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1. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 73

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 73 — entbehrliche Soldatenpferde unter sie, damit sie den Acker bebauen könnten; auch erlaubte er ihnen, sich Bauholz aus den Staatsforsten zu holen, soviel sie nötig hatten. Den am meisten betroffenen Gegenden erließ er die Steuern für mehrere Jahre. Wie sein Ahnherr, der Große Kurfürst, zog er zahlreiche fremde Ansiedler ins Land. Sümpfe wurden ausgetrocknet und in fruchtbares Wiesen- und Ackerland umgewandelt. Als der König das größte Sumpfgebiet der Mark Brandenburg, den Cderbntch, in sechsjähriger Arbeit hatte entwässern lassen, sprach er erfreut: „Hier habe ich im Frieden eine neue Provinz erobert." Im ganzen entstanden 500 blühende Dörfer. 10. Friedrichs Rechtspflege. Nach dem Grundsätze, daß Gerechtigkeit die Grundlage der Staaten ist, richtete Friedrich eine ganz besondere Sorge darauf, daß das Recht gut von den Gerichten verwaltet werde. Schnell und unparteiisch, ohne Ansehen der Person, sollten die Richter urteilen. „Ihr müßt wissen," sagte er zu ihnen, „daß der geringste Bauer und Bettler ebensogut ein Mensch ist als der König; vor dem Gesetze sind alle Leute gleich." Wie sehr das Vertrauen des Volkes zu den Gerichten durch diesen Grundsatz gefestigt wurde, zeigt die Sage von der „Windmühle von Sanssouci". Wenn der König nämlich, so heißt es, in seinem Schlosse am arbeiten war, störte ihn oft das Geklapper einer nahen Windmühle. Er wollte sie deshalb kaufen und abreißen lassen. Aber der Müller sagte: „Mein Großvater hat die Mühle gebaut, mein Vater hat sie mir vererbt, und so sollen sie daher auch meine Kinder einst von mir bekommen. Ich verkaufe die Mühle nicht." „Weiß Er denn aber nicht," sprach der König ärgerlich, „daß ich Ihm die Mühle einfach wegnehmen könnte?" „Ja," erwiderte der Müller, „wenn das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" Der König sagte nichts darauf und ging. 11. Der „Alte Fritz". Den alternden König nannte das Volk am liebsten den „Alten Fritz". Öfters ritt er von Potsdam nach Berlin Dann strömte alt und jung herbei, um den geliebten Herrscher zu sehen. Groß und klein ging neben seinem Pferde her und jubelte ihm zu. Die Kinder drängten sich namentlich gerne vor; sie wischten ihm den Staub von den Stiefeln, warfen ihre Mützen in die Höhe und ließen ihn hoch leben. Als die Jungen es dem Könige einmal gar zu bunt machten, erhob er halb drohend seinen Krückstock: „Wollt ihr wohl machen, daß ihr in die Schule kommt!" Da klatschten die Buben in die Hände und riefen: „Der „Alte Fritz" will König sein und weiß nicht mal, daß Mittwoch nachmittags keine Schule ist!" Der König lachte und ritt davon.

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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 41

1914 - Düsseldorf : Schwann
Arbeit hatte entwässern lassen, sprach er erfreut: „Hier habe ich im Frieden eine neue Provinz erobert." Im ganzen entstanden 500 blühende Dörfer?) 10. Friedrichs Rechtspflege. Nach dem Grundsätze, daß Gerechtigkeit die Grundlage der Staaten ist, richtete Friedrich eine ganz besondere Sorge darauf, daß das Recht gut von den Gerichten verwaltet werde. Schnell und unparteiisch, ohne Ansehen der Person, sollten die Richter urteilen. „Ihr müßt wissen," sagte er zu ihnen, „daß der geringste Bauer und Bettler ebensogut ein Mensch ist wie der König; vor dem Gesetze sind alle Leute gleich." Wie sehr das Vertrauen des Volkes zu den Gerichten durch diesen Grundsatz gefestigt wurde, zeigt die Erzählung von der „Windmühle von Sanssouci". Wenn der König nämlich, so heißt es, in seinem Schlosse bei der Arbeit war, störte ihn oft das Geklapper einer nahen Windmühle. Er wollte sie deshalb kaufen und abreißen lassen. Aber der Müller sagte: „Mein Großvater hat die Mühle gebaut, mein Vater hat sie mir vererbt, und so sollen sie daher auch meine Kinder einst von mir bekommen. Ich verkaufe die Mühle nicht." „Weiß Er denn aber nicht," sprach der König ärgerlich, „daß ich Ihm die Mühle einfach wegnehmen könnte?" „Ja," erwiderte der Müller, „wenn das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" Der König sagte nichts darauf und ging?) 11. Der „Alte Fritz". Den alternden König nannte das Volk am liebsten den „Alten Fritz". Öfters ritt er von Potsdam nach Berlin. Dann strömte alt und jung herbei, um den geliebten Herrscher zu sehen. Groß und klein ging neben seinem Pferde her und jubelte ihm zu. Namentlich die Kinder drängten sich gern vor; sie wischten ihm den Staub von den Stiefeln, warfen ihre Mützen in die Höhe und ließen ihn hoch leben. Als die Jungen es dem Könige einmal gar zu bunt machten, erhob er halb drohend seinen Krückstock: „Wollt ihr wohl machen, daß ihr in die Schule kommt!" Da klatschten die Buben in die Hände und riefen: „Der „Alte Fritz" will König sein und weiß nicht einmal, daß Mittwoch nachmittags keine Schule ist!" Der König lachte und ritt davon?) Ein andermal drängte sich ein altes Mütterchen durch die Menge dicht an ihn heran. Der König glaubte, es habe ein Anliegen. „Was begehrt ihr von mir, liebe Frau?" fragte er gütig. „Ich wollte nur den König sehen, weiter nichts," antwortete die arme Frau. Friedrich holte einige Goldstücke aus der Tasche, überreichte sie der guten Alten *) Gedicht: Blomberg, „Ein Königswort." 2) Gedicht: Lohrnann, „Der Müller von Sanssouci." 3) Gedicht: Fröhlich, „Mittwoch-Nachmittag."

2. Teil 1 - S. 45

1914 - Arnsberg i.W. : Stahl
überall kannte. Sumpfige Gegenden ließ er trocken legen und verwandelte sie so in fruchtbares Land. Er ließ viele Fabriken anlegen und baute Straßen und Kanäle. So förderte er Ackerbau, Gewerbe und Handel und zeigte dadurch, daß er nicht nur ein großer Held, sondern auch ein Vater seines Volkes war. — Seine Lebensweise. Friedrich der Große lebte sehr einfach und sparsam. Gewöhnlich trug er einen blauen Soldatenrock, hohe Stiesel, einen dreieckigen Hut und in der Hand einen Krückstock. Er stand meistens um 4 Uhr auf und fing dann sofort an zu arbeiten. Zu seiner Erholung spielte er gern Flöte. Auch ritt oder ging er täglich spazieren. Dann lief jung und alt herbei, um den geliebten König zu sehen. Die Knaben warfen die Mützen in die Höhe und ließen ihn hochleben. Friedrich war der Liebling seines Volkes und wurde von diesem gewöhnlich „der alte Fritz" genannt. 230. Aus dem Leben Friedrichs des Großen. 72. Seine Tapferkeit. In der Schlacht bei Kolin führte Friedrich Il selbst eine Abteilung Soldaten gegen eine österreichische Batterie. Die Leute flohen, als die Kugeln um sie herumpfiffen. Friedrich aber achtete nicht darauf und ritt immer weiter. Da rief ihm ein Offizier zu: „Wollen Eure Majestät die Batterie allein erobern?" Jetzt erst erkannte der König seine gefährliche Lage. Er hielt sein Pferd an, betrachtete die Batterie durch ein Fernglas und kehrte dann langsam zu den Seinigen zurück. 227. 73. pflichttreue Friedrichs des Großen. Friedrich der Große war unermüdlich tätig für das Wohl seines Volkes. Einst hatte er bis Mitternacht fleißig gearbeitet und war sehr ermüdet, als er endlich zur Ruhe ging. Trotzdem befahl er seinem Kammerdiener, er solle ihn um vier Uhr morgens wecken und nicht nachlassen, bis er aufgestanden sei. Der treue Diener trat um vier Uhr in das Schlafzimmer des Königs und weckte ihn. Friedrich aber sagte: „Ich bin noch sehr müde, laß mich noch eine Stunde schlafen." Der Diener aber ließ sich nicht abweisen, sondern sprach: „Majestät, Sie müssen unbedingt aufstehen; denn der König hat es befohlen." Sofort stand Friedrich auf und begab sich wieder an feine Arbeit. 74. Friedrichs Gerechtigkeitssinn. Als sich Friedrich H einst ein Lustschloß baute, stand ihm eine alte Windmühle im Wege. Deshalb wollte er sie kaufen und abbrechen lassen. Er bot dem Müller viel Geld für die Mühle; aber dieser wollte das Erbe seiner Väter durchaus nicht verkaufen. Da drohte ihm der König, er werde die Mühle abschätzen lassen und sie ihm mit Gewalt nehmen. Der Müller aber sprach lächelnd: „Wenn nur das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" Der gerechte König ließ dem Müller die Mühle und hielt gute Nachbarschaft mit ihm.

