Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Volltext

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Geschichte der neueren Zeit - S. 382

1906 - Langensalza : Gressler
382 welchem England so viele Ziege erfocht und Eroberungen machte, daß es seit der Zeit übermächtiger zur See wurde als je vorher. An den Erfolgen dieses Krieges hatte einer der berühmtesten englischen Minister, der ältere Pitt, später zum Lord Ehatam ernannt, durch kräftige und weise Leitung einen bedeutenden Anteil. In dem zu Paris geschlossenen Frieden mußte Frankreich an England Kanada und Neufundland abtreten und allen Ansprüchen auf deu Ohio entsagen. So oorteilhaft auch dieser Krieg für England ausgefallen war, so hatte er doch diesem Lande große Summen gekostet, und die hohe Lchuldenmasse war dadurch vermehrt worden. Dies nahm es zum Vorwande, zu verlangen, daß seine Kolonien in Amerika, um derentwillen doch eigentlich der Krieg geführt war, die Kosten ihrer Verteidigung und Verwaltung selbst aufbrächten. Dabei vergaßen die Engländer (Lord Granville), welch großen Gewinn sie aus der Handlung mit ihren amerikanischen Kolonien zogen. Diese würden auch der Forderung sich wohl unterworfen haben, hätte nicht England die unweifeften Maßregeln dazu ergriffen und ihnen willkürliche Abgaben aufgelegt. Die ersten Abgaben, die England den Amerikanern 1764 auffegte, wurden, obgleich mit Murren, ertragen; als aber 1765 eine Verordnung erschien, daß alle kaufmännischen und gerichtlichen Verhandlungen in Amerika auf Stempel-pavier geschrieben werden müßten (d i e S te m p e l a kt e,) entstand eine allgemeine Unzufriedenheit; denn täglich kamen bei diesen Handel-Treibenden Leuten dergleichen Verschreibungen vor. Man druckte diese Verordnung auf Papier mit schwarzem Rande, darüber einen Totenkops, und mit der Inschrift: „Torheit Englands und Untergang Amerikas!" wurde sie in den Straßen von New-Aork ausgerufen. Aber dabei blieb es nicht. Der Widerstand gegen diese verhaßte Maßregel zeigte sich in allen Ständen. An dem Tage, wo die Akte eingeführt werden sollte, wurde in mehreren Städten, wie zu einem Leichenbegängnisse, mit den Glocken geläutet und in einer Stadt wurde gar ein förmlicher Leichenzug gehalten. Voran schritten zwei Männer mit gedämpften Trommeln; dann kam ein Sarg, auf welchem mit großen Buchstaben das Wort Freiheit

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Volltext

1. Theil 3 - S. 361

1880 - Stuttgart : Heitz
stempelacte. Zölle. 361 war, die Kosten ihrer Vertheidigung und Verwaltung selbst aufbrächten. Dabei vergaßen die Engländer (Lord Granville), welch großen Gewinn sie aus dem Handel mit ihren amerikanischen Colonien zogen. Diese würden auch der Forderung sich wohl unterworfen haben, hätte nicht England die unweisesten Maßregeln dazu ergriffen und willkürliche Abgaben ihnen aufgelegt. „Nein!" erwiderten die Amerikaner, „wir sind ja nicht eure Unterthanen, sondern eure Mitbürger. So wie ihr Engländer keinen Schilling Abgaben bezahlt, den nicht eure Abgeordneten im Parlamente bewilligt haben, so lassen wir uns keine Schatzung gefallen, die ihr uns ohne unsern Willen auflegt. Oder laßt auch unsere Abgeordneten zu eurem Parlamente zu, damit sie da unsere Rechte vertreten." Diese Forderungen waren ganz billig, aber England war taub dagegen, weil es glaubte, von Amerika nichts zu furchten zu haben. Die ersten Abgaben, die England den Amerikanern 1764 auflegte, wurden, obgleich mit Murren, ertragen; als aber 1765 eine Verordnung erschien, daß alle kaufmännische und gerichtliche Verhandlungen in Amerika auf Stempelpapier geschrieben werden müßten (die Stempelacte), entstand eine allgemeine Unzufriedenheit; denn täglich kamen bei diesen handeltreibenden Leuten dergleichen Verschreibungen vor. Man druckte diese Verordnung auf Papier mit schwarzem Rande, darüber einen Todten-kops, und mit der Inschrift: „Thorheit Englands und Untergang Amerikas!" Mit diesen Worten wurde sie in den Straßen von Neuyork ausgerufen. Aber dabei blieb es nicht. Der Widerstand gegen die verhaßte Maßregel zeigte sich in allen Ständen. An dem Tage, wo die Acte eingeführt werden* sollte, wurde in mehreren Städten, wie zu einem Leichenbegängnisse, mit den Glocken geläutet und in der einen Stadt wurde gar ein förmlicher Leichenzug gehalten. Voran schritten zwei Männer mit gedämpften Trommeln; dann kam ein Sarg, auf welchem mit großen Buchstaben das Wort Freiheit stand. Auf dem Begräbnißplatze hielt einer der gestorbenen Freiheit eine Leichenrede und beklagte ihren frühen durch England herbeigeführten Tod. Nach beendigter Rede hieß es, man verspüre bei der Todtgeglaubten noch einiges Leben. Sogleich hieß es, die Freiheit lebe noch, und der Sarg erhielt die Aufschrift; „Die wiederaufgelebte Freiheit!" Die Glocken wurden nun schneller und fröhlich geläutet und ein allgemeines Freudengeschrei angestimmt. Alles ging hier mit Ruhe und Anstand zu. Aber nicht überall ging es so. Hier und da wurden die Verkäufer des Stempel-

2. Theil 3 - S. 314

1827 - Breslau : Max
314 In dem geschlossenen Frieden mußte Frankreich an England Ca- nada und Newfoundland abtreten, und allen Ansprüchen auf den Ohio entsagen. So vortheilhaft auch dieser Krieg für England ausgefallen war, so hatte er doch diesem Lande große Summen gekostet, und die hohe Schuldenmasse desselben war dadurch vermehrt wor- den. Dies nahm es zum Vorwände, zu verlangen, daß seine Colonien in Amerika, um derentwillen doch eigentlich der Krieg geführt wäre, die Kosten ihrer Vertheidigung und Verwaltung selbst aufbrachten. Dabei vergaßen die Engländer, welch groß- ßen Gewinn sie aus der Handlung mit ihren amerikanischen Colonien zogen. Diese würden auch der Forderung sich wohl unterworfen haben, hatte nicht England die unweifesten Maß- regeln dazu ergriffen, und willkürliche Abgaben ihnen aufgelegt. „Nein!" erwiederten die Amerikaner, „wir sind ja nicht eure Unterthanen, sondern eure Mitbürger. So wie ihr Engländer keinen Schilling Abgaben zahlt, den nicht eure Abgeordneten im Parlamente bewilligt haben, so lassen wir uns keine Schatzung gefallen, die ihr uns ohne unfern Willen auflegt. Oder laßt auch unsre Abgeordneten zu eurem Parlamente zu, damit sie da unsre Rechte vertreten." Diese Forderungen waren ganz billig, aber England war taub dagegen, weil es glaubte, von Amerika nichts fürchten zu dürfen. Die ersten Abgaben, die England den Amerikanern 1764 auflegte, wurden, obgleich mit Murren, ertragen; als aber 1765 eine Verordnung erschien, daß alle kaufmännische und gerichtliche Verhandlungen in Amerika auf Stempelpapier geschrieben werden müßten, entstand eine allgemeine Unzufriedenheit; denn täglich kamen bei diesen han- deltreibenden Leuten dergleichen Verschreibungen vor. Man druckte diese Verordnung auf Papier mit schwarzem Rande, dar- über einen Todtenkopf, und mit der Inschrift: Thorheit Eng- lands und Untergang Amerika's! wurde sie in den Straßen von Neu-Uork ausgerufen. Aber dabei blieb es nicht. Der Wider- stand gegen diese verhaßte Maßregel zeigte sich in allen Städten. An dem Tage, wo die Acte eingeführt werden sollte, wurde in mehreren Städten, wie zu einem Leichcnbegängniß,' mit den Glocken geläutet, und in der einen Stadt wurde gar ein förm- licher Leichenzug gehalten. Voran schritten zwei Männer, mit

