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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 33

1906 - Langensalza : Gressler
33 gutdenkende, aber unüberlegte Andreas Bo den st ein, genannt Karl stadt, Professor in Wittenberg. Das erfuhr Luther und wurde entsetzlich böse; denn er fürchtete mit Recht, daß nun alle Welt sagen würde: „Da sieht man, was die neue Lehre anrichtet!" Nun war kein Halten mehr. Ohne erst den Kurfürsten zu fragen, reiste er auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hintereinander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß alle zur Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fortwährend in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524 legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich nun weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß Schwarz die Farbe der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem Zufalle ab. Der Kurfürst nämlich pflegte Luther zu feiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hoftracht war, und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Im Jahre 1525 sagte sich Luther von dem Mönchsstande ganz los und heiratete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhin Nonne gewesen war. Er lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an sie beweisen, die wir noch übrig haben*). Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, *) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sic hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie noch ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu: sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie am 20. Dezember 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte Iii. 3

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1. Theil 3 - S. 25

1867 - Breslau : Max
Luthers Rückkehr nach Wittenberg. 25 auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hinter- einander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß Alle zur Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fort- während in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524' legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich nun weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß dieser daher die Farbe der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem bloßen Zusalle ab. Der Kurfürst nämlich pflegte Luthern zu seiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hoftracht war; und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu messen. — Noch einen stärkern Schritt that Luther 1525, sich von dem Mönchsstande ganz loszusagen. Er heirathete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhin Nonne ge- wesen war, und lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Bater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an dieselben beweisen, die wir noch übrig haben.*) Später- hin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu unter- suchen, wie die Prediger und Schullehrer beschaffen wären. Da fanden sie zu ihrer Verwunderung eine ganz entsetzliche Un- wissenheit; wie konnte es auch anders sein, da diese Leute zum Theil ohne guten Unterricht ausgewachsen waren? Das bewog Luthern, seinen großen und kleinen Katechismus zu schreiben, damit die Leute doch Etwas hätten, wonach sie das arme Volk und die Kinder unterweisen könnten. Daß diese neuen Einrichtungen so ganz ruhig abgegangen *) Einige stehen in Ziegenbeins Lesebuche für Deutschlands Töchtcr(1816), Th. I. Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mir acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Lie hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern ans und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu; sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie die Abzehrung bekam, an welcher sie am 20. December 1552 in Torgau starb. Hier lie-gt sie in der Pfarrkirche begraben.

2. Theil 3 - S. 25

1880 - Stuttgart : Heitz
Luthers Rückkehr nach Wittenberg. 25 Amtskleid der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem bloßen Zufalle ab. Der Kursürst nämlich pflegte Lnthern zu seiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hostracht war; und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Noch einen stärkern Schritt that Luther 1525, sich von dem Mönchsstande ganz loszusagen. Er heirathete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhiu Nonne gewesen war, und lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an dieselben beweisen, die wir noch übrig haben.*) Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, wie die Prediger und Schullehrer beschaffen wären. Da fanden sie zu ihrer Verwunderung eine ganz entsetzliche Unwissenheit; wie konnte es auch anders sein, da diese Leute zum Theil ohne guten Unterricht aufgewachsen waren? Das bewog Lnthern, seinen großen und kleinen Katechismus zu schreiben, damit die Leute doch etwas hätten, wonach sie das arme Volk und die Kinder unterweisen könnten. Daß diese neuen Einrichtungen so ganz ruhig abgegangen wären, muß nur niemand glauben. Wirklich hatten auf Betrieb eines päpstlichen Legaten der Bruder des Kaisers, Erzherzog Ferdinand, die Herzöge von Baiern und die meisten Bischöfe Süddeutschlands (1524) ein Bündniß in Regensburg geschlossen, die katholische Lehre ausrecht zu erhalten. Die katholischen Geistlichen machten Lnthern und den Anhängern seiner Reformation gar viel zu schaffen, indem sie bald ihnen drohten, bald bei jeder Gelegenheit sie neckten, so daß diejenigen Fürsten, die sich zur neuen Lehre *) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sie hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu; sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie die Abzehrung bekam, an welcher sie am 20. December 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben.

3. Geschichtsbilder - S. 87

1911 - Leipzig : Brandstetter
eva 87 eva Aus Briefen, die seine Freunde in Wittenberg ihm durch die nach der Wartburg gehenden kurfürstlichen Boten zusandten, erfuhr er, daß einzelne Anhänger der neuen Lehre allerlei Unordnung anrichteten, vorschnelle Neuerungen trafen und z. B. keine Bilder in den Kirchen mehr dulden wollten. Da ward Luther bange, daß das Werk der Erneuerung der Kirche auf falsche Wege geraten könnte; er verließ seine sichere Burg und kehrte trotz Bann und Acht nach Wittenberg zurück. Unterwegs schrieb er von Borna bei Leipzig einen Brief an den Kurfürsten Friedrich den Weisen, der ihn ängstlich gewarnt hatte, nach Wittenberg zu reisen. Luther dankte darin für den Schutz, den er auf der Wartburg genossen hatte, fügte aber voll Gottvertrauen hinzu: „Ich komme gen Wittenberg in gar viel einem höheren Schutze denn des Kurfürsten. Hier kann kein Schwert raten oder helfen, Gott mutz hier allein schaffen ohne alles menschliche Sorgen und Zutun." Als er in Wittenberg ankam, stillte er die Unruhe bald. Er predigte eine Woche lang jeden Tag, und immer konnte die Kirche die Zuhörer kaum fassen. Von den Bildern aber sagte er, man solle sie zwar nicht anbeten, wie es früher geschehen sei, aber man solle sich ihrer freuen als eines Schmuckes der Kirchen, der die Herzen zur Andacht stimme. 9. In Wittenberg wohnte Luther noch immer in dem Augustinerkloster, obgleich die meisten Mönche daraus fortgezogen waren, weil sie wie Luther meinten, datz man Gott in der treuen Erfüllung eines weltlichen Berufes eben so wohl oder noch besser dienen könne als im Kloster. Und als Luther im Jahre 1525 sich verheiratete, schenkte ihm der Kurfürst das unterdessen ganz leer gewordene Kloster zur Wohnung. Luthers Gemahlin war Katharina von Bora. Sie war schon als Kind in das Kloster Nimptschen bei Grimma gebracht worden. Als Luthers Schriften über das Klosterleben auch in diesem Kloster bekannt wurden, hatten neun Nonnen und unter ihnen auch Katharina den Wunsch, aus dem Kloster ins Leben zurückkehren zu können. Sie wendeten sich an Luther mit der Bitte, für ihre Befreiung zu sorgen, und unter Luthers Vermittlung wurden sie durch den Torgauer Bürger Leonhard Koppe heimlich befreit. Katharina fand ein Unterkommen in der Familie des Stadtschreibers Reichenbach in Wittenberg, und hier lernte sie Luther kennen. Dieser dachte gar nicht daran, sich zu verehelichen, vielmehr ließ er Katharina, um sie versorgt zu wissen, vorschlagen, einen seiner Freunde, einen Prediger, zu heiraten. Sie aber erklärte, nie werde sie diesen heiraten, wohl aber könnte sie sich entschließen, Luthers Weib zu werden. Als Luther das erfuhr, entschloß er sich rasch, und er hat seinen Entschluß nie bereut. Er schrieb später einmal: „Mir ist's, Gott Lob, wohlgeraten,

