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1. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 291

1878 - Danzig : Gruihn
Der nordamerikanische Bürgerkrieg. 291 herrschte. Als im October 1857 König Friedrich Wilhelm Iv. sehr krank wurde, übernahm der Prinz die Stellvertretung, damit die Regierung des Landes nicht leide. Die Krankheit des Königs zeigte sich später unheilbar, und der Prinz führte die Regentschaft unter dem Titel: „Prinz-Regent von Preußen". Das geschah im October 1858. Bald sah man, wie gut es der neue Regent mit dem Lande meinte. Er traf Anordnungen, daß die Wehrkraft des Landes vermehrt, daß Handel und Gewerbe befördert wurde. Außerdem forderte er die Abgeordneten auf, ihm in der Sorge für das Landeswohl nach der Verfassung treu beizustehen. Wilhelm I., König von Preußen. Am 2. Januar 1861 starb König Friedrich Wilhelm Iv., und der Prinz-Regent bestieg den königlichen Thron unter dem Namen „Wilhelm I.", weil er der erste König von Preußen ist, der Wilhelm heißt. Die Einrichtungen im Lande ließ der neue Herrscher fast so bestehen, wie sein hochseliger Vater und sein Bruder sie angeordnet hatten. Das, was besser sein konnte, änderte er um. Mordanfall. Entsetzen und Entrüstung ging durch unser ganzes Vaterland, als man hörte, daß ein junger, verruchter Mensch, Namens Becker, nach dem Könige, welcher in Baden-Baden das Bad gebrauchte, mit einer Pistole geschossen habe. Die Kugel hatte dem Könige die Halsbinde zerrissen und oben den Hals gestreift. Der Mörder wurde gleich ergriffen, und die Gerichte haben ihn zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt. Am 18. October 1861 fand die feierliche Krönung zu Königsberg statt. Theilweise nach Vormbaum. 179. Der nordamerikanische Bürgerkrieg. 1861—1865. Aushebung der Sklaverei. Im Süden der nordamerikanischen Freistaaten bestand ehemals die Sklaverei und der afrikanische Sklavenhandel. Um die Sklavenfrage entbrannte im Jahre 1861 ein furchtbarer Bürgerkrieg zwischen den Nord-itttb Südstaaten oder den Staaten mit und ohne Sklaverei. _ Die Südstaaten bildeten eine eigene Konföderation (Staatenbund) und erklärten sich für Beibehaltung der Sklaverei. Sie errichteten eine einstweilige Regierung, wählten den bisherigen Kriegsminister Jeffersondavis zu ihrem Präsibeuten und Richmond in Virginien zur Hauptstadt des neuen Bundes. Die Präsidentschaft der Union ging 1861 in die Hand des Abraham Lincoln über. Von beiden Seiten bot man alle Kraft für den Krieg auf, und Schaaren von Freiwilligen eilten zu deu Fahnen. Der Krieg, ein wahrer Riesenkampf, zog sich unter ungeheuern Verlusten auf beiden Seiten bis 1865 fort. Er endigte mit dem Siege der Rorbstaaten, und der Aufhebung der Sklaverei auf dem ganzen Gebiete der vereinigten Staaten, nachdem er eine Million Streiter weggerafft hatte. Abraham Lincoln, (1809) im Staate Kentucky geboren, verlor im Alter von sieben Jahren seinen Vater, einen einfachen Lanbrnann, der mehrere Kinder und fein Vermögen hinterließ. Seine Familie zog nach Jnbiana, wo Lincoln bei sehr bürstigem Schulunterrichte erst das Vieh hütete, dann Lehrling in einer Maschinenfabrik ward und darnach auf Dampfschiffen und Eisenbahnen arbeitete. Später wanderte er (1830) nach Jlinois ans, wo er auf einem Landgute Springfield für Tagelohn arbeitete nnb unablässig bemüht war, seine vernachlässigte Schnlbilbnng zu ergänzen. Hierauf würde er Gehülfe in einem Hanbels-geschäfte, trat alsbann in ein Korps Freiwilliger nnb zeichnete sich in der Grenz-vertheibigung gegen räuberische Jndiauerftänmie so aus, daß ihn seine Kameraben zu ihrem Führer wählten. Er hatte sich inzwischen eine so genaue Kenntniß der norbamerikanischen Gesetze, insbesonbere der Verhältnisse von Jlinois erworben, daß er (1836) als Anwalt vor Gericht auftreten konnte, und in die gesetzgebende Versammlung seines Staates gewählt würde. Darauf trat er (1846) in das Repräsentantenhaus ein und zog von jetzt an die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. Besonnenheit und Mäßigung bei aller Entschiebenheit seiner Grunbsähe zeichneten Lincoln aus- Durch seinen Widerstand gegen die von den Sübstaaten beabsichtigten

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1. Mit zwey illuminirten Charten - S. 387

1789 - Hannover : Pockwitz
Arabien. 387 Feuerwind Samum, und die Heuschrecken. Die letzteren fressen oft in einigen Stunden ganze Reis , und Kornfelder kahl. Dagegen wird dies Insekt als eine allgewöhnliche Speise von den Arabern gegessen. In allen arabischen Städten findet man Heuschreckenweiber, so wie bey. uns Fischweiber. Das Insekt wird theils gebraten, theils auf Kohlen geröstet, theils gekocht genossen. Wer von Euch kennt einen berühmten Mann, der schon vor i8°o Jahren Heuschrecken as? Dies große Land hat nicht mehr als ir Millionen Einwohner. Sie stammen vom Abraham durch sei, nen Sohn Iomael ab, und find das große Volk, das der Engel einst der Hagar verhieß, als diese fürchtete, ihr kleiner Jsmael werde vor Durst sterben müssen. Nicht blos in Arabien sondern fast durch ganz Asten und Africa find Araber zu finden. Sie find in ihren Sit, ten, Gebräuchen und in ihrer Tracht jetzt noch fast eben so, wie sie zu Abrahams Zeiten waren, nemlich ernst, Haft, ehrlich und ungemein gastfrey. Ein Fremder wird bey ihnen wohl verpflegt, und ein Irrender zurechtgewie, stn und begleitet. Gesellschaften, Casseehäuser, Wochen, Märkte und ritterliche Spiele, so wie auch das Schachspiel lieben sie sehr. Ihr beständiger Begleiter ist die Tabacksr pfeife, welches Geräthe man hier in ungeheurer Länge und Größe antrift. Die Reinlichkeit und das Baden ist bey ihnen, als Muhamedanern, ein Religionsgesetz, wiewohl sie auch von Natur große Freunde vom Waschen sind. Die Männer unter ihnen tragen ein langes weites Kleid, eine enge Weste, und darüber ein blaues und weisses Hemde, mit einem zierlichen Gürtel, in welchem ein großes Messer steckt. Die meisten haben weite Beinkleider und gelbe Pan? löffeln. Den Bart lassen sie wachsen, denn der ist bey ihnen

2. Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart - S. 256

1901 - Berlin : Rentel
— 256 — bald der König sich gegen die Aufrührer nachgiebig zeigte, verbreitete man das falsche Gerücht, der Prinz von Preußen fei an allem Unheil schuld. Ja, es draug sogar ein Volkshaufen vor das Palais des Prinzen, um es zu zertrümmern. Ein beherzter Student setzte aber eine Leiter an und schrieb das Wort Nationaleigentnm mit großen Buchstaben an das Gebäude. Durch diese Schrift ließ sich der Pöbel beruhigen und zog von dannen. Also ward das Palais, in welchem Wilhelm später bis an sein Ende gewohnt hat, gerettet. Friedrich Wilhelm Iv. veranlaßte seinen Bruder Wilhelm, die aufrührerische Hauptstadt zu verlassen und ins Ausland zu reisen, damit einem größeren Unglück vorgebeugt würde. Gerade an feinem Geburtstage reiste der Prinz von Preußen mit schwerem Herzen nach England und weilte hier, gedrückt von schwerem Leid ums Vaterland, zwei Monate, bis sein Bruder ihn wieder zurückrief. Der Aufstand in Baden. In Baden kam es int Jahre 1849 zu einer derartigen Empörung gegen die Regierung, daß der Grotzherzog aus dem Lande fliehen mußte. Da beschloß Friedrich Wilhelm Iv., die dortige Empörung zu dämpfen, und er gab dem Prinzen von Preußen den Befehl, gegen die bewaffneten Aufrührer vorzugehen. Es kam nun zu verschiedenen Gefechten, in welchen die preußischen Soldaten über die ungeregelten Haufen der Volksheere siegten. Nach dem Gefecht bei Durlach, in welchem es heiß hergegangen war, brachten die Bürger den hungrigen Siegern Brot und Wein. Auch Priuz Wilhelm, der sich beim Kamps immer da gezeigt hatte, wo die Gefahr am größten war, bekam ein Stück trocken Brot zu effeu, was ihm vorzüglich schmeckte. Ein Soldat aber, der nichts erhalten, wahrscheinlich aber einen großen Appetit hatte, schaute sehnsüchtig nach dem Brote des Prinzen. Sowie dieser jedoch des Soldaten ansichtig wurde, brach er sein Brot auseinander und reichte ihm die Hälfte mit den Worten: „Da, Kamerad, iß auch!" — Es gelang dem Prinzen, in Baden die Ruhe wiederherzustellen, und er verdiente sich so den Dank seines königlichen Brnders. Tie Regentschaft. Als Friedrich Wilhelm Iv. im Oktober 1857 sehr krank wurde, übernahm der Prinz die Stellvertretung, damit die Regierung des Landes nicht leide. Die Krankheit des Königs zeigte sich später unheilbar, und der Prinz führte die Regentschaft unter dem Titel „Prinz-Regent von Preußen." Das geschah im Oktober 1858. Bald sah man, wie gnt es der neue Regent mit dem Lande meinte. Er traf Anordnungen, daß Me Wehrkraft des Landes vermehrt, Handel und Gewerbe befördert wurden. Außerdem forderte er die Abgeordneten auf, ihm in der Sorge für das Landeswohl nach der Verfaffnng treu beizustehen. Sein Wahl-fpruch war: „Gott mit uns." 203. Die Krönung Wilhelms I. Wilhelm wird König. Am 2. Januar 1861 bestieg der Prinz-Regent nach dem Tode feines Bruders den königlichen Thron unter dem Namen „Wilhelm I.," weil er der erste König von Preußen war, der Wilhelm hieß. Die Einrichtungen im Lande ließ der neue Herrscher fast so bestehen, wie sein hochseliger Vater und fein Bruder sie angeordnet hatten; doch bestrebte er sich, wo es angebracht war, Verbesserungen eintreten zu lassen. Entschluß zur Krönung. König Wilhelm faßte den Entschluß, sich feierlich krönen zu lassen, wenngleich seit Friedrich I. die Krönung außer Brauch gekommen und nur eine Huldigung eingetreten war. Bor der 4

3. Vorstufe des Geschichtsunterrichts in Volksschulen - S. 17

1913 - Breslau : Handel
17 jemand in sein Zimmer kam. Einmal erschien um diese Zeit sein Leibarzt und betrat grüßend das Zimmer. Der Kaiser erwiderte seinen Gruß nicht, so daß dieser ganz verwundert war. Dann aber sagte er: „Entschuldigen Sie, Herr Doktor; ich bemerkte eben einen Bauer, der gekommen war, mich zu sehen, und sogar sein Söhnchen mitgebracht hatte. Ich wollte den guten Leuten die Freude nicht verderben." Kaiser Wilhelms -es Großen gottseliger Tod. Nur noch 3 Wochen fehlten zum 91. Geburtstage Kaiser Wilhelms des Großen, da hatte er sich an einem rauhen Märztage bei einer Ausfahrt erkältet. Er wurde ernstlich krank. „Gott schütze den Kaiser!" beteten damals alle deutschen Herzen. Aber die Stunde war gekommen, wo Gott ihn zu sich rufen wollte. Am Nachmittage des 8. März (1888) schienen schon die letzten Augenblicke gekommen zu sein. Die kaiserliche Familie versammelte sich um das Sterbelager. Auch sein treuer erster Diener, Fürst Bismarck, war erschienen. Nur sein Sohn, Kronprinz Friedrich, fehlte; er war selbst schwer krank. Der Hofprediger sprach kurze Gebete und fromme Sprüche aus der Heiligen Schrift. Die Tochter des Kaisers, die Großherzogin von Baden, fragte den Vater, ob er alles verstanden habe. Der Kaiser sagte: „Es war sehr schön." Dann erwachte noch einmal bei ihm die Lust zu arbeiten. Er sprach mit seinem Enkel, unserem jetzigen Kaiser, über die nächsten Kriegsübnngen der Soldaten und gab ihm wichtige Ratschläge für die Regierung. Seine Tochter bat ihn, sich nicht anzustrengen. Er sagte aber: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein." Fürst Bismarck mußte ihm noch ein Schriftstück zur Unterschrift vorlegen und bat ihn, nur den Anfangsbuchstaben zu schreiben. Er schrieb aber noch den vollen Namen hin. Die folgende Nacht wachten alle kaiserlichen Verwandten im Schlosse. Am Morgen des 9. März nahmen die Kräfte immer mehr ab. Die Kaiserin saß zu den Füßen des Betts und hielt die linke Hand des sterbenden Gemahls. Die Atemzüge wurden immer kürzer, bis das Leben des großen Kaisers erlosch. Die Familienmitglieder küßten ihm noch einmal die Hand und nahmen Abschied. Die Frau Großherzogin von Baden legte eine weiße Decke über den dahingeschiedenen Vater und bedeckte sie mit herrlichen Frühlingsblumen. Im ganzen Lande herrschte tiefe Trauer. Ungerufen eilten die Menschen zum Gotteshaufe, um zu beten. Am 16. März wurde der entschlafene Kaiser beigesetzt. Der Sarg war mit unzähligen Kränzen bedeckt. Dem Trauerwagen wurde auch das Leibpserd nachgeführt. Im Gefolge schritt zuerst unser Kaiser Wilhelm Ii., dann folgten viele Könige und Fürsten. Zu beiden Seiten aber stand das Volk in stillem Weinen. Oll» 8ut(mann, Bullau, Schuhblüik, 32

4. Quellenbuch zur badischen Geschichte seit dem Ausgang des Mittelalters - S. 190

1913 - Karlsruhe [u.a.] : Gutsch
— 190 — nur das Wort richtig verstanden wird, daß Freiheit Selbstbeherrschung ist." (Aus einer Ansprache an die Vertreter der Städte und Dörfer beim fünfundzwanzigjährigen Regierungsjubiläum am 30. April 1877.) g) „Wirken Sie alle darauf hin, daß die Errungenschaften der Jahre 1870 und 71 fest und immer fester begründet werden in den Herzen des badischen Volkes. Es kann nichts zustande kommen von so großer Bedeutung, ohne auch seine Schattenseiten zu haben, aber die Lichtseiten sind weit darüber erhaben. Die Lichtseite, die ich meine, das ist die Kraft, die wir erlangt haben aus der Schwäche. Es ist kein Opfer zu groß, um die Kraft zu erhalten. — Trachten Sie darnach, daß die Jugend sich mehr und mehr anschließe an die Größe der Aufgabe, die noch zu erfüllen ist, und daß sie darnach trachte, würdig zu werden dessen, was uns zuteil geworden ist!" (Aus der Ansprache an die Vertreter der Amtsbezirke Badens beim vierzigjährigen Regierungsjubiläum am 29. April 1892.) 151. Großherzog Friedrich I im Urteil der Geschichte. Dove: Großherzog Friedrich von Baden Heidelberg 1902. S. 195 f. ) „Unter den deutschen Fürsten im ruhmvollen Zeitalter Kaiser Wilhelms ist er an erster Stelle zu nennen. Er entwickelte sein von Natur gesegnetes Land, das er aus tiefster Zerrüttung überkam, unablässig und glücklich, der von den besten seiner Vorfahren eingeschlagenen Richtung gemäß, im Sinne gesetzlicher Freiheit und allseitiger Wohlfahrt. An dem Hauptwerk dieser großen Epoche, der nationalen Einigung des deutschen Volkes, nahm er durch Streben und Tat, durch das Beispiel, das er seinen Genossen gab, einen wahrhaft unschätzbaren Anteil. Ohne trübe Tage der Sorgen und Kämpfe ging es hier, wie dort nicht ab. Doch er harrte aus, erreichte sein Ziel und wußte das mühsam Errungene beiderseits fest und sicher zu bewahren. Aus den lautersten Quellen jener Tage geht eins unzweifelhaft hervor: Es muß eine Freude gewesen sein, für Baden, un-

