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1. Auszug aus Annegarns Weltgeschichte für Schulen - S. 264

1901 - Münster i. W. : Theissing
264 Die Neuzeit. tragen. Der König mußte auf dem Balkon erscheinen und sich vor den Gefallenen verneigen. Da es nun auch der Frankfurter Nationalversammlung nicht gelang, die Volkswünsche zu befriedigen und die Sehnsucht der deutschen Nation nach Kaiser und Reich zu stillen, berief Friedrich Wilhelm Iv. eine preußische Nationalversammlung nach Berlin (Mai 1849). Aber auch hier wurde die kostbare Zeit mit nutzlosen Reden vergeudet, und in den Straßen Berlins entwickelte sich bald wieder ein stürmisches, gesetzloses Treiben. Infolgedessen ließ Friedrich Wilhelm Iv. selbst am 31. Januar 1850 die noch jetzt in Preußen geltende Verfassung bekannt machen, der zufolge der König die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich ausübt mit dem Landtage, welcher in das Haus der Abgeordneten und in das Herrenhaus zerfällt. Ebensogroß wie in Berlin war in den verhängnisvollen Märztagen des Jahres 1848 die Aufregung in Wien, wo zunächst der Staatsminister Fürst Metternich, der als die vorzüglichste Stütze des längst für morsch gehaltenen Polizeistaates galt, zur Flucht nach England genötigt wurde. Alsbald bewilligte der Kaiser Ferdinand den aufgeregten Massen Volksbewaffnung, Preßfreiheit und eine reichsständische Verfassung, doch gärte es allmählich so sehr im ganzen Reiche der Habsburger, daß auch die besten Bürger an der Erhaltung der österreichischen Macht verzweifelten. Die ganze Monarchie außer Tirol, wo die Ordnung nicht gestört wurde, verfiel der Empörung. In Oberitalien führte jedoch, wie wir schon gehört haben, Radetzky die Fahne des Doppeladlers zum Siege. Die Wiener, die voll Wut gegen die Maßregeln der Regierung Barrikaden bauten und den Kaiser zur Flucht nötigten, wurden von dem Feldmarschall Fürsten Windischgrätz mit Waffengewalt zur Ruhe gebracht. Am 2. Dezember 1848 legte der Kaiser Ferdinand die Krone nieder, und sein jugendlicher Neffe, der jetzt noch regierende Kaiser Franz Joseph, bestieg den österreichischen Kaiserthron. Der ungarische Reichstag unter Führung Kossuths erklärte aber den neuen Kaiser sür einen Usurpator und verbot bei Strafe des Hochverrats, ihm Gehorsam zu leisten. Erst nach vielen Niederlagen gelang es Österreich mit russischer

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1. Deutsche Geschichte bis zur Gegenwart mit Einschluß der wichtigsten Kapitel aus der allgemeinen Weltgeschichte und mit Belehrungen aus der Staatskunde - S. 202

1910 - Leipzig : Voigtländer
202 Die Neuzeit. Bald darauf bergab Kaiser Ferdinand die Krone seinem fugend-Franzjosephlichen Neffen Franz Joseph, dem noch jetzt regierenden Kaiser. Ein Aufstand der Lombarden, den die Sardinier untersttzten, wurde niedergeschlagen. Gefhrlicher war ein Aufstand der Un-garn, die eine unabhngige Republik grnden wollten; doch auch die Ungarn wurden mit Beihilfe russischer Truppen besiegt. Der Minister Jrfsfuug Fürst Schwarzenberg gab hierauf eine Gesamtverfassung fr sterreich-Ungarn. 3. Der preuische Bersassungskamps. In Preußen ver-sprach Friedrich Wilhelm Iv. am 18. Mrz 1848 eine freiheitliche Verfassung. In Berlin herrschte deshalb der grte Jubel, und die Menge zog vor das Schlo, um dem König zu danken. 'Die Schlo-wache hatte den Befehl erhalten, die strker Herzudringenden zurck-zuweisen. Hierbei entluden sich durch Zufall zwei Gewehre. Die Schsse trafen niemand; wohl aber erscholl der Ruf: Wir sind ver-raten; zu den Waffen!" Schnell wurden Barrikaden errichtet, und wmpfw ein blutiger Straenkampf tobte bis tief in die Nacht. Die Trup-i?rz Pen siegten; trotzdem befahl ihnen der König am folgenden Tage, 1848 Berlin zu verlassen. Das Volk ntigte ihn, vom Balkon des Schlosses aus den Leichenzug der Gefallenen mit entbltem Haupt zu be-trachten. Er nahm die sogenannten deutschen Farben an und ver-sprach, sich an die Spitze der deutschen Einheitsbewegung zu stellen; mit schwarz-rot-goldener Binde durchritt er die Straen. Sein Bruder, Prinz Wilhelm, mute sich auf seinen Befehl fr einige Zeit nach England begeben, weil das Volk ihn als den Anstifter des Kampfes ansah; sein Wohnsitz wurde nur durch die Aufschrift Nationaleigen-tum" vor Zerstrung bewahrt. 132 Der König berief nun eine preuische Nationalversamm-sammlung lung, um mit ihr eine Verfassung zu vereinbaren. Indessen nahm die Unordnung im Lande und in der Hauptstadt noch zu; die Menge 6tub!Tsaufunternahm sogar einen Sturm auf das Zeughaus, um sich mit Zeughaus Waffen zu versehen. Die Nationalversammlung aber suchte dem Volke unumschrnkte Gewalt zu verschaffen. Der König bildete des-halb ein neues Ministerium aus ruhigen, entschlossenen Mnnern, das 2r rettenbnt"^ * nisterium derrettenfcien Ta t". Der General von Wrangel Tat besetzte nun Berlin und stellte schnell die Ordnung wieder her; die Nationaloersammlung wurde aufgelst. Der König stellte dann selbst Verfassung eine Verfassung auf. Sie wurde von Abgeordneten des Volkes 3i85<T' geprft, am 31. Januar 1850 endgltig festgestellt und am 6. Februar vom König und den Vertretern des Volkes beschworen. (Nheres in 160.)

2. Der Gutsherr von Vechelde - S. 132

1911 - Braunschweig : Graff
*>*>*>»>*^*>*>*>*> 132 4*4*4w4»4v4k4»/*(4»4*4v4w4»4»4* für letzteren war dadurch der letzte Schatten entfernt, der die Heiterkeit seines Gemüts bis jetzt zeitweise verdunkelt hatte. Daß aber die Aussöhnung eine vollständige und nicht nur eine äußerliche war, dafür haben beide Melden unanfechtbare Beweise geliefert. "König Friedrich bestimmte vor feinem Code, daß ein großer Teil feines Weinlagers dem Herzog Ferdinand überwiesen werden sollte, und zwar gerade diejenigen Sorten, von denen der König mußte, daß der Herzog sie besonders liebte. Herzog Ferdinand aber ließ bei der Nachricht von dem Tode feines königlichen Freundes in dem damaligen Opernhaus am Hagenmarkt eine Trauerkantate aufführen, um dadurch auch öffentlich feiner Trauer über das Hinscheiden des großen Königs Ausdruck zu geben. Schlußkapitel. Das Schicksal vieler großer Zhänner, daß sie im Alter vereinsamen, blieb auch dem Herzog Ferdinand nicht erspart. 3m 3ahre \780 starb fein Bruder, der regierende Herzog Karl I., und der bisherige Erbprinz Karl Wilhelm Ferdinand folgte ihm in der Regierung. Obgleich dieser feinen Oheim, unter dessen weiser Leitung er die ersten Kriegslorbeeren errungen hatte, zärtlich liebte, kam Ferdinand doch nur noch feiten an den Hof nach Braun-fchwetg. Er verschloß sich mehr und mehr gegen die Außenwelt, indem er sich ganz und gar in die Einsamkeit feines Landsitzes zurückzog. Aueb nach Potsdam und Berlin an den Hof feines königlichen Schwagers und Freundes kam er nicht mehr, auch nicht, als im 3ahre 78(5 Friedrich der Große das Zeitliche segnete und der neue König, Friedrich Wilhelm Ii., fein Neffe, die Regierung antrat. Nur nacfr Magdeburg ging er regelmäßig einige Wochen, um dort feinen Pflichten als Domdechant zu genügen.

3. Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte von den Befreiungskriegen bis zur Gegenwart - S. 36

1917 - Leipzig : Teubner
36 Zweiter Zeitraum Die Begrndung des deutschen Nationalstaates und desversassungslebens brauchen. Bei ihrem vorgehen entluden sich durch Zufall zwei Gewehre; niemand wurde durch die Schsse verletzt. Aber die Menge sah darin das Zeichen zum Angriff auf sie, eine ungeheure Erregung ergriff nun ganz Berlin, alles versah sich mit Waffen, Barrikaden wurden gebaut. Nun mute auch der König Gewalt anwenden. In erbittertem Kampfe eroberten die Truppen bis Mitter-nacht die wichtigsten Straen und Pltze. Friedrich Wilhelm Iv. wollte nicht, da es am nchsten Tage wieder zu Blutvergieen kme. Er erlie einen Kufruf An meine lieben Berliner", der schon in der Frhe des 19. Mrz verffentlicht ward. Darin rief er ihnen zu: An euch, Einwohner meiner ge-liebten Vaterstadt, ist es jetzt, grerem bel vorzubeugen. Erkennt, euer König und treuster Freund beschwrt euch darum, bei allem was euch heilig ist, den unseligen Irrtum! kehrt zum Frieden zurck, rumt die Barrikaden, die noch stehen, hinweg, ... und ich gebe euch mein Knigliches Wort, da alle Straen und Pltze sogleich von den Truppen gerumt werden sollen." Die siegreichen Truppen gingen zunchst, verhhnt vom Volke, in die Kasernen zurck, am Nachmittage verlieen sie bis auf wenige Kompagnien Berlin. Prinz Wilhelm von Preußen, der Bruder des Knigs, gegen den sich die Wut der Menge besonders richtete, mute nach England fliehen. (Eine Brgerwehr ward eingerichtet. Die Revolution, die in der Nacht zum 19. Mrz schon am Boden lag, hielt pltzlich den Sieg in den Hnden. Der König mute nun weit mehr Zugestndnisseinachen, als es von Haus aus seine Absicht war. Er berief ein liberales Ministerium, er versprach eine Verfassung, an der vorn Volke gewhlte Vertreter mit schaffen sollten, er hielt am 21. Mrz im Schmucke der schwarz-rot-goldenen Farben einen Umritt durch Berlin und erklrte sich bereit, in den Tagen der Gefahr den Schutz des deutschen Volkes zu bernehmen und auf die Einigung Deutschlands hinzuarbeiten. Der Stndelandtag ward einberufen; er gewhrte zahlreiche Freiheiten und bestimmte die Form, in der eine Volksvertretung gewhlt werden sollte. Diese trat am 22. Mai unter dem Namen Nationalversammlung zusammen. Ihre Hauptaufgabe war es, den Entwurf einer Verfassung zu beraten. So hatte sich die Revolution auch in Preußen durchgesetzt. Aber so vollstndig wie in sterreich war ihr Sieg in Preußen nicht; trotz alles Schwankens leistete Friedrich Wilhelm Iv. strkeren Widerstand als Kaiser Ferdinand, das Brgertum trennte sich bald wieder vom vierten Stande, und die Provinzen blieben treu; denn sie wnschten ein starkes Knigtum. Tim Klein Ii, 140225. d) Der Bundestag und die Revolution. Auch der Bundestag gab der mchtigen Volksbewegung sehr schnell nach. Er erkannte, da man das dringende verlangen des ffentlichen Geistes nach Einigung aller nationalen Krfte" nicht lnger unterdrcken knne. Er erwhlte die Farben schwarz, rot und golden zu Bundesfarben, obwohl er doch die Jnglinge verfolgt hatte, die diese Farben trugen. Schon am 3. Mrz erlaubte er den Bundesstaaten, Prefreiheit einzufhren. Am 30. Mrz aber beschlo er, da die deutschen Staaten Natio-

4. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 214

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
214 Geschwornengerichte, Volksbewaffnung und Vereinsrecht, Verminderung der Abgaben und Freiheit der Presse, und die Regierungen sahen sich gezwungen, diesen Forderungen zu willfahren. Fast berall wurden die Ministerien gewechselt und mit freisinnigen Mnnern besetzt. In einigen deutschen Lndern kam es sogar zum Regentenwechsel. So entsagte der König Ludwig I. von Bayern der Krone und bergab sie seinem Sohne Maxi-milian Ii., dem Begnstiger von Kunst und Wissenschaft. Die Entschei-dung fr Deutschland lag in der Haltung der beiden Gromchte fter-reich und Preußen, und mit gespannter Erwartung blickten aller Augen nach Wien und Berlin. In sterreich, wo nach dem Tode Franz I. (1835) sein Sohn Ferdinand!, gefolgt war, begann die Bewegung in Wien am 13. Mrz 1848. Der Volksha wandte sich hier vor allem gegen Metternich, den Urheber der bisherigen Politik; er mute sein Amt niederlegen und entfliehen. Der Kaiser Ferdinand lie eine Reichsversammlung berufen, um mit ihr eine Verfassung zu beraten. Aber noch ehe die Ausgabe gelst war, brach im Oktober 1848 ein neuer Aufstand los, der jedoch nach der Einnahme der Stadt durch die Truppen blutig gestraft wurde. Kaiser Ferdinand war hierber so verstimmt, da er am 2. Dezember 1848 zu Gunsten seines 18jhrigen Neffen Franz Joseph der Krone entsagte. Der junge Kaiser lste den Reichstag auf und gab im Mrz 1849 eine Gesarnt-versassung, die jedoch 1851 widerrufen wurde. Die Mrztage in Berlin und die preuische Verfassung. Auch in Preußen rief die Februarrevolution eine so groe Aufregung hervor, da der König Friedrich Wilhelm Iv. sich veranlat fhlte, am 14. Mrz 1848 den vereinigten Landtag auf den 27. April nach Berlin einzuberufen. Die Bewegung wuchs aber in Berlin in immer mehr bedrohlicher Weise. Abordnungen ans Berlin und aus den Provinzen verlangten von dem Könige eine unbedingte Annahme der liberalen Forderungen, er machte bedingte Zugestndnisse. Als aber der Barrikadenbau in den Straen Berlins ismr 6e9ann' ^sprach er am 18. Mrz durch ein Patent wegen beschleunigter ^Einberufung des Vereinigten Landtages"* eine konstitutionelle Verfassung fr Preußen und seine Mitwirkung fr Verbesserung des deutschen Bundes. In groen Scharen zog nun die Bevlkerung Berlins auf den Platz vor dem kniglichen Schlosse, um unter lautem Jubel dem Könige zu danken, der vom Balkon des Schlosses herab noch einmal seinen wichtigen Entschlu verkndete. Da wurden pltzlich von unbekannter Hand zwei Gewehrschsse abgefeuert, die das Volk in unbeschreibliche Aufregung versetzten. Die Menge schrie: Wir sind verraten. Zu den

5. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 189

1854 - Leipzig : Brandstetter
189 Holm gebracht. Gustavs goldne Kette und sein blutiges Koller, welches ihm von den Kroaten ausgezogen worden war, sandte Wallenstein als Siegeszeichen dem Kaiser Ferdinand. Wangemann. 20. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. (Von 1640 bis 1688.) 1. Wie er seinem Lande aufhilft. Zweiundzwanzig Jahre hatte der dreißigjährige Krieg auf Deutsch- lands Fluren gewüthet, da starb im Jahre 1640 der alte Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg und hinterließ die Negierung seines unglücklichen Landes seinem Sohne Friedrich Wilhelm. In Wahrheit konnte man damals von dem jungen Fürsten sagen: „Herr- scher ohne Land, Kurfürst ohne Macht, Erbe ohne Erbtheil." Denn von den Städten und Dörfern, die unter der treuen Pflege seiner Ahnen in der Mark Brandenburg und in den dazu gehörigen Ländern erblüht waren, (er war der elfte Kurfürst aus dem Hause Hobenzollern) sah man jetzt nur noch die wüsten Brandstätten, die Zeugnisse des furcht- baren Krieges. Die wenigen Bewohner, welche sich vor den entmensch- lichten Kricgshorden gerettet, hatte die zu jener Zeit auch in Branden- burg wüthende Pest hinweggerafft. Daher kam es denn, daß das Land einer Wüste glich. Auf 10 Meilen weit war oft kein Haus und kein Mensch anzutreffen. Da, wo früher blühende Ortschaften mit ihren wohlangebauten Fluren lagen, hausten jetzt im aufgesprossenen Gehölz wilde Thiere Die Stadt Berlin hatte noch 300 Einwohner *). Der König von Polen sah die jetzige Provinz Preußen, die damals schon zu -Brandenburg gehörte, als sein Herzogthum an. In den west- pbälischen Besitzungen lagen Spanier und Holländer, und sogen durch Kriegssteuern das Land aus. Das Heer bestand aus 2000 Mann **), auf deren Treue der junge Fürst nicht einmal rechnen konnte; eine Mietblingsschaar, die, wenn sie bezahlt wurden, eben so bereit waren, mit des Kurfürsten Feinden gegen ihn als für ihn zu kämpfen. Dazu kam, daß ein Mann in seiner unmittelbaren Nähe war — der Rath- geber und Minister seines Vaters, der Fürst Schwarzenberg — der seit Jahren schon nichts Geringeres erstrebte, als nach dem Tode des alten Kurfürsten für sich mit Hülfe des Kaisers den Kurbut zu er- werben. Friedrich Wilhelm kannte nicht nur diese Pläne, sondern wußte auch, daß jener im östreichischen Solde stand und daß er seine Stel- lung nur benutzt hatte/ dem Kaiser zu dienen, nicht aber des Landes Wohl zu fördern. Trotzdem mußte er den untreuen Diener, der sich einen mächtigen Anhang im Lande verschafft hatte, in seinen Würden lassen, bis er sich ein neues Heer geworben; dann aber gab er plötz- *) Jetzt bald 500,000 Einw. **) Die Zahl der Wehrfähigen und Wehrpflichtigen beläuft sich in Preußen jetzt auf 2 Millionen, wovon stets ein Viertel zum Kriegsdienst ausgewählt und ausgebildet wird.

6. Teil 2, Oberstufe, Teil 1 - S. 102

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
102 Ii. Aus der Geschichte des deutschen Vaterlandes. Sie sehen, daß wir jetzt nicht in der Lage sind, unsern Dank durch die That M beweisen. Sollten Sie später eine Bitte aus dern Herzen haben, so wenden Sie sich nur getrost an den König. Ich gebe Ihnen mein königliches Wort, daß ich für die Erfüllung sorgen werde." Von Erfurt reiste die Königin auf Wunsch des Königs nach Berlin. Die Schreckensnachricht von der verlornen Schlacht war ihr bereits voraus- geeilt. Kaum blieb ihr Zeit, das Notdürftigste zusammenzupacken. Sie fuhr dann mit ihren zum Teil noch im zartesten Alter stehenden Kindern weiter nach Stettin. Unterwegs weinte sie viel. Traurig und verwundert sahen ihre ältesten Söhne, Friedrich Wilhelm und Wilhelm, zu ihr auf. Da sagte sie zu ihnen in ihrem Herzeleid: „Ach, meine Söhne, ihr seid schon alt genug, daß ihr diese schweren Heimsuchungen fassen könnt. Ruft künftig, wenn eure Mutter nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in euer Gedächtnis zurück. Aber begnügt euch nicht mit Thränen! Werdet Männer und Helden, würdige Nachfolger des großen Friedrich, und wenn ihr das Vaterland nicht wieder aufrichten könnt, so sucht den Tod, wie euer Oheim Louis Ferdinand!" In Küstrin traf die Königin mit ihrem Gemahl zusammen und setzte dann mit ihn: die Flucht nach der Ostgrenze der Monarchie fort. Die schmach- vollen Vorgänge der folgenden Wochen, als eine starke Festung nach der andern den Feinden ohne Schwertschlag überliefert wurde, beugten das Königs- panr tief danieder. Damals war es, als die Königin in ihr Tagebuch die Worte Goethes schrieb: Wer nie sein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte. Oder sie setzte sich ans Klavier und sang mit leiser Stimme das Lied Gerhardts: Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt, der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt! Mit frommer Ergebung schickte sich wohl die Königin in die schweren Prüfungen, aber das tiefe Herzeleid über die Feigheit und den Verrat so vieler hochgestellter Offiziere fraß an ihrer Gesundheit. Diesmal widerstand noch ihre Jugendkraft; doch der Keim jener Krankheit, der sie schon so bald erliegen sollte, blieb in ihr haften. Napoleon war inzwischen in Berlin eingezogen, doch verweilte er nur kurze Zeit. Bald brach er wieder auf, um den Rest des preußischen Heeres weiter zu verfolgen. Es kam zu der blutigen Schlacht bei Eylau, wo die Preußen sich überaus tapfer wehrten, aber doch dem Vordringen des Feindes keinen Einhalt thun konnten. Die Franzosen rückten gegen Königsberg vor, und die Königin, die dort kaum angekommen war, mußte auf weitere Flucht denken. In einer der kältesten Nächte des Januars 1807 verließ sie die ctadt.

7. Teil 1 - S. 19

1899 - Essen : Bädeker
19 dem der Frohsinn zur andern Natur geworden, auch dann nicht verliess, wenn er mit den hohem und höchsten Ständen umging. Er war der Leib- arzt der Prinzessin Ferdinand. Diese hohe Frau hatte einen vortrefflichen, biedern, gutmütigen Sinn; sie und ihr Hof aber hatten noch die Sitten von Friedrich dem Grossen, der alle Leute „Er* nannte. Es trug sich zwischen ihr und dem berühmten Doktor folgende Begegnung zu. Die Prinzessin sitzt in einem prächtigen Empfangssaale auf einem Sofa und besieht durch ein Yergröfserungsgslas von der Fusssohle bis zum Scheitel den geforderten, vorgelassenen Heim: „Tret1 Er näher!* spricht sie und fährt dann fort: „Ich höre von Seiner Geschicklichkeit und von Seiner grossen Praxis sehr viel Rühmliches. Ich bin darum entschlossen, Ihn zu meinem Leibarzt zu ernennen.* „Eurer Königlichen Hoheit danke ich für Ihr Vertrauen; aber die Ehre, ihr Leibarzt zu sein, kann ich nur unter Bedingungen annehmen.“ Dies sagte Heim nach seiner Gewohnheit in einem heiteren, ungezwungenen Tone. Lachend erwidert die Prinzessin: „Bedingungen? Die hat mir in meinem ganzen Leben noch niemand gestellt.“ — „Nicht?“ antwortete Heim scherzend, „dann ist es hohe Zeit, dass Sie das kennen lernen.“ — „Nun,“ entgegnete sie „ich bin neugierig, welche Bedingungen es sind; lass Er hören!“ — „Die erste ist,“ antwortete Heim in munterer Laune, „dass Eure Königliche Hoheit mich nicht Er nennen; das ist nicht mehr an der Zeit. Die zweite Bedingung ist, dass Sie mich nicht lange im Vorzimmer warten lassen; ich habe keine Zeit zu verlieren, der längste Tag wird mir stets zu kurz. Die dritte ist, dass Eure Königliche Hoheit mir nicht so nach den Füssen sehen; ich kann nicht in Tanzschuhen, sondern nur in Stiefeln und im bequemen Oberrock kommen. Die vierte ist, dass Sie nicht verlangen, dass ich zu Ihnen zuerst kommen soll; ich komme nach Beschaffenheit der Krankheit und nach Lage der Strassen. Die fünfte ist, dass Sie mich nicht zu lange aufhalten und nicht von mir verlangen, ich soll mit Ihnen von Politik und von Stadtneuigkeiten schwatzen; dazu habe ich keine Zeit. Endlich die sechste, dass Sie mich, weil Sie eine Königliche Hoheit sind, königlich bezahlen.“ Beide lachten herzlich, und er war in diesem Verhältnis bis zum Schluss desselben gern gesehen, geachtet und geliebt. — Der ehrliche, fromme, gemütliche Herr hatte nicht Zeit, krank zu werden, und wurde, immer thätig, sehr alt. Sein fünfzigjähriges Doktor- Jubiläum feierte ganz Berlin; es währte drei Tage. Unaufhörlich in Anregung, war er endlich erschöpft und befahl, dass alles im Hause still sein sollte. Am Abend spät kam jedoch eine unbemittelte Bürgers- frau, die ihn zu ihrem kranken Kinde rufen wollte. Abgewiesen, drang sie, mit der Örtlichkeit hinreichend bekannt, in das Schlafzimmer des alten Mannes, der die weinende und lärmende Frau unhöflich abwies. — Alles ist wieder still geworden, und die besorgte Gattin sagt: „Lieber Heim, wie ist es mit dir? Du wirfst dich ja im Bette hin und her!“ „Ich kann,“ antwortete er, „nicht schlafen; es ist doch ein eigen Ding mit dem Gewissen! Ich muss hin!“ Er steht auf, vergisst alle Müdigkeit und eilt zum kranken Kinde, das er glücklich wieder gesund macht. Ungeachtet seiner überaus starken Praxis behandelte er jährlich 3000 bis 4000 Kranke unentgeltlich. Unbemittelten schickte er den 2*

8. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 148

1912 - Breslau : Hirt
Tafel Ix../ 1815 Preußen. sterreich. Pyrenenhalbinsel. Niederlande. 1 1820 17971840 Friedrich Wilhelm Iii. 1817 Die evangelische Union. 18061835 Franz I. 1819 Karlsbader Beschlsse. (1813-1833) Ferdinand Vii. (1810-1825) Abfall der sdamerikanischen Kolonien und Mexikos von Spanien und Portugal. (1815-1840) Wilhelm. 1830 1830 Aufstand in Belgien und j Unabhngig- I keitserklrung. 1 1n 1 1840 1834 Der Zollverein. ! 1840-1861 Friedrich Wilhelmiv. 18351848 Ferdinandl. (1833) Ferdinand Vii. +. Brger-(Karlisten-)kriege. (1831-1865) Leo-I pold I. von! Belgien. 1 1847 Der Bereinigte Landtag in Berlin.

9. Geschichte der Neuzeit - S. 113

1911 - Leipzig : Hirt
Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen. 113 a) Aufstnde in sterreich. Besonders schwere Kmpfe hatte das aus vielen Vlkerschaften gebildete sterreich zu bestehen. Ein Auf- ?u^-e"nb stand in Wien zwang Kaiser Ferdinand, den verhaten Reichskanzler Metternich zu entlassen. Dieser floh nach England. Der Kaiser bewilligte auch einen konstituierenden Reichstag, der aber bald nach seiner Einberufung wieder aufgelst wurde. Als die sicherste Sttze des Kaiser-Hauses und des Gesamtstaates erwies sich das Heer in jenen schweren Tagen sterreichs. Fürst Windischgrtz schlug einen Aufstand der Tschechen in Prag nieder und eroberte dann das aufstndische Wien. An die Spitze des Staates wurde der General Fürst Schwarzenberg berufen, welcher der Retter des sterreichischen Staates wurde. Auch die Ungarn erhoben sich gegen die sterreichische Herrschaft; sie unterwarfen sich erst, nachdem Kaiser Ferdinand im Dezember 1848 zugunsten seines 18jhrigen Neffen Franz Joseph, der noch heute regiert, der Krone entsagt und die sterreichischen Feldherren mit Untersttzung einer russischen Armee die Ungarn in mehreren Schlachten besiegt hatten. Ein furchtbares Strafgericht wurde der die Fhrer des Aufstandes gehalten. Auch in den auerdeutschen brigen Lndern des sterreichischen Staates wurdeu die Aufstnde gewaltsam unterdrckt. sterreich-Ungarn erhielt nun eine Gesamtverfassung. b) Die preuische Revolution. Auch in Berlin rief die Februar-revolution in Paris groe Erregung hervor. Der Aufstand in Wien bestimmte den König Friedrich Wilhelm Iv. zur beschleunigten Ein- Einberufung berufuug des Bereinigten Landtages. In der Einberufungsurkunde ewm schlug er vor, den Deutschen Staatenbund in einen Bundesstaat auf 2cmbta0e* konstitutioneller Grundlage umzugestalten; gleichzeitig verlangte er eine allgemeine deutsche Wehrverfassung, ein deutsches Bundesgericht, ein allgemeines deutsches Heimatrecht, einen allgemeinen deutschen Zoll-verein und eine vollstndige Freiheit der Presse. Als das preuische Volk diese Proklamation las, brach es in lauten Jubel aus; sein Stolz wurde durch den Gedanken gehoben, da Preußen damit an die Spitze _ der freiheitlichen Bestrebungen getreten sei. Tausende strmten nach dem Kniglichen Schlosse, um dem König fr den Schritt zu danken. Anstatt nun ruhig ihres Weges zu gehen, verweilte die Menge, der sich ein Haufe wster Gesellen Die Revo-angeschlossen hatte, lrmend um das Schlo und blieb auch noch, nachdem der Iution" Minister Bodelschwingh sie ermahnt hatte, auseinanderzugehen. Bald nderte die Masse ihr Aussehen. Proletarierhaufen riefen, das helfe ihrer Not nicht; andre begehrten den Abzug der Truppen aus Berlin, und eine Bande versuchte sogar, ins Knigliche Schlo einzudringen. Da fielen pltzlich zwei Schsse; man hat nicht feststellen knnen, von wem sie abgegeben wurden. Sofort strzten einige verdchtige Individuen in die Straen unter dem allgemein werdenden Geschrei: Verrat, Mord, Waffen, Barrikaden. In wenigen Stunden war die ganze Stadt ein revolutionres Heerlager. Bis in die Nacht hinein dauerte der Kampf der Soldaten nnt den Aufstndischen. Am Morgen lie der König einen beruhigenden Aufruf: An meine lieben Berliner," an den Straenecken anschlagen; er zog die Truppen aus der Stadt zurck und bewog seinen Bruder, den Prinzen Wilhelm, von dem Dahmen, Lindner u. Hsch, Geschichte fiir Mittelschulen. Iii.

