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1. Das Mittelalter - S. 63

1889 - Gotha : Perthes
63 3. Die vllige Auflsung ves Reiches (bis zur Absetzung Karls Iii. 887). A. Die Leitung des Meiches Lothars I. Das Reich Lothars I. (| 855) ward unter seine Shne so geteilt, da Ludwig Ii. das italische Knigreich mit der Kaiserkrone. Karl das Knigreich Provence"), Lothar Ii. die nrdl. davon bis zur Nordsee gelegenen Gebiete (Knig-reich Lotharingien oder Lothringen) erhielt. In kurzer Zeit starben die Brder ohne mnnliche Erben dahin, zuerst Karl (f 863), dann Lothar Ii. (f 869); ihre Lnder rissen die Oheime ftudwig und Karl der Kahle an sich und teilten sie in dem Vertrage zu Meersen (unweit der Maas bei Maastricht) 870 so. da der elftere die rein deutschen Gebiete erhielt. Da Ludwig nun (bis auf flandrische Gebiete) alle2) deutschen Lnder unter seiner Herrschaft vereinigte, so bekam er in der Geschichte den Beinamen ..der Deutsche" (Germanicus)3); fr das gesamte deutsche Gebiet wurde der Name Ost franken blich im Gegensatz zu dem romanischen we st frnkischen Reich. Als Kaiser Ludwig Ii. starb (875). bemchtigte sich seines Erbes sein Oheim. Karl der Kahle; Ludwig dem Deutschen zuvorkommend, eilte er nach Italien und Rom; als Geschenk des Papstes (Johann Viii.) empfing er Weihnachten 875 die Kaiserkrone. Anf. des nchsten Jahres erhielt er in Pavia auf einer Reichsversammlung von den Groen auch die Huldigung als König von Italien. B. Die Kutwicketuug der ppstlichen Wacht. Die Leitung der kirchlichen Angelegenheiten, welche Karl d. Gr. gebt, die Besttigung der Wahlen der Bischfe und bte (oft geradezu die Wahl selbst), der Vorsitz auf den Synoden ward ebenso innerhalb ihrer Gebiete von den einzelnen Knigen als emiches Recht in Anspruch genommen. Da nun in den brgerlichen Unruhen unter Ludwig d. Fr. und seinen Shnen die Kirche mit ihren reichen Besitzungen weltlicher Habsucht und Willkr sich preisgegeben sah, so regten sich in der frnkischen Geistlichkeit Bestrebungen, die auf eine Befreiung der Kirche von der weltlichen Macht hinzielten; zunchst verlangte man fr die Bischfe das Recht, von dem Urteile der Synode die Entscheidung des Papstes anzurufen, bald aber erklrte man mit Bezugnahme auf ltere Konzilien-beschlsse und Schreiben frherer Ppste (epistulae decretales) den Papst, dessen Primat sich bisher nur in der obersten Entscheidung schwieriger kirchlicher Fragen bekundet und durch bersendung des Palliums an die Erzbischfe in Erinnerung gehalten hatte, fr den alleinigen und unbeschrnkten Herren der Kirche. Zu dem Ende verffentlichte man um die Mitte des 1) Dasselbe umfate auer der Provence die fbl. Teile der burgunb. Gebiete. 2) Den Tod Karl b. K. und f. Sohnes (Ludwigs des Stammlers) benutzte man in Ostsranken, um 880 vertragsmig die Grenze im W. bis zur Scheibe und der die Maas in ihrem ob. Laufe auszubauen; ein betrchtl. Teil roman. Bevlkerung (a. b. Maas) toarb baburch mit Deutschland verbunben, aber beutsch wrbe auerhalb der Grenzen nur noch in Flanberu (zwisch. Lijs u. Meer, vgl. S. 48. 1) gesprochen. 3) S. nationale Bebeutuug hebt schon b. Mnch Otfrieb v. Weienburg hervor, bessen Evangelienbuch gegen 870 erschienen u. Ludwig b. D. geroibmet ist. Durch Otfrieb haben die Frauken das Evangelium in der Muttersprache erhalten, wie vorher (um 830) die Sachsen durch den Verfasser des Heljaud.

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1. Das Mittelalter - S. 63

1896 - Bamberg : Buchner
gund, Elsa, das spter nach ihm benannte Lothringen, Friesland), mit den Kaiserstdten Rom und Aachen. b) Nach Lothars I. Tod (f 855) gelangte Italien und die Kaiserkrone an seinen ltesten Sohn Ludwig Ii. (855 75), jenes Mittelland an seinen jngeren Sohn Lothar Ii. Als Lothar Ii. 869 starb, wollte sich Karl der Kahle dessen Reich aneignen, wurde aber von Ludwig dem Deutschen zum Vertrag von Meersen gezwungen 870. Dieser fgte zum Reiche Ludwigs des Deutschen das Land bis zur Maas und oberen Saone im Westen und bis zum Gensersee im Sden hinzu, nmlich die Bistmer Utrecht (Friesland), Kln (Ripuarieu), Trier (Moselauieu), Straburg (Elsa), Basel (stl. Burgund). Durch die Vertrge von Verdun und Meersen hatte Ludwigs Reich im wesentlichen die Grenzen des spteren deutschen Reiches, Karls Reich im wesentlichen die Grenzen des spteren Frankreichs erreicht, die politischen Grenzen fielen in der Hauptsache mit der Sprachgrenze zusammen. Weil Ludwig alle deutschen Lnder unter seiner Herrschaft vereinigte, wurde ihm in der Geschichte der Beiname der Deutsche beigelegt. Seine nationale Bedeutung erkannte schon der Mnch Otsried von Weienburg, der sein deutsch geschriebenes Evangelienbuch" Ludwig gewidmet hat. Da das sptere Deutschland (Ostfranken), das sptere Frankreich (Westfranken) und Italien sich fortan selbstndig und eigenartig entwickelten, darin liegt die Haupt-bedeutuug jener Vertrge. Das Wort deutsch" ( volkstmlich, von diot Volk) findet sich zuerst in Schriftdenkmlern vom Ende des 8., Anfang des 9. Jahrhunderts und zwar zunchst zur Bezeichnung der Sprache, um die an der Volkssprache festhaltenden Deutschen von ihren romanisierten Stammesgenossen zu unterscheiden. Von der Sprache ist der Name auf das Volk bergegangen. ^ Niedergang des karolingischen Kaisertums, kurzer Machtaufschwung des Papsttums. 875 starb auch der lteste Sohn Lothars I., Ludwig Ii. Karl der Kahle bemchtigte sich auf Kosten seines lteren Bruders Ludwig des Deutschen Italiens und lie sich vom Papste Johann Viii. zum Kaiser krnen, unter Preisgabe wesentlicher Rechte des Kaisertums. In dem Gottesstaate" Karls des Groen war der Kaiser thatschlich das geistliche und weltliche Oberhaupt gewesen. Waren schon frher Stimmen laut geworden gegen die kaiserliche Beherrschung der Kirche, so schien seit der Teilung des karolingischen Reiches und dem Verfalle des karo-lingischen Hauses das Kaisertum auch nicht mehr befhigt, die weltliche Leitung des christlichen Abendlandes zu führen. So erwuchs allmhlich der Gedanke, da das Papsttum die geistliche und weltliche Fhrung der Christenheit bernehmen solle. Das Bestreben ging dahin, zunchst den ppstlichen Stuhl, dann auch das ppstliche Territorium der kaiserlichen Be-einflussung zu entziehen, die ppstliche Gewalt als die Quelle der kaiserlichen,