3. Theil 3 - S. 333

1839 - Leipzig : Fleischer
333 selben Zeit zur See geführt wurde, als Friedrich 2. den siebenjährigen Kampf bestand, nämlich von J755 bis 1762. Auch Spanien nahm daran Antheil, indem es den Engländern den Krieg erklärte. Die Vorfälle dieses Krieges können nicht erzähl: werden; nur soviel merke man sich, daß die Engländer durch die kräftigen Maßregeln ihres Ministers, des älteren Pitt (Lord Chatam — sprich Tschättäm), größ- tentheils Sieger waren.") Im Jahre 1762 wurde endlich ein Friede in Paris geschlossen, in welchem die Franzosen Neufundland, Canada und überhaupt alles Land, welches sie sich zwischen dem atlantischen Meere und dem Mississippi zugeeignet hatten, an die Engländer über- lassen mußten. Seit dieser Zeit erst ist England so übermächtig zur See geworden. England hatte bisher große Summen auf seine Colonien in Nordamerika gewendet. Der Krieg allein hatte nach der mäßigsten Berechnung 150 Mill. gekostet. Es schien daher billig, daß die Colonisten, um derentwillen ja doch eigentlich der Krieg nur ge- führt worden war, nicht nur die Kosten ihrer Verwaltung selbst auf- brächten, sondern auch zur Abtragung der großen englischen Natio- nalschuld etwas beitrügen. Aber dagegen brachten die Colonisten vor, daß ja England durch seinen Handel mit Amerika große Summen gewönne; wäre dies nicht, so würde es gewiß weder den Krieg unter- nommen, noch überhaupt so viel auf die Colonien verwendet haben. Ueberhaupt hätte es kein Recht, den Colonisten Abgaben aufzulegen; dies käme allein diesen zu. „Wir sind," sagten sie, „dadurch, daß wir nach Amerika gewandert sind, nicht eure Unterthanen gewor- den, sondern wir sino eure Mitbürger. So wie ihr keine Abgaben bezahlt, die nicht eure Abgeordneten im Parlamente bewilligt haben, so verwerfen wir auch alle Auflagen, die ihr uns gegen unfern Willen machen wollt, ihr müßtet denn unsere Abgeordneten zu eurem Parlamente zulassen." Dabei war es gar nicht ihre Absicht, sich den Geldlieferungen zu entziehen; nur wollten sie nicht gezwungen werden, und hätte England ihnen nur die Art der Geldbewilli- gungen überlassen, so würden sie mehr Geld aufgebracht haben, als man verlangte. Aber der umsichtige Pitt hatte sein Amt niederlegen müssen, und sein Nachfolger, Lord Grenville, glaubte die Colo- nisten zwingen zu können. *) In diesem Kriege war eö auch, wo der englische General Wolf fiel, dessen Tod durch den bekannten schönen Kupferstich vorgestellt ist. Er belagerte 1759 Quebeck, und lieferte hier den Franzosen eine Schlacht. Als er nach der dritten erhaltenen Verwundung sich auü dem Treffen bringen ließ, äußerte er kei- nen andern Schmerz, als daß er nicht wisse, wer siegen werde. Als man ihm aber die Nachricht brachte, daß die Feinde flöhen, starb er mit der größten Ruhe.

4. Theil 3 - S. 362

1867 - Breslau : Max
362 Neue Geschichte 3. Periode. Nordamerika. sich wohl unterworfen haben, hätte nicht England die unweise- sten Maßregeln dazu ergriffen und willkürliche Abgaben ihnen aufgelegt. „Nein!" erwiederten die Amerikaner, „wir sind ja nicht eure Unterthanen, sondern eure Mitbürger. So wie ihr Englän- der keinen Schilling Abgaben bezahlt, den nicht eure Abgeordne- ten im Parlamente bewilligt haben, so lassen wir uns keine Schatzung gefallen, die ihr uns ohne unfern Willen auflegt. Oder laßt auch unsere Abgeordneten zu eurem Parlamente zu, damit sie da unsere Rechte vertreten." Diese Forderungen waren ganz billig, aber England war taub dagegen, weil es glaubte, von Amerika nichts zu fürchten zu haben. Die ersten Abgaben, die England den Amerikanern 1764 auflegte, wurden, obgleich mit Murren, ertragen; als aber 1765 eine Verordnung erschien, daß alle kaufmännische und gerichtliche Verhandlungen in Amerika auf Stempelpapier geschrieben werden müßten (die Stempelacte), entstand eine allgemeine Unzufriedenheit; denn täglich kamen bei diesen handeltreibenden Leuten dergleichen Verschreibungen vor. Man druckte diese Verordnung auf Papier mit schwarzem Rande, darüber einen Todtenkopf, und mit der Inschrift: „Thorheit Eng- lands und Untergang Amerikas!" Mit diesen Worten wurde sie in den Straßen von Reuyork ausgerufen. Aber dabei blieb es nicht. Der Widerstand gegen die verhaßte Maßregel zeigte sich in allen Ständen. An dem Tage, wo die Acte eingeführt wer- den sollte, wurde in mehrern Städten, wie zu einem Leichenbe- gängnisse, mit den Glocken geläutet und in der einen Stadt wurde gar ein förmlicher Leichenzug gehalten. Voran schritten zwei Männer mit gedämpften Trommeln; dann kam ein Sarg, auf welchem mit großen Buchstaben das Wort Freiheit stand. Auf dem Begräbnißplatze hielt Einer der gestorbenen Freiheit eine Leichenrede und beklagte ihren frühen durch England herbeige- führten Tod. Rach beendigter Rede hieß es, man verspüre bei der Todtgeglaubten noch einiges Leben. Sogleich hieß es/ die Freiheit lebe noch, und der Sarg erhielt die Aufschrift: „Die wie- deraufgelebte Freiheit!" Die Glocken wurden nun schneller und fröhlich geläutet und ein allgemeines Freudengeschrei angestammt. Alles ging hier mit Ruhe und Anstand zu. Aber nicht überall ging es so. Hier und da wurden die Verkäufer des Stempelpa- piers gemißhandelt, und lieber brachten die Amerikaner gar keine gerichtliche Klage an, lieber machten sie die Handelsgeschäfte münd- lich ab, ehe sie sich des St'empelpapiers bedienten. Der Handel

