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1. Das Mittelalter - S. 64

1889 - Gotha : Perthes
64 9. Jahrh. die Sammlung der sogen, pseudoisidorischen )cfretaten 1), nach denen hinfort nur vom Papste Bistmer errichtet, Bischfe ein- und ab-gesetzt. Synoden berufen und deren Beschlsse besttigt werden sollten. In Rom wurden diese hierarchischen Ideen schnell erfat; 86:$ bereits wagte es der Papst Nikolaus I., sich offen auf die pseudoisidorischen Dekre-taten zu berufen, die Beschlsse mehrerer lothringischer Synoden fr ungltig zu erklären und die Erzbischfe von Kln und Trier abzn-setzen. Bald erhob man sich zu der Vorstellung, da nicht blo die geistliche, sondern auch die weltliche Macht vom Papsttum abhnge, ja da von ihm die kaiserliche Wrde verliehen werde2). In der That hatte bereits Ludwig Ii. (850, noch bei Lebzeiten des Vaters) durch die Salbung des Papstes in Rom das Kaisertum erhalten. Als bei seinem Tode (875) ein anerkannter Erbe fehlte, benutzte Johann Viil die gnstige Gelegenheit, frei der die Kaiserwrde zu verfgen. Eine ppstliche Gesandtschaft lud Karl den Kahlen nach Rom. wo dieser Weihnachten 875 zum Kaiser gekrnt ward. Freilich war die Idee einer ppstlichen Wellherrschaft verfrht in einer Zeit, wo die gesamte Christenheit. Staat wie Kirche, von zahlreichen ueren Feinden, denen das Papsttum ohnmchtig gegenber stand, bedroht ward und diese Not ein starkes Kaisertum gebieterisch forderte. C. pte Angriffe uerer Aeinde. Von allen Seiten wurde das frnkische Kaiserreich bedrngt. a) Im Sden waren die Araber in das byzantinische Sicilien ein-gedrungen (827) und drohten von da aus Italien 3) das Schicksal Spaniens zu bereiten. b) Im Norden erhob sich ein noch furchtbarerer Feind, die Nor-mannen; Abenteuerlust und Glaubensha trieb sie in gleicher Weise zu ihren Raubfahrten. Vom Meere aus liefen sie mit ihren Geschwadern m die Garonne. Loire. Seine, Schelde, den Rhein und die Elbe ein und verwsteten das Land weit umher. Bordeaux (a. d. und. Garonne). Tours (a. d. Loire). Rouen (a. d. und. Seine), Paris sanken mehr als einmal Durch sie in Asche; 845 ward Hamburg gnzlich zerstrt, das von Ludwig d. Fr. 831 zum Sitz eines Erzbistums^) bestimmt worden war und die groartige Aufgabe 1) In Spanien war um 630 eine Sammlung kirchl. Grundgesetze u. ppstl. Dekretalen fr den Gebrauch der span. Kirche angefertigt worden; sie galt flscht als Werk des Jsidorns, Erzbifchois v. Hispali (Sevilla). Die spanische (isidoris-e) Sammlung ward jetzt im Frankenreiche teils im einzelnen, teils durch Zusetzung von ganzen Schriftstcken (94 ppstl. Schreiben) geflscht. Erst in der Reformationszeit ist der Betrug aufgedeckt worden. 2) Die kirchliche Weihe ist immer vom Papste erteilt u. auch eingeholt worden, aber erfordert, zur Fhrung des kaiserl. Namens war sie nicht. Karl d. Gr. hatte s. Sobne Ludwig 813 zu Aachen die Kaiserwrde verliehen u. ihm die Krone anss Haupt gesetzt; erst nachtrgt, ward er 816 vom Papst in Reims gesalbt. Ebenso empfing Lothar 817 aus der Hand des Vaters die kaiserl. Krone u. erst 823 in Rom die kirchl. Weihe. 3) 846 ward in Rom St. Peter u. St. Paul ausgeplndert; seit 848 arbeitete Leo Iv. an der Wiederherstellung der rmischen Mauern; auch das vatikanische Gebiet, in dem St. Peter stand, ward nun in die Befestigungen hineingezogen. Die neue Stadt auf d. r. Seite des Tiber hie civitas Leonina; hier am Tiber lag die Engels brg (das alte mausoleum Hadriani). 4) Das Erzbist. Hamburg war Anskar, dem Apostel des Nordens. 831 bergeben worden; bei s. schwachen Mitteln gewann das Erzbist. ansngl. dem in Dnemark u. Schweden neu erstarkten Heidentum gegenber wenig Boden; erst nach der Bereinigung mit Bremen (848) entfaltete es mit greren Mitteln eine reichere Wirksamkeit.

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1. Altertum und Mittelalter - S. 207

1911 - Stuttgart : Bonz
207 die merkwrdige Flschung der pfeudo - isidorischen Dekretalien bei (so genannt nach dem angeblichen Verfasser, Bischof Isidor von Sevilla f 636). Um 850 entstand im Westfrankenreich jene Sammlung von alten ppstlichen Dekretalien und Konzilsbeschlssen. der 90 von diesen alten Papstschreiben waren erdichtet. : Die Sammlung ging darauf aus, die Bischfe gegen die Fürsten und die weltliche Gewalt zu schtzen. Kein Laie kann einen Bischof richten; nur Bischfe knnen der einen Bischof ein Urteil fllen; das endgltige Urteil steht nur dem rmischen Bischof zu. Im Interesse der Bischfe wird der Primat des Bischofs von Rom in der strksten Weise betont. Die Flschung fand bald ihren Weg nach Rom, wo sie fortan als Hauptgrundlage fr die ppstlichen Ansprche verwertet wurde. Dieses Werkzeug wurde im guten Glauben an seine Echtheit zuerst von Nikolaus I. (858867) gehandhabt. Sein Pontifikat ist bedeutsam dadurch, da er 1) in der Ehesache des Knigs Lothar Ii., der seine Gemahlin verstie, das oberste Richteramt auf Erden mit Erfolg beansprucht hat, 2) den Versuch machte, auch die griechische Kirche seinem Gebot zu unterwerfen. Er fand dabei an dem gelehrten Patriarchen Photius einen gewandten Gegner. Der Kampf diente nur zur Ver-grexnng der Kluft zwischen Rom und Konstantinopel, die unter Leo Ix. 1054 zur vlligen Scheidung fhrte. Auf der Hhe, die Nikolaus I. einnahm, behauptete sich freilich das Papsttum noch nicht, es geriet vielmehr im 10. Jahrhundert in traurigsten Verfall. Zweite Periode. Die Hhezeik des Mittelalters. Kaisertum und Papsttum. Die Kreuzzge. I. Die Aufrichtung des deutschen Reiches unter den schsischen Kaisern. 1. Deutschland unter den letzten Karolingern. Das oft - frnkische Reich (von einem deutschen Reich war noch nicht die Rede) war noch das krftigste unter den karolingifchen Reichen, dennoch entging es dem allgemeinen Verfall nicht, a. Ludwig der Deutsche (843876), der tchtigste Sohn Ludwigs des Frommen, schob durch den Vertrag von Meersen (870) die Grenze bis zur Schelde, zu den Vogesen, Mosel und Maas vor. Nach heutiger Lnderver-teilung wurden Belgien diesseits der Schelde, Luxemburg, die fran-zsischen Departements Vogesen und Meurthe-et Moselle vollstndig, von den Departements Ober-Marne, Maas, Ardennen, Nord Teile an das Ostreich angeschlossen." Diese Reichsgrenze blieb so bis zum Westflischen Frieden. Ludwig hatte mit seinem Bruder Karl manchen Streit, sonst kmpfte er glcklich mit den Normannen wie

