Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 288

1878 - Danzig : Gruihn
288 Geschichte der neuen Zeit. sind oft Monate lang zusammen, und da wird alles haarscharf verhandelt, und das Wohl der Unterthanen nach allen Seiten hin erwogen. Tie deutsche National-Versammlnng. Als unser Aönig im Jahre 1848 die Deputirteu aus dem ganzen Lande nach Berlin berief, eilten zu gleicher Zeit aus allen deutschen Ländern Männer nach der Stadt Frankfurt am Main. Dort bildete man auch eine Versammlung, die sich das deutsche Parlament, oder die deutsche National-Versammlung nannte. Fast alle Fürsten Deutschlands hatten aus ihren Ländern Depntirte hingesendet. Man wollte ein Reichsgrundgesetz für ganz Deutschland abfassen, des alten deutschen Reiches Einheit und Herrlichkeit herstellen und an der Spitze einen deutschen Kaiser haben. Zunächst stellte man den österreichischen Erzherzog Johann als Reichsverweser an die Spitze Deutschlands. Aber dieser konnte blutwenig ausrichten. Endlich beschloß man einen deutschen Kaiser zu wählen, welcher das Reichsgrundgesetz in Ausführung bringen sollte. Nach manchem Streite fiel die Wahl auf unsern vielgeschmähten vielgekränkten König Friedrich Wilhelm Iv., und man kam in einen: großen, feierlichen Zuge nach Berlin, um ihm die deutsche Kaiserkrone zu Füßen zu legen. Aber der König lehnte das Anerbieten ab. Nnn entstand in der frankfurter Versammlung große Verwirrung. Der eine wollte es so, der andere so haben. An vielen Orten Deutschlands schlug der Aufruhr in hellen Flammen auf. Der Aufftauö in Baden. In Baden gewann im Jahre 1849 der Aufstand die Oberhand, und der Großherzog mußte aus dem Lande fliehen, die Aufrührer übernahmen die Regierung, und da auch ein großer Theil der badenschen Soldaten treulos von seinem Fürsten abfiel, so kamen die Festungen und Städte und somit das ganze Land in die Hände der Aufständischen. Ebenso ging es in der bairischen Pfalz. Es hätte der Aufruhr gewiß auch die benachbarten Länder ergriffen und überwältigt, wäre auf dringendes Bitten der Fürsten nichts unser König mit feinen braven Truppen eingeschritten. Der Prinz von Preußen (unser jetziger Kaiser Wilhelm I.) erhielt bett Oberbefehl über eine Heeresmacht und rückte gegen die Aufrührer vor. Diese wehrten sich aus allen Kräften; aber bje braven Preußen schlugen die Rebellen, „kräftig,, zurück und nahmen die Länder, Städte und Mstungen ein. Die Fürsten wurden nun wieder in bett Besitz der Länber gesetzt. Oesterreich, Ungarn, Italien. 1848—1849. Um biefe Zeit hatten sich auch die Ungarn unter Führung Kosinths erhoben und wollten sich von Oesterreich losreißen. Mit Hülfe der Russen gelang es aber, der Revolution Herr zu werben. Auch die Lombarbei und Venebig wollten nicht länger unter Oesterreichs Fremb-herrschast stehen. Der Felbinarschau Rabetzki aber verschafft hier der österreichischen Sache bett Sieg. Der Krimkrieg. 1853—1856. Kaiser Nikolaus von Rnßlanb rückte (1853) mit seinen Truppen in bte türkischen Donaufürstenthümer Molbau und Walachei und beanspruchte die Schutzhoheit über sämmtliche griechische Christen in der Türkei. Obgleich Napoleon Iii. den Ausspruch gethan hatte: „Das Kaiserreich ist der Friede", stellte er sich doch mit England und Oesterreich auf die Seite der Türken. Die Franzosen und Engländer zogen nach der Krim und belagerten die Festung Sewastopol. Das Bombardement und die Sturmangriffe waren hier fürchterlich. Als die Franzosen endlich den Malakoff-Thurm einnahmen, sprengte der russische Fürst Gartschakoff den größten Theil der Festungswerke in die Luft. Da es später zum Frieden kam, mußte sich die Türkei verpflichten, die religiösen und bürgerlichen Rechte ihrer christlichen Unterthanen zu schützen. . Schöpfungen Friedrich Wilhelm Iv. Preußen verdankt diesem,geistvollen Könige viele Schöpfungen, z. B. die gewaltige Eisenbahnbrücke über bte Weichsel bei Dirschau, welche 7 mächtige Pfeiler hat. Ein eisernes Gitterwerk, welches dre Seitenwände der Brücke einschließt, und 120 Ketten tragen und- halten bte Brucke. Friedr. Will). Iv. machte auch bett Anfang zur Gründung einer Kriegsflotte. Berlin verschönerte er mit vielen herrlichen Bauwerken, stellte vtele alte Ktrchen und Burgen unsers Vaterlandes wieber her und sorgte für bett Wetterbau des kölner Doms. _ ^ . . „V , , Wohin der König gehört. Friedrich Wilhelm Iv. war ein grimbguttger, durch und durch christlicher Matttt. Sein Wahlspruch war: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen". Einst machte er eine Reise, ^n einem Dorfe wurde er festlich empfangen. Die Schulkinder mit ihrem Lehrer begrüßten ihn, und ein kleines Mädchen sagte ihm ein Gedicht her, worüber er steh sehr freute.

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Die Weltgeschichte in Biographien und Skizzen - S. 168

1880 - Danzig : Gruihn
Geschichte der neuen Zeit. welchen man die Papiere über Einnahme und Ausgabe, über die Steuern im ^Ee, über neue Gesetze und Einrichtungen vorlegt. Jeder Abgeordnete kann auch selbst -vorschlage zum Besten des Landes machen und sie zur Berathung bringen. Die Kammern sind oft Monate lang zusammen, und da wird alles haarscharf verhandelt, und das Wohl der Unterm anen nach allen Seiten hin erwogen. Tie deutsche National-Dersammlung. Als unser König im Jahre 1848 d:e Deputaten aus dem ganzen Lande nach Berlin berief, eilten zu gleicher Zeit aus allen deutschen Ländern Männer nach der Stadt Frankfurt am Main. Dort bildete man auch eine Versammlung, die sich das deutsche Parlament, oder die deutsche National - Versammlung nannte. Fast alle Fürsten Deutschlands batten aus ihren Ländern Tepntirte hingesendet. Man wollte ein Reichsgrundgesetz für ganz Deutschland abfassen, des alten deutschen Reiches Ein-oert und Herrlichkeit herstellen und an der Spitze einen deutschen Kaiser haben. Zunächst stellte man den österreichischen Erzherzog Johann als Reichs-^/^bser an die Spitze Deutschlands. Aber dieser konnte blutwenig ausrichten. Endlich beschloß man, einen deutschen Kaiser zu wählen, welcher das Reichsgrundgesetz m Ausführung bringen sollte. Nach manchem Streite fiel die Wahl auf unsern vielgeschmähten, vielgekränkten König Friedrich Wilhelm Iv., und man kam m entern großen, feieiltchen Zuge nach Berlin, um ihm die deutsche Kaiserkrone zu ?fuyen zu legen._ Aber der König lehnte das Anerbieten ab. Nun entstand in der Frankfurter Versammlung große Verwirrung. Der eine wollte es so, der andere so haben. An vielen Drtcn Deutschlands schlug der Aufruhr in hellen Flammen auf. .. Der Aufstand in Baden. In Baden gewann im Jahre 1849 der Ausstand Dte Oberhand, und der Großherzog mußte aus dem Laude fliehen; die Aufrührer übernahmen die Regierung, und da auch ein großer Theil der badenschen Soldaten treulos von seinem Fürsten abfiel, so kamen die Festungen und Städte und somit das ganze Land in die Hände der Aufständischen. Ebenso ging es in der bayri-schm Pfalz. Es hotte der Aufruhr gewiß auch die benachbarten Länder ergriffen und überwältigt, wäre auf dringendes Bitten der Fürsten nicht unser König mit c4l”sett Truppen eingeschritten. Der Prinz von Preußen (unser jetziger ^atj£r Wilhelm *•) erhielt den Oberbefehl über eine Heeresmacht und rückte gegen dre Aufrührer vor. Diese wehrten sich aus allen Kräften; aber die braven Preußen schlugen die Rebellen kräftig zurück und nahmen die Länder, Städte und Festungen ein. Die Fürsten wurden nun wieder in den Besitz der Länder gesetzt. Oesterreich, Ungarn, Italien. 1848-1849. Um diese Zeit hatten sich auch dre Ungarn unter Führung Kossnths erhoben und wollten sich von Oesterreich losreißen. Mit Hilfe der Russen gelang es aber, der Revolution Herr zu werden. Auch dre Lombardei und Venedig wollten nicht länger unter Oesterreichs Fremdherrschaft stehen. Derfeldmarfchallräderst aber verschaffte hier der österreichischen Sache den Sieg. Der Krimkrieg. 1853—1856. Kaiser Nikolaus von Rußland rückte (1853) mit fernen Truppen in die türkischen Donanfürstenthüiner Moldau und Walachei und beanspruchte die Schutzhoheit über sämmtliche griechische Christen in der Türkei. Obgleich Napoleon Iii. dm Ausspruch gethan hatte: „Das Kaiserreich ist der Friede", stellte er sich doch mit England und Oesterreich auf die Seite der Türken. Die Franzosen und Engländer zogen nach der Krim und belagerten die Festung Seb astop ol. Das Bombardement und die Sturmangriffe waren hier fürchterlich. Als dre Franzosen endlich den Malakoff-Thurm einnahmen, sprengte der russische Fürst Gortschakoff den größten Theil der Festungswerke in die Lust. Da es später Zum Frieden kam, mußte sich die Türkei verpflichten, die religiösen und bürgerlichen Rechte ihrer christlichen Unterthanen zu schützen. Schöpfungen Friedrich Wilbelm Iv. Preußen verdankt diesem geistvollen Könige viele Schöpfungen, z. B. die gewaltige Eisenbahnbrücke über die Weichsel bei Dirschau, welche 7 mächtige Pfeiler hat. Ein eisernes Gitterwerk, welches die Seltenwände der Brücke einschließt, und 120 Ketten tragen und halten die Brücke. Friedr. Wilh. Iv. machte auch den Anfang zur Gründung einer Kriegsflotte, Berlin verschönerte er mit vielen herrlichen Bauwerken, stellte viele alte Kirchen und Burgen unseres Vaterlandes wieder her und sorgte für den Weiterban des Kölner Doms.

