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1. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 17

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
trachten sollten. Seinem Bruder übertrug er die Regierung des Landes während seiner Abwesenheit und befahl ihm Weib und Kind zu treuer Hut. Als der Tag der Abreise herannahte, begleiteten ihn seine Gemahlin, seine Mutter und die Kinder über Neiuhartsbruuu bis Schmalkalden. Hier nahm er schmerzlichen Abschied von den Seinen, und seine Mutter mit den Kindern kehrte zurück. Aber Elisabeth vermochte nicht, sich jetzt schon von ihm zu trennen. Sie begleitete ihn noch bis Meiningen, wo 'der letzte Abschied stattfand; dann endlich kehrte sie um. Ludwig aber zog mit Ehren durch Franken, Schwaben und Bayern und über das welsche Gebirge und kam nach Unteritalien, wo der Kaiser war. Da befiel ihn die gefährliche Fieberkrankheit, die man Winter und Sommer nennt Der Fürst merkte bald, daß er von seinem Lager nicht aufkommen möchte. Darum ließ er einen Priester kommen und empfing von ihm mit großer Innigkeit das heilige Abendmahl und danach die letzte Oelung. Wie nun der Tod näher trat, betete er und fehnte sich nach den Freuden des Himmels. Da gewahrte er, wie das Gemach, barin er lag, voll lauter schneeweißer Tauben war, die um das Bett flogen, und sprach zu den Anwesenben: „Sehet ihr nicht die große Menge schneeweißer Tauben?" Die meinten, er täusche sich ober sei nicht mehr bei sich. Nach einer Weile hob er wieder au: „Ich muß und will mit biesen Tauben von hinnen fliegen." Als er diese Worte gesprochen hatte, gab er beit Geist auf und schlief ein zur Ruhe Gottes. 17. Aas Ktlde der heiligen Kkisatiety. Nach dem Tode Lubwigs warb die heilige Elisabeth unbarmherzig aus der Wartburg gewiesen. An einem Wintertage mußte Staude u. ®opfert, Lesebuch. 2

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1. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 50

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 50 — und der Bruder versprach noch besonders, Elisabeth und die Kinder lieb und wert zu halten. Überschrift: Ludwig sorgt für sein Land und seine Familie. Die Abreise des Landgrafen wird wohl bald darauf erfolgt sein. — Das wird ein schwerer Abschied gewesen sein, besonders für Elisabeth, die nun allein zurückbleiben mußte. Sie wird ihren Gemahl wohl lange begleitet und immer wieder Abschied genommen haben, denn es war ja vielleicht ein Abschied auf Nimmerwiedersehen. 3. Zur Besprechung: An der Karte wird der Weg, welchen Ludwig und seine Begleitung einschlug, verfolgt (von Reinhartsbrunn nach Schmalkalden überschritten sie den Kamm des Thüringer Waldes). Alle, welche dem Abschied zusahen, waren gewiß tief ergriffen. Lange wird Elisabeth ihrem Gemahl nachgesehen haben, solange sie ihn sehen konnte. Überschrift: Der Abschied. 4. Zur Besprechung: Der weitere Weg wird ebenfalls an der Karte gezeigt, während der Erzählung. Derselbe ist bekannt von den Reisen des Krämers nach Italien, woran sich die Kinder erinnern. Ludwig wurde überall „mit Ehren" ausgenommen und bewirtet, denn er stand in hohem Ansehen, ebenso wie sein Vater, dessen Gesandtschaft nach Ungarn auch überall herrlich bewirtet worden war. Das „welsche" Gebirge? — muß ein anderer Name für Alpen sein. Der Lehrer bestätigt und fügt hinzu, daß die Italiener früher von den Deutschen auch „Welsche" und ihr Land „Welfchland" genannt wurden, woher denn auch das Gebirge, welches im Norden Welfchland umschloß, den betreffenden Beinamen erhielt. In „Unteritalien" (= Süditalien) sammelte sich das Kreuzheer; von hier wollte man hinüber nach Palästina fahren. Ludwig wurde von dem Fieber befallen. — In Italien ist es viel heißer, da werden die Deutschen, welche an ein kälteres Klima gewöhnt sind, leicht von dem „Wechselfieber" befallen, welches man damals „Winter und Sommer" nannte, da die Erkrankten bald heftigen Frost, bald glühende Hitze empfinden. Überschrift: Ludwig zieht nach Italien und erkrankt. Die Krankheit ist gefährlich genannt worden. — Wenn nur Ludwig mit dem Leben davon kommt! 5. Zur Besprechung: Unsere Befürchtung ist eingetroffen. — „Letzte Ölung" — ein Gebrauch bei den Katholiken. Der Priester salbt mit geweihtem Öl den Todkranken Augen, Ohren, Mund und Nase. Bei uns wird den Kranken nur das heilige Abendmahl gereicht. Überschrift: Ludwig bereitet sich auf den Tod vor. 6. Zur Besprechung: Waren wirklich Tauben im Zimmer? — Nein, die andern, welche an seinem Bette stehen, sehen keine. Es ist ein liebliches Bild, welches

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 107

1892 - Gera : Hofmann
— 107 — wird meinem Herrn, dem Könige von Ungarn, eine Tochter geboren, die schön und tugendreich und Eures Sohnes ehelich Gemahl werden wird!" Vier Jahre später sandte der Landgraf Hermann herrliche Boten in das ferne Ungarland und ließ den König um die Hand seiner Tochter Elisabeth für seinen Sohn Ludwig bitten. Der Ungarnkönig empfing dte Boten günstig, denn ihr Herr war in allen Landen berühmt. Er bewilligte auch, daß das Mägdlein mit nach Eisenach geführt und dort erzogen würde. Gar herrliche Gaben, so eine silberne Wiege und Badewanne, köstliche Kleider und Geschmeide, sandten die Eltern mit und beschenkten die Boten reichlich. Als Elisabeth in Eisenach ankam, war sie vier, Ludwig aber elf Jahre alt. Beide wurden mit allem Fleiß erzogen, bis sie zu ihren Jahren kamen und ein glücklich Ehepaar wurden. 2. Wie Elisabeths Almosen zu Wosen wurde. Fast täglich stieg Elisabeth von der Wartburg hinab in die Stadt Eisenach, um die Armen zu speisen und die Kranken zu pflegen. Einmal trug sie in einem Korbe Fleisch, Brot und Eier hinab. Da begegnete ihr der Landgraf. Sie erschrak und suchte beschämt den Korb unter dem Mantel zu verbergen. Der Landgraf aber stellte sich rauh und fragte: „Was trägst du da?" Damit schlug er den Mantel zurück und sah in dem Korbe lauter Rosen. Elisabeth schlug ihre Augen zur Erde, ihr Gemahl aber faßte sie bei der Hand und redete liebreich mit ihr. (Vergleiche Bechsteins Gedicht: „Elisabeths Rosen".) ß. Wie sie die Armen in der Knngersnot speiste. Einst war ihr Gemahl auf lange Zeit mit dem Kaiser nach Italien gezogen. Da brach eine große Hungersnot im Lande aus. Elisabeth aber nahm alles Korn und allen Vorrat und teilte es unter die Bedürftigen. Täglich speiste sie 300 Arme. Für die Schwachen, die den Berg nicht ersteigen konnten, baute sie in der Stadt ein Spital und ließ sie dann versorgen. Als ihr Gemahl nach zwei Jahren wieder heimkam, da verklagten die Amtleute seine Gemahlin, daß sie alles den Armen gegeben habe. Er aber sprach: „Lasset sie um Gottes willen weggeben, was wir haben. Wenn uns nur die Wartburg und die Neuenburg bleiben! Drei Dinge gefallen Gott gar wohl: Eintracht unter Brüdern, Liebe unter Christen und Einigkeit unter Eheleuten!" 4. Wie Ludwig nach dem heiligen Lande zog. Der Kaiser Friedrich berief alle Fürsten und Ritter zu einem Zuge nach dem heiligen Lande, um des Heilands Grab den ungläubigen Türken zu entreißen. Auch Landgraf Ludwig ließ sich als „Kreuzfahrer" das rote Kreuz auf den Mantel heften. Darüber erschrak seine Gattin bis zum Tode, er aber tröstete sie mit liebreichen Worten. Vor seinem Abschiede ermahnte er seine Leute zu einem fleißigen, gerechten und friedlichen Leben und befahl Weib und Kind und die Regierung des Landes seinem Bruder. Sein Gattin geleitete ihn in herzlicher Liebe und großer Trauer bis Meiningen. Hier nahm sie den letzten, rührenden Abschied. Sie sollte ihn auf Erden nicht wiedersehen. Er erkrankte in Italien an einem giftigen Fieber. Als er sein Ende nahen fühlte, empfing er mit großer Andacht das heilige Abendmahl und die letzte Ölung. Plötzlich flüsterte er: „O sehet doch die «Stube voll weißer Tauben!" Man wollte ihm solches ausreden, er aber rief: „Ich will mit diesen Tauben von hinnen fahren!" Und damit gab er seinen Geist in Gottes Hände. 5. Wie die heilige Elisabeth starb. Nach dem Tode ihres Gemahls wurde Elisabeth mit ihren Kindern von der Wartburg vertrieben. Sie irrte heimatlos umher und nährte sich kümmerlich durch Spinnen und Nähen,