3. Im alten Reich - S. 261

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 261 — „die Mühle gebe ich nicht. Da haben schon mein Vater und Großvater drin gewohnt, die werde ich doch nicht verkaufen." Da wurde der König zornig und machte ein ganz böses Gesicht und sagte: „3ch werde die Mühle einfach abschätzen lassen und ihm das Geld geben, was sie wert ist, und sie niederreißen lassen, dann kann er sehen, wo er bleibt." Der Müller aber ließ sich nicht bange machen, sondern sagte: „Ja, das wäre schon so was, wenn keine Richter wären. Dann würde ich eben vor Gericht gehen und Ew. Majestät verklagen." Nun haben wir vorhin noch gesehen, es war damals so, daß der König so hoch über den Richtern stand, daß er einfach ein Urteil aufheben konnte und etwas ganz anderes befehlen, als was die Richter wollten. Aber der Alte Fritz war eben kein Gewaltmensch, sondern ein gerechter König, und er dachte: „Müssen die andern sich dem Gericht fügen, so will ich es auch." Er ließ also den Müller freundlich gehen, und die Mühle steht noch heute. So war der König zuletzt 74 Jahre alt geworden. Lind in Arbeit blieb er bis zuletzt. Ja, in den letzten Jahren mochte er viel Besuch und Feste und Vergnügen garnicht mehr haben, er saß immer und arbeitete. Nicht die leiseste Bequemlichkeit gönnte sich der alte Mann. Bis an seinen Tod hielt er es für eine Schande, sich in einen Wagen zu setzen, wenn er in Berlin oder Potsdam etwas zu besorgen hatte. Zmmer zu Pferde mußte er sein. Da ritt er denn auf einem Schimmel mit seinem Dreispitz auf dem Kopf, und die Berliner Straßenjungen, die ihren alten König womöglich noch lieber hatten als all die anderen Leute in der Welt, liefen jauchzend und lachend nebenher. Manchmal drängten sie sich ganz dicht an ihn heran, wischten ihm den Staub von den Stiefeln und von den Steigbügeln oder streichelten seinen Schimmel. Zn den Straßen aber und an den Fenstern und Türen standen, wenn man wußte, daß er kommen würde, etwa nach der Parade auf dem Tempelhofer Felde, taufende von Menschen und zogen still und ehrfürchtig die Mützen ab. Einmal kam er gerade des Mittwochs nachmittags durch die Stadt, und die Jungens, die nebenher liefen, wurden ihm gar zu wild. Da rief er: „Marsch, ihr Zungens, in die Schule." Da lachten sieund riefen: „Der Alte Fritz will König fein und weiß nicht einmal, daß Mittwoch nachmittag keine Schule ist." And er lachte selber dazu. Aber nicht bloß in Berlin, er war in der ganzen Welt berühmt, und unser Preußenland wurde von allen gefürchtet, und keiner hätte gewagt, ihm etwas Böfes zu tun, solange Friedrich der Große lebte. 3n fernen Ländern hängten sich arme Leute, denen er nie etwas Gutes getan hatte, fein Bild in die Stube, bloß weil sie wußten, daß er doch solch ein großer Kriegsheld war und seinen

4. Für die Mittelstufe - S. 46

1903 - Breslau : Hirt
46 Anhang: Charakterzüge aus dem Leben Friedrichs des Großen. zur Schule gehen!" Die kleinen Burschen aber jubelten noch mehr und riefen: „Heut' ist ja Mittwoch Nachmittag. Der Alte Fritz will König sein und weiß nicht einmal, daß Mittwoch nachmittags keine Schule ist?" 2. Der König hatte sich in der Nähe von Potsdam das schöne Schloß Sanssouci gebaut, um sich daselbst in der Zurückgezogenheit und Ruhe von seinen Regieruugsgeschäfteu erholen zu können. In der Nähe aber war eine Windmühle, die dem Könige durch ihr Geklapper die Ruhe raubte. Er wollte deshalb die Mühle kaufen, um sie abbrechen zu lassen. Er ließ den Müller zu sich kommen und bot ihm viel Geld für die Mühle. Der Müller aber weigerte sich und sprach: „Ich werde das Erbe meiner Väter nicht verkaufen." Da wurde der König böse und drohte ihm. er werde die Mühle abschätzen lassen und sie ihm mit Gewalt nehmen. Der Müller aber lächelte und sprach: „Ja, wenn nur das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" Der König ließ dem Müller die Mühle und hielt gute Nachbarschaft mit ihm. 3. Der König war auch gegen den Geringsten seines Volkes gütig und freundlich. Als er einmal durch Schlesien reiste, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an seinen Wagen heran. „Was wollt Ihr?" fragte sie der König. „Nur das Angesicht meines guten Königs sehen," antwortete das alte Mütterchen. Da nahm der König einen Friedrichsdor aus der Tasche, gab ihn dem alten Mütterchen und sagte: „Seht, liebe Frau, auf diefen Dingern stehe ich viel besser, da könnt Ihr mich ansehen, so lange Ihr wollt." 4. Im Siebenjährigen Kriege unternahm der König einst einen Ritt, um die Gegend zu erforschen. Dabei kam er den feindlichen Soldaten zu nahe, und ein Ungar legte sein Gewehr auf ihn an. „Du! du!" rief der König, indem er feinen Krückstock in die Höhe hob und ihm drohte. Dadurch brachte er den Soldaten so in Verwirrung, daß er nicht schoß, sondern den König ruhig davon reiten ließ. 5. Seine alten Generale suchte Friedrich in jeder Weise zu ehren. Einst war der alte Zieten mit vielen vornehmen Offizieren bei dem König zu Gaste. Während der Unterhaltung schlief Zielen, der damals schon achtzig Jahre alt war, ein. Einige Offiziere wollten sich deshalb über ihn lustig machen. Der König aber verwies es ihnen und sagte sehr ernst: „Laßt ihn nur ruhig fchlafen, denn er hat oft genug für uns gewacht." Die Schlacht bei Rotzbach. (5. November 1757.) In dem Siebenjährigen Kriege halfen den Österreichern auch die Franzosen, und selbst einige süddeutsche Staaten stellten ein Hilfsheer: die „Reichs-

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für die Elementarschule - S. 86

