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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 49

1888 - Leipzig : Engel
— 49 — sehen, dass ein alemanisclier Edelmann, Bodo, der Hofkaplan Ludwig des Frommen, das Christenthum verliess und Jude wurde (838). Dieser Neophyt, der sich Eleasar nannte, lebte später in Cordova und trat der Eeligion, in der er geboren war, so feindlich entgegen, dass die Bedrängten sich an König Karl den Kahlen mit der Bitte wendeten, die Auslieferung Eleasar’s zu fordern. Infolge ihrer günstigen Stellung im deutsch-fränkischen Eeiche dehnten die Juden ihre Wohnsitze bis an die Elbe und Oder aus; schon im 10. Jahrhundert wohnten sie nicht allein in Köln, Worms, Mainz und ändern Städten des Kheins, sondern auch in Magdeburg, Merseburg, Regensburg und noch weiter gegen Osten. Ueber-all betrieben sie neben dem Handel auch den Landbau und bebauten ihre Aecker mit eigener Hand. Nach dem Tode Karl des Kahlen, der in Zedekias einen jüdischen Leibarzt und in Juda seinen Vertrauten hatte, stieg mit der zunehmenden Schwäche der Karolinger die Macht der Geistlichen, welche unversöhnliche Feinde der Juden waren. Wie Agobard, Bischof von Lyon, schürten sein Nachfolger Amolo und andere Prälaten in Sendschreiben voller Gift und Verleumdung gegen die Juden und stachelten die Fürsten und das Volk gegen sie auf, sodass es zu Verfolgungen kam und sie bald wie Leibeigene behandelt wurden. § 8. Chasdai Ibn Schaprut und seine Zeitgenossen. Mit der Eroberung Spaniens durch die Araber erstand eine neue Zeit für die Juden. Neben der altspanischen christlichen Bevölkerung mit der castilia-nischen Sprache und den arabisch redenden Bekennern des Islam bestand als dritte Nationalität die jüdische mit dem jüdischen Bekenntniss und dem eifrigen Bestreben, die Pflege der hebräischen Sprache zu wecken. Als unter den Khalifen, namentlich Abderrahman Iii. (911 — 961) und seinem Sohne Al-Hakim Kunst und Wissenschaft neu aufblühten, nahmen die Juden, mit der arabischen Sprache vertraut, an allen wissenschaftlichen Bestrebungen eifrigen Antheil und thaten sich als Gelehrte und Staatsmänner hervor. Einer der berühmtesten Staatsmänner und Förderer der jüdischen Wissenschaft war Chasdai den Isak Ibn Schaprut. Durch seine Kenntnisse in der hebräischen, arabischen und lateinischen Sprache, seine Klugheit und Gewandtheit, sowie durch seinen seltenen Charakter erwarb er sich das Vertrauen des Khalifen Abdorrahman, dessen Leibarzt er war, in so hohem Masse, dass er ihn zu seinem Eathgeber und Vertrauten wählte. Als Staatsmann leistete er dem Khalifen wichtige Dienste. Eine diplomatische Verbindung des Khalifats mit dem griechischen Kaiserreich wurde durch ihn vermittelt und zu Gunsten der Wissenschaft verwendet, indem er ein medicinisches Werk des Dioskorides, das der Kaiser Eomanus dem Khalifen zum Geschenk gemacht hatte, mit Hülfe eines griechischen Mönchs ins Arabische übersetzte. Als eine Gesandtschaft des deutschen Kaisers Otto I. nach Cordova kam, fiel Chasdai die Aufgabe zu mit ihr zu unterhandeln, und es gelang ihm zwischen Christenthum und Islam versöhnend zu vermitteln, ebensowol wie zwischen dem Könige von Leon und der Königin von Navarra Frieden zu Gunsten des Khalifates zu schliessen. 4

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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 51

1888 - Leipzig : Engel
- 51 — Jünglinge nach Cordova, das allmählich ein zweites Sura und um so berühmter wurde, als hier das Studium des Talmud mit dem der allgemeinen Wissenschaften Hand in Hand ging. Wie Moses den Chanoch der Begründer der Talmudgelehrsamkeit in Spanien, so war Menachem den Saruk aus Tortosa, von Chasdai nach Cordova gezogen, der erste, welcher für die hebräische Sprachforschung neue Bahnen einschlug; er verfasste das erste hebräische Wörterbuch unter dem Titel „Machberet“ und begründete einen neuen wissenschaftlichen hebräischen Stil, der für alle Zeiten mustergültig blieb. Dieser bescheidene Menachem fand einen heftigen Gegner in dem streitsüchtigen Dunasch den Labrat, der, aus Bagdad stammend, in Fez wohnte und von Chasdai gleichfalls nach Cordova berufen wurde. Dunasch, der das arabische Yersmass in die neuhebräische Poesie ein-fiihrte und dessen Gedichte voll Schwung und Feuer sind, trat, rücksichtslos und hochmüthig wie er war, gegen Saadias, noch schärfer aber gegen Menachem und dessen Wörterbuch auf. In dem Masse als er Chasdai schmeichelte, schmähete er den armem Menachem und brachte es dahin, dass jener ihm seine Gunst entzog und ihn von jüdischen Häschern misshandeln liess. Der zwischen Menachem und Dunasch (960—970) entstandene Streit wurde nach dem Tode von ihren Schülern mit Bitterkeit weiter fortgeführt. Auf Seite Menachem’s stand namentlich der Dichter Isaak Ibn Gikatilia und Juda den Daud Chajjug (Chajjndsch), aus Fez, später in Cordova, der bedeutendste Grammatiker, der zuerst in das innere Wesen der hebräischen Sprache eindrang und durch die Dreibuchstabig-keit der Wurzelstämme zur Erkenntniss des grammatischen Baues führte. Für Dunasch trat sein Schüler Jehuda den Scheschet ein. Chasdai Ibn Schaprut starb, nachdem er ein halbes Jahrhundert zum Ruhme Spaniens und für die Förderung der jüdischen Wissenschaft gewirkt, um dieselbe Zeit, als der gelehrte Italiener Sabbatai Donnolo aus dem Leben schied (970). Donnolo, in Oria 913 geboren, Arzt, Astrolog und Botaniker, war Verfasser des ältesten medicinischen Werkes" in hebräischer Sprache. Auch der unbekannte Verfasser der unter dem Namen „Josippon“ bekannten Uebersetzung des Josephus gehört dieser Zeit an. § 9. Der Gottesdienst. Synagogale Poesie. Die Form des Gottesdienstes und die Ordnung der Gebete ist das Werk vieler Jahrhunderte; örtliche Verhältnisse, Kultur und Landessitte haben auf die gottesdienstlichen Einrichtungen einen wesentlichen Einfluss geübt. Vor Esra war Zeit und Ausdruck des Gebets dem Betenden selbst überlassen, aber schon die Männer der grossen Synode führten für bestimmte Zeiten, Schacharit, Mincha und Maarib, auch feststehende Gebete ein, nämlich das Sch’ma, wozu später die dasselbe einleitenden und schliessenden Gebetstücke kamen, und die Thefilla (Schemone Esra), namentlich die drei ersten und drei letzten Segensprüche; die übrigen 12 (13) Benedictionen wurden später hinzugefügt. Zu den ältesten Gebeten gehören: die „Thefilla“ an Sabbat-, Fest- und Neumondstagen, das Mussaf-gebet, das nach der Zerstörung des Tempels an die Stelle des Opferdienstes trat,

2. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 50

1888 - Leipzig : Engel
— 50 — Chasdai war in seiner hohen staatlichen Stellung auch für seine Glaubensgenossen unaufhörlich thätig. Den jüdischen Hochschulen in Sura und Pumbedita sandte er reiche Geschenke und trat in Briefwechsel mit Dossa, dem Sohne des Gaon Saadias, um durch ihn Näheres über die Zustände seiner Glaubensbrüder in Babylonien zu erfahren; auch correspondirte er mit dem gelehrten Dunasch den Taamim (st. 960), dem Leibarzt des Khalifen zu Kairovan, der medicinische, astronomische und grammatische Werke schrieb und für Chasdai eine astronomische Schrift über den jüdischen Festkalender verfasste. Chasdai’s eifrigen Bemühungen verdankt man auch genauere Nachrichten über das Reich der Chazaren, das im Kaukasus zwischen dem schwarzen und kaspischen Meere bereits im 8. Jahrhundert gegründet und über das durch den Abenteurer Eldad Ha-Dani (c. 900) die erste Kunde nach Spanien gekommen war. Als nun Chasdai durch eine aus dem slavischen Reiche in Cordova erschienene Gesandtschaft die Bestätigung des Gerüchts von dem Bestände eines jüdischen Reiches im fernen Osten erhielt, richtete er an den jüdischen König ein hebräisches Sendschreiben, das auf Umwegen durch Jacob den Eleasar aus Deutschland an ihn gelangte, und das sowie die Antwort des Königs mehrmals gedruckt, auch in neuere Sprachen übersetzt ist. Nach den Mittheilungen des Chazarenkönigs, Namens Joseph, soll der Chagan (Fürst) Bulan eine Disputation zwischen einem Bekenner der christlichen, mohamedanischen und jüdischen Religion veranstaltet und, durch den jüdischen Gelehrten Sangari von den Wahrheiten der letztem überzeugt, sammt seinen Unterthanen das Judenthum angenommen haben (730). Von einem Nachfolger Bulan’s, dem Chagan Obadja, wird gerühmt, dass er Bet- und Lehrhäuser gegründet und das Volk in der heil. Schrift habe unterrichten lassen. Joseph, der letzte mächtige Chazarenfürst, behauptete, dass sich in seinem Reiche viele Städte, Dörfer und Berge befänden und dass er der 12. jüdische Regent desselben sei. Noch bei Chasdai’s Lebzeiten wurde das Reich von einem russischen Grossfürsten mächtig erschüttert und im Anfang des 11. Jahrhunderts ganz zerstört. Auf die geistige Erhebung der Juden Spaniens war Chasdai’s Wirken von bedeutendem Einfluss; er löste sie von dem Abhängigkeitsverhältniss, in dem sie zu Babylon standen, und verschaffte ihnen in talmudisch-wissenschaftlicher Beziehung Selbständigkeit und freie Entwickelung, wozu sich ihm bald eine günstige Gelegenheit bot. Vier jüdische Gelehrte hatten nämlich, um Unterstützungsgelder für die babylonischen Hochschulen einzusammeln, von Sura aus eine Reise unternommen, da ward das Schiff, auf dem sie sich befanden, von dem arabischspanischen Admiral Ibn Romahis aufgefangen, die Gelehrten zu Sklaven gemacht und verkauft; R. Schemaria kam nach Alexandrien, R. Chuschiel nach Kairovan, R. Moses den Chanoch mit seinem Sohne nach Cordova. Die schöne fromme Frau des R. Moses hatte, um der Gewalt des Admirals zu entgehen, den Tod in den Wellen gesucht; Moses war tief gebeugt. In Lumpen gehüllt einem Bettler gleich trat er in das Lehrhaus, wo R. Nathan gerade eine schwierige Talmudstelle vortrug. Durch eine bescheidene Bemerkung wurde alsbald seine Gelehrsamkeit erkannt, und R. Nathan erklärte der Gemeinde, dass der Rabbinatssitz diesem Fremden weit eher als ihm gebühre. Chasdai ernannte nun R. Moses zum Schuloberhaupt, und aus ganz Spanien und Afrika strömten bald lernbegierige

3. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 55

1888 - Leipzig : Engel
— 55 - indem er eine vollständige hebräische Grammatik und ein hebräisches Wörterbuch in arabischer Sprache ausarbeitete. Auch verfasste Samuel mehrere poetische Werke, Nachbildungen der Psalmen, der Sprüche und des Kohelet (Ben Tehillim, Ben Mischle, Ben Kohelet), und unterhielt einen lebhaften Briefwechsel mit Gelehrten der verschiedenen Länder, welche er reichlich unterstützte, und durch die er für arme Gemeinden Abschriften der Bibel und des Talmud auf seine Kosten anfertigen liess. Er starb im hohen Alter, 1055. Ihm folgte als Vezier und Rabbiner sein Sohn Joseph. Joseph war gleich dem Vater unterrichtet und gewandt, wohlthätig und ein Förderer der Wissenschaft, aber es fehlte ihm an Bescheidenheit und Klugheit. Durch sein herrschsüchtiges Benehmen und seine Prachtliebe erregte er den Hass der maurischen Bevölkerung, der sich bald zu offener Feindschaft und Empörung steigerte. Seine Gegner beschuldigten ihn, dass er im Einvernehmen mit einem das Gebiet von Granada bedrohenden Nachbarfürsten stehe. Auf dieses Gerücht hin stürmte die wüthende Menge seinen Palast, tödtete den 35jährigen Joseph und kreuzigte ihn (30. December 1066). Denselben Tag fiel die ganze, aus 1500 Familien bestehende jüdische Gemeinde in Granada. Unter den wenigen, welche der Volkswuth entgingen, befand sich Joseph’s Frau, die gelehrte Tochter des armen Rabbiners Nissim den Jakob aus Kairovan, der einen „Schlüssel“ zum Talmud verfasste. Sie entkam mit ihrem Sohne nach Lucena, wo die jüdische Gemeinde sich ihrer annahm. Das Gemetzel in Granada war seit der Herrschaft des Islam die erste Judenverfolgung auf der pyrenäischen Halbinsel. § 3. Die Zeitgenossen des Samuel und Joseph Ha-Nagid. Zu den Zeitgenossen des Samuel Ha-Nagid gehören Salomon Ibn Gabirol, der Arzt, Philosoph und Dichter, der als Rabbiner und Sittenlehrer bekannte Bachja Ibn Bakoda, und fünf Gelehrte, die alle den Namen Isaak tragen. Gabirol wurde gegen 1020 in Cordova oder Malaga geboren und hielt sich längere Zeit in Saragossa auf. Von seinen Lebensschicksalen ist sehr wenig bekannt. Früh verwaist, fand er in dem Astronomen und Staatsmann Jekuthiel Ibn Hassan einen Beschützer, den er nach dessen 1039 in Saragossa erfolgten Tod in mehreren Poesien beklagte. Durch seine Freundschaft zu dem Grammatiker Jona Ibn Gannach wurde sein Verhältniss zu Samuel Ha-Nagid, seinem Gönner, getrübt, und er war im Begriffe Spanien zu verlassen. Er starb zu Valencia c. 1052. Sein Ende ist sagenhaft ausgeschmückt. Ein Maure, so wird erzählt, beneidete ihn wegen seiner Weisheit und missgönnte ihm seine schönen Lieder. Er lud ihn zu sich ein, erschlug ihn dann und begrub ihn in seinem Garten zur Seite eines Feigenbaumes. Der Baum, von edlem Blute getränkt, trug frühzeitig Früchte von ungewöhnlicher Schönheit, und der Khalif, dem jener Maure davon verehrte, aufmerksam gemacht, liess die Sache untersuchen. Der Maure bekannte, den Juden erschlagen und in seinem Garten begraben zu haben. Gabirol, welcher schon in der Jugend eine versificirte hebräische Grammatik geschrieben, hat das ganze Gebiet der religiösen Poesie angebaut; Hymnen und Gebete, Buss- und Klagelieder sind von ihm in vielfachen Formen vorhanden

4. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 58

1888 - Leipzig : Engel
— 58 - In Castilien’s Hauptstadt Toledo wurde Abul Hassan Jehuda Halewi, die interessanteste Persönlichkeit der spanischen Dichtergeneration, c. 1085 geboren. Er war ein umfassender Geist; in der Schule Alfasi’s talmudisch gebildet, schrieb er arabisch und castilianisch und handhabte meisterhaft die hebräische Sprache. Als Lebensberuf wählte er die Arzneikunde. Er war mit Glücksgütern gesegnet und hatte eine einzige poetischbegabte Tochter; dass er sie auf Drängen seiner Gattin mit dem im Bettlergewande bei ihm erschienenen Abraham Ibn Esra verlobt habe, entbehrt aller Begründung. Von Sehnsucht nach dem heiligen Lande erfüllt, trat er im vorgerückten Alter (1140) die Pilgerfahrt nach Palästina an. Er reiste nach Cordova, wo er von dem greisen frommen Rabbiner Joseph Ibn Zaddik (st. 1149), dem Verfasser der religionsphilosophischen Schrift „Olam Eaton“ (Mikrokosmos), gefeiert wurde, hielt sich in Granada auf, und schiffte sich nach Aegypten ein. In Alexandrien blieb er drei Monate im Hause des Arztes und Rabbiners Aaron Ibn Alamani, reiste dann nach Kairo, wo er der Gast des Samuel Abu Mansur, des Leibarztes des Khalifen von Aegypten, war, und über Damiette nach Tyrus und Damaskus. In Damaskus dichtete er sein Schwanenlied, die herrliche „Zionide“, welche von Moses Mendelssohn u. A. übersetzt wurde und noch jetzt am Tage der Zerstörung Jerusalems recitirt wird. Ob er das Ziel seiner Wünsche erreicht hat, ist unbekannt. Als er die heilige Stadt betreten, so wird erzählt, sei ein Araber einhergestürmt und habe Jehuda, sein Zionslied auf den Lippen, überritten. Jehuda war ein Dichter von der innigsten Gemüthstiefe und der glänzendsten Darstellung, er sang für alle Zeiten und Gelegenheiten und wurde bald der Liebling der Nation. Die Anzahl seiner synagogalen Poesien beträgt über 300, von denen sich viele über alle jüdische Wohnsitze verbreitet haben und auch in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Seine Arbeiten, in Divane gesammelt, blieben Muster für alle nachfolgenden Dichter. Mehrere seiner Lieder sind von Sachs, Steinschneider, Geiger, L. A. Frankl u. A. ins Deutsche übertragen. Wie als Dichter erlangte Jeliuda grossen Ruhm durch sein religionsphilosophisches Werk „Kusari“, in dem er im Wechselgespräch zwischen dem Cliazaren-könig und einem jüdischen Gelehrten den Inhalt des Judenthums entwickelt. Er erstrebt darin nicht eine Versöhnung der Philosophie mit der Religion, sondern er weist jene in ihre Grenzen und erklärt die Religion für die alleinberechtigte Fülirerin des Lebens, nichtsdestoweniger zieht er die verschiedensten religionsphilosophischen Fragen, wie das Dasein Gottes und die göttlichen Eigenschaften, die Existenz der Engel, die Offenbarung, die Unsterblichkeit der Seele u. a. m. in den Kreis der Betrachtung. Der Kusari, in arabischer Sprache verfasst, wurde von Juda Ibn Tibbon ins Hebräische, von Abendana ins Spanische, von Buxtorf ins Lateinische und von Cassel ins Deutsche übersetzt, und ist eins der bedeutendsten Bücher der mittelalterlichen Literatur. Zu den ältesten Freunden Jehuda Halewi’s gehört Moses Ibn Esra aus Granada. Von Liebesschmerz getrieben, verliess er die Heimat und führte bis zu seinem Tode (1139) ein Wanderleben. Er war ein ernster Denker, der mit jüdischer Wissenschaft eine reiche philosophische Bildung verband, wie dies sein „Arugat ha-Bosem“ (Gewürzbeet) bekundet. Ausser seinem grossen poetischen 1

5. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 54

1888 - Leipzig : Engel
— 54 — Glücklicher als in irgend einem Lande lebten die Juden während des Mittelalters in Spanien namentlich unter den omejadischen Khalifen. Im Genüsse bürgerlicher Freiheit, in dem sie nur selten gestört wurden, pflegten sie mit Hingebung die Wissenschaften und entfalteten eine staunenswerthe Geistesthätig-keit. ^ Sie erforschten mit gleichem Ernste die hl. Schrift und den Talmud als sie sich dem Studium der Philosophie ergaben; als Sprachforscher, Dichter und Aerzte nahmen sie eine hohe Stellung ein und viele von ihnen bekleideten die höchsten Staatsämter. Dabei hingen sie ihrer Religion mit inniger Liebe an, ihr religiöses Leben wurde durch die Bildung verklärt: echte Religiosität ging mit reichem Wissen Hand in Hand. Die bedeutendsten Persönlichkeiten, welche in dieser Glanzperiode der jüdischen Geschichte auftraten, wollen wir nunmehr näher kennen lernen. § 2. Samuel Ha-Nagid. Nach dem Tode Chasdai’s und R. Moses’ den Chanoch brach über die Besetzung des Rabbinats ein Streit aus, der die damals an 1000 jüdische Familien zählende Gemeinde Cordova in zwei Parteien spaltete. Die eine Partei, an deren Spitze der einflussreiche und wohlthätige Seidenfabrikant Jakob Ibn Gau stand, begünstigte den Joseph den Isak Ibn Abitur, während die andere für R. Chanoch, den Sohn des R. Moses, einstand. Abitur, der älteste andalusische Synagogendichter, der auch im Aufträge des Khalifen Al-Hakim die Mischna ins Arabische übersetzte, unterlag und musste Cordova verlassen. R. Chanoch bekleidete das Rabbinat mit kurzer Unterbrechung ungestört bis dass er durch einen Einsturz der Emporbühne (Almemor), die er besteigen wollte, am Laubhüttenfeste (September) 1014 starb. Einer seiner vorzüglichsten Schüler war Samuel Ha-Levi oder Ha-Nagid (Ibn Nagdila), der später als Dichter, Gelehrter und Staatsmann gefeiert wurde. Infolge der Eroberung Cordova’s durch Soliman verliess Samuel gleich vielen ändern jüdischen Einwohnern diese Stadt und liess sich in Malaga nieder, wo er neben seinen talmudischen und wissenschaftlichen Studien Gewürzhandel betrieb. Sein Laden befand sich in der Nähe des Palastes des Veziers, für dessen Sklaven er häufig Briefe abfasste. Durch die Zierlichkeit seiner Schrift und die Eleganz seines Stils erregte er die Aufmerksamkeit des Veziers, sodass er ihn zu seinem Geheimschreiber machte (1027). Von dem Vezier empfohlen, ernannte ihn der König Habus zum Staatssecretär und Rathgeber; durch seine Klugheit, seine Tüchtigkeit und Bescheidenheit wusste er sich unter den Königen Habus und Badis auch in dieser Stellung zu behaupten. Neben den ihm obliegenden Staatsgeschäften bekleidete er auch das Amt als Rabbiner und Oberhaupt sämmtlicher Juden des Reichs und entwickelte als Gelehrter eine vielseitige Thätigkeit: er hielt talmudische Vorträge, schrieb Commentare und eine treffliche Einleitung zum Talmud, welche letztere Aufnahme in den Talmudausgaben gefunden hat. Seinen Lehrer Chajjug vertheidigte er gegen die Angriffe des Jona Abulwalid Mervan Ibn Gannach (st. 1050), der als Arzt, Philosoph und besonders als Sprachforscher epochemachend war,

6. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 162

1888 - Leipzig : Engel
- 162 - 80 Gamliel Ii. 117 Empörung der Juden auf Cypern und in Aegypten. Marcius Turbo, Lusius Quietus. Zerstörung der Synagoge in Alexandrien. 133 Ausbruch des Krieges unter Bar Kochba. 135 Fall Bethars. Akiba’s Märtyrertod. Die zehn Märtyrer. 140 Simon b. Gamliel. R. Me'ir. 190 Sammlung der Mischna. 194 Juda Hanasi stirbt. 219 Abba Areka gründet ein Lehrhaus in Sura. 247 Abba Areka stirbt. 257 Samuel stirbt. 279 Huna stirbt. 299 Eabbah b. Nachmani: Schulhaupt von Pumbedita. 322 Eabbah b. Nachmani stirbt. 352 Eaba stirbt. Verfolgung und Eeligionszwang in Palästina. 361—362 Julian will den Tempel in Jerusalem wieder herstellen. 415 Gamliel, Ende des Patriarchats. 427 E. Aschi stirbt. 456 Verfolgung in Babylonien durch Jezdigerd. 490 Joseph Eabban gründet einen jüdischen Staat. 520 Exilarch Mar-Sutra stirbt. 530 Der jüdisch-arabische König Jussuf oder Dhu Nowas stirbt. 536 Die Juden vertheidigen Neapel gegen Belisar. 562 — 564 Chilperich zwingt die Juden zur Taufe. 590 Eeccared erlässt harte Gesetze gegen die Juden in Spanien. 612 Sisebut zwingt die Juden in Spanien zur Taufe. 642 Bastanai Exilarch. 693 Erwig verjagt die Juden aus Spanien. 720 Der falsche Messias Serene in Syrien. 730 Bekehrung der Chazaren zum Judenthum. 760 Anan stiftet die Sekte der Karäer. 802 Machir in Narbonne. 850 Elasar Kalir. 881—889 Nachischon Gaon. 900 c. Eldad Ha-Dani. 941 Saadias stirbt. 960 Dunasch b. Taamin stirbt. 950—970 Chasdai Ibn Schaprut, Staatsmann in Spanien. Menachem den Saruk und Dunasch den Labrat. 970 Sabbatai Donnolo stirbt. 1000 c. Scherira Gaon. 1014 Chanoch stirbt. 1027 Samuel Ha-Nagid, Staatsmann und Eabbiner in Granada. 1038 Hai’ Gaon stirbt. 1040 Ende des Gaonats. Bachia Ibn Bakoda. Gerschom stirbt. Easchi geboren.

