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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 135

1906 - Langensalza : Gressler
135 nicht gestört wurde, meint er mich nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemütern herrschte. Tas einzige. tuas man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gvtha. Ter unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklicheren Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von G r u m b a ch, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert und eingenommen und er gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1507) nach Wien bringen, aus einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopse, durch die Straßen führen und dann ins Gefängnis werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf. flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihu wiedersah! Nun konnte sie ihn doch Pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Frenbe kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihre Bitte ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu teilen und zu erleichtern. So blieb sie denn bei ihm, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Annen ihres dankbaren Mannes starb. Biele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende ,sahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Ilm die Zeit der Grumbachschen Händel (1506) ereignete sich eine berühmte Waffentat in Ungarn: die Verteidigung von öziget durch ßriut). Der alte Soliman der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte bet Sziget

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1. Theil 3 - S. 140

1880 - Stuttgart : Heitz
140 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Friede im Lande nicht gestört wurde, wenn er auch nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemüthern herrschte. Das einzige, was man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gotha. Der unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklichem Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Gotha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von Grumbach, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert, eingenommen und der Herzog gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1567) nach Wien bringen, auf einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopfe, durch die Straßen führen und dann ins Gefängniß werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Statt sich — sie war erst 27 Jahre alt — etwa durch Vergnügen zu zerstreuen, dachte sie nur an ihn, und hatte nirgends Ruhe und Rast. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf, flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem lieben Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihn wiedersah! Nun konnte sie ihn doch pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Freude kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu theilen und zu erleichtern. So ist sie auch bei ihm geblieben, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Armen ihres dankbaren Mannes starb. Viele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende Jahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nachdem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Um die- Zeit der Grumbach'scheu Händel (1566) ereignete sich eine berühmte Waffeuthat in Ungarn: die Vertheidigung von Szigeth durch Zrini. Der alte Suleimau der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte da Szigeth an der Theiß. Hier war der tapfere Zrini Commandant; er beschloß mit seiner kleinen Schaar den Platz bis aufs äußerste

2. Theil 3 - S. 142

1867 - Breslau : Max
142 Neue Geschichte. 1. Periooe. Deutschland. 1564 und trat ganz in seine Fußstapfen, ja er war noch duld- samer als jener; denn er hatte, obgleich römisch-katholisch er- zogen, doch einen evangelischen Lehrer gehabt und war daher ganz evangelisch gesinnt; wer weiß, ob er nicht selbst zu dieser Kirche sich bekannt hätte, wenn er liicht wegen seiner anderen der römischen Kirche anhängenden Länder hätte aus den Papst Rücksicht nehmen müssen, und welin die Streitigkeiten der evan- gelischen Theologen ihn nicht angewidert hätten. Aber seinem milden Sinne verdankte es Deutschland vorzüglich, daß auch unter ihm der Friede im Lande nicht gestört wurde, wenn er auch nicht vermochte, die ängstliche Spannung aufzuheben, die in den Gemüthern herrschte. Das Einzige, was man ihm vielleicht vorwerfen kann, ist die große Härte gegen den Herzog von Gotha. Der unglückliche Johann Friedrich von Sachsen hatte einen noch unglücklichern Sohn, der auch Johann Friedrich hieß und Herzog von Go- tha war. Dieser ließ sich mit einem Ritter, Wilhelm von Grumbach, einem raubsüchtigen Menschen, ein und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert, eingenommen und der Herzog gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. (1567) nach Wien bringen, auf einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopfe, durch die Straßen führen und dann ins Gefängniß werfen. Seine Frau Elisabeth, eine Tochter Friedrichs Iii. von der Pfalz, war trostlos über das unglückliche Schicksal ihres Mannes. Statt sich — sie war erst 27 Jahre alt — etwa durch Vergnügen zu zerstreuen, dachte sie nur an ihn, und hatte nirgends Ruhe und Rast. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf, flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem lieben Manne lassen. Endlich wurde es ihr bewilligt, aber nur auf Er vermählte sich mit ihr ohne Vorwissen seines Vaters Ferdinand und seines Oheims Karl V. Beide waren darüber sehr erzürnt, und einige Zeit lang durfte der Erzherzog seinem Vater nicht vor die Augen kommen. Indessen lebte er mit ihr ans Schloß Ambras bei Innsbruck, wo man noch ein großes Bild, ihren Pntztisch, Schreibzeug u. a. zeigt, in der glücklichsten Ehe. Erst nach acbt Jahren wurde der Kaiser Ferdinand, als er sie zum ersten Male sah und sprach, durch ihre große Liebenswürdigkeit versöhnt. Sie >tarb nach 30jähriger Ehe in Innsbruck, und liegt dort in einer Kapelle der Hofkirche nebst ihrem Gemahl. Eine schöne Figur von Marmor auf ihrem Grabe zeigt die liebliche Fraucngesialt.

3. Theil 3 - S. 120

1827 - Breslau : Max
120 bach, einem raubsüchtigen Menschen, ein, und schützte ihn gegen den ausdrücklichen Befehl des Kaisers, ihn auszuliefern. Die Folge davon war, daß Gotha belagert, eingenommen, und er gefangen wurde. Da er gegen wiederholte Warnungen taub gewesen war, so ließ ihn der Kaiser Maximilian Ii. nach Wien bringen, auf einem offenen Wagen, einen Strohhut auf dem Kopfe, durch die Straßen führen, und dann ins Gefangniß werfen. Seine Frau Elisabeth war trostlos über das unglück- liche Schicksal ihres Mannes. Statt sich — sie war erst 27 Jahre alt — durch Vergnügungen zu zerstreuen, dachte sie nur an ihn, und hatte nirgends Ruhe und Rast. Fünf Jahre lang hörte sie nicht auf, flehentlich zu bitten, man möchte sie doch nur zu ihrem lieben Manne lassen. Endlich wurde es ihr be- willigt, aber nur auf einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihn wieder sah! Nun konnte sie ihn doch pflegen, und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Freude kannte das gute Weib nicht. Nach Verlauf einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde es ihr gewährt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Vergnügen, seine Leiden zu theilen und zu erleichtern. So ist sie auch bei ihm geblieben, bis sie nach einer zwei und zwanzigjährigen Gefangenschaft in den Armen ihres dankbaren Mannes starb. Viele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber ver- gebens. Er saß noch bis ins folgende Jahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nach- dem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Wie unduldsam die Lutherischen damals gegen Andersden- kende waren, zeigte sich recht auf einem Reichstage, den Maxi- milian in Augsburg hielt. Eigentlich hatte der Kaiser die Für- sten darum hierher berufen, um sie dahin zu vermögen, ein Heer gegen die Türken aufzubringen, die schon bis Ungarn vorgedrun- gen waren. Aber dergleichen Gelegenheiten benutzten die Fürsten gleich, um ihrem Religionshasse freien Lauf zu lassen. Die Lu- therischen beklagten sich über die Katholiken, und diese über jene, beide aber über die Reformirten, die sie überhaupt ganz aus Deutschland vertrieben haben wollten. Nun war kurz vorher