10. Teil 3 - S. 68

1889 - Hannover : Helwing
68 Friedrich Wilhelm I. den Fürsten eine ebenso rühmliche Ausnahme, wie durch seine Einfachheit und Mäßigkeit. Dabei war er aber ein sehr strenger Hausherr, der von Frau und Kindern denselben unweigerlichen Gehorsam forderte, wie von allen seinen Unterthanen. Von Kunstgenüssen und Festlichkeiten anderer Höfe war an dem preußischen nicht die Rede; der König hatte keinen Sinn dafür, auch kosteten sie ihm zu viel Geld. Die Königin und die erwachsenen Kinder mußten deshalb manches entbehren und ein höchst einfaches, nüchternes Leben führen. Auch dursten weder die Königin, noch ihre Kinder das Geringste ohne die Erlaubnis des Königs thun. Dies alles erbitterte sie; bemerkte der König aber ihre Verstimmung, so wurde er heftig und erteilte den Kindern nicht selten eigenhändig körperliche Züchtigungen, wodurch er sie sich immer mehr entfremdete. Dies Verhältnis wurde noch schlimmer, als die älteren Kinder in der Heiratsangelegenheit mit der Mutter gemeinsame Sache gegen den Vater machten. Die Königin Sophie hatte ihrem Gemahle vierzehn Kinder geboren, von denen zehn zu Jahren kamen, unter ihnen vier Prinzen : Friedrich der Große, August Wilhelm, Heinrich und Ferdinand. Friedrich Wilhelm hatte einen sehr kräftigen, gesunden Körper; aber er gönnte sich keine Bequemlichkeit, keine Ruhe. Auf einer Reise durch Ostpreußen legte er einst in 6 Tagen 68 Meilen zurück und besichtigte in dieser Zeit über 60 Ämter und Städte. Schon 1734 litt er heftig an Podagra; in dem sehr kalten Winter von 1739 aus 1740 kehrte es wieder, und er fühlte sein Ende nahe. Da ließ der König den lutherischen Propst Roloff zu sich kommen und bekannte ihm alle seine Sünden, behauptete aber, alles zu Gottes Ehre gethan zu haben. Dagegen forderte ihn der Propst auf, seinen harten Sinn zu ändern; nicht alles sei zu Gottes Ehre gewesen. Dabei hielt er ihm vor, wie er oft die Urteile verschärft, manche ungerechte Hinrichtung verfügt, mehrere Familien durch seinen Befehl zum Bauen ruiniert habe. Endlich sagte der König: „Er schont meiner nicht; er spricht als ein guter Christ und ehrlicher Mann mit mir. Ich danke ihm dafür und erkenne nun, daß ich ein großer Sünder bin." Die Königin, Generale und Minister hörten diese Worte; der König wollte sie nicht hinausgehen lassen; „denn", sagte er, „sie sollen alle hören, was für ein großer Sünder ich gewesen bin." Als er etwas genesen, ging er nach Potsdam, denn dort wollte er sterben. Bei seinem Abschiede aus Berlin vermachte er den Armen dieser Stadt 100 000 Thlr. Doch bald verschlimmerte sich die Krankheit, und der Kronprinz wurde aus Ruppin herbeigeholt. Der alte König hatte sich in einem Rollstuhle hinausfahren lassen, um der Grundsteinlegung eines Hauses beizuwohnen, und war von einer Menge Menschen umringt. Da traf der Kronprinz ein. Unter Thränen umarmten sich Vater und Sohn. Mit dankbarem Herzen rief der König: „Thut mir Gott nicht viele Gnade, daß er mir einen so würdigen Sohn zum Nachfolger gegeben hat!" Dann ordnete er bis aufs kleinste an, wie es bei seiner Leichenfeier gehalten werden solle. Der Sarg sollte ganz einfach, ohne die unnötigen silbernen Beschläge sein; er ließ denselben in sein Zimmer bringen, um sich zu überzeugen, daß man seinen Besehl nicht überschritten habe. Zum Text für die Leichenpredigt bestimmte

11. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 83

1837 - Leipzig : Crayen
Georg Wilhelm. 83 nicht so sehr nachtheilig gewesen; zum Unglück sollte aber ein großes Ungewitter fast ganz Europa in Kriegsslammen setzen, und dieser Zeit war er nicht gewachsen. Wenn nun andere deutsche Staaten, deren kräftige Fürsten manches Unheil von sich und ihren Völkern noch mit starker Hand abwehrten, in Noth und Elend sanken, wie viel mehr unser Vaterland unter einem zwar gutmüthigen, aber schwachen, lenk- samen Herrscher! Und wen hat die allgemeine Stimme den Lenker des Churfürsten genannt? Einen Mann, den das Land Verräther schalt, — den Grasen Adam zu Schwarzenberg. Fürst und Minister sind aber oft-zu hart bcurtheilt, und besonders ist letzterm viel Unheil zur Last gelegt, was er doch, wie es sich immer mehr zeigt, nicht verschuldet hat. Georg Wilhelm lernte den Grafen in der Zeit kennen, als er, noch Churprinz, zum Statthalter der clevifchen Lander von seinem Vater ernannt wurde. Schwarzenberg war Rath im Dienste des Herzogs von Jülich und Cleve und hatte mehrere Güter in diesen Ländern. Seine Gewandtheit, sein einschmeichelndes Wesen, seine trefflichen Anlagen zeichneten ihn vor allen Beamten aus. Der neue Statthalter bemerkte ihn bald und zog ihn immer naher an sich. Kaum war Georg Wilhelm zur Regierung gekommen, so wurde Schwarzenberg nach Berlin berufen und zum ersten Minister, Ober- kammerec und Oberbefehlshaber der brandenburgischen Truppen ernannt. Es vereinigten sich also die höchsten Staatsämter in der Person eines Mannes, der den alten Churmarkern mit Recht als Fremdling und unrechtmäßiger Emporkömmling erschien. Hinreichender Grund für den Neid, den Grafen mit scheelen Augen anzufehen. Daß er aber der katholischen Kirche angehörte' und, wie man hier und da behaup- tete, als kaiserlicher Rath vom Kaiser zu Wien Sold bezöge, dies benutzte man, ihn zum Verräther zu erniedrigen und Viele im Volke dahin zu bringen, seinen Namen mit Abscheu zu nennen. Eine gar üble Sache für den ersten Minister eines Fürsten. Noch ehe Georg Wilhelm Brandenburg's Thron bestieg, hatte der unselige dreißigjährige Krieg in Böhmen seinen Anfang genom- men, und als noch seine Gräuel vom Vaterlande fern waren, betrübte er doch das Herz unsers Fürsten in dem Schicksale seiner Verwand- ten. Der durch Kaiser Ferdinand aus Böhmen verjagte König Fried- rich V., Churfürst von der Pfalz, war Georg Wilhelm's Schwager. Der unglückliche Flüchtling eilte nach Breslau und bat dringend un- fern Churfürsten um einen sichern Aufenthalt zu Spandau. Aber Georg Wilhelm gab die Antwort, es fehle in den Zimmern an Ta- peten, und es gebe kein einziges Gemach, welches für ein fürstliches bestehen könne; denn er hing fest an dem Kaiser und fürchtete dessen Zorn. Nach langem Bitten wurde dem unglücklichen Friedrich ein Aufenthalt zu Frankfurt a. d. O., dann zu Küstrin und endlich im Schlosse zu Berlin gewährt. Kaiser Ferdinand aber nahm dies übel auf, und unser schwacher Churfürft bestürmte nun so lange seine Ver-

12. Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart - S. 110

1909 - Habelschwerdt : Franke
110 Für die Unterkunft der Reisenden war noch wenig gesorgt, und in vielen Gasthöfen, namentlich in den Dörfern, mußten sie mit einer Streu vorlieb nehmen. Der briefliche Verkehr war noch nicht sehr entwickelt. Denn die Briefbeförderung war teuer, da das Porto mit der Entfernung wuchs, und auch recht langsam; so langte z. B. die Nachricht vom Emzuge der Monarchen in Paris (31. März 1815) erst nach 13 Tagen in Berlin an. Als die Dampfmaschine erfunden worden war. wnrde der Verkehr lebhafter. 1816 befuhr das erste Dampfboot den Rhein; 1835 wurde die erste Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth dem Verkehr übergeben. 1838 war die Bahn zwischen Berlin und Potsdam fertig. Auch die Erfindung des elektrischen Teleqravben (1833) förderte den Verkehr. Friedrich Wilhelm Iv., 1840—1861. 1. Die Persönlichkeit des Königs und seine ersten Regierungsjahre. Friedrich Wilhelm Iv. war 45 Jahre alt, als er König wurde. Er war ein sehr begabter Fürst, ein ausgezeichneter Redner und ein großer Freund der Wissenschaften und Künste. Während er für das Militärwesen weniger Vorliebe hatte, zeigte er eine schwärmerische Begeisterung für alles Gute und Schöne. Er zeichnete sich durch tiefe Frömmigkeit aus; sein Wahlspruch lautete: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen." Friedrich Wilhelm Iv. liebte besonders die mittelalterliche Baukunst und sorgte für die Wiederherstellung des Eölner Domes, der Marienburg, des Stammschlosses der Hohenzollern und vieler' alter Kircheu. Er berief hervorragende Künstler und Gelehrte nach Berlin und unterstützte deutsche Dichter, wie Ferdinand Freiligrath, Friedrich Rückest und Emauuel Geibel. 2. Der Vereinigte Landtag in Preußen. Als Friedrich Wilhelm Iv. zur Regierung kam, hofften seine Untertanen, er werde dem Lande eine Verfassung geben. Der König war jedoch von seiner erhabenen Würde so durchdrungen, daß er fei ns von seinen Rechten aufgeben wollte. Um dem Wunsche des Volkes zu entsprechen, berief er aber 1847 die von seinem Vater geschaffenen Provinzial-landtage (S. 105) nach Berlin und verlieh diesem „Vereinigten Landtage" das Recht, Stenern zu bewillige« oder abzulehnen; über die Gesetzentwürfe durfte sich die Versammlung aber nnr Bekanntmachung Friedrich Wilhelms Iv. betreffend Einführung des Vereinigten Landtages. — Bekanntmachung wegen beschleunigter Einberufung des Vereinigten Landtages. Atzler, Qu. Nr. 134 u. 135.