3. Ein Lese- und Lehrbuch für obere Klassen der Volksschulen - S. 101

1852 - Werl : Stein
101 Und ein Baum ist aufgesprossen an dem Quelle klar und rein: milder Frau'n ein heil'ger Orden, die dem Herren ganz sich weih'n, jedem Kranken Hülfe reichen, der Elisabeth zu gleichen. 105. Des Vaters Abschied. Ein Vater lag, den letzten Zügen nahe, auf seinem Sterbebette. Seine Kinder, Heinrich, Christian und Marie standen schluchzend umher. Seine alte Gattin wischte ihm den kalten Schweiß von der Stirn, und jeder Athemzug schien sein letzter zu sein. Auf einmal kehrten seine Lebensgeister zurück. Es war, als erwachte er vom Tode. Er winkte mit der Hand, und alle bogen sich über das Bett, um die letzten Worte des Sterbenden zu hören. — Kinder! sprach er mit gebrochener Stimme, — die Hand, — die mir den Todesschweiß — von der Stirn wischt, — hat mir und euch — viel Gutes erwiesen. — Vergoßt nicht: — des Vaters Segen — baut den Kindern Häuser; — aber der Mutter Flueh — reißt sie nieder. — Verdienet ihren Segen — wie den meinigen. (Er fasst die Hand der weinenden Mutter und spricht:') Tausend Dank.— Leb' wohl bis auf's Wiedersehen, — du treue Gefährtin — meines Lebens!------Kinder! ihr seid arm, — wie euer Vater arm; aber — Gott hat mich nicht verlassen,— er wird auch euch nicht verlassen, — wenn ihr ihn nicht verlaßt. — Weiner nicht so sehr um mich; denn ich fahre auf—zu meinem Vater — und zu euerem Vater,— zu meinem Gott — und zu euerem Gott — Ich sterbe, — Gott aber wird mit euch sein. (Mach einer Pause von einigen Minuten:) Es wird mir leichter nm's Herz. — Gott gibt mir noch ein paar lichte Augenblicke. — Laßt sie mich zu Ermahnungen, anwenden, — die ich euch oft gegeben habe, — deren Beachtung ich stechend euch nochmals — einschärfen möchte. Heinrich! — du bist ein guter Mensch, — aber — du bist jähzornig, — und des Menschen Zorn — thut nicht, — was vor Gott recht ist. — Denke, — so oft dich der Zorn überwältigen will, — an die letztenwortedeines Vaters. Christian! — auch du bist gut — und nicht jähzornig;

4. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 216

1878 - Danzig : Gruihn
216 Geschichte der neuen Zeit. er war der erste Führer, der von der Weltreise glücklich heimkam. Elisabeth baute immer mehr Schiffe; das Seewesen, in welchem die Engländer in der Folge vor allen Nationen glänzen sollten, lag ihr ganz vorzüglich am Herzen. Die Wohlfahrt ihres geliebten und sie hochehrenden Volkes gedieh unter ihr außerordentlich. Maria Stuart. Ein Schattenstreich fällt leider auf sie in ihrem Verhältnisse zu Maria Stuart. Diese war die Tochter des schottischen Königs Jakob V., und mit dem englischen Königshause verwandt. Ihr Vater starb sieben Tage nach ihrer Geburt. Ihre Mutter führte die Regentschaft für sie. Als sechsjähriges Kind wurde sie von der Mutter nach Frankreich zur Erziehung gesandt, wo sie zuerst in ein Kloster und dann an den Hof kam. Hier wuchs sie aus, „ein Bild des Liebreizes", offenbarte schöne Geistesgaben und ein leicht erregbares Gemüth. An dem sittenlosen französischen Hofe lernte sie Leichtsinn und Wollust zum Erschrecken schnell. Sie wurde (1558) die Gemahlin des Dauphin, welcher (1559) als Franz Ii. den Thron einnahm. So war sie Königin von Schottland und von Frankreich. Bald wurde sie jedoch Wittwe und kehrte nach Schottland zurück. Maria Stuart hatte auch Ansprüche auf den englischen Thron, und Elisabeth glaubte daher, die Katholiken würden sich zu Gunsten der schottischen Königin erheben, weil dieselbe katholisch war. Da aber Schottland großenteils durch Johann Knox zur reformirten Kirche übergetreten war, so wurde Maria Stuart in ihrem Lande argwöhnisch und mißtrauisch betrachtet. Ja es kam dahin, daß sie durch mancherlei Leichtsinn und Unvorsichtigkeiten den Thron verlor und in den Kerker geworfen wurde. Sie entkam jedoch aus der Gefangenschaft und floh nach England, um bei Elisabeth Scyutz zu suchen. Drese jedoch ließ die schottische Königin gefangen nehmen, weil sie fürchtete, daß Maria Stuart ihrer eigenen Regierung gefährlich werden könnte. Als hierauf eine Verschwörung gegen Elisabeths Leben entdeckt wurde, beschuldigte man Maria der Mitwissenschaft. Sie wurde daher vor Gericht gestellt und zum Tode verurtheilt. Maria hörte die Verkündigung ihres nahen Todes mehr mit Erstaunen als Erschrecken an. Darauf ordnete sie ruhig ihre Angelegenheiten, nahm von ihren Dienern rührenden Abschied und theilte ihre Habe unter sie. Als einige weinten, sprach sie: „Weinet nicht, das Ende meiner Leiden ist gekommen!" Dann kleidete sie sich in ein reiches seidenes Gewand, um auf ihrem letzten Gange noch als Königin zu erscheinen. Im vollen königlichen Schmucke, mit einem Rosenkranz in der Hand, trat sie in die schwarzaus-geschlagene Halle, wo der Scharfrichter sein Werk an ihr zu thun hatte. Hier betete sie noch für ihre Seele, für ihren Sohn, zuletzt auch^noch für Elisabeth und legte darauf ihr Haupt ergeben auf den Block. Sie starb im 46. Jahre nach 19jähriger Gefangenschaft (1587). — Als Elisabeth, 70 Jahre alt, starb, kam der Sohn der unglücklichen Maria Stuart, Jakob Vi., König von Schottland, auf den englischen Thron. Dieser vereinigte beide Reiche und nahm den Titel König von Großbritannien an. Theilweise nach Redenbacher. 130. Shakespeare. Geb. 1564, f 1617. Seine Jugend. Unter der Königin Elisabeth, die_ selbst Schriftstellerin war, machte die englische Sprache und Dichtkunst große Fortschritte. Zu ihrer Zeit lebte der große und weltberühmte Dichter Wilhelm Shakespeare, der seinen Namen durch viele herrliche Meisterwerke für die Bühne verewigte. Sein Vater war etn Wollhändler, und der Sohn wurde ebenfalls zu diesem Gewerbe bestimmt. Dieser erhielt daher auch gar keine wissenschaftliche Bildung und besuchte nie eine Universität. Aus dem Wollhändler wurde ein Wilddieb. Zwar machte Shakespeare