2. Lehrbuch der mittleren Geschichte - S. 61

1882 - Berlin : Habel
61 b) Karl erhielt Neustrien, Aquitanien, Septimanien, die spanische Mark, Burgund westlich des Rhone und der Saone und Flandern. c) Lothar bekam Italien und alles Land westlich vom Rheine (mit Ausnahme der sub a genannten Gebiete) und östlich von Rhone, Saone und Schelde (also Provence, den größten Teil von Burgund, Elsaß, Ripuarien) und Friesland. Außerdem behielt er die Kaiserwürde. Auf Abstammung und Sprache war bet dieser Teilung keine Rücksicht genommen, die verschiedenen Volksstämme widerstrebten derselben nicht. Sowohl in Karls als auch in Lothars Reiche, besonders aber in dem des letzteren, waren beide Völker, das romanische und germanische, vertreten. Es ist daher die Teilung von Verdun nicht eine Folge hervorgetretener volkstümlicher Gegensätzlichkeit, sondern eher mit ein Grund einer solchen. — Von einer Oberherrlichkeit Lothars war nicht mehr die Rede, die drei Brüder standen ganz und gar von nun an selbständig neben einander. Ii. Anssterven dev Karolinger in den fränkischen Teileeichen. A. Auslösung des Mitletreiches. Der habsüchtige und ehrgeizige Lothar starb im Jahre 855,855 zuerst von seinen Brüdern. Seine drei Söhne teilten sein Reich in der Weise unter sich, daß Ludwig Ii. Italien mit der Kaiserkrone, Karl die Provence und endlich Lothar Ii. den Rest erhielt. Die Landesteile Lothars Ii. wurden nach ihm Lotharingen (entstanden ans Lotharii regnum) genannt. Später unterschied man Oberlothringen (Metz, Toul, Verdun, das Moselland) und Niederlothringen (Belgien und die niederrheinischen Gegenden mit Köln). Nun starben diese drei Brüder in Zwischenräumen von je sechs Jahren, ohne Erben zu hinterlassen; zunächst Karl von der Provence 863, in dessen Reich sich seine beiden 863 Brüder Lothar Ii. und Ludwig Ii. teilten. Nach ihm starb 869 der unsittliche und leichtsinnige Lothar Ii. Ihn hätte M Kaiser Ludwig beerben müssen. Statt dessen bemächtigte sich Karl der Kahle der Länder seines Neffen, doch ward er von Ludwig dem Deutschen durch den Vertrag von Mersen 870 gezwungen, den größeren Teil von Lothringen heraus- 870 zugeben, so daß er von dem Erbe Lothars nur die kleinere

3. Teil 2 - S. 48

1878 - Leipzig : Teubner
— 48 - Reichsgut nicht selten war. So erhoben sich in allen Teilen des Reichs waffengewaltige Geschlechter von ausgedehntem Güterbesitz, von denen sich allmählich manche zu herrschender Stellung emporschwingen, da die Reichsgewalt der Abwehr der die Reichsgrenze jetzt auf allen Seiten bedrohenden äufseren Feinde (Sarazenen im S., Normannen im N., Slaven und später Ungarn im 0.) nicht mehr gewachsen war und die Stämme, auf ihre eigene Kraft gestellt, mächtigen Führern aus ihrer Mitte naturgemäfs sich unterordneten (§ 71). Hand in Hand mit dem Sinken der königlichen Autorität und der steigenden Macht der Grofsen geht die Lockerung der alten Gauverfassung (die Grafen werden aus Beamten erbliche Dynasten § 61 Anm.), rasche Verminderung des freien Bauernstandes (§ 61. 62), Auflösung von Recht, Sicherheit und Ordnung und zunehmende Verarmung und Verwilderung des Volks. Diesen Verfall der staatlichen Verhältnisse unterstützte das innerhalb der Kirche erwachende Bestreben, zum Schutze des Rechts und der Ordnung das Papsttum als die höchste Gewalt auf Erden zur Anerkennung zu bringen (§ 73). § 68. Kaiser Lothar I. (843 — 855) überliefs die Sorge für Italien seinem Sohn Ludwig, welcher den Süden der Halbinsel nicht gegen die Araber zu schützen vermochte. Schon 827 waren diese von Nordafrika (Reich der Aglabiden in Tunis) aus nach Sicilien übergesetzt, hatten allmählich die Insel erobert und setzten sich seit 841 in Unteritalien fest (846 selbst Rom geplündert. Bald auch Sardinien und Corsika erobert). Dazu kamen nicht lange darauf auch die Angriffe der Griechen, welche ihre Herrschaft in Apulien befestigten und bald auch die langobardischen Fürsten von Benevent, Capua und Salerno (874) in Abhängigkeit brachten. — Nach Lothars I. Tode 855 gelangte Italien und die jetzt vom Papst übertragene Kaiserwürde an seinen ältesten Sohn Ludwig Ii. (855 — 875), von den jüngeren erhielt Karl die Provence und Burgund, Lothar Ii. die nördlichen Lande (Lothringen und Frisland). Nach Karls Tode (863) kam die Provence an Italien, Burgund an Frankreich ; als 869 auch Lothar Ii. starb, suchte sich Karl der Krone seines Landes zu bemächtigen, wurde aber von Ludwig d. D. 870 (8. August) zum Vertrag von Mer sen gezwungen, durch welchen die deutschen Lande (Friesland und der größte Teil von Lothringen) mit Ostfranken (Deutschland), die romanischen mit Westfranken (Frankreich) vereinigt wurden, so dass nun die nationale Scheidung mit der politischen Grenze zusammenfiel. Mit Kaiser Ludwigs Ii. Tod (875) erlischt die karolingische Linie in Italien, die Kaiserkrone übertrug Papst Johann Viii. dem ränkevollen Karl d. Kahlen von Frankreich, obwol derselbe weder in Frankreich die Ordnung aufrechtzuerhalten

4. Teil 2 - S. 55

1887 - Leipzig : Teubner
— 55 — d. Gr. so hoch gesteigerten Erträge aus den königlichen Gutswirtschaften herbeiführte. Bei den ostfränkischen Stämmen aber wufste sich das Königtum zu behaupten, denn hier gab es noch einen reichen Bestand an königlichem Gut, und die Grundlagen bäuerlicher Kultur blieben bei dem Mangel städtischen Verkehrslebens noch lange unangetastet. Auf allen Seiten aber war das Reich den wütenden Angriffen auswärtiger Feinde preisgegeben. a. Kaiser Lothar I. (843 — 855) überliefs die Sorge für Italien seinem Sohn Ludwig, welcher den Süden der Halbinsel nicht gegen die Araber zu schützen vermochte. Schon 827 waren diese von Nordafrika aus nach Sicilien übergesetzt, hatten allmählich die Insel erobert und setzten sich seit 841 in Unteritalien fest, von wo sie 846 selbst Rom plünderten, bald auch Sardinien und Korsika eroberten. Dazu kamen nicht lange darauf auch die Angriffe der Griechen, welche ihre Herrschaft in Apulien befestigten und bald auch die langobardischen Fürsten von Benevent, Capua und Salerno (874) in Abhängigkeit brachten. — Nach Lothars I. Tode 855 gelangte Italien und die jetzt vom Papst übertragene Kaiserwürde an seinen ältesten Sohn Ludwig Ii. (855 — 875), von den jüngeren erhielt Karl die Provence und Burgund, Lothar Ii. die nördlichen Lande. Nach Karls Tode im Jahr darauf kam die Provence an Italien, Burgund an Frankreich; als 869 auch Lothar Ii. starb, suchte sich Karl der Kahle seines Landes zu bemächtigen, wurde aber von Ludwig d. D. 870 zum Vertrag von Mersen gezwungen, durch welchen die deutschen Lande, d. h. Friesland und der größte Teil von Lothringen mit Ostfranken, die romanischen mit Westfranken vereinigt wurden, so dafs nun die nationale Scheidung mit der politischen Grenze zusammenfiel. Mit Kaiser Ludwigs Ii. Tod (875) erlischt die karolingische Linie in Italien, die Kaiserkrone übertrug Papst Johann Viii. dem ränkevollen Karl d. Kahlen von Frankreich, obwohl derselbe weder in Frankreich die Ordnung gegen die Gewaltthätigkeit des Laienadels und die Einfälle der Normannen aufrechtzuerhalten, noch auch Italien zu behaupten vermochte (*j* 877). b. In Ostfranken hatte Ludwig der Deutsche (843 — 876) auf die von Karl d. Gr. geschaffenen Formen der Zentralregierung, die jährlichen Reichs Versammlungen, die Reichsgesetzgebung und die Reichsaufsicht der Königsboten verzichtet und dafür die dem Geist der deutschen Stämme besser entsprechende Wanderregierung eingeführt, welche den Hof von Pfalz zu Pfalz führte und mit den Stämmen in lebendige Berührung brachte. Dem Königtum stand eine Kirche gegenüber, deren