4. Neuere Geschichte - S. 118

1848 - Leipzig : Brandstetter
118 dern auch zur Rückgabe aller feiner Lehue. In Folge dieser Eigenmächtigkeit wurde Grumbach in die Reichsacht erklärt, Herzog Johann Friedrich aber ermahnt, von dem Geächteten sich loszusagen. Der Herzog achtete die Ermahnung nicht, behielt Grumbach bei sich, ja, um vielmehr zu zeigen, daß er denselben ferner schützen wolle, verlegte er seine Residenz von Weimar in die damals starke Festung Gotha. Jede Ermahnung, jeden Befehl und jede Drohung, die Kaiser Maximilian dem Herzoge wegen seines Verhaltens und seines Verhältnisses zu Grumbach zusandte, ließ Johann Friedrich ganz unbeachtet, er nahm selbst das kurfürstliche Wappen an und nannte sich einen geborenen Kurfürsten. Jetzt sprach der Kaiser auch die Acht über ihn aus und übertrug dem Kurfürsten August von Sachsen die Vollziehung derselben. Gotha wurde darauf belagert. Indem aber der Stadtbesatzung der Sold nicht bezahlt werden konnte, ent- stand ein Aufruhr, bei welchem Grumbach und des Herzoges Kanzler, Brück, gefangen genommen wurden. Darauf bildete sich ein Ausschuß unter dem Adel, der Besatzung und der Bürgerschaft, welcher mit dem Kurfürsten August einen Vergleich abschloß und ihm die Stadt übergab. Der Herzog wurde als Gefangener nach Wien, dann nach Presburg, dann wieder nach Wien und endlich nach Stcyer in Oberöstreich gebracht. Hier starb er ( 1595) nach einer achtundzwanzigjährigen Gefangen- schaft; jede Bitte für seine Befreiung war vergeblich geblieben. Das schwere Schicksal, welches ihn getroffen hatte, suchte ihm seine edle Gattin Elisabeth zu erleichtern. Nachdem sie als treue Mutter unter Kummer und Sorgen die Erziehung ihrer Söhne vollendet, nach rast- losen Bemühungen die Wiederaufnahme derselben unter die Reichsfür- sten bewirkt und so ihre Mutterpsiichten redlich erfüllt hatte, entschloß sie sich, die Gefangenschaft ihres Gemahles zu theilen und den höchsten Beweis treuer Gattenliebe zu liefern. Kaum 32 Jahre alt, entsagte sie dem Glanze des Fürstenlebens an den Höfen ihrer Sohne und theilte 22 Jahre lang alle Leiden einer strengen Haft mit ihrem Gcmahle. Dieser verlor bei ihrem Tode die unermüdlichste Fürsorgerin, die treueste Pfle- gerin und frömmste Trösterin. •— Die schrecklichste Strafe traf Grum- bach und Brück; beide wurden geviertheilt! So barbarisch roh war die damalige Zeit in der Gerechtrgkeitspflege! Der Sohn und Nachfolger des Kaisers Maximilian, Rudolf Ii., ( 1576 -— 1612) liebte zwar den Frieden, aber deßohngeachtet war seine Negierung sehr unruhig und bewegt, denn er überließ sich ganz den Zu- stüsterungen der Jesuiten. Diese brachten die Unterthanen in eine feind- elige Stellung zu ihm und bewirkten, daß Rudolf den ihm unmittel- bar unterworfenen Städten die freie Religionsübung wieder entzog. Die Spannung, die dadurch entstand, wurde noch durch Streitigkeiten poli- tischer Art vermehrt; sie brachen sogar im kaiserlichen Hause aus, indem sich gegen den Kaiser dessen eigener Bruder Matthias erhob. Zu

5. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 151

1889 - Leipzig : Hirschfeld
August. 151 so da er, als seine Bitten um Abhlfe bei den Reichsfrsten ver-geblich waren, sich selbst Recht zu verschaffen und den Bischof ge-fangen zu nehmen suchte. Dabei wurde letzterer von Grumbach's Leuten 1558 gettet. Als dann spter Wilhelm von Grumbach nach einem Aufenthalte in Frankreich, wo er Kriegsdienste genommen hatte, wieder zurckkehrte und mit dem neuen Bischfe von Wrz-brg keine Ausshnung erlangen konnte, sammelte er Truppen und eroberte mit diesen die Stadt Wrzburg, so da der ihn als Land-friedensbrecher von dem Kaiser die Reichsacht verhngt wurde. Da nahm ihn Johann Friedrich Ii. oder der Mittlere, ein Sohn des ehemaligen Kurfrsten Johann Friedrich, der seinen Sitz in Gotha gewhlt hatte, bereitwillig mit seinen Genossen auf und widersetzte sich allen Aufforderungen der Reichsfrsten und des Kaisers, den Gechteten auszuliefern, so da schlielich auch der ihn von dem Kaiser Maximilian Ii. die Reichsacht ausgesprochen, die Vollziehung derselben aber dem schon frher zum schsischen Kreis-obersten ernannten Kurfrsten August bertragen wurde. Letzterer richtete zunchst unter dem 23. Dezember 1566 ein Verwarnungsschreiben an den Herzog; da jedoch nur eine hhnende Antwort er-folgte, so belagerte er die Stadt Gotha, deren Brger endlich nach mehreren Monaten Grumbach und seine Genossen gefangen nah-men und am 13. April 1567 die Stadt bergaben. Das Schlo Grimmenstein bei Gotha, aus welchem sich Herzog Iohann Fried-rich fr vllig sicher gehalten hatte, wurde geschleift. Grumbach und seine Genossen wurden ausgeliefert und spter hingerichtet, und nachdem auch der Rat und die Brgerschaft der Stadt knieend Ab-bitte geleistet hatten und ihnen Verzeihung geworden war, muten sie des Herzogs Bruder Johann Wilhelm als neuem Landesherrn huldigen. Johann Friedrich, welcher sich auf Gnade und Ungnade ergeben hatte, wurde von Christoph von Carlowitz dem Kaiser in Wien bergeben und er starb nach 28 jhriger Hast als 67 jh-riger Greis am 9. Mai 1595. Die letzten Jahre seines Lebens wur-den ihm von seiner Gemahlin Elisabeth von der Pfalz, welche freiwillig die Gefangenschaft mit ihm teilte, aber bereits 3 Jahre vor ihm starb, einigermaen erleichtert. Fr die Kriegskosten erhielt Kurfürst August von der ernesti-nischen Linie die mter Weida, Arnshaugk, Ziegenrck und Sachsen-brg erst unterpfndlich, und im Jahre 1660 wurden dieselben ganz an die albertinische Linie abgetreten. Aus dieser neuen Erwerbung, mit Ausnahme des zum Thringer Kreise geschlagenen Amtes Sachsen-brg, wurde der Neustdter Kreis gebildet. Bald nachher kam

6. Theil 3 - S. 117

1875 - Leipzig : Brandstetter
117 um zu zeigen, daß er denselben auch ferner schützen wolle, verlegte er seine Residenz von Weimar in die damals starke Festung Gotha. Befehle und Drohungen des Kaisers Maximilian ließ Johann Friedrich unbeachtet, er nahm das kurfürstliche Wappen an und nannte sich einen geborenen Kurfürsten. Der Kaiser sprach die Acht über ihn aus und übertrug dem Kurfürsten August von Sachsen die Vollziehung derselben. Gotha wurde belagert. In der Stadt selbst, wo der Besatzung der Sold nicht bezahlt werden konnte, entstand ein Aufruhr, bei welchem Grumbach und des Herzogs Kanzler, Brück, gefangen genommen wurden. Darauf bildete sich ein Ausschuß unter dem Adel, der Besatzung und der Bürgerschaft, welcher mit dem Kurfürsten August einen Vergleich abschloß und ihm die Stadt übergab. Der Herzog wurde als Gefangener nach Wien, dann nach Presburg, dann wieder nach Wien und endlich nach Steyer in Oberösterreich gebracht. Hier starb er (1595) nach einer achtund-zwanzigjährigen Gefangenschaft. Das schwere Schicksal, welches ihn getroffen hatte, suchte ihm seine edle Gattin Elisabeth zu erleichtern. Nachdem sie als treue Mutter unter Kummer und Sorgen die Erziehung ihrer Söhne vollendet, nach rastlosen Bemühungen die Wiederaufnahme derselben unter die Reichsfürsten bewirkt hatte, entschloß sie sich, die Gefangenschaft ihres Gemahls zu theilen. Kaum 32 Jahre alt, entsagte sie dem Glanze des Fürstenlebens und theilte 22 Jahre lang alle Leiden einer strengen Haft mit ihrem Gemahle, dem sie bis zu ihrem Tode die unermüdlichste Fürsorgerin, die treueste Pflegerin und frömmste Trösterin war. Die schrecklichste Strafe traf Grumbach und Brück; sie wurden nach der barbarischen Gerechtigkeitspflege jener Zeiten von Pferden zerrissen. Der Sohn und Nachfolger des Kaisers Maximilian war Rudolf Ii. (1576—1612), der, obwohl im Allgemeinen sehr friedliebend, durch den Einfluß der Jesuiten dahin gebracht wurde, daß er den ihm unmittelbar unterworfenen Städten die freie Religionsübung entzog. Die dadurch entstehende Spannung wurde durch Streitigkeiten politischer Art vermehrt; sie brachen im kaiserlichen Hause aus, indem sich gegen den Kaiser dessen eigener Bruder Matthias erhob. Zu jenen Streitigkeiten gehörte namentlich der jülich-elevische Erbfolgekrieg. Nach dem Tode des letzten Herzogs von Jülich-Cleve, Johann Wilhelm (1609), hatten sich sieben Fürsten um die Erbfolge beworben; während Rudolf den Kurfürsten begünstigte, setzte sich der Kurfürst Johann Siegmund von Brandenburg nebst dem Pfalzgrafen Philipp Ludwig von Neuburg in den Besitz des Landes. Die politischen Gewitterwolken, welche mehr und mehr den Protestanten drohend aufstiegen, hatten die protestantischen Städte veranlaßt, eine sogenannte „evangelische Union" zu Ahausen abzuschließen (1608). Zu ihr gehörten namentlich die Fürsten von Württemberg,