1874 - Köln [u.a.] : Schwann
Windmühle im Wege, die er von dem Eigenthümer laufen wollte..! Allein der Müller weigerte sich, sein Eigenthum zu veräußern, i Der König bot ihm eine große Summe und versprach noch oben- j drein, ihm eine andere Mühle bauen zu lassen. „Mein Groß- j Vater," antwortete der Müller, „hat diese Mühle gebaut; ich habe i sie von meinem Vater geerbt, und meine Kinder sollen sie von mir erben." Der König wurde ungeduldig und sprach: „Aber: weißt Du wohl, daß ich Deine Mühle umsonst haben könnte,! wenn ich wollte." „Ja," sagte der Alte,, „wenn in Berlin das J Kammergericht nicht wäre." Der König entgegnete: „Ja, da hast> Du Recht; vor dem Kammergericht möchte ich schlecht wegkommen." ' Die Mühle blieb stehen und steht noch bis aus cen heutigen Tag. . 7. Die Theilung Polens. Während Preußen empor- --blühte, ging das benachbarte Königreich Polen zu Grunde.^ Nr« :■ war die Verfassung eines Staates unglücklicher, als die von Polen. -Es stand zwar ein König an der Spitze der Regierung, aber er • hatte wenig Gewalt. Alle Macht war in den Händen des sehr | zahlreichen Adels. Die polnischen Edelleute lebten auf ihren: : Gütern wie kleine Könige und herrschten unbeschränkt über ihret , gedrückten Bauern. Nur sie hatten Zugang zu allen hohem Aemtern] > und Würden; nur sie wählten bei Erledigung des Thrones einen n neuen König. Auf den Reichstagen konnte jeder einzelne Adeligs..: durch seinen Widerspruch die Beschlüsse der Versammlung aufheben. . Immer herrschte Zank und Streit zwischen den Adeligen im Landes,, und zuletzt entstand ein förmlicher Krieg zwischen ihnen, _ Da vereinigten sich im Jahre 1772 die drei ^Mächte Leiter*»-reich, Rußland und Preußen, von dem unruhigen Lande ein Theil— wegzunehmen und unter sich zu theilen. Rußland erhielt 3500,,, Oesterreich 5500 und Preußen 600 Duadratinetlen, nämlich das-t: Gebiet, das zwischen dem Herzogthum Preußen^und Brandenburgs lag, den westlichen Theil der jetzigen Provinz Preußen. 8. Der alte Fritz. Friedrich der Große erreichte ein Ältest; von 74 Jahren, und seine Unterthanen nannten ihn mjmi setzten,; Jahren seiner Regierung nicht anders als „den alten Fritz". Ge---, wohnlich trug er einen dreieckigen Hut auf dem kurz gelockten): Haupte, einen schlichten blauen Ueberroce, schwarzsammtne Bcin*--kleider und Stiesel, die, weil sie nie gewichst wurden, fuchsrotest aussahen. Bei Spaziergängen, und wenn er ausritt, fehlte ein jr.: Krückstock nie. r. , . Oesters ritt er von Potsdam nach Berlin, und überall liefen r.:-Jung und Alt herbei, um den alten Fritz zu sehen. _ Die Kmfcetisa drängten sich hervor, wischten ihm den Staub von den Stiefeln,,n]i warfen die Mützen in die Höhe und ließen den alten Fritz hoegi^' leben. Als die'jungen es "ihm einmal gar zu arg machten, ewrs

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 131

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 131 — Ackerland umwandelten. Ais der König das fertige Werk besichtigte, sagte er: „$)ier habe ich eine Provinz im Frieden erobert." 3. Friedrich und der Müller. (Einer der schönsten Züge in Friedrichs Charakter ist feine strenge Gerechtigkeitsliebe. Als er sich das Lustschloß Sanssouci erbaute, stand ihm bei der Anlage des Parks eine Windmühle im Wege. Der König ließ den Müller zu sich rufen, bot ihm eine beträchtliche Geldsumme und versprach noch obendrein, ihm eine weit größere Mühle bauen zu lassen. Allein der Mann weigerte sich standhaft, sein (Eigentum zu veräußern. „Mein Großvater", sagte er, „hat die Mühle gebaut; ich habe sie von meinem tiater erhalten, und meine Kinder sollen sie von mir erben." „Aber", tief der König unwillig, „weiß (Er denn auch, daß ich 3hm die Mühle wegnehmen könnte, wenn ich wollte?" „3a," erwiderte der Müller, "wenn zu Berlin das Kammergericht nicht wäre!" Der König entließ den Mann und freute sich, daß die preußischen Gerichte so großes tiertrauen genossen. 4. Der alte Fritz. Bis an sein Ende erfüllte Friedrich mit der größten Sorgfalt und Treue alle Pflichten des königlichen Berufes. Auch als schon hohes Alter seinen Körper beugte, ließ er in seiner Tätigkeit nicht nach. Xdie einen Vater verehrten und liebten seine Untertanen den „alten Fritz". wenn er sich zeigte in seiner blauen Uniform, den dreieckigen Hut auf dem Kopfe, in der Hand einen Krückstock, so war das ein festliches (Ereignis für alle. Stets lief eine jubelnde Volksmenge neben seinem Schimmel her, so oft er in die Stadt geritten kam. Und wie das preußische Volk auf seinen großen König stolz war, so verehrte, so bewunderte ihn ganz (Europa. Ais er südlich, 74 Jahre alt, nach 46 jähriger Regierung am 17. August 1786 tn Sanssouci starb, wirkte die Nachricht von den Palästen bis in die Hütten erschütternd; jedermann fühlte, daß der größte Herrscher des Jahrhunderts aus der Welt geschieden war. 3n den herzen der Preußen aber ist das Bild des „einzigen Friedrich" lebendig geblieben bis auf den heutigen Tag. 58. Kaiser Joseph Ii. von Österreich. 1. Josephs Menschenfreundlichkeit. Die Kaiserin Maria Theresia von Österreich war bereits sechs Jahre vor Friedrichs des Großen Tode gestorben. Sie war eine Fürstin von (Einsicht und großer Herzensgüte; vierzig Jahre hatte sie auf dem Throne gesessen und mit lanbesmütterlicher Sorge für die Wohlfahrt ihrer Untertanen ge- 9*