5. Geschichte des deutschen Volkes - S. 59

1871 - Berlin : Vahlen
Verfall der Karolingischen Reiche. Die Normannen. 9091. 59 endi thar an that barn godes und daran das Kind Gottes quelidun an crucie qulten (sie), am Kreuze, slogun cald isarn schlugen kalt Eisen niwa naglos neue Ngel, nithon scarpa unten scharfe, hardo mid hamuron hart mit Hmmern thuru is hendi enti thuru is fuoti durch seine Hnde und durch seine Fe, is blod ran an ertha sein Blut rann zur Erde, dror fan uson drothine das Blut von unserm Herrn u. s. w. Das Hochdeutsche theilte sich nach den Stmmen in Dialekte: in das Frnkische, Alamannische, Bairische; doch berwiegt in dieser Zeit der erstere Dialect. Man nennt das Hochdeutsche bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts das Althochdeutsche. Als Probe desselben diene eine Stelle des Gedichtes Muspilli (Weltuntergang), auf welches oben ( 18) hingedeutet ist, und welches wahrscheinlich Ludwig der Deutsche mit eigner Hand niederge-schrieben Hat*) Der Antichristo stet pi demo Altfiante stet pi demo Satanase der inan farsenkan scal pidiu scal er in deru unicsteti uunt pivallan enti in demo sinde sigals unerdan. .....Sar so daz Hliases pluot in erda kitriufit so inprinnant die perga, paum ni kistentit einic in erdu; aha artruknent muor varsuilhit sih, suilizt lougiu der himil, mano vallit, prinnit mittilagart stein ni kistentit einihc in erdu etc. Der Antichrist steht bei dem Altfeinde, steht bei dem Satan, der ihn versenken soll: deshalb soll er auf der Kampfsttte wund hinfallen, und fr diesmal sieglos werden. .....wenn dann Elias Blut auf die Erde traust, so entbrennen die Berge, Baum nicht besteht ein einziger auf Erden, die Wasser vertrocknen, das Meer verdampft, es glht in Lohe der Himmel, der Mond fllt, es brennt Midgard (die Welt 18), kein Stein bleibt fest auf der Erde u. s. w. 3. Verfall der Karolingischen Reiche. . 91. Hinfort beschrnkt sich der Kreis der deutschen Geschichte auf die eigentlich deutsch redenden Lande. Es bleibt nur noch brig, das Geschick der Karolinger-Reiche im Ganzen zu berblicken. Am frhesten erlosch die gerade Linie Karls des Groen in Italien. Lothar nemlich starb 855, sein Sohn Ludwig Ii., auf den Italien 'und die Kaiserwrde bergingen, starb erblos 875. Ein anderer Sohn desselben, Lothar Ii., der nach des Vaters Tode die nrdlichen Lande zwischen Rhein und Maas bis *) Es ist im bairischen Staltet.

6. Das Mittelalter - S. 70

1876 - Leipzig : Baedeker
70 Theilung des Lotharischen Reiches zu Meersen. §. 16. noch ward das ostfränkische Reich von den slavischen Stämmen an seiner Ostgrenze (den Wenden, Sorben, Czechen und Mähren) beunruhigt, welche nicht ohne viele Mühe in einer sehr zweifelhaften Abhängigkeit erhalten wurden, bis Swatopluk I. ein grossmährisches Reich stiftete (884), welches sich der deutschen Herrschaft wie der deutschen Kirche (durch Begründung eines besonderen Erzbisthums für Mähren und Pannonien) entzog.x Kaiser Lothar I., welcher fortwährend den Verduner Vertrag um- zugestalten bemüht war, deshalb in den Reichen seiner beiden Brüder Aufstände zu erregen und sie gegen einander aufzuhetzen suchte, legte (855) im Gefühle des herannahenden Todes die Regierung nieder und starb als Mönch im Kloster Prüm. Seine Länder hatte er (unter Aufgehung des Princips der Reichseinheit, für welches er gekämpft hatte) unter seine 3 Söhne getlieilt: den ältesten Ludwig Ii. hatte der Vater schon früher zum Mitkaiser ernannt und ihm Italien zur Vertheidigung überlassen; sein Reich diesseit der Alpen tlieilte er kurz vor seinem Tode unter seine beiden jüngeren Söhne Lothar Ii. und Karl. Nach Lothar’s Ii. Tode (869) begann der tausendjährige Streit zwischen Deutschland und Frankreich um das beiden wichtige Mittel- land in den Flussgebieten der obern Mosel und der obern Maas. Er- öffnet wurde dieser Streit von französischer Seite, indem Karl der Kahle, bei dem Tode Lothar’s Ii., seinem (damals erkrankten) Bruder Ludwig dem Deutschen zuvorkommend, gegen frühere Verabredungen, sich sofort in Metz krönen und im Eisass huldigen liess. Als Ludwig (nach seiner Genesung) aber mit Heeresmacht gegen Karl heranzog, verstand dieser sich zu einem Vergleiche: hei Meersen an der Maas1) theilten die feindlichen Brüder das Lotharische Reich 870 so, dass die politische Grenze (der Maas entlang) mit der Sprachgrenze ungefähr zusammenfiel und sowohl die Dioecese Metz als das Eisass, sowie der grösste Theil der Frisen und die Rheinfranken an Deutsch- land kamen. Doch schon nach 5 Jahren erneuerte sich der Streit um das Mittelland durch die französische Eroberungslust. Denn als auch Kaiser Ludwig Ii. ohne Erben starb (875), eilte Karl der Kahle nach Italien und liess sich, seinem altern Bruder Ludwig dem Deutschen abermals zuvorkommend, vom Papste zum römischen Kaiser (Karl Ii.) krönen. Als im nächsten Jahre (876) Ludwig der Deutsche starb, ») S. den Garton unten rechts auf der dem Buche beigegebenen Karte und die Nebenkarte auf Blatt 2 in Pütz’ hist.-geogr. Schulatlas Ii.

7. Vorschule der Geschichte Europas - S. 190

1834 - Berlin : Enslin
190 — Reiche, und obgleich bei dieser Theilung zwischen den Brüdern nusgemacht wurde, daß sie zusammenhalten, und ihre Reiche als ein gemeinsames Ganzes ansehen wollten, so ging doch diese Einigkeit unter ihnen von jetzt an immer mehr verloren, und besonders wurden nun die drei Lander Italien, Deutschland und Frankreich dadurch noch mehr von einander getrennt, daß die darin wohnenden Völker einen eigenen Charakter und eine eigene Sprache annahmen, wie namentlich in Frankreich von jetzt an nicht mehr die alten Franken, sondern die nun anders redenden Franzosen zu denken sind. Und diese Trennung des großen Frankenreichs ging bald darauf noch weiter, als Kaiser Lothar, der nun von Gewissensangst über die gegen seinen Vater verübten Thaten gequält wurde, sich kurz vor seinem Tode, im Jahr 855, als Mönch in das Kloster Prüm begab, und sein Reich wieder unter seine drei Söhne theilte, wobei der älteste, Ludwig Ii., als Kaiser Italien erhielt, Lothar Ii. bekam alle nördlichen Lander am Rhein, und Karl die Provenz mit Savoyen und der Grafschaft Lyon. So war es denn nun so gekommen, daß mit dem Ver- lauf der ersten Halste des neunten Jahrhunderts das Frankenreich in seinem Innern eine große Umgestaltung erlitten hatte; wie es zu Anfänge dieses Jahrhunderts unter Karl dem Großen selbst als ein großes und zu- sammenhängendes Ganzes aus dem Westen Europas mächtig hervorgetreten war, so war es nun in der Mitte desselben unter seinen Enkeln und Urenkeln in fünf größere und kleinere Reiche zerfallen, und damit'natür- lich auch von seiner Größe und Macht heruntergesunken. Nicht nur aber, daß nun diese karolingischen Könige in den drei Mittelländern Europas unter einander uneinig und dadurch gegen äußere Feinde schwach waren, son- dern es herrschte auch in ihren getheilten Reichen so große Unordnung, und vorzüglich an ihren Höfen, den deutschen ausgenommen, eine so große Sittenverderbniß, daß das Leben allenthalben entartet und ge^'iken war, wie sich dieses letztere vorzüglich in einem Streit zwi- schen dem lotharingischen König Lothar Ii. und dem rö- mischen Pabst Nicolaus I. zu erkennen gab, welcher letz- tere damals, indem er den heiligen Stuhl behauptete,