7. Bd. 3 - S. 22

1844 - Leipzig : Kollmann
22 Herzog fein Schicksal ziemlich bestimmt vorher verkündeten. Ec klagte und sträubte sich, konnte aber nun nichts mehr in seinem Geschicke ändern; er mußte die (Kapitulation annchmcn. Am 14. April 1507 zog Churfürst August siegreich in Gotha ein, ließ Stadt und Festung besetzen und brachte den unglücklichen Johann Friedrich nebst den bereits Gefangenen in sichern Gewahrsam. —- Die Belagerten hatten weder an Lebensmitteln, noch an Kriegs- bedürfniffen Mangel gehabt. Ungeheure Vorräthe von allen Arten Früchten, geräuchertem und gesalzenen Fleische und von Weinen, sehr viele Ochsen und andere Schlachtthiere, mehr als oooo Tonnen Pulver und eine Menge Kanonen fand der Sieger sowohl in der Stadt, wie in der Festung; von letzteren bestimmte eracht große Stücke dem Kaiser, wählte zwölf für sich aus und theilte die übrigen mit dem Herzog Johann Wilhem. Die Veste Grim- menstein wurde, obgleich der Herzog Johann Wilhelm dringend um Schonung bat und wenigstens das Innere derselben zu erhal- ten wünschte, vom Grunde aus zerstört und dem Erdboden gleich gemacht, „zum ewigen Andenken — so lautete des Kaisers Be- fehl — daß sie eine Herberge der Geächteten , Landfriedensbrccher, Straßenräubcr und Mörder gewesen." (In der Folge entschloß sich der Herzog Ernst der Fromme, diese Festung wieder her- zustellen, und gab ihr den Namen Frieden stein). Den Tag nach der Einnahme der Stadt ward Johann Friedrich in die Gefangenschaft abgeführt. Auf seine wehmüthige Bitte, seiner Gemahlin und seinen Kindern Lebewohl sagen zu dürfen, wurden ihm endlich einige Minuten dazu verwilligt, doch nicht anders, als in Gegenwart eines kaiserlichen Commiffairs und einiger Offiziere des Churfürsten August. Des Herzogs Starr- sinn war durch das Unglück gebrochen und in Weichheit, ja, fast Verzagtheit übergegangcn. Betäubt von den Stürmen, die Schlag auf Schlag sich über seinem Haupte entluden, war er sich nur des einen Gedankens klar bewußt, des seines Unglücks. Mehr getragen, als geführt, wurde er aus dem Schlöffe gebracht. Ein schwarz umhangcner offener Leiterwagen, bespannt mit vier Schimmeln, denen eine nichtswürdige Spötterhand die Schweife roth gefärbt hatte, hielt vor der inneren Schloßpforte; ihn mußte der unglückliche Johann Friedrich besteigen. Zwei zu seiner Bedeckung bestimmte Fahnen Reiter nahmen ihn in ihre Mitte, und so ging der Zug fort nach Wien. Als er vor den Thoren

8. Theil 3 - S. 70

1839 - Leipzig : Fleischer
70 August von Sachsen die Vollziehung derselben übertragen. Dieser belagerte nun Gotha und das dasige Residenzschloß Grimmenstein 1567, bis die Besatzung sich empörte, sich des Grumbachs und meh- rerer seiner Anhänger bemächtigte, und mit dem Kurfürsten in Unter- handlung trat. Johann Friedrich mußte sich dem Kaiser auf Gnade und Ungnade ergeben, der Grimmenstein wurde geschleift (erst später wurde an dessen Stelle das jetzige Residenzschloß Friedenstein erbaut), Grum- bach und mehrere seiner Anhänger hingerichtet, und Johann Friedrich nach Wien als Gefangener abgeführt. Hier ließ ihn der Kaiser auf einem offenen Wagen durch die Stadt führen, und dann auf Lebens- zeit nach Wienerisch-Neustadt ins Gefängniß bringen. Hier hat er 28 Jahr lang bis an seinen Tod gesessen. Seine brave Frau Elisa- beth, eine Tochter jenes Friedrichs 3. von der Pfalz, versüßte ihm die lange Gefangenschaft durch ihre Gesellschaft, indem sie sich mit ihm einsperren ließ, bis sie ein Jahr vor ihm starb. Das Jahr 1566 ist durch eine berühmte Waffenthat ausgezeich- net: die Vertheidigung von Szigeth gegen die Türken. Sul- tan Solimán 2., der alte Plagegeist Ungarns und Oestreichs, war wieder einmal in Ungarn eingefallen, und belagerte die Festung Szi- geth an der Theiß. Es lag zwar nur eine kleine Besatzung darin, aber der Befehlshaber derselben, der tapfre Nicolaus Zrini, hatte ihr seinen Heldengeist mitgetheilt. Zwanzigmal stürmten die Türken, ohne die Mauern ersteigen zu können, und hatten'schon 20,000 Mann verloren. Endlich mußte er sich aus der Stadt in das innere Schloß zurückziehen, und da dieses vom Feuer ergriffen wurde und in Flam- men stand, versammelte er seine Leute, nur noch 600, um sich, zeigte ihnen die Unmöglichkeit, den Platz länger zu behaupten, erklärte, er werde lieber mit den Waffen in der Hand sterben, als sich der Gnade der Türken ergeben, und fragte, ob sie dächten wie er. Da nun alle ihm beistimmten, steckte er die Schlüssel zum Schlosse zu sich, mit der Versicherung, daß sie ihm Keiner bei lebendigem Leibe nehmen solle, stürzte sich mit dem Schwerte in der Hand in die Feinde, und wurde zuletzt durch zwei Schüsse zu Boden gestreckt. Auch alle die Seinigcn sielen. Zuletzt, als das Feuer den Pulverthurm ergriff, flog das Schloß mit einer Menge von Türken in die Luft. Der 76jährige Solimán war 3 Tage vorher am Schlagflusse vor Szigeth gestorben. Als Maximilian 1576 (auf einem Reichstage in Regensburg), erst 49 Jabr alt, starb, wurde er von allen seinen Unterthanen beweint. Sein Sohn Rudolph 2., 1576 — 1612, war zwar auch ein gutmüthiger Herr, aber es fehlte ihm Thätigkeit und Festigkeit, und statt seine ganzen Kräfte seinem Volke zu widmen, beschäftigte er sich lieber mit Sammlung von Alterthümern und Kunstsachen, mit Betrachtung sei-