5. Die neue Zeit - S. 311

1866 - Leipzig : Brandstetter
311 Europa gedrungen, so ward Franklin ein wahrhaft gefeierter Mann, als die uordamerikanische Revolution ausbrach. England, als der Mutterstaat, .hatte bis 1769 seine nordamerikanischen Kolonien friedlich besessen und fried- lich regiert. ' Da fiel es dem englischen Ministerium ein, allerlei drückende Abgaben von den Nordamerikanern zu erheben, ohne diesen die gleichen Rechte zu bewilligen wie den Engländern. Nun weigerten sich die amerika- nischen Städte, englische Waaren zu kaufen, und als im Jahre 1773 drei englische, mit Thee beladene Schiffe in den Hafen von Boston einliefen, gingen 17 Personen, als Mohawk-Jndianer verkleidet, auf diese Schiffe und warfen den ganzen Thee in's Wasser. Darüber kam es zum Kriege zwi- schen dem Mutterlande und seinen Kolonien, in welchem diese den Sieg errangen und sich für frei und selbständig erklärten. Die Männer aber, die am meisten zum glücklichen Ausgange dieses Kampfes beitrugen, waren Franklin und Washington, dieser als Krieger, jener als Staatsmann. 9. Noch vor dem Ausbruche der Revolution ging Franklin als Ge- sandter nach England und suchte die Regierung milder zu stimmen. Er hielt noch eine Aussöhnung für möglich. Freilich hatte schon im Jahre 1759 der hellblickende Lord Crambdon zu Franklin bei dessen Anwesenheit in London gesagt: „Trotz Allem, was ihr Amerikaner von eurer Treue sprecht, trotz eurer so oft gerühmten Liebe zu England weiß ich doch, daß ihr die Bande, die euch mit jenem verknüpfen, einst abschütteln und das Banner der Unabhängigkeit erheben werdet!" „Kein solcher Gedanke —• antwortete Franklin — existirt und wird je in die Köpfe der Amerikaner kommen, es sei denn, daß ihr uns schmählich behandelt." Der Zeitpunkt, wo die englische Regierung durch ihre eigensinnige unkluge Strenge die Widersetzlichkeit der Kolonien hervorrief und sie antrieb, für ihre Freiheit Alles zu wagen, war näher, als Franklin damals selber glaubte. Im Jahre 1767 ließ sich der englische Finanzminister Townshand vom Par- lament einen Einfuhrzoll von Thee, Papier, Glas und Farben für Amerika bewilligen, d. h. die Kaufleute, welche diese Waaren nach den Kolonien fuhren, mußten dafür einen Zoll entrichten, welcher in die Re- gierungskasse floß. Da nun die Amerikaner durch Handelsgesetze ge- zwungen waren, diese englischen Waaren, die nun im Preise stiegen, zu kaufen, so war ihnen damit eine Steuer auferlegt, zu welcher sie keine Zustimmung gegeben hatten, und cs reifte im Volke der Entschluß, sich solcher Willkür nicht zu fügen. Als dann die englische Regierung die Statthalter und Richter, welche bisher überwiegend vom Volke gewählt waren, von sich allein abhängig zu machen suchte, um den Amerikanern einen Zügel anzulegen, ward der Unwille allgemein. Hutchinson, der Statthalter von Massachusetts, hatte Briefe an hochgestellte Engländer geschrieben, worin er rieth, die Widersetzlichkeit der Amerikaner mit Ge- walt zu unterdrücken und mehr Soldaten in die Kolonien zu schicken. Diese Briefe kamen in die Hände Frankliu's, der sie alsbald seinen Lands-

6. Mittlere und neue Geschichte - S. 255

1877 - Leipzig : Senf
H. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt. 255 der Compagnie die drei. Landschaften: Bengalen, Behar und Orissa abzutreten (dem Namen nach nur die Dewany, die Erhebung der landesherrlichen . Einkünfte). Die Kolonien der Engländer in Nordamerika waren im achtzehnten Jahrhundert auf dreizehn gewachsen: vier im Norden (New-Hamp-shire, Massachusets, Connecticut und Rhode-Island), fünf in der Mitte (New-Jersey, New-Aork, Delaware, Penusyl-vanien und-Maryland) und vier im Süden (Virginien, Nord-und Süd-Karolina und Georgien). Sie halten im siebenjährigen Kriege Gelegenheit gehabt, ihre Kraft kennen zu lernen, da ihnen fast allein die Vertheidigung gegen die Franzosen überlassen wurde. In England regierte seit 1760 Georgs 11. Enkel, Georg 111., bis 1820, später wahnsinnig. Sein Minister Grenville suchte 1765 die Kolonien durch eine Stempelakte zu der Bestreitung der Kosten des letzten Krieges mitzuverpflichten. Die Kolonien weigerten sich nicht, Steuern zu zahlen, wollten sie sich aber selbst auferlegen und sich nicht durch das englische Parlament besteuern lassen. Sie waren ohnedies im Vergleich zu dem Mutterlande in sehr gedrückten.verhältnissen und namentlich ihr Handel und ihre Gewerbthätigkeit zu Gunsten des Mutterlandes sehr beschränkt. Das neue Ministerium Rockingham hob 1766 die Stempelakte, die allgemeinen Widerstand erfuhr, auf, nicht aber, ohne in der (Srklimmgsmll (declaratory bill) das Recht Großbritanniens, seine Kolonien zu besteuern, sich gewahrt zu haben. Bald darauf, schon 1767 führte ein neues Ministerium, an dessen Spitze bald Lord North trat, eine neue Abgabe auf Glas, Papier und Thee für die Kolonien ein. Diese Abgabe erfuhr denselben Widerstand, als die Stempelakte, man enthielt sich der Einfuhr dieser Fabrikate und Produkte aus England und selbst als Lord North 1770 die übrigen Abgaben aufhob und nur die auf Thee bestehen ließ, ja selbst 1773 durch die Aufhebung des Ausfuhrzolls auf Thee aus England den besteuerten Thee in Amerika billiger stellte als den früher unbesteuerten, ließen die Amerikaner in- ihrem Widerstande nicht nach und den 18. December 1773 wurden in Boston, der Hauptstadt von Massachusets, die Ladungen mehrerer Theeschiffe von als Mohawks verkleideten amerikanischen Jünglingen ins Meer geworfen. Da beschloß das englische Ministerium strengere Maaßregeln und ließ durch eine Besatzung den Hafen von Boston sperren. Vergebens sprachen im englischen Parlamente Pitt und Bnrke mit feuriger Beredsamkeit für die Rechte, der Amerikaner. Diese schickten Abgeordnete aller Provinzen zu einem Congreß nach Philadelphia 1774, der die Einfuhr englischer Fabrikate und der Produkte aus den englisch-

7. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 270

1897 - Leipzig : Baedeker
— 270 — Canada, und die Kolonie im Gebiete des Mississippi wurde dem Könige Louis Xiv. zu Ehren Louisiana genannt. Sobald in Europa Frankreich und England sich feindlich gegenüberstanden, begann auch in den amerikanischen Kolonien zwischen ihnen der Kampf. So wurde der siebenjährige Krieg, in welchem England auf Preußens, Frankreich auf Österreichs Seite stand, zugleich auch in Amerika ausgefochten, und Frankreich mußte alle seine Besitzungen am St. Lorenz 1763 an England abtreten. 2. Kampf um ihre Unabhängigkeit. Für die neuen Erwerbungen sollten die Sieger bald ihre alten Besitzungen einbüßen. Durch den siebenjährigen Krieg mit Frankreich war England in große Schulden geraten, und es verlangte nun von den amerikanischen Kolonien hohe Abgaben sür Stempel und legte hohe Einfuhrsteuern aus Thee, Glas, Papier und Farben, Artikel, welche die Kolonien von dem Mutterlande bezogen. Das erbitterte die Amerikaner. Es entstand ein Aufruhr, bei welchem im Hafen von Boston die Ladung von drei englischen Theeschiffen ins Meer versenkt wurde. Nun kam es zum Kampfe gegen das Mutterland. An der Spitze der Amerikaner stand ein ausgezeichneter General, George Washington (der erste im Kriege, der erste im Frieden, der erste im Herzen seiner Landsleute). Er verbündete sich mit den Franzosen und brachte die Engländer in große Bedrängnis. Da es diesen an Soldaten mangelte, suchten sie in Deutschland Krieger anzuwerben, die ihnen leider von einigen Fürsten gegen Bezahlung ausgeliefert wurden; so verkaufte z. B. der Landgraf von Hessen-Kassel 12000 Soldaten an die Engländer. Die Amerikaner sahen sich auch nach Hilfe um. Benjamin Franklin, der Erfinder des Blitzableiters, kam nach Europa und wußte Freunde für sein Heimatland zu gewinnen. Spanien und Holland verbündeten sich auch mit Amerika, und so sah sich England zum Frieden genötigt. Es mußte die Unabhängigkeit der Staaten anerkennen (1782). Die neue Republik nannte sich United States of America. Ihr erster Präsident war George Washington. 3. Jetzige Weltstellung. In kurzer Zeit schwang sich die Union zum gebildetsten, bevölkertsten und mächtigsten Staate in ganz Amerika auf und zur ersten Handelsmacht nächst England. Zur Zeit seiner Entstehung zählte der Staatenbund 13 Staaten mit 3 Millionen Einwohnern, jetzt umfaßt er 44 Staaten mit 63 Millionen Einwohnern. Sein Gebiet, das an Größe fast dem Erdteil Europa gleichkommt, reicht vom atlantischen bis zum großen Ozean. Beide Meere sind durch Eisenbahnen verbunden, um dem riesenhaften Produkten-überschuß an Baumwolle, Korn, Tabak, Tieren, Holz auch einen Abzug nach Westen zu eröffnen. Der ausgezeichnete Reichtum des Bodens an Steinkohlen und Eisen befördert den Aufschwung der Maschinenindustrie und unterstützt das Bestreben der Bewohner, sich wirtschaftlich von Europa völlig unabhängig zu machen.