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für die Elementarschule - S. 119

1874 - Köln [u.a.] : Schwann
— 119 — 31. Friedrich Wilhelm, Kronprinz des deutschen Reiches. 1. Seine Jugend. Kaiser Wilhelm hat nur einen Sohn und eine Tochter., Die Tochter ist vermählt mit dem Großherzoge von Baden. Der Sohn ist der Feldmarschall Friedrich Wilhelm, Kronprinz von Preußen und des deutschen Reiches. Derselbe ist geboren am 18. Oktober 1831. Bei der Erziehung des Prinzen Friedrich Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reiches. wirkte der militärisch strenge Vater auf die Entwickelung aller Eigenschaften eines guten Kriegsmannes, während die Mutter es sich besonders angelegen sein ließ, daß ihrem Sohne, dem muth-

6. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 105

1891 - Danzig : Gruihn
Die Krönung Wilhelms I. 105 das Wort National eigen tum mit großen Buchstaben an das Gebäude. Durck, diese Schrift ließ sich der Pöbel beruhigen und zog von dannen. Also ward das Palais, in welchem Wilhelm später bis an sein Ende gewohnt hat, gerettet. Friedrich Wilhelm Iv. veranlaßte seinen Bruder-Wilhelm, die aufrührerische Hauptstadt zu verlassen und ins Ausland zu reisen, damit einem größeren Unglück vorgebeugt würde. Gerade an seinem Geburtstage reiste der Prinz von Preußen mit schwerem Herzen nach England und weilte hier, gedrückt von schwerem Leid ums Vaterland, zwei Monate, bis sein Bruder ihn wieder zurückrief. Der Aufstand in Baden. In Baden kam es im Jahre 1849 zu einer derartigen Empörung gegen die Regierung, daß der Großherzog aus dem Lande fliehen mußte. Da beschloß Friedrich Wilhelm n die dortige Empörung zu dämpfen, und er gab dem Prinzen von Preußen den Befehl, gegen die bewaffneten Aufrührer vorzugehen. Es kam nun zu verschiedenen Gefechten, in welchen die preußischen Soldaten über die ungeregelten Hausen der Volksheere siegten. Nach dem Gefecht bei Dur lach, in welchem es heiß hergegangen war, brachten die Bürger den hungrigen Siegern Brot und Wein. Auch Prinz Wilhelm, der sich beim Kampf immer da gezeigt hatte, wo die Gefahr am größten war, bekam ein Stück trocken Brot zu essen, was ihm vorzüglich schmeckte. Ein Soldat aber, der nichts erhalten, wahrscheinlich aber einen großen Appetit hatte, schaute sehnsüchtig nach dem Brote des Prinzen. Sowie dieser jedoch des Soldaten ansichtig wurde, brach er fein Brot ans einander und reichte ihm die Hälfte mit den Worten: „Da, Kamerad, iß auch!" — Es gelang dem Prinzen, in Baden die Rnhe wiederherzustellen, und er verdiente sich so den Dank seines königlichen Bruders. Die Regentschaft. In den fünfziger Jahren hatte Wilhelm seinen Sitz in Koblenz, nachdem er zum Militärgouverneur von Rheinland und Westfalen ernannt worden. Hier lebte die prinzliche Familie still und einfach und übte Mildthätigkeit an den Armen, wo Not und Elend herrschten. Als im Oktober 1857 König Friedrich Wilhelm sehr krank wurde, übernahm der Prinz die Stellvertretung, damit die Regierung des Landes nicht leide. Die Krankheit des Königs zeigte sich später unheilbar, und der Prinz führte die Regentschaft unter dem Titel „Prinz-Regent von Preußen". Das geschah im Oktober 1858. Bald sah man, wie gut es der neue Regent mit dem Lande meinte. Er traf Anordnungen, daß die Wehrkraft des Landes vermehrt, Handel und Gewerbe befördert wurden. Außerdem forderte er die Abgeordneten auf, ihm in der Sorge für das Landeswohl nach der Verfassung trat beizustehen. Sein Wahlsprnch war: „G o tt mit uns." 81. Die Krönung Wilhelms I. Wilhelm wird König. Am 2. Januar 1861 bestieg der Prinz-Regent nach dem Tode seines Brnders den königlichen Thron unter dem Namen „Wilhelm I.", weil er der erste König von Preußen war, der Wilhelm hieß. Die Einrichtungen im Lande ließ der neue Herrscher fast so bestehen, wie sein hochseliger Vater und sein Bruder sie angeordnet hatten; doch bestrebte er sich, wo es angebracht war, Verbesserungen eintreten zu lassen. Entfchlnfr zur Krönung. König Wilhelm faßte den Entschluß, sich feierlich krönen zu lassen, wenngleich seit Friedrich I. die Krönung außer1

7. Teil 2 - S. 88

1903 - Berlin : Schnetter
88 und erledigte mit der größten Gewissenhaftigkeit alle Regierungsgeschäfte. Nach am späten Abend warf die einfache Lampe ans seinem Arbeitstische ihren Schein ans den Platz am Denkmal Friedrichs des Großen Seine Pflichttreue ist vorbildlich geworden. Er war auch äußerst einfach. Sein Feldbett, das er auf seinen Reisen mit sich nahm, bestand aus einem eisernen Gestell, einer Matratze und wollenen Decken. Und nur schwer konnte sich der Kaiser von den alten Kleidungsstücken trennen. Seine Freundlichkeit und Herzensgute machten ihn bei jedermann beliebt. Überall, wohin er kam, schlugen ihm die Herzen des Volkes in kindlicher Liebe entgegen. Alle Preußen, alle Deutschen, ehrten und liebten ihn wie ihren Vater. Des Kaisers Ge- burtstag war ein alldeutscher Festtag. Wohl kaum ist eia Fürst so geliebt worden, wie der erste deutsche Kaiser. Jeden Tag zogen Tausende um die Mittagszeit vor sein Schloß am Opernplatze, um ihn ehrfurchtsvoll zu be- grüßen. Beglückt pilgerten alle heim, wenn der „alte K>err" sich am Fenster gezeigt hatte. Gott hatte ihn mit, seltener Kraft und Rüstigkeit bis zu seinen letzten Lebenstagen begnadet. Viele freudige Ereignisse verschönten den Abend seines Lebens. Am 11. Juni 1879 konnte er mit seiner Gemahlin Angusta das seltene Fest der goldenen Hochzeit feiern. Das Volk nahm an dieser Feier innigen Anteil. Vereine veranstalteten zu Ehren dieses Tages Sammlungen, aus denen Arme, Witwen und Waisen unterstützt werden. 1882 wurde sein erster Urenkel, unser jetziger Kronprinz, geboren. „Hurra, vier Könige" rief da der hocherfreute Urgroßvater aus. Am 1. Januar 1887 feierte der greise Held sein achtzigjähriges Dienstjubiläum und am 22. März seinen 90. Geburtstag. Au diesem Tage zeigte sich ganz besonders die Ver- ehrung, die der alte Kaiser genoß. Doch diesen sonnigen Tagen folgten bald trübe. Sein einziger Sohn litt an einem unheilbaren Halsleiden und weilte fern von ihm an der italienischen Riviera. Dazu kam noch ein zweiter Schlag. Ganz unerwartet wurde ein Enkel, der zweite Sohn des Groß- herzogs von Baden, vom Tode dahingerafft So gesellte sich zu dem Schmerz über die Krankheit des geliebten Sohnes noch die Klage über den in der Jugend dahingerafften Enkel. k) Seliger Heimgang. Anfang März 1888 erkrankte Kaiser Wilhelm; sein Ende war nahe. Da versammelte sich die ganze kaiserliche Familie um das Sterbelager; nur der schwerkranke Kronprinz fehlte. Mit Gewalt hielt sich der Kaiser aufrecht. Er hatte noch ernste Unterredungen mit Bismarck und dem Prinzen Wilhelm. Diesen ermahnte er, besonders mit dem Kaiser von Rußland Frieden zu Hallen. Als die Großherzogin von Baden zu ihm sagte: „Papa schone dich doch; du wirst ja so müde", antwortete er: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein!" Im Glauben au seinen Heiland verschied er am Morgen des 9. März; sein letzter Blick galt seiner treuen Lebens- gefährtin, die an seinem Bette saß und seine Hand hielt. Unbeschreiblich war die Trauer des deutschen Volkes um seinen entschlafenen Kaiser. Ein Leichenzug, wie ihn die Welt noch nicht gesehen, brachte die teure Leiche nach dem Mausoleum in Charlottenburg. Und nun schlaf wohl in deines Gottes Frieden!