4. Der sächsische Kinderfreund - S. 84

1868 - Leipzig : Arnoldi
84 zeitig in das Nonnenkloster Nimtschen bei Grimma an der Mulde brachten. Katharina betete hier fleißig. Indeß regte sich in ihr, so wie in acht andern Nonnen, späterhin der Wunsch, aus dem Kloster befreit zu werden. Sie schrieben deshalb an ihre Aeltern, welche aber nicht einwilligten. Darauf wendeten sie sich an Luther, dessen neue Lehre ihnen nicht unbekannt geblieben war. Dieser bat sogleich einen Bürger aus Torgau, Namens Leonhard Koppe, sich der unzufrie- denen Nonnen anzunehmen und sie aus ihrem Kloster zu erlösen. Koppe verband sich mit einem andern Torgauer Bürger, Wolf Tom- mitsch genannt. Es war in der Nacht des Charfreitags, den 4. April 1523, als sie bei dem Kloster Nimtschen anlangten. Koppe überstieg die Gartenmauer und half den 9 Nonnen über dieselbe hinweg. Man konnte voraussetzen, daß man die entführten Nonnen aufsuchen werde, und dies war um so gefährlicher, da die Reise durch die Länder Georg's des Bärtigen gehen mußte, der ein eifriger Katholik und ein abgesagter Feind Luther's war. Deshalb verbarg Koppe die Nonnen soviel als möglich. Er hatte nämlich 9 Tonnen mitgebracht, die so eingerichtet waren, daß in jeder eine Person bequem sitzen konnte. So entkam er glücklich und langte am 7. April in Wittenberg an. Luther, der schon lange gegen das ehelose Leben der Geistlichen ge- predigt und geschrieben hatte, ging zuletzt selbst mit einem guten Bei- spiele voran und vermählte sich am 13. Juni 1525 mit dem Fräulein Katharina von Bora. Die Trauung erfolgte durch I). Bugen- hagen zu Wittenberg. Er lebte mit ihr seht glücklich, wie dies seine eignen Worte bezeugen. „Die höchste Gnade und Gabe Gottes ist es, ein fromm , freundlich, gottesfürchtig und häusliches Gemahl haben, mit dev du 'friedlich lebest, der du darfst all dein Gut und was du hast, ja deinen Leib und Leben anvertrauen." . Aus dieser Ehe gingen 6 Kinder hervor: 1) Johannes oder Hans, geb. den 7. Jun 1526, starb den 29. Oct. 1575 zu Königsberg in Preußen. 2) Elisa- beth, geb. den 10. Dec. 1527, starb den 3. Aug. 1528. 3) Magda- lena, geb. den 4. Mai 1529, starb den 20. Sept 1542. 4) Martin, geb. den 7. Nov. 1531, starb den 3. März 1585 zu Wittenberg. 5) Paulus, geb. den 28. Jan. 1533, starb den 8. März 1593 zu Leipzig. 6) Margaretha, geb. 1534, starb 1570. Als Luther den 18. Febr. 1546 mit Tode abging, hinterließ er zu wenig Vermögen, als daß seine Wittwe Katharina nebst 4 Kindern, die zum Theil noch unerzogen waren, sorgenfrei hätte leben können; denn das ganze Eigen- thum bestand in dem Gute Wachsdorf unweit Wittenberg, in dem Gute Zeulsdorf unweit Leipzig, in einem Obstgarten und in einem Hause, welches zusammengenommen 3500 Gulden an Werth hatte. Jedoch fand Luther's Wittwe manche Unterstützung. Friedrich der

5. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 316

1913 - Langensalza : Beltz
olo Die Reformation. fen der Evangelischen gegen Kaiser und Reich scheint er nicht Anteil genommen zu haben. Sehen wir zunächst zu, Ziel: wie Luther daheim lebte. 1. Luther hatte geheiratet. Und das war so gekommen. Er nahm sich stets der Mönche und Nonnen, welche aus den Klöstern austraten, und ihn vielfach um Rat und Beistand baten, hilfreich an und sorgte für ihr Fortkommen. Da lebte in dem Kloster Nimbschen bei Grimma die Nonne Katharina von Bora. Sie hatte viel von Luthers Schriften und Predigten gehört und wünschte sehnlichst, das Kloster zu verlassen. Durch Luthers Vermittlung gelang es ihr und acht anderen Nonnen, aus dem Kloster zu kommen und in Wittenberg eine Zufluchtstätte zu finden. Die anderen acht Nonnen verheirateten sich bald; nur Katharina war noch unversorgt. Schließlich glaubte Luther auch für sie in einem anderen Geistlichen einen rechten Gatten gefunden zu haben. Aber Katharina soll erklärt haben, wenn sie heiraten solle, so wolle sie entweder Luther selbst oder seinen Freund Amsdorf in Magdeburg zum Manne haben, sonst wolle sie nicht heiraten. Luther hielt sie anfangs für stolz; als er aber ihre Neigung erkannt hatte, entschloß er sich, sie als Ehegattin heimzuführen. Im Jahre 1525 fand die Vermählung statt. (Luthers Freunde, namentlich Melanchthon, hatten gegen Luthers Verehelichung Bedenken; sie meinten, das könne seinem ganzen Werk schädlich sein.) Die Trauung des Paares fand nach damaligem Brauch in folgender Weise statt: Auf den Abend des 13. Jnni lud Martin Luther in seine Wohnung im Kloster seine Freunde Jonas und Bugeuhageu, den Wittenberger Maler Lucas Cranach mit seiner Frau, einen befreundeten Unwerfitätsprofessor und mehrere Ratsherren ein. Die Verlobten gaben sich vor diesen Zeugen das Jawort und Bugenhagen traute das Paar. Vierzehn Tage später fand eine große Hochzeitsfeier statt, bei der zur großen Freude des Reformators auch feine Eltern zugegen waren. Luther beging das Fest absichtlich so feierlich, weil er „auch mit der Tat bekräftigen wollte, was er gelehrt hatte, und weil er diesen letzten Gehorsam seinem Vater nicht verweigern wollte"; alle Welt sollte erkennen, daß er den Ehestand hochschätze und daß „es nicht zur christlichen Frömmigkeit gehöre, auf das eheliche Leben zu verzichten". Vergl. S. 114! Der Rat Wittenbergs sandte zu der Feier etwas Wein, ein Faß Einbeckisch Bier und zwanzig Gulden in Geld. Der Kurfürst gab Geld zur Aussteuer. Später schenkte er ihm auch das Kloster zum Eigentums. Die Universität ließ ihm einen silbernen Pokal überreichen?) Vertiefung. 1. Was hat Luther veranlaßt, sich zu verheiraten? 2. Welche Bedeutung hatte sein Schritt für das evangelifch-kirchliche Leben? („Die evangelische Kirche verdankt dem großen Reformator die richtige Schätzung des ehelichen und häuslichen Lebens als einer berechtigten Form des Lebens-auch für den frommen Christen." Heidrich.) Überschrift? Zusammenfassung: Luthers Verheiratung. Wie gestaltete sich das Familienleben der Ehegatten? 2. Beide lebten sehr glücklich miteinander. Sie hatten sechs Kinder. Im J) Dieser befindet sich heute im Besitze der Universität Greifswald.

6. Neuzeit - S. 43

1897 - Leipzig : Wunderlich
9. Der Tod des Kurfürsten Friedrich des Weisen. Im Jahre 1525 riß der Tod den Kurfürsten Friedrich den Weisen aus dem Leben. Vor seinem Abscheiden versammelte er noch einmal seine Diener um sich und sprach zu ihnen: „Liebe Kindlein, habe ich einen von euch beleidigt, so bitte ich um Gottes willen um Verzeihung; denn wir Fürsten thun den armen Leuten mancherlei, was nicht taugt." Dann ließ er sich anstatt der letzten Ölung das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt reichen und war also der erste deutsche Fürst, der sich zur evangelischen Lehre bekannte. Hierauf entschlief er in Frieden. Luther hielt bei seiner Bestattuug die Leichenpredigt und konnte mit Recht von ihm sagen: „Unter seinem Schutz und Schirm ging das Evangelium glücklich von statten und nahm allenthalben überhand. Sein Leben lang hat er ein friedsam, still und ruhig Regiment geführt und mit Recht Friedrich geheißen." Sein Nachfolger war Johann der Beständige, der gleich seinem Vorgänger die Reformation und den Reformator schützte. 10. Luthers Verheiratung. Seit seiner Rückkehr nach Wittenberg predigte Luther auch öfter . gegen das von Gregor Vii. streng durchgeführte Verbot der Ehelosigkeit der Priester, weil er der Meinung war, daß sich das Bibelwort: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei," auch auf die Priester bezöge. Schon viele Priester, Mönche und Nonnen, die ihre Klöster verlassen hatten, hatten sich auch auf Luthers Anraten hin verheiratet. - Im Jahre 1525 vermählte sich auch Luther mit Katharina von Bora. Diese war schon als Mädchen dem Kloster Nimbschen bei Grimma übergeben worden. Als sie Luthers Schriften über die Ungiltigkeit der Klostergelübde kennen Lernte, wandte sie sich an Luther, damit er sie samt ihren acht Genossinnen befreie. Luther übernahm auch die Vermittelung, und ein Torgauer Bürger entführte sie in leeren Biertonnen, da der Herzog Georg von Meißen ein heftiger Gegner Luthers war und nicht duldete, daß Mönche oder Nonnen ihre Klostergelübde brachen. Katharina von Bora fand nun Aufnahme in einer Wittenberger Familie bis zu ihrer Verheiratung mit Luther. Der Hochzeit wohnten seine Eltern bei, die sich sehr darüber freuten, daß ihr Sohn das Mönchtum wieder abgelegt hatte. Der neue Kurfürst schickte den Braten, der Rat von Wittenberg den Wein, und die Universität schenkte einen Becher. Das Augustinerkloster, das die Mönche verlassen hatten, richtete das junge Ehepaar zu seiner Wohnung ein. Luther hat in seinem Leben diesen Schritt nie bereut, denn sie war ein frommes und getreues Weib, auf welches sich sein Herz verlassen konnte. Heftige Angriffe richteten jedoch die Päpstlichen auf Luther, da er sich als ausgetretener Mönch mit einer entlaufenen Nonne vermählt habe; doch kümmerte sich Luther nicht darum, denn sein Bruch mit Rom war nun nach jeder Seite hin gänzlich vollzogen, es gab nun