7. Bd. 1 - S. 568

1883 - Leipzig : Engelmann
568 Untergang der alten Welt. §. 315. Noch jetzt erklingen seine Lieder in den jüdischen Gotteshäusern, und sowohl in vielen Gedichten, als in seiner durch das ganze Mittelalter vielgelesenen, ins Lateinische übersetzten Schrift „der Quell des Lebens", im Geiste der Neuplatouiker, bewährte er eine kühn aufstrebende, mit sich ringende Natur. Mit der wachsenden Macht des Christenthums trat in dem spanischen Judenthum das mystische Element und das Streben nach einer Ausgleichung der christlichen und jüdischen Lehren mehr hervor. Dies geschah besonders in dem als Denker und Dichter gleich ausgezeichneten Juda Ha-Levi, dem Verfasser eines auch ins Deutsche übersetzten Liederbuchs (Divan), meistens religiösen Inhalts, und eines philosophischen Werkes in dialogischer Form, „Khosari", worin er auf die (historische) Bekehrung eines Chazarenkönigs zum Judenthum die Scenerie der Gespräche gründet, mild urtheilend über die mohammedanische und christliche Religion, wegwerfend über die griechische (aristotelische) Philosophie, die keinen zeitlichen Anfang der Welt zugestehe. Das jüdische Gesetz sucht er auf eine gemeinverständliche Weise als vernunftgemäß zu begründen. Juda Ha-Levi., geb. 1080 incastilien, gest. 1150 in Palästina, war ein in allen Wissenschaften jener Zeit unterrichteter und mit den religiösen Anschauungen der Juden, Christen und Mohammedaner vertrauter Mann. In der Sehnsucht nach dem heiligen Lande mit den Christen seiner Zeit übereinstimmend, unternahm er eine große Reise nach Aegypten und Palästina. Die Resultate seines Nachdenkens und seiner Erfahrungen legte er in dem erwähnten philosophischen Werke nieder, das im Judenthum wurzelnd und in arabischer Sprache verfaßt dem Geiste nach mehr dem Christenthume verwandt ist. — Noch zwei hellstrahlende Namen jüdischer Männer treten uns aus dem sinkenden Reiche der spanischen Moslemen entgegen, Aben Esra, geb. 1093 in Toledo, gest. 1167 in Rom, ein mit der vollen spanisch-arabischen Bildung ausgerüsteter, aber innerlich zerrissener und unruhig umhergetriebener Mann, an dem sich Spinoza's Geist herangebildet, und Moses Ben Mai-mum (Maimonides), geb. in Cordova 1135, gest. 1204 in Fostat (Alt-Kairo), gleich hervorragend als Arzt und Gelehrter, als Philosoph und Talmudist. Der erstere als Grammatiker und Exeget, als Philosoph, Mathematiker und Dichter berühmt, hat viele wissenschaftliche Werke verfaßt und zwar in der ihm fremden arabischen Sprache, die er zu dem Zweck erst lernte. In allen Fächern bedeutend, ein Mann voll Geist, Witz und Kenntnissen, gelangte er doch nie zur inneren Einheit, zum Frieden der Seele. Der Letztere, ein durch die aristotelische Philosophie gebildeter, in hebräischer und arabischer Wissenschaft vollständig unterrichteter Mann, versuchte eine Ausgleichung zwischen jüdischer Theologie und aristotelischer Weltanschauung. Nachdem er in zwei Riesenwerken, dem „Commentar zur Mischnah" und der „Mischnah Thora" oder Satzungen des Judenthums, jenes in arabischer, dieses in hebräischer Sprache verfaßt, die Resultate der religiösen Glaubenslehren und der talmudischen Gesetzes- und Lebensvorschriften entwickelt, um zu beweisen, „daß das mosaische Gesetz und die mündliche Ueberlieferung dem Volke Israel nicht offenbart fei, um es zu blindem Gehorsam zu verpflichten, sondern daß die gesammte Offenbarung der Inbegriff der erhabensten Wahrheit sei, daß das höchste Verdienst nicht in der Ausübung bestehe, sondern in der Erkenntniß der inneren Gründe des Gesetzes, und daß es daher die dringendste Pflicht der Israeliten sei, dasselbe zu durchforschen, um es nicht blos nach dem Worte, sondern im rechten Geist zu Üben"; schrieb' er, auf dem Höhepunkt des Lebens angelangt und als Leibarzt des Sultans Saladin in hohem Ansehen stehend, sein Hauptwerk Dhalala th Al Hajrin „Führer der Irrenden" in arabischer Sprache. Diese für die Ausbildung der Religionswissenschaft bedeutsame Schrift, die alsbald ins Hebräische und später ins Lateinische und andere Sprachen übersetzt wurde, suchte an der Hand der Bibel und des Aristoteles, die ihm beide als untrügliche Quellen und Führer erscheinen, die tieferen Grundlehren des Judenthums zu enthüllen und in vollständigen Einklang mit der griechischen Philosophie zu setzen, die scheinbaren Widersprüche auszugleichen und den Offenbarungsglauben mit der Wissenschaft zu versöhnen. Im Gegensatz zu dem jüdischen Gesetzeßdienst legte Maimonides in der Ethik und Pflichtenlehre den größten Nachdruck aus die Freiheit des Willens.

8. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 79

1888 - Leipzig : Engel
— 79 — trachtet, wurden sie Marannen genannt; nichtsdestoweniger nahmen viele dieser Neu- oder Zwangs-Christen (Anussim) sowol im Heere als im Staatsdienste und im socialen Leben hervorragende Stellungen ein, und die bedeutendsten christlichen Familien des Landes verschwägerten sich mit ihnen. Auch gab es unter den Neu-Christen nicht wenige, welche, um den Verdacht der Anhänglichkeit an das Judenthum von sich abzulenken, sich feindselig gegen ihre frühem Glaubensgenossen zeigten und sie öffentlich verspotteten. Keiner der Neu-Christen trat aber mit solchem Eifer gegen die Juden auf als der frühere Eabbiner Salomo Halewi aus Burgos, als Christ Paul de Burgos oder Paul de Santa-Maria genannt, der die höchsten Würden erreichte; er brachte es bis zum Primas von Spanien. In Sendschreiben an hervorragende Männer des Judenthums, wie an Don Joseph Orabuena, der Leibarzt des Königs Karl Iii. von Navarra und wie sein Sohn Juda Oberrabbiner der navar-resischen Gemeinden war, an den castilianischen Oberrabbiner Don Me'ir Alguades, den Leibarzt des D. Heinrich Iii. von Castilien, der auch die Ethik des Aristoteles ins Hebräische übersetzte u. A., suchte er das Judenthum und dessen Gebräuche lächerlich zu machen. Sein ehemaliger Jünger, der Arzt Josua Halorki (aus Lorki), richtete an ihn ein Sendschreiben, in dem er mit scharfen Waffen den christlichen Glauben angriff, später aber doch den Weg seines Lehrers einschlug. Von zündenderwirkung war das Sendschreiben des Cataloniers Prophiat Duran oder Ephodi, der als klarer Denker, als geistreicher Schriftsteller in Philosophie und Grammatik Schönes für seine Zeit leistete. Im Jahre 1391 zur Taufe gezwungen, hatte er sich einige Jahre später mit seinem Leidensgenossen David Bonet Bongiorno verabredet, zum Judenthum zurückzukehren und nach Palästina auszuwandern. Bongiorno liess sich jedoch durch Paul de Burgos bewegen, im Christenthum zu verbleiben, und forderte auch den Freund zu demselben Schritte auf. Ephodi antwortete ihm in einem Schreiben voll feiner Ironie, dessen Abschnitte immer mit „Sei nicht wie deine Väter“ (Al tehi ka-Abotecha) anfangen, und das auch so genannt wird; es ist so täuschend gehalten, dass Christen es zu ihren Gunsten deuteten. Dieses Schreiben wurde verbreitet, viel gelesen und oft commentirt. Einer der Vordersten in der Reihe der Männer, welche die neu-christliclien Eiferer bekämpften, und einer der originellsten Denker des Mittelalters war der jüdische Philosoph D. Chasdai (Chisdai) Creskas in Saragossa. Er stammte aus einer angesehenen Familie in Barcelona und war gleich P. Isaak den Sclieschet Schüler des R. Nissim, neben diesem als rabbinische Autorität anerkannt, auch in christlichen Kreisen selbst am aragonischen Hofe hochgeehrt. Die Schreckenszeit des Jahres 1391, in der er seinen einzigen Sohn verlor, schilderte er in einem erschütternden Schreiben. Sein Hauptwerk ist das 1410 beendete „Or Adonai“ (Gotteslicht), ein in 4 Tractate zerfallendes philosophisches Werk, in dem er namentlich den Provenzalen Levi den Gerson (Gersonides, auch Ralbag genannt) (st. 1344) und dessen grosses philosophisches Werk „Milchamot Adonai“ (Kriege Gottes), dann aber auch Maimuni und die griechischen Philosophen bekämpfte. Ausser diesem Buche, das Spinoza, der es ehrenvoll erwähnt, die erste Anregung zum Ausbau seines Systems geboten, verfasste Chasdai noch eine pole-

