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1. Neue Zeit - S. 354

1897 - Stuttgart : Neff
354 Friedensanerbietungen, die darauf Napoleon dem preussischen König machte, wies dieser zurück, und schloss mit Schweden 20. April 1807 ein Bündnis zum Zweck der Befreiung Preussisch- Pommerns, am 26. April mit Kussland den Vertrag von Barten- stein, in dem sich beide Teile verpflichteten, die Waffen nicht niederzulegen, ehe die Franzosen über den Rhein zurückgedrängt seien, für sich aber keine Eroberungen zu machen; auch England beteiligte sich und war bald zur Zahlung von Subsidien bereit. Aber die Niederlage der Russen bei Friedland (14. Juni 1807) bewirkte nicht nur, dass diese über den Niemen zurück- gingen, worauf die Preussen folgen und Königsberg räumen mussten, sondern auch, dass Alexander in Friedensunterhand- lungen mit Napoleon trat. Der Friede von Tilsit. Alexander I. Hess sich von Napoleons Liebenswürdigkeit und noch mehr von den Aussichten, die er ihm auf Vergrösserung der russischen Macht eröffnete, völlig gewinnen. Vergeblich verstand sich die bisher von Napoleon mit Schmähungen verfolgte preussische Königin Luise zu dem Versuch, Napoleon persönlich zu einer Milderung der Bedingungen zu bestimmen. Am 7. Juli 1807 wurde der Friede von Tilsit zwischen den russischen und französischen, am 9. von den preussischen Bevollmächtigten unterzeichnet; „aus Rücksicht auf Kaiser Alexander“ gab Napoleon dem preussischen König die kleinere Hälfte seiner Staaten (2856 Qm mit 4600000 Einw.) zurück ; alles preussische Gebiet westlich der Elbe mit Magdeburg und die Erwerbungen der zweiten und dritten polnischen Teilung musste Preussen abtreten, ausserdem den Kreis Kottbus, den Sachsen, und den Kreis Bialy stock, den Russland erhielt; Danzig wurde Freistaat mit französischer Besatzung. Süd- und Südostpreussen erhielt als „Grossherzogtum Warschau“ der König von Sachsen, den grösseren Teil der westelbischen Abtretungen Preussens mit Hessen-Kassel, Braunschweig und anderen welfischen Ge- bietsteilen Napoleons jüngster Bruder Jérôme als „Königreich Westfalendas Grossherzogtum Berg wurde bedeutend ver- grössert (u. a. durch Münster und Grafschaft Mark) ; an Holland fiel Ostfriesland ; zur Verfügung Frankreichs blieb Hannover, Erfurt, Baireuth. Alexander erkannte alle diese, sowie die früher von Napoleon vorgenoynmenen Gebietsänderungen und dessen poli- tische Schöpfungen an, überliess an Frankreich die jonischen Inseln und trat der Kontiyientalsperre gegen England bei. Napoleon übernahm die Vermittlung des Friedens zwischen Russland und der Türkei und machte zugleich dem russischen Kaiser Aussicht auf eine Teilung der Türkei. Frankreich und Russland schlossen ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis.

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1. Bd. 6 - S. 481

1845 - Leipzig : Kollmann
— 4si — Frankreich und den mit diesem Staate verbündeten Landern gefunden würden, sollten, wenn sie schon in das Eigenthum der Käufer übcrgegangcn wären, weggenommen und verbrannt wer- den. Damals erblickte man in allen deutschen Landern das zuvor nie gesehene Schauspiel, daß große Massen nutzbarer bezahlter Maaren den Bürgern geraubt und den Flammen übergeben wurden» Der Krieg in Rußland. Zug der großen französischen Armee nach Rußland. Wir nähern uns jetzt der wichtigsten Epoche, so in der Ge- schichte Frankreichs, wie in dem Leben seines großen Kaisers. Sahen wir im Vorigen seine Macht fortwährend zunehmcn und zuletzt ihren Gipfel erreichen, so werden wir sie nun, da ihn das bisher wandellose Glück verläßt, zusammen stürzen sehen. — Das Band der Freundschaft zwischen dem russischen und französischen Hofe hatte seit einiger Zeit merklich nachgelassen, und die letzten Schritte Napoleons im Laufe des Jahres 1810 führten bald einen förmlichen Bruch herbei. Die Ausdehnung des französischen Reiches bis zum baltischen Meere mußte dem russischen Kaiser nothwendig Besorgnisse einfiößen; allein auch ohnedies hatte Rußland Gründe genug zum Bruche mit Frank- reich. Die Einziehung des Herzogthums Oldenburg, des Erbthcilö seines Hauses, war für Alexander eine ihm zugcfügte persönliche Beleidigung, und das Gesuch desselben, seinen Stamm- vctter, den Herzog von Oldenburg, zur Entschädigung zum Her- zog von Warschau zu machen, hatte Napoleon verweigert. Alexander gab das erste Zeichen seines Mißvergnügens dadurch, daß er, obwohl auf indirccte Weise, dem Contincntalsysteme, dem er vermöge des Friedens zu Tilsit bcigetretcn war, durch Erlassung einer Ukase entsagte (13. Dcc. I8i0). Diese Ukase bestimmte, daß englische und Colonial-Waaren im russischen Reiche, N. ®, Hi. 31

2. Bd. 4 - S. 255

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
254 Allgemeine Geschichte Europa's. von Sachsen und deö Hauses Anhalt auf den, rechten Elbufer namentlich Verzicht leisten. Der Friede von Tilsit gab zugleich der, von Preußen abgetrete- nen, Stadt Danzig (deren Gebiet durch einen spaterii besondern Vermag erweitert ward), ein selbstständiges po- litisches Daseyn als Hansestadt, stellte sie unter den Schutz der Könige von Preußen und Sachsen, und be- stimmte, daß die Schiffahrt auf dem Netzflusse und dem Vromberger Kanäle, von Driesen bis an die Weichsel und zurück, frei von jedem Zolle seyn sollte. Endlich ver- sprach Preußen, bis zum Frieden zwischen Frankreich und Großbritannien, alle seine Lander ohne Ausnahme der Schiff- fahrt und dem Handel der Engländer zu verschließen. Auf Rußlands Verwendung wurden die Herzoge von Mecklen- burg-Schwerin, Oldenburg und Coburg im Tilsiter Frieden hergestellt. Zugleich erbot sich Rußland zur Vermittelung des Friedens zwischen Frankreich und Großbritannien, und Frankreich zur Vermittelung des Friedens zwischen Rußland und der Pforte. Frankreich und Rußland g a r a n t i r t e n sich überdies die Integrität ihrer Besitzungen, so wie der in diesen Frieden eingeschlossenen Machte. Nach diesem Frieden, der am 9 I"l. zwischen dem Fürsten von Benevent und dem Feldmarschalle Grasen von Kalkreuth auch für Preußen unterzeichnet ward, trennten sich Napoleon und Alexander, nach einem zwan- zig tägigen gemeinschaftlichen Aufenthalte in Tilsit, am 9 Jul. von einander. Alexander kehrte in seine Staaten zurück; Napoleon aber reifete über Königsberg nach Dresden ab, wo er vom 17 — 22 Jul. verweilte, und die Verfassung des Herzvgthums Warschau un- terzeichnete. Das neue Königreich Westp Halen, gebildet aus ehemaligen churhessischen, braunschweigisch -wolfenbüt- telschen, braunschweigisch - hannöverscheu und preußischen Provinzen, und aus den von Sachsen gegen Cottbus abge- tretenen Landestheilen, erhielt am 14 Nov. 1807 zu Fon- tainebleau seine eigenthümliche Verfassung, durch welche cs ein Theil des Rheinbundes ward. — Dagegen ver-