2. Geschichtsbilder zum Gebrauche der Volksschule - S. 92

1892 - Stuttgart : Metzler
— 92 — und Bildung den ersten Platz unter den Nationen an. Aber thatsächlich war dasselbe gegen das Ausland ohnmächtig. Denn im Deutschen Bunde befanden sich zwei Großstaaten, Preußen und Oesterreich, von denen sich keiner dem anderen unterordnen konnte. Daher verhinderte ihre gegenseitige -Eifersucht jedes machtvolle Auftreten des Bundestages. Das Volk selbst aber entbehrte mancherorts Rechte, die ihm höchst wünschenswert schienen. Solche waren z. B. ständische Verfassungen, eine vollkommene Rechtspflege, Freiheit der Presse, Volksbewaffnung. Ueber diese Sachlage herrschte eine tiefe Verstimmung. Als daher i. I. 1848 die Kunde von einer Staatsumwälzung in Frankreich anlangte, da sprach auch das deutsche Volk laut und ungestüm seine Wünsche aus. Es verlangte Verbesserung seiner Zustände und eine größere Einheit Deutschlands. Die Regierungen bewilligten fast überall die geforderten inneren Rechte. Nur in Preußen und Oesterreich zögerte man. Deshalb kam es hier, besonders zu Wien und Berlin, zu blutigen Straßenkämpfen. Auch anderwärts brachen bald Unruhen aus. Es hatte sich nämlich allmählich eine große Partei gebildet, welche Deutschland zu einem Freistaate umgestalten wollte. Diese erregte in Baden einen Aufstand, der jedoch rasch unterdrückt wurde. Solch drohenden Vorgängen gegenüber zeigte der Bundestag eine ungewöhnliche Thätigkeit. Um die Einigung aller deutschen Staaten herzustellen, berief er gegen sechshundert vom Volke erwählte Abgeordnete zu einer Nationalversammlung nach Frankfurt a. M. zusammen. Dieselbe erwählte den Erzherzog Johann von Oesterreich zum Reichsverweser und begann über Deutschlands Neugestaltung zu beraten. Allein die Freistaatler waren mit dem Gange der Dinge unzufrieden. Daher veranlaßten sie in Frankfurt selbst, in Baden und auch anderorts abermals bewaffnete Erhebungen. Diese mißlangen jedoch vollständig. Die Nationalversammlung setzte unterdessen ihre Beratungen fort und stellte die Grundrechte des Volkes und die Gesamtverfassung Deutschlands fest. Endlich wählte sie Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen zum deutschen Kaiser. Allein dieser lehnte die Krone aus Rücksicht für die anderen Fürsten ab. Auch den übrigen Anordnungen der Nationalversammlung traten bald große Hindernisse entgegen, und die einzelnen Staaten riefen nach und nach ihre Abgeordneten zurück. So mißlang das Eini-

3. Die neuere Zeit von 1648 bis auf die Gegenwart - S. 219

1907 - Paderborn : Schöningh
219 Das letzte Nachspiel bei dem traurigen Ausgange des Par-laments waren die Volksaufstnde, die namentlich in Sachsen, in der Psalz und in Baden erfolgten. Auf die Bitte der be-drohten Fürsten schickte Preußen dem schsischen Könige Hilss-truppen, welche das aufstndische Dresden bezwangen (Mai). Nach der bayrischen Psalz und nach Baden, das der Groherzog flchtig hatte verlassen mssen, schickte der König Friedrich Wilhelm Iv. ein Heer unter seinem Bruder, dem Prinzen von Preußen (dem spteren Könige und Kaiser Wilhelm I.), der nach siegreichen Ge-fechten (besonders bei Waghusel) der die badischen Freischaren und die mit diesen verbrderten badischen Regimenter die alte . Regierung wiederherstellte (Juni und Juli 1849). / , b> <Ko-h. \ 4. Die preuische Unionspolitik. Nachdem die Einigung Deutschlands durch die Vertretung des^j ^ deutschen Volkes gescheitert war, fate der preuische donig den Plan, durch Verhandlungen mit den deutschen Fürsten das-selbe Ziel zu erreichen. Daher schlo er mit Sachsen und Hannover das Dreiknigsbndnis mit der Bestimmung, da der Beitritt zu dieser unter Preuens Fhrung stehenden Vereinigung (Union) den anderen deutschen Fürsten freistehen solle (Mai 1849). Die meisten kleineren deutschen Staaten traten der Union bei. Aber nun arbeitete Osterreich, das eben damals mit Rulands Hilfe die Revolution endlich siegreich berwunden hatte, mit aller Kraft den Bestrebungen Preuens entgegen, um seine alte Stellung in Deutschland wiederzugewinnen. Daher lehnten Bayern und Wrttemberg den Eintritt in die Union ab und schloffen mit Hannover und Sachsen, die alsbald die Gelegenheit zum Austritte benutzten, ein Vierknigsbndnis (Mrz 1850). Zwar nahm der zur Beratung der Verfassung der Union nach Ersurt berufene Reichstag der Unionsstaaten die Verfassung an, doch wurde er wegen der Drohungen sterreichs und Rulands von dem un-entschiedenen Könige von Preußen rasch wieder ausgelst (April 1850). Nunmehr lud Osterreich alle deutschen Staaten zur Wieder-Herstellung des Bundestages ein, der sich bei der Wahl des Reichsverwesers (Sommer 1848) ausgelst hatte. Whrend Preußen und die Unionsstaaten sich ablehnend verhielten, sandten die brigen Staaten, darunter die Knigreiche, ihre Gesandten zum Bundestage

4. Teil 1 - S. 3

1892 - Aachen : Barth
Wilhelm I., König v. Pr. u. deutscher Kaiser. 3 zwei Kinder, nmlich einen Sohn, welcher als Friedrich Iii. fein Nachfolger wurde, und eine Tochter, Namens Luise, welche jetzt Groherzogin von Baden ist. Im Jahre 1840 starb König Friedrich Wilhelm Iii., und sein ltester Sohn bestieg als Friedrich Wilhelm Iv. den Thron. Da dieser keine Kinder hatte, fo wurde jetzt Prinz Wilhelm der mutmaliche Thronerbe. Er fhrte als solcher den Titel Prinz von Preußen." Im Jahre 1848 entstanden in Berlin groe Unruhen, in-dem irregeleitete Bewohner der Hauptstadt sich gegen den König emprten. Unter diesen Unruhen hatte auch der Prinz Wilhelm zu leiden. Sein Palast wre beinahe zerstrt worden. Er selbst mute aus des Knigs Wunsch fr kurze Zeit fogar das Baterland verlassen. Nach seiner Rckkehr betraute ihn der König mit der Unterdrckung der Unruhen. Dieselben hatten sich nmlich durch ganz Deutschland verbreitet und wurden zu-letzt am gefhrlichsten in der bairischen Pfalz und in Baden. Der Groherzog von Baden mute fogar flchten. Prinz Wilhelm stellte in einem sechswchentlichen Feldzuge die Ruhe wieder her; auch fhrte er den Gro herzog von Baden in seine Residenz Karlsruhe zurck. 3. bersicht. Im Jahre 1861 starb König Wilhelm Iv., und Prinz Wilhelm bestieg als Wilhelm I. den Thron. Er setzte sich am 18. Oktober 1861 feierlich in Knigsberg die Krone aufs Haupt. Er war damals fchcrt 64 Jahre alt, stand also bereits in dem Alter, in welchem die meisten Menschen anfangen, sich nach Ruhe zu fehlten. König Wilhelm aber hat noch in diesem Alter die herrlichsten Thaten vollbracht. Zunchst verwertete er die reichen Ersahrungen, welche er durch seine langjhrige Thtig-keit im Heerwesen gesammelt hatte. , Das Heer wurde nach einem groartigen Plane ganz umgestaltet und besonders ver-strkt. Dann machte er es sich zur Lebensausgabe, seinem Lande in Deutschland und Europa diejenige Stellung zu verschaffen, welche ihm vermge seiner Gre und Macht gebhrte. Und diese Aufgabe hat er unter treuer Beihilfe bedeutender Männer, die er mit groer Umsicht zu feinen Ratgebern erwhlt hatte, glnzend gelst. Er hat in drei groen Kriegen, die er führen l*