8. Teil 1 - S. 3

1892 - Aachen : Barth
Wilhelm I., König v. Pr. u. deutscher Kaiser. 3 zwei Kinder, nmlich einen Sohn, welcher als Friedrich Iii. fein Nachfolger wurde, und eine Tochter, Namens Luise, welche jetzt Groherzogin von Baden ist. Im Jahre 1840 starb König Friedrich Wilhelm Iii., und sein ltester Sohn bestieg als Friedrich Wilhelm Iv. den Thron. Da dieser keine Kinder hatte, fo wurde jetzt Prinz Wilhelm der mutmaliche Thronerbe. Er fhrte als solcher den Titel Prinz von Preußen." Im Jahre 1848 entstanden in Berlin groe Unruhen, in-dem irregeleitete Bewohner der Hauptstadt sich gegen den König emprten. Unter diesen Unruhen hatte auch der Prinz Wilhelm zu leiden. Sein Palast wre beinahe zerstrt worden. Er selbst mute aus des Knigs Wunsch fr kurze Zeit fogar das Baterland verlassen. Nach seiner Rckkehr betraute ihn der König mit der Unterdrckung der Unruhen. Dieselben hatten sich nmlich durch ganz Deutschland verbreitet und wurden zu-letzt am gefhrlichsten in der bairischen Pfalz und in Baden. Der Groherzog von Baden mute fogar flchten. Prinz Wilhelm stellte in einem sechswchentlichen Feldzuge die Ruhe wieder her; auch fhrte er den Gro herzog von Baden in seine Residenz Karlsruhe zurck. 3. bersicht. Im Jahre 1861 starb König Wilhelm Iv., und Prinz Wilhelm bestieg als Wilhelm I. den Thron. Er setzte sich am 18. Oktober 1861 feierlich in Knigsberg die Krone aufs Haupt. Er war damals fchcrt 64 Jahre alt, stand also bereits in dem Alter, in welchem die meisten Menschen anfangen, sich nach Ruhe zu fehlten. König Wilhelm aber hat noch in diesem Alter die herrlichsten Thaten vollbracht. Zunchst verwertete er die reichen Ersahrungen, welche er durch seine langjhrige Thtig-keit im Heerwesen gesammelt hatte. , Das Heer wurde nach einem groartigen Plane ganz umgestaltet und besonders ver-strkt. Dann machte er es sich zur Lebensausgabe, seinem Lande in Deutschland und Europa diejenige Stellung zu verschaffen, welche ihm vermge seiner Gre und Macht gebhrte. Und diese Aufgabe hat er unter treuer Beihilfe bedeutender Männer, die er mit groer Umsicht zu feinen Ratgebern erwhlt hatte, glnzend gelst. Er hat in drei groen Kriegen, die er führen l*

9. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 216

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 216 — würde, so ist auch dieses größte deutsche Denkmal ein Sinnbild deutscher Einigkeit und Stärke. — Mit ganz besonderem Jubel wurde am 22. März 1887 der neunzigste Geburtstag Kaiser Wilhelms gefeiert. Wie ein Wunder wurde es überall gepriesen, und wie ein Wunder pries es der Kaiser selber, daß Gott ihm bis zu diesem Tage Frische und Kraft verliehen hatte. Der 90. Geburtstag zeigte dem Kaiser noch einmal die Liebe, Verehrung und Dankbarkeit seines Volkes. e. Tage -es Leids. Dieses sonnenhelle Glück war nicht immer ungetrübt. Trotz der Liebe des Volkes geriet der Kaiser durch zwei auf ihn unternommene Mordversuche in die größte Lebensgefahr. Als er an einem Mainachmittage 1878 mit feiner Tochter, der Großherzogin von Baden, „Unter den Linden" in Berlin spazieren fuhr, wurden Plötzlich zwei Schüsse nach ihm abgefeuert, ohne zum Glück zu treffen. Drei Wochen später wurde ein zweiter Mordanfall, ebenfalls bei einer Spazierfahrt „Unter den Linden", versucht. Diesmal wurde leider der greise, 81jährige Monarch durch Schrotkörner an Gesicht, Schulter und Arm verwundet, zum Glück jedoch nicht lebensgefährlich. Der erste Mörder wurde hingerichtet, der zweite machte einen Selbstmordversuch, an dessen Folgen er im Gefängnisse starb. — Die schwersten Prüfungen trafen den Kaiser in seinem letzten Lebensjahre. Vierzehn Tage vor seinem Ableben wurde ihm ein blühender Enkel von 22 Jahren, ein Sohn des Großherzogs von Baden, durch den Tod entrissen. Aber weit schwereres Leid verursachte ihm die Krankheit seines Sohnes, des Kronprinzen. Dieser war seit dem Frühjahre 1887 von einem tückischen Halsleiden befallen, für welches er fern von der Heimat, im sonnigen Italien, Heilung suchte. Er fand sie nicht. Der sehnliche Wunsch des Kaisers, den kranken Sohn noch einmal sehen und umarmen zu dürfen, ging nicht in Erfüllung. f. Tod. Am 9. März 1888, wenige Tage vor seinem Geburtstage, starb Kaiser Wilhelm in einem Alter von beinahe 91 Jahren. Eine Erkältung warf ihn auf das Kranken- und Sterbebett. Langsam schwanden seine Kräfte dahin. Ihm zur Seite saß die Kaiserin Augnsta; auch die Großherzogin von Baden mit ihrem Gemahl, Prinz Wilhelm und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie, Bismarck, Moltke u. a. umstanden das Sterbelager. Um 81/2 Uhr morgens hatte der Kaiser geendet. Mit Blitzesschnelle durcheilte die Trauernachricht das deutsche Reich, ja die ganze Welt. Alle Herzen waren erschüttert, aller Angen füllten sich mit Thränen. Von allen Häusern wehten die Trauerfahnen, und jung und alt kleidete sich in die Farbe der Trauer. Noch einmal zeigte sich in großartiger Weise die Liebe und Verehrung, die der Heimgegangene bei seinem Volke genossen. Acht Tage später wurde er im Mausoleum zu Charlottenburg begraben. Dort ruht er neben seiner so sehr geliebten Mutter, der unvergeßlichen Königin Luise. Sein Name aber wird fort und fort leben im Gedächtnisse des deutschen Volkes. 2. Kaiser Friedrich Iii. 1888. Wahlspruch: „Furchtlos und beharrlich." 1. Äugend. Friedrich Iii. war der einzige Sohn Kaiser Wilhelms. Sein Geburtstag, der 18. Oktober 1831, erinnert an die Völkerschlacht bei Leipzig.

