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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 1

1885 - Aachen : Barth
I. Bilder aus der deutschen Geschichte. 1. Deutschland in früherer Zeit. Unser Vaterland heißt Deutschland. Es liegt inmitten der europäischen Staaten und wird deshalb auch wohl das „Herz Europas" genannt. Zur Zeit Christi Geburt reichten seine Grenzen von der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen und von den Vogesen bis an die Weichsel. Fast das ganze Land war mit dichten Wäldern bedeckt, in denen Bären, Auerochsen, Elen- und Renntiere und anderes Wild hausten. Der Boden war meistens sumpfig. Auf nur wenigen lichten Stellen breiteten sich fruchtbare Felder und Wiesen aus. Den Ackerbau und die Hausarbeit besorgten die Frauen und das Gesinde. Die Lieblingsbeschäftigung der Männer war Krieg und Jagd. Der deutsche Knabe wurde schon früh durch Abhärtung und geeignete Leibesübungen zum tüchtigen Krieger und Jäger herangebildet; das Mädchen erhielt im häuslichen Kreise von der Mutter in allen Hausarbeiten, namentlich im Spinnen und in der Anfertigung der Leinwand die nötigen Unterweisungen. Die Kleidung der germanischen Frau war einfach. Im Sommer trug sie ein Linnenkleid ohne Ärmel und im Winter Pelzwerk. Das Familienleben war gegründet auf Liebe, Friedfertigkeit, Treue und Keuschheit. Die Frau wurde geachtet und geehrt. Sie folgte ihrem Manne in den Krieg, trug ihm die Waffen nach und spornte zur Tapferkeit und Ausdauer im Kampfe an. Das Lob aus dem Munde der Frauen galt dem germanischen Krieger als hohe Auszeichnung. Die einfache Wohnung der alten Deutschen lag inmitten ihrer Besitzung. Mehrere Höfe bildeten eine Gemeinde, mehrere Gemeinden einen Gau. Irrt Verkehr miteinander zeigten unsere Vorfahren Gastfreundschaft, Gefälligkeit, Freundlichkeit, Treue und Beständigkeit des Charakters. Die Religion der Germanen war ein einfacher Naturdienst. Die großartigen Erscheinungen in der Natur waren Gegenstand ihrer Verehrung. Sonne, Mond und Frühling wurden verehrt, insbesondere aber Wodan oder Gnodan, der den Sieg in den Schlachten verlieh. Geschichtsbilder für Mädchenschulen. 1

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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 78

1855 - Heidelberg : Winter
78 §. 79. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustos. Leibeigenen hatten gar kein eigenes Recht. Bei vielen germanischen Stämmen fand stch ein Adel, aus welchem die Graven oder Gaurichter, die Herzoge oder Kriegsführer und die Oberpriester gewählt wurden. Jeder Germane baute sich seine Wohnung auf feinem Grundeigentum. Seine Beschäftigung war Viehzucht und Jagd, als Vorübung für den Krieg. Denn Krieger zu seyn und nicht auf dem Bette, sondern im Kampfe zu sterben, war der höchste Ruhm und Wunsch. Dazu wurden auch die Knaben von frühester Jugend an gewöhnt und erzogen. Hatte der Jüngling ein gewisses Alter erreicht, so wurde er für wehrhaft erklärt und empfieng in feierlicher Versammlung die Waffen, welche er nie mehr ablegte. Erst spät, selten vor dem 30. Jahre traten die alten Deutschen in die Ehe und erwiesen ihren Frauen eine Achtung, wie man sie bei keinem an- dern Volke traf, wogegen auch die Frauen ihren Männern mit unwan- delbarer Treue anhiengen. Ihre Nahrung war einfach und naturgemäß. Fleisch und Milch bil- deten die Hauptnahrung, Bier, aus Gerste und Hafer bereitet, ihr Lieb- lingsgetränk. Wenn Krieg oder Jagd zu Ende waren, so lagen sir auf ihrer Bärenhaut und verkürzten sich die Zeit mit Trinken und Spielen, den beiden Hauptuntugenden der alten Deutschen. Das Würfelspiel be- sonders trieben sie mit solcher Leidenschaft, daß mancher seine eigene Per- son und Freiheit auf den letzten Wurf setzte, und sich dann, wenn er ver- loren, freiwillig in die Knechtschaft ergab. „Das nennen sie Treue!" setzt der Römer Tacitus hinzu. In Beziehung auf Kleidung und Bewaffnung waren sie sehr- sorgfältig. Der Schmuck der Frauen war ihr langes Haar und ihr selbst- gewobenes Linnengewand mit dem Gürtel; der Mann trug Felle wilder Thiere oder künstliche Rüstungen aus Eisen und Stahl. Die Grundzüge ihrer Religion sind in der Edda, einer Sammlung altnordischer Sagen, enthalten. Ueber dem ganzen All steht der sich selbst gleiche Schöpfer, A llfa d ur, aus welchem ein Göttergeschlecht und die Welt hervorgieng. An der Spitze des erstern steht Odin (Wodan). Beide aber, die Götter und die Welt, sind nicht ewig, sondern werden einst von Allfadur zertrümmert, worauf er eine neue Welt schaffen wird, in welcher kein Uebel mehr ist. Gegen dieses ihnen so gefährliche Volk suchten die Römer mit aller Macht die Rheingrenze zu befestigen und legten daselbst viele Castelle an. August's edler Stiefsohn Drusas drang in den Jahren 12 — 9 v. Chr. viermal in das Innere Deutschlands ein, starb aber in Folge eines Sturzes mit den: Pferd auf dem Rückzuge von der Elbe. Sein finsterer Bruder Tiberius unterwarf mehr durch Arglist als Tapferkeit den Nordwesten Deutschlands voin Rhein bis zur unteren Elbe, und es schien, als wollten sich die Deutschen das römische Joch recht gerne gefallen lassen, das ihnen der Statthalter Saturninus durch freundliche Behandlung annehmlich zu machen suchte. Als aber sein Nachfolger Quinctilius V arus sie durch Ruthen und Beile zum

2. Das Mittelalter - S. 14

1877 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 14 — Leben für den Gesolgsherrn eintrat und im Frieden von diesem ernährt wurde. Brach ein Krieg aus, so wählte sich der Stamm aus den Fürsten einen Heerführer d. i. Herzog, der aber nach beendeter Fehde sein Amt niederlegte. Außer den Volkskriegen gab es noch Kriegsfahrten, die ein Edler mit seinem Anhang unternahm, um Land und Beute zu gewinnen. Glückte das Unternehmen, so folgten oft ganze Gemeinden dem Sieger nach, wie es bei Ariovist's Einfall in Gallien geschah. Das Königthum kam nur bei einigen östlichen und nördlichen Stämmen vor; bei den Gothen reichte es bis in die vorhistorische Zeit. Erst als die deutschen Völkerschaften sich zu größeren kriegerischen Unternehmungen und zu Wanderungen in die Fremde entschlossen, wurden aus den altgermanischen Freistaaten Königsherr-schasten. Der König ist Vertreter des Priesterthums, hat die höchste Gewalt in Krieg und Frieden, ernennt die Vorsteher der Bezirke, die nun königliche Beamte wurden, und ist oberster Richter. 4. Die Germanen wohnten in Dorsschaften oder auf Einzelhöfen. Für den Anbau wählten sie am liebsten die Ebenen bei dem Gebirge, wo sie das Feld nach dem System der Dreifelderwirthschaft bebauten, indem alle Dorfgenossen ihre Aecker zugleich mit derselben Frucht bestellten. Weide und Wald, die in weiter Ausdehnung das Dorf umgaben, waren Almend d. h. ein ungeteilter Besitz der Gemeinde, wohin Jeder sein Vieh treiben konnte und frei fischen und jagen durfte. Das altgermanische Haus war eine Blockhütte; als Vorrathskammer diente eine Erdhöhle, die mit Dung bedeckt war und im Winter auch von der Familie bewohnt wurde. Einfach wie die Wohnung war auch die Kleidung, welche bei den Männern aus einem viereckigen Mantel bestand, der auf der Schulter mit einem Dorn zusammengefaßt war, während die Frauen ein ärmelloses Linnengewand trugen. Gegen die Kälte schützten Pelze. Die Ehe war monogamisch und die Stellung der Frauen keine unwürdige, wenn diese auch mit den Knechten allein die Hausarbeit verrichteten. Zu Gastmählern und Trinkgelagen gaben Opferfeste, die Ausübung der Gastfreundschaft und Familienereignisse eine häufige Gelegenheit. Zur Unterhaltung diente das mit Leidenschaft getriebene Würfelspiel, der Vortrag des Sängers und der Schwerttanz. Der Handel war Tauschhandel, doch entwickelte sich daneben schon früh der Geldkauf indem man goldene Ringe, den Schmuck der alten Deutschen,