7. Theil 3 - S. 18

1839 - Leipzig : Fleischer
18 Wirklich ist der Muth zu bewundern, mit welchem der wackre Luther damals Jedem, wes Standes er auch war, der ihm in den Weg trat, die Wahrheit sagte. So hatte der Kurfürst Albrecht von Mainz, durch das Wormser Edict ermuthigt, den Ablaßhandel erneuert, und einen Ablaßkrämer nach Halle geschickt. Sogleich erließ Luther gegen den Kurfürsten ein scharfes Schreiben: er habe ihn zwar bisher in Betracht seiner Unerfahrenheit und seines Unverstandes verschont; wenn derselbe aber den Ablaßhandel nicht sogleich einstelle, so werde er noch einmal gegen den Ablaß schreiben u. s. w., und zwar erwarte er binnen 14 Lagen Antwort. Und richtig! der stolze Fürst beugte sich vor dem Mönch, antwortete demüthig, und stellte sogleich den Ablaß- verkauf ein. Indessen hatten die Augustiner in Sachsen die Messe abgeschafft, und waren aus dem Kloster gegangen; mehrere Geistliche hatten gehei- rathet, und in manchen Kirchen wurden mit dem Gottesdienste Neue- rungen vorgenommen. Luther billigte dies, wenn es mit Vorsicht ge- schah, sehr. Aber nun sing Doctor Karlstadt (eigentlich Bodenstein) an, Unfug zu treiben. Er schloß sich an eine Gesellschaft Schwärmer an, stürmte mit einem roheh Haufen ungestümer Menschen mehrere Kirchen, warf Bilder und Altäre heraus, und beging mehrere ähnliche Unordnungen. Darüber ergrimmte Luther; er besorgte, man möchte das seiner Lehre zur Last legen. Ohne den Kurfürsten zu fragen, verließ er, nachdem er etwa ein Jahr auf der Wartburg gewesen war, dieselbe, kehrte nach Wittenberg zurück, und hielt mehrere donnernde Predigten gegen die Unklugheit der Bilderstürmer, wodurch er die Ruhe wieder herstellte. Von nun an blieb Luther in Wittenberg, und lehrte durch Wort und Schrift. Nach und nach wurde auf sein Anrathen der Gottes- dienst in Sachsen von allem heidnischen Pomp entkleidet, und unge- fähr so eingerichtet, wie er noch bei uns ist. -1524 legte Luther sein Ordenskleid ab, und im Jahre darauf vermählte er sich mit einem frommen Fräulein, Katharina von Bora, die sonst Nonne gewe- sen war. Mit ihr hat er bis an seinen Tod höchst glücklich gelebt, besonders nachdem sie ihm mehrere Söhne geboren hatte. Vorzüglich thätig war er für die Verbesserung des Jugend- und Volksunterrichts. Er und Melanchthon reisten späterhin in Sachsen umher, um den Zustand der Geistlichen und Schullehrer zu untersuchen, und fanden hier eine gräuliche Unwissenheit. Dies bewog Luthern, den groß- ßen und kleinen Katechismus zu schreiben; jenen für die Lehrer, diesen für die Kinder. So lange der treffliche Friedrich der Weise lebte, wurde die Reformation durch ihn geschützt, und auch als er 1525 starb, setzte sein Bruder Johann der Standhafte den Schutz

8. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 431

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 157. Fortgang der Reformation in Deutschland. 431 Anmerkungen. 1. Luther hatte 1524 die Mönchskleidung abgelegt und heiratete 1525 Katharina von Bora, eine Nonne ans dem Kloster Niinpt-schen bei Grimma. Luther selbst erhielt vom Kurfürsten von Sachsen den Auftrag, eine Kirchenvisitation zu halten, d. H. nachzusehen, ob alle Pfarrer ihren Gottesdienst und ihren Unterricht nach der neuen Ordnung eingerichtet hätten. Um den Pfarrern eine Anleitung zu geben, wie sie Unterricht erteilen müßten, verfaßte Luther einen Katechismus für die Pfarrherren und gab erneu kleinern Katechismus für das Volk heraus; beide bilden noch jetzt in der lutherischen Kirche die Grundlage alles Unterrichts. Ebenso verfaßte er für die Pfarrer eine Predigt-sammluug (Postille), damit dieselben wüßten, was sie zu predigen hätten und nicht mehr die alte Lehre vorbrächten. Luther starb am 18. Febr. 1546 zu Eisleben, wohin er von dem Grafen von Mansfeld gerufen worden war, um Familienstreitigkeiten zu schlichten. Katharina von Bora geriet in sehr ärmliche Verhältnisse, so daß sie genötigt war, Kostgänger an ihren Tisch zu nehmen. Umsonst wandte sie sich an die protestantischen Fürsten um Hilfe. Es nahm sich niemand ihrer an; mir der König von Dänemark, Christian Iii, schenkte ihr einmal fünfzig Thaler. Sie litt zuletzt sogar Hunger. Um der Pest zu entgehen, verließ sie Wittenberg und ging nach Torgau, wo sie 1552 starb. 2. Philipp Schwarzerd ober Melanchthon, wie er feilten Namen, nach der bamaligen Sitte der Gelehrten, in das Griechische übertrug, war zu Brett en im Badischen. am 16. Februar 1497 geboren. Er bezog mit zwölf Jahren schon die Universität Heibelberg, würde mit 14 Jahren Bakkalaureus, mit 17 Magister. Mit 21 Jahren gab er feine griechische Grammatik heraus, die lange Zeit Schulbuch war und ihm beit Titel: praeceptor Germaniae (Lehrer Deutschlands) erwarb. In bemfelben Jahre (1518) erhielt er einen Ruf nach Wittenberg als Professor der griechischen Sprache und wurde von Luther aus das Gebiet der Theologie gezogen. Melanchthon war viel sanfter als Luther, und hatte im Anfange sehr gemäßigte Grundsätze. Als die Fürsten und; Reichsstädte die bischöfliche Gewalt auf dem Reichstage von Augsburg nicht anerkennen wollten, schrieb er an Luther: „Unsere Genossen streiten nur für die Herrschaft, nicht für das Evangelium. — Es ist ihnen allein lim die Regierung und die F r e i heit z u thu n." Allein Luther wußte, warum er ebenfalls keine bischöfliche Gewalt mehr anerkennen wollte, und riß Melanchthon immer tiefer in feine Grundsätze hinein. Doch blieb demselben zeitlebens eine gewisse Unentschlossenheit. Melanchthon starb zu Wittenberg am 19. April 1560. 3. Um den Landgrafen Philipp von Hessen bei der Sache der Reformation festzuhalten, erlaubten Luther und Melanchthon im Vereine mit den namhaftesten lutherischen Predigern demselben, zu seiner Gemahlin Christine von Sachsen, die ihm bereits acht Kinder geschenkt, noch eine Frau zu nehmen, das Hoffränlein Margaretha von Saale. Die Hochzeit wurde zu Rotenburg in Gegenwart Mclanchthons gefeiert (1540). Man hatte dem Landgrafen es zur Pflicht gemacht, die erhaltene Erlaubnis geheimzuhalten, aber er kümmerte sich nicht um das Urteil der Welt, da er ja Luthers Erlaubnis hatte. 4. Während die Fürsten auf dem Reichstage zu Speier Verwahrung dagegen einlegten, daß sie und ihre Anhänger nicht sollten frei die lnthe-