3. Die Neuzeit - S. 194

1907 - Nürnberg : Korn
— 194 — durchtönte. Jetzt ritt Napoleon an die Regimenter, durchblickte die Reihen, sprach mit den Soldaten und den Offizieren und sprengte wieder vor die Mitte jedes Regimentes. Dahin folgten ihm die, welche er selbst auserlesen hatte. Dann rief ein Adjutaut mit lauter Stimme den Namen und das Avancement eines jeden ans und schwang den Degen. Und der Wirbel der Trommeln, die schmetternde Feldmusik, der abermalige Jubel der Soldaten fielen ein. Diese wiederholte, wahrhaft große Szene machte einen unbeschreiblichen Eindruck auf jeden, der sie sah und hörte. In der Stadt Tilsit mitten im Njemen hatte Napoleon ein breites Floß zimmern und verankern lassen. Daranf war ein Pavillon gebaut; seine zwei Eingänge führten nach den beiden Ufern. Der französische und der russische Adler prangten über den Türen und auf den Fahnen, die oben flatterten. Der Tag war trüb und düster; graue Regenwolken zogen langsam über den Himmel. Von den entgegengesetzten Ufern fuhren Napoleon und der russische Kaiser Alexander zu gleicher Zeit mit ihren Schiffen ab. Aber die Matrosen Napoleons ruderten schneller. Er stieg zuerst aus und trat in das Zelt; rasch öffnete er die Türe für Alexander und bot ihm die Hand zum Gruß. „Ich hasse die Engländer eben so sehr wie Sie," sagte der russische Kaiser „und ich werde Ihnen bei allem helfen, was Sie gegen England tun." — „Wenn das so ist," antwortete Napoleon, „so ist der Friede geschlossen." Nun schmeichelte er der Eitelkeit des Zaren. „Mit solchen Soldaten," sagte er, „könnte man die Welt erobern. Einigen wir uns, wir beide allein! In einer Stunde können wir die Dinge weiter bringen als unsere Minister in vielen Tagen. Einigen wir uns, und wir können das Größte tun, was unsere Zeit kennt. Im Kriege gegen Frankreich verschwendet Rußland seine Kräfte umsonst." Ihre Heere waren an beiden Ufern aufgestellt. Dort stand im strömenden Regen mitten unter russischen Offizieren auch König Friedrich Wilhelm von Preußen, in feinen russischen Mantel gehüllt. Das Gespräch dauerte ganze zwei Stunden, eine peinvolle Zeit für ihn. Aber er blieb da, um den Ausgang zu erwarten und vielleicht etwas über fein Schicksal zu erfahren. Als Alexander zurückkam, stieg er bei ihm ans Land und erzählte ihm von der Unterredung. Er konnte nicht genug rühmen, welch außerordentlichen Eindruck Napoleon aus ihn gemacht habe; zugeknöpft und kalt sei er, aber höflich. Am nächsten Tage war die zweite Zusammenkunft: Der Friede ;u Tm. (1807.)

4. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 715

1847 - Leipzig : Engelmann
Das französische Kaiserreich. 715 geweckt. Der hochsinnige, vaterländische Freiherr von Stein führte das Volk und den Bürgerstand zum Bewußtsein seiner Rechte und seiner Freiheiten, indem durch seine Wirksamkeit das Erwerben von Grundeigen- thum jeder Beschränkung entbunden und eine auf Freiheit und Gcmcin- sinn gegründete Städteordnung eingeführt ward. Auch der Tugend- bund, der sich unter seinem Schlitze bildete und der fortbestand, als schon Napoleons Machtsprnch den hochsinnigen Freiherrn geächtet und zur Flucht nach Rußland gezwungen, trug zur Erweckung eiilcs neuen vater- ländischen Geistes in Deutschland bei. Steins Nachfolger, der Staats- kanzler von Hardenberg, wirkte in seinem Sinll fort und förderte die Verminderung mittelalterlicher Standeörechte und beschränkter Territorial- begränzung. Im Frieden von Tilsit wurden der mit Napoleon befreundeten und von den Engländern und Russen bekriegten Pforte die Donauländer (Moldau und Wallachei) zurückerstattet. Der Großsulran Selim Iii., von dem sranz. Ge- sandten Sebastiani geleitet, suchte die Türkei der christl. Cultur zu nähern und nahm mehre den muhamedanischen Eiferern verhaßte Reformen vor. Durch Ein- führung des europ. Kriegs- und Heerwesens suchte er die trotzigen Janitscharen zu schwächen und zu verdrängen; dieser Versuch schlug bald zu Selim's Verderben aus. Unterstützt von dem Mufti und den Ulemas empörten sich die Janitscharen und zwangen den Kaiser, seine Rathgeber ihrer Rache zu opfern. Zitternd trat der kinderlose Sultan seine Macht an seinen Neffen Mustapha (Iv.) ab, der durch Abstellung aller Neuerungen den Aufstand beruhigte. Aber Mustapha's Herr- schaft war nicht von Dauer. Bairaktar, Pascha von Rutschuck, ein Anhänger Selims und seiner Reformen, empörte sich, drang in die Hauptstadt und stürmte das Serail. Aber seine Absicht, dem vorigen Sultan Selim die Herrschaft zurück- zugeben , führte dessen Ermordung durch Mustapha herbei. Bairaktar rächte diese Blutthat durch den Mord aller Rathgeber Mustapha's und durch die Absetzung des Sultan's. Sein Bruder Mahmud wurde Beherrscher der Gläubigen und Bai- raktar als Großvezier stellte Selims Einrichtungen wieder her, ries aber dadurch einen neuen Ausstand der Janitscharen hervor- der ihm und seinen Truppen nach der tapfersten Gegenwehr den Untergang brachte. — Nach der Ermordung des frühern Sultans Mustapha willigte Mahmud in die Rückkehr des alttürkischen Wesens und rettete dadurch seinen Thron. Die enge Verbindung Napoleons und Alexanders nach der Zusammenkunft in Erfurt führte einen Bund der Pforte mit England herbei. Bald darauf entstand ein dreijähriger blutiger Krieg zwischen Rußland und der Türkei über den Besitz der Donauländer, der durch Englands Vermittlung in dem Augenblick mit dem Frieden in Bukarest beendigt ward, als Napoleon ganz Europa gegen Rußland bewaffnete. In diesem Frieden wurde der Pruth als Gränzfluß zwischen den beiden Reichen bestimmt. 8. 720. cl) Frankreich. Rußland. England. Seit dem Frie- den von Tilsit war Enropa's Freiheit und Unabhängigkeit von drei Seiten bedroht, von Frankreich, Rußland und England. Zum Glücke ließ sich die englische Regierung nicht so von Napoleons Netzen bestricken wie Alexander von Rußland, der nunmehr mit dem franz. Kaiser Hand in Hand ging und sein Reich im Süden gegen die Türkei und im Nordwesten gegen Schweden ebenso zu vergrößern suchte, wie Napoleon in 1789 — 1807. 1807. Juli 1808. Nov. 1812. i

5. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte - S. 109

1907 - Breslau : Hirt
Ii. Das Zeitalter der Revolution. 109 sttzung der Nation, die den Siebenjhrigen Krieg gegen fast ganz Europa ruhmvoll bestanden" habe, und in Erwartung russischer Hilfe. Napoleon lie sogleich die Polen in den neuerworbenen preuischen Provinzen zum Aufstand aufwiegeln und nahm groe Aushebungen unter ihnen vor. Der Kurfürst von Sachsen, dessen Truppen bei Jena rhmlich auf preuischer Seite gefochten hatten, schlo mit ihm Frieden, trat dem Rheinbunde bei und erhielt den Titel eines Knigs. Noch vor Ablauf des Jahres 1806 wurden die ersten Treffen zwischen Russen und Franzosen geschlagen. Am 7. und 8. Februar 1807 hielt das russische Heer unter Bennigsen, auf dessen rechtem Flgel die Preußen unter Lestocq fochten, bei Eylau zwei Tage lang den franzsischen Angriffen stand, als es am 8. Februar das Schlachtfeld rumte, mute auch der Kaiser bis an die Weichsel zurckgehe Der Krieg zog sich bis zum Sommer hin. Noch hielten sich die Festungen Kolberg, wo Gneisenau das Kommando erhalten hatte, Graudenz unter L'homme de Courbiere und, bis zum Mai, Danzig unter Graf Kalckreuth. Als aber die Schlacht bei Preuifch-Friedland am 14. Juni mit einer vollstndigen Niederlage der Verbndeten geendet hatte, trat Alexander mit Napoleon in Unterhandlungen. Auf einer Insel der Memel bei Tilsit kamen die beiden Kaiser zusammen. Zu ihrer Unterredung wurde Friedrich Wilhelm am ersten Tage nicht zugelassen. Am folgenden Tage nahm er zwar teil, aber Napoleon lie sich nicht darauf ein, mit ihm zu verhandeln, denn Preußen sollte die Gesetze des Siegers empfangen. Auch die per-fnliche Frbitte der Knigin Luise bei dem Kaiser konnte Preuens Schicksal nicht ndern. Der Staat verlor alle seine Provinzen auf dem linken Elbufer, dazu seine Erwerbungen aus der zweiten und der dritten polnischen Teilung. Mehrere feste Pltze blieben bis zur Bezahlung der Kriegskosten, deren Hhe zunchst noch nicht angegeben, spter auf 140 Millionen Frank berechnet wurde, in den Hnden der Franzosen. Der Staat Friedrichs des Groen hrte auf, eine Gromacht zu sein. Um endlich auch England zu treffen, hatte Napoleon im November 1806 zu Berlin die Kontinentalsperre verhngt. Der Handel mit englischen Waren wurde verboten. Alle festlndischen Hfen waren eng-tischen Schiffen gesperrt, alle Englnder auf dem Festlande zu verhaften. Diese Sperre konnte nicht durchgefhrt werden, und der gefhrliche, aber eintrgliche Schmuggelhandel warf dem englischen Kaufmann ungeheure Gewinne ab. Im Frieden zu Tilsit erklrte Alexander die Schpfungen Napoleons, darunter das Herzogtum Warschau unter dem Könige von Sachsen, an-erkennen zu wollen und seine Vermittlung zu einem Friedensabschlu mit der Trkei anzunehmen, auch versprach er, sobald ein Friede zwischen England und Frankreich nicht zustande komme, der Kontinentalsperre bei-