5. Theil 2 - S. 77

1864 - Mainz : Kirchheim
77 Bereits sechs Jahre hatte Elisabeth mit ihrem Gemahl in ungetrübtem Frieden gelebt, als Ludwig im Jahre 1227 die Aufforderung erhielt, mit sei- nem Kriegsvolke dem Heere des Kaisers Friedrich sich anzuschließen und einen Zug in's gelobte Land mitzumachen, um dort die heiligen Orte aus der Ge- walt der Ungläubigen zu erobern. Schwer fiel dem edlen Paare die abermalige Trennung; sie faßten sich aber als Christen und sagten: „So Gott will, wer- den wir einander hier wiedersehen; sollte das aber nicht sein, so werden wir in der ewigen Heimath einander finden. Noch kein Jahr indeß verging, als die Trauernachricht einlief, der Landgraf sei todt. Ungewöhnlich war die Betrüb- niß im ganzen Lande über diesen Todesfall, sehr groß aber der Schmerz der heiligen Elisabeth. Doch ergab sie sich alsbald in den Willen Gottes und hörte nicht auf, für die Seelenruhe ihres theuern Gatten zu beten. Jetzt begann aber für sie eine Zeit bitterer Leiden. Weil ihr Sohn noch minderjährig war, riß Heinrich, der Stiefbruder ihres verstorbenen Gemahls, die Regierung an sich und vertrieb sie nebst ihren Kindern aus dem Lande. Als ihr der grausame Befehl der Verbannung angekündigt wurde, fragte sie schnell: „Und was geschieht mit meinen Kindern?" Sie erhielt keine Antwort. Da weinte sie einige Augenblicke, erhob dann ihre Augen gegen Himmel und sagte: „O, Gott, sei du Vater der Vaterlosen!" Als sie das Armenhaus zum letzten Male sah, sprach sie: „Gott, erbarme du dich der Armen!" Auf Gott in ihrem Elende vertrauend und zufrieden mit seinem Willen, zog die ver- stoßene Landgräfin hin, und weil man ihr Nichts gelassen hatte, war sie ge- nöthigt, den Unterhalt für sich und ihre Kinder zu erbetteln. Bei ihrer Base, der Aebtissiu von Kitzingen, fand sie endlich freundliche Aufnahme. Diese setzte auch sogleich den Bischof Eckbert von Bamberg, den Oheim der heiligen Elisa- beth, von dem Vorgefallenen in Kenntniß, der, als ein Mann von großer Klugheit und bedeutendem Ansehen, sogleich Alles aufbot, um derselben wie- der zu ihrem Rechte zu verhelfen. Es gelang ihm auch endlich, den unrecht- mäßigen Landgrafen auf andere Gesinnungen zu bringen, so daß er sich dazu verstand, der heiligen Elisabeth und ihren Kindern zurückzugehen, was ihnen von Rechtswegen gebührte. So kehrte denn die Heilige, mit Jubel von ihren geliebten Unterthanen begrüßt, wieder in ihr Land zurück. Nachdem sie aber für die Regierungs - Angelegenheiten Sorge getragen, verließ sie ihr Schloß, zog nach Marburg, welches damals noch ein kleiner Flecken war, und führte da wieder das einfache, stille, fromme und wohlthätige Leben, welches sie vor ihrer Verehelichung geführt hatte. Sie stiftete daselbst ein Nonnenkloster mit einer Capelle. Hier hielt sie sich fast beständig auf, um zu beten und die Armen und Franken zu pflegen. „Hier," sagte sie, „soll gegenwärtig meine Arbeit und einst meine Ruhe sein!" — Vor ihrem Ende nahm sie rührenden Abschied von ihren Dienstleuten, ermahnte sie eindringlich und vermachte Alles, was sie noch hatte, den Armen. Dann empfing sie mit großer Andacht die h. Sakra- mente, ergoß ihr Herz in frommen Aussprüchen und entschlief sanft nach einem vierzehntägigen Krankenlager. Sie starb den 19. November 1231, im 24.

6. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 321

1892 - Leipzig : Voigtländer
5] Großherzogtum Hessen. 321 tragen außerdem einen eisernen Ring, ein Schandzeichen bei diesem Volke, gleichsam als Fessel, bis sie sich durch Erschlagen eines Feindes davon gelöst haben. Manchen Chatten behagt diese Tracht; sie ergrauen in dieser Tracht, die sie Freund und Feind kenntlich macht. Ihnen steht es zu, die Schlacht zu beginnen, sie stehen stets in der ersten Schlachtreihe, zum Schrecken der Feinde. Nicht einmal im Frieden nehmen sie einen milderen Ausdruck an. Keiner hat ein Haus oder einen Acker oder sonst eine Sorge. Zu wem sie gerade kommen, von dem lassen sie sich nähren. Verschwender des fremden, Verächter des eigenen Gutes sind sie, bis endlich das kraftlose Alter sie zu so eiserner Tapferkeit unfähig macht. 2. Die heilige Elisabeth. Zu den merkwürdigsten Frauengestalten des Mittelalters gehört die Landgräfin Elisabeth von Thüringen und Hessen. Von der Kirche zur Heiligen erhoben und von der Volkssage verherrlicht, ist sie bis in die Gegenwart immer wieder von Kunst und Poesie gefeiert worden. — Elisabeth war die Tochter des Ungarnkönigs Andreas Ii. Als vierjähriges Kind wurde sie an den Hof des Landgrafen Hermann I. von Thüringen gebracht, um hier als die zukünftige Gemahlin seines Sohnes Ludwig erzogen zu werden. In Elisabeth verband sich liebliche Heiterkeit mit inniger Frömmigkeit, und bald trat bei ihr ein leidenschaftlicher Trieb zur Wohlthätigkeit hervor. Das eigentümliche Wesen der Fremden erweckte ihr am thüringischen Hofe Feinde, die gerne die Heirat gehindert hätten. Aber der junge Landgraf liebte seine Verlobte von ganzem Herzen und heiratete sie 1221 trotz aller Anfeindungen. Als Landgräfin überließ sich Elisabeth ganz ihrer Neigung zum Wohlthun, sorgte für die Armen und pflegte die Kranken. Bald auch unterzog sich die junge Frau häufigen und schweren Bußübungen. An ihrem Gemahl aber hing sie mit der innigsten Liebe. Eines Tages machte sie die Entdeckung, daß Ludwig einen Kreuzzug gelobt hatte. In jähem Schrecken fiel sie darüber in Ohnmacht. Und als ihr Gatte dahinzog ins heilige Land, begleitete sie ihn mehrere Tage lana. Nur gezwungen nahm sie endlich herzzerreißenden Abschied von ihm. Sie sollte ihn nicht wiedersehen. Schon in Italien wurde er von einer Krankheit dahingerafft. — Zu dem grenzenlosen Schmerze über den Tod des Geliebten gesellte sich bald ein anderes Unglück. Heinrich Raspe, der Bruder des Verstorbenen, dem die Vormundschaft über den vierjährigen Sohn Elisabeths zufiel, nahm selbst die land-gräfliche Würde in Anspruch und vertrieb die Witwe mit ihren drei Kindern von der Wartburg. Wie eine Bettlerin irrte sie obdachlos mitten im Winter umher. Die Bürger von Eisenach wagten aus Furcht vor dem neuen Herrn nichts für die Versandes- u. Provinzialgeschichte, Gesamtausgabe. 21

7. Großherzogtum Hessen - S. 5

1898 - Leipzig : Voigtländer
— 5 — tragen außerdem einen eisernen Ring, ein Schändlichen bei diesem Volke, gleichsam als Fessel, bis sie sich durch Erschlagen eines Feindes davon gelöst haben. Manchen Chatten behagt diese Tracht; sie ergrauen darin und machen sich dadurch Freund und Feind kenntlich. Ihnen steht es zu, die Schlacht zu beginnen, sie stehen stets in der ersten Schlachtreihe, zum Schrecken der Feinde. Nicht einmal im Frieden nehmen sie einen milderen Ausdruck an. Keiner hat ein Haus oder einen Acker oder sonst eine Sorge. Zu wem sie gerade kommen, von dem lassen sie sich nähren. Verschwender des fremden, Verächter des eigenen Gutes sind sie, bis endlich das kraftlose Alter sie zu so eiserner Tapferkeit unfähig macht. 2. Die heilige Elisabeth. Zu den merkwürdigsten Frauengestalten des Mittelalters gehört die Landgräfin Elisabeth von Thüringen und Hessen. Von der Kirche zur Heiligen erhoben und von der Volkssage verherrlicht, ist sie bis in die Gegenwart immer wieder von Kunst und Poesie gefeiert worden. — Elisabeth war die Tochter des Ungarnkönigs Andreas Ii. Als vierjähriges Kind wurde sie an den Hos des Landgrafen Hermann I. von Thüringen gebracht, um hier als die zukünftige Gemahlin seines Sohnes Ludwig erzogen zu werden. In Elisabeth verband sich liebliche Heiterkeit mit inniger Frömmigkeit, und bald trat bei ihr ein leidenschaftlicher Trieb zur Wohlthätigkeit hervor. Das eigentümliche Wesen der Fremden erweckte ihr am thüringischen Hofe Feinde, die gerne die Heirat gehindert hätten. Aber der junge Landgraf liebte feine Verlobte von ganzem Herzen und heiratete sie 1221 trotz aller Anfeindungen. Als Landgräfin überließ sich Elisabeth ganz ihrer Neigung zum Wohlthun, sorgte für die Armen und pflegte die Kranken. Bald auch unterzog sich die junge Frau häufigen und schweren Bußübungen. An ihrem Gemahl aber hing sie mit der innigsten Liebe. Eines Tages machte sie die Entdeckung, daß Ludwig einen Kreuzzug gelobt hatte. In jähem Schrecken fiel sie darüber in Ohnmacht. Und als ihr Gatte dahinzog ins heilige Land, begleitete sie ihn mehrere Tage lang. Nur gezwungen nahm sie endlich herzzerreißenden Abschied von ihm. Sie sollte ihn nicht wiedersehen. Schon in Italien wurde er von einer Krankheit dahingerafft. — Zu dem grenzenlosen Schmerze über den Tod des Geliebten gesellte sich nach der sagenhaften Überlieferung bald ein anderes Unglück. Heinrich Raspe, der Bruder des Verstorbenen, dem die Vormundschaft über den vierjährigen Sohn Elisabeths zufiel, nahm selbst die landgräfliche Würde in Anspruch und vertrieb die Witwe mit ihren drei Kindern von der Wartburg. Wie eine Bettlerin irrte sie obdachlos mitten im Winter umher. Die Bürger von Eismach wagten aus Furcht

