu einem eben so beleidigenden, wie des kaiserlichen Ansehens unwürdigen Schritte: zwei Tage vorher, ehe die Krönung vor sich gehen sollte, stand er in der Nacht auf, bestieg, ohne Abschied zu nehmen, mit Maximilian ein Schiff und fuhr nach Cöln, vorgcbend, die daselbst ausgcbrochenen Irrungen beilegen zu wollen. Dem Herzoge von Burgund ließ er durch den zurück- gelassenen Grafen von Montfort nur so viel sagen: „das zwischen ihnen Verabredete solle zu einer anderen Zeit zu Stande gebracht werden." Ludwig Xi., König von Frankreich. Die letzte Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts bereitete eine Reihe künftiger Ereignisse vor, die sich damit endeten, daß Frank- reich jene furchtbare Macht errang, welche seitdem unausgesetzt

14. Das Mittelalter - S. 186

1876 - Leipzig : Baedeker
186 Karl Viii. Eduard I. §. 43. 44 gund, auf einmal seine Macht gegen Deutschland wandte, um das mitten zwischen seinen nördlichen und südlichen Besitzungen ge- legene Lothringen zu erobern, die Schweizer für einen Einfall in die Freigrafschaft Burgund zu züchtigen und ein unabhängiges Königreich Burgund zu begründen, und dass derselbe in der Verfolgung dieser Pläne seinen Untergang fand, s.'S. 176. Da Karl der Kühne nur eine Tochter (Maria) hinterliess, so nöthigte Ludwig Xi. die Stände des Herzogthums und der Grafschaft Burgund, sich ihm zu unterwerfen; aber sein Plan, auch die nieder- ländisch-burgundischen Landschaften zu erhalten, scheiterte an dem Widerstande Maximilians von Oesterreich, des Gemahls der Erbin von Burgund, der das französische Heer bei Guinegate (in Artois) besiegte (1479). Bei dem Aussterben des Hauses Anjou, einer Nebenlinie des könig- lichen Hauses (abstammend von einem Sohne Johann’s des Guten, s. die Stammtafel S. 183) erbte Ludwig die Provence, Anjou, Maine und die An- sprüche dieses Hauses auf Neapel. Somit wraren alle grossen Lehen mit der Krone vereinigt, ausser der Bretagne. 7. Karl Vjii. (1483—1498) vollendete das Werk seines Vaters, indem er durch seine Vermählung mit der Erbin von Bretagne (1491) das einzige noch nicht mit der Krone verbundene grosse Lehen ge- wann. Die Befestigung und Erweiterung der königlichen Macht im Innern und einer grössern nationalen Einheit veranlasste ihn diese Macht auch nach Aussen geltend zu machen. Er eroberte Neapel, worauf er Ansprüche ererbt hatte. Allein die Befürchtung, dass seine Eroberungspläne über die Grenzen Neapels hinausgehen möchten, veranlasste ein Bündniss zur Herstellung des vertriebenen Königs (zwischen Aragonien, Venedig, dem römischen Könige Maximilian, dem Herzoge von Mailand und dem Papste), welches ihn nöthigte, die Eroberung wieder aufzugeben. Mit ihm erlosch die ältere Linie des Hauses Valois. §. 44. England und Schottland. A. Könige aus dem Hause Plantagenet, bis 1399. 5. Eduard I. (1272—1307), eben so bedeutend als Krieger, wie als Gesetzgeber, unterwarf den letzten Rest des celtischen Fürsten- thums Wales (dessen Fürst ihm den Lehnseid verweigert hatte)