7. Bd. 1 = Mittelstufe - S. 56

1911 - Goslar a. H. : Danehl
— 56 — c) Me fcttr alte Fritz xrr einer alten Frau frerrrrdlich mar. Anschauungsmatertal: Karte von Preußen. A. Darbietung: Friedrich der Große fuhr einst von Schlesien nach Berlin. An einem Orte drängte sich eine alte Frau dicht an den Wagen heran. „Was wollt ihr?" fragte der König sehr gnädig. „Nur das Angesichts meines Königs sehen, nichts weiter!" antwortete die Alte. Der König nahm einige Friedrichsdor aus der Tasche, gab sie ihr und sagte: „Seht, liebe Frau, auf diesen Dingern seht ihr mich viel besser; da könnt ihr mich ansehen, so lange ihr wollt; jetzt aber habe ich nicht Zeit, mich länger ansehen zu lassen." B. Vertiefung: Gebt an, wie Friedrich der Große einmal reiste! Zeigt Schlesien! Zeigt Berlin! Gebt an, wer einmal an den Wagen des Königs kam! Was machte sie wohl hier? Wer bemerkte sie? Wie wurde sie vom König gefragt? Welches war ihre Antwort? Wie muß sie den König gehabt haben? Der König freute sich darüber. Aber er mußte weiter. Da wollte er der Frau ein Andenken geben. Gebt an, was er ihr gab! _ Ein Friedrichsdor war ein Goldstück im Werte von 17 Mark. Wie sprach der König dabei? Inwiefern konnte die alte Frau ihn jetzt besser sehen? Wie gefällt euch diese Handlung des Königs? C. Übung: Erzählt, wie der alte Fritz zu einer alten Frau freundlich war! Einprägung. d) Der alte Fritz und der Müller von Karrsloirei. Anschauungsmaterial: Karte von Preußen. A. Darbietung: Der alte Fritz hatte sich bei Potsdam ein schönes Schloß bauen lassen. Er nannte es Sanssouci. Hier in diesem Schlosse wohnte er gern im Sommer. Nicht weit von dem Schlosse aber stand eine Windmühle. Wenn nun aber der König dachte, wie er für sein Land am besten sorgen könnte, dann fing die Mühle an zu gehen und störte ihn. Da ließ er eines Tages den Müller zu sich rufen. Er sagte zu ihm: „Beide können wir nebeneinander nicht leben. Euer Mühlengeklapper stört mich. Entweder kauft ihr mir mein Schloß ab oder ich eure Mühle." Der Müller sagte: „Gnädiger Herr König, was wollt ihr für euer Schloß haben?" Da lachte der König und sprach: „So viel Geld habt ihr nicht, daß ihr mir mein Schloß abkaufen könntet. Aber wieviel wollt ihr für eure Mühle haben?" Der Müller antwortete: „Ich will meine Mühle nicht verkaufen. Ich habe sie von meinem Vater geerbt, und der wieder von feinem Vater. Ich bin darin geboren und will darin sterben." Da sagte der König: „Ich habe nicht nötig so viele Worte zu machen, ich lasse die Mühle abschätzen, wieviel sie wert ist und lasse sie dann abbrechen. Wenn ihr das Geld nicht

8. Vaterländische Geschichte für die Mittelstufe der Volksschulen - S. 19

1900 - Köln : Bachem
19 Wunden, die der Krieg dem Lande geschlagen halte, zu heilen. Er öffnete die Magazine, um seinen Unterthanen Getreide zur Nahrung und Samen zur Bestellung ihrer Äcker zu geben. Den Bauern überließ er Ackerpferde, die eingeäscherten Häuser baute er von seinem Gelde wieder aus; auch errichtete er viele Fabriken und Manufakturen. Friedrich ließ, wie viele seiner Vorfahren, fremde Ansiedler in sein Land kommen. Diese machten große Strecken urbar und verwandelten öde und morastige Gegenden in blühende Felder und Wiesen. Um den Handel zu heben, baute er Straßen und Kanäle. Er führte viele öffentliche Gebäude auf und verschönerte Berlin und Potsdam gar sehr. * 23. Der Müller von Sanssouci. Friedrich wollte sich einst ein Lustschloß bauen, wo er still und ruhig leben könnte. Es stand ihm aber eine Windmühle im Wege. Er wollte deshalb die Mühle kaufen und abbrechen lassen. Er ließ den Müller zu sich kommen und bot ihm viel Geld für dieselbe. Dieser aber wollte die Mühle durchaus nicht verkaufen. Friedrich bot ihm noch mehr Geld. Der Müller weigerte sich auch jetzt noch und sprach: „Ich werde das Erbe meiner Väter nicht verkaufen." Da drohte ihm der König, er werde die Mühle abschätzen lassen und sie ihm mit Gewalt nehmen. Der Müller aber sprach lächelnd: „Wenn nur das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" Der König ließ nun dem Müller die Mühle und hielt fortan gute Nachbarschaft mit ihm. *24. Der alte Fritz. Das Volk liebte seinen König und hatte immer Freude, wenn er sich zeigte. Gewöhnlich trug er eine blaue Uniform, einen dreieckigen Hut und in der Hand einen Krückstock. Jeder wollte den ruhmgekrönten Landesvater sehen. Das Volk nannte ihn später nur den „alten Fritz".

9. Bd. 1 = Mittelstufe - S. 57

1911 - Goslar a. H. : Danehl
— 57 — haben wollt, so laßt es bleiben." Der Müller aber antwortete: „Ja, wenn nur das Kammergericht nicht wäre." Da ließ der König die Mühle stehen. Wenn ihr einmal nach Sanssouci kommt, so könnt ihr sie dort noch stehen sehen. B. Vertiefung: Zeigt Potsdam! Gebt an, was sich hier der alte Fritz hatte bauen lassen! Nennt den Namen des Schlosses! (An- schreiben.) Sanssouci heißt „Ohne Sorge." Hier wollte er einmal von den Sorgen seiner Regierung ausruhen. Aber dazu kam es auch hier nicht. Wodurch wurde er in seinen Gedanken gestört? Wer hat schon einmal eine Windmühle gesehen? Beschreibt sie! Das Geklapper einer Windmühle stört. Ihr wißt alle, wenn man denken, lesen und schreiben will, muß Ruhe herrschen. Das wißt ihr schon von der Schule her. Nun ließ sich der König den Müller rufen. Was wollte er von ihm? Wie sprach er nämlich? Welche Antwort gab der Müller? Inwiefern war diese Frage des Müllers lächerlich? Welchen Wert hatte wohl dieses Schloß? Welche Gegenfrage tat nun der alte Fritz? Gebt die Gründe an, weshalb der Müller das Schloß nicht verkaufen wollte! Wie gefallen euch diese Gründe? Wohl gefallen sie auch dem König, doch verhandelt er noch weiter. Wie spricht er zu dem Müller? Geht das so? Gewiß geht es so, der König konnte das tun. In manchen Fällen geschieht das noch heute. Wenn z. B. eine Bahn gebaut werden soll, und ein Bauer will sein Land nicht verkaufen, trotzdem es gebraucht wird, so geschieht ihn ähnliches. Das Land wird abgeschätzt, was es wert ist und dann wird es ihm weggenommen. Welche Antwort hat aber der Müller? Er wollte den König verklagen. Das Kammergericht ist das höchste Gericht im Lande gewesen. Er hat ein großes Vertrauen zu den Richtern. Wieso? (Sie werden ihm gegen den König Recht geben.) Als der König dieses Vertrauen merkt, welches der Müller zu den Richtern des Königs hat, da gibt er das Kaufen auf. Wo ist die Mühle geblieben? In dieser Geschichte sehen wir den König, wie er gerecht ist. Wollt ihr noch etwas fragen? C. Übung: Erzählt von dem alten Fritz und dem Müller von Sanssouci! Einprägung. e) Wiederholung. In chronologischer Reihenfolge. Erzählt von seiner Person und Regierung! Erzählt von dem alten Fritz und den Schuljungen! Erzählt, wie der alte Fritz zu einer alten Frau freundlich war! Erzählt von dem alten Fritz und dem Müller von Sanssouci! Datenwiederholung. 1740 Friedrich Ii. wird König. 1786 Friedrich des Großen Tod.

