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1. Neue Zeit - S. 238

1897 - Stuttgart : Neff
238 für die einflussreichen Kreise, insbesondere die „roués“ des Regenten, wurde. Von 1716 an folgte man den Ratschlägen des Schotten Law (1671—1729), die auf eine unmässige Ausnützung des Kredits durch Ausgabe einer Masse ungedeckten Papiergelds hinausliefen. Laws vor Mitte 1716 errichtete Privat- notenbank wurde Ende 1718 in eine königliche venvandelt, Mai 1719 durch Verschmelzung der seit Sommer 1717 gegründeten „compagnie d’occident“ mit andern Handelsgesellschaften die „compagnie des Indes“ gebildet und dieser zuerst das Münzregal, dann die Generalpacht übertragen gegen die Verpflich- tung, dem Staat die Rückzahlung der fundierten Staatsschulden im Betrag von mehr als 2 Milliarden 1. (11. l1^ fr. Silbergewicht) durch ein Anlehen zu ermöglichen, das zu 3 % verzinst wurde ; bald erhielt die Kompagnie auch das Tabaksmonopol und Anfang 1720 sogar die Generalkontrolle der Staats- finanzen. Dann wurde bestimmt, dass Metall nur noch zu kleinen Zahlungen verwendet werden dürfe, und endlich die königliche Bank mit der compagnie des Indes verschmolzen. Anfangs erreichte der Kurs der Aktien der Kompagnie, mit denen auch die fremden Staatsgläubiger bezahlt wurden, eine schwindelt hafte Höhe. Gegen das ganze „System“ erhoben zuerst die Höfe des Parla- ments Einsprache, und die Zurückziehung des Metallgelds aus dem öffentlichen Verkehr zu Gunsten der königlichen Bank, sowie der Eifer, womit man in den Kreisen der Regentschaft den Besitz an Aktien „realisierte“, entzog den Aktien rasch allen Kredit: 10. Oktober 1720 mussten die Noten (mehr als 3 Milliarden) ausser Kurs gesetzt, die Bank geschlossen werden. Law, seiner Stellung als Generalkontrolleur enthoben, floh vor der Wut des Volkes; er starb 1729 arm in Venedig.1) Die Reformen, zu denen der zeitweilige Geld- überfluss angeregt hatte, wurden rückgängig gemacht oder unterblieben; mit einem ungeheuren Verlust am National Wohlstand war der einzige Vorteil einer nicht sehr bedeutenden Verminderung und einer wesentlich niedrigeren Ver- zinsung der Staatsschuld erkauft. In der auswärtigen und Kirchenpolitik vollzog der Regent einen völligen Wechsel: seit 1720 suchte er engsten Anschluss an Spanien und brach den Widerstand der Jansenisten gegen die Bulle Unigenitus, die auf Betreiben der Jesuiten Quesnels „Neues Testament“ 1723 verboten hatte. Montesquieu’s (s. S. 257) „persische Briefe“ zeichneten mit treffendem und heissendem Witz die staatlichen, kirchlichen und gesellschaftlichen Zustände, sowie die massgebenden Persönlichkeiten des damaligen Frankreich. Nachdem Orléans Dezember 1723, einige Monate nach Dubois, gestorben war, übertrug Ludwig Xv., seit Februar 1723 mündig, die Führung der Geschäfte dem Herzog von Bourbon, der, gegen Spanien wegen seiner Annäherung an Oesterreich verstimmt, die Verlobung des jungen Königs mit einer spanischen Infantin rückgängig machte und ihn mit der Tochter des abgesetzten Polenkönigs Lesczynski, Maria, vermählte (1725). Der Versuch Bourbons, den jungen König seinem Erzieher, dem Kardinal Fleury, zu entfremden, führte dazu, dass vielmehr Fleury leitender Minister (1726—1743) wurde, durch den Frankreich eine sparsame, geord- nete und nach aussen wenigstens für längere Zeit friedfertige Regierung erhielt. In England wurde durch die whiggistische Regierung, an deren Spitze 1721—42 Robert Walpole stand, mit grösster Folgerichtigkeit und Umsicht und glänzendem Erfolg die Politik in den Dienst der englischen Handelsinteressen gestellt, freilich auch die Herrschaft des Geldes im poli- tischen Lehen auf viele Jahrzehnde befestigt; Walpole sicherte sich durch Bestechung eine gefügige Parlamentsmehrheit. !) Zu einer ähnlichen Börsenschwindelei führte in England die 1711 gegründete „Südseegesellschaft“ (für den Handel in der südlichen Hälfte des Grossen und des Atlantischen Ozeans), die 1720 dem Staat 10 Mill. Pfund zur Fundierung seiner schwebenden Schulden lieh und 1721 zusammenbrach.

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1. Leitfaden zur Weltgeschichte - S. 417

1804 - Braunschweig : Verl. der Schulbuchh.
Ludwig Xv. (Fleury.) 417 Papste (die Bulle Unigenittis) gegen die Iansenisten auszuwirken, wodurch vierzigjährige Streitigkeiten in Frank, reich veranlaßt wurden. — Bei seinem Tode war der Staat mit 2500 Milk. Liv. Schulden belastet, entnervt und Frankreichs Name geschmahet. Ludwig Xv, (1715), des vorigen Großenkel, folgte minderjährig, unter der Vormundschaft seines Oheims, des Herzog« Philipp von Orleans, der sich bald zum allei, nigen Regenten machte. Dieser wollte schnell die Schul, denlaft mindern. Er nahm daher den, von Law, einem Schottlander, gemachten Entwurf zu einer einträglichen Handlung und Anlegung von Colonien am Missisippi, vermittelst einer Geldbank, an und zwang alle Einwohner Frankreichs, ihr Geld, welches sie über 500 Livres besaßen, in diese Bank gegen Scheine zu liefern. Darauf riß er die Bank an sich, setzte den Gehalt der Scheine herab, die nun bald allen Werth verlohren. — Zugleich wider, setzte sich der Regent den Unternehmungen Spaniens, welches die im Erbfolgekriege verlohrnen Provinzen wie, der erobern wollte, durch die mit England, dem deutschen Kaiser und Holland errichtete Ouadrupelallianz; sogar wurde in der Folge die dem Könige bestimmte spa- nische Infantin zurückgeschicki und statt derselben die Toch- ter des polnischen Königs Stanislaus Leszinski, Maria, gewählt. Hierüber drohete zwar Spanien mit einem neuen Kriege; aber der alte Bischof von Freyus, Fleury, wel- cher sich nach des Herzog- von Orleans Tode zum Pre, mierminister eindrang, wußte de« Streit zu vermitteln. Fleury suchte überhaupt Frankreich in Ruhe zu erhal- ten und durch Oekonomie das entkräftete Reich herzustel, len. Ungern übernahm er daher (17;;) den Krieg, um den Schwiegervater des Königs wieder auf den polnischen 2?