5. Leitfaden und Lesebuch der Geschichte für Schulen - S. 237

1873 - Berlin : Prausnitz
. 21. Wilhelm I. 237 fhrte ein Heer an den Rhein und nach Baden, das in hellen Flammen des Aufruhrs stand; er drngte die Frei-schaaren der Revolution von einem Ort zum andern znruck, nahm Carlsruhe, Rastatt mute sich auf Gnade und Ungnade ergeben, und alsbald war das Land wieder frei und der Groherzog wieder Herr im Lande. An den Berathungen und Verhandlungen der folgenden Jahre hat er dann vielfach thtigen Antheil genommen. 4. Der 18. Hctover 1861. Der 18. Sd et ob er ist 'n der Geschichte ein denkwrdiger Tag durch die Schlacht be, Leipzig 1813 und durch die Geburt des Kronprinzen 1831. Eme dritte Bedeutung hat er erhalten durch das Jahr 1861. Der Prinz hatte an den Leiden des kniglichen Bruders, an dem furchtbaren Hinsiechen des gebrochenen Geistes den tiefsten, schmerzlichsten Antheil genommen, er hat es oft genug bezeugt. Er hoffte fr ihn von Tag zu Tag. Er hatte einen andern Geist, aber er respectirte mit edler Selbstlosigkeit den idealen, groen Sinn des Bruders. Auch nachdem er die Regierung selbstndig als Prinzregent bernommen, hat er, was der König geschaffen, nicht angetastet oder nur mit schonender Hand gendert. Am 2. Januar 1861, tote wir wissen, fchlnq endlich Friedrich Wilhelm Iv. die Stunde der Erlsung, und Wilhelm I. wurde König. Am 18. October 1861 setzte er sich mit groer Feier in Knigsberg die Krone auf s Haupt. Aber den Frieden gewann er mit dem Scepter nicht zugleich, nicht den innern, und nach auen nicht. Es whrte Jahre, ehe das Volk und dessen Vertreter seinen Sinn erkannten und unter ihn sich willig beugten, und mit ueren Feinden hat er drei Kriege zu bestehen gehabt, einen immer langer und schwerer als den andern, erst mit Dnemark um Schleswig und Holstein, dann mit Oesterreich, dem eiferschtigen Neben-buhler Preuens von Alters her, endlich in dieser letzten Zeit mit Deutschlands altem bsen Feind, Frankreich. Aber er hat sie alle mit Sieg und Ehren bestanden, und jeder neue hat ihm einen neuen glnzenderen Ruhmeskranz um die greise Stirn gelegt. Und so mgen wir ihn in seinem Leben mit einem hohen Berge vergleichen, dessen Gipfel die scheidende Sonne am Abend mit einem milden goldigen Schein verklrt. Von den Kriegszeiten whlen wir zwei Tage aus. 5. Der 3. Juki 1866. In dem Kriege mit Oesterreich geschah der Hauptschlag bei Kniggrtz. Das ist eine

6. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 411

1910 - Wittenberg : Herrosé
Xiii. Vaterland und Volkstum. 411 Zeichen hoher Kunst wie vaterländischer Gesinnung das Hermanns- denkmal Ernst von Bändels auf dem Teutoburger Walde über Detmold. In den großen Städten sind dem Kaiser Wilhelm I. Denkmäler aus Erz errichtet, in den Dörfern aber 1871 Sieges- eichen gepflanzt, die daran erinnern sollen, wie Kaiser Wilhelm I. durch große Siege das zersplitterte Deutschland geeinigt und zu Macht und Ehre gebracht hat. In den Kirchen hängen Tafeln mit den Namen der Kämpfer, die für das Vaterland gefallen sind. Mancher Mann trägt als Auszeichnung das Eiserne Kreuz oder doch die Kriegsdenkmünze, weil er an den großen Kämpfen teilgenommell ulld sich wohl gar durch besondere Tapferkeit hervorgetan hat. Alle Jahre am 2. September feiern die Schulen ein großes Freudenfest, weil an diesem Tage im Jahre 1870 der Kaiser Napoleon mit dem ganzen französischen Heere gefangen genommen wurde. Noch heute erzählen die alten Krieger an den Winterabenden von dem großen Mid guten Kaiser Wilhelm I., von seinen gewaltigen Siegen und voll seiner großen Leutseligkeit. Die Arbeiter rühmen seine wohltätigen Gesetze für die Armen und Geringen. So hat er sich Denkmäler errichtet, wohin man schaut. Ja, sogar die blaue Kornblume int Getreide mahnt an ihn, denn sie war seine Lieblillgsblume. Solange ein deutsches Herz schlägt, wird seiner in Liebe und Dankbarkeit ge- dacht werden. Kaiser Wilhelm I. hat fast ein ganzes Jahrhundert durchlebt. Er hat in seiner Jugend die größte Schnlach und in seinem Alter die höchste Herrlichkeit des Vaterlandes erlebt. 2. Was sich bis zu seiner Thronbesteigung ereignete. Kaiser Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 geboren. Seine Mutter, die unvergeßliche Königin Luise, schrieb über ihn an ihren Vater: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, gerade wie sein Vater, einfach, bieder und verständig." Er war ein Kind von kaum 10 Jahren, als das Ullglück über Preußen hereinbrach. Der französische Kaiser Napoleon besiegte die Preußen bei Jena und nahm in kurzer Zeit das ganze Land ein. Mit der königlichen Familie flüchtete er bis in die' Stadt Memel am östlichen Ende des Reiches. Im Frieden zu Tilsit verlor sein Vater das halbe Recht. Als er 13 Jahre alt war, starb seine geliebte, herrliche Mutter. In den Befreiungskriegen erwarb er sich durch feinen Mut mitten irrt Kugelregen das eiserne Kreuz. Er vermählte sich 1829 mit der Prinzessin A u g u st a von Weimar. Sie schenkte ihm 2 Kinder, den spätern Kaiser Friedrich und die noch lebende Großherzogin Luise von Baden. Während des Ausstandes in Berlin 1848 ging er auf Wunsch seines Bruders Friedrich Wilhelm Iv. nach England und lernte dort das Leben eines freien Volkes kennen. Im nächsten Jahre besiegte er die Aufständischen in der Pfalz und irr Baden. 1858 ver- trat er seinen erkrankten Bruder als Prinzreqent und folgte ihm am 2. Januar 1861 als König. 3. Wilhelm I. als deutscher Mann im dänischen Kriege 1864. Die Herzogtümer Schleswig-Holstein im Norden

7. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 389

1904 - Habelschwerdt : Franke
389 mit der Stellvertretung. Im Oktober 1858, als keine Aussicht auf Genesung des Knigs mehr vorhanden war, bernahm Prinz Wilhelm die Regentschaft. Am 2. Jauuar 1861 erlste der Tod Friedrich Wilhelm Iv. von seinen Leiden. Die Wegentschaft in Greuen, 18581861. 1. Lebensgang des Prinzen Wilhelm bis zur bernahme der Regentschaft. Wilhelm I. wurde am 22. Mrz 1797 als zweiter Sohn des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und dessen Gemahlin Luise geboren. Nach der seit Friedrich Wilhelm I. im Hause der Hohenzolleru herrschenden Gewohnheit wurde er im militrischen Geiste erzogen; der Einflu der geistreichen und gemtvollen Knigin verhinderte aber eine einseitige Ausbildung. Getrbt wurde die Jugend des Prinzen durch den unglcklichen Krieg von 18061807 und den Tod seiner Mutter. Der Prinz war in den Knabenjahren schwchlich, durfte^ aber 1814 mit ins Feld ziehen und erwarb sich in der Schlacht bei Bar fr Anbe (bat: r ohb) den Orden des Eisernen Kreuzes und den russischen St. Georgsorden. In der folgenden eu des Friedens widmete er sich mit Eifer und grter Gewissenhaftigkeit dem Militr-dienste. Seit 1819 hatte er Sitz und Stimme im Kriegsministerium. Im Jahre 1829 vermhlte sich der Prinz mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar, die ihm zwei Kinder schenkte, Friedrich Wilhelm, den nachmaligen Kaiser Friedrich Iii., und Luise, die sptere Groherzogin von Baden. Seit der Thronbesteigung seines kinderlosen Bruders Friedrich Wilhelm Iv. fhrte Prinz Wilhelm als mutmalicher Thronfolger den Titel Prinz von Preußen". Sein Verhalten in dem preuischen Verfasfuugskampfe war daher vou groer politischer Bedeutung. Obgleich er von der berzeugung durchdrungen war, da es notwendig sei, eine zeitgeme Verfassung zu gewhren, empfahl er dem Könige doch eine feste Haltung. Infolgedessen richtete sich gegen ihn der besondere Ha der Revolutionre, weshalb ihn der König im Mrz 1848 nach London sandte. In demselben Jahre kehrte der Prinz wieder in sein Vater-land zurck und nahm die Wahl in die Nationalversammlung an. Als nach dem trben Ausgange der Deutschen Frage" in Sddeutschland Aufstnde ausbrachen, erhielt er den Oberbefehl der die gegen die Aufstndischen bestimmten Streitkrfte und warf in Baden und in der Ducken, Unser Heldenkaiser. Berlin 1897. v. Sybel, Begrndung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Volks-ansgabe. 7 Bde. Mnchen 1901. - Ergnzungen Nr. 35. Marcks, Kaiser Wilhelm I.: Die Persnlichkeit Wilhelms I. Atzler, Qu. u. L. Iii.

8. Lehrbuch der deutschen Geschichte - S. 227

1874 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Die Zeit des deutschen Bundes. Ii Seit dem Jahre 1848. 227 stadt wieder besetzt (8. Nov. 1848) und das Ministerium Branden-bur g-Mante uff el eine neue Verfassung mit zwei Kammern ver-kndet, worauf die Ruhe in Berlin und in ganz Preußen wieder her-gestellt ward. Jedoch erst am 6. Febr. 1850 wurde nach einer Revi-sion durch beide Kammern die Verfassung vom König beschworen, wo-durch Preußen in die Reihe der coustitutionellen Monarchien eintrat. 4. Behufs der Umgestaltung der Bundesverfassung trat am 18. Mai 1848 eine aus Abgeordneten von ganz Deutschland gebildete Ratio- 1848 nalversammlung (Parlament) in der Paulskirche zu Frankfurt a. M. eutf^V--zusammen unter dem Prsidenten Heinrich von Gagern und whlte ^mlung. mit Beseitigung des Bundestages den Erzherzog Johann von Oester-reich zum Reichs Verweser, der am 11. Juli 1848 seinen Einzug in Frankfurt hielt, um mit einem dem deutschen Parlamente verant-wortlichen Ministerium die bisher von dem Bundestage ausgebte Ge-walt zu bernehmen. Unter heftigen Parteikmpfen der Rechten (Radowitz, Vinte, Fürst Lichuowsky), die das deutsche Verfassungswerk nur vermittelst einer Vereinbarung mit den Fürsten und Regierungen zu Staude bringen wollte, und der Linken (Karl Vogt, Rge, Ro-bert Blum), welche an dem Grundsatze der ausschlielichen Volksson-vernitt festhielt, kam es zur Aufstellung der Grundrechte des deutschen Volks", die am 28. Dezbr. 1848 durch das Reichsgesetzblatt bekannt gemacht wurden. Allein die Regierungen stellten der Anerkennung und Einfhrung derselben allerlei Bedenken und Hinder-nisse entgegen, vollends aber zeigten sich bei der Durchfhrung der von der Nationalversammlung aufgestellten Reichsversassuug die grten Schwierigkeiten. Die Grodeutschen wollten das deutsche Bundesgebiet beibehalten, die Kl eindeutschen erstrebten mit Aus-schlu Oesterreichs einen engeren Bund unter Preuens Fhrung. Der König Friedrich Wilhelm Iv. lehnte die nur mit einer geringen Majoritt vom Parlamente ihm angebotene Wrde eines deutschen Kaisers um so mehr ab (3. April 1849), als auch Oesterreich und die Mittelstaaten wider ein Aufgehen Deutschlands in Preußen die entschiedenste Abneigung zeigten. Die Ablehnung Friedrich Wil-helm's Iv. war fr das Parlament der Todessto. Eine groe An-zahl der Parlamentsmitglieder trat aus, ein brig gebliebenes, radika-les Rumpfparlament verlegte seinen Sitz nach Stuttgart und wurde daselbst zur Auflsung gezwungen (18. Juni 1849). Ein zur Durchfhrung der Reichsverfassung in Sachsen, der Rheinpsalz und 1849 in Baden ausgebrochener, in den beiden letzteren Lndern durch den Abfall der Truppen noch verstrkter Aufstand wurde durch preuische bc"' Truppen, in Baden unter dem Oberbefehl des Prinzen Wilhelm von Preußen (15. Juni 1849 bei Waghusel), unterdrckt. Der Erz-Herzog Johann legte seine Wrde als Reichsverweser nieder (Okt 1849). 15*

9. Bilder aus der preußischen Geschichte in schulgemäßer Form - S. 29

1914 - Breslau : Goerlich
unseres Vaterlandes eine eigene Schule. — Ferner wurden im ganzen Deutschen Reiche gleiche Münzen, Maße und Gewichte eingeführt. Für Handels- und Kriegszwecke wurde die Ostsee mit der e)Handelund Nordsee durch einen Kanal verbunden. Dieser Kanal, der den Verkehr. Namen Nord-Ostsee- oder Kaiser-Wilhelm-Kanal führt, ist der größte und wichtigste Deutschlands. — Als neues Verkehrsmittel wurde das Telephon (Fernsprecher) eingeführt. Ferner legte man in größeren Städten Straßenbahnen an, die mittels Elektrizität fortbewegt werden. Die Elektrizität wird jetzt auch vielfach zu Beleuchtungszwecken benutzt. Zum Schutze der deutschen Küste und des überseeischen Bau von Handels wurden Kriegsschiffe gebaut und in der Kieler Bucht ßrjeskiffen ein Reichskriegshafen der Ostsee angelegt. Der Wilhelmshasen un 6 im Jadebusen wurde zu einem Reichskriegshafen der Nordsee ausgebaut. Kaiser Wilhelm I. war schlicht und einfach, fromm und Person des gottergeben. Seine großen Erfolge im Kriege machten ihn nicht Kaisers, stolz. Er betrachtete sie als Gottes Fügung. Sein Wahlspruch war: „Gott mit uns!" — In Berlin wohnte der Kaiser nicht in dem großen Kgl. Schlosse, sondern in einem bescheidenen Palais „Unter den Linden". Alles darin war einfach. Als Schlafstätte diente ihm ein eisernes Feldbett. Am liebsten hielt sich der Kaiser in seinem Arbeitszimmer auf. Hier erledigte er bis in fein hohes Alter hinein die Regierungsgeschäfte. Mittags, wenn die Schloßwache aufzog, erhob sich der Kaiser von seinem Schreibtische und trat an das Fenster. Das wurde bald bekannt, und täglich gegen Mittag fanden sich viele Menschen ein, um den Kaiser am „historischen Eckfenster" zu sehen und zu grüßen. Große Freude erweckte es, wenn der Kaiser manchmal mit seinem ältesten Urenkel am Fenster erschien. In seinem hohen Alter traf den Kaiser ein herber Schmerz. Krankheit Sein Sohn, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, wurde von einer Jej,ne8. Halskrankheit befallen, die seine Genesung erhoffen ließ. °9nc * Kaiser Wilhelm I. hat ein Alter von fast 91 Jahren er- Tod reicht. Er starb am 9. März 1888, tief betrauert vom ganzen Kaisers, deutschen Volke, das ihn wie einen Vater liebte und verehrte. — Wenige Stunden vor seinem Tode gab der Kaiser noch seinem Enkel, unserem jetzigen Kaiser, einige Ratschläge für die Regierung. Als ihn seine Tochter (die Großherzogin von Baden) bat, sich nicht durch vieles Sprechen zu ermüden, sagte er: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein." Diese Worte zeigen, daß dem Kaiser bis zu seinem letzten Atemzug die Sorge für das Wohl seiner Untertanen höher stand, als die für fein eigenes. — Nach dem Kronprinzen, der zur Linderung seines Leidens in Italien weilte, hatte der Kaiser große Sehnsucht. Er äußerte: „Könnte