10. Für die Klassen III - I - S. 183

1913 - Breslau : Hirt
16 König Wilhelm I. 183 am 18. Oktober 1831 Prinz Friedrich Wilhelm, der sptere Kaiser Friedrich, und 1838 Prinzessin Luise, die die Gemahlin des Gro-Herzogs von Baden wurde. b) Prinz-Regent; König. In den Mrztagen von 1848 richtete sich der ganze Ha der Revolutionsmnner gegen das Heer und befon-ders gegen dessen Seele, den ritterlichen Prinzen Wilhelm. Einzelne wollten sogar sein Schlo in Brand stecken,- deshalb begab sich der Prinz auf einige Wochen nach England. Erst in der Mitte des Jahres 1849 trat er wieder an die ffentlichkeit. In Baden nmlich hatten sich viele Unzufriedene gesammelt, um von hier aus mit Waffengewalt die Revo-tutton zu verbreiten. Gegen sie zog Prinz Wilhelm zu Felde) er schlug sie und fhrte die vertriebene groherzogliche Familie wieder zurck. 1858 vermhlte sich Prinz Friedrich Wilhelm mit der Prinzessin Viktoria von England. Wegen der Erkrankung seines Bruders Friedrich Wilhelms Iv. bernahm Prinz Wilhelm die Regierung unter dem Titel Prinz-Regent. Nach seinem Tode folgte er ihm als König unter dem 2.3an. Namen Wilhelm I. 1861 Als seine nchste Aufgabe betrachtete er die Erneuerung des Heerwesens. Seit den Befreiungskriegen hob man in Preußen jhr-lich nur 40000 Rekruten aus, obwohl die Bevlkerung sich seitdem fast verdoppelt hatte. Um ein gengend groes Heer aufzustellen, mute man viele Jahrgnge einberufen, nicht nur die Reserve, sondern auch die Landwehr. Es muten also viele Familienvter eingezogen werden, während Tausende junger Leute freiblieben. König Wilhelm wollte des-halb die Zahl der jhrlich auszuhebenden Rekruten um die Hlfte er-hhen, ferner die Dienstzeit in der Reserve um zwei Jahr verlngern, dafr die in der Landwehr um zwei Jahr verkrzen. Viele Abgeord-nete aber frchteten eine berbrdung der Untertanen mit Steuern, deshalb verwarf das Abgeordnetenhaus den Gesetzesvorschlag. Der König aber war von der Notwendigkeit dieser nderung so berzeugt, da er nicht nachzugeben beschlo und einen Mann berief, der den Mut hatte, den Kampf gegen das Abgeordnetenhaus aufzunehmen: Otto von Bismarck. Er versuchte seine Aufgabe erst in Gte zu lsen, indem er den Abgeordneten vorhielt: Nicht durch Reden und Mehrheits-beschlsse werden die groen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Blut und Eisen. Daher mssen wir eine starke Armee haben." Als aber die liberale Mehrheit die sr die Vergrerung des Heeres er-forderliche Summe wieder ablehnte, nahm der König das erforderliche Geld, ohne da es bewilligt war. Erst nach zwei ruhmreichen Kriegen (1864 und 1866) gewhrte der Landtag nachtrglich alles, was der Konig fr das Heer verwandt hatte.

11. Unterrichtsstoff der vaterländischen Geschichte in Volksschulen - S. 12

1913 - Breslau : Handel
12 Wückstchtnahme auf Kranke. Einmal war der gute Kaiser Wilhelm in Gastein. Das ist ein Dors im Hochgebirge. Hier kommen warme Quellen ans den Bergen. Das Wasser wird in die Häuser geleitet und zum Baden benutzt. Der Kaiser Wilhelm ging gewöhnlich im Sommer dahin, um durch das Baden seine Gesundheit zu stärken. In der reinen, frischen Luft der Berge ging er gern spazieren. Aber einmal war Regenwetter, und er konnte nicht ausgehen. Deshalb wollte er in seinen großen Wohnzimmern den Spaziergang machen. Da schleppte der Kaiser Decken und Teppiche zusammen und legte sie in eine Reihe, um darauf zu gehen. Eben trat sein Hofprediger ein. Verwundert sah dieser, was der Kaiser tat. Der gute Kaiser Wilhelm aber sagte: „Unter mir liegt ein schwerkranker Herr; ich will nicht, daß er meine Tritte höre und im Schlafe gestört werde." Ein alter Spielkamerad. In einer russischen Stadt lebte ein armer Maurer, namens Friedrich Ackermann. Er war 85 Jahre alt und konnte nicht wehr arbeiten. In anderen Ländern wird für alte Arbeiter nicht so gesorgt, wie bei uns, wo diejenigen, welche alt und schwach geworden sind, bis zu ihrem Tode eine Rente erhalten. Der alte Mann war daher auf die Hilfe seiner Tochter angewiesen, die aber auch schon bei Jahren und eine Witwe war. Seine Jugend hatte der Alte in der Stadt Meinet verlebt. Hier hatte er al* Knabe gern mit anderen Jungen Soldaten gespielt, ^hr Anführer war damals ein schmucker, kräftiger Knabe oon vornehmer Haltung gewesen. Das war der große Kaiser Wilhelm, der im Alter von 10 Jahren mit seiner Mutter nach Memel gekommen war und dort ein halbes Jahr zugebracht hatte. An ihn dachte der alte Maurer in seiner Not. „Er war so gut als Kind," sagte er sich. Darum faßte er sich ein Herz und schrieb dem Kaiser einen Bries. In dem Bries erinnerte er ihn daran, wie er in den Soldatenspielen unter ihm Tambour gewesen war und manchmal auch eines mit dem Degen erhalten hätte, wenn er nicht gefolgt habe. Er konnte auch die Spielplätze noch ganz genau angeben. Rach acht Wochen erhielt der Alte durch bitt Geistlichen des Ortes einen Brief, in dem ihm der gute Kaiser Wilhelm in Erinnerung an die Jugendzeit eine jährliche Unterstützung von 360 Ji zusagte. Da kehrte große Freude in feinem Hause ein. Dreizehn Jahre hat der alte Mann in Dankbarkeit gegen Kaiser Wilhelm die Unterstützung genossen. Dann ist er

12. Kaiser und König Wilhelm I. - Kaiser und König Wilhelm II. - S. 210

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
210 war fortan einen großen Teil des Jahres hindurch dort gefesselt. Aber sobald der Frühling ins Land fam, zog es sie alle Jahre wieder nach Baden-Baden, und von da nach ihrer zweiten Residenz Koblenz, um hier die Sommermonate hindurch und bis tief in den Spätherbst hinein zu verweilen. Nur für wenige Wochen fehrte sie in jedem Sommer nach Babelsberg zurück, um dort an der Seite ihres Gemahles Hof zu halten, wenn derselbe seine Badekuren in Ems und Gastein beendet hatte. Aber auch in den Monaten der Trennung blieb sie durch einen lebhaften Briefwechsel mit demselben in täglichem Verkehr und in ununterbrochenem Gebankenaustausch über alle die Zeit bewegenden Fragen. Nach drei langen und bangen Jahren unaufhaltsam fortschreitenden Leidens erlag König Friedrich Wilhelm Iv. am 2. Januar 1861 seiner schweren Krankheit, und der bisherige Regent folgte ihm als König Wilhelm in der Regierung. Trotz ihrer damals schon durch ein langjähriges schweres Leiden geschwächten Gesundheit trat die nunmehrige .Königin Augufta mit der ihrem Charakter eigenen starken Willenskraft, mit dem vollen Bewußtsein der ihr obliegenden Verantwortung in die neuen, nun wesentlich erweiterten Pflichten ihrer Stellung ein, und bis an ihr Lebensende hat sie auf dem Throne ein seltenes Beispiel unermüdlicher Pflichttreue und großer Selbstverleugnung gegeben. Tas Verhältnis zu ihrem Gemahl gestaltete sich von Jahr zu Jahr inniger und herzlicher, und sie verstand es meisterhaft, ihr Haus zum freundlichen Mittelpunkte für den Verkehr der ganzen königlichen Familie zu machen. Tas Weihnachtsfest und die Geburtstage des Königs und nach her igeit Kaisers wußte sie zu sinnigen Familienfesten zu gestalten. Die Hoffeste, die sie mit reichem Glanze auszustatten wußte, vereinigten nicht nur die Würdenträger des Hofes und Staates, die Vertreter der auswärtigen Mächte, die hohe Aristokratie, sondern auch alle anderen, durch ihre Stellung und Bildung hervorragenden Lebenskreise. Insbesondere die Vertreter der Künste und Wissenschaften würden von ihr jederzeit durch besondere Gunst ausgezeichnet. Ohne jemals aus das Bedürfnis ihrer Ruhe und Bequemlichkeit Rücksicht zu nehmen, sah sie in der Ausübung der Repräsentation eine Erfüllung der ihr obliegenden Herrscher-pflichten. Auch bei offiziellen Staatsakten oder militärischen Schauspielen hat sie sich nur in den seltensten Fällen den mit dieser Pflichterfüllung verbundenen Anstrengungen entzogen und selbst meite und unbequeme Reifen nicht gescheut um bei solchen Anlässen an der Seite ihres hohen Gemahls zu erscheinen. Mit beiuunbernswerter Selbstverleugnung hat sie, namentlich in dem letzten Jahrzehnt ihres Lebens, ihre immer mehr zunehmende Körperschwäche zu überwinden gewußt, die es wohl mancher anderen Fürstin an ihrer Stelle nahe gelegt hätte, auf ihre eigene Schonung Bedacht zu nehmen. Ihre besondere Fürsorge widmete die Königin und spätere Kaiserin Augufta. nachdem sie durch die Thronbesteigung ihres Gemahls zu erhöhtem Einflnß gelangt war, allen Bestrebungen der Wohlthätigkeit und christlichen Barmherzigkeit, sowie allen aus die Volkswohlfahrt abzielenden Einrichtungen. Mit ihrem

13. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. VII

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Inhalt. Vii 3. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. 1861-1888. I. Die Grndung des neuen deutschen Reiches. Seite 122 124. Wilhelms I. Anfnge...............152 125 126. Der dnische Krieg................155 127 132. Der deutsche Krieg................156 133134. Die Zeit des norddeutschen Bundes..........162 135 138. Der deutsch-franzsische Krieg............164 [Ii. Der innere Ausbau des deutschen Reiches. 139. Die Reichsverfassung...............174 140143. Deutschland und die fremden Mchte..........175 144146. Innere Politik im deutschen Reiche und in Preußen .... 181 147 149. Die soziale Gefahr und die soziale Gesetzgebung......186 150. Das Ende Kaiser Wilhelms und Kaiser Friedrichs.....192 151. Kaiser Wilhelm H.................194 Regententafel......................199 Geschichtliche Tabellen....................203 Geschichtskalender.....................219 bersichten zur Staats - und Wirtschaftskunde (1. Die Staaten. 2. Die Verfassungsentwickelung. 3. Die Organe des Staats. 4. Die Finanzen des Staats. 5. Die Produktion. 6. Die Wirtschaftsstufen. 7. Die Stnde. 8. Das Heerwesen. 9. Grundbesitz und Ackerbau. 10. Das Gewerbe. 11. Der Handel. 12. Die Kotomen. 13. Volkswirtschaftliche Theorien). . 221 Wrttembergische Geschichte. Die Grafschaft Wrttemberg..................233 Das Herzogtum Wrttemberg.................238 Knigreich Wrttemberg...................244 Badische Geschichte. 1. Die Hswkge von Zhringen.................249 2. Die Markgrafen von Baden................251 3. Die Groherzoge von Baden................259

14. Bd. 2 = Oberstufe - S. 412

1912 - Goslar a. H. : Danehl
412 Seidel, Die Monarchen des Hauses Hohenzollern. Nr. 8. Wilhelm I." 73: 95 cm. Preis 20 M. Auf Kupferdruckkarton. Wachsmuth, Knstlerischer Wandschmuck. Nr. 5. v. Werner, Bismarck und Napoleon bei Donchery. 71:54 cm. Farbige Reproduktion. Preis 6 M. a) Seine Jugendzeit. A. Darbietung: König Wilhelm I. wurde am 22. Mrz 1797 geboren. Er war der zweite Sohn Friedrich Wilhelm Iii. und seiner Gemahlin, der Knigin Luise. In seiner Jugendzeit war der Unglck-liehe Krieg. Er mute mit seiner Mutter bis nach Memel fliehen, welche Zeit sich unauslschlich seinem Gedchtnis einprgte. Im Freiheitskriege durfte er nach der Schlacht bei Leipzig mit ins Feld ziehen. Im Februar 1814 beteiligte er sich an der Schlacht bei Bar sur Aube. Sein Vater sah die schweren Verluste eines russischen Regiments und sagte zu ihm: Reite einmal dorthin und erkundige dich, wie das brave Regiment heit, das die vielen Verluste hat!" Ruhig ritt der Prinz durch den Kugelregel hin, fhrte den Auftrag aus, und kehrte ebenso ruhig wieder zurck. Fr diese Tat der Kaltbltigkeit erhielt er das Eiserne Kreuz und den russischen St. Georgsorden. 1829 verheiratete er sich mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar. Dieser Ehe entsprossen zwei Kinder: der Prinz Friedrich Wilhelm, der sptere Kaiser Friedrich Iii. und die Prinzessin Luise, die sptere Gemahlin des Groherzogs von Baden. Er war Soldat mit Leib und Seele. 1848 kommandierte er die Truppen, die in Baden dm Aufstand niederschlugen. B. Vertiefung: Gebt an, wann der König Wilhelm I. geboren wurde! (Anschreiben.) Sprecht der seine Eltern! Erzhlt von der Flucht des Knigspaares! Was hat er sich wohl in dieser Zeit vor-genommen? (Das Vaterland wieder zu Ehren zu bringen.) Als die Freiheitskriege begannen, mute er zunchst zu Hause bleiben, weil er zu schwach erschien. Von welchem Zeitpunkte an durfte er erst in das Feld mitziehen? Erzhlt von seiner Beteiligung an der Schlacht bei Bar sur Aube! (Anschreiben.) Gebt an, wieso er sich hier ans' zeichnete! Wie gefllt euch der junge Prinz? Warum nannten wir diese Tat eine kaltbltige?" Was htte manch anderer Prinz gemacht? (Gezgert hittzureiten, flchtiges berzhlen, sehr schnelles Reiten.) Erzhlt, wie der Prinz belohnt wurde! Sprecht kurz der die Stiftung des Eisernen Kreuzes! Das russische Ehrenzeichen! Erzhlt von seiner Vermhlung! (Anschreiben.) Zeigt Weimar! Sprecht der die Kinder des hohen Paares! Zeigt das Groherzogtum Baden! Erzhlt, wie Prinz Wilhelm ein tchtiger Soldat ist! Wollt ihr noch etwas fragen? C. bung: Erzhlt von der Jugendzeit König Wilhelms I.i Einprgung. b) Seine Regentschaft. A. Darbietung: 1857 wurde König Friedrich Wilhelm Iv. krank und Prinz Wilhelm mute in feiner Stellvertretung die Regierung des

15. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 73

1874 - Hadersleben : Westphalen
Friedrich Wilhelm hielt es deshalb für ganz unmöglich, daß auch in Preußen die Revolution ihr Haupt erheben könnte, und seine Regierung trat den Ereignissen von Ansang an sorglos und schwach entgegen. Als es dennoch im März 1848 zu blutigen Austritten kam, erfüllten dieselben die Seele des Königs mit großer Trauer. Die Wohlgesinnten sammelten sich aber um ihn, und als die Negierung Ernst und Entschlossenheit zeigte, waren bald wieder geordnete Zustände hergestellt. Auch im übrigen Deutschland, namentlich in Baden und der Pfalz/ wurde 1849 die Revolution durch nachdrückliches Einschreiten von Seiten Preußens rasch überwältigt. Seitdem war Friedrich Wilhelm aus das Eifrigste bemüht, die Wohlfahrt seines Volkes nach allen Richtungen zu fördern. An Gebietserweiterungen erwarb er für Preußen die H o h e n z o l l e r n-s ch e n F ü r st e n t h ü m e r (1849), und den Jahdebusen (1853) zur Be--gründung eines Kriegshafens. Friedrich Wilhelm hatte keine Kinder. Er ernannte deshalb schon bei seinem Regierungsantritt seinen ritterlichen Bruder Wilhelm unter dem Titel eines „Prinzen von Preußen" zu seinem Thronerben. Als nun der König 1857 von schwerem körperlichen Seiden _ heimgesucht lvurde, mußte Prinz Wilhelm zunächst als Regent die Regierung übernehmen (1858). Es war dem Könige nicht beschickn, Genesung zu finden; sein Zustand verschlimmerte sich am Weihnachtsabend 1860 in bedenklicher Weise, und am 2. Januar 1861 entschlief er nach langem und schwerem 'Seiden auf dem Schlosse Sanssouci. Sein Bruder folgte ihm jetzt als König auf den Thron. 60. König Wilhelm I, deutscher Kaiser. Friedrich Wilhelm Ludwig (so lautet der volle Name unseres Kaisers) wurde als zweiter Sohn des Königs Friedrich Wilhelm Iii. am 22. März 1797 in Berlin geboren. Der segensreiche Einfluß der edlen Eltern, besonders der Königin Luise, bewährte sich auch an ihm. Gern wäre Prinz Wilhelm im März 1813 mit zur Armee gegangen, aber sein Vater glaubte ihn den Anstrengungen deö Krieges nicht gewachsen und wollte es deshalb nicht erlauben. Erst nach der Schlacht bei Leipzig erhielt er die väterliche Einwilligung, den ferneren Feldzug mitzumachen. In der Schlacht bei Bar sur Aube zeichnete Prinz Wilhelm sich durch großen persönlichen Muth aus, und seines ersten Einzuges in Paris, an der Seite seines Königlichen Vaters, hat er sich in späteren Jahren oft und gern erinnert. Der König verlieh ihm für seine trotz feiner Jugend bewiesene Tapferkeit das eiserne Kreuz. Seitdem widmete Prinz Wilhelm sich vorzugsweise der Ausbildung der preußischen Armee, welche ihn als ein leuchtendes Beispiel aller soldatischen Tugenden stets geliebt und verehrt hat. Namentlich unter der Regierung seines Bruders galt der Prinz von Preußen als die Seele des Militairwesens. 1849 vom Könige zum Befehlshaber der nach Baden und der Pfalz entsandten Truppen ernannt, gelang es ihm, den dortigen Aufstand durch einen kurzen und glücklichen Feldzug .zu