8. Umständlichere Erzählung der wichtigeren Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 620

1806 - Altona : Hammerich
620 rück 1754. Aus diesen Streitigkeiten am Ohio entstand der große'allgemeine siebenjährige Krieg von 1756 bis 176z, in dem Frankreich endlich unterlag, und seine Besitzungen in Kanada an England abtreten mußte. Da auch die Spanier Antheil an dem Kriege genommen hatten, wurden sie genöthigt, ganz Florida an Eng- land auszuliefern, das den Kolonisten südwärts liegt. Dies legte den Grund zu der Größe Englands, die den Neid und die Furcht von Europa erregte. So wie jetzt England die Wichtigkeit seiner Kolo- nien kennen lernte, suchte es sie mehr einzuschränken, und sie in einer Unterwürfigkeit zu erhalten, die allen Handelsvortheil den Engländern zuführte. Sie fingen an, die Anlegung von Fabriken und Manufakturen in Nordamerika zu verbieten; es wurde den Hutmachern untersagt) mehr als zwei Lehrbnrschen zu gleicher Zeit zu haben, und ihre Hüre in andere Kolonien auszufüh- ren; und 176g kam ein Befehl, daß von mehreren Waaren, die bisher frei nach Amerika eingeführt wor- den, z. V. von Zucker, Kaffee, Seide, sehr hohe Zöl- le bezahlt werden sollten, um die Kosten zu bestreiten, welche die Vertheidigung Amerikas nothwendig mache: und wer eine Klage deswegen zu haben meine, solle sei- r>e Sache vor den englischen Statthalter bringen, einen Mann, der sein Gehalt aus Geldstrafen zog, die er selbst erkannte. Diese Neuerungen erregten allgemeine Aufmerksamkeit; und man fand allgemein, daß die Rechte der Kolonisten verletzt wären. Denn sie sollten gleiche Rechte mit den Eugländern behalten; und diese hatten das Recht, selbst Abgaben und Zölle durch ihre auserwählten Stellvertreter (Repräsentanten im Parla- mente) zu bewilligen oder zu verweigern. Jetzt aber legte ein englisches Parlament den Nordamerikancrn, die darin keine Repräsentanten hatten, willkürlich Abgaben auf. Die Kolonisten widersetzten sich also, und er- klär-

9. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 366

1852 - Altona : Hammerich
366 genöthigt, ganz Florida an England auszuliefern, das den Kolonisten südwärts liegt. Dies legte den Grund zu der Größe Englands, die den Neid und die Furcht von Europa erregte. So wie jetzt England die Wichtigkeit seiner Kolonien kennen lernte, suchte es sie mehr einzuschränken und sie in einer Unterwürfig- keit zu erhalten, die allen Handelsvortheil den Engländern zuführte. Sie singen an, die Anlegung von Fabriken und Manufakturen in Nord- amerika zu verbieten; es wurde den Hutmachern untersagt, mehr als zwei Lehrburschen zu gleicher Zeit zu haben und ihre Hüte in andere i"64 Kolonien auszuführen; und 1764 kam ein Befehl, daß von mehren Waaren, die bisher frei nach Amerika eingeführt worden, z. B. von Zucker, Kaffee, Seide, sehr hohe Zölle bezahlt werden sollten, um die Kosten zu bestreiten, welche die Vertheidigung Amerika's nothwendig mache; und wer eine Klage deswegen zu haben meine, solle seine Sache vor den englischen Statthalter bringen, einen Mann, der seinen Gehalt aus Geldstrafen zog, die er selbst erkannte. Diese Neuerungen erregten Aufmerksamkeit, und man fand allgemein, daß die Rechte der Kolo- nisten verletzt wären. Denn sie sollten gleiche Rechte mit den Eng- ländern behalten; und diese hatten das Recht, selbst Abgaben und Zölle durch ihre auserwählten Stellvertreter (Repräsentanten im Parlamente) zu bewilligen oder zu verweigern. Jetzt aber legte ein englisches Par- lament den Nordamerikanern, die darin keine Repräsentanten hatten, willkührlich Abgaben auf. Die Kolonisten widersetzten sich also und erklärten, daß sie keine Abgaben anerkenneten, als die ihnen von ihren einheimischen selbsterwählten Obrigkeiten auferlegt wären. — Doch das 1765 englische Parlament achtete nicht darauf, sondern gab 1765 die Ver- ordnung, daß die gewöhnlichen Handschriften und Verschreibungen, die bei einem handelnden Volke täglich im Gebrauche sind, null und nich- tig sein sollten, wofern sie nicht auf gestempeltem Papier oder Perga- ment, wofür eine vom brittischen Parlament auferlegte Abgabe bezahlt werden sollte, ausgefertiget wären. — Diese Verordnung erregte allge- meine Bestürzung, und bald war das Urtheil verbreitet, daß es um die Freiheit der Kolonien geschehen sei, wenn man diese Stempelakte annähme. Das Volk stürmte durch die Straßen, besonders in Massa- chusets: „Freiheit und Eigenthum auf immer und keine Stempel!" Es wurden Gewaltthätigkeiten verübt an den Stempelmeistern und den königlichen Beamten, doch gegen den Willen besserer Bürger, die daher eine Wache bildeten, fernere Gewaltthaten zu verhindern. Den ersten November 1765 sollte die Akte eingeführt werden. Den Morgen wur- den in mehren Städten die Glocken geläutet, wie bei einem Leichenbe- gängniß; zu Portsmouth folgte darauf ein förmlicher Leichenzug durch die Straßen, mit zwei gedämpften Trommeln voraus, denen ein Sarg folgte, worauf mit großen Buchstaben geschrieben stand Freiheit. Am Begräbnißorte wurde der Verstorbenen eine Leichenrede gehalten; doch kaum war diese geendiget, so hob man die Leiche in die Höhe, weil man noch einige Spuren von Leben an ihr wahrnähme. Sogleich ward die Inschrift in die Worte verändert: die wiederaufgelebte Frei- heit; die Glocken tönten mit einem fröhlichen Klange, und allgemeine Freude zeigte sich auf Aller Angesicht. Doch geschah alles dies mit vielem Anstande und ohne Schmach oder Kränkung an irgend jemandes