8. Die Praxis der Elementarklasse - S. 93

1909 - Berlin Leipzig : Teubner
Lektionen. 5. Die Farben. 93 es und sagten: „Tischlein, Tischlein, decke dich!" Kaum hatten sie es gesagt, da lag ein seines Tischtuch auf dem Tische, und darauf dampften die herrlichsten Speisen, und an jeder Ecke stand eine Flasche mit köstlichem Wein. Die Kinder waren anfangs nicht wenig erschrocken, das könnt ihr euch wohl denken; aber da sie gewaltigen Hunger hatten, langten sie tapfer zu und aßen und tranken nach Herzenslust, denn so etwas Feines hatten sie ihr Lebtag noch nicht gegessen. Als sie nun ihre Mahlzeit verzehrt und sich tüchtig satt gegessen hatten, packten sie ihr Tischchen auf und gingen zu dem alten Mütterchen, um Abschied zu nehmen, denn sie hatten große Sehnsucht nach Vater und Mutter. — Das gute Mütterchen aber führte sie auf dem richtigen Wege bis an den Rand des Waldes. Da ging der Mond auf, und die Kinder erblickten das Häuschen, darinnen Vater und Mutter wohnten. Nun liefen sie, was sie nur laufen konnten, stürzten mit lautem Jubel in die Stube hinein und fielen Vater und Mutter um den Hals und herzten und küßten sie. Vor lauter Freude konnten die Eltern zuerst kein Wort sprechen, denn sie hatten sich fast zu Tode gegrämt. Als sie nun gar erst das „Tischchen deck dich!" kennen lernten und die herrlichen Speisen darauf kosteten, da wollte der Jubel und die Freude gar kein Ende nehmen. Sie lebten nun zusammen glücklich und in lauter Freude, und alle Not und Sorge hatten ein Ende. Das gute Mütterchen aber vergaßen sie ihr Leben lang nicht. 5. Die Farben. (Der Lehrer halte für diese Unterhaltung verschiedenfarbige Gegenstände: „Papierblätter, Tuchstücke, Stickwolle und Stickseide, Blumen, Glasperlen, Briefoblaten usw. bereit, um sie nach und nach den Kindern zur Übung im Farbenlesen vorzuzeigen. Von diesen Sachen wähle er zuerst zwei Papier- blätter, und zwar ein rotes, viereckiges und ein weißes, rundes.) Welches Blatt Papier gefüllt euch am besten? (Gewöhnlich entscheiden sich die Kinder für das rote.) Wie sieht das andere Blatt aus? Welches ist größer als das andere? Welches Blatt ist rund? Wie ist dagegen das rote Blatt? Welche Dinge in der Schulstube sind weiß? (Wände, Fensterrahmen, Kreide, Halskragen usw.) Wie sehen im Winter sehr oft die Dächer ans? Woher kommt das? Wie sieht der Schnee aus? Geht man im Monat Mai im Garten unter Obstbänmen spazieren, so scheint es oft, als fielen Schneeflocken von den Bäumen. Was fällt aber von den Bäumen? Wie sind die Baumblüten, weil sie „weiß wie Schnee" aussehen? Was liegt schnee- weiß auf dem Kuchen? Welches schneeweiße Gewürz streut man in die Suppe? Miezchen kommt aus der Küche mit einem weißen Schnurrbart. Was merkt daran die Mutter? Was hat die Katze genascht? — Welche Blumen im Garten sehen schneeweiß aus? — Nennt nun auch Dinge in der Schule, welche rot aussehen! Welche Blumen sehen rot aus? Wie nennen wir das Kleid, welches rot aussieht, wie die Rose? — Wie wird das Gesicht eines Kindes, wenn es sich schämt? Welcher Teil des Gesichts sieht immer rot aus? Wie sehen die Wangen eines kranken Kindes aus? Was für Backen hat ein gesundes Kind? Was färbt nur eigentlich eure Backen so schön rot? Welche Früchte haben auch blutrote Backen? Wie sieht der Himmel aus, wenn die Sonne untergeht? Er sieht ans, als stände er im Feuer. Wie nennen wir das Rot, welches am Abend bei dem Untergang der Sonne am Himmel sichtbar wird?

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen - S. 85

1885 - Mainz : Frey
85 bild des christlichen Glaubens und der christlichen Liebe bis zu ihrem Tode (1231 in ihrem 24. Lebensjahre), der sie in die himmlische Heimat führte, um reichlichen Lohn für ihr heiliges Streben und Wirken zu ernten. Elisabeths Vater, welcher von ihrer Lebensweise Kenntnis erhalten hatte, schickte einen vertrauten Grafen zu ihr, um sie zur Rückkehr an seinen Hof zu vermögen. Sie ließ sich aber auf keine Weise dazu bereden; denn die Liebe zu Gott erfüllte ihr ganzes Herz, und deshalb erklärte sie, ihre Armut sei ihr lieb geworden und werde ihr gewiß dazu verhelfen, die Seligkeit zu erlangen. War Elisabeth anfänglich ein Gegenstand des Hohns für viele Menschen, denen ihre Art der Frömmigkeit nicht gefiel, so verwandelte sich allmählich die Stimmung in Ehrfurcht und Bewunderung. Von allen Seiten strömten Menschen herbei, welche bei ihr frommen Rat, Trost und geistliche Stärkung suchten. Sie war eine Mutter der Armen und eine Trösterin der Betrübten und wird für alle Zeiten ein Gegenstand der größten Bewunderung und Verehrung bleiben. Im Jahre, 1235 wurde sie heilig gesprochen. Über ihrem Grabe wurde später durch Landgraf Konrad die prachtvolle Elisabethenkirche gebaut. Philipp der Großmütige nahm die Gebeine aus der Gruft und brachte sie hinweg. 40. Sophie, Tochter der heil. Elisabeth. a) Die heil. Elisabeth hatte einen Sohn und zwei Töchter. Der Sohn regierte als Hermann Ii. von 1227—1242. Da er ohne Erben starb, riß sein Oheim, Heinrich Raspe, (der Rauhe) die Regierung an sich. Heinrich Raspe wurde von der den Staufen feindlichen Partei als Gegenkaiser Friedrichs Ii. aufgestellt. Er besiegte auch dessen Sohn Konrad Iv. bei Frankfurt, belagerte jedoch Ulm und Reutlingen ohne Erfolg und kehrte krank auf die Wartburg zurück, wo er kinderlos (1247) starb. Nach Raspes Tode traten drei Bewerber um Thüringen auf. Darunter der mächtige Markgraf Heinrich von Meißen, ein Schwestersohn Ludwigs des Heiligen. Die älteste Tochter der heil. Elisabeth, Sophie, war vermählt mit Heinrich dem Großmütigen von Brabant. Als ihr Gemahl (1248) starb, kehrte sie mit ihrem vierjährigen Sohne, Heinrich von Brabant, „das Kind" genannt, nach Marburg zurück, um Thüringen ihrem Sohne zu retten. Sie war auch dieser schwierigen Aufgabe gewachsen; denn sie hatte mit der Frömmigkeit und dem Gottvertrauen ihrer Mutter den Heldenmut ihres Vaters geerbt.