8. Das Mittelalter - S. 32

1894 - Hamburg : Meißner
— 32 — Übergehung Ludwigs bei einer neuen Reichstellung (nach Pippins Tode 838) auch diesen zum Aufstande. Vor der Entscheidung starb er 840. Nach Ludwigs Tode erhob Lothar Anspruch auf das ganze Reich. Gegen ihn verbündeten sich Ludwig und Karl; sie siegten bei Fontenoy 841 und erneuerten ihr Bündnis durch feierliche Eidschwüre zu Straßburg 842. Der Teilungsvertrag zu Verdun beendete 843 den Bruderkrieg. Lothar erhielt mit der Kaiserkrone Italien und einen Streifen Landes vorn Mittelmeer bis zur Nordsee, Ludwig (der Deutsche) die Länder rechts vom Rhein und links davon die bischöflichen Sprengel Worms, ©Peter und Mainz, Karl (der Kahle) die Länder westlich der Rhone, Saone, Maas und Schelde. Die Reichseinheit wurde festgehalten. Am wenigsten Festigkeit besaß das Reich Lothars I. (840—855). Dasselbe entbehrte der nationalen Grundlage; das Übergewicht der reichen Vasallen nördlich der Alpen, die wachsende Macht der Kirche, namentlich des Papsttums, in Italien schwächten die königliche Gewalt. Nach Lothars Tode (855) wurde sein Reich unter seine drei Söhne geteilt; Ludwig Ii. erhielt mit der Kaiserkrone Italien, Lothar Ii. von dem Gebiete im Norden der Alpen die nördliche Hälfte, Karl (von Provence) die südliche im Gebiete der Rhone. Das Reich des letzteren teilten nach seinem Tode 863 seine Brüder Ludwig Ii. und Lothar Ii., das Lothars Ii. nach dessen Tode 869 seine Oheime Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle im Vertrage zu Meersen 870. Als Ludwig Ii. 875 starb, nahm Karl der Kahle ohne Rücksicht ans die näheren Ansprüche Ludwigs des Deutschen Italien in Besitz und erhielt aus den Händen des Papstes Johann Viii. auch die Kaiserkrone (Karl Ii.); von dem schwachen Herrscher hatte die Kirche keine Beeinträchtigung ihrer Selbständigkeit zu befürchten. In dem westsränkischen Reiche Karls des Kahlen (840-—877) war das Königtum ohnmächtig gegenüber der Macht der großen Vasallen, welche bei der Ausbreitung des Lehnswesen^ die Freiheit des gemeinen Mannes unterdrückt hatten und sich auch vielfach auf Kosten der Kirche bereicherten. Während so die königliche Macht auf ein immer kleineres Gebiet beschränkt wurde, bildeten sich größere Territorialgewalten aus, welche nach Unabhängigkeit

9. Geschichte des Mittelalters - S. 70

1883 - Münster : Coppenrath
70 und der ostfrnkischen, oder der welschen und der deutschen. Die Entfremdung zwischen diesen ursprnglich nahe verwandten Lndern wurde um so grer, als auch nach ihrer Ausgleichung sich deren Herr-scher fortwhrend zu schaden suchten. Emprungen im Innern, und kriegerische Anflle von auen vermehrten das Unheil. Die Normannenplage. Zu den furchtbarsten auswrtigen Feinden der drei frnkischen Teilreiche gehrten damals die Normannen. Diese bewohnten in ungezgelter Wildheit die dnischen, norwegischen und schwedischen Ksten nebst den benachbarten Inseln. Von diesen, nrdlichen Wohnsitzen fhrten sie auch ihren Namen Normannen, d. i. Männer des Nordens. Von Jugend auf gewhnt an das wilde Meer mit seinen Strmen und Gefahren, fhrten sie ein keckes Freibeuterleben. Sie benutzten den Holzreichtum ihrer alten Waldungen, boueten sich Schiffe, durchzogen raubend die Kstenlnder, segelten mit ihren kleinen Schiffen die Mndungen der Flffe hinauf und kehrten dann beutebe-laden in ihre Heimat zurck. Wie frher die Hunnen auf ihren Pferden, so lebten sie auf ihren Schiffen. Unter ihren Seeknigen bedeckten sie mit zahlreichem Geschwader das ganze Meer. Diese wilden Männer kannten keine Furcht, scheuten keine Gefahr. Fast kein Land blieb von ihren ver-wstenden Einfllen verschont. Mit sechshundert Fahrzeugen liefen sie einst in die Elbe ein und plnderten und zerstrten Hamburg. Vorzglich aber wurde das westfrnkische Reich heimgesucht. Sie fuhren den Rhein, die Seine, Loire, Garonne und Rhone hinauf, brandschatzten und ver- . wsteten Rouen, Paris, Tours, Bordeaux und viele andere Städte. Die mittelfrnkischen Karolinger bis 870. Von den durch den Teilungsvertrag zu Verdun entstandenen drei Reichen trug das mittel-frnkische den Keim einer baldigen Auflsung in sich selbst. Es bildete weder ein natrlich abgegrenztes Ganzes, noch beruhete es auf einem gemeinsamen Volksstamme. Daher entstanden auch die meisten Ver-Wickelungen in diesem Reiche des Kaisers Lothar L Der Kaiser selbst, geqult von Gewissensbissen wegen des unwrdigen Benehmens gegen seinen Vater, legte (855) die Regierung nieder und ging in das Kloster Prm, in der Dicese Trier, um hier seine Snden abzuben. Ein bal-diger Tod endete seine Leiden. Seine drei Shne erbten wie seine Lnder, so seine Leiden. Der lteste derselben, Ludwig Ii., erhielt Italien uni> zugleich die Kaiserwrde; der mittlere, Lothar Ii., bekam den nrdlichen Teil Mittelfrankens, welcher nach ihm Lotharii regnum und daher