10. Teil 2 - S. 32

1916 - Arnsberg i.W. : Stahl
— 32 — Handel und Gewerbe suchte der König ebenfalls zu heben und zu fördern. In allen Teilen des Landes legte er auf Staatskosten Fabriken an, besonders Spinnereien und Webereien, und unterstützte dieselben durch große Geldsummen aus seinen eigenen Ersparnissen. In Berlin ließ er die erste Porzellanfabrik errichten und eine Zuckersiederei anlegen. In Schlesien förderte er besonders die Leinenspinnerei und brachte den Leinwandhandel zu hoher Blüte. In Oberschlesien wurde der Bergbau fleißig betrieben, und große Eisenwerke entstanden daselbst. Um den Verkehr zu erleichtern und den Handel zu heben, ließ der König mehrere wichtige Kanäle anlegen. Durch den Plauenschen, Finow-und Bromberger Kanal wurde eine Verbindung zwischen Elbe, Oder und Weichsel herbeigeführt. Rechtspflege. Als Friedrich der Große zur Regierung kam, war das Gerichtswesen noch sehr mangelhaft. Es gab keine eigentlichen Richter in Preußen. Die Amtmänner versahen das Richteramt, und oft wurde nicht nach Recht, sondern ganz nach Belieben gerichtet. Friedrich sorgte deshalb für eine Verbesserung der Rechtspflege. Er setzte Richter ein, welche die Gesetze studiert hatten, und erließ eine neue Gerichtsordnung. Jeder Prozeß sollte kurz abgetan und nur nach Gesetz und Recht entschieden werden ohne Ansehen der Person. In einem Schreiben an die Richter sagte Friedrich: „Der geringste Bauer, ja der Bettler, ist ebensogut ein Mensch wie der König. Vor dem Gesetze sind alle Leute gleich." Von gelehrten Männern ließ er ein neues Gesetzbuch, „das allgemeine Landrecht", ausarbeiten, welches noch heute die Grundlage des preußischen Rechtes bildet. Er war der erste Fürst, der in seinem Lande die Folter abschaffte, mit der die Geständnisse vor Gericht oft durch Martern erpreßt wurden. In der Achtung vor dem Gesetze und den Gerichten ging der König selbst seinen Untertanen mit gutem Beispiele voran, wie die Geschichte von der Windmühle in Sanssouci bezeugt. Als Friedrich ü. sich das Lustschloß Sanssouci bei Potsdam baute, stand ihm eine alte Windmühle im Wege. Deshalb wollte er dieselbe kaufen und abbrechen lassen. Er bot dem Müller viel Geld für die Mühle; aber dieser wollte das Erbe seiner Väter durchaus nicht verkaufen. Da drohte ihm der König, er werde die Mühle abschätzen lassen und sie ihm mit Gewalt nehmen. Der Müller aber sprach lächelnd: „Wenn nur das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" Der gerechte König ließ dem Müller die Mühle und hielt gute Nachbarschaft mit ihm. Fürsorge für Westpreußen. Landesverbesserung. Die größten Verdienste erwarb sich Friedrich um Westpreußen, das ihm im Jahre 1772 bei der ersten Teilung Polens zufiel. Dasselbe war ehemals ein blühendes deutsches Land gewesen und hatte zum Gebiete des deutschen Ritterordens gehört. Unter der polnischen Herrschaft war es aber sehr zurückgegangen und befand sich in einem traurigen Zustande. Das Volk war leiblich und geistig verarmt, das Land verödet und einer Wüste gleich; manche Städte und Dörfer lagen in Trümmern. Westpreußen wurde fortan Friedrichs Lieblingskind, das er mit väterlicher Fürsorge hegte und pflegte. Eine Schar seiner besten Beamten schickte er in das

11. Erzählungen aus der deutschen Geschichte - S. 104

1896 - Leipzig : Voigtländer
— 104 — machen, die den wackeren General kränken konnten. — Als der greise Zielen einmal an der königlichen Tafel einschlief, sagte Friedrich: „Laßt den Alten ruhig schlafen, er hat ja oft genug für uns gemocht." 4. Friedrich und der Müller. — Einer der schönsten Züge in Friedrichs Charakter ist seine strenge Gerechtigkeitsliebe. Als er sich bei Potsdam das freundliche Lustschloß Sanssouci erbaute, stand ihm bei der Anlage des Parkes eine Windmühle im Wege. Der König ließ den Müller zu sich rufen, bot ihm eine beträchtliche Geldsumme und versprach noch obendrein, ihm eine weit größere Mühle bauen zu lassen. Allein der Müller weigerte sich standhaft, sein Eigentum zu veräußern. „Mein Großvater," sagte er, „hat die Mühle gebaut, ich habe sie von meinem Vater erhalten, und meine Kinder sollen sie von mir erben." — „Aber," rief der König unwillig, „weißt du denn auch, daß ich dir die Mühle wegnehmen könnte, wenn ich wollte?" — „Ja," erwiderte der Müller, „wenn zu Berlin das Kammergericht nicht wäre!" Der König entließ den Mann und freute sich, daß die preußischen Gerichte so großes Vertrauen genoffen. 5. Der alte Fritz. — Bis an sein Ende erfüllte Friedrich mit der größten Sorgfalt und Treue alle Pflichten des königlichen Berufes. Auch als schon hohes Alter seinen Körper krümmte, ließ er in seiner Thätigkeit nicht nach. Wie einen Vater verehrten und liebten seine Unterthanen den „alten Fritz". Wenn er unter sie trat in seiner blauen Uniform, den großen dreieckigen Hut auf dem Kopfe, die Hand auf einen Krückenstock gestützt, so war das ein festliches Ereignis für alle. Stets lief eine jubelnde Volksmenge neben fernern Pferde her, so oft er in die Stadt geritten kam. Und wie das preußische Volk auf seinen großen König stolz war, so verehrte, so bewunderte ihn ganz Europa. Als er endlich, 74 Jahre alt, nach 46jähriger Regierung, am 17. August 1786 auf seinem Schlosse Sanssouci starb, war die Teilnahme eine allgemeine. Von den Thronen bis in die Hütten wirkte die Todesnachricht erschütternd ; alle fühlten, daß der größte Mann des Jahrhunderts

12. Erzählungen aus der deutschen Geschichte - S. 115

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 115 — Sieg bei Roßbach verdankte, sagte er einst bei einer Truppenschau: „Mein lieber Seydlitz, ich dächte, Sein Regiment ritte schlechter, als meine übrige Kavallerie." „Ew. Majestät," erwiderte Seydlitz, „das Regiment reitet heute noch wie bei Roßbach." Seitdem vermied es der König, Bemerkungen zu machen, die den wackeren General kränken konnten. — Als der greise Zielen einmal an der königlichen Tafel einschlief, sagte Friedrich: „Laßt den Alten ruhig schlafen, er hat ja oft genug für uns gewacht." 4. Friedrich und der Müller. — Einer der schönsten Züge in Friedrichs Charakter ist seine strenge Gerechtigkeitsliebe. Als er sich bei Potsdam das freundliche Lustschloß Sanssouci erbaute, stand ihm bei der Anlage des Parkes eine Windmühle int Wege. Der König ließ den Müller zu sich rufen, bot ihm eine beträchtliche Geldsumme und versprach noch obendrein, ihm eine weit größere Mühte bauen zu lassen. Allein der Müller weigerte sich standhaft, sein Eigentum zu veräußern. „Mein Großvater," sagte er, „hat die Mühle gebaut, ich habe sie von meinem Vater erhalten, und meine Kinder sollen sie von mir erben." — „Aber," rief der König unwillig, „weißt du denn auch, daß ich dir die Mühle wegnehmen könnte, wenn ich wollte?" — „Ja," erwiderte der Müller, „wenn zu Berlin das Kammergericht nicht wäre!" Der König entließ den Mann und freute sich, daß die preußischen Gerichte so großes Vertrauen genossen. 5. Der alte Fritz. — Bis an sein Ende erfüllte Friedrich mit der größten Sorgfalt und Treue alle Pflichten des königlichen Berufes. Auch als schon hohes Alter seinen Körper krümmte, ließ er in seiner Thätigkeit nicht nach. Wie einen Vater verehrten und liebten seine Unterthanen den „altenfritz". Wenn er unter sie trat in seiner blauen Uniform, den großen dreieckigen Hut auf dem Kopfe, die Hand auf einen Krückenstock gestützt, so war das ein festliches Ereignis für alle. Stets lief eine jubelnde Volksmenge neben seinem Pferde her, so oft er in die Stadt geritten kam. Und wie das preußische Volk auf seinen großen König stolz war, so verehrte, so bewunderte ihn 8*