3. Das sechste Schuljahr - S. 259

1902 - Langensalza : Schulbuchh.
259 tern hernieder. Aus ihren großen blauen Augen blickten Mut und edler Freiheitsstolz. Vor ihrer Donnerstimme erschraken die tapferen Nachbarvölker. Durch Baden in Flüssen und Seeen härteten sie ihren Körper ab. Das neugeborene Kind wurde schon in kaltes Wasser getaucht und das herangewachsene durch allerlei Leibesübungen abgehärtet und gekräftigt. Daher ertrugen die alten Deutschen auch leicht Kälte und Hunger, weniger aber Hitze und Durst. b) (Ihre Kleidung.) Die Kleidung der alten Deutschen war sehr einfach. Männer und Frauen trugen ein leinenes Unter- kleid, welches die Frauen selbst gewebt hatten, und darüber einen Mantel von grober Wolle oder von Tierfellen, der am Halse von einer Schnalle oder einem Dorn zusammengehalten wurde. Im Winter trugen sie Schuhe von ungegerbten Fellen, im Som- mer dagegen gingen sie barfuß. Der Kopf war gewöhnlich bei Männern und Frauen unbedeckt. Auf Schmuck und Ordnung des Haupthaares wurde aber viel Gewicht gelegt. Im Kriege bedeckten die Männer gewöhnlich ihr Haupt mit dem Fell vom Kopfe eines Auerochsen, an dem sich noch die Hörner befanden, oder mit dem eines Bären, und das gab ihnen ein erschreckendes Aussehen. c) (I hrewohnungen.) Die Wohnhäuser der alten Deut- schen waren sehr einfach. Sie waren aus rohen Baumstämmen zusammengefügt. Die Fugen wurden mit Moos oder Lehn: aus- gefüllt und die Wände mit roter oder gelber Farbe angestrichen. Die Dächer machte man aus Schilf, Stroh oder Zweigen. Die Ge- höfte der alten Deutschen lagen einzeln und zwar inmitten der zugehörigen Felder. Der Hofraum wurde durch Pfahlwerk oder Gräben und Wälle eingeschlossen. Mehrere solcher Gehöfte bil- deten eine Gemeinde (Weiler) und mehrere Gemeinden einen Gau (Bezirk.) ä) (Ihre Nahrung.) Als Nahrung diente unseren Vor- fahren nur das, was ihnen das Land lieferte. Sie bestand haupt- sächlich in dem Fleisch der erlegten wilden Tiere des Waldes; sie aßen auch das Fleisch von Pferden, Rindern und Schafen, sowie von einheimischen Vögeln und Fischen. Aus dem Getreide, das sie in geringer Menge anbauten, bereiteten sie aber kein Brot; sie zerrieben es zwischen zwei Steinen und genossen es dann als Brei. Gewöhnlich wurde der Hafer hierzu verwendet. Das Haupt- getränk der alten Deutschen war die Milch. Doch kannten sie schon 17*

4. Realienbuch für mehrklassige Schulen - S. 57

1890 - Breslau : Goerlich
57 Ii weniger Hitze und Durst. Im Kampfe waren sie mehr furchtbar beim ersten Angriff als ausdauernd im Kämpfen oder Marschieren. 3. Die Wohnungen der Deutschen waren einfache Häuser, die aus Baumstämmen gebaut wurden; die Fugen derselben verklebte man mit Lehm oder stopfte sie mit Moos aus. Die festgetretene Erde war der Fußboden, das Strohdach die Decke des inneren Raumes, in dem die Menschen und die Haustiere zusammen wohnten. Diese Wohnungen standen vereinzelt inmitten der zugehörigen Felder; denn der Deutsche mochte nicht in Städten wohnen. Mehrere solcher Höfe bildeten eine Gemeinde, mehrere Gemeinden einen Gau. 4. Nahrung. In jener Zeit genossen unsere Vorfahren fast nur das, was ihnen das Land lieferte. Sie aßen das Fleisch der wilden Tiere des Waldes, der Pferde, Rinder und Schafe, sowie der einheimischen Vögel und Fische. Das Getreide wurde zwischen zwei Steinen zerrieben und dann meist als Brei genossen; Weizen und Roggen wurde dabei seltener verwandt als Hafer. Erbsen, Bohnen, Linsen, Rüben und Rettiche bildeten die Zukost; von Obst waren nur harte Holzäpfel gekannt. Von Getränken genoß man am meisten Milch» auch kannte man schon Bier und Met, der aus Honig und Wasser bereitet wurde. Wein war nur bei einigen Grenzbewohnern bekannt. 5. Die Kleidung war einfach. Männer und Frauen trugen ein Unter- kleid von Leinwand, darüber einen Mantel aus Wolle oder von Tierfellen. Die Schuhe waren aus Tierfellen hergestellt. Gewöhnlich gingen Männer und Frauen barhaupt. Freie Männer ließen das Haar lang wachsen. Auf Schmuck und Ordnung des Haupthaares hielt man viel. 6. Beschäftigung, a. Freie Männer. Wie es keine Städte gab, so fehlten auch Fabriken, Kaufleute und Handwerker, Soldaten, Beamte und Lehrer. Jeder mußte für Nahrung, Kleidung und Hausgerät selbst sorgen. Der freie Deutsche zog am liebsten in den Krieg, um Waffen, Geld und Wertstücke zu erobern. Gern ging er auf die Jagd, die damals der vielen reißenden Tiere wegen gefährlich war, aber reiche Beute brachte. Zeitweilig kamen auch alle freien Männer zusammen, um Gericht zu halten. Die übrige Zeit lagen sie gewöhnlich müßig zu Hause auf der Bärenhaut, die über Moos und Laub ausgebreitet war und die Stelle des Bettes vertrat. Nicht selten kamen sie auch zusammen und vertrieben sich die Zeit mit Trinken und Würfelspiel. d. Sklaven. In den Kämpfen machten sie oftmals Gefangene; diese mußten ihnen den Acker anbauen und das Vieh hüten. Anfangs gehörte der Acker nicht einem einzelnen, sondern dem ganzen Stamme; in jedem Jahre wurde der Acker wieder aufs neue verteilt. Aber infolge dessen wurde er schlecht angebaut und konnte das Volk nicht ernähren. Daher wurden später die Äcker an die einzelnen Familien verteilt. c. Frauen. Auch die Frauen waren tapfer und kriegerisch. Sie be- gleiteten die Männer in den Krieg und feuerten sie zu tapferem Kampfe an. Zu Hause bereiteten sie die Mahlzeiten, machten Butter und Käse, brauten Bier, webten die Kleiderstoffe und fertigten Kleider für die ganze Familie. 6. Kinder. Schulen gab es in bamaliger Zeit nicht. Die Knaben lernten frühzeitig mit Waffen kämpfen und begleiteten wohl den Vater auf die

5. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 57

1892 - Breslau : Goerlich
weniger Hitze und Durst. Im Kampfe waren sie mehr furchtbar beim ersten Angriff als ausdauernd im Kmpfen oder Marschieren. 3. Die Wohnungen der Deutschen waren einfache Huser, die aus Baumstmmen gebaut wurden; die Fugen derselben verklebte man mit Lehm oder stopfte sie mit Moos aus. Die festgetretene Erde war der Fuboden, das Strohdach die Decke des inneren Raumes, in dem die Menschen und die Haustiere zusammen wohnten. Diese Wohnungen standen vereinzelt inmitten der zugehrigen Felder; denn der Deutsche mochte nicht in Stdten wohnen. Mehrere solcher Hfe bildeten eine Gemeinde, mehrere Gemeinden einen Gau. 4. Nahrung. In jener Zeit genossen unsere Vorfahren fast nur das, was ihnen das Land lieferte. Sie aen das Fleisch der wilden Tiere des Waldes, der Pferde, Rinder und Schafe, sowie der einheimischen Vgel und Fische. Das Getreide wurde zwischen zwei Steinen zerrieben und dann meist als Brei genossen; Weizen und Roggen wurde dabei seltener verwandt als Hafer. Erbsen, Bohnen, Linsen, Rben und Rettiche bildeten die Zukost; von Obst waren nur harte Holzpfel gekannt. Von Getrnken geno man am meisten Milch; auch kannte man schon Bier und Met, der aus Honig und Wasser bereitet wurde. Wein war nur bei einigen Grenzbewohnern bekannt. 5. Die Kleidung war einfach. Männer und Frauen trugen ein Unter-kleid von Leinwand, darber einen Mantel aus Wolle oder von Tierfellen. Die Schuhe waren aus Tierfellen hergestellt. Gewhnlich gingen Männer und Frauen barhaupt. Freie Männer lieen das Haar lang wachsen. Auf Schmuck und Ordnung des Haupthaares hielt man viel. 6. Beschftigung, a. Freie Männer. Wie es keine Städte gab, so fehlten auch Fabriken, Kaufleute und Handwerker, Soldaten, Beamte und Lehrer. Jeder mute fr Nahrung, Kleidung und Hausgert selbst sorgen. Der freie Deutsche zog am liebsten in den Krieg, um Waffen, Geld und Wertstcke zu erobern. Gern ging er auf die Jagd, die damals der vielen reienden Tiere wegen gefhrlich war, aber reiche Beute brachte. Zeitweilig kamen auch alle freien Männer zusammen, um Gericht zu halten. Die brige Zeit lagen sie gewhnlich mig zu Hause auf der Brenhaut, die der Moos und Laub ausgebreitet war und die Stelle des Bettes vertrat. Nicht selten kamen sie auch zusammen und vertrieben sich die Zeit mit Trinken und Wrfelspiel. b. Sklaven. In den Kmpfen machten sie oftmals Gefangene; diese muten ihnen den Acker anbauen und das Vieh hten. Anfangs gehrte der Acker nicht einem einzelnen, sondern dem ganzen Stamme; in jedem Jahre wurde der Acker wieder aufs neue verteilt. Aber infolge dessen wurde er schlecht angebaut und konnte das Volk nicht ernhren. Daher wurden spter die cker an die einzelnen Familien verteilt. c. Frauen. Auch die Frauen waren tapfer und kriegerisch. Sie begleiteten die Männer in den Krieg und feuerten sie zu tapferem Kampfe an. Zu Hause bereiteten sie die Mahlzeiten, machten Butter und Kse, brauten Bier, webten die Kleiderstoffe und fertigten Kleider fr die ganze Familie. d. Kinder. Schulen gab es in damaliger Zeit nicht. Die Knaben lernten frhzeitig mit Waffen kmpfen und begleiteten wohl den Vater auf die

6. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 101

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 101 — grauen zollten. Das Leben in Städten widerstrebte ihrem freiheitsliebenden Sinn; sie wohnten in vereinzelten Gehöften, inmitten ihrer Felder. Ihre Kleidung war äußerst einfach: die Männer trugen ein leinenes Unterkleid, darüber ein wollenes Gewand; die Frauen ein leinenes Gewand mit rother Umsäumung. Ihre Nahrung bestand aus Milch, Fleisch von zahmen oder erjagten Thieren und wildem Obst; ihr Hauptgetränk war eine Art Gerstenbier- Der Ackerbau war den Sclaven oder Leibeigenen überlassen, die mit den Frauen auch das nöthige Hans-geräthe, sowie Leinwand und Kleidungsstücke verfertigten. Der freie Mann kannte keine andere Beschäftigung als die Besorgung seiner Waffen, die hauptsächlich aus Schild und Speer bestanden, und die Uebung der Jagd und des Krieges. Die Lieblingsunterhaltung der Männer waren Gastmähler, Trinkgelage und Würfelspiel ; ihre Leidenschaft für das letztere riß sie nicht selten hin, sich selbst und ihre Familie als Preis des erlittenen Verlustes einzusetzen. Das Volk bestaub ans eblen und gemeinen Freien und Leibeignen. Die Letzteren genossen zwar keine Rechte; boch war ihr Loos erträglicher, als das der römischen und griechischen Sclaven. Ueber alle allgemeinen Angelegenheiten entschieb die Gesammtheit der freien Männer in der Volksversammlung, die gewöhnlich zur Zeit des Neu- und Vollmondes zusammentrat. An der Spitze der einzelnen Stämme stand in der Regel ein ans dem Adel gewählter König, dessen Macht jedoch beschränkt war. Die einzelnen Höfe waren zu Gemeinden, diese zu Gauen vereinigt, und beiden standen selbstgewählte Richter vor, welche Grafen (von grau — also Aelteste) genannt würden. War ein Verbrechen gegen ein ©lieb der Gemeinde begangen worben, so übten die Verwanbten die Blutrache; boch stanb bent Gerichte die Entscheibung barüber zu, ob das Vergehen durch Blut ober durch Gut gesühnt werden solle. Wer sich einem richterlichen Spruche nicht unterwarf, wurde für rechtlos erklärt und konnte ungestraft erschlagen werden. Die Kriege der alten Deutschen waren -entweder gemeinschaftliche Unternehmungen, b. h. sie würden von einem ganzen Stamme unter der Führung eines dazu erwählten Herzogs begonnen, ober ein einzelner Ebler zog an der Spitze von Freiwilligen, die als sein Gefolge in seinen Dienst getreten waren, zu einem des on deren Unternehmen ans. Oft begleiteten auch die Frauen das Heer, um die Pflege der Verwundeten zu besorgen und die Streitenden durch ihren Zuruf anzufeuern. War das Heer geschlagen, so wählten sie nicht selten einen freiwilligen Tod, um der Schmach der Knechtschaft zu entgehen. Die Religion der Germanen war ein einfacher Naturdienst: sie verehrten die Elemente, die Erde, den Himmel; aber ihre

7. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 6

1909 - Leipzig : Hirt
6 Die germanische Urzeit. 40. baten zwischen Weichsel und Oder, die Langobarden zwischen Elbe und Aller, die Hermunduren (die spteren Thringer) und die Marko-mannen in Bhmen. C. Westdeutsche Stmme. Die Cimbern, Angeln, Teutonen und Sachsen auf der Cimbrischen Halbinsel; die Friesen; die Bataver im Rheindelta; die Sigambern an der Sieg; die Cherusker an der Weser; die Katten (oder Chatten, die spteren Hessen). Welche dieser Stammesnamen sind bis heute erhalten? Welche Stmme haben ihre Wohnsitze gegenwrtig noch inne? Welche Namen an der Ostsee erinnern noch heute an die Goten? 40. Zustnde und Einrichtungen. 1. uere Erscheinung. (Bild 17.) Den Rmern erregte der An-blick der hochgewachsenen Germanen mit den feurigen blauen Augert und dem schnen blonden Haare Neid und Bewundrung. Zur Kleidung ver-wendete man einfache Gewnder aus Wolle oder Linnen, welche die Arme frei lieen, und Tierfelle. Als Schmucksachen wurden silberne und goldene Spangen, Hals- und Armringe getragen. Im Kriege dienten Speer, Schleuder, Keule, Axt und Schwert als Angriffswaffen, der Schild zur Verteidigung. Als Helm trugen die Krieger vielfach einen Tierschdel. Ihre rmischen Feinde, die durch ihre bessere Bewaffnung und Aufstellung in den meisten Fllen siegten, frchteten nichts so sehr als die teutonische Wut" der anstrmenden Germanen. Vergleiche Kleidung und Bewaffnung der alten Deutschen mit der griechischen und rmischen! 2. Huslichkeit. (Bild 5.) Das enge Zusammenwohnen in Stdten liebte der Germane nicht. Sein Bauernhof, aus Wohnhaus und Wirt-schaftsgebuden bestehend, lag, von Bumen umgeben, inmitten seiner Felder. Das Haus war ein einfaches Blockhaus oder ein Fachbau, be-deckt mit Stroh oder Schilf; vom Giebel schaute husig ein hlzerner Pferdekopf herab. Die innere Einrichtung entsprach in ihrer Einfachheit der ueren. Der Rauch des Herdfeuers fand seinen Ausweg durch die Tr und die kleinen Fenster. 3. Verfassung. Der Staat erwuchs aus der Familie: benachbarte Familien bildeten eine Gemeinde, eine Anzahl von Gemeinden einen Gau, der unter einem Fürsten (d. h. der Erste, vgl. engl, first) stand, mehrere Gaue einen Stamm (Staat). der wichtige Angelegenheiten des Staates, wie Gesetze, schwere Vergehen, Krieg und Frieden, auch der die Wehrbarmachung der Jnglinge entschied die Volksversammlung (das Ding"); die Vorschlge der Fürsten wurden entweder durch Waffen-

8. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 14

1902 - Wolfenbüttel : Zwißler
14 Deutsche Gesch. von den lt. Zeiten bis zur Grnd. des nationalen Reiches 919. Brot, als Getrnk auer Wasser Milch, Bier und Met. Einfach war auch ihre Kleidung: der Mann trug meist nur einen mantelartigen Ueberwurf, aus dem Pelze eines erlegten Jagdtieres bestehend, die Frau ein rmelloses Linnengewand. Ihre Huser waren roh gezimmerte, mit Schilf oder Stroh gedeckte Blockhtten; meist lagen die Wohnungen ver-einzelt, da man gern inmitten semer Felder wohnte, oder sie waren zu weit ausgedehnten Dorfschaften vereinigt. Städte kannten die Germa-nen nicht. e. Wirtschaftliche Verhltnisse. In den ltesten Zeiten betrieben die Germanen nur V i e h z u ch t, als sie sehaft geworden waren, auch Ackerbau. Das Acker- und Weideland war anfnglich Eigentum der Gemeinde und wurde stets nur fr ein Jahr an die einzelnen Familien verteilt, Privatbesitz an Grund und Boden kannte man noch nicht. ftur ein Teil des Ackers wurde bebaut, der andere blieb als Weideland liegen. Gewerbe und Handwerk gab es noch nicht: was man an Gerten, Klei-duug, Waffen gebrauchte, verfertigte mau sich selbst. Der Handel war ein Tauschhandel, Geld lernte man erst durch die Rmer kennen. f. Stnde. Das Volk zerfiel in Freie und Unfreie. Die Freien hatten grern Grundbesitz, durften Waffen tragen und in der Volksversammlung stimmen. Eiue bevorzugte Stellung unter ihnen behaupteten die Adligen, Freie, deren Vorfahren sich durch kriegerische Taten ein h-heres Ansehen erworben hatten. Unsrei waren die H r i g e n, auch L i t e n genannt; am niedrigsten standen die K n e ch t e, die vllig rechtlos waren und von ihren Herren verkauft, ja gettet werden durften. g. Staatsverfassung und Heerwesen. Volk und Heer bedeuteten dasselbe, Heer war das Volk im Kriege. Beides war nach Familien, Geschlechtern, Hundertschaften und Vlkerschaften gegliedert. Die Ver-wandtschaftsliebe war das strkste Band fr den gesellschaftlichen Znsam-menhalt. Eine Anzahl von Familien bildete die Gemeinde oder Markgenossenschast, mehrere Gemeinden bildeten einen Gau, eine Anzahl von Gauen den Staat. An der Spitze des Staates stand bei den stlichen Stmmen ein König, bei den westlichen, wo es keine Könige gab, an der Spitze jedes Gaues ein Fr st. Fr den Krieg whl-ten die Stmme aus allen Fürsten einen Herzog, dessen Befehl mit dem Eude des Kriegszuges aufhrte. Die hchste Gewalt hatte die Volks-Versammlung, Thing genannt, an der alle freien Männer teilnah-mm. Sie trat jhrlich einmal oder fter bei Neu- oder Vollmond zusam-men. Hier wnrde der Krieg und Frieden und andere wichtige Angelegen-

9. Vaterländische Geschichte für die Oberklassen katholischer Volksschulen - S. 4

1900 - Stolberg (Rheinl.) : Mathes
" 4 Neben dieser Kriegslust war bei den Germanen Zucht und Ordnung, Keuschheit und Treue, Ehrlichkeit und Gastfreundschaft zu finden. Lug und Trug waren ihnen fremd; ein Handschlag galt als Eid; denn bei ihnen hie es: Ein Mann, ein Wort. Kam ein Fremder, so wurde er aufgenommen, als gehre er zur Familie. Gemeindeleben. Das Volk bestand aus Freien und Unfreien. Letztere wurden gut gehalten; doch durften sie keine Waffen tragen und muten das Haar kurz geschoren halten. Ihre Aufgabe war es, mit den Frauen die Haus- und Feldarbeit zu verrichten. Die Waffen und das lange Haar waren das Vorrecht der Freien, welche alle Grundbesitz hatten. Ihre Gehfte lagen vereinzelt. Mehrere Freie bildeten mit ihrem Eigentum eine Gemeinde oder Mark, mehrere Marken einen Gau. Die gemeinsamen Angelegenheiten wurden in der Volksversammlung beraten, zu der nur die Freien Zutritt hatten. Hier entschied man der Krieg und Frieden und whlte den Herzog und den Gaurichter, der Graf genannt wurde. Religion. Die Germanen waren Heiden. Sie glaubten, es gebe mehrere Götter. Den hchsten Gott nannten sie Allvater oder Wodan. Thor war der Gott des Donners, Freia die Gttin und Beschtzerin des huslichen Glckes. Der Gottesdienst war einfach. Nicht in Tempeln verehrten sie die Götter, sondern in groen, dunkeln Wldern oder Hainen. Auch der Glaube an die Fortdauer der Seele und ein ewiges Leben war bei ihnen vorhanden. Den Himmel nannten sie Walhalla. Sie glaubten, nur die tapferen Helden kmen nach dem Tode dahin und ergtzten sich an Kampf und Jagd, wie hier auf Erden. Darum gab man ihnen auch die Waffen mit ins Grab. Dw Feigen aber kamen zur Heia oder Hlle, wo sie Hunger, Krankheit und Schmerzen erdulden muten. 2. Hermann, der Befreier Deutschlands. Einige Jahre vor der Geburt Christi wurden die Germanen von den Rmern angegriffen. Dieses mchtige Volk beherrschte in jener Zeit fast alle bekannten Lnder der Erde. Auch bis zu den Grenzen Germaniens, bis zur Donau und dem Rheine waren sie schon vorgedrungen. Da beschlo der Kaiser Augustus, die Germanen seiner Herrschast zu unterwerfen, und er schickte seinen Stiefsohn Drusus mit einem groen Heere dorthin. Drusus errichtete zunchst aus dem linken Rheinufer mehrere starke Festungen, um die Grenze des Rmerreiches gegen die Germanen zu schtzen. Aus diesen Festungen sind im Laufe der Zeit die groen und schnen Städte am Rheine entstanden, z. B. Mainz und Kln. Dann erst begann der Krieg. Vier Jahre hintereinander drang Drusus in die germanischen Wlder vor,

10. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 29

1905 - Leipzig : Voigtländer
25. Der Zerfall des frnkischen Reiches. 26. Die Kultur des Frankenreiches. 29 schrfer schieden sich die Westfranken oder Franzosen in Sprache und Sitte von ihren stlichen Volksgenossen. Schon bei dem Bndnis Ludwigs des Deutschen und Karls des Kahlen mutzten die Stratzburger Eide" zu gegenseitigem Verstndnis in deutscher und franzsischer Sprache geschworen werden. 3. Germanische und romanische Völker. Diese Scheidung erklrt sich aus der Beeinflussung der Germanen durch die fremde Um-wohnerschaft. In Skandinavien, Dnemark, Deutschland, Holland und England bewahrten die Germanen vorwiegend ihre (Eigenart; die Einwohner dieser Lnder blieben deshalb bis heute germanische Völker. 3n Frankreich, Spanien und Italien da- Romanisch? 1 1 irr Volker gegen berwogen Sprache, Sitten und (Einrichtungen der ansssigen Kelten und Rmer allmhlich die Hrt der germanischen (Eroberer; hier bildeten sich die romanischen Rationen der Franzosen, Spanier, Portugiesen und Italiener. / 25] 26. Die Kultur des Frankenreiches. Die Kultur des Frankenreiches war ein Gemisch germanischer Ratrlichkeit und rmischer Verfeinerung. Das Volk besonders im eigentlichen Deutschland rechts vom Rhein bewahrte die deutschen Gewohnheiten; die vornehmen suchten sich die rmischen Sitten anzueignen. 1. Lebensweise. a) Wohnung. Rn die Stelle des rohen Blockhauses trat mehr und Wohnung mehr der Fachwerkbau, dessen Zwischenrume mit Brettern, Lehm und Backsteinen ausgefllt wurden. 3m Hause gab es nur einen greren Wohnraum, den Saal; er hatte als einzige Decke das Dach. Die Huser der vornehmen wurden auch schon aus Stein gebaut und hatten oft einen (Dberbau, den Sller". Die Fensterffnungen wurden mit holzgittern verwahrt und mit Teppichen behngt; (Blasfenster waren noch selten. Die Hauptgerte waren Tische, Bnke, Schemel und Truhen. b) Kleidung. Die Männer trugen kittelartige Rcke mit Grtel Kiettmng und Beinbinden aus Leinen, die Frauen weite, bis auf die Fe herabhngende Gewnder, die ein Grtel zusammenhielt. Die Männer gingen meist barhuptig, die Frauen trugen Hauben. Zur Vollendung des Rn-zuges diente beiden Geschlechtern ein Mantel. c) Die Rahrung bestand, wenigstens beim Volke, noch aus den- Nahrung selben einfachen Speisen wie zu Tacitus' Seiten: Brei, Brot, Gemse, Wildbret und Fleisch von herdenvieh. Doch traten nun Gewrze hinzu.

11. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 153

1871 - Braunschweig : Wreden
— 153 — Ehrlos war, wer den Anführer überlebend aus der Schlacht zurückkehrte. Schande war es für den Fürsten, dem Gefolge an Tapferkeit nachzustehen. Die Nahrung der Germanen war einfach: Kräuter und Wurzeln, Beeren und Früchte, Eier, Fische und das Fleisch des erlegten Wildes aß man gekocht ober geröstet. Ihr liebstes Getränk war Gerstenbier, das sie leider wie den berauschenden, aus Honig bereiteten Meth oft im Uebermaße genossen. Die Kleibung war ebenfalls einfach, gewöhnlich anschließend Oft trugen sie auch Thierfelle, und den Kopf schmückten sie mit Köpfen wilder Thiere, welche ihnen ein fürchterliches Ansehen gaben. Die Frauen hüllten sich in leinene Gewänder. Ackerbau und Viehzucht waren die Hauptnahrungszweige der Germanen, jedoch nur die Frauen und Sklaven beschäftigten sich damit. Der freie kräftige Mann hielt solche Beschäftigung unter seiner Würde. Die Sklaven wurden im Allgemeinen besser gehalten als bei den andern alten Völkern. Die Frau war nicht wie bei vielen rohen Völkern die Sklavin des Mannes, sondern in den Weibern sahen die Männer etwas Heiliges und ihre treuen Genossinnen, die sie sogar oft in die Schlacht begleiteten und durch ihr Flehen und Rufen manchmal die wankenden Schlachtreihen wieder herstellten. Die liebste Beschäftigung der Deutschen war der Krieg. War in der Volksversammlung ein Krieg beschlossen, so wählte man den Tapfersten zum Führer, hob ihn jauchzend auf den Schilb und begrüßte ihn als Herzog. Dieser ließ dann das Aufgebot an alle freien Männer ergehen, die sich nach ihren Gemeinden und Gauen ordneten. Das war der deutsche Heerbann. Der Tod aus dem Schlachtfelde war für die Germanen der ehren-vollste, eines natürlichen Todes sterben war für sie ein beklagenswertes Schicksal. Die Leichname wurden gewöhnlich mit den Waffen, auch wohl mit dem Leibrosse verbrannt, die Asche iu Urnen gesammelt und an stillen Orten beigesetzt. Neben den schon erwähnten Tugenden der Treue, Biederkeit und Keuschheit glänzte bei den alten Deutschen besonders auch die Gastfreundschaft. Heilig und unverletzlich war der Fremde in der Hütte eines Germanen, in welcher Absicht er auch gekommen sein mochte. Man bewirthete ihn aufs Beste. War der Vorrath aufgezehrt, so führte man den Gast zum Nachbar, welcher ihn eben so freundlich aufnahm und bewirthete, wie der Erste. Aber auch von manchen kleinen und großen Fehlern waren unsere Vorfahren nicht frei. Zur Zeit des Friedens und wenn er nicht auf die Jagd ging, lag der freie deutsche Mann arbeitslos aus seiner Bärenhaut. Vor Allem liebte er Trinkgelage, bei denen es nicht selten durch den übermäßigen Genuß der geistigen Getränke zu Streitigkeiten kam, die oft mit blutigen Kämpfen endeten. Auch dem Würfelspiel waren die Deutschen so leidenschaftlich ergeben, daß sie, wenn Alles verloren war, ihre Weiber und Ktnber und zuletzt sich selbst und ihre Freiheit auf den unglücklichen Wurf setzten. Ruhig ging der Verlierende in die Knechtschaft und ließ sich von dem Schwächsten fesseln. Die von dem Volke gewählten Fürsten und Könige konnten über wichtige

12. Teil 1 - S. 1

1900 - : Velhagen & Klasing
Geschichten und Lagen aus Deutschlands Vergangenheit. I Unsre vorfahren, die alten Deutschen (Germanen). 1. Land. Vor etwa 2000 Jahren sah es in Deutschland ganz anders aus als heute. Fast überall, wo jetzt Städte und Dörfer liegen, erblickte man damals nichts als große Wälder und Sümpfe. In den Wäldern hausten Auerochsen, Bären, Wölfe, Wildschweine, Hirsche n. a. Wild. Äcker sah man selten, hier und da aber fette Weiden, auf denen Pferde, Rinder und Schafe grasten. 2. Bewohner. Die alten Deutschen waren von riesenhafter Größe. Das blonde Haar wallte lang auf die Schulter herab. Bei einigen Stämmen banden es die Männer auf dem Kopfe zu einem Knoten zusammen. Die Kleidung bestand aus Tierfellen, später jedoch trug man auch leinene und wollene Gewänder. 3. Beschäftigung. Die liebste Beschäftigung der Männer waren Jagd und Krieg. Im Walde umherzustreifen und das Wild zu verfolgen, war ihre Lust. Stolz kehrte der Mann heim zu Weib und Kindern, wenn er einen Auerochsen, einen Bären oder ein Elen erlegt hatte. Mit den Hörnern und dem Geweih schmückte er sein Gehöft. Ging es in den Krieg, so griff er freudig zu Speer und Schild. Zum Ackerbau hatten die Männer keine Lust. Waren Jagd und Krieg vorbei, so lagen sie zu Hause behaglich auf der Bärenhaut, vertrieben sich die Zeit mit Würfelspiel und ließen den Metbecher fleißig kreisen. Für die Hausarbeit hatte man Knechte (Sklaven). Diese mußten auch das Vieh hüten und das kleine Feld bestellen. Das knrzgeschorne Haar machte sie leicht kenntlich. Sie waren völlig rechtlos; denn ihr Herr durfte sie verschenken, verkaufen, ja, selbst töten. 4. Nahrung. Als Nahrung diente unsern Vorfahren Milch und das Fleisch der Schweine, Schafe und Rinder. Pferdefleisch wurde nur bei Opferfesten gegessen. Der Wald bot reichlich Wild, auch fing man Vögel und Fische. Brot war noch wenig bekannt. Hafer- und Gerstenkörner zerrieb man zu Mehl und bereitete daraus Suppe oder einen dicken Brei. Später verdickte man den Brei zu Teig, den man am Feuer oder auf heißen Steinen röstete. Schweinefleisch und Haferbrei waren Lieblingsgerichte. Aus Honig und Wasser bereitete man Met, ans Gerste und bittern Kräutern Bier. 5. Gastfreundschaft und Treue. Die alten Deutschen waren sehr gastfreundlich. Begehrte ein Fremder Obdach, so wurde es ihm gern gewährt. Auch teilte man mit ihm Speise und Trank. Zu rühmen ist auch die Treue und Wahrheitsliebe der alten Deutschen. Ein gegebenes Versprechen wurde streng gehalten. Bei ihnen hieß es: „Ein Mann, ein Wort." Der Handschlag galt als Eid. Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Mädchenschulen. I. 1