2. Bd. 5 - S. 170

1845 - Leipzig : Kollmann
170 Millionen Livres der Forderungen an die Bank und die Com- pagnie unbezahlt blieben, und doch waren die Staatsschulden nur wenig vermindert worden. Uebrigens eräugte der schreckliche Ausgang des Systems in Frankreich eine so starke Abneigung gegen alles Papiergeld, daß sie bis auf die Zeit der Revolution forldauerte. — Das neue Bündniß mit Spanien (s. oben) ward durch eine Heirath befestigt, welche zwischen dem jungen König Ludwig Xv. und der dreijährigen spanischen Infantin Maria Anna Vic- toria verabredet ward (im Juni 1721). Auch wurde die Infantin bald darauf nach Frankreich abgeschickt, wo sie mir vielen Festlichkeiten empfangen und unter dem Titel der Königin- Infantin erzogen wurde. — Da der Regent durch die verun- glückten und verderblichen Finanzoperationen ein Gegenstand des Volkshaffes geworden war, so sehnte man sich um so mehr nach Ludwigs Volljährigkeit. Wie groß die Erwartungen von der Negierung dieses Prinzen muffen gewesen seyn, ersieht man aus der ausgelassenen Freude, die Alt und Jung ergriff, als sich im Juli 1721 die Nachricht verbreitete, der König sey von einer gefährlichen Krankheit glücklich genesen. Alle Kirchen, wo das Tedeum gesungen ward, waren gedrängt voll. Auf den Straßen sah man nichts als Tanze und Gastgebotc; die Bürger ließen ihre Mahlzeiten vor den Häusern auftragcn und luden die Vor- übergehenden ein, Platz zu nehmen; und dieses Schauspiel dauerte tanger, als zwei Monate, und hörte erst mit der eintretenden Kälte des Herbstes auf. Am 25. October 1722 empfing der junge König zu Rheims die feierliche Krönung, und vier Monate darauf ward er nach den französischen Gesetzen für mündig erklärt. Ludwig Xv. trat nun seine sogenannte Negierung selbst an, doch ward dadurch im Zusammenhänge des Regiments nichts verändert. Der unwür- dige Dübois, dem es gelungen war, sich zum ersten Minister erklären zu lassen, behielt seine Stelle und leitete die Geschäfte nach Gefallen, Doch besaß er seine hohe Würde nur noch kurze Zeit. Schon längst war seine Gesundheit durch fortgesetzte Aus- schweifungen so sehr zerstört, daß an eine Herstellung nicht mehr zu denken war. Mit äußerster Sorgfalt suchte er seine Krankheit zu verbergen und gcrieth außer sich, weiin man ihm sagte, daß sein Uebel dem Publikum bekannt sey. Er starb am 10. August 1723

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 505

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 185. Frankreich von Lndwig Xiii. bis zur Revolution. 505 tipp von Anjou, Ludwigs Enkel, auf dem spanischen Thron sich befestigte. Nur Holland, welches durch seine Dämme beschützt wurde, blieb nngedemütigt. Durch den Kauf von fünf westindischen Inseln, welche die Malteser abließen, wurden die Kolonien vermehrt. Wie aber Ludwig Xiv. herrschsüchtig nach außen war, so war er willkürlich und despotisch seinem eigenen Volke und selbst dem Parlamente gegenüber. Der Grundsatz: „l’etat c’est moi“ leitete ihn in allen seinen Regentenhandlungen. Um der königlichen Gewalt ihre vollkommene Unnmschränktheit zu sichern, wurden alle Rechte mit Füßen getreten und selbst die persönliche Freiheit durch willkürliche Ver-haftsbefehle (lettres de cachet) verletzt. Ein Bürgerkrieg, der dadurch entstand (die Fronde), wurde blutig unterdrückt. Durch die Aufhebung des Ediktes von Nantes (s. Nr. 464) wurden viele Tausende protestantischer Unterthanen aus dem Lande vertrieben und dadurch dem Wohlstände tiefe Wnnden geschlagen, less. Die Freiheit der Kirche sowohl als die bürgerliche Freiheit wurde durch die Verkäuflichkeit der Stellen vernichtet und dnrch eine unsinnige Papiergeldwirtschaft und planmäßiges Aussaugen das Land mit einer Schuldenlast von 900 Millionen Thalern überbürdet. . 508) Ludwig Xv., der minderjährige Urenkel Ludwigs Xiv., ms-erbte die französische Krone. Sowohl während der Regentschaft 1774, des Herzogs von Orleans als während der langen eigenen ms— Regierung dieses Königs wurde die Finanznot des Staates durch im fortwährende Kriege mit Österreich, Spanien, Preußen und England noch vergrößert, während immer neue und vermehrte Steuerauflagen, herbeigeführt durch eine Verschwendung ohnegleichen, den Wohlstand des Landes und Volkes zerrüttetem Durch die Sittenlosigkeit des Königs und seines Hofes wurde das Volk, das in den vorhergehenden Regierungen bereits böse Beispiele vor Augen gehabt, mehr und mehr verdorben und der Grund zu dem Haß und der Verachtung gelegt, welche später dem Throne so verderblich werden sollten. Als Ludwig Xv. nach sechzigjähriger Regierung starb, folgten ihm die Flüche und die im. Verwünschungen seiner Unterthanen. Anmerkungen. .. 1- Ludwig Xiii., geb. 27. Sept. 1601, wurde mit 13 Jahreu schon nuinbig erklärt, damit die Regentschaft der Königin-Mutter Maria ü0.13 er.,ut aufhörte. Diese selbst wurde bald vom Hofe vertrieben, ™eu i1' Nch an die Spitze einer Partei stellte, die Staatsgelder an ihre Uuitftunge verschwendete und Unruhen stiftete. Sie durfte zwar wieder

4. Uebersicht der Welt- und Völkergeschichte - S. 67

1846 - Berlin : Klemann
Frankreich. 67 1715 —1774. Ludwig Xv., fünf Jahr alt; unter Regent- schaft Philipp's von Orleans (f 1723). Höchste Sit- tenlosigkeit (Pompadour, Dubarry) und Verschwendung be- zeichnen diese Periode. Die Schuldenlast ununterbrochen vergrößert. Die kostspielige Theilnahme an Kriegen (Qua-. drupelalliance gegen Spanien 1718, gegen Oestreich für Stanislaus Lescinski, des Königs Schwiegervater, 1733, für Baiern 1740—1748, gegen England und Preußen 1755 und 1756—1763) bringt Frankreich in große Verluste (Ka- nada, Dominique, Tabago). — Das Volk erträgt seine Noth und die Despotie des Hofes durch die Schriften ei- nes Montesquieu, Helvetius, Voltaire, Rousseau angeregt, mit Unwillen. Ludwig Xv. stirbt an einer schrecklichen Krank- heit, allgemein gehaßt 1774. Mit Jubel begrüßt das Volk seinen Enkel und Nachfolger, den gutmüthigen und redlichen 1774. Ludwig Xvi. Der beste Wille und Sparsamkeit ver- mögen nicht mehr die zerrütteten Finanzen zu heben. Der Krieg gegen England für Nordamerika (1778—1783) ver- größert die Schuldenlast. Allgemeine Gährung, besonders in den von Abgaben niedergedrückten unteren Ständen. End- lich Berufung (1789) und Eröffnung (5. Mai) der Reichs- stände. Da Adel und Geistlichkeit auf ihren Vorrechten bestehen, so erklärt sich der dritte (Bürger-) Stand, 17. Juni, zur Nationalversammlung. Dies der 1789. Anfang der großen Revolution, die bald ihre furchtbaren und zerstörenden Wirkungen äu- ßert. Aufstand in.paris; die Bastille erstürmt, 14. Juli; der König und seine Familie (Gemahlin Maria An- toinette von Oestreich) durch den Pöbel von Versailles nach Paris gebracht, 5. und 6. Octbr. — Der Adel flüchtet. — Robespierre, Danton, Marat, Siehes, Egalite lenken die Nationalversammlung. Die Flucht des Königs durch Drouet in Varennes gehemmt, 1791, 21. Juni. 1791. Erste Konstitution: beschränkte Monarchie, ^.Sep- tember. Die gesetzgebende Versammlung, (1. Octbr.

5. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 450

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
450 70. Ludwig Xv. Ueuvy. cember 1723, weil er seine von Natur gute Constitution völlig zerstört hatte. An seine Stelle drängte sich der unfähige und verhaßte Her- zog von Bourbon. Dieser stand unter der Leitung seiner Maitresse, der Marquise de Prye, welche selbst wieder von den zwei piemon- tesischen Brüdern Paris geleitet wurde, die in Frankreich als Ban- quiers ihr Glück gemacht und schon unter dem Regenten durch ihre sinanciellen Kenntnisse und ihre teuflisch ausgedachten Mittel, die Ehr- lichen und Einfältigen um ihr Geld zu bringen, eine Rolle gespielt hatten. Der französische Staat war also damals eine Beute von Abenteurern. Die über Frankreich herrschende Marquise de Prye brachte es dahin, daß Spanien von Frankreich gröblich beleidigt wurde. Sie suchte näm- lich für den jungen König Ludwig Xv., obgleich er bereits mit einer spanischen Prinzessin verlobt war, eine ganz von ihr abhängige Ge- mahlin und ließ ihn im Herbst 1725 mit derselben vermählen. Diese Gemahlin war Maria, die Tochter des Stanislaus Lesczinsky, welcher damals von einer französischen Pension im Elsaß lebte. Nachdem die Heirath geschlossen worden war, wandte man alle erdenklichen Mittel an, um den schwer gekränkten spanischen König zu besänftigen, dem man seine schon seit mehreren Jahren in Paris als künftige Gemahlin Lud- wig's Xv. anwesende Tochter zurückgeschickt hatte. 7h. Ludwig Xv. Fleury. (Nach E. A. Schmidt, Geschichte von Frankreich.) Der Herzog von Bourbon, eifersüchtig auf die Gewalt, welche Fleury fortwährend über den König behauptete, und unzufrieden, daß derselbe stets zugegen war, wenn er Vortrag hatte, bewog einst die Kö- nigin, welche sich ganz von ihm leiten ließ, den König bei sich bis zu der für den Vortrag bestimmten Stunde zurückznhalten, und dieser fand darauf in ihren Zimmern Statt. Fleury, welcher indessen im Eabinet des Königs gewartet hatte, durchschaute den gegen ihn entworfenen Plan, er wollte sich von dem Maße der Zuneigung des Königs über- zeugen; er verließ sogleich den Hof und begab sich nach seinem Land- hause .im Dorfe Issy. Was er gehofft und gewünscht hatte, geschah, der König verlangte, daß er zurückkomme, und der Herzog von Bourbon mußte selbst ihn dazu auffordern. Bald darauf, am 11. Juni 1726, verwies der König den Herzog nach seiner Besitzung Chantilly und die Marquise de Prye nach ihrem Gute in der Normandie und schrieb der Königin: er bitte sie und, wenn es nöthig sei, befehle er ihr, Alles zu thun, was Fleury ihr in seinem Namen sagen werde, als wenn er es selbst thue.

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 371

1858 - Weimar : Böhlau
371 schwendete an seine Buhlerinnen nicht nur die Einkünfte des Staates, sondern überließ ihnen gewissermaßen die Zügel der Regierung. Um den Muth der wiederholt geschlagenen Truppen wieder zu beleben, begab sich Ludwig Xv. 1744 zu dem französischen Heere nach den Nieder- landen. Es wirkte das so günstig auf das französische Volk, daß nicht nur die Truvpen siegreich waren, sondern auch die Bürger den Druck der Kriegssteuern willig ertrugen. Die große Liebe der Franzosen zu ihrem Könige zeigte sich besonders, als dieser zu Metz schwer erkrankte. Dem Tode nahe, entließ der König auf die Vorstellungen seines Beicht- vaters seine Buhlerin, die Herzogin von Chateauroux, und diese entging auf dem Wege nach Paris kaum der Wuth des Volkes. Die gütige und fromme Königin Maria eilte nach Metz, und weinend küßte ihr der beschämte, zerknirschte Gatte die Hände und schwur, von nun an ihr ganz allein zu leben. Der Einzug des wiederhergestellten Königs in Paris glich einem Triumphzug; mit so großem Jubel und mit so vielen Festlichkeiten empfing ihn das Volk. Der König besaß aber so wenig sittliche Kraft, daß er alle guten Vorsätze bald wieder vergaß, und unvermögend, sich geistig zu beschäftigen und bei der Leere in seinem Kopfe die Zeit hinzubringen, berief er die Chateauroux wieder zu sich. Als diese bald nachher starb, bestach die Frau des Finanzpächters d'etio- le s, um dem Könige zugeführt zu werden, dessen Kammerdiener. Sie erhielt den Titel Marquise von Pompadour und erlangte bald eine solche Herrschaft über den König, daß sich alle Höflinge vor ihr beugten. Nach ihren Winken wurden die höchsten Aemter des Staates besetzt. Ihre Verschwendung war schrankenlos; der Glanz ihrer Lebensweise, die Menge ihrer Landgüter und Lustschlösser, die Summe ihrer Einkünfte stieg mit jedem Jahre; jede ihrer Launen wurde befriedigt. Sie hatte es gern, wenn man sie als Beschützerin von Künsten und Wissenschaften pries; ihr huldigte Voltaire und widmete ihr Dichtungen in widerlicher Schmei- chelei. Ueber den König herrschte sie auch dann noch, als sie ihn nicht mehr durch körperliche Reize zu fesseln vermochte, indem sie dem abge- lebten Schwelger, welchen alle Arbeiten anwiderten, immer neue Ge- nüsse bereitete. Auch in den folgenden Jahren begab sich Ludwig Xv. zu dem französischen Heer in den Niederlanden, und die Pompadour begleitete ihn. Diese bekam es aber satt, immer mit dem Könige im Felde um- herzuziehen. Da nun auch in Folge des langwierigen Krieges Frank- reichs Geldmittel erschöpft, die Seemacht durch die englische vernichtet, die Kolonien ohne Schutz waren, so kam der Friede zu Aachen (1748) zu Stande. Frankreich und England gaben sich wechselseitig ihre Erobe- rungen zurück. Ludwig Xv. setzte sein unsittliches Leben fort. Die Marquise von Pompadour blieb unumschränkte Gebieterin. Sie nahm Geld aus den Staatskassen; sie setzte Minister ein und ab; alle Personen, die den König umgaben, waren ihre Geschöpfe. Ludwig empfand diese Abhän- gigkeit, aber er hatte nicht den Muth, sich ihr zu entziehen. Die Fran- zosen zogen mit der ihnen eigenen Frivolität die Vorgänge am Hofe und das Verhältniß der Marquise zum Könige ins Lächerliche; aber mancher Spötter wanderte für einen witzigen Einfall in die Bastille, und ein gewisser Desforges, der ein beißendes Gedicht auf die Marquise und 24 *