6. Das Neunzehnte Jahrhundert - S. 30

1900 - Hamburg : Boysen
— 3° — Zugleich führte Schill in der Nähe von Kolberg einen abenteuerlichen Parteigängerkrieg, und Gneisenau vernahm mit neidloser Freude, wie die Masse des Volkes ihn als den Helden des Vaterlandes pries. Da führte der unbeständige Sinn Kaiser Alexanders die Entscheidung herbei. Es kam im Juni des Jahres 1807 zu einer neuen Schlacht, und die Russen, welche hier dem Feinde allein gegenüberstanden und unvorsichtiger Weise, ohne die Stärke des Gegners zu kennen, sich in die Schlacht eingelassen hatten, wurden gänzlich geschlagen. Jetzt verlor Alexander — gerade wie nach der Schlacht bei Austerlitz — allen Mut: er fürchtete einen Aufstand im russischen Polen, seine Generale waren fast alle Gegner des Krieges — und ohne seinem Bundesgenossen auch nur die Mitteilung davon zu machen, bot Alexander dem französischen Kaiser einen Waffenstillstand an. Napoleon war sehr erfreut: noch reichten seine Kräfte nicht aus, um den Krieg ins Innere Russlands zu tragen; auch beunruhigte ihn die Haltung Österreichs, das gerade jetzt einen Boten an die Verbündeten geschickt hatte. Napoleon nahm also den Waffenstillstand an, und es gelang ihm, bereits nach wenigen Tagen mit Alexander ein Schutz- und Trutzbündnis gegen England abzuschliessen. Er gewann Alexander damit, dass er ihm als Lockspeise die Herrschaft über Osteuropa zeigte. Alexander hoffte, dass er zunächst als Bundesgenosse Napoleons seine Lieblingspläne, Finland zu erobern und auf der Balkanhalbinsel festen Fuss zu fassen, verwirklichen und späterhin den Kampf gegen Napoleon unter glücklicheren Umständen und mit besserem Erfolge wieder aufnehmen könne. Erst nachdem die beiden Kaiser sich geeinigt hatten, wurde auch der verlassene Bundesgenosse herbeigerufen. Bis fast der letzte Fussbreit Landes verloren war, hatte der König ausgehalten; jetzt musste er sich Napoleon unterwerfen; aber auch als Besiegter blieb er stolz und zurückhaltend. Er meinte, dass eine Unterredung zwischen seiner Gemahlin Luise und Napoleon dem Lande mildere Friedensbedingungen verschaffen werde, und Luise war bereit, ihrem Lande den Dienst, den der König von ihr verlangte, zu leisten, obgleich Napoleon sie in seinen Bulletins als Urheberin des Krieges hingestellt und sie mit Anklagen und Hohn überschüttet hatte. Aber die Unterredung war erfolglos; ihre Bitten glitten von Napoleon ab — so drückte er sich selber aus — wie das Wasser vom Wachstuch. Dann wurde in Tilsit die Friedensurkunde unterzeichnet. Alles Land links von der Elbe und alle Gebiete, welche Preussen durch die beiden letzten Teilungen Polens sich angeeignet hatte, gingen verloren. Preussen behielt von den 6000 Geviertmeilen, welche der Staat vor dem Kriege besass, nur 2800, war also nur noch wenig umfangreicher als im Jahre 1740 und dazu weit ungünstiger gestellt. Er war auf das rechte Elbufer zurückgedrängt, aller seiner Aussen-

7. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 140

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
140 Vom Anfänge der französischen Revolution I. n. C. G. Friedland gewann und durch sie den 176-^-1817. Frieden zu Tilsit erkämpfte. Friede zu Dieser wurde den 9. und Y. Julius zum größten Nachrheilc Preußens un- ter folgenden Bedingungen geschlossen: 1. Preußen tritt an Napoleon zu deffen weiterer Dis- position ab: a) Von Westpreußen und dem Netzdistricte mit Einschluß der Stadt Danzig und ihres Gebie- tes ungefähr 190 Ouadratmeilen mit 231,000 Bewohnern: b) Ganz Süd-und Neu-Ostpreußen (nachher auch Neuschlesien). c) Den Kotbuser Kreis im Umfange der Lausitz: d) Alle seine Provinzen zwischen der Elbe und dem Rhein. 2. Gestattete Preußen die zollfreye Schifffahrt auf dem Netzsiuße und dem Vromberger Kanäle von Driesen bis an die Weichsel. Z. Versprach Preußen, bis zum Frieden zwischen Frankreich und England alle seine Lande den Britten zu verschließen. Frankreich und Rußland garantir- ten sich die Integrität ihrer Besitzungen, so wie der in diesem Frieden begriffenen Mächte. Aus Alexan- ders Verwendung wurden die Herzoge von Mecklen- burg-Schwerin, Oldenburg und Koburg in ihre^ Länder wieder eingesetzt. Alexander erbot sich zur Vermittelung eines Friedens zwischen Frankreich und Großbritannien, und Napoleon zur Friedensvermit- telung zwischen Rußland und der Pforte. Ueber die abgetretenen preußischen Lander wurde folgender Ma- ßen verfügt: I. Von

8. Allgemeine Weltgeschichte für die Jugend - S. 458

1810 - Berlin : Hayn
458 D ritter Zeitraum. Die Gefechte in Polen hatten nichts entschieden, jetzt drohten die Franzosen den ganzen Weichselfluß zu besetzen, und in Preußen vorzudringen; darum zog sich das russische Heer, unter dem Feldherrn Benningsen, schnell nach Ostpreußen, um die Feinde von der Weich- sel zu verdrängen. Bei.mohrungen fand nun wie- der ein lebhaftes Gefecht statt (azten Januar), worin, nach russischen Berichten, die französische Armee litt. Verschiedene folgende Gefechte hatten den Erfolg, daß die Franzosen bis nach Ei lau vordrangen, wo am 7. und 8. Februar eine mörderische Schlacht geliefert ward, die dennoch nicht entscheidend war. Napoleon behauptete mit seinem Heere das Schlachtfeld. Schnell auf einander folgten blutige Auftritte. Gefechte bei Sp anden, Lomitten. Gutstadt und Heilsberg, und der Verl ist der Festung Danzig für die Russen und Preußen, waren Vorspiele zur Schlacht bei Fried- land (,4ten Juni); dietapfern Russen litten hier einen großen Verlust, und ihre Gegner drangen nun sowohl gegen den letzten noch uneroberten Theil von Ostpreu- ßen, jenseits des Pregelstromes, als nach der russischen Granze vor Da forderten die Russen Waffenstillstand, der auch (arten Juni) abgeschlossen wurde, und zum Frieden von Tilsit 8ten Juli) führte. An diesem Orte hatten die beiden Kaiser und der König von Preußen eine Zusammenkunft, welche einen gemeinschaftlichen, 14 Tage langen, Aufenthalt der Monarchen zu Tilsit veranlaßte. Das wichtigste Resultat dieses Ereignisses war, daß Kaiser Alexander sich an Frankreich schloß und seine Verbindung mit England aufhob Durch den Friedensschluß trat Rußland die Siebeninseln-