16. Vom Kurhut bis zur Kaiserkrone - S. 204

1895 - Breslau : Goerlich
war ein durchaus sanfter und schmerzloser. Es war kein Todeskampf, es war ein langsames Ausatmen des Lebens. Unmittelbar nach dem Ableben trat Mackenzie ein, um zu konstatieren, daß das Herz zu schlageu anfgehört habe. Die Kaiserin brach mit lauter Schmerzensklage an der Leiche nieder, Kronprinz Wilhelm, der nunmehrige Kaiser, geleitete bic laut Weinende aus bent Sterbezimmer hinweg. Tie übrigen Fürstlichkeiten verweilten noch einige Zeit in stillem Gebet bei bent Toten. Dann würde anch die Dienerschaft herein geführt, um Abschieb von ihrem guten kaiserlichen Herrn zu nehmen. Nach Baden-Baden zur kranken Kaiserin-Witwe Augusta sanbte die trauernde Witwe Kaiser Friebrichs solgenbes Telegramm: „Um Deinen einzigen Sohn weint biejenige, die so stolz und glücklich war, seine Frau zu sein, mit Dir, arme Mutter! Keine Mutter besaß einen solchen Sohn! Sei stark, stolz in Deinem Kummer! E r ließ Dich noch heute grüßen. Viktoria". Groß, wie die innige Teilnahme aller Völker währenb der Krankheit Friebrichs des Guten gewesen, war auch die Trauer bei beut Hinscheiden des königlichen Dulders. Alle europäischen Regenten richteten Beileibstelegramme an bett neuen Kaiser Wilhelm. Die Deutschen in Chicago, Neu-Orleans und Valparaiso gaben ebenfalls telegraphisch ihrer Trauer Ausbruck. Zahlreiche Blumenspenden sind dem hochseligen Kaiser gewidmet worden. Auch schlichte Sträußchen wurden an der Bahre Kaiser Friedrichs von Frauen und Männern aus dem Volke niedergelegt, und diese zeigten so recht, wie beliebt der edle Monarch auch bei den Armen war. Zeugten die schlichten Kränze, welche die Armut gespendet, doch noch lauterer als die kostbaren Spenden, daß Kaiser Friedrich ein Vater seines Volkes war. Aus dem Leben des Kaisers Withetrn Ii. (Nach „Das Echo".) Die Eröffnung des Reichstages 1888. Einer der hervorragendsten und denkwürdigsten Tage der neueren Geschichte unseres Vaterlandes wird jedenfalls der 25. Juni 1888 sein, der Tag, an welchem Kaiser Wilhelm Ii., umgeben und gefolgt von sämtlichen Fürsten des Reiches, den ersten Reichstag seiner Regierung eröffnete. Um ihn sind die Sinnbilder der königlichen Macht ausgelegt, die Krone von Preußen, Scepter und Reichsapfel. Hinter dem Throne werden das Reichsbanner und das Reichsschwert emporgehalten. Ten Thron umgeben die Vollzieher feines königlichen

17. Vom Kurhut bis zur Kaiserkrone - S. 177

1895 - Breslau : Goerlich
— 177 — Gegen halb sechs Uhr abends trat ein Augenblick großer Lchwäche ein, welche das Äußerste befürchten ließ. Über alles Hoffen aber erholte sich der Kaiser. Er erkannte allmählich die Mitglieder seiner Familie, fragte nach dem Generalseldmarschall Grasen Moltke uni) ries dann den Prinzen Wilhelm in seine unmittelbarste Nähe. Mit meist deutlich vernehmbarer Stimme sprach der Kaiser eingehend mit demselben: erst nachdem er längere Zeit geredet, mischten sich Fieberphantasien in seine Worte. Ter Kaiser begann mit dem Prinzen Wilhelm von der Armee und von Preußens gesamtem Volk zu sprechen. Er berührte im Verso lg seiner Worte unsere Allianzen, dann mögliche Kriege der Nachbarvölker und einzelne militärische Einrichtungen derselben, welche Le. Majestät iu der letzten Zeit besonders beschäftigt hatten. Im Verlaus des Abends vermochten die Kräste sich nicht zu heben; in abgebrochenen Worten sprach der Kaiser vielfach von den Truppen und vou Erinnerungen aus den Feldzügen; er nannte einzelne ihm bekannte Namen. Um 7 Uhr abends schien die Fieberkrisis vorüber. Ter Kaiser wurde ruhiger und genoß auch einiges, namentlich alten Ungarwein, den ihm die Kaiserin von Österreich gesendet hatte. Ersaß im Bette halb ausrecht und sprach dann längere Zeit mit dem Prinzen Wilhelm über militärische Tinge in einer Form, als wolle er dem Enkelsohne eine Auseinandersetzung machen. Was der Kaiser da sagte, wurde niedergeschrieben. Ter Kaiser sprach bei vollem Bewußtsein, das wohl ab und zu durch flüchtige Fieber-phantasien gestört wurde, aber eben nur momentan, denn auf alle Äußerungen des Prinzen Wilhelm waren seine Antworten klar und bestimmt. Diese scheinbare Besserung hielt bis gegen 10 Uhr abends au, so daß die Familienmitglieder das Palais verlassen zu können glaubten. Auch die Kaiserin begab sich in ihre Gemächer. Tie Großherzogin von Baden brachte in Zwischenräumen einen Teil der Nacht in der Nähe des Kaisers zu, ebenso Prinz und Prinzessin Wilhelm. Tann brach der Freitag, der 9. März, der Todestag, an. In einer der ersten Morgenstunden kam der Reichskanzler Fürst Bismarck, um sich nach dem Befinden des Kaisers zu erkundigen, entfernte sich dann aber wieder aus dem Palais. Gegen 4 Uhr morgens ließen manche Erscheinungen das baldige Abscheiden des Kaisers befürchten. Der Puls wurde immer schwächer, das Atmen schwerer, das Bewußtsein schwand. Um 4 Uhr wurden aus Veranlassung der Ärzte die Mitglieder der königlichen Familie zusammenbernsen. Auch die Prinzessin Friedrich Karl erschien. Außerdem kamen alle Persönlichkeiten, welche ant Abend vorher um das Krankenbett versammelt waren. Der Puls Hübner und L ch ir o ch o w , Loi» Kurhut bis zur Kaiserkrone. Ii. 12

18. Erzählungen aus den Sagen des klassischen Altertums und aus den deutschen Götter- und Heldensagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 86