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 116

1861 - Freiburg : Herder
116 Geschichte der neueren Zeit. wurden. Die Engländer nahmen Newyork, schlugen einen Einfall 1777. nach Kanada zurück, besiegten Washington bei Brandywine und Germantown und besetzten Philadelphia; als aber Lord Bour- goyne mit seinem Korps in das Innere des Staates Newyork vor- drang , fand er sich bald ohne Lebensmittel, die Wege durch Verhaue gesperrt, war von den amerikanischen Milizen umringt und mußte sich mit 7000 Mann ergeben (bei Saratoga 16. Oktober 1777). § 300. Jetzt fand Amerika Bundesgenossen und Anerkennung als unabhängiger Staat, zuerst bei Frankreich (6. Februar 1778), bald darauf bei Spanien, an Holland aber, welches das gewaltthätige Verfahren der Engländer gegen die neutralen Schiffe nicht dulden wollte, erklärte England zuerst den Krieg und nahm eine Menge holländischer Handelsschiffe weg. Die Flotten schlugen sich seitdem auf allen Meeren, die Kolonien in Amerika, Asien und Afrika wurden beider- seits angegriffen und der Krieg mit wechselndem Glücke geführt, obwohl die Engländer zuletzt unter Rodney die Oberhand zur See gewannen. Der beste englische General, Lord Kornwallis, der in den südlichen Staaten kommandierte, in welchen die königliche Regierung die meisten Anhänger zählte, errang wichtige Vortheile, wurde aber zuletzt, als er nach Newyork vorrückte, um sich mit dem Heere des Lord Kl in ton in Verbindung zu setzen, von Amerikanern, welche durch ein französisches Hilfskorps verstärkt waren, am 19. Oktober 1781 in Charlestown znr Uebergabe genöthigt. Seitdem begann England Unterhandlungen mit Amerika und führte den Krieg ohne Ernst, um so erbitterter aber mit Frankreich, Spanien und Holland. 8 301. Franklin trug nicht das mindeste Bedenken, im November 1782 die sogenannten Provisionalartikel mit England abzu- schließen , obwohl in dem Bundesvertrage mit Frankreich ausdrücklich festgesetzt war, daß der Friede mit England nur gemeinschaftlich abgeschlossen werden dürfe; die allgemeine Erschöpfung führte jedoch schon am 20. Januar 1783 zum Frieden von Versailles. Die Anerkennung Republik der vereinigten Staaten Nordamerikas wurde anerkannt; icstatested fln Frankreich gab England Taba g o, St. Lucia, Senegal, Go- rea und Pondichéry, an Spanien Minorka und Florida zurück, dagegen mußten die Holländer Negapatam in Ostindien an England abtreten und schieden aus der Reihe der großen Seemächte. Nach dem Kriege begann in Nordamerika ein Parteikampf, indem die einen den einzelnen Staaten eine souveräne Stellung und deßwegen der Centralgewalt nur beschränkte Befugnisse einräumen wollte, die anderen eine engere Bundesverfassung verlangten; Washington ver- mittelte und verhinderte Unruhen, bis endlich 1787 am 17. September die desinitive Verfassung der Vereinigten Staaten zu Stande kam, deren erster Präsident Washington war, dem zu Ehren die 1792 gegründete Bundesstadt Washington genannt wurde. Die französische Revolution. Instand Frankreichs unmittelbar vor der Revolution. § 302. König Ludwig Xvi. (geb. 23. August 1754) bestieg am 10. Mai 1774 den Thron und hatte den besten Willen, durch einen

11. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 367

1852 - Altona : Hammerich
367 Person oder Eigenthum. Die Stempelakte selbst wurde indeß fast nirgends beobachtet, und zugleich verbanden sich die Kolonisten unter einander, keine englischen Manufakturwaaren einzuführen, bis man die Stempelakte zurückgenommen hätte: und um die englischen Waaren besser entbehren zu können, singen sie selbst an, grobe Zeuge zu arbeiten, und ob sie gleich theurer und schlechter waren, als die englischen, wurden doch nur sie gekauft. Damit es nicht an Wolle fehlen möchte, ent- schloßt» sie sich, dem Lammfleische zu entsagen. Ausländischer Schmuck wurde abgelegt, und die Frauen gingen in den Beweisen der Selbst- verläugnung den Männern mit gutem Beispiel voran. Dies alles wurde so streng beobachtet, daß eine Menge Handwerker in England in die äußerste Noth gerieth, und einige der blühendsten Manufakturen still standen. Und die Stempelakte ward 1766 widerrufen. Dies ver- 1766 ursachte in London große Freude, die Schiffe auf der Themse steckten ihre Fahnen auf, die Häuser in der ganzen Stadt wurden erleuchtet. Und wie der Beschluß in Amerika bekannt ward, sing der Handelsver- kehr mit dem Mutterlande wieder an, und die Kolonien führten reich- licher als je Waaren aus England ein. Doch England hatte nur für den Augenblik nachgegeben, keines- weges aber überhaupt seinem Rechte entsagt, den amerikanischen Kolo- nien Abgaben aufzulegen. 1767 kam ein Gesetz, daß in den Kolonien 176' von Glas, Papier, Malerfarben und Thee ein geringer Zoll bezahlt werden sollte. Aber die Amerikaner sahen diese kleinen Zölle nur als Einleitung zu größern an; und einmal mißtrauisch gemacht gegen die Absichten des englischen Parlaments widersetzten sie sich allgemein und verbanden sich aufs Neue, keine englische Manufakturwaaren unter sich einzuführen, bis England diese verhaßten Zölle wieder zurückgenommen habe. Da dennoch die Zollbeamten ihren Dienst mit Strenge ver- walteten, mußten sie mehrmals vom Volke Mißhandlungen erfahren, und manche kamen in Lebensgefahr. Nun erhielten zwei englische Re- gimenter Befehl, sich nach Amerika einzuschiffen, um die Zollbeamten in der Ausübung ihrer Amtspflichten zu unterstützen; und 1769 kam 1769 der Beschluß, daß Verbrecher aus Massachusets wegen ihrer in Amerika begangenen Vergehungen zum Verhör nach England gebracht werden sollten. Dies waren zu offenbare und zu harte Eingriffe in die Rechte der Nordamerikaner: Repräsentanten der einzelnen Kolonien traten zu- sammen und bildeten eine eigene von England unabhängige Obrigkeit, deren Beschlüsse bald allgemein befolgt wurden. Die englischen Waaren wurden nach England wieder zurückgeschifft, mehre Manufakturen ge- riethen hier in Verfall, und die Amerikaner wurden durch manche ein- zelne Gewaltthätigkeit noch immer mehr gereizt und erbittert. Man war also in England 1769 gezwungen, auch diese Zölle aufzugeben; nur noch vom Thee sollte eine Abgabe drei Pence (2 Groschen) für das Pfund bezahlt werden. Der Handelsverkehr kam nun zwar wieder in Gang; aber die Erbitterung blieb, da die englischen Soldaten von den Kolonisten nicht ohne Grund als Werkzeuge des brittischen Despotismus angesehen wurden, und es kam einigemal zu blutigen Auftritten zwischen den Soldaten und Kolonisten. Auch kauften die Amerikaner durchaus keinen englischen Thee, sondern suchten ihn auf anderen Wegen frei von dem verhaßten Zoll zu erhalten. Da häufte

12. Theil 2 - S. 518

1827 - Leipzig : Fleischer
r v Whwwm 518 nicht, so würde es gewiß weder den Krieg unternommen, noch überhaupt so viel auf die Colonien verwendet haben. Über- haupt hätte cs kein Recht, den Colonisten Abgaben aufzulegen; dies käme allein diesen zu. „Wir sind)" sagten sie, „dadurch, daß wir nach Amerika gewandert sind, nicht eure Unterthancn geworden, sondern wir sind eure Mitbürger. So wie ihr keine Abgaben bezahlt, die nicht eure Abgeordneten im Parlamente bewilligt haben, so verwerfen wir auch alle Auflagen, die ihr uns gegen unfern Willen machen wollt, ihr müßtet denn un- sere Abgeordneten zu eurem Parlamente zulassen." Dabei war es gar nicht ihre Absicht, sich den Geldlieferungen zu entziehen; nur wollten sie nicht gezwungen werden, und hätte England ihnen nur die Art der Geldbewilligungen überlassen, so würden sie mehr Geld aufgebracht haben, als man verlangte. Aber der umsichtige Pitt hatte sein Amt niederlegen müssen, und sein Nachfolger, Lord Grenville, glaubte die Colonisten zwingen zu können. 3m Jahre 1764 wurden den Amerikanern die ersten Auf- lagen gemacht, aber von ihnen mit allgemeiner Unzufriedenheit ausgenommen. Als 1765 gar die Stcmpelacte erschien, nach welcher sie zu allen kaufmännischen und gerichtlichen Ver- handlungen Stempelpapier nehmen sollten, wurde das Murren allgemein. In der Stadt Newyork druckte man sie auf einen Bogen mit schwarzem Rande, darüber einen Todtenkopf, und mit dem Tirel: „Thorheit Englands und Untergang Amerika's." So rief man sie in den Straßen zum Verkauf aus. An dem Tage, an welchem sie eingeführt werden sollte, wurde in meh- reren Städten mit den Glocken, wie zu einem Begräbnisse, ge- läutet. In der einen Stadt wurde ein förmlicher Leichenzug gehalten. Zwei Männer schritten voran, und schlugen ge- dämpfte Trommeln. Ihnen folgte ein Sarg, auf welchem das Wort Freiheit mit großen Buchstaben zu lesen war. Als der Zug auf dem Begräbnißplatze angelangt war, hielt Einer eine Leichenrede auf die leider gestorbene Freiheit, und beklagte ihren so frühen Tod, den England hcrbeigeführt habe. Als die Rede beendigt war, hieß cs, man verspüre noch einige Lebens- zeichen bei der Todtgeglaubten. Sie lebe noch! wurde freudig X