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 36

1868 - Leipzig : Arnoldi
36 fangenschaft befand. Gegen diesen verfuhr Carl mit aller Härte und sprach sogar den 10. Mai 1547 das Todesurtheil über ihn als einen Rebellen aus, das aber auf Fürbitten des Herzogs Moritz bald dahin abgeändert ward, daß Johann Friedrich die Churwürde und die damit verbundenen Länder abtrat, die festen Städte Wittenberg und Gotha übergab und versprechen mußte, den Kaiser auf seinen Reisen als Ge- fangener zu begleiten. Weil der unglückliche Fürst in des Feindes Gewalt war, so mußte er sich Alles gefallen lassen, was man von ihm forderte. Indeß überall zeigte er den frömmsten Sinn, und selbst als man ihm das Todesurtheil ankündigte, blieb er so unerschrocken, daß er zu seinem Mitgefangenen, Herzog Ernst von B r a u n s ch w e i g, mit dem er Schach spielte, ruhig sagte: „Weiter im Spiele!" Wegen dieser Seelengröße, die ihn auch im größten Unglücke nicht verließ, er- hielt er den Beinamen des Großmüthigen. Beweint von seinen treuen Unterthanen, verließ er bald seine Residenz Wittenberg, nahm von seiner weinenden Familie zärtlich Abschied und folgte dem Kaiser 5 Jahre und 4 Monate als Gefangener. An seine Stelle war der Herzog Moritz von Carl V. zum Churfürsten ernannt worden, und so kam seit der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg die Churwürde Sachsens von der ernestinischen auf die albertinische Linie. Sein Schicksal än- derte sich, als Moritz 1552 gegen den Kaiser unerwartet zu Felde zog, diesen beinahe gefangen nahm und von ihm den 2. Sept. 1552 die Freilassung Johann Friedrichs bewirkte. Letzterer lebte nicht lange mehr im Schooße seiner Familie. Er starb schon am 4. März 1554 zu Weimar und erreichte ein Alter von 50 Jahren. Seine ihn liebende Gemahlin Sibylle ging ihm einige Tage im Tode voran. Beide Grab- mäler findet man in der Stadtkirche zu Weimar. Moritz. Der Churfürst Moritz erblickte das Licht der Welt zu Freiberg den 21. März 1521, wo sein Vater Heinrich der Fromme als Herzog residirte. Dieser Heinrich war der Erste in der albertinischen Linie, der nicht nur-selbst die evangelische Lehre annahm, sondern sie auch in seinem kleinen Lande verbreitete. Freilich zog er sich dadurch den Haß seines Bruders Georg des Bärtigen zu, welcher zu Dresden wohnte und Luther und dessen Freunde durchaus nicht dulden wollte; allein er blieb seiner Ueberzeugung treu. Als sein Bruder- Georg den 17. April 1539 mit Tode abging, erbte er dessen große Besitzungen, führte sofort in den neuerworbenen Ländern die Reforma- tion ein und ließ sich in Dresden nieder. 1541 starb er daselbst, befahl aber, daß er in Freiberg begraben werde, weil er diese Stadt immer als eine ihm treue und ergebene gefunden hatte. Nach ihm übernahm

10. Theil 3 - S. 143

1867 - Breslau : Max
Maximilian Ii Zrini. 143 einige Monate. Wie freute sie sich, als sie ihn wiedersah! Nun konnte sie ihn doch pflegen und ihm seine Einsamkeit erleichtern; denn eine andere Freude kannte das gute Weib nicht. Nach Verlaus einiger Monate sollte sie ihn wieder verlassen; aber sie bat den Kaiser so lange, bis er ihr endlich erlaubte, sich bei ihm einsperren zu lassen; nur unter dieser Bedingung wurde ihr ge- währt. Aber das war ihr ein kleines Opfer für das Glück, seine Leiden zu theilen und zu erleichtern. So ist sie auch bei ihm geblieben, bis sie nach einer 22jährigen Gefangenschaft in den Armen ihres dankbaren Mannes starb. Viele Fürsten hatten oft und dringend den Kaiser um seine Freilassung gebeten; aber vergebens. Er saß noch bis ins folgende Jahr (1595) gefangen; dann entführte ihn der Tod ins Land der ewigen Freiheit, nach- dem er 28 Jahre eingesperrt gewesen war. Um die Zeit der Grumbach'schen Händel (1566) ereignete sich eine berühmte Waffenthat in Ungarn: die Vertheidigung von Szigeth durch Zriui. Der alte Suleiman der Prächtige lebte noch; er war wieder in Ungarn eingefallen und belagerte da Szigeth an der Theiß. Hier war der tapfere Zrini Com- mandant; er beschloß, mit seiner kleinen Schaar den Platz bis aufs äußerste zu halten. Alle Stürme der Türken waren ver- gebens; 20,000 waren schon vor den Mauern gefallen. Da starb Suleiman plötzlich, vom Schlage getroffen; aber man verbarg seinen Tod, damit das Heer nicht muthlos werden möchte. In- dessen hatte sich die Besatzung in das innere Schloß zurückziehen müssen. Drei Tage nach des Sultans Tode stürmten die Türken aufs neue und setzten das Schloß in Brand. Als Zrini keine Rettung sah, versammelte er seine 600 Mann um sich. „Es ist unmöglich,'" sprach er, „den Platz länger zu behaupten. Ich bin entschlossen, lieber mit den Waffen in der Hand zu sterben, als mich der Gnade der Türken zu ergeben. Denkt ihr wie ich?" Alle stimmten ihm bei. Da verschloß er hinter sich das Thor des brennenden Schlosses, steckte den Schlüssel in die Tasche und versicherte, daß ihm denselben Keiner bei lebendigem Leibe nehmen solle. Den Degen in der Hand stürzte er sich auf die Feiirde und wurde endlich durch zwei Schüsse zu Boden gestreckt. Mit ihm fiel seine kleine Heldenschaar. Als nun das Feuer den Pulverthurm ergriff, flog das Schloß mit einer großen Menge von Türken krachend in die Luft. Wie unduldsam die Lutherischen damals gegen Anders-

11. Die deutsche Geschichte - S. 424

1829 - Elberfeld : Büschler
424 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Frieden. 1520— 1648. V\'V%/Vvvvvvvvwvwww%/Ww\}W\*/%/Wvvwt'wwwwwwtywt'vwwl/W/W%/4'V Kaisers; und durch solche seine wie seines Vaters Trefflichkeit geschah es, daß Deutschland in einer Zeit, da in den Niederlan- den und in Frankreich der Religion wegen das Blut in Strömen floß, da in dem letzteren Lande die schreckliche Bartholomäus- nacht oder Pariser Bluthochzeit, zur Schande der Menschheit, veranstaltet wurde, Deutschland im Ganzen einer Ruhe genoß, wie noch keiner seit der Religionstrennung. Auch das Neichskammergericht, ursprünglich zur völligen Auf- hebung des Faustrechts eingesetzt, gewann über die Neigung der rohen Gewalt nun gänzlich die Oberhand. Als das letzte Auf- brausen des Faustrechts in dieser Zeit können die Unruhen des Wilhelm von Grumbach, eines fränkischen Reichsritters, angesehen werden, welcher mit einem Ueberbleibsel der wilden Schwärme des Markgrafen Albrecht in Franken hausete. Vor- züglich verwüstete er das Gebiet des Bischofs von Würzburg und ließ diesen selbst endlich in seiner eigenen Stadt erschießen. Das Kammergericht sprach die Acht gegen den Mörder aus, und die, ser flüchtete sich nach Gotha, zu dem Sohne des unglücklichen Ehurfürsten Johann Friedrich. Er hatte den, beinahe schwachsin- nigen, Fürsten mit der Hoffnung zu bethören gewußt, daß er ihm das Churfürstenthum Sachsen wieder erobern wolle; darüber erfuhr der junge Herzog ein noch unglücklicheres Schicksal, als sein Vater. Moritzens Bruder, der Ehurfürst August, führte das Heer an, welches die Acht vollziehen sollte, belagerte den Herzog mit Grumbach in Gotba einen ganzen Winter hindurch und zwang sie durch Noch zur Uebergabe. Der junge Fürst wurde als Gefangener nach Wien, und dort auf einem offenen Wagen, mit einem Strohhut auf dem Kopfe, dem Volke zum Spott, durch die^ Straßen der Stadt geführt. Dann saß er 28 Jahre lang zu Steyer in Oestreich gefangen und starb im Gefängniß. Grumbach aber wurde nach grausamen Martern von Pferden geviertheilt. Statt des Faustrechts, welches die Ausartung des Kriegswe- sens in der Lehnsverfassung gewesen war, wurde Deutsch- land in dieser Zeit von denen, die den Krieg als ein Gewerbe trieben, mit anderer Plage heimgesucht; gleich als sollten die Nachtheile jeder Kriegsverfassung den Völkern fühlbar gemacht werden, welche nicht einen jeden freien Mann zum Krieger und Verfechter des Vaterlandes macht. Die Haufen von Miethssol- daten, welche allenthalben hauseten, seit die Krieger für Geld geworben wurden, die Werb- und Musterplätze, das Ab - und Zuziehen, die Quartiere und Durchzüge der, an keine Zucht ge- wöhnten, plötzlich zusammengelaufenen Schaaren, waren eine unerträgliche Landplage. Die Klagen aus Marimilians I. Zeit erneuerten sich. Kaiser Marimilian Ii. sagt in seinen Beschwer- den, die er dem Reichstage vorlegte: „Das jetzige Wesen des deutschen Kriegsvolks, welches ehemals vor andern Nationen wegen seiner Frömmigkeit, Zucht und Ehrbarkeit den Preis ge-