9. Die neuere Zeit - S. 181

1872 - Coblenz : Baedeker
Friede zu Tüsit. §. 44. 181 Polen, dem Eheinbunde und selbst aus Spanien an sich gezogen hatte, entschied dieser den Krieg durch den Sieg bei Friedland (14. Juni) über die Russen und Preussen. Nach einer persön- lichen Zusammenkunft mit Alexander auf dem Niemen, schloss er zu Tilsit Frieden mit Russland (7. Juli) und Preussen (9. Juli), weil er nicht darauf vorbereitet war, den Krieg in Russland selbst fortzusetzen und weil er den Beitritt Oesterreichs zur Coalition vermeiden wollte. Preussen erhielt aus „Rücksicht für den Kaiser von Russland" seine Provinzen auf dem rechten Elbufer zurück, wogegen es abtrat: 1) die ehemals zum König- reich Polen gehörenden Länder, zum geringeren Theile (ein Stück von Neuostpreussen) an Russland, zum grösseren Theile (Süd- preussen und einen Theil von Westpreussen) an den König von Sachsen unter dem Namen eines Herzogthums Warschau (Danzig mit seinem Gebiet sollte als ein Freistaat unter preussischem und sächsischem Schutze bestehen, blieb aber in der That ein Sammelpunkt französischer Truppen in der Mitte des preussischen Staates); 2) alle seine Länder zwischen Elbe und Rhein zur freien Verfügung Napoleons; davon kam (Baireuth an Baiern) Ostfriesland an das Königreich Holland, die westfälischen Graf- schaften und Stifter wurden mit dem Herzogthum Berg vereinigt und aus den übrigen Ländern ward mit Hinzuziehung von Brabfo- schweig, dem grössten Theil von Hessen-Kassel und einem Theile Hannovers das Königreich Westfalen (mit der Hauptstadt Cassel) für Napoleon’s jüngsten Bruder, Hieronymus, gebildet. Die Räumung der zurückzugebenden preussischen Länder bis auf die Oderfestungen geschah erst am Ende des Jahres 1808 nach der Zahlung einer Contribution von 126 (statt 154) Millionen Francs. Der Rheinbund ward bis über Mecklenburg ausgedehnt und umfasste jetzt das ehemalige deutsche Reich mit Ausnahme von Oesterreich, Preussen (welches ausser dem eigentlichen Preussen nur noch die Marken, Pommern und Schlesien besass) und Holstein; Russland räumte die Moldau und Walachei und schloss Waffenstill- stand mit der Pforte, Schiccden, als Mitglied der vierten Coalition, verlor Stralsund und Rügen, seine letzten Besitzungen in Deutschland, an Frankreich. Zu Tilsit hatten die beiden Kaiser verabredet, auch Dänemark, Schweden und Portugal zur Theilnahme an ihren Massregeln gegen England aufzufordern, weshalb das britische Ministerium in der

10. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 390

1877 - Berlin : Herbig
390 Neuere Geschichte, Dritte Periode. 1807. Schlacht bei Preufsisch-Eylau, 7.U.8. Febr. wo die Preußen den rechton Flügol der Franzosen unter Davout Zurückschlagen. Winterquartiere. König Friedrich Wilhelm l Ii. geht nach Memel. 24. Mai. Danzig nach tapferer Vertheidigung (Kalkreuth) genommen. Nach mehreren Treffen siegt Napoléon in (1er 14. Juni. Schlacht bei Friedland über die Iltissen. Königsberg und das Land bis zum Niemen von Napoléon besetzt. Waffenstillstand mit Russland (21. Juni), mit Preußen (25. Juni). Zusammenkunft Napoléons, Alexanders und Friedrich Wilhelms Iii. auf dem Niemen. Dann 1807. Friede zu Tilsit. 7. Juli. A. zwischen Frankreich Und Russland und 9. Juli. B. zwischen Frankreich und Preußen. A. 1) Russland erkennt das Herzogthum Warschau (gebildet aus dem bisherigen Südpreufsen, Theilen von Westpreufsen und Nm- ostpreufsen) unter dem Könige von Sachsen an. 2) Jjanzig wieder freie Stadt. 3) Ein Theil von Neuostprtufsen (Bialy stock) an Russland abgetreten. 4) Russland erkennt Joseph Ilonaparte als König von Neapel, Louis Ilonaparte als König von Holland, Jérôme Ilonaparte als König des neu zu bildenden Königreichs Westfalen, ferner den Rheinbund an, nimmt Napoléons Vermittelung zum Frieden mit den Türken, Napoleon dagegen diejenige Alexanders zum Frieden mit England an. ln einem geheimen Artikel verpflichtet sich Alexander, im Fall England den Frieden nicht annimmt, zu einem Bündnis mit Frankreich gegen England. B. 1) Preußen tritt ab: a) zur freien Verfügung Napoléons alle Länder zwischen Rhein und Flbe, b) an Sachsen den Cottbuser Kreis, c) zur Bildung eines Herzogthums Warschau alle nach 1772 von Polen genommenen Länder, auch Danzig und Gebiet. 2) Preußen erkennt die 3 Brüder Napoléons als Könige an. 3) Alle preufsiscaen Häfen und Länder sind bis zum Frieden mit England der britischen Schifffahrt und dein britischen Handel geschlossen. 4) Preußen darf nur ein stehendes Heer von 42,000mann halten. — lieber die Rückgabe und Räumung der preufsischen Provinzen und Festungen bestimmt

11. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 661

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
gegen Frankreich 1813—1815. 661 an welchem Napoleon sehr schwer litt, seine Kräfte. Zu Anfang des Jahres 1821 nahm die Krankheit einen raschen Verlauf. Der stets unruhige, arbeitsame Mann wurde matt und müde, lag in seinem Lehnsessel und fand keinen Geschmack mehr an irgend welcher Beschäftigung, zu der er sich gleichwohl noch zwang, indem er ab und zu diktierte und seine Papiere ordnete. Er magerte zusehends ab, da er keine Nahrung mehr vertragen konnte. Bevor sein Wunsch nach einem erfahrenen Arzt der Pariser Klinik erfüllt werden konnte, sollte er zu leben aufgehört haben. Kurz vor seinem Tode diktierte er sein Testament, in welchem er die in einem Pariser Bankhause hinterlegten sechs Millionen Franken und andere Andenken unttr seine getreuesten Anhänger verteilte. Am dritten Mai verwirrte sich sein bis dahin klares Bewußtsein und am Abend des 5. Mai starb er nach schwerem Todeskampf. Nach der von ihm befohlenen Eröffnung ward der Leichnam einbalsamiert und mit der Uniform bekleidet, die der Kaiser ehedem zu tragen pflegte; in der Nähe von Longwood wurde er bestattet. Die Kanonen von St. Helena grüßten den toten Feind, Englands Offiziere standen in bewegter Ehrfurcht um sein frisches Grab. Später haben die Franzosen seine Überreste nach Paris geholt und dort im Dom der Invaliden feierlich beigesetzt. (1840). 11. Die heilige Allianz. Nach der zweiten Unterwerfung Napoleons hatten die Herrscher von Preußen, Österreich und Rußland noch zu Paris die heilige Allianz geschlossen; sie verpflichteten sich, ihre Völker wie Familienväter und im christlichen Sinne zu regieren und Religion, Frieden und Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten. Der Gedanke dazu war vom Kaiser Alexander ausgegangen. Außer England, dem Papste und der Türkei traten alle europäischen Staaten diesem Bunde bei, der indes fast nur die Verstärkung des unumschränkten Herrsäiertums zur Wirkung hatte. Merkstoffe. 1805. Dreikaiserschlacht bei Austerlitz. 1806. Rheinbund. Auflösung des Deutschen Reiches. Napoleon siegt bei Jena und Anerstädt. 1807. Schlachten bei Eylau und Friedland. Friede zu Tilsit. 1809. Napoleon wird bei Aspern besiegt, siegt aber bei Wagram. Aufstand der Tiroler. 1810. Tod der Königin Luise. 1812. Napoleon in Rußland. 1813—1815. Die Befreiungskriege. 16., 18. und 19. Oktober Völkerschlacht bei Leipzig. 1814. Erster Pariser Friede. Wiener Kongreß. 1815. Schlacht bei Belle - Alliance. Zweiter Pariser Friede. Deutscher Bund.

12. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 77

1881 - Leipzig : Teubner
Friedland 1807. Friede zu Tilsit 1807. 77 Am 14. Juni 1807 standen sich die beiderseitigen Heere zu einer neuen Schlacht bei Friedland gegenüber, 160 000 Franzosen gegen 130 000 Russen und Preußen. Vor der Schlacht rief Napoleon: „Es ist ein glücklicher Tag, der Jahrestag von Marengo!" Die Franzosen erfochten einen glänzenden Sieg. Die russische Armee war fast gänzlich aufgelöst, und die Franzosen drangen rasch gegen den Niemen vor. Der Kaiser Alexander von Rußland schlug einen Waffenstillstand vor, der auch schon am 21. Juni zu Stande kam. Am 25. Juni erfolgte eine Zusammenkunft der beiden Kaiser in der Mitte des Niemen auf einem großen Flosse, während auf beiden Ufern die Heere aufgestellt waren. Die Folge dieser Unterredung war ein Freundschaftsbund zwischen Napoleon und Alexander und der Friedensschluß zwischen Rußland und Frankreich zu Tilsit am 7. Juli 1807. Am Tage vorher war die edle und liebenswürdige, patriotische Königin Louise von Preußen nach Tilsit gekommen und hatte bei einem Besuche, den ihr Napoleon abstattete, versucht, für Preußen günstige Friedensbedingungen zu erlangen; aber bei dieser Unterredung ward Napoleon allmählich herb und strenge, und die Versuche der Königin blieben erfolglos. Am 9. Juli erhielt Preußen Frieden, doch unter sehr harten Bedingungen. Aus „besonderer Rücksicht für den Kaiser von Rußland" erhielt Preußen seine Provinzen auf dem rechten Ufer der Elbe zurück; es mußte aber abtreten 1) alle ehemals zum Königreich Polen gehörigen Länder, aus welchen für den König von Sachsen das Herzogtum Warschau gebildet wurde, und 2) alle Länder zwischen Elbe und Rhein. Aus dem größten Teile derselben machte Napoleon mit Hinzuziehung von Hessen-Kassel und dem südlichen Hannover das Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel für seinen jüngsten Bruder Hierouymus (Jerome). Der Rest dieser westlichen Besitzungen Preußens kam an das Großherzogtum Berg und an das Königreich Holland (Ostfriesland). Alle preußischen Häsen und Länder sollten bis zum Frieden mit England der Schiffahrt und dem Handel Eng-

13. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 176

1907 - Leipzig : Brandstetter
176 der Walstatt. Die Schlacht blieb unentschieden; beide Heere übernachteten aus der Walstatt, und jede Partei schrieb sich den Sieg zu. Zum erstenmal erblickte hier Napoleon ein Schlachtfeld, winterlich öde und kalt, mit Verwundeten und Sterbenden bedeckt, das er nicht sein nennen konnte. Vielleicht würde ein neuer Angriff der Russen am dritten Tage den völligen Sieg entschieden haben, aber beide Heere waren gänzlich erschöpft und traten den Rückzug an. b) Fried land. Es wurde nun ein Waffenstillstand von vier Monaten ge- schlossen. Während desselben knüpfte Napoleon neue Unterhandlungen mit Preußen an, um es zum Abfall von Rußland und zum Frieden zu bewegen. Allein so sehr auch der jetzt in M emel, der äußersten Grenzstadt seines Landes, weilende König von Preußen die Beendigung des Krieges wünschte, um sein Volk von der furchtbaren Bedrückung der Franzosen und den Gewalttaten der Russen zu befreien, so war er doch zu treu und redlich, das mit Rußland ge- schlossene Bündnis zu brechen. Im Frühjahr 1807 kam Alexander selbst nach Preußen. Bei einer Heerschau umarmte er Friedrich Wilhelm und ries unter Tränen: „Nicht wahr, keiner von uns beiden fällt allein? Entweder beide zu- sammen oder keiner von beiden!" Es wurde dann ein neuer Vertrag geschlossen; aus Englands und Schwedens Beitritt konnte man sicher rechnen, auf Österreichs Anschluß hoffte man. Jetzt galt es keine Eroberung mehr, sondern nur Herstellung der durch Napoleon zertrümmerten Ordnung Europas, ferner Befreiung Deutschlands und Preußens. Mit diesen großen Entschlüssen ging man in den sich erneuernden Kamps, der auch von Seiten Napoleons mit überlegenen, trefflich geleiteten Kräften begonnen wurde. Schon die Schlacht bei Fried land a. d. Alle am 14. Juni 1807, in der Napoleon einen glänzenden Sieg errang, entschied gegen die Verbündeten. Nun erfolgte der Rückzug der Preußen und Russen bis über die Memel. Kaiser Alexander, der den Krieg von seinem Lande fernhalten wollte, verließ treulos die Sache Preußens und knüpfte Friedensunterhandlungen an, denen sich Preußen, von der Not gezwungen, anschloß. 6. Der Friede zu Tilsit, a) Die Zusammenkunft in Tilsit. Kaiser Alexander, seiner Beteuerungen gegen den Freund vergessend, ließ sich in einer persönlichen Zusammenkunft auf der Memel zum Abfall von Preußen bewegen. Von Napoleon durch die Aussicht auf Teilung der Weltherrschaft zwischen Frankreich und Rußland — Frankreich den westlichen, Rußland den östlichen Teil Europas — gewonnen, brach er den mit heiligem Eide ge- schlossenen Freundschaftsbund. Zu Tilsit sahen sich dann auch Napoleon und Friedrich Wilhelm. Jener hatte einen demütig Unterwürfigen zu finden ge- glaubt, und er traf einen stolzen, soldatischen Mann, ruhig, einsilbig und zurück- haltend, den das Unglück nicht gebrochen hatte; er wußte in dieser trüben Zeit seine persönliche Wurde mit Ruhe und Festigkeit so zu wahren, daß Napoleons

14. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 375

1888 - Berlin : Hertz
Der Tilsiter Frieden. 375 kam es am 14. Juni 1807 zu einer neuen und entscheidenden Schlacht bei Friedland. Von früh bis um Mitternacht dauerte der Kampf. Bis nach Mittag war der Sieg auf Seiten der Russen, da erschlaffte ihr Eifer, während auf Seiten der Franzosen neue Heereshaufen, besonders die Kaisergarden, anlangten. Endlich war der blutige Tag zu Gunsten Napoleon's entschieden. Die Russen wurden auf allen Seiten zurückgeworfen und wendeten sich nach dem Grenzflüsse ihres Reiches, nach dem Niemen hin. Am 19. Juni zog Napoleon in die äußerste Grenzstadt Preußens, in Tilsit ein. Der Friede zu Tilsit (9. Juli 1807). Sogleich nach dem Rückzüge über den Niemen wurden zwischen Rußland und Frankreich Friedensunterhandlungen angeknüpft; bei denselben gelang es Napoleon, den Kaiser Alexander durch einschmeichelndes Verhalten und Eröffnung großer Aussichten für sich und für seine weiteren Zwecke zu gewinnen. Er wußte ihn anscheinend zu überzeugen, daß Frankreich und Rußland sich die Weltherrschaft, jenes im Westen, dieses im Osten theilen müßten, und zwar zu dem Zwecke, dem festen Lande endlich den Frieden wiederzugeben und zugleich durch Demüthigung der Engländer die Freiheit der Meere zu sichern. In allen seinen Worten nahm Napoleon den Schein an, als wünschte er Alexander's Freundschaft nur dazu, damit beide vereint, als Schiedsrichter in Europa, den Frieden und das Gluck aller Völker fest begründen könnten. Alexander's wohlwollendes Herz war für solche Ideen immerdar begeistert gewesen und er ließ sich daher durch bte gleisnerischen Vorstellungen Bonaparte's leicht bethören. So veretmgten sich die beiden' Kaiser zu gemeinsamer Beherrschung Europa's; ein Bund aller Mächte des Festlandes gegen die englische Seeherrschaft sollte nöthigen Falls mit Gewalt erzwungen werden. Preußen sah sich zum ^ohue für sein htn-aebenbeö Vertrauen nun auch von Rußland verlassen: ja bei der bald darauf vollzogenen Zerstückelung des preußischen Reiches ließ sich Rußland selbst noch einen Grenzbezirk (Bialystock) zutheilen. Die Friedensunterhandlungen mit Preußen wurden gesondert geführt; Napoleon zeigte dabei von Neuem seine heftige Erbitterung gegen das Königshaus- er wurde um so mehr gereizt, als Friedrich Wilhelm sich auch tnt Unglücke nicht überwinden konnte, sich vor dem durch Schmeicheleien verwöhnten Sieger zu schmiegen, vielmehr dessen höhnenden Uebermuth durchweg mit edlem Stolze und hoher Würde begegnete. Auch die Köntgtu zeigte in jenen unseligen Tagen ihre ganze Hochherzigkeit. Als Napoleon geringschätzig seinen Unwillen äußerte, wie Preußen es habe wagen können, thu anzugreifen, da sagte sie das schöne berühmte Wort: „Sire, dem Ruhme^ Friedrich's war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täusch wenn anders wir uns getäuscht haben." Solcher ächt köuiglichp ^lz^ verletzte den hochmüthigen Mann, welcher selbst zu niedrig dacht«'^ utn diese edle Gesinnung am Feinde zu ehren; der Friede, welchen er sr^ Preußen die-tirte, war ein neuer Beweis seiner großen Erbitterung. Am 9. Juli 1807 wurde der Friede zu Tilsit ^schlossen: Fried-' richwilhelm mußte diehälste seiner®tp,(t^en opfern, alle seine Häsen dem englischen Handel verschlissn., und Zahlung einet"' fast unerschwinglichen K-^gscontribution (von fast 140 iionen Franken) übernehmen. Endlich mußte sich der König verpflichten.

15. Neuzeit - S. 91

1889 - Hannover : Helwing
Schlacht bei Friedland und Friede zu Tilsit. 91 dem Niemen zu. Die Franzosen besetzten Knigsberg; nach 5 Tagen ioa Napoleon in Tilsit, die uerste Grenzstadt Preuens, em. jn Knigsberg lag die Knigin Luise todesgefhrlich krank; als aber die Franzosen heranrckten, erklrte sie: Ich will lieber in die Hnde Gottes als dieser Menschen fallen." So wurde sie bei strenger Wmter-klte. bei Sturm und Schneegestber der die kurische Nehrung nach Meinet gebracht. In der ersten Nacht lag sie in einer Stube, deren Fenster zerbrochen waren, so da der Schnee ihr aufs Bett wehte. Napoleon bemhte sich, den Kaiser Alexander fr sich zu gewinnen. Er schmeichelte ihm. machte ihm glnzende Aussichten auf eme Teilung der Welt in Morgen- und Abendland und forderte ihn auf. sich der trkischen Donaufrstentmer und Sdpreuens zu bemchtigen. Alexander lie sich blenden und verga seine feierlichen Versprechungen. Auf der Mitte des Flusses Meme! trafen sich die beiden Kaiser und umarmten einander unter vielen Freundschaftsbezeigungen. Am folgenden Tage nahm auch König Friedrich Wilhelm an der Zusammenkunst teil. Aber es war dem Könige nicht mglich. zu heucheln; daher verbarg er auch seinen persnlichen Unmut gegen Napoleon nicht und erniedrigte sich in keiner Weise vor dem Kaiser. Napoleon wnschte, die Konm.il zu sehen, und die hohe Frau brachte dies Opfer. Unter Thranen sagte sie: Da ist das schwerste Opfer, das ich meinem Volke bringe, und nur die Hoffnung, diesem dadurch ntzlich zu sein, kann mich dazu bringen." Als Bittende erschien sie vor dem Manne, der sie so pbelhaft behandelt hatte. Napoleon sagte geringschtzend: Aber wie konnten Sie den Krieg mit mir ansangen ?" '..Sire." antwortete die Knigin. ..dem Ruhme Friedrichs des 'Groen mi es erlaubt, uns der unsere Krfte zu tuschen. wenn anders wir uns getauscht haben." Napoleon schien durch die Knigin milder gestimmt zu sein; aber bald nachher war dieser Eindruck wieder verwischt; er erklrte, alles, was er der Knigin gesagt, seien nur hfliche Redensarten gewesen. 'Rußland verlor nichts, sondern bereicherte sich noch auf Kosten seines Bundesgenossen; Preußen dagegen verlor alles Land westlich der Elbe, auerdem Danzig. das zu einem Freistaate erhoben wurde. Frankreich und den mit ihm verbndeten Staaten wurde freie Schiff-fahrt auf der Weichsel. Netze und dem Bromberger Kanal zugesprochen; der Handel mit England war nicht gestattet. Preußen durste hinfort nur ein Heer von %Ofio Mann halten und mute eine Kriegssteuer von 120 Millionen Franken zahlen. Bis zu deren vlliger Abzahlung (Ende issj blieben i 50 000 Mann zurck. um das unglckliche Land gnzlich auszusaugen. Aus den preuischen Gebieten westlich der Elbe. sowie aus Braunschweig. Kurhessen und einem.teile Hannovers bildete Napoleon das Knigreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel und schenkte es seinem Bruder Ierome. Posen, zum Herzogtum Warschau erhoben, kam an Sachsen. Erfurt, in der Mitte Deutschlands, behielt Napoleon fr sich; Ostfriesland wurde Holland berwiesen. Das ist 9 5un der Frieden zu Tilsit vom 9. Juli 1807. Von 6224 ?Meilen 1807 mit 10 Millionen Einwohnern behielt Preußen nur noch 2867 Uumeilen mit etwa 5 Millionen Einwohnern.

16. Geschichte der Neuzeit seit 1648 - S. 150

1898 - Breslau : Hirt
150 Dritte Periode. umarmte er den König und rief unter Thrnen: Nicht wahr, keiner von uns beiden fllt allein? Entweder beide zusammen oder keiner!" Zu Bartenstein a. d. Alle schlssen beide (26. April) einen neuen Vertrag, die vierte Koalition, deren Ziel war: Wiederherstellung der frheren Ordnung Europas, besonders Preueus, Auflsung des' Rheinbundes, gemeinsame Verwaltung Deutschlands durch sterreich und Preußen. Ans den Beitritt Englands, Schwedens und sterreichs rechnete man. Doch sollte auch dieser mit so groen Hoffnungen geschlossene Vertrag klglich enden. Nach vier Wochen (27. Mai) fiel trotz tapferer Ver-teidignng durch General Kalckrenth das so wichtige, aber von den Russen nicht gengend unterstutzte Danzig; nun begann Napoleon den Sommer-seldzug mit einem trefflich gersteten, berlegenen Heere. Zwar scheiterte sein erster Angriff bei Heilsberg a. d. Alle (10. Juni); aber vier Tage 14. Juni spter erlag das russische Heer in der furchtbaren Schlacht bei Fried-land und zog sich zurck. Lestocq hatte sich in Knigsberg hineingeworfen, mute es aber wieder rumen, und die Franzosen besetzten auch diese letzte Hauptstadt Preuens. Napoleon zog in Tilsit ein. Nun verlor Alexander den Mut, dazu mibilligten sein Bruder und die meisten Generale diesen Krieg fr Preußen"; deshalb bot er, ohne seinen, ihm unerschtterlich vertrauenden kniglichen Freund zu benachrichtigen, Na-Poleon einen Waffenstillstand au. Napoleon griff mit beiden Hnden zu. e. Friede zu Tilsit. Bei einer persnlichen Zusammenkunft auf einem Floe der Memel in Tilsit wute er den wankelmtigen Alexander durch Schmeichelei und glnzende Aussichten auf eine Teilung Europas nicht allein zum Frieden zu bewegen, sondern sogar zum Bundesgenossen in einem Kriege gegen England zu gewinnen. An der nchsten Zusammen-fnft durste auch Friedrich Wilhelm teilnehmen, aber nicht, um zu Per-handeln, fondern nur, um zu erfahren, was Napoleon ihm in Rcksicht auf Alexander von den vollstndig eroberten Preuischen Staaten zurck-geben wollte. Aber trotz seines Unglcks blieb der König stolz, zurck-haltend und wortkarg; Schmeichelworte waren ihm unmglich. Auf Wunsch Napoleons gestattete er auch, da die von dem Sieger so oft ge-schmhte Knigin Luise von Memel nach Tilsit kme; die edle Frau verga das ihr angethane Unrecht und erschien vor dem ihr so verhaten Manne in der Hoffnung, fr Preußen noch gnstigere Bedingungen zu erwirkeu. Aber vergebens! Die Bitten glitten von ihm ab, wie des-Wasser vom Wachstuche". Wie konnten Sie,"' so fragte er hhnisch, mit mir Krieg anfangen"? Die Knigin erwiderte gelassen: Dem Ruhme Friedrichs war es erlaubt, uns der unsere Krfte zu tuschen, wenn anders wir uns getuscht haben." 9. Juli In dem Frieden zu Tilsit, den Alexander am 7., Friedrich Wilhelm am 9. Juli mit Napoleon schlo, verlor Rußland nichts, erhielt sogar