13. Die vaterländische Geschichte für Elementarschulen - S. 60

1882 - Kreuznach : Voigtländer
— 60 — Adjutanten ihm zurief: „Wollen denn Ew. Majestät die Batterie allein erobern?" Jetzt erst erkannte Friedrich seine mißliche Lage, hielt sein Pferd an, betrachtete die Batterie durch sein Fernglas und kehrte dann langsam zu den Sei-nigen zurück. — Am Abend des Schlachttages von Lenthen ritt er mit wenigen Begleitern nach dem Schlosse zu Lissa, wo er wider Erwarten eine große Anzahl österreichischer Offiziere findet. Seine Freiheit steht auf dem Spiel: die Feinde hätten ihn gleich nach seinem schönsten Siege zum Gefangenen machen können. Aber der König schreitet mit der ruhigsten Miene von der Welt mitten durch sie hin und ruft ihnen zu: „Guten Abend, meine Herren! Sie haben mich hier wohl nicht vermutet. Kann man denn auch noch unterkommen?" Da bücken sich die Offiziere, durch seinen zuversichtlichen Ton irre gemacht, tief vor ihm und leuchten ihm demütig in sein Zimmer. Bald darauf erschien eine Abteilung preußischer Husaren und nahm die Österreicher alle gefangen. 4. Friedrich und der Müller. — Einer der schönsten Züge in Friedrichs Wesen war seine strenge Gerechtigkeitsliebe. Als er sich bei Potsdam das freundliche Lustschloß Sanssouci erbaute, stand ihm bei der Anlage des Parks eine Windmühle im Wege. Der König ließ den Müller zu sich rufen, bot ihm eine beträchtliche Geldsumme und versprach noch obendrein, ihm eine weit größere Mühle bauen zu lassen. Allein der Müller weigerte sich standhaft sein Eigentum zu, veräußern. „Mein Großvater", sagte er, „hat die Mühle gebaut; ich habe sie von meinem Vater erhalten, und meine Kinder sollen sie von mir erben." „Aber", rief der König unwillig, „weißt du denn auch, daß ich dir die Mühle wegnehmen könnte, wenn ich wollte?" „Ja", erwiderte der Müller, „wenn zu Berlin das Kammergericht nicht wäre!" Der König entließ den Mann und freute sich, daß die preußischen Gerichte so großes Vertrauen genossen. 5. Der alte Fritz. — Bis an sein Ende erfüllte Friedrich mit der größten Treue alle Pflichten des königlichen Berufes. Auch als schon hohes Alter seinen Körper krümmte, ließ er in seiner Thätigkeit nicht nach. Wie einen

14. Das erste Geschichtsbuch - S. 43

1892 - Gera : Hofmann
— 43 - 22. Schloß Sanssouci bei Potsdam. (Blätterbauer.) Besonders erinnert das Schloß Sanssouci (spr. Sangßusie) oder Sorgenfrei an ihn. Er ließ es in der Nähe Potsdams aus einem Hügel erbauen und mit wunderschönen Gärten umgeben; hier wollte er von den schweren Regierungssorgen ausruhen. Nicht weit davon steht eine alte, unbenutzte Windmühle. Sie ist ein Denkmal der Gerechtigkeit des großen Königs. Er wollte sie dem Müller abkaufen, aber dieser wollte nicht. Da drohte der König, die Mühle abschätzen und abbrechen zu lassen, aber der Müller berief sich auf das Kammergericht in Berlin. Den König freute das Vertrauen des Müllers auf die preußische Rechtspflege, und er störte ihn nicht in seinem Besitze. (Hebels Erzählung: König Friedrich und sein Nachbar.) In Preußen gilt als Gesetzbuch noch heute das Allgemeine Landrecht. Es war der große König, der es ausarbeiten ließ. Die Provinzen Schlesien und Westpreußen, die er für Preußen gewann, machen feinen Namen unvergeßlich. Besonders lebt sein Gedächtnis in den Sumpfgegenden der Ohre (im Regierungsbezirk Magdeburg), der Oder, Warthe und Netze, die er entwässern und in fruchtbare Felder und Wiesen verwandeln ließ. Die Kartoffeln, die heute das Brot der Armen sind, ließ er damals zwangsweise anbauen. Die Kinder sagen gern von ihm das Gedicht her: „Friderikus Rex, der große Held —Der König wollte an einem Nachmittage die Kinder, die sein Pferd umschwärmten, in die Schule treiben; sie aber lachten: „Der alte Fritz will König sein und weiß nicht einmal, daß den Mittwoch Nachmittag keine Schule ist!" Sehr seltene und gesuchte Thaler sind die Sterbethaler. Sie zeigen das Bild des großen Königs und die Umschrift 17 A 86. Das A bedeutet die Münzstätte Berlin, 1786 aber die Jahreszahl der Prägung. Das A zwischen der Jahreszahl giebt den Sterbemonat Friedrichs des Großen, den 17. August 1786, an.

15. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 339

1876 - Kreuznach : Voigtländer
— 339 — schung. Mit schmerzlichen Geberden eilte er davon; aber der König rief ihm zu: „Wo will Er hin? Will Er wohl den Sattel mitnehmen" ? Der Page mußte umkehren und den Sattel abschnallen und durfte sich an die Kugeln nicht kehren, die ihn und den König umsausten. 4. Friedrich und der Müller. — Einer der schönsten Züge in Friedrichs Charakter ist seine strenge Gerechtigkeitsliebe. Als er sich bei Potsdam das freundliche Lustschloß Sanssouci erbaute, stand ihm bei der Anlage des Parks eine Windmühle im Wege. Der König ließ den Müller zu sich rufen, bot ihm eine beträchtliche Geldsumme und versprach noch obendrein, ihm eine weit größere Mühle bauen zu lassen. Allein der Mann weigerte sich standhaft, sein Eigenthum zu veräußern. „Mein Großvater", sagte er, „hat die Mühle gebaut; ich habe sie von meinem Vater erhalten, und meine Kinder sollen sie von mir erben." — „Aber", rief der König unwillig, „weißt du denn auch, daß ich dir die Mühle wegnehmen könnte, wenn ich wollte?" — „Ja", erwiederte der Müller, „wenn zu Berlin das Kammergericht nicht wäre" ! Der König entließ den Mann und freute sich, daß die preußischen Gerichte so großes Vertrauen genossen. 5. Der alte Fritz. — Bis an sein Ende erfüllte Friedrich mit der größten Sorgfalt und Treue alle Pflichten des königlichen Berufes. Auch als schon hohes Alter seinen Körper krümmte, ließ er in seiner Thätigkeit nicht nach. Wie einen Vater verehrten und liebten seine Unterthanen den „alten Fritz". Wenn er unter sie trat in seiner blauen Uniform, den großen dreieckigen Hut auf dem Kopfe, die Hand auf einen Krückstock gestützt, so war das ein festliches Ereigniß für Alle. Stets lief eine jubelnde Volksmenge neben seinem Schimmel her, so oft er in die Stadt geritten kam. Und wie das preußische Volk auf seinen großen König stolz war, so verehrte, so bewunderte ihn ganz Europa. Als er endlich, 74 Jahre alt, nach 46jähriger Regierung, am 17. August 1786 auf seinem Schlosse Sanssouci starb, war die Theilnahme eine allgemeine. Von den Thronen bis in die Hütten wirkte die Todesnachricht erschütternd: Alle fühlten, daß der 22*

16. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 287

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 287 dann drückt mich Müh’ den ganzen Tag, dass meine Kinder gross und klein sich ihrer Feierstunde freu’n !“ Gewiss, so hat der Held gedacht; er hat sein Denken wahr gemacht. Drum, wo man Gutes liebt und ehrt, sein Angedenken ewig währt; und jedes Kindlein ehrfurchtsvoll den Edlen kennen lernen soll. Fröhlich. 283. (262 a.) König Friedrich und sein Nnchhnr. Der König Friedrich Ii von Preußen hatte acht Stunden von Berlin ein schönes Lustschloß und war gern darin, wenn nur nicht ganz nahe dabei die unruhige Mühle gewesen wäre. Denn erstens stehen ein königliches Schloß und eine Mühle nicht gut neben einander, obgleich das Weißbrot auch in dem Schlosse nicht übel schmeckt, wenn die Mühle fein gemahlen und der Ofen wohl gebacken hat. Außerdem aber, wenn der König in seinen besten Ge- danken war und nicht an den Nachbar dachte, auf einmal ließ der Müller seine Mühle klappern und dachte auch nicht an den Herrn Nachbar; und die Gedanken des Königs störten zwar das Räderwerk der Mühle nicht, aber manchmal das Klapperwerk der Räder die Gedanken des Königs. Eines Tages ließ er den Müller zu sich kommen. „Ihr begreift," sagte er zu ihm, „daß wir zwei nicht neben einander bestehen können. Einer muß weichen. Was gebt Ihr mir für mein Schlößlein?" Der Müller sagte: „Wie hoch haltet Ihr es, königlicher Herr Nachbar?" Der König erwiderte ihm: „Wunderlicher Mensch, so viel Geld habt Ihr nicht, daß Ihr mein Schloß kaufen könnt. Wie hoch haltet Ihr Eure Mühle?" Der Müller erwiderte: „Gnädigster Herr, so habt Ihr auch nicht so viel Geld, daß Ihr mir meine Mühle abkaufen könnt. Sie ist mir nicht feil." Der König that gern ein Gebot, auch das zweite und dritte, aber der Nachbar blieb bei seiner Rede: „Sie ist mir nicht feil. Wie ich darin geboren bin, so will ich darin sterben, und wie sie mir von meinem Vater erhalten worden ist, sollen sie meine Nachkommen von mir erhalten und auf ihr den Segen ihrer Vorfahren ererben." Da nahm der König eine ernsthaftere Sprache an. „Wißt Ihr auch, guter Mann, daß ich gar nicht nötig habe, viele Worte zu machen? Ich lasse Eure Mühle schätzen und breche sie ab. Nehmt alsdann das Geld oder nicht!" Da lächelte der unerschrockene Müller und erwiderte dem König: „Gut gesagt, allergnädigster Herr, wenn nur das Kammergericht zu Berlin nicht wäre!" — nämlich, daß er es wollte auf einen richterlichen Ausspruch ankommen lassen. Der König Der ganze Ghor fiel jubelnd ein: „Der alte Fritz will König sein und weiss nicht mal, dass dieser Frist des Mittwochs keine Schule ist!“ — Der König stille vor sich lacht und hat in seinem Sinn gedacht: „Wie reich bist, liebe Einfalt, du! Ich alter Mann hab’ keine Ruh’; des Morgens ruft mich Sorge wach;

17. Achtundzwanzig Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 37

1883 - Dillenburg : Seel
Friedrich war ein sehr tüchtiger Regent. Im Jahre 1740 trat eine Hungersnot im Lande ein. Da ließ er die Kornhäuser offnen und gab den Armen für wenig Geld, ja oft umsonst Korn Zn Brot. — Beim Militär schaffte er die grausamen Strafen ab und ließ die Soldaten gut behandeln. Er verbesserte den ‘ Ackerbau, führte den Kartoffelbau ein, ließ große Sümpfe trocken / legen, Landstraßen verbessern und vielerlei Fabriken anlegen. Wie gerecht Friedrich der Große war, zeigt die Geschichte des Müllers von Sanssouci. Friedrich hatte sich bei Potsdam das schöne Schloß Sanssouci erbaut. In der Nähe stand eine Windmühle, deren Geklapper den König beim Arbeiten störte. Er ließ den Müller zu sich rufen, bot ihm eine große Summe : Geldes für die Mühle und versprach ihm, auch noch an einem andern Orte eine neue Mühle bauen zu lassen. Der Müller wollte aber seine alte Mühle behalten. Da sprach der König Zum Müller: „Dann lasse ich eure Mühle abbrechen." Der Müller entgegnete: „Ja, Majestät, wenn das Kammergericht in Berlin nicht wäre." Der König freute sich über des Müllers Rede und ließ ihm die Mühle. c) Wie Friedrich Ii. lebte und bei seinem Volke beliebt war. Friedrich stand im Sommer früh um 3 Uhr, im Winter um 4 Uhr auf und kleidete selbst sich an. Während ihm sein Kammerdiener den Zopf machte, las er Briefe; oder er ließ sich die eingegangenen Berichte vorlesen. Hierauf ging er in fein Schreibzimmer und trank erst Wasser, dann Kaffee. Darnach ging er im Zimmer auf und ab und blies Flöte. Zwischen 9 und 10 Uhr las er Bittschriften und Berichte. Jetzt traten die Minister ein. Während er mit ihnen wichtige Dinge besprach, frühstückte er; gewöhnlich aß er als zweites Frühstück etwas Brot und Obst. Gegen 10 Uhr entfernten sich die l Minister wieder. Nun zog Friedrich die Uniform an und ritt entweder zur Parade, oder las mit lauter Stimme, oder ging oder ritt spazieren. Beim Gehen und Reiten hatte er immer einen Krückstock in der Hand. Punkt 12 Uhr wurde zu Mittag gegessen, wobei Friedrich stark gewürzte Speisen liebte. Nach der Mahlzeit blies er wieder Flöte und unterschrieb Urteile und Befehle. Den übrigen Nachmittag benutzte er zum Lesen

18. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 238

1863 - Essen : Bädeker
238 vernehmen. Da durfte Jeder ihn sprechen, und der Geringste wurde theilnehmend angehört. Für seine alten Soldaten sorgte er sehr. Seine Thätigkeit war groß; „daß ich lebe," sagte er, „ist nicht nöthig, wohl aber, daß ich thätig bin." Er stand jeden Morgen um 4 Uhr auf, und hatte seinem Diener befohlen, ihn nöthigensalls zum Aufstehen zu zwingen. Die Stunden des Tages hatten ihre strenggeregelte Be- stimmung. Seht ihr's, ohne Friedrich Wilhelm den Gestrengen kein Friedrich der Große! Seine Erholung suchte er in der Unterhaltung mit geistreichen Freunden während der Tafel und in der Musik; seine Flöte begleitete ihn selbst in das Heerlager. Er las viel, besonders französische Bücher, und er schrieb selbst vortrefflich, aber in französischer Sprache. Denn obwohl er in aller Hinsicht ein durchaus deutscher Mann war, so zog er doch den Umgang mit einigen berühmten Fran- zosen vor, die nicht religiösen Geistes waren. Von seiner Gerechtigkeits- liebe wäre viel Schönes zu erzählen. Nur Eines! Er ließ ein statt- liches Schloß bei Potsdam bauen, Sanssouci, und hätte gern den dazu gehörigen Gärten eine größere Ausdehnung gegeben. Da stand ihm eine Windmühle im Wege. Er bot dem Müller für dieselbe eine ansehnliche Summe; der Müller wollte sie, das väterliche Erbe, nicht lassen. Da drohte ihm der König, er habe Macht, sie ihm zu nehmen; aber der Müller ver- setzte: „Ja, wenn das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" Und der Kö- nig freute sich, daß in seinem Staate die Bürger auch gegen den Mäch- tigsten Schutz fänden, und die Mühle zu Sanssouci steht noch da als ein Denkmal der Gerechtigkeit, die in Preußen waltet.— Wie ganz Europa ihn fürchtete und ehrte, so liebte ihn sein Volk als seinen Vater, und wenn er ausritt, mit dem berühmten Krückenstock, der ihn immer begleitete, so drängte sich Jung und Alt um seinen „alten Fritz", und freute sich kindlich seiner Erscheinung. Zürnend hob einmal Friedrich den Krückstock, um seinen alten Kutscher, der ihn um- geworfen, zu züchtigen. „Haben Ew. Majestät denn nie eine Schlacht verloren?" ries dieser. Der König lachte über den sonderbaren Ver- gleich und war besänftigt.—Einst erfuhr er, daß ein Schmähgedicht auf ihn an einer Straßenecke hoch angeschlagen sei. „Geh doch hin," sagte Friedrich, „und hänge es etwas tiefer, damit es die Leute besser lesen können."- An des Königs Tafel war einst der alte Ziethen eingeschlafen. Man wollte ihn wecken; aber Friedrich sprach im rüh- renden Tone: „Laßt ihn schlafen, er hat oft genug für uns gewacht." Der fromme, „gute, alte Papa" Ziethen, wie ihn der König nannte, starb 26. Januar 1786. — Gegen Ende des Jahres 1785 wurde Friedrich von der Wassersucht befallen, so daß er die letzten sechs Monate im Lehnsessel sitzen mußte; doch trug er die schweren Lei- den mit Heiterkeit und Ergebung. Am 17. August 1786, Mor- gens 2>/z Uhr verschied der große König auf seinem Lieblingssitze Sanssouci. Seine Leiche wurde in der Garnisonkirche zu Potsdam neben der seines Vaters beigesetzt. Sein Volk trauerte um ihn, wie um einen geliebten Vater, und ganz Deutschland, das ihn mit Stolz