7. Die mittlere und neue Welt - S. 238

1873 - München : Lindauer
238 Ludwig Xiv Bruder) unter dem Titel „Regent" die Herrschaft führte. Nou fernem Minister, dem nichtswürdigen Abb6 (nachher Kardinal) Dnbois geleitet, strebte Philipp eine Minderung der aus 3000 Millionen Livres angewachsenen Schuldenlast an, aber der von dem Schottländer Law seit 1716 eingerichtete Geldschwindel (die Zettelbank in Verbindung mit der Aktiengesellschaft der Mississi'ppi-Kompagnie) half den zerütteten Finanzen nicht auf und stürzte viele Familien in namenloses Elend. Die Quadrupel-Alliauz im Jahre 1718 s. S. 191. Als 1723 der Kardinal Dubois und der Regent Philipp von Orleans kurz nacheinander starben, übernahm Ludwig Xv die Regierung selbst. Er heiratete 1725 des enttronten Polenkönigs Stanislaus Leszczyuski Tochter Maria, stürzte sich aber bald dem Laster in die Arme und legte die Leitung aller Geschäfte tu die Hände seines Erziehers, des Kardinals Fleury (1726—1743), der durch Sparsamkeit die finanzielle Not des Landes linderte und durch die Teilnahme am polnischen Erbfolgekrieg den Anfall der Herzogtümer Lothringen und Bar an Frankreich vorbereitete (s. S. 191 und 192). Rach Fleury's Tode ermannte sich der König noch einmal zur Selbstregierung, sank aber bald noch tiefer in Trägheit und Wollust hinab, und das Land seufzte schwer unter dem Drucke, welchen die den König beherrschende Marquise vou Pompadour (1745—1764) und der durch sie zum Minister erhobene Herzog von Choiseul auf alle Verhältnisse übten. Von letzterem ward 1761-der bourbouische Hausvertrag geschlossen, welcher die Interessen Frankreichs und Spaniens zum Vorteile beider Länder an einander ketten sollte (s. Spanien § 76). Die Teilnahme Frankreichs an dem österreichischen Erbfolgekrieg (f. § 60) und an dem dritten schlesischen Kriege (s. § 61) brachte für dasselbe keinen Gewinn, und der 1755—1763 zwischen Frankreich und England geführte Seekrieg (s.england § 74) brachte für ersteres entschieden nachteilige Folgen: Vernichtung der Marine, Verlust auswärtiger Besitzungen und große Vermehrung der Staatsschuld. Zu diesen das Ansehen der Regierung tief erschütternden Ereignissen traten noch zrvei andere hinzu, welche dem bestehenden Reaernngssystem nicht minder gefährlich waren: die Opposition der Parlamente gegen die neuen Steueredikte und das destruktive Verfahren der Philosophen oder (seit 1751) Ency-klopädisten, welche anfangs nur die Hierarchie der Kirche und die absolute Monarchie, später aber das Christentum und die Monarchie überhaupt bekämpften (d'argens, Voltaire, Diderot, d'alembert; Montesquieu und Rousseau verfolgten dieses Ziel indirekt, jener durch Hinweisung auf die konstitutionelle Verfassung Englands, dieser -durch Aufstellung politischer Ideale). Der Wirksamkeit der Jesuiten, welche diesem Treiben entgegentraten, ward dadurch begegnet, daß man 1762 die Aufhebung ihres Ordens

8. Die neuere Zeit - S. 125

1872 - Coblenz : Baedeker
Ludwig Xv. Fleury. Die Pompadour. §. 26. 125 der damit in Verbindung gesetzten Actiengesellschaft für die Ausbeutung des untern Mississippi-Gebietes (welcher der König Louisiana abtrat) den Finanzen aufzuhelfen. Die Vereinigung fast des ganzen französischen Seehandels in den Händen dieser ^Compagnie d’Occident“ veranlasste die stete Vermehrung der Actien und Bankzettel, welche zuletzt trotz aller künstlichen Gegenmittel einen Bankerott der ganzen Anstalt herbeiführte. Die Quadrupelallianz s. S. 104. Nach djem fast gleichzeitigen Tode des Cardinais Duhois und des Herzogs von Orleans (f 1723) übernahm Ludwig Xv. die Regierung seihst, vermählte sich mit (Maria) der Tochter des entthronten Stanislaus Lesczinsky und überliess bald seinem Erzieher, dem Cardinal Fleury, die Leitung der Geschäfte (1726—1743), welcher durch seine Sparsamkeit und Friedens- liebe Frankreichs tief gesunkenen Wohlstand hob und nur un- gern in die Theilnahme am polnischen (s. S. 105) und am öster- reichischen Erbfolgekriege (s. S. 109) einwilligte; der erstere ward mit der Erwerbung der Herzogtümer Lothringen und Bar zunächst für Lesczinsky und später für Frankreich geendet; der zweite, durch Fleury’s Kargheit Anfangs unglücklich geführt, nahm zwar nach dessen Tode durch des Marschalls von Sachsen glänzende Siege (s. S. 111) eine bessere Wendung, endete aber ohne allen Gewinn und legte den Grund zu einer neuen Zerrüt- tung der Finanzen. Der schwache Ludwig erklärte zwar nach Fleury’s Tode, fortan selbst regieren zu wollen, aber da er immer tiefer in Trägheit und Wollust hinabsank, so hörte alle Einheit in der Verwaltung auf. Die Marquise von Pompadour (1745 —1764) verfügte über die Staatskasse und die höchsten Civil- und Militärwürden unumschränkt, während sie den König durch die mannichfaltigsten Zerstreuungen und sinnlichen Genüsse fortwährend zu fesseln wusste. Sie gab der französischen Poli- tik eine der vorigen entgegengesetzte Richtung, indem sie sich durch den österreichischen Minister Kaunitz zu einer Verbindung mit dem Wiener Hofe bereden liess. Dadurch ward Frankreich in den kostspieligen und dennoch fruchtlosen 7jährigen Krieg verwickelt (s. S. 112), während es zugleich einen Seekrieg mit England (s. S. 128) zu bestehen hatte, dessen Folgen höchst verderblich waren: Zerstörung der französischen Marine, Verlust der bedeutendsten auswärtigen Besitzungen, grosse Vermehrung

9. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte - S. 822

1817 - München : Königl. Schulbücher-Hauptverl.
822 Neuere Geschichte. schloß sich übrigens derherzog an England und Holland an, weil er sich auf den Fall, daß der schwächliche Ludwig Xv. starbe, des französischen Thrones gegen Spanien versichern wollte. Indessen er selbst starb schon im Jahre 1725. ./ In eben diesem Jahre 1723 trat Ludwig Xv. die Selbstregierung an. Die Natur hatte ihn nur karg be- gabt; ein kränklicher Körper vermehrte noch seine natürli- che Schwache, und ferne Erzieher, der Herzog von Vil- leroi und Fleury, der Bischof von Frejus, hatten ihm überdieß eine entkräftende Frömmelei anzugewöhnen gesucht. Der letztere seiner Erzieher behauptete bis 1745 fortwäh- rend einen großen Einstuß auf ihn, und hatte von 1720 bis 1745 die oberste Leitung der öffentlichen Geschäfte in Frankreich ganz in seinen Händen. Fleury, seit 1720 zum Cardinal erhoben, zeichnete sich eben nicht durch Freisinnig- keit aus, sondern übte vielmehr, besonders gegen die Ianse- nisten, großen Geistes-Druck. Allein die Sparsamkeit, welche er in den Staatshaushalt brachte, und die Mäßi- gung und Klugheit, die er in Bezug auf auswärtige Ange- legenheiten beobachtete, gereichten Frankreich zum Heil. Durch Fleury ward dem entkräfteten Staate ein siebeni'äh- riger Friede (1720 - 1753) zu Theil, und durch den pol- nischen Erbfolgekrieg, in welchen der Cardinal lang nicht einwilligen wollte, gewann Frankreich Lothringen. Xi. Die vereinigten Niederlande. Sogroß das Ansehen war, welches die vereinigten Niederlande im Laufe des spanischen Erbfolgekriegs be- haupteten, so unbedeutend waren die Vortheile, welche der Utrechter Friede denselben gewährte. Die vielen Krie- ge, durch Wilhelm Iii. herbeigeführt, hatten vielmehr die öffentlichen Schulden der Niederländer so vermehrt, daß diese nöthig fanden, sich von der Theilnahme an auswärti- gen Angelegenheiten mehr und nrehr zurück zu ziehen. Diese Zurückgezogenheit ward indessen keineswegs zur Verbes-