15. Die Geschichte des Mittelalters - S. 612

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
612 Vierter Zeitraum des Mittelalters: 1273—1492. sessen hatte, angrisf, wandten diese sich an den Erzherzog Maximilian, den Sohn des Kaisers Friedrich Iii., der inzwischen Gemahl der Maria geworden war. Die Niederlage der Franzosen bei Guinegate in Flandern (1479), obwohl sie weiter keine nachtheiligen Folgen hatte, sein höheres Alter und seine körperliche Hinfälligkeit, dazu Mißwachs und Hungersnoth machten Ludwig Xi. zum Frieden geneigt, und da andererseits nach dem frühen Tode Maria's (1482) Maximilian's Kriegs- lust bei den Niederländern wenig Unterstützung fand, so kam der Friede zu Arras zu Stande, demzufolge Margaretha, Maria's zweijährige Tochter, in Zukunft mit dem Dauphin vermählt werden und diesem als Mitgift die Grafschaften Artois und Burgund, so wie einige Herr- schaften übergeben sollte, jedoch unter der Bedingung, daß, wenn die Vermählung nicht zu Stande käme oder diese Ehe ohne Nachkommen bliebe, jene Länder an ihren jüngeren Bruder Philipp und dessen Erben fallen sollten. Außerdem blieb Ludwig im Besitze des Herzogthums Burgund. Schon vorher (1481) hatte er, in Folge des Aussterbens einer Nebenlinie (Anjou) des königlichen Hauses, die Grafschaften Provence, Anjou, Maine eingezogen, so daß alle große Lehen, außer der Bretagne, mit der Krone vereinigt waren. Ohne alle eigene, persönliche Größe, hinterließ er das Reich so stark, daß es auch eine Minderjährigkeit, die in Frankreich immer so gefährlich war, aushalten konnte. Karl Viii. (reg. 1483—1498) vollendete das Werk seines Vaters, indem er durch seine Vermählung mit der Erbin von Bretagne (1491) das einzige noch nicht mit der Krone verbundene große Lehen gewann. Die Befestigung und Erweiterung der königlichen Macht im Innern und einer größeren nationalen Einheit gestattete ihm diese Macht auch nach außen hin geltend zu machen. Er unternahm einen Zug nach Italien zur Eroberung des Königreiches Neapel, auf welches sein Vater als Erbe des Hauses Anjou begründete Ansprüche erhalten und ihm hinterlassen hatte. Beim Herannahen eines französischen Heeres (1495) entsagte König Alfons Ii., der sich durch Stolz und Grausamkeit all- gemein verhaßt gemacht hatte, zu Gunsten seines Sohnes Ferdinand Ii., allein auch dieser fand keine günstige Aufnahme und schiffte sich nach der Insel Jschia ein. So zog Karl Viii. ohne Widerstand in Neapel ein. Aber die Leichtigkeit und Schnelligkeit der Eroberung täuschte die Franzosen über die Unsicherheit des gewonnenen Besitzes und durch eigene Schuld beschleunigten sie den Verlust desselben. Ihre Anmaßungen und Gewaltthätigkeiten gegen Geringere, so wie die Verachtung und der Stolz, welchen sie auch gegen den Adel bewiesen, verwandelte die frühere Zuneigung bald in den erbittertsten Haß. Auch veranlaßte die Besorg- niß, daß die Eroberungspläne Karl's Viii. über die Grenzen Neapels hinausgehen möchten, ein Bündniß zwischen Venedig, dem Papste, dem Könige von Aragonien, dem römischen Könige (Maximilian) und dem Herzoge von Mailand zur Erhaltung der Besitzungen der Verbündeten und zur Wiedereroberung Neapels. Dies bewog den König Karl, das

16. Theil 2 - S. 287

1867 - Breslau : Max
Karl der Kühne. Ludwig Xi. 285 in Trier 1473 abgemacht werden. Der Kaiser begab sich dort- hin mit seinem Sohne und hielt seinen Einzug so prachtvoll, als es seine stets schwache Kasse nur erlaubte. Jetzt kam auch Karl. Wie ärmlich erschien gegen seinen und der Seinigen Glanz der kaiserliche Aufzug! Karl selbst trug einen vergoldeten Harnisch und über diesem einen Mantel von Goldbrocat, der von Edel- steinen und echten Perlen strotzte*), und als er in der Ferne den ihm entgegenreitenden Kaiser erblickte und sich mit seinem Gefolge in Bewegung setzte, ließ sich ein seltsames Geklingel ver- nehmen; denn über die stählernen Bedeckungen seiner Pferde waren durchsichtige Goldstoffe gehängt, die mit silbernen Schellen besetzt waren. Mochte auch den Kaiser dieses übertriebene Schau- tragen des Reichthums ärgern, so empfing er ihn doch freundlich. Beide besprachen sich recht herzlich, und mit besondern! Wohlgefal- len ruhte Karls Blick aus dem jungen Erzherzoge Maximilian, der, ein schöner Jüngling mit herabwallenden blonden Locken, hinter feinern Vater mit entblößtem Haupte hielt. Dann wurde der Tag der Krönung verabredet und schon war die Kirche dazu geschmückt, der Thron ausgestellt, Krone und Scepter dazu angeschafft — da war der Kaiser den Tag vor der Krönung plötzlich ver- schwunden. Ohne Abschied war er abgereist und ließ dem Her- zoge nur sagen, die Feier müsse bis auf gelegenere Zeit ver- schoben werden. Wahrscheinlich war dies sonderbare Betragen durch einen Brief des damaligen Königs'von Frankreich, Lud- wigs Xi., veranlaßt worden. Dieser hatte ihm — so heißt es — geschrieben, er solle sich vor Karls Ehrgeize hüten, der, wenn er erst König wäre, seine Hand gewiß auch nach der deutschen Kaiserkrone ausstrecken würde. Vielleicht hatte auch Karls Ge- pränge einen widerlichen Eindruck auf Friedrich gemacht. Kurz, die Krönung unterblieb und ist nie vollzogen worden; der Her- zog reiste sehr verdrießlich ab, und alle Verbindung zwischen Maria und Maximilian, die schon Ringe und Briefe gewechselt hatten, wurde abgebrochen. Der eben erwähnte König von Frankreich, Ludwig Xi., war ein Sohn jenes Karl Vii., zu dessen Zeiten das Mädchen von Orleans aufgetreten war. Noch während des Lebens seines Vaters hatte er nach der Krone gestrebt, weshalb er vom könig- lichen Hofe entfernt bei dem Herzoge von Burgund sich aushal- :) Er wurde auf 200,000 Rthlr. geschätzt.

17. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte - S. 608

1817 - München : Königl. Schulbücher-Hauptverl.
Ö08 Mittlere Geschichte. 3. Ludwig Xi. (1461 -1483), Carl Viii. (1433^ 1493), Ludwig Xii. (1408 - 1515). Was die frühem Könige Frankreichs zur Beftstie gung und Stärkung der königlichen Macht vorbeseitet hatten, wurde von Ludwig Xi. (1401 - 1483) zur Vollendung gebracht. Er machte, wie einer seiner Nach- folger sagte, die Könige von Frankreich ans Kindern zu Männern. — Er erhöhte die Steuern um mehr als das Dreifache und vermehrte die stehenden Truppen; er behandelte alle Stände, besonders aber die höheren, mit Härte, ja nur zu oft mit Grausamkeit. — Unter den Großen Frankreichs waren es besonders die Herzoge von Burgund und Bretagne, von denen dre königliche Macht Beschränkung oder Gefahr zu fürchten hatte. Vor- nehmlich hatte Ludwig einen furchtbaren Gegner an dem Herzoge Carl dem Kühnen von Burgund, aber doch gelang es mit Hülfe der Schweizer dem schlauen Könige endlich ( 1477), den kraftvollen Fürsten zu vernichten, und sich niit einem Theile der Besitzungen desselben zu bereichern. Auch der Herzog von Bretagne wurde von Ludwig beschränkt. Eben so andere Große Frank- reichs. —- Ei n Ziel, die Befestigung der Königsmacht, hatte dieser Fürst stets und unverrückt im Auge, und verfolgte dasselbe mit eben so viel Verstand als Glück. Dabei war er aber auch eines jeden Verbrechens fähig, das seinen Absichten diente. Unter Carl Viii. (1483 - 1498) begannen Kriege mit Italien, welche dieses Land über ein halbes Jahrhun- dert lang beunruhigten, aber auch eine schule der Politik für die westeuropäischen Völker wurden. — Angefeuert durch ritterliche Schwärmerei, besonders aber aufgereizt durch Ludwig Moro, welcher ungestört in Mailand herrschen wollte, faßte Carl Viii. den Plan, die Rechte aufneapel, welche schon sein Vater, Ludwig Xi., von dem jüngern Hause Anjou geerbt hatte, geltend zu machen, zog(l4y4)mit ei- nem Heere nach Ztalien, eroberte (1495) Neapel, verlor es aber, da ihm Venedig, Ferdinand der Catholische von Spa- nien, der römische König Maximilian I. und der Papst als heilige Union entgegen traten, eben so schnell wie- der, als er eö erobert hatte. — Wichtiger als dieser

18. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 220

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 220 — § 84. Frankreich unter Karl Viii. und Ludwig Xii. Die italienischen Kriege. 1. Karl \Iii. (1483—1498). Da Karl bei dem Tode seines Vaters erst 13 Jahre zählte, wurde die Regierung durch einen Regentschaftsrat geleitet, dessen Seele des jungen Königs kluge Schwester Anna von Beaujeu, nachmalige Herzogin von Bourbon, war. Karl vermählte sich im Jahre 1491 mit der Erbin von Bretagne, Anna, die sich bereits mit Maximilian von Österreich verlobt hatte, wie er selbst mit dessen Tochter verlobt gewesen war. Der durch diese Vermählung doppelt beleidigte Maximilian war zum Kriege mit Frankreich entschlossen; Karl beschwichtigte ihn jedoch durch die Abtretung von Burgund und Artois. — Da der letzte männliche Sprößling der Titularkönige von Neapel aus dem Hause Anjou seine Rechte auf Ludwig Xi. vererbt hatte, beschloß Karl \ Iii., dieses Land, das nach mehrfachem Herrscherwechsel an das aragonische Haus gekommen war, dem Könige Alfons Ii. zu entreißen. Er zog im Jahre 1494 über die Alpen, und Neapel wurde erobert; die Eroberung hatte jedoch keine Dauer; nach der Rückkehr Karls nach Frankreich nahm Ferdinand Ii., Alfons' Sohn, das Land aufs neue in Besitz (1496). Karl Viii. starb schon im Jahre 1498. Da er keine Kinder hinterließ, so erlosch mit ihm die ältere Linie der Valois, und es folgte ihm in der Regierung sein Schwager Ludwig von Orleans. 2. Ludwig Xii. (1498—1515), dem seine Milde den Beinamen „Vater des Volkes" verschafft hat, machte als Enkel einer Fürstin aus dem Hause Visconti Ansprüche auf das Herzogtum Mailand, das nach dem Tode des letzten Visconti durch den kühnen Söldnerhäuptling (condot-tiere) Franz Sforza an das Haus Sforza gekommen war. Er fand Bundesgenossen gegen Franz Ssorzas Sohn, Ludwig Moro, den der Kaiser Maximilian als Herzog von Mailand bestätigt hatte, an den Schweizern, den Venetianern und dem Herzog von Savoyen. Das Herzogtum Mailand wurde erobert (1499) und Ludwig Moro gefangen nach Frankreich geführt, wo er nach zehnjähriger Gefangenschaft starb. Ludwig Xii. beschloß hierauf, auch seine Ansprüche aus Neapel geltend zu machen; da jedoch auch Ferdinand der Katholische von Spanien Ansprüche auf dieses Land erhob, vereinigten sich beide zur gemeinsamen Eroberung desselben (1500). Der König von Neapel, Friedrich Ii., der seinem früh verstorbenen Neffen Ferdinand Ii. auf dem Thron gefolgt war, wurde entsetzt und zog sich nach Frankreich zurück, wo ihm Ludwig ein Jahrgeld ausletzte. Bei der Teilung des Landes entstand Streit zwischen den Franzosen und den Spaniern, und die letzteren blieben nach längerem Kampfe im Alleinbesitz des Landes. In diesem spanisch-französischen Kriege haben sich besonders zwei Helden ausgezeichnet, in denen der Glanz des Rittertums