9. Umständlichere Erzählung der wichtigeren Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 531

1806 - Altona : Hammerich
5.31 geschast, und Klöster aufgehoben. 152z erschien auch die Bibel vollständig übersetzt von Luther, und wurde begierig gekauft und gelesen. Da indeß der Kaiser Karl und sein Bruder Ferdinand der neuen Lehre sehr abge- neigtschienen, und sogar dahin arbeiteten, daßdieworm- ser Achrserklarnng gegen Luther beobachtet werden solle; verbanden sich 1526 die Lutherisch gesinnten Fürste» Deutschlands mit einander zu Torgau, sich bei jedem Angriffe in Sachen der Religion treuen Beistand z« leisten. 1524 bereits hatte Luther seine Augustiner Kutte abgelegt, und trug von jetzt an einen ordentlichen Rock. Gewöhnlich schenkte ihm der Kurfürst das Tuch dazu, und.zwar schwarzes, welches damals die Hoffarbe war; und da seine Schüler ihm gern in den kleinsten äußerli- chen Eigenheiten nachahmten; ward diese Farbe so all- gemein eingeführt, daß sie bis auf unsere Zeiten die feierliche Farbe der Geistlichen geblieben ist. — Doch etwas noch weit auffallenderes that er im nächsten Jah- re 1525: er heirathete, trotz aller Bullen des Pabstes. Seine Frau hieß: Katharina von Bora, eine ge- wesene Nonne. — 1527 machte Luther mit seinem Freunde Melanchthon a) eine Reise durch Sachsen, L l 2 die a) Melanchthon eigentlich Schwarzerd, war in Wittenberg Lehrer der griechischen und lateinische» Sprache, ein sehr gelehrter und dabei äußerst sanfter und bescheidener Manu. Luther gestand es selbst, daß Melanchthon mehr verstehe als er, und bedienre sich oft des Rathes seines einstchtövolleren Freundes. Als Luther nach Worms reiste; verließ er ihn mit den Worten: Komme ich nicht wieder, und morden mich meine Feinde; so beschwöre ich dich, lieber Bruder, laß nicht ab zu lehren und bei der Wahrheit zu verhar- ren. Arbeite unterdessen zngletch für mich, weil ich nicht hier sein kann. Du kannst cs noch besser mar chen.

10. Erster Unterricht in der allgemeinen Geschichte - S. 9

1840 - Leipzig : Dürr
í> Übersetzung (1521 — 1534). Kapstadts Neuerungen tu Wittenberg. Luther kam wieder nach Wittenberg (1522). — Hadrian Vi. Pabst (1522). Clemens Vil. Pabft (1523). Von Philipp Me taucht hon (geb. 1497 zu Bretten in der Rheinpfalz), der i518 als Professor nach Wittenberg kam, wird Luther kräftigst unterstützt. — Reichstag zu N ii rn - berg (1522). — Luther legte 1524 die Mönchskutte ab, und trug einen schwarzen Rock. Bauernkrieg in Schwa- den, Franken und Thüringen (1525 — 1526); Thomas Münzer und Pfeiffer. — Luther verbeurathete sich mit Katharina von Bora, einer gewesenen Nonne (1525). — Friederich der Weise starb (1525); sein Nachfolger J ohann der Beständige; Philipp, Landgraf von Hessen; Al- brecht von Brandenburg nennen sich öffentlich evangeli- sche Fürsten (1525). — Synode zu Ho mb era und Ein- führung der Reformation in Hessen (1526). — Lu- ther unternahm mit Melanchthvn (1528) eine Kirchen- und Schulvisitation in Sachsen. Luther's Katechismus und Melanchthon's Unterricht an die Pfarrherrn (1528). Die Reichs Versammlung zu Spei er (1529) — Protestanten — und zu Augsburg (1530). Augsbur- gcsche Confession (25. Juni 1530) — Widerlegung (Confutation) — Apol ogie (Vertheidiguugsschritt) derselben. Schm alkaldischer Bund (1531 und 1535). N ü r n b e r g e r Religio ns friede (1532). Schmal kal dische Artikel (1537). Concllinm zu Trident (1545 — 1563). Der Krieg mit den Franzosen und Türken begünstigt die Fortschritte des Protestantismus in Deutschland. Reichstage in Spei er (1542. 1544) und zu Worin» (1545). Luther starb zu Eislcben in einem Alter von 63 Jahren (13. Febr. 1546); sein Leichnam wurde feierlich nach Wittenberg gebracht und in die dastge Schloßkirche begraben. An seiner Seite ruht Phil. Melauchthou, gest. 1560. Blick auf Luthers Verdienste. (Man hat von Luther, ohne die Bibelübersetzung, 768 Schriften). Schmal kal bischer Krieg (1546). Der Kurfürst Joh. Friederich und Landgraf Philipp gerathen in Gefangenschaft (1547). Augsburger Interim (1543). Der Herzog und nachher Kurfürst Moritz rettet seinen Schwiegervater, den Landgrafen, ans der Gefangenschaft. Pass an er Ver- trag (1552). Religiousfriede zu Augsburg (1555j. Karl V. legt (1556) die Krone nieder im) geht nach Spanien in ein Kloster (St. Justin in Estremadura).

11. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 103

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 103 — Kurfürst Johann hatte noch die Freude, diesen Friedensschluß zu erleben. Kurz darauf starb er, 1532, in Gegenwart Luthers und Melanchthons. _ Seine Leiche wurde nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt. Bei seinem Tode sagte Luther: „Mit Kurfürst Friedrich ist die Weisheit, mit Kurfürst Johann aber die Frömmigkeit gestorben." — Johann war ein wahrhaft frommer Fürst. Er äußerte selbst: „Ich kann des göttlichen Wortes ebenso wenig entbehren, als des Essens und Trinkens." Auch seine Kinder ließ er fromm erziehen und ermahnte sie in seinem letzten Willen, Gott zu fürchten und zu lieben und sein heiliges Evangelium zu fördern. Während des Reichstags zu Augsburg hielt sich Luther auf der Feste Koburg auf. Vpn hier aus stand er in beständigem Briefwechsel mit seinen Freunden in Augsburg, besonders mit Melanchthon. Hier sang und betete er täglich: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Im Oktober endlich trat er in Begleitung seines Kurfürsten die Rückreise nach Wittenberg an. 8. Luthers Familienleben. Luther wohnte in Wittenberg nach seiner Rückkehr von der Wartburg zwar noch immer im Kloster, doch trug er keine Mönchskutte mehr, sondern nur einen schwarzen Predigerrock. Auch riet er Mönchen und Nonnen, aus dem Kloster auszutreten, da er meinte, daß man Gott auch außerhalb der Klostermauern ebenso gut dienen könne. Diesem Rate folgten die meisten. Auch gegen die Ehelosigkeit der Geistlichen predigte er. Er selbst verheiratete sich 1525 mit Katharina von Bora. Bei dieser Gelegenheit schenkte ihm der Kurfürst das völlig leer gewordene Augustinerkloster zur Wohnung. Luthers Frau war schon als Kind einem Kloster übergeben und als Nonne erzogen worden. Als ihr Luthers Schriften über das Kl osterleben bekannt wurden, verließ sie das Kloster, kam nach Wittenberg, lebte eine Zeitlang in stiller Zurückgezogenheit und heiratete dann Luther. Luthers Ehe war eine sehr glückliche. In trüben und guten Tagen stand ihm seine Hausfrau treu zur Seite. Sorglich waltete sie am häuslichen Herde, pflanzte und baute das Gemüse im Garten, nahm Kostgänger, meist Studenten, in ihr Haus und vermehrte dadurch die Einnahmen. Fleiß und Sparsamkeit waren freilich nötig, denn Luthers Einnahmen waren gering. Wenn Luther, wie es bei seinem übermäßigen Arbeiten oft der Fall war, krank darniederlag, war sie ihm eine sorgsame Pflegerin, tröstete und ermunterte ihn in seinen Kämpfen und nahm an seinen Gesprächen teil. — Luther hatte 6 Kinder, 3 Söhne und 3 Töchter. Allen war er ein liebevoller, aber auch strenger Vater. So sehr er die große Strenge tadelte, die er selbst von seinen Eltern erfahren, ebenso mißbilligte er die Schwäche vieler Eltern gegen ihre Kinder. Er meinte, man müsse so strafen, daß der Apfel bei der Rute fei. Er scherzte und war heiter und fröhlich mit seinen Kindern. Auch auf seinen Reisen gedachte er ihrer in herzlichster Liebe. So schrieb er seinem vierjährigen Hänschen von Koburg aus einen gar herzlichen Brief. Doch hielt er seine Kinder auch in strenger Zucht. Denselben Hans ließ er einmal, als er 12 Jahre alt war, eines Vergehens wegen 3 Tage nicht vor sich und nahm ihn erst wieder an, als er schriftlich Abbitte gethan hatte. Er sagte dabei: „Ich wollte lieber einen toten, denn einen ungezogenen Sohn haben." Mit ganz besonderer Liebe war er seinem Leuchen zugethan. Dessen Tod im Alter von 13 Jahren war die tiefste Wunde, die ihm in seinem Ehestände geschlagen wurde. — Trotz geringer Einnahmen war Luther ein großer Wohlthäter. Er gab, so lange er noch etwas hatte, ja auch dann noch, wenn er nichts mehr hatte. Einst kam ein armer Mann und bat um eine Unterstützung. Luther hatte gerade

12. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 106

1877 - Langensalza : Beyer
— 106 — <1525) nahmen Thomas Münzer gefangen und ließen ihn in Mühl-Hansen hinrichten. Auf diese Weise wurden die Unruhen unterdrückt Trotz dieser mannichfachen Mißverständnisse breitete sich aber doch die Deformation, immer weiter aus. Ueberall in Sachsen ward dieselbe eingeführt Die Messe und das klösterliche Leben schaffte man überall ab. ald drang die neue Lehre oder das Evangelium aus Norddeutschlaud auch nach dem Süden unseres Vaterlandes. Besonders die großen Städte ?'•J?Ürnb/rö, Uim' Straßburg, Frankfurt a. M. nahmen dasselbe bereitwillig auf. Auch viele Fürsten bekehrten sich zu der evangelischen ^ ehre, besonders, außer dem Kurfürsten von Sachsen der Her-309 von Braunschweig, der Herzog von Pommern, der Landgraf 'von Heften und viele andere. Auch der Hochmeister der deutschen Ritter in Preußen, Albrecht, von Brandenburg, trat zu Luthers Lehre über utfd führte dieselbe in sein Land ein. § 127- Luthers Ireunde. Ein treuer Mitarbeiter am Werke der Reformation war Philipp Melanchthon. Er war zu Bretten in ™n U9‘ geboren und hieß eigentlich Schwarzerd, hatte aber seinen ^camen nach der Sitte damaliger Zeit in das Griechische übersetzt. Schon in seinem dreizehnten Jahre bezog Melanchthon die Universität Heidel-berg und ward hier der Schüler seines berühmten Verwandten, des gelehrten Renchlm. Im Jahre 1514 erhielt Melanchthon in Tübingen die Würde eines Magisters und bald erscholl der Rnf seiner Gelehrsamkeit durch ganz Deutschland. Da berief ihn im Jahre 1518 der Kurfürst Friedrich als Professor der griechischen Sprache nach Wittenberg. Hier lehrte er mit großem Beifall und ward bald mit Luther innig befreundet. Er war nicht so heftig und feurig wie Luther, häufig sogar etwas zu furchtsam und zu nachgiebig gegen die Feinde der reinen Lehre. Deswegen sagte auch Luther: „So leise, wie Magister Philipp, kann ich nicht auftreten." Melanchthons Verdienste um die Reformation sind besonders deswegen 1° 6^ß, weil er, mit Luther vereint, tief in der heiligen Schrift forschte -und die Wahrheit des Evangeliums in trefflichen Schriften, ' welche weit verbreitet wurden, bewies. Melanchthon verheiratete sich im Jahre 1521 |u Wittenberg mit der Tochter des Bürgermeisters, Katharina Krapp, -nther folgte feinem Beispiele im Jahre 1525 und ehelichte eine ehe-'malige Nonne, welche er in Wittenberg kennen gelernt hatte. Ihr Name war Katharina von Bora, und sie wurde Luthern eine getreue Hans-jiau, mit welcher er sehr glücklich und zufrieden im Kreise feiner Kinder lebte. — Ein anderer treuer Freund und Anhänger Luthers war der berühmte Maler Lucas Cranach, welcher Luthern, der die Malerei ■gleich der Musik sehr liebte, mit manchem schönen Gemälde erfreute. Cranach war zu Cranach oder Kronach am Fichtelgebirge geboren (da-sein Name) und war beim Kurfürsten von Sachsen sehr angesehen. -Beinahe fünfzig Jahre wohnte er in Wittenberg und ward zum Bürger-

13. Realienbuch für Berlin und Vororte - S. 53

1911 - Berlin [u.a.] : Velhagen & Klasing
53 Die Sprache, deren sich Luther in seinen Büchern bediente, war die Sprache der sächsischen Kanzlei. Sie wurde durch Luther die herrschende in Deutschland und verdrängte bald alle anderen Mund- arten aus der Schriftsprache. So hat Luther seinem Volke die Einheit der Sprache geschaffen, als es die Ein- heit des Glaubens verlor. g. £utf)cvz Familienleben und T»b. 1525 gründete sich Luther einen Hausstand durch seine Ver- mählung mit der ehemaligen Nonne Katharina von Bora. Mit ihr verlebte er eine glückliche Ehe, und an seinen Kindern hatte er große Freude. Bei Tische liebte Luther heitere Unterhaltung, und wenn man Abends an seinem Hause vorüber- ging, so hörte man drinnen an- mutige Musik. Seine Kinder sangen liebliche Weisen, und Luther be- gleitete den Gesang mit Flöten- oder Lautenspiel. 1546 reiste er nach Eisleben, um einen Streit unter den Grafen Mansfeld zu schlichten. Eisleben, wo dieser Gottesheld geboren, starb er am 18. Februar. Seine Leiche wurde nach Wittenberg gebracht und dort in der Schloßkirche beigesetzt. Sein Geist aber lebt und wirkt im deutschen Volke fort. Luther nach Lukas Cranach. Er sollte Wittenberg nicht wiedersehen. In 4. Karl V. 1519—1556. K Kaiser Tlarl V., Bildnis von Ilmberger (1530 auf dem Reichstage in Augsburg gemalt) im Kaiser-Friedrich- Museum. 2. Tlaiser Hart V. bei Fugger, Gemälde von K. Becker in der Nationalgalerie. 3. liarl V. auf der flucht, Gemälde von K. W. Kolbe in der Nationalgalerie. 1. Zeine Makl. Nach Maximilians Tode bewarben sich zwei ausländische Herrscher um die deutsche Königskrone: Franz I. von Frankreich und Karl von Spanien, der Enkel Maximilians. Die Kurfürsten wollten Friedrich den Weisen wählen. Zum Unglück für Deutschland schlug er die Krone aus und lenkte die Wahl auf Karl von Spanien. Dieser bestieg nun, erst 19 Jahre alt, als Karl V. den deutschen Thron. Ihm gehörten Österreich, Neapel, Sizilien, Spanien, Burgund und die Niederlande, und da er auch in Südamerika weite Besitzungen hatte, so ging in seinem Reiche die Sonne nicht unter. Für das Verlangen des Deutschen Volkes hatte er kein Verständnis, und für seine Kämpfe gegen Franz I. brauchte er die Bundesgenossenschaft des Papstes. 2. Kämpfe gegen auswärtige feinde. Karl wollte den Franzosen Mailand und Burgund entreißen. Er besiegte Franz I. von Frankreich, besom 1525 1546

14. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 114

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
114 53. Fortgang der Reformation. 53. Fortgang der Reformation. 1. Philipp Melanchthon. Ein treuer Freund und Gehilfe Luthers war Philipp Melanchthon. Er war von schmächtiger Gestalt, aber von erstaunlichen Gaben und Kenntnissen und dabei so sanft und bescheiden, daß ihn jeder lieben mußte. Er stammte aus dem badischen Städtchen Breiten, wo sein Vater Waffenschmied war. Schon in der Schule hatte er sich als ein Wunderkind bewiesen, und als 14 jähriger Knabe bezog er die Universität. Im Jahre 1518 kam er als Professor nach Wittenberg. Unglaublich war der Beifall, den seine Vorlesungen fanden und die Verehrung, mit welcher die Studenten an ihm hingen. Oft lauschten 2000 Zuhörer seinem Vortrage. Sein Ruhm war so groß, daß man ihn den „Lehrer Deutschlands" nannte und ihn weit und breit in Kirchen- und Schulsachen zu Rate zog. Treulich hat Melanchthon zu Luther gestanden und mitgeholfen am Werke der Reformation. Und wenn Luthers Feuergeist einmal zu heftig dreinfahren wollte, so mäßigte ihn wohl das milde Kindesgemüt seines Freundes. Luther sagte selbst: „Ich bin dazu geboren, daß ich mit Rotten und Teufeln Krieg führen muß; aber Magister Philipp fähret säuberlich und stille daher, nachdem ihm Gott seine Gaben gegeben hat." 2. Katharina von Vora. Wie Luther an Melanchthon den besten Freund besaß, so schenkte ihm Gott an Katharina von Bora eine treue, fromme Gattin. Sie war aus adeligem Geschlechte und schon als Kind von den Ihrigen in ein Kloster gebracht worden. Als das Licht der reinen Lehre auch hinter die Klostermauern drang, bat Katharina ihre Verwandten, sie ans dem Kloster zu befreien. Da jene sich weigerten, entwich sie mit acht anderen Nonnen und kam nach Wittenberg. Hier lernte Luther sie kennen und vermählte sich mit ihr (1525). Er hat mit seiner Käthe eine glückliche, gesegnete Ehe geführt, welche allen Christenhäusern als Vorbild dienen kann. Seine Mönchskutte vertauschte Luther seit seiner Verheiratung mit dem schwarzen Priesterrock, der in der Folge die Amtstracht der evangelischen Geistlichen geworden ist. 3. Kirchenvifitation (1528). In demselben Jahre, als Luther sich verheiratete, starb Kurfürst Friedrich der Weise. Ihm folgte sein Bruder Johann der Beständige; dieser war ein noch eifrigerer Beförderer der Reformation. Im Jahre 1528 trug er Luther, Melanchthon und einigen ihrer Freunde auf, eine Kirchenvisitation im Kurfürstentum Sachsen abzuhalten, d. H. alle Kirchen und Schulen zu besuchen, um nachzusehen, wie es um diese stehe. Da fanden sie denn, daß die Unwissenheit nicht bloß bei den Gemeindegliedern und Schülern, sondern sogar auch bei den Geistlichen und Lehrern erschrecklich groß war, so daß Melanchthon, wie er selbst erzählt, manchmal bei Seite gehen und weinen mußte. Deshalb schrieb Luther, als er heimkam, zwei Katechismen, einen großen für die Lehrer und Prediger und einen kleinen für die Kinder. Besonders der kleine Katechismus ist ein rechtes Kleinod der lutherischen Kirche geworden. — Ferner be-

15. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 234

1887 - Hannover : Meyer
234 107. Fortgang der Reformation. und mitgeholfen am Werke der Reformation. Und wenn Luthers Feuergeist einmal zu heftig dreinfahren wollte, so mäßigte ihn wohl das milde Kindesgemüt seines Freundes. Luther sagt selbst: „Ich bin dazu geboren, daß ich mit Rotten und Teufeln Krieg führen muß; aber Magister Philipp fähret säuberlich und stille daher, nachdem Gott ihm seine Gaben gegeben hat." 2. Katharina von Bora. Wie Luther an Melanchthon den besten Freund besaß, so schenkte ihm Gott an Katharina von Bora eine treue, fromme Gattin. Sie war aus adeligem Geschlechte und schon als Kind von den Ihrigen in ein Kloster gebracht worden. Als das Licht der reinen Lehre auch hinter die Klostermauern drang, bat Katharina ihre Verwandten, sie aus dem Kloster zu befreien. Da jene sich weigerten, entwich sie mit acht andern Nonnen und kam nach Wittenberg. Hier lernte Luther sie kennen und vermählte sich mit ihr (1525). Er hat mit seiner Käthe eine glückliche, gesegnete Ehe geführt, welche allen Christenhäusern als Vorbild dienen kann. Seine Mönchskutte vertauschte Luther seit seiner Verheiratung mit dem schwarzen Priesterrock, der in der Folge die Amtstracht der evangelischen Geistlichen geworden ist. 3. Kirchenvisitation (1528). In demselben Jahre, als Luther sich verheiratete, starb sein guter Kurfürst Friedrich der Weise. Ihm folgte sein Bruder Johann der Beständige; dieser war ein noch eifrigerer Beförderer der Reformation. Im Jahre 1528 trug er Luther, Melanchthon und einigen ihrer Freunde auf, eine Kirchenvisitation im Kurfürstentum Sachsen abzuhalten, d. h. alle Kirchen und Schulen zu besuchen, um nachzusehen, wie es um dieselben stehe. Da fanden sie denn, daß die Unwissenheit nicht bloß bei den Gemeindegliedern und Schülern, sondern sogar auch bei den Geistlichen und Lehrern erschrecklich groß war, so daß Melanchthon, wie er selbst erzählt, manchmal bei Seite gehen und weinen mußte. Deshalb schrieb Luther, als er heimkam, zwei Katechismen, einen großen für die Lehrer und Prediger und einen kleinen für die Kinder. Besonders der kleine Katechismus ist ein rechtes Kleinod der lutherischen Kirche geworden. — Ferner besorgte Luther für den Gottesdienst ein Gesangbuch mit schönen, kräftigen Liedern, von denen er selbst eine große Anzahl dichtete. 4. Reichstag zu Speier (1529). Aber wo war denn Kaiser Karl, daß alles das ruhig geschehen konnte? Hatte er nicht über Luther und alle seine Anhänger die Reichsacht ausgesprochen und erklärt, Krone und Leben daransetzen zu wollen, daß die Ketzerei ausgerottet werde? Ganz recht, aber immerwährende Kriege mit den Franzosen nahmen ihn so in Anspruch, daß er den Dingen in Deutschland einstweilen ihren Lauf lassen mußte. So hatten denn die Evangelischen vom Reichstage zu Worms an acht Jahre Ruhe. Endlich, im Jahre 1529, ließ der Kaiser durch seinen Bruder Ferdinand wiederum einen Reichstag, und zwar zu Speier, abhalten. Hier versuchten die katholischen Fürsten, welche die Mehrheit hatten, die Reformation wenigstens zum Stillstand zu bringen, indem sie beschlossen, daß zwar die, welche lutherisch feien, es einstweilen bleiben könnten, daß aber weitere Übertritte zur lutherischen Kirche durchaus nicht

16. Kleine vaterländische Geschichte - S. 35

1883 - Langensalza : Beyer
— 35 — ließ er, als er davon hörte, die Wartburg, erschien plötzlich in Wittenberg und predigte acht Tage lang gegen die Bilderstürmer. Die Folge davon war, daß man dieselben vertrieb und die Ordnung wiederhergestellt ward. So wie in Wittenberg von Karlstadt und seinen Anhängern, so ward auch in andern Teilen Deutschlands häufig die Lehre Luthers, der nur gegen die Irrlehren und Mißbräuche der katholischen Kirche eiferte, falsch verstanden. In Thüringen zum Beispiel glaubten die Bauern, Luther wolle sie von allem Zwange ihrer Obrigkeit befreien, und machten daher gegen ihre Fürsten einen Aufstand, in welchem sie viele Klöster und Burgen zerstörten und mannigfache Unbill ausübten. Diesen Aufstand nennt man den Bauernkrieg. An die Spitze der Bauern hatte sich ein früherer Priester, Thomas Münzer, gestellt. Johann der Beständige, Kurfürst von Sachsen, Friedrich des Weisen Nachfolger, und Landgraf Philipp von Hessen zogen gegen diese Bauern, besiegten sie in der Schlacht bei Frankenhausen in Thüringen (1525), nahmen Thomas Münzer gefangen und ließen ihn in Thüringen hinrichten. Aus diese Weise wurden die Unruhen unterdrückt. Luthers Freunde. § 58. Ein treuer Mitarbeiter am Werke der Reformation war Philipp Melanchthon. Er war zu Brettert in Baden 1497 geboren und hieß eigentlich Schwarzerd, hatte aber feinen Namen nach der Sitte damaliger Zeit in das Griechische übersetzt. Schon tn seinem dreizehnten Jahre bezog Melanchthon die Universität Heidelberg und ward hier der Schüler seines berühmten Verwandten, des gelehrten Reuchlin. Im Jahre 1514 erhielt Melanchthon in Tübingen die Würde etnes Magisters, und bald erscholl der Rus seiner Gelehrsamkeit durch ganz Deutschland. Da berief ihn im Jahre 1518 der Kurfürst Friedrich als Professor der griechischen Sprache nach Wittenberg. Hier lehrte er mit großem Beifall und ward bald mit Luther innig befreundet. Er war nicht so heftig und feurig wie Luther, häufig sogar etwas zu furchtfam und zu nachgiebig gegen die Feinde der reinen Lehre. Deswegen sagte auch Luther: „So leise, wie Magister Philipp, kann ich nicht auftreten/' Melanchthons Verdienste um die Reformation sind besonders deswegen so groß, weil er, mit Luther vereint, tief in der heiligen Schrift forschte und die Wahrheit des Evangeliums in trefflichen Schriften, welche wert verbreitet wurden, bewies. Melanchthon verheiratete sich int Jahre 1521 zu Wittenberg mit der Tochter des Bürgermeisters, Katharina Krapp. Luther folgte feinem Beispiele im Jahre 1525 und ehelichte eine ehemalige Nonne, welche er in Wittenberg kennen gelernt hatte. Ihr Name war Katharina von Bora, und sie wurde Luthern eine getreue Hausfrau, mit welcher er sehr glücklich und zufrieden im Kreise ferner Kinder lebte. — Ein anderer treuer Freund und Anhänger Luthers war der berühmte Maler Lucas Granach, welcher Luthern, der die Maleret gleich der Musik sehr liebte, mit manchem schönen Gemälde erfreute. Cranach war zu Eranach oder Kronach am Fichtelgebirge geboren (daher sein Name) und war beim Kurfürsten von Sachsen sehr angesehen. Beinahe 50 Jahre wohnte er in Wittenberg und ward zum Bürgermeister dieser Stadt gewählt. Später begleitete er seinen Kurfürsten in die Gefangenschaft. Ausbreitung der Reformation. § 51. Trotz vieler Hindernisse breitete sich doch die Reformation immer weiter aus. Überall in Sachsen ward 3*

17. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 300

1852 - Altona : Hammerich
300 Als indeß Luther hörte, daß man allerlei Neuerungen in Witten- berg unter seinem Namen anfange, die Heiligenbilder gewaltsam aus den Kirchen werfe, Altare und Beichtstühle zerstöre, erschien er im März 1522 1522 unversehens in Wittenberg und brachte durch kraftvolle Predigten alles zur alten Ordnung zurück. — Die über Luther ausgesprochene Acht war indeß vergessen; in Sachsen und Hessen wurde nach Luthers Beispiel der Gottesdienst deutsch eingerichtet, die Messe abgeschafft und 1523 Klöster aufgehoben. 1523 erschien auch die Bibel vollständig ins Deutsche übersetzt von Luther und wurde begierig gekauft und gelesen. Da indeß der Kaiser Karl und sein Bruder Ferdinand der neuen Lehre abge- neigt schienen und sogar dahin arbeiteten, daß die Wormser Achtserklä- 1526 rung gegen Luther beobachtet werden sollte; verbanden sich 1526 die Lutherisch gesinnten Fürsten Deutschlands mit einander zu Torgau, sich bei jedem Angriffe in Sachen der Religion treuen Beistand zu leisten. 1524 1524 hatte bereits Luther seine Augustinerkutte abgelegt und trug von jetzt an einen ordentlichen Rock. Gewöhnlich schenkte ihm der Kurfürst das Tuch dazu, und zwar schwarzes, welches damals die Hof- farbe war; und da seine Schüler ihm gern in den kleinsten äußerlichen Eigenheiten nachahmten, ward diese Farbe so allgemein eingeführt, daß sie bis auf unsere Zeiten die feierliche Farbe der Geistlichkeit geblieben ist. — Doch etwas noch weit Auffallenderes that er im nächsten Jahre 1525 1 525: Er heirathete, trotz aller Bullen des Papstes. Seine Frau hieß: Katharina von Bora, eine gewesene Nonne, die aus seine Veranstal- tung durch Torgauische Bürger 1523 aus dem Kloster Nimtschen bei 1527 Grimma mit acht andern Nonnen befreit worden war. — 1527 machte Luther mit seinem Freunde Melanchthon *) eine Reise nach Sachsen, die Kirchen und Schulen zu untersuchen. Hier fanden sie die Lehrer eben so unwissend, als das Volk: der ganze Gottesdienst bestand in dem Herplappern unverstandener Gebetsformeln. Es ist unverantwort- lich, schreibt Melanchthon, daß man die armen Leute bisher in so großer Unwissenheit und Dummheit gelassen hat! Mein Herz blutet, wenn ich diesen Jammer erblicke. Ich gehe oft bei Seite und weine meinen *) Melanchthon, eigentlich Schwarzerd, war in Wittenberg Lehrer der griechischen und lateinischen Sprache, ein sehr gelehrter und dabei äußerst sanfter und bescheidener Mann. Luther gestand es selbst, daß Melanchthon gelehrter sei als er, und bediente sich oft des Rathes seines einsichtsvolleren Freundes. Als Luther nach Worms reiste, verließ er ihn mit den Worten: Komme ich nicht wieder, und morden mich meine Feinde, so beschwöre ich dich, lieber Bruder, laß nicht ab zu lehren und bei der Wahrheit zu verhar- ren. Arbeite unterdessen zugleich für mich, weil ich nicht hier sein kann. Du kannst es noch besser machen. Darum ist es auch nicht viel Schade um mich; bleibst du doch noch da. An dir hat der Herr noch einen gelehrteren Strei- ter. — Doch hätte Melanchthon für sich allein das große Werk der Refor- mation nicht zu Stande gebracht; denn er war äußerst mild und ängstlich.— Ach, schreibt er einmal, wenn man mich doch nicht aus meinem Hörsaale ab- riefe und mich nur zum Besten der Jugend ungestört arbeiten ließe' Das ist meine Ruhe und Freude. Für andere Dinge bin ich zu weich und unge- schickt.

18. Neue Geschichte - S. 15

1859 - Leipzig : Fleischer
heit sagte. So hatte der Kurfürst Albrecht von Mainz, durch das Wormser Edict ermuthigt, den Ablaßhandel erneuert, und einen Ablaßkrämer nach Halle geschickt. Sogleich erließ Luther gegen den Kurfürsten ein scharfes Schreiben: er habe ihn zwar bisher in Betracht seiner Unerfahrenheit und seines Unver- standes verschont; wenn derselbe aber den Ablaßhandel nicht sogleich einstelle, so werde er noch einmal gegen den Ablaß schreiben u. s. w., und zwar erwarte er binnen 14 Tagen Antwort. Und richtig! der stolze Fürst beugte sich vor dem Mönch, antwortete demüthig, und stellte sogleich den Ablaßverkauf ein. Indessen hatten die Augustiner in Sachsen die Messe abgeschafft, und wa- ren aus dem Kloster gegangen; mehrere Geistliche hatten geheirathet, und in manchen Kirchen wurden mit dem Gottesdienste Neuerungen vorgenommen. Luther billigte dies, wenn es mit Vorsicht geschah, sehr. Aber nun fing Doctor Carlstadt (eigentlich Bodenstein) an, Unfug zu treiben. Er schloß sich an eine Gesellschaft Schwärmer an, stürmte mit einem rohen Haufen unge- stümer Menschen mehrere Kirchen, warf Bilder und Altäre heraus, und be- ging mehrere ähnliche Unordnungen. Darüber ergrimmte Luther; er besorgte, man möchte das seiner Lehre zur Last legen. Ohne den Kurfürsten zu fra- gen, verließ er, nachdem er etwa ein Jahr ans der Wartburg gewesen war, dieselbe, kehrte nach Wittenberg zurück, und hielt mehrere donnernde Predigten gegen die Unklugheit der Bilderstürmer, wodurch er die Ruhe wieder herstellte. Bon nun an blieb Luther in Wittenberg, und lehrte durch Wort und Schrift. Nach und nach wurde auf sein Anrathen der Gottesdienst in Sach- sen von allem heidnischen Pomp entkleidet, und ungefähr so eingerichtet, wie er noch bei uns ist. 1524 legte Luther sein Ordenskleid ab und verließ das Kloster; im Jahre darauf vermählte er sich mit einem frommen Fräulein, Katharina von Bora, die sonst Nonne gewesen war. Mit ihr hat er bis an seinen Tod höchst glücklich gelebt, besonders nachdem sie ihm mehrere Söhne geboren hatte. Vorzüglich thätig war er für die Verbesserung des Jugend- und Volksunterrichts. Er und Melanchthon reisten späterhin in Sachsen umher, um den Zustand der Geistlichen und Schullehrer zu unter- suchen, und fanden hier eine gräuliche Unwissenheit. Dies bewog Luthern, den großen und kleinen Katechismus zu schreiben; jenen für die Lehrer, diesen für die Kinder. So lange der treffliche Friedrich der Weise lebte, wurde die Reformation durch ihn geschützt, und auch als er 1525 starb, setzte sein Bruder Johann der Standhafte den Schutz fort.*) Leo X. war schon 1521 gestorben, und sein Nachfolger Hadrian Vi., ein rechtschaffener Mann, arbeitete der Reformation nicht entgegen, weil er selbst die Nothwendigkeit einer Verbesserung anerkannte. Dies und der Umstand, daß Karl V. Deutsch- land verlassen hatte und nach Spanien gegangen war, war dem Werke Lu- thers allerdings förderlich. *) Von Friedrich dem Weisen mag hier eine Anekdote stehen, die sich alle junge Leute merken mögen: er bemerkte einst, daß einer der Edelleute, die an seinem Hofe an- gestellt waren, ohne dringende Noth durchs Korn ritt. Friedrich verbot, ihm bei der Tafel Brot vorzulegen. Als der Edelmann darüber sein Befremden bezeigte, sprach er: „L-ehet ihr nun, was für eine herrliche Sache es um das liebe Brot ist? Ein ander Mal reitet das Getreide nicht wieder nieder; sonst seid ihr nicht werth, daß ihr das liebe Brot eßt."