19. Geschichtlicher Lern- und Wiederholungsstoff - S. 39

1906 - Breslau : Hirt
Anhang. . 39 und Hühnern angefüllt war. Aus einem Adler sprudelte roter und aus einem andern weißer Wein. Jeder konnte essen und trinken, soviel ihm beliebte. Freudig rief das Volk: „Heil dem Könige! Heil der Königin!" Einige Züge aus dem Leben Friedrich Wilhelms I. 1. Der König hielt streng darauf, daß alle Beamten ihre Pflicht taten. Nichtstuer, welche das Volk bedrückten, konnte er nicht leiden. Dies erfuhr einst der Torschreiber von Potsdam. Dieser sollte an den Markttagen das Stadttor um fünf Uhr öffnen. Aber die Bauern mußten oft stundenlang warten, weil der Torschreiber gern lange schlief. Dies wurde dem Könige mitgeteilt. Er erschien einmal selbst und prügelte den faulen Beamten mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Torschreiber!" zum Bette hinaus. . 2. Berlin und Potsdam suchte der König dadurch zu verschönern, daß er große Bauten ausführen ließ. Aber auch reiche Privatleute mußten nach des Königs Befehl Häufer bauen. Keine Weigerung half. „Der Kerl hat Geld, er muß bauen", entschied der König, und dabei blieb es. 3. Um sich von den schweren Regieruugsgeschäften zu erholen, ging der König gern in das Tabakskollegium. Dies war eiue Gesellschaft von Generalen und andern Männern, welche der König besonders auszeichnete. Dort trank man Bier aus einfachen Krügen und rauchte aus tönernen Pfeifen. Auch die Nichtraucher mußten solche Pfeifen im Munde halten. Da sprach der König häufig von seinen Sorgen und Plänen. Aber auch Tagesneuigkeiten wurden besprochen und derbe Späße gemacht, die der König niemals übel nahm. Charakterzüge aus dem Leben Friedrichs des Großen. 1. Wegen seiner Leutseligkeit hieß der König im ganzen Lande nur der „Alte Fritz". Wenn er durch Potsdam ritt, so kamen die Bürger vor die Türen, um ihn freundlich zu grüßen. Der König dankte jedem, indem er den Hut abnahm. Am liebsten hatten ihn aber die Kinder. Diese liefen neben ihm her, warfen die Mützen in die Luft, riefen: „Er lebe hoch!" und wischten ihm den Staub von den Stiefeln. Der König ließ ihnen die Freude nicht verderben. Einmal machten es ihm die Jungen aber doch zu arg. Da drohte er ihnen mit seinem Krückstöcke und sagte: „Wollt ihr wohl gleich zur Schule gehen!" Die kleinen Burschen aber jubelten noch mehr und riefen: „Heut' ist ja Mittwoch nachmittag. Der Alte Fritz will König sein und weiß nicht einmal, daß Mittwoch nachmittags keine Schule ist?" 2. Der König hatte sich in der Nähe von Potsdam das schöne Schloß Sanssouci gebaut, um sich daselbst in der Zurückgezogenheit und Ruhe von seinen Regierungsgeschäften erholen zu können. In der Nähe aber war eine Windmühle, die dem Könige durch ihr Geklapper die Ruhe raubte. Er

20. Bd. 1 - S. 299

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
Vi. Bilder aus der Geschichte des Vaterlandes. 299 333. Ariedrich der Große und sein Machbar. Bei Potsdam hatte Friedrich der Große ein Lustschloß bauen lassen, dem er den Namen „Sanssouci" gab. Nicht weit von der einen Seite des Schlosses Sanssouci bei Potsdam stand eine alte Windmühle. Die paßte freilich nicht gut zu dem schmucken Schlößchen, und der König hätte überdies den Platz, auf dem sie stand, gern mit in seine Gartenanlagen hineingezogen. Eines Tages ließ er den Müller zu sich rufen. „Er begreift," sagte er zu ihm, „daß wir zwei nicht nebeneinander bestehen können. Einer muß weichen. Was gibt Er mir für mein Schlößlein?" Der Müller sagte: „Wie hoch halten es Eure Majestät?" Der König erwiderte ihm: „Wunderlicher Mensch, so viel Geld hat Er nicht, daß er mir mein Schlößlein ab- kaufen könnte. Wie hoch hält Er Seüle Mühle?" Der Müller erwiderte: „Gnädigster Herr, so habt auch Ihr nicht so viel Geld, daß Ihr mir meine Mühle abkaufen könnt; sie ist mir nicht feil. Ich bin darin geboren und will darin sterben; ich habe sie von meinem Vater geerbt, und meine Kinder sollen sie von mir erben und ans ihr den Segen ihrer Vorfahren." Da bot ihm Friedrich viel Geld und wollte ihm obendrein noch eine schöne, neue Mühle anderswohin bauen. Aber der Müller blieb dabei: „Sie ist mir nicht feil." Da nahm der König eine ernsthaftere Sprache an: „Weiß Er auch, daß ich gar nicht nötig habe, viel Worte zu machen? Ich lasse Seine Mühle taxieren und breche sie ab. Er mag alsdann das Geld nehmen oder nicht!" Da lächelte der unerschrockene Müller und er- widerte dem König: „Gut gesagt, allergnädigster Herr, wenn nur das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" Er wollte es nämlich auf einen richterlichen Ausspruch ankommen lassen. Der König war ein gerechter Herr und konnte überaus gnädig sein, also daß ihm die freimütige Rede des Müllers gar wohlgefiel. Er stand von seinem Begehren ab und freute sich, daß man solches Vertrauen zu seinen Gerichten hatte. 334. Wie Iriedrich der Große kindliche Liebe belohnte. Einst, da der König nicht schlafen konnte und ein Buch aus einem andern Zimmer haben wollte, klingelte er nach dem Pagen, der die Wache hatte. Er klingelte verschiedene Male; aber der Page kam nicht. Endlich steht der König auf, geht ins Vorzimmer, um zu sehen, ob hier kein Page ist. Hier findet er ihn, aber schlafend am Tische sitzen, und ein Brief liegt vor ihm. Der König nimmt den Brief und liest: „Meine beste, geliebteste Mutter! Jetzt ist schon die dritte Nacht, da ich für Geld die Wache halte. Beinahe kann ich's nicht mehr aushalten. In-