9. Die politische Geographie - S. 575

1845 - Eßlingen : Dannheimer
575 fortdauernde Verbrüderung an dem Euphrat und Tigris, auch ;i, den Medern, Parthern und nach Main verbreitet, und im handeltreibenden Euphrat-Gebiete vorzüglich zahlreich geworden. Nach der Zerstörung Jerusalems wurde,: sie überdieß in alle Provinzen des römischen Reiches zerstreut. Die Juden hatten auch in den römischen Provinzen manche Proselyten gemacht, aber das Juden- thum konnte das griechische und römische Heidenthum nicht verdrängen. — Erst das Christenthum war im Stande die heidnischen Tempel in christ- liche Kirchen zu vrrwandelu. Unter vielen Verfolgungen und Kämpfen breitete sich das Christenthum allmählig in allen Provinzen des römischen Reiches aus und gründete auch außerhalb desselben, wie in Nubien und Habesch, in Arabien, Iran und Vorder-Jndien christliche Gemeinden. Seine größte Aus- dehnung erreichte aber das Christenthum innerhalb des römischen Weltreiches, wo es im Anfang des 4ten Jahrhunderts zur Staatsreligion erhoben wurde und das Heidenthum ganz verdrängte. Damals fanden sich nicht nur in den europäischen Provinzen des römischen Weltreiches, sondern auch in seinen afrikanischen und asiatischen Gebieten, die heut zu Tage größtentheils Bestand- theile des osmauischen Reiches bilden, die blühendsten christlichen Gemeinden mit ausgebildetem Kultus, scharf gegliederter Verfassung, mit eigenthümlicher Kunst und Wissenschaft. Es schien, als ob der ganze Orient eine christliche Welt bilden sollte. •— Viele Umstände hatten aber dahin gewirkt, daß die damalige christlich-römische Welt im Occident, wie im Orient, entartete, und der Einzelne sowohl, als auch das Ganze, nicht mehr ganz durchdrungen war von der heiligenden Kraft des Christenthums. Da unterlag die christlich- römische Welt im Abendland den kräftigen Streichen der Germanen. Sie vernichteten die römische Welt im Occident, aber bauten aus den alten Grund neue christliche Reiche. Anders gestaltete sich der Zustand des Orients ! Hier waren die Angriffe nicht blos gegen die römische Welt gerichtet, sondern zu- gleich glich gegen das Christenthum selbst Den durch die Lehre Mu Ha- in et/s zum glühendsten Fanatismus entzündeten Arabern gelang es unter Muhamed und seilten Nachfolgern, den Khalifen, mit der Gewalt des Schwertes den bleichen Halbmond an die Stelle des Kreuzes zu 'pflanzen, den Feuerdlenst Jran's uitd Turan's fast ganz zìi vernichten, so tvie freu Brahmaismus der Indier zu erschüttern. Die Hand der Araber war gegen Alle aufgehen (1. Mos. 16, 12). Zur Zeit der größten Ausdehnung des Khalifats tvar das arabische Volk und die Lehre Muhamed's herrschend in Arabien, Syrien, Cypern, Mesopotamien, Armenien, in den transkaukasischen Provinzen 'Ruß- lands, in Iran, Turan und West-Turlestan, so wie im Indus-Land; in Afrika hatten die muhamedanischen Araber Aegypten und das Hochland der Berberei, in Europa aber die iberische Halbinsel, den Küstenstrich von Languedoc, Sici- lien, Sardinien und Korsika, so wie Candia in ihrer Gewalt. Von der Herr- schaft der Araber in Europa finden sich noch zahlreiche Merkmale, nicht blos in den Ueberresten ihrer Bauten, sondern auch in der spanischen Sprache und in den italienischen Sprachen Calabriens, Siciliens rind Sardiniens. Ueberdieß haben die Araber ihre Sprache und ihre Religion, wenn auch nicht ihre Herr- schaft, noch über die Grenzen des Khalifats, nemlich über alle Gebiete des muhamedanischen Staatensysteuls ausgebreitet. Ja längs der ganzen Ostküste Afrika's bis jenseits des Aeguators, bis Mosainbigue, bis zrr den Comoro- Jnselit und bis zur Westküste von Madagascar findet sich die arabische Sprache im Munde der Nachkommen jener Auswanderer, welche in unbekannten Zeiten iti diesen Gegenden Afrikas Handels- und Ackerbau-Kolonien gegründet haben. Araber findet man sogar an der Küste Malabar und aus den Molukken. — Alle Völker, tvelchen die Araber den Islam aufgedrungen haben, sind, ivie die Araber selbst, mehr oder tveniger Eroberer geworden. Diese Völker haben zwar die politische Macht des Khalifats und der Araber vernichtet, aber durch ihre Sprache und ihre Religion blieben die Araber doch das wichtigste Volk

10. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 63

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
Xvii. Antwort Des Kagan Joseph*) Auf Das Sendschreiben Des Jizchak Chisdai Ibn Schaprut**) (Um 950) Nach einigen einleitenden Worten fährt der Brief fort: Wisse, dass wir Nachkommen Japhets und seines Sohnes Thogarma sind. In den genealogischen Tabellen unserer Ahnen haben wir gefunden, dass Thogarma zehn Söhne gehabt: Agior, Thirosch, Awar, Ogen, Besel, *) Die Chazaran, deren Könige den Titel Kagan führen, ein kriegerischer finnischer Volksstamm, hatten im 6. Jahrhundert ein Reich am Kaspisee gegründet. Sie waren der Schrecken ihrer Nachbarn, in deren Reiche sie einfielen, und sie dehnten ihre Eroberungen bis in die Krim aus. Um die Mitte des 10. Jahrhunderts ging das Reich durch die Siege der Russen unter. **) Chisdai den Isaac ibn Schaprut war Minister des Kalifen Abdurrhaman Iii. in Cordova. In seiner hohen Stellung und bei der reichen Amtstätigkeit hat er noch Zeit genug gefunden, den Interessen seiner Glaubensgenossen seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Als er hörte, dass im fernen Osten ein jüdisches Reich existiere, erfüllte ihn dies mit unsäglicher Freude, und trotz vieler Schwierigkeiten wusste er einen Boten mit einem Brief an den Kagan Joseph gelangen zu lassen, in dem er den Fürsten um Aufschluss über Volk und Staat bat; der hier vorliegende Brief des Kagan ist die Antwort auf das Schreiben Chisdais. ( 63 )

11. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 128

1888 - Leipzig : Engel
— 128 - Hingebung dem Studium der hebräischen Sprache zugewandt; der kaiserliche Leibarzt Loans und der Arzt Obadja Sforno in Rom waren seine Lehrer im Hebräischen; mit ändern jüdischen Gelehrten, wie Jakob Margolit in Regeis-burg, stand er in brieflichem Verkehr. Als Professor in Ingolstadt, Tübingen und Stuttgart förderte er die Kenntniss des Hebräischen unter den Christen, und eine Reihe von Jüngern, wie Sebastian Münster, Cellarius und besonders Melanchthon wurden durch ihn zum Studium der hebräischen Sprache angeregt, Reuchlin, auf Vorschlag der Dominicaner vom Kaiser um ein Gutachten über den Werth oder Unwerth des jüdischen Schriftthums angegangen, trat für dasselbe mit aller Entschiedenheit ein; gelegentlich brandmarkte er auch Pfefferkorn und seine Genossen, die er sammt und sonders als böswillige und unwissende Menschen bezeichnete. So sah sich Reuchlin in einen Streit verwickelt, der die ganze gebildete Welt zur Parteinahme für ihn und die jüdische Literatur aufrief. Auf .der Seite der Gegner standen Hoogstraten und die Universitäten von Paris, Löwen, Erfurt und Mainz, auf Seite Reuchlürs die gelehrtesten Männer aller Länder; selbst Fürsten, wie Herzog Ulrich von Würtemberg, der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, und hohe Geistliche, wie Egidio de Viterbo, der Schüler Elia Levita’s, standen für ihn ein. Unbekümmert um die Sophismen, Schmähschriften und selbst die Bannstrahlen seiner Gegner, verfocht Reuchlin muthvoll die gerechte Sache und brachte sie endlich vor den Richterstuhl zu Rom, wo angesehene Juden, wie Bonet de Lates, der Leibarzt Leo’s X., ebenfalls für ihn thätig waren. Da trat endlich der Kaiser Maximilian auf, bereuend, dass er zu so widrigem Streit Veranlassung gegeben, und erklärte, dass Reuchlin ein wackerer und gelehrter Mann sei und dass der Papst gutthun würde, seinen bissigen Gegnern das Maul zu stopfen. Neben des Kaisers Wort ertönte auch das der edlen Ritter Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten, dem auch die einschneidende Schrift der ,.Dunkelmännerbriefe“ angehört; sie erklärten sich bereit, falls die Zunge nicht ausreichen würde, in diesem Streit auch ihre Schwerter zu gebrauchen. Die Angelegenheit wurde in Rom zu Gunsten Renchlin’s entschieden; der Talmud war gerettet: anstatt ihn zu verdammen, ermunterte der Papst Leo selbst den reichen christlichen Druckereibesitzer Bömberg, den ganzen Talmud zu drucken. Der Reuchlin-Pfefferkorn’sche Streit hatte der Reformation tüchtig vorgearbeitet. Ehe er noch beendet war, hatte Luther die Aufmerksamkeit der Machthaber und Gelehrten auf sich gezogen. Als aufrichtiger Anhänger Reuch-lin’s und Freund Jossel Rosheim’s gehörte der deutsche Reformator, wenigstens anfangs, nicht zu denjenigen, welche die Juden vertilgt sehen wollten; in seinem Buche „dass Jesus ein geborener Jude gewesen“ sprach er sich sogar entschieden gegen den Judenhass aus. Erst in seinen letzten Jahren, wo durch mannichfache Kränkungen seines eigenen Lebens sein Blick getrübt war, liess er sich zu erbitterten Aeusserungen über die Juden hinreissen. Es bedurfte nicht erst der Aufreizung Einzelner gegen die Juden; überall war das deutsche Volk aufs tiefste gegen sie erbittert. Infolge eines Hostien-processes liess Kurfürst Joachim I. von Brandenburg 38 Juden schrecklich foltern und sämmtliche bis auf zwei, welche die Taufe annahmen, am 19. Juli

12. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 73

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
Xix. Der Streit Um Das Rabbin At Cordova (Um 975) Aus Rabbi Abraham Ibn Daud: Sefer Hakkabala Einer der Schüler des Rabbi Mose*) war R. Joseph den Jizchak den Satanas, genannt den Abitur. Er übersetzte für den Kalifen Alhakem den ganzen Talmud**) ins Arabische und, veranlasst durch sein Ansehen und seine Gelehrsamkeit, machte er dem Rabbiner R. Chanoch, der das Rabbinat seines Vaters innehatte, Opposition, und in der Gemeinde entstanden nach dem Tode R. Chisdais***) grosse Streitigkeiten, denn solange dieser lebte, hätte es niemand gewagt, gegen R. Chanoch seine Stimme zu erheben. Jeden Tag zogen von Cordova nach Al Zahar (Residenz des Königs) siebenhundert Juden in Prunkwagen, alle in Prachtgewändern gekleidet und Turbane nach islamitischer Weise auf den Häuptern, mit dem Rabbiner an der Spitze. Ein zweiter Trupp zog mit den Satanas, beide Parteien, um für ihren Parteimann den Kalifen günstig zu stimmen. Schliesslich obsiegte die Partei des bisherigen Rabbiners *) S. die Erzählung von den vier Gefangenen. S. o. S. 69. **) Oder auch die Mischna. :>«*) Chisdai ibn Schaprut. S. o. S. 63. ( 73 )

13. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 57

1888 - Leipzig : Engel
- 57 - Verfasser von „Halachot“. Von seinen Schülern einer der berühmtesten ist Joseph Ibn Sahal, Rabbiner in Cordova (st. 1124). Isaak den Rüben aus Barcelona, welcher R. Hai’s Schrift über talmu-disches Handelsrecht ins Hebräische übersetzte und ein selbständiges Werk über talmudisches Civilrecht ausarbeitete, wurde als Rabbiner in der angesehenen Gemeinde Denia angestellt, woraufhin Isaak den Moses Ibn Saknai Denia ver-liess und Gaon von Pumbedita wurde. Als talmudische Autorität Alle überragte Isaak den Jakob Alfasi (aus Fez), abgekürzt Rif=R. Isaak Fasi. Ein Schüler des R. Nissim und Chananel kam er als bedeutender Talmudist nach Spanien und wirkte in Lucena bis zu seinem im Alter von 90 Jahren (19. Mai 1103) erfolgten Tode als Rabbiner und Lehrer. Durch seine vielfach commentirten „Halachot“, welche, ein Compendium des Talmud, Alles für die Praxis Geltende enthalten und Norm für die Gesammtjudenheit wurden, gab er dem Talmudstudium eine neue Richtung. Alfasi’s grösster Gegner war der früher genannte Isaak Albalia. Dieser übergab auf seinem Sterbebette seinem 17jährigen Sohne Baruch ein Schreiben, in dem er Alfasi bat, Alles zu vergessen, was er ihm gethan, wie er auch seinerseits ihm Alles verziehen habe. Zum Beweise der Versöhnung schicke er ihm seinen Sohn mit der inständigen Bitte, sich seiner anzunehmen und für seine weitere Ausbildung zu sorgen. Baruch übergab nach dem Willen des Vaters das Schreiben persönlich dem R. Isaak Alfasi, der, von dem Edelmuth seines alten Gegners tief gerührt, den Jüngling mit den Worten umarmte: „Dein Vater ist nicht völlig für dich gestorben, von heute an will ich dein Vater sein“, und er hielt Wort. Obgleich Alfasi einen gelehrten Sohn hatte, ernannte er doch zu seinem Nachfolger seinen langjährigen Schüler Joseph den Meir Ibn Migasch, der, Enkel eines am Hofe zu Sevilla angesehenen Mannes, sich sowol durch seine Bescheidenheit wie durch seine Wahrheitsliebe auszeichnete. Von seiner tiefen Talmudkunde zeugen seine noch vorhandenen Gutachten und Erläuterungen zum Talmud. Als er 1141 starb, klagte ein zeitgenössischer Dichter: „Die Gesetztafeln sind nun zum zweiten male zerbrochen“. § 4. Castilien. Jehuda Halewi und Moses Ibn Esra. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts begann die Macht des Islam in Spanien zu sinken, die zersplitterten Reiche und die verweichlichten Fürsten vermochten nicht, der christlichen Bevölkerung namentlich Castiliens länger Widerstand zu leisten. Im Jahre 1085 eroberte der castilianische König Alfonso Vi. das alte, der Sage nach von Juden gegründete Toledo (Toleitota), das er auch zur Hauptstadt des Reiches machte, und er wäre auf seinem Eroberungszuge noch weiter vorgedrungen, hätte ihn nicht der von dem König von Sevilla aus Afrika zu Hülfe gerufene Jussuf Ibn Taschfin in der Schlacht bei Zalaca (1086) vollständig geschlagen. Auch in Castilien genossen die Juden anfangs alle bürgerlichen Rechte, und Alfonso hatte so gut wie die Khalifen jüdische Vertraute und Diplomaten, so Ibn Schalbib, Cidellus u. A., denen er trotz des päpstlichen Verbotes die wichtigsten Staatsgeschäfte anvertraute.

14. Kleine Weltgeschichte, oder gedrängte Darstellung der allgemeinen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 236

1829 - Leipzig : Hinrichs
236 Sechster Zeitraum, mählung des Dauphins mit Maria, der einzigen Erbin des schönen burgundischcn Staates, wodurch diese Lander (zu welchen damals auch die spätere Republik der vereinigten Nie- derlande gehörte, und um welche bis auf die Friedensschlüsse von Lüneville und Paris so vieles Blut zwischen Frankreich, Spanien, Teutschland und Oestrcich geflossen ist) ohne Schwcrtschlag mit Frankreich vereinigt worden waren. — Da- gegen vermahlte sich Karl 8 (1483 —1498) mit Anna, der Erbin des Herzogtums Bretagne. 90. Spanien. Seit die Araber (711) in Spanien mehrere einzelne Reiche gestiftet und die Westgothen in die nördlichen Pro- vinzen gedrückt hatten, dauerte der Kampf zwischen beiden Völkern ununterbrochen fort; so lange aber als das Haus der Ommijadcn in Cordova, dem mächtigsten spanischen Khalifate, blühte, war die Macht der Araber überwiegend. Die Khalifen von Cordova waren schon seit 756 beinahe völlig unabhängig von dem Khalifen von Bagdad; unter ihnen ward das arabische Spanien durch Ackerbau und Kunstfleisi, durch reichen Handelsverkehr, und durch die Blüthc der Wissenschaften kräftig empor gehoben. Denn selbst christliche Europäer studirtcn (seit 961) auf der arabischen Hochschule zu Cordova, und die arabische Cnltur warf damais van Spanien aus ihren Wiederschcin auf Frankreich, Italien, Teutschland und England. *). — Nach dem Erlöschen der Familie Ommijah sank aber die Macht des Khalifats von Cordova, weil die Statthalter der einzelnen arabisch-spanischen Provinzen sich unabhängig zu machen suchten. Das gctheiltc Interesse dieser kleinen Re- genten erleichterte die Siege des christlichen Königs von Ka- stilien, Alphons6. Sich gegen diesen zu behaupten, rief der Khalif von Cordova einen frischen rohen mohamcdanischen Stamm, die Morabcthuns (Moraviden), aus Afrika *) Joseph Anton Condc, Geschichte der Herrschaft der Mauren in Spanien. Aus dem Spa«, v. Ä. Rutschm a nu. 3 Thle. Karlör. 1824 tt. 25. 8.

15. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 76

1888 - Leipzig : Engel
— 76 — Abner aus Burgos oder Alfonso de Valladolid, der, ein tüchtiger Kenner des Talmud und in der jüdisch-arabischen Philosophie bewandert, mit den schwärzesten Anklagen gegen die jüdische Religion und die jüdischen Gebete auftrat und die Juden von Valladolid zu einer öffentlichen Religionsdisputation zwang. Grössere Gefahren drohten den Juden von einer ändern Seite. Gonzalo ilartinez, durch Joseph de Ecija an den Hof gezogen, liess nicht allein seinen frühem Tv ohlthäter und Samuel Ibn Wakar sammt ihren Familien in den Kerker werfen und zu Tode foltern, sondern hatte allen Juden ein trauriges Los zugedacht: er machte dem Könige den Vorschlag, den Juden ihre Reichthümer zu nehmen und sie aus Castilien zu verbannen. Diesem Ansinnen widersetzten sich im offenen Rathe die höchsten Würdenträger des Landes, namentlich der Erzbischof von Toledo, welcher geltend machte, dass die Juden immer Schutz bei den castilianischen Königen gefunden hätten und dem Staate nur zum Vortheile gereichten. Es dauerte nicht lange und Gonzalo Martinez stürzte von seiner Höhe: er wurde als Verräther zum Tode verurtheilt und verbrannt. Unter dem unglücklichen D. Pedro, dem Sohn und Nachfolger D. Alfonso’s, strahlte den Juden Spaniens zum letzten mal die Sonne staatlichen Glücks. D. Pedro, der Grausame genannt, war den Juden sehr zugethan, wie er denn auch an ihnen während seiner stürmischen Regierungszeit (1350—1369) seine treuesten Anhänger fand. Nächst D. Abraham Ibn Zarzal, der sein Leibarzt war, stand bei ihm in besonderer Gunst Samuel Halewi Abulafia, sein Schatzmeister und Vertrauter, der durch seine Finanzoperationen zu der höchsten Stellung des Reiches stieg. Samuel verwendete seine grossen Reichthümer zum Wohle seiner Glaubensgenossen; er baute Synagogen in verschiedenen Gemeinden und 1357 eine besonders schöne in Toledo, welche noch heute als Kirche (del Transito) eine Zierde der Stadt bildet. Durch neidische und misgiinstige Glaubensgenossen beim Könige angeklagt, wurde er plötzlich gefangen genommen, und gab in Sevilla unter den Qualen der Tortur seinen Geist auf (1360). Seine Schätze — sie waren sein grösstes, wenn nicht sein einziges Verbrechen — und die Reichthümer seiner Verwandten wurden für den Staatsschatz eingezogen. Am Hofe D. Pedro’s verkehrte auch der erste jüdische Dichter in castilianischer Sprache: Santo oder Santob (Schemtob) de Carrion, der seine, nicht selten biblische und talmudische Sprüche enthaltenden Poesien „Lehren und Rathschläge“ dem Könige widmete. In dem Bürgerkriege, der zwischen D. Pedro und seinem Bruder D. Heinrich de Trastamare viele Jahre mit Erbitterung geführt wurde, standen die Juden auf Seite des erstem und opferten für ihn Gut und Blut. Als Briviesca von dem D. Heinrich verbündeten Bertrand du Guesclin, dem gefürchtetsten Krieger seiner Zeit, angegriffen wurde, vertheidigten es die Juden heldenmüthig, aber sie unterlagen, und die ganze aus 200 Familien bestehende Gemeinde wurde niedergemetzelt. Ueberhaupt hatten die Juden in diesem Kriege, besonders von den fremden Soldtruppen, ausserordentlich zu leiden; viele Gemeinden in Castilien und Navarra wurden aufgerieben, in Toledo kamen gegen 10000 Personen durch Kriegsunglück und Hungersnoth um. Mit der Niederlage und dem Tode D. Pedro’a begann die Erniedrigung auch der Juden in Spanien.

16. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 118

1888 - Leipzig : Engel
— 118 — brannt. Dasselbe geschah in Ferrara, Mantua, Padua, Venedig und in ändern Städten Italiens. Seit dieser Zeit mussten alle hebräischen Schriften vor ihrer Veröffentlichung der Censur unterworfen werden; als Censoren wurden in Italien, Oesterreich, Russland und ändern Staaten meist getaufte Juden verwendet. Ein wüthender Feind der Juden und Marannen war Paul Iv. Die Marannen in Ancona liess er theils verbrennen, theils nach Malta transportiren; gegen die Juden erliess er bald nach seinem Regierungsantritt harte Gesetze: sie sollten im Ghetto wohnen, nur eine Synagoge haben, keine liegenden Gründe besitzen und nur mit alten Kleidern handeln; er zwang sogar die Juden zu Frohndiensten bei der Ausbesserung der Mauern Roms. Unaufhörlich eiferte Paul Iv. gegen den Talmud: in demselben Jahre 1559, in dem man mit Bewilligung der Inquisition und mit Hülfe des genannten Vittorio Eliano den Sohar in Mantua zum ersten mal druckte, wurden in Cremona, wo der aus Deutschland eingewanderte Joseph Ottolenghi den Talmud lehrte und rabbinische Schriften drucken liess, 12000 hebräische Bücher öffentlich verbrannt und 80 Centner in Prag confiscirter jüdischer Schriften zur Vernichtung nach Wien geschickt. Noch grausamer als Paul Iv. verfuhr Pius V. gegen die Juden: am 26. Februar 1569 erliess er das Gesetz, dass sämmtliche Juden des italienischen Kirchenstaates mit alleiniger Ausnahme der von Rom und Ancona, sowie die der französischen Städte Avignon und Venaissin, binnen 3 Monaten auswandern sollten. Die Verbannten, über 1000 Familien, suchten Schutz in Ferrara, Mantua, Mailand und besonders in der Türkei. Unter den Verbannten befand sich auch der jüdische Geschichtschreiber Gedalja Ibn Jachia (st. 1587), der viel gelesen und an seiner, Geschichte und Legenden enthaltenden „Kette der Ueberlieferungen“ (Schalschelet ha-Kabbala) 40 Jahre gearbeitet hat. Bedeutender als Historiker ist Joseph Kohen, geb. in Avignon 1496. Er war Leibarzt des Dogen Andreas Doria und liess sich, nach der Vertreibung der Juden aus Genua, in Voltaggio, dann in Costeletto (Monferrat) nieder. Joseph Kohen schrieb in hebräischer Sprache die „Jahrbücher der Könige Frankreichs und des ottomanischen Reichs“, die allgemeine Geschichte mit der der Juden verknüpfend, und das Buch „Emek ha-Bacha“ (Thränenthal); dasselbe ist von M. Wiener ins Deutsche übersetzt. § 7. Asaria de’ Rossi, Leon Modena und andere Gelehrte Italiens. Die bedeutendste Persönlichkeit des 16. Jahrhunderts, die neue Bahnen in der Wissenschaft einschlug, war Asaria de’ Rossi (min ha-Adomim), der Mai-monides seiner Zeit. Er wurde in Mantua c. 1515 geboren und führte ein unstetes Leben; er wohnte in Sabionetta, dann in Bologna, das er infolge der Ausweisung unter Pius V. verlassen musste, und liess sich dauernd in Ferrara nieder, wo er 1578 starb. Mit unermüdlichem Fleiss hatte er sich, freilich auf Kosten seiner Gesundheit, die jüdische und lateinische Literatur so zu eigen gemacht, dass er von den Gelehrten seiner Zeit, Juden und Christen, als ein Wunder der Gelehrsamkeit angestaunt wurde. Asaria de’ Rossi war der erste, welcher unbefangen und kritisch das Geschichtliche im Talmud prüfte und durch

17. Geschichte des Mittelalters - S. 362

1854 - Weimar : Böhlau
862 Spanien. 6) Die Araber. Die arabische Herrschaft in Spanien hatte mit großen Schwie- rigkeiten zu kämpfen. Die Khalifen zu Cordova (S. 251) hatten bürgerliche Unruhen und Empörungen der Statthalter zu un- terdrücken; im Osten setzte ihnen das fränkische Reich eine Grenze und drohte ihrem Bestehen gefährlich zu werden; im Norden des Landes, in Gallicien, Asturien und Biscaja, behaupteten Westgo- then und Alt-Spanier ihre Unabhängigkeit. Und diese Christen er- starkten in den beständigen Kämpfen mit den Arabern so, daß sie endlich die gefährlichsten Feinde der Mohammedaner in Europa wur- den. Auch erschienen seit 843 die räuberischen Skandinavier ober Normänner an den Küsten von Spanien. — Trotz aller dieser Schwierigkeiten gelangte das arabische Reich in Spanien zu hoher Blüthe. Fast unglaublich klingt es, was von der Zahl, der Größe und der Schönheit der Städte erzählt wird. Die sechs Hauptstädte waren Cordova, Toledo, Saragossa, Valencia, Murcia und Sevilla; Cordova, die größte, soll eine Länge von fünf, nach einer andern Angabe sogar von zehn Stunden gehabt und sich drei Stunden in die Breite ausgedehnt haben. Es soll 212,000 Gebäude und unter diesen 600 Moscheen, 50 Spitäler, 80 öffent- liche Schulen und 000 öffentliche Bäder gehabt haben. Die Ein- künfte des Reiches werden unter Abderrahman Hi. zu beinahe 13 Millionen Dukaten angegeben. Mag auch in diesen Angaben manches übertrieben sein, der große Wohlstand und Reichthum des Staates läßt sich nicht bezweifeln. Die Bergwerke, der Ackerbau, Handwerke, Fabriken und Handel wurden eifrig betrieben. Aber auch Künste und Wissenschaften erfreuten sich eifriger Pstege, und die Blüthe derselben in Spanien blieb nicht ohne Einfluß auf das christliche Europa. Die spanischen Khalifen errichteten auch eine Flotte unter einem besonderen Befehlshaber, welcher den Titel Amir al ma oder Admiral d. h. Befehlshaber auf dem Meere führte. Diese Flotte verbreitete in der westlichen Hälfte des mittelländischen Meeres Furcht und Schrecken. Unter den spanischen Arabern bil- deten sich kühne Seeräuber, und diese spanischen oder, wie man sie gewöhnlich nannte, andalusischen Korsaren segelten bis in die griechischen Gewässer und eroberten Kreta. Die Blüthe des spa- nischen Khalifats fällt in das zehnte Jahrhundert, aber am Ende desselben beginnt auch der Verfall. Unter kraftlosen Re- genten erhielten die obersten Staatsbeamten alle Macht, es häuften sich die Empörungen und Gewaltthaten, bis 1038 die Dynastie der Om mai jaden erlosch und das Reich in viele kleinere Herr- schaften zerfiel, die beständig theils unter einander, theils mit den christlichen Staaten in Spanien Krieg führten. Die vor den Arabern in die nordwestlichen Gebirge geflüchte- ten Christen breiteten sich unter beständigen Kämpfen weiter aus und entrissen den Arabern Gallicien und alles Land bis an den Duero. Es entstand das Königreich Asturien, welches später nach