12. Frauengestalten - S. 49

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 49 — Reichsacht erklärt worden war, um ihn auf seine Seite zu ziehen und durch allerlei Vorspiegeluugeu unter anderem auch, daß er der Ernestiuischeu Linie wieder zur Kurwürde verhelfen würde, daß für die einzelnen deutschen Fürsten völlige Reichsunmittelbarkeit zu fordern sei it. s. w., zu gewinnen. Elisabeth durchschaute den ränkevollen Grnmbach und warnte ihren Gemahl, doch umsonst. Der Kaiser forderte den Herzog auf, Grnmbach auszuliefern oder mindestens die Unterkunft zu versagen, alles vergebens. Da sprach der Kaiser schließlich auch die Acht über den Herzog aus und übertrug dem Kurfürsten August von Sachsen die Vollstreckung derselben. Dieser war gern dazu bereit. Gotha wurde belagert, schließlich von den Bürgern übergeben, Grum-bach und seine Genossen wurden auf öffentlichem Marktplatze hingerichtet, der Herzog wurde in die Gefangenschaft geführt und alle seine Besitzungen gingen an seinen Bruder Johann Wilhelm über. Die vier Ämter Arushaugk, Ziegenrück, Weida und Sachsenburg (Neustädter Kreis) erhielt der Kurfürst von Sachsen als Kriegsentschädigung. So stand nun Elisabeth da, getrennt vom Gatten, der nach Österreich gebracht, dort schwere Kerkerhaft erduldete, losgerissen von Land und Leuten, eine hilflose Wittwe mit zwei unmündigen Kindern, denen ihr Erbteil entrissen war, entblößt von Geld und Gut, von ihren Kleinodien, die ihr jetzt hätten Hilfsmittel gewähren können, von fürstlicher Höhe herabgestürzt in bittere Armut, ohne einen Zufluchtsort, wo sie sich bergen konnte, die Gattin eines von Kaiser und Reich Geächteten, der kein Recht, keine Freiheit, kein Land, kein Gut mehr hatte, der selbst einem schimpflichen Tode verfallen konnte! — Als man nach Gothas Fall den Herzog abführen wollte, da warf sich, vom Schmerz überwältigt, das unglückliche Weib an feine Brust und umklammerte ihn mit ihren Armen: „Laßt mich meines Gemahls Los und Schicksal teilen!" ries sie verzweifelnd ans. Die Jammer-töne schnitten selbst durch die rohesten Herzen, aber auf das von Haß und Groll umpanzerte Herz des Siegers machten sie keinen Eindruck; er winkte und mit Gewalt wurde das unglückliche Weib von der Brust des Gemahls weggerissen. In Gotha konnte Elisabeth nicht bleiben, die Sieger litten es nicht, sie wandte sich nach Eisenach und dann nach Weimar, wo die Mutter ihres gefangenen Gemahls die Knrfürstin Sibylla weilte; auch ihre Schwester, welche die Gemahlin des Herzogs Johann Wilhelm geworden war, lebte hier. Sie fand freundliche Aufnahme, hatte doch die edle Großmutter ihrer Kinder vor zwanzig Jahren ein Gleiches erleben müssen. Hier verwandte nun Elisabeth die größte Sorge auf die Erziehung ihrer Kinder. Ihr Schwager freilich, der Herzog Johann Wilhelm, nahm sich ihrer wenig an; er befürchtete einesteils, den Haß des Kurfürsten August von Sachsen auf sich zu lenken, Mittenzw ey, Frauengestalten. 4

13. Bd. 2, Abth. 1 - S. 281

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
28» Teutschlanv. zum Vollstrecker der Acht erklärte, daher es ihm auch sehr leicht ward, sich in wenig Tagen, Wirtenberg, Gotha und Eisenach ausgenommen, von dem ganzen ianbe Meister zu machen. Nun begiengen die Bun- desgenossen einen neuen Fehler, da sie den Kurfürsten mit dem größten Theil der Armee nach Sachsen anf- brechen ließen, ohne zu ahnden, daß der Kaiser, der alle Zeit sich zu rüsten gehabt hatte, ihm auf dem Fuße Nachfolgen würde. Der Kurfürst bekam zwar seine Lande so schnell wieder, als er sie verloren hatte, er eroberte sogar die Lande des Herzogs, bis aus Dres- den und Leipzig, welches letztere er drey Wochen ver- gebens belagerte, und schlug den Markgrafen von Kulmbach, der zu Morizens Hülfe herbeyeilte; in- dessen rückte aber der Kaiser eilends gegen Meißen vor, und nöthigte den Kurfürsten, der mit einem Einfalle in Böhmen umgieng, sich bis Mühlberg an der Elbe zurückzuziehen. Da ihm auch hieher der Kaiser nachfolgte, und ein Müller seinen Truppen den Fuhrt durch die Elbe zeigte, so kam es zu einem entscheidenden Treffen, in welchem die Kaiserlichen 36000, der Kurfürst aber nur 9000 Mann stark war. Der Kurfürst focht mit der größten Unerschro- ckenheit, aber übermannt, verrathen von seinen eige- nen Leuten, und verwundet, mußte er sich endlich selbst gefangen geben. Der Kaiser gieng nun vor Wittenberg, und da ihn: viel an der Einnahme die- ses Orts gelegen war, so ließ er, um die Besatzung zu schrecken, den gefangenen Kurfürsten zürn Tode ver- urcheilen. Johann Friedrich war gerade mit dem Herzog Ernst von Braunschweig im Schachspiel be- griffen, als ihm dieses Urtheil angekündigt wurde. Mit aller Würde des guten Gewissens hörte er die Lesung desselben, wandte sich dann zu dem Herzog, und sagte nichts, als: Meicer im Spiel! Wer in einer solchen Minute, preis gegeben seinen bittersten S z Feinden,

14. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 94

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
94 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. Sachsen-Gotha, den Sohn des bei Mühlberg gefangenen Kurfürsten, indem er ihm französische und englische Hilfe versprach und Aussicht auf die Wiedereroberung seines väterlichen Erbes und der Kurwürde, selbst auf die Kaiserwürde machte. Des Fürsten abenteuerlicher Kanzler Brück bestärkte seinen schwachen Herrn, und er und Grumbach verwirrten ihn vollends durch die Prophezeihungen eines geistersehenden Bauers. Die Abmahnungen des Kaisers fruchteten nichts; deßwegen wurde Johann Friedrich mit Grumbach in die Acht erklärt, welche Morizens Bruder, Kurfürst August, und Johann Friedrichs Bruder, Johann Wilhelm, mit einem starken Heere vollstreckten. Sie belagerten Gotha und im vierten Monate gerieth die Stadt durch einen Aufstand der Bürger und der nicht bezahlten Söldner in ihre Gewalt; Johann Friedrich, der Kanzler Brück und Grumbach wurden gefangen, des Herzogs Söhne mußten einen großen Theil der Kriegskosten bezahlen, und nach ihrem frühen Tode fiel das Land an Johann Wilhelm (1567). Johann Fried- rich selbst wurde dem Kaiser auf Gnade und Ungnade überliefert, auf offenem Wagen mit einem Strohhute auf dem Kopfe in Wien einge- sührt und dann auf das Schloß zu Wienerisch-Neustadt gesetzt, wo er erst nach 28 Jahren als Gefangener starb. Brück und Grumbach wur- den gefoltert, der alte Grumbach wurde lebendig auf die Marterbank genagelt und ihm dann das Herz ausgerissen, das ihm der Henker mit den Worten in's Gesicht schlug: „da sieh', Grumbach, dein falsches Herz." „Du schindest einen dürren Geier", soll der Sterbende gesagt haben; sein Leib wurde in vier Stücke zerhauen. Die gleiche Strafe erlitt der Kanzler Brück. Mar schrieb den Richtern: die Strafe hat das Maß überschritten. Mit den Türken hatte der Kaiser, obwohl er wie Ferdinand I. Tribut zahlte, viel zu kämpfen; denn der ungarische Kronprätendent Johann Sigismund Zapolpa rief den Sultan zu Hilfe. Im Jahre 1567 zog der alte Solyman Ii. mit der ganzen Macht seines Reiches gegen den Kaiser, aber in Szigeth hielt ihn der heldenmüthige Kroate Graf Zrinyi durch die wunderbare Vertheidigung der kleinen Festung auf; hier starb Solyman (4. September), bevor das Schloß von Szigeth gefallen war. Die Paschen verhehlten aber seinen Tod und setzten die Belagerung fort; Zrinyi fiel bei dem letzten Ausfälle, in welchem er mit der Besatzung den Tod suchte; die Zurückgebliebenen sprengten das Schloß mit den stürmenden Türken in die Luft (7. September). Solymans Nachfolger, Selim Ii., schloß mit Mar Ii. einen Waffen- stillstand auf acht Jahre, der nach seinem Ablaufe verlängert wurde. Johann Sigismund Zapolya starb 1571; ihm folgte als Woiwode von Siebenbürgen Stephan Bathori, der 1576 von den Polen zum König erwählt wurde.

15. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 99

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 99 — §. 9. Moritz von Sachsen. — Luther's Tod. — Der schmalkaldische Krieg. Im Jahre 1545 wurde endlich ein Concilium nach Trient berufen. Da aber die Protestanten auf demselben nicht vertreten waren, so verweigerten sie demselben ihre Anerkennung. Nun beschloss Karl den Krieg gegen die Protestanten und verband sich deshalb mit dem lutherischen Herzoge Moritz von Sachsen, einem Vetter Johann Friedrichs, und versprach demselben Vergrößerung seiner Länder. Als die Protestanten die Gefahr herannahen sahen, vereinigten sie ihre Heere, und hatten, trotz aller Hindernisse, bald 40,000 Mann schlagfertig, während der Kaiser seine Truppen noch aus den Niederlanden und Italien erwartete. Gegen den Willen ihres Feldherrn, Echärtlin von Bnrtenbach, zögerten die Protestanten so lange bis der Kaiser seine Truppen zusammen hatte. Dieser eroberte viele süddeutsche protestantische Städte, welche ihre Unterwerfung mit großen Summen bezahlen mussten, zog durch Böhmen und vereinigte sich mit Moritz von Sachs en, der in Abwesenheit seines Vetters, Johann Friedrichs, dessen Land besetzt hatte. Im Frühjahr 1547 drang plötzlich der Kaiser ins Kurfürstenthum Sachsen ein, ging, von einem Verrathet geführt, durch die Elbe, schlug den Kurfürsten Johann Friedrich bei Mühlberg, nahm denselben gefangen und verlieh das Kurfürstenthum an Moritz. Johann Friedrich aber, über den das Todesurtheil gesprochen war, musste mehrere Jahre als Gefangener dem kaiserlichen Hoflager folgen. Seine Kinder erhielten von Moritz: Weimar, Jena, Eisenach und Gotha. Auch der Landgraf Philipp von Hessen wurde vom Kaiser gefangen genommen. Ehe dieser Krieg, der schmalkaldische genannt, begonnen hatte, war in seinem 63. Jahre, am 18. Februar 1546, Dr. Luther gestorben. (Er war von Wittenberg nach Eis leben gegangen, um dort eine Streitigkeit zwischen den Grafen von Mansfeld zu schlichten. Seine Leiche brachte man unter großem Geleite nach Wittenberg, wo sie in der dasigen Schlosskirche beigesetzt wurde.) §. 10. Kurfürst Moritz und der Kaiser. Da die protestantische Stadt Magdeburg dem Kaiser noch widerstand, so wurde sie vom ihm in die Acht erklärt, Moritz von Sachsen sollte dieselbe vollziehen und belagerte die Stadt. Magdeburg vertheidigte sich heldenmütig, plötzlich hob jedoch Moritz die Belagernng auf, schloss ein Bündnis mit den protestantischen Fürsten und wandte sich nachtyrol gegen seinen früheren Verbündeten, den Kaiser, der nur mit Mühe und Noth ans Innsbruck entfliehen konnte. Darauf wurde am 31. Juli 1552 der Passau er Vertrag geschlossen, worin den Protestanten Religionsfreiheit und bürgerliche Rechtsgleichheit eingeräumt wurde. Die gefangenen Fürsten wurden in Freiheit gesetzt. Im Augsburger Religionsfrieden, 1555, wurde der Passauer Vertrag bestätigt. 7*

16. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 129

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Der schmalkaldische Krieg. 129 tete dieser und ließ ihn mit dem Herzog Ernst von Braunschweig-Lünebnrg, der auch gefangen wat* in das Lager führen. Nun zog Kaiser Karl vor Wittenberg und drohete, des Kurfürsten Haupt in die Stadt zu senden, wenn ihm nicht sofort die Thore geöffnet würden. Die Kurfürstin und die Söhne erschraken sehr, aber sie glaubten doch nicht, daß der Kaiser die Drohung wahr machen werde, und zögerten. Da versammelte Karl ein Kriegsgericht und ließ wirklich das Todesurtheil über Johann Friedrich aussprechen. Das war eiue Verletzung der Reichsrechte, nach welchen nur auf einem Fürstentage ein solches Urtheil gesprochen werden konnte. Der Kurfürst saß mit dem Herzog von Lüneburg in seinem Zelte ant Schachbrett, als ihm das Todesurtheil angekündigt wurde. Mit Ruhe erwiderte er: „Ich kann nicht glauben, daß der Kaiser dermaßen an mir handeln werde; ist es aber gänzlich also bei der kaiserlichen Majestät beschlossen, so möge man es mir fest zu wissen thun, damit ich wegen meiner Gemahlin und meiner Kinder das Nöthige bestellen möge." Auf die Nachricht dieses Urtheils eilte indeß der Kurfürst Joachim von Brandenburg, obwohl er ant schmalkaldischen Bunde nicht Theil hatte, sogleich ins Lager und verwendete sich aufs eifrigste für den Gefangenen. Mit vieler Mühe und unter harten Bedingungen erhielt er endlich das Leben desselben; aber sein Land und seine Kurwürde mußte Johann Friedrich an den Herzog Moritz abtreten, von dem es nun offenbar wurde, wonach er bei seiner Freundschaft mit dem Kaiser getrachtet hatte. Johann Friedrich sollte Gefangener bleiben, so lange es dem Kaiser gefallen würde, den nöthigen Unterhalt für ihn und seine Familie aber sollte der neue Kurfürst Moritz darreichen. Dieser bestimmte dazu die Einkünfte der Aemter Eisenach, Gotha, Weimar und Jena, und diese sind späterhin den Nachkommen Johann Friedrichs ganz überlassen. So wechselten damals die beiden sächsischen Linien Würde und Besitz. Die jüngere, die albertinische, erhielt die Kurwürde und die dazu gehörigen Länder; die ältere dagegen, die ernestinische, bekam die oben genannten Aemter und hat sich später in mehrere herzoglich sächsische Linien getheilt. Nach Abschließung des Vertrages mußte auch die Festimg Wittenberg ihre Thore öffnen und die kaiserliche Besatzung zog ein. Der Kaiser selbst begab sich in die Stadt und besah sie. „Es ist doch alles ganz anders im evangeli- schen Lande und unter evangelischen Leuten, als ich es mir gedacht habe," — äußerte Karl; und als er hörte, daß während seiner Anwesenheit der lutherische Gottesdienst eingestellt sei, tadelte er dieß und ließ auf der Stelle das Verbot zurücknehmen. In der Schloßkirche besah er auch Luthers Grab, der den Anfang dieses unglücklichen Krieges nicht mehr gesehen, sondern am 18. Februar 1546 zu Eisleben im 63. Jahre seines Alters gestorben war. Einer ans des Kaisers Gefolge rietlj, Luthers Gebeine ausgraben und verbrennen zu lassen; aber der Kaiser erwiderte: „Laßt ihn ruhen, er wird seinen Richter schon gefunden haben; ich führe Krieg mit den Lebendigen und nicht mit den Todten." Karl hatte zwar in dem Bündnisse mit dem Papste versprochen, die evangelische Partei gänzlich zum Gehorsam gegen den römischen Stuhl zurückzuführen, allein er mochte nun doch wohl eingesehen haben, daß dies mit Gewalt nicht möglich sein werde, und hoffen, es nach diesen Siegen desto sicherer durch gelinde Mittel und allmählich zu bewirken. Zunächst war ihm alles daran gelegen, auch den Landgrafen Philipp von Hessen in seine Gewalt zu bekommen, um so den schmalkaldischen Bund mit einem Mal seiner Häufte1' zu berauben. Der 9

17. Bd. 4 - S. 72

1786 - Dresden Leipzig : Hilscher
72 Kurfürst Morlz. schlag. Der unglückliche Johann Friedrich war in der Gewalt des erzürnten, rachsüchti- gen Kaisers, dems nicht genug war, daß der Kursürst sein Gefangener war, seine Rache gieng so weit, daß er ihm Tod und Verderben drohte. , Um diesen Drohungen, sie mochten nun Ernst, oder nur Schreck seyn, nicht langer ausgesezt zu bleiben, un- terschrieb Johann Friedrich der Grosmüthige, auf wiederholtes Bitten seiner Gemalin und Kinder, am 19 May 1547 den Vertrag, welcher, weil die Uebergabe von Wittenberg eine Hauptbedingung war die roittenber- ger Capitulation genannt wird, wo- durch die Vorrechte der altern sächsischen Lie- nie und ein Theil der ernestinischen Lande an die jüngere die albertinische Lienie kam. Vermöge dieses Vertrags inuste sich Johann Friedrich, für sich und seine Nachkommen, der Kurwürde und seiner meisten Lande bege- den, Wittenberg dem Kaiser einraumen, und die Festlmgöwerke von Gotha schleifen lassen; allen seinen Rechten auf Magdeburg, Halberstadt und Halle entsagen, sich aller bisherigen und künftigen Bündnisse wieder den Kaiser und den römischen König entschla- gen und bis auf weitere Verordnung des Kaisers

18. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 123

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Johann Friedrich der Großmüthige. 123 Alba vom Pferde geholfen hatte, wollte sich Johann Friedrich auf ein Knie niedcrlassen, was aber der Kaiser nicht geschehen ließ. Dann bor Johann Friedrich dem Kaiser nach deutscher Weise die Hand, dieser aber zog die seinige zurück und wendete sich ab. „Groß- mächtigster, allergnädigstcr Kaiser!" redete tief gebeugt der Kurfürst jenen an, aber Karl V. unterbrach ihn hastig mit den Worten: „So? Bin ich nun Euer gnädiger Kaiser? Ihr habt mich lange nicht so geheißen!" Hierauf entgegnete der Kurfürst vorerst nichts, sondern zuckte die Achseln, neigte das Haupt und seufzte mit einer kummer- vollen Miene. Dann redete er den Kaiser wieder an und sprach: „Ich bin Ew. kaiserlichen Majestät Gefangener und bitte um ein fürstliches Gefängniß!" — „ „Ihr sollt gehalten werden, wie Ihr cs verdient!"" entgegnete streng der Kaiser, indem er den Gefangenen der Obhut des bösen Herzogs Alba übergab. Mit edler Würde gab hieraus der Kurfürst dem Kaiser zur Antwort: „Ich bin in Ew. Majestät Gewalt; darum thut mit mir, wie cs Euch beliebt und Gott gefällt!" Der Kurfürst ward hierauf in das nahe Dorf Außig gebracht, wo seine Wunden verbunden wurden. Der Kaiser rückte hierauf vor Wittenberg, um es zu belagern. Da es sich nicht ergeben wollte, ergriff derselbe ein fürwahr unkaiser- liches Mittel, um die Uebergabe zu erzwingen. Er ließ ein Kriegsge- richt niedersetzen, welches, unter Alba's Vorsitz, aus spanischen und italienischen Offizieren*) bestand, und dieses fällte am 10. Mai über den gefangenen Kurfürsten das Urtel, daß derselbe als Majcstätsver- brecher enthauptet werden sollte. Eben saß der Kurfürst mit dem gleichfalls gefangenen Herzog Ernst von Braunschweig in einem Zelte des Lagers beim Schachspiel, als man ihm dieses Todesurtheil ankün- digte. Mit großer Ruhe und Gottergebenheit hörte der edle Kurfürst dasselbe an und erwiederte bloß, er verhoffe, kaiserliche Majestät werde sich hierbei nicht übereilen. Sollte es aber dennoch ein Ernst sein, so bäte er, daß man's ihm zeitig und gewiß sagen möchte, damit er wegen seiner Gemahlin und Kinder die Nothdurft verfügen könnte. „Und nun" — fügte er zu Ernst von Braunschwcig gewendet, hinzu — „lasset uns fortspiclcn, Herr Herzog!" — Auf die Fürbitte des Kurfürsten Joachim von Brandenburg und des Herzogs Wilhelm von Jülich und Cleve ließ sich der Kaiser bewegen, das Todesurtheil zurückzunehmen, und es wurde die sogenannte Wittenberger Capitulation beschlossen, die freilich in ihren Bedingungen hart genug war. Der Kurfürst mußte nämlich unter dem 19. Mai für sich und seine Nachkommen auf die Kurwürde und seine Lande verzichten, die Festungen Witten- berg und Gotha dem Kaiser übergeben, und bis auf weitere Entschei- dung dessen Gefangener bleiben. Die auf diese Weise dem Kurfürsten Johann Friedrich entzo- *) Wie der Kaiser im Widerstreit gegen die Reichsgesetze, nämlich ohne Zustim- mung der Kurfürsten, unfern Johann Friedrich in die Reichsacht erklärt hatte, so ließ er auch hier eben so gesetzwidrig durch ausländische Soldner ihn rum Tode verurtheilen.

19. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 139

1837 - Elberfeld : Büschler
Der schmalkaldische Krieg. 139 maßen an mir handeln werde; ist es aber gänzlich also bei der kai- serlichen Majestät beschlossen, so möge man es mir fest zu wissen thun, damit ich wegen meiner Gemahlin und meiner Kinder das Nöthige bestellen möge." Auf die Nachricht dieses Urtheils eilte indeß der Churfürst Joachim von Brandenburg, obwohl er am schmalkaldischen Wunde nicht -Theil hatte, sogleich in's Lager und^ verwendete sich auf's Eiftigste für den Gefangenen. Mit vieler Mühe und unter harten Bedingungen erhielt er endlich das Leben desselben; aber sein Land und seine Churwürde mußte Johann Friedrich an den Herzog Moritz abtreten, von dem es nun offenbar wurde, wonach er bei seiner Freundschaft mit dem Kaiser getrachtet hatte. Johann Friedrich sollte Gefangener bleiben, so lange es dem Kaiser gefallen würde, den nöthigen Unterhalt für ihn und seine Familie aber sollte der neue Churfürst Moritz darreichen. Er bestimmte dazu die Einkünfte der Aemter Eisenach, Gotha, Weimar und Jena, und diese sind späterhin den Nachkommen Johann Friedrichs ganz überlassen. So wechsel- ten damals die beiden sächsischen Linien Würde und Besitz. Die jüngere, die albertinische, erhielt die Churwürde und die dazu ge- hörigen Länder; die ältere dagegen, die ernestinische, bekam die oben genannten Aemter, und hat sich später in mehrere herzoglich sächsische Linien getheilt. Nach Abschließung des Vertrages mußte auch die Festung Wit- tenberg ihre Thore öffnen und die kaiserliche Besatzung zog ein. Der Kaiser selbst begab sich in die Stadt und besah sie. „Es ist doch Alles ganz anders im evangelischen Lande und unter evangelischen Leuten, als ich es mir gedacht habe," — äußerte Karl; und als er hörte, daß während seiner Anwesenheit der lutherische Gottesdienst eingestellt sey, tadelte er dieß und ließ aus der Stelle das Verbot Hurücknehmen. In der Schloßkirche besah er auch Luthers Grab, der den Anfang dieses unglücklichen Krieges nicht mehr gesehen, sondern am 18. Februar 1546 zu Eisleben im 63. Jahre seines Alters gestor- den war. Einer aus des Kaisers Gefolge rieth, Luthers Gebeine auszugraben und verbrennen zu lassen; aber der Kaiser erwiederte: „Laßt ihn ruhen, er wird seinen Richter schon gefunden haben; ich führe Krieg mit den Lebenden und nicht mit den Todten." Karl hatte zwar in dem Bündnisse mit dem Papste versprochen, die evangelische Parthei gänzlich zum Gehorsam gegen den römischen Stuhl zurückzuführen, allein er mochte nun doch wohl eingesehen haben, daß dieß mit Gewalt nicht möglich seyn werde, und hoffen, es^ nach diesen Siegen desto sicherer durch gelinde Mittel und all- mählig zu bewirken. Zunächst war ihm Alles daran gelegen, auch den Landgrafen Philipp von Hessen in seine Gewalt zu bekommen, um so den schmalkaldischen Bund mit einem Male seiner Häupter zu berauben. Der Landgraf ließ sich gern auf Unterhandlungen ein, und da ihm sein Schwiegersohn Moritz und der Churfürst von Bran- denburg versicherten, der Kaiser wollte ihn weder am Leben, noch mit Verlust seiner Länder und Freiheit bestrafen, wenn er sich ihm

20. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 330

1845 - Berlin : Klemann
330 Fünftes Buch. Siebenter Abschnitt. qeftünl verlangte er fort und fort vom Stift zu Würzburg die Wiederein- setzung in sein Recht; gewann viele Reichsritter zu Genossen und sogar den Herzog Johann Friedrich von Sachsen-Gotha (einen Sohn jenes Johann Friedrich, welcher die Kurwürde verloren hatte) zum Freunde. Darauf gestützt überfiel er im Jahre 1563 plötzlich die Stadt Würzburg und zwang das Stift, ihn in seine entzogenen Güter wieder einzusetzen. Weil er nun durch diese Gewaltthat den Landfrieden freventlich gebrochen hatte, kam er in die Reichsacht. Aber der Herzog Johann Friedrich nahm ihn in Schutz; denn Grnmbach hatte diesem zugesagt: er wollte ihm beistehen, die verlorne Kurwürde wieder zu gewinnen. Da nun die Sachen also standen, ließ sie der Kaiser 1566 genau untersuchen, und darnach die Reichsacht erneuern. Als aber der Herzog Johann Friedrich sich des alten Grumbach noch immer treu und standhaft annahm und ihn nicht ausliefern nwllte, verfiel er selbst auch in die Reichsacht, und sein Vetter, der Kurfürst August von Sachsen, vollstreckte sie. Johann Friedrich und Grumbach wurden 1567 gefangen genommen, der Letztere nach der damaligen Barbarei des Strafgesetzes ge- viertheilt, — der Elftere in die zwanzig Jahre lang bis an seinen Tod ge- fangen gehalten; sein Land blieb jedoch seinen Kindern, bis auf vier Aemter, lvelche der Kurfürst August bekam. Inzwischen war das deutsche Vaterland abermals in großen Schrecken vor den Türken gewesen. Der türkische Kaiser Suleiman nämlich, der- selbe alte siegreiche Held, welcher vor Wien gewesen war, hatte den Frieden gebrochen, um dem Sohne Zapolya's, Johanir Sigmund, Fürsten von Siebenbürgen, durch Waffengewalt die Herrschaft über Ungarn zu sichern; mit ungeheurer Heeresmacht und Pracht war Suleiman gen Ungarn gezogen. Darauf hatten sich jedoch die deutschen Reichsstände, welche die Angelegen- heiten des Kaisers in Ungarn mit den Türken in der letzten Zeit immer nur als Privatsachen desselben betrachtet hatten, die dem Reiche fremd seien, plötzlich zur Eintracht erhoben, und dem Kaiser kräftige Unterstützung be- willigt; eben so der Papst; die drohende Gefahr verscheuchte für den Augen- blick den Gedanken an alle übrigen Streitigkeiten. Aus Italien, England und Frankreich zogen kriegsfreudige Männer herbei zum heiligen Krieg gegen beit Erbfeind der ganzen Christenheit. Das christliche Heer war 80,000 Mann stark und zog gen Ungarn, wo es sich bei Raab verschanzte. Der greise Suleiman aber wollte von Peterwardein gen Erlau ziehen. Da ver- nahm er, daß Graf Nikolaus Zriny den Sandschak von Tirhala zu Siklos überfallen, getödtet und dessen reiches Lager geplündert habe. Grimment- brannt änderte nun Suleiman seinen Plan und warf sich mit seiner ganzen Macht auf die Feste Szigeth (zwei Meilen von Fünfkirchen), welche Niko- laus Zriny vertheidigte. Die Besatzung Szigeths war nicht sehr zahlreich; aber sie bestand aus lauter ungarischen Helden, denen die Ehre mehr galt als das Leben. Vom 5. August bis zum 8. September widerstanden sie der ganzen ungeheuren türkischen Heeresmacht. Endlich aber erkennt der Zriny, daß keine Rettung mehr möglich ist; die Türken sind schon Herrn der gan- zen Umgegend, der Stadt und der äußern Feste, von allen Seiten stürmen sie gegen die innere Burg heran, in solcher Zahl, daß ringsumher nichts zu sehen ist als der Himmel und sie. Da weiht sich der Zriny freudig dem Tode. Er läßt ein mit gehacktem Eisen geladenes Feldstück abseuern, daß viele Hunderte von Türken, die schon auf der Schloßbrücke stehen, getroffen in ihr°Blut niederstürzen. Mitten im Pulverdampf sprengt er dann plötz- lich, in seinem kostbarsten Gewand, den Säbel in der Faust, ohne Panzer