13. Allgemeines Realienbuch - S. 2

1910 - Berlin : Schnetter & Lindemeyer
einen Pelz um, den oben ein Dorn ober eine Spange zusammenhielt. Die Frauen nnb Mäbchen legten ein ärmelloses leinenes Gewanb an. Kleine Kinder blieben unbekleibet. Die Wohnung. Die Deutschen liebten es nicht, in Städten nnb Dörfern zu wohnen. Wo ihnen eine Quelle, eine Wiese ober Walb- lichtung gefiel, erbauten sie ihr Blockhaus (Hausmarke). An dem Ein- gänge war die Vorhalte; int hinteren Raume staub der Herb mit dem ewig brennenben Feuer. Fenster und Schornsteine gab es nicht. In der Nähe des Herbes war der Ehrenplatz für den Hausherrn und für die Gäste. Neben dem Wohnhause lagen die Ställe und Wirtschafts- gebäube. Das ganze Gehöft war von einer Hecke ober einem Zaun umgeben. Rings um das Haus behüten sich die Wiesen und Felber aus. Die Beschäftigung. Lockte den Deutschen nicht Krieg ober Jagb, so lag er baheim ans der Bärenhaut, ober er saß beim Spiel und Gelage. Selten ging der freie Mann ohne seine Waffen ans. Mit großer Geschicklichkeit schleuberte er den Spieß gegen die Feinde und die Tiere des Walbes. Den Körper schützte ein Schilb von Linbenholz ober Weibengeflecht. Der freie Mann trug ein kurzes Schwert an seiner Seite. Die Frauen besorgten die Hausarbeit und verfertigten die Gewänber. Die Felber würden von den Knechten bestellt. An den Grenzen tauschte man Garten- und Felbsrächte gegen Schmuck- sachen, Waffen und Geräte ein. Ihre Tugenden und Fehler. Unsere Vorfahren waren sehr gastfreunblich. Treu hielten sie jebes Versprechen. Ein Hanbschlag galt ihnen soviel wie ein Eib. Wer seinen Führer im Kampfe ver- ließ, war ehrlos und würde enüoeber an einem Baume aufgeknüpft ober in einem Sumpfe ertränkt. Ihre Hauptfehler waren die Sucht zum Spiel, zum Trunk und zum Müßiggang. Die Frau nahm eine hohe Stellung ein. Sie staub ihrem Manne als Gehilfin treu zur Seite. Die Stände. Die Bevölkerung schieb sich in Freie, Freigelassene ober Hörige und in Knechte ober Unfreie. Die freien Männer bilbeten die Volksversammlung. Sie kamen bei Neumvnb ober Bolünonb zu- sammen, um über die Angelegenheiten des Stammes zu beraten und über Krieg und Frieden zu beschließen. Unter den Freien zeichnete sich der Abel durch sein Ansehen und seinen Besitz aus. Die Hörigen hatten Haus und Laub von den Freien gepachtet. Die Knechte waren meist Kriegsgefangene ober bereu Nachkommen. Sie konnten gekauft und verkauft werben. — Mehrere Dvrsschasten bilbeten einen Gau; aus mehreren Gauen setzte sich der Stamm zusammen. Die Religion. Unsere Vorfahren waren Heiben. Sie beteten zu ihren Göttern unter heiligen Bäumen. Ihr oberster Gott war Woban, ein einäugiger Greis, der einen blauen besternten Mantel und einen Sturmhut trug. Auf seinem Schimmel ritt er durch die Lüfte. Zwei Raben saßen aus seinen Schultern und flüsterten ihm alle Ge- heimnisse der Welt zu. Von seiner Himmelsbnrg Walhalla leitete er

14. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 1

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Geschichten und Zagen ans Deutschlands Vergangenheit. Unsere Vorfahren, die alten Deutschen (Germanen). 1. Land. Vor etwa 2000 Jahren sah es in Deutschland ganz anders aus als heute. Fast überall, wo jetzt Städte und Dörfer liegen, erblickte man damals nichts als große Wälder und Sümpfe. In den Wäldern hausten Auerochsen, Bären, Wölfe, Wildschweine, Hirsche n. a. Wild. Äcker sah man selten, hier und da aber fette Weiden, auf denen Pferde, Rinder und Schafe grasten. 2. Bewohner. Die alten Deutschen waren von riesenhafter Größe. Das blonde Haar wallte lang auf die Schulter herab. Bei einigen Stämmen banden es die Männer auf dem Kopfe zu einem Knoten zusammen. Die Kleidung bestand ans Tierfellen, später jedoch trug man auch leinene und wollene Gewänder. 3. Beschäftigung. Die liebste Beschäftigung der Männer waren Jagd und Krieg. Im Walde umherzustreifen und das Wild zu verfolgen, war ihre Lust. Stolz kehrte der Mann heim zu Weib und Kindern, wenn er einen Auerochsen, einen Bären oder ein Elen erlegt hatte. Mit den Hörnern und dem Geweih schmückte er sein Gehöft. Ging es in den Krieg, so griff er freudig zu Speer und Schild. Zum Ackerban hatten die Männer keine Lust. Waren Jagd und Krieg vorbei, so lagen sie zu Hause behaglich auf der Bärenhaut, vertrieben sich die Zeit mit Würfelspiel und ließen den Metbecher fleißig kreisen. Für die Hausarbeit hatte man Knechte (Sklaven). Diese mußten auch das Vieh hüten und das kleine Feld bestellen. Das kurzgeschorene Haar machte sie leicht kenntlich. Sie waren völlig rechtlos; benn ihr Herr durste sie verschenken, verkaufen, ja, selbst töten. 4. Nahrung. Als Nahrung biente unseren Vorfahren Milch und das Fleisch der Schweine, Schafe und Riuber. Pferdefleisch wurde nur bei Opferfesten gegessen. Der Wald bot reichlich Wild, auch fing man Vögel und Fische. Brot war noch wenig besannt. Hafer- und Gei steuköruer zerrieb man zu Mehl und bereitete daraus Suppe oder einen dicken Brei. Später verdickte man den Brei zu Teig, den man am Feuer oder auf heißen Steinen röstete. Schweinefleisch und Haferbrei waren Lieblingsgerichte. Ans Honig und Wasser bereitete man Met, ans Gerste und bitteren Kräutern Bier. 5. Gastfreundschaft und Treue. Die alten Deutschen waren sehr gastfreundlich. Begehrte ein Fremder Obdach, so wurde es ihm gern gewährt. Auch teilte man mit ihm Speise und Trank. Zn rühmen ist auch die Treue und Wahrheitsliebe der alten Deutschen. Ein gegebenes Versprechen wurde streng gehalten. Bei ihnen hieß es: „Ein Maim, ein Wort." Der Handschlag galt als Eib. Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Knabenschulen. I. 1

15. Vaterländische Geschichte für Volkschulen - S. 71

1897 - Düsseldorf : Schwann
— 71 — durch eine Klappe im Dache. Ein harzreiches Stück Nadelholz, welches in einen eisernen Ring gesteckt wurde, diente als Leuchte. Kleidung. — Die Kleidung bestand aus leinenen oder wollenen Geweben und Tierfellen; der Kops blieb meist unbedeckt, an den Füßen trug man Schuhe aus Fellen. Da es zu jener Zeit noch keine Handwerker gab, mußte man in jedem Hause für Kleidung und Hausgerät selbst sorgen, die Frauen und Mägde spannen, webten nud nähten, der Hausherr oder seine Knechte fertigten Waffen, Ackergeräte und andern Hausbedars an. Volksverhältnisse. — Die alten Deutschen waren ein Volk von freien Männern. Kriegsgefangene, die als Knechte auf den germanischen Höfen dienten, waren unfrei und rechtlos und wurden nicht zum Volke gerechnet. Nur der freie Mann hatte das Recht, die Waffen zu tragen und in den Krieg zu ziehen. Aus der Vereinigung mehrerer benachbarter Höfe bildeten sich Gemeinden; mehrere Gemeinden bildeten einen Gau. Die Angelegenheiten der Gemeinde oder des Gaues wurden in regelmäßigen Versammlungen der freien Männer geordnet. Vergehen und Verbrechen gerichtet und gestraft. Einzelne Stämme wurden von Königen regiert, welche in Kriegszeiten den Heerbann aufboten, d. i. die waffenfähigen freien Männer zum Kampfe führten. Sonst wurde ein tapferer Fürst als Heerführer oder Herzog gewählt. Religion. - Die alten Germanen waren Heiden. Sie verehrten Sonne und Mond (Sonntag, Montag) und mancherlei Götter und Göttinen. Der oberste Gott war Wodan, er verlieh den Sieg in den Schlachten; der rotbärtige Donar (Donnerstag) hatte die Gewalt über Blitz und Wetter und wurde um Segen für die Felder angefleht. Unter den Göttinnen war Frigg, Wodans Gemahlin, die angesehenste. Die Götter wurden verehrt durch Opfer und Gebet. Man errichtete ihnen Altäre auf Berghöhen, an Seeen und Quellen, im Schatten heiliger Wälder. Zu den Opfern wurden besonders gerne Pferde genommen; auch Menschenopfer fanden zuweilen statt, besonders bei Kriegsgefangenen. Die Germanen glaubten an ein Leben nach dem Tode. Aber nur die freien tapfern Männer meinten sie, würden in die Himmelsburg Walhalla aufgenommen; dort ergötzten sie sich an Jagd und Kampf und köstlichem Mut. Die Knechte kamen in das finstere Reich der Göttin Hel (Hölle). Tugenden und Fehler. — Man rühmt den alten Germanen nach, daß sie treu und wahr, keusch und gastfreundlich waren. Ihre schlimmsten Fehler waren Trunk- und Spielsucht; im Truuke gab es Streit und Totschlag, im Würfelspiele verloren sie oft Hab und Gut und fetzten selbst die eigene Freiheit ein. 39. Hermann oder Arminius. Die Römer am Rhein. — Um die Zeit der Geburt Christi waren die Römer das mächtigste Volk der Erde. Sie beherrschten alle Länder um das