18. Theil 2 - S. 505

1813 - Leipzig : Hinrichs
/ Wissenschaftliche Kultur.' 505 395* Kultur d e r Jude«. Die Juden, seit der Zerstörung Jerusalems unter ase Völker des Continents zerstreut, behaupteten ihre frü- here Religion und ihre Sitten eben so, wie ihren Ratio- nalcharakter gegen die Einflüsse fremder Kultur. Ihre Schicksale waren nicht selten in den christlichen Reichen sehr traurig, so wie sie selbst die Unwissenheit der nur langsam zur Civilisation fortschreitenden Christen und Mu- hamedaner zu ihrem Vortheile zu mißbrauchen verstanden. Unter ihnen hob sich während des Mittelalters das wissen- schaftliche Studium besonders dadurch, daß die toleranten Khalifen in Bagdad und Spanien sie an den gelehrten ara- bischen Instituten im Oriente und in Spanien Theil neh- men ließen. So blühten jüdische Schulen zu Sevilla, Cordova, Arles, Lunel und Cairo. Der grammatische An- bau der arabischen Sprache veranlaßte auch eine ähnliche Behandlung der hebräischen durch Saadias im zehnten, und Juda Chiug im eilften Jahrhunderte; doch wurden diese durch Aben Esra aus Toledo (f 1165), David Kimchi (i 1232), Elias Levita und Nathan Ben I e ch i e l in grammatischer und lexikographischer Hin- sicht verdunkelt. Für die Lesarten des Textes des alten Testamentes war durch die Masorethen bereits im sech- sten Jahrhunderte gesorgt worden; dieser Text wurde im Anfange des eilften Jahrhunderts auch in Hinsicht der Punctation oder Lesezeichen, durch die Bemühungen der Vorsteher der beiden jüdischen Hauptschulen zu Tiberias und Babylon, Ben Ascher und Ben Naphthali, nä- her bestimmt. Andere Rabbi ne n schrieben ausführliche Commentare über das alte Testament, die unter vielen einseitigen Ansichten und allegorischen Erklärungen einzelne Goldkörner enthielten. Unter diesen zeichneten sich Aben Esra, Joseph Kimchi, sein Sohn David Kimchi, und der philosophische Maimonides (t 1205, als Sa» ladins Leibarzt in Aegypten) besonders aus.

19. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 41

1888 - Leipzig : Engel
— 41 — § 2. Die Juden in Arabien. Arabien war als ein an Palästina grenzendes Land schon in den ältesten Zeiten von Juden besucht und erhielt nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer eine starke jüdische Bevölkerung. In der in Nordarabien gelegenen Landschaft Chaibar lebten mehrere jüdische Stämme, welche unter einem Häuptling (Schaich) standen, gleich den christlichen Rittern befestigte Burgen inne hatten und ein Beduinenleben, auch wol Räüberhandwerk trieben. In ihrer Sprache, ihren Sitten und ihrer Lebensweise unterschieden sie sich nicht von den ihnen stammverwandten Arabern; sie standen ihnen an Tapferkeit nicht nach und rangen mit ihnen um die Palme der Dichtkunst, dabei hingen sie mit unerschütterlicher Treue an dem väterlichen Glauben; sie beobachteten streng die Feier der Sabbat- und Festtage und waren durch ein geistiges Band mit ihren Glaubensbrüdern in Judäa verbunden. Bezeichnend für den Sinn und Geist, der in diesen arabischen Stämmen herrschte, ist der von den Arabern wegen seiner Tugenden gefeierte jüdische Fürst und Dichter Samuel den Adija; er opferte lieber sein Kind, als dass er das Gut, das sein Freund Amrulkais ihm anvertraut hatte, dem Feinde desselben auslieferte, und tröstete sich über den Tod des Kindes, indem er ausrief: „Verrath ist ein Halsband, das nicht rostet; mein Sohn hat Brüder“. Der Einfluss der Juden auf die Araber war zu Anfang des 6. Jahrhunderts so gross, dass ein König von Jemen mit einem grossen Tlieil seiner Unterthanen das Judenthum annahm. Einer dieser jüdischen Könige von Jemen, Jussuf oder Dhu-Nowas, war ein so eifriger Jude, dass er, um die Misshandlungen, wtelche die Juden im byzantinischen Reiche erduldeten, zu rächen, mehrere christliche Kaufleute, welche in Handelsgeschäften nach seiner Hauptstadt kamen, hinrichten liess. Kaiser Justin I. veranlasste hierauf den äthiopischen König Elesbaa, dem das jüdische Reich längst ein Dorn im Auge war, Jussuf mit Krieg zu überziehen. Das Reich wurde zerstört, und Jussuf stürzte sich, um nicht in die Hände des Feindes zu fallen, von einem Felsen ins Meer (530). Das Judenthum, das bis auf den heutigen Tag aus diesen Gegenden nicht verschwunden ist, war von mächtigem Einfluss auf Mohammed und auf die Bildung seiner Religion, Islam genannt. Da er selbst des Schreibens und Lesens unkundig war, so entnahm er die Wahrheiten, die er im Islam zur Geltung brachte, dem Judenthum. Die Juden, mit denen er im Verkehr stand, wie Abdalla Ibn Salam, Phenias u. A. machten ihn mit den biblischen Erzählungen im Gewände liagadischer Ausschmückung bekannt. Die ganze Darstellung, die er seiner Lehre gab, ist jüdischer Färbung; er arabisirte gleichsam das Judenthum. Mohammed gab sich viele Mühe, die Juden für sich und seine Lehre zu gewinnen; ihnen zu Liebe führte er den Fasttag Aschura d. h. den Fasttag des 10. Tiscliri ein und bestimmte die Richtung des Gebetes (Kiblah) statt nach Mekka nach Jerusalem. Dennoch fand er nur eine kleine Anzahl Anhänger unter den Juden, der weithin grössere Theil liess sich nicht dazu bestimmen, dem unwissenden und selbstsüchtigen Mann als Propheten zu huldigen. Das anfangs freundlich sich gestaltende Verhältniss zwischen Islam und Judenthum schlug auch alsbald ins gerade Gegentheil um; es entbrannten zerstörende Kriege zwischen den Anhängern

20. Theil 2 - S. 415

1806 - Leipzig : Hinrichs
Von Karl d. Frank, b. a. d. Entd. v. Amerika. 415 der Ommijaden. Er war es, der das arabische Spa- nien durch Ackerbau und Kunstfleiß emporbrachte, und durch die mildere Behandlung der unterjochten Westgothen auch die, se zur Thäcigkeit für das Beste des Landes mit seinen Ara- bern vereinigte. Besonders hob sich der arabische Handel seit dieser Zeit,, da die spanischen Araber mit Byzanz in ei, nem lebhaften Verkehr standen, und ihre Fabrikate an die über die Inseln und Küstenländer des Mittelmeeres ausge, breiteten arabischen Völkerschaften absehtcn. Sein Nachfol- ger Al Hakam (961) erhöhte diese Thäcigkeit durch die Biüthe der Wissenschaften. In Cordova ward eine bedeu- dende Universität gestiftet, von wo aus die hier gebildeten Gelehrten sogar nach Asien gerufen wurden, und in allen übrigen arabischen Provinzen von Spanien ward durch ihn die literarische Betriebsamkeit angesacht und unterhalten. Selbst christliche Europäer studirlen itzt in Spanien, und die arabische Kultur warf ihren Wiederschein auf Frankreich, Italien, England und Teutschland. — Nach dem Erlö, scheu der Familie Ommijah in Spanjen sank aber die Macht des Khalifats von Cordova, da die Statthalter der arabischen Provinzen sich unabhängig zu machen, und in ihren kleinen Reichen unbeschrankt zu herrschen suchten. Das getheilte Interesse dieser kleinen Regenten schwächte die Kraft des ganzen arabischen Volkes in Spanien und beförderte die Siege des Königs von Kastilien A l p y 0 v s 6. Um gegen diesen ssich zu retten, rief der Khalif von Cordova die Glau- bensverwandten Morabethuns (Moraviden) aus Afrika (1037) zu Hülfe, die Marokko gebaut hatten, und zwar die Macht der Christen besiegten, sich aber selbst die arabi- schen kleinen Staaten allmählig unterjochten. } Das