10. Vaterländische Geschichte für evangelische Schulen - S. 94

1890 - Kreuznach : Reinhard Schmithals
— 94 — Vaters wegen ihres politischen Verhaltens Eingesperrten aus der Kerkerhaft und versprach bei seiner Huldigung, seine hohen Regentenpflichten gewissenhaft zu erfüllen, ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger Fürst, ein christlicher König zu sein. Auch lag ihm eine Besserung der deutschen Zustände am Herzen. Er wünschte die Umgestaltung des deutschen Bundes in einen Bundesstaat im Einverständnis mit den deutschen Fürsten. Aber seine Vorschläge fanden in Oesterreich kein Gehör. Ebenfalls trat er den Wünschen seines Volkes nicht feindlich entgegen, er wollte dem Volke die schon 1815 verheißenen Rechte gewähren, aber er wollte stch dazu nicht drängen lassen. Im Volke aber wuchs die Ungeduld, und als der König die vereinigten Landtage nach Berlin berief, da wurden die gewährten Rechte für ungenügend erklärt, und immer größer wurde die Aufregung. 3. Plötzlich brach im Jahre 1848 in Paris eine neue Revolution aus. Der König wurde vertrieben, das Land zur Republik erklärt. Auch nach Süddeutschland und Oesterreich verbreiteten sich die Unruhen. Die Regierungen waren genötigt, die Forderungen des Volkes zu erfüllen. Da beginnen auch in Berlin die Geister sich zu regen. In Scharen zogen sie vors Schloß, ihre Wünsche dem Könige vorzutragen. Dieser war zur Erfüllung derselben bereit, und jubelnd wollten die Haufen sich schon entfernen, als es dennoch durch ein Mißverständnis zum blutigen Aufstand kam. Mehrere Tage dauerte der Kampf in den Straßen der Stadt, bis der König, um ferneres Blutvergießen zu vermeiden, das Militär zurückrief und die Wünsche des Volkes erfüllte. Auch in Süddeutschland, besonders in der Pfalz und in Baden gelang es mit preußischer Hülfe, den Aufstand zu unterdrücken, und preußische Truppen suchten in Schleswig-Holstein das'deutsche Recht zu schützen. Leider wurden sie hieran durch fremde Mächte gehindert (siehe Krieg 1864.) 4. Am 31. Februar 1850 gab der König dem preußischen Staate eine Verfassung. Diese bestimmte, daß alle Gesetze, ehe sic Gültigkeit erhalten, dem Hause der Abgeordneten und dem Herren» hause vorgelegt werden müssen. Haben beide Körperschaften sic beraten und angenommen, dann werden sie dem Könige vorgelegt. Ist auch dieser damit einverstanden, so versieht er das Gesetz mit seiner Namensunterschrift, macht es öffentlich bekannt und führt es aus. Ebenso führt er den Oberbefehl über das Heer und hat das Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schließen. 5. Der deutsche Bundestag in Frankfurt a. M. war mittlerweile in ein Reichsparlament umgewandelt worden, und dieses hatte den Erzherzog Johann von Oesterreich zum Reichsverweser erwählt. Als nun Oesterreich sich wiederum lau und gleichgültig zeigte» schlossen sich die Abgeordneten zu einem engeren Bundesstaate mit Ausschluß Oesterreichs zusammen und erwählten Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen zum erblichen deutschen Kaiser. Jubelnd stimmte das

11. Katechismus der deutschen Geschichte - S. 273

1879 - Leipzig : Weber
Die deutschen Einhcitsbestrebungcu und das neue Deutsche Reich. 27 3 schast Oesterreichs und Rußlands (§ 263) im orientalischen Kriege (1853—1856) erschüttert, noch mehr, nachdem es in Preußen im Oktober 1 858 zu einem Regierungswechsel ge- 1858. kommen war. Der leidende Gesundheitszustand Friedrich Wil-belm's Iv. machte nämlich die Uebernahme der Regierung durch deu Bruder desselben, den ritterlichen, biedern und ehrenfesten Prinzen W ilhelm von Preußen (geb. 22. März 1797) nothwendig (8. October). Nicht ohne Befürchtungen hatten die feudalem Hofkreise Berlins diesem Ereign iß entgegengesehen, und daß diese nicht grundlos waren, bewies, noch 1858, die Entlassung des reaktionären Ministeriums Manteuffel, an dessen Stelle das liberalere des Fürsten Anton von Hohenzollern-Sigmaringen trat. Das preußische Volk schloß sich mit Vertrauen der neuen Regierung an; die Neuwahlen zum Abgeordnetenhaus fielen im Sinne des Ministeriums aus, und die demokratische Partei lenkte zu. gemäßigtein Fortschritt ein. Auch das patriotische Deutschland, das im Sehillerfest (10. Novbr. 1859) seiner geistigen Zusammengehörigkeit einen mächtigen Ausdruck gab, richtete seine Blicke hoffnungsvoller aus Preußen. Unter dem Eindruck der sich vollziehenden Einigung Italiens unter der 1859. nationalen Dynastie Piemont-Sardinien (Victor Emanuel) erwartete man von Preußen die militärische und diplomatische Führung der deutschen Nation, und der Nationalverein machte es seit Juli 1859 zu seiner Ausgabe, in diesem Sinne zu wirken. Die preußische Regierung selber entsprach diesen Hoffnungen durch ibr Verhalten beim Bundestag und gegen die An-sprüche Napoleon's. Bei einer Zusammenkunft deutscher Fürsten in Baden-Baden (1860) erklärte der Prinz-Regent dem i860. ebenfalls erschienenen französischen Kaiser, daß er nie und nimmer auf eine Abtretung deutschen Bodens sich einlassen werde; — in Frankfurt wurden Anträge auf Reform der Bundesmilitärverfassung, auf erhöhteren Schutz der Nord- und Ostseeküsten, auf die Gründung eines engeren Bundes innerhalb des deutschen Staatenbundes — alle sreilich erfolglos — gestellt. § 267. Aber auch die Feinde Preußens, dessen Tljvon der Prinz-Regent als König Wilhelm I. nach dem Tode seines Kentzlcr, Deutsche Geschichte. 18

12. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 407

1903 - Wittenberg : Herrosé
Xiii. Vaterland und Volkstum. 407 durch große Siege das zersplitterte Deutschland geeinigt und zu Macht und Ehre gebracht hat. In den Kirchen hängen Tafeln mit den Namen der Kämpfer, die für das Vaterland gefallen sind. Mancher Mann trägt als Auszeichnung das Eiserne Kreuz oder doch die Kriegsdenkmünze, weil er an den großen Kämpfen teilgenommen und sich wohl gar durch besondere Tapferkeit hervorgetan hat. Alle Jahre am 2. September feiern die Schulen ein großes Freudenfest, weil an diesem Tage im Jahre 1870 der Kaiser Napoleon mit dem ganzen französischen Heere gefangen genommen wurde. Noch heute erzählen die alten Krieger an den Winterabenden von dem großen und guten Kaiser Wilhelm I., von seinen gewaltigen Siegen und von seiner großen Leutseligkeit. Die Arbeiter rühmen seine wohltätigen Gesetze für die Armen und Geringen. So hat er sich Denkmäler errichtet, wohin man schaut. Ja, sogar die blaue Kornblume im Getreide mahnt an ihn, denn sie war seine Lieblingsblume. Solange ein deutsches Herz schlägt, wird seiner in Liebe und Dankbarkeit ge- dacht werden. Kaiser Wilhelm I. hat fast unser ganzes Jahrhundert durchlebt. Er hat in seiner Jugend die größte Schmach und in seinem Alter die höchste Herrlichkeit des Vaterlandes erlebt. 2. Was sich bis zu seiner Thronbesteigung ereignete. Kaiser Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 geboren. Seine Mutter, die unvergeßliche Königin Luise, schrieb über ihn an ihren Vater: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, gerade wie sein Vater, einfach, bieder und verständig." Er war ein Kind von kaum 10 Jahren, als das Unglück über Preußen hereinbrach. Der französische Kaiser Napoleon besiegte die Preußen bei Jena und nahm in kurzer Zeit das ganze Land ein. Mit der königlichen Familie flüchtete er bis in die Stadt Memel am östlichen Ende des Reiches. Im Frieden zu Tilsit verlor sein Vater das halbe Reich. Als er 13 Jahre alt war, starb seine geliebte, herrliche Mutter. In den Befreiungskriegen erwarb er sich durch seinen Mut mitten im Kugelregen das eiserne Kreuz. Er vermählte sich 1829 mit der Prinzessin Augusta von Weimar. Sie schenkte ihm 2 Kinder, den spätern Kaiser Friedrich und die noch lebende Großherzogin Luise von Baden. Während des Aufstandes in Berlin 1848 ging er auf Wunsch seines Bruders Friedrich Wilhelm Iv. nach England und lernte dort das Leben eines freien Volkes kennen. Im nächsten Jahre besiegte er die Aufständischen in der Pfalz und in Baden. 1858 ver- trat er seinen erkrankten Bruder als Prinzregent und folgte ihm am 2. Januar 1861 als König. 3. Wilhelm I. als deutscher Mann im dänischen Kriege 1864. Die Herzogtümer Schleswig-Holstein im Norden unseres Vaterlandes hatten als Herzog den dänischen König, aber sie sollten „up ewig ungedeelt" bei Deutschland bleiben. Doch der Dänen- könig wollte Schleswig mit Dänemark vereinigen und die deutsche Sprache und Sitte ausrotten. Das mußte der deutsche Bund ver- hindern. Preußens und Österreichs Truppen nahmen die Herzogtümer

13. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 407

1906 - Wittenberg : Herrosé
X11j. Vaterland und Volkstum. 407 durch große Siege das zersplitterte Deutschland geeinigt und zu Macht und Ehre gebracht hat. In den Kirchen hängen Tafeln mit den Namen der Kämpfer, die für das Vaterland gefallen find. Mancher Mann trägt als Auszeichnung das Eiserne Kreuz oder doch die Kriegsdenkmünze, weil er an den großen Kümpfen teilgenommen und sich wohl gar durch besondere Tapferkeit hervorgetan hat. Alle Jahre am 2. September feiern die Schulen ein großes Freudenfest, weil an diesem Tage im Jahre 1870 der Kaiser Napoleon mit den: ganzen französischen Heere gefangen genommen wurde. Noch heute erzählet: die alten Krieger an beit Winterabenden von dem großen und guten Kaiser Wilhelm I., von seinen gewaltigen Siegen uitb von seiner großen Leutseligkeit. Die Arbeiter rühmen seine wohltätigen Gesetze für die Armen und Geringen. So hat er sich Denkmäler errichtet, wohin man schaut. Ja, sogar die blaue Kornblume im Getreide inahtit an ihn, denn sie war seine Lieblingsblume. Solange ein deutsches Herz schlägt, wird seiner in Liebe und Dankbarkeit ge- dacht werden. Kaiser Wilhelm I. hat fast unser ganzes Jahrhundert durchlebt. Er hat in seitier Jugend die größte Schmach und in seinem Alter die höchste Herrlichkeit des Vaterlandes erlebt. 2. Was sich bis zu seiner Thronbesteigung ereignete. Kaiser Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 geboren. Seine Mutter, die unvergeßliche Königin Luise, schrieb über ihn an ihren Vater: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, gerade wie sein Vater, einfach, bieder und verständig." Er war ein Kind von kaum Io Jahren, als das Unglück über Preußen hereinbrach. Der französische Kaiser Napoleon besiegte die Preußen bei Jena und nahm in kurzer Zeit das ganze Land ein. Mit der königlichen Familie flüchtete er bis in die Stadt Memel am östlichen Ende des Reiches. Im Frieden zu Tilsit verlor sein Vater das halbe Recht. Als er 13 Jahre alt war, starb seine geliebte, herrliche Mutter. In den Befreiungskriegen erwarb er sich durch seinen Mut mitten im Kugelregen das eiserne Kreuz. Er vermählte sich 1829 mit der Prinzessin A u g u st a von Weimar. Sie schenkte ihm 2 Kinder, den spätern Kaiser Friedrich und die noch lebende Großherzogin Luise von Baden. Während des Ausstandes in Berlin 1848 ging er auf Wunsch seines Bruders Friedrich Wilhelm Iv. nach England und lernte dort das Leben eines freien Volkes kennen. Im nächsten Jahre besiegte er die Aufständischen in der Pfalz und in Baden. 1858 ver- trat er seinen erkrankten Bruder als Prinzregent und folgte ihm am 2. Januar 1861 als König. 3. Wilhelm I. als deutscher M an n im dänischen Kriege 1864. Die Herzogtümer Schleswig-Holstein im Norden unseres Vaterlandes hatten als Herzog den dänischen König, aber sie sollten „up ewig ungedeelt" bei Deutschland bleiben. Doch der Dänen- könig wollte Schleswig mit Dänemark vereinigen und die deutsche Sprache ltitb Sitte ausrotten. Das mußte der deutsche Bund ver- hindern. Preußens und Österreichs Truppen nahmen die Herzogtümer

14. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 796

1874 - Mainz : Kunze
796 Europa — D eutsch es Reich. Diese Grundrechte waren allerdings eine schätzbare Arbeit, die auch fast uberall Anklang fand und sicher nicht in Vergessenheit gerathen wird. Aber von praktischem Werthe konnte sie nur dann sein, wenn konkrete Gesetze sich daran schlössen und durch diese eine Krystallisirung jener stattfand; im an--- dern Falle mußte die Agitation für dieselben auf bloße Phrasen hinaus- laufen. Und viel kostbare Zeit war darüber hingegangen. Die Physiogno- mie der Regierungen und die Stimmung des Volkes hatte sich unterdes nicht wenig geändert: jene hatten gesehen, daß es in Deutschland nicht, wie in Frankreich, zum Aeußersten und zur Vertreibung der Fürsten kam, be- sonders die zu Wien und Berlin waren ihrer stürmischen konstituirenden Versammlungen Meister geworden, und im Volke hatte die Energie des Begehrens beträchtlich nachgelassen. Damit hatte aber auch das Parlament die Hauptstütze seiner Macht, die in den augenblicklichen Verhältnissen, in der großen Erregtheit Deutschlands bestand, verloren und der günstigste Moment sür Lösung der Hauptaufgabe desselben war vorüber. Das Thun des Parlaments war fortan kraftlos, es schuf zwar eine Staatsänderung, allein bloß auf dem Papier. Doch war sein Endbeschluß höchst merkwür- dig: die Majorität beschloß nämlich (nach dem kurzen Provisorium einer Centralgewalt unter dem Erzherzog Johann) die Gründung eines deutschen Bundesstaates unter Führung des mächtigsten der rein deutschen Staaten und mit Ausschluß Oesterreichs, aber zugleich ein enges Bündnis mit dem Kaiserstaate, und wählte am 28. März 1849 Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen zum erblichen deutschen Kaiser. Allein der preußische König wies eine Krone zurück, die nicht „von Gottes Gnaden" kam, sondern ihren Ursprung in einer revolutionären Bewegung hatte; auch war man in Berlin nicht gerüstet, um mit Oesterreich und Baiern, den entschiedenen Widersachern, es aufnehmen zu können. Die ver- hängnisvolle Antwort schlug verwirrend in die Hoffnung Tausender, das Parlament kam in große Verlegenheit, Oesterreich rief seine Landsleute aus der Paulskirche ab, Preußen desgleichen, die ganze Rechte trat aus, der Rest (das Rumpfparlament) verlegte seinen Sitz nach Stuttgart und wurde schließlich vom würtembergischen Könige ausgewiesen. So wurden durch dieses Verhalten gegen die Versammlung und ihr Werk die Männer, welche die Einigung Deutschlands auf dem Wege friedlicher Entwicklung durchzuführen versuchten,^getauscht und von der Bühne verdrängt, auf wel- cher jetzt das anarchische, dämonische Chaos den Fürsten entgegentrat, das sie nun durch ihre Heere besiegen lassen konnten. Vielfache Gährungen und Aufstände zu gewaltsamer Durchführung der Reichsverfassung wurden blutig niedergeschlagen; in einem zur Wahrung des schleswig-holsteinischen Rechtes energie- und erfolglos gegen die Dänen geführten Feldzuge überließ man

15. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 350

1913 - Leipzig : Hahn
350 Die Stille der Versammlung hielt noch einen Augenblick an. Da rief der Großherzog von Baden: »Seine Kaiserliche und Königliche Majestät, Kaiser Wilhelm, lebe hoch!' und entzündete die allgemeine Begeisterung. Die Musik spielte »Heil dir im Siegerkranz“, der Kronprinz aber beugte sein Knie, um als der erste dem kaiserlichen Vater zu huldigen und ihm die Hand zu küssen, doch dieser hob ihn auf, zog ihn an seine Brust und küßte ihn auf beide Wangen. Drauf reichte er dem Schwieger- söhne die Hand und ebenso den andern anwesenden Fürsten. Die Geistlichen und die Offiziere traten einzeln und in Gruppen heran, verbeugten sich und schritten zur Seite. Doch bald stieg der Kaiser herab mitten unter die Seinen und ging durch die Reihen, mit Offizieren und Gemeinen leutselig sprechend. Unter den Klängen des Hohenfriedberger Marsches verließ der hohe Herr, begleitet von den Prinzen und Fürsten, den Festsaal. _______________ Staude und Göpfert. Die Anbahnung des Verständnisses der humanen wirtschaftlichen und politischen Aufgaben, die einer Nation nach den Gesetzen ihrer geschichtlichen Ent- wickelung gestellt find — ohne diese Schule gelangt kein Volk zum rechten Gebrauch der ihm verliehenen politischen Rechte. Schulze-Lklitzsch. 148. Kaiser Wilhelm I. Kaiser Wilhelm war von hoher, edler Gestalt. Wer das Glück hatte, ihn zu sehen, mußte staunen über die straffe, soldattsche Haltung des Heldengreises. Mit einem echt königlichen, majestätischen Wesen vereinigte er die größte Milde und Leutseligkeit. Andern Freude zu machen, war seine Lust, und auch für Kinder hatte er oft ein freund liches Wort. Wenn er in Ems im Bade war und spazieren ging, streckten ihm die Emser Büblein nicht selten zuttaulich die Hand ent- gegen, die er dann mit freundlichem Lächeln herzlich schüttelte. Der Kaiser hatte ein kindlich frommes Herz. Ihn hatte das Glück nicht übermütig, der Ruhm nicht stolz gemacht. Sein Wahlspruch war: „Gott mit uns!" Wenn der Kaiser in Berlin wellte, so bewohnte er nicht das prächtige Königliche Schloß, sondern sein einfaches Palais am Eingänge „Unter den Linden", dem Denkmale Friedrichs des Großen gegenüber. Das erste Fenster links in der Front ist das „historische Eckfenster", nach welchem die Fremden in Berlin oft stundenlang hinüberschauten, um ihren geliebten Kaiser zu sehen, wenn er vom Arbeitsüsche aufstand und einmal ans Fenster ttat, um sich zu erholen. So oft sich der Kaiser zeigte, brausten ihm Jubelrufe entgegen, und manche Mutter hob ihr Kind auf, daß es des alten Kaisers freundliches Gesicht sähe. Der Kaiser Wilhelm war in allem sehr einfach. Als Schlafstätte