13. Die Weltgeschichte nebst einem Abrisse der Geschichte der Erfindungen - S. 112

1845 - Carlsruhe : Müller
112 §♦ 58. Entstehung der nord amerikanischen Republik. Zur Zeit der Königin Elisabeth von England gründete Walter Raleigh mit einer Anzahl von Engländern die erste Niederlassung in Virginien auf der Ostküste von Nordamerika, welche aber kein rechtes Gedeihen hatte. Später wanderten mißvergnügte Puritaner nach Nordamerika aus und gründeten unter großen Beschwerden Neuengland. Bald darauf ließen sich Katholiken, welche ebenfalls, um ihre Gewissensfreiheit zu retten, ansgewandert waren, in Maryland nieder. Es folgten neue Züge, so daß in 150 Jahren die Bevölkerung auf 3 Millionen Menschen wuchs. Allen diesen Kolonien war versprochen worden, daß sie und ihre Nachkommen gleiche Rechte mit den englischen Unterthanen haben sollten, als ob sie in England geblieben wären. Als sich nun diese Kolonien weiter ausbreitcten, wurden die in Kanada wohnenden Fran- zosen eifersüchtig und wollten nicht dulden, daß sich die Eng- länder am Ohio niederließen. Diese schickten den jungen Oberst Washington gegen sie und es entstand ein siebenjähriger Krieg zwischen Frankreich und England (1755—62), welcher zum Vortheile der Engländer endigte. Nun aber suchte Eng- land seine Kolonien in Amerika aus eigennützigen Absichten einzuschränken: es verbot ihnen, Fabriken anzulegen, legte ihnen Zölle auf, und befahl ihnen, englisches Stempelpapicr zu gebrauchen (1765). Diese Verordnungen erregten all- gemeinen Unwillen in Nordamerika, indem man dadurch die Rechte der Kolonisten verletzt sah; man kaufte keine Waaren mehr, die auö England kamen, auch wenn sie wohlfeiler waren, wodurch der englische Handel so sehr in's Stocken gerieth, daß sich das Parlament genöthigt sah, die Stempeltare wieder aufzuheben. Eine neue Auflage auf Glas, Papier, Farben und Thee brachte die Amerikaner auf's Neue auf und sie ver- banden sich wieder, keine englischen Waaren einzulassen. An verschiedenen Orten wurden die Zollbeamten mißhandelt. Als nun sogar englische Soldaten in Amerika eintrafen mit dem

14. Theil 10 - S. 212

1809 - Berlin : Duncker & Humblot
212 den beiden Hausern erzeugte, kam dem Plane des Ministeriums zu einer vollständigen Unter- jochung Amerikas sehr zu Hülfe. Denn daß dies der Plan war, bewies der neue Schritt des Lord North. Er that am 5, März 1770 den Vorschlag alle Abgaben ver- möge der Akte vom Jahre 1767, aufzuheben, weil die Kaufmannschaft bei diesen Maaßregeln, im Zahre 1769 für 744,000 Pfund Sterling weniger an Waaren nach Amerika gesendet hatte, und der Ausfall in Absicht des Einkommens sehr bedeutend ward. Allein man behielt die Abgabe auf den Thee, Z Pence vom Pfund wegen ei- niger Verbindungen mit der ostindifchen Kom- pagnie, und um die Ehre der Nation zu erhal- ten, das hieß, man wollte vollständig die Frage entscheiden, wie der König selbst sich in einet: Rede ausdrückte, da ja mit der Opposition zu reden, der Streit zwischen der Nation und den Kolonien nicht die Größe oder Kleinheit der Ab- gaben betraf, sondern das Recht sie aufzulegen, und da man in Amerika die Bereitwilligkeit zeigte, für diese Sache das Märtyrerthum zu erlangen, indem man 4 von dem aufrührifchen Pöbel, die bei einem zwischen den Soldaten und dem Volke entstandenen Zwiste getödtet worden waren im Boston, als solche behandelte, ihre Leichname in Procession durch die Straßen führte, den Tag zu einem jährlichen Festem bestimmte und

15. Neue Geschichte - S. 288

1859 - Leipzig : Fleischer
288 festgesetzt hatten. Sie legten nicht nur ein Fort nach dem andern an, son- dern suchten auch die Engländer ans der Gegend der Seen und des Ohio lspr. Oheio) zu verdrängen, um sich allein des Pelzhandels mit den Wilden zu bemächtigen. Erst regten sie die Indianer ans, die englischen Niederlassun- gen zu überfallen; dann verjagten oder ermordeten sie die am Ohio wohnen- den Engländer. Da keine Vorstellungen gegen dies gewaltsame Betragen halfen, so schickten die englischen Colonisten '1754 den nachher so berühmt gewordenen Wasbdwklwn lspr. Wäschinkten) mit 400 Mann nach dem Ohio, ein hier eben von Sän Franzosen angelegtes Fort, dü Quesne, zu zerstören. Aber Washington wurde mit seinem Häufchen umringt und gefangen genom- men. Aus dieser Unternehmung entwickelte sich ein siebenjähriger Krieg, der zwischen England und Frankreich fast zu derselben Zeit zur See geführt wurde, als Friedrich Ii. den siebenjährigen Kampf bestand, nämlich von 1755 bis 1762. Auch Spanien nahm daran Antheil, indem es den Engländern den Krieg erklärte. Die Vorfälle dieses Krieges können nicht erzählt werden; nur so viel merke man sich, daß die Engländer durch die kräftigen Maßregeln ihres Ministers, des älteren Pitt (Lord Chatam — spr. Tschättäm), größ- tenteils Sieger waren*). Im Jahre 1762 wurde endlich ein Jrieuedu Baris geschlossen, in welchem die Franzosen Neufundland, Canada und über- haupt alles Land, welches sie sich zwischen dem atlantischen Meere und dem Missisippi zugeeignet hatten, an die Engländer überlassen mußten. Seit dieser Zeit erst ist England so übermächtig zur See geworden. England hatte bisher große Summen auf seine Colonien in Nordamerika gewendet. Der Krieg allein hatte nach der mäßigsten Berechnung 150 Mill. gekostet. Es schien daher billig, daß die Colonisten, um derentwillen ja auch eigentlich der Krieg nur geführt worden war, nicht nur die Kosten ihrer Ver- waltung selbst aufbrächten, sondern auch zur Abtragung der großen englischen Nationalschuld etwas beitrügen. Dagegen brachten die Colonisten vor, daß ja England durch seinen Handel mit Amerika große Summen gewönne; wäre dies nicht, so würde es gewiß weder den Krieg unternommen, noch überhaupt so viel auf die Colonien verwendet haben. Ueberhaupt hätte es kein Recht, den Colonisten Abgaben aufzulegen; dies käme allein diesen zu. „Wir sind," sagten sie, „dadurch, daß wir nach Amerika gewandert sind, nicht eure Unter- thanen geworden, sondern wir sind eure Mitbürger. So wie ihr keine Ab- gaben bezahlt, die nicht eure Abgeordneten im Parlamente bewilligt haben, so verwerfen wir auch alle Auflagen, die ihr uns gegen unsern Willen machen wollt, ihr müßtet denn unsere Abgeordneten zu eurem Parlamente zulassen." Dabei war es gar nicht ihre Absicht, sich den Geldlieferungen zu entziehen; nur wollten sie nicht gezwungen werden, und hätte England ihnen nur die *) In diesem Kriege war es auch, wo der englische General Wolf fiel, dessen Tod durch den bekannten schönen Kupferstich vorgestellt ist. Er belagerte 1759 Quebeck, und lieferte hier den Franzosen eine Schlacht. Als er nach der dritten erhaltenen Verwundung sich aus dem Treffen bringen ließ, äußerte er keinen andern Schmerz, als daß er richt wisse, wer siegen werde. Als man ihm aber die Nachricht brachte, daß die Feinde flöhen, starb er mit der größten Ruhe.