10. Tabellarische Übersicht der alten, mittleren und neuen Geschichte - S. 84

1835 - Berlin : Dümmler
84 *""T.. I. n. Ehr, Portugal. Spanien. England. Vereinte Niederlde. Frankreich. 1720 Die Errichtung wis. senschaftlicher In- stitute vermag ne- den der fortbeste- henden Inquisition keine geistige Anre- gung hervorzubrin- gen. griffen,Englandu.frank-1718 gegen Spaniens feindliche Absichten und Eroberungsversuche mit Frankreich, Oest reich bedroht. Allianz zur Aufrechthaltung des Utrechtev Friedens. Nach Alberoni's Ent lassung gleicht sich Spa- nien allmählig mit den anderen Mächten aus. Das friedliche Verhältniß wird indeß hergestellt, u. durch die Grundsätze des Ministers W a l p o l e rmter vielfachen Störungen und Bewegungen der einzelnen Mächte erhalten. Englands Finanzsystem und Handel hebt sich zum Glück des Landes. Frankreich söhnt sich indeß mit Spanien aus. Der Friede mit diesen, Reiche besteht auch fort, ob- gleich Ludwig Xv. den spanischen Hof kränkt. » 1730 Nach außen tperdey auch die Colonie», n. deren neue Schätze nicht für Belebung d. Handels benutzt. Die früher aufgegebenen Pläne verwirklichen sich, indem d. Jnfant Don Karlos, in Folge des Bundes zwischen Spa- nien u. Frankrei'ch, ge- gen Verzichtleistung auf das früher zugesicherte Parma und Piacenza, 1727 — 60 Georg Ii. Minister Walpole bleibt an der Spitze des Ministeriums. Die Staatsschulden werden durch ihn gemindert. Minister Fleury, in Uebereknstimmung mit des englischen Ministers Walpole friedlichen Gesinnun- gen, sucht den bedrohten Frieden mit den Eu- ropäischen Mächten zu erhalten. Die Parthei dev Kriegslustigen unterstützt aber Ludwig's Xv. Schwiegervater Stanis- laus Leszinsky für den polnischen Thron, u. Kg. Ludwig Xv. verbündet sich mit Spanien u. Sardinien gegen den deutschen Kaiser. das Königreich bei- der Sicilie,, (Nea- pel u. Sicilie,,) er- erhält. Der Schleichhandel d. Engländer nach Amerika, durch strenge Maßregeln beschränkt, führt einen Das Gedeihen der nordameri- kanischen Ansiedelungen wird mit Kostenaufwand gefördert. Der gegen Spanien ausbrechende Krieg wird in Amerika geführt. Im Frieden zu Paris bedingt Frankreich Lothrin- gen für Stanislaus Leszinsky (dieser über- läßt es nachher an Frankreich).

11. Für die unteren und mittleren Gymnasial-Classen - S. 100

1848 - Jena : Frommann
100 1713, Utrechter Friede, Philipp erhält Spanien und Zudien ; Gibraltar englisch; England und Holland treten zurück. ^arlvi Kaiser, 1711 — 1740.— Nastadter und Baden er Frieden, 1714. — Der Kaiser aus Spanien vertrieben, von seinen Bundesgenossen verlassen, erneuert den Krieg ohne Glück. Villars und Eugen verhandeln den Frieden zu Nafta dt; zu Baden wird er bestätigt, 1714. Der Kaiser erhält die spanischen Niederlande, Neapel und andre italiänische Besitzungen; Baiern und Cöln wieder in ihre Würden eingesetzt (vgl. §. 99.). §. 93. Frankreich unter Ludwig Xv., 1715—1774. Ludwig Xiv. ist, nachdem er seine ganze Nachkommen- schaft bis auf Ludwig Xv., seinen 5jährigen Enkel, überlebt, 1715 gestorben. Unter des Herzogs von Orleans vor- mundschaftlicher Regierung wird nun der Hof ein Sammel» platz der Sittenlosigkeit und Ausschweifung, und das ausgeso- gene Frankreich durch Auflagen und Papiergeld schwer gedrückt. 1723 tritt Ludwig Xv. selbst die Negierung an, und Cardinal Fleury's sparsameverwaltung endet 1743. (Kriege mit Polen und Oestreich enden mit der Erwerbung Lothrin- gens und Neapels für einen spanischen Prinzen, vgl. §.99, 1735.) Der König, von Weibern beherrscht, vergißt in Ver- schwendung und Ausschweifung des geplagten Volkes. Kost- bare Kriege, Gelderpressungen der vielen wechselnden Mini- ster, stets wachsende Schuldenlast, sittliches Verderben und Irreligiosität machen eine gänzliche Erneuung des gesunkenen Staats nothwendig; wozu aber Ludwig Xvi., der 1774 nach seines Vorgängers längst gewünschtem Tode folgt, nicht die Fähigkeit besitzt. §. 94. Preußen unter Frie-erich H. Fri ed eri ch Wil Helm I. von 1713^-40. Nachdem Tode Friederichs I. (1713) folgt Friederich Wilhelm, rauh, sparsam und ordnungliebend. Er befördert Gewerbfleiß und Wohlstand, nimmt vertriebene Protestanten auf, bildet eine ausgezeichnete Kriegsmacht (Potsdamer Garde) unter Leo-

12. Vorschule der Geschichte Europas - S. 431

1834 - Berlin : Enslin
431 Theilungen Polens schon ihren Anfang genommen hatte, und welche jetzt eine neue Zeit über den ganzen Welttheil hin hervorbringeu sollte, wie es nun im folgenden nur ganz allgemein und in großen Zügen erzählt werden soll. Die westlichen Länder in den Zeiten nach dem Hubertsburger Frieden. Die nordamerikanische Revolution. Die französische Revolution. Hin- richtung Ludwigs Xvi. Der Revolutionskrieg. Das Auftreten Buo- napartes. Die Friedensschlüsse von Basel, Campo Formio, Luneville , und Amiens. §. 12. In den nächsten Zeiten nach dem Huberts- burger Frieden war über das westliche Europa ein all- gemeiner Friede verbreitet, dessen sich vorzüglich die drei bourbonischen Mächte erfreuten, wiewohl die Kö- nige von Spanien und Neapel denselben mehr zur Wohl- fahrt ihrer Völker benutzten, als König Ludwig Xv., der seine vieljährige Regierung nur zum Unglück seines Landes fortsetzte, denn die höchste Sittenverderbniß sei- nes Hofes und die härteste und schmachvollste Bedrü- ckung des Volkes durch seine und seiner Hoflcute Ver- schwendung machte damals Frankreich vor allen Län- dern Europas unglücklich. Dagegen war damals in Portugal eine berühmte Zeit, nämlich die des Ministers Pombal, welcher dieses kleinere Reich unter König Jo- seph Emanuel, wenn auch nur vorübergehend beglückte, wobei sich die Vertreibung des Jesuitenordens aus die- sem Lande ereignete, welche nachher auch in den bourbo- nischen Reichen geschah. Aber nur vorübergehend war die Beglückung Portugals durch diesen weisen Staats- mann, da ihn nach Josephs I. Tode 1777, dessen Toch- ter und Nachfolgerin Maria Franziska sogleich stürzte, und sein Verbesserungswerk wieder vernichtete. An diese innern Vorgänge der südwestlichen Reiche in den Frie- densjahren nach dem Hubertsburger Frieden knüpfte sich dann bald darauf ein bedeutender Vorgang mit Eng- land, welcher am meisten zu der neuen Revolutionszeit hinleitete, nämlich der nordamerikanische Befreiungskrieg, durch welchen der König von England die Herrschaft über die englischen Colonien in Nordamerika verlor. Da diese Colonien, welche seit den Zeiten der Königin Elisabeth zumeist durch Auswanderung englischer Re-