10. Germanien in den ersten Jahrhunderten seines geschichtlichen Lebens - S. 134

1875 - Berlin : Brigl & Lobeck
134 leben hütend und wartend unter dem Vieh und lagern auf bloßer Erde. Erst das Jünglingsalter sondert den Freigeborenen vom Knechte, und tapfere Thaten geben ihm einen Vorzug. Einfach unter Arbeit erzogen, ohne Lockung und Reizung, erwacht in dem Jüngling erst spät die sinnliche Begierde, und in voller Manneskraft nur naht er sich der Jungfrau. Auch mit diesen eilt man nicht; jugendlich bleiben sie wie jene, auch an schlankem Wuchs ihnen ähnlich; gleich kräftig gesellen sie sich zu dem Manne, und die Kraft der Eltern kehrt in den Kindern wieder. Schwestersöhne haben gleiche Ehre bei dem Oheim, wie bei dem Vater. Erben jedoch und Nachfolger eines Jeden sind die eigenen Kinder, und Niemand macht -ein Testament. Sind keine Kinder da, so haben die nächsten Grade in der Besitzübernahme die Brüder, die Brüder des Vaters,> die Brüder der Mutter. Je mehr Verwandte da sind, je größer die Zahl der Verschwägerten ist, desto mehr Liebe wartet des Alters, und kein Preis steht aus Kinderlosigkeit. Die Feindschaften des Vaters oder des Verwandten, so gut wie seine Freundschaften zu übernehmen, ist Pflicht. Doch währen sie nicht ewig ohne Versöhnung fort. Gesühnt nämlich wird selbst der Todtschlag mit einer bestimmten Anzahl von Zugthieren oder kleinerem Vieh, und es nimmt das ganze Hans die Sühne an: eine nützliche Einrichtung für das Gemeinwesen, denn doppelt gefährlich sind die Feindschaften, wo sie Hand in Hand mit der Freiheit gehen. Bewirthirng und Gastrecht übt kein anderes Volk so freigebig aus. Irgend einem Menschen den Eintritt in das Haus zu wehren, gilt als gottlos: nach bestem Vermögen setzt ihm ein Jeder zum Willkommen eine Mahlzeit vor. Ist der Vor-rath aufgezehrt, so weist der, welcher eben den Wirth machte, den Gastfreund zu einer andern Herberge und begleitet ihn; uneingeladen treten sie in das nächste Haus, wo man sie mit gleicher Freundlichkeit aufnimmt. Zwischen Bekannten und Unbekannten macht innerhalb der Grenzen des Gastrechts Niemand einen Unterschied. Wenn der Fremde beim Abschied

11. Geschichte des Mittelalters - S. 273

1861 - Leipzig : Brandstetter
273 Will sie mir geben hohen Math, So thut sie tugendlichen an Und daß mein' Freude würde gut. Wenn ich mich von der Liebe scheide, So muß mein' Freude ein Ende Han. O weh, so sterbe ich leichte vor Leide, Daß ich es je mit ihr begann. Ich weiß nicht Franc, was Minne sind, Mich läßt die Minne sehr entgelten, Daß ich der Jahre bin ein Kind." Bald nach dem Tode Konradin's kam Elisabeth, seine Mutter, nach Italien; sie brachte Lösegeld für ihren Sohn. Als sie das Entsetzliche er- fuhr, bat sie um die einzige Gnade, ihrem Sohne ein Grabmal errichten zu dürfen. Auch diese Bitte wurde ihr verweigert; doch zeigt heute noch ein weißer Stein den Ort, wo der letzte Hohenstaufe den Todesstreich empfing, und nicht weit davon steht eine Kapelle, die man für seine Ru- hestätte hält. Mit Konradin war das Geschlecht der Hohenstaufen abgeschlossen. Von Friedrich's Ii. Kindern war Heinrich und Konrad gestorben, Man- fred in der Schlacht gefallen, Enzio im Gefängniß zu Bologna verschmach- tet. Margaretha aber, die Gemahlin des Markgrafen Albert von Meißen, der Unartige genannt, starb im Kloster, nachdem sie einem Mordversuche ihres eigenen Gatten entflohen war, und im Schmerz des Abschieds ihren ältesten Knaben Friedrich in die Wange gebissen hatte, so daß dieser in der Folge durch die bleibende Narbe seinen Beinamen erhielt. Fünfunddreißig Jahre früher hatte Friedrich einst an die Bürger zu Palermo geschrieben: „Freuet Euch mit mir, denn da eine zahlreiche Nach- kommenschaft von Kindern mich beglückt, könnt auch Ihr nie an dem größten und ärgsten aller Mängel, an einem Könige, Mangel leiden/' 8- 10. Die heilige Elisabeth. Eng verknüpft mit den Geschicken der Hohenstaufen und nicht minder als seltenes Beispiel religiöser Tugendübung jener Zeit, verdient die fromme Landgräfin von Thüringen wohl auch neben den mächtigen Herrschern des deutschen Reiches einer ausführlicheren Erwähnung. Elisabeth war die Tochter König Andreas' Ii. von Ungarn und schon in ihrem vierzehnten Jahre mit dem zwanzigjährigen Landgrafen Ludwig Iv. von Thüringen vermählt. Sie lebte aus der Wartburg, wo kurze Zeit vorher der Sammelplatz der deutschen Dichter und Minnesän- ger gewesen war, und wo, wie die Sage ging, unter dem Vater ihres Ge- mahls, dem gesangliebenden Landgrafen Hermann, und der feingebildeten Oeser's Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. 18

12. (Zweites und drittes Schuljahr) - S. 245

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
245 253. Die Rosen der heiligen Elisabeth. Nach Ludwig Bechstein. Die Landgräsin Elisabeth von Thüringen und Hessen, die inan die heilige Elisabeth nennt, war so recht eine Mutter der Armen. Sie fühlte sich nicht zu stolz, selber die Bekümmerten zu trösten, kranke zu pflegen und Hungrige zu speisen. Jedoch ihrem Gatten mißfiel diese Mildtätigkeit seiner Frau, und er hätte ihr gerne gewehrt. Als nun Elisabeth wieder eines Tages mit einem Korbe voll Speisen unter dem Mantel von der Wartburg herunter schritt, trat ihr der Landgraf, der gerade den Schloßberg herauf kam, entgegen und fragte sie unfreundlich: ,,Was trägst du da?" Elisabeth erbebte, in ihrer Angst erwiderte sie: „Herr, Blumen." Aber Ludwig traute ihren Worten nicht, er sprach: „Zeige her!" und hob den Deckel von dem Korbe, und siehe — statt ihrer milden Gaben lagen, zu Elisabeths eigenem Erstaunen, duftende Rosen darin. Beschämt bat der Landgraf seine edle Gattin um Verzeihung und ging seiner Wege. Elisabeth aber schritt mit einem Dankgebet weiter, und als sie zu den Hilfsbedürftigen kam, da hatten sich die Rosen wieder in stärkende Speisen verwandelt. 254. Der Weinberg. Christoph von Schmid. Ein Vater sagte aus seinem Sterbebette zu seinen drei Söhnen: „Liebe Kinder! Ich kann euch nichts zurücklassen als diese unsere Hütte und den Weinberg daran, in dem aber ein Schaß verborgen liegt. Grabt fleißig in dem Weinberge, so werdet ihr den Schatz finden." Nach dem Tode des Vaters gruben die Söhne den ganzen Wein- berg mit dem größten Fleiße um, fanden aber weder Gold noch Silber. Dagegen brachte der Weinberg, weil sie ihn so fleißig bearbeitet hatten, eine viel größere Menge von Trauben hervor als sonst, und sie lösten dafür noch einmal so viel Geld. Da fiel den Söhnen ein, was ihr seliger Vater mit dem Schatze gemeint habe; und sie schrieben an die Tür des Weinberges mit großen Buchstaben: Die rechte Goldgrub' ist der Fleiß — . Für den, der ihn zu üben weiß.

13. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 19

1885 - Aachen : Barth
— 19 — licher nun aber der Tod des geliebten Gatten. Ihr Schmerz wurde noch durch die harte Behandlung von Heinrich, dem Bruder ihres verstorbenen Gemahls, verschärft. Unter dem Vorwande, sie verschwende das Vermögen an die Armen, vertrieb er die edle Frau mit ihren Kindern mitten im Winter von der Wartburg. Lange irrte sie obdachlos umher, bis sie freundliche Aufnahme bei ihrem Oheim, dem Bischof von Bamberg fand. Als die Ritter, die mit Ludwig ausgezogen waren, vom Kreuzzuge zurückkehrten und von der harten Behandlung erfuhren, machten sie Heinrich die bittersten Vorwürfe. Er erkannte das begangene Unrecht und bat die Landgräfin um Verzeihung. Diese kehrte nun nach der Wartburg zurück und wohnte der feierlichen Beisetzung ihres Gemahls bei. Bald hierauf nahm sie ihren Wohnsitz in der Stadt Marburg, die ihr mit allen Einkünften gegeben war. Ihr Vermögen teilte sie unter die Amen und ernährte sich und ihre Kinder durch Spinnen. Ein armes, frommes, zurückgezogenes Leben führte Elisabeth bis zu ihrem Tode (1231). Ihre Grabstätte ist im Dome zu Marburg. 1235 wurde sie vom Papste heilig gesprochen. 19. Die Heilige Kedrvig, Kerzogin von Schlesien. Hedwig war eine Zeitgenossin der hl. Elisabeth in Thüringen. So wohlthätig und segensreich diese in Thüringen wirkte, so die hl. Hedwig in Schlesien. Sie war die Tochter des Herzogs Berthold von Meran und vermählt mit dem Herzoge Heinrich I. von Schlesien. Als Kind zeigte Hedwig schon ein einfaches, bescheidenes und frommes Wesen. Das behielt sie auch später in ihrem ehelichen Stande bei. Ihr Grundsatz war: „Je höher man über anderen sieht, desto mehr soll man ihnen in der Tugend voranleuchten." Nach dem Grundsatz richtete sie auch ihr Leben ein. Die Pflichten als Hausfrau, Gattin und Mutter erfüllte Hedwig sehr genau. Ihre sechs Kinder erzog sie selbst und pflegte eifrig Gottesfurcht, Sanftmut und Wohlthätigkeitssinn in ihnen. Gegen die Dienstboten war sie liebreich und herablassend. In Krankheit pflegte sie dieselben, wie eine Mutter ihre Kinder. Bei der Güte gegen die Untergebenen ließ sie aber auch Strenge in der Beaufsichtigung derselben walten. Auch für die Armen des Landes war Hedwig eine gute Mutter. Ihre Ersparnisse verteilte sie unter dieselben. Besondere Fürsorge wandte Hedwig dem Kloster Trebnitz zu. Hier speiste sie selbst zum Andenken an den Heiland und seine zwölf Apostel dreizehn Arme. Die Gefangenen tröstete sie und suchte dieselben durch Ermahnungen zur Besserung zu bewegen. 2*

14. Theil 1 - S. 231

1880 - Stuttgart : Heitz
Dritter punischer Krieg. Cato. 231 der Gnade der Römer zu überlassen. „Ihr habt das beste Theil endlich erwählt," lautete die Antwort, „und wir bewilligen euch dafür eure Freiheit, eure Gesetze und eure Güter unter der Bedingung, daß ihr binnen einem Monat 300 der vornehmsten Jünglinge als Geiseln bestellt und Alles thut, was die Consnln euch befehlen werden." — Dieser Zusatz erschreckte sie nicht wenig; aber die Furcht vor den Römern war so groß, daß sie keine nähere ^Erklärung zu verlangen wagten. Sie kehrten traurig zurück und erzählten, was die Römer verlangten. Da erhob sich ein entsetzlicher Jammer unter den Müttern, die ihre geliebten Söhne ausliefern sollten. Laut klagend rannten sie durch die Straßen, zerrauften sich das Haar und baten flehentlich den karthagischen Senat, ihnen nur nicht die Kinder zu nehmen. Dieser mußte aber nicht nur den Römern gehorchen, sondern eilte auch noch, vor dem Termine die Geiseln zu stellen, um durch seinen Gehorsam die Römer zu gewinnen. Als nun der Tag des Abschieds kam, sah man ein herzzereißendes Schauspiel. Die Mütter begleiteten ihre Söhne nach dem Schiffe, welches sie nach Sicilien übersetzen sollte. Hier umschlangen sie dieselben fest, benetzten sie mit ihren Thränen und wollten sie nicht aus ihren Händen lassen, und als das Schiff die Anker lichten wollte, war man genöthigt, die Mütter mit Gewalt loszureißen und ans Land zu bringen, denn sie glaubten ihre Kinder nie wieder zu sehen. Als die Abgesandten mit den theuern Unterpfändern nach Sicilien kamen, fanden sie hier bereits das römische Heer, das sich eben rüstete, nach Afrika überzugehen, und auf die Frage, was denn die Consnln nun noch beföhlen, erhielten sie die Antwort: „Jetzt haben wir keine Zeit; kommt wieder ins Lager, wenn wir drüben in Aftika gelandet sein werden. Mit allen Qualen der Ungewißheit kehrten die Gesandten zurück, und kaum war das römische Heer gelandet, so waren sie auch schon gehorsam wieder da und fragten nach den Befehlen der Römer. „Ihr sollt eure Waffen abliefern!" verlangte der Consul. „Aber," erwiederten sie, „wer soll uns denn schützen, da unser alter Feind schon wieder mit 20,000 Mann vor unsern Thoren steht?" — „Dafür laßt uns sorgen," war die Antwort des Römers. Sogleich gehorchten die Karthager. Man sah eine lange Reihe von Wagen im römischen Lager ankommen und getreulich Waffen und Wurfgeräthe aller Arten ab liefern; nun endlich hofften doch die Karthager allen Forderungen der Römer genügt zu haben. Der Consul sah die

15. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 139

1895 - Paderborn : Schöningh
13p 11 Am Morgen des 21. Januar, um fnf Uhr, stand er auf und gab feinem Kammerdiener feinen Trauring als stillschweigenden Abschied" an die Knigin, um ihr einen nochmaligen Abschied, den sie gewnscht hatte, zu ersparen. Um sechs Uhr empfing er das hl. Abendmahl, während schon die bewaffnete Macht zur Hinrichtung ausrckte und das Getmmel des Volkes durch die Straen lrmte. Um acht Ubr traten Ge-meindebeamten ein, denen er fein Testament bergab. Um neun Uhr mahnte man ihn zum Aufbruch. Er ging und bestieg mit dem Priester den Wagen, der sich langsam durch die gedrngte, aber schweigende Menge zu dem sogenannten Revolutionsplatz bewegte. Man hrte nichts als das Raffeln der Kanonen, die hinter dem Wagen fuhren, in welchem der König in einem Gebetbuche las. Nach dem Aussteigen auf dem Nicht-platze es war zehn Uhr lie er sich von dem Priester den Segen erteilen, den ihm derselbe mit den Worten gab: Sohn des heiligen Ludwig, erhebe dich zum Himmel!" Als der König das Schafott bestiegen hatte, wollte er sprechen. Da man ihm jedoch vorstellte, das fei unmglich, lie er sich an den Ort fuhren, wo man ihn fest band. Dort rief er mit lauter Stimme: Volk, ich sterbe unschuldig!" Dann wandte er sich zu feinen Henkern und sagte: Meine Herren, ich bin unschuldig an allem, was man mir vorwirft; ich wnsche, da mein Blut das Glck der Franzofen befestigen mge." Als fein Haupt unter dem Fallbeile gefallen, hielt es einer der Henkersknechte empor. Da erhob sich ein rasendes Freudengeschrei aus dem Munde des zahllosen Pbels, das sich cheit in die Stadt fortsetzte bis hin zum Gefngnis, wo die knig-liehe Familie im Gebete fr ihr sterbendes Haupt auf den Knieen lag. Doch bald verbreitete sich eine gewiffe Stille in der Stadt. Die Lden schloffen sich und alle Wohl-gesinnten ahnten, da des Knigs Tod nur ein Vorfpiel zum baldigen Untergang von Taufenden war. Selbst viele, die teil an der Verurteilung hatten, fhlten sich nicht mehr sicher. Das Blut des unschuldig Gemordeten sollte bald der das verblendete Volk kommen. Als die knigliche Familie von Versailles nach Paris geschleppt wurde, riet man der Knigin, sich einstweilen aus Frankreich zu entfernen, weil sie als Auslnderin der Gefahr am meisten ausgefetzt fei. Die Knigin entgegnete hierauf: Nie werde ich den König und nie nieine Kinder verlassen! Nie werde ich mich zu einer Pflichtvergessen-heit herabwrdigen, deren einziger Gewinn die Rettung meines Lebens wre!" Noch hochherziger und bewunderungswrdiger war ihr Benehmen im Kerker. Mit ihrer Tochter und der Prinzessin Elisabeth bewohnte sie das einzige heizbare Zimmer. Ruhig und in ihr Schicksal ergeben, flte sie den Ihrigen Entsagung und Verachtung der zugefgten Krnkungen ein. Nach dein Tode ihres Gemahls hatten sie an den Konvent nur die Bitte um Trauerkleider, welche sie bis an das Ende ihres Lebens trug. Nunmehr lebte sie mit ihren beiden Kindern und ihrer Schwgerin Elisabeth, obwohl streng bewacht, doch wie vergessen im gleichen Gefngnisse. Marie Antoinette fhlte ihr Unglck aufs tiefste, ertrug es aber mit frommer und zugleich wrdevoller Ergebenheit und Ruhe. Da erfolgte der Beschlu des Konvents, die Trennung der Frstin von ihrem Sohne, die der Gemeinderat mit jubelnder Grausamkeit vollzog. Seine Beamten erschienen inmitten der Nacht, um der aus dem Schlafe emporgeriffenen Mutter den Befehl zu verknden. Lnger als eine Stunde leistete sie den Schergen verzweifelten Widerstand, warf sich der das Bett des Knaben und deckte ihn so mit ihrem Leibe gegen die Angreifer. Kein Zureden, keire Drohung half, sie wich und wankte nicht, bis pltzlich einer der Menschen ihre Tochter ergriff: er werde das Mdchen niederstoen, wenn sie nicht den Sohn ber-liefere. Da brach die Arme zusammen und lie sich ein Kind entreien, um das andere zu erretten.

16. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 391

1911 - : Crüwell
391 heit wieder aus Italien heimgekehrt. Da nahm Frau Mathilde ihre Enkelkinder Otto, Mathilde und Heinrich und eilte mit ihnen dem geliebten Sohne entgegen. In Cöln am Rhein trafen sie zusammen. Auch die Königin Gerburge hatte aus Frankreich sich eingestellt. Fast die ganze Familie war hier aus drei Geschlechtern beisammen. Als die greise Mutter also glücklich noch einmal inmitten der Ihrigen saß, trat ein alter Erzbischof zu ihnen ins Gemach und segnete die Königin, wie weiland Simeon die Maria gesegnet hat: „Freue Dich, die Gott mit solchen Gaben geehrt! Nun bekommst Du Deiner Kinder Kinder zu sehen!" Und ihr Herz war dankbar und froh. Danach zog sie mit ihrem großen Sohne gen Nordhausen und empfahl ihm aufs angelegentlichste das Frauenkloster, das sie da- selbst gestiftet, weil sie in dieser Stadt ihren Kindern Heinrich und Gerburge das Leben gegeben hatte. Am letzten Morgen ihres Zu- sammenseins hörten sie gemeinsam die Messe. Dann traten sie vor die Tür des Gotteshauses und gaben sich mit vielen Küssen und Tränen den Abschied. Leuchtenden Blickes schaute die Königin dem zum Pferde schreitenden Sohne nach. Dann kehrte sie in die Kirche zurück und küßte weinend die Steine, auf denen Herr Otto noch eben gestanden. Als die Diener solches dem Kaiser hinterbrachten, kehrte er flugs noch einmal zurück, kniete neben der Königin nieder und sagte in tiefer Bewegung: „O Mutter, wie können wir diese Tränen Euch jemals vergelten!" Sie aber umarmte ihn nochmals und entließ ihn alsdann mit den Worten: „Nun gehet in Christi Frieden! Unser Antlitz werdet Ihr am sterblichen Leibe nie wieder schauen." Da ging der Kaiser seufzend davon. Am 14. März, an einem Sonnabend, nahte ihr Stündlein. Mit vielen ernsten und herzlichen Worten vermahnte sie alle noch einmal zu Gottesfurcht und heiligem Wandel, insonderheit aber ihre Enkelin Mathilde, die nun schon zur Äbtissin von Quedlinburg er- nannt war. Dann stärkte sich die Königin durch eine feierliche Messe und das heilige Mahl. Zuletzt ließ sie eine härene Decke auf den Fußboden breiten und sich selber darauf legen, denn einem Christen gezieme, in Staub und Asche zu sterben. Während sie noch mit zitternden Händen das Kreuz schlug, ist sie still entschlummert. In der Kirche des heiligen Servatius ruht ihr müder Leib au der Seite ihres Gatten. Zahllos sind die Segensspuren, welche die Königin Mathilde hinterlassen hat. Nicht allein ihre Klöster und Stifte reden von ihr. Daß ein frommer, liebestätiger Sinn der schönste Schmuck eines Weibes ist, haben die Deutschen von ihr gelernt. Daß auch die Frauen und Jungfrauen mehr und mehr in allerlei Kunst unter-

17. Geschichte der Neuzeit - S. 116

1887 - Wiesbaden : Kunze
116 Erste Periode der Neuzeit schönerlen Musik und Gesang. Wer am Abend an Luthers Hause vorüberging, der konnte vernehmen, daß darinnen gute Menschen wohnten. Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel oder mit der Laute. „Musik — pflegte er zu sagen — ist das beste Labsal eines betrübten Menschen, dadurch das Herz wieder zufrieden, erquickt und erfrischt wird; sie verjaget den Geist der Traurigkeit, wie man an König Saul sieht. Die Jugend soll man stets zu dieser Kunst gewöhnen, denn sie macht feine und geschickte Leute." Nach Luthers Tode blieb Katharina in Wittenberg, bis der Einmarsch der kaiserlichen Truppen sie nötigte, mit ihren Kindern nach Magdeburg zu fliehen. Von hier führte sie Melanchthon nach Braunschweig, und Georg Major, ein Freund der Familie, nach Gishorn an der Aller. Sie kehrte bald nach Wittenberg zurück. Ihr Landesherr war in Gefangenschaft, die Grasen von Mansfeld und Christian von Dänemark konnten ihr Versprechen, ihr eine Unterstützung zukommen zu lassen, aus Not nicht erfüllen. Katharina ernährte sich kümmerlich von dem Mietzins des Hauses und von der Verköstigung der Hausgenossen, bis 1552 die Pest ausbrach und die Universität Wittenberg nach Torgau verlegt wurde. Luthers Witwe war genötigt, sich ebendorthin zu wenden, um ihre Kostgänger behalten zu können. Unterwegs wurden die Pferde scheu, die geängstigte Mutter sprang aus dem Wagen und siel ins Wasser. Erkältung und Angst warfen sie aufs Krankenbett, und noch im nämlichen Jahre starb sie sanft im 53. Jahre ihres Lebens. Tags darauf wurde sie in der Stadtkirche zu Torgau beigesetzt, wo noch ihr Leichenstein mit ihrem Bilde, ihrem Wappen und einer einfachen Inschrift zu sehen ist. 2. Luther stand mit vielen Frauen in Briefwechsel und mahnte dieselben, das Werk der Reformation fördern zu helfen. Besonders hatte er an Elisabeth von Brandenburg eine helfende Gönnerin. Ihr Gemahl, der Kurfürst Joachim I. von Brandenburg, war ein entschiedener Gegner der Reformation und behandelte feine Frau nicht gerade liebevoll. Elisabeth entschloß sich daher, mit Zurücklassung ihrer Kinder, nach Torgau zu ihrem Oheim, dem Kurfürsten Johann von Sachsen, zu fliehen. Sie lebte seitdem in Lichtenberg und sah Luther häufig bei sich; ja sie hielt sich einmal drei Monate in feinem Hause auf. Nach Joachims Tode traten ihr Sohn und ihre Tochter Elisabeth, welche an Erich den älteren von 23 raun schweig vermählt war, zur lutherischen Kirche über. Erich blieb der römischen Kirche treu; allein Elisabeth führte nach feinem Tode als Vormünderin ihres Sohnes die protestantische Lehre in Braunfchweig ein und

18. Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen - S. 117

1857 - Köln : DuMont-Schauberg
in 1.38. An die gnadenvolle Mutter des Herrn. Dich wählt der große Herr der Heere. Dich unter Tausenden allein, Zur unaussprechlich hohen Ehre. Die Mutter Seines Sohns zu sein. Ihn nennst du deinen Eingebor'nen, Dich nennet Mutter jener Gott, Der einst den Sündern und Verlornen Erlösung bracht' durch Seinen Tod. O, nimm auch uns zu deinen Kindern, Du gnadenvolle Mutter! an. Und bitte Jenen, der aug Sündern Gerechte, Fromme schaffen kann: Daß wir voll Eiter uns bestreben, Zu thun, was uns dein Sohn gebeut; Daß Er uns reich' nach diesem Leben Die Krone der Unsterblichkeit. 13 kv. Die heilige Elisabeth, Landgräfin von Thüringen, geb. 1207, gest. 1231 Wie ein Stern in wilde Wogen Schienst du in die Welt hinein, Stiller Friede, heil'ge Liebe Blühten auf in deinem Schein. Und von deiner Hand erquicket. Ward das Leid zur Lust entzücket. Frühe sitzt die Königstochter, Sitzet noch am Abend spät Mit den Mägden in der Kammer Bei der Lampe, spinnt und näht, Nicht zum Schmuck für Festesftunden, Für die Kranken, für die Wunden. Ihr Gemahl, der treugeliebte. Zog für Gott ins heil'ge Land, Und als Todesboten kehrten Mit dem schwarzen Leidgewand, Hat den Schmuck sie abgeleget. Treu die Kranken nur gepfleget. Und zum Lohn hinausgestoßen, Ohne Dach und ohne Hab', Don den Menschen all verlassen, Die den Menschen alles gab, Ließ sie, Gott den Dank zu bringen, Ein Te Deum fröhlich singen. Ihre Schätze, ihre Freuden Schenkte sie den Menschen gern, Nahm zum Lohne herbe Leiden Als ein Opfer für den Herrn; Denn um Einem ganz zu leben, Hat sie Alles hingegeben. Weise theilte sie die Gaben: Pflug und Acker ward dem Fleiß, Milder Trost dem bittern Kummer, Und ein Stab dem schwachen Greis; Selbst die Kinder froh zu machen, Gab sie ihnen bunte Sachen. Jeden Morgen, jeden Abend Ging sie zu den Kranken hin: Wo vor schaudervollen Leiden Alle Mägde bange flieh'n, Hat die eitervollen Wunden Sie, die Fürstin; mild verbunden. Als ihr Leben dann verklungen In dem hohen heil'gen Lied, Das die Engel mitgesungen, Da sie von der Erde schied, Hat der Herr im andern Leben Neue Kraft dem Ouell gegeben, Heilung fort und fort zu spenden, Jedem Leiden, jedem Gram, Der, auf Gottes Hüls' vertrauend, Zu dem Quelle schöpfen kam, Daß die Lahmen, Blinden, Wunden Bei Elisabeth gesunden. Und ein Baum ist aufgesproffen An dem Quelle klar und rein: Milder Frau'n ein heil'ger Orden, Die dem Herren ganz sich weih'n, Jedem Kranken Hülfe reichen, Der Elisabeth zu gleichen.

19. Die Weltgeschichte für den Schulgebrauch - S. 196

1862 - Giessen : Heinemann
196 Das Volk, welches den größten Theil der jetzigen hessischen Länder um Christi Geburt bewohnte, waren die Kutten. Zur Zeit aber, als die Franken ihre Herrschaft über diese Gegen- den ausdehnten, erscheint das Volk schon unter dem Namen Hessen, denen Bonifacius (Ii. §. 12) 724 re. das Christen- thum predigte. Nachdem Hessen eine Zeit lang durch Grafen verwaltet worden, fiel es an die Landgrafen von Thüringen. Einer von ihnen, Hermann's I. (1190—1216) Sohn Ludwig, vermählte sich 1221 mit Elisabeth, einer Tochter des Königs Andreas von Ungarn, starb aber schon 1228 auf dem Wege nach dem heiligen Grabe zu Otranto. Seine Wittwe, die heilige Elisabeth, lebte fortan nur dem Gebete und dem Wohl- thun, zuerst auf der Wartburg, später, bis zu ihrem Tode 12)1, in Marburg. Ihr Sohn Hermann Ii. starb 1242 kinderlos, und Thüringen mit Hessen fiel daher an seinen Oheim Heinrich Raspe 1242—1247 (in den letzten Jahren Gegenkaiser Friedrich's Ii.). — Als auch dieser, der Letzte des thüringischen Mannsstammes, kinderlos gestorben war, trennte sich Hessen von Thüringen. Letzteres fiel an den Markgrafen Heinrich den Erlauchten von Meißen, der durch seine Mut- ter Jutta auch von Hermann I. abstammte, Hessen dagegen an Heinrich das Kind von Brabant, dessen Mutter Sophie eine Tochter der heiligen Elisabeth und die Gemahlin Hein- richs des Großmüthigen von Brabant war. Der erste hessische Landgraf war Heinrich das Kind von Brabant, ein Enkel der heiligen Elisabeth. Er starb 1308, nachdem er, besonders durch die Erwer- bung von Gießen 1265, für die Vergrößerung des Lan- des gesorgt hatte. Unter seinen Nachkommen wurde das Gebiet noch mehr erweitert. Namentlich fiel dem Land- grafen Heinrich Iii. (st. 1483) die Grafschaft Katzen- ellenbogen durch Erbschaft zu. Philipp der Groß- müthige 1518—1567 (Ii. § 25), der sich durch treff- liche Verwaltung seines Landes, durch Hebung des Kirchen- und Schulwesens und durch Tapferkeit im Felde auszeichnete, theilte das Land unter seine 4 Söhne: Wilhelm (in Cassel), Ludwig (in Marburg), Philipp (in Rheinfels), Georg (in Darmstadt). Die mittleren Söhne starben kinderlos, und ihre Besitzungen fielen den

20. Das Mittelalter - S. 129

1893 - Leipzig : Dürr
— 129 — Umkehr. Auf dem heiligen Stuhle saß damals Gregor Ix., ein Greis, aber voll rastlosen Eifers wie ein Jüngling. Er war so ergrimmt über das Scheitern des Kreuzzuges, daß er den Kaiser in den Bann that und nicht nur Italien, sondern auch Deutschland gegen ihn aufwiegelte. Aber auch Friedrich drohte mit Gewaltmaßregeln. Unbekümmert um den Bann und ohne den Papst zu fragen, unternahm er im folgenden Jahre den Kreuzzug von neuem. Nicht mit Waffengewalt, sondern durch geschickte Unterhandlungen mit dem Sultan Kamil von Ägypten gewann er das Gebiet von Jerusalem, Bethlehem und Nazareth, sowie den Küstenstrich von Joppe bis Sidon und krönte sich selbst zum König von Jerusalem, obgleich der Patriarch im Auftrage des Papstes die Stadt mit dem Interdikt belegte. Über Brindisi kehrte er zurück. Rasch eroberte er die von den päpstlichen Truppen besetzten Gebiete Unteritaliens und wollte schon in den Kirchenstaat einrücken, als der Papst die Hand zum Frieden bot. 10. Die heilige Elisabeth. Unter den Fürsten, die Friedrich Ii. auf seinem ersten Kreuzzuge begleiteten, war der Landgraf Ludwig (der Heilige) von Thüringen. Auch er erkrankte, ging mit dem Kaiser in Otranto ans Laud und ist dort gestorben. Seine Gemahlin hat noch größere Berühmtheit erlangt, als er, jeder Deutsche kennt sie unter dem Namen der heiligen Elisabeth. Sie war die Tochter des Königs Andreas von Ungarn; schon als vierjähriges Kind hatte sie ihre südliche Heimat mit der Wartburg vertauschen müssen, damit sie dort für ihre künftige Bestimmung, die Gemahlin des jungen Landgrafen zu werden, die passende Erziehung genösse. Ihr Sinn war ganz dem religiösen Leben zugewandt, ihre Wohlthätigkeit gegen die Armen kannte keine Schranken, so daß Ludwig, der selbst ein überaus frommer Herr war, fürchtete, sie möchte zuletzt all ihren fürstlichen Reichtum in Almosen verwandeln. Bekannt und berühmt ist die schöne Wartburgsage, nach der die Brode, die sie in ihrer Schürze hinab zu den Armen trug, in Rosen verwandelt wurden, als ihr Gemahl sie dabei überraschte. Nach dem Tode des Landgrafen verließ sie die Wartburg und zog nach Marburg, um dort unter der Aufsicht ihres Beichtvaters, des Bischofs Konrad, einzig und allein frommen Werken zu leben. Der Bifchof war ein harter Eiferer im Dienste der Kirche. Er quälte sie mit Fasten, Bußen und Kasteiungen mehr als ihr zarter Körper ertragen konnte. Nach ihrem Tode (sie starb 1231) wurde sie kanonisiert, d. h. vom Papste zur Heiligen erhoben.