16. Deutsche Geschichte bis zur Gegenwart - S. 290

1902 - Leipzig : Voigtländer
290 Ii. England. darauf den König zum Tode und lie ihn in ungerechtem Gerichtsverfahren als En land "Grannen" hinrichten (30. Jan. 1649). Republik Nach Karls Hinrichtung wurde England in eine Republik verwandelt. Crom-Cromwell well Uetz sich zum Protektor derselben erheben (16531658). Schon 1651 hatte 9106atte0"1'er durch die Navigationsakte, die den fremden Nationen nur die Einfhrung ihrer eigenen Erzeugnisse nach England gestattete, einen Krieg mit Holland herbei--gefhrt, der glcklich beendet wurde (Beginn der Seeherrschaft Englands). Nach ihm wurde sein Sohn Richard Protektor, dankte aber schon nach acht ffarl Ii. Monaten ab. Durch den General Monk wurde Karl Ii. (16601685), Karls I. Sohn, zur Regierung berufen. Unter ihm erzwang das Parlament die Te stakte, welche die Katholiken von den Staatsmtern ausschlo, und die Habeascorpus-alte, die gegen willkrliche Verhaftung schtzte (Whigs und Tories). Jakob ii. Jakob Ii. (16851688), Karls Ii. Bruder, war katholisch geworden, suchte die katholische Kirche in England wieder einzufhren und die knigliche Macht S.revolution unumschrnkt zu machen. Dadurch kam es zur zweiten Revolution 1688; Jakob floh nach Frankreich, und der Statthalter der Niederlande, Wilhelm Iii. von Oranien, wurde mit seiner Gemahlin Maria, Jakobs protestantischer Tochter, auf den englischen Thron erhoben. Wilhelm Iii. Wilhelm Iii. (16891702) besttigte die Rechte des Parlaments und die Freiheiten des Volkes, vereitelte Jakobs Ii. Versuche, mit franzsischer Hilfe die Herrschaft wieder zu erlangen, und hob im Kriege gegen Frankreich Englands Seemacht. Anna Anna (17021714), Jakobs Ii. jngere Tochter, beteiligte sich am spanischen 1702-1714 Erbfolgekriege. Nach ihrem Tode kam mit Ausschlieung ihres Stiefbruders, des Prtendenten Jakob Iii., mit Georg I. das Haus Hannover zur Regierung; seine Erbberechtigung fhrte sich auf die Tochter Jakobs I., Elisabeth, Gemahlin Friedrichs V. von der Pfalz ( 49 *), zurck, deren Tochter an einen Herzog von Braunschweig-Lneburg (Hannover) vermhlt gewesen war. der die Er-Werbungen im Jahre 1713 im Utrechter Frieden vgl. 56b4. Whrend der Revolutionszeit erfolgten zahlreiche Auswanderungen nach Amerika. Unter Karl I. wurde durch den katholischen Lord Baltimore die nach ihm benannte Stadt angelegt. Seit der Navigationsakte vermehrte sich mit Englische der Erweiterung des Handels auch die Zahl der englischen Kolonien sehr rasch; Kolonien 16gg grndete der Quker William Penn Philadelphia in Pennsylvanien. Durch Plantagen- und Ackerbau sowie durch Handel blhten die Kolonien schnell empor. Georg I. 5. Das Haus Hannover, a) Georg I., Ii., Iii. Georg I., der erste König aus dem Hause Hannover, regierte 17141727; der Englands Teilnahme an dem Georg Ii. sterreichischen Erbfolg ekrieg und dem Siebenjhrigen Krieg unter Georg Ii. Erwerbungen (17251760) und Georg Iii. (17601820), sowie der seine Erwerbungen in sin Amerika vgl. 61 u. 62. Auch in Ostindien erwarb England groe Besitzungen, in Ostindien Die Ost indische Kompagnie grndete dort durch glckliche Kmpfe gegen die Statthalter (Nabobs) des Gromoguls ein Reich, das bald an Umfang und Bevlkerung das Mutterland weit bertraf. Bengalen wurde durch Lord Clive unterworfen und die englische Herrschaft vom Himalaya bis Ceylon, vom Indus bis zum Jrawaddy ausgedehnt. Ferner legten die Entdeckungsreisen des Welt-in Australien ums e g.lers James Cook (17681779) den Grund zu dem australischen Abfall Nord-Kolonialreich. Dagegen rissen sich nach siebenjhrigem Freiheitskampfe (1776 0"i776a bis 1783) die nordamerikanischen Kolonien von England los (Genaueres am Ende dieses Abschnittes). Englands Kmpfe mit der franzsischen Republik und mit

17. Die neue Zeit - S. 312

1877 - Leipzig : Brandstetter
Noch vor dem Ausbruche der Revolution ging Franllin als Gesandter nach England und suchte die Regierung milder zu stimmen Er hrelt noch eine Aussöhnung für möglich. Freilich hatte schon im Jahre 1709 der hellbückende Lord Crambdon zu Franllin bei dessen Anwesenheit in London gesagt: „Trotz Allem, was ihr Amerikaner von eurer Treue sprecht, trotz eurer so oft gerühmten Liebe zu England weiß ich doch, daß ihr bte Bande, die euch mit jenem verknüpfen, einst abschütteln und das Banner der Unabhängigkeit erheben werdet!" „Kein solcher Gedanke" — antwortete Franllin — „existirt und wird je in die Köpfe der Amerikaner kommen, es sei denn, daß ihr uns schmählich behandelt." Der Zeitpunkt, wo die englische Regierung durch ihre eigensinnige unlluge Strenge die Widersetzlichkeit der Kolonien hervorrief und sie antrieb, für ihre Freiheit Alles zu wagen, war näher, als Franllin damals selber glaubte. Im ^ahre 1767 ließ sich der englische Finanzminister Townshand vom Parlament einen Einfuhrzoll von Thee, Papier, Glas und Farben für Amerika bewilligen, d. H. die Kaufleute, welche diese Waaren nach den Kolonien fuhren, mußten dafür einen Zoll entrichten, welcher in die Regierungskasse floß. Da nun die Amerikaner durch Handelsgesetze gezwungen waren, diese englischen Waaren, die nun im Preise stiegen, zu kaufen, so war ihnen damit eine Steuer auferlegt, zu welcher sie keine Zustimmung gegeben hatten, und es reifte im Volke der Entschluß, sich solcher Willkür nicht zu fügen. Als dann die englische Regierung die Statthalter und Richter, welche bisher überwiegend vom Volke gewählt waren, von sich allein abhängig zu machen suchte, um den Amerikanern einen Zügel anzulegen, ward der Unwille allgemein. Hutchinson, der Statthalter von Massachusetts, hatte Briefe an hochgestellte Engländer geschrieben, worin er rieth, die Widersetzlichkeit der Amerikaner mit Gewalt zu unterdrücken und mehr Soldaten in die Kolonien zu schicken Diese Briefe kamen in die Hände Franklin's, der sie alsbald seinen Landsleuten bekannt gab. Nun reichten die Vertreter der Kolonie dem Könige Georg Iii. eine Bittschrift ein, worin sie um Absetzung Hutchinson's baten. Sobald Franklin diese Schrift überreicht hatte, ward er vor den geheimen Rath des Königs geladen und vom Oberstaatsanwalt heftig angefahren, als sei er Franklin — an all' den Unruhen Schuld. Seine ruhige, würdevolle Haltung machte zwar auf alle Unparteiische den günstigsten Eindruck, doch der Rath des Königs erklärte das Gesuch der Kolonie für grundlos und aufreizend, es wurde zurückgewiesen und Franklin zugleich feiner Stelle als Oberpostmeister entsetzt. Zwar hatte Lord North, ein gewandter, aber kurzsichtiger Staatsmann, erster Minister seit 1770, die meisten Einfuhrzölle wieder aufgehoben (denn auch die englischer: Kaufleute waren darob erzürnt) und nur den Einfuhrzoll auf Thee festgehalten. Die Amerikaner beschlossen, von den Engländern gar keinen Thee zu kaufen. Da begünstigte Lord North (1773) die ostindische Kompagnie, welche allein das Recht hatte.