13. Vorschule der Geschichte Europas - S. 405

1834 - Berlin : Enslin
— 40? — heftiegen/ und hatte nach mehreren andern jetzt einen Herzog von Bourbon zum Minister. Dieser letzte nun beleidigte jetzt den König von Spanien und seine Ge- mahlin auf das empfindlichste, indem er eine spanische Infantin, die Tochter der Königin Elisabeth, lste schon in Paris war, um mit Ludwig Xv. vermahlt zu wer- den, nach Spanien zurück schickte, und dagegen den jun- gen König mir einer andern vermahlte, nämlich mit Maria Leszinski, der Tochter jenes Stanislaus Leszinski, welcher, wie erzählt worden, einige Zeit den polnischen Thron besessen hatte), und jetzt nach seiner Vertreibung am Rhein lebte. Diese große Beleidigung Frankreichs gegen Spanien und die neu entstandene Eifersucht Eng- lands gegen Oestreich hatten zur Folge, daß zwischen Spanien und Oestreich eine neue Freundschaft entstand, und daß diese beiden Mächte einen besonderen Vertrag mit einander schlossen, in Wien, und sich mit einander gegen Frankreich und die Seemächte verbanden, wodurch sich denn der Congreß von Cambray sogleich wieder auf- löste. Und da nun auf der anderen Seite die See- mächte mit Frankreich, mit Preußen und anderen Staa- ten das Bündniß von Herrnhausen schlossen, so schien jetzt nach dem mißlungenen Friedenswerk doch wieder ein großer und allgemeiner Krieg auszubrechen, wie denn der König von England auch schon seine Kriegsflotte in die See gehen ließ. — Indeß aber hatte in Frankreich der Herzog von Bourbon seine Ministerstelle verloren, und statt seiner war der Kardinal Fleury, der Lehrer Ludwigs Xv., ein siebzigjähriger und dabei höchst edler und friedliebender Mann, zur Verwaltung Frankreichs gekommen, und er war es, der den Krieg verhinderte, indem er mit Hülfe des römischen Pabstes Frieden stif- tete. Durch die Absetzung des Herzogs von Bourbon war auch das beleidigte Spanien versöhnt worden, und der Kaiser, der jetzt nicht recht gerüstet war, gab es zu, daß die Errichtung der Handelsgesellschaft in Ostende noch sieben Jahre unterbleiben solle, bis wohin man auf .inem neuen Congreß in Soissons alles friedlich beilegen vollte. Dieser Congreß wurde auch im Jahre 1728 er- öffnet, «nd kamen dort wieder Gesandte aus beinahe allen europäischen Staaten zusammen. Aber auch er

14. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 412

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
412 Neunter Zeitraum. man ungescheut jede häusliche und öffentliche Tugend an, und eine grobe Selbstsucht wurde das Hauptpanier, zu welchem alle, die sich für weise und aufgeklärt hielten, schwuren. Des jungen Kö- nigs anfängliche Hinfälligkeit schien dem Herzoge von Orleans die Nachfolge auf den Thron zu weissagen, darum schloß er gegen den zu erwartenden Widerspruch Spaniens eine Tripleallianz mit England und Holland, 1717, welche sich durch Oest- reichs Beitritt in eine Qu a d ru p lea llian z verwandelte, 1718, als Spanien dessen italienische Besitzungen angriff. Der ränke- volle Alber oni entwarf sogar, mit Genehmigung des schwachen Philipp V. von Spanien und der Königin Elisabeth auf die Freiheit des französischen Regenten einen Anschlag, dessen Entdek- kung den Krieg gegen Spanien beschleunigte, den selbiges bald mög- lichst zu endigen suchte, indem Alberoni den veränderten Um- 1721. ständen aufgeopfert und auf Verlangen der auswärtigen Mächte aus Spanien entfernt wurde, denn Elisabeth brachte eine Verlo- bung ihrer dreijährigen Infantin Maria A n n a V i c t o r i a mit dem jungen Könige Ludwig Xv. zu Stande, und bald darauf sendete man die junge Prinzessin nach Frankreich, wo sie als Kö- nigin-Infantin ihre Erziehung erhalten sollte. Der König 1723 erklärte sich für volljährig und der Prinz-Regent starb kurz darauf an den Folgen seiner Zügellosigkeit. Diese siebenjährige Regent- schaft minderte die Achtung für das bisher nie bezweifelte Ansehen der Könige bedeutend. Der 14jährige Ludwig blieb unter dem Eiüflusse seines Er- ziehers, des Cardinals Fleury. Die eingeleitets Vermählung mit der spanischen Infantin wurde gewaltsam aufgelöst; man schickte sie ihren Ellern zurück und schloß dagegen eine Heirath zwischen dem jungen Monarchen und der politisch unbedeutenden Maria Lesczinska, der Tochter des entthronten Königs von Polen, 1725 Stanislauslesczinski. Da sie jedoch mehr Einfluß auf ihren Gemahl zu gewinnen schien, als Fleury und die Höflinge wünsch- ten, zerstörte man sein häusliches Glück planmäßig und brachte ihm, anfangs nicht ohne Mühe, den Geschmack für wechselnde Buhlschaften bei, wodurch er allen Staatsgeschaften entfremdet und zuletzt zu einem verworfenen Lüstling herabgewürdigt ward. 17 Jahre leitete Fleury mit Umsicht, Festigkeit und Sorgfalt die oberste Verwaltung, und Frankreich war nicht unglücklich. Die 1733 Erledigung des polnischen Throns verwickelte selbiges in einen kur- zen Krieg, denn der Anstand verlangte, daß der König Ludwig seinem Schwiegervater Stanislaus Lesczinski zur Wiedererlangung jenes Throns behülflich sey (s. §. 64.). Seine Bemühungen b«n 28. wurden vereitelt, dagegen sicherte ihm die W i e n e r E o n v e n t i o n A„g. den lebenslänglichen Besitz des Herzogthums Lothringen zu, 1736 nachmals an Frankreich fiel.

15. Theil 3 - S. 217

1827 - Leipzig : Brockhaus
217 Flintenschüsse, die er erhielt, außer Stand gesetzt, der Schlacht bis zum Ende beizuwohnen (10. Apr. 1741). Jetzt da der erste glückliche Schlag geschehen war, drängten sich dem Könige ungerufen Bundesgenossen auf. Der eifrigste und thatigste war der französische König Ludwig Xv., der sich auch mit Baiern und Spanien, in der Folge mit Sachsen verband. Der König von Spa- nien machte aus einem nichtigen Grunde Anspruch auf die ganze ösireichische Monarchie, selbst Ungarn nicht aus- genommen; der König von Frankreich wollte sie ganz zer- stückeln, um dann desto ungehinderter den Meister in Deutschland spielen zu können. Auch die Kurfürsten von Sachsen und von Baiern wollten Alles haben. Da dies nun aber nicht scyn konnte, so theilten sie sich vorläufig in die vstreichischen Lande. Kurfürst Karl Albrecht von Baiern sollte Oberöstrcich, Böhmen, Tyrol und das Breis- gau erhalten; der König von Preußen Niederschlesien; der Kurfürst von Sachsen Mahren und Oberschlesien, und der König von Spanien, Mailand, Mantua, Parma und Piacenza. Den Ungarn wollte man die Freiheit lassen, sich selbst einen König zu wählen. Maria Theresia, die sah und hörte was vorging, rief vergeblich die Seemächte Rußland und Sardinien als Bürgen der pragmatischen Sanction zur Hülfe auf. Nur an dem König von England allein fand sie einen Freund, der sich ihrer mit Warme annahm. Die Franzosen aber rückten zur Ausführung ihres schönen Plans in zwei star- ken Heeren über den Rhein heran (15. August). Das eine davon zog gegen Hanover und nöthigte den Kurfürsten (König von England) zu dem Versprechen, keinen Th eil an dem Kriege zu nehmen; das andere verband sich mit den Baiern und ging auf Wien los. Schon war es bis Linz vorgedrungen, schon zitterte die Hauptstadt Ocst-