10. Das Mittelalter - S. 40

1877 - Wolfenbüttel : Zwißler
Vertrag z» Vervun. 843. Lothar erhielt die Kaiserwürde, Italien und Mittelfranken, das Gebiet zwischen Rhein, Schelde, Maas, Saone und Rhone, dazu noch Friesland; Karl der Kahle: Westfranken (das Land westwärts von Mit-telfranken;) Ludwig der Deutsche: Ostfranken (die Länder diesseits des Rheines) und die linksrheinischen Sprengel, Worms, Mainz und Speier des Weines wegen. Der Vertrag von Verdun ist die „Geburtsstunde" für das deutsche und französische Volk geworden, denn seitdem entwickelten sich Ostund West franken gesondert in Sprache und Sitte. Das Mittelreich Lothars, welches ohne nationale Einheit war, wurde theils deutsch, theils romanisch. 3. Am frühesten starb das Haus der Karolinger in Italien aus. Lothars Reich zerfiel 855 unter seine drei Söhne. Der älteste Ludwig Ii. bekam Italien mit der Kaiserwürde; Lothar Ii. das nördliche Mittelfranken zwischen Rhein und Maas (vorwiegend deutsch), nach ihm Lotharingen genannt; Karl das südliche Mittelfranken (vorwiegend romanisch: Provence, Burgund). Als Lothar Ii. gestorben war, kam es zwischen Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deutschen zu dem Vertrage von Mersen an der Maas 870, wonach die deutschredenden Theile Lothringens an Ludwig, die romanischen an Karl fielen. Mit Ludwigs Ii. Tode 875 waren die Nachkommen Lothars ausgestorben. § 15. Die Karolinger in Deutschland. Bei Ludwigs des Frommen Schwäche und durch die Erbstreitigkeiten unter seiner Regierung waren die Errungenschaften Karls des Gr. zum Theil wieder verloren gegangen Das Ansehen der königlichen Würde hatte sehr gelitten, das Reich wurde als ein Familiengut angesehen, das seines Herrn wegen da war, die große Wehrkraft des Landes war zersplittert, weltliche und geistliche Großen wurden übermächtig. Zu den Nachwehen der Bürgerkriege, die dreißig Jahre lang das Reich heimgesucht hatten, kamen seit der Mitte des 9. Jahrhunderts noch die Verwüstungen äußerer Feinde: der Normannen, Slaven und Magyaren oder Ungarn.

11. Memorierstoff aus der deutschen und bayerischen Geschichte für Mittelschulen - S. 27

1893 - Regensburg : Bauhof
B. Das Mittelalter. Iii. Zeitraum. Von -er Gründung Deutschlands bis zu den Hohenstaufen 843—1138. Daß Aöingreich Ostfranken oder Deutschland. Ludwig Ii. der Deutsche 843—876. Ludwig Ii. war bemüht, durch eine weise, gerechte Regierung die Wohlfahrt seines Reiches zu fördern. Seine Residenz schlug er in Regensburg auf. Zur Hebung der Rechtspflege ordnete er (wie einst Karl d. Gr.) den Grafengerichten ein Hofgericht über, an dessen Spitze er einen Pfalzgrafen stellte. Während seiner Regierung erlosch die Linie seines Bruders Lothar I. Im Jahre 869 starb Lothar Ii., der das mittlere Franken erhalten hatte, und im Jahre 875 folgte ihm sein älterer Bruder Ludwig, der im Besitze Italiens und der Kaiserwürde war, in die Gruft. Im Vertrag zu Mersen 870 teilten sich Ludwig Ii. und sein Bruder Karl der Kahle in die nördliche Hälfte der Erbschaft Lothars Ii. Ersterer bekam Ostlothringen und Friesland, letzterer Westlothringen. Aus der südlichen Hälfte dieser Hinterlassenschaft entwickelten sich die selbständigen Reiche Burgund und Arelat. Nachdem der Stamm Lothars ausgestorben war, kam Karl

12. Länder-, Verfassungs- und Kulturgeschichte - S. 2

1904 - Berlin : Nicolai
Weitere Teilungen. Das Reich Lothars, dem die nationale Grundlage fehlte, zerfiel schon mit seinem Tode 855 durch Teilung unter seine drei Söhne. Ludwig Ii. erhielt Italien mit der Kaiserwürde, Karl bekam Burgund und Lothar Ii. das übrige Land (an der Maas), das nach ihm Lothringen genannt wurde. Als Lothar Ii. 869 starb, wollte Karl der Kahle von Westfranken das ganze Gebiet an sich reißen. Ludwig der Deutsche machte jedoch gleichfalls Ansprüche darauf. Sie einigten sich 870 in dem Vertrage zu Mersen (unweit Maastricht). Ludwig der Deutsche erhielt Friesland und den größten Teil von Lothringen; den übrigen Teil bekam Karl der Kahle. Schon 879 fiel auch das westfränkisch gewordene Lothringen an das Ostreich, wodurch die deutsche Reichsgrenze nach Westen zu abgeschlossen wurde. Diese Grenze ist jahrhundertelang die Grenze Deutschlands und Frankreichs gewesen. Nur einige Zeit kam sie in Wegfall, als Karl der Dicke, der seinem Vater Ludwig dem Deutschen in der Regierung gefolgt war, 885 auch in Westfranken als Herrscher anerkannt wurde. Da er jedoch unfähig war, das ganze Reich zusammenzuhalten und gegen die äußern Feinde zu schützen, wurde er 887 auf der Reichsversammlung zu Tribur (bei Hewronn) abgesetzt und sein Neffe Arnulf von Kärnthen zum Könige erwählt. Als 899 Arnulf von Kärnthen starb, war die Auflösung des Karolingischen Reiches in Deutschland entschieden. Mit seinem Sohne, Ludwig dem Kinde, starb 911 der Mannesstamm der deutschen Karolinger aus. In Frankreich regierte das Geschlecht noch bis 987. Auf der Grenze zwischen Frankreich und Italien behaupteten die Reiche von West- oder Niederburgund und Ost- oder Oberburgund ihre Selbständigkeit, zuerst getrennt, dann vereint, bis sie 1032 unter dem Kaiser Konrad Ii. an Deutschland kamen. Übersicht. Karl der Große f 814. _______________Ludwig der Fromme f 840._____________________________________ Lothar I. t 855. Ludwig der Deutsche f 876. Karl der Kahle + 877! Ludwig Ii. Lothar Ii. Karlmann. Karl der Dicke | f 875. t 869. I f 888. Linie erloschen 987. Arnulf von Kärnthen f 899. Ludwig das ^ind f 911.

13. Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen - S. 53

1866 - Leipzig : Teubner
Die Frankenreiche bis zur dauernden Trennung 843 — 888. 53 mied eine Schlacht und die Bewohner litten gerade durch seine Schaaren am meisten. Lothar I, welcher ihm in Lüttich öffentlich Beistand, im Fall ihm etwas von seinem Reiche geraubt werden solle, zugesagt hatte, stand gleich- wol im Begriff mit Ludwig dem B. einen Friedensvertrag zu schließen, ließ sich jedoch in Attigny bestimmen jenen zur Zurückberufung seines Sohns auf- zufordern i). Indes war Pipin, wie auch sein Bruder Karl, aus dem Kloster entwichen-) und auf seinen Ruf stellten sich viele Aquitanier unter sein Banner. Weil gleichzeitig Karl d. K. mit seinem Heer ihn bedrohte, kehrte Ludwig d. j. eiligst nach Deutschland heim. Da Lothars I tödliche Erkrankung Erbschaftsstreitigkeiten zwischen dessen Söhnen voraussehen ließ, einten sich Ludwig der B. und Karl der K. zu einer vorläufigen zuwartenden Aus- söhnung. 6. Ludwig Ii (ob. 2) fand in Italien ein Dornenfeld. Durch die längere Vernachläßigung war trotziges Gebaren der Großen erzeugt und argen auswärtigen Feinden der Eintritt geöffnet. Die Römer nahmen sich heraus die Päpste ohne kaiserliche Bestätigung zu weihen (Sergius Ii 844. Leo Iv 847. Benedict Iii 855) und blieben ungestraft. Das tributäre Herzogtum B enev ent ward durch Erbstreit zwischen Sikenolf und Radel- chis zerrüttet und'dies erleichterte 845 den Saraeenen sich Miseno's zu bemäch- tigen. 846 plünderten sie das rechte Tiberufer, besonders die Kirchen, und zogen zu Lande nach Gaeta, wo sie ein fränkisch-italisches Heer schlugen und freien Abzug erlangten^). Papst Leo Iv ließ mit Unterstützung der drei Frankenkönige Roms Befestigungen ausbanen und den Bezirk der Peterskirche auf dem rechten Ufer mit Mauern versehen. Auch gelang den Römern 849 eine Flotte vor Porto (Ostia) zu besiegen. Wer erkennt aber nicht, daß die Verhältnisse, welche Rom gegen Byzanz in die Arme der Franken geführt hatten, fast völlig zurückgekehrt sind? Wärend Saraeenen 849 Luna plün- derten^), kämpfte Ludwig Ii seit 848 gegen ihre Glaubensgenoßen in Unter- italien, vermochte aber trotz wiederholter, mehrmals glücklicher Angriffe nicht sie aus Bari und ihren andern Plätzen zu vertreiben. Zwar hatte er den Streit in Benevent durch eine Teilung (Sikenolf erhielt Salerno, Radelchis Benevent) ausgeglichen, zwar war er 850 (6. Apr.) zum Kaiser gekrönt worden, aber die Verhältnisse Italiens machten ihm ein Auftreten nach außen unmöglich. Lothar I hatte noch vor seinem Tode seinem zweiten gleich- namigen Sohn das Hauptland mit dem Hauptsitz Achen, dem dritten Karl die Provence und die Rhonegegenden übergebey. Die Großen des ersteren Teils erhoben unter Ludwigs des B. Zustimmung Lothar Ii zum König und salbten ihn 856. Wol empfand Ludwig Ii in aufbrausendem Zorn seine Verkürzung, ließ sich aber bestimmen, mit seinen Brüdern 856 zu Orbe (unw. Reufchatel) zur Ordnung der Erbschaft zusammenzukommen. Gern hätten es beide Brüder, gewis Lothar Ii, gesehen, wenn sie Karl hätten zum geistlichen Stand zwingen können, allein die Großen des ihm zugewiesnen Landes hinderten diese Absicht, weil sie unter der Regierung eines blutjungen 1) Wenn wir in den Bekanntmachungen, welche über solche Zusammenkünfte erlaßen wurden, stets die feierliche Betheuerung, daß die Gesetze des Großvaters imb Vaters treulich beobachtet und streng Recht geübt werden solle, lesen, forschen wir daraus einmal, wie tief Karls des Gr. gesegnetes Andenken in den Kerzen gewurzelt war, sodann aber auch eine Selbstanklage der Enkel, wie wenig sie ihm nachstrebten. — 2) Dümml. S. 368 vermutet nicht ohne Wahrscheinlichkeit, daß Karl d. K. selbst die Entweichung veranlaßt habe, ^rm dem gefürchteteren Feind durch einen Nebenbuhler zu schaden. — 3) Dümml. S. 289 f. — 4) Sie fuhren 850 die Rhone herauf bis Arles.

14. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 98

1897 - Breslau : Handel
98 C. Aus der deutschen Geschichte. Ausnahme von Friesland, und auf dem linken Rheinufer die Bistümer Mainz, Worms und Speier. Karl erhielt Westfranken: alles Land westlich der Schelde, Maas, Saone und Rhone. An Lothar kam Mittelfranken, der Landstreifen zwischen den Staaten Ludwigs und Karls, dazu Italien. Aus seinem Kaisertitel glaubte er eine gewisse Oberherrschaft über die Brüder herleiten zu können. Diese wollten jedoch von einer solchen nichts wissen, und die Scheidung der Reiche war thatsächlich eine völlige. — In Ludwigs Gebiet hatten sich die germanischen Stämme durchweg in ihrer Reinheit erhalten. Es entwickelte sich aus ihm Deutschland. Ludwig selbst führt in der Geschichte den Beinamen „der Deutsche", wenngleich die Bezeichnung „deutsch" erst etwa hundert Jahre später aufgekommen ist. In Westfranken hatten die eingewanderten Germanen bereits ihr Volkstum eingebüßt und waren romanisiert worden. Es erhielt in der Folgezeit den Namen „Frankreich". Lothars auf keine bestimmte Nationalität gestütztes Reich trug den Stempel baldiger Auflösung an sich. Der Vertrag zu Mersen (870). Kaiser Lothar legte 855 die Regierung nieder und zog sich in das Kloster Prüm (Rheinprovinz) zurück, wo er schon nach wenigen Tagen starb. Seine drei Söhne teilten das Erbe. Ludwig Ii., der älteste derselben, bekam Italien mit der Kaiserkrone. Lothar Ii. empfing den nördlichen Teil Mittelfrankens im Gebiete des Rheins, der Maas und Schelde; sein Land wurde nach ihm Lotharii regnum (Lothars Reich) genannt, woraus sich der Name Lothringen gebildet hat. Karl, der Jüngste der Brüder, erhielt den dem Rhonegebiet angehörenden Teil Mittelfrankens. Er starb kinderlos; Lothar Ii. folgte ihm 869 ins Grab, ohne Erben zu hinterlassen. Ludwig 870 der Deutsche und Karl der Kahle teilten darum 870 durch den Vertrag zu Mersen (in den Niederlanden, unweit Maastricht) Lothringen unter sich, ohne den nächst berechtigten Erben, den in Italien vollauf beschäftigten Kaiser Ludwig Ii., zu berücksichtigen. Die Sprachgrenze wurde durch diesen Vertrag auch die Reichsgrenze zwischen Ost- und Westfronten. Der Küstenstrich zwischen Weser- und Emsmündung, die Rheinprovinz, Deutsch-Lothringen und das Elsaß kamen so zu Ostfrauken. 5. Das deutsche Kaisertum auf dem Wege zu seiner Wachthöhe. a) Heinrich I. (919—936). Ausgang der Karolinger in Ostfranken. Die Nachkommen Karls d. Gr. 911 regierten in Ostfranken bis 911. Ludwig das Kind war hier der letzte Herrscher dieses Geschlechts. Für den im Alter von sechs Jahren auf den Thron gelangten Knaben regierte der Erzbisckws Hatto von Mainz. In jener Zeit empfand ivnsec Vaterland die Wahrheit der Worte Salomos: „Wehe dir, Land, des König ein Rutd ist!" Die Großen des Reiches ergaben sich ungezügelter Fehdelust. Die Schwachen wurden unterdrückt, Kirchen und Klöster beraubt. Nicht mehr das Recht galt, sondern die kräftigste Faust. Das Faustrecht herrschte allenthalben. Die äußeren Femde:

15. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 45

1902 - Bamberg : Buchner
Geschichte des Deutschen Reiches. A, Dort der Grndung des Deutschen Reiches bis zum Interregnum. (8431254.) L Die deutschen Aarolinger. (843911.) Ludwig d. Fr. 840 Lothar I. 855 Ludwig d. D. 876 Karl d. K. 877 Ludwig Ii. 875 Lothar Ii. 869 Karlmann 880 Ludwig 882 Karl d. D. 888 Arnulf 899 Ludwig das Kind 911. 42 Wie aus dem Rmerreich das Frankenreich, so ging aus dem Franken-reich das Deutsche Reich hervor. Der Grnder des Deutschen Reiches ist Ludwig der Deutsche. Ihm waren schon bei der ersten Teilung 817 die meisten deutschen Lnder zugefallen, durch die beiden Vertrge von 843 und 870 kamen alle deutschen Lnder unter seine Herrschaft. Hatte die Vereinigung mit dem groen Frankenreich bisher dazu gedient, Deutschland mit christlicher Gesittung und mit antiker Bildung zu befruchten, so ge-wann es jetzt durch die Trennung die ntige Freiheit, um selbstndig seine Eigenart zu entwickeln. Es gab zwar noch keinen gemeinsamen Namen fr Franken, Schwaben, Bayern und Sachsen, aber ihre gemeinsame Sprache hie seit Karl dem Groen deutsch d. h. volkstmlich.') Wie mchtig sich damals das deutsche Nationalgefhl regte, bezeugtotfried, Mnch in dem elsfsischen Kloster Weienburg. Er schrieb sein Evangelienbuch x) theodisc (deutsch) von theod Volk (also Theoderich Volksknig), im Gegensatz zu der lateinischen Kirchen- und Kanzleisprache.