18. Neue Geschichte - S. 289

1859 - Leipzig : Fleischer
289 Art der Geldbewilligungen überlassen, so würden sie mehr Geld aufgebracht haben, als man verlangte. Aber der umsichtige Pitt hatte sein Amt nieder- legen müssen, und sein Nachfolger, Lord Grenville, glaubte die Colonisten zwingen zu können. Im Jahre 1764 wurden den Amerikanern die ersten Auflagen gemacht, aber von ihnen mit allgemeiner Unzufriedenheit aufgenommen. Als 1765 gar die ñ^t^mp e í a c t e erschien, nach welcher sie zu allen kaufmännischen und gerichtlichen Verhandlungen Stempelpapier nehmen sollten, wurde das Murren allgemein. In der Stadt Newyork druckte man sie aus einen Bogen mit schwarzem Rande, darüber einen Todtenkopf und mit dem Titel: „Thorheit Englands und Untergang Amerikas." So rief man sie in den Straßen zum Verkauf aus. An dem Tage, an welchem sie eingeführt werden sollte, wurde in mehreren Städten mit den Glocken, wie zu einem Begräbnisse, geläutet. In der einen Stadt wurde ein förmlicher Leichenzug gehalten. Zwei Männer schritten voran, und schlugen gedämpfte Trommeln. Ihnen folgte ein Sarg, auf welchem das Wort Freiheit mit großen Buchstaben zu lesen war. Als der Zug auf dem Begräbnißplatze angelangt war, hielt Einer eine Leichenrede aus die leider gestorbene Freiheit, und beklagte ihren so frühen Tod, den England herbeigeführt habe. Als die Rede beendigt war, hieß es, man ver- spüre noch einige Lebenszeichen bei der Todtgeglaubten. Sie lebe noch! wurde freudig ausgerufen, und nun erhielt der Sarg die Aufschrift: die wiederauf- gelebte Freiheit. Die Glocken wurden nun stärker und schneller geläutet, und ein ungeheures Freudengeschrei erhoben. Alles dies ging ohne Unordnung mit vielem Anslande ab. Aber bei andern Gelegenheiten wurden Gewaltthätig- keiten verübt; man mißhandelte die Stempelverkäufer, und lieber führten die Amerikaner keine Prozesse, lieber machten sie ihre Handelsgeschäfte mündlich ab, ehe sie das verhaßte Stempelpapier kauften, und die Gährung wurde immer größer. Da hielten es die Minister für rathsamer, dies Mal nach- zugeben, und hoben die Stempelacte auf, doch mit dem Zusatze, daß sie darum keineswegs dem Rechte Englands, die Amerikaner zu besteuern, ent- sagten. Die Freude in Amerika war sehr groß, wurde aber schon 1767 wieder getrübt, als ein neuer Befehl des englischen Parlaments erschien, daß die Amerikaner für das Einbringen von_zch-^e, Glas, Papier und Bleiweiß eine Abgabe bezahlen sollten. Die dafür zu entrichtende Abgabe war gering, und mit dem Ertrage derselben sollten die in Amerika angestellten Beamien besoldet werden. Aber dies hinderte nicht, daß die Unzufriedenheit in Amerika sich in den stärksten Ausdrücken aussprach; denn nicht das zu gebende Geld brachte sie auf, sondern daß England sich herausnehme, sie ungefragt zu be- steuern, und sie besorgten, daß bald höhere Auflagen nachfolgen würden. Da aber die Minister entschlossen waren, nicht nachzugeben, so beschlossen auch die Amerikaner, allen nur möglichen Widerstand zu leisten. Die Kaufleute in Boston vereinigten sich, sich ohne jene vier Artikel zu behelfen, und über- haupt keine Waaren aus England einzuführen, die sie irgendwo in Amerika, wenn auch theurer und schlechter, bekommen könnten. Andere Städte und Provinzen traten freudevoll diesem Beschlusse bei. Die Gährung war so all- gemein, daß es nur an einer Veranlassung zum Ausbruche fehlte. Auch diese Nöss. Weltgesch. 3. Th. -t n

19. Theil 10 - S. 282

1809 - Berlin : Duncker & Humblot
2g2 thuenden Soldaten an der Spitze von 16000 Mann so ein, daß die Engländer am 17. Okto- der mit Waffen, Geschütz und Kriegsgeräthschaf- ten sich ergeben mußten. Clinton, erst durch Was- hingtons Kunst getäuscht, dann seines Zrrthums inne werdend durch Washingtons Schnelligkeit öbervortheilt, kam mit seiner Hülfe zu spät. Der Zwist, der zwischen den beiden Feld- herrn über die Schuld und den Antheil eines jeden an dieser Niederlage entstand, ist nicht so wichtig, als der Streit im Parlamente, wo der Sieg der Amerikaner zugleich ein Sieg der Op- position ward; Lord North trat ab vom Ruder, und Rockingham mit seinen Freunden Fox, Burke und William Pitt, jetzt an das Ruder tre- tend, bot Amerika einen besondern Frieden an, den es aber ausschlug, indem es nicht ohne die fremden Mächte ihn haben wollte, deren Teilnahme und allmählige Einmischung in die- sen Krieg wir noch einschalten müssen. Englands Kampf mit auswärtigen Mächten. 1778 — 1782. Durch den oben erzählten Antheil Frank- reichs an dem Kampfe der Kolonien, dehnte sich

20. Kursus 3 - S. 104

1880 - : Lauteborn
— 104 — die nur langsam reifen konnten, und so fand er bald offenen Widerspruch. Eine tiefe Verstimmung über das Scheitern fast aller seiner Pläne und so vieler wohlmeinender Absichten untergrub seine Gesundheit. „Ich möchte," sagte er kurz vor seinem Tode, „daß man aus meinen Grabstein die Worte setzte: Hier ruhet ein Fürst, dessen Absichten rein waren, der aber das Unglück hatte, alle seine Entwürfe scheitern zu sehen. Er starb 1790.*) 60. Dev noröamertäanifc^e Ireiheilskrieg. Während in Mittel- und Südamerika schon im 15. Jahrhundert bedeutende Niederlassungen gegründet wurden, siedelten sich an der Ostküste von Nord-Amerika erst später europäische Einwanderer an. Die ersten Kolonien wurden daselbst etwa 1584 von den Engländern gegründet. Im Laufe des 17. Jahrhunderts folgte dann eine Menge neuer Niederlassungen an dieser Küste. Auch aus Deutschland waren Auswanderer in die englischen Kolonien hinübergezogen, und Schweden und Holländer hatten eigene Niederlassungen in jenen Gegenden gegründet. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts zählten diese Kolonien schon über 3 Millionen Einwohner und standen sämtlich unter Englands Oberhoheit. England schützte die Kolonisten und brachte in der That große Opfer. Deshalb suchte die englische Regierung dieselben auch zur Steuer heranzuziehen, damit sie einen Teil der Lasten trügen, welche das Mutterland drückten. Im Jahre 1765 legte England den Kolonien die Stempelakte auf und verlangte ferner für die Einfuhr vyn Thee, Glas, Papier und Bleiweiß eine mäßige Abgabe. Der Ausführung beider Verordnungen setzten die Kolonisten entschiedenen Widerstand entgegen, so daß England sich genötigt sah, den Zoll mit Ausnahme dessen, der auf Thee lag, wieder aufzuheben. Allein die Kolonisten verweigerten auch diesen, und als 1773 im Hafen von Boston drei mit Thee beladene Schiffe einliefen, wurden sie überfallen und die ganze Ladung ins Meer geworfen. Hierauf traten die Amerikaner in Philadelphia zu einer Abge- *) Auf Joseph Ii. folgte sein Bruder Leopold Ii. (1790—1792) und auf diesen Franz Ii. (1792—1806) als letzter Kaiser „des heiligen römischest Reiches destscher Nqtion.*