16. Neuere Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 58

1899 - München [u.a.] : Oldenbourg
58 89. Der dritte Schlesische oder der Siebenjhrige Krieg 17561763. 3. Ariede zu Aacken 1748. Frankreich und Spanien haben den Krieg gegen sterreich in Italien, am Oberrhein und in den Nieder-landen noch einige Jahre fortgesetzt. Dabei gewann der in Frankreichs Diensten stehende Marschall von Sachsen", ein Nachkomme Augusts Ii., in den Niederlanden namhafte Vorteile der die sterreichischen Heere. Aber Englands und Rulands Eingreifen fhrten zuletzt 1748 den Frieden zu Aachen herbei: Maria Theresia trat Parma (mit Piacenza) und Guastalla an einen spanischen Prinzen ab und lie Preußen im Besitze Schlesiens, erwirkte aber im brigen die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion. Fr England und Frankreich, welche den Krieg gegenseitig in ihre ber-seeischen Kolonien getragen, bedeutete der Friede nur eine einstweilige Waffen-ruhe. Zwischen ihnen entbrannte schon in allernchster Zeit ein groer See- und Kolonialkrieg (vgl. 89, 2). 89. Der dritte Schlesische oder der Siebenjhrige Krieg 17561763. I. Veranlassung des Krieges. 1. Vorbereitungen in der Ariedenszeit. Sowohl Friedrich als auch Maria Theresia bentzten die Friedensjahre aufs eifrigste, um durch Reformen auf allen Gebieten der Verwaltung den inneren Wohl-stand und durch Strkung des Heerwesens die Wehrkraft ihrer Reiche zu mehren. Aber je wrdiger beide in der Hebung ihrer Staaten mit--einander wetteiferten, um so mehr wuchs auch das gegenseitige Mitrauen und die Kriegsgefahr. 2. Per englisch-franzsische Koloniaskrieg 17551762. Zwischen Frankreich und England war wegen alter Besitzstreitigkeiten in Amerika schon seit 1755 wieder Krieg entbrannt. Derselbe breitete sich der alle Meere und Kolonien aus und gestaltete sich zwischen beiden Nationen zu einem Ringkampf um die Seeherrschaft. Dabei stellte sich auch Spanien auf die Seite der Franzosen. Nach siebenjhriger Dauer wurde der Krieg durch die greren Waffenerfolge, welche England in Amerika davongetragen (Sieg des Generals Wolf bei Quebeck 1759), zu Ungunsten Frankreichs entschieden (vgl. Iii, 1). 3. Wernderte Staatengruppierung 1756. In dem englischfranzsischen Konflikte liegt ein Hauptgrund zu der eigentmlichen Ver-Schiebung, welche zu dieser Zeit in den gegenseitigen Beziehungen der europischen Staaten eintrat. Im Namen Frankreichs verband sich Ludwig Xv. (und die an seiner Stelle regierende Marqnise Pompadour) im Versailler Vertrag vom 1. Mai mit dem sterreichischen Frstenhause, dem seit Jahrhunderten angefeindeten,, noch jngst im Verein mit Bayern

17. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 490

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
490 ' 76. Krieg zwischen England und Frankreich 4 765—1763. 1758 bei Pondichery ankamen. Die Engländer, rascher und reicher als die Franzosen, hatten vorher eine Flotte abgeschickt, welche früher angelangt war, als die französische. Der Oberst Coote, der das Commando der Engländer erhalten hatte, war im Jahre 1760 so glücklich, auf der Küste von Coromandel zu leisten, was Wolfe und Amherst in Canada, Clive in Bengalen ge- leistet hatten. Lally pflegte sich zu rühmen, daß er in zwei Jahren zehn Schlachten gewonnen, zehn Festungen erobert habe; um desto mehr Ruhm hatte^Coote, als er ihn um alle Vortheile dieser zwei Jahre durch einen Sieg brachte, welcher, wenn man das Treffen bei Plassey ausnimmt, wodurch die Herrschaft von Bengalen erlangt ward, der bedeutendste war, den die Engländer in jenen Zeiten erhalten haben. Die große Unzufriedenheit der Franzosen mit ihrem Anführer erleich- terte Coote den Sieg; das Lager der Feinde, ihr Geschütz, ihr Bela- gerungswerkzeug wurden von den Engländern genommen, die fliehenden Franzosen nach Pondichery getrieben; in ihrer indischen Hauptstadt be- lagert, wehrten sie sich neun Monate lang, und wurden endlich im Ja- nuar 1761, als Hunger, Mangel und Jammer in der Stadt einen unbegreiflichen Grad erreicht hatten, zur unbedingten Uebergabe ge- zwungen. Gleich hernach ward auch Mähe, der einzige Ort, der den Franzosen auf der Küste Malabar gehörte, weggenommen, und von allen Besitzungen der Franzosen im östlichen Weltmeere blieb ihnen nur die Insel Bourbon. Vergleicht man den Zustand von England und Frankreich zu der Zeit, als Georg Ii. in seinem 77. Jahre starb, so wird man begreifen, warum er am Ende seiner Regierung am meisten angebetet ward, und warum Ludwig Xv., noch um 1744 vom Volke fast abgöttisch verehrt, in Paris verachtet und mit Spottliedern verfolgt, ja in ganz Europa verwünscht wurde. Frankreich hatte seine Colonieen und seinen See- handel verloren, seine Flotten waren geschlagen, seine Schiffe wegge- nommen, seine Heere beschimpft; der Credit war gänzlich erschöpft, und der Hof, dessen Lustbarkeiten nicht unterbrochen werden durften, mußte, um wenige Millionen zu erhalten, das Land schändlichen Wucherern, Preis geben. England hatte damals fast 20,000 Mann Nationaltruppen unter Prinz Ferdinand in Deutschland, (s. Nr. 77), und trug nicht allein die Kosten eines Krieges auf allen Meeren und in allen Welt- theilen ohne Beschwerde, sondern zog die Schätze aller Völker und Länder durch die stets zunehmende Betriebsamkeit und den ganz aus- schließenden Handel an sich. Choiseul, der Günstling Ludwig's Xv. und der Marquise von Pom- padour, suchte, sobald er Minister der auswärtigen Angelegenheiten gewor- den war, Spanien in den unglücklichen Krieg mit England zu verwickeln, dies gelang ihm aber erst, als Karl Iii. den Thron bestiegen hatte. Unter Ferdinand Vi. hatten sich sowohl Frankreich als England ver- geblich bemüht, Spanien zu einer engeren Verbindung zu bewegen; Frankreich hatte Minorca und seinen Beistand zur Eroberung von Gi-

18. Vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 8

1913 - Leipzig : Hirt
8 1. Abschnitt. Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons I. * erhhe. Jede Arbeit schaffe einen Gebrauchswert eines Dinges, der ver-edelte Gegenstand msse aber auch begehrt werden, dadurch erhalte er seinen Tauschwert. So viel ein Ding begehrt werde, sei es wert. Man msse daher so viel wie mglich die Arbeit entfesseln, um Tauschwerte zu schaffen. Die grte Leistungsfhigkeit werde erzielt durch freien Wettbewerb und durch weitgehende Arbeitsteilung, die um so mehr stattfinden knne, je grer das Betriebskapital und das Absatzgebiet seien. Die Ttigkeit des Staates habe sich in wirtschaftlichen Dingen darauf zu beschrnken, die der freien Entfaltung der Krfte entgegenstehenden Hindernisse, z. B. die Znfte, das Recht des Alleinhandels, hinwegzurumen. Die Lehre vom Freihandel vertieft Smith und geht dabei von dem Gedanken aus, da beim ehrlichen Handel beide Teile zu gewinnen Pflegen, und da zwischen den Vlkern ebenso wie zwischen den Volksgenossen eine Arbeitsteilung stattfinden msse. 4. Wirkung. Smiths scharfe Beweisfhrung, verbunden mit klassischer Darstellung, und sein warmes Eintreten fr die arbeitenden Volksschichten verschafften seinem Buche groe Verbreitung. Seine und der Physiokraten Lehren nhrten in den unteren Klassen, denen daraus ihre wahre Bedeutung fr das Volksleben klar wurde, das Verlangen nach rechtlicher und gesellschaft-licher Gleichstellung mit den oberen. Seine Freihandelslehre hat wenigstens in der Wissenschaft bis in die neueste Zeit das bergewicht behauptet. 136. Frankreich vor der Revolution. 1. Der Hof und die Regierung. Das unumschrnkte Herrschertum brach in Frankreich zusammen, weil die franzsischen Könige nicht zum aufgeklrten Absolutismus" bergegangen waren wie in Deutschland Friedrich der Groe. Sie taten nichts fr das Volk und benutzten alle Staatseinnahmen 1715 nur fr sich und ihren Ruhm. Ludwig Xv., 17151774, ein Urenkel Lud-bis wigs Xiv., bei dessen Tode fnf Jahre alt, wuchs auf in der aus adligen 1774- Miggngern bestehenden Hofgesellschaft, die alle edlen Keime in ihm erstickte. Die Regentschaft fhrte anfangs sein Oheim, Herzog Philipp von Orleans. Spter berlie der König, der nur zum Genieen fhig war und sich weiblichen Beschftigungen, z. B. dem Sticken, hingab, die lstaatsgeschfte sittenlosen Gnstlingen, die dazu ebenso untauglich waren wie er. Seine Gemahlin Maria Leszczynska, mit der er im Knabenalter vermhlt worden war, blieb sr ihn ohne Bedeutung. Die Haltung Frankreichs nach auen war schwankend, der alte Kriegsruhm schwand, das Ansehen sank. Vor England mute es vllig die Segel streichen. Die Erwerbung Lothringens war ein geringer Ersatz sr die groen Einbuen im Kolonialbesitz. Die Hosgesell-schaft aber und der König zogen aus den Mierfolgen keine Lehren, ber-hrten die Warnungsstimmen aus dem Kreise der Aufklrung und trsteten sich mit dem leichtfertigen: Apres nous le deluge!"

19. Julius August Remer's Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für Akademieen und Gymnasien - S. 508

1811 - Halle : Hemmerde und Schwetschke
' 508 Neueste Gescbicbte. 2. Zeitr. 2. Abschn.' - Der Missisippi-Handel. Man hatte verschiedene Hü iss mittel ohne großen Nutzen versuch', Frankreichs Staatsschulden zu tilgen. John Law schlug dem Negemen 1717 vor, dieses vermöge einer Ban? zu bewerkstelligen. Sw war dem Staate anfangs nützlich; aber man vereinigte die Bank mit der königl. Schatzkammer; und erregte einen solchen schwindelnden, würhenden Handel mit Pa, piergelde, daß dadurch aller wahre Kredit über den Haufen ge, worfelt wurde. Es i|t zweifelhaft, ob die Krone bey dem Un- glücke vieler tausend Familien gewonnen habe. Die ungeheure Ausdehnung des Gebäudes verursachte seinen Einsturz. Die Aktien fielen seit 1720, und sanken endlich auf nichts herab. Law entfloh aus Frankreich. $. 4. Fernere Streitigkeiten der westlichen Mächte. Es war verabredet, daß die noch nicht entschiedenen Streitfragen auf einem Kongresse zu Kambray abgethan wer- den sollten. Er wurde erst 1724 eröffnet, und gar nichts dar- auf ausgerichtet. Ludwig Xv. war 172z volljährig geworden. Seine Minister waren: der siaatskluge, aber niedrig ausschwei- fende Kardinal Dubois, (starb 172z; der eben so fähige und gleich gesinnte Herzog von Orleans, (starb 172z;) und der wenig geschickte Herzog von Bourbon. Der kaiserliche Hof war unzufrieden, daß die Seemächte seine Vergrößerungsplane nicht unterstützen wollten. Er wollte sich Parma und Toscana selbst zueignen, und wünschte vor allem, über die so genannte präg, matische Sanktion, oder das Testament des Königs Karl Vi., die Garantie von allen Mächten zu erhalten. Er hatte zu Ostende eine ostindische Gesellschaft errichtet, 1722, deren Auf- hebung die Eifersucht der Seemächte verlangte. Spanien wünschte den Engländern Minorka und Gibraltar zu entreißen, und war von Frankreich heftig beleidigt, da der Herzog von Bourbon den König Ludwig Xv. mir der Tochter des Königs Stanislaw Lesczinski vermählt, und Philipps V. Tochter, die dem Könige bestimmt war, zurück geschickt hatte, 1725. Oest- reich bediente sich dieser Gesinnungen, um die Seemächte zu schrecken. Es hinterging Spanien mit einer vorgespiegellen, von einem Glücksritter, dem Herzog von Riperda, betriebenen, Vermahlung der Erbtochter des Kaisers, Maria Theresia, mit dem spanischen Prinzen Karl, und beredete es zu einem Bünd- nisse zu Wien, am z osten Apr. 1725. Oestreich versprach dar- in Spanien seine Dienste zur Wiedererhaltung von Gibraltar

20. Die Neuzeit - S. 154

1893 - Leipzig : Reisland
154 H. Periode. Das Zeitalter der unbeschränkten Monarchie. Iii Pragmati- sche Sanktion 1713. Beitritt von Spanien, England, Holland 1725-31. Polnischer Erbfolge- krieg 1733-1735. vom Klerus nicht abhängiger Mann — in der sog. pragmatischen Sanktion (d. h. Satzung, die sich auf Staatsangelegenheiten bezieht) eine neue Erbfolgeordnung aufgestellt, nach welcher 1. alle österreichischen Länder stets ungeteilt bleiben und 2. nach seinem Tode zunächst an seine männlichen Erben, im Fall solche aber nicht vorhanden seien, an seine Töchter übergehen sollten; nur wenn auch keine Töchter da seien, sollten die Töchter seines Bruders Joseph I. Ansprüche erheben dürfen. Das Hauptstreben des Kaisers war nun darauf gerichtet, für diese Erbfolgeordnung die Anerkennung der ändern Mächte und derjenigen Fürstenhäuser zu gewinnen, die irgend welche Ansprüche auf die Thronfolge zu erheben berechtigt waren. Wirklich gelang es ihm 1725, die Einwilligung Spaniens und 1731 diejenige Englands zu erhalten. Ersterem er-öifnete er dafür die Anwartschaft auf Parma und Piacenza; letzterem mufste er die von ihm in Ostende begründete Handelsgesellschaft aufopfern, welche den Handel der Niederlande mit Ost- und Westindien neu zu beleben bestimmt gewesen war. Auch Holland erklärte bald hernach seinen Beitritt zur pragmatischen Sanktion; noch aber fehlte Frankreich, und mit diesem geriet der Kaiser sogar in einen neuen Krieg. d. Polnischer Erbfolgekrieg 1733—35. Im Februar 1733 starb nämlich August Ii., „der Starke“, König von Polen und Kurfürst von Sachsen (S. 146); und nun erhob die eine Partei der polnischen Edelleute Stanislaus Lesc-zinski (S. 147) auf den Thron, dessen Tochter Maria Lesczinska mit Ludwig Xv. von Frankreich verheiratet war; die andere Partei wählte August Iii., den Sohn Augusts des Starken. Darüber brach der polnische Erbfolgekrieg aus (1733—35), in welchem der Kaiser, das Reich und die Zarin Anna für August Iii., Frankreich aber, Spanien und der König von Sardinien für Stanislaus eintraten. Dieser selbst wurde freilich bald aus Polen verjagt; aber in Italien und am Rhein hatten die Franzosen, Spanier und Sardinier Erfolg. Villars nahm die Lombardei ein; die Spanier eroberten, frühere Beziehungen wieder anknüpfend, unter Don Carlos, dem Sohn Philipps V.,