16. Teil 1 - S. 19

1914 - Arnsberg i.W. : Stahl
— 19 — baten mit warmer Kleidung zu versorgen, und kam den Familien zu Hilfe, bereit Ernährer für das Vaterlanb in bett Krieg gezogen waren. Sie ging selbst oft in die Lazarette, tröstete die Verwunbeten und sah nach, ob sie auch gute Betten hatten und kräftige Nahrung erhielten. Die edle Fürstin ist nicht verschont geblieben von schweren Leiden. Von acht lieben Kindern wurden ihr zwei Söhne durch den Tod entrissen. Den größten Schmerz bereitete ihr aber die Krankheit ihres teuren Gemahls, des Kaisers Friedrich. Sie wich nicht von seiner Seite und war nur barauf bedacht, fein schweres Leiden zu erleichtern. Mehrmals schrieb er ihr deshalb auf einen Zettel: „Wie werde ich Dir das alles vergelten können!" Unbeschreiblich war ihr Schmerz, als Kaiser Friedrich starb. Das ganze Volk nahm innigen Anteil an ihrem Kummer und wird der edlen Kaiserin Friedrich stets in Liebe gedenken. Sie starb im Jahre 1901 im Alter von 60 Jahren. 36. 252. König und Kaiser Wilhelm I. 1861—1888. 31. Prinz Wilhelm vor -er Thronbesteigung. Die Eltern des Kaisers Friedrich waren Kaiser Wilhelm I. und die Kaiserin Augusta. Sie waren die Großeltern unseres jetzigen Kaisers. Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 geboren. Er war der zweite Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der edlen Königin Luise. Sein älterer Bruder hieß Friedrich Wilhelm. Die fromme Mutter leitete selbst die erste Erziehung. Sie pflanzte frühzeitig Mitleid und Erbarmen in das Herz ihrer Kinder und sah es gern, wenn diese wohltätig gegen Arme und Verlassene waren. Die Jugend Wilhelms I. war eine harte; sie fiel in eine sehr traurige Zeit. Napoleon, der Kaiser der Franzosen, besiegte den König von Preußen und entriß ihm bte Hälfte seines Landes. Die Franzosen zogen in Berlin ein, und die königliche Familie mußte fliehen bis,nach der Stadt Memel. Prinz Wilhelm war bamals erst 9 Jahre alt und hat also schon als Kind das Unglück des Vaterlanbes kennen gelernt Im Alter von 13 Jahren verlor er seine gute Mutter, bte Königin Luise. Als Jüntzling von 17 Jahren zog er mit in bett Krieg gegen die Franzosen und erhielt für feine Tapferkeit das Eiserne Kreuz. Im Jahre 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar. Gott schenkte ihnen einen Sohn und eine Tochter. Der Sohn war der spätere Kaiser Friedrich. Die Tochter Luise ist bte Gemahlin des Großherzogs von Baden geworben. Prinz Wilhelm erhielt bett Titel „Prinz von Preußen«, als sein Bruder zur Regierung kam. Später mußte er für biefen die Regierung führen. Er würde dann , Prinzregent" genannt. 338. 239. 3*

17. Quellenlesebuch - S. 167

1912 - Leipzig : Hirt
27. Kaiser Wilhelm I. im Greisenalter. 167 1u / H : 27. Kaiser Wilhelm I. im Greisenalter. Von Erich Marcks (Kaiser Wilhelm I." 5. Aufl. Leipzig 1905, Duncker & Humblot). 1. Des Kaisers Persnlichkeit. In einer Flle farbiger Einzelheiten steht das Dasein Wilhelms während seiner Kaiserzeit vor unferm Auge. Geblieben war ihm, nachdem er 1872 eine ernste Krankheit berwunden hatte, die erstaunliche Gesundheit und' Spannkraft des Krpers und der Seele, der die Jahre verhltnismig doch wenig anzuhaben vermochten, und die sich ihm nach der Verwundung von 1878 noch einmal verjngt und erhoben hatte; geblieben die helle, rcksichtsvolle Freundlichkeit zu.allen, die ihm nahetraten, die Neigung zum Scherze wie zur Weichheit, die groherzig naive Einfachheit -auch die Einfachheit des tglichen Lebens, der Kleidung, der Lagerstatt, und zugleich die Freude an der weiten Welt, die noch der 90 er rstig durchreiste. In Berlin flo sein Tag unter Aktenarbeit und Vortrgen, Mahlzeiten, Ausfahrten ganz regelmig dahin; alle seine Gewohnheiten liefen unverndert weiter. Da waren sein eigent-lichstes Lebensgebiet jene engen Zimmer im Erdgescho seines Palastes, das letzte zumal, wo sich die tausend Zeichen persnlicher Erinnerung, Bilder und Stawetten und allerlei kleine Geschenke seiner Angehrigen, Freunde und Diener die Jahrzehnte hindurch aufhuften und ihn immer dichter umdrngten, so da in all diesem Gewirr kaum eben noch Raum blieb fr die Aktenmassen, fr den Tisch, an dem sein Kanzler ihm gegenbersa, fr seinen eigenen Schreibtisch und das Pult mit dem hohen, lehnenlosen Stuhle: er fand sich in allem zurecht und trennte sich von keinem der alt-vertrauten Stcke. Hier im Palais umfing ihn die gleichmige Macht der Jahre am strksten; hier sa seine Gemahlin ihm beim gemeinsamen Frhstcke gegenber und bte jenen sonderbaren Einflu auf ihn aus, dessen psychologische Grundlage nach Bismarcks Analyse aus Ritterlichkeit gegen die Frau, aus legitimistischer Verehrung fr die Frstin, und aus all den kleinen Wirkungen langer Gewhnung und tglicher Rcksicht auf Frieden und Behaglichkeit zusammengesetzt war. Des Abends, ging Wilhelm gern in Schauspiel oder Oper und nahm danach an der feinen geistigen Geselligkeit wieder in den Gemchern der Kaiserin teil. Auch die groe Reprsentation fuhr er fort zu den, in majesttischer Pracht und Wrde, hier wie stets, wo er aus der Stille heraustrat, voll untrglichen Taktes, gtig und ritterlich; treu ist ihm auch die Freude an Frauenanmut und -schnheit geblieben. Allsommerlich zog er in sein geliebtes Babelsberg hinber, das er geschaffen hatte und bis in das kleinste hinein kannte; und weiter in die Bder, Ems, Gastein, Baden-Baden; in Koblenz traf er fr ein Weilchen mit der Kaiserin zusammen. Die Arbeit folgte ihm berall-hin, wenn er auch gern noch in Berlin das Wesentliche erledigte und sich dann harmlos freute, einmal einen Tag frei" zu bekommen. Die letzten Jahrzehnte hindurch hielt er seine treuen Gehilfen, Albedyll und Wilmowski, an der Spitze des Militr-und Zivilkabinetts fest: berall trachtete er ja, an den Stellen, mit denen er perfn-liche Berhrungen hatte, die Alten, ihm Bekannten zu belassen; er betrauerte den Rcktritt Delbrcks und nahm am Ergehen all feiner hohen Diener, eines Maybach etwa, einen innigen Anteil. Beim amtlichen Vortrage freilich bte er die volle fach-