19. Geschichte der Neuzeit - S. 116

1887 - Wiesbaden : Kunze
116 Erste Periode der Neuzeit schönerlen Musik und Gesang. Wer am Abend an Luthers Hause vorüberging, der konnte vernehmen, daß darinnen gute Menschen wohnten. Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel oder mit der Laute. „Musik — pflegte er zu sagen — ist das beste Labsal eines betrübten Menschen, dadurch das Herz wieder zufrieden, erquickt und erfrischt wird; sie verjaget den Geist der Traurigkeit, wie man an König Saul sieht. Die Jugend soll man stets zu dieser Kunst gewöhnen, denn sie macht feine und geschickte Leute." Nach Luthers Tode blieb Katharina in Wittenberg, bis der Einmarsch der kaiserlichen Truppen sie nötigte, mit ihren Kindern nach Magdeburg zu fliehen. Von hier führte sie Melanchthon nach Braunschweig, und Georg Major, ein Freund der Familie, nach Gishorn an der Aller. Sie kehrte bald nach Wittenberg zurück. Ihr Landesherr war in Gefangenschaft, die Grasen von Mansfeld und Christian von Dänemark konnten ihr Versprechen, ihr eine Unterstützung zukommen zu lassen, aus Not nicht erfüllen. Katharina ernährte sich kümmerlich von dem Mietzins des Hauses und von der Verköstigung der Hausgenossen, bis 1552 die Pest ausbrach und die Universität Wittenberg nach Torgau verlegt wurde. Luthers Witwe war genötigt, sich ebendorthin zu wenden, um ihre Kostgänger behalten zu können. Unterwegs wurden die Pferde scheu, die geängstigte Mutter sprang aus dem Wagen und siel ins Wasser. Erkältung und Angst warfen sie aufs Krankenbett, und noch im nämlichen Jahre starb sie sanft im 53. Jahre ihres Lebens. Tags darauf wurde sie in der Stadtkirche zu Torgau beigesetzt, wo noch ihr Leichenstein mit ihrem Bilde, ihrem Wappen und einer einfachen Inschrift zu sehen ist. 2. Luther stand mit vielen Frauen in Briefwechsel und mahnte dieselben, das Werk der Reformation fördern zu helfen. Besonders hatte er an Elisabeth von Brandenburg eine helfende Gönnerin. Ihr Gemahl, der Kurfürst Joachim I. von Brandenburg, war ein entschiedener Gegner der Reformation und behandelte feine Frau nicht gerade liebevoll. Elisabeth entschloß sich daher, mit Zurücklassung ihrer Kinder, nach Torgau zu ihrem Oheim, dem Kurfürsten Johann von Sachsen, zu fliehen. Sie lebte seitdem in Lichtenberg und sah Luther häufig bei sich; ja sie hielt sich einmal drei Monate in feinem Hause auf. Nach Joachims Tode traten ihr Sohn und ihre Tochter Elisabeth, welche an Erich den älteren von 23 raun schweig vermählt war, zur lutherischen Kirche über. Erich blieb der römischen Kirche treu; allein Elisabeth führte nach feinem Tode als Vormünderin ihres Sohnes die protestantische Lehre in Braunfchweig ein und

20. Neuere Geschichte - S. 25

1848 - Leipzig : Brandstetter
25 nennen, ist doch die Lehre nicht mein. Ich bitte daher, man wolle meines Namens schweigen, und nicht sich lutherisch, sondern Christen nennen. Laßt uns tilgen die parteischen Namen! laßt uns Christen heißen, deß Lehre wir haben! ich bin und will Keines Meister sein." Eben so äußerte Melanchthon: „Wir haben den Verein der katholischen christlichen Kirche von Herzen lieb, und tadeln mehr nicht, als etliche Miß- bräuche des Gegentheils. Wir sind also von der katholischen christlichen Kirche nicht abgewichen, sondern haben allein die Mißbräuche fahren lassen, und sind vielmehr aus ihrer Mitte gestoßen worden durch gewaltsame Be- fehle, Bann und neue Verbitterung." Darauf trat Luther öffentlich aus dem Mönchsorden und vertauschte die Augustiner-Kutte mit einem schwarzen Kleide, wie man es damals am Hofe trug, und wozu ihm der Kurfürst das Tuch geschenkt hatte. Auch seine bisherigen Ordensbrüder in Wittenberg verließen das Kloster, und wurden theils Landpfarrer, theils Schulmeister; das Kloster in Wittenberg selbst übergab Luther feierlich dem Landesherren, mit der Bitte, es zu einem anderen gottesdienstlichen Zwecke zu verwenden. Gleiches geschah auch mit den übrigen Mönchs- und Nonnenklöstern, aus welchen die meisten Mitglieder freiwillig noch vor Aufhebung derselben in's bürgerliche Leben zurücktraten. Hier und da fand indeß die Aufhebung der Klöster auch Widerspruch, nament- lich weigerte sich die Aebtissin des Klosters Nimptsch (Nimbschen), ihr Klo- ster zu öffnen und die Nonnen zu entlassen, und weil weder Luther noch der Kurfürst irgend einen Zwang zulassen wollten, mußten die Nonnen, welche größtentheils schon entschlossen waren, auszutreten, sich schriftlich an ihre Verwandten wenden, um befreit zu werden. Ein junger Bürger aus Torgau, dessen Schwester unter diesen Nonnen war, kam verabredeter Weise in finsterer Nacht mit einem Wagen an die Hinterpforte des Klosters, und empfing neun Nonnen, welche auf ein gegebenes Zeichen herauskamen, und packte sie, da er durch die Länder des Herzoges Georg von Sachsen reisen mußte, in Tonnen. Mit dieser Ladung kam er nach Wittenberg und übergab dort die Nonnen dem Doctor Luther, weil er hoffen konnte, daß dieser sie in Schutz nehmen werde. Luther vertheilte die Fräulein in die achtbarsten Familien seiner Freunde, zu denen z. B. der damalige Bürger- meister Philipp Neichenbach gehörte, und verheirathete alle bis auf Katharina von Bora, welche einen Antrag zur Verehelichung mit dem Prediger Caspar Gl atz von sich wies. Luther beschloß darauf, sie zur Gattin zu wählen und führte den Beschluß mit ausdrücklicher Genehmigung seines noch lebenden Vaters rasch aus. Die Vermählung wurde darauf auf's Fröhlichste vollzogen (Iü. Juni 1525) und Luther, der schon früher seinen Augustiner-Brüdern die Ehe angerathen hatte, zeigte durch seine Verheirathung thatsächlich, wie sehr er von der Nichtigkeit der Klostergelübdc, insbesondere von der Nichtigkeit des Gebotes der Ehelosigkeit, die er schon längst aus der heil. Schrift nachgewiesen hatte, überzeugt war. Wie er