1910 - Leipzig : Hirt
86 Dritter Abschnitt: Lebensbilder aus der Brandenburgisch-Preuischen Geschichte. 1^48. Im Jahre 1848 brach in Frankreich eine neue Revolution aus, die sich nach den meisten Lndern Europas verpflanzte. Auch Preußen blieb nicht ganz davon verschont. Eine Volksmenge sammelte sich vor dem Kniglichen Schlosse zu Berlin und verlangte nach Neuerungen. Da gingen Soldaten, die die Ordnung aufrechthalten sollten, zwei Gewehrschsse los. Die Brger hielten dies fr den Anfang des Kampfes gegen sie und glaubten, der Prinz von Preußen habe dazu das Zeichen gegeben. Das war nicht wahr; aber in diesen unruhigen Zeiten waren die Aufstndischen nicht zu berzeugen. Da der Prinz sogar in seiner Wohnung bedroht war, reiste er auf Wunfch des Knigs nach England. Als die ruhige berlegung bei den Brgern wiederkehrte, wnschten diese selbst die Rckkehr des Prinzen. Die Heim-reise gestaltete sich zu einem wahren Triumphzuge. Aufstand in Baden. Im Jahre 1849 brach in Baden ein Ausstand aus. Der Groherzog mute ans seiner Hauptstadt fliehen und bat den König von Preußen um ein Heer. Dem Prinzen Wilhelm wurde die Leitung dieses Heeres bertragen. In wenigen Tagen hatte er die Emprer vllig besiegt und entwaffnet. Nach einem siegreichen Gefechte machten die Soldaten bei dem Stdtchen Dur lach Rast. Die Einwohner brachten Brot und Wein heraus. Auch der Prinz nahm ein Stck Brot, um es zu essen. Da sah er den Blick eines hungrigen Soldaten auf sich ge-richtet. Da, Kamerad, i auch!" sagte er freundlich, brach das Brot mitten durch und reichte dem Soldaten die Hlfte. Vermhlung seiner Kinder. Im Jahre 1856 vermhlte sich seine einzige Tochter Luise mit dem Groherzog von Baden und im Jahre 1858 sein einziger Sohn Friedrich Wilhelm mit der Prinzessin Viktoria von England. Bei seiner Silbernen Hochzeit 1854 war er in Berlin an die Spitze eines Vereins getreten, der es sich zur Ausgabe gestellt hatte, fr die Arbeiter billige und gesunde Wohnungen in Berlin und dessen Vororten zu bauen. Stellvertretung des Knigs. Als König Friedrich Wilhelm Iv. erkrankte, fhrte Prinz Wilhelm fr ihn die Regierung. In dieser Zeit wurde er Prinzregent genannt. König Wilhelm I. Am 2. Januar 1861 starb König Friedrich Wilhelm Iv.; der Prinzregent wurde nun König von Preußen. Erneuerung des Heeres. Alle menschlichen Einrichtungen veralten mit der Zeit und mssen erneuert werden, d. h. sie mssen den neuen Zeitverhltnissen angepat werden. Auch das Heer mu den Zeitverhlt-nissen Rechnung tragen. König Wilhelm sorgte zu allererst fr die Er-neuernug des Heeres. Bald sollte sich diese Neugestaltung auf dem Schlacht-felde bewhren.

19. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 316

1892 - Leipzig : Voigtländer
316 Großherzogtum Baden. [16 Iii. Zeittafel der badischen Geschichte. 1—300. Baden unter den Römern. 300. Die Alemannen erobern das Zehntland. 496. Baden unter den Franken. 1050. Bertholt) I., der Bärtige. Die Herzöge von Zähringen. 1064. Hermann I. Die Markgrafen von Baden. 1462. Markgraf Karl I. wird bei Seckenheim geschlagen und gefangen. 1535. Teilung der Markgrafschaft in Baden-Baden und Baden-Durlach. 1622. Markgraf Georg Friedrich wird bei Wimpfen besiegt. 1677—1707. Markgraf Ludwig Wilhelm „der Türkenbezwinger". 1715. Markgraf Karl Wilhelm gründet Karlsruhe. 1738—1811. Karl Friedrich, Markgraf, Kurfürst, Großherzog. 1771. Vereinigung von Baden-Baden und Baden-Durlach. 1783. Aufhebung der Leibeigenschaft. 1806. Baden wird Großherzogtum. 1811—1818. Großherzog Karl. 1818. Baden erhält eine Verfassung. 1818—1830. Großherzog Ludwig. 1830—1852. Großherzog Leopold. 1840. Erste badische Eisenbahn. 1848. Revolution. 1852. Großherzog Friedrich.

20. Die Weltgeschichte - S. 362

1881 - Heidelberg : Winter
362 Kap. 91. § 387. Tod Friedrich Wilhelms Iv. worauf der Prinz-Regent die Gelegenheit wahrnahm, zu erklären, daß er keinen Fuß breit deutschen Bodens abtreten werde. — Noch zwei andere Zusammenkünfte hoher Häupter (zu Teplitz und zu Gräfenberg) dienten zu gegenseitiger Verständigung und Ausgleichung etwa bestehender Controversen. (387.) Die Nacht vom 1. auf den 2. Januar 1861 löste die Bande, welche den Geist eines der edelsten Fürsten, des Königs Friedrich Wilhelm Iv lange gefesselt hatten, und sein Bruder, der Prinz-Regent bestieg als König Wilhelm I den Thron. Nach Erteilung einer Amnestie eröffnete er die Kammern mit einer Thronrede, in welcher er erklärte, daß er in dem unbeirrten Festhalten der bei der Übernahme seiner Regentschaft ausgesprochenen Grundsätze die sicherste Bürgschaft gegen den Geist des Umsturzes finde, der sich in Europa rege. — Bot auch der Schluß jenes Landtages nur ein gemischtes Ergebnis, insofern man nicht aus dem Provisorium herauskam, so gewährte doch der Umstand, daß das Herrenhaus die neue Heeresorganisation als Definitum anerkannte, dem Könige die Aussicht auf deren Durchführung. Der am 14. Juli zu Baden-Baden an dem Könige von Preußen ver- übte Mordversuch hing zwar mit keinem Verbindungswesen zusammen, bewies aber die Gefährlichkeit der allgemeinen Zeitbewegung. — Nach einer Zusammenkunft des Königs mit L. Napoleon am 6. Okt. zu Compiögne, welche nur friedliche Beziehungen hatte, beschloß der König, anstatt der bisherigen Erbhuldigung in der Provinz Preußen, die feierliche Krönung zu erneuern, durch welche sein Ahnherr Friedrich I die erbliche Königswürde im preußischen Hause begründet hatte. Die Krönung zu Königsberg ging mit einer nie gesehenen großartigen Pracht vor sich und sollte dem preußischen Volke darthun, daß seine Herrscher das Königtum als von Gottes Gnaden erhalten betrachten und das Glück ihres Landes nur in einem auf Gottesfurcht und Gerechtigkeit, Treue und Glauben gegründeten Bunde zwischen Fürst und Volk sehen. Der Mißdeutung, welche diese Königshandlung von der Opposition erfuhr, suchte der darüber schmerzlich betroffene König durch die Darle- gung seiner reinen Absichten zu begegnen; nichts desto weniger sielen die neuen Wahlen noch entschiedener gegen die Regierung aus, und so wurde auch die nun folgende Ständeversammlung, welche die vorgelegten Rechnungen des Staatshaushaltsetats nicht genügend fand und insbesondere das Militärbudget verwarf, wieder aufgelöst. _ (388.) ^ Im österreichischen Kaiserstaate hatte man seit dem italienischen Kriege die Mängel der Militärverwaltung erkannt und die dabei entdeckten Unterschleife bestraft, zugleich aber eine Reform auch der übrigen Teile des Staatshaushalts für nötig gefunden. Ehe man aber daran gehen konnte, forderten steigende Unruhen in Ungarn Abhülfe. Die Ungarn forderten ihr sogenanntes „altes Recht" d. h. die ungarische Verfassung, die sie durch ihren Aufstand von 1848 verwirkt hatten, und veranlaßten dadurch im Lande drohende Demonstrationen. Die Regierung setzte daher zur Prüfung ihrer Finanzlage und anderer neuer Gesetzvorlagen am 5. Mai 1860 den verstärkten Reichsrat ein, den sie am 31. Mai eröffnete. Derselbe verlangte in seiner Mehrheit