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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 36

1906 - Langensalza : Gressler
36 ehren, wie er wollte. Aber die Bauern nahmen das anders und glaubten, Luther meine, sie brauchten ihren Herren nicht mehr zu gehorchen. In Schwaben, in der Nähe des Bodensees, brach 1525 der Aufruhr der Bauern zuerst aus und verbreitete sich mit Blitzesschnelle weiter, ehe noch die anwohnenden Fürsten Zeit hatten, ihre Truppen zusammenzuziehen. Anfangs verfuhren die Baueru noch ziemlich manierlich. Sie setzten ihre Forderungen in 12 Artikeln auf. schickten sie nach Wittenberg und baten Melanchthon und Luther um ihre Meinung. Luther erließ zuerst ein Schreiben an die Fürsten und Herren und ermahnte sie zur Nachgiebigkeit und Milde; denn einige Forderungen der Bauern waren gerecht und billig. Den Bauern rieten beide, sich sogleich zu unterwerfen. „Vergesset nicht," schrieben sie, „daß in der heiligen Schrift geschrieben stehet: die Na che ist mein; ich will vergelten. -Los hatten die Aufrührer nicht erwartet. Sie beschlossen nun, sich selbst zu helfen. Indessen rückten auch die Truppen herbei und schlugen auf sie los. Dadurch entstand ein wütender Krieg, in welchem scheußliche Grausamkeiten verübt wurden, öost überall mußten die Bauern den kürzern ziehen: dafür rächten sie sich an denen, die ihnen in die Hände fielen, yn dem württembergischen Städtchen Weinsberg fiel ein Graf von Helfenstein nebst 70 Mann, Rittern und Knechten, in ihre Hände, und da sie gerade erfahren hatten, daß der schwäbische Bund einige der gefangenen Bauern hatte hinrichten lassen, so verurteilten sie den Grasen und dessen Leute zum Tode. Vergebens warf sich die Gräfin, eine Stieftochter Kaiser Maximilians, die, von Angst getrieben, ihr zweijähriges Kind auf dem Arme, herbeigelaufen war, auf die Knie und flehte um fein Leben. Der rohe Haufen verhöhnte sie in ihrem Jammer und machte noch vor ihren Augen Anstalten zu seinem Tode. Vergebens bot der Graf 30 000 Gulben für sein Leben; man antwortete ihm mit Hohnlachen. Währenb einige ihre Spieße vorhielten, jagten die andern ihn mit Peitschenhieben hinein, und ein Junge, der früher in feinen Diensten gestanden hatte, spielte ihm aus Hohn auf der Pfeife dazu vor. Der Gräfin

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1. Theil 3 - S. 27

1880 - Stuttgart : Heitz
Bauernkrieg. 27 fahne hinter ihm hergefahren. Sie setzten ihre Forderungen in 12 Artikeln auf, schickten sie nach Wittenberg und baten Melanch-thon und Luther um ihre Meinung. Luther erließ zuerst ein Schreiben an die Fürsten und Herren und ermahnte sie zur Nachgiebigkeit und Milde; denn einige Forderungen der Bauern wären gerecht und billig. Den Bauern riethen beide, sich sogleich zu unterwerfen. „Vergesset nicht," schrieben sie, „daß in der heiligen Schrift geschrieben stehet: die Rache ist mein; ich will vergelten." Das hatten die Ausrührer nicht erwartet, und beschlossen, sich nun selbst zu helfen. Indessen rückten nun auch die Truppen herbei und schlugen auf sie los. Dadurch entstand ein wüthender Krieg, in welchem scheußliche Grausamkeiten verübt wurden. Fast überall mußten die Bauern den Kürzern ziehen, dafür rächten sie sich an denen, die ihnen in die Hände fielen. In dem würtembergischen Städtchen Weinsberg fiel ein Graf von Helfenstein nebst 70 Mann Rittern und Knechten in ihre Hände, und da sie gerade erfahren hatten, daß der schwäbische Bund einige der gesangenen Bauern hatte hinrichten lassen, so verurtheilten sie den Grafen und dessen Leute zum Tode. Vergebens warf sich die Gräfin, eine Tochter Kaiser Maximilians, die, von Angst getrieben, ihr zweijähriges Kind auf dem Arme, herbeigeeilt war, auf die Kniee und stehete um sein Leben. Der rohe Hausen verhöhnte sie in ihrem Jammer und machte noch vor ihren Augen die Anstalten zu seinem Tode. Vergebens bot der Graf 30,000 Gulden für sein Leben; man antwortete ihm mit Hohnlachen. Während einige ihre Spieße vorhielten, jagten die andern ihn mit Peitschenhieben hinein, und ein Junge, der früher in seinen Diensten gestanden hatte, spielte ihm aus Hohn auf der Pfeife dazu vor. Der Gräfin rissen sie dann das schreiende Kind vom Arme, verwundeten es, mißhandelten sie selbst und führten sie endlich auf einem Mistwagen nach Heilbronn zurück. Eben so verfuhren aber auch die gegen sie ausgeschickten Truppen, die einmal 800 wehrlose Bauern niederhieben und jenen schändlichen Buben, der dem Grasen zum Tode vorgespielt hatte, am langsamen Feuer verbrannten. Aber je mehr Bauern den Tod fanden, desto reißender griff der Aufruhr um sich und breitete sich säst über das ganze südliche Deutschland aus, bis denn endlich die gemeinsame Macht der Fürsten die Bauern zur Unterwerfung zwang. Man verfuhr nun gegen die Irregeleiteten recht grausam. Der Kurfürst von Trier und der Bischof von Würzburg zogen mit dem Scharfrichter umher und hängten, köpften und viertheilten die

2. Theil 3 - S. 27

1867 - Breslau : Max
Bauernkrieg. 27 schnelle weiter, ehe noch die anwochnenden Fürsten — der so- genannte schwäbische Bund — Zeit hatten, ihre Truppen zu- sammenzuziehen. Anfangs verfuhren die Bauern unter Führung des Hans Müller von Bulgenbach, eines ehemaligen Soldaten, noch ziemlich manierlich. Mit rothem Mantel und rothem Baret au der Spitze seiner Anhänger zog Müller von Flecken zuflecken; auf einein mit Laub und Bändern geschmückten Wagen ward die Haupt- und Sturmfahne hinter ihm hergefahren. Sie setzten ihre Forderungen in 12 Artikeln auf, schickten sie nach Wittenberg und baten Me- lanchthon und Luther um ihre Meinung. Luther erließ zuerst ein Schreiben an die Fürsten und Herren, und ermahnte sie zur Nach- giebigkeit und Milde; denn einige Forderungen der Bauern wären gerecht und billig. Den Bauern riethen Beide, sich sogleich zu unter- werfen. „Vergesset nicht," schrieben sie, „daß in der heiligen Schrift geschrieben stehet: die Rache ist mein; ich will vergelten." Das hatten die Aufrührer nicht erwartet, und beschlossen, sich nun selbst zu helfen. Indessen rückten nun auch die Truppen herbei und schlugen auf sie los. Dadurch entstand ein wüthender Krieg, in welchem scheußliche Grausamkeiten verübt wurden. Fast überall mußten die Bauern den Kürzern ziehen; dafür rächten sie sich an Denen, die ihnen in die Hände fielen. In dem würtem- bergischen Städtchen Weinsberg fiel ein Graf von Helfenstein nebst 70 Mann Rittern und Knechten in ihre Hände, und da sie gerade erfahren hatten, daß der schwäbische Bund einige der gefangenen Bauern hatte hinrichteu lassen, so verurtheilteu sie den Grafen und dessen Leute zum Tode. Vergebens warf sich die Gräfin, eine Stieftochter Kaiser Maximilians, die, von Angst getrieben, ihr zweijähriges Kind auf den: Arme, herbeigelaufen war, auf die Kniee und flehete um sein Leben. Der rohe Haufen verhöhnte sie in ihrem Jammer und machte noch vor ihren Augen die Anstalten zu seinem Tode. Vergebens bot der Graf 30,000 Gulden für sein Leben; man antwortete ihm mit Hohn- lachen. Während Einige ihre Spieße vorhielten, jagten die An- dern ihn mit Peitschenhieben hinein, und ein Junge, der früher in seinen Diensten gestanden hatte, spielte ihm aus Hohn auf der Pfeife dazu vor. Der Gräfin rissen sie dann das schreiende Kind vom Arme, verwundeten es, mißhandelten sie selbst und führten sie endlich auf einem Mistwagen nach Heilbronn zurück. Eben so verfuhren aber auch die gegen sie ausgeschickten Truppen, die einmal 800 wehrlose Bauern niederhieben und jenen schänd-