17. Slg. 1 - S. 60

1879 - Dresden : Meinhold
60 29. Napoleons Zusammenkunft mit Friedrich Wilhelm Iii. und Alexander bei Tilsit. (1807 n. Chr.) Auf einem Flosse mitten im Flusse Memel bei Tilsit treffen die drei kriegführenden Herrscher zusammen. Der Künstler läßt recht deutlich die eben obwaltende Lage der Verhältnisse hervortreten: die Kaiser Alexander und Napoleon begrüßen sich aus das Freundlichste, ja mit anscheinender Herzlichkeit, während der König von Preußen eine zurückhaltende Stellung einnimmt. Alexander, durch den unglücklichen Gang des Krieges verstimmt, lieh Plänen willig fein Ohr, durch welche Napoleon ihn zu gewinnen suchte. Friedrich Wilhelm Iii. sah sich von seinem Verbündeten halb verlassen und der Großmuth des Siegers preisgegeben, und es mußte nothwendig aus ihn niederdrückend wirken, daß das Schicksal seines Staates für den Angenblick der Willkür fremder Herrscher anheim gegeben war. Die Oberleitung des preußischen Heeres lag leider in der Hand des greifen Herzogs von Brauuschweig, dessen Schwäche und kleinliche Intriguen jedes klare und seste Auftreten verhinderten. Bei der zunehmenden Auslösung der alten ftrengmilitürifchen Ordnung des Heeres wich das Vertrauen zu den Heerführern, und zugleich litt der Soldat den bittersten Mangel. Langsam sammelte sich die preußische Armee an der Nordseite des Thüringer Waldes. Durch geschickte Eilmärsche hatte Napoleon bereits die Preußen umgangen und ihnen den Rückzug abgeschnitten. Als nun am 14. October der eine Theil des Heeres bei Jena und der andere bei Auerstädt von der Uebermacht der Franzosen angegriffen wurde, auch gleich im Anfange der Schlacht der Herzog von Braunfchweig infolge eines Schusses in den Kopf fiel, entstand bald im preußischen Heere die größte Verwirrung. In kleine Schaaren zersprengt wich das ausgelöste Heer in Eilmärschen nach Norden zu. Schnell und klug benutzte Napoleon seinen Sieg. Bereits zehn Tage nach der Schlacht rückte er in Berlin ein. Eine allgemeine Mnthlosigkeit und mancherlei Verrätherei (neben bewundernswerten Beispielen echter deutscher Treue) erleichterten den Siegeslauf des Unterdrückers. Mitte November stand er an der Weichsel und hatte demnach innerhalb vier Wochen ein von neun Millionen Menschen bewohntes Land eingenommen, außerdem auch den König von Sachsen gezwungen, von dem Bündnisse mit Preußen zurückzutreten. Der Ueberrest des preußischen Heeres, durch das Unglück geläutert und zum tapfersten Kampfe entschlossen, vereinigte sich mit den Russen und lieferte Napoleon mitten im Winter (7. und 8. Februar 1807) bei entsetzlichem Sturm und Schneegestöber eine blutige Schlacht bei Eilau. Aus beiden Seiten wurde mit der größten Anstrengung gestritten; die französischen Garden wurden fast ganz aufgerieben. Als die einbrechende Nacht dem Kampfe ein Ende machte, war das Schlachtfeld von den Verbündeten besetzt. Die Ermüdung auf beiden Seiten war groß; selbst die Verbündeten zogen sich ohne andere Noth vom Schlachtfelde zurück und die Heere bezogen auf mehrere Monate Winterquartiere. Unterdeß ging nach ruhmvoller Vertheidigung die für die Verbündeten sehr wichtige Festung Danzig an Napoleon verloren. Dieser drang, um ein beabsichtigtes Trutzbündniß wider ihn im Entstehen zu zerstören, mit überlegener Macht im Juni 1807 vor und siegte am 12. Juui bei Friedland, nahe an der russischen Grenze. Ney rückte vor in eine leicht angreifbare Stellung; am

18. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 17

1912 - Leipzig : Wunderlich
Frankreich im Kriege mit Europa bis 1812. 17 worden ist, zurückzuweichen. Bennigsen hat die Schlacht bei Friedland am 14. verloren, Lestocq hat sich auf Labiau zurückgezogen. Die Königin war in Verzweiflung, der König ganz gebrochen, Hardenberg allein ruhig, aber auch sehr gebeugt. 26. Juni. Heute war ein sehr trauriger Tag für die arme Königin, aber auch für mich und alle, die ihr Vaterland lieben. Es hat eine Zusammenkunft der drei Monarchen stattgefunden. Der Ort, wo sie sich trafen, ist ein kleines Haus auf der Brücke vor Tilsit. Die arme Königin weinte lange. 28. Juni. Heute kam ein Brief des Königs an die Königin über die Zusammenkunft am 26. Dieser elende Napoleon hat den König mit gesuchter Gleichgültigkeit und Kälte behandelt, und er schreibt sehr aufgeregt und entrüstet. Es waren zwei kleine Häuschen auf der Brücke über die Memel errichtet; in dem einen waren die beiden Kaiser, in dem andern der König. Welche Insolenz gegen ihn! Auch aßen die beiden Kaiser dann zusammen in Tilsit, unser König mußte allein in einem Dorfe (Piktupönen), eine Meile von der Stadt, bleiben. Welch entsetzliche Friedensbedingungen werden wir bekommen nach einem Vorspiel von so ausgesuchter Feindseligkeit und solchem Übermut!... 3. Juli. Wir erhielten den Befehl des Königs, nach Tilsit zu kommen, und das bereits morgen. Alle in wahrer Verzweiflung! 4. Juli. Um 8 Uhr früh abgereist, das Herz voll Kummer. — Mit den Relais erhielt die Königin einen Brief des Königs, der ihr sagte, daß er Hardenberg entlassen müsse, weil Napoleon es unbedingt verlange. Wie schändlich und schmachvoll ist das allein schon! Endlich kamen wir in dem Dorfe Piktupönen an; Hardenberg kam gleich herbei, aber er ist ganz trostlos. Der Kaiser Alexander benimmt sich mehr als schwach, es ist ein Schmerz, es zu sagen. 5. Juli. Kalkreuth hatte geschrieben, daß, wenn die Königin nach Tilsit käme, Napoleon ihr dort seinen Besuch machen werde und daß sie zum Diner bei ihm eingeladen sei, das gegen 9 Uhr abends stattfände. 6. Juli. Um 4 Uhr fuhren wir fort mit einer Eskorte der Garde du Corps über die fliegenden Brücken, waren um 5 Uhr in Tilsit und stiegen in dem Quartier des Königs ab. Eine Viertelstunde später kam Napoleon. Ich empfing ihn mit der Gräfin Tauentzien am Fuße der Treppe. Er ist auffallend häßlich, ein dickes, aufgedunsenes, braunes Gesicht; dabei ist er korpulent, klein und ganz ohne Figur; seine großen, runden Augen rollen unheimlich umher; der Ausdruck seiner Züge ist Härte; er sieht ans wie die Inkarnation (Verkörperung) des Erfolges. Nur der Mund ist schön geschnitten, und auch die Zähne sind schön. Er war äußerst höflich, sprach sehr lange Zeit allein mit der Königin, und dann fuhr er fort. Gegen 8 Uhr begaben wir uns zu ihm, da er aus Rücksicht für die Königin sein Diner früher bestellt hatte. Während Schmieder, Quellen zur Geschichte. Ii. o

19. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 122

1881 - Merseburg : Steffenhagen
122 Heere zu vereinigen, von dessen Schicksal man nichts wußte. Bald trafen die Flüchtigen von beiden Seiten aufeinander, und nun war an keine Ordnung mehr zu denken und die schmachvollste Niederlage das Los der sonst so tapferen Armee. (Folgen der Niederlage.) In einzelnen Haufen flohen die geschlagenen Truppen dem Nordosten zu, doch nur um einzeln eingeholt, aufgerieben oder gefangen genommen zu werden. Bon den Festungen ergab sich Erfurt bereits zwei Tage nach der Schlacht; dann folgten rasch hintereinander Sp anda n, Stettin, Küstrin und selbst das Hauptbollwerk des Landes, das wichtige Magdeburg. Nur einige wenige hielten sich wacker, am wackersten' das nicht eben starke Kolb erg. Die geringe Besatzung desselben wehrte sich unter dem Major Gneisenan, dem Freischarenführer Schill und dem Bürger Nettelbeck mit solchem Heldenmute, daß trotz aller Anstrengungen der Belagerer die Stadt nicht erobert werden konnte. (Die Kämpfe im Osten.) Friedrich Wilhelm hatte sich mit den Ueberresten seines Heeres nach der Provinz Preußen zurückgezogen und dort mit den Russen vereinigt. Napoleon folgte ihm, und am 7. und 8. Februar 1807 kam es zu der blutigen Schlacht bei Eylau, die indes unentschieden blieb. Einige'monate später gelang es Napoleon, durch geschickte Bewegungen die Gegner zu trennen und die Russen am 14. Juni bei Friedland vollständig zu schlagen. (Der Friede von Tilsit.) Nun knüpfte der König mit dem issn Unterhandlungen an, die am 9. Juli im Frieden zu 1°07j Tilsit ihren Abschluß fanden. Preußen mußte alle Länder links von der Elbe und den größten Teil seiner polnischen Besitzungen abtreten, über 100 Millionen Mark Kriegskosten zahlen und sich verpflichten, nie mehr als 42000 Mann unter den Waffen zu halten. Das nordöstliche Preußisch-Polen bekam Friedrich Wilhelm's bisheriger Verbündeter, Kaiser Alexander von Rußland, das südwestliche wurde als „Herzogtum Warschau" dem Kurfürsten von Sachsen gegeben, der ' den Königstitel annahm und dem Rheinbünde beitrat. Aus den preußischen Gebieten westlich der Elbe sowie aus Hannover, Braun schweig und Hessen-Kassel schuf Napoleon für seinen leichtfertigen und charakterlosen Bruder Hieronymus das Königreich Westfalen. § 74. Der Zug nach Rußland. (Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht.) Fast ganz Europa lag Napoleon zu Füßen fast sämtliche europäische Fürsten und Völker waren ihm unterworfen oder gezwungen mit ihm verbündet. Durch Anordnung der Kontinentalsperre untersagte er jeden Handelsverkehr mit dem ihm feindlichen England, und alle Staaten des Festlandes mußten sich dem harten Gebote fügen. Besonders schwer hatten

20. Kleine Weltgeschichte oder Geschichts-Katechismus in Gedächtnisversen - S. 78

1855 - Braunschweig : Vieweg
78 Neueste Zeit. Zweiter Zeitabschnitt Erschlaffet ist der ganze Staat, Das Volk entfremdet man der That; Das Heer nur ist des Staates Schutz, Und bietet frech dem Bürger Trutz '). 20. 1606' Von Süd zieht fremde Schaar heran; Die stehet tapfer Mann für Mann *). Umsonst daß Louis Ferdinand Io. Oct. Bei Saatfeld auf der Vorhut stand; i4. oct. Bei Jena und bei Auerstädt Das ganze Heer zu Grunde geht! Das war die traur'ge Doppelschlacht, Die Preußens Ruhm ein Ende bracht'. 21. Und aufgelöset flieh'n die Schaaren, Die jüngst des Sieges sicher waren. Ja, auch die Vesten steht man fallen, Es fehlt der beff're Geist in Allen. In Colberg nur traf Nettelbeck Und Gneisenau den rechten Fleck. »Der Bürger ist des Staates Mauer, Nur B ü rg e rsi n n verheißt ihm Dauer3)!« 22.[ Jetzt sucht bei Fremden Preußen Schutz, Noch bietet Rußland Frankreich Trutz; Da weiß Napoleon in Polen Und Sachsen Stützen sich zu holend. Bald aber von Berlin ergeht Napoleon's Blokad' - Decret, — 21 •9jo1’ Ein neu System! — und abgetrennt Steht England von dem Continent')! 23. Ob auch den Winter fort man kriegt, 1807 Bei Eilau schier der Russe siegt, — sei»-. Im Sommer folgt die Friedlands- schlacht, 14.Junv Die bald dem Krieg ein Ende macht °). Schon steht man friedlich bei einander Napoleon und Alexander. Zu Tilsit machten Beide Frieden, 7. Julis Den Beide Preußen auch beschiedend- s. Ju«. 24. An Frankreich Preußen überläßt, Was von der Elbe liegt im West; Jerome wird »König von Westfa- len«, Kriegskvsten auch muß Preußen zahlen. Es soll das »Königreich« von Sachsen <, Durch Warschau bis gen Rußland wachsen; So reicht der Rheinbund-Kön'ge Land Bis Oest'reich, Preußen, Russen land. Napoleon und Alexander Sieht man bald wieder bei einander; *) Durch das Princip der Alleinregierung war die urdeutsche Selbstverwaltung im preußischen Staate völlig zurückgedrängt und dadurch aller Gemeingeist erstickt. — 2) Die französischen Heere, die noch von dem vorjährigen Feldzuge in Süddeutschland standen, drangen über den Thüringer Wald gegen Preußen vor. Prinz Louis Ferdi- nand, der Neffe des Königs, fiel bei Saalfeld als eines der ersten Opfer. Abr. S. 319. — 3) Während bei der allgemeinen Cntmuthigung fast alle preußischen Festungen rasch fielen, hielt sich Colberg, besonders durch die Thätigkeit des 70jährigen Bürgers Nettelbeck in Verbindung mit Schill als Freischaarenführer und später unter Lei- tung Gneisenau's. Abr. S. 320. — 4) Als Abgeordnete der preußisch- und russisch- polnischen Provinzen von Napoleon Herstellung Polens verlangten, gab er freilich nur ungewisse Vertröstungen. Schon bei seinem Aufenthalt in Posen aber (Dec. 1806) zog er Sachsen, das er zum Königreich erhob, in den Rheinbund und vergrößerte das- selbe im Frieden (zu Tilsit) durch das Herzogthum Warschau. — 6) Nach der Zerstö- rung der französischen Seemacht bei Trafalgar versuchte Napoleon, England durch Ab- sperrung desselben vom Continente (das mit dem Blokadedecrete vom 21. November 1806 eröffnete Continentalsystem) allmählich zu schwächen. Abr. S. 318. 320. — ") Nach einem unglücklichen Winterfeldzuge Napoleon's führte der eine Sieg bei Fried land, wo er die Russen auf ein ungünstiges Schlachtfeld gelockt hatte und sie durch eine Ueberzahl von Truppen erdrückte, Napoleon's altes Kriegsglück in vollem Glanze wieder herauf. — ?) Zu Tilsit schien nur die Fürsprache deö russischen Kaisers Preußen vor gänzlichem Untergange zu bewahren. Abr. S. 320.