16. Teil 2 - S. 55

1887 - Leipzig : Teubner
— 55 — d. Gr. so hoch gesteigerten Erträge aus den königlichen Gutswirtschaften herbeiführte. Bei den ostfränkischen Stämmen aber wufste sich das Königtum zu behaupten, denn hier gab es noch einen reichen Bestand an königlichem Gut, und die Grundlagen bäuerlicher Kultur blieben bei dem Mangel städtischen Verkehrslebens noch lange unangetastet. Auf allen Seiten aber war das Reich den wütenden Angriffen auswärtiger Feinde preisgegeben.^ ^ (g43-855) überlieü die Sorge für Italien seinem Sohn Ludwig, welcher den Süden der Halbinsel nicht gegen die Afafer zu schützen vermochte. Schon 827 waren diese von Nordafrika aus nach Sicilien übergesetzt, hatten allmählich die Insel erobert und setzten sich seit 841 in Unteritalien fest, von wo sie 846 selbst Rom plünderten, bald auch Sardinien und Korsika eroberten. Dazu kamen nicht lange darauf auch die Angriffe der Griechen, welche ihre Herrschaft in Apulien befestigten und bald auch die langobardischen Fürsten von Benevent, Capua und Salerno (874) in Abhängigkeit brachten. — Nach Lothars I. Tode 855 gelangte Italien und die jetzt vom Papst übertragene Kaiserwürde an seinen ältesten Sohn T.nilwig Tt. (855 —875v von den jüngeren erhielt Karl die Provence und Burgund, Lothar Ii. die nördlichen Lande. Nach Karls Tode im Jahr darauf kam die Provence an Italien, Burgund an Frankreich; als 869 auch Lothar Ii. starb, suchte sich Karl der Kahle seines Landes zu bemächtigen, wurde aber von Ludwig d. D_-870 zum Vertrag von Mersen gezwungen, durch welchen die deutschen Lande, d. h. Friesland und der größte Teil von Lothringen mit Ostfranken, die romanischen mit Westfranken vereinigt wurden, so dafs nun die nationale Scheidung mit der politischen Grenze zusammenfiel. Mit Kaiser Ludwigs Ii. Tod (875) erlischt die karolingische Linie in Italien, die Kaiserkrone übertrug Papst Johann Viii. dem ränkevollen Karl d. Kahlen von Frankreich, obwohl derselbe weder in Frankreich die Ordnung gegen die Gewalttätigkeit des Laienadels und die Einfälle der Normannen aufrechtzuerhalten, noch auch Italien zu behaupten vermochte (f 877). 6. In Ostfranken hatte Ludwig der Deutsche (843 * —876) auf die von Karl d. Gr. geschaffenen Formen der Zentralregierung, die jährlichen Reichsversammlungen, die Reichsgesetzgebung und die Reichsaufsicht der Königsboten verzichtet und dafür die dem Geist der deutschen Stämme besser entsprechende Wanderregierung eingeführt, welche den Hof von Pfalz zu Pfalz führte und mit den Stämmen in lebendige Berührung brachte. Dem Königtum stand eine Kirche gegenüber, deren /

17. Von der Thronbesteigung Ludwigs des Frommen bis zum Tode Ludwigs des Kindes. Konrad (I.) von Franken - S. 383

1887 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
Das ost- u. westfränk. Reich, bis zum Tode Ludwigs d. Deutschen. 844 — 876. 383 863 werden/ Karl von der Provence stirbt; Kaiser Ludwig Ii. und Lothar Ii. teilen sein B,eich.b Karlmann wird bei Ludwig d. D. des Hochverrats angeklagt; dieser zieht gegen den Solin zu Felde; nach dem Übertritt des Grafen Gundakar auf die Seite des Königs mufs Karlmann sich ergeben; Gundakar erhält die Kärnt- a) Ann. bertin. p. 61: Dani mense Ianuario per Rhenum versus Coloniam navigio ascendunt et depopulato emporio, quod Dorestatus dicitur, sed et villam non modicam, ad quam Frisii confugerant, occisis multis Frisiorum negotiatoribus et capta non modica populi multitudine, usque ad quandam in-sulam secus castellum Novesium (Neuis) perveniunt. Quibus Lotharius ex una parte Rheni cum suis et Saxones ex alia parte adgrediuntur et usque circa Kal. Aprilis consident. Unde idem Dani consiho Rorici, sicut accesse-rant, et recedunt. Auf diesen Däneneinfall ist jedenfalls auch der Bericht der ann. xant. 864 zu beziehen, wenngleich er im einzelnen Abweichungen enthält. Ausführlich schildert derselbe die Plünderung Xantens, deren Hinkmar überhaupt nicht gedenkt, wenn nicht etwa unter der villa non modica, ad quam Frisii confugerant, Xanten gemeint ist.1 Die von den Normannen besetzte Insel befand sich nach Hinkmar bei Neufs, nach ann. xant. nicht weit von Xanten. Über den Ausgang des Unternehmens lautet die Erzählung des Annalisten: Lotharius vero, paratis navibus, cogitabat inruere in eos; sed sui non consenserunt ei. At contra Saxones agiles ex altera ripa fluminis agiliter age-bant, ita ut quendam ex eorum regibus nomine Calbi, qui — litus eorum aggredi temptabat, occiderunt — omnesque pene sequaces illius. Ceteri vero exinde territi, locum pd. reliquerunt —. Ygl. Dümmler I, 489 f., Mühlbach er 1263 a. b) Ann. bertin. p. 61: Karolus, Hlotharii imp. filius et rex Provinciae, diu epelemptica infirmitate vexatus, moritur (am 24. Januar nach dem obitua-rium lugd. eccl. ed. Guigne 11, vgl. Mühlbacher 1300a; eine Urkunde Lothars aus Lyon vom 18. Mai 863 Mühlbacher 1265 [über die Zugehörigkeit derselben zu 863 vgl. Dümmler I, 478 n. 42] bestätigt das Peterskloster zu Lyon als Begräbnisstätte Karls, vgl. dazu unten die Stelle aus Adonis chron.). Hludowicus, frater eius, — Provinciam venit (nach Joh. chron. Yenet. Ss. Iii, 18 kam er ‘Francis mterpellantibus’) et quos potuit ipsius regni primores sibi conciliavit. Hoc audito, Hlotharius illuc pergit (am 30. April urkundet er in Mantaille, Mühlbacher 1264), et mediantibus inter eos domesticis et amicis illorum placitum, quo simul redeant et de ipso regno apud se tractent, Hlud. (in) Italiam, Hloth. in regnum suum revertitur. Die ann. bertin. berichten über die Teilung des proven^alischen Reiches nichts, erwähnt wird dieselbe jedoch von Ado von Yienne, chron. Ss. H, 322 f.: Hic (Hlud.) — mortuo fratre suo Carolo iuniore et Lugduni sepulto in monasterio s. Petri in ecclesia s. Mariae cum fratre Lothario regnum fratris mortui partitur. Accepit autem partem transiurensis Burgundiae simul et Provinciam (darunter die Erzdiözesen Embrun und Arles und die Bistümer Grenoble, Yalence, Genf und Tarantaise), 1) Leib u iz I, 621 vermutet in der villa Nonmodoea, wie die Handschrift und die alten Ausgaben haben (non modica-ist eine Korrektur von Pertz), eine aus Noviomagum (Nimwegen) verderbte Namensform.

18. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der Zustände unseres Volkes - S. 41

1910 - Cöthen : Schulze
— 41 — bildete das Königtum ^Karls d.^ K. Die Spaltung der karolingischen Reiches schuf den Boden für die selbständige Entwicklung der deutschen, der französischen, der italienischen Nationalität. Ta 11. 855 starb Lothar I. im Kloster Prüm. Er hinterließ Lothars Ludwig Ii. Italien und die Kaiserkrone, Lothar Ii. dar Land an der Maas und Mosel, Ripuarien und Elsaß, und Karl, dem jüngsten seiner Söhne, die Provence und Burgund. Lothars Ii. ehebrecherische Händel gaben dem Papste Nikolaus I. die Handhabe, sich als Richter der Könige zu gebärden. Das Kaisertum Karls d. G., die politische Zusammenfassung der „Kirche", der vseudo-Gesamtheit der abendländischen Christenheit, war trotz der Auf- Dekreten, rechterhaltung des kaiserlichen Titels zerbrochen. Einen Ersatz suchte die Partei, welche vormals ein von Geistlichen geleitetes, unteilbares Kaisertum gewollt/) in Ausgestaltung der monarchischen Einheit der Kirche, an deren Spitze der Papst mit möglichst unbeschränkter Gewalt stehen sollte. Wahrscheinlich im Sprengel des Erzbischofs Jsbbo von Reims, der zu den eifrigsten Vertretern der Lotharifchen Partei gehört hatte, entstanden die sogenannten pseudo-istdorischen Dekretalen,**) „ein betrügerisches Machwerk, das so viel dazu beigetragen hat, die Macht der Päpste zu einer niemals gekannten Höhe zu erheben und Vorstellungen von dem Primat Petri zu erwecken, die allen früheren Zeiten fremd waren."***) Im Sinne dieser Fälschung, welche den römischen Bischof zum obersten Richter auf Erden setzte, sprach Nikolaus I. den Bann über Lothar Ii. ans und befleißigte sich gegen Ludwig d. D. und Karl d. K. einer Sprache, wie sie bis dahin Königen gegenüber unerhört war. — Als Lotbar Ii. 869 auf einer Reife nach > Italien starb, teilten seine Oheime im Vertrage von Meersen, *) Dümmler, Gesch. des Ostsränk. Reiches Bd. I S. 223. **) „Mit diesem Namen bezeichnet man seit Erwachen der Kritik int 16. Jahrhundert die zahlreichen unechten Briefe der alten Päpste (von Clemens bis auf Gregor d. G.), die einer umfänglichen, angeblich von Jsidorus Mercator verfaßten Kanonensammluna des 9. Jahrhunderts einverleibt sind." Realenzyklopädie für prot. Theologie u. Kirche. Herzog-Hauck Bd. Xvi, 1905, S. 267 ff. Siehe auch Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, Ii. Teil, 1900, S. 522 ff. ***) Giefebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, 1873, Bd. I S. 152.

19. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 32

1868 - München : Lindauer
32 Bajoarien unter d. Karol. Ludwig d. Deutschen. die Hauptstadt und der erste Königs sitz. Au die Stelle der (828) abgeschafften Aemter eines Statthalters und der beiden Misst ließ nun Ludwig der Deutsche ein Hofgericht treten, an dessen Spitze der Pfalzgras (comes palatinus) stand. Ihm war die Aufsicht über die Gaugrafen, die Verwaltung der könig- lichen Domänen, Güter und Gefälle und außerdem die Ent- scheidung der an den König gebrachten Rechtshändel übertragen. Nach dem Vertrage von Verdün, der Ludwig zum selbst- ständigen Könige aller deutsch eil Völker machte, verging bis Zu dessen Tode fast kein Jahr, in welchem er nicht mit den slavischen Völkern der Sorben, Böhmen und Mähren zu kämpfen hatte. Am meisten machten ihm die Mähren zu schaffen, die unter Rastislav oder Rastiz (846 — 870) und dessen Neffen Swiätopulk oder Zwentibold (872—894) beständig darauf ausgingen, das deutsche Joch abzuschütteln. Zn diesen Kämpfen nach Außen kamen noch die fortwährenden Kämpfe im Innern, hervorgerufen durch die Herrschbegierde, von welcher Ludwigs des Deutschen Söhne Karlmann, Ludwig und Karl erfüllt waren. Zuerst empörte sich Karlmann, den sein Schwieger- vater Ernst, Markgraf des Nordgaues22), unterstützte, und be- mächtigte sich Kärnthens und des östlichen Grenzlandes (861). Als der Vater aus das usurpirte Gebiet verzichtete, schritten auch die beiden jüngeren Söhne zur Empörung, die selbst eine im Jahre 865 vorgenommene Ländertheilung nicht ganz zu dämpfen vermochte. Die letzten Lebensjahre Ludwigs des Deutschen trübte noch ein arges Zerwürfniß, das zwischen ihm und seinem Bruder, Karl dem Kahlen von Frankreich, beim Erlöschen des karolingischen Zweiges in Italien^) eintrat. Ludwig dem Deutschen gebührte als dem ältesten überlebenden Sprossen des karolingischen Hauses die römische Kaiser- und die lombardische Königskrone. Karl der Kahle kam ihm aber hinterlistig in der Erwerbung derselben zuvor, indem er sich zu Rom am 25. Dezember 875 krönen ließ. Um den Betrug *) Die Söhne des Kaisers Lothar (p 855) waren schnell nacheinan- der ohne Hinterlassung männlicher Nachkommen gestorben: Karl, der dritt- geborne Sohn, im I. 863, Lothar Ii, der zweitgeborne Sohn, im I. 869, und der älteste Sohn Ludwig Ii im I. 875.

20. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 86

1891 - Dresden : Höckner
— 86 — mals der Sitz eines regen Seehandels und reger Gewerbthätigkeit (Tuchweberei) war, und im Süden der Sarazenen*) auf die reichen Handelsplätze Italiens und der Provence. Lothar I. (843—855) zog sich in das karolingische Familienkloster Prüm (bei Trier) zurück, nachdem er sein Reich unter seine Söhne Ludwig Ii. (Italien mit der Kaiserwürde), Lothar Ii. (Anstrasien mit Friesland, seitdem „Lotharingen") und Karl (Burgund) geteilt hatte. Nach dem Tode der beiden jüngeren Brüder vermochte Kaiser Ludwig Ii. nicht zu hindern, daß seine Oheime Ludwig 870 und Karl der Kahle sein Erbe 870 im Vertrage von Mersen (bei Mastricht) unter sich teilten und zwar so, daß Ludwig von „Ostfranken" die rein deutschen östlichen Gebiete erhielt („der Deutsche"). 2. „Westsrauken" war, obgleich vorwiegend romanisch, doch keineswegs ein nationales Ganze von festem inneren Zusammenhalt und außerdem durch die hier besonders feindlichen Gegensätze des Laienadels und der Kirche, des Königtums und der Vasallen innerlich zerrissen. Mit seiner weitgestreckten Küste, seinen zahlreichen aufblühenden Märkten und Klöstern ein verlockendes Ziel für die Plünderung-, aber auch für die Handelssorten der Normannen, stand es endlich unter einem ebenso begehrlichen wie ohnmächtigen Fürsten. Karl Ii. der Kahle (843 bis 877) bemächtigte sich nach dem Tode Ludwigs Ii. 875 auch Italiens und empfing Weihnachten875 vom Papst Johann Viii die Kaiserkrone. 3, Ostfranken, ein minder bevölkertes Bauernland ohne beträchtlichen Verkehr und trotz aller Selbständigkeit der einzelnen Stämme ein nationales Ganze, konnte unter dem kraftvollen und verständigen Ludwig dem Deutschen (843—876) dem Verfalle länger widerstehen, obwohl auch hier innere und äußere Kämpfe (Zerstörung Hamburgs durch die Normannen 845) nicht fehlten. Die Kirche sah hier ihre Hauptaufgabe in der Befestigung des der Düna und Wolga. Mit demselben wurde dann nach Unterwerfung der Slawen auch am oberen Dnjepr das gleichzeitig begründete Warägerreich von Kiew vereinigt und dieses die Residenz der skandinavisch-russischen Großfürsten (882). Auch hier nahmen die Normannen Sprache und Sitte des unterworfenen Volkes an. 0 Die Sarazenen hatten von Nordafrika aus seit 827 die Eroberung Siciliens begonnen, seit 841 sich auch in Unteritalien festgesetzt, 846 selbst Rom heimgesucht (Beraubung der Peterskirche, Seesieg Leos Iv. bei Ostia 849, Civitas Leonina) und von Spanien aus bald auch Sardinien und Cor-sica gewonnen.