3. Geschichte der Neuzeit - S. 25

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 7. Der Bauernkrieg. Thomas Münzer. 25 schuh, seinen Namen führte. Derselbe wurde zwar ebenfalls unterdrückt, kam aber im Breisgau und S ch w a b e n l a n d, wo der Bauernbund der „arme Konrad" hieß, wieder zum Vorschein. Auch in Steiermark hatten sich 1517 an 80 000 Bauern zusammengerottet und arge Vergewaltigungen gegen die Adeligen erlaubt. Alle diese Bauernverschwörungen fallen vor Luthers Auftreten und hatten ihren Grund in der Unzufriedenheit der Bauern mit ihrem Lose. Frohndienste, Plünderungen und Verheerungen, drückende Auflagen und Steuern, das Bei« spiel der freigewordenen und angesehenen Schweizer nährten in ihrer Brust Grimm und zugleich Sehnsucht, sich ihrer geistlichen und weltlichen Zwingherren zu entledigen. Am Neujahrstage 1525 erhoben sich zuerst die Bauern des Abtes von Kempten; die der andern geistlichen Fürsten und Herren folgten dem gegebenen Beispiel. Da der schwäbische Bund, welcher den Frieden herzustellen beauftragt war, zuvor den Herzog Ulrich von Würtemberg bekriegen mußte, der mit Hilfe der Eidgenossen sein Land wieder erobern wollte, so setzten die Bauern in zwölf Artikeln folgende Forderungen auf: Das Recht für jede Gemeinde, ihren Geistlichen selbst zu wählen, die Verwendung des Zehnten für den Pfarrer und die Armen, Freiheit von Frohndiensten, Anteil an Jagd und Fischsang, Benutzung der Wälder, Zurückführung der Abgaben und Pachtgelder auf den alten Fuß, Abschaffung des Todsalls, nach welchem ein Teil des Erbes der Herrschaft anheim fiel. Die Bauern schickten die zwölf Artikel an Luther und forderten ihn auf, sich über ihre Angelegenheit zu erklären. Das that Luther; er ermahnte die Herren zu besserer Behandlung der Bauern und Abstellung gerechter Beschwerden aufs dringendste, warnte aber auch die Bauern freundlich vor Gewaltthätigkeiten, welche wider das Evangelium seien. Allein feine Worte fanden kein Gehör. Der Ausstand griff immer weiter um sich. Unter der Anführung des Schenkwirts Georg Metzler drangen die Bauern aus Schwaben nach Franken, plünderten Burgen und Klöster und verkündeten den Städten, welche ihnen die Thore öffneten, eine neue, günstigere Ordnung der Dinge. Unter den Adeligen aber richteten die Aufrührer ein großes Blutbad an; sie hatten geschworen, alles zu töten, was Sporen trüge. Wer sogleich getötet wurde, hatte ein weit glücklicheres Los als die, welche in Gefangenschaft gerieten. In Weinsberg fiel der Graf Ludwig von Helf enstein mit 70 Waffengefährten in ihre Hände. Vergeblich warf sich feine Frau, eine natürliche Tochter Maximilians I., den Anführern zu Füßen, vergeblich bot der Graf

4. Theil 3 - S. 26

1827 - Breslau : Max
26 lief) Leibeigene, mußten aber manche Tage der Woche für die Herrschaft arbeiten, und wurden nicht allein vom Landesherrn, sondern auch von dem Gutsbesitzer auf eine schamlose Weise mit Abgaben belastet, so daß die armen Menschen ihres Lebens gar nicht froh werden konnten. Sie hatten daher auch schon einige Male hier und da versucht, mit Gewalt die Last abzu- schütteln; aber man hatte sie jedes Mat mit Harte wieder un- terworfen. Nun erfolgte die Reformation. Luther lehrte, jeder Mensch müsse christliche Freiheit haben; damit meinte er, daß Jeder die Freiheit haben müsse, Gott und Jesum zu verehren, wie er wallte. Aber die einfältigen Bauern nahmen das anders, und glaubten, Luther meine, sie brauchten ihren Herren nicht mehr zu gehorchen, da er doch gerade den Gehorsam recht eiu- gescharft hatte. In Schwaben, in der Nahe des Bodensee's, brach der Auf- ruhr der Bauern zuerst aus, und verbreitete sich mit Blitzes- schnelle weiter, ehe noch die anwohnenden Fürsten Zeit hatten, ihre Truppen zusammenzuziehen. Anfangs verfuhren die Bauern nach ziemlich manierlich. Sie setzten ihre Forderungen auf, schickten sie auch nach Wittenberg, und baten Melanchthon und Luthern um ihre Meinung. Beide aber riethen ihnen, sich so- gleich zu unterwerfen. Das hatten die Ausrührer nicht erwartet, und beschlossen, sich nun selbst zu helfen. Indessen rückten nun auch die Truppen herbei, und schlugen auf sie los. Dadurch entstand ein wüthender Krieg, in welchem scheußliche Grausam- keiten verübt worden sind. Fast überall mußten die Bauern den Kürzern ziehn; dafür rächten sie sich an denen, die ihnen in die Hände sielen. So siel in Wer'nsberg (in dem jetzigen Wür- tembergschen) ein Graf mit seinen Rittern und Knechten in ihre Gewalt, die sammtlich in einen Kreis getrieben, und nun nie- dergestochen wurden. Ebenso verfuhren aber auch die gegen sie ausgeschickten Truppen, die einmal 800 wehrlose Bauern nie- derhieben. Aber je mehr Bauern den Tod fanden, desto reißen- der griff der Aufruhr um sich, und breitete sich fast über das ganze südliche Deutschland aus, bis denn endlich die gemeinsame Macht der Fürsten die Bauern zur Unterwerfung zwang. Aber das Schicksal der Armen wurde doch nun erleichtert? — Onein! im Gegentheil legte man ihnen nicht nur das alte Joch wieder

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 24

1876 - Mainz : Kunze
24 Erste Periode der neueren Geschichte. gs»ot ^en' Allein seine Worte fanden kein Gehör. Der Aufstand griff Gcwaltstrei- immer weiter um sich. Unter der Anführung des Schenkwirths Georg chcu warnt. Metzler drangen die Bauern aus Schwaben nach Franken, brachen und plünderten Burgen und Klöster und verkündeten den Städten, welche ihnen die Thore öffneten, eine neue, günstigere Ordnung der Dinge. Unter den Herren vom Adel aber richteten die Aufrührer ein fürchterliches Blutbad an; sie hatten geschworen Alles zu tobten, was Sporen trüge. Wer sogleich getödtet wurde, hatte ein weit glück-$ie Bauern Loos als die, welche in Gefangenschaft geriethen. In Weins- verüben ^erg gerieth der Graf Ludwig von Helfenstein mit 7 0 Waffengefährten £«cäuefe ™ ^re ^brgeblich warf sich seine Frau, eine natürliche Tochter Maximilians I., den Anführern zu Füßen, vergeblich bot der Graf selbst 30,000 Gulden als Lösegeld. Der Graf und feine Gefährten wurden elendiglich in die Spieße der Bauern gejagt und jämmerlich Zu Tode gemartert. Der Gräfin rissen die Wütheriche das kostbare Geschmeide herunter, warfen sie und ihre Frauen aus einen Karren und fuhren sie unter höhnischen Reden nach Heilbronn. Viele deutsche Ritter, welche sich für zu schwach hielten, den Bauern Widerstand zu leisten, gewährten die gestellten Forderungen; Luther aber forderte in einer Schrift „wider die räuberischen und mörderischen Bauern" die Fürsten auf, die Bauern zu züchtigen und wie tolle Hunde todt zu schlagen. ^nter den Herren vorn Adel jener Zeit fällt uns eine Persön-mußihrfeld- lichkeit auf, welche damals die Bauern des Odenwaldes zu ihrem ^werden"" Feldhauptinann erwählten, der berühmte ritterliche Held Gotz von Berlichingen. Von Jugend auf dem Kriegsleben zugethan, hatte er seine Tage im Felde und Kriegslager zugebracht und bei der Belagerung von Landshut die rechte Hand eingebüßt, welche er durch eine künstliche von Eisen zu ersetzen wußte. Sein unruhiger Geist verwickelte ihn in allerlei Fehden mit weltlichen und geistlichen Herren, so daß er nie zur Ruhe kam. Auch dem Herzog von Württemberg leistete er Hülfe gegen den schwäbischen Bund und übernahm die Vertheidigung und geräth des Schlosses Mökmühl. Nachdem er es lange tapfer gehalten hatte, ' uch^La^ wußte er sich wegen Mangels an Lebensrnitteln ergeben, erhielt aber mit den ©einigen freien Abzug. Unterwegs indeß ward er überfallen und nach Heilbronn geführt, wo man ihn aufforderte, Urfehde zu schwören. Er weigerte sich dessen aufs entschiedenste und ließ sich lieber in einen Thurm abführen, ehe er nachgegeben hätte. Seine Frau eilte rasch zu Franz von Sickingen und Georg von Frundsberg, welche zwar als Häupter des schwäbischen Bundes Götzens Gegner

6. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 278

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
278 in. Geschichtsbilder. geistlichen und weltlichen Herren von ihnen forderten, die Plünderungen und Verheerungen, denen sie bei den häufigen Fehden ausgesetzt waren, der Druck der Austagen, welcher mit dem Eintritte neuer Bedürfnifie und dem steigenden Aufwande der Großen zunahm, beson- ders aber das Beispiel der benachbarten Schweizer, welche, der Herrschaft des Adels entledigt, von ihren Obrigkeiten mit keinen außerordentlichen Steuern be- legt und durch kein fremdes Kriegsvolk heimgesucht wurden, — all das nährte unter diesen Landleuten einen stillen Grimm, der nur eines schwachen äußern Anlasses bedurfte, um in Aufruhr und Empörung auszubrechen. Dabei fehlte es nicht an schwärmerischen und ver- schlagenen Köpfen, welche Geschick und Neigung hatten, sich des rohen Haufens zur Ausführung kühner Entwürfe zu be- dienen, und die vorhandenen Funken zur Flamme anzublasen. Im Jahre 1524 empörten sich in der Gegend von Con- stanz die Bauern wider den Abt zu Reichenau, weil er ihnen keinen evan- gelischen Prediger zulasten wollte. Die- sen ersten Bewegungen folgten bald andere heftigere. Am 1. Januar 1525 wurde der Abt zu Kempten von dem Landvolke, das im Verein mit den Städ- ten war, überfallen und nach Ausplün- derung seines Klosters gezwungen, durch einen Vertrag den Rechten, welche man ihm streitig machte, zu entsagen. Dieses Beispiel reizte die Nachbarn zur Nach- ahmung. Auf dem Gebiete der umlie- genden Bischöfe und Aebte, bald auch der Grafen und Herren, sammelte sich alles Landvolk in bewaffneten Haufen. Die Bauern ließen ein Manifest aus- gehen, in welchem sie den Vorwurf, daß sie Aufrührer seien, und daß das neue Evangelium dieses Urtheil ver- schulde, zu widerlegen suchten. In 12 Artikeln waren ihre Forderungen zu- sammengestellt, welche sich hauptsächlich auf das Wahlrecht ihrer Prediger, Ab- schaffung der Leibeigenschaft und Zehn- ten, Antheil an der Jagd, dem Vogel- und Fischfang, Benutzung der Gemeinde- waldungen, Festsetzung der Dienste, Ab- gaben und Pachtgelder u. dgl. bezogen. Immer furchtbarer wurde die Ge- stalt des Aufruhrs. Das Heer der Bauern wälzte sich aus Schwaben nach Franken. Ueberall wurden Burgen und Abteien erobert oder geplündert; aber freiwillig eröffneten die Bürger mehrerer Landstädte den Verkündigern einer neuen, ihnen günstigern Ordnung der Dinge die Thore. Dies geschah unter andern in dem württembergischen Städtchen Weinsberg, und ein Graf Ludwig von Helfenstein wurde bei dieser Gelegenheit mit seiner aus 70 Mann bestehenden Besatzung gefangen. Die Bauern, welche erfahren hatten, daß der schwäbische Bundeshauptmann diejenigen ihrer Bun- desgenossen, welche in seine Hände fielen, hinrichten ließ, wollten durch ein Bei- spiel der Wiedervergeltung schrecken und verurtheilten den Grafen mit seinen Leuten zum Tode. Vergebens flehte die Gemahlin des Gefangenen, ihr zweijäh- riges Kind auf dem Arme, die Anführer der Bauern kniefällig um das Leben ihres Gatten. Dieser wurde mit seinen Unglücksgefährten in die vorgehaltenen Spieße der Bauern gejagt und umge- bracht, während ein Bube, der ehemals in seinen Diensten gestanden, vor ihm herging und ihm auf einer Pfeife zum Tode, wie zum Tanze, vorspielte. Der Gräfin wurde das Kind auf dem Arme verwundet, sie selbst mißhandelt und auf einem Mistwagen nach Heilbronn geführt. Zu Heilbronn nahm ein engerer Ausschuß der Bauern seinen Sitz; die Grafen von Löwenstein wurden gezwun- gen, im Bauernkittel, mit einem weißen Stabe in der Hand, dahin zu wandern und die Annahme der zwölf Artikel zu beschwören. Da unterwarf sich ein großer Theil des Adels dem harten Ge- setz der Noth, und bezeichnete sich mit dem weißen Kreuze, welches die Bauern auf dem Hute oder auf der Brust trugen. Auch Ritter Götz von Berlichingen war einer der Bauernhaup'tleute geworden, aber, wie er selbst berichtet, nur aus Zwang, indem er in seiner Burg keinen Widerstand zu leisten vermochte und seine Flucht zum Kurfürsten von der Pfalz verhindert worden war. Aus dem Jaxt- und Taubergrunde zogen die Bauern — der sogenannte „schwarze Haufen" — gen

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 24

1868 - Mainz : Kunze
24 Erste Periode der neueren Geschichte. welcher ver- seien. Allein seine Worte fanden kein Gehör. Der Aufstand griff Gewamrei- immer weiter um sich. Unter der Anführung des Schenkwirths Georg chen warnt. Metzler drangen die Bauern aus Schwaben nach Franken, brachen und plünderten Burgen und Klöster und verkündeten den Städten, welche ihnen die Thore öffneten, eine neue, günstigere Ordnung der Dinge. Unter den Herren vom Adel aber richteten die Aufrührer ein fürchterliches Blutbad an; sie hatten geschworen Alles zu tobten, was Sporen trüge. Wer sogleich getödtet wurde, hatte ein weit glück- licheres Loos, als die, welche in Gesangeuschaft geriethen. In Weins- Die Bauern berg gerieth der Graf Ludwig von Helsenftein mit 70 Waffengefährten ""etzliche"' w ihre Hände. Vergeblich warf sich seine Frau, eine natürliche Tochter Gräuel. Maximilians I., den Anführern zu Füßen, vergeblich bot der Gras selbst 30,000 Gulden als Lösegeld. Der Graf und seine Gefährten wurden elendiglich in die Spieße der Bauern gejagt und jämmerlich zu Tode geniartert. Der Gräfin rissen die Wütheriche das kostbare Geschmeide herunter, warfen sie und ihre Frauen auf einen Karren und fuhren sie unter höhnischen Reden nach Heilbronn. Viele deutsche Ritter, welche sich zu schwach hielten, den Bauern Widerstand zu leisten, gewährten die gestellten Forderungen; Luther aber forderte in einer Schrift „wider die räuberischen und mörderischen Bauern" die Fürsten auf, die Bauern zu züchtigen und wie tolle Hunde todt zu schlagen. Götz v. Ber- Unter den Herren vom Adel jener Zeit fällt uns eine Persön- lichkeit auf, welche damals die Bauern des Odenwaldes zu ihrem hauptmann Feldhauptmann erwählten, der berühmte ritterliche Held Götz von werden, Berlichingen. Von Jugend auf dem Kriegsleben zugethan, hatte er feine Tage im Felde und Kriegslager zugebracht und bei der Belagerung von Landshut die rechte Hand eingebüßt, welche er durch eine künst- liche von Eisen zu ersetzen wußte. Sein unruhiger Geist verwickelte ihn in allerlei Fehden mit weltlichen und geistlichen Herrn, so daß er nie zur Ruhe kam. Auch dem Herzog von Würtemberg leistete er Hülfe gegen den schwäbischen Bund und übernahm die Vertheidigung und geräth des Schlosses Mökmühl. Nachdem er es lange tapfer gehalten hatte, Uche"latze' mu&tc ev ^ wegen Mangel an Lebensmitteln ergeben, erhielt aber mit den Seinigen freien Abzug. Unterwegs aber ward er überfallen und nach Heilbronn geführt, wo man ihn aufforderte, Urphede zu schwören. Er weigerte sich dessen aufs entschiedenste und ließ sich lieber in einen Thurm abführen, ehe er nachgegeben hätte. Seine Frau eilte rasch zu Franz von Sickingen und Georg von Frundsberg, welche zwar als Häupter des schwäbischen Bundes Götzens Gegner