16. Teil 2 - S. 89

1916 - Arnsberg i.W. : Stahl
Zweiter Kursus. Deutsche Geschichte. 1. Das alte Deutschland und seine Sewohner. Das Land. Zur Zeit der Geburt Christi war Deutschland noch nicht ein so schönes Land, wie es heute ist. Wo sich jetzt stundenweit fruchtbare Saatfelder erstrecken, befanden sich damals dichte Wälder und unwegsame Sümpfe. Daher war auch die Luft feucht und kalt. In den Wäldern lebten zahlreiche wilde Tiere: Wölfe, Bären, Wildschweine, Auerochsen, j Renntiere und Elentiere. Wiesen und Ländereien fanden sich nur in der Nähe der Ansiedelungen. Auf den Feldern wuchsen Gerste, Hafer und etwas Weizen. Edle Obstsorten gab es nicht, sondern nur wilde Baumfrüchte und Beeren. Die Bewohner. Die Bewohner dieses unwirtlichen Landes waren die alten Deutschen, welche damals Germanen, d. h. Kriegsmänner, genannt wurden. Das Volk, welches aus Freien und Unfreien bestand, zerfiel in einzelne Stämme. Mehrere Gehöfte bildeten eine Gemeinde, mehrere Gemeinden einen Gau. An der Spitze eines Gaues stand der Fürst. Bei einem gemeinschaftlichen Kriege wählten mehrere Gaue einen Anführer, welcher Herzog genannt wurde. Die alten Deutschen waren von hoher und kräftiger Gestalt und hatten blaue Augen und blonde Haare. Ihre Kleidung bestand aus Fellen und Leinwand. Die Männer beschäftigten sich mit Krieg und Jagd; die Feldarbeit verrichteten die Frauen und Knechte. Sie zeichneten sich besonders aus durch Tapferkeit, Vaterlandsliebe, Gastfreundschaft, Keuschheit, Redlichkeit und Treue. Nicht gefallen kann uns ihre Trunk-und Spielsucht. Ihrer Religion nach waren die alten Deutschen Heiden. Als höchsten Gott verehrten sie Wodan, den Welt- und Schlachtenlenker, daneben aber auch Tor, den Gott des Donners, und die Göttin Herta, welche die Früchte gedeihen ließ. Die Verehrung der Götter bestand in Gebet und Opfern, welche man in heiligen Hainen darbrachte. Die Seelen der im Kampfe gefallenen Helden gelangten in die Walhalla, wo sie sich an Krieg und Jagd ergötzten; die anderen kamen in das dunkle Toten reich, welches die Göttin Hela beherrschte. * Die Cimbern und Teutonen. Die ersten Nachrichten über unsere Vorfahren erhalten wir von den Römern. Im Jahre 113 vor Christus erschienen germanische Völkerschaften, die Cimbern und Teutonen, an der Nordgrenze des römischen Reiches, um sich neue Wohnplätze zu suchen. Sie schlugen die römischen Heere. Als sie sich aber auf dem Wege nach Italien trennten, wurden sie von den Römern vernichtet. 347.

17. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 174

1864 - Essen : Bädeker
174 Besitzung, von deren Ertrage er ein Gewisses abgeben mußte, oder er lebte mit am Tischeseinesherrn. Der Hausvater war das Haupt, der Herr und Richter in seiner Familie, welcher die Streitigkeiten in der Familie durch seinen Machtspruch schlichtete. Die Frau war des Mannes treue Gehülfin, welche die Gefahren und die Lasten desselben im Kriege und Frieden theilte und das Hauswesen und die Kindererziehung leitete. Die letztere war ganz darauf berechnet, das Geschlecht in seiner ursprünglichen Kraft zu erhalten.. Halbnackt wuchs der Knabe heran, im Hause und auf dem Felde der Mutter Gehülfe. Bei Sturm und Wetter warf er sich in den Strom und stählte seine Kraft an jeglicher Leibesübung. Schon früh folgte er dem Vater auf die Jagd, und suchte von jetzt an, nach dessen Beispiel sich zu bilden. Wie mit Siegeszeichen prangten die Jünglinge mit den Hörnern erlegter Auerochsen in der Gemeinde, und je mehr sie vorzeigen konnten, desto lauter ertönte ihr Lob; dann wurden sie in der Volksversammlung von den Edelsten des Stam- mes wehrhaft gemacht und dursten von nun an ihre Kraft an den Feinden beweisen. Das Mädchen lernte Sitte und Zucht von der treuen Mutter. Durch die Heirath begründete der Jüngling, der bis dahin unter der Vormundschaft des Vaters gestanden hatte, sein eigenes Hauswesen. Auf die Verwandten hielt man sehr viel; denn eine ausgebreitete Verwandtschaft hatte hohen Werth und verschönerte das Alter. Die liebste Beschäftigung der Deutschen war der Krieg. War in der Volksversammlung ein Krieg beschlosien, so wählte man den Tapfer- sten zum Führer, hob ihn jauchzend auf den Schild und begrüßte ihn als Herzog. Dieser ließ dann das Aufgebot an alle freien Männer ergehen, die sich dann nach ihren Geschlechtern, Gemeinden und Gauen ordneten. Das war der deutsche Heerbann. Auf Wagen folgten ihm oft die Frauen mit den Kindern nach, um von der Wagen- burg herab den Kämpfenden Muth zuzurufen und die Verwundeten zu pflegen. Ihren Führer verließen die Deutschen nicht, und einer suchte es an Tapferkeit dem andern zuvorzuthun. Währte den deutschen Helden die Ruhe des Friedens zu lange, so berief auch wohl einer der Angesehensten des Stammes seine Waffen- brüder, daß sie mit ihni auf Abenteuer auszögen, auf Sieg, Ruhm und Beute. Da fanden sich denn Viele, welche gelobten, sein Geleite und ihm getreu in Roth und Tod zu sein. Ewige Schande traf dann den, der seinen Herzog verließ. Ja, die Deutschen waren im Kriege so zuverlässig und treu, daß späterhin die Römer sie gern zu Söld- nern nahmen. Die Waffen, welche beim Kriege in einem großen Schilde von Brettern oder Baumrinden, aus Lanzen, Spießen, Schwertern, Keulen, Streitäxten, auch wohl aus Pfeilen und Steinen bestanden, waren der köstlichste Schmuck des freien Mannes; nicht nur im Kampfe, sondern bei allen feierlichen Gelegenheiten trug er dieselben; der Schwur wurde nur auf sie geleistet; sie begleiteten ihn in die Volksversammlung, zum Schmause, ja selbst zum Tode. Der

18. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 174

1863 - Essen : Bädeker
174 Besitzung, von deren Ertrage er ein Gewisses abgeben mußte, oder er lebte mit am Tische seines Herrn. Der Hausvater war das Haupt, der Herr und Richter in seiner Familie, welcher die Streitigkeiten in der Familie durch seinen Machtspruch schlichtete. Die Frau war des Mannes treue Gehülfin, welche die Gefahren und die Lasten desselben im Kriege und Frieden theilte und das Hauswesen und die Kindererziehung leitete. Die letztere war ganz darauf berechnet, das- Geschlecht in seiner ursprünglichen Kraft zu erhalten.. Halbnackt wuchs der Knabe heran, im Hause und auf dem Felde der Mutter Gehülfe. Bei Sturm und Wetter warf er sich in den Strom und stählte seine Kraft an jeglicher Leibesübung. Schon früh folgte er dem Vater auf die Jagd, und suchte von jetzt an, nach dessen Beispiel sich zu bilden. Wie mit Siegeszeichen prangten die Jünglinge mit den Hörnern erlegter Auerochsen in der Gemeinde und je mehr sie vorzeigen konnten, desto lauter ertönte ihr Lob; dann wurden sie in der Volksversammlung von den Edelsten des Stam- mes wehrhaft gemacht und durften von nun an ihre Kraft an den Feinden beweisen. Das Mädchen bernte Sitte und Zucht von der treuen Mutter. Durch die Heirath begründete der Jüngling, der bis dahin unter der Vormundschaft des Vaters gestanden hatte, sein eigenes Hauswesen. Auf die Verwandten hielt man sehr viel; denn eine ausgebreitete Verwandtschaft hatte hohen Werth und verschönerte das Alter. Die liebste Beschäftigung der Deutschen war der Krieg. War in der Volksversammlung ein Krieg beschlossen, so wählte man den Tapfer- sten zum Führer, hob ihn jauchzend auf den Schild und begrüßte ihn als Herzog. Dieser ließ dann das Aufgebot an alle freien Männer ergehen, die sich dann nach ihren Geschlechtern, Gemeinden und Gauen ordneten. Das war der deutsche Heerbann. Auf Wagen folgten ihm oft die Frauen mit den Kindern nach, um von der Wagen- burg herab den Kämpfenden Muth zuzurufen und die Verwundeten zu pflegen. Ihren Führer verließen die Deutschen nicht, und einer suchte es an Tapferkeit dem andern zuvorzuthun. Währte den deutschen Helden die Ruhe des Friedens zu lange, so berief auch wohl einer der Angesehensten des Stammes seine Waffen- brüder, daß sie mit ihm auf Abenteuer auszögen, auf Sieg, Ruhm und Beute. Da fanden sich denn Viele, welche gelobten, sein Geleite und ihm getreu in Noth und Tod zu sein. Ewige Schande traf dann den, der seinen Herzog verließ. Ja, die Deutschen waren im Kriege so zuverlässig und treu, daß späterhin die Römer sie gern zu Söld- nern nahmen. Die Waffen, welche beim Kriege in einem großen Schilde von Brettern oder Baumrinden, aus Lanzen, Spießen, Schwertern, Keulen, Streitäxten, auch wohl aus Pfeilen und Steinen bestanden, waren der köstlichste Schmuck des freien Mannes; nicht nur im Kampfe, sondern bei allen feierlichen Gelegenheiten trug er dieselben; der Schwur wurde nur auf sie geleistet; sie begleiteten ihn in die Volksversammlung, zum Schmause, ja selbst zum Tode. Der

19. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 11

1913 - Langensalza : Beltz
Die alten Deutschen. H Südländer gar nicht kennt; aber er fühlte sich als Gutsherr und nicht mehr als Arbeiters." 3. Den Frauen fiel die Hauptsorge an dem ganzen Hauswesen zu. Sie spannen den Flachs zu Garn und webten und nähten die Kleider. Sie halfen dem Gesinde in der Besorgung der Haus- und Gartenarbeit. Sie unterstützten die Mägde beim Backen des Brotes, beim Bereiten von Butter und Käse, beim Brauen des Bieres und bei der Herstellung der Mahlzeiten. Die Knaben tummelten sich am Bache, übten sich im Gebrauch der Waffen oder hüteten auf der Flußweide Rinder und Schafe. Überschrift? Zusammenfassung: Wie sich die alten Deutschen beschäftigten. D. U n d w i e gestaltete s i ch nundasleben in einer Germanenfamilie? Der Hausvater war der Herr über die Familie und das gesamte Hauswesen. Weib, Kinder, Knechte und Mägde hatten ihm zu gehorchen. Die Frau wurde vom Manne hoch geehrt; sie war nicht seine Sklavin, sondern seine treue Begleiterin durchs Leben, mit der er Leid und Freud teilte. Die Ehe wurde heilig gehalten. Die Römer priesen die Keuschheit und Treue der deutschen Frau. Deren Anhänglichkeit an den Mann war sa groß, daß sie ihm sogar in den Kampf folgte. Wurde der Mann vom Gegner besiegt und erschlagen, dann stürzte auch sie sich in ein Schwert, um nicht die Sklavin des Feindes zu werden. Die Freiheitsliebe ging den Deutschen über alles. Treue und Wortbruch fand man bei ihnen nicht. Ein Handschlag galt als Eid. Die Kinder wurden in aller Sorgfalt zur Treue, Wahrhaftigkeit und Keuschheit erzogen. Auf die Ausbildung des Körpers wurde viel Gewicht gelegt. Hausherr und Hausfrau duldeten keine Verweichlichung. Jedes neugeborene Kind wurde dem Vater vor die Füße gelegt. War es gesund, so blieb es leben; jedes kranke oder schwächliche Kind war dem Tode verfallen. Überschrift? Zusammenfassung: Dasfamilienlebendergermanen. Fragen zur Vertiefung. Warum gab es im alten Deutschland keine Städte? Warum errichteten die Germanen keine Steinbauten? Warum mußten sie sich Wohnung, Kleidung, Nahrung, Haus-, Acker- und Jagdgeräte selbst beschaffen? (Weil sie so vereinzelt wohnten; Handwerker und Kaufleute gab es noch nicht. Nur ganz selten kam einmal ein römischer Kaufmann in den Hof und bot goldene und silberne Schmucksachen oder Waffen aus Erz feil.) Welches war das Zahlungsmittel der damaligen Zeit? (Also Tauschhandel.) Welche Standesunterschiede haben wir bei den Hausbewohnern beobachtet? Welche Arbeiten hatten sie im einzelnen zu verrichten? Warum mied der Hausherr die Feld- und Hausarbeit? (Er betrachtete sie als eine entehrende Beschäftigung; dagegen galt es als ein Zeichen der Freiheit, sich in den Wäldern zu tummeln.) Welche Stellung nahmen Mann und Frau im Familienleben ein? Was gefällt uns an dem Familienleben und der Lebensführung der alten Deutschen? (Ihre Einfachheit, Anspruchslosigkeit, Geselligkeit, Gastfreundschaft, x) G. Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit. I, S. 77.

20. Biographien und Monographien - S. 34

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 34 — solcher Waffen trugen zu dürfen. Eine besondere Verehrung genossen die Frauen; wer eine Frau beleidigte, wurde doppelt gestraft. ^ Aber auch manche Fehler hafteten an ihnen. Waren sie nicht im Kriege oder aus der Jagd, so lagen sie gemeiniglich ans kr Bärenhaut und hielten mächtige Trinkgelage, wobei sie nicht selten des Guten zu viel thaten. Das Würfelspiel liebten sie so leidenschaftlich, daß sie zuweilen Weib und Kind, ja ihre eigene Freiheit auf den letzten Wurf setzten. Die Deutschen schieden sich in Freie und Nichtfreie. Eine Anzahl freier Familien bildete eine Gemeinde, alle zu einer Völkerschaft gehörenden Gemeinden einen G au. Art der Spitze jeder Gemeinde und jedes Gaues stand ein Vorsteher, der Gauvorsteher hieß Gau gras. Zu bestimmten Zeiten, zum Voll- oder Neumonde, versammelten sich die freien Gutsbesitzer cm irgend einem geweihten Orte, um über Krieg und Frieden zu beschließen, Streitigkeiten zu schlichten, Gesetze festzustellen, die Vorsteher zu wühlen und die Jünglinge mit Speer und Schild zu bewehren. Die Gesetze pflanzten sich durch mündliche Überlieferungen fort oder wurden mit einfachen Schriftzeichen, Runen genannt, ^ in Holzstäbe eingeschnitten oder in Stein eingegraben. Die Freien durften nicht an Leib und Leben gestraft werden, vielmehr wurde jedes ihrer Vergehen durch eine Buße an Geld oder Gut (Wehrgeld) gesühnt. Schuld oder Unschuld Pflegte man in zweifelhaften Fällen durch Gottesurteile in Feuer- oder Wasserproben oder in öffentlichen Zweikämpfen darznthun. Wurde ein Krieg beschlossen, so wählten die waffenfähigen Männer aus ihrer Mitte einen Anführer (Herzog) und hoben ihn auf den Schild, um ihn dem Volke zu zeigen. Dieser bot dann den Heerbann auf, welchem alle kriegspflichtigen Gaueingesessenen angehörten. Oft unternahm auch ein anerkannt tüchtiger Führer auf eigene Hand einen Kriegs- und Beutezug, zu dem sich ihm Männer und Jünglinge freiwillig anschlossen. Die Bewaffnung der Deutschen war einfach. In der Linken trugen sie einen Schild von Holz oder von Weidengeflecht, in der Rechten meist einen Spieß, den sie zu Hieb, Stoß und Wurf gebrauchten. Sonst hatten sie wohl auch Schwerter, Streithämmer und Streitäxte, Keulen, Bogen und Pfeile. Die Geübtheit in den Waffen suchten sie sich schon in der Jugend zu erwerben, wie denn die Spiele der Jünglinge lediglich auf Erlangung von Stärke und Gewandtheit berechnet waren. Der oberste Gott der Deutschen hieß Wodan oder Odin, der Allvater und höchste Lenker der Welt, der allen Dingen Gestalt und Schönheit giebt, der die Kriege lenkt und den Sieg verleiht. Er thront in seiner himmlischen Wohnung auf einem Hochsitz, von leuchtendem Golde gefertigt, von wo aus er mit feinem