13. II = Oberstufe - S. 45

1905 - Breslau : Handel
45 Freude als an schnen Bauten, herrlichen Gemlden, an den schnen deutschen Dichtungen und an der Musik. Er konnte sich mit den gelehrtesten Mnnern unterhalten, denn er mar der gebildetste Fürst seiner Zeit. Zu seiner Ausbildung hatte er auch eine lngere Reise nach Italien gemacht. Daher lie er als König die berhmtesten Gelehrten, Baumeister, Maler, Dichter und Musiker nach Berlin kommen) sie waren seine Freunde, und er verlieh ihnen hohe Orden. In Berlin lebten damals die Sagen- und Mrchenerzhler Jakob und Wilhelm Grimi - und der Dichter Friedrich Rckert. Dem Dichter Ernsnnritzarndt gab der König?me Einstellung an der Universitt zu Bonn. Begabte junge Männer untersttzte er in freigebiger Weise) so setzte er den Dichtern Emannel Geibel und Ferdinand Areiliarath ein Jahresgehalt aus. Der bedeutendste Maler mar Wilhelm v. Kaulbach, der in dem neuen Museum in Berlin groe Bilder aus der Weltgeschichte gemalt hat, z. B. deu Turmbau zu Babel, die Zerstrung Jerusalems, die Kreuzfahrer vor Jerusalem. Auch berhmten Bild-Hauern gab der König Auftrge,- so lie er dem Könige Friedrich dem Groen ein Standbild .errichten und das Mausoleum in' Charlotten-brg auffhren. Das knigliche Schlo mnrde vergrernuud mit einer herrlichen Kapelle geschmckt. In ihre Kuppel lie der König schreiben: Ich und mein Hans wollen dem Herrn dienen!" Der Bau von Kirchen lag dem König besonders am Herzen) 300 Gotteshuser hat er neu errichten, 130 miederherstellen lassen. Endlich war er darauf bedacht, ltere wertvolle Gebude zu erhalten und zu er-neuern. Alljhrlich gab er 150 000 Mark fr den Weiterbau des herrlichen Klner Doms. Die Burg Kobenzolleru. sowie die Marien-brg in Preußen lie er wiederherstellen. 2) Die Wnsche Te Volkes. Whrend so der König mit seinen Gedanken am liebsten bei den Gebilden der Kunst weilte, waren die des Volkes mehr auf Gewinn und Erwerb gerichtet: denn damals verbreiteten sich zwei Erfindungen, die fr die Menschen von groer Bedeutung wurden, die^Cffemahnen. und die Telegraphie. Im Jahre 1842 wurde in Schlesien die erste Eisenbahn zwischen Breslau und Ohlau erffnet, und am 1. Januar 1849 durchflog die erste telegraphische Depesche auf dem elektrischen Drahte Deutschland. Der' Knig'begnstigte die An-leguug von Eisenbahnen und Telegraphenverbindungen. Dadurch wurde das Reisen billiger, die Leute erhielten alle Nachrichten schneller, die Waren wurden rascher von einem Orte zum andern gebracht und sanken im Preise, so namentlich die Kohlen. Darum entstanden viele Fabriken mit Dampfmaschinen, und statt des Petroleums brannte man in allen greren Stdten Leuchtgas. Viele Zeitungen sorgten auch sr Verbreitung vou Bildung im Volke, und letzteres lenkte seine Wnsche auch auf das Staatswesen. Im Jahre 1848 hatten die Franzosen wieder einmal ihren König verjagt und bedrohten wie in der ersten Revolution Deutschland. Da wnschten alle Deutschen eine feste Einigung des Vater-landes. Schon damals erklang das Lied: Die Wacht am Rhein," und ein anderer Dichter sang: Sie sollen ihn nicht haben, den sreien, deutschen Rhein, ob sie wie gier'ge Raben sich heiser darnach schrein." Da traten

14. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 307

1900 - Essen : Baedeker
307 Noch bis in sein 84. Lebensjahr übte Heim seine ärztliche Kunst ans und empfing nicht allein bei sich im Hanse Kranke, sondern fuhr zu ihnen, ohne sich durch Mühen und Beschwerden abschrecken zu lassen. Ungeachtet seiner überaus starken Praxis behandelte er jährlich 3000 bis 4000 Kranke unentgeltlich, und doch kannte er in seinem Benehmen keinen Unterschied zwischen zahlenden und nicht- zahlenden Personen, ja, er schickte Unbemittelten den ihm gebührenden Betrag meistens zurück. In seinem ganzen Sein und Wesen hatte er etwas Freimütiges, was ihn, dem der Frohsinn zur andern Natur geworden war, auch dann nicht verließ, wenn er sich in den höchsten Kreisen bewegte. Er war der Leibarzt der Königin der Niederlande und des Kurfürsten von Hessen, wenn diese Herrschaften in Berlin anwesend waren. Auch die Prinzessin Ferdinand von Preußen wollte ihn zu ihrem Leibarzt machen. Sie empfing ihn in einem prächtigen Saale aus einem Sofa sitzend und betrachtete durch ein Augenglas den eintretenden Arzt von der Fußsohle bis zum Scheitel. „Tret' Er näher I" sagte sie und fuhr dann fort: „Ich höre von Seiner Geschicklichkeit und von Seiner großen und glücklichen Praxis sehr viel Rühmliches. Ich bin darum entschlossen, Ihn zu meinem Leibarzt zu ernennen, und solches habe ich Ihm kundthun wollen." — „Eurer Königlichen Hoheit danke ich für Ihr Vertrauen; aber die Ehre, Ihr Leibarzt zu sein, kann ich nur unter Bedingungen annehmen." — Dies sagte Heim nach seiner Gewohnheit in einem heiteren, unge- zwungenen Tone. Lachend erwiderte die Prinzessin: „Bedingungen? Die hat mir in meinem ganzen Leben noch niemand gestellt." — „Nicht?" anwortete Heim scherzend, „dann ist es hohe Zeit, daß Sie das kennen lernen." — „Nun," ent- gegnen sie, „ich bin neugierig, welche Bedingungen es sind; laß Er hören!" — „Die erste ist," antwortete Heim heiter, „daß Eure Königliche Hoheit mich nicht „Er" nennen; das ist nicht mehr an der Zeit; der König thut das auch nicht; selbst meine Bedienten nenne ich nicht „Er." Die zweite Bedingung ist, daß Sie mich nicht, wie soeben geschehen, so lange im Vorzimmer warten lassen; ich habe keine Zeit zu verlieren, der längste Tag wird mir stets zu kurz. Die dritte ist, daß Eure Königliche Hoheit mir nicht so nach den Füßen sehen; ich kann nicht in Tanzschuhen, sondern nur in Stiefeln und im bequemen Überrock kommen. Die vierte ist, daß Sie nicht verlangen, daß ich zu Ihnen zuerst kommen soll; ich komme nach Beschaffenheit der Krankheit, nach Lage der Straßen und Häuser. Die fünfte ist, daß Sie mich nicht zu lauge aufhalten und nicht von mir verlangen, ich soll mit Ihnen von der wetterwendischen Politik und von Stadtneuigkeiten schwatzen; dazu habe ich keine Zeit. Endlich die sechste, daß Sie mich, weil Sie eine Königliche Hoheit sind, auch königlich bezahlen." Beide lachten herzlich, und Heim war fortan bei der biederen, gutmütigen Prinzessin gern gesehen und von ihr geachtet und geliebt. Im Jahre 1799 wurde Heim von König Friedrich Wilhelm Iii. zum Geheimrat ernannt. Als solcher wurde er auch an das Sterbebett der unvergeßlichen Königin Luise berufen; doch konnte er der geliebten Landesmutter keine Hilfe mehr bringen. Vierundzwanzig Jahre später hauchte der Greis, 87 Jahre alt, ohne ein Zeichen des Schmerzes sein arbeitsreiches Leben in den Armen seiner Angehörigen aus. Bis au die Pforten des Todes war er ein glücklicher Sterblicher, und mit Recht hat er über seine Ruhestätte die Worte setzen lassen: „Kein Trauerort für die Familie Heim." Ncrck Aug. Wich. Grube u. a. '203. Die einfachen Maschinen. 1. „Ich soll die knarrende Küchenthür schmieren; aber ich bin nicht im- stande, sie auszuhebeni" klagt die Köchin dem Hausknecht. Der kommt als- 20*

15. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 150

1911 - Breslau : Hirt
Tafel Ix.x 1815. Preußen. sterreich. Pyrenenhalbinsel. Niederlan de. 17971840 Friedrich Wilhelm Iii. 1817 Die evangelische Union. 18061835 Franz I. 1819 Karlsbader Beschlsse. (1813-1833) Ferdinand Vii. 1820 (1810-1825) Abfall der sd-amerikanischen Kolonien und Mexikos von Spanien und Portugal. (1815-1840) Wilhelm. 4 1830 Aufstand in Belgien und Unabhngig- ; keitserklrung. 1830 : 1834 Der Zollverein. 18401861 Friedrich 1840 Wilhelm Iv. 18351848 Ferdinand I. (1833) Ferdinand Vii. +. Brger-(Karlisten-)kriege. (1831-18651 Leopold I. von Belgien. 1847 Der Vereinigte Landtag in Berlin. 1

16. Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 34

1917 - Breslau : Hirt
— 34 — gnügt euch nicht mit Tränen, sondern handelt. Werdet Männer und geizet nach dem Ruhm großer Feldherren und Helden. Wenn euch dieser Ehrgeiz fehlte, so würdet ihr des Namens von Prinzen und Enkeln des großen Friedrich unwürdig sein. Könnt ihr aber trotz aller Anstrengung den niedergebeugten Staat nicht wieder aufrichten, so sucht den Tod, wie ihn Louis Ferdinand gesucht hat." Bevor es zum Frieden zu Tilsit kam, brachte Luise dem Vaterlande das schwere Opfer, sich Napoleon, der sie vielfach beleidigt hatte, als Bittende zu nahen. Man hatte gehofft, ihr Erscheinen werde ihn zu milderen Friedensbedingungen veranlassen; aber Napoleon blieb unerbittlich. In dieser Zeit des Unglücks kam einst ein Landmann zum König und übergab ihm die Summe von etwa 30 000 Mark, die er in seiner Gemeinde gesammelt hatte, und sagte, sie würden nicht aufhören, für ihn zu beten. Die Frau des Landmanns aber überreichte der Königin einen Korb mit frischer Butter mit den Worten: „Liebe Königin, du wirst diese kleine Gabe gewiß nicht verachten." Solche Liebe und Treue des Volkes war ihr einziger Trost in diesen trüben Tagen. 9. Einzug in Berlin und Luisens Tod. Im Jahre 1809 hatte die Königin noch die Freude, an der Seite ihres Gemahls wieder in Berlin einzuziehen; von dem treuen Volke wurde sie herzlich und freudig begrüßt. Den Freiheitstag ~der sollte sie nicht mehr erleben. Der Gram um des Vaterlandes Not und die Anstrengungen der Flucht hatten den Keim zu ernster Krankheit in sie gelegt. Im Sommer 1810 reiste sie zu ihrem Vater nach Strelitz. Ein böses Fieber überfiel sie hier; der König kam mit seinen beiden ältesten Söhnen noch zu rechter Zeit, um ihr die Augen zuzudrücken. Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete ihren Leichenzug nach Charlottenburg. Hier in stiller Einsamkeit steht ein einfacher, schöner Tempel aus Marmor, von Bäumen beschattet. Dort ruht die Selige. g i3. Neugestaltung des Preußischen Staates. 1. Stein. „Weil wir abgefallen, darum sind wir gefunken", sagte die Königin Luise, und die Not förderte das neue Erwachen christlichen Lebens. Im Vertrauen auf Gott unternahm es Friedrich Wilhelm schon in der Zeit der größten Not, Verbesserungen in seinem Lande einzuführen. An die Spitze der Staatsverwaltung wurde der Freiherr vom Stein berufen, ein echt deutscher Mann. Dieser sorgte zunächst dafür, daß das Land von den französischen Heere geräumt wurde. Er führte in allen Verwaltungszweigen die größte Sparsamkeit ein. Der König und sein Hof richteten sich sehr einfach ein und gaben viele kostbare Sachen hin. Bald konnte die Kriegsschuld bezahlt werden, und die preußischen Truppen zogen unter dem Jubel des Volkes in die Hauptstadt ein.

17. Geschichts-Tabellen - S. 66

1893 - Berlin : Gaertner
66 Neueste Zeit. b) Die Wiener Revolution. 13. März ff. Die Märzrevolution. Metternich entlassen, flieht. Konstituierender Reichstag (Sprachengewirr) ohne Erfolg. Oktoberrevolution in Wien, veranlaßt durch die Radikalen. Fürst Windischgrätz erstürmt die Stadt. Kaiser Ferdinand dankt ab, Franz Ii. Joseph, sein Neffe, wird Kaiser, verspricht Verfassung. — Die Ungarn werden erst mit russischer Hilfe besiegt. (Kossuth.) c) Die Berliner Revolution. 18. März. Erregung. Friedrich Wilhelm Iv. verspricht die Verfassung. Schüsse auf dem Schlofsplatze.— Barrikadenbau, Nachtkampf. 19. März. Abzug der siegreichen Truppen. — Bürgerwehr. Konstituierende Nationalversammlung im Schauspielhause (ohne Erfolge). Juni-Nov. Unruhen, hervorgerufen durch die Radikalen. Wrangel mit den Truppen zurück nach Berlin. Oktroyierte Verfassung. (2 Kammern = Vereinigter Landtag der Monarchie; er erhält Anteil an der Legislative, die Krone hat die exekutive Gewalt.) d) 1848—49 Aufstand in Baden und Rheinpfalz (Radikale), besiegt vom Prinzen Wilhelm von Preußen. (Fürstentum Hohenzollern wird preufsisch.) 1848—52 Aufstand der Schleswig-Holsteiner gegen Dänemark; sie werden von Deutschland (Preußen) zuerst unterstützt, dann verlassen, schliefs-lich bekämpft und den Dänen unterworfen. b) Umschwung der wirtschaftlichen Verhältnisse. 1. Moderne Gewerbthätigkeit. Infolge der naturwissenschaftlichen Bestrebungen eine Zeit der Erfindungen.

18. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 41

1886 - Berlin : Hertz
41 deshalb bereits im Jahre 1608 zu einer Union behufs der Verteidigung ihrer Rechte zusammengeschlossen, die Katholiken dagegen schlossen die sogenannte Liga unter Anführung des baierschen Herzogs Maximilian. So standen die katholische und protestantische Partei kampfgerüstet gegen einander; den Anlaß zum Ausbruch des Kriegs gaben sehr bald die böhmischen Verhältnisse. Ausbruch des Kriegs in Böhmen. Die Kaiser erlaubten sich in ihren österreichischen und böhmischen Erblanden schon seit langer Zeit die härtesten Bedrückungen gegen die Evangelischen. Den Majestätsbrief, den sie beim Regierungsantritt beschwören mußten und der den Protestanten freie Religionsübung sicherte, verletzten sie auf die schnödeste Weise; am schlimmsten seit der Thronbesteigung Ferdinands von Steiermark (1617). Die Böhmen sahen sich durch die Verletzung ihrer Rechte zum Aufstand getrieben und setzten eine Regierung unter dem Führer der Union, dem Kurfürsten Friedrich V von der Pfalz ein, der zum König von Böhmen gewählt wurde (1618). Dieser aber verstand es nicht, die ihm zu Gebote stehenden Kräfte zu benutzen, er wurde überdies von den evangelischen Fürsten schlecht unterstützt und mußte nach der unglücklichen Schlacht am weißen Berge bei Prag (1620) aus Böhmen fliehen. Er begab sich nach Küstrin in die Neumark, dann nach Berlin; Georg Wilhelm, der zuerst nicht umhin konnte, ihn aufzunehmen, sah sich bald durch des Kaisers Drohungen veranlaßt, dem unwillkommenen Gast zu erklären, daß er ihm ohne seiner eigenen Lande und Leute Verderben nicht länger Schutz gewähren könne, worauf Friedrich nach Dänemark flüchtete. Die dänische Periode des Kriegs. Als Kaiser Ferdinand in seinen Erbländern wieder durchaus Herr war, trat sein Bestreben, die katholische Kirche überall zu ihrer alten Geltung zu bringen, auf gefahrdrohende Weise für die Protestanten hervor; dieselben waren zu schwach und zu uneinig, um demselben wirksamen Widerstand zu leisten, und bald hätte Ferdinand ganz Deutschland zu seinen Füßen gesehen, wenn nicht fremde Fürsten der Sache des Protestantismus zu Hülfe gekommen wären. Zuerst trat Christian Iv von Dänemark, unterstützt durch englische Hülfsgelder, thätig auf den Kriegsschauplatz, während dem Kaiser der reiche, hochstrebende Albrecht von Wallenstein ein neues Söldnerheer zuführte. Bei dem Beginn der dänischen Periode des Kriegs wurde es