2. Khosru II. bis Columbo - S. 559

1829 - Leipzig : Cnobloch
559 Mitregent Athelstan. Ihm folgte daher als Kö- nig sein zweiter Sohn Ethelbald. Lothar I. f Ludwig, Kaiser und König, stirbt ^ Karl, König von Burgund. 655. ( Lothar, König von Lothringen. Jm Jahre 855 entsagte Lothar I. der Ne- gierung, und begab sich in's Kloster Prüm (im Trierschcn). Seine drei Söhne theilten nun, seinem Willen zu Folge, sein Land. Ludwig (Ii.) erhielt die Kaiserwürde und Italien als Kö- nigreich; Karl bekam Burgund, und Lothar (Ii.) alles Land zwischen dem Rhein und der Schelde, und vom Ursprünge der Maas bis an den Zusammenfluß der Rhone und Saone, nach ihm von dieser Zeit an Lothringen genannt. — Lo- thar I. starb noch in demselben Jahre. Papst Nikolaus I. Seit dem Jahre 858 saß auf dem päpstlichen Stuhle Nikolaus I. — Papst Le o Iv. — er war es vom Jahre 847 bis zum Jahre 854 — setzte schon seinen Namen dem der Könige und selbst dem des Kaisers vor. Papst Nikolaus I. aber, so wie sein Nachfolger, enthielt sich, einen Weltlichen, mochte er auch noch so angesehen seyn, selbst auch den Kaiser — Herr zu nennen. Die- ser Nikolaus war auch der erste Papst, der sich die Krone beilegte, und sich krönen ließ. Auch be-

3. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 10

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
10 I. Das theokratische Weltreich Karls des Großen. zur Rhonemündung im Westen und durch den Rhein im Osten begrenzt wird, ein Gebiet von sprachlich und national bunt gemischter Bevölkerung. Das östlich davon gelegene Reich Ludwigs des Deutschen war rein germanisch, Karls des Kahlen Gebiet im Westen natürlich überwiegend romanisch. Auch unter den Söhnen Lothars fand sich keine Persönlichkeit, die den mit der Kaiserkrone verbundenen Machtansprüchen Geltung verschaffen konnte. Einer von ihnen mußte sich in einer Ehescheidungsangelegenheit sogar dem Willen des Papstes Nikolaus I. beugen. Nikolaus konnte sich auf die Bischöfe stützen, während die großen Erzbischöfe für den König eintraten. Die Bischöfe konnten hierbei mit .Jöilfe des Papsttums ihre Abhängigkeit von den Metropoliten lockern, ein Bestreben, das dem Papsttum nur willkommen sein konnte, da der Gedanke einer landeskirchlichen Entwicklung unter Führung etwa des Erzbischofs von Lyon oder von Rheims dadurch verhindert wurde. Zn dieser Zeit entstanden die „pfeudoisidorifchen Dekretalen", deren Hauptgedanke die Befreiung der Bischöfe von der Gewalt des Königs ist, während dem Papsttum in erfundenen alten Briefen und Konzilsbeschlüssen eine ungeheure Machtfülle zugesprochen wird. Verwirklichen ließen sich diese Ansprüche der Kirchenpartei noch nicht, aber sie blieben ein aussichtsvolles Programm für die Zukunft. Nach dem Aussterben der Linie Lothars teilten Ludwig und Karl im Vertrage von Merfen 870 das Mittelreich; der nördliche Teil fiel an Ostfranken, der südliche an Westfranken. Die Kaiserwürde ging für einige Zeit auf Ludwig und feine Nachfolger über; doch wurde sie bedeutungslos, da dem deutschen Königtum zunächst dringendere Aufgaben gestellt waren. Es handelte sich vor allem um den Schutz der Nordfeeküste gegen die Angriffe der Normannen jenes Zweiges der Nordgermanen, der damals in eine Periode der Wanderung eintrat. Auf ihren kleinen, schnellen Schiffen fuhren sie die Flüsse aufwärts und verheerten weithin das Land. Ihrer Angriffe wegen mußte das unter Karl dem Großen in Hamburg gegründete Erzbistum nach Bremen verlegt werben; von bort aus betrieb Erzbischof Ansgar die Bekehrung der fkanbinavifchen Länber. Von Osten her, aus den ungarischen Ebenen, brangen die Magyaren vor, die besonders Bayern und Sachsen, aber auch Franken heimsuchten. Das Königtum war nach dem Tode Lubwigs des Deutschen nicht mehr imstanbe, an allen gesährbeten Orten wirksamen Schutz zu gewähren. So bilbeten sich wieber lanbfchaftliche Gewalten heraus, die biefe Aufgabe an Ort und Stelle übernahmen. Es treten einheimische Lerzöge an die Spitze der Stämme: Bayern, Schwaben, Franken, Sachsen, Loth-

4. Bd. 5 - S. 314

1846 - Braunschweig : Westermann
314 Zweites Kap. Religion. trächtigen Karl dem Kahlen die Kaiserkrönung um sclbstbestimmten Preis; Len jüngeren Lothar, welchen der Oheime Ländergier beängstigte, forderte schon früher Nikolaus I., einer Ehescheidung willen, frech vor seinen Richter- stuhl. Derselbe Papst verkündete in seinen vielen apostolischen Briefen, zumal in der Fehde wider Phot ins, überhaupt durch Schrift und That, seinen Hcrrschersinn und seine hochfahrenden Entwürfe. Auch gelang ihm, durch Einschwärzungen der pseudo-isidor'schen Dekretalien-Sammlung, (s. oben die Rubrik der Gesezgebung, S. 272) seinen Anmaßungen eine ge- sezliche Grundlage zu geben, und jenes, was erst kürzlich durch die That auf- gekommen, als ein altes Recht geltend zu machen. Hiedurch wurde — nach dem Geiste der damaligen Zeit und nach der allgemeinen Weltlage — unermeßlich viel gewonnen, ja selbst für die Zukunft ge- sichert. Kaum mochte mehr die Freiheit, fo wenig der Kirche als des Staates, in dem ungleichen Streite wider das wohlbefestigtc und gewaltig fortschreitende Papstthum auskommen. Nur zufällige Umstände verursachten einige Unter- brechung. Die langdauernden Zerrüttungen Roms, die unter einer Reihe nichts- würdiger Päpste gehäuften Frevel und Skand-ale erniedrigten den heiligen Stuhl und hielten dessen Inhaber von größeren Unternehmungen ab. Als aber der Ottone Schwert Italien ein bleibendes Gescz gegeben und Rom, mit der Kaiserkrone, in's Loos der teutschen Könige gebracht hatte, da be- drohte derselben jugendliche Majestät von Neuem das Papstthum mit völliger Unterwerfung. Denn, ob auch der Papst den Kaiser krönte, und darum, nicht unscheinbar, die Kaiscrwürde als von seiner Verleihung abhängig be- trachtete, so konnten doch seine Worte wider die Waffen der Teutschen nicht auskommen, wenn diese Teutschen zu ihrem Könige standen. Solches wurde zumal unter Heinrich Hl klar, welcher aus dem Concil zu Sutri (1046) drei Päpste absczte und an ihrer Stelle Clemens H. ernennen ließ, zugleich aufs Feierlichste das kaiserliche Bestätigungsrecht der Papstwahlen ver- kündete. Doch von kurzer Dauer war solche kaiserliche Macht. Wir haben den plözlichen Umschwung dieser Verhältnisse in der teutschen Geschichte dar- gestellt (S. 76 ff. dann 83 ff.), wir haben den Sohn Heinrich's Ui-, den unglücklichen Heinrich Iv., als Bittenden vor Canossa, als vcrsiuchten, entsezten, lebenslänglich bedrängten, ja im Tode noch verfolgten Kaiser ge-