19. Das Mittelalter - S. 106

1857 - Koblenz : Baedeker
106 Ludwig Xi. 6. Ludwig Xi. (1461—1483) gelang es, jedoch nicht ohne Treulosigkeit, Hinterlist und Grausamkeit, die Macht der Vasallen in einem letzten, gefährlichen Kampfe zu vernichten und die königliche Alleinherrschaft fest zu begründen. Es entstand nämlich unter dem Namen ligue du bien public ein großes Bündniß der mächtigsten Kronvasallen, um die Macht des Königthums zu stürzen und die Herrschaft des Lehusweseus in ganz Frankreich herzustellen, und die Verbündeten nöthigten den König durch Krieg und Umlageruug der Hauptstadt, ihnen alle Forderungen zu bewilligen. Allein Ludwig wußte durch List und Ränke das Bündniß zu trennen, die Verbün- deten zu entzweien, den einen gegen den andern zu gebrauchen oder sie durch anderweitige, von ihm unterstützte Feinde (so den Herzog von Burgund durch die Lütticher) zu beschäftigen, und auch als der Herzog Karl der Kühne von Burgund ihn bei einer Zusammenkunft (zu Peronue) gefangen genommen und zu neuen Bewilligungen ge- zwungen hatte, fand er Gelegenheit und Mittel, die gemachten Zuge- ständnisse nach und nach zurückzuuehmeu. Vorzüglich aber gelang ihm die Demüthigung der Vasallen dadurch, daß sein Hauptgegner, Karl der Kühne von Burgund, auf einmal seine Macht gegen Deutsch- land wandte, um das mitten zwischen seinen Besitzungen gelegene Lothringen zu erobern, die Schweizer für einen Einfall in die Frei- grafschaft Burgund zu züchtigen und ein unabhängiges Königreich Burgund zu begründen, und daß derselbe in der Verfolgung dieser Pläne seinen Untergang fand (s. S. 99 f.). Bei dem Aussterbeu des Hauses Anjou, einer Nebenlinie des königlichen Hauses (abstammend von einem Sohne Johaun's des Guten), erbte Ludwig die Provence, Anjou, Maine und die Ansprüche dieses Hauses auf Neapel. Somit waren alle großen Lehen mit der Krone vereinigt, mit einziger Ausnahme des Herzogthums Bretagne, dessen Rückfall an die Krone jedoch schon durch die Vermählung Karl's Viii. mit der Erbin von Bretagne (1491) vorbereitet wurde. Sein Sohn 7. Karl Viii. ’(1483—1498) konnte nach solcher Befestigung und Erweiterung der königlichen Macht im Innern dieselbe auch nach außen geltend machen. Er eroberte Neapel, worauf er Ansprüche ererbt hatte; allein die Befürchtung, daß seine Eroberungspläne über die Grenzen Neapels hinausgehen möchten, veranlaßte ein Bündniß zur Herstellung des vertriebenen Königs (zwischen Spanien, Venedig,

20. Das Mittelalter - S. 147

1891 - Berlin : Grote
Der Sieg der Monarchie über die Feudalherren in Frankreich. 147 und nach einem kaiserlichen Verbot der alten Einungen (Februar) 1488 in den Schwäbischen Bund zusammenzufassen, der Fürsten®^üe“r6i= (Siegmund von Österreich und Eberhard von Württemberg), Prälaten, ®“8n86-Ritter und 22 Städte enthielt und mit seiner sich bewährenden Organisation (z. Z. der Gefangenhaltung Maximilians in Brügge) als Bundesstaat (mit Bundesrat, -Kasse, -Heer von 12 000 Mann zu Fuß und 1200 Reitern) im kleinen ein Vorbild gab für die dem Reich zu helfende geeignete Reform. An deren Durchführung aber wurde Maximilian gehindert namentlich durch die Kämpfe erst um die Niederlande, dann gegen die Ungarn, denen er 1490 glücklich Wien entriß, und gegen die wiederholt in Österreich einbrechenden Türken, nicht minder aber durch feine uustäte, der Gabe des Beharrens entbehrende geistige Eigenart und seine Neigung, über weit ausgreifende Entwürfe das Naheliegende, aber Nötige zu vergessen und nngethan zu lassen. <1. Drr Sieg der Monarchie über die Feudalherren in Frankreich unter Ludwig Xi. und Karl dem Kühnen. (1461 — 83.) 1. Mit dem von Günstlingen und Weibern (§ 187) beherrschten 193 Vater verfeindet und vor drohenden Nachstellungen nach Burgund ge- 8ian{= flohen, verdankte Ludwig Xi. (1461—83), eine verschlossene, arg-wohnische Natur, die, selbst meist sich verstellend, auch überall Ver-siellung fürchtete, verschlagen und listig, dabei furchtsam und geneigt, 1483 krumme Wege zu gehen*), die Erlangung des väterlichen Throns dem Schutze des ihn nach Frankreich und zur Krönung geleitenden Herzogs von Burgund. Aber in der unscheinbaren und nicht selten abstoßenden Hülle barg sich ein weitblickender und konsequenter staats-männischer Geist, der, erfüllt von dem Rechte des das Wohl aller vertretenden Staates, die Vorrechte der selbstsüchtigen Feudalherren zu vernichten und das Königtum in den Vollbesitz der Gewalt zu setzen strebte, — ein berechtigtes und von der Masse des dadurch erleichterten Volkes gebilligtes Ziel mit höchst bedenklichen Mitteln zu erreichen suchte. Zur Verteidigung ihrer Sonderrechte einten sich die großen Feudalherren in der Ligue für das öffentliche Wohl (Ligue du bien public), die den König mit Hilfe Karls von Buraund Li«ue - o du bien -------------- public. *) W. Scott, Quentin Durward. 10