19. Weltkunde - S. 200

1896 - Hannover : Helwing
200 landtage nach Berlin. Sie sollten als „Vereinigter Landtag" die Landesgesetze beraten und begutachten. Das Recht der Gesetzgebung behielt der König allein seiner Macht vor. Indessen dieses Recht eben wollte das Volk mit dem Könige teilen neben dem andern: die Ausgaben des Staates zu bestimmen. Da der König das nicht bewilligen wollte, so blieben die Verhandlungen des Vereinigten Landtages fruchtlos. Im Februar 1848 brach in Paris die Revolution aus, welche den Thron Ludwig Philipps umstieß und Frankreich zur Republik machte. Das rief eine ungeheure Aufregung in ganz Deutschland hervor. In Wien tobte bald ein wilder Aufruhr, und Kaiser Ferdinand Iii. mußte den verhaßten Fürsten Metternich entlassen. Auch in Berlin gährte es gewaltig. Da beschloß der König, eine offene Empörung zu verhindern. Er ließ deshalb bekannt machen, daß er seinem Lande eine Verfassung geben wolle, welche dem Landtage die Teilnahme an der Gesetz- gebung und das Recht der Steuerbewilligung verleibe. Das geschah am 18. März 1848. Trotzdem gelang es den Volksauswieglern, einen blutigen Straßenkampf in Berlin mit dem Militär herbeizuführen. Die siegreichen Truppen aber wurden schließlich auf Bitten angesehener Berliner Bürger zurückgezogen, und nun gewannen die Männer des Um- sturzes die Oberhand. Der König mußte die „preußische National- v ersa mni lu n g", d. i. die Abgeordneten, welche das Volk gewählt hatte, in Berlin versammeln, damit sie die Rechte des Volkes feststelle. Da sie nichts Brauchbares zustande brachte, gab der König seinem Lande eine vorläufige Verfassung. Diese sollte ein neuer Landtag mit den Ministern des Königs Punkt für Punkt beraten. Was dann beschlossen würde, sollte die endgültige Verfassung des Königreiches Preußen sein. Am Beginne des Jahres 1850 war diese Arbeit vollendet und die Verfassung wurde am 6. Februar 1850 von König und Abgeordneten feierlich be- schworen. Sie gilt mit einigen Änderungen noch heute im preußischen Staate. Im Jahre 1848 ging man auch daran, den Deutschen Bund gründlich umzugestalten. In sämtlichen Bundesstaaten wurden vom Volke Abgeordnete gewählt, welche dann als „deutsche Nationalversammlung" in der Paulskirche in Frankfurt a. M. zusammentraten, um eine neue Ordnung der staatlichen Verkältnisse in Deutschland zu schaffen. Die deutsche National- versammlung wollte ein einheitliches Deutsches Reich Herstellen. An die Spitze desselben sollte ein Kaiser treten. Nachdem sie die neue Reichsverfassung fest- gestellt hatte, wählte sie den König Friedrich Wilhelm Iv. zum deutschen Kaiser. Aber Friedrich Wilhelm lehnte die Kaiserkrone ab, und die deutschen Fürsten wollten die Rcichsverfassung nicht annehmen. Da brachen in Sachsen und Süddeutschland Aufstände los, die jedoch bald von preußischen Truppen unter Prinz Wilhelm unterdrückt wurden. Auch in Ungarn, Italien und andern Ländern tobte wilder Aufruhr, der blutig niedergeschlagen wurde. Kaiser Ferdinand Iii. hatte abgedankt, und sein Neffe Franz Joseph I. hatte den Thron bestiegen. Er gab seinem Reiche (Österreich-Ungarn) eine neue Verfassung. So kehrten allmählich Ruhe und Ordnung in Deutschland zurück. König Friedrich Wilhelm Iv. versuchte nun, Deutschlands Staaten mit Ausschluß von Österreich, dessen Bewohner nur zu einem kleinen Teile deutsch sind, um sich zu vereinigen. Er schloß 1849 mit Sachsen und Hannover den

20. Grundriß der Weltgeschichte - S. 198

1875 - Regensburg : Manz
198 und anmaßende revolutionäre Forderungen gestellt; besonders mächtig waren aber die Aufstände in Wien und Berlin (s. g. Märztage). Friedrich Wilhelm Iv. erkannte das Streben seines Volkes nack-größerer freiheitlicher Entwickelung und kam ihm entgegen, indem er im April 1847 den Landtag nach Berlin berief und ihm das Recht der Stenerbewilligung und eine berathende Stimme bei der Gesetzgebung einräumte. Doch der Bewegung war nicht mehr Einhalt zu thun. Ueberall hatte sich der Zündstoff der Revolution angehäuft und es bedurfte nur eiues Funkens, um ihn zur Hellen Flamme emporlodern zu sehen. Die Nachricht von den Vorgängen in Paris durchlief wie ein elektrischer Schlag ganz Deutschland, und entzündete in Berlin am 18. März einen fürchterlichen Straßenkampf, der bis zum andern Morgen währte. Die Truppen behielten aber die Oberhand und es gelang, die Revolution gänzlich niederzuwerfen. Hierauf gab Friedrich Wilhelm dem Lande eine Verfassung, welche noch heute besteht. In Wien wurde der Revolution durch die Erstürmung dieser Stadt zuerst der Hals gebrochen, und der seit 1835 regierende Kaiser Ferdinand räumte seinem Neffen Franz Josef (1848) den Thron ein, worauf auch gegen das in vollem und siegreichem Aufstande begriffene Ungarn kräftiger eingeschritten, und durch Bezwingung desselben das überall noch mehr oder weniger lodernde Revolutionsfeuer vollends gedämpft wurde. Eine der ersten Forderungen der deutschen Freiheitsmänner war eine festere Einigung des Vaterlandes. Die Fürsten mußten nachgeben und im Mai 1848 wurde die deutsche Nationalversammlung (sogenanntes deutsches Parlament) in der Paulskirche iu Frankfurt a. M. eröffnet und der Erzherzog Johann von Oesterreich zum Reichsverweser ernannt. Der Bundestag war abgeschafft. Dieses deutsche Parlament ging aber immer weiter in den Bahnen der Revolution; als sogenanntes Rumpfparlament tagte es noch in Stuttgart, wo es auseinander gejagt wurde (1849). 3rt den Märztagen von 1848 hatten sich auch die Schleswig-Holsteiner wider deu dänischen Druck erhoben, und es entstand daraus ein Krieg, der mit dem Frtebeu zu Berlin enbigte (1850); die fernere Erhebung der Schleswig - Holsteiner enbigte 1851: sie würde von Oesterreich mit Gewalt unterdrückt. — Einen ähnlichen Verlauf nahm die Bewegung in andern deutschen und nichtdeutschen Ländern. Am heftigsten war der Aufruhr in