5. Mittelalter - S. 59

1896 - Stuttgart : Neff
Winden und Monaten deutsche Namen; auch eine Art Volksunterricht durch Kloster- und Kirchenschulen strebte er, freilich ohne nachhaltigen Erfolg, an. Karl setzte in einem Gesetz über „die Teilung des Reichs“ 806 seine drei ehelichen Söhne zu Erben des Reichs ein, das hienach in drei selbständige Teilreiche zerfallen wäre; aber 810 starb Pippin, 811 Karl, der älteste der Söhne. So erklärte er 813 Ludwig zum Erben des Gesamtreichs und der Kaiserwürde (s. § 17); Bernhard, der Sohn Pippins, erhielt das Königreich Italien unter kaiserlicher Oberhoheit. Am 28. Januar 814 starb Karl in einem Alter von siebzig Jahren. Kapitel V. Verfall und Auflösung des Karolingischen Reichs. § 19. Ludwig der Fromme und seine Söhne. Ludwig der „Fromme“ (814—840), in Aquitanien für eine einseitig kirchliche Richtung gewonnen, stellte im Anfang seiner Regierung manche Missstände ab, die in den letzten Jahren seines Vaters, besonders hinsichtlich der Bevölkerung Aachens und der am Hof herrschenden Sitten, eingerissen waren. In dem Verhältnis zu den ändern Mächten wirkte zunächst die Stellung, die Karl dem Reich geschaffen hatte, nach: nachdem Papst Stephan Iv. seine Wahl und Weihe dem Kaiser nachträglich angezeigt und 816 Ludwig, wie auch 823 dessen ältesten Sohn und Mitkaiser Lothar, gekrönt hatte, wurden 824 durch diesen die kaiserlichen Hoheitsrechte in Rom sicher gestellt und die Römer verpflichtet, keinen Papst weihen zu lassen, ehe der Kaiser die Bestätigung ausgesprochen hätte. Ein dänischer Thronstreit gab Anlass zu einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten Dänemarks, womit die Anfänge der Verbreitung des Christentums bei den Nordgermanen oder Normannen durch Anskar, den ersten Inhaber des für diesen Zweck 831 gegründeten, 848 mit Bremen vereinigten Erzbistums Hamburg, verbunden waren. Andererseits wurden schon bald die Grenzen des Reichs von den feindlichen Nachbarn ungestraft geplündert. Während die weltlichen Grossen Selbständigkeit der Reichsteile anstrebten, war es der Kirche um Erhaltung der Reichs-

6. Weltkunde - S. 125

1896 - Hannover : Helwing
125 in die Häuser und Herzen der Sachsen. Nach einem Menschen- alter waren sie bereits im großen und ganzen ein christliches Volk. Bei Beginn der Sachsenkriege rief der Papst den König Kart um Hülfe an gegen den Langobardenkönig Desiderius. Von den Mauern feiner Hauptstadt Pavia erschaute dieser den „eisernen Kart", der sich mit feinem Heervolk um die Festung lagerte. Desiderius mußte sich gefangen geben. Karl steckte ihn ins Kloster und ließ sich als König der Langobarden huldigen (174). — Wenige Jahre darnach baten Fürsten der Mauren in Spanien den Frankenkönig um Hülfe gegen ihren Oberherrn. Karl zog hin und drang siegreich bis über den Ebro vor. Als er durch die Pyrenäen heimzog, wurde seine Nachhut von Feinden überfallen. In diesem Kampfe frei Held R o l a n d. von Ganclon verraten (778). Karls Sohn. Ludwig, hat fpäter Spanien bis zum Ebro erobert und als „spanische Mark" (d. i. Grenzland) dem Franken- reiche zugefügt. Auch gegen Südosten ist Karls Macht vorgedrungen. Zu- nächst wurde der ungetreue B a y ern h erzo g abgesetzt (788). Dann zog Karl gegen die Avaren rn Ungarn, nahm ihnen unermeßliche Schätze und das Land zwischen Enns und Raab ab. Dieses Gebiet schlug er als „Ostmark" zu seinem Reiche. — Endlich hat Karl die Wenden an der Elbe und Saale und die Dänen besiegt und zum Schutze seiner Eroberungen Marken und Burgen (Halle, Magdeburg, Hamburg) angelegt. — Das Ziel war erreicht. Karls Reich umschloß alle deutschen Stämme, ja noch fremde Gebiete dazu. Am Weihnachtsfeste 800 wurbc König Karl römi- f cf) e r Kaiser. Im Jahre 799 kam nämlich der Papst ans Rom zum Könige Karl nach Paderborn und flehte dessen Schutz an. Karl zog mit einem Heere nach Rom und setzte den Papst wieder ein. Als nun der König am Weihnachtsfeste in der Peterskirche am Altare knieete, setzte der Papst ihm eine goldene Krone aufs Haupt. Da rief das versammelte Volk: „Heil und Sieg dem großen, friedebringenden Kaiser der Römer!" Knieend huldigte nun der Papst dem Kaiser und dieser gelobte, die heilige Kirche mit starkem Arme zu schützen. — Das alte römische Kaisertum war wieder aufgerichtet, aber das Reich war nun „das h. römische Reich deutscher Nation". Es sollte ein christliches Weltreich sein, in welchem der Kaiser als höchster weltlicher Herr, der Papst als das Oberhaupt der christlichen Kirche walten sollte. Die Neichsregierung führte Kaiser Karl mit hoher Weisheit und Kraft. Er hatte sein ganzes großes Reich in Gaue (im Innern) und Marken (an den Grenzen) geteilt. Über jeden Gau setzte er einen Gaugrasen, in jede Mark einen Markgrafen. Der Graf mußte Karls Befehle ausfübren, das Gericht halten und den Heerbann führen. Sendgrafen hatten alljährlich nach- zusehen, ob die Beamten ihr Amt treu verwalteten. Jedes Frühjahr versammelte Kaiser Karl die Großen seines Reiches um sich (Maifeld) und dielt Rat mit ihnen, was zum Wohl des Reiches zu thun nötig sei. Die Gesetze, welche hier beschloßen wurden, ließ der Kaiser aufschreiben und im ganzen Reiche be- kannt machen. Daneben war Karl d. Gr. unablässig bemüht, für das leibliche und geistige Wohl seiner Unterthanen zu sorgen. Seine Domänen waren Muster- wirtfchasten, an denen die umwohnenden Bauern lernen konnten, wie man in vorteilhaftester Weise den Acker bauen, Viehzucht und Bienenzucht treiben müsse, wie man die gewonnenen Rohstoffe (Wolle, Flachs rc.) verarbeiten und mit Nutzen verkaufen könne. Er stiftete Schulen bei Klöstern und Kirchen. Seine Hofschule sah er selber nach. Er befahl, dem Volk Predigten in deutscher

7. Geschichte der neueren und der neuesten Zeit - S. 163

1913 - Braunschweig : Appelhans
- 163 - 31. Dezember 1851 f) Diese Verfassung wurde wieder zurckgezogen nach den Siegen in Italien und Ungarn. Ergebnis: sterreich blieb absolute Monarchie. 2. Die Erhebungen der nichtdeutschen Provinzen. A. In Bhmen erstrebten die Tschechen Sonderstellung der Lnder der Wenzelskrone und Gleichberechtigung der tschechi-schen Sprache. Juni 1848 Allgemeiner Slawenkongre zu Prag. Aufstand in Prag durch Windischgraetz niedergeschlagen. B. In Italien Aufstnde fr Freiheit und (Einheit: I. Aufstand in Venedig: Republik unter Manin. Ii. Aufstand in Mailand, untersttzt durch Karl Albert von Sardinien. Der sterreichische Feldmarschall Radetzky schlug Karl Albert und warf die Aufstnde nieder: Siege bei Custozza^) (Juli 1848) und Novara (Mrz 49).2) Folgen 1. Karl Albert dankte ab: Viktor Emanuel Ii. 1849-1878. 2. Herstellung der frheren Zustnde in Oberitalien. 3. sterreich warf auch die Aufstnde in Mittelitalien nieder - (Modena, Parma, Toskana).^) C. In Ungarn erstrebten die Magyaren die Unabhngigkeit ihres Landes und Herrschaft ihrer Nation der Deutsche, Rumnen und Slawen. Daher Kampf gegen sterreich und die nichtmagyarischen Völker, besonders Iellachich, den Banus von Kroatien, den Fhrer der Sdslawen. Zuerst Siege der sterreicher, dann Niederlagen durch das ungarische Nationalheer unter Grgey. Ende April 1849 Rckzug der vollstndig geschlagenen sterreicher. April 1849 Der ungarische Reichstag erklrte auf Antrag von Ludwig Kossuth die Absetzung des Hauses Habsburg: Ungarn Republik. Umschwung: 1. Die Gemigten waren Gegner einer Republik. 2. Nikolaus I. von Rußland sandte in edelster Bereitwilligkeit" den sterreichern ein Heer. Aug. 1849 Vilagos - Grgey ergab sich mit 22000 Mann den Russen. (Ergebnis: Ungarn wurde sterreichische Provinz. *) Bei Verona. 2) In Piemont. 3) Auch in Rom war gegen Pius Ix. (1846-1878) ein Aufstand ausgebrochen: Republik unter Mazzini und Garibaldi. Juli 1849 die Franzosen eroberten Rom zurck fr Pius Ix. Franzsische Besatzung bis 1870. 11*

8. Die Entwicklung des Papsttums bis auf Gregor VII. - S. 21

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
14. Papst Nikolaus I. (858—867) 21 sondern stellten (der Anklage) einige Aufreizungen wahrscheinlicher Gründe . . . entgegen, faßten sie schriftlich ab . . . und übersandten sie durch die Erzbischöfe Gunthari von dolonia Agrippina und Theotgaud von Trier in Gallia Belgica an Nikolaus, den Gberpriefter des apostolischen Stuhles, zur Bestätigung. Dieser berief ein Konzil der Bischöfe der Stadt Rom, verdammte die Synode von Metz, setzte die an ihn geschickten Bischöfe ab und schloß sie von der kirchlichen Gemeinschaft aus. b) Päpstliches Schreiben an die fränkischen Bischöfe' 863. Nikolaus, Knecht der Knechte Gottes, Unfern ehrwürdigen und heiligen Brüdern, den (Erzbischöfen im Reiche des germanischen Königs Ludwig (bzw. des ruhmreichen Königs Karl). Das verbrechen, das der König Lothar — wenn der in Wirklichkeit noch König genannt werden kann, der durch keine heilsame Sucht die Begierden seines Leibes zügelt, sondern in wollüstiger (Entartung vielmehr ihren unerlaubten Regungen nachgibt — an den zwei Frauen, Uchcotberga und waldrada, begangen hat, ist allen bekannt. Aber auch daß er schon längst die Bischöfe Theotgaud und Gunthari bei solcher Tat zu Schützern und Begünstigern gehabt hat, berichtet Uns schon fast alle Welt, die von überall her zu den Schwellen (der Peterskirche) und dem apostolischen Stuhle zusammenströmte, während auch Abwesende dasselbe Unserem Apostolat schriftlich meldeten. Dies mochten wir um so weniger glauben, als wir von Bischöfen solches zu hören gar nicht erwarteten; bis sie selbst zur Seit des Konzils nach Rom kamen und vor Uns und der heiligen Synode so erfunden wurden, wie sie von vielen gar oft dargestellt worden waren. .. . Also sind sie, da die heilige Synode mit Uns entschied, gegenwärtig abgesetzt, vom Priesteramte ausgeschlossen und von der Leitung ihres Bistums unzweideutig enthoben. Daher möge sich (Eure Brüderlichkeit . . . hüten, diese, die wir verworfen haben, in der Liste der Bischöfe zu führen. ... c) Die westfränkischen Reichsannalen zu 864. . . . Der Kaiser Ludwig faßte es auf Anstiften (Buntharis als persönliche Kränkung auf, daß der Papst die Abgesandten feines Bruders Lothar... abgesetzt hatte, und sich vor Wut nicht fassend, reiste er in Begleitung derselben Gesandten Theutgaud und Gunthari mit seiner Gemahlin nach Rom, in der Absicht, die Bischöfe vom römischen Papste wieder einsetzen zu lassen oder, wenn er das nicht tun wollte, irgendwie feindlich Hand an ihn zu legen. Als nun der Papst das hörte, sagte er für sich und die Römer ein allgemeines Fasten mit Bittgesängen an wie aber der Kaiser nach Rom kam . . ., wurde die Geistlichkeit und das Volk von Rom . . . von den Leuten des Kaisers, als sie die Stufen vor der Kirche des heiligen Petrus zu ersteigen begannen, zu Boden geworfen, . . . geprügelt und mit zerbrochenen Kreuzen und Fahnen ... in die Flucht gejagt. .. . Sobald der Papst, der 1 Ann. Fuldenses und Bertiniani.

9. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 51

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die späteren Karolinger. 51 lichsten Angriffe. Die schlimmsten Feinde waren die normannischen ^Nor-„Wikinger", die, in ihrer Unabhängigkeit durch die Bildung eines norwegischen Gesamtkönigtums bedroht, von wilder Abenteuerlust erfüllt, in die Ferne zogen, teils zu kühnen Raubfahrten, teils zu Ansiedlungen in neuer Heimat. Wie sie Island besiedelten und von dort Grönland und die amerikanische Küste, das Winland, entdeckten, wie sie sich in England festsetzten, bis Alfred der Große ihrem Vordringen Einhalt tat, wie sie unter Rurik, dem Stammvater des russischen Herrscherhauses, bei Nowgorod ihre Herrschaft begründeten, so besuchten sie auch die Küsten des fränkischen Reichs, aber nur in räuberischer Absicht. Sie fuhren in die Ströme ein, verbrannten Hamburg, dessen erzbischöflicher Sitz nach Bremen verlegt wurde, und brandschatzten Köln und Paris so gut wie die Gestade des Mittelmeeres?) Zur selben Zeit bildete sich in Mähren unter S w a t o p l u k (Zwen- niä|ra,Le tibold) ein mächtiges slavisches Reich, das noch gefährlicher hätte werden Reich, können, wenn nicht bald darauf die Magyaren, ein finnisch-tatarisches Reitervolk, in den Donauniederungen erschienen wären und die Mähren von Osten her bedroht hätten. Endlich entrissen im 9. Jahrhundert die Araber (Sarazenen) den Oströmern Sizilien, wo Palermo ihre Die Araber, glänzende Hauptstadt wurde, und drangen bis in das mittlere Italien vor, während sie zugleich die Küsten brandschatzten. § 47. Die letzten Karolinger. Während dieses Niederganges der Reichsgewalt nahm das P a p st t u m einen mächtigen Aufschwung. Nach- j dem Gregor Iv. bereits die Rolle eines Schiedsrichters in den Händeln der Kaisersamilie gespielt hatte, sprach Nikolaus I., einer der hervor- um 860. ragendsten Päpste, es aus, daß das Papsttum zur unumschränkten Gewalt über die Kirche berufen sei; keine weltliche Gewalt könne der Kirche ge- L. y M bieten, vielmehr hätten auch Kaiser und Könige in geistlichen Dingen ihr zu gehorchen. In demselben Jahrhundert entstanden in Westfranken die sog. pseudo isidorischen Dekretalen, eine dem Bischof Jsi-dorus von Sevilla zu Unrecht zugeschriebene Sammlung von Aktenstücken, die Echtes und Gefälschtes nebeneinander enthielt und den Zweck verfolgte, die Kirche gegen alle Eingriffe der weltlichen Gewalt zu sichern und dem Papsttum die höchste Gewalt über die Kirche zuzusprechen. 1) 912 siedelte sich der Normannenherzog Rollo (Rolf) in der nunmehr so genannten Normandie an und leistete Karl dem Einfältigen den Lehnseid. Von hier aus eroberten die Normannen später Unteritalien — von wo aus sich wiederum Boemund im ersten Kreuzzug das Fürstentum Antiochia erwarb —, und 1066 England. 4*

10. Teil 2 - S. 90

1887 - Hannover : Helwing
öereüs wieder durchgesetzt hatte; auch hier entwickelte sich die fränkischromanische Nation bestimmter als bei der Verbindung mit germanischen Völkern. Die natürlichen Stammesunterschiede von früher traten in ihrer alten Schroffheit nicht wieder hervor. Während aber im West-reiche das Lehnswesen die Freiheit des niederen Mannes erstickte und alle niederen Kreise in Abhängigkeit von mächtigen Lehnsfürsten brachte, hatte im Ostreiche die Gemeinfreiheit stärkere Wurzeln, und der König konnte noch die Streitmacht der Masse unmittelbar aufbieten. Dadurch lag für die nächste Zeit die überlegene Kraft in Ludwigs des Deutschen Händen. Lothars Reich war zu längerem Bestände zu schwach und gebrechlich, trotzdem die alten Hauptstädte Rom und Aachen ihm zugehörten; es bestand fast zu gleichen Teilen aus romanischen und germanischen Elementen ohne nationalen Zusammenhang. Lothar teilte vor seinem Ende (855) sein Reich unter seine drei Söhne. Ludwig Xi. überlebte seine Brüder, die ohne Erben starben. Aber er konnte nicht verhindern, daß seine Oheime über sein Reich herfielen und es teilten. Im Vertrage zu Meerfen bei Mastricht (870) wurde die Grenze, wo die welsche und deutsche Sprache sich schieden, auch die Landesgrenze zwischen Frankreich und Deutschland. c. Hebung des Papsttums; Sinken der Kaisermacht; die Normannen. Wahrend das Kaisertum von seiner Höhe sank und der kaiserliche Name seinen heiligen Klang verlor, versuchte es der Papst zum erstenmal, an Stelle der abnehmenden weltlichen Macht die getrennten Staaten des Abendlandes unter Roms geistliche Herrschaft zu bringen. Die erste Anregung hierzu ging nicht vom Papste, sondern von Westfranken aus, wo ein betrügerisches Machwerk, die (Pseudo-) Isi dorischen Dekretalien (um 850) das Papsttum zu einer Höhe brachten, die allen früheren Zeiten fremd war. Dieses Schriftstück enthielt angeblich Beschlüsse alter Kirchenversammlungen, daneben aber etwa hundert untergeschobene päpstliche Schreiben, deren Sammlung betrügerischer Weise dem Bischof Jsidorus von Sevilla zugeschrieben wurde. Diese Dekretalien gaben dem Papste ein unbeschränktes Ansehen über alle anderen Bischöfe und stellten die geistliche Macht als von der weltlichen völlig unabhängig dar. Der Papst allein sollte eine allgemeine Synode berufen können; alle Synodalbeschlüsse bedurften seiner Bestätigung; er allein wollte in allen wichtigen Kirchensachen entscheiden, Bistümer errichten und Bischöfe versetzen. Die Forderungen der Jsidorischen Dekretalien nahmen hierdurch die wichtigsten Rechte der Könige für den Papst in Anspruch. Der Verfasser des Trugwerkes wollte die Weltherrschaft der Kirche anbahnen, es sollte ein päpstliches Kaisertum aufgebaut werden, in welchem in vieler Hinsicht die weltlichen Einrichtungen Karls des Großen vorbildlich wurden. Um diese Zeit saß auf dem Stuhle Petri Nikolaus I., einer der kühnsten und klügsten Priester aller Zeiten. Er zuerst berief sich offen auf Isidor und brachte allen Widerspruch gegen die Dekretalien zum Schweigen, so daß dieselben bis zum Ende des Mittelalters für echt gegolten haben. Der Papst beeilte sich, der Welt zu zeigen, daß ihm die

11. Freie und Hansestadt Hamburg - S. 2

1911 - Leipzig : Voigtländer
brg erwhlt. In Rom wurde er mit dem Pallium bekleidet und zugleich mit dem Missionsamte fr die nordischen Völker betraut. Allein nur ganz allmhlich gelang es Ansgar, dem Christentum festen Boden zu gewinnen. Er grndete ein Kloster mit Schule und Bibliothek, um Helfer fr das Missionsamt heranzubilden. Im Jahre 845 traf die junge Stiftung ein schwerer Schlag. Eines Abends erschienen pltzlich 600 nordische Piratenschiffe vor Ham-brg, plnderten und zerstrten die Stadt. Ansgar rettete nichts als das nackte Leben und die heiligen Reliquien. Hamburg war ein Trmmerhaufen. Ludwig der Deutsche nahm sich des Heimat-losen Kirchenfrsten an; auf seine Veranlassung ward Ansgar vom Papste Nikolaus I. mit dem Bistum Bremen betraut. Auerdem beschlossen die deutschen Bischfe auf einer Synode zu Mainz, da hinfort die Sprengel von Bremen und Hamburg eine einzige erz-bischfliche Dizese bilden sollten. Auch diesen Beschlu genehmigte der Papst. Ansgar kmpfte seine Gewissensbedenken gegen den Wechsel nieder und siedelte nach Bremen der, beseelt von dem Wunsche, die nordische Mission von neuem aufzunehmen, und in diesem Entschlu ermutigt durch die ihm nun zur Verfgung stehen-den reichen Mittel der Bremer Kirche. Das Werk, das er in jungen Jahren in den nrdlichen Lndern begonnen, war inzwischen durch Aufruhr des heidnischen Volkes zertrmmert. Ansgar begann seine Arbeit unermdlich von neuem, er gewann die Fürsten und durch sie das Volk. Bald war das Christentum in Dnemark und Schwe-den gesichert. Christliche Kirchen erstanden, und das Gelute der Glocken, einst den heidnischen Ohren so widrig, erscholl der das Land. Im 64. Lebensjahre rief der Tod Ansgar aus einem reich gesegneten Leben ab. Sein vertrauter Schler und Nachfolger im Amte, Rimbert, hat uns sein Leben beschrieben. Auf der Trost-brcke steht heute das Denkmal dieses ersten groen Mannes aus Hamburgs Geschichte. 3. Die Erzbischfe Adaldag und Unwan. Aus Rimberts und seiner nchsten Nachfolger Zeiten wissen wir der Hamburg kaum mehr, als da die Stadt während des Verfalls der karolingischen Monarchie oft von Raubzgen der Normannen und Slaven heimgesucht und zer--strt wurde. Die noch ganz aus Holz aufgefhrten Gebude konnten schnell vernichtet, aber bei dem damaligen Reichtum an Waldungen auch schnell wieder aufgebaut werden. Die nordische Mission lag in dieser Zeit danieder, erst unter Erzbischof Adaldag, dem Freunde der Dttonen, nahm sie neuen Aufschwung; das Erzstift gewann Suffragan-bistmer, Oldenburg, Schleswig.,,,.Ripen und Aarhus. Erzbischof Unwan, Zeitgenosse des letzt^Maa-enkaisers, Heinrichs Ii., gab dem Erzbistum eine Verfassung^>^em-%wff Mnchen bildete er das Domkapitel und vertraute ihm jotf^wn eimnscholastikus geleitete Schule an. 4. Erzbischof Admeht^Pe^bekannteste unter den Hamburger Erzbifchfen ist Adalbe^Erm^und Freund Kaiser Heinrichs Iv. Von edler Gestalt, regevmeim^amos in seinem Lebenswandel, wohlwollend gegen Nie^^,xa|^ystiptg gegen seinesgleichen, dabei

12. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. XII

1859 - Lübeck : Rohden
r Xh Inhalt. Seite Xix. Ausbreitung der Kirche über das nördliche Europa und Aufrichtung des Papstthums. Die Heiden werden geweidet mit eiserner Ruthe. »Ueber die da wahnen im finstern Lande, scheint es helle.» §. 1. Weissagung und Vorbereitung.........................................322 „ 2. Irische Heidenbotcn und ihre Klöster..............................324 „ 3. Neue Epoche durch Gregor den Großen..........................326 „ 4. Mission unter den Angelsachsen und Friesen.....................329 „ 5. Bonifacius gründet die deutsche Kirche..........................33t „ 6. Neue kirchliche Königsherrschaft in Frankreich und Italien . 334 „ 7. Unterwerfung und Bekehrung der Sachsen...............................336 „ 8. Karl der Große wider die Sachsen und Slaven .... 338 „ 9. Karl der Große wider die Bayern und Avaren............340 „ 10. Karl der Große wider die Mohamedancr in Spanien . . . 342 „ 11. Karl der Große römischer Kaiser.........................344 „ 12. Ruhm und Herrlichkeit Karl's des Großen.............................346 „ 13. Ludwig der Fromme und Anschar der Apostel des Nordens . 348 „ 14. Einbruch der Normannen in die christliche Kirche .... 350 „ 15. Einbruch der Magyaren in die Christenheit...........................353 „ 16. Eintritt der Mähren, Böhmen u. Polen in die christliche Kirche 355 „ 17. Papst Nikolaus I. und die Kirchenspaltung.....................358 Xx. Wiederausrichtung des römischen Kaiserthums deutscher Nation. »Das todtwunde Haupt wird wieder heil.» »Die Knechte des Höchsten werden Pas Reich einnehmen und Könige werden die Pfleger der Kirche |eüt.» §. 1. Bedeutung des Kaiserthums....................................361 „ 2. Die karolingischen Kaiser....................................363 „ 3. Untergang der Karolinger.....................................365 „ 4. Uebergang der deutschen Krone auf das sächsische Haus . . 368 „ 5. Tiefste Erniedrigung des Kaiscrthums und Papstthumö in Italien 371 „ 6. Uebcrtragung der Kaiserkrone an Otto den Großen. . . . 373 „ 7. Der erste Glanz deö deutschen Kaiserthums....................376 „ 8. Verdunkelung des Glanzes unter den letzten Ottonen . . . 378 „ 9. Uebergang der Kaiserkrone von dem sächsischen Hause auf das fränkisch-salische.............................................381 „ 10. Erneuter Glauz des deutschen Kaiserthums und jäher Sturz . 384 Xxi. Das irdische Gottcsreich der Papste. Es siebet aus wie das Lamm und redet wie der Drache. »sl)icin Reich ist nicht von dieser Welt.» §. 1. Verbreitung neuer kirchlicher Grundsätze.....................387 „ 2. Kampf des Papstthums wider die kaiserliche Obergewalt . . 391 „ 3. Beginn der päpstlichen Weltherrschaft mit den Kreuzzügen. . 393 „ 4. Weitere Erhebung der Päpste durch den zweiten Kreuzzug. . 396 „ 5. Kreuzzug wider die Wenden....................................399 „ 6. Sieg der Päpste über Kaiser Friedrich I. und den König von England. ......................................................401 „ 7. Das Königreich Jerusalem und der dritte Kreuzzug . . . 404

13. Geschichte des Mittelalters - S. 103

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Kaiser aus dem schsischen Hause: Otto I. d. Gr. 103 punkt der christlichen Weltordnung, und ebendeshalb stieg auch sein Ansehen mehr und mehr. Als die Karolinger das Werk ihres groen Ahnen zer-strten, vollendete oder befestigte der groe Papst Nikolaus I. die hierarchische Ordnung im Abendlande und erwirkte fr das oberste Richteramt des Papstes die allgemeine Anerkennung. Auf diesem Wege errang sich das Papsttum bei den christlichen Vlkern des Mittelalters den Vorrang vor dem Kaisertum, was man bildlich so aus-drckte: Wie Gott zur Erleuchtung der Welt zwei groe Lichter geschaffen hat, die Sonne und den Mond, so hat er fr die Christenheit zwei Gewalten angeordnet, die ppstliche und die kaiserliche; wie aber der Mond von der Sonne sein Licht empfngt, so der Kaiser seine Weihe von dem Papste. Die Theorie von den zwei Schwertern ist bereits erwhnt. Einen geborenen Kaiser gab es nicht; die Kaiserkrone verlieh eben der Papst, bis das deutsche Knig-tum sich von demselben loslste in der Zeit, als das Papsttum in franzsischen Fesseln gebunden lag. Die ohnehin naheliegende Gefahr einer Entzweiung zwischen den beiden hchsten Wrdentrgern der Christenheit rckte nher, seitdem die Trger geist-licher Wrden durch den Besitz von Land und Leuten frstliche Lehentrger der Krone geworden waren. Diese Doppelstellung brachte diese selbst leicht in die Klemme. Der Papst konnte, wenn er in Sachen der Metropoliten, Bischfe und bte richtete oder vermittelte, leicht in das Gebiet der Krn-rechte bergreifen. Anderseits war der Kaiser der Versuchung ausgesetzt, die geistlichen Groen ganz wie die weltlichen zu behandeln und die kirchlichen Rechte zu verletzen; unzweifelhaft aber geriet er mit dem Papste in einen frmlichen Kampf, wenn er sich die unmittelbare Oberherrschaft der Italien und Rom verschaffen, die Selbstndigkeit der italienischen Staaten vernichten wollte; denn wenn der Papst zum Diener des Kaisers herabsank, htte er mit seiner Unabhngigkeit die eine Grundlage seiner universalen Wirksamkeit verloren: die von den Weltverhltnissen bedingte. Deshalb sprachen sich alle andern christlichen Nationen fr den Papst und gegen die Kaiser aus, welche die kaiserliche Oberherrlichkeit der Italien mit Gewalt in die Herr-schast der deutschen Könige der Italien verwandeln wollten. Dann fochten die krftigsten italienischen Staaten mit ihrer Selbstndigkeit zugleich die Sache des Heiligen Stuhles aus, und in der Regel fand der Papst in Deutschland selbst seine mchtigsten Bundesgenossen, da die deutschen Fürsten unablssig bestrebt waren, ihre eigene Macht auf Kosten der kniglichen zu verstrken, und dann am erfolgreichsten vorgehen konnten, wenn sie als Verteidiger ppst-licher Rechte aufzutreten Gelegenheit fanden.

14. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 139

1909 - Regensburg : Manz
Ter Pseudopatriarch Photius. Nikolaus I. schickt Legaten nach Konstantinopel. 139 aufmerksam zu machen. Und in der Art, wie er auf den Standpunkt und die Bedürfnisse des neubekehrten Volkes Rücksicht nahm, bewährte sich seine Hirtenweisheit." Die päpstlichen Legaten fanden bei den Bulgaren die freundlichste Aufnahme und Fürst Michael war mit ihnen so zufrieden, daß er alle andern Missionäre entließ, sich und seine Bulgaren feierlich für Diener der römischen Kirche erklärte und eine zweite Gesandtschaft nach Rom schickte mit der Bitte, der Papst möge den Bischof Formosus seinem Lande zum Erzbischof geben und noch mehrere Prediger nachsenden. So war denn Bulgarien in kirchlichen Dingen mit dem Abendlande verbunden. Aber dies konnte dem byzantinischen Kaiser Macedo nicht gleichgültig sein und er wollte deshalb den Pseudopatriarchen Photius als Werkzeug gegen die Römer gebrauchen. Dieser war nach der ungerechten Verbannung des Patriarchen Ignatius zu dessen Nachfolger ernannt, aber von Papst Nikolaus I. exkommuniziert worden, ein Mann voll Ehrgeiz und von höchst zweideutigem Charakter. Jetzt, meinte er, sei die Zeit gekommen, wo er sich an Rom rächen könne. Die Nachricht von den Erfolgen Roms in der Bulgarei hatte noch Öl in das Feuer seines Zornes gegossen. Namentlich beleidigte ihn, daß die von seinen Priestern in der Bulgarei erteilte Firmung nicht für gültig angesehen und die Gesirmten von den römischen Missionsbischöfen anfs neue gesalbt wurden. Er faßte darum den Plan, eine große Synode zu veranstalten und durch sie die Absetzung über Papst Nikolaus aussprechen zu lassen. Noch jetzt besitzen wir das Schreiben, welches er zu diesem Zwecke an die Patriarchen des Morgenlandes richtete, voll heftiger, leidenschaftlicher Beschuldigungen gegen Rom und die lateinische Kirche. Satan, sagt er darin, sei noch nicht zufrieden mit den vielen Übeln, die er der Kirche von Simon Magus an durch so viele Häresien zugefügt habe. Nach dem Siege über diese Feinde habe man geglaubt, endlich Ruhe sinden zu können, znmal da auch die Armenier jüngst zur Kirche zurückgekehrt und die Bulgaren christlich geworden seien. Allein, o Jammer, kaum hätten die Bulgaren zwei Jahre lang den christlichen Glauben bekannt, hätten sich Männer der Finsternis, nämlich des Abendlandes, wilden Tieren gleich ans dieses Volk gestürzt, um den nenangelegten Weinberg Gottes durch falsche Lehren und schlechte Sitten zu verheeren. Als eben Photius in solcher Weise wütete, kamen die für Konstantinopel bestimmten päpstlichen Legaten, von Gesandten des bulgarischen Königs begleitet, an der Grenze des byzantinischen Reiches an; aber der Eintritt in dasselbe wurde ihnen von dem dort stationierten kaiserlichen Offizier verweigert und ihre Pferde mit Peitschenhieben, sie selbst mit groben Worten zurückgewiesen. Nur die bulgarischen Gesandten durften die Reise nach Konstantinopel fortsetzen. Sie hofften, dort auch für die päpstlichen Legaten sich verwenden zu können; aber der Kaiser war sehr unzufrieden, daß der Bulgarenfürst jene durch sein Land hatte reisen lassen, und erklärte offen: „Wenn sie den Weg durch meine Provinzen genommen hätten, würden sie Rom nie wieder gesehen haben." Nachdem die Legaten 40 Tage lang an der Grenze auf Antwort von Konstantinopel gewartet hatten, kam endlich die Erklärung, sie dürften nur dann sich zeigen, wenn sie zuvor ein ihnen vorgelegtes Glaubensbekenntnis unterzeichnen, darin alle Anklagen des Photius gegen die Lateiner anerkennen und in Kirchengemeinschaft mit ihm treten wollten. Natürlich verweigerten sie alles und kehrten zunächst zu dem Bulgarenfürsten zurück, an den gleichzeitig der Kaiser ein sichtlich von Photius verfaßtes Schreiben gerichtet hatte, um ihn von der Gemeinschaft mit den Lateinern wieder abzulenken. Es waren darin dieselben Vorwürfe gegen die abendländische Kirche enthalten wie in dem obenerwähnten Schreiben des Photius an die orientalischen Patriarchen und die Verwandtschaft der beiden Schriftstücke liegt am Tage. Nur enthielt das Schreiben an die Bulgaren einige Anklagepunkte mehr.

15. Bd. 4 - S. 154

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
154 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen. zu bilden und die Konstitution ins Leben einzuführen. — In Montenegro (S. 148) folgte dem 1860 ermordeten Danilo sein Neffe Nikita (Nikolaus I.), der eine euro-1 Päische Erziehuug genossen hatte und sein Läudchen aus einem Kriegslager zu einer Bildungsstätte umzuwandeln suchte, nachdem ihm die Türken 1862 im eroberten Ce-tiuje den Frieden diktirt hatte». Es gab 1870 nur 120 Leser im Lande, 1873 schon über 2000 Schüler. Doch tiefer noch arbeitet der Wetteifer zwischen Serbien und Tschernagora, wer wohl von beiden den Brüdern in Bosnien und Herzegowina zur Freiheit helfen dürfe. Schon regen sich auch die Bulgaren, 5 Mill. sla-visirter Finnen im Süden der Donau, die früher lange zwischen den Patriarchen von Rom und Byzanz hin und her geschwankt hatten, zuletzt aber, da 1767 ihr eigenes Patriarchat abgeschafft wurde, von den griechischen Bischöfen ans dem Fanar (Stadttheil Konstantinopels) unterjocht und ihrer Kirchensprache und Schulen beraubt wordeu waren. Selbst alle Dokumente ihrer Geschichte wurden in Trnovo vom Metropolitan verbrannt, und alle Erinnerung an die frühere Selbständigkeit schien erloschen. Doch s. 1830 seufzten sie, von dem griechischen Joche frei zu werden, erhielten von Rußland Schulmeister, von amerikanischen Missionaren die Bibel in ihrer Sprache und anregenden Unterricht. Endlich 1860 legten sie ihre Wünsche dem Großwesir aus seiner Rundreise vor. Als aber das Gold der Fanarioten den Sieg davon trug, versammelten sich die Vertrauensmänner bulgarischer Gemeinden in der Kirche der unirteu Armenier zu Konstantinopel und unterzeichneten, um Napoleon für sich zu ge-gewinne», 30. Dez. 60 die Union mit Rom. Pio Ix. weihte auch 1861 Sokolski zum Bischof der unirteu Bulgaren. Allein da dieser durch Rußlands Einmischung dem Papst untren wurde, blieben nur 60,000 Bulgaren im Verband mit Rom. Die übrigen erreichte», daß die Pforte 1870 eine Nationalversammlung von Bischöfen und andern Notabeln zusammentreten ließ, welche

16. Quellensätze zur Geschichte der Zustände unseres Volkes - S. 306

1910 - Cöthen : Schulze
— 306 — 53. (865. Lothar Ii. hatte seine Gemahlin Teutberga u&- Ümv und Waldrada zum Weibe genommen.) Karl d. K. und Ludwig d. D. schickten durch die Bischöfe Altfrid (von Hildesheim) und Erchanrat (von Chalons?) eine Botschaft an ihren Neffen Lothar Ii. und gaben ihm auf, er solle, da er wiederholt gesagt habe, er werde nach Rom gehen, vorher gemäß der Ermahnung des Herrn Apostolikus und gemäß ihrer eigenen Ermahnung wieder gut machen, was er gegen die göttlichen und menschlichen Gesetze an der Kirche, der er durch seine Unbesonnenheit Ärgernis bereitet, begangen habe; dann möge er, nachdem er sein Reich geordnet, zu den Schwellen der Apostel eilen, wenn es ihm so beliebe, um dort Nachlaß der kirchlichen Buße zu erbitten und zu erwirken. Lothar aber glaubte, sie wollten ihm sein Reich entreißen und unter sich teilen. Deshalb entsandte er seinen Oheim Liutfrid an seinen Bruder, den Kaiser (Ludwig Ii.) von Italien, und ersuchte diesen, bei dem Apostolikus auszuwirken, daß er zu seinen Gunsten Briefe an seine Oheime erlasse, sie sollten den Frieden wahren und ihm betreffs seines Reiches keine Verwickelungen bereiten. Solches erlangte Kaiser Ludwig auch. . . . Papst Nikolaus I. sandte den Arsenius ... mit Briefen an die Brüder Ludwig (d. D.) und Karl (d. K.), aber auch an die Bischöfe und Vornehmen in ihren Reichen. Die Briefe enthielten, um was Lothar durch Vermittlung seines Bruders gebeten hatte, nicht in einer Form, wie sie der apostolischen Sanftmut und der gewohnten Ehrerbietung entspricht, und wie sie herkömmlich die römischen Bischöfe den Königen gegenüber anwandten, sondern mit verletzender*) Bedrohung. . . . Arsenius überreichte Lothar und den Bischöfen und Großen seines Reiches Briefe des Papstes, des Inhalts, daß, wenn er nicht seine Gemahlin Teutberga wieder annähme und Waldrada von sich ließe, der Papst ihn auf den Bericht des Arsenius von jeglicher Gemeinschaft der Christen ausschließen Müsse**). . . . Ann. Bertiniani ad a. 865. *) Im Texte ,.malitiosal‘. '”) Nikolaus I. war es auch, der unter den Päpsten zuerst die pseudo-isidorischen Dekretalen benutzte. Diese Fälschung begründete wesentlich mit die päpstliche Allgewalt in der röm. Kirche. S. Gieseler, Kirchengeschichte Ii, 1. §20.

17. Geschichte des Mittelalters - S. 151

1861 - Leipzig : Brandstetter
151 große Zerrüttung; geistliche und weltliche Große maßten sich Besitzungen und Rechte an, die Könige verloren Macht und Ansehen, die Staaten lösten sich in viele einzelne Gebiete auf; Verwirrung, Befehdungen unv Bedrückungen walteten überall. Daß ein so günstiger Moment von der Herrschbegierde der römisch- päpstlichen Gewalt nicht ungenützt gelassen wurde, liegt in der Natur der Sache. Bereits war den Päpsten eine weltliche Macht zuerkannt; der Gedanke, das Abendland unter der geistlichen Herrschaft des Nachfolgers Petri zu vereinigen, lag nicht ferne. Papst Gregor Iv. hatte in dem Streit zwischen Ludwig und seinen Söhnen Partei gegen den Ersteren genommen; Leo Iv. war selbstständiger Kriegsherr, indem er sich mit Glück gegen die andringenden Araber vertheidigte. Zugleich war er es, der zum erstenmal laut auszusprechen wagte, daß es gegen die Beschlüsse des Papstes keine Berufung gäbe. Nikolaus I. sprach das Verdammungs- urtheil über den sittenlosen Lothar Ii. aus und im Jahr 875 konnte Johann Viii. Karl dem Kahlen die Kaiserkrone ertheilen, unter der Be- dingung, daß er ihm Beistand leiste gegen die stets wiederkehrenden Ein- fälle der Araber. So hatte der mächtige Kampf zwischen geistlicher und weltlicher Macht, der den vorherrschenden Inhalt der mittelalterlichen Geschichte bildet, be- reits begonnen. Die feindlichen Gewalten wurden entfesselt, so wie Karl's des Großen starke Hand sie nicht mehr im Banne hielt. Die Achtung, welche den Nachkommen Karl's gezollt ward, zeigt sich schon in den ihnen zugelegten Beinamen „der Kahle, der Dicke, der Einfältige," die sie als unsterbliches Erbtheil durch die Geschichte der Menschheit tragen müssen. Der Zustand der europäischen Länder bot zu dieser Zeit ein trauriges Bild. Nach allen Weltgegenden schienen die Grenzdämme des alten Reiches gewichen. Italien ward von den Sarazenen heimgesucht, die in ihren leichten Schiffen auf der Tiber heranschwammen und Rom bedrohten; Ost- deutschland stand in Gefahr vor den slavischen Völkerschaften der Wenden, Sorben, Mähren. Von Skandinavien aber und den Ostseeinseln drang der hartnäckigste Feind, die Normannen, im Norden Deutschlands und Frankreichs ein und durchzog raubend und plündernd die Küstenländer der Nordsee. Hamburg, Trier, Köln, Bonn, gingen in Flammen aus, Paris zitterte vor den kühnen, wilden Horden. Schon hatte Karl der Kahle den Frieden um 4000 Pfund Silbers erkauft. Die Absetzung Karl's des Dicken erfolgte auf dem Reichstage zu Tribur, nachdem er sich und das Reich durch einen doppelten schimpflichen Tribut an die Normannen erniedrigt hatte. So von äußern Feinden bedrängt, von inneren Parteiungen zerrissen, sank das Karolingische Reich, das nur ein Jahrhundert Bestand hatte und doch in seiner kurzen Dauer den Grund legte zu dem späteren Bau des deutschen Reiches, welches alsbald an seine Stelle treten sollte.

18. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 36

1903 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
36 Erster Zeitraum. Von den ältesten Zeiten bis 919. Grammatik der deutschen Sprache. Die gelehrtesten Männer der Zeit, wie den Angelsachsen Alkuin und Einhard, der später sein Leben beschrieben hat, zog er an seinen Hof. Dieselbe Pflege fand die Baukunst. Seinem ganzen Wesen nach ein echter Deutscher, schätzte Karl auch die Bildung des Altertums überaus hoch. Karl der Große war einer der bedeutendsten Herrscher aller Zeiten. Er starb 70jährig im Jahre 814 und wurde zu Aachen begraben. 6. Zerfall des Weltreiches Karls d. Gr. 57. a) Ludwig der Fromme 814 — 840. Er war der einzige von Karls Söhnen, der ihn überlebte. Anfangs regierte er kraftvoll. Schon frühzeitig nahm er für den Eall seines Todes eine Reichsteilung unter seine Söhne Lothar, Pippin und Ludwig vor, so dafs der älteste, Lothar, die Hauptmasse des Reiches und die beiden ändern nur kleine Gebiete bekommen sollten. Des Kaisers und des Reiches Unglück wurde eine zweite Ehe, die Ludwig nach dem Tode seiner ersten Frau mit Judith, der Tochter des bayrischen Grafen Welf schlo-fs; denn die Kaiserin wollte ihren Sohn Karl, der später der Kahle genannt wurde, vor ihren Stiefsöhnen bevorzugen. Das führte zu schweren, das ganze Reich erschütternden Kämpfen des Kaisers mit seinen Söhnen und der Brüder untereinander. Infolge dieser Kriege und der Frömmigkeit des Kaisers erlangte die Geistlichkeit die größte Macht. Die tiefste Demütigung erlitt Ludwig nach dem Verrat seines Heerbannes auf dem „Lügenfelde“ bei Kolmar (imelsafs), als er als Gefangener seiner Söhne öffentlich Kirchenbufse tun mufste (833). Der Tod Pippins (838) änderte an den Verhältnissen wenig. Angesichts neuer Kriege beschlofs Ludwig der Fromme 840 sein kampferfülltes Leben. Kraftvoll hatte er für die Ausbreitung des Christentums gewirkt und ein neues Erzbistum zu Hamburg gegründet, das später nach der Zerstörung Hamburgs durch die Normannen (§61) nach Bremen verlegt wurde. b) Der Bruderkrieg. Nun tobte der Krieg weiter zwischen Lothar, der das ganze Reich beanspruchte, und Ludwig und Karl, die nicht leer ausgehen wollten. Nachdem diese Lothar

19. Theil 4 - S. 189

1806 - Berlin : Duncker & Humblot
/ . ' 189 nach dem Osnabrückifchen, und beide folgende Jahre erneuerte er den Feldzug gegen sie. Sie hatten die Züchtigung wohl verdient, denn aller ihrer Schwüre ungeachtet, waren sie während seines Zuges nach Spanien ihm ins Land gefallen, und hatten mit Sengen, Plündern und Mord alles bis in die Nähe von Kölln verwüstet. Dennoch straute er ihnen immer wieder, und als er 780 einige Festungen an der Elbe gegen sie erbaut hatte, wagte er schon, streitbare Völ- ker aus ihnen auszuheben, und dieselben unter fränkischen Feldherren gegen die Slaven zu schik- ken, indeß er selbst 781 eine Reise nach Rom that, um seinem Longobardenreiche vorzustehen und seinen Sohn Pipin als König von Italien, und den zweiten, Ludwig, über Aquitanien vom Papste falben zu lassen. Aber wie ward er für fein Vertrauen btt lohnt! In seiner Abwesenheit tödteten die zur Heeresfolge gezwungenen Sachsen die fränkischen Feldherren nebst vielen edlen Franken und einer großen Menge aus dem Volke, und fielen unter dem rachsüchtigen Wittekind mit neuer Wuth in das Gebiet ihres Zwingherrn ein. Dazu konnte Karl nicht schweigen. Nun rrken feine tapfersten Hauptlrnte, einen Eckhard, Anshelm, Ruclanv, nachher die Helden ünrühii-- xer spanische» und provrnralischen Rirrerrvmanrrn.

20. Altertum und Mittelalter - S. 195

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 195 — zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts eine Höhe erreichen, auf welcher sie der kaiserlichen in vielen Beziehungen nebengeordnet erschien, und von wo aus eine weitere Steigerung fast mit Sicherheit erwartet werden durfte. Ein Hauptverdienst, diesen Umschwung bewirkt zu haben, gebührt Papst Nikolaus I, der mit seltener Kühnheit und 85^ Festigkeit ein besonderes Geschick in Benutzung der Verhält- 8g| niffe verband. Er zwang den als selbständigen Kirchenfürsten sich gebärdenden Erzbischof von Ravenna, trotzdem derselbe den Kaiser Ludwig Ii auf seiner Seite hatte, zur Unterwerfung und zum bußfertigen Gehorsam; er trat in dem unerquicklichen Ehestreit Lothars Ii als oberster geistlicher Richter der Welt auf und nötigte den König unter Androhung der Excommnni-cation, feine verstoßene Gemahlin wieder anzunehmen und sich von einer zweiten Gattin, mit der er in unerlaubter Ehe lebte, zu trennen; er entschied als letzte Instanz in den wichtigsten kirchlichen Angelegenheiten, indem er beispielsweise die den Wünschen Lothars entsprechenden Beschlüsse der Metzer Synode für ungiltig erklärte und die dabei beteiligten Erzbischöfe von Köln und Trier absetzte, während er anderseits den durch Synodalbeschluß aus dem Amte entfernten Bischof von Soissons, welcher nach Rom Berufung eingelegt, aufs neue mit der bischöflichen Würde bekleidete. Nikolaus I war es auch, der zuerst den Versuch machte, die falschen Dekretalen des Isidor, welche für die mittelalterliche Entwickelung des Papsttums eine so hervorragende Bedeutung gewannen, in das geltende Kirchenrecht einzuführen. Dieselben bestauben ans einer Sammlung von Anordnungen, Briefen und Entscheidungen der ältesten römischen Bischöfe, die der im Jahre 636 verstorbene heilige Isidor von Sevilla veranstaltet haben soll, die aber zum weitaus größten Teile offenbar unecht ist und höchst wahrscheinlich von einem Geistlichen der Diöcese Rheims herrührt, der das Machwerk um die Zeit des Vertrages von Verbun abschloß. Nach den pseubo-isiborischen Dekretalen ist der Papst das monarchische Oberhaupt der Kirche und die Quelle alles geistlichen Rechts; keine Synobe bars ohne Wissen und Willen desselben abgehalten werben, und ihre Beschlüsse erlangen erst durch seine Bestätigung Giltigkeit; jeber angeklagte ober verurteilte Bifchof kann vor den geistlichen und weltlichen Gerichten an den apostolischen Stuhl appellieren, der in allen den höheren Klerus betreffenben Prozessen die Entscheidung zu fällen hat. Unter dem Einstuß solcher Ansichten und Forbemngen bilbete sich die zur Zeit Karls des Großen entstanbene Jbee von einem christlichen Weltregimente, von einem „Gottesreiche aus Erben", in welchem der Kaiser 13*