18. Bilder zum Gebrauche beim Geschichtsunterricht in einfachen Volksschulen - S. 50

1885 - Düsseldorf : Schwann
— 50 K roue Preußens, die deutsche Kaiserkrone und endlich die Krone eines liebenswürdigen und ruhmvollen Greisen alters. Möge Kaiser Wilhelm diese dreifache Krone noch lange an der Seite seiner hohen Gemahlin, der wohlthätigen Kaiserin Angusta, mit der er am 11. Juni 1879 das seltene Fest der goldenen Hochzeit feierte, zu Deutschlands Heile tragen. Mit diesem Wunsche rufen wir: „Heil dem Kaiser Wilhelm! Heil seinem Hause!" Wann ist Wilhelm I. geboren? Wie hießen seine Eltern? Wann vermählte er sich? Wie heißt seine Gemahlin? Wann übernahm er die Regierung? Welche Kriege fanden unter seiner Regierung statt? Durch welche Landesteile hat er Preußen und Deutschland vergrößert? Wann und wo wurde Wilhelm I. zum Kaiser vou Deutschland gekrönt? 29. Friedrich Wilhelm, Kronprinz von Preußen und des deutschen Reiches. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm ist geboren ant 18. Oktober 1831. Die Erziehung des Knaben war eine strenge. Der militärisch strenge Vater wollte aus dem Knaben einen tüchtigen Kriegshelden heranbilden. Die Mutter sorgte für eine christlich fromme Erziehung desselben. Er und seine Schwester Luise, die Gemahlin des Großherzogs von Baden, sind die einzigen Kinder unseres Kaisers. Mit dem 17. Lebensjahre bezog der Prinz die Universität Bonn, tun seine wissenschaftlichen Studien fortzusetzen. Dann machte er eine längere Reife nach Italien. Als er nach Berlin zurückgekehrt war, stellte ihn der Vater im Jahre 1849 den Offizieren vor und sprach: „Meine Herreit, hier stelle ich Ihnen einen neuen Rekruten vor. Ich wünsche, daß er den Gehorsam lerne, um einst befehlen zu können." Wahrlich, „unser Fritz" lernte nicht bloß gehorchen, sondern auch be-

19. Das erste Geschichtsbuch - S. 27

1892 - Gera : Hofmann
— 27 - in der Nacht den Kaiser seufzen: „O mein Sohn, mein Sohn!" Ein lieber Enkel in Baden wurde plötzlich durch den Tod hinweggerissen. Der Schmerz und ein altes Leiden warfen den Greis auf das Krankenbett. Fromm und gottergeben trug er die Schmerzen. Durch fromme Sprüche und Lieder stärkte er sich zum letzten Kampfe. „Der Herr hat mir mit seinem Namen geholfen!" sagte er dankbar. Am 9. März 1888 hauchte er seine Seele aus, während seine Hand in der Hand seiner treuen Lebensgefährtin ruhte. Jedes deutsche Herz, ja die ganze Welt trauerte über den Tod des großen und guten Kaifers. Im Mausoleum zu Charlottenburg, der Grabstätte seiner Eltern, liegt er nun begraben, aber ewig leben wird sein Gedächtnis, denn er hat Deutschland einig, groß und glücklich gemacht. Im Januar 1890 ist ihm auch die Kaiserin Angusta im Tode nachgefolgt. Sie war eine Mutter der Armen und Elenden und hat viele Wunden geheilt, viel Elend gelindert und viele Thränen getrocknet. Die Frauen vereine, die sie gegründet hat, suchen in ihrem Geiste mancherlei menschliches Unglück und Elend zu lindern. Im April 1891 schieb auch der große Schlachtendenker Moltke aus dem Leben, nachdem das ganze deutsche Volk kurz vorher seinen 90. Geburtstag gefeiert hatte. Er erfann die Pläne, die uns zum Siege führten. Er dachte viel und sprach wenig, daher nannte man ihn den „großen Schweiger". Auch Fürst Bismarck, der große Kanzler des Kaisers, zog sich kurz vor seinem 75. Geburtstage von den Staatsgeschästen zurück und lebt nun still auf seinen Landgütern. Aber nie wird Deutschland vergessen, daß es seine Einheit und Macht der Weisheit, Kraft und Vaterlandsliebe dieses gewaltigen Mannes zu danken hat. Die Helden der großen Zeit sind von dem Schauplatze ihrer Thaten abgetreten, aber ihr Werk besteht und ihre Arbeit wird von dem Enkel des großen Kaisers fortgesetzt. 3. Ilriedrich Wilhelm Iii. und die Befreiungskriege. (1797—1840.) 1. Was uns an König Iriedrich Wilhelm Iii. und seine Zeit erinnert. Friedrich Wilhelm Iii. war der Vater von Friedrich Wilhelm Iv. und Kaiser Wilhelm I. Vieles erinnert uns noch heute an diesen schlichten und gerechten Herrscher. In manchen Schulen hängt noch sein „letzter Wille" unter Glas und Rahmen. Er fängt mit seinem Wahlspruche an: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" Aus dem ganzen Lande reisen alle Jahre viele tausend Menschen nach Berlin, um die Herrlichkeiten der Reichshauptstadt zu sehen. Am meisten wird jedes Herz gerührt in dem Mausoleum bei Charlottenburg. In diesem stillen Grabhause zwischen hohen Bäumen ruhen König Friedrich Wilhelm Iii. und seine unvergeßliche Gemahlin Luise. Ihre herrlichen Bildsäulen von Marmor liegen auf der Grabstätte. In Berlin sind ihm, seiner Gattin und seinen Helden herrliche Standbilder errichtet. Auch bei dem

20. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 168

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 168 — von den Ständen die Erbhuldigung entgegengenommen hatten. Nach Einrichtung der Verfassung im Staate hielt König Wilhelm es für passend, die Krönung zu erneuern. Öffentlich wollte er Zeugnis ablegen, daß er seine Krone allein von Gott zu Lehen trage?) Mit dem herrlichen Krönungsmantel bekleidet, bestieg er die Stufen des Altars, ergriff die königliche Krone und setzte sie sich aufs 5)aupt. Dauu nahm er auch die anderen Zeichen seiner königlichen Macht, Zepter, Reichsapfel und Reichsschwert, und hob sie empor. Nach der feierlichen Handlung empfing er im Thronsaale die Beglückwünschuugeu der Vertreter des ganzen Volkes, an die er folgende Ansprache richtete: „Von Gottes Gnaden tragen Preußens Könige seit 160 Jahren die Krone. Nachdem der Thron durch zeitgemäße Einrichtungen umgeben ist, besteige ich als König denselben. Aber eingedenk, daß die Krone nur von Gott kommt, habe ich durch die Krönung an geheiligter Stätte bekundet, daß ich sie in Demnt ans seinen Händen empfangen habe. Die Gebete meines Volkes, ich weiß es, haben mich bei diesem feierlichen Akt umgeben, damit der Segen des Allmächtigen auf meiner Regierung ruhe. — Gottes Vorsehung wolle die Segnungen des Friedens dem teuren Vaterlande lange erhalten. Vor änßeren Ge- fahren wird mein tapferes Heer dasselbe schützen. Vor inneren Gefahren wird Prenßen bewahrt bleiben; denn der Thron seiner Könige steht fest in seiner Macht und in seinen Rechten, wenn die Einheit zwischen König und Volk, die Prenßen groß gemacht, bestehen bleibt. So werden wir ans dem Wege beschworener Rechte den Gefahren einer-bewegten Zeit, allen drohenden Stürmen widerstehen können. Das walte Gott!" Umtost von brausendem Jnbel der Bevölkerung kehrte König Wilhelm I. in seine Hanptstadt Berlin znrück. Zum Andenken im die Krönung erfolgte die Stiftung des Kronenordens. Neueinrichtung des Heeres. Schon als Prinz war Wilhelm I. mit Leib und Seele Soldat und beschäftigte sich besonders mit der Ausbildung des Heeres. Sein scharfer Blick erkannte, daß die Stärke und Schlagfertigkeit desselben nicht mehr ausreiche zum Schutze des Landes. In dem Feldzuge zur Dämpfung des badischen Aufstandes hatte er hinreichend Gelegenheit gehabt. Mängel im Heere kennen zu lernen. Die allgemeine Wehrpflicht stand nur mehr auf dem Papiere; denn mit der Zunahme der Bevölkerung hatte die Mehrung des Heeres nicht gleichen Schritt gehalten. Bei den Mobilmachungen mußte stets sofort ein großer Teil der Landwehr aufgeboten werden, die nach ihrer Bestimmung eigentlich in erster Linie zur Besetzung der Festungen dienen sollte. Auch die hohe Ausgabe. Deutschland unter Preußens Führung zu einigen, konnte nur durch ein starkes Heer erreicht werden. Aber bei den Abgeordneten des Volkes fand er nicht das rechte Verständnis für seine Forderungen: sie scheuten die Kosten der Neugestaltung des Heeres. Trotz aller Schwierigkeiten setzte der König, unter- ') Diese hohe Auffassung des königlichen Berufes wurde in seinem Herzen recht lebendig erweckt, als im Sommer dieses Jahres in Baden-Baden eufükr-spannter politischer Schwärmer (Becker, Student der Rechte auf der Leipziger Universität) einen Mordversuch auf ihn machte, und Gottes Vorsehung augenscheinlich schützend über sein Leben waltete.