8. Deutsche und preußische Geschichte bis zum Jahre 1740 - S. 8

1899 - Leipzig : Teubner
8 Die Neuzeit. 3. Der große Bauernkrieg (1524—1525). Bald aber standen die Bauern auf, denen wegen der ihnen willkürlich aufgebürdeten neuen Lasten Wut und Verzweiflung am Herzen nagten. Zuerst brachen die Aufstand im Schwarzwäldler los. Eine Menge Zwingburgen gingen in Flammen chwarzwald. au^. Graf von Helfenstein mußte unter den Spießen der Aufrührer Verbreitung sein Leben lassen. Mittlerweile war ganz Südwestdeutschland in deren "deutfthland^' Gewalt, auch zwei Adlige, Götz von Berlichingen und Florian Geyer waren unter ihren Hauptleuten. Die Forderungen, welche die Bauern Die zwölf Artikel, aufstellten, die sogenannten zwölf Artikel, waren im allgemeinen gemäßigt. An vielen Orten mußten ihnen die Grundherren nachgeben. Damals Forderung der tauchte unter einigen ihrer Führer der Plan auf, eine starke Reichsgewalt Rerchsreform- ^ schaffen, da nur ein mächtiger Kaiser, der allein im Reiche herrsche, allen Schutz und Schirm zu gewähren vermöge. Luther sprach sich anfangs dahin aus, daß man die gerechten Forderungen der Bauern erfüllen solle. Als aber die Thüringer Scharen, von dem schwärmerischen i Münzer. Thomas Münzer geleitet, viele alte Klöster stürmten und niederbrannten, Luthers verlangte er zornig von den Fürsten die Unterwerfung der „räuberischen Stellungnahme. und mörderischen Bauern". Bei Frankenhausen (sö. von Sondershausen) wurden ihre schlechtgerüsteten Haufen von dem Heere Philipps von Hessen und Johannes, des Kurfürsten von Sachsens, auseiuander-Unterdrückung getrieben; auch die süddeutschen Scharen unterlagen den Feldhauptleuten des Aufstandes. ^er Städte und Fürsten. Der „Prophet" Münzer wurde unter Qualen hingerichtet. Mehrere Hundert Bauern mußten in Franken mit dem Leben büßen. Fast überall aber wurde der Druck, der den Aufstand hervorgerufen hatte, noch vermehrt, und der Bauernstand versank in Roheit und stumpfe Gleichgiltigkeit. 4. Weitere Verbreitung der neuen Lehre. Vorübergehend schien es, als wolle der Kaiser, welcher im Jahre 1525 einen entscheidenden Gefahr für die Sieg über den Franzosenkönig Frauz I. davongetragen hatte, die neue Evangelischen, ausrotten. Aber neue Verwicklungen mit dem Ausland hinderten Der erste Speyrer ihn daran, so daß nun auf dem (ersten) Reichstage zu Speyer (1526) Reichstag 1526. ^ Beschluß gefaßt werden konnte, es solle eine Kirchenversammlung berufen werden; bis dahin solle sich ein jeder so verhalten, wie er es gegen Gott und den Kaiser verantworten könne. Daraufhin begannen diejenigen Fürsten und Magistrate freier Städte, Einrichtung der welche es mit Luther hielten, innerhalb ihres Gebietes die Neuordnung Landeskirchen. *>er religiösen Angelegenheiten in die Hand zu nehmen. Von Luther und Melauchthou beraten, führte Kurfürst Johann von Sachsen eine Kirchenordnung ein, nach welcher nun der Staat die Pfarrer ernannte und Superintendenten zur Beaufsichtigung derselben einsetzte. Die Kirchen und Schulen wurden besichtigt, das Kirchengut eingezogen und teilweise 1) Johann war seinem Bruder Friedrich dem Weisen im Jahre 1525 gefolgt.

9. Neuere Geschichte - S. 90

1843 - Berlin : Sander
90 V. Der Bauernkrieg. meinte, indem er rieth, man solle aus dem Adel etliche Grafen und Herren, aus den Städten einige Rathsherren wählen, und die Sache freundlicherweise handeln und stillen, so daß die Herren ihren stei- fen Muth herunter ließen und ein wenig von ihrer Tyrannei und Unterdrückung wichen, die Bauern aber auch sich weisen ließen, und etliche Artikel, die zu viel und zu hoch gegriffen, aufgäben. Aber eben so begreiflich ist es, daß die gutgemeinte Ermahnung die beab- sichtigte Wirkung verfehlte, und daß Luther nun bei den Genossen des Aufstandes in den Verdacht kam, er heuchle den Fürsten, und rede jetzt nach andern Grundsätzen, als nach welchen er dem Papste den Krieg erklärt hatte, und fortwährend dem Gebote des Kaisers und der Reichsversammlungen Folge versagte. Inzwischen wurde die Gestalt des Aufruhrs immer furchtbarer. Während Truchseß mit den Bundestruppen noch im Allgau und am Bodensee stand, wälzte sich das Heer der Bauern unter Anführung eines ehemaligen Gastwirths, George Metzler, aus Schwaben nach Franken. Ueberall wurden Burgen und Abteien erobert oder geplün- dert; aber freiwillig eröffneten die Bürger mehrerer Landstädte den Verkündigern einer neuen, ihnen günstigern Ordnung der Dinge, die Thore. Dieß geschah unter andern in dem würtembergischen Städt- chen Weinsberg, und ein Graf Ludwig von Helfenstein wurde bei dieser Gelegenheit mit seiner, aus siebzig Mann bestehenden Besatzung gefangen. Die Bauern, welche erfahren hatten, daß der schwäbische Bundeshauptmann diejenigen ihrer Bundesgenossen, welche in seine Hände fielen, hinrichten ließ, wollten durch ein Beispiel der Wieder- vergeltung schrecken, und verurtheilten den Grafen mit seinen Leuten zum Tode. Vergebens flehte die Gemahlin des Gefangenen, eine natürliche Tochter Kaiser Maximilians, ihr zweijähriges Kind auf dem Arme, die Anfithrer der Bauern kniefällig um das Leben ihres Gatten; dieser wurde mit seinen Unglücksgefährten in die vorgehal- tenen Spieße der Bauern gejagt und umgebracht, während ein Bube, der ehemals in seinen Diensten gestanden, vor ihm herging und ihm auf einer Pfeife zum Tode, wie zum Tanze, vorspielte. Der Gräfin wurde das Kind auf dem Arme verwundet, sie selbst gemißhandelt und endlich auf einem Mistwagen nach Heilbronn geführt. Dieser Vorfall steigerte die Wuth des Adels gegen die Bauern auf den höch- sten Grad, und verdarb auch in Luthers Augen ihre Sache gänzlich. Ohne das, was den gefangenen Bauern widerfahren war, zu einiger

10. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 112

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
112 52. Der Bauernkrieg. Unruhen in Münster. mehr herauszuholen und sie persönlich herabzudrücken, womöglich sie wieder in eine größere Abhängigkeit zu bringen. Die selbstbewußten und an eine gewisse Selbständigkeit gewöhnten Bauern sahen sich nun in ihrem Fortkommen bedroht und fühlten sich rechtlos; es kam ihnen der Gegensatz zwischen arm und reich, zwischen hoch und niedrig zum Bewußtsein. Bei dem Landesherrn fanden sie keinen Schutz, da erhoben sie sich gegen ihre Bedrücker. Es lag damals in der Zeit, sich nichts gefallen zu lassen; wie andere Stünde, so taten sich auch die Bauern zusammen und schlugen gelegentlich los. Ihr Haß richtete sich in gleicher Weise gegen den Adel wie gegen die Geistlichkeit; der Bauer glaubte, die Leute lebten nur von ihm, ohne selbst zu arbeiten; dazu kam das sittenlose Leben der Geistlichen, die alles, was sie taten, nur um Geld taten; und das konnte der Bauer nicht vertragen. 2. Unruhen in Süddeutschland. Zuerst brachen im Südwesten Deutschlands Unruhen aus; hier, wo viele kleine Landesherren waren, hatten die Bauern am meisten zu leiden. In Süddeutschland zählt man von 1431—1514 schon zehn Bauernaufstände. Hieraus geht auch hervor, daß die Reformation den Bauernkrieg nicht veranlaßt hat. Indessen, nach Luthers Auftreten wurden einzelne feiner Lehren hier und da von den Bauern in mißverstandener Weise für ihre Sache benutzt; gewöhnlich waren es dann aufrührerische Prediger, die sie mit in die Bewegung hineinbrachten. So wurde das Wort von der „christlichen Freiheit" viel angewandt; man verstand es aber immer im wirtschaftlichen Sinne. Dieses Wort hörten die Bauern gern; dann riefen sie, wie in Schwaben: „Das ist das recht evangeli; wie haben die alten pfaffen gelogen und falsch gepredigt: man solt die bueben alle zu todt schlagen!" Im Jahre 1524 brach im südlichen Schwarzwalde wieder eine Erhebung aus, die sich schnell über den größten Teil Süddeutschlands mit Einschluß des Elsaß verbreitete. Die Bauern faßten ihre Forderungen in zwölf Artikeln zusammen, aus deueu klar hervorgeht, daß wirtschaftliche Notstände die Ursache aller Aufruhren waren. Sie rotteten sich zu Heerhaufen zusammen, die teils von Bauern oder Dorfpfarrern, teils auch vou Rittern, wie Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand oder Florian Geyer befehligt wurden. Plündernd fielen sie über die Klöster, Burgen und Schlösser her und verübten an manchen Orten furchtbare Grausamkeiten. Luther, an den sich die Bauern auch wandten, hatte anfangs beiden Parteien, den Herren und den Bauern, ihr Unrecht vorgehalten; dann aber empörten ihn die Roheiten und Gewalttaten der Bauern so, daß er die Fürsten aufforderte, aus das strengste gegen sie einzuschreiten. Das taten sie auch. Unter den Fürsten und Städten Süddeutschlands bildete sich der schwäbische Bund, dessen Heer unter dem Feldherrn Truchseß von Waldburg in mehreren Schlachten die schlecht bewaffneten Bauern besiegte und auseinandertrieb. 3. Unruhen in Thüringen und die Schlacht bei Frankenhausen (1525). Von Süddeutschland pflanzten sich die Unruhen auch nach Thüringen fort; hier wurden sie hauptsächlich von einem gefährlichen Schwärmer Namens Thomas Münzer genährt. Der Schauplatz

11. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 16

1875 - Münster : Coppenrath
— 16 — merei, und es gelang ihm, die Flamme des Aufruhres zu dämpfen. Aber kaum war sie hier unterdrückt, so schlug sie dort wieder hoch empor. Der Bauernkrieg (1524—1525). — Es erhoben sich plötzlich, wie nach gemeinsamer Verabredung, in mehren Gegenden Deutschlands die unteren Volksklassen gegen die oberen, besonders die hartgedrückten Bauern gegen ihre Gutsherren. Auch sie waren durch die Bewegung der Zeit aufgerüttelt. Sie hörten Luther von christlicher Freiheit reden und verstanden darunter nicht bloß die Glaubensfreiheit. Schon lange waren sie mit dem traurigen Zustande, in welchem sie lebten, höchst unzufrieden. Die Frohndienste, welche die geistlichen und weltlichen Herren von ihnen forderten, der Druck der Abgaben, Alles dieses nährte unter den Landleuten einen stillen Grimm, der nur eines schwachen Anlasses bedurfte, um in Aufruhr und Empörung loszubrechen. Luther's Schrift über die christliche Freiheit wandten sie auf die traurige Lage ihres Standes an und forderten auch eine bürgerlichefreiheit. Schwärmerische Anhänger der Reformation gossen durch Schriften und Reden Del in die lodernde Flamme und wurden zum Theil Leiter und Führer der Empörung. Die Bauern stellten ihre Forderungen in zwölf Artikeln zusammen, beriefen sich für alle ihre Forderungen auf die Bibel, und schickten sie an Luther, damit er über sie einen Ausspruch thue. Dieser fand ihre Forderungen nicht unbegründet, jedoch ermahnte er sie dringend zur Ruhe, ihre Herren aber zu einer zeitgemäßen Mäßigung. Allein seine Ermahnungen fanden weder bei den Bauern, noch bei ihren Herren Eingang. In Franken, Schwaben, Thüringen, Elsaß, überall brach die Empörung aus; überall rotteten sich die Bauern zusammen und zogen unter schrecklichen Verwüstungen hierhin und dorthin, um die zwölf Artikel mit Gewalt zur Ausführung zu bringen. Dabei wurden Kirchen, Klöster und Burgen ausgeplündert, Bilder und Crucifixe zerschlagen, Priester an Altären mißhandelt. Karlstadt selbst stand an der Spitze einer dieser Banden. Vergebens baten, ermahnten, droheten die Fürsten; vergebens donnerte Luther gegen die Aufrührer in einer Schrift: „Wider die mordischen und räuberischen Rotten der Bauern!" Nichts vermochte ihre Wuth zu entwaffnen. Endlich aber zogen von allen Seiten schwere Gewitterwolken sich zusammen, deren Blitze Schlag auf Schlag die verworrenen Haufen der Bauern treffen sollten. Es sammelte sich ein Heer des schwäbischen Bundes unter dem Hauptmann Georg Truchseß von

12. Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden - S. 122

1911 - Leipzig : Hirt
122 Die Neue Zeit. Erst 1534 erschien die erste vollstndige Bibel in Luthers bersetzung. So spaltete sich die Kirche des Abendlandes in zwei Parteien, von denen jede fortan ihre eigenen Wege ging. 5. Der Bauernkrieg. Die Bauern waren grtenteils unfreie Leute. Sie hatten unter der Willkr ihrer Herren (der Fürsten. Ebelleute, hheren Geistlichen) viel zu leiben. Luthers Lehre von der Freiheit des Glaubens erweckte in ihnen die Sehnsucht nach uerlicher, persnlicher Freiheit. In Schwaben rotteten sie sich zusammen und nahmen an ihren Bebrckern blutige, oft grausame Rache. Klster und Schlsser sanken in Schutt (auch die Burg Hohenstaufen ist bamals zerstrt worben). In den 12 Artikeln, die ihre Forderungen enthielten, war Geistliches und Weltliches durchein-anbergemengt. Sie verlangten unter anberm freie Prebigt des Evangeliums, Wahl der Geistlichen, statt des rmischen Rechts beutsche Volksgerichte, Abschaffung der Jagbvorrechte ihrer Herren (weil das Wilb den Feibern groen Schaben zufgte), Einschrnkung der Abgaben und Fronbienste. Auch einige Hherstehend schlssen sich bcn Bauern zeitweilig an. So war Gtz von Berlichingen mit der eisernen Hand eine Zeitlang, freilich halb gezwungen, ihr Fhrer. (Goethe: Gtz von Berlichingen.) Luther gab den Bauern in vielen Punkten recht; er ermahnte die Herren, ihren Untergebenen das Joch leichter zu machen, und riet den Bauern, zur frieblichen Arbeit zurckzukehren. Inzwischen verbreitete sich der Aufftanb norbwrts durch Franken und Thringen. Hier trat einer der Schwarmgeister", der Prebiger Thomas Mnzer. an die Spitze der Bauern. Er wollte die Gtergemeinschaft einfhren und am liebsten alle weltliche Drbnung auflsen. Die Bauern, durch seine wilben Reben entflammt, fllten das vormals blhenbe Land mit Morb und Verwstung. Das war Luther zu viel. Er forberte die Fürsten auf, sich zu vereinigen und solchem Greuel Einhalt zu tun. Das frstliche Heer stie bei Franken hausen auf die Emprer. Mnzer hatte sich vermessen, die Kugeln in seinem rmel aufzufangen; als aber die ersten Geschosse einschlugen, entfloh er, und balb stoben die schlecht bewaffneten Bauern auseinanber. Mnzer wrbe ergriffen und 1525 hingerichtet, 1525. Auch in Franken und Schwaben wrbe der Aufruhr unterbrckt. Der Wohlstanb dieser Gegenben war auf Jahre vernichtet. Manche Ruine erzhlt noch heute von dieser schrecklichen Zeit. Das Los der Bauern aber wrbe an vielen Orten noch hrter als vorher. 6. Karls >. auswrtige Kriege. Karl V. hatte Weber die Beschlsse des Wormser Reichstags gegen Luther und feine Lehre (das Wormser (Sbift) ausfhren noch sich um den Bauernaufstanb kmmern knnen, weil er mit Franz I. von Frankreich um den Besitz Italiens und Burgunds kmpfte. Die erste Entscheibung fiel 1525 bei Pavia. wo die bentfchen

13. Deutsche Geschichte - S. 96

1906 - Leipzig : Teubner
96 Die Neuzeit. Standesgenossen Hoffnungen zu verwirklichen. An ihrer Spitze rckte er wider den Erzbischof von Trier ins Feld (1522). Mit ihm ritt Ulrich von Hutten, ein vaterlndisch gesinnter Humanist, der in kernigen Flugschriften gegen Rom aufgerufen hatte und der Meinung war, der Kaiser msse mit Hilfe der Städte und Ritter die Fürsten niederwerfen und ein starkes Kaisertum deutscher Art schaffen. Doch milang die Belagerung von Trier, und einige Fürsten eilten dem Erzbischof zu Hilfe. Bald sah sich der khne Ritter in seiner Burg Land stuhl (uo. von Zweibrcken) von den Mannen des Land-grasen Philipp von Hessen und des Kurfrsten von der Pfalz umschlossen. Von einem herabstrzenden Balken schwer verwundet, mute sich Sickingen ergeben und starb gleich darauf. Hutten floh in die Schweiz, wo er noch in demselben Jahre ins Grab sank (1523). Mit dieser Niederlage war die Reichsritterschaft endgltig beiseite geschoben. Der groe Bald aber standen die Bauern auf, denen wegen der ihnen will-Ss2 krlich aufgebrdeten neuen Lasten Wut und Verzweiflung am Herzen nagten. Zuerst brachen die Schwarzwldler los. Eine Menge Zwing-brgen gingen in Flammen auf; der Graf von Helfenstein mute unter den Spieen der Aufrhrer sein Leben lassen. Mittlerweile war ganz Sddeutschland in deren Gewalt, auch zwei Adlige, Gtz von Berlichingen und Florian Geyer, waren unter ihren Hauptleuten. Die Forderungen, welche die Bauern aufstellten, die sogenannten zwlf Artikel, waren im allgemeinen gemigt. An vielen Orten muten ihnen die Grundherren nachgeben. Damals tauchte unter einigen ihrer Fhrer der Plan auf, eine starke Reichsgewalt zu schaffen, da nur ein mchtiger Kaiser, der allein im Reiche herrsche, allen Schutz und Schirm zu gewhren vermge. Luther sprach sich anfangs dahin aus, da man die gerechten Forderungen der Bauern erfllen solle. Als aber die Thringer >c, Scharen, von dem schwrmerischen Thomas Mnzer geleitet, viele , > - - ' alte Klster strmten und niederbrannten, verlangte er zornig von den Fürsten die Unterwerfung der ruberischen und mrderischen Bauern". Auch auf Friedrich den Weisen setzten die Bauern wegen seines Ver-hltnisses zu Luther und seiner weithin gerhmten Milde groe Hoffnung. Ehrerbietig nannten sie seinen Namen. Er ermahnte in der Tat die Herrschenden zur Gte. Als sich der Aufruhr dem Hhepunkte nherte, ,v- t verschied Friedrich im Schlosse Lochau bei Torgau, nachdem er vorher das Abendmahl in beiderlei Gestalt genommen und sich so als erster der deutschen Fürsten zu Luthers Lehre bekannt hatte. Er ruht in der Schlokirche zu Wittenberg. Wenige Tage nach seinem Tode wurden die schlechtgersteten Haufen der Bauern bei Frankenhauseu (s. von Sondershausen) von dem Heere Philipps von Hessen, Johanns des Bestndigen und Georgs des Brtigen von Sachsen aus-einandergetrieben; auch die sddeutschen Scharen unterlagen den Feld-

14. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 57

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
13. Der Bauernkrieg. 57 die Bauern wider den Abt zu Reichenau, weit er ihnen keinen evange- lischen Prediger zntassen wollte. Diesen ersten Bewegungen folgten bald andere, heftigere. Am 1. Januar 1525 wurde der Abt zu Kempten von dem Landvolke, das im Verein mit den Städten war, überfallen und nach Ausplünderung seines Klosters gezwungen, durch einen Ver- trag den Rechten, welche man ihm streitig machte, zu entsagen. Dieses Beispiel reizte die Nachbarn zur Nachahmung. Auf den Gebieten der umliegenden Bischöfe und Aebte, bald auch der Grafen und Herren, sammelte sich alles Landvolk in bewaffneten Hansen. Die Bauern ließen ein Manifest ansgehen, in welchem sie den Vorwurf, daß sie Aufrührer seien und haß das neue Evangelium dieses Unheil verschulde, zu widerlegen suchten. In 12 Artikeln waren ihre Forderungen zu- sammengestellt, welche sich hauptsächlich auf das Wahlrecht ihrer Pre- diger, Abschaffung der Leibeigenschaft, Zehnten, Antheil an der Jagd, dem Vogel- und »Fischfang, Benutzung der Gemeindewaldungen, Fest- setzung der Dienste, Abgaben und Pachtgelder und dgl. bezogen. Diese und noch eine andere Schrift schickten sie an Luther mit der Aufforde- rung, einen Ausspruch darüber zu thun. Von dem Manne, der so be- redt von der Freiheit eines jeden Christen gepredigt und mit den Worten der Bibel den höchsten Gewalten auf Erden Trotz geboten hatte, erwar- teten sie mit voller Gewißheit Verteidigung ihres Beginnens. Luther befand sich in großer Verlegenheit. Er konnte ihnen nicht Recht geben, ohne die Reden seiner Feinde, daß seine Lehre zum Aufruhr führe, zu bekräftigen, und ohne es mit den Fürsten und dem Adel, welche ihn gegen Papst und Kaiser geschützt hatten und ferner schützen sollten, für immer zu verderben. Dennoch wagte er es, in einer Vermahnung, die er zugleich an die Fürsten und an die Bauern im Druck ausgehen ließ, den erstern zuerst sehr ernste und kräftige Wahrheiten über ihre Regimentsweise zu sagen, wobei er freilich seinen Standpunkt vornehm- lich gegen die geistlichen Herren und gegen die seiner Lehre feindlichen Fürsten nahm, indem er Bedrückung des Evangeliums als den haupt- sächlichsten Anlaß .der Unruhen darstellte. Nachdem er den Großen iu's Gewissen geredet, wandte er sich an die Bauern mit so freundlichen Worten, daß es beinahe schien, als sei er nicht weit davon entfernt, ihnen Recht zu geben. Er rieth, man solle aus dem Adel etliche Grafen und Herren, aus den Städten einige Rathsherrcn wählen, und die Sache freundlicher Weise „handeln und stillen, so daß die Herren ihren steifen Muth herunter ließen und ein wenig von ihrer Tyrannei und Unterdrückung wichen, die Bauern aber auch sich weisen ließen, und etliche Artikel, die zu viel und zu hoch griffen, aufgäben." Aller die gut gemeinte Ermahnung verfehlte die beabsichtigte Wirkung und Luther kam nun bei den Genossen des Aufstandes in den Verdacht, er heuchle den Fürsten, und rede jetzt nach andern Grundsätzen, als nach welchen er dem Papste den Krieg erklärt hatte, und fortwährend dem Gebote des Kaisers und der Reichsversammlung Folge versagte. Inzwischen wurde die Gestalt des Aufruhrs immer furchtbarer.

15. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 232

1887 - Hannover : Meyer
232 106. Bildersturm; Bauernkrieg; Unruhen in Münster. geben konnten. Dahin gehört bor allem der Bauernkrieg von 1525. Es ist wahr, das Los der Bauern, die damals nicht freie Männer, sondern Hörige der Edelleute und Klöster waren, war fast unerträglich. Sie mußten schwere Abgaben an ihre Herren entrichten, endlose Frondienste leisten und die härteste Behandlung ertragen. Während ihre geistlichen und weltlichen Herren schwelgten, führten sie in mühseliger Arbeit, in Armut und Schmutz ein jammervolles Dasein. Wie konnte es anders sein, als daß diese Halbsklaven von bitterem Hasse gegen ihre Herren er-füllt waren! Deshalb hatten sie auch schon öfter, aber immer vergebens, sich wider dieselben empört. Als nun Luther gegen die geistliche Tyrannei des Papstes und der Bischöse eiferte, meinten die unwissenden Bauern, sie dürsten sich auch gegen die Tyrannei ihrer Herren erheben und rotteten sich - zuerst in Schwaben, baun auch in Franken und Thüringen — zu offener Empörung zusammen. Ihre Beschwerden schrieben sie in zwölf Artikeln nieder und forderten auch Luther auf, zu erklären, ob sie nicht recht hätten. Luther sagte, sie hätten in vielen Stücken recht; aber darin hätten sie unrecht, daß sie Auf-rühr anstifteten. Zugleich ermahnte er die Fürsten, der armen Bauern Los zu bessern. Aber schon fielen die Bauern allenthalben über die Klöster und Schlösser her, plünderten, sengten und brannten und verübten die scheußlichsten Grausamkeiten. Zu Weinsberg fingen sie 70 Ritter; uni biefe bildeten sie einen Kreis und jagten sie in die vorgehaltenen Spieße, bis sie starben. Voll Zorns über solche Greuel forberte nun Luther die Fürsten selber auf, die Aufrührer totzuschlagen. „ Einer der Bauernhausen, der bei Frankenhausen (südlich vom Kyffhäuser) stanb, würde von einem gefährlichen Schwärmer, namens Thomas Münzer, geführt. Dieser lehrte, alle Fürsten und Herren müßten erschlagen und alle Güter geteilt werben. Als nun das Heer der Fürsten heranzog, entsank den Bauern boch der Mut. Da rief Münzer: »Seid nicht bange, ich werbe alle Kugeln mit meinem Rockärmel auffangen. Xtnb seht, ba erscheint ein Regenbogen am Himmel, basfelbe Zeichen, welches wir auf unfern Fahnen tragen; dadurch verheißt Gott uns den Sieg." Der Kamps begann, das Bauernheer wurde fast gänzlich vernichtet. Münzer verkroch sich auf einem Heuboden in Frankenhaufen, wnrde aber gefunden und hingerichtet. Bald war der Bauernaufruhr im ganzen Reiche niedergeschlagen. Betrübend ist die Grausamkeit, mit welcher, trotz aller Mahnungen Luthers, die meisten Fürsten gegen die Besiegten wüteten. Ein Markgraf ließ z. B. 59 Gefangenen die Augen aufstechen. Das Los der armen Bauern wurde hinfort noch schlimmer als vorher. 3. Unruhen der Wiedertäufer in Münster (1535). Zehn Jahre später spielten sich die greulichen Unruhen der Wiedertäufer zu Münster in Westfalen ab. Diese Wiedertäufer, so genannt, weil sie die Kindertaufe verwarfen, waren Schwärmer nach Art des Münzer. In Münster fanden sie einen so großen Anhang, daß es ihnen gelang, die Herrschaft in der Stadt an sich zu reißen. Nun plünderten sie die Kirchen und Klöster, zerschlugen die Bilder und verbrannten auf dem Marktplatze alle Bücher. Männer und Frauen rannten wie besessen durch die Straßen und schrieen: „Thut Buße und lasset euch von neuern taufen, daß

16. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 45

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 45 — rufenen Kirchenversammlung nicht erschienen, rüstete der Kaiser zu einem Kriege gegen dieselben. Schwärmerische Bewegungen zur Zeit der Reformation. Die Bilderstürmer. Während Luther noch auf der Wartburg weilte, brachen in Wittenberg Unruhen aus. Viele der Anhänger Luthers gingen nämlich in ihrem Eifer für die gute Sache zu weit und ließen sich zu allerhand unbedachtfamen Schritten hinreißen. Ein langsames Abstellen alter kirchlicher Formen genügte ihnen nicht, mit Gewalt sollte aus den Kirchen alles, was an den katholischen Gottesdienst erinnerte, entfernt werden. An der Spitze der Bewegung stand der oben erwähnte Dr. Karlstadt. Mit einem rohen Haufen gleichgesinnter Mönche, Studenten, Bauern, Handwerker u. f. w. drang er in die Kirchen, warf die Heiligenbilder hinaus, zertrümmerte Altäre und geweihte Gefäße, verjagte die Geistlichen, welche Messe hielten, und verübte viele Gewaltthätigkeiten gegen die, welche seiner Raserei Widerstand leisteten. Indessen stellte Luther, der schnell von der Wartburg herbeieilte, gar bald Ruhe und Ordnung wieder her. Der Banernkreig. Wie auf kirchlichem, so herrschten auch auf staatlichem Gebiete mancherlei Mißbräuche. Der Stand der Bauern befand sich in der unruhigen Zeit des 14. und 15. Jahrhunderts in einem gar kläglichen Zustande. Schon längst hatten die vielen Frondienste, welche die Bauern geistlichen und weltlichen Herren leisten mußten, und die zahlreichen Abgaben unter den Landleuten eine große Unzufriedenheit und Erbitterung hervorgerufen. Als nun Luthers Schrift „von der christlichen Freiheit" erschien, ergriff sie mächtig das Verlangen, auch ihren äußeren Zustand zu bessern. Die Bauern stellten ihre Forderungen in zwölf Artikeln zusammen, welche sie an Luther sandten, um feine Meinung zu hören. Dieser konnte ihnen in manchen Stücken nicht unrecht geben, ermahnte sie aber dringend zur Ruhe und forderte ihre Herren auf, die Bauern besser zu behandeln. Indessen wurden feine Ermahnungen weder von letzteren noch von ihren Herren beachtet. In vielen Ländern brach die helle Flamme der Empörung aus; so in Franken, Schwaben, Elsaß und Thüringen. Überall rotteten sich die Bauern zusammen, um ihre Forderungen mit Gewalt zur Ausführung zu bringen. Schreckliche Verwüstungen bezeichneten ihren Weg. Vergebens waren die Bitten und Drohungen der Fürsten, vergebens Luthers Ermahnungen in der gegen die Aufrührer gerichteten Schrift: „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern!" Nichts

17. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 76

1915 - Berlin : Vahlen
76 Bilderstürmer. Erhebung der Reichsritter. Bauernkrieg. §§ 94. 95. zerschlugen die Bilder und entfernten gewaltsam alles, was an die Messe und das katholische Priestertum erinnerte. Um diese Bilderstürmer zu bekämpfen, verließ Luther (1522) gegen den Willen seines Kurfürsten die Wartburg und bändigte wirklich mit seines Geistes Gewalt und mit seiner Predigt den bedenklichen Aufruhr. § 95. Die Erhebung der Reichsritter. 1522-1523. Der Bauernkrieg. 1524—1525. Ungefähr zu derselben Zeit brachen auch gefährliche Unruhen anderer Art in Deutschland aus. 1. Zunächst erhoben sich die Reichsritter in Schwaben und Franken, an der Spitze der ehrgeizige Franz von Sickmgen und sein Freund, der feurige, mit der Feder wie mit dem Schwerte gleich schlagfertige Ulrich von Hutten, beide eifrige Anhänger Luthers. Sie strebten nach einer Umgestaltung des Reichs, besonders nach Beseitigung der geistlichen Fürstentümer und Schmälerung der Macht auch der weltlichen Landes-fursten. Doch sie erlagen im Kampfe. Sickingen fiel 1523 auf feiner Burg Landstuhl in der Pfalz, wo ihn die Fürsten, die er zuerst angegriffen hatte, belagerten, und Hutten starb in demselben Jahre als heimatloser Flüchtling auf der Insel Ufnau im Züricher See. 2. Auch die Bauern waren mit den bestehenden Verhältnissen unzufrieden, und sie hatten Grund dazu; denn ihre Lage, die im 13. Jahrhundert im ganzen recht zufriedenstellend gewesen war, hatte sich dann — vor allem im südlichen Deutschland — mehr und mehr verschlechtert und war fast unerträglich geworden. Schon wiederholt war es deshalb seit dem 15. Jahrhundert zu Erhebungen gekommen: jetzt brach, zuerst in den Schwar;waldgegenden, ein neuer Ausstand aus, der sich schnell über den ganzen Süden und nach Thüringen verbreitete und einen gewaltigen Um- 1525. fang annahm. Anfangs waren die Forderungen der Bauern noch gemäßigt: in ihren zwölf Artikeln verlangten sie vor allem Aufhebung der Leibeigenschaft und der drückendsten Fronden und Abgaben, Beseitigung der Rechtswillkür und freie Wahl der Pfarrer durch die Gemeinden. Damals riet auch Luther, so wenig er für die Aufständischen Partei nahm, den Fürsten und Herren, deren Härte er mißbilligte, zu Zugeständnissen. Bald aber gingen die Bauern, denen sich die niedere Bevölkerung nicht weniger Städte anschloß, weiter und weiter und wurden immer maßloser in ihren Forderungen. Sie begannen gar wild zu hausen und Klöster und Schlösser zu zerstören. Da forderte Luther selbst zu rücksichtsloser Gewalt gegen sie auf. Die zunächst bedrohten Landesherren aber schlossen sich zusammen: die Bauernhaufen in Oberdeutschland wurden vom schwäbischen Bunde geschlagen, und in Thüringen wurden die aufständischen Banden, die sich um den schwärmerischen Prediger Thomas Münzer geschart hatten, von einem Heere verbündeter norddeutscher Fürsten bei Frankenhausen am Kyffhäuser vernichtet (1525). Thomas Münzer wurde gefangen genommen, gefoltert und

18. Mittlere und neue Geschichte - S. 125

1877 - Leipzig : Senf
]. Zeitalter d. Reformation u. d. in ihrer Folge eingebet. Bewegungen. 125 war die Übersetzung der ganzen Bibel durch Luther vollendet) führten viele Tausende der neuen Lehre zu. Wahrend nun aber Luther auch sein Mönchsgewand ablegte und 1525 eine gewesene Nonne, Katharina von Bora, heirathete, schien der in Süd- und Mitteldeutschland ausgebrochene Bauernkrieg den Fortgang seiner Lehre noch einmal ernstlich zu gefährden, da seine Gegner die Quelle desselben aus der Schädlichkeit der Lehre Luthers ableiteten, während nur das Mißverständniß seiner Lehre von der innern Freiheit, die sie mit der staatlichen verwechselten, die Schuld davon trug. Frühere Aufstände der gedrückten Bauern in Schwaben hatte zum Theil nur der schwäbische Städtebund (seit 1488 von schwäbischen Fürsten und besonders von schwäbischen Städten geschlossen) unterdrückt; jetzt brach, zum Theil durch den Schwärmer Thomas Münzer veranlaßt, der schon in Zwickau wiedertäuferische Lehren und Gütergemeinschaft gepredigt hatte, im südwestlichen Deutschland, zuerst auf dem Gebiete des Abtes von Kempten, in drei hellen Haufen der Aufstand aus und erreichte nach der gräßlichen Ermordung des Grafen von Helfenftein bei Weinsberg seinen Gipfel, drang auch rasch nach Franken und dem Odenwald vor; in den zwölf Artikeln entwickelten die Bauern ihre Forderungen. Aber der Versuch, in Götz von Berüch.ingen mit der eisernen Hand, dem Schwager Sickingens, dem Aufstand Ordnung und verständiges Ziel zu geben, schlug fehl; Götz, die Wuth der Bauern zu zügeln unvermögend, dankte ab und nur durch das Schwert des Grafen Truchseß von Waldburg wurde der Aufstand in Schwaben und durch das des Churfürsten von der Psalz Ludwigs V. auch in Franken bezwungen. Indeß war es dem von einer Theokratie mit Gütergemeinschaft schwärmenden Thomas Münzer gelungen, in Mühlhausen in Thüringen ein solches Regiment auf kurze Zeit einzuführen, doch unterlag sein ungeordneter Bauern-hanfen bei Franken Hausen 1525 den Waffen der verbündeten Fürsten, vor Allem denen des Landgrafen von Hessen, Philipps des Groß-wüthigen; Münzers Widerruf feiner Irrthümer rettete ihn nicht vor der Hinrichtung. Luther hatte anfangs den Adel zur milden Behandlung der Bauern aufgefordert, auf die Nachricht von den von den Aufrührern verübten Gräueln aber die strengste Bestrafung derselben verlangt. Trotz dieser großen Gefahren breitete sich die Reformation unter dem Schutz der deutschen Landesfürsten immer mehr aus. Nach dem Tode des Churfürsten Friedrichs des Weisen 1525 führte sein entschiedenerer Bruder Johann der Beständige die Reformation in Kur

19. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 200

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 200 — Statt, nur daß er keine Hörner hal", lautete ein hochmütiges Sprichwort. Die Sommernächte hindurch mußten die Ärmsten das Wasser in den Burggräben peitschen, damit das Quaken der Frösche die Herren nicht im Schlafe störe; in der Wutachgegend mußten sie einer Gräfin von Lupfen Schneckenhäuser suchen, au[ welche sie Garn winden wollte. Wie vertrug sich all dies „Schinden und Schätzen" mit der christlichen Gleichheit und Freiheit, von welcher man in Luthers Übersetzung der heiligen Schriften las? Das Verlangen, ans dieser Dienstbarkeit loszukommen, schürten die trotzigen Bauernsöhne, die als Lanbsknechte die Welt gesehen, und leidenschaftliche Prediger, welche abweichend von Luther die evangelischen Lehren auch auf weltliche Dinge anwendeten. Zuerst gärte es auf österreichischem Boden am ilüdfuße des Schwarzwaldes; dann flammte der Aufruhr bis zum Böhmer und Thüringer Walb und über die Wasgauberge. 1525 Zwölf Artikel, welche sie auf geschmücktem Wagen unter wehendem Banner mitführten, enthielten ihre Forderungen: freie Wahl ihrer Prebiger, welche das Evangelium rein nach der Schrift lehren sollten; Freiheit der Jagb, des Vogel- und Fischfanges; Abschaffung der Leibeigenschaft, des Kleinen Zehntens und des L-terbfalles;, aus dem Großen Zehnten sollten die Geistlichen besoldet, der Überschuß zunächst für die Armen verwenbet werben. Diese Ansprüche leiteten sie aus der Bibel ab, bereit, jeden derselben auszugeben, wenn namentlich Dr. Luther ihnen einen Irrtum nachweise./ Luther antwortete alsbald. Mit furchtlos strengen Worten hielt er den Fürsten utib Herren die Mißachtung und Bedrückung vor, bufch welche sie den gemeinen Mann gereizt; den Bauern redete er ins Gewissen, wie unchristlich die Auflehnung fei wider die von Gott gesetzte Obrigkeit. Zu spät. Schon lockten die Kausmauusgüter in den Städten und die Klosterschätze die Begehrlichkeit der Bauern. Viele Hunderte von Klöstern und Burgen plünderten und zerstörten sie. „Wir haben so lange hineingeführt, nun wollen wir auch herausführen." Als bei Weinsberg der Odenwälder Haufen während der Verhandlung treulos überfallen und auf seinen Herolb geschossen wurde, stürmte er die Feste Weibertreu und jagte siebzig Ritter nach Lanbsknechtsgebranch in die Spieße, und der Pfeifer Melchior Nunnenmacher spielte auf dazu. Und das alles geschah im Namen des Evangeliums!/ Da erhob sich Luther. In einer zornigen Schrift forberte er die Fürsten auf, die „ranbischen und mordischen Bauern" totzuschlagen wie tolle Hunde. Das harte Wort fand willige

20. Bd. 2 - S. 40

1854 - Leipzig : Engelmann
40 Das Zeitalter der Reformation. , im Namen einer christlichen Vereinigung und evangelischen Brüderschaft, der Alle bettreten sollten. §.460. Ihrem Beispiele folgten bald die Bauern im Odenwald, am Neckar und in Franken, unter der Leitung des verwegenen Wirths Georg Metzler von Ballenberg. Sie zwangen die Grafen von Hohen- lohe, Löwenstein, Wertheim, Gemmingen, die Vorsteher des deutschen Or- dens in Mergentheim u. a. die Artikel anzunehmen und ihren Unterthanen die geforderten Rechte zu gestatten; wer ihnen zu widerstehen wagte, wie Graf Helfenstein von Weinsberg, starb eines martervollen Todes. Sengend und brennend durchzogen sie das Land, dem rohen Ungestüm ihrer Natur folgend, zerstörten Klöster und Burgen und nahmen blutige Rache an ihren Widersachern. Unter der Anführung tapferer Ritter, wie Florian Geier und Götz von Berliching en mit der eisernen Hand (der halb gezwungen halb freiwillig an ihre Spitze getreten war), drangen sie ins Würzburgische vor, indeß andere Schaaren in den badischen Landen hausten, den Markgrafen Ernst, der auf ihre Forderungen nicht einging, verjagten und seine Schlösser brachen. Bald erstreckte sich der Aufstand über ganz Schwaben, Franken, Elsaß und alle Gegenden an beiden Rheinufern. Die geistlichen und weltlichen Herren geriethen in Schrecken und bewilligten die Forderungen der empörten Bauern. Der Kurfürst von der Pfalz ging einen Vertrag mit ihnen ein; die kleinern Städte, die durch den Hochmuth und die Brutalität des Raubadels viel zu leiden hatten, schlossen sich ihnen an, und selbst in den größern zeigten sich Gährungen ähnlicher Art; in Heilbromn beriethen sich die Leiter des Aufruhrs über die gänzliche Um- gestaltung' des Reichs in kirchlicher und politischer Beziehung. Mehr von religiöser Schwärmerei geleitet war der Aufstand in Thüringen und am Harz. In Mühlhausen war Thomas Münzer zu hohem Ansehen und zum Rufe eines Propheten gelangt. Er verwarf Luthers gemäßigte Ansicht, umgürtete sich mit dem „Schwerte Gideons" und wollte ein Gottesreich grün- den mit Freiheit und Gleichheit aller Glieder. Von seinen Predigten ange- feuert zerstörte das Volk in roher Wuth Schlösser, Klöster und Denkmäler der Vorzeit^. §. 461. Anfangs, als der Aufstand noch keine so drohende Gestalt an- genommen, rieth Luther zum Frieden; er hielt den Fürsten und Herren ihre Gewaltthätigkeiten vor, und mahnte zugleich die Bauern vom Aufruhr ab. Als aber die Gefahr zunahm, Kirchliches und Weltliches vermischt ward und die „Mordpropheten und Rottengeister" sich erhoben, da ließ er eine heftige Schrift „wider die räuberischen und mörderischen Bauern" ausgehen, worin er die Obrigkeit aufforderte, mit dem Schwerte drein zu schlagen und keine Barmherzigkeit zu üben. Da zogen Fürsten und Reisige von allen Seiten wider die Aufrührer aus. Kurfürst Johann von Sach- sen, Landgraf Philipp von Hessen u. a. brachen gen Thüringen auf,