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1. (Zur ethnograph. Vorstufe) - S. 33

1882 - Berlin : Gaertner
Deutsche Geschichte. 33 1804 Kaiser Napoleon I. 1805 Österreich beteiligt sich an der dritten Koalition (England, Rußland, Schweden). Übergabe Ulm's durch General Mack. Dreikaiserschlacht bei Austerlitz. Österreich verliert Tyrol und Venedig. Baiern, Würtemberg werden Königreiche, Baden Großherzogtum und in ihren Besitzungen erweitert. Preußen verliert die Ansbachischen Länder und soll durch Hannover entschädigt werden. Joachim Murat, Napoleon's Schwager, wird Großherzog von Berg. Marschall Berthier wird Herzog von Neufchatel. 1806 Deutscher Rheinbund. Auflösung des römisch-deutschen Reichs (6. Aug.). Franz Ii., der letzte römisch, deutsche Kaiser, schon seit 1804 Kaiser von Österreich. 1806—1807 Preußisch-russischer Krieg gegen Napoleon. 1806 Schlachten bei Saalfeld (10. Okt.), Jena und Auerstedt (14. Okt.). Besetzung Berlins. 1807 Schlachten bei Eilau (8. Februar) und Fried land (4. Juni). Friede zu Tilsit (7.—9. Juli). Preußen verliert die Länder zwischen Elbe und Rhein. Hieronymus Bonaparte (Napoleons Bruder) wird König von Westfalen. Der Kürfürst von Sachsen wird zum König ernannt und erhält das neu gegründete Herzogtum Warschau. 1808 Beginn der Wiedergeburt Preußens. Stein, Hardenberg, Scharnhorst, Gueisenau, v. d. Gröben, v. Boyen, Fichte, Arndt, Niebuhr, Schön, Jahn. 1809 Österreichischer Krieg. Schlachten bei Aspern und Wagram (Erzherzog Karl). Friede zu Wien (Schönbrunn). Aufstand der Tyroler (Andreas Hofer, 1810 zu Mantua erschossen, und Speck-bacher). Schill in Pommern, v. Dalberg, Fürst Primas des Rheinbundes, wird Großherzog von Frankfurt. 1812 Österreich, Preußen und der Rheinbund beteiligen sich an dem großen Feldzug Napoleons gegen Russland. Konvention Iork's zu Tauroggen. 1813—1815 Der große Befreiungskrieg. Aufruf Friedrich Wilhelms Iii. an sein Volk (17. März 1813). Die patriotischen Dichter Arndt, Lange, Tabellen und Karten zur Weltgeschichte It. 10. Aufl. 3

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1. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 372

1911 - Leipzig : Dürr
372 Prosaheft Vii. Erneuerer des preußischen Staates, von glühender Sehnsucht nach der Befreiung Deutschlands verzehrt, hatte zur Empörung gegen die franzö- sische Herrschaft aufgefordert; doch der Brief, verräterisch aufgefangen, war in die Hände Napoleons geraten. Arndt aber hatte in seinem Buche „Geist der Zeit" die Regierung des Kaisers mit flammenden Worten als unmoralisch gebrandmarkt und die Deutschen zur Freiheit aufgerufen. Da wurde Stein von Napoleon geächtet, Arndt, wenn auch nicht tatsächlich, für vogelfrei erklärt, war doch seines Lebens nicht mehr sicher und „hatte keine Lust, sich einfangen und wie einen tollen Hund von den Wälschen totschießen zu lassen". So gingen beide Männer in die Verbannung. Stein verließ den preußischen Staat und ging nach Prag, dann aber, von Alexander I. eingeladen, nach St. Petersburg. Arndt wandte sich von Greifswald, das damals noch schwedisch war, nach Stockholm, kehrte später nach Deutschland zurück und lebte eine Zeitlang in der Verborgenheit. Da brach 1812 der russisch-französische Krieg aus; die ungeheuren Heeresmassen des neuen Attila wälzten sich gen Osten. Nun hielt es Arndt nicht länger. In gefahrvoller Reise eilte er, von Stein eingeladen, nach St. Petersburg. Wie war's gekommen, daß Stein unter allen deutschen Namen den Namen Arndt so fest im Gedächtnis behielt, daß er den Träger dieses Namens durch alles Kriegsgetümmel hindurch zu sich ins ferne Rußland rief? Er hatte ihn in seinen Schriften er- kannt, hatte die Flamme seiner Seele verstanden, den grimmigen Haß gegen Napoleon, den gewaltigen sittlichen Ernst seiner Persönlichkeit, die unauslöschliche Liebe zum deutschen Volke. Dieser elementare Haß der beiden Männer gegen Napoleon wurzelte in demselben Erdreich. Weil beide, Stein und Arndt, tief angelegte, durch und durch sittliche Charaktere waren, darum mußten sie mit einer Art Naturnotwendigkeit Todfeinde Bonapartes sein, der ihnen als die Verkörperung alles Unsittlichen galt. Schon seit Marengo hatte Arndt ein Grauen vor der Riesengröße dieses Mannes ergriffen, bald mischte sich in dieses Grauen der glühende Zorn, als die unersättliche Herrsch- gier des Eroberers keine Grenzen mehr kannte. „Bewunderung und Furcht erzeugt der Vulkan", so schreibt Arndt, „und das Donnerwetter und jede seltene Naturkraft, und sie kann man auch Bonaparte nicht versagen. Aber welche Triebe setzen diese ungeheure Naturkraft in Be- wegung! Nichts Edles und Menschliches ist in ihm, von diesem finstern, verschlossenen, tückischen Geiste darf die Welt nur Verderben erwarten. Furchtbarer ist kein Mann der Fürsten und Völker. Er ist dem Welt- meere gleich, das, ewig hungrig, Bäche und Ströme in sich verschlingt und keinen Tropfen zurückgibt." So Arndt. Stein aber verglich Napoleon mit den großen mongo- lischen Eroberern, mit Dschingis Khan und Timur, und redete von dem

2. Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit - S. 412

1884 - Berlin : Gaertner
412 - 264. Arndt und das Mmagogentum. (E. M. Arndt, Erinnerungen aus dem ueren Leben, S.339ff. 3. Aufl. Leipzig 1842.) Die Sperrung meines Katheders war fr die Universitt*) wohl kein Verlust, aber fr mich ein Unglck: fr mich, fr einen Menschen, der in persnlicher Eigentmlichkeit stecken blieb und es nimmer bis zur vollen Gegenstndlichkeit brachte, d. h. zu dem ruhigen, sicheren, bewuten Stande den Sachen gegenber und zur immer heiteren und sonnenhellen Be-schauung des Allgemeinen, sondern der nur in dem Besonderen, Eigenen seine einseitige Strke hat. Ich mu hier nun doch einige Worte sagen der die Beschuldi-gungen, die damals gegen mich und manche andere deutsche Männer gemacht worden sind: Geheime Gesellschaft und Bndelei, Ver-shrnng der Jnglinge, Trume von republikanischer Auf-bauung und Wiederherstellung des Vaterlandes diese berschriften hat man auch der mein kleines Haupt gefetzt. Geheime Gesellschaften und Bndeleien. Napoleon, damals von Gottes Gnaden ich habe immer gesagt: von Gottes Zorn war gleichsam Kaiser Europas. Auch Deutschland war nicht mehr da, es war von 1806 bis 1813 vllig dienstbar und zinsbar. Alles war gelst und aufgelst, auch die Strebungen und Gedanken der meisten Menschen; alle Gefhle und Gedanken der Sterblichen flogen unstt wie Vgel umher, welchen die Wlder abgehauen und die Nester zerstrt sind, und die neue Sitze suchen, wo sie sich niederlassen knnen. Die Zeit war losgelassen, die Menschen lieen sich los, und vor allen Dingen auch Narren und Abenteurer genug glaubten ihren Wind zu haben und setzten ihrem Narrenschiffe alle Segel bei. ... Ich kann und darf hier sagen, da auch kein einziger solcher Thoren und Gauche mich nur eine Stunde getuscht htte. ... Spterhin, als in Deutschland der Tugendbund, der ja edelste vaterlndische Zwecke gehabt haben soll, als ein gesrchtetes Gespenst vor Napoleon und den Franzosen stand, ist auch mir, wie wohl vielen andern Biedermnnern, die Ehre angethan worden, da man mich fr ein Mitglied desselben gehalten hat. . . . Ich aber habe so wenig um diesen Tugendbund gewut und mich so wenig um ihn gekmmert, da ich nicht einmal seine spterhin gedruckten Gesetze gelesen habe. Aber freilich das kann und will ich nicht leugnen in einem sogenannten formlosen Mnnerbund (denn so hat die Anklage spter gelautet, als man keinen wirklichen Mnnerbund entdecken konnte) in einem formlosen Mnnerbund bin ich gewesen und bin wohl, wie mir dncht, noch darin. Solcher Bund schlo sich damals in der schweren, gefhrlichen Zeit ohne alles Zuthim der einzelnen von selbst; ein solcher Bund ist in allen Zeiten da gewesen, schliet sich aber in bser Zeit durch einen Instinkt der wirklichen Tugend enger und wrmer an einander. . . . *) Bonn.

3. Vom deutschen Befreiungskrieg bis zum Tode Kaiser Wilhelm I. - S. 11

1909 - Leipzig : Voigtländer
Der Krieg in Frankreich 1814; Erster Pariser Friede. 11 2. Der Krieg in Frankreich 1814; Erster Pariser Friede. G. von Colomb, Dlücher in Briefen aus den Feldzügen 1813—15; G. M. Arndt, Erinnerungen aus dem äußeren Kcben; pertz, Das Leben des Ministers Freiherrn vom Stein; Ghillany, Europäische Chronik. Übergang über den Rhein. (Colomb:) Blücher an seine Gattin. Bacharach, den 1. Januar 1814. Herzensliebe Frau. Der frühe Neujahrsmorgen war vor mich erfreulich, da ich den stolzen Rhein passierte. Die Ufer ertönten von Freudengeschrei, und meine braven Truppen empfingen mich mit Jubel. Der Widerstand des Feindes war nicht bedeutend. Ich schließe nun die Festung Mainz völlig ein. Für meine Person gehe ich mit der Armee gleich vorwärts . . . Der Lärm von meinen braven Kameraden ist so groß, daß ich mich verbergen muß, damit alles zur Ruhe kommt. Die jenseitigen deutschen Bewohner empfangen uns mit Freudentränen. . . Lebe wohl! Ich küsse Dich tausendmal in Gedanken und bin lebenslang Dein Blücher. Vordringen in Frankreich. (Arndt:) So glücklich war es denn durch Gott ivieder geraten, daß Napoleon sich gesträubt hatte, und daß die Heere der Verbündeten endlich über den Rhein gegangen waren. Endlich waren sie einmal in das Land eingerückt, das alle Welsche unter dem Titel das schöne und ruhmvolle Frankreich gleichsam als ein heiliges und unantastbares, als den Sitz aller Kunst, Wissenschaft, Bildung und Schönheit den andern Europäern, den Barbaren möchte man sagen, darzustellen pflegten. Diese Feinen und Feinsten mußten sich nun einmal gefallen lassen, dieses Land nicht allein von den Deutschen, Ungarn und Russen, sondern von Kosaken, Kalmücken und Baschkiren, deren Rosse aus der Wolga und dem Oby getrunken, bestampsen zu lassen. Doch gingen inmitten der Züge und Gefechte die Unterhandlungen mit Napoleon immer noch fort, und wurden den 3. Februar des Jahres 1814 zu Ehatillon wieder neu eröffnet. Wir diesseits des Rheins zitterten daher immer noch vor bösen Friedensnachrichten; kleine Wechfelfälle der Schlachten erschreckten uns nicht, sondern wir fürchteten die welschen Fuchslisten, und ob es ihnen nicht gelingen würde, das Gewebe, welches Liebe und Eintracht jetzt glücklich

4. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 374

1911 - Leipzig : Dürr
374 Prosaheft Vii. sogar verletzend. Wie der Sturmwind brauste manchmal ihr Wort da- her, wie der Blitz schlug es ein. Mit schonungslosem Freimute trat Stein den gekrönten Häuptern gegenüber auf, die ihrer Pflichten gegen das deutsche Vaterland so schmählich vergessen hatten, und nicht weniger offen hielt Arndt in seinem „Geist der Zeit" den entarteten Rheinbnnd- sürsten ihre Sünden vor. In beiden wohnte jener echte furor teutonicus, jene wahre germanische Leidenschaftlichkeit, die alles Unreine, Unedle, Kraftlose verzehrt. Es war der edle Zorn der Liebe für Recht und Wahrheit, für Ehre und Freiheit, für Volk und Vaterland. Und ihr deutsches Volk, ihr deutsches Vaterland liebten Stein und Arndt mit der ganzen Kraft und Hingabe ihres edlen Gemütes. Ihre Worte, ihre Taten beweisen es tausendfach. 8anetu8 amor patriae dat animum, heilige Vaterlandsliebe verleiht den rechten Geist: Dieser Wahlspruch der von Stein gegründeten Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde ist der Leitstern seines eigenen Lebens gewesen. Denn Steins Dasein ging auf im Dienste für das ganze deutsche Vaterland; seine Tätigkeit, sein großes Reformwerk in Preußen ist vor allem von diesem Gesichtspunkte aus zu betrachten. Preußen mußte groß und stark gemacht werden, damit Deutschland geholfen werde. Deutschland brachte er das Opfer der selbständigen politischen Existenz, um Deutschlands willen aß er jahrelang das Brot der Verbannung, um Deutschlands willen ertrug er die schmerzliche Trennung von seiner Familie. Die Herstellung einer kräftigen deutschen Reichsverfassung hat er immer und immer wieder in Wort und Schrift gefordert: Sein Ideal war das gewaltige deutsche Königtum der Sachsenkaiser. In all diesen Zügen gleicht der Jünger dem Meister, der Knappe dem Ritter. Arndt ist von demselben Geiste der Vaterlandsliebe durch- glüht, auch er hat sein Leben, seine Existenz Deutschland zum Opfer gebracht. Auf Rügen als schwedischer Untertan geboren und diesem Lande ausrichtig zugetan, hat er sich das Volk, dessen Sprache er sprach, dessen Hoffnungen und Empfindungen er teilte, mit dem er sich bluts- und geistesverwandt fühlte, frei gewählt, nicht in Tagen des Glückes und des Ruhmes, sondern in Zeiten der Not und der Schande, nicht um eigenen Vorteils willen, sondern um zu heilen, zu helfen, zu retten, ohne Rücksicht auf irgendeinen Lohn. Von Anfang bis zu Ende hat er die eine Aufgabe seines Lebens unverwandt im Auge behalten: die staatliche, religiöse und nationale Erneuerung Deutschlands in Einheit und Freiheit. Diesem Ziele ist er in den Tagen des Glückes und in den Zeiten der Verfolgung treu geblieben, mochten ihn nun die Schergen Napoleons bedrohen, oder mochte er, von den Demagogenriechern verfolgt, seines Amtes als Professor der Geschichte an der Universität Bonn entsetzt werden. Noch als hochbetagter Greis hat er in der Paulskirche zu

5. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 373

1911 - Leipzig : Dürr
K. Lohmann, Stein und Arndt. 373 Egoismus des sich selbst verspottenden und die Menschheit in den Staub tretenden Despotismus. Er bezeichnete ihn als den bösen Geist, der doch nicht triumphieren werde. Nur die widersinnigste und verruchteste Tyrannei konnte das ungeheure Gebäude seines Weltreichs aufrichten, das Weltreich eines Schurken und eines Feindes des Menschengeschlechtes: So stark sind die Äußerungen des glühenden Hasses, der die Seele Steins gegen Napoleon erfüllt. Im Innersten ist er ihm ein Greuel, dieser Mann, der aller wahren Sittlichkeit ebenso bar war, wie Steins ganzes Wesen Sittlichkeit atmete. Denn Steins Größe beruht vorzüglich auf dem felsenfesten Glauben an eine sittliche Weltordnung. Für den Tyrannen aber gab es nicht Gute und Böse, nur Starke und Schwache, Sieger und Besiegte. Bei seinen Plänen rechnete er mit den schlechten Seiten der menschlichen Natur, die er nur zu gut kannte. Stein aber errichtete den Neubau Preußens auf wahrhaft sittlicher Grundlage, auf jener aufopfernden Staatsgesinnung, die um des großen Ganzen willen alles ein-, die eigene Person hintansetzt. In engster Verbindung mit jener Unsittlichkeit stand bei Napoleon der gänzliche Mangel religiösen Gefühls. Was in Steins Seele von Jahr zu Jahr mächtiger wurde, das Gefühl der Abhängigkeit von einer überirdischen Macht, das Vertrauen auf den Beistand der Vorsehung, das war Napoleon Schall und Rauch. Er, der in seinem Anspruch auf Weltherrschaft bis zur Vergottung des eigenen Ich ging, sah in der Religion nur ein Mittel seiner Herrschaft. Diese echte, tiefe Religiosität, die frei von jeder Engherzigkeit, ein ausgesprochen protestantisches Gepräge trug, hatte der Reichsfreiherr mit seinem Gehilfen Arndt gemein. Wie gerne sah auch er in den Begeben- heiten der Weltgeschichte überall die Spuren des waltenden Gottes. Des Dichters geistliche Lieder bezeugen, daß sein Gemüt in einer hohen, idealen Welt ewiger Güter lebte, daß sein Herz dem Unsichtbaren ge- weiht war. Aus solchem Geiste floß jener tapfere Mut, mit dem er Unrecht und Heuchelei in jeder Gestalt bekämpfte. In solchem Glauben, in solchem Geiste wurzelte auch die Kraft, mit der Stein und Arndt sich der heiligen Sache des deutschen Vaterlandes widmeten. Ihr ganzes Herz, der innerste Kern ihres Wesens war deutsch; deutsch fühlten, dachten, handelten sie. Arndts deutsche Offenheit und Treuherzigkeit war es, die ihm schnell Steins ganzes Herz gewannen, Steins, der selbst ein schlichter, gerade aufs Ziel losgehender Mann war. „Sie sind immer kurz und geradeaus," hat er einmal zu seinem Gehilfen gesagt, „ich mag die Wortschuitzler nicht, die weitschweisigen Umwickler, Ein- wickler, Entwickler und Answickler der Dinge." Wie derartige Charaktere überhaupt sind, so waren auch Stein und Arndt in ihrer Ehrlichkeit und Offenheit oft .scharf, schneidend, Stein

6. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 371

1911 - Leipzig : Dürr
K. Lohmann, Stein und Arndt. 371 41. Stein und Arndt. Karl Lohmann, Geschrieben 50 Jahre nach dem ersten Erscheinen von E-M.arndts „Wanderungen und Wandlungen mit dem Reichsfreiherrn Karl vom Stein." (Hamb. Nachr. 2. Febr. 1908.) „Was ist des Deutschen Vaterland?" Diese Frage klingt uns aus dem herrlichen Liede E. M. Arndts entgegen. Dringender, immer dringender erhebt sie der Dichter, und findet endlich in Jubel und Be- geisterung die stürmisch fordernde Antwort: „Soweit die deutsche Zunge klingt! Das ganze Deutschland soll es sein!" Ähnlich hat der Reichs- freiherr Karl vom Stein einmal gesagt: „Ich habe nur ein Vaterland, und das heißt Deutschland, und nur ihm und nicht einem Teil desselben bin ich ganz ergeben!" Das sind gewiß Worte, die uns heute doppelt aus dem Herzen gesprochen sind. Denn wir nennen unser, was jene entbehrten; wir sind wirklich Söhne eines großen, geeinten, herrlichen Reiches. Von solch stolzem Bewußtsein, das dem jüngeren und jüngsten Geschlechte, soweit es überhaupt vaterländisch fühlt, in Fleisch und Blut übergegangen ist, war vor hundert Jahren, im Zeitalter Napoleons I., gar wenig zu spüren. Darum sind jene Worte Steins und besonders Arndts auch mehr der Ausdruck des Glaubens an die zukünftige Größe und Einheit des deutschen Vaterlandes, es sind Worte prophetischen, ahnungs- vollen Schaums. Es geschieht nicht ohne Grund, daß ich gerade diese beiden Männer, Stein und Arudt, zusammen nenne. Denn trotz großer Gegensätze in Herkunft, Stand und Berns sind sie lange zum Segen des Vaterlandes zu gemeinsamem Werke verbunden gewesen: Stein, der hochgeborene Reichsritter, dem das alte Wappenschild seines Geschlechtes mit den Rosen und den Balken nicht weniger galt als die Württembergischen Hirschgeweihe oder der sächsische Rautenkrauz. Arndt, der Sohn eines bäuerlichen Vaters, der noch leibeigen gewesen war. Stein ein gewal- tiger Staatsmann, Arndt, ein Mann des Volkes im besten Sinne des Wortes. Stein, ein Mann der Tat, des praktischen Handelns, Arndt, der Mann der Feder, der Schriftsteller, der kleine Professor. Wahrlich Gegensätze genug, von denen jeder einzelne fast unüberbrückbar erscheint. Was hat, so fragen wir, diese beiden Männer zusammengeführt und unauflöslich in gegenseitiger Hochachtung und herzlicher Freundschaft verbunden? Das Schicksal war es, das Stein und Arndt aneinander kettete: ihr eigenes, das Schicksal Preußens, Deutschlands, Europas. Und dieses Schicksal hieß in ein Wort, in einen furchtbaren Namen zusammen- gefaßt: Napoleon. Ihn, den Allgewaltigen, vor dem die Könige und Fürsten des Erdteils sich in knechtischer Ehrfurcht und Anbetung neigten, ihn hatten beide Männer mit tapferem Mute angegriffen. Stein, der 24*

7. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 202

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
202 im Druck erschienene Rede des Hospredigers Pfeiffer zu Quedlinburg. Dazwischen erschienen auch scherzhafte und spottende Flugschriften, als (schon Mitte März): Der Flußgott Niemen und noch jemand, ein Freudenspiel in Knüttelversen mit Gesang und Tanz von Kotzebue; Napoleon oder französisches Fragebuch vom Jahre 1813; Bonapartiade, ein biographische Skizze in Blumauers Manier und ähnliches. Bald kamen die Flugschriften wie Flocken vom Himmel. In Heften erschienen: Das neue Deutschland, freimütige Berichte zur Geschichte der Bedrückung und der Wiedergeburt Deutschlands; Zur B e-sreiung Deutschlands, Aktenstücke, Berichte, Aufforderungen ; Der Zeitaltar; Der deutsche Völkerbund, eine Zeitschrift für Gedanken, Begebenheiten und Gefühle, welche den Schriftstellern Deutschlands zum Vereinigungspunkt dienen soll; Materialien zur Geschichte des großen Kampfes für Europas Befreiung; Thuiskon über Deutschlands Einheit vom Professor Zeune; D i e Glocke der Stunde in drei Aufzügen von E. M. Arndt. Seit Anfang April erschien in Königsberg das russisch-deutsche V o l k s b l a t t von Kotzebue, wöchentlich drei Stücke, eine reine Schmähschrift gegen Napoleon und die Franzosen, die jedoch eine große Wirkung ausgeübt hat. Auch die anderen Zeitungen blieben in kräftigem Ausdruck der Gesinnung, in Aufforderungen und Aufrufen, in Anregungen zur Bethätigung der Vaterlandsliebe nicht zurück. Noch wirkungsreicher und verbreiteter als diese Schriften waren die leicht sangbaren Lieder, deren die erregte Stimmung der Zeit unzählige hervorbrachte, die von einem Ende des Vaterlandes zum andern wiederhallten, die in allen Straßen der Städte, im Lager und aus dem Marsche gesungen wurden. Die meisten davon sind in der Zeitflut wieder untergegangen, eine nicht unbeträchtliche Anzahl der besten aber hat sich erhalten und lebt noch jetzt im Herzen und im Munde des deutschen Volkes. Schon im Ansang des Jahres dichtete Arndt das Lied: „Was ist des Deutschen Vaterland?", das seitdem lange Zeit das allgemeine Volkslied der Deutschen gewesen ist. Etwas später erschien von ihm das Lied: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte," in welchem jeder Vers ein Trompetenstoß ist und dessen vierter Vers:

8. Bilder vom Niederrhein - S. 17

1882 - Leipzig : Spamer
Erinnerungen an Vater Arndt. 17 Auslande gegenüber so superhuman auftretende Tadler mögen vielleicht nicht gut patriotisch gesinnt sein; uns wenigstens kommen die derben Ausbrüche eines gerechten Zornes zu damaliger Zeit sehr wohl berechtigt vor. In Preußen rüstete man sich jetzt wie zu eiuem Kreuzzuge. „Es entstand", sagt Sybel, „ein Heer, wie es kein zweites in der Geschichte giebt. Ein Verein grauer Veteranen und unbärtiger Jünglinge, mit der besten Manneskraft der Nation, soldatischer Ungezwungenheit und Derbheit, mit religiösem Schwünge und gewissenhafter Sitte, mit brausender Freiheitsliebe, strengem Pflichtgefühl und treuem Unterthanensinn." So kam es zu der ewig denkwürdigen dreitägigen Völkerschlacht bei Leipzig. „Wem ward der Sieg in dem harten Streit, Wer griff den Preis mit der Eisenhand? Die Welschen hat Gott wie die Spreu zerstreut, s Die Welschen hat Gott verweht, wie den Sand; Viel Tausende deckten den grünen Rasen, Die llebriggeblieb'nen entflohen wie Hasen, Napoleon mit!..... O Leipzig, freundliche Lindenstadt, Dir ward ein leuchtend Ehrenmal: So lange rollet der Jahre Rad, So lange scheinet der Sonne Strahl, So lange die Ströme zum Meere reisen, Wird noch der späteste Enkel preisen Die Leipziger Schlacht!"..... In dieser Zeit, erschien Arndt's Schrift: „Das preußische Volk und Heer im Jahre 1813", worin er die Deutschen anredet als Männer, welche „das Vaterland lieber haben als Gold und die Freiheit lieber als das Leben." Ferner erschien seine berühmte Schrift: „Der Rhein Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze", worin er die Sprachgrenze als die allein berechtigte anerkennt und uachdrucksvoll die Rückgabe ehedem deutscher Proviuzeu fordert. Leider drang er nicht damit durch, und umsonst schimpfte auch Blücher über „die diplomatischen Federfuchser und Tintenkleckser, die den Galgen verdienten". Doch ward wenigstens durchgesetzt, den Feind in seinem eigenen Lande anzugreifen. So marschirte Vater Blücher in der Neujahrsnacht 1814 bei Caub über den Rhein, schlug Napoleon in zwei Schlachten und rückte auf Paris los. „D'rum blaset, ihr Trompeten, Husaren heraus! Du reite, Herr Feldmarschall, in fliegendem Saus, Dem Siege entgegen zum Rhein und über'n Rhein, Du tapferer alter Degen, und Gott soll mit dir sein!" Er setzte es auch durch, daß „der Kerl herunter mußte", er bewirkte Napo- leon's Absetzung, wenn auch sonst die Blütenträume guter Patrioten nicht ver- wirklicht wurden. Im Jahre 1815 war Arndt in Köln als Herausgeber der Zeitschrift: „Der Wächter" thätig; er wollte ein treuer Wächter fein am Rhein. Bald darauf ward er von der preußischen Regieruug zum Profeffor der Geschichte in Bonn ernannt. Dort verheirathete er sich mit der Halbschwester Schleier- macher's und gründete sich ein neues Heim. Stets blieb er ein warmer Freund des Volkes und Feind aller Speichellecker. Letztere stellte er in dem vierten Deutsches Land und Volk. V. 2

9. Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn vom Stein - S. VI

1910 - Düsseldorf : Schwann
2. Teil seines Geistes der Zeit. Im selben Jahre trieb ihn der Umschwung der Dinge in Schweden, infolge der Erhebung Bernadottes zum Kronprinzen, wieder auf die Wanderung. Als Sprachlehrer Allmann durchzog er Norddeutschland, lehrte aber seit 1810 vorübergehend wieder in Greifswald, bis das Einrücken der Franzosen 1812 ihn abermals heimatlos machte. Hier setzt die nachfolgende Schrift ein, die Arndt viele Jahre später, 1858, als 89 jähriger Greis aus der Erinnerung verfaßt hat. Mit neu erwachter Begeisterung versetzt er sich zurück in jene drangvolle und dennoch große Zeit, da er in der unmittelbaren Umgebung einer Persönlichkeit wie Stein ein gewaltiges Stück Geschichte erschaute, und mit erstaunlicher Lebendigkeit und Treue, von einzelnen Unrichtigkeiten zu schweigen, versetzt er uns in den Bannkreis jener Tage. So bleiben die ,,Wanderungen und Wandelungen“ allzeit ein hervorragendes geschichtliches Denkmal —- nicht zum wenigsten auch für den großen Patrioten und Staatsmann, dessen Name mit dem Titel verknüpft ist. Wir bieten sie mit Fortlassung alles Unwesentlichen und Unbedeutenden bis zum eigentlichen Abtreten Steins von dem gewaltigen Theater der Zeitgeschichte, also bis zum Abschlüsse des großen völkerbefreienden Jahres 1813 14. Inhaltlich zerfällt die Schrift in vier (von Arndt selbst nicht gesonderte) Abschnitte: a) In St. Petersburg 1812 (S. 1). Arndt schildert aus unmittelbarer Nähe die machtvolle Persönlichkeit und das Wirken des von Napoleon geächteten Freiherrn vom Stein, der heimatlos an der Newa weilt, für die Sache der Erhebung, und zwar im Zusammenhange mit den politischen Zuständen und Verhältnissen. b) Au f den Spuren der großen Armee (S. 35). Die Dinge reifen. Arndt begleitet den durch die Ereignisse nach Deutschland heimberufenen Staatsmann

10. Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) - S. 196

1886 - Wiesbaden : Bergmann
196 politische vor- und Rückwärtsbewegungen. folgung der sog. „demagogischen Umtriebe". Was man unter letzteren verstand und in welchem Geiste jene Kommission verfuhr, ist daraus zu ersehen, daß dieselbe in ihrem an den Bundestag erstatteten Berichte sagte: „sie habe ihre Untersuchungen rückwärts bis 1806 ausgedehnt," daß sie unter den „Demagogen" auch Fichte wegen seiner „Reden an die deutsche Nation," Schill wegen seines Freischarenzuges gegen Napoleon, Arndt wegen seines „Landwehrkatechismus" begreift, daß selbst Männer wie Stein, Gueisenan, Aork, Blücher, Eichhorn in dem Berichte figurieren u. s. w. Die Kommission selbst gestand ein. daß sie wirklich „strafbare" Verbindungen bis 1820 nicht habe entdecken können; erst durch die Bundesbeschlüsse von 1819 seien solche (geheime) hervorgerufen worden. Als eine „Verschwörung" betrachtet sie u. a. das Vorhaben einer Anzahl von Unterthanen, gemeinsam um „gleichmäßige Einführung landständischer Verfassungen zu bitten," — also dasselbe, was beim Kongreß die preußische Regierung unter Zustimmung der österreichischen beantragt hatte! Die Kommission hat im ganzen 1800 Männer und Jünglinge vor ihren Richterstuhl gezogen (die dann eine längere oder kürzere Untersuchungshaft zu bestehen hatten), hat aber von diesen allen nur etwas über 100 zu Freiheitsstrafen verurteilen können, und auch von diesen Strafurteilen wurde in manchen Staaten keines vollstreckt, weil man sich von deren Ungerechtigkeit überzeugte.*) In Preußen war sreilich beinahe noch Schlimmeres geschehen. An der, 1818 neubegründeten, Universität Bonn waren als Professoren Arndt und bi.c Gebrüder Fr. G. und K. Welcker (der Staatsrechtslehrer und der Philolog) angestellt worben. Kaum bort eingetroffen, würden alle brei als „bemagogischer Umtriebe" scyulbig in der Nacht überfallen, ihre Papiere weggenommen, sie selbst von ihren Ämtern suspeubiert und in eine Untersuchung verwickelt. Dieselbe warb in bnrchaus rechtloser, namentlich mit der in bett Rheinlanben noch geltenben französischen Prozeßorbnnng in schreienbem Wiberspruch steheuber Weise geführt. Man konnte ihnen nicht das Geringste nachweisen, mußte daher die Untersuchung enblich einstellen. Der Philolog Welcker warb auch in Bonn wieber angestellt, der Staatsrechtslehrer, der einen Ruf nach Freiburg erhielt, ehrenvoll entlassen; nur Arubt, — er, der so viel *) S. Ilse, „Geschichte der politischen Untersuchungen, welche durch die neben der Bundesversammlung errichteten Kommissionen, die Centraluntersuchungskommission zu Mainz und die Bundeszentralbehörde zu Frankfurt a. M., in den Jahren 1819—1827 und 1833—1842 geführt worden sind", 1860 (nach aktenmäßigem Material).

11. Teil 3 - S. 175

1891 - Hildburghausen : Gadow
175 Verwundeten verbunden haben? So geschah es von einem Ende des Reiches bis zum andern. Es war plötzlich wie durch ein Wunder Gottes ein grosses und würdiges Volk erstanden. Arndt. 128. Der Gott, der Eisen wachsen ließ. (1813.) Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte: drum gab er Säbel, Schwert und Spieß dem Mann in seine Rechte. Drum gab er ihm den kühnen Mut, den Zorn der freien Rede, daß er bestände bis aufs Blut, bis in den Tod die Fehde. So wollen wir, was Gott gewollt, mit rechten Treuen halten und nimmer im Tyrannensold die Menschenschädel spalten; doch wer für Tand und Schande ficht, den hauen wir zu Scherben, der soll im deutscheil Lande nicht mit deutschen Männern erben. O Deutschland, heil'ges Vaterland! o deutsche Lieb' und Treue! Du hohes Land, du schönes Land, dir schwören wir aufs neue. Dem Buben und dem Knecht die Acht! Den speisen Kräh'n und Raben! So ziehn wir aus zur Hermannsschlacht und wollen Rache haben! Laßt brausen, was nur brausen kann, in hellen, lichten Flammen! Ihr Deutschen alle, Mann für Mann, fürs Vaterland zusammen! Und hebt die Herzen himmelan und himmelan die Hände und rufet alle, Mann für Mann: „Die Knechtschaft hat ein Ende!" Laßt wehen, was nur wehen kann, Standarten weh'n und Fahnen! Wir wollen heut uns Mann für Mann zum Heldentode mahnen. Auf, fliege, hohes Siegspanier, voran den kühnen Reihen! Wir siegen oder sterben hier den süßen Tod der Freien! Arndt. 129. Die Mlrerschlacht bei Leipzig. 1. Es war in den erstell Oktobertagen des Jahres 1813. Kaiser Napoleon hatte sein Hauptquartier Dresden verlasien und sich mit seinen Truppen in die große Ebene von Leipzig gezogen. Hier war es, wo vom 16. bis 19. Oktober Männer vom Tajo und Ebro, vom Po und der Tiber, von der Seine und dem Rheine in blutigem Kampfe gegenüberstanden den Söhnen der Donau, der Elbe, der Oder, des Don, der Wolga, des Weißen und Schwarzen

12. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 321

1904 - Breslau : Hirt
321 zum Brgen dessen, was nach uns Wirklichkeit werden wird. Lassen wir nur nicht mit nnserm Krper zugleich auch unser Geist niedergebeugt und unterworfen und in die Gefangenschaft gebracht werden? Fragt mau mich, wie dies zu erreichen sei, so ist darauf die einzige, alles in sich fassende Antwort diese: wir mssen eben zur Stelle werden, was wir ohnedies sein sollten, Deutsche. Wir sollen unfern Geist nicht unterwerfen: so mssen wir eben vor allen Dingen einen Geist uns anschaffen, und einen festen und gewissen Geist; wir mssen ernst werden in allen Dingen und nicht fortfahren, blo leichtsinnigerweise und nur zum Scherzen da zu sein; wir mssen uns haltbare und unerschtterliche Grundstze bilden, die allem unfern brigen Denken und nnserm Handeln zur festen Richtschnur dienen, Leben und Denken mu bei uns aus einem Stcke sein und ein sich durchdringendes und gediegenes Ganzes; wir mssen in beiden der Natur und der Wahrheit gem werden und die fremden Kunststcke von uns werfen; wir mssen um es mit einem Worte zu sagen, uns Charakter anschaffen; denn Charakter haben und deutsch fem, ist ohne Zweifel gleichbedeutend, und die Sache hat in unfrer Sprache feinen befondern Namen, weil sie eben ohne alle unser Wissen und Besinnung aus unserm Sein unmittelbar hervorgehen soll. Wir mssen zuvrderst der die groen Ereignisse unfrer Tage, ihre Begehung auf uns und das, was wir von ihnen zu erwarten haben, mit eigner Bewegung unfrer Gedanken nachdenken und uns eine klare und feste Ansicht von allen diesen Gegenstnden und ein entschiedenes und unwandelbares Ja oder Nein der die hierherfallenden Fragen verschaffen; jeder, der den min- desten Anspruch auf Bildung macht, soll das..... Jene Achtlosigkeit auf das, was unter unfern Augen vorgeht, und die knstliche Ableitung der allen-falls entstandenen Aufmerksamkeit auf andre Gegenstnde wre das Erwnschteste, was einem Feinde unfrer Selbstndigkeit begegnen knnte. Ist er sicher, da wir uns bei feinem Dinge etwas denken, so kann er eben, wie mit leblosen Werkzeugen, alles mit uns vornehmen, was er will; die Gedankenlosiq-ttit eben ist es, die sich an alles gewhnt; wo aber der flare und umfassende Gedanke und tu diesem das Bild dessen, was da sein sollte, immerfort wachsam bleibt, da fommt es zu feiner Gewhnung. Diese Reden haben zunchst Sie eingeladen, und sie werden einladen die ganze deutsche Nation, inwieweit es dermalen mglich ist, diese durch den Bncherdrnck um sich zu versammeln, bei sich selbst eine feste Entscheidung zu fassen und innerlich mit sich einig zu werden der folgende Fragen: 1. ob es wahr sei oder nicht wahr, da es eine deutsche Nation gebe, und da deren Fortdauer in ihrem eigentmlichen und selbstndigen Wesen dermalen in Gefahr fei; 2. ob es der Mhe wert sei oder nicht wert sei, sie zu erhalten-ob es irgend ein sicheres und durchgreifendes Mittel dieser Erhaltuna aebe' und welches dieses Mittel sei..........' 99 10. E. M. Arndts Urteil der Napoleon und das franzsische Heer. E. M. Arndt, Geist der Zeit. Altona 1861. 4. Aufl. S. 278ff. S. 295ff. Bonaparte fing als ein kleiner Soldat an; der Feldherr hat den Kaiser gemacht. Cr hat seinen Ansang und seine erste Kunst licht vergessen, und Quellen.lesebuch. 91 .

13. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 185

1895 - Paderborn : Schöningh
185 das Feuer edler Begeisterung fr die Befreiung des Vaterlandes an. Freilich hatte jcht Arndt die Rache Napoleons zu frchten, und als er sah, da fein Leben in der Heimat wirklich gefhrdet war, da floh er ins Ausland, von wo er nicht frher zurckkehren konnte, bis der Komet Napoleon" vom politischen Himmel verschwunden war. Wollte Arndt die Deutschen zur Befreiung des Vaterlandes anregen, so mute er ihnen Lieder geben, in welchen des Vaterlandes Herrlichkeit besungen wird. Das hat er gethan. Obenan steht das Lied: Des Deutschen Vaterland." Darin fragt er: Was ist des Deutschen Vaterland?" und antwortet: Nicht ein deutsches Land allein, auch nicht mehrere deutsche Lnder im Verein, fondern das ganze Deutschland soll es fein; soweit die deutsche Zunge klingt und Gott im Himmel Lieder singt"; wo Eide schwrt der Druck der Hand, wo Treue hell vom Auge blitzt und Liebe warm im Herzen sitzt!" Wie er so den Deutschen gezeigt, wie groß ihr Vaterland fei und wie weit dessen Grenzen reichen, weist er sie auf die innere Tugend hin, auf der feine wahre Gre beruhe. Das ist die Treue, Redlichkeit, der Glaube, der Mut und die Liebe zum Vater-land. Er ruft jedem Deutschen zu: Baue nicht auf bunten Schein, Doch die Treue ehrenfest Lug und Trug sind dir zu fein, Und die Liebe, die nicht lt, Schlecht gert dir List und Kunst, Einfalt, Demut, Redlichkeit Feinheit wird dir eitel Dunst. Steh'u dir wohl, o Sohn vom Teut. Wohl steht dir das grade Wort, Wohl der Speer, der grade bohrt, Wohl das Schwert, das offen ficht Und von vorn die Brust durchsticht." Mit solcher Wehr will Arndt den deutschen Mann ausgerstet sehen. Wer ist der Mann?" so fragt er im Jahre 1813 und antwortet: Der beten, glauben, lieben, streiten, sterben kann." Sein fester Glaube war's, da es Gottes Sache fei, gegen die Franzofen zu kmpfen. Wie Krner vom Befreiungskriege gerufen: Es ist ein Kreuzzug. 's ist ein heiliger Krieg," wie Schenkendorf gesungen: Ich zieh' ins Feld fr meinen Glauben," wie Rckert in diesem Kriege den Herrn als seinen ersten Bundesgenossen bezeichnete, so nennt Arndt den Kampf Deutschlands gegen Frankreich einen Kamps des Rechts gegen das Unrecht, der Freiheit gegen die Knechtschaft, der Wahrheit gegen die Lge, des Glaubens gegen den Unglauben, einen Kampf Gottes gegen den Satan. Seine Aufforderung zur Rache gegen die Franzosen klingt zwar nicht neutesta-mentlich, aber es ist ein heiliger Zorn gegen die Unterdrcker der hchsten Gter. Es war der Zorn der Liebe, der in Arndt entbrannte, wenn er in gewaltigen Liedern ausrief: Der Gott, der Eisen wachsen lie, der wollte keine Knechte." Herrlich besingt er die Hermannsschlacht der neuen Zeit, die Schlacht bei Leipzig, in dem Liede Die Leipziger Schlacht." Fast alle Thaten, die Gott durch das deutsche Volk ausgerichtet, hat Arndt in Liedern fr alle Zeiten aufbewahrt. Ebenso verherrlicht er die Heldengestalten des Heeres. So singt er von Schill: Es zogen drei Reiter zum Thore heraus." Ganz besonders aber preist er die Groen unter den Helden, so Scharnhorst, den Waffenschmied deutscher Freiheit, in dem Liede: In dem wilden Kriegestanze", Gneisenau als den tapfern Beschtzer Kolbergs, den alten Blcher als den tapfern Feldmarschall in dem Liede: Was blasen die Trompeten? Husaren heraus!" Nach dem Kriege lebte Arndt als Professor der Geschichte in Bonn. Leider wurde er verdchtigt, die deutsche Jugend zu Verschwrungen gegen die bestehenden staatlichen Ordnungen verfhrt zu haben. Wenn er auch von diesen Anschuldigungen frei gesprochen

14. Bilder vom Niederrhein - S. 13

1882 - Leipzig : Spamer
Erinnerungen an Vater Arndt. 13 Obwol sich Arndt der Bewunderung für diesen großen Feldherrn nicht der- schließen konnte, so haßte er doch zu sehr den Despotismus, um nicht Napoleon von seinem 'ersten Auftreten an auf das Erbittertste zu bekämpfen. War er den Franzosen schou^vorher gram ihrer Mordbrennereien wegen, die sie in der Pfalz verübt hatten, so erfaßte ihn jetzt noch ein um so tieferer Groll, als der fremde Tyrann mit höhnischer Teufelsfaust die alte, freilich längst morsche Herrlich- keit des Deutschen Reiches zertrümmerte. Unerschrocken hielt er, ein zweiter Demosthenes, der deutschen Nation donnernde Philippiken. Ebenso setzte er durch seine kühne Sprache die Aufhebung der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen durch und trotzte den Anklagen der Edelleute, welche ihn einen „Leuteverderber und Baueruaushetzer" schalten. Arndt's Wohnhaus. Inzwischen verdüsterte und bedrohte der länderverschlingende Drache immer mehr den europäischen Himmel. Bereits hatte sich Napoleon auf den Kaiser- thron Frankreichs gesetzt und mit den frechen Worten sich die eiserne Lombarden- kröne Italiens hinzugefügt: „Gott hat sie mir gegeben: wehe Dem, der sie antastet!" — Und in feigster Unterwürfigkeit kamen Europas Potentaten ge- krochen, um ihn mit unwürdigen Schmeicheleien und Dekorationen zu überhäufen. Mit Hülfe des Verrätherischen Rheinbundes löste der schlaue Tyrann die einzelnen deutschen Fürsten vom Reiche los, gab ihnen als Judaslohn Titel und Gebiets- erweiterungen, bis er mit schneidendem Hohne sagen konnte, er kenne ein Deutsches Reich nicht mehr. Mit Preußens Demüthigung, welche dieköuigiu Luise mit Hoheit ertrug, war Deutschlands Schmach besiegelt. Zu dieser Zeit lebte Arndt in Greifswalde, wo ihm ein Duell mit einem schwedischen Offiziere, welcher von den Deutschen verächtlich geredet hatte, bei- nahe das Leben kostete. Noch mehr Kühnheit aber bewies er durch die Heraus- gäbe des mit Flammenworten geschriebenen Werkes: „Geist der Zeit", worin er dem fremden Unterdrücker den Fehdehandschuh hinschleuderte, sowie seiner eigenen geknechteten Nation den Spiegel ihrer Schmach und Schande vorhielt. Diese Schrift bewies in einer Zeit, wo Napoleon den Buchhändler Palm wegen

15. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 173

1875 - Berlin : Vahlen
— 173 — geborenen Staat machte. Er schaffte Mittel zur Abtragung der ungeheuren Kriegslasten, die Napoleon erheischte; er begründete für Adelige, Bürger und Bauern neue Verhältnisse, in welchen sie sich lebendiger am Staats- und Gemeindeleben betheiligen konnten, denn früher. — Das Militärwesen erhielt unter Friedrich Wilhelmsiii. eigener, lebhafter Betheiligung durch Scharnhorst, einen hannoverschen Bauernsohn, der sich durch Begabung und Charakerfestig-keit zu den höchsten militärischen Posten emporschwang, eine Erneuerung, bei der die alten Vorzüge des preußischen Heeres mit den Fortschritten der neuen Zeit weise verschmolzen waren. — Mit der Wiedergeburt von Staat und Heer ging eine vaterländische Haltung der Wissenschaft und Poesie Hand in Hand, jene befördert durch die Gründung der Universität Berlin, diese durch Sänger wie Arndt, Uhland n.s.w. Ueber das ganze Land verbreitete sich unter den edleren Männern der sogenannte Tugendbund, nicht zum Zwecke einer lichtscheuen Verschwörung, sondern zur sittlichen Stählung der Geister in Gottesfurcht und Hingabe an das Vaterland. § 222. Oesterreichs Erhebung, 1809. Die Rheinbunds-Staaten fühlten erst nach und nach ihre schmähliche Stellung, und erst später erwachte hier, wo die Napoleonische Regierung alle schlechten Eigenschaften der menschlichen Natur für sich in Dienst zu nehmen verstand, das deutsche Bewußtsein. Dagegen hatte Oesterreich seit seiner Niederlage von 1805 sich ernstlich aufgerafft, und hier that für die Erneuerung des Heeres Erzherzog Karl, für die des Staates der Minister Reichsfreiherr von Stadion Aehnliches, wie Scharnhorst und Stein in Preußen. Napoleon entging diese innere und äußere Erstarkung Oesterreichs nicht. Er drängte es im Frühling 1809 zu einem Kriege, den es, neugekräftigt, wie es war, mit 180b Begeisterung als einen Kampf der Befreiung aufnahm. Leider aber war die militärische Leitung nicht so tüchtig und begeistert wie das österreichische Heer und Volk selber; sonst hätte man den Kamps am Rheine aufnehmen und durch Besetzung der dazwischenliegenden Rheinbunds-Staaten diese vom Bündniß Napoleons loßreißen müssen. Statt dessen ließ man auch jetzt noch Napoleon sich zuvorkommen, der rasch von Spanien herbeieilte, die Truppen Badens, Württembergs und Baierns an sich zog, und vorwaltend mit diesen eine Reihe vernichtender Schläge gegen das österreichische Heer, welches kaum in Baiern eingerückt war, führte. Die Schlachten um Regensburg 19.-23.Apr. zersprengten die österreichische Armee und Napoleon rückte bald in Wien ein.

16. Belehrungen über wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen - S. 349

1896 - Leipzig : Teubner
Die Hohenzollern u. ihre Fürsorge f. d. allg. Wohlfahrt. 349 Verfassung von dem Könige und den Kammern feierlich beschworen. — Die ändern deutschen Bundesstaaten sind aufser Mecklenburg sämtlich in Besitz einer modernen Verfassung. 3. Die nationale Frage. Infolge des Druckes und der Mifsachtung, die die Völker durch Napoleon erfuhren, verstärkte sich bei den meisten europäischen Nationen das Nationalgefühl. Endlich erwachte es auch in Deutschland.die Burschenschafter, viele Universitätsprofessoren und andere Gelehrte, sowie die Romantiker fachten es an. Man wollte die Einheit des deutschen Volkes wiederherstellen. Mächtig loderte 1848 die Flamme nationaler Begeisterung empor, aber „die Raben flogen noch immer um den Berg“. Die Herstellung der Einheit war, da im neunzehnten Jahrhundert nur noch große, starke, geeinte Völker ihr Dasein und ihre Unabhängigkeit zu behaupten vermögen, eine unabweisbare politische Notwendigkeit. Andernfalls hatte man das Schicksal Polens zu erwarten: Schon 1829 hatten sich Nikolai I von Rußland, des preufsischen Königs Schwiegersohn, und Karl X von Frankreich verabredet, einstweilen °die Länder östlich von der Weichsel und westlich vom Rhein zu erobern. Die polnische Revolution und der Juliaufstand zu Paris hinderten die Verbündeten, ihre Absichten auszuführen. Endlich erlangten die noch übrigen Stämme des deutschen Volkes durch Bismarcks geniale Politik 1871 die Reichseinheit unter Preußens Führung. Umringt von mächtigen Militärstaaten, fortwährend bedroht von der unruhigen, teilweise chauvinistischen, durch falsche geschichtliche Belehrung irrigen Forderungen und Hoffnungen zu-gethanen französischen Nation, sowie von dem eroberungslustigen Panslavismus, kann sich das deutsche Volk, dessen Grenzen fast sämtlich offen sind, niemals völlig ruhigem Genufs und friedlicher Arbeit hingeben, vielmehr mufs es, so lange die Völker noch zum Schwerte greifen, durch angestrengteste Thätigkeit seine sittlichen, geistigen und materiellen Kräfte mehren und stählen, sich damit seine Stellung stets von neuem verdienen und jederzeit imstande und gewillt sein, seine Existenz mit gewaffneter Hand zu sichern. . Seine Friedfertigkeit hat es bewiesen, niemals hat es seit seiner neuen Einigung Krieg begonnen. L. M. Arndt: „Als Österreich und Preußen nach vergeblichen Kämpfen gefallen waren, da erst fing mein Herz an, sie °und Deutschland mit rechter Liebe zu lieben und die Welschen mit rechtem treuem Zorn zu hassen. Als Deutschland durch seine Zwietracht Nichts mehr war, umfafste mein Herz seine Einheit und Einigkeit.“

17. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 376

1911 - Leipzig : Dürr
376 Prosaheft Vii. Lebens" vergessen. Stein war als Bevollmächtigter Kaiser Alexanders gekommen, um die Hilfsquellen Ost- und Westpreußens sür die gute Sache nutzbar zu machen. Er berief den Landtag der Provinz; die Bewaffnung der Nation, die Errichtung einer Landwehr und eines Landsturmes war es, was er wollte; ein Volkskrieg sollte gegen Napo- leon entstammt werden. Und der Landtag versagte nicht. Die arme, gänzlich ausgesogene, niedergetretene Provinz war zu jeglichem Opfer bereit und beschloß im Geiste Steins. Arndt aber, wie kaum ein zweiter berufen, als Mann des Volkes unmittelbar auf das Volk zu wirken, erhielt von Stein den Auftrag, die Bevölkerung über diese neue Ein- richtung aufzuklären, und er tat es gern im Sinne seines Herrn und mit gewohnter Meisterschaft. „Was bedeutet Landsturm und Landwehr?" so lautete der Titel seiner neuen Schrift. Ein waffengerüstetes, waffen- geübtes Volk, die Bewaffnung aller deutschen Männer ohne Unterschied des Standes und des Berufes vom sechsundzwanzigsten bis zum sech- zigsten Lebensjahre, das sind Steins und Arndts Forderungen. Ist aber der Krieg mit Gottes Hilfe siegreich beendet, dann sollen Landwehr und Landsturm nicht aufhören. Als bleibende Einrichtung können sie viel- leicht zwei Drittel des stehenden Heeres unnötig machen und dadurch unendliche Lasten vom Rücken des Volkes wälzen. Der Freiheitskampf begann. Stein, nunmehr Mitglied des Ver- waltungsausschusses für die eroberten Gebiete, konnte die Hilfe seines treuen Mitarbeiters nicht entbehren; in Dresden, in Reichenbach, in Leipzig, in Frankfurt ist Arndt um den Minister gewesen, der ihin wie in St. Petersburg sein unbedingtes Vertrauen schenkte und sich bei wich- tigen Sendungen seiner bediente. Die Schlacht bei Leipzig wurde geschlagen, und der Dichter pries die freundliche Lindenstadt ob ihres leuchtenden Ehrenmales. Aber was das Schwert gut gemacht hatte, wollten Diplomaten verderben. Wenige Wochen nach jenem glänzenden Siege bot Metternich Napoleon den Frieden an, den Rhein als Grenze zwischen Frankreich und Deutschland. Da regte sich Arndts deutsches Herz, und er machte seinem Unmut, seinen Hoffnungen und Wünschen Luft in der berühmten Schrift: „Der Rhein, Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze." Das Recht, die Politik, die Ehre und die Treue des deutschen Volkes erheben gleichmäßig diese Forderung. Dieselbe Forderung erhob unter den Diplomaten Stein, der alles linksrheinische Gebiet, Elsaß und Lothringen für Deutschland zurück- verlangte. Dieses Ziel Steins und Arndts wurde freilich damals nicht ganz erreicht. Aber Deutschland war doch frei geworden bis zum Rhein und altes deutsches Land links vom deutschen Strom teilweise zurückgewonnen. Von nun an trennte das äußere Leben die beiden gleichgesinnten Männer,

18. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 165

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 165 man Ringe, Ketten n. s. w. fertigen ließ. Durch den Verkauf dieser Gegenstände erhielt man bald soviel Geld, daß die Ausrüstung für vier freiwillige Jäger davon beschafft werden konnte. — Viele edle Fraueu schlossen sich zu Vereinen zusammen, die sich die Aufgabe stellten, für die Verwundeten Sorge tragen zu wollen; an der Spitze dieser Vereine standen edle Prinzessinnen, deren opferfreudige Liebe die Frauenwelt zu den herrlichsten Thaten begeisterte. Aus diesen Frauenvereinen gingen die Pflegerinnen hervor, welche in den Lazaretten den armen Verwundeten und Sterbenden in hilfsbereiter Liebe dienten. So haben sich die Frauen und Jungfrauen jener großen Zeit durch ihr selbstloses Thuu in dem Herzen des preußisch-deutschen Volkes ein unvergängliches Denkmal gestiftet. — In herrlichen Dichtungen und Liedern wurde die Flamme der edelsten Begeisterung entfacht; so sangen Arndt, v. Schenkendorf, Uhland und Körner Vaterlandslieder, die einen tiefen Eindruck machten und das Volk in dem heiligen Entschluß, alles für das Vaterland einzusetzen, auf das wunderbarste stärkten. — Es ist wahrhaft bewundernswürdig, wie durch das kleine Preußen, welches dazu durch den Tilsiter Friedensschluß an den Rand des Abgrundes gekommen war, die Befreiung des ganzen deutschen Vaterlandes herbeigeführt werden konnte. — An der Spitze des neu geschaffenen Heeres standen tüchtige Feldherren, die ebenfalls für den heiligen Kampf begeistert waren und auch die Befähigung besaßen, ein großes Heer zu führen. Unter diesen Kriegshelden treten besonders Blücher, Gneisenau, $orf und Bülow hervor. Die ersten Kämpfe. Napoleon hatte in Frankreich schnell wieder ein Heer zusammengerafft und zog heran, um Preußen nunmehr gänzlich zu verderben, der preußische Name sollte aus der Reihe der Völker ausgelöscht werden; aber Gott hatte es anders beschlossen. Um dem heranziehenden Feinde erfolgreich entgegentreten zu können, hatte sich das preußische Heer mit dem russischen vereinigt, und das vereinigte preußischrussische Heer zog nun heran, den Kampf zu wagen. In den ersten Schlachten bei Lützen und Bautzen errang Napoleon wohl den Sieg; jedoch hatte er gesehen, daß es nicht mehr die Kämpfer von Jena und Anerstädt wären, die auf den Ebenen von Lützen und Bautzen für das Vaterland gestritten hatten; es waren Männer, die ein Herz voll glühender Vaterlandsliebe besaßen, welche ihnen die Stärke verlieh, den furchtbarsten Gefahren freudig entgegenzugehen. Napoleon hielt es für geraten, eine vorläufige Einstellung der Feindseligkeiten herbeizuführen und ließ daher um sich auf weitere Kämpfe zu rüsten, den Verbündeten einen „Waffen-^ stillstand" anbieten, der auch abgeschlossen wurde, da das preußisch-russische Heer ebenfalls einer Stärkung bedurfte. —

19. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 488

1894 - Dresden : Jacobi
- 488 Herrschaft in Deutschland, Holland, Italien und Spanien entsagen wrde. Der hochmtige und verblendete Kaiser wies diese Vorschlge von der Hand, und nun erst drangen die preuischen und deutschen Patrioten mit ihren dringenden Mahnungen um Fortsetzung des Kampfes durch: Arndt, Stein und vor allem Blcher. Blcher am Rhein. Die Heere blieben am Rheine stehn. Soll man hinein nach Frankreich gehn? Man dachte hin und wieder nach; Allein der alte Blcher sprach: ,,Generalkarte her! Nach Frankreich gehn ist nicht schwer. Wo steht der Feind?" ,,Ter Feind dahier!" Den Finger drauf, den schlagen wir! Wo liegt Paris?" Paris dahier!" Den Finger drauf, das nehmen wir! Nun schlagt die Brcken bern Rhein! Ich denke, der Champagner-Wein. Wird, wo er wchst, am besten sein!" Blcher war es-auch, der mit seinen Truppen zuerst in der Neujahrs-nacht von 1813 auf 1814 bei Kaub der den Rhein setzte. Die anderen Heere der Verbndeten folgten nach. Napoleon war in den seit Leipzig verflossenen zwei Monaten nicht nnthtig gewesen, sondern hatte wieder ein mchtiges Heer gesammelt. Er stellte sich an der Anbe auf, um die Vereinigung der einzelnen Heeres-suleu seiner Gegner zu verhindern. Die Hauptarmee unter Schwarzen-berg war durch die Schweiz nach dem Plateau von Langres marschiert; Blcher whlte den Weg an der Mosel westwrts eben dorthin; Blow ging nach den Niederlanden und befreite diese zuvor von dem franzsischen Joch, erst anfangs Mrz vereinigte er sich mit Blcher; von Sden her drang der Englnder Wellington, welcher inzwischen Spanien von den Franzosen gesubert hatte, her die Pyrenen und rckte durch Sdfrank-frankreich auf Paris los. Zuerst traf der strmische Blcher mit Napoleon zusammen und zwar am 29. Januar bei Brieuue; er vermochte nichts gegen ihn auszurichten, die Schlacht blieb unentschieden. Zwei Tage darauf, nachdem Blcher Verstrkungen an sich gezogen hatte, wurde Napoleon bei dem Dorfe La 9tothiere, nicht weit von Brienne entfernt, geschlagen, worauf sein Heer zum Teil den Mut verlor und viele junge Soldaten desertierten. Aber die zgernde Kriegsfhrung der Verbndeten verschaffte ihm bald Zeit zu neuen Verstrkungen, ja bald Gelegenheit zu Siegen. Anstatt sich nun mit Blcher vereint auf den geschwchten Gegner zu werfen und ihn vollends zu vernichten, ordnete man im Hauptquartier Trennung beider Heere und sogar der Armeen an, um sich so die Verpflegung zu erleichtern. Blcher wandte sich nach Norden. Als er, an der Marne entlang, sorglos sein Heer in einzelnen Haufen einhermarschieren lie, eilte ihm Napolen un-bemerkt mit Blitzesschnelle nach und brachte dem zerstreuten Heere in den

20. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 238

1859 - Essen : Bädeker
238 Er hat den Schwur gehalten. Als Kriegesruf erklang, Heil wie der weiße Jüngling in'n Sattel sich schwang! Da ist er's gewesen, der Kehraus gemacht, Mit eisernem Besen das Land rein gemacht. Bei Lützen auf der Aue da hielt er solchen Strauß, Daß vielen Tausend Welschen der Athem ging aus, Viel Tausende liefen gar hastigen Lauf, Zehntausend entschliefen, die nie wachen auf. Am Wasser der Katzbach er's auch hat bewährt, Da hat er die Franzosen das Schwimmen gelehrt: Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee hinab! Und nehmt, Ohnehosen, den Wallfisch zum Grab! Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr er hindurch! Da schirmte die Franzosen nicht Schanze, noch Burg; Sie mußten wieder springen, wie Hasen über's Feld, Und hell ließ erklingen sein Hussah der Held. Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlacht! Da brach er den Franzosen das Glück und die Macht; Da lagen sie so sicher nach blutigem Fall, Da ward der Herr Blücher ein Feldmarschall! Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren heraus! Du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde im Saus! Dem Siege entgegen zum Rhein, über'n Rhein, Du tapferer Degen, in Frankreich hinein! (Arndt.) Nach der Schlacht bei Leipzig flohen die Franzosen nach Frankreich zurück. Am 2. November 1813 ging Napoleon über den Rhein, um ihn nie mehr zu überschreiten. In der Neujahrsnacht 1814 zogen die ver- bündeten Sieger „über’n Rhein“, verfolgten den Besiegten — „in Frankreich hinein“ — und hielten am 31. März siegreich ihren Einzug in die stolze Hauptstadt Paris. Napoleon wurde abgesetzt und auf die Insel Elba ver- wiesen. Die deutschen Fürsten versammelten sich am 1. November in Wien, um die Angelegenheiten der deutschen Staaten zu ordnen. Diese Versammlung dauerte bis zum 9. Juli 1815 und heisst der Wiener Cougress; die ans demselben festgesetzten Bestimmungen aber bilden die deutsche Bundes- afcte. Durch sie haben die einzelnen deutschen Staaten im Ganzen den Um- fang erhalten, welchen sie noch jetzt haben. Das deutsche Reich, wie es vor 1806 bestanden, wurde nicht wieder hergestellt, sondern Deutschland in einen Staatenbund verwandelt unter dem Namen: „der deutsche Bund“. Die Bundesversammlung soll aus den Gesandten aller deutschen Staaten (jetzt noch 35) bestehen und hat ihren Sitz zu Frankfurt am Main. Der Zweck des deutschen Bundes ist die Erhaltung der innern und äussern Sicherheit Deutschlands. Das Bundesheer beträgt im Falle eines Krieges etwa 600,000 Mann. — Preussen erhielt nach dem Wiener Congress nicht bloss seine frühern, von Napoleon ihm genommenen Landestheile zurück, sondern ausserdem noch: das Grossherzogthum Posen, schwedisch Pommern mit Rögen, die Hälfte des Königreichs Sachsen, die Provinz Westphalen und die Rheinlands. 41. Zwei Proklamationen des Königs. 1. An mein Volk. Beendigt ist der Kampf, zu dem mein Volk mit mir zu den Waffen griff, glücklich geendigt durch die Hülfe Gottes, durch unsrer Bundesgenossen treuen Beistand, durch die Kraft, den Muth, die Entbehrung, die Jeder, der Preuße